One-Sot-Sammling 23 von Lesemaus (AlucardxIntegra, SerasxPip) ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Auftrag Mord Undercoveragentin zu sein ist nicht leicht. Man hat keine Freunde... Keine Familie... Nur sich selbst... Man kann niemandem trauen... Nicht einmal dem Nachbarn... Ich lebe normal damit, weil ich es nicht anders kenne. Seit ich bereits ein kleines Mädchen war, war ich Mitglied dieser Organisation. Ich kannte nur meinen Namen, Integra. Eltern hatte ich keine, ich wurde vor einer kleinen Kirche ausgesetzt, eiskalt, als wäre ich ein Paket, das man durch die Gegend schleppt und den erstbesten überreicht, dafür hasste ich meine Eltern abgrundtief. Ich wurde in der Organisation privat unterrichtet. Bis zu meinem zehnten Lebensjahr konnte ich alles, was ein Gymnasiast erlernte. Ich bekam Kampfunterricht, um mich "Draußen" wehren zu können. In fünf Jahren erlernte ich sieben Kampftechniken, fließend, keiner hatte gegen mich eine Chance. Mit dem Alter kamen Fragen in mir hoch, die es zu beantworten galt. Warum passierten bestimmte Dinge auf unserer Welt? Warum gab es Mord und Totschlag, wenn Gott doch wollte, dass wir alle in Frieden miteinander lebten? Mir wurde der Umgang mit Handfeuerwachen beigebracht. Scharfschütze, Vorhut, ich konnte alles genauso gut, wie ein Mann. Die Kunst der Dolche brachte ich mir selbst bei, da ich mich zwischen den Unterrichtseinlagen langweilte. Die anderen Schüler blieben weit hinter mir zurück. Es war so, als wäre ich fürs Kämpfen geboren worden. Als ich sechzehn wurde, nahm mich der Truppenführer das erste Mal mit auf eine Mission. Von ihm lernte ich Strategie und Vorsicht. Mit siebzehn führte ich alleine Jobs durch, die für jeden anderen Selbstmord bedeuteten. Nun bin ich achtzehn und habe schon mehr erlebt, als jeder Soldat auf dem Planeten. Ich bin klug, raffiniert und eine selbstbewusste Frau, die weiß, was sie will und wie sie es durchkriegt. Viele der Leiter unserer Organisation empörten sich darüber, ein junges Ding wie mich auf derart gefährliche Missionen zu schicken, doch mich störte es wenig. Ich bewies ihnen jedes Mal, dass ich alleine klar kam. Mein 18. Geburtstag lag noch nicht lange zurück, als ich von merkwürdigen Vorkommnissen in der Stadt hörte. Junge Mädchen verschwanden nachts spurlos und tauchten erst Tage nach ihrem Verschwinden wieder auf. Das fand ich merkwürdig, also übernahm ich den Fall, bevor es ein anderer machen konnte und begab mich auf die Jagd, nichts ahnend, was das Schicksal für mich bereithielt. Ich ging abends los auf Spurensuche, damit mich nicht jeder entdeckte und gleich anquatschte. Nachts war es für mich ungefährlicher, fast niemand befand sich mehr auf den Straßen außer Obdachlosen, Besoffenen oder Huren am Strich, die ihren Körper dem erstbesten anboten. Mein Weg führte mich zur letzten Unfallstelle, an dem das Mädchen verschwunden war. Ihr Name ist Kelly, sie wird seit zwei Tagen vermisst. Ihre Eltern haben schreckliche Angst um sie und sitzen momentan in psychiatrischer Behandlung, verständlich. Das Haus stand nur wenige Meter von der Tower Bridge in London entfernt. Mein langes, aschblondes Haar wippte immer zur Seite, so fern ich einen Schritt tat. Ich trug eine lange, schwarze Hose mit Lederstiefeln, dessen Absätze klagten. Unter meiner dicken Pelzjacke verbarg ich mein Streifenoberteil. Zum eigenen Schutz trug ich einen Revolver mit explodierenden Silberkugeln und Laservisier sowie zwei Silberdolchen bei mir. Alles um meine Oberschenkel mit Halterungen fixiert, trotzdem nicht für jeden erkennbar. An der Wohnung angekommen, blickte ich zuerst nach links und rechts, ehe ich meinen Dietrich aus der Hosentasche zog und an der Tür herum hantierte, bis es ein "Klick" machte und sie aufschnappte. Lautlos schlüpfte ich in die warme Wohnung. Da ich vorher den Grundriss des Gebäudes studiert hatte, wusste ich auch genau, wo sich das Zimmer der Verschwundenen befand. Ich schloss leise die Tür hinter mir und lehnte mich gegen jene. Zuerst ließ ich das Zimmer auf mich wirken, ob es hervorstechende Aufmerksamkeiten enthielt. Aber ich entdeckte auf den ersten Blick nichts. Nach und nach öffnete ich Schränke und Schubladen. Sah mir ihre Unterlagen, ihre Schulsachen, alles an. Ich fand ihr Tagebuch unter ihrem Kopfkissen. Ein ziemlich simples Versteck, meiner Meinung nach. Ich blätterte das Buch durch, bis ich zu den letzten Seiten kam, die sie vor ihrem Verschwinden schrieb. Ich las mir die Seiten durch und erfuhr, dass sie abends öfters ausgegangen war. Auf einer ihrer vielen Trips lernte sie einen Mann kennen, in den sie sich verliebte. Ich erfuhr nur noch aus den letzten Zeilen, dass sie ihn wieder sehen wollte und das schon bald. Danach waren die restlichen Blätter nur noch unbeschrieben. Also ein Club, überlegte ich. Es gab nur drei Clubs in der umliegenden Stadt, die Suche würde also nicht lange dauern. Mit einem Seufzer stand ich auf und machte mich daran die Wohnung zu verlassen, aber nicht, ohne ein Foto der Zielsperson mit zu nehmen. Leise schloss ich die Eingangstür hinter mir. Während ich den Weg auf die Brücke zusteuerte, vergrub ich meine Hände in den dicken Jackentaschen, um die Kälte wenigsten ein bisschen ab zu wehren. Auf der Brücke herrschte kaum Verkehr. Ab und an sah ich einen Wagen vorbei düsen, aber sonst nichts Großartiges. Die vereinzelten Lampen erleuchteten nur schwach den Asphalt, was mich doch ziemlich störte. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit, jedoch mied ich sie auch. Auf der Brücke herrschte eine leichte Briese, die mir manchmal ein paar lange Strähnen ins Gesicht wehte, die ich mir mit einer herrischen Geste weg strich. Außer das Klackern meiner Absätze hörte ich kaum etwas auf der Straße. Ich war an einen der abgelegensten Orte gekommen. Tappende Schritte hinter mir ließen mich inne halten. Erschrocken sah ich auf und wandte mich um. Ich dachte zuerst ich hörte einen Menschen, doch ich atmete erleichtert aus, als ich einen Hund erkannte. Der Hund hatte pechschwarzes, zotteliges Fell mit einem Nietenhalsband, was für mich eher einen negativen Aspekt darstellte. Seine Augen fielen mir sofort auf. Tiefrot, wie Vampiraugen. Aber was sagte ich da? Vampire gab es doch gar nicht. Ohne weiter auf den Hund zu achten setzte ich meinen Weg fort, bis ich bemerkte, dass das Tier mir folgte. Seufzend drehte ich mich noch einmal um. „Hör mal zu Kleiner, lauf doch nicht bitte dauernd hinter mir her, ich…“, fing ich meinen Satz an. Stoppte aber mitten im Reden. Moment Mal, der Hund stand da doch eben noch, aber jetzt ist er weg, wie geht das denn?, fragte ich mich verwirrt. Oh man, ich werd paranoid. Wahrscheinlich hab ich mir das alles nur eingebildet!, redete ich mir erfolgreich an. So musste es gewesen sein. Nichts weiter. Schulter zuckend setzte ich meinen Weg fort, erstarrte aber, als der Hund plötzlich drei Meter entfernt vor mir stand und mich mit sechs, statt zwei Augen anstarrte. Seine weißen Zähne blitzen im Dunkeln hervor, die scharf wirkten. Vorsichtshalber wanderte meine Hand unter meine Jacke zu meinen Waffen. „Was bist du?“, fragte ich das Tier leise. „Und mach mir nichts vor.“, warnte ich es. „Ich kenne mehr, als mancher Außenstehender wahrhaben will.“ „Schlaues Mädchen.“, sagte das Wesen, was kein Hund war. Der Hund hielt mit langsamen Schritten auf mich zu. Unterwegs veränderte es seine Form. Es wurde in tiefen, dichten Nebel getaucht, der sich in die Höhe ausbreitete. Am Schluss musste ich den Kopf in den Nacken legen, um die Person ansehen zu können, die nun aus der Schwärze erschien. Meine Kanone hielt ich bereits in der Hand, geladen, entsichert, bereit zu schießen, ginge es um mein Leben. Ein großer Mann stand mir gegenüber. Er trug einen schwarzen Anzug mit Sonnenbrille, obwohl es tiefste Nacht war. Seine langen, ebenfalls schwarzen Haare hingen wie flüssiges Silber über seinen Rücken. Er strahlte eine imposante Aura aus, die mir nicht behagte. Am liebsten wollte ich ihn ignorieren. Angespannte lauschte ich, was er mir zu berichten hatte. Neugierig umkreiste er mich, wie eine Raubkatze, die ihr Opfer ins Visier nahm. Ich ertrug die Blicke auf meinem Körper, bis er sich wieder auf mich konzentrierte. „Was macht ein junges Ding wie du um diese Uhrzeit hier? Noch dazu mit solchen Dingern.“, sagte er und sein Blick fiel auf meine Waffe, die ich bereits im Anschlag hielt. „Das ist allein meine Sache. Stecken Sie ihre Nase nicht in Dinge, die sie nicht verstehen.“, antwortete ich scharf. So ein aufgeblasener Kerl!, dachte ich. Ein kleines Kichern entwich meinem Gegenüber. „Du traust dich viel für einen Menschen.“, erkannte er an. Beugte sich dann aber zu mir herunter, bis er nur noch wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. Ich konnte seinen Atem über mein Gesicht streichen spüren, was mir eine Gänsehaut versetzte. „Doch manchmal ist es besser um zu kehren.“, raunte er mir zu. Was war das für ein Typ? Er machte mir Angst und das schaffte nicht jeder. „Was sind Sie?“, hauchte ich. Meine Stimme hatte einen wackligen Ton angenommen. Diesem Typen war ich nicht gewachsen, körperlich wie seelisch. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf die Lippen des Mannes, was zu meinem Entsetzen Eckzähne entblößte. Eckzähne! Nicht angeklebt, nicht künstlich hergestellt, echt! Ein lebensechter Vampir stand direkt vor mir. Mit der Situation kam ich gar nicht zu Recht, deswegen ging ich einen großen Schritt zurück, um Abstand zwischen seinen Zähnen und meinem Hals zu bekommen. Sicher war sicher. „Du scheinst schnell zu begreifen.“, lobte mich der Vampir. „Trotzdem, du gehörst hier nicht her. Das Mädchen, das du suchst ist nicht umsonst verschwunden. Steck deine Nase nicht zu tief rein, sonst ereilt dich dasselbe Schicksal. Und dann werde ich wieder da sein, dann allerdings, wirst du mir nicht entkommen.“, prophezeite er mir, bevor er in einer Nebelgang von einer Sekunde auf die andere verschwand. Ich stand ein paar Minuten noch völlig paralysiert an selber Stelle, bis ich mich fing. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Dieser Mann, dieser Vampir, hatte mir Angst eingejagt wie keiner bis jetzt und ich dachte, ich hätte vor nichts Angst. Wird man gleich eines besseren belehrt. Um unauffällig zu wirken, verstaute ich meine Handwaffe wieder in der Halterung an meinem Oberschenkel. Stur, ohne auf die Warnung des Vampirs zu hören, setzte ich meinen Weg weiter fort, Richtung Club. Mein Ziel war der berühmte Nachtclub „Orange“, bekannt. Der erste auf meiner Liste für heute Abend. Er lag am nahsten am Zielort. Vom weitem konnte ich schon die ersten Mädchen ausmachen, die ihre Stammplätze am Seitenrand des Clubs einnahmen. So tief würde ich mich nie herunterlassen, selbst wenn es mein Ende bedeutete, aber eine Nute wollte ich nicht werden. Mir war mein Körper wichtig und überaus heilig. Vor dem Club standen bereits prächtig herausgeputzte Limousinen, es würden also hauptsächlich reiche Leute anwesend sein. Ein Türsteher versperrte mir den Weg, als ich eintreten wollte. Kurz musterte er meine Gestalt, ehe er mich passieren ließ. Im Eingangsbereich nahm man mir meine Jacke ab. Zuvor hatte ich daran gedacht meine Waffen zu verstecken. Leider hatte ich außer in meinen versteckten Taschen in meiner Jacke keinen Platz dafür, ich musste also ohne Schutz in die Höhle des Löwen. Mir wurden auffallende Blicke zugeworfen, als ich eintrat. Mein Streifenhemd verstärkte diesen Effekt nur. Um meine nähere Umgebung einer systematischen Untersuchung zu unterziehen, setzte ich mich an die Bar auf einen Hocker. Der einzige Freie noch, ansonsten saßen rund herum nur Männer am Tisch. Einige Kellnerin liefen eiligst durch die Männerreihen, um auch ja jeden zu bedienen. „Was darfs sein?“, fragte mich der Barkeeper. „Ein Glas Fruitlight bitte.