Sakasama no chou von abgemeldet
(der umgedrehte Schmetterling)
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Kapitel 4: ein folgenschwerer Entschluss
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Leise prasselte der Regen auf die leeren Straßen.
Nur langsam stahl sich die Sonne durch die dunklen Wolken.
Die Gardinen hinter den Fenstern waren noch geschlossen, die Bewohner würden
frühestens in einer Stunde aufstehen um zur Arbeit zu gehen.
Abermals fuhr sich Akira mit dem Ärmel ihres Sweatshirts übers Gesicht.
Ihre Klamotten klebten mittlerweile schon auf ihrer Haut aber sie konnte es sich
nicht erlauben stehen zu bleiben oder sich irgendwo auszuruhen.
/Sie dürfen mich nicht finden. Ich muss weiter weg./
Die Erschöpfung spürte sie schon nicht mehr, auch nicht den Hunger, der ihren
Magen zum grummeln brachte.
Sogar ein Kind hätte in diesem Moment die Furcht in ihrem Gesicht bemerkt, die
sie einfach nicht unterdrücken konnte.
Laut patschten ihre Füße in die Regenpfützen und das Mädchen fühlte sich
mehr wie eine nasse Katze, als wie ein normaler Mensch.
Doch trotz allem hatte sie Angst.
Angst entdeckt zu werden.
Ja, sie war geflohen.
/Ich kann nicht hier in Japan bleiben. Ich darf es nicht!/
Keinen Tag länger hätte sie es in der Academy ausgehalten, nicht nach dieser
schrecklichen Wahrheit.
Endlich blieb sie stehen, der Regen durchnässte sie nun völlig.
Langsam legte sie eine Hand auf ihr Gesicht. /Weine ich? Oder ist das nur der
Regen?/
Traurig schaute sie ein geschlossenes Fenster an.
/Werde ich jetzt für immer weglaufen? Kann ich irgendwann wieder in Ruhe
leben?/
Sie wusste es wirklich nicht. Ihr war schleierhaft, was sie jetzt erwarten
würde.
Dann zog sie ihr Käppi tiefer ins Gesicht, schnell zur nächsten U-Bahn Station
sprintend.
Dabei überdachte Akira abermals die vergangenen Ereignisse.
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Noch völlig unter Schock stehend rannte sie in ihr Zimmer.
/Das kann nicht sein, das kann einfach nicht sein! Alles war eine Lüge. Alle
haben sie gelogen! Die Lehrer die Direktoren, alle wussten was passiert war und
trotzdem hat keiner was gesagt. Es wurde vertuscht, als wäre kein Menschenleben
verloren gegangen.
Sie kennen kein Mitleid, haben sie es je gekannt?/
Nun fing Akira an heftig zu zittern als die ganzen Geschehnisse zu ihr
durchdrangen.
Und da war so ein dunkles Gefühl in ihrer Brust. Es wollte endlich raus. Die
Ereignisse hatten es erst geschaffen und es wollte nun aus seinem Käfig.
Es war Hass.
Purer Hass auf die Alice Academy, die Lehrer und den Direktoren.
Doch wusste das junge Mädchen auch, dass sie ihm nicht nachgeben durfte,
standhalten musste. Sonst würde sie Fehler machen und sie hatte gelernt, dass
manche schnell zum Tod führten.
Noch ein paar tief durchatmend und leise auf sich einredend zog sie ihre
Schuluniform aus,
bis sie nur noch in ihrem blauen BH und Slip dastand.
Kurz schweifte ihr Blick dabei zu ihrem mannsgroßen Spiegel.
Was sie sah erschreckte sie jedoch.
Vor ihr schien ein völlig fremdes Mädchen zu stehen, es war blass, leicht
abgemagert und ihre Augen zeigten einen leeren, traurigen, verlassenden
Ausdruck.
Dann lies sie ihre Augen weiterwandern über die Wände dieses Zimmers und über
das Fensters. Jetzt war es nicht mehr ìhrs` und tief im innern wusste das junge
Mädchen, dass es es auch nie wieder werden würde.
Nein, falsche Hoffnungen machte sie sich von Anfang an nicht, schon als sie
ihren Entschluss
gefasst hatte.
Frei wäre sie dort draußen auch nicht.
Denn die Angst wäre immer da, egal ob sie lachen oder weinen würde, die Angst
wäre da.
/Es wird wohl Zeit sich für immer zu trennen. Diese Schule, die ich mein
Zuhause genannt hatte. Pah! Wieso hab ich diese ganzen Lügen nie bemerkt? Er
hat es zumindest getan. Ich war ja so dumm./
Leicht zitterte ihre Hand, als sie nach dem weiten Pulli und der Hose griff.
Das Risiko durfte sie einfach nicht eingehen, mit ihren alten Klamotten zu
flüchten. Die Chance war einfach zu groß, das irgendwo ein Peilsender
angebracht war.
