Rachepläne von Demona ================================================================================ Kapitel 10: Pseudo-Bondage -------------------------- Ruki bedachte erst seine schwarze Tasche, dann Reita mit einem bösen Blick. „Tasche, Reita. Meinetwegen auch ‚Kampftasche‘. Aber keinesfalls Handtasche“, knurrte er. „Handtaschen sind was für Mädchen.“ Reita prustete und wäre fast von Kais Oberschenkeln gerutscht, da der immer noch verzweifelt vor sich hin bockte. „Nee, is klar. So eine Totenkopfapplikation aus Strasssteinchen macht das ganze auch unheimlich männlich. Und du“, er blickte auf Kai hinab, um Rukis mörderischem Blick auszuweichen und tippte dem Dunkelhaarigen kurz auf den Rücken, „hörst jetzt besser damit auf, so rum zu zappeln, ehe ich noch Gefallen daran finde.“ Schlagartig lag Kai still und vergrub mit einem resignierten Knurren das Gesicht in einem Kissen. Er wünschte nicht zum ersten Mal innerhalb der letzten Minuten ihren Sänger zum Teufel, als dieser kindlich quietsche: „Wie süß, Kai wird rot!“ Da reichte es Kai. Mit klaren und vor allem lauten Worten machte er den beiden anderen klar, was er von der momentan Situation hielt – oder setzte viel eher dazu an, denn plötzlich blieb ihm die Luft zum Brüllen weg, als Reita seinen Kopf ins Kissen drückte. Kai fing gerade an sich zu fragen, ob seine Bandkollegen ihn wirklich ersticken lassen würden, als sein Kopf vorsichtig wieder angehoben wurde und Ruki ihm schnell ein Halstuch vor den Mund band. Reita war inzwischen von seinen Beinen gerutscht. Kai ignorierte den Bassisten komplett, als er sich leicht seitlich zu Ruki drehte und versuchte, den Sänger durch pure Willenskraft und böse Blicke dazu zu bringen, ihm den Knebel und die Fesseln wieder abzunehmen. Immerhin sah der Sänger leicht unsicher aus. „Kai, das ganze tut mir wirklich leid. Aber es ist besser so, glaub mir. Wenn du nicht wieder anfängst rumzuschreien, nehm ich das Tuch wieder weg und wir unterhalten uns wie vernünftige Erwachsene, okay?“ Er ließ sich neben Kai auf dem Bett nieder und legte eine Hand auf seinen Kopf, eine Geste, die sicherlich beruhigend wirken sollte, Kai aber momentan nur noch wütender machte. Leider schaffte Kai es nicht, die pure Mordlust aus seinem Blick zu verbannen, als er Rukis Hand abschüttelte. Dieser seufzte daher nur resigniert und machte keinerlei Anstalten, ihn von dem Knebel zu befreien oder die Handschellen zu öffnen. „Ruki, meinst du nicht, dass das langsam alles etwas zu weit geht?“ Reitas Stimme war sanft, fast als fürchte er, Ruki zu noch drastischeren Maßnahmen anzustacheln, wenn er ihn reizte. Vehementes Kopfschütteln antwortete ihm. „Nein, Reita, wirklich nicht. Aber das kann ich dir jetzt und hier nicht erklären.“ Kai konnte nur raten, dass Ruki ihm bei diesen Worten einen Seitenblick zugeworfen hatte, denn er bemerkte, wie Reita sich hinter ihm vom Bett erhob und hörte das Grinsen in dessen Stimme. „Dann gehen wir doch runter in die Bar. Gib mir doch mal eben einen Gürtel“, meinte der Bassist fröhlich. „Wieso Gürtel…?“ fragte Ruki verwirrt, stand aber auf, um für Reita das Gewünschte aus einer Reisetasche zu suchen. „Damit Kai uns in der Zwischenzeit nicht davon spaziert.“ Seelenruhig machte der Bassist sich daran, Kais Fußgelenke mit dem Gürtel zusammen zu binden. Kai ächzte empört durch den Knebel und versuchte nach Reita zu treten, war aber gegen die Übermacht aus Pseudo-Bondage-Artists in Form von Sänger und Bassist erneut machtlos. Er sparte sich jeglichen Kommentar, da ein solcher von dem Knebel, der unangenehm nach Rukis Parfum schmeckte, sowieso unverständlich gemacht worden wäre und stieß lediglich ein dunkles Knurren aus. „Reita? Ich fürchte, Kai wird uns wehtun, wenn wir ihn nachher losbinden“, meinte Ruki beklommen, als die beiden Geiselnehmer sich auf den Weg zur Tür machten. Reita allerdings grinste nur. „WENN wir ihn losmachen, Ruki. WENN.“ Während die Tür ins Schloss fiel entschied Kai, dass scheinbar doch Reita der ernstzunehmendere Gegner war. ~*~ Uruha starrte immer noch verwirrt das Telefon an. Aoi starrte Uruha eine Weile ebenfalls verwirrt, dann neugierig und als dieser überhaupt nicht reagierte nach einiger Zeit sogar ein wenig ängstlich an. „Uruha…?“ wagte er schließlich zögerlich zu fragen. Der Angesprochene schüttelte noch einmal verwirrt den Kopf, ehe er seinen Blick vom Telefon löste und zu Aoi sah. „Kai ist ans Telefon gegangen. Ich denke, Ruki hat sich da ziemlichen Ärger eingebrockt.