“, antwortete ich und er begann meinen Cocktail zu mixen. Ich hatte mir extra einen niedrigen Cocktail, der nur wenig Alkohol enthielt, bestellt. Schließlich war ich nicht hier, um mir einen schönen Abend zu machen. Es galt immer noch, das Mädchen zu finden. Ich nahm ein paar Schlücke von meinem Getränk, als es mir vor die Nase gestellt wurde und sah mich dann im Raum um. Helle Lichter kreisten im Raum herum, laute Musik dröhnte durch die Menge. Überall erblickte ich tanzende Männer und Frauen. Die Sofaecken waren komplett besetzt, einige standen sogar schon auf den Treppen und feierten dort. Vereinzelt sah ich Mädchen, die in einer merkwürdigen Pose an einem Mann hingen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Tanzte die Jugend heutzutage so? Eins der Mädchen hing so abstrakt an einem Kerl, als würde er ihr glatt…Ich sprach den Gedanken innerlich nicht aus, da mir die Erkenntnis in den Kopf schoss. Das hier war nicht irgendein Nachtclub. Es war ein Nachtclub für Vampire, die sich an jungen, unreifen Mädchen ergötzen konnten. Aber was hatte mein Opfer damit zu tun? Was veranstalteten sie mit den Mädchen, die sie ohnmächtig gesaugt hatten? Mein Blick fiel zufällig auf ein Paar, welches sich gerade durch die Hintertür verabschiedete. Der Mann jedoch trug das Mädchen auf den Armen, als könnte sie selbst nicht mehr gehen. Ich stand gemächlich auf und folgte ihnen, hoffte nicht jemanden auf mich aufmerksam zu machen, der mir gefährlich werden könnte. Ich konnte ihnen unbemerkt in den Hinterraum folgen, ohne wahr zu nehmen, dass die Falle bereits zu geschnappt hatte. Der männliche Vampir war bereits verschwunden, doch das Mädchen lag bewusstlos auf einem Sofa. Überall standen große Kisten herum, deren Sinn ich nicht erfassen konnte. Ich ging sofort zu ihr und überprüfte ihren Puls, er war schwach, aber da. Das ließ Hoffnung aufkommen. Ich nahm gerade mein Headpet heraus, um meinem Auftraggeber Bescheid zu sagen, was wahrscheinlich mit unserer Mandantin geschehen war. Grob wurde ich von hinten gepackt. Eine Hand hielt mir den Mund zu, die andere hielt meine Hände fest, sodass ich mich kaum rühren konnte. Mein Puls beschleunigte innerhalb von Sekunden auf hundertachtzig. Wer war das, der mich festhielt? Probeweise versuchte ich mich aus dem festen Griff zu winden, doch registrierte ich, dass ich nicht gegen die Person ankam. Ein widerlich stinkendes Tuch wurde mir von hinten auf den Mund gedrückt. Meine Umgebung nahm ich immer schlechter war, mein Bild verschwamm vor meinen Augen, bis ich den Kopf hängen ließ und kraftlos in den Armen meines Überwältigers zusammensackte. Kapitel 1: Auktion ------------------ Auktion Nur langsam kam ich wieder zur Besinnung. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an, das Denken viel mir schwer. Probeweise versuchte ich die Augen auf zu machen, sah aber die ersten paar Sekunden nur verschwommen, bis sich mein Blick klärte. Ich sah mich gut um, doch alles was ich erblickte war Schwärze. Meine Hände sowie Füße waren gefesselt, auf meinem Mund befand sich ein Klebeband, um mir das Reden zu nehmen. Ich lag in etwas kleinem drinne. Ich spürte Holz an meinem Rücken, wahrscheinlich eine Holzkiste, wo gerade so ein Mädchen in meinem Alter reinpasste. Dann fielen mir die großen Kisten wieder ein, die im Raum gestanden hatten. Waren die für den Transport der jungen Mädchen gewesen? Aber warum steckte ich dann auch in einer? Schließlich hatte man mich nicht angerührt, zu mindestens verspürte ich keinen Schmerz am Hals. Ich drehte mich in eine fast sitzende Position und tastete das Holz ab. Es schien massiv zu sein, schwer da durch zu kommen und meine Waffen hatte man mir auch abgenommen, wie ich feststellen musste, als ich an meinen Oberschenkel griff. Die Situation sah nicht gerade blumig für mich aus. Ich holte mit meinen Beinen aus und trat so kräftig gegen eine der Holzwände, wie es ging. Nichts ging, die Holzwand ließ keinen Millimeter nach. Ich probierte es ein zweites Mal, aber auch dieser Versuch brachte nichts. Plötzlich klopfte jemand von außen an meine Kiste, sodass ich erschrocken zusammenzuckte. Wer war das wohl gewesen? Eine Stimme ertönte von außen, die ziemlich genervt klang. „Hör auf so einen Krach zu machen, dass nützt dir auch nichts! Also sei schön brav und halt still.“, sagte man zu mir. Damit ich mir keinen Ärger einbrockte, verhielt ich mich zunächst ruhig. Angestrengt lauschte ich dem Mann, der mich zur Ruhe beordert hatte, anscheinend war noch ein zweiter Mann im Raum, dass ich in einem Lkw transportiert wurde konnte ich auch gewissenhaft ausschließen, da ich sonst die Befahrenheit der Straße gespürt hätte. Ich musste mich also in einem Gebäude aufhalten, doch in welchem und vor allem Dingen wo? Meine zwei Wachen unterhielten sich, leider schnappte ich nur Gesprächsfetzen auf, da sie immer leiser wurden. „Ist das wirklich nötig, dass wir hier auf sie Acht ge…“ „Du weißt doch, was er sonst macht…“ „Auktion müsste auch demnächst stattfinden, die Kosmetiker kommen auch…“ Mehr Gesprächsfetzen konnte ich leider auch nicht aufnehmen. Anscheinend fand bald eine Auktion statt, mit den gefangenen Mädchen und mir. Wir wurden extra bewacht und sollten nachher noch hergerichtet werden. Die Auktion diente bestimmt dazu, die Mädchen an reiche Leute zu verkaufen, so verschwanden sie also. Und sie konnten nicht das Geringste machen, um sich zu wehren, da sie Blutarm waren, zu mindest alle außer mir. Fürs erste musste ich meine Situation akzeptieren und still halten, bis ich eine Möglichkeit zur Flucht sah. Den Peilsender, den ich bei mir trug, hatten sie auch längst entdeckt und zerlegt. Meine Kollegen wussten bestimmt nur noch, dass ich in den Club gegangen war. Der Rücken tat mir bereits in der kleinen Kiste weh, bevor ich endlich befreit wurde. Der Eingang der Kiste war mit Nägeln versehen worden, sodass erst ein Brecheisen zur Hand genommen werden musste, um mein Transportmittel überhaupt auf zu bekommen. Grelles Licht schien mir entgegen, als man den Deckel entfernte. Grob wurde ich am Arm gepackt und hochgezerrt. „Das ist die Letzte für Heute.