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Crime Scene

do not cross! // neues Kapitel on!
von

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"Ich habe keinerlei Informationen, die für Sie interessant sein könnten."

Sie eilte die Straßen entlang, an den hupenden Autos vorbei, die sich in einer langen Autoschlange stauten, während der sanfte Regen einen kleinen Schleier um sie legte und die Tropfen an den Scheiben abperlten. Einige Schritte weiter bog sie auf einen kleinen Platz ein und rettete sich, nachdem sie den Türsteher mit einem kleinen Nicken begrüßt hatte, mit einem wohligen Seufzer im Bürogebäude vor dem nassen Regen und den kalten Windstößen, die seit einigen Wochen durch die Straßen New Yorks fegten. Sie eilte an der unteren Rezeption vorbei, nicht darauf achtend, dass sie einen entzürnten Blick kassierte, da sie der Rezeptionistin nicht die Freundlichkeit erweiste und sie begrüßte, doch hatte sie nicht die Zeit und das kalte Herbstwetter hatte ihre Laune drastisch gesunken.

Mit schnellen Schritten jagte sie noch zu der sich eben schließenden Aufzugtür. Beinahe verpasste sie es, durchzuschlüpfen, doch im letzten Moment gelang es ihr. Um sie herum standen ihr etwas mehr und etwas weniger bekannte Personen. Sie war froh, dass die Beklommenheit, die sie zu Anfang immer verspürt hatte, abgenommen hat, da sie sich an den rappelvollen Aufzug gewöhnt hatte.

Die Luft war immer stickig, hier und da hustete eine Person oder die Stille wurde durch das Klingeln eines Handys gestört. Sie arbeitete zwar schon länger bei der Zeitung und in diesem Gebäude doch sie mochte es einfach nicht mit dem Fahrstuhl zu fahren, denn enge stickige Räume waren ihr überhaupt nicht geheuer. Aber die Treppen bis zum zehnten Stockwerk zu laufen, wäre reiner Selbstmord. Also musste sie das über sich ergehen lassen. Nur langsam schien es nach oben zu gehen. Sie befanden sich erst im fünften Stock, als Sakura ein Blick auf die Ziffernanzeige warf und nervös mit ihrem Fuß auf und ab wippte. Eigentlich müsste sie sich nun im Moment gar nicht hier befinden.

Sakura verfluchte Tsunade, die sie heute, an ihrem freien Tag, zur Arbeit gerufen hatte. Sie wollte sich einen schönen Nachmittag machen, ein wenig einkaufen gehen, vielleicht ein paar Freunde besuchen, um sich am Abend ein schönes, warmes Bad zu gönnen. Aber so weit ist es nun mal nicht gekommen. Stattdessen hatte Tsunade sie am frühen Nachmittag aus dem erholsamen Schlaf geklingelt und zu sich bestellt. Wahrscheinlich wollte sie Sakura lediglich ausfragen, wie sie vorankam in ihrem Fall. Leider Gottes musste sie sich selber eingestehen, dass sie überhaupt nicht vorankam. Sie hatte sich die letzte Zeit nicht gerade ihrer Arbeit gewidmet und somit nichts Brauchbares gefunden. Allerdings konnte sie dies nicht Tsunade unter die Nase reiben, denn mit dieser war nicht gut Kirschen essen, wenn es um die brisanteste Geschichte ging, die die New Yorker zurzeit zur Zeitung greifen ließ.

In den nächsten paar Minuten stieg auch Sakura aus dem stickigen Aufzug und durchquerte die Glastür zu ihrem alltäglichen Arbeitsplatz. Keine Sekunde später entdeckte sie Hinata, eine gute Freundin von ihr, an der kleineren Rezeption in dem Gebäude. Sie war natürlich ausschließlich für dieses Stockwerk verantwortlich, was nicht hieß, dass sie weniger Arbeit hatte – im Gegenteil. Sakura wusste, wie anstrengend und stressig Hinatas Job war. Hinata legte gerade den Hörer auf, als Sakura sich gegen den Rezeptionstisch lehne und laut seufzte. Doch schenkte die Sekretärin ihrer Freundin keine Beachtung, sondern schimpfte leise vor sich hin: “Ich glaub es ja nicht. Ständig kommen hier völlig sinnfreie Anrufe an. Wer lässt solche Idioten frei rumlaufen?” Nachdem sie einige Unterlagen zur Seite schob, hier und da den Platz einiger Kleinigkeiten änderte, blickte auf, um sie skeptisch zu mustern.

“So ganz mal nebenbei.”, erwähnte Hinata. “Was machst du hier? Ist heute nicht dein freier Tag?” Sakura seufzte erneut schwer. “Nun, eigentlich schon. Aber Tsunade hat mit fast schon mit Gewaltandrohungen aus meinem Schönheitsschlaf gerissen.” “Ach, deswegen siehst du so grässlich aus?!”, scherzte Hinata. Doch mit Sakura war nun scheinbar nicht gut Kirschen essen, denn sie warf ihrer Freundin einen vorwurfsvollen Blick zu. “Na ja, und jetzt bin ich hier. Jedenfalls muss ich jetzt schnell zu Tsunade, bevor sie mich während eines Tobsuchtanfalls suchen kommt. Bis später.”, Sakura winkte Hinata noch kurz zu und machte sich auf den Weg ins Büro der Chefin. Sie durchquerte einige kleinere Gänge, warf hie und da einen Blick aus den riesen Fenstern, die einen atemberaubenden Blick auf New York ließen, bevor sie vor der Tür ihrer Chefin stehen blieb.

Leicht genervt trat Sakura in Tsunades Büro. Allerdings bemerkte ihre Chefin nichts von ihrer Anwesenheit, denn sie war in ein lautes Telefongespräch verwickelt. Sakura näherte sich dem Schreibtisch und blieb stumm davor stehen, ihre Chefin beim wilden Gestikulieren beobachtend.

“Nein, nein, nein!”, schrie sie und knallte mit der flachen Hand auf den Glastisch, der bedrohlich erzitterte. “Zum hundertsten Mal!” Dann legte sie mit einem Schnauben auf. Tsunade nahm einige Male tief Luft und als sie hoch schaute, bemerkte sie Sakura. “Ah, da bist du ja! Ich wollte gerade wieder bei dir anrufen.” Sakura lächelte schwach. Sie wusste, wie der Anruf ausgesehen hätte oder sich angehört hätte. Morddrohungen wären wohl auch von der Partie gewesen. “Komm, komm, jetzt setz dich!”, forderte Tsunade auf und winkte sie auf den Stuhl vor ihrem Tisch, während sie auf ihr Telefon sah, den Hörer hob und ihn auch gleich wieder absetzte, als ein Klingeln ertönte.

Es war immer das Gleiche. Die gleichen Fragen, die gleichen Antworten. Eigentlich wusste Sakura nicht so richtig, wieso sie sich das noch antat, aber trotzdem beschwerte sie sich nicht laut, während die Tsunade zaghaft antwortet und diese sie immer mehr mit Fragen durchlöcherte.

Es war keine zwei Wochen her, da waren sie, Hinata und einige andere Passanten Zeugen von einem öffentlichen Mord gewesen. Plötzlich war die Frau vor ihnen einfach auf dem Fußgängerweg zusammengesackt. Wie eine leblose Puppe lag sie in ihrem eigenen Blut. Da hatte ganz schön für Aufsehen gesorgt und bis die Polizei aufgetaucht war, hatte sie ein große Traube an Schaulustigen gebildet und die Zeugen bleiben ebenfalls einfach reglos stehen.

Sakura konnte das Gesicht der jungen Frau einfach nicht vergessen, die vor Schreck aufgerissenen Augen in dem bleichen und doch so schönen Gesicht. Aber das würde sich sicherlich legen, davon war sie fast überzeugt, aber immer wieder beschlichen sie große Zweifel, aber sie versuchte nicht lange darüber nachzudenken, denn sie wollte nicht, dass so etwas ihr Leben bestimmte. Viel zu sehr hing sie daran, sich an schöne Dinge zu erinnern und so etwas Schreckliches so schnell wie möglich zu vergessen.

Als die Polizei an dem Tatort ankam, musste Sakura eine Zeugenaussage ablegen und als die Informationen an die Medien gelangten, erteile Tsunade ihr den Auftrag, sich mehr über den Mörder zu informieren. Doch allerdings hatte Sakura sich noch nicht darum gekümmert.

“Nun denn. Das wäre geklärt. Dann mal hopp, hopp, an die Arbeit, junge Dame.”, sagte Tsunade. Mürrisch richtete Sakura sich auf und verließ das Büro, ohne ihr gesagt zu haben, dass sie bis jetzt nicht den kleinsten Finger gekrümmt hatte.

Journalistin zu sein, war ein harter Beruf, besonders bei einer so strengen Chefin. Es wäre kein größeres Problem gewesen, wäre es nur bei diesem einen Mord geblieben. Inzwischen waren es drei und vielleicht noch einige unentdeckte und der Täter wurde zum Serienmörder getauft, da es scheinbar immer wieder dieselben Vorgänge waren, aber das würde sie wohl selber raus finden müssen. Sie hatte sich schon einen kleinen Plan gemacht, zumindest hatte sie es versucht.

Sobald sie sich eine Aufgabe stellte, wolle sie sich auch so gut wie möglich erledigen und das hieß in dem Falle auch, dass sie sich nur an die wichtigsten und vielaussagensten Quellen wenden sollte, denen sie auch am meisten Glaubwürdigkeit zusprechen konnte.
 

Keine halbe Stunde später bemerkte Sakura, dass das einfach nicht ihr Tag war. Genervt klopfte sie mir ihren Fingern an das Lenkrad, während sie im stockenden Verkehr von New York festsaß. Sie schnaubte zum hundertsten Mal an diesem Tag. Um sich die Zeit zu vertreiben, griff sie nach der Mappe, die Tsunade ihr zuvor in die Hand gedrückt hatte, kurz bevor sie aus dem Büro gestürmt war. Es waren einige Informationen, unter anderem zum Hauptkommissar, an den Sakura sich als erstes Wenden wollte. Sakura warf einen Blick auf das Bild, das Tsunade ihr großzügigerweise mitgegeben hatte, um ihn sofort zu erkennen und Sakura musste sich eingestehen, dass das wahrscheinlich der gutaussehenste Mann war, den sie in ihrem 24- jährigen Leben gesehen hatte. Es war kein Foto, auf dem man ihn direkt erkannte, es sah mehr aus wie ein Foto, das von einem Paparazzi geschossen wurde, aber dennoch erkannte man sehr genau seine schwarzen Haare und seine dunklen, beinahe schwarzen Augen. Sie hatte ihn damals schon an dem Tatort gesehen, als sie seinem Kollegen einige Fragen beantwortet hatte, schoss es ihr in Moment durch den Kopf. Doch hatte sie sich da nicht so große Gedanken gemacht und war viel zu verstört gewesen in diesem Augenblick, als das sie hätte bemerkten können, wie gut aussehend er doch war.

Doch er schien viel von seinem Beruf zu verstehen, denn er ließ sich durch nichts beirren. Sie hatte versucht, ihn nach Details zu fragen, als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, doch er hatte sie schroff abgewimmelt und ihr gesagt, dass sie sich eher ausruhen sollte, als rumzuschnüffeln. Sie hatte da noch nicht gewusst, dass er der Hauptkommissar war, er war einfach die erste Person gewesen, die ihr im Halbdunkeln über den Weg gelaufen ist.

Durch ein lautes Hupen wurde Sakura aus ihren Gedanken geschreckt. Sie warf die Unterlagen samt Bild auf den Beifahrersitz und fuhr los. Langsam löste sich der Stau auf und Sakura war nach einigen Minuten an ihrem Ziel. Dem Police Department von New York City. Seufzend zog sie den Schlüssel aus dem Zündschloss und verharrte noch einige Sekunden auf dem Sitz.

Eigentlich war ihr klar, dass sie mit einer Abfuhr nach Hause fahren würde, so wie sie Sasuke einschätzte. Vor einiger Zeit hatte sie schon einmal versucht, einen Polizisten zu interviewen, doch dieser hatte sie ebenfalls barsch abgewimmelt und ihr sogar mit Gefängnis und anderen schrecklichen Dingen gedroht. Das hatte sie damals gehörig abgeschreckt, denn das war einer ihrer ersten ernst zu nehmenden Geschichten gewesen. Aber vielleicht hatte sie ausnahmsweise Glück im Unglück, aber davon war sie genauso wenig überzeugt, wie davon, dass der Weihnachtsmann existierte und sie jemals die Liebe ihres Lebens finden würde. Mit dem Gedanken wurde ihr mal wieder bewusst, dass sie einfach ihr Privatleben nicht von ihrem Beruf trennen konnte. Das würde ihr sicher irgendwann zum Verhängnis werden.

Sakura stieg aus und schloss ihr Auto ab, das auf dem Parkplatz des Police Department stand.

Überall tummelten sich Polizisten, einige in Uniform, einige Zivil und einige bekamen gerade einen Funkspruch und eilten zu ihrem Wagen. So war also das alltägliche Treiben bei der Polizei, stellte Sakura fest, als sie mit zögernden Schritten voranging. Sakura schaute sich allerdings kurz um, ob sie Sasuke unter den Polizisten draußen finden würde. Wenn er nicht hier war und nicht im Gebäude drin müsste sie wohl fragen, wann sie ihn am ehesten antreffen würde, was ihr allerdings etwas unangenehm wäre.

“Kann ich helfen?”, fragte eine männliche Stimme sie und Sakura sprang vor Schreck fast aus ihren Klamotten. Sie drehte sich zur Seite und erkannte einen jungen Mann, ungefähr in ihrem Alter, mit blonden Haaren und strahlend blauen Augen. Es war Naruto Uzumaki. Ein alter Schulfreund von ihr. Sie begegneten sich ab und zu zufällig auf der Straße, doch viel unternahmen sie nicht, denn beide waren oft durch ihren Job verhindert. “Oh hey. Äh ja, ich suche Sasuke Uchiha.” Ihr Gegenüber hob skeptisch die Augenbraue. “Und was willst du denn von ihm?”, fragte er wieder. Sie stemmte die Arme in die Hüften. “Könnte ich das bitte mit Ihm besprechen, wenn es dir nichts ausmacht?”, sagte sie etwas zu schnippisch, wie ihr im Nachhinein auffiel. Diesmal grinste Naruto. “Natürlich.” Er ging zu einem der umstehenden Autos und beugte sich zu dem offenen Fenster. Tatsächlich erkannte Sakura den gesuchten Kommissar, der auf dem Fahrersitz saß, in der einen Hand eine Zeitung und in der anderen einen Kaffee und hielt zwischen Zeige- und Mittelfinger eine angezündete Zigarette.

Sie hörte, wie der blonde Polizist lachte und dann spürte sie Sasukes Blick auf ihr. Erst schüttelte er den Kopf, doch schlussendlich stieg er aus dem Auto, kam auf sie zu, nahm nebenbei einen großzügigen Zug an seiner Zigarette und schnippte diese dann auf die Straße. “Was wollen Sie?”, fragte er auf die unhöflichste Weiße, mit der je mit Sakura gesprochen wurde. Sakura riss sich zusammen, ihn nicht zurechtzuweisen. “Ich bin Sakura Haruno. Journalistin der New York Times. Falls Sie sich erinnern können, ich war eine der Zeugen in diesem Mordfall und ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, wenn es Ihnen nichts ausmacht-”, weiter kam sie nicht, denn der Schwarzhaarige unterbrach sie schroff: “Es macht mir aber etwas aus. Sie entschuldigen mich.” Er drehte sich auf dem Absatz um. Etwas verdattert starrte sie kurz auf seinen Rücken.