“ Uruha war ein wenig bleich um die Nase, aber Aoi glaubte trotzdem, eine gewisse Genugtuung in seiner Stimme wahrzunehmen. „Glaubst du wirklich, Ruki würde uns Drogen in ein Getränk mischen?“ Aoi ließ sich am Fußende aufs Bett fallen. Uruha seufzte und ließ sich neben ihm nieder. „Theoretisch nicht uns, Aoi. Dir.“ „Danke“, erwiderte der andere etwas säuerlich. „Jetzt schmoll nicht!“ wies Uruha ihn zurecht. „Ruki konnte nicht ahnen, dass Kai sich etwas wegen des Interviews einfallen lassen würde. Er wollte dich eigentlich etwas… zugänglicher stimmen um herauszufinden, was du dir bei der ganzen Sache gedacht hast.“ Aoi rückte ein Stück von ihm ab und starrte ihn verstört an. „Du wusstest davon?!“ „Nicht, dass er es heute versuchen würde. Ich wusste nur, dass er es generell mal erwähnt hat…“ Uruha brach ab und grinste schief, als er Aois verständnisloses Gesicht sah. Aber der leicht verletzte Ausdruck, der unter diesem Unverständnis lag, tat ihm weh. So auch Aois nächste Worte. „Ich bin auch dämlich. Ich hätte auf Kai hören und um dich und Ruki einen großen Bogen machen sollen“, grollte Aoi hilflos und ließ sich rückwärts aufs Bett klappen. Uruha wollte auffahren und alles abstreiten, klappte aber den Mund wieder zu, ehe er eine Silbe hervorgebracht hatte. Eigentlich hatte Aoi ja recht. Er stand auf, trat zum Fenster und sah unentschlossen hinaus. „Wie fühlst du dich?“ fragte er schließlich besorgt in das viel zu stille Zimmer. „Ich weiß nicht“, kam es gedämpft zurück. „Komisch. Mir ist irgendwie ziemlich warm.“ Schnell war Uruha neben Aoi auf dem Bett und legte ihm eine Hand auf die Stirn, die dieser erst grummelnd abwehren wollte. Uruha aber hatte eine weitaus günstigere Position als der halb liegende andere Gitarrist und hatte seine Hand schnell an Aois Stirn. Aoi verzog unwillig das Gesicht, ließ den anderen dann aber gewähren. „Uruha?“ fragte er schließlich ängstlich. „Weißt du, was genau Ruki in den Saft gemischt haben könnte?“ Er hatte dem kurzen Telefongespräch entnehmen können, dass der andere nichts Genaueres wusste, aber vielleicht hätte er eine Ahnung. Statt einer Antwort hörte er erst einmal nur ein Brummen. Uruhas tiefe Stimme aus diesem androgynen Körper zu hören, verwirrte Aoi manchmal immer noch. Er wollte fragend eine Augenbraue heben, wurde aber von Uruhas Hand, die noch immer auf seiner Stirn lag, daran gehindert. Warum wurde ihm auf einmal so warm? Sein Herz klopfte wie verrückt und er war sich der Nähe des anderen plötzlich sehr bewusst. Uruha, dessen Blick kurz überlegend abgeschweift war, deutete Aois sich windende Bewegung als Ungeduld. „Ich überlege ja schon! Es war irgendwas mit E… irgendetwas mit empathisch und entaktisch?“ Er kaute auf seiner vollen Unterlippe, und Aoi meinte zu spüren, wie seine Körpertemperatur noch um ein paar Grad anstieg. „Ha! Ich weiß es wieder: empathogen und entaktogen!“ freute Uruha sich. „Aha…?“ Aoi richtete sich halb auf und schob sich auf den Armen rückwärts etwas weiter aufs Bett. Dabei wirkte er wie eine ängstliche Krabbe, das war ihm klar, aber es brachte ein wenig Abstand zwischen ihn und den plötzlich merkwürdig erfreuten Uruha, der seine Flucht amüsiert beobachtete. Auf allen vieren folgte er Aoi zum Kopfende des Bettes, an das dieser sich gelehnt hatte, und sah dabei so verboten anziehend aus, dass Aoi… schnell den Kopf schüttelte und der festen Überzeugung war, dass eines der merkwürdigen Fremdwörter, die der andere benutzt hatte, sicherlich für ein aphrodisierendes Mittel stand. Warum sonst würden plötzlich solche Gedanken durch seinen Kopf spuken. Seine Gedanken mussten sich ziemlich deutlich auf seinem Gesicht wiederspiegeln, denn Uruha lachte und ließ sich auf seinen Fersen nieder, nur leicht zu Aoi geneigt, um diesen nicht zu sehr zu bedrängen. „Es bedeutet lediglich, dass man ungezwungener mit anderen Menschen Kontakt aufnehmen kann – ja, Aoi, auch Körperkontakt – und dass man seine eigenen Gefühle besser versteht“, dozierte er und beobachtete den anderen leicht lauernd. „Und muss ich dir jetzt wirklich haarklein erklären, warum ich so verletzt und wütend über dieses blöde Interview war, oder überspringen wir den tränenreichen Erklärungsteil und ich darf dich gleich küssen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)