“, ertönte eine Stimme neben mir. „Gott sei Dank. Irgendwann gehen selbst mir diese Weiber auf die Nerven.“, sagte der Mann, der mich hochgezerrt hatte. Ich erkannte an seiner Stimme, dass es der Mann war, der mich auch zur Ruhe beordert hatte. Ein edler gekleideter Mann mit braunen Haaren. Sein Kumpane trug einen dunkelblauen Anzug und weiße Haare mit einer Brille kombiniert. Er machte eigentlich einen freundlichen Eindruck, welche aber nur Fassade war, sonst würde er nicht eine solche Arbeit betreiben. Mein Wächter führte mich zu einem Stuhl neben einem Tisch und drückte mich unsanft in diesen. Mit verengten Augen sah er auf meine Gestalt hinunter. Kalt erwiderte ich seinen Blick. Mit einem Ruck zog er mir das Klebeband vom Mund, das es schmerzte. Ich biss mir auf die Lippen, um jeden Laut zu unterdrücken, Genugtuung wollte ich diesem Typen nicht geben. „Ein schönes Exemplar.“, sagte er mehr zu seinem Kollegen als zu mir. „Aber ich versteh einfach nicht, warum wir sie nicht umgebracht haben. Schließlich hat sie bei uns rumgeschnüffelt!“, fragte er den anderen Mann. Dieser seufzte angestrengt. Dieser Kerl war wohl nicht die Leuchte vom Himmel. „Du weißt doch, dass sie für ihn bestimmt ist. Er mag nun mal die etwas wilderen Kätzchen und er möchte sie immer unversehrt haben.“ „Oh ja, er!“, stöhnte mein Gegenüber. „Mal sehen wie lange sie bei ihm durchhält, die Letzte hat…Wie lange hat die Andere noch mal durchgehalten?“, wandte er sich wieder dem anderen Mann zu. „Eine Woche, wenn du Hin- und Rücklieferung mitberechnest, ansonsten nur fünf Tage.“ Ein hämisches Grinsen legte sich auf die Lippen der Hohlbirne, die mich festhielt. „Viel Spaß, meine Turteltaube. Ich bin gespannt wie lange du das Rennen machst.“, höhnte er, ehe er eine junge Frau herbat, die soeben in den improvisierten Umkleideraum getreten war. „Schön das du hier bist, Mana. Hier ist das Mädchen, das du herrichten sollst. Sie ist noch frisch, pass also bei ihr besonders auf, sie ist für den Grafen vor reserviert.“, gab er ihr Anweisungen, die ich nicht ganz verstand. „Sehr wohl, mein Herr.“ „Gut, dann werden wir euch jetzt alleine lassen.“, sagte er, bevor er mit dem anderen Mann den Raum verließ. Erstaunt musterte ich das Mädchen ausdruckslos. Sie war vielleicht zwanzig, also nur wenige Jahre älter als ich. Sie hatte blondes Haar, jedoch kurz gehalten und trug normale Dienstkleidung. Ihre Augen sahen leer auf mich hinunter, als würde sie innerlich bereits tot sein. Sanft löste sie mit einem scharfen Messer meine Fesseln, die leicht in meine bleiche Haut geschnitten hatten. „Wie Ihr bereits wisst heiße ich Mana. Ich bin momentan Eure persönliche Designerin, die euch zu Schminken und Anzukleiden hat.“, gab sie mir ein bisschen Auskunft von sich, was mir aber nicht viel weiterhalf. Ich wusste noch immer nicht, wo ich mich genau befand. „Wo bin ich hier?“, fragte ich mit monotoner Stimme. „Es ist besser für Euch es nicht zu wissen. Zu viel Wissen ist in unserer Welt gefährlich. Sie erfahren nicht mehr von mir, als das Sie sich bei einer Auktion befinden.“ „Und was wird versteigert?“, fragte ich. Kurz hörte sie auf die Schürfungen mit einer Pflegecreme zu versorgen und sah mir mitleidig in die Augen. „Ihr…und viele andere Mädchen auch.“, flüsterte sie nur noch. Wie bitte? Oh man, wo war ich hier nur wieder rein geraten. Hinter diesen ganzen Entführungen steckte ein weit verzweigter Kreis. Als ich nichts mehr dazu sagte, begann die junge Frau mich zu schminken. Ich hasste Schminke, schließlich hatte ich nie genügend Anlässe, um überhaupt in Erwägung zu ziehen, welche zu tragen. Ich bekam passend zu meinen intensiv blauen Augen, bläuliche Schminke mit weiß vermischt. Als Lippenstift trug sie mir nur Lipgloss auf, wofür ich ihr auch reichlich dankbar war. Den ganzen Tag den Mund verklebt haben wollte ich nun auch nicht. Meine aschblonden Haare kämmte sie ordentlich durch, dass sie sich nachher seidig und weich anfühlten. Mit wenigen geschickten Handgriffen steckte sie sie zu einer Hochsteckfrisur zusammen, welche sehr edel aussah. Ich bekam dazu Ornamente wie blaue Rosen ins Haar, die meine Weiblichkeit betonen sollten. Danach reichte sie mir ein Kleid, welches ich anziehen sollte. Mein Geschmack war es jedenfalls nicht, als ich es sah, viel zu blumig. Im Rumpfbereich hatte es die Beschaffenheit eines Korsetts, welches mit einzelnen Blumen verziert wurde. Zwei lange Bänder führten zum Nacken, um es dort umzubinden, damit es nicht rutschte. Ab dem Bauch spaltete sich das Korsett in eine Dreiecksform und tauschte den Stoff mit einem seidenem, mehr beschichtetem, der je weiter er nach unten reichte, an Dicke abnahm und einen leicht durchsichtigen Eindruck hinterließ. Der Stoff war ebenfalls mit Blumenornamenten bestickt, jedoch waren diese kleiner, als auf dem Korsett. Am Saum des Kleides kamen einzelne Pflanzenranken dazu, die in einem helleren Ton gehalten waren. Ich zog mich in einer Umkleideraum um, wobei mir Mana helfen musste, als ich den Reißverschluss am Rücken zu ziehen wollte, die Bänder im Nacken bekam ich alleine hin. Die Schuhe waren ohne Absätze, sie ähnelten Ballerinas. Diese zu tragen, verursachte mir keine Probleme, aber das unangenehme Gefühl von Nacktheit. Meine Schultern waren immerhin frei, dass mir dann doch unangenehm. Um meinen Hals legte Mana eine Reihe von Ketten, die aus fein gearbeiteten Perlen bestand sowie natürliche auch Ohrringe, nur meine Handgelenke blieben unverdeckt. Stolz bewunderte die junge Frau ihr Werk, welches ich kaum beachtete. Weder gefiel es mir sonderlich, noch stand es mir oder passte zu meinem Charakter. Hätte ich irgendeine Waffe gehabt, wäre ich schon längst abgehauen. Aber diese Räume wurden sehr gut bewacht, dass mir nur eine seltene Gelegenheit zur Flucht gab. „Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden, Miss. Die Herren warten nie gerne.