Doch sie hatte nicht vor aufzugeben und rannte ihm hinterher. “Warten Sie…”, sagte sie und kam dem Kommissar immer näher. Dieser drehte sich abrupt um und Sakura stieß gegen ihn. Doch bevor sie auf den Boden fallen konnte, packte er sie am Arm und zog sie wieder auf die Füße. Sie spürte, wie die Röte ihr ins Gesicht stieg und verfluchte sich dafür “Hören Sie, Sakura…”, sagte er und schaute ihr eindringlich in die Augen, sodass ihr Herzschlag fast aussetzte. “Ich habe keinerlei Informationen, die für Sie interessant sein könnten. Also verschwenden Sie nicht meine und ihre Zeit!” “Aber ich habe ein Recht darauf mich an diesem Fall zu beteiligen!”, tobte Sakura, doch der Schwarzhaarige warf ihr nur einen undefinierbaren Blick zu und ging davon und diesmal folgte sie ihm nicht, sondern verzog nur eine Grimasse und schnaubte verächtlich.

Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete sie, wie sich Naruto ihr wieder näherte. “Vielleicht kann ich ja doch helfen?!”, sagte er amüsiert. Sakura verdrehte die Augen. Sie mochte ihn, doch davon war sie nicht überzeugt. “Ich glaube nicht.” Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich ihm zu. “Oder kannst ein paar Informationen zu Uchihas laufendem Fall fallen lassen?” Ihr Gegenüber grinste verschmitzt. “Ich könnte, ja. Aber ich weiß nicht, ob das in seinem Interesse wäre, außerdem solltest du doch wissen, dass das gegen die Regeln verstößt.” “Es muss ja keiner was davon erfahren.” Der Blonde lachte wieder. “Oh, sei dir da mal nicht so sicher.” Sakura wurde allmählich wütend. Anstatt hier zu stehen, könnte sie beim Recherchieren mehr herausfinden. Er grinste und kratzte sich am Hinterkopf. “Ich kann dir nur den Tipp geben, ein andermal bei Sasuke vorbeizuschauen. Wenn du Glück hast, hat er gute Laune.” Die Rosahaarige nickte und bedankte sich. Dann vergaß sie alles Geschäftliche, zwinkerte ihm zu und sprach freundschaftlich: „Du solltest dich mal bei mir melden. Hinata würde sich auch sicher mal über ein Treffen freuen.” Dann drehte sie sich um und ließ den verdatterten Naruto stehen. Sie wusste, dass der junge Kommissar eine leichte Leidenschaft für Hinata verspürte und wollte ihn einfach mal dazu bringen, etwas zu tun.
 

Nachdem sie mit nichts Brauchbarem ins Auto gestiegen war stand sie kurze Zeit wieder in einem Stau. Seufzend fuhr sie sich durch die Haare und blickte in den Rückspiegel. Grüne Augen schauten auf sie zurück und sie runzelte sie Stirn. Nie hätte sie erwartet, eine typische Journalistin zu werden, die immer einen Notizblock dabei hatte, Polizisten um den Finger wickeln wollte und sogar Leuten hinterher rannte, nur um an Informationen zu kommen. Sie war immer davon überzeugt gewesen, sich von den anderen herauszuheben, doch so war dieser Job nun einmal und inzwischen machte es ihr auch nichts mehr aus. Sie mochte diesen Job und sie würde ihn auch für nichts auf der Welt aufgeben.

Mit einem Seufzen wandte sie sich von ihrem Spiegelbild und machte ihr Radio an und nach kurzer Staumeldung lief schon Musik aus den Lautsprechern. Sie warf einen Blick auf die digitale Uhr ihres Autos. Es war sechs Uhr abends, eindeutig zu früh, um nach Hause zu gehen für die junge Frau. Aus diesem Grund bog sie in die nächste Straße ein und beschloss, ihrer besten Freundin Ino einen Spontanbesuch abzustatten. Diese hatte sich mit ihrem Freund Shikamaru ein Loft auf der Fifth Avenue in der Nähe des Central Parks ergattert. Billig war das auf alle Fälle nicht, aber Ino genoss den Reichtum ihrer Eltern in vollen Zügen.

Als sie gerade aus der 96sten Straße in die Fifth Avenue einbog, war eine knappe halbe Stunde vergangen, da die Ampeln sich gegen sie gestellt hatten und sie immer wieder rot erwischt hatte. Einige Meter weiter fand Sakura glücklicherweise einen Parkplatz. Sie stieg aus und schloss ihr Auto ab und prüfte noch mal nach. Nichts war wichtiger als Sicherheit in dieser Riesenmetropole. Wenn man den falschen Leuten den Rücken zu drehte, könnte man das im nächsten Moment bereuen.

Sie lief einige Schritte und stand schon vor einer schönen, hellblau verzierten Haustür aus Holz mit großen milchigen Fenstern, die sich längs über das Holz erstreckten.

Sakura wartete keine fünf Sekunden, nachdem sie geklingelte hatte und betrat das Treppenhaus. Die Stufen bis zum zweiten Stock schaffte sie nur mit Mühe und Not, ihre Kondition ließ zu wünschen übrig. Eigentlich war sie in einem Fitnessstudio angemeldet, doch sie kam selten dazu, sich dort blicken zu lassen. Als sie schon fast hechelnd im zweiten Stock ankam, stand Inos Haustür sperrangelweit offen. Sakura klopfte an die offene Tür und sprach in den leeren Raum hinein: “Hallo?”

Ihr Herz rutschte ihr vor Schreck in die Hose, als Inos Putzfrau plötzlich vor ihr auftauchte und sie begrüßte. Ein kleiner Aufschrei entfuhr Sakura und sie fasste sich mit der Hand ans Herz und in dem Moment kam Ino mit Schlafanzughose und Top begleitet und einem Nudelsalat bewaffnet aus der Küche. „Wie oft hab ich dir gesagt Yumi, dass du meine Gäste nicht immer zu Tode erschrecken sollst?”, lachte sie und umarmte Sakura, sofern es der Nudelsalat erlaubte.

Yumi, die Inos Loft jeden zweiten Tag einen Besuch abstattete, huschte ein Lächeln übers Gesicht, bevor sie ins nebenan liegende Zimmer ging. „Was gibt mir die Ehre Sakura Haruno in meinem bescheidenen Reich begrüßen zu dürfen?”, fragte Ino geschwollen und betrat gefolgt von Sakura das Wohnzimmer.

Es war sehr stilvoll und teuer von einem Architekten eingerichtet worden. Eine große Fensterfront eröffnete einen Blick auf einen Teil des Central Parks, ein Luxus, den sich nicht jeder leisten konnte. Die Einrichtung beschränkte sich auf schlichte Farben, wie braun, schwarz und creméfarbend. Sakura liebte Inos Wohnzimmer. Nicht, dass sie weniger Geld als Ino verdiente, allerdings hatte sie keine reichen Eltern, die mal eben ein Loft mit Blick auf den Central Park kaufen konnten. „Ich brauch einfach eine Auszeit von dem hektischen Leben da draußen.”, seufzte Sakura nun und ließ sich neben Ino in das weiche Sofa sinken. Sie warf ihre braunen Handschuhe achtlos auf den gläsernen Tisch.

„Ist irgendetwas passiert?”, fragte Ino besorgt und mustere Sakura, die den Kopf schüttelte. „Quatsch. Ich muss über diesen Serienmörder schreiben, du weißt ja. Tsunade macht total Druck, während der Kommissar alles abblockt, wie eine Mauer.” Ino seufzte leise. „Ich hab dir doch gesagt, dass du lieber Modedesignerin werden solltest, als Journalistin. Du hast verdammt viel Potenzial!” Sakura verdrehte die Augen. Das rieb ihre beste Freundin ihr bei jedem Treffen unter die Nase, da sie selber Designerin war- Teilzeitdesignerin. Sie machte sich oft einfach einen freien Tag, an Tagen, die sie sich lieber nicht frei nehmen sollte, da sie später so unter Druck und Stress steht, dass sie nicht nur eine Zigarette nach der anderen raucht, sondern auch schlimmere Stimmungsschwankungen hat als eine hochschwangere Frau, deren Hormone völlig verrückt spielten.

Aber Sakuras Traum war es immer gewesen, eine erfolgreiche Journalistin zu sein, die sich von nichts und niemandem stoppen ließ. Sie war der Ansicht auf dem besten Weg zu sein, Ino versuchte immer wieder sie auf den Boden zurückzuholen, oder zumindest auf die Art Boden, die Ino verstand. „Ja, ja, du wiederholst dich Ino.” Die Blonde legte eine Hand auf Sakuras Schulter. „Ich mach mir nur Sorgen! Du hast dich etwas verändert seit diesem Mord.” Sakura lächelte ihre beste Freundin an und versuchte sie zu besänftigen: „Ach, quatsch. Ich hab halt etwas Stress, mehr nicht. Ich bin heute zufällig Naruto über den Weg gelaufen.” Ino löffelte großzügig Nudelsalat in sich hinein. „Wir könnten uns mal mit ihm treffen, was hältst du davon? Hinata müssen wir natürlich mitnehmen.” Ino lachte und nickte zustimmend. “Super Idee!”

Die schrille Türklingel unterbrach das Gespräch. Ino stand murrend auf. „Hat der schon wieder seine Schlüssel vergessen!” Sie stürmte zur Tür und riss sie gewaltsam auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Soso, du erwartest doch nicht etwa, dass ich dich hinein lasse, nachdem du einfach mal so deinen Schlüssel vergisst?”, schimpfte sie auf ihren Freund ein, der genervt in der Tür stand. „Mach kein Drama.”, murrte er und drängelte sich an seiner langjährigen Freundin vorbei. „Ich glaub’s ja nicht. Was erlaubst du dir?”, tobte sie und folgte ihm ins Wohnzimmer.

Sakura war aufgestanden und hatte ihre Sachen genommen, nachdem sie Shikamaru begrüßt hatte, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Sie wollte die beiden nicht stören und solche Streitereien konnte und wollte sie sich nicht antun. “Willst du etwa schon gehen?”, fragte Ino überrascht, bevor sie Shikamaru hätte an Hals springen können. “Ja, ich will euch nicht stören. Außerdem bin ich kaputt, möchte früher schlafen gehen.” Ino nickte zögernd und begleitet ihre Freundin zur Tür. “Falls noch irgendetwas ist, du kannst mich jeder Zeit anrufen.” Sakura nickte dankend, verabschiedete sich von Ino und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto.
 

Es war kühler als am Nachmittag und deshalb war sie umso glücklicher, endlich in ihre Wohnung zu können. Sie warf all ihre Sachen achtlos neben und auf Kommode in ihrem Flur, der anfangs nur von fahlem Mondlicht erhellt wurde, da die Sonne schon vor einiger Zeit untergegangen ist.

Danach lief sie in die Küche und nahm sich ein Stück von dem Kuchen, den ihre Mutter ihr vor kurzem vorbeigebrachte hatte und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte nicht oft, nur wenn sie total nervös war und unter Stress stand oder um einfach abzuschalten. Manchmal geschah das öfter, manchmal seltener, aber sie konnte es einfach nicht lassen, auch wenn sie es schon einige Male versucht hatte. Sie gönnte sie nun mal gerne etwas, auch wenn es ungesund war. Sie warf einen Blick auf die Mappe, die Tsunade ihr gegeben hatte und griff danach. Sie würde wohl ihren Tag mit ein paar Recherchen abklingen lassen.

"Nachher spinnen Sie sich noch irgendwelche Märchengeschichten zusammen."

Leider wurde Sakura in einem Moment der Glückseligkeit von dem grässlichen Geräusch ihres Weckers aus ihrer wunderschönen, märchenhaften Traumwelt gerissen, was die dazu führte mit einem genervten Stöhnen wieder zurück in ihre Kissen zu sinken und sich vergeblich mit den Händen die Haare aus dem Gesicht zu kämmen, die auf ihrem Gesicht kitzelten. Mit einem kleinen Blick aus dem Fenster, welches nur durch eine kleine Lücke zwischen den Gardinen frei Ausblick auf den Himmel bot, sah sie, dass sich das Wetter der letzten Tage kein bisschen gebessert hatte.

Langsam quälte sie sich aus ihrem Bett und machte sich in ihrem kleinen, bescheidenen Badezimmer fertig. Während sie die Zähne putze konnte sie durch das kleine Fenster schon dem allmorgendlichen Treiben der New Yorker folgen. Man konnte schon von weitem erkennen, dass das Leben jedes Menschen in dieser Großstadt hektisch war, ob nun in einer weltbekannten Firma oder auch nur als sorgende Hausfrau, doch das triste Grau der Wolken verlieh dem nicht das schöne Aussehen, das dieser Trubel im Frühling oder Sommer hatte.

Während Sakura sich eine Schüssel mit Müsli zubereitete, dachte sie über ihr heutiges bevorstehendes Vorgehen nach. Sollte sie noch mal versuchen mit Sasuke Uchiha zu reden? Allerdings war die Wahrscheinlichkeit abgewimmelt zu werden zu groß. Sie würde wohl erst einmal auf eigene Hand etwas recherchieren, das schien ihr am Vernünftigsten, immerhin konnte sie dadurch sicherlich genauso viel herausfinden. Zumindest hoffte sie das und solange nichts Großartiges mehr geschah, konnte sie sich ein wenig Zeit lassen und auf die wichtigen Dinge beschränken.

Sie ließ die leere Schüssel auf dem Tisch stehen und griff nach ihrer Handtasche. Schnell stopfte sie noch einen Notizblock und ein kleines Buch hinein, griff nach dem Schlüssel und verließ ihre Wohnung. Beim Durchqueren des Treppenhauses überlegte sie sich, sich in ein kleines Café zu setzen, dort etwas zu trinken und in ihren Unterlagen rumzublättern. Hoffentlich würde ihr das etwas weiterhelfen.

Als sie aus der Haustür kam, erwarteten sie schon hektische Menschen auf dem Fußweg und lautes Gehupe der Autos, die teilweise kaum noch vorankamen.

Sie zog ihren Mantel enger. Es warf Anfang Oktober und es wurde immer kälter und das durfte sie leider am eigenen Leibe spüren.

Als sie an warmes Wetter, Sonne und Strand dachte, fiel Sakura plötzlich ein, dass bald mal wieder ein Wiedersehen mit ihren Eltern zu planen sei. Ihre Mutter hatte sich bei ihrem Besuch kürzlich sehr darüber entrüstet, dass sie nie von sich aus auf die Idee kam, ihre Eltern zu besuchen. Diese waren erst vor einiger Zeit aus dem Urlaub an der Karibik wieder gekommen und Sakura erinnert sich noch an das glückliche Strahlen ihrer Mutter, das ihre perfekte Bräune nur noch unterstrichen hatte.

Grübelnd und in Gedanken über die Kälte schimpfend, drängelte sie sich an den vielen Leuten vorbei. Beinahe hätte sie den kleinen Zeitungsstand übersehen, doch als sie ihn im Augenwinkel bemerkte, blieb sie abrupt stehen. Mit großen Schritten ging sie darauf zu griff nach der Zeitung, legte dem alten Mann, der den kleinen Stand führte, Kleingeld hin und klemmte sich die Zeitung unter den Arm. Es könnte nützlich sein einige Informationen von anderen Presseblättern genauer unter die Lupe zu nehmen.
 

Keine fünf Minuten später saß sie in einem kleinen gemütlichen Café, dessen zur Straße zeigende Wand hauptsächlich aus Fenstern bestand. Ein typisches New Yorker Café eben.

Sakura saß an einem kleinen Tisch in der Ecke an der Fensterscheibe, um sich manchmal durch den Trubel der Außenwelt ablenken zu können, während sie in Gedanken doch immer bei der gleichen Sache war.

Die Zeitung lag immer noch offen vor ihr, den Kaffee hatte sie noch nicht angerührt, da er ihr noch zu heiß war. Nur einige Details des Artikels waren noch hängen geblieben. Wie, dass der Kommissar keine Kommentare zu dem Fall abgab (was sie nicht sonderlich wunderte) oder, dass der Serienmörder unter einer Art von Psychopathie litt. Dieses Wort hatte Sakura sich zur weiteren Recherche unterstrichen. Seufzend griff sie dann nach ihrem etwas abgekühlten Kaffee und nippte daran. Da kam mit Sicherheit noch ein ganz schönes hartes Stück Arbeit auf sie zu hatte sie im Gefühl und dieses täuschte sie doch sehr selten. Sakura stellte die Tasse wieder ab und riss den Artikel vorsichtig von dem restlichen Teil der Zeitung heraus. Dann knickte sie das Stück Papier mit den unsauberen Kanten und legte es sich in ihren Notizblock. Vielleicht könnte sie das später noch einmal gebrauchen und selbst wenn nicht, war es gut, so etwas zu haben. Sie müsste auch die anderen Zeitungen im Auge behalten, denn Konkurrenz herrschte mit Sicherheit und sie wollte nicht, dass jemand mehr wusste als sie, das würde sie mit ihrem Stolz nicht vereinbaren können.

Sie bemerkte wie die Tür des Cafés aufgestoßen wurde, als ein kühler Lufthauch sie erzittern ließ. Sakura blickte hoch und stutzte. Tatsächlich war Uchiha Sasuke gerade ins Café getreten und die sie beobachtete, wie er sich einen Kaffee zum Mitnehmen bestellte. Es war unglaublich, dass sie ihm gerade in New York zufällig (ohne einen Mord oder auf dem Parkplatz vor dem Polizeirevier) begegnete. Doch sie nutzte die Gelegenheit, um ihn von oben bis unten zu mustern. Er trug eine lockere Jeans, schwarze Schuhe und eine ebenfalls schwarze Jacke und einen Schal. Sie erkannte, dass er leicht rot um die Nase war, woraus zu schließen war, dass es draußen wirklich unglaublich kalt war. Während sie den letzten Schluck aus ihrer Tasse nahm und ihre Hände daran wärmte, ohne den Blick von Sasuke zu nehmen, beobachtete sie, wie er der weiblichen Bedienung, die scheinbar hin und weg von dem Schwarzhaarigen war, etwas Geld in die Hand drückte, ihr zunickte und das Café wieder verließ. Doch Sakura ließ ihn nicht aus den Augen und sie folgte jedem seiner Schritte, die ihn an dem Fenster vorbeiführten. Sie musterte sein, wie sie wiederum zugeben musste, hübsches Gesicht und erstarrte plötzlich.

Sasuke erwiderte ihren Blick und Sakura hätte schwören können, dass seine Augenbraue leicht gezuckt hatte und sie ging davon aus, dass er sie erkannt hatte. Als sie ihn nicht mehr sehen konnte, packte sie so schnell wie es ging ihre Sachen, ließ das zu bezahlende Geld mit etwas Trinkgeld auf dem Tisch liegen und stürmte aus der Tür. Ihr Herz raste ungewöhnlich schnell und als sie in die kühle Luft trat, schmerzte ihre Lunge beinahe, als sie die kalte Luft einatmete.

Es war sicherlich schwer, Sasuke in dem Treiben der Straße zu finden, vielleicht war er schon längst in ein Taxi gestiegen, doch Sakura kämpfte sich trotzdem durch die Menge. So leicht würde sie ihn diesmal nicht laufen lassen. Mit schnellen Schritten drängte sie sich an den vielen Leuten vorbei und dann erkannte sie ihn. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und ging unbeeindruckt einfach schnurstracks durch die Menge und rempelte hier und da einige Personen an, die ihn entrüstet anstarrten, was ihn scheinbar kein bisschen juckte. Sakura legte ihre Stirn in Falten, doch ohne einen kurzen Moment stehen zu bleiben. Er schien scheinbar ein richtig arrogantes Arschloch zu sein und sich was auf sein gutes Aussehen einzubilden, aber das würde sie nicht an ihrem Vorhaben hindern.

Als sie ihn eingeholt hatte, packte sie ihn, ohne weiter zu überlegen, am Arm. Er blickte überrascht über seine Schulter.

„Sie schon wieder?!”, murrte er schlecht gelaunt und sein Blick wurde so kalt wie die Luft um sie herum, wenn nicht sogar noch kälter. Sakura zuckte kurz zusammen. „Ja.”, antwortete sie dann schlicht. Der Schwarzhaarige rollte mit den Augen, löste sich von ihrem Griff und ging einfach ohne ein Wort weiter. Sakura starrte ihm überrascht hinterher, bevor sie ihn wieder einholte. „H-hey, Sie können doch nicht einfach weggehen!”, rief sie empört. Er blieb wieder abrupt stehen und blickte sie eindringlich an. „Ach, kann ich nicht?” Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Nein, können Sie nicht! Ich habe immer noch einige Fragen an Sie und ich würde Sie bitten, sich wenigstens einmal auf diese einzulassen! Immerhin habe ich als Zeugin ein Recht auf Antworten!” Diesmal war er es, der die Stirn runzelte. Bis jetzt hatte eigentlich keiner gewagt, ihm so lange auf die Nerven zu gehen, wie die junge Frau vor ihm. Besonders nicht, wenn sie so eine derartige Haarfarbe hatte. Rosa. Wer färbte sich heutzutage noch seine Haare ausgerechnet rosa?

Etwas irritiert, dass Sasuke auf ihre Haare starrte, sagte sie: „Haben Sie mir überhaupt zugehört?” Als wäre nichts gewesen, blickte Sasuke in ihre grünen Augen. Er hatte noch nie einen Menschen mit derartig strahlenden Augen gesehen, nicht einmal Naruto kam da mit seinen blauen Augen heran. “Machen Sie es schnell. Was wollen Sie wissen?” Sakura fühlte sich leicht überrumpelt, da er sich vor einigen Sekunden noch geweigert hatte und bekam vorerst keinen Ton heraus. Ja, was genau wollte sie ihn denn eigentlich fragen?

Ihr Zögern ließ auch ihren Gegenüber seine Augenbraue leicht heben. Sie biss sie auf die Unterlippen und sprach dann zögerlich: „Vielleicht können Sie mir etwas über die letzten Opfer verraten, oder über den Täter, die Tatorte, Tatwaffen, all so was.” „Da muss ich Sie enttäuschen.”, kam prompt seine Antwort. „Über solche Dinge darf ich nicht reden. War’s das nun?” Seine Frage war unüberhörbar genervt.

Doch er hatte nicht mit Sakuras mehr oder weniger blendenden Idee gerechnet. „Sie könnten mich doch einfach mitnehmen bei Ihren weiteren Ermittlungen!” Sie selber war entzückt von ihrer Idee und lächelte ihn strahlend an. Sasuke allerdings schien weniger beeindruckt. “Das ist doch nicht Ihr Ernst?!” Sakuras Miene verhärtete sich wieder und ihre Gesichtszüge waren kurz davor zu entgleisen, doch sie fasste sich schnell wieder. „Doch. Eigentlich schon.”, doch die Unsicherheit war schnell herauszuhören.

Sasuke drehte sich ohne ein weiteres Wort herum und ging einfach wieder davon. Sakura rollte mit den Augen und lief ihm wieder hinterher. Irgendwann würde sie das sicherlich satt haben, immerhin benahm er sich wie ein kleines stures Kind. „Was ist denn daran so schlimm?”, fragte sie ihn und hatte einige Probleme mit seinem schnellen Schritt mitzuhalten, sodass sie beinahe laufen musste. „Ich vertraue keinen Journalisten. Nachher spinnen Sie sich noch irgendwelche Märchengeschichten zusammen.”, sagte er ohne mit der Wimper zu zucken und ohne seinen starren Blick, der nach vorne gerichtet war, auch nur einen Moment auf sie zu legen. Sakura kniff ihre Augen beleidigt zusammen und musste sich zusammenreißen, ihn nicht zu beschimpfen. “Hören Sie-”, weiter kam sie nicht, denn er stöhnte laut auf, sie zuckte leicht zusammen und er drehte sich zu ihr und hielt ihr bedrohlich den Zeigefinger vors Gesicht. “Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Klappe zu halten, zu verschwinden und mich in Ruhe meine Arbeit tun zu lassen?!”, zischte er barsch.

Sakura allerdings spitzte beleidigt ihren Mund und umklammert seinen Finger mit ihrer Hand. “Ja, es macht mir allerdings etwas aus. Wenn es sein muss, werde ich Sie nerven, bis Sie endlich nachgeben!” Dann drückte sie seine Hand runter und blickte in seine Augen, in denen sie ablesen konnte, dass er wütend und richtig genervt war. “Nervtötendes Weib.”, murrte er. Sakura schnappte eingeschnappt nach Luft.

Bevor sie ihm allerdings eine Standpauke halten konnte, hörte sie hinter sich heiseres Geschrei und unruhiges Murmeln. Sie und Sasuke drehten sich wie auf Kommando um und erkannten, dass die Passanten einen Kreis um etwas mitten auf dem Gehweg gebildet hatten. Sasuke eilte sofort dorthin. Sakura versuchte ihm zu folgen, als sie eine leicht vermummte Person anrempelte, da Sakura keine übliche Entschuldigung hörte, drehte sie sich noch einmal um, ging aber kopfschüttelnd weiter. Sie kämpfte sich bis zu Sasuke durch die Menge, der über einer jungen Frau hockte. Sakura hielt sich die Hand vor den Mund. Es war schon wieder geschehen, schon wieder fast vor ihren Augen. Die rothaarige Frau lag in ihrem eigenen Blut, sogar das Messer steckte noch in ihrer Brust. Sie beobachtete, wie Sasuke seine Kollegen alarmierte. Dann richtete er sich auf. „Kein Grund zu Panik.”, sagte er ruhig und in der Menge wurde getuschelt. „Bitte gehen sie weiter. Die Polizei kommt gleich.” Einige gingen tatsächlich ihren Weg, doch viele Schaulustige trieben sich noch um den Tatort herum, bis schließlich Verstärkung ankam.
 

Der Tatort wurde weiträumig durch das gelbe Band mit der Aufschrift CRIME SCENE- DO NOT CROSS abgegrenzt. Sakura zögerte einige Sekunden, bis ihr bewusst wurde, weshalb sie sich an diesem Ort befand. Etwas zögerlich griff sie in ihre Tasche und zückte ihren Notizblock und schrieb alle Details auf, die sie schon feststellen konnte. Während sie einige Informationen in das Buch kritzelte, kam ihr Naruto näher und schreckte sie aus ihren Gedanken: „Na, wen haben wir denn hier?!” Sakura erkannte schon an dem Klang der Stimme, wer sich wieder an ihre Seite geschlichen hatte, doch sie verdrehte die Augen. Sie hegte den leisen Verdacht, dass Naruto versuchte irgendetwas zu erreichen. „Ich bin beschäftigt.”, versuchte sie ihn abzuwimmeln, doch Naruto schaute ihr über die Schulter. „Ach ja? Und womit?” Sakura drehte sich blitzschnell um und schaute ihn zornig an. „So sehr ich deine Arbeit auch schätze, gibt es dir nicht das Recht in meinen Unterlagen zu schnüffeln!” Sie wusste nicht wirklich, wieso sie ihn so anging, doch ihre Nerven wurden in letzter Zeit etwas sehr strapaziert und sie mochte es auch einfach nicht, wenn man in ihren Sachen schnüffelte und Dinge las, die eigentlich nicht für anderer Augen gedacht waren. Naruto seufzte und wirkte leicht angeschlagen. Der Anblick versetzte Sakura sofort ein schlechtes Gewissen, doch schon im nächsten Moment strahlte ihr ehemaliger Klassenkamerad wieder über das ganze Gesicht. “Sag mal, was ist jetzt eigentlich mit unserem Treffen… mit Hinata.”, fügte er noch schnell hinzu und hustete, als versuchte er seine Gefühle damit zu verbergen.

“Ruf die Kleine doch selber an, wenn du so verschossen in sie bist.”, mischte sie eine kalte, raue Stimme hinter Naruto in das Gespräch ein. „Schon mal was von dem Wort Diskretion gehört?”, fragte Sakura schnippisch und blickte ihn an, während er sich langsam noch zwei Schritte näherte. Sie fand sein Verhalten einfach unglaublich. „Schon mal davon gehört, dass ich Sie einsperren lassen kann, wenn Sie so frech sind?” Naruto betrachtete gespannt den Wortwechsel seiner beiden Freunde. „Schon mal gehört, dass wir uns hier um einen Fall kümmern müssen?”, mischte er sich ein. “Schnauze!”, fuhren ihn beide an. Er starrte die beiden geschockt an. „Ist ja wie in einem schlechten Film.”, stellte er fest. Mit einem vernichtenden Blick zu der Journalistin wandte sich Sasuke um und ging gefolgt von Naruto näher an die Leiche heran.

Mit einem Grummeln kommentierte sie sein Verhalten. Allerdings war Sakura verdammt enttäuscht von sich, dass sie mit dem Hauptkommissar in diesem Fall nicht zu Recht kam. Nicht nur, weil es besser für ihren Job war, sondern auch, weil er verdammt attraktiv war und diese kalte Art ihn um einiges attraktiver machte, als er ohnehin schon war. Sie müsste ihn vielleicht nur etwas besser kennen lernen, aber das war sicher nicht von seinem Interesse. Und außerdem hatte sie sicherlich auch besser zu tun, als sich nun um ihr Liebesleben zu kümmern.
 

In dem Moment überkam sie leichte Kopfschmerzen, die sich anfühlten, als würde ein tonnenschweres Gewicht auf ihr Lasten und eine bedrückende Übelkeit, die sie in dem ganzen Szenario komplett ignoriert hatte. Es waren einfach diese vielen Begebenheiten, die sich so schnell abspielten, dass es sie überforderte und außerdem war sie müde und ausgelaugt.

Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich mit geschlossenen Augen an den Krankenwagen, der neben ihr stand. Das war verdammt viel für ihre Nerven. Sie fragte sich, wie Sasuke und Naruto das aushielten, wenn sie fast jeden Tag eine Leiche sahen. Sie mussten sicherlich auch unter riesigem Druck stehen, um den Täter zu finden, der eine Bedrohung für die Menschen war.

Seufzend warf sie die Zigarette auf den Boden und zerdrückte sie mit dem Fuß. Wenigstens würde sie Tsunade morgen einen Zwischenbericht abliefern können.
 

Dann sah sie überrascht hoch und schaute sich um. Das leise Gefühl beobachtet zu werden, schlich in ihr hoch, doch ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie Naruto und Sasuke, fest entschlossen den Schwarzhaarigen früher oder später doch noch zum Reden zu bringen.

"Und außerdem sind sie pink!"

Er war zu unvorsichtig geworden, das wusste er, doch fiel es ihm schwer, sich zurückzuhalten. Normalerweise handelte er einfach, schnell, präzise und ohne lange nachzudenken. Es war etwas, das ihn zu sehr an ihr faszinierte und doch hinderte sein Werk zu vollbringen…
 

Sakura wartete am Auto, während sich einige Meter von ihr entfernt die beiden Kommissare stritten. Sakura verstand Sasukes Einwand ganz und gar nicht, immer hin war es ihr Job und sie hatte verdammt noch mal das Recht darauf zu erfahren, was mit diesen unschuldigen Frauen passierte, die vor ihren Augen tot zusammenklappten.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust als ein kühler Windstoß sie erzittern ließ. Im nächsten Moment überkam sie ein seltsames Gefühl… dasselbe Gefühl, das sie schon vor wenigen Stunden hatte. Sakura schaute über ihre Schulter. Nichts. Dabei hätte sie schwören können, eine Präsenz gespürt zu haben. Sie erzitterte erneut, doch diesmal nicht wegen der Kälte. Sie fing an ihre Fingernägeln zu kauen - eine Angewohnheit, die sie sich eigentlich vor einiger Zeit abgewöhnt hatte, doch in manchen Situationen einfach nicht unterdrücken konnte. Um sich selber davon abzubringen, zündete sie sich eine Zigarette an. So würde sie es nie schaffen, Nichtraucherin zu werden. Sie warf einen Blick zu den beiden Streithähnen und ihr Blick blieb an Sasuke hängen. Immer wenn sie ihn sah, fragte sie sich, was ihn so verdammt anziehend machte, dass man ihm am liebsten die Klamotten vom Leib reißen möchte.

Schnell verwarf Sakura diesen Gedanken und nahm einen Zug an ihrer Zigarette und wartete darauf, dass das Nikotin sie endlich zur Ruhe brachte und sie nicht mehr an ein solch absurdes Zeug dachte. Ino hatte Recht gehabt. Sie brauchte unbedingt wieder einen Freund. Sie wusste inzwischen schon gar nicht mehr, wie lange ihre letzte Beziehung her ist und wie lange sie gedauert hatte.

Um sich abzulenken weiter abzulenken, von all diesen absurden Gedanken, dachte sie noch einmal über die Informationen nach, die sie aufschnappen konnte, während sie sich in die Gespräche der Polizisten gemischt hatte. Die Frauen waren alle Vergewaltigungsopfer gewesen, meistens lag es schon Jahre her, doch bei den letzten beiden nur zwei bis drei Monate. Sie war geschockt gewesen. Suchte er etwa danach seine Opfer aus? Als hätten sie damit noch nicht genug Leid ertragen, mussten sie dafür auch noch sterben? So sehr sie sich den Kopf darüber zerbrach, es ergab einfach keinen Sinn für sie. Wenn es daran lag, müssten sie nicht eher gerächt werden? Noch mehr Leid hatten sie doch immer hin nicht verdient.

Sakura atmete tief ein und aus und zog eine Grimasse. Sie hasste es so unwissend zu sein, aber es eröffnete sich ihr einfach keine logische Erklärung und kein Geistesblitz erhellte die Situation, die sie im Dunklen tappen ließ.

Als sich die Autotür neben ihr öffnete und sich jemand schnaubend in den Ledersessel warf, schreckte Sakura aus ihren Gedanken auf. Sasuke hatte sich ans Steuer gesetzt, während Naruto, der auf der anderen Seite bei der Beifahrertür stand, ihr entschuldigend zulächelte. Sie zuckte mit den Schultern und stieg ebenfalls etwas zögernd ein. Sie würde sich so oder so an dem gesamten Fall beteiligen, ob Sasuke nun damit einverstanden war oder nicht - sie mussten ihn ja nicht um Erlaubnis fragen, sondern nur ihren Job tun. „Sollen wir dich irgendwo raus lassen, Sakura?” Naruto drehte seinen Kopf zu ihr und musterte sie durch seine blauen Augen. „Wenn es euch nichts ausmacht, bei der New York Times. Ich wollte noch einmal kurz vorbeischauen.” Sie hörte wie Sasuke verächtlich schnaubte und beobachtete wie sich sein Griff um das Lenkrad verstärkte und seine Knöchel stark aus seiner bleichen Haut heraus stachen. Etwas erschrocken über solch eine starke Reaktion wandte sie den Kopf ab und sah zum Fenster hinaus. Das konnte doch nicht normal sein, was hatte sie denn so Schlimmes getan? Außer natürlich, dass sie sich als Journalistin in seinen Fall einmischte, aber daran müsste er doch schon lange gewohnt sein. Und solch eine Reaktion war absolut übertrieben, musste sie feststellen und musterte sein Profil, das sich in der Fensterscheibe spiegelte. Sie würde es wohl nicht verstehe, egal, wie lange sie sich den Kopf darüber zerbrach.

Sie fuhren in einer unangenehmen Stille und als Sasuke rechts heranfuhr und Naruto sich abermals zu ihr umdrehte, wusste sie, dass es an der Zeit war auszusteigen. Er schenkte ihr ein heiteres Lächeln. „Melde dich, falls du Hilfe bei irgendetwas brauchst.” Sakura erwiderte sein Lächeln. Sie wusste, dass sie das schon bald machen würde. „Natürlich.” Sie öffnete die Autotür, doch bevor sie aussteigen konnte, sagte Naruto noch so leise, dass sie es gerade noch verstand: „Und grüß Hinata von mir.” Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen und sie sah, dass Sasuke nur verständnislos den Kopf schüttelte. Sie runzelte ihre Stirn. Es war beinahe unglaublich, dass er scheinbar noch nie für jemanden so etwas empfunden hat. Dann nickte sie in Narutos Richtung und stieg aus.

Gerade als sie das Auto umrundet hatte, hörte sie aus dem offenen Fenster. „Wie kannst du ihr bloß unsere Hilfe anbieten? Sie ist eine nervige Journalistin, du Schwachkopf! Außerdem hat sie rosa Haare.” Naruto kicherte leise und Sakura lehnte sich an das offene Fenster beim Beifahrersitz und funkelte Sasuke böse an. „Ich bin nicht nervig! Und außerdem sind sie pink!” Er verdrehte seine dunkeln Augen und Sakura konnte gerade noch einen Schritt zurücktreten, als er auf das Gaspedal trat und sich ziemlich rücksichtslos in den fließenden Verkehr einfädelte.
 

Sakura war nicht bester Laune, als sie direkt auf Hinata zuging, die wieder hinter der Rezeption ihrem Job nachging. Sie knallte laut mit der Hand auf die weiße glänzende Fläche, um die Aufmerksamkeit von ihrer Freundin zu gewinnen. Wie gewünscht schaute Hinata überrascht hoch. „Was gibt’s?”, fragte Hinata und runzelte die Stirn, als sie Sakuras aufgewühltes Gesicht erblickte, das mit einem zornigen Blick auf sie niederschaute. Sakura schnaubte und erzählte ihr alles von Anfang an, bis zu dem weiteren Mord, der Hinata scharf die Luft einziehen ließ. Sie hätte nicht damit gerechnet, dass es sich so schnell wiederholte. Und sie konnte sich gut vorstelle, wie Sakura sich nun fühlen musste, wenn es ihr zum zweiten Mal geschah, dass sie beinah direkt daneben stand. Vielleicht hätte sie ja auch die nächste sein können, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort war?

„Ich fasse es einfach nicht! Wie kann ein Mensch dermaßen voreingenommen sein?”, sagte Sakura und zischte noch einige Flüche vor sich hin, ohne auf die besorgten Blicke ihrer Freundin einzugehen, die sie nun eindringlich musterte und dann bloß mit dem Kopf schüttelte. „Mach dir nichts draus, Sakura. Mach einfach deinen Job.” Sakura verdrehte die Augen und fuhr nun schnell Kreise mit dem Finger auf der glatten Oberfläche. „Das versuche ich doch. Aber wie soll ich das machen, wenn mich der Typ immer wieder abblitzen lässt und runtermachen will? Ach, vergiss es.”, winkte sie ab, doch dann zwinkerte sie Hinata zu. „Ich soll dich von Naruto ganz lieb grüßen.” Ihre Freundin wurde schlagartig rot und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. Nun hatte sie alle Sorgen um Sakura und die ganze Mordsache vergessen und alles schien wie weggeblasen. „Ach… wirklich?”, murmelte sie. Sakura lachte laut und schüttelte dann den Kopf. „Ihr beide seit unglaublich!” Dazu sagte Hinata nichts und ging ans Telefon, als dieses laut schrillte. Mit genervtem Augenrollen verabschiedete sich von Sakura, die ihr zuwinkte und entschied doch nicht mit Tsunade zu reden, sondern sich einfach zu Hause an den Artikel zu setzten. Ihre Chefin würde schon anrufen, wenn sie unbedingt auf dem Laufenden gehalten werden wollte.

Nachdem sich die Fahrstuhltür vor ihrer Nase geschlossen hatte, lief sie schwungvoll die Treppen runter, anstatt auf den Aufzug zu warten, lief schnell aus dem Gebäude und rief ein Taxi im Laufschritt zu sich. Sie ließ sich auf den Rücksitz fallen und der Taxifahrer fragte: „Wohin soll’s gehen, hübsche Lady?” Sakura lächelte dankbar für das Kompliment und nannte die Straße und ließ sich zurück in den Sitz fallen. Während die Gebäude an ihrem Fenster vorbeizogen und von den wenigen grünen Stellen zwischen den Straßen nur blass grüne Schleier zu erkennen waren und das Surren des Motors in ihren Ohren widerhallte, vergaß Sakura einfach alles und konzentrierte sich auf die Menschen, die sie aus dem Fenster heraus beobachtete.

Erst der Anblick ihres Wohnhauses holte sie wieder in die Realität zurück. Sie drückte dem netten Taxifahrer Geld in die Hand, beide bedankten sich und sie lief schnell zu der Haustür. Etwas benetzte ihre Haut und sie blickte nach oben und ihr eröffnete sich eine große, dunkle Wolkendecke und langsam fielen immer mehr Regentropfen vom Himmel.

Nachdem sie die wenigen Briefe aus ihrem Briefkasten gefischt hatte, eilte sie in ihre Wohnung, die sie mit angenehmer Wärme empfing, während sie aus dem Fenster sehen konnte, dass sich der Regen nun auf die Straße ergoss. Seufzend hing sie ihren Mantel an den Haken, warf die Schüssel achtlos auf die dunkelbraune Kommode. Ohne einen Gedanken an den Tag zu verschwenden, zog sie sich eine Jogginghose an und ging mit samt Laptop und Briefen in ihr Wohnzimmer.

Es war um einiges bescheidener als das von Ino. Der Teppich war hellbraun und die Wände im schlichten weiß gehalten. Das Sofa und der Sessel war Ebenholzbraun, sowie die kleineren Regal und Schränke. Der Couchtisch, der zwischen dem Fernseher und der Couch stand, war klein und gläsern. Ihr Blick aus dem Fenster zeigte auch nicht den Central Park, sondern ließ nur einen kleinen Blick über einige kleinere Häuser und Straßen frei. Aber sie fühlte sich wohl, auch wenn sie das Apartment von Ino nie abschlagen würde.

Sakura verzog das Gesicht, als sie die ganzen Rechnungen sah. Genervt schmiss sie die offenen Briefe auf den Boden und schaltete ihren Laptop ein.

Jetzt holte sie wieder der Tag ein. Doch anstatt an das Opfer, den Mörder und den Fall an sich zu denken, dachte sie nur an den Hauptkommissar. Sasuke Uchiha. Er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Nicht nur wegen der Tatsache, dass er sie scheinbar grundlos hasste, sondern auch deswegen, weil er einfach umwerfend war und so eine verrückte Wirkung auf sie hatte. Er brachte sie ganz durcheinander, weil sie nicht wusste, ob sie ihn hassen sollte für seine beleidigenden Kommentare, oder anhimmelt sollte wegen seinem Aussehen und seinen atemberaubenden Blicken. Genervt stöhnte Sakura auf. Sie wollte, dass er endlich aus ihrem Kopf verschwand und sie sich ihrer Arbeit widmen konnte.

Bevor sie auch nur ein Wort in das geöffnete Schreibprogramm tippte, fischte sie den Zeitungsartikel, den sie behalten hatte aus ihrer Tasche, ging sie schnell ins Internet und gab in der Suchmaschine das Wort Psychopathie ein, welches sie sich unterstrichen hatte. Gleich die erste Seite klang viel versprechend. Es war eine lange Liste der verschiedenen psychischen Krankheiten. Sie überflog schnell die alphabetisch geordneten Namen. Viele sagten ihr wenig, doch ab und an las sie sich die Artikel durch, blieb allerdings erfolglos. Erst als ihr das Helfersyndrom ins Auge fiel, schien scheinbar so einiges Sinn zu machen, als sie anfing sich eine Lösung zusammen zu spinnen, die nicht einmal so absurd klang.

Menschen mit diesem Syndrom müssen chronisch anderen Menschen helfen und scheinbar wollte er, wer auch immer es war, den Opfern helfen, nicht mehr so unter ihren Erlebnissen zu leiden, auch wenn es hieß, dass er sie nur durch den Tod erlösen konnte. Erschrocken über diese Erkenntnis lehnte Sakura sich in die Couchlehne zurück. Das würde natürlich Sinn ergeben, aber es war auch nicht sicher, ob es wirklich so war, immerhin war sie kein Professor in dem Gebiet und vielleicht war alles nur Zufall. Immerhin konnte er auch einfach krankhaft verrückt sein und wollte Frauen töten und es war bloß Zufall, dass es gerade diese traf. Das würde sie auch nicht gerade abschlagen, denn er tötete sie auf offener Straße, was sie die Theorie auch unterstützte, dass er bloß wahllos seine Opfer aussuchte. Vielleicht sollte sie Naruto anrufen und mit ihm darüber zu reden? Sie war einen flüchtigen Blick auf die Uhr, die zeigte, dass es schon zehn Uhr abends war. Sicherlich schlief er noch nicht, aber vielleicht war er beschäftigt. Sie ließ sich noch einmal alles durch den Kopf gehen.

Vielleicht ging auch einfach nur die Fantasie mir ihr durch, doch wenn sie Recht behielt, dann pickte er also nicht wahllos eine junge Frau aus der Menge, sondern studierte scheinbar sogar ihren Tagesablauf. Wahrscheinlich ist er der jungen Frau gefolgt und dann…

Sakura schreckte plötzlich hoch als ihr Telefon laut durch das Wohnzimmer hallte. Sie hievte sich hoch und meldete sich. „Hallo?”, fragte sie heiser. Sie räusperte sich kurz, doch es kam keine Antwort. Nur ein Rauschen war am anderen Ende zu hören. Sakura runzelte die Stirn. „Äh, ist da jemand?”, fragte sie. Wieder gab es keine Antwort. Gerade als sie auflegen wollte, keuchte jemand auf der anderen Leitung auf und sie konnte nur noch einmal nachfragen, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. Verdutzt starrte sie auf das Telefon in der Hand, aus dem ein leises Tuten ertönte. Das war mehr als seltsam gewesen. Kopfschüttelnd drückte sie auf die rote Taste und nahm es mit zur Couch, wo sie sich wieder niederließ. Sie fand sich mit dem Gedanken ab, dass sich einfach jemand verwählt hatte. Sie nahm einen großzügigen Schluck von dem Wasser, welcher neben ihr stand und fing an, an ihrem Artikel zu tippen.

Das weiße leere Schreibprogramm füllte sich schnell mit schwarzen Worten…

Mit müden Augen warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war zwei Uhr nachts. Die Information kam erst einige Sekunden später an, als sie erschrocken den Laptop ausschaltete und schnell aufsprang. Sie wankte leicht, als ihr Kopf leicht pochte und ihr schwindelig vor Augen wurde. Sakura hielt sich an der Kommode fest, bis ihr Blick wieder klar wurde und ging vorsichtig in ihre Schlafzimmer, dass in leichter Mondlicht gehüllt war. Mit einem vagen, kurzen Blick aus dem Fenster sah sie, dass einige Wolken sich verzogen und den Mond preisgaben. Sie hatte die Zeit ganz vergessen, als sie endlos lange an dem Artikel getippt hatte, abermals von vorne anfing und schlussendlich einigermaßen zufrieden mit ihrem Werk war. Seufzend legte sie sich, ohne sich umzuziehen, in ihr weiches Bett, bemerkte noch, wie sich wieder die Wolken vor den Mond schoben und schlief daraufhin sofort ein.
 

Sein Blick erfasste die Uhr, die nur leicht im fahlen Mondlicht zu erkennen war. Seine Augen hatten sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt. Es war spät, sehr spät. Inzwischen schon drei Uhr nachts, doch Sasuke wusste, dass sein Bruder noch wach war. Dennoch zögerte er, als er die Hand nach dem Telefon ausstreckte, aber es war schon zu lange her, seit dem letzten Telefonat, geschweige denn Besuch. Schlussendlich griff er nach dem Telefon und wählte schnell die Nummer. Nach endlosem Klingeln wurde an dem anderen Ende das Telefon beantwortet. “Uchiha.”, hörte Sasuke eine raue Stimme. “Ich bin’s, Itachi.”, murmelte Sasuke monoton. “Sasuke.” Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. “Was willst du?” Sasuke griff nach einem Stift und drehte ihn zwischen den Fingern umher. “Reden.”, antwortete er dann knapp. Er hörte ein Schnauben am anderen Ende der Leitung. “Kann das nicht warten?” Er drückte verkrampft den Stift in seiner Hand. Sein eigener Bruder hatte keine Zeit, um ihn nur einige Minuten anzuhören. “Nein.” “Dann muss es eben warten.” Der hölzerne Bleistift in Sasukes Hand knackte leise auf und teilte sich in zwei Teile. Jedes Mal war es das Gleiche, dabei wusste Itachi ganz genau, dass ihn seit Jahren dieses Thema belastete, und dennoch kümmerte es ihn nicht. “Hör endlich auf, immerzu daran zu denken. Es bringt nichts. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe etwas zu tun.”, murmelte die kalte Stimme seines Bruders, als Sasuke nicht antwortete. “Tschüß.”, zischte er dann und legte ohne auf ein weiteres Wort seines Bruders zu warten auf. Sasuke schmiss das Telefon auf den Tisch vor ihm und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seufzend fuhr er sich durch die pechschwarzen Haare, während seine dunklen Augen unruhig im Raum umherschweiften, ohne etwas wahrzunehmen. Eigentlich wusste er, dass Itachi Recht hatte. Er hatte sein ganzes Leben um den Mord seiner Eltern herum aufgebaut. Er war nur Kriminalpolizist geworden, um den Mörder seiner Eltern zu finden, ob tot oder lebendig, er ist extra von New Jersey nach New York gezogen, denn dort wurden seine Eltern zum letzten Mal lebendig gesehen und einfach so gut wie alles was er tat, diente nur, damit er sein Ziel erreichte. Aber dennoch, er konnte einfach nicht aufgeben und das vergessen, was seinen Eltern angetan wurde.

Er ballte die Hände fest zu Fäusten. Und auch, wenn keiner auf seiner Seite war, dann würde er seinen Weg eben alleine gehen.

"Die ist nur zur Dekoration hier."

Würde er sie jemals wieder los werden?

Diese Frage beschäftigte Sasuke jedes Mal, wenn sie in sein Blickfeld kam und anfing Fragen zu stellen und eigenen Ideen einzubringen, wie sie den Täter schnappen könnten. Mutierte sie von der nervigen Journalistin zu einer nervigen Kriminalpolizistin? Was ein absolut lächerlicher Gedanke war, denn sie hatte wohl nicht den blassesten Schimmer, was es hieß, Kriminalpolizistin zu sein, geschweige denn, dass sie ahnen konnte, wie viel schwerer es war, einen Fall zu lösen, als sie sich scheinbar einbildete.

Jedenfalls hatte er sie bis zum Morgen vergessen, wenn nicht gar aus seinen Gedanken vertrieben, bis sie plötzlich um die Ecke kam, sie verwundert anstarrte und gleich drauf losbrabbelte, sie hätte Anhaltspunkte gefunden. Auch wenn er zugeben musste, dass vieles davon recht interessant klang, da er ihr trotzdem zugehört hatte, wenn auch nur mit halbem Ohr, plagte ihn der Gedanke, dass sie seinen Job zu übernehmen schien. Natürlich wusste er, dass sie nicht im Geringsten etwas tun konnte, außer sich einzumischen und sie zu Tode nerven, aber es störte ihn trotzdem gewaltig. Am liebsten mochte er sie einfach weg haben, sie wegscheuchen, aus seinem Fall und seinen Gedanken am besten gleich hinterher. Aber das war scheinbar nicht so einfach.

Und dass sie immer noch Journalistin war und jeden Morgen eine unglaubwürdige Geschichte auf dem Titelblatt der Zeitung stehen könnte, ließ ihm auch keine Ruhe. Doch er musste zugeben, sie war klug. Sehr klug. Auch wenn er sich liebend gerne einreden wollte, dass sie es nicht war.

Er warf einen flüchtigen Blick zu Naruto, was Sakura keineswegs entging. “Können wir?”, fragte er mit Nachdruck in der Stimme. Naruto blickte ihn überrascht an, unwissend, was sein bester Freund von ihm verlangte. Sasuke verdreht genervt die Augen, fuhr sich mit der Hand durch seine schwarzen Haare und senkte den Blick nach unten. Wenn er nicht einmal mit so einer Lappalie von Mordfall fertig wurde, wie sollte er jemals den seine Eltern aufklären? Und das war es, was ihn am aller meisten Kopfzerbrechen bereitete. Nicht dieser Verrückte von Serienmörder, der es auf irgendwelche Frauen abgesehen hatte. Nein, er war kein Held, der sich großartig um das Leben seiner Mitmenschen scherte. Eigentlich, musste er zugeben, war er ein Egoist, der nur für sein Wohl handelte. Als es wieder aufblickte, sah er sofort das Grün Sakuras Augen, die auf ihn gerichtet waren. Sie war schon eine seltsame Frau, schoss es ihm mit einem Mal durch den Kopf. Dann hörte er Naruto sprechen.

„Wollen wir?”, fragte Naruto nun. „Vollidiot.”, murmelte Sasuke und ging zu seinem Wagen. „Lust ein paar Zeugen befragen zu gehen?”, fragte Naruto Sakura mit einem breiten Grinsen. Sasuke schnaubte. Dieser Kerl war einfach unglaublich und manchmal dachte er, er wäre unsagbar dumm. „Nimm sie doch gleich mit ins Bett, aber doch nicht zu Zeugen.” Er wusste selber, dass er überreagierte, aber scheinbar würden die beiden es einfach nicht anders bemerken, dass sie sich mit dem falschen anlegten.

Sakura warf ihm einen wütenden Blick zu. So sehr sie seine schlechten Launen und seine kalte Art tolerierte, dazu war er wirklich nicht berechtigt. „Und wenn Sie mich schon nicht mitnehmen wollen, ich kann Ihnen auch hinterherfahren!”, sagte sie warnend. Sie hatte ihm ihre Ergebnisse ihrer beinahe schlaflosen Nacht präsentiert und er behandelte sie wie Dreck! Er lehnte sich an den Wagen, hob verwundert seine perfekt geformten Augenbrauen und sah dabei so verdammt gut aus, dass Sakura das leichte Bedürfnis bekam, ihn am Kragen zu packen, an die Wand zu drücken und zu küssen.

Aber das würde sie nicht mal in ihren Träumen wagen. Immerhin war sie eine erwachsene und zivilisierte Frau… aber eben immer noch eine Frau. Und welche Frau könnte schon jemandem wie Sasuke Uchiha widerstehen?

„Soll das eine Drohung sein?”, fragte er mit einem amüsierten Tonfall, der gleichzeitig verdammt anziehend klang. „Vielleicht.”, antwortete sie jedoch bissig und kniff ihre Augen bedrohlich zusammen. „Hey, hey, hey. Wollten wir uns nicht eigentlich einem Mordfall widmen?”, ging Naruto dazwischen und musterte die beiden skeptisch. Sasuke stieg daraufhin ein, nicht ohne ihr noch einen überheblich amüsierten Blick zu schenken. Blöder, eingebildeter, arroganter, gut aussehender Vollidiot!, dachte sie und blieb trotzig stehen, bis Naruto sie aufforderte in den Wagen zu steigen. Wenigstens war dieser auf ihrer Seite, sonst würde sie niemals mit Sasuke klarkommen.

Als sie sich schmollend auf die Rückbank setzte, bemerkte sie, wie Sasuke sie durch seinen Rückspiegel kurz beobachtete. Er verzog keine Miene, doch seine Augen schienen sie erbarmungslos auszulachen. Sie streckte ihm trotzig die Zunge raus und er trat als Antwort kräftig aufs Gas. Erschrocken bemerkte sie, dass sie nicht angeschnallt war. Ihr Blick richtete sich wieder nach vorne, doch diesmal schien er sie nicht zu beachten, doch sie wusste, dass das pure Absicht war. Sakura lehnte sich in ihren Sitz und blickte aus dem Seitenfenster.

Auch hinter seiner kalten und lockeren Fassade steckte auch nur ein kleiner Junge, dessen Stolz verletzlich war. Und vielleicht war nicht nur der Stolz so verletzlich…
 

Nach einigen Minuten bemerkte sie, wie Sasuke rechts heranfuhr. Sie konnte die Gedanken, die sie die letzten Minuten gehegt hatte, nicht mehr in Gedächtnis rufen, denn sie schienen wie weggeblasen.

Als sie aus dem Auto stieg, bemerkte sie, dass sie vor einem kleinen, scheinbar privaten, Laden hielten. Es sah ein bisschen heruntergekommen aus. Die große Fensterscheibe war etwas verdreckt und der Schriftzug, der quer darüber prangte, fing an manchen Stellen schon an, abzublättern und war eindeutig verblichen. Durch das Fenster erkannte man, dass der Laden einem Schmied gehörte, da an einige Ausstellungsstücke sich hinter dem Schaufenster befanden. Sakura erinnerte sich, dass der Täter nach seinem letzten Mord seine Tatwaffe nicht entwendet hat. Als sie sich der Eingangstür näherten, lehnte sich Naruto, der einen Kopf größer war als sie, zu ihr runter und flüsterte: „Die Waffe war eine Sonderanfertigung. Der Name des Schmiedes war in die Klinge eingraviert. Ziemlich blöder Fehler, wenn du mich fragst.” Sakura warf ihm einen verständnisvollen Blick zu. Doch musterte sie ihn kritisch. Selbst sie hätte nie gedacht, dass Naruto so auf sie eingehen würde. Er gab ja mehr Informationen preis, als es nötig war!

Der Eingang war nicht wirklich einladend. Neben der Tür hing ein Schild mit der ebenfalls gleichen Aufschrift, wie an dem Fenster, und daneben hing ein Kübel mit leicht verdorbenen Blumen, die jeglichen Duft und Farbe verloren haben. Sakura runzelte nur die Stirn und trat, den beiden Männern folgend, durch die Tür.

Es ertönte eine schrille Glocke, als sie die Tür öffneten und schlossen. Innen erwarteten sie verschiedene Messer und andere Werkzeuge hinter Sicherheitsglas verschlossen und ordentlich sortiert. Im inneren sah es etwas besser und gepflegter aus, als das äußere Erscheinungsbild einen erwarten ließ. Sakura ließ ihren Blick durch die Reihen wandern und als ihr Augenmerk wieder nach vorne fiel, sah sie, dass hinter dem Tresen ein älterer Mann saß und sie verblüfft anstarrte.

Sasuke und Naruto zogen ihre Marken aus der Tasche. „Kriminalpolizei. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen.” Der alte Mann schreckte hoch und wirkte nervös, was Sakura vollkommen verstehen konnte. Er hatte schließlich sicherlich nicht jeden Tag Besuch von der Kriminalpolizei, soweit würde sie es zumindest beurteilen. „Äh. Worum geht es?”, fragte er und spielte mit seinem von Ruß beschmutzten Kittel, der um seinen dicken Bauch hing. Sakura bemerkte, dass er überall schwarze Flecken hatte. Sowohl auf der Kleidung (scheinbar verfehlte der Kittel seinen Nutzen), als auch auf Händen und Gesicht.

Naruto holte aus seiner Tasche das Messer, das beschlagnahmt wurde. Es war fein säuberlich in einer Tüte verpackt, doch einige Spuren von Blut waren noch daran zu erkennen. Der Blonde hielt es dem Mann unter die Nase, der nun wiederrum unwillkürlich zusammenzuckte und mit nervös zuckenden Augen das Messer vor ihm anstarrte.

„Ist das eines Ihrer Exemplare?” Seine Augen huschten unruhig über das Messer und beäugten es kritisch. „J- ja. Das könnte durchaus sein.” Naruto nickte. „Können Sie sich vielleicht an den Käufer erinnern? Vielleicht ist er besonders auffällig gewesen?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf und die wenigen grauen Haare wippten mit. „Ich weiß nicht.”, murmelte er beängstigt. „Versuchen Sie sich zu erinnern. Das ist äußerst wichtig. Wir ermitteln hier in mehreren Mordfällen.”, sprach Sasuke ruhig. Zur Überraschung von Sakura, die ihn verwundert musterte, denn sie hätte nicht erwartet, dass er so gelassen war, wenn es um die Befragung von Zeugen ging und besonders hätte sie überhaupt nicht erwartet, dass er mit ihnen sprach. Bisher hatte auch Naruto das Nötigste übernommen.

Doch er überraschte sie tatsächlich immer wieder aufs Neue. Sie hätte nicht einmal von ihm erwartet, dass er sich auf die kindischen Spielchen mit ihr einlassen würde und trotzdem tat er es. Was versteckte er bloß? Was für ein Mensch verkümmerte hinter seine Fassade, der starken, kalten Mannes, der niemanden an sich heran zu lassen schien?

Sie war fasziniert, dass ihr ein einziger Mensch, den sie nicht einmal eine Woche kannte, so viel Kopfzerbrechen bereitete.

Als sie bemerkte, dass er ihr einen flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel zuwarf, um sie auf ihr Gestarre aufmerksam zu machen, senkte sie zunächst ihren Blick. Dann ließ sie ihn ein weiteres Mal durch den Raum gleiten und ihr fiel ein schwarz gekleideter Mann auf, der auf der anderen Seite des Ladens stand. Sie bekam ein ungutes Gefühl und ihr lief ein Schauer über den Rücken, als er ihr kurz einen Blick zuwarf.

Er wandte nicht seinen Blick ab, als sie ihn ebenfalls anstarrte. Stattdessen drehte er sogar seinen gesamten Oberkörper in ihre Richtung und der Ausdruck, der plötzlich in seine Augen trat, ließ sie hochfahren. Sie drehte sich abrupt wieder um und zupfe an Sasukes Ärmel wie ein kleines Kind. „Pscht!”, machte dieser allerdings und schlug ihre Hand weg. Sie hatte verdammt noch mal Angst. Das Gefühl breitete sich in ihr aus, unaufhörlich. Was war das für ein Blick gewesen? So volle Begierde und dennoch eine Art von Abscheu, wenn sie es richtig deuten konnte. Er hatte unglaubliche Augen gehabt. Es war einfach unbegreiflich. „Nun, vielleicht schien er doch… etwas seltsam zu sein. Er war sehr still und sein Blick ist immer wieder nervös durch den Raum gewandert, als würde er etwas suchen und sich vor etwas verstecken wollen.”, erzählte der Mann hinter dem Tresen ängstlich.