Auch ihre anderen Sachen lies sie hier, nur ihr Sparbuch und ihren Ausweis,
natürlich nicht ohne vorher den Sender zu entfernen, steckte sie in einen etwas
größeren Rucksack.
Das einzig Gute an der Alice Academy war, dass sie ihren Schülern nicht gerade
kleine Summen Geld zufließen ließen, welches sie nach Gutdünken ausgeben oder
sparen konnten.
Zu Akiras Glück gehörte sie zu letzterer Gruppe, denn genau dieses würde sie
für ihre Flucht brauchen.
Sich noch schnell eine Jacke schnappend lief sie los.
Dabei jedoch immer versucht, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
Immer wieder musste sie an Ecken stehen bleiben, um zu hören ob jemand kommt.
Langsam bildeten sich kleine Schweißtropfen auf ihrer Stirn, die sie unwillig
mit einer Hand wegwischte.
/Es muss einfach klappen. Eine zweite Gelegenheit werden sie mir niemals
geben./
Gerade noch rechtzeitig wisch sie hinter eine große Mauer, als auch schon ein
Oberschüler an ihr vorbeiging.
/Das war echt knapp. Gut, er hat mich nicht bemerkt. Verdammt! Ich muss einfach
mehr aufpassen./
Dann noch einmal allen Mut zusammen nehmend rannte sie los. Jetzt ging es nur
noch um Schnelligkeit.
Ihr verschwinden würde so oder so in wenigen Stunden bekannt werden.
Nach einigen Minuten stand sie an der Außenmauer der Academy.
Bedrohlich und gefährlich bäumte sie sich vor ihr auf. Mit dem Kopf
schüttelnd schallt sich Akira selbst einen Narren.
„Mensch Mädchen, das ist nur eine Wand die kann dir nichts tun. Nur das
Schutzschild kann dir ein paar Probleme bereiten.“ Flüsterte sie zu sich
selbst.
Dann ballte sie die Hände zu Fäusten. Jetzt musste sie alles auf eine Karte
setzen.
Noch einmal alle Wut in sich zusammenbrauend versuchte sie es.
Mit einem ungeheuren Konzentrationsaufwand schwebte sie bis weit über die
Mauer.
Doch noch einmal keimten in ihr letzte Zweifel.
/Wenn es jetzt nicht klappt, dann bin ich tot! Dann kann ich Seiichi im Jenseits
`Hallo` sagen!/
Auf einmal ging alles so schnell. Akira hätte nicht sagen können, was als
erstes passierte.
Mit einer noch etwas größeren Kraftanstrengung versuchte sie durch den
Schutzschild zu Teleportieren.
Im gleichen Augenblick spürte sie den Kraft, die das Schild aussandte.
Nur mit zusammengepressten Zähnen schaffte sie es einen Aufschrei zu
unterdrücken.
Komischerweise fiel ihr in dem Moment, indem sie sich vor Schmerzen wand, dass
die Blitze von Jinno-Sensei dagegen richtig harmlos waren.
Noch einmal nahm sie ihre Energien zusammen und schaffte es tatsächlich raus
aus dem Feld.
Nur um sogleich die andere Seite der Wand hinunter zu fallen.
Doch das bekam Akira kaum noch mit, zu sehr tat ihr Körper von der Pein weh.
Gerade noch im letzten Moment besann sie sich eines besseren und bremste ihren
Fall noch etwas ab.
Trotzdem tat der Aufprall weh und alle Luft wurde plötzlich aus ihren Lungen
gepresst.
Kurz wurde es schwarz vor ihren Augen, nur um sie auch sogleich wieder
aufzuschlagen.
Erst dann bemerkte sie, das sie der Länge nach auf den kalten Steinen lag.
Ihre Augen blickten direkt in den wolkenverhangenen Himmel, ein paar Mal musste
sie noch blinzeln um alles klar zu sehen.
Und dann kam er wieder. Der Schmerz.
Sie spürte ihn noch immer durch ihren Körper kriechend und Akira wusste auch
ohne hinzusehen, dass sie sich einige Brandwunden geholt hatte.
„Scheiße verdammt! Wer hätte ahnen können, dass das Schutzschild auch so
stark ist.“
Nur langsam und leise stöhnend richtete sie sich auf.
Am liebsten wäre sie noch liegen geblieben, doch wusste sie auch, dass bald
jemand kommen würde um nachzuschauen.
Und dann wollte sie schon weit weg sein.
Immer noch leise fluchend und mehr stolpern als laufend rannte sie los.
Sie wusste nicht wie lange das so ging, dass sie rannte und sich abwechselnd
versteckte.
Sie sah nur, wie sich über ihr der Himmel dunkel färbte, der Mond und die
Sterne aufgingen, um dann einige Stunden später wieder zu verblassen.
Doch irgendwann in der Nacht kam der Regen.
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