“, forderte sie mich auf. Innerlich fluchend folgte ich ihr aus dem Raum. Wir traten zusammen auf einen breiten Flur. Ich stellte fest, dass sich viele Räume aneinander reihten, jeder einzeln bewacht, meiner war da keine Ausnahme. Die zwei Herren von vorhin warteten bereits und begleiteten uns anschließend in einen Vorführraum, wie mir Mana erklärte. „In diesem Raum müssen Sie warten, bis Sie aufgerufen werden. Anschließend gehen Sie mit einem der Männer auf die Bühne und dort findet dann die Auktion statt.“, erklärte sie zu Ende. „Ich hoffe nur Sie bekommen einen der freundlichen Sorte.“, gab sie leise zu mir zurück, damit unsere Begleiter nichts davon hörten. Im Vorführraum ließ man mich alleine. In verschiedenen Ecken erkannte ich zusammengekauerte Gestalten, die ziemlich bleich und hoffnungslos aussahen. Ich hielt Ausschau nach meiner Zielperson, doch das gesuchte Mädchen befand sich nicht unter den Anwesenden. Vielleicht bekam ich sie noch irgendwo bei der Auktion zu sehen, hoffte ich jedenfalls. Auf den Auktionsraum allgemein hatte ich keine Sicht, ich wusste nicht wie viele Leute kamen und vor allem Dinge, was für Leute kamen. Was für Wesen, nachdem ich neulich einen Vampir getroffen hatte, glaubte ich mittlerweile sogar an Werwölfe. Ich setzte mich an eine der Säulen, die den Raum stützte. Zwei Strähnen meines Haares fielen mir ins Gesicht, jeweils rechts und links eine, die sich aus der Hochsteckfrisur gelöst hatten. Ein bisschen spielte ich an ihnen herum, um die Langeweile zu unterdrücken. Ich besah mir den Raum, auf eventuelle Fluchtmöglichkeiten, doch genau wie vorhin gab es Wachen. Ein kleines Fenster führte in die Freiheit, aber es lag zu weit oben, um auch nur am Entferntesten daran zu gelangen, noch dazu im Kleid. Vom Nebenraum hörte ich nach einer Weile Stimmen, die etwas ankündigten. Anscheinend begann die Auktion, die mein Leben und das der anderen Mädchen, die ziemlich bleich im Gesicht aussahen, in erhebliche Gefahr brachte. Ich war, im Gegensatz zu den Mädchen, nicht nervös, ich erwartete das Kommende mit einer Ruhe, die für jeden Außenstehen unverständlich schien. Ich war nicht das erste Mal in so einer Situation, wusste also was genau ich zu tun hatte. Nicht über meine Arbeit reden und so unauffällig wie möglich bleiben, was sich hier allerdings als schwierig herausstellte, wenn man in so ein bescheuertes Kleid gesteckt worden war. Ein Mann trat ins Zimmer, den ich noch nicht kannte, aber er fiel mir sofort an seinem Benehmen auf. Er kniete sich vor ein Mädchen hin, welches anscheinend an der Reihe war vor zu treten, aber er zerrte es nicht einfach hoch zu meiner Verwunderung. Er half ihr freundlich auf und mit einem Lächeln auf den Lippen. Es waren wohl nicht alle so ekelhafte Typen, wie einer meiner Begleiter von vorhin. Jedes Mal, wenn ein Mädchen abgeholt wurde, sah ich den armen Dingern nach, in ihnen sah ich auch mein Schicksal. Schließlich blieb nur noch ich übrig. Warum war ich überhaupt die Letzte? Ich unterschied mich nicht gerade viel von den anderen, aber na ja, sie hatten bestimmt ihre Gründe. Ich stand auf, als ich Schritte hörte und verschloss mein Gesicht zu einer kalten Maske, um das aufkommende Gefühl von Angst zu unterdrücken. Der Mann, der vorher die Mädchen abgeholt hatte, John, hob eine Augenbraue unter seiner Brille, als er mich stehend fand. Um seine Überraschtheit zu überspielen, bat er mich ihm zu folgen. Nur widerstrebend tat ich es, aber eine andere Wahl blieb mir momentan eh nicht. Ich musste einfach nur auf eine Chance warten. Unterwegs versuchte er vergeblich mit mir ein Gespräch auf zu bauen, er wollte wohl meine Nervosität, die ich mir nicht anmerken ließ, dämmen. „Keine Sorge.“, sagte John ruhig zu mir. „Es ist längst nicht so schlimm wie du glaubst. Den meisten Mädchen ergeht es besser, als früher bei ihnen Zuhause.“ Der Typ ging mir auf die Nerven. Mich gegen meinen Willen gefangen zu halten war eine Sache, mir dann aber auch noch Honig ums Maul schmieren zu wollen, das Letzte. Mitten im Schritt hielt ich an. Augenblicklich trat ein wütender Ausdruck auf mein Gesicht, John blieb überrascht neben mir stehen. „Komm bitte, man wartet nicht gerne. Du brauchst keine Angst…“ Weiter ließ ich ihn nicht reden. Mit einer herrischen Geste brachte ich ihm zum Schweigen. „Glauben Sie eigentlich selbst den Quatsch, den Sie da von sich geben?“, fragte ich ihn wütend. „Ich bin keins dieser kleinen, unschuldigen Mädchen, die verpeilt durch die Welt gehen!“, zischte ich ihm zu. „Ich weiß längst, was hier abgeht. Diese „Auktion“ ist in Wahrheit eine Vampirmesse, wo sich die ach so großen Herren neue Betthäschen als Blutkonserve aussuchen! Wir sind nur Nahrung für Euch!“, beendete ich meine Rede, die lauter ausfiel als gedacht. „Woher weißt du so viel?“, fragte mich John. „Du kannst keine normale Schülerin sein!“, sagte er nachdenklich. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. „Wer hat das denn behauptet, dass ich „normal“ bin?“, fragte ich hämisch und ging weiter, ihn erstaunt zurücklassend. Ich war fast auf der Bühne angelangt, als John mich einholte und neben mir herging. „Wer bist du?“, fragte er flüsternd, um nicht die Aufmerksamkeit des Leiters der Auktion oder eine der Gäste auf sich zu lenken. „Du bist keine von uns, aber auch keine von den anderen.“ „Aah, da kommt auch endlich unser letztes Juwel.“, erklang die Stimme des alten Mannes, der am Podest die Leitung der Auktion hatte. Ein anderer Mann, der die verblüffende Ähnlichkeit eines Gefängniswärters hatte, trat auf mich zu und legte mir ein Armband um, welches an einer langen, metallenen Kette gehalten wurde. Eine Art Leine oder was?, lachte ich in Gedanken. Bevor ich jedoch weiter nach vorne geführt wurde, ließ ich mich dazu herab, dem kleinen John eine Antwort zu geben. „Sunt unul din voi la moartea ta.“, gab ich ihm eine schwerwiegende Antwort, die ihn für kurze Zeit erstarren ließ, bevor er sich von der Bühne begab. Ich wurde währenddem von dem Wachmeister bewacht. Eine Leine!, spottete ich. Als wenn mich so etwas Einfaches aufhalten könnte, aber nun ja. Fürs erste ließ ich die Auktion über mich ergehen. „Unser Startangebot von diesem schönen Wesen liegt bei 100.000 Pfund. Wer bietet mehr?“, fragte der Leiter laut in die Halle. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, sodass mir die Haare ein wenig Schutz vor neugierigen Blicke baten. Einige Rufe wurden in der Halle laut, die mir gar nicht gefielen. „Wir können sie ja kaum erkennen, warum dreht sie sich nicht mal, damit wir mehr von ihr sehen?“ „Wie ist ihre Blutgruppe?“ „Ist sie noch Jungfrau?“ All solche Beschwerden wurden laut, die mir den Magen umdrehten. Vampire waren echt das Letzte. „Schon gut, schon gut, Ihr seid aber auch mal wieder ein anspruchsvolles Publikum.“, beruhigte der Auktionsleiter. Mit einer Handbewegung erteilte er dem Wächter irgendeinen Befehl, den ich nicht erfassen konnte, ich wusste nur, er hatte irgendetwas mit mir zu tun. Ein Ziehen meiner Leine lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Wächter neben mir. Er zog daran, als wolle er, dass ich mich einmal um die eigene Achse drehe. Damit die Herrschaften mich noch mehr begaffen konnten?! Nein danke! Absichtlich stellte ich auf stur und blieb auf der Stelle stehen. Grob wurde ich am Kinn gepackt. Mein Kopf wurde hoch gedrückt, sodass jeder mein Gesicht sehen konnte, welches ich vorher vorzüglich versteckt gehalten hatte. Ich schlug die Hand weg, die mich festhielt und erntete ein erstauntes Raunen. „Baril la mine si tu esti mort!“, zischte ich dem Wächter zu, der einen Schritt zurückwich. „Was ist das für ein Mädchen?“, rief man. „Woher beherrscht sie diese Sprache?“ „Warum kann sie sich noch wehren?“ Ein einzelnes Klatschen ertönte, welches die Rufe übertönte, bis diese komplett verstummten und alle Anwesenden sich entgeistert an einen Herren wandten, der ca. in der fünften Reihe Platz genommen hatte. „Die Kleine gefällt mir.“, sagte er süffisant mit schmeichelnder Stimme. Er hielt ein Schild hoch, welches dazu diente, den Auktionspreis der jeweiligen Ware an zu nehmen. Er bot also für mich 100.000 Pfund. Beim Näheren betrachten von ihm, viel mir auf, dass ich ihm schon einmal begegnet war, zu mindestens glaubte ich das. Es war gar nicht mal lange her. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr Ähnlichkeit hatte er dem Mann nachts auf der Brücke, dem ich aus Zufall begegnet war. Oh nicht doch, alles bloß nicht der!, betete ich in Gedanken. Gegen die anderen Schwächlinge kam ich ja noch mit meinem Mundwerk an, aber bei dem wurde das eher zur Tortour. „Okay.“, rief der Leiter aus. „Damit hätten wir das erste Gebot von 100.000 Pfund von Graf Vladimir. Wer bietet mehr für diese Schönheit?“ Abwartend blickte der Leiter, stichelte die anderen Vampire aber noch an, damit er mehr an Geld einnahm. „Kommt schon, kommt schon, diese Schönheit ist es doch wirklich wert!“, rief er aus. „Beeilt euch sonst ist das schöne Ding weg und ihr habt das Nachsehen.“, munterte er die restlichen Vampire dazu auf, mit zu bieten. Schließlich gingen die Schilder Reihenweise hoch. Das Gebot schlug sich von 100.000 bis eine Million hoch. Ich stand nur starr da, zeigte so wenig Gefühle wie es ging. Mein Wächter traute sie Gott sei Dank nicht mehr an mich heran, als ich ihn grob abgewiesen hatte. Gespannt schaute ich in die Menge, momentan stand das Gebot bei einem älteren Vampir, der schon in die Jahre gekommen war. Als ich bereits glaubte so gut wie verkauft zu sein, ging ein einzelnes Schildchen hoch. Es zeigte die Summe von 1,5 Millionen Pfund und dieses vermaledeite Schild kam nur von einem Vampir, meine persönliche Hölle. Vladimir oder wie immer er sich auch nannte. „Ein neues Gebot von 1,5 Millionen Pfund steht. Wer bietet mehr?“, fragte der Auktionsleiter in die Menge. Vladimir suchte meinen Blick, kalt erwiderte ich seinen, was ihn zum Grinsen brachte. „Zum Ersten…zum Zweiten…Zum Dritten…Verkauft an Graf Vladimir!“, erklang die laute, zufriedene Stimme des Leiters.“ „Hiermit möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie an unserer Auktion teilgenommen haben. Besuchen Sie uns bald wieder.“, beendete der Leiter die Auktion gleichzeitig. Viele der Gäste erhoben sich bereits und verschwanden im Eingangsbereich der Halle, um ihre Mäntel ab zu holen, damit sie sich nach Hause begeben konnten. Ich musste auf der Bühne warten, da mein neuer Besitzer noch auf sich warten ließ. Mit gemächlichen Schritten trat er an die Bühne heran. Der Wächter überreichte ihm meine Leine, die ich noch ums Handgelenk trug. „Darf ich bitten?“, sagte er angriffslustig. „Dacă credeţi că ar avea un joc uşor, apoi vă sunt confundate imens!“, zischte ich dem Grafen zu. Der Wächter setzte zu einem Schlag nach mir an, doch Vladimir bedeutete ihm es zu lassen. „Lassen Sie das mal mein Problem sein.“, sagte er selbstsicher. Mit ihm hatte ich wirklich ein hartes Los gezogen, Leute kommt endlich her! Sunt unul din voi la moartea ta. – Ich bin eine von Ihnen, die Euren Tod bedeuten. Baril la mine si tu esti mort! – Fass mich an und du bist tot! Dacă credeţi că ar avea un joc uşor, apoi vă sunt confundate imens! – Wenn du denkst, du hättest leichtes Spiel, dann irrst du dich! Hier ein paar Übersetzungen für euch, damit ihr auch wirklich alles versteht^^ Hoffe ich habe das Kapi spannend genug gestaltet^^ Auf ein paar Kommis freue ich mich weiterhin^^ Kapitel 2: Weihnachtsspecial: Der Schneeengel --------------------------------------------- „Der Schneeengel“ Es hatte geschneit und wie! Noch immer fielen dicke Schneeflocken den Boden und ich streifte mir eilig meinen langen Mantel über, der mir bis zu den Knien reichte, um mich in das Schneegestöber zu stürzen. Bei einem wollte blieb es dann auch, denn die Stimme meines Vaters verhinderte mein Vorhaben, so wie sie mir fast jeden Spaß raubte, den ich in den letzten Monaten haben wollte! „Integra, du gehst nicht in dieses Schneegestöber hinaus. Dein Privatlehrer wartet bereits in deinem Lehrzimmer auf dich. Du hast noch zwei Französischstunden vor dir, von den Geigenstunden einmal abgesehen.“, erklang die strenge Stimme meines Vaters und ich ließ resigniert mein e Schultern sinken. „Ja, Vater.“, sagte ich leise, aber so, dass er es hören konnte. Laut hallten seine Schritte durch den Gang, als sie sich entfernten. Seufzend schaute ich noch einmal aus eines der großen Fenster der Eingangshalle, ehe ich mir meinen Mantel wieder auszog und auf den Hacken zurückhängte. Warum machte mir mein Vater immer einen Strich durch meine Rechnung, wenn ich mich einmal von meinen Aufgaben entspannen wollte?! Mein Privatunterricht ging von acht Uhr morgens, bis sechs Uhr abends und wenn ich es wirklich genau nahm, hatte ich noch eine ganze Viertel Stunde zu meiner nächsten Unterrichtseinheit. Warum also wollte mich mein Vater vom Schnee fernhalten? Es gab doch gar nichts wunderbareres, wenn man den gefrorenen Regen vom Himmel segeln sah! Die Hände in die Hüften gestemmt, dachte ich nach. Sollte ich mich dieses eine Mal gegen meinen Vater auflehnen? Ich gehorchte ihm aufs Wort, war er doch meine engste Bezugsperson, die ich hatte, seit meine Mutter gestorben war, als ich zwölf Jahre zählte, doch nun mit siebzehn wollte ich Freiheiten haben, die mein Vater nicht verstand. Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen schnappte ich mir meinen Mantel zurück, band ihn mir eilig um und schlich mich aus dem Anwesen. Normaler Weise benutzte ich für einen Spaziergang immer die offiziellen Wege, damit die Soldaten ein Auge auf mich hatten. Mein Vater war einer der höchsten Adligen ganz Englands und ihm lag viel an meiner Sicherheit, gerade weil es Leute gab, die auf ihn eifersüchtig waren. Genau wie…damals bei meiner Mutter. Noch heute habe ich die Alpträume von damals. Sehe, wie mich der Schuss treffen sollte, doch meine Mutter sich vor mich stellt und ihn abfängt…sehe das Blut auf meinem weißen Kleid, dass Blut meiner Mutter…sehe wie sie in meinen kleinen Ärmchen stirbt, die Angst um mich in ihren Augen werde ich wohl nie vergessen können…häufig wache ich dadurch schweißgebadet in meinem Bett auf und kann nicht mehr schlafen. Sie hatte das Leben ihrer Tochter über ihr eigenes gestellt und mir damit das Weiterleben ermöglicht. Aber… Was war dieses Weiterleben? Ich war den ganzen Tag Zuhause eingesperrt, seit Jahren schon, hatte meine Pflichten zu erfüllen, zu lernen. Außer dem Butler Walter hatte ich im Haus keinen einzigen Freund. Die Protestanten, die sich jeden Tag mit meinem Vater beschäftigten, waren mir zu arrogant, sie hielten nichts von Mädchen in der Politik, da ich aber einmal dieses Anwesen erben würde, würden sie mich am Hals haben und diese Tatsache ließen sie mich bereits jetzt schon spüren! Die höflichen Anlässe, zu deren Zweck ich einzig das Anwesen der Hellsings verlassen durfte, waren beinahe noch unerträglicher. Adlige Jungen und Mädchen rissen sich um meine Gust, weil sie wussten, dass ich einmal reich erben würde, aber keiner interessierte sich für mich! Für die Person, die hinter dieser aufgesetzten Maske steckte und das machte mich traurig. Darum hegte ich nicht mehr Kontakt nach außen, als es nötig war. So ganz in meinen Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wohin mich meine Füße trugen und ich fand mich am Rande des Sees wieder, auf dem ich früher Schlittschuhgelaufen war, als Vater noch Humor besaß. Gedanken durchströmten mich, die ich lieber nicht haben sollte. Manchmal fragte ich mich, wozu ich überhaupt am Leben war, wenn der ganze Tag nur für das ewige Lernen draufging, ich keine Freunde hatte und mein Vater sich lieber mit seinen Geschäftspartnern herumschlug, anstatt sich um sein eigen Fleisch und Blut zu kümmern. Mit gesenktem Kopf trat ich ans Ufer des zugefrorenen Sees, auch wenn kein Flecken Wasser über dem Eis zu sehen war, wusste ich, dass noch eine lange Zeit vergehen würde, bis das Eis sicher zum Betreten war. Sollte ich oder sollte ich nicht? Einerseits hatte ich Angst, dieselbe Angst, die ich damals bei Mutters Tod verspürt hatte, andererseits dachte ich mir, dass es nun nicht mehr schlimmer kommen konnte, bedachte man, dass ich eh bereits alleine auf der Welt war…allein gelassen. Jedes Jahr brachen in diesem See viele Leute ein, was auch zum Teil daran lag, dass sie sich mit der Tiefe des Wassers unterschätzen. Anstatt, dass der Boden seicht nach und nach abstieg, konnte man bereits ab der Höhe des Knies nicht mehr stehen, da es danach steil nach unten ging. Ich stieg auf den Bootssteg, der fünf Meter auf den See raus führte und protestierend unter meinem Gewicht knartschte, obwohl ich mal gerade fünfzig Kilo wog, viel zu leicht für meine Altersklasse, aber egal wie viel ich aß, ich nahm einfach nicht zu. Finstere Gedanken überfielen mich. Tat es weh sich umzubringen? Verspürte man Schmerzen dabei, die einen derart überwältigten, dass man doch lieber wieder Leben wollte? Oder war sterben… einfach? Friedlich? Wurde man von jemanden vermisst? Stand jemand jeden Sonntag am Grab und legte frische Blumen nieder? Oder wurde man vergessen, sobald die Beerdigung vorbei war und man sich drei Meter unter der Erde befand? Kam man in den Himmel oder kam man in die Hölle? Wer entschied das? Wie wurde das entschieden? Ich beschloss es auf meine Art und Weise herauszufinden und begann den schlimmsten Fehler meines bisherigen Lebens. Einen Moment, kaum eine Sekunde, schwebte ich in der Luft, dann durchbrachen meine Füße das Eis und ich tauchte in Tiefe, eiskalte Gefilde hinab. Wasser schlug über mir zusammen, raubte mir die Luft zum Atmen. Sofort stach die Kälte wie tausend kleine Nadelstiche auf meiner Haut, machte meine Glieder schwer. Eine Müdigkeit breitete sich in meinem Körper aus, die ich willkommen hieß, bedeutete es doch, dass der gewaltige Schmerz nach und nach abklang. Meine Lungen füllten sich mit Wasser, als ich mich dazu überwunden, es tief einzuatmen. Das Wasser zerrte an meiner Kleidung, drang in jede Pore ein, zog mich weiter in die Tiefe, wo es noch kälter wurde. Kleine schwarze Punkte begannen vor meinen Augen zu tanzen, dann war alles vorbei und ich versank in einer warmen Ohnmacht, aus der ich nie wieder erwachen würde… Keuchend spuckte ich das Wasser aus, das sich tief in meiner Lunge festgesetzt zu haben schien, als würde es sich verzweifelt an meine Bronchien klammern. Irgendjemand hatte mich aus dem Wasser gezogen. Ich lag am Flussufer, tropfend nass, die Haare verklebt und wirr und musste Reanimationsmaßnahmen über mich ergehen lassen, die ich nicht wollte. Verdammt, ich hatte mich nicht in den See gestürzt, um gerettet zu werden, sondern um mich zu ertränken! Ich musste mich auf die Seite drehen, um das ganze Wasser aushusten zu können, ansonsten hätte ich mich nur daran verschluckt. Eine warme Hand, die ich aber nicht spürte, strich mir über den Rücken, hielt mir ein paar meiner langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Mein Kopf pochte unangenehm, jeder Knochen meines Körpers schien auf der Stelle brechen zu wollen und von meiner Lunge wollte ich gar nicht erst anfangen. Wütend schlug ich die Hand an meinen Haaren weg, brachte mich in eine sitzende Position und funkelte den Mann vor mir an, der genauso durchnässt war wie ich. Also hatte mich dieser Kerl ohne meine Zustimmung gerettet, na klasse… Er schien noch gar nicht so alt zu sein, gerade einmal Anfang zwanzig, aber das irritierende waren die roten Augen, die mir entgegen leuchteten. Ein schwarzer Haarschopf bedeckte sein Haupt, vielleicht auch ein dunkles lila, durch die Nässe konnte man das nicht so genau sagen und er trug einen komplett weißen Anzug, der beinahe den Anschein erweckte, als wäre er ein Engel, doch dafür fehlten eindeutig die Flügel. „Was sollte das?“, fauchte ich ihn an, wobei mich ein irrtierender Blick traf. „Ich hab dich nicht gebeten, mich zu retten!“, warf ich ihm an den Kopf und versuchte mich mit wackligen Armen vom Boden hochzustemmen. Das kalte Wasser hatte mir mehr Kräfte geraubt, als ich mir einzugestehen bereit war. Nun wurde mein Gegenüber anscheinend doch wütend, er verengte seine Augen zu Schlitzen und machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. „Danke schön, hat mich auch gefreut dich zu retten!“, höhnte er, dabei schien es, als würden seine Augen aufleuchten, aber das bildete ich mir ein. Welcher Mensch hatte schließlich schon so etwas wie Laseraugen? Genau: Niemand! „Was glaubst du wohl, warum ich in den See gesprungen bin, freiwillig?!“, zischte ich. „Um mich umzubringen, Selbstmord zu begehen oder weiß der Teufel, was es sonst noch für Umschreibungen dafür gibt, aber bestimmt nicht, damit mich so ein Depp aus dem Wasser zieht, nur weil er meine Absichten nicht checkt!“ Ich wusste, dass ich zu weit gegangen war, als seine Hand sich um meine Kehle schloss und ich mit einem Ruck an ihn herangezogen wurde, sodass ich seinen Atem über meine Wangen streifen spürte, was mir eine ungewollte Gänsehaut über den Rücken jagte. Nein, dieser Mann war definitiv kein Schneeengel, so wie ich es mir zuvor eingebildet hatte. „Du kleine, undankbare, zickige, verwöhnte Göre!“, spie er aus und, vielleicht spielte mir meine Fantasie auch einen Streich, aber ich sah deutlich wie zwei Reihen scharfer Eckzähne im Licht des reflektierenden Schnees aufblitzten. Aber wenn er jemanden zum Streiten brauchte, hatte er genau den richtigen Partner dafür gefunden, ich war gerade so schön in Rage! „Ich bin keine verwöhnte Göre, du missratener, grobschlächtiger Schneemann, der das Denkvermögen einer Walnuss hat!“, schimpfte ich genauso laut zurück und plusterte dabei die Backen auf. Ein Moment verging in dem wir versuchten uns gegenseitig in Grund und Boden zu starren, doch dann löste sich ein Knoten aus meiner Brust, der mich zum Auflachen brachte. Der Griff um meinen Hals löste sich und mein Gegenüber musste sich selbst den Bauch halten, um nicht vor Lachen vorne über zu kippen! Ich kriegte mich gar nicht mehr ein, sosehr ich es auch wollte, aber die Kälte brachte mich wieder zu Besinnung, die sich schmerzlich durch meinen Körper frass. Wenn ich nicht aufpasste, hatte ich schneller eine Lungenentzündung, als ich gucken konnte! „Ich sollte zurück.“, sagte ich leise, sah vorsichtig zu dem Mann auf, der mir eben noch ans Leder wollte. „Das solltest du, besonders in deinem Zustand, aber warte!“, hielt er mich auf, als ich mich bereits umdrehen wollte. Ein rotes Tuch legte sich flatternd über meine Schultern, bedeckte meine Arme und einen guten Teil meines Oberkörpers. Verwirrt sah ich zu ihm auf, während sich ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen schlich. „Damit du dich nicht noch mehr erkältest und wenn du wieder gesund bist, werde ich es mir wieder holen.“, sprach er mit einer angenehmen Baritonstimme, die ich als sehr angenehm empfand. Ich blinzelte einmal, weil der scharfe Wind mir ins Gesicht schnitt, wollte mich bedanken, doch da stand niemand mehr, dem ich hätte danken können. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, doch der Mann von eben blieb verschwunden. Hatte ich mir das ganze vielleicht doch nur eingebildet? Nein, sagte meine innere Stimme, als ich wie von selbst über das rote Tuch über meiner Schulter strich. Er war dagewesen, mein persönlicher Schneeengel. Ende So, mit diesem One-Shot melde ich mich bei dieser FF auch mal wieder zurück und hoffe, ich werde sie endlich einmal regelmäßig schreiben^^ Diesen One-Shot widme ich meiner Freundin Chiyo, die immer der ruhige Pool ist und mein aufgewühltes Gemüt beruhigt^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)