Sakura warf erneut kurz einen Blick über ihre Schulter, als Naruto nickte. Der Mann war verschwunden, doch sie hatte kein Klingeln gehört. „Entschuldigung, aber dürfte ich fragen, wer die junge Frau dort ist?”, hörte sie den Mann sagen und blickte überrascht hoch. Er hatte Recht, sie hatte sich gar nicht vorgestellt und seine Frage war durchaus berechtigt, denn sie hatte vorhin auch keine Marke vorgezeigt. Sasuke warf ihr einen undefinierbaren Blick zu und bevor Naruto den Mund aufmachen konnte, antwortete er: „Keine Sorge. Die ist nur zur Dekoration hier.” Eingeschnappt zwickte sie ihn eigentlich schmerzhaft in den Arm, doch er machte keine Anstalten, aber in seinen Augen tanzte das Amüsement. Dann wandte sie sich lächelnd zu dem alten Schmied. „Mein Name ist Sakura Haruno. Ich bin Journalistin der New York Times.” Sie erntete nur einen skeptischen Blick.

„Nun gut.”, sagte Naruto und lachte leise, in dem Versuch, die Stimmung etwas zu lockern. „Ich glaube, wir haben nun alle Antworten, die wir brauchen. Falls noch etwas ist, werden wir uns bei Ihnen melden. Vielen Dank.” Nachdem Naruto seine Rede beendet hatte und Sasuke zum Abschied genickt hatte, schob er Sakura vor sich her aus der Tür. Der kühle Herbstwind blies ihr um die Ohren, was eine zwar schöne Abwechslung gegen den stickigen Raum war, doch das Pfeifen unerträglich war und sie mümmelte sich tiefer in ihren Schal. Als sie draußen vor der schäbigen Tür stand, blickte sie neben sich zu Sasuke, der sich eine Zigarette anzündete. Er war ein einziges großes Geheimnis, stellte sie erneut fest.

„Man, Sasuke, beeil dich. Ich frier mir hier den Arsch ab!”, maulte Naruto, der an dem Auto lehnte. Doch der Schwarzhaarige zog unbeeindruckt und genüsslich an seinem Glimmstängel.

Wann würde sie endlich aufhören ihn anzustarren?, dachte er sich und bemerkte erneut aus dem Augenwinkel, dass ihre grünen Augen auf ihm lagen.

Nicht, dass er es nicht gewohnt war, ganz im Gegenteil. Aber sie versuchte doch tatsächlich ihn zu durchschauen, ihn zu verstehen, mit diesem forschenden aber unergründlichen Blick, den sie zur Schaut trug, wenn ihre Augen auf ihn fielen. Und selbst, wenn sie wüsste, was ihn dazu trieb, so zu sein, wie er war, verstehen würde sie es nie. Das sah er alles in ihrem Gesicht ab, sie war wie ein offenes Buch für ihn, das nach Belieben durchstöbern konnte und beinahe jeden Tag eröffnete sich ihm eine neue Seite voller neuer Geschichten. Nicht einmal Naruto, war so leicht zu durchschauen. Selbst sein bester Freund hatte Phasen, in denen man seinen Gedankengängen unmöglich folgen konnte. Doch sie war etwas anderes.

Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Sie hatte sich von ihm abgewendet und tippte etwas in ihr Handy. Wieso machte er sich auch solche Gedanken darum? Früher oder später würden sie sich eh nicht mehr über den Weg laufen und so leben, als wären sie sich nie begegnet.
 

Sakura trat seufzend in das warme Gebäude ein.

Die Eingangshalle war zu dem Moment im Gegensatz zum morgendlichen Treiben fast wie leergefegt und der Fahrstuhl nicht damit zu vergleichen, wie voll er war, wenn sie zu normalen Arbeitszeiten ins Büro ging.

Es war später Nachmittag und alle saßen nun an ihrem Arbeitsplatz oder waren draußen unterwegs, was das Arbeitsklima sicherlich deutlich besserte und auch das Wohlbefinden etwas mehr ankurbelte, als wenn es stickig voll und laut war. Als Sakura durch die Glastür trat, saß nur Hinata wie jeden Tag an der Rezeption. Doch sofort fiel Sakura eine Veränderung auf.

Hinata war blass und hatte stark hervortretende Augenringe. Sie sah müde und fertig aus. Etwas verwundert lehnte sie sich zu ihrer Freundin rüber, als sie sich ihr besorgt genähert hatte. „Alles in Ordnung mit dir?” Ein müder Blick streifte den Ihrigen, der voller Sorge auf sie nieder blickte, und wandte sich dann wieder ab. „Natürlich.”, murmelte Hinata mit brüchiger Stimme. Sakura zog verwundert die Augenbrauen hoch. Das klang auf jedenfall nicht nach jemandem, bei dem alles in Ordnung war und so umrundete sie, ohne nachzudenken und ohne Zögern, den Rezeptionstisch und zog Hinata auf die Beine.

„Wir gehen jetzt einen Kaffee trinken und du erzählst mir schön, was los ist.”, sagte Sakura und ließ auch keine Widerrede zu, als Hinata schwach lächelte und sagte: „Ich kann schlecht einfach hier weg.” „Oh doch, das kannst du.” Sakura forderte eine x-beliebige Person auf, sich Hinatas Arbeitsplatz für kurze Zeit widmen und verschwand mit Hinata, die sich hinter sich her zog, im Aufzug und schon schloss sie die Tür.
 

Einige Minuten später saßen sie in einem kleinen Café, das im selben Gebäudekomplex lag, und schlürften zunächst in Stille an ihren Getränken. Sakura musterte ihre Freundin. Sie hatte sie selten so gesehen. Nur wenn sie in tierischem Stress war… und einmal, als sie einen heftigen Streit mit ihrem Vater hatte. Dieser war noch nie davon überzeugt gewesen, dass es richtig war, dass seine junge Tochter in solch eine gefährliche Großstadt zog und hier ihre Existenz aufbaute. Doch gegen Wünsche konnte man selten etwas unternehmen, egal, wie verbittert man es versuchte. Und Sakura war glücklich und stolz auf Hinata, dass sie sich nicht dem Willen ihres Vaters gebeugt hatte, der mit aller Kraft versucht hatte, sie bei sich zu behalten. Doch es war sicherlich nicht einfach, sich so gegen seinen Vater aufzulehnen, der auch noch recht viel macht besaß.

Hiashi Hyuuga leitete einige Firmen und besaß, wenn sie sich nicht täuschte, sogar einige Fernseh- und Radiofunksender.

Geräuschvoll setzt Sakura ihre Tasse ab und strafte Hinata mit einem mitleidvollen Blick. „Was ist los?”, fragte sie nun, um dem Verhalten ihrer Freundin mehr auf den Grund zu gehen. Ihr Gegenüber zuckte nur kurz zusammen. Zunächst breitete sich wieder Stille aus, doch dann fing Hinata leise an. „Mein Vater hat gestern angerufen.” Sakura nickte verständnisvoll und Hinata fuhr fort. “Er wollte mich besuchen kommen. Aber du weißt, dass wir zurzeit ein sehr angespanntes Verhältnis haben. Deswegen habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht sehen möchte.” Seufzend rührte sie in seiner Tasse. „Er hat sich tierisch darüber aufgeregt, du kennst ihn ja. Und dann hat er mir gedroht, Neji vorbeizuschicken, damit dieser mich hier rausholt. wie er gesagt hatte.” Als es schien, dass sie nichts mehr hinzuzufügen hatte, lächelte Sakura aufmunternd. „Das ist doch alles nicht weiter schlimm, Hinata. Immerhin war dein Vater doch immer so.”

Doch Hinata schüttelte nur den Kopf. „Nein, er hat es wirklich ernst gemeint, Sakura. Ich hab die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Ich dachte, jeden Moment taucht Neji aus einem Schatten auf und nimmt mich wieder zurück. Ich will nicht mehr zurück, Sakura!” Ihre Stimme klang weinerlich und wehleidig. Sakura griff nach der Hand ihrer Freundin und streichelte sanft darüber. „Hey, das würde er nicht wagen. Und außerdem, wenn du möchtest, kannst du eine Zeit lang ruhig bei mir schlafen!”

Hinata lehnte dankend ab. „Du sollst da doch nicht mit rein gezogen werden.” „Okay, aber wenn ich dir helfen kann, dann sag ruhig bescheid.” Sakura zwinkerte ihrer Freundin zu, die endlich ehrlich lächelte. Damit hatte sich auch die Stimmung etwas gebessert und gelockert. Hinata erzählte Sakura kurz und bündig, was Neues und Erwähnenswertes sich im Büro abgespielt hatte, während Sakura daraufhin mit ihrer Geschichte über Sasuke und Naruto kam und ebenfalls jedes Detail schilderte. Doch sie ließ auch einige Sachen aus, wie den Mann, den sie gesehen hatte und sie hatte nicht alles gesagt, was sie herausgefunden hatte, denn sie wusste, dass sie einiges als Geheimnis bewahren wollte, gar musste.

Nachdem sie sich einige Zeit über Sasuke merkwürdiges Verhalten unterhalten hatten und darüber rätselten, wo sie den Namen Uchiha schon einmal gesehen hatte, kicherte Hinata plötzlich leise und Sakura schaute sie überrascht an.

„Was ist denn so lustig?” Ihr Gegenüber blickte kurz über ihre Schulter vorbei. „Da sitzt ein Mann und er starrt dich an. Oh, und jetzt schaut er zu mir.” Alle anderen Dinge schienen wie vergessen und selbst ihre eigenen Probleme, als sie erneut kicherte. Etwas ängstlich blickte Sakura über ihre Schulter und es traf sie wie ein Schlag.

Es war genau derselbe Mann wie vorhin und er starrte sie wirklich an, bis sein Blick plötzlich zu Hinata schwenkte, die nun einen kleinen Schluck aus ihrer Tasse nahm, und nicht daran dachte, irgendeine Anstalt zu machen, ganz im Gegensatz zu Sakura, die aufsprang, ihre Sachen zusammenklaubte und Hinata mit einem etwas drohenden Blick anschaute. Ihr war es nicht geheuer, dass sie diesen Mann erneut traf und auch wenn sie einfach nicht daran glauben wollte, dass er ihr gefolgt war, mochte sie auch nicht weiterhin dort sitzen bleiben. „Lass uns gehen, Hinata.” Die Angesprochene schien erst verwundert, doch stimmte zu und folgte ihrer Freundin, ohne sie nach einer Erklärung zu fragen, was Sakura sehr begrüßte und sie war ihr ebenfalls dafür dankbar.

Sakura hatte sich ohne weitere Erklärungen verabschiedet.

Das war einfach zu viel heute gewesen. Der Fremde, der ihr zweimal begegnete, die Paranoia, die nun langsam in ihr hoch schlich, selbst als sie in dem Taxi saß, mit einem durchaus netten Fahrer, und die Probleme ihrer Freundin. Das alles ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf und plagte sie bis hinauf in ihre Wohnung.

Und dann war da noch das Geheimnis, dass Sasuke um sich gebaut hatte, dass sie nichts anzugehen hatte, doch die Frage nach der Lösung sie anzog wie das Licht eine Motte.

Sie stürmte die Treppen hoch, nachdem sie bezahlt hatte, schloss die Tür ab und vergewisserte sich, dass alle Gardinen zugezogen waren und sie alleine war. Erst dann konnte sie sich ruhig auf ihr Sofa setzen und ihre Schuhe in aller Ruhe ausziehen. Hätte sie gewusst, dass sie unter solch einem Verfolgungswahn leiden würde, hätte sie diese Job nie angefangen und würde auch nicht so weit gehen, die meiste Zeit mit Naruto und Sasuke zu verbringen.

Sie schnaubte wütend. Schon wieder dachte sie an den Trottel, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Wie konnte er sich in so kurzer Zeit so in ihren Verstand fressen und so ein tiefes Loch um sich bauen, dass sie ihn nicht mal mehr gewaltsam aus ihren Gedankengängen fischen konnte? Und selbst wenn sie ihn nicht mehr vertreiben konnte, würde das wenigstens helfen, ihn zu verstehen und hinter seine dunkle Fassade zu blicken? Oder tappte sie danach weiterhin im Dunklen?

"Hören Sie endlich auf zu reden, das ist ja nervtötend!"

Sakura wälzte sich im Bett herum und verdeckte ihren Kopf mit dem Kissen, als das Klingeln des Telefons durch ihre Wohnung hallte. Wer zur Hölle rief so früh morgens denn an? Doch als sie einen Blick auf die Uhr warf, fiel ihr auf, dass es gar nicht so früh war. Es war schon Mittag und heute hätte sie sich eigentlich auch bei Tsunade melden sollen. Persönlich. Sakura warf einen Blick auf die Anzeige ihres Telefons. Natürlich war es Tsunade, wer sonst? Sie hob ab, murmelte kurz, dass sie schon unterwegs sei und legte gleich wieder auf, um sich nicht eine Standpauke von ihrer Chefin anhören zu müssen. Das würde ihr gerade jetzt noch fehlen. Sie streckte sich ausgiebig und machte sich langsam fertig.

Doch irgendwie schien das nicht ihr Tag zu sein. Nicht nur, dass ihre Haare ihr nicht gehorchen wollten und die Leitung defekt war und nur kaltes Wasser aus dem Wasserhahn kam, was bei der Jahreszeit und bei dem herrschenden Wetter kein Vorteil war, nein, sie verletzte sich noch auch noch, als sie saftig mit dem Zeh gegen den Türrahmen knallte und sich den Finger an der heißen Herdplatte verbrannte, als sie versuchte sich ein Spiegelei zu machen, was ebenfalls gehörig verbrannte, da sie vergaß es von der Platte zu nehmen, als sie gedankenversunken ihren Finger unter das kalte Wasser hielt. Das war eindeutig nicht ihr Tag.

Unzählige Verletzungen und kleinere Unglücke später stand Sakura schnaubend auf der Straße. Der Wind peitschte ihr Kälte ins Gesicht und die Taxis fuhren nur so an ihr vorbei, ohne darauf zu achten, als sie die Hand hob, um eines der vielen aufzuhalten. Natürlich, wenn schon eine Pechsträhne, dann aber auch richtig, sie kannte es ja nicht anders. Manchmal zog sie das Pech wie ein Magnet an und wenn es dann kam, schien sie so magnetisiert, dass zu ihrem Pech meistens auch noch Unglück dazu kam.

Es war ein wirklich kalter Herbsttag und dadurch war das Gedränge auf den Straßen um einiges Größer. Die Autos stauten sich nur so vor den Ampeln und die Menschen liefen genervt und aufgeregt auf dem Gehweg. Sakura hatte schon aufgehört, sich über die ganzen Fußtritte zu beschweren, die sie sich einheimste, nur weil sie im Weg stand. Mit einem nicht allzu leicht zu übersehenden genervten Gesichtsausdruck streckte sie ihren Arm aus, doch das anfahrende Taxi beachtete sie nicht. Wütend starrte sie dem gelben Auto hinterher, obwohl sie wusste, dass dies nichts ändern würde, allerdings wollte sie ihrer Entrüstung freien Lauf lassen und gestikulierte beleidigend.

Als sie ein weiteres Mal ihr Glück versuchen wollte, hielt plötzlich ein schwarzes Auto direkt vor ihren Füßen. Es glänzte, als wäre es eben erst aus der Waschstraße gekommen und es schien sich ebenfalls um ein sehr teures Modell zu handeln. Sakura kannte dieses Auto nicht und durch die getönten Scheiben, erkannte sie ebenfalls nicht, wer am Steuer saß. Nachdem sie erschrocken einen Satz zurückgesprungen war, erkannte sie, dass er, wer auch immer es war, direkt im Parkverbot hielt. Kopfschüttelnd wollte sie, immer noch bestürzt, ihren Weg einige Meter weiter fortsetzten, als die dunkle Fensterscheibe hinuntergefahren wurde.

Sakuras Augen weiteten sich, als sie die Person am Steuer saß. Der leibhaftige Sasuke Uchiha schaute sie mit einem fragenden Blick an. „Wollen Sie mit?” Verdutzt stand sie wie angewurzelt und bewegte sich nicht von der Stelle. Konnte das sein Ernst sein? Und woher zum Teufel wusste er, dass sie hier war? Aber wahrscheinlich war er nur zufällig vorbeigefahren.

Sie lehnte sie zum Fenster und wollte fragen, wo Naruto steckte, doch der atemberaubende Geruch, der ihr in die Nase stieg, vernebelte ihren Verstand. Es war unglaublich, wie gut Sasuke roch. Sie sollte ihm sein Parfum klauen. „Was ist?”, zischte er nun weniger freundlich, als sie abwesend schien. „Ähm, ja.”, murmelte Sakura etwas benommen, ohne einen wirklich klaren Gedanken gefasst zu haben. Bevor sie einstieg, um ihn nicht länger warten zu lassen, nahm sie noch einmal tief Luft und versuchte die nächsten Sekunden so wenig wie möglich zu atmen. Sein Geruch war einfach zu betörend. Seltsam, dass ihr das nicht früher aufgefallen war.

Sie wusste nicht, wie viele skeptische Blicke von Seiten Sasuke und Sekunden des Luftanhalten später sie endliche wieder tief Luft nahm, doch sie wusste eines: Sasuke roch verboten gut!

Kurzzeitig fragte sie sich, wieso sie dieses Auto nie gesehen hatte, als sie mit Sasuke und Naruto unterwegs war, aber vielleicht war das sein privates Auto und das andere, mit dem sie schon herumkutschiert wurde, Eigentum der Polizei oder auch Naruto seines.

Als sie wohlig aufseufzte, nachdem sie alle Fragen und Zweifel einfach vergaß, und Sasuke ihr wieder einen argwöhnischen Blick zuwarf, fiel ihr wieder ein, dass er sie ja eigentlich gar nicht leiden konnte. „Was soll das?”, fragte sie etwas barsch und legte eine entschuldigende Miene auf, da sie eigentlich nicht so klingen wollte. Immerhin sollte sie ihm dankbar sein, dass er sie aus der verzwickten Pechsträhne gerettet hatte. „Was?”, zischte er und hupte kräftig, als ein anderer Autofahrer seine Fahrbahn schnitt. „Ich dachte, ich bin nur eine kleine, nervige Journalistin mit rosa Haaren?” Sie sah, wie seine Mundwinkel deutlich zuckten und ihm ein amüsierter Ausdruck in die Augen trat. „Daran hat sich nichts geändert.”, antwortete er ihr schlicht. Sakura spitze beleidigt die Lippen. „Und was soll das alles hier?”

Sie war ihm natürlich dankbar dafür, aber sie hasste es, nicht seine Absichten zu kennen. So wie es sich die letzten Tage verhalten hat, konnte es einfach nicht sein, dass er sie aus reiner Nächstenliebe mitnahm und auch noch bei seiner verhassten Zeitungsstelle absetzte, um ihr bei ihren Märchengeschichten damit indirekt zu helfen. Sie starrte still aus der Windschutzscheibe, doch von Sasuke kam kein Ton. Sakura verdrehte die Augen. Er war sich sogar zu schade, sich irgendwie rauszureden!

„Nun denn, was haben Sie wirklich vor? Wollen Sie mich auf dem Highway aus dem fahrenden Auto werfen?” Sakura wusste selber, wie absurd das klang, doch sie konnte die Worte, die aus ihrem Mund flossen, manchmal einfach nicht bändigen. Sie wartete auf eine gemeine Antwort seinerseits, doch alles was sie hörte, war ein leises, sehr leises, und raues Lachen. Überrascht blickte sie Sasuke an, der jetzt nur noch die Andeutung eines kleinen Lächelns im Gesicht trug und seinen kalten Blick auf die Straße geheftet hatte. „Eigentlich nicht. Aber das klingt verdammt verführerisch.” Langsam wurde ihr die Situation zu bunt. Die letzten Tage war er in ihrer Gegenwart ein richtiges Arschloch gewesen und plötzlich fuhr er sie zur Arbeit und redete, mehr oder weniger, normal mit ihr. Da konnte etwas doch nicht stimmen!

In dem Moment fuhr Sasuke rechts ran und brachte das Auto zum Stehen. Den Motor ließ er laufen und schaute Sakura erwartungsvoll an. Diese war jedoch zu sehr in ihr Nachdenken vertieft. Was er wohl vorhatte? Wollte er sie vielleicht verführen? Nun, dagegen würde sie nichts einwenden können. Sie war eine Frau und er ein Mann. Und ein verdammt gut aussehender Mann! Aber würde er sich dazu herablassen? Er war sich sicherlich zu schade. Oder er wollte sie wirklich umbringen. Als Polizist hatte er sehr viele Möglichkeiten.

Sie wusste nicht wie lange sie da saß, ohne sich zu rühren und sich immer mehr Dinge ausdachte, die zum Teil ins Unmögliche reichten, und wie lange sie dort noch geblieben wäre, wenn Sasuke sie nicht aus ihrer Starre geschreckt hätte. Sein Arm streifte leicht ihren Oberkörper, als er die Beifahrertür öffnete, um ihr signalisieren, dass sie aussteigen sollte. Er war ihr verdammt nah und seine langen schwarzen Haare kitzelten leicht ihre Wange.

Sie atmete scharf ein und ihr Herz machte einen großen Hüpfer, doch schon im nächsten Moment saß er wieder auf seiner Seite.

Sakura war kurz davor auszusteigen, bis ihr wieder einfiel, dass sie ihr die ganze Sache suspekt war. Sie ließ sich wieder in den Sitz sinken. „Okay. Jetzt mal Klartext. Das haben Sie doch nicht umsonst gemacht.” Sie schlug die Autotür wieder zu und drehte ihren Oberkörper in Sasukes Richtung, um ihn direkt anzusehen. Er schaute sie ebenfalls an. Mit einem regungslosen Gesicht und seine Augen waren unergründlich. Nichts deutete darauf hin, an was er dachte. Sakura verlor sich in seinen Augen und seinen wunderschönen Gesichtszügen, bis seine leise, markante Stimme sie in die Realität zurück holte. „Ich möchte schlichtweg, dass Sie endlich aufhören, sich in meinen Fall einzumischen.” Sein Ton war um einiges unfreundlicher als einige Minuten zuvor, dennoch um einiges angenehmer als die letzten Tage. Aber Sakura war sichtlich enttäuscht, dass er nur die nette Schiene gefahren war, um sie wieder davon zu jagen, oder es zumindest zu versuchen.

„Ha!”, machte Sakura spöttisch. „Hatten wir das nicht bereits geklärt? Ich habe nicht vor, mich aus Ihrem verdammten Fall raus zu halten! Zum einen weiß ich schon zu viel und außerdem gebe ich nicht auf, wenn ich schon mitten drin stecke. Wenn ich auch noch von einem kranken Irren verfolgt werde, soll das ja nicht alles umsonst gewesen sein!” Sakura ratterte die Worte in einem Atemzug runter und unterstrich sie mit einer schneidenden Handbewegung, ohne sich überhaupt klar zu sein, was sie gesagt hatte. “Und außerdem bin ich spät dran. Ich muss jetzt los.”

Sie hatte schon die Autotür aufgemacht und hatte sich bereit gemacht, auszusteigen, als sich eine warme Hand um ihr Handgelenk legte und sie wieder in den Wagen zog. Erschrocken starrte sie den Schwarzhaarigen an, der mit erhobener Augenbraue fragte: „Sie werden verfolgt?” Sakura jagte ein Schauer über den Rücken. Wenn jemand wie Sasuke das sagte, klang es viel realer, als wenn sie es in ihrem Kopf immer wieder wiederholte und doch den Gedanken verwarf. Aber vielleicht könnte er ihr ja helfen? Doch daran wollte sie nicht denken. Er würde sie nur für verrückt und unzurechnungsfähig erklären. Also winkte Sakura ab. „Ach, nur ‘ne kleine Paranoia. Nichts Dramatisches. Ich bilde es mir wahrscheinlich nur ein.” Er betrachtete sie leicht verwirrt, doch dann nickte er einfach und sie bedankte sich und stieg aus. Tatsächlich hatte er sie direkt vor da Bürogebäude gefahren und hatte sogar im Halteverbot gestanden. Sasuke Uchiha warf immer mehr Fragen auf.
 

Sakura beschäftige sich mit dem Rätsel Sasuke Uchiha, bis sie im zehnten Stock ankam und sie die nächste unheilvolle Überraschung erwartete. Hinata fehlte. Stattdessen saß eine kleine rothaarige Frau auf Hinatas Stammplatz mit einem äußerst offenherzigen Dekolleté. Sakura schenkte der Dame an der Rezeption keine weitere Beachtung, doch als sie kurz unachtsam war und über ihre eigenen Füße stolperte, schwor sie sich, die Frau für immer zu hassen. Denn sie lachte lauthals auf, als sie Sakuras kleines Missgeschick mit verfolgte. „Blöde Kuh.”, sagte Sakura und ging schnurstracks auf Tsunades Büro zu. Sie überlegte kurz zu klopfen, doch was konnte schon schlimmes passieren, außer, dass sie ihre Chefin in flagranti mit einem jüngeren Kollegen erwischte? Doch der Tag war noch lang und sie scheinbar nur so vom Pech verfolgt, also würde ihr dies dann sicherlich auch nicht wirklich etwas ausmachen. Außerdem hoffte sie, dass sie Tsunade mit ihrem Artikel, den sie bis spät nachts verfasst hatte und wirklich jedes mögliche Detail erläutert, was sie für wichtig und angemessen hielt, um es an den Leser zu bringen, zufrieden war und sie nicht zu sehr schikanierte.
 

Zu ihrem Erstaunen kam sie zehn Minuten später unverletzt und ohne Trauma aus Tsunades Büro. Zunächst hatte Tsunade Sakura für ihre hervorragende Arbeit gelobt und sie aufgefordert, sich noch länger mit dem Fall zu beschäftigen, was durchaus auch in Sakuras Interesse war. Doch Sakura konnte sich in dem Moment nicht länger damit befassen, denn sie machte sich Sorgen um Hinata, die in der kurzen Zeit immer noch nicht aufgetaucht war. Sie hatte sich nicht abgemeldet, wie sie von Tsunade erfahren hat, die ebenfalls ratlos war, wo sie abgeblieben sein könnte.

Es hatte sicherlich etwas mit ihrem Vater zu tun und mit ihrem Cousin. Vielleicht hatte sie einfach entschieden kurzzeitig doch für einen Besuch zurückzufahren, doch dann hätte sie sich Urlaub genommen. Einfach ungemeldet wegzubleiben war nicht Hinatas Art. Doch Sakura sollte nicht vorzeitig irgendwelche Entscheidungen treffen oder Alarm schlagen, der sich als absolut sinnlos entpuppte, wenn Hinata am nächsten Tag putzmunter vor ihr stand. Vielleicht steckte sie kurzzeitig in einem Funkloch, das war durchaus möglich, immerhin war New York die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Jedoch hatte Sakura vor schnell noch einen Abstecher zu Ino zu machen, bevor sie sich wieder Naruto und Sasuke widmete, um mit ihr kurz über Hinata zu sprechen, denn so schnell würde sie sich trotz oder eben wegen dieser Gedanken nicht los lassen.

Doch Sakura wurde ein weiteres Mal enttäuscht. Nachdem sie endlich einen Taxifahrer zu halten gebracht hatte, welcher auch noch durchaus unhöflich war, und dieser sie durch die am stärksten befahrenste Straße New Yorks gefahren hatte, stand sie ratlos vor Inos Haustür.

Sie haben die doppelte Zeit gebraucht und das dafür, dass sie von Shikamaru erfahren durfte, dass ihre beste Freundin gerade auf dem Weg zu ihr war. „Wann ist sie los?”, fragte Sakura und warf einen Blick auf die Uhr. Shikamaru tat es ihr gleich. „Vor nicht einmal zehn Minuten. Vielleicht erwischt du sie noch.”, murrte er und lehnte sich an den Türrahmen. Sakura fuhr sich durch die Haare. „Dieser Tag ist verflucht.” Dann schenkte sie ihrem Gegenüber ein Lächeln. Sie bedankte und verabschiedete sich. Dann lief sie schnell die Treppe hinunter, um auf der Straße wieder von großem Gedränge empfangen zu werden.

Und dann war da plötzlich wieder dieses Gefühl, als würde jemand direkt hinter ihr stehen und sie beobachten. Die leichte Briese, die sie erfasste, ließ sie abermals erzittern. Auch wenn sie wusste, dass sie nichts sehen würden, blickte sie sich um. Vielleicht war es wieder dieser Mann, der sie zu verfolgen schien, doch von dem fehlte jede Spur. Sakura schüttelte den Kopf leicht und zog die Jacke enger. Sie durfte einfach nicht daran denken. Doch so sehr sie es versuchte, das Gefühl ließ erst nach, als sie im Taxi saß.

Die Fahrt verlief ohne weitere Vorfälle, die vielleicht ihr Pech an dem Tag hätten ergänzen können. Sie gerieten ab und zu, allerdings selten, in einen Stau, denn der Fahrer kannte sich durchaus gut in New York aus.

Als Sakura ausstieg, hatte sie ein unwohles Gefühl. Vielleicht lag es auch an der erdrückenden Kälte, die ihr plötzlich ins Gesicht stieß. Sie stand noch einige Sekunden lang auf der Stelle und hörte wie das Taxi hinter ihr davon fuhr. Ob Ino vielleicht schon wieder weg war? Sakura warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war schon später Nachmittag und sie hatte sich immer noch nicht bei Naruto blicken lassen und das würde sie vielleicht auch gar nicht mehr schaffen, allerdings schien ihr das nun unwichtig, wenn sie an ihre Freundinnen dachten, die wohl mehr Aufmerksamkeit verdient hatten, als ein elender Serienmörder.

Dabei würde sie Sasuke gerne noch einmal sehen. Sein Verhalten war schon sehr seltsam gewesen, aber vielleicht war das sein wahres Ich oder es war nur wiederum eine Maske, die er aufsetzte, um an sein Ziel zu kommen. Aber dieses Lachen, welches sie kurz von ihm gehört hatte, schien so oberflächlich zu sein, denn seine Augen waren starr geblieben und sein Herz scheinbar unberührt. Was ihn wohl so verändert hatte? Er war sicherlich nicht schon so geboren worden. Irgendetwas Schlimmes musste geschehen sein. Und Sakura wollte wissen, was, denn die Neugier packte sie immer, wenn sie ihn sah.
 

Doch zu allererst wollte sie wissen, was um Himmels Willen passiert war. Ihre Wohnungstür stand sperrangelweit offen und ein Schuh lag auf der Schwelle und sie war sich verdammt sicher, dass das nicht der Ort war, wo sie normalerweise einen Schuh aufbewahrte. Sakura näherte sich langsam der offenen Tür. Vorsichtig spähte sie hinein, doch sie sah nichts, außer einer wüsten Unordnung, die eindeutig nicht von ihr stammte. Zwei Jacken lagen auf dem Boden und ihre Schuhe waren durcheinander und selbst die Türen zu den anderen Zimmern standen ebenfalls weit offen. Und Sakura war sich sicher, ihre Wohnung nicht in diesem Zustand hinterlassen zu haben! Hat man etwa bei ihr eingebrochen?

Aufmerksam trat Sakura ein und versuchte kein lautes Geräusch zu machen, während sie über die Dinge auf dem Boden stieg und sich beinahe nur auf Zehnspitzen bewegte. Vielleicht waren die Einbrecher noch da? Sakura warf einen Blick auf ihre offene Kommode. Automatisch griff sie nach der Skulptur, die darauf stand. Es war eine dunkelbraune giraffenähnliche Skulptur, deren Fuß aus einem schweren Material bestand. Sie erinnerte sich noch, dass ihre Tante ihr dieses Ding zum Einzug geschenkt hatte. Sie hatte es gehasst, doch ihre Mutter hatte es einfach auf die Kommode gestellt, wo es die letzten Wochen langsam von einer Staubschicht bedeckt worden ist, da Sakura dieses Ding nie angefasst hatte. Jetzt war sie froh, dass sie sie nie angefasst hatte, um sie wegzuräumen!

Sakura fühlte sich etwas lächerlich, als sie die Giraffe am Hals packte, sodass der schwere Fuß in die Höhe zeigte, aber sicher ist sicher! Falls sie überraschend angegriffen wurde, würde sie einfach mit dem Ding auf den Einbrecher eindreschen.

Sie bewegte sich langsam auf die erste Tür auf der linken Seite des Flurs zu. Es war die Küche. Sakura warf einen kurzen Blick rein, diese schien allerdings unberührt und sah genauso aus wie am Morgen. Jetzt fixiert sie ihr Wohnzimmer. Das einzige, was sie durch die offene Tür sah, war das Sofa, und dies schien ebenfalls unberührt. Abermals näherte sie sich langsam, doch plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz im Fuß, als sie diesen gegen etwas Hartes stieß. „Verdammt!”, fluchte sie laut und riss ihr Bein in die Höhe.

Doch schon im nächsten Moment war ihr Schmerz vergessen, als plötzlich vor ihr eine große Gestalt auftauchte und ihr Herz mit einem Mal aufsetzte und sie einen lauten Schrei ausstieß. Vor Schreck ließ sie die Giraffe, die als provisorische Waffe diesen sollte, fallen. Diese kam mit einem dumpfen Knall auf dem Boden auf, während Sakura beinahe zur Seite kippte, da sie immer noch auf einem Bein stand.

Doch sie fasste sich schnell wieder, als sie erkannte, wer vor ihr stand. Es war Sasuke Uchiha, der sie mit einem heftigen Blick strafte. Sie starrte ihn erschrocken an. Was machte er in ihrer Wohnung? Woher wusste er überhaupt, wo sie wohnte? Und wieso verdammt noch mal tauchte er aus dem nichts auf und erschreckte sie zu Tode? Sie blickte sich um. War er vielleicht für alles verantwortlich und wollte sie wirklich töten? Sollte sie schnell wegrennen oder waren all diese Gedanken einfach aus reiner Überforderung in ihrem Kopf und sie spann sich idiotische Sachen zusammen?

„Alles in Ordnung?”, hörte sie seine raue Stimme und ihr lief ein Schauer über den Rücken. Sakura holte tief Luft. „Natürlich. Ich hab mir nur gerade meinen Fuß an eine Hantel meines Ex- Freundes gestoßen, die zufälligerweise mitten im Flur liegt, der genauso wie die restliche Wohnung komplett verwüstet ist. Und, ach ja, dann taucht plötzlich ein Mann aus dem Nichts auf und erschreckt mich zu Tode! Wieso sollte nicht alles in Ordnung sein?” Sie fuchtelte wild mit den Armen in der Luft.

Das alles war zu viel für ihr Gemüt. Sicher hatte sie sich gewünscht, Sasuke wieder zu sehen, aber nicht auf diese Art. Sie sah, dass er etwas sagen wollte, doch sie schnitt ihm einfach ins Wort: „Und was machen Sie hier? Haben Sie etwas damit zu tun? Geben Sie es schon zu. Sie hassen mich und wollen mich loswerden. Deswegen auf die ganze Aktion von heute morgen! Das war alles - “

Ihre Augen weiteten sich überrascht, als er seine Hand auf ihren Mund legte. Er schüttelte den Kopf. „Hören Sie endlich auf zu reden, das ist ja nervtötend!” Sie verdrehte die Augen. Was nervte ihn nicht? Doch sie lauschte ihm still, als er weiterfuhr. „Zuallererst: Ich habe nichts damit zu tun. Und außerdem bin ich nur hier, weil Naruto mich geschickt hat. Er hat sich Sorgen gemacht.” Sakura packte ihn am Handgelenk und nahm seine Hand von ihrem Mund. „Und wieso ist er dann nicht selber gekommen?” „Weil er noch etwas zu erledigen hat.”, sagte Sasuke barsch, eindeutig genervt von solch einer überflüssigen Frage.

„Sakura?”, hörten beide eine Stimme von der Tür her. Er blickte auf und Sakura drehte sich um. In der Tür stand Ino, die sehr verwirrt umher schaute. Sakura hatte ganz vergessen, wieso sie so schnell zu ihrer Wohnung zurückgehen wollte, aber jetzt erinnerte sie sich wieder, als sie Ino sah. „Was ist denn hier los?”, fragte sie und musterte die beiden, die in der Wohnung standen. Sakura, die sich erinnerte, dass sie noch Sasukes Hand hielt, ließ sofort los und lief rot an. Verdammt! Ino würde wieder sonst was denken. Sie würde sie die nächsten Wochen an der Backe kleben haben.

Sakura zog Sasuke an der Jacke. Doch dieser ließ sich nicht vom Fleck bewegen. „Eigentlich wollte der werte Uchiha gerade gehen.”, zischte sie und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Aber was ist mit deiner Wohnung?”, fragte Ino und stand plötzlich neben Sakura, welche beobachtet, wie Ino eine ihrer langen Haarsträhnen zwirbelte und Sasuke anlächelte. Dieser beäugte die Blonde nur skeptisch. Er wandte sich schnell zu Sakura und sagte: „Ich gehe kurz telefonieren. Sie rühren hier nichts an.” Sakura salutierte theatralisch. „Jawohl!”, rief sie und beobachtete amüsiert Sasukes verwirrten Ausdruck.

Als er kurz die Wohnung verließ, nahm Ino sie zur Seite. „Wer ist das?”, fragte ihre beste Freundin höchstinteressiert. „Mein schlimmster Albtraum.”, murmelte Sakura und ging an der Blonden vorbei und trat in ihr Wohnzimmer, um sich umzusehen.. „Meine Wohnung ist ein einziger Saustall!”, rief sie und warf ihr Arme in die Höhe. Sie schaute sich schnell in ihrer Wohnung um, nur um festzustellen, dass nichts fehlte. Geld hob sie nie in ihrer Wohnung auf und besonders wertvolles hatte sie nicht gehabt. Also aus welchem Grund sollte jemand einbrechen, ohne etwas klauen zu wollen?

"Du befindest dich hier auf einem polizeilich abgesicherten Tatort…"

 “Nicht anfassen! Das ist privat.” Sakura riss dem Mann von er Spurensicherung ein kleines Büchlein aus der Hand. Es beinhaltete einige von ihren Fantasien, die sie keinem anvertraute und es auch nicht vor hatte. Nachdem sie ihm einen wütenden Blick zugeworfen hatte, steckte sie es in einen Karton, in dessen Inneren sich schon einige Dinge befanden, die sie vor den neugierigen Blicken der Spurensicherung entwinden konnte.

Jemand hinter ihr schnalzte mit der Zunge. Abrupt drehte sie sich um und sah Sasuke, der lässig am Sofa lehnte und sie skeptisch musterte. „Sie können nicht alles beschlagnahmen.”, klärte er sie auf und nickte in Richtung des Kartons. Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach nein? Soweit ich aber weiß, sind das meine Sachen.” „Diese Frau geht mir tierisch auf den Sack.” Sakura warf dem Beamten, der hinter ihr stand einen mörderischen Blick zu, als er seine Worte gesprochen hatte. Dieser schaute sie ohne eine Miene zu verziehen an und drehte sich um, nachdem er kurz mit den Schultern gezuckt hatte, allerdings in die Richtung von Sasuke, der seinen Kollegen mit hochgezogener Braue musterte.

Das war Sakura eindeutig zu viel. Nicht nur, dass ein völlig Verrückter scheinbar hinter ihr her war, in ihre Wohnung eingebrochen wurde und Sasuke ihr das Leben beinahe zu einer (durchaus zuckersüßen) Hölle machte, nein, jetzt musste sie sich diese komischen Menschen über sich ergehen lassen, die nur darauf aus waren, ihr Hab und Gut zu betatschen.

„Es ist zum verrückt werden!”, schrie sie laut heraus und raufte sich die Haare. „Was sie nicht sagen.”, murmelte Sasuke und beäugte sie skeptisch. „Sie hat keiner gefragt!” Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete sie auf den Kommissar und strafte ihn mit einem wütenden Blick, bevor sie sich vom Boden erhob. Sie öffnete ihren Mund, um ihm eine Standpauke zu erteilen, die sich gewaschen hatte, doch bevor auch nur ein Wort ihre Lippen verlassen konnte, stellte sich jemand zwischen die beiden und mit einem Mal schaute Sakura in große blaue Augen und fühlten den Druck von Händen auf ihren Oberarmen. „Oh Gott, Sakura. Ist alles in Ordnung mit dir?“ Etwas durcheinander, da sie mitten in der Aktion unterbrochen wurde, brachte sie kein anständiges Wort heraus. „Du stehst doch nicht etwa unter Schock?“, fragte Naruto so einfühlsam wie es ihm seine nervöse Stimme zuließ.

„Nein, nein. Naruto, mir geht es gut!”, presste sie heraus und versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien. Der Blonde seufzte erleichtert auf. Nachdem er einen kurzen Blick auf die Wohnung geworfen hatte, wandte er sich wieder Sakura zu, die sich eine Haarsträhne hinters Ohr strich. „Wo willst du jetzt hin?”, fragte er und ließ seinen Blick erneut durch die verwüstete Wohnung wandern. Sakura blickte hoch und starrte ihren Gegenüber verständnislos an. „Wie bitte?” Hinter ihr hörte sie, wie Sasuke barsch Befehle verteilte und verdrehte innerlich die Augen. Dem konnte es aber auch wirklich keiner Recht machen.

„Na, du kannst doch nicht hier bleiben! Was ist, wenn sie wieder kommen?” Sakura machte den Mund auf, doch bevor sie auch nur einen Mucks von sich geben konnte, wurde sie am Arm gepackt und zur Seite gezogen. Vor ihr stand Ino, die wild mit ihrem Handy in der Hand fuchtelte, sodass Sakura Angst hatte, sie könnte damit erschlagen werden. „Oh Gott, Sakura! Weißt du, wo Hinata ist? Neji hat grad bei mir angerufen, weiß Gott, woher er meine Nummer hat, und sich nach ihr erkundigt, da sie nicht bei ihnen angekommen ist.”

In Sakuras Kopf ratterte es gewaltig und sie versuchte sich auf eine Sache zu konzentrieren, aber es war, als würde jeden Moment ihr Kopf platzen. Viel zu viele Informationen und Fragen, die auf einmal auf sie zuströmten und beinahe unter sich begruben. Ihre Hände verkrampften sich und ihr ganzer Körper kribbelte. Das war einfach zu viel. „Stopp!”, schrie sie und Ino warf ihr einen erschrockenen Blick zu. Sakura atmete tief aus. „Okay, das ist einfach zu viel. Ich werde jetzt einen Spaziergang machen und wenn ich zurück bin, will ich von alle dem nichts, und ich meine kein einziges Wort, mehr hören!”

Damit brauste sie aus der Haustür. Die Blicke klebten ihr im Nacken, sie konnte es deutlich spüren, doch sie drehte sich nicht um.

Als sie draußen an die frische Luft kam, atmete sie tief ein und versuche sich zu beruhigen. Ihr Kopf schwirrte immer noch und sie versuchte an nichts zu denken, doch immer wieder drifteten ihre Gedanken ab. Was wurde in ihrer Wohnung gesucht? Und wo war Hinata? Wo sollte sie jetzt hin? Und wo könnte sie ihre Freundin finden? Doch sie konnte nicht alles auf einmal alleine klären und genau deswegen war sie gerade eben so ausgerastet. Sie stand vielleicht nicht unter Schock, aber mächtig unter Druck.

Sie fischte eine Zigarette aus ihrer Jackentasche und zündete sie sich an und zog genüsslich daran. Dabei schloss sie die Augen und versuchte sich zu entspannen.

Es gelang ihr auch kurzzeitig, bis sie eine Präsenz neben sich spürte und eine raue Stimme an ihr Ohr drang. „Haben Sie sich beruhigt?” Sakura warf einen kurzen Blick zur Seite und erblickte den Uchiha, wie er versuchte, sich seine Zigarette anzuzünden. Sie lachte leise auf. Beide hoffnungslose Raucher. Schicksal? „Ein bisschen.” Sie versuchte ihre Zehen zu bewegen, doch vor Kälte kribbelten sie nur leicht. Wann war es so kalt geworden? Sie hatte rein gar nichts bemerkt in der kurzen Zeit, die sie da draußen gestanden hatte.

Sakura wagte noch einen kurzen Blick zu Sasuke. Er zog ihre Augen an, wie ein Magnet Eisen. Es war beinahe unvermeidlich. Er blickte starr gerade aus, während die leichte Briese mit seinen schwarzen Haaren spielte. Er sah verdammt unwiderstehlich aus.

Die Rosahaarige riss sich los und starrte nun ebenfalls auf die stark befahrene Straße. Sie wollte zwar auf andere Gedanken kommen, doch diese waren ebenfalls überhaupt nicht gut! „Vielleicht sollten Sie eine Auszeit nehmen.”, unterbrach Sasuke nach einiger Zeit die Stille. Sakura warf ihren Zigarettenstummel auf den Boden und zertrat ihn mit dem Fuß. „Und ich wiederhole mich noch einmal: Ich werde mich nicht von Ihrem Fall fernhalten.”, sagte sie, da sie genau wusste, worauf er anspielte. Er war scheinbar unermüdlich was dieses Thema anging und genauso würde sie sich auch hartnäckig dagegen sträuben, ihm diesen Gefallen zu tun.

Sie beobachtete wie er aus dem Augenwinkel auf die herunterschaute. „Wie Sie meinen.”, murmelte er und während er noch einmal an seiner Zigarette zog, kämpfte Sakura innerlich. Sie wollte eigentlich zurück in ihre Wohnung, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht, denn er fühlte sich angezogen von Sasuke. Fehlte nur noch, dass sie um ihn umherflatterte wie eine Motte. Aber sie würde sich sicherlich zurückhalten können. Er war ja nur ein Mann. Nur ein Mann.

Sakura wusste nicht wie lange sie da stand. Die Zeit flog an ihr vorbei und keiner der beiden rührte sich von der Stelle. Es war schon komisch, denn weder sie noch er hatten noch etwas zu erledigen. „Vielleicht…”, fing Sakura an und warf einen kurzen Blick zu Sasuke, „sollte ich wieder reingehen. Die warten sicherlich schon.” Er gab ihr mit einem kurzen Nicken verständlich, dass er sie verstand. Doch Sakura zögerte ein weiteres Mal, aber ich Verstand gewann und sie lief so schnell wie konnte nach oben, bevor sie es sich noch einmal anders überlegte.
 

In dem gewünschten Stock angekommen, wartete Ino an die Wand neben der Tür angelehnt und schaute sie erwartend an. Was genau sie erwartete, vielleicht einen weiