Zum Inhalt der Seite

Das Flammentor

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Traum

Schweißgebadet erwachte Suki in ihrem Bett. Schon wieder hatte sie einen dieser Alpträume gehabt, die so unglaublich realistisch wirkten, und es vielleicht sogar waren. Mutter hat gesagt, ich kann sie jederzeit wecken, wenn es wieder passiert, ja, genau das sollte ich tun! Dachte Suki bei sich und war schon im Begriff aufzustehen, als sie sich ihrer Umgebung bewusst wurde. Der Mond schien in dieser Nacht besonders hell durch die hohen Fensterscheiben des Schlafsaals der Priesterinnenschule Xutania. Schlagartig wurde Suki klar, wo sie sich befand. Sie war nicht mehr zu Hause sondern hier. Ihre Mutter lebte bereits seit vier Jahren nicht mehr. Morgen würde Suki ihre Prüfung bestreiten um eine richtige Priesterin zu werden, genau wie ihre Mutter eine gewesen war, bevor sie starb.

Sukis Mutter Ciara war keine dreißig gewesen, als sie durch ein Unglück starb an dem ihrer Geliebter schuld war. Tyrensis. Suki war sich sicher, dass er sie hätte retten können, doch er hat es nicht getan weil sein eigenes Leben ihm wichtiger war. Darum hasste Suki ihn aus ganzem Herzen. Jeden Tag verbrachte sie Zeit damit, zu planen, wie sie Tyrensis schaden könnte, um endlich ihre Rache zu bekommen. Nur weil sein eigenes Leben ihm lieber war, als das ihre Mutter musste Ciara sterben. Ciara opferte ihr Dasein als Priesterin und ein mögliches Zusammenleben mit ihrer Tochter, da Suki bereits früh ihre Ausbildung in der Priesterschule beginnen sollte. Ihre Mutter hatte sie geliebt, aber Suki war kein Kind der Liebe gewesen, sondern ein Kind der Pflicht, da es nur den Kindern von Priestern erlaubt war, wieder Priester zu werden. So hoffte man, die heilenden Fähigkeiten zu vererben und zu verbessern. Ihr Vater war ein Priester gewesen doch sie hatte ihn nie kennen gelernt. Er war zu einer neuen Aufgabe geeilt, gleich nachdem fest stand, das Ciara endlich ein Kind empfangen hatte. Suki wusste nicht, was aus ihm geworden war, doch mittlerweile war er wahrscheinlich längst gestorben. Es war Krieg im Land und erfahrene Priester und Heiler wurden überall gebraucht.

Suki würde ihre Prüfung bestehen, sie musste es einfach und dann würde sie losziehen und versuchen eine Stelle am Hof von Tyrensis zu bekommen. Er war ein Herzog, aber früher oder später, so schwor sie sich, würde Suki ihre Rache bekommen. Die Rache an ihrem Stiefvater, um endlich den Tod ihrer Mutter zu rächen!

Prüfung

Am nächsten Morgen erwachte Suki unausgeschlafen und trübsinnig. Nicht gerade die geeignete Stimmung um eine Prüfung zu bestreiten, dennoch war Suki optimistisch. Sie hatte fleißig gelernt und beherrschte alle Beschwörungen perfekt. Keine von den Anwärterrinnen wusste, was sie in dieser Prüfung erwartete, denn die Priesterinnen sprachen nicht darüber.

Suki und die anderen Anwärterrinnen wurden gebeten sich nach dem Frühstück in der großen Halle einzufinden von wo aus die Treppen zu den unteren Gewölben und den Türmen führten. Viele der jüngeren Schülerinnen wünschten ihnen Glück als sie den kleinen Raum verließen, in dem sie gewöhnlich ihr Essen zu sich nahmen.

Rin Ayerbe wies sie an, sich in einer Reihe vor dem Treppenaufgang aufzustellen. Nacheinander würden sie eine der Treppen herauf oder heruntergebeten werden. Alle waren nervös und fast alle trommelten mit den Händen auf die Oberschenkel oder sprangen von einem Fuß auf den anderen. Suki war als dritte dran. Ihre Freundin Lilette verschwand gerade als zweite aus ihrem Blickfeld. Sie war in die Gewölbe heruntergerufen worden, nun würde Suki in die Türme hinauf müssen. Sie wurde unruhig und hatte Angst. Jeder Anwärterrin wurde eine individuelle Aufgabe gestellt, die auf ihre besonderen Fähigkeiten, ihren Charakter und ihre Erinnerungen abgestimmt war. So hatten es die Schwestern beschrieben. Keine der Anwärterrinnen wusste, das sie sich ihren größten Ängsten und schlimmsten Erinnerungen stellen mussten.

Rin Ayerbe rief nun nach Suki und führte sie zum Treppenaufgang des Turmes der aufgehenden Sonne. Während Suki langsam die lange Wendeltreppe hinaufschritt versuchte sie, sich daran zu erinnern, was Ciara ihr einmal verraten hatte, doch sie kam einfach nicht darauf. Am Ende der Treppe öffnete sich eine robuste Eichentür, ohne dass sie jemand berührt hätte und Suki trat ein. In der Mitte des Raumes stand die Oberpriesterin Aureole, die MaRin und somit auch die ranghöchste Pristerin von Xutania. Hinter Suki fiel die Tür mit einem dumpfen Schlag zurück ins Schloss. „Wilkommen Suki, bist du bereit für die Aufgabe?“ „Ja, dass bin ich MaRin.“ Aureole nickte bedächtig und sagte: „Bedenke das du dein Leben gefährdest. Wenn du die Prüfung nicht bestehst oder es nicht schaffst, die Gefahr zu bannen, bis du in Sicherheit bist, wirst du sterben.“ Suki nickte. „Ich bin mir der Konsequenzen meines Handelns bewusst und bin bereit sie zu tragen..“ „So sei es!“ Antwortete Aureole und der Raum um Suki herum verblasste. Sie stand inmitten von Nebelschwaden und sah kaum die Hand vor Augen. Der Nebel waberte um Suki herum und schien mit feuchten Fingern nach ihr zu greifen. Wie sie solchen Nebel hasste. Sie begann langsam zu gehen, fühlte jeden ihrer Schritte und versicherte sich, dass nicht direkt vor ihren Füßen ein Abgrund lauerte der nur darauf wartete sie zu verschlingen. Nachdem sie, wie ihr schien einige Zeit im Nebel herumgeirrt war, hoben sich die Schleier vor ihr und gaben den Blick auf ein steinernes Tor frei. Soll ich etwa einfach durch das Tor gehen, um die Aufgabe zu lösen? Überlegte Suki und schritt langsam auf das Tor zu. Als sie noch zwei Meter davon entfernt war, erklang ein Zischen und blaugrüne Flammen waberten an dem Tor hoch. Wenn Suki es durchqueren wollte, würde sie die Flammen durchqueren müssen.

Flammen, überall waren Flammen. Von fern erklang der schmerzerfülte Schrei einer Frau, auch Suki schrie. Sie stand in einem Meer aus Feuer, einem solchen Feuer, in dem auch ihre Mutter gestorben war. Doch nun sah sie es nicht von weitem wie es damals gewesen war, sondern sie war mitten drin. Sie sah keinen Ausweg, doch dort, war da nicht eine Lücke zwischen den Flammen? Suki, die unbewusst zu Boden geglitten war, sprang auf und rannte auf ihren Hofnungsschimmer zu. Sie hatte Recht gehabt, es gab eine Lücke. Mit einem Satz sprang sie hindurch, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Mit einem erschreckten Aufschrei fiel sie zurück. Vor ihr auf dem Boden kniete Ciara, ihre Mutter. Manche Stellen ihres weiten Gewandes wiesen bereits kleine Brandflecken auf. „Mutter, was um Rikunas Willen tust du hier?“ Ciara blickte sie aus traurigen Augen an. „Das weißt du doch, Tochter. Ich werde hier sterben. Was du siehst ist nur eine Erinnerung meiner selbst. Und das weißt du auch. Sie dich um, siehst du eine Möglichkeit dieser Hölle aus Feuer zu entfliehen?“ Plötzlich begriff Suki, wo sie sich befand. Sie war auf dem Gut von Tyresis, das vor vielen Jahren bei einem Brand völlig zerstört wurde. Dennoch verstand sie nicht, warum sie hier war. Ihre Mutter war bereits tot, sie konnte sie nicht mehr retten. „Sag es mir Suki, sieh dich um!“ Ciara kam auf sie zu und packte sie an den Schultern. Mit ernstem Blick schaute sie Suki in diese unergründlich grünen Augen, die auch sie selber besaß. Suki spürte die Hitze des Feuers auf ihrer Haut, das langsam über den Boden auf sie zukroch. Sie erstarrte unwillkürlich. „Ich sehe keinen Ausweg, wir werden sterben.“ Ciara nickte zufrieden. „Suki, es gibt keinen Weg hinaus, dass heißt, dass es auch keinen Weg hinein gibt. Mich hätte niemand retten können. Auch Tyresis nicht.“ Die Worte trafen Suki wie ein Schlag. Ihre Rachegelüste waren all die Jahre unbegründet gewesen? Wieso hatte sie Tyrensis Briefe nur nie beantwortet? Sie noch nicht einmal gelesen? Er hatte ihr doch regelmäßig geschrieben. „Suki, hör mr zu! Er ist unschuldig, verstehst du mich? Er liebt dich als wärst du seine eigene Tochter, und dass weißt du auch. Er hat es sich selbst nie verziehen, dass er mich nicht retten konnte, doch er hatte gar keine ander Wahl. Er leidet fürchterlich darunter, ohne dass auch du ihm noch die Schuld an meinem Tod gibst. Du bestrafst ihn nur nochmehr. Du musst es endlich einsehen!“ Ciara schrie jetzt fast. Tränen rannen ihr die Wange hinab und ließen ihr Gesicht im Feuerschein leuchten. Suki war wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte es einfach nicht glauben. Mit einem Mal begann Ciaras Gestalt zu schwinden. „Mutter, was ist mit mir?“ Suki geriet in Panik, sie würde verbrennen. „Du musst dich erinnern Suki, der Schlüssel liegt in deiner Erinnerung.“ Mit diesen Worten schwand Ciara ganz und Suki war allein, allein in einem Meer aus Hitze, Rauch und Schmerz. Sie sah, wie die Flammen langsam über den Boden auf sie zukrochen, aber ihr konnte doch keine unlösbare Aufgabe gestellt worden sein! Angestrengt versuchte sie sich an die Worte ihrer Mutter zu errinnern. Doch sie konnte es einfach nicht. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Tyrensis war unschuldig, und sie hatte ihn all die Jahre gehasst, und es für ihn um so schwieriger gemacht. Sie musste hier unbedingt heraus, um seinetwillen. Sie musste sich entschuldigen und ihm sagen, dass sie ihm verziehen hatte, und dass Ciara ihn bis in alle Ewigkeit lieben würde und vor allem, dass auch sie es tat. Plötzlich wurde Suki alles klar, sie erinnerte sich daran, was ihre Mutter ihr einmal gesagt hatte als sie noch jünger gewesen war. „Die Aufgabe ist durch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Selbstvertrauen zu bewältigen. Stelle dich deinen Ängsten, lasse sie zu und kämpfe nicht gegen den Schmerz, denn er ist dein Verbündeter. Sei einsichtig und lerne zu verzeihen, anderen, aber auch dir selbst!“ Sie war noch zu jung gewesen um die Worte ihrer Mutter zu verstehen, doch jetzt erinnerte sie sich daran und verstand. Suki schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, was sie gelernt hatte. Sie sprach einen Segen über Tyrensis und verzieh ihm, auch in ihrem Herzen, denn das war das Wichtigste. Dann stand sie auf und ging langsam auf die Flammen zu. Sie spürte die Hitze auf der Haut, doch sie scherte sich nicht darum. Sie schritt einfach ins Feuer hinein und machte sich auf den Weg um zum Ausgang zu gelangen.Die Flammen verzehrten ihre Kleider, versengelten ihre langen schwarzen Haare und brannten auf ihrer Haut. Doch Suki kämpfte mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte gegen den Schmerz und schritt tapfer weiter. Es konnte nicht mehr besonders weit sein, hoffte sie zumindest. Ein Zierdolch der an der Wand gehangen hatte fiel auf sie herab und schnitt ihr in die Wange. Der neue Schmerz ließ sie taumeln, doch sie fing sich schnell wieder und ging weiter. Ein Lichtschimmer vor ihr zeigte, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte und Suki mobilisierte all ihre Kräfte und begann zu rennen. Sie durchbrach die letzte Feuerwand und brach zitternd zusammen. Dennoch wandte sie sich um. Ihr nackter Körper brannte unerträglich und es roch nach verbranntem Fleisch. Vor ihren Augen loderten die Flammen noch einmal hell auf und verblassten dann, genau wie es bei Ciara zuvor gewesen war.
 

Suki kniete wieder vor dem Tor mit den blaugrünen Flammen. Mit dem brennenden Gut waren auch ihre Verbrennungen verschwunden. Nur der Schnitt, den ihr der Dolch zugefügt hatte war noch da und blutete leicht. Und eben jener Dolch lag neben ihr. Sie nahm in auf, stand keuchend auf und schritt endlich durch das Flammentor.

Widerum wurde alles um Suki herum weiß und erneut umwaberte sie kalter Nebel, doch bereits kurze Zeit später tauchte aus dem Nebel das Turmzimmer im Ostturm vor ihren Augen auf und wieder sank sie erschöpft zu Boden, den Dolch fest an ihr Herz gedrückt. Aureole hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen und lächelte sie nun beruhigt an. „Wie ich sehe, bist du endlich zurück gekommen, wie schön.“ Suki stand auf. „Was meint ihr mit 'endlich' MaRin Aureole? War ich so lange fort?“ Aureole lächelte nur weiter und deutete durch eines der Fenster auf die Sonne, die bereits unterging. „Komm mein Kind, du musst hungrig sein. Du und die anderen, die es geschafft haben, sollten sich endlich stärken. Du bist jetzt eine Rin, eine richtige Priesterin. Du wirst zu Tyrensis gesandt werden, er hat darum gebeten.“ Suki lächelte jetzt auch. „Ja, mit dem größten Vergnügen. Ih werde ihm mit gutem Gewissen den Segen der Göttin erteilen. Ich habe viel gelernt“ Die schwere Eichentür öffnete sich und zusammen mit Aureole verließ Suki den Turm der aufgehenden Sonne und schritt hinaus in ein neues Leben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-08-23T21:12:52+00:00 23.08.2008 23:12
Hey du :)
Ich fasse es ja nicht! Du hast die Kurzgeschichte ja wirklich hochgeladen. Wann kommt denn der Epilog?
Diese Kurzgeschichte hing doch irgendwie mit "Falaris" zusammen oder?

Priesterinnen an die Macht! *lach*
Und wie steht es mit den "anderen" Fanfictions? Mit einem anderen Ende zu Narnia? Und einem zu dem Pairing DracoxHermine?
*grins*
Wie du siehst werde ich nicht aufhören dich damit zu nerven ^^ Also, ich freue mich schon auf weitere Fanfictions und auf den Epilog.

Lg
*knutscha*
Ann-Kathrin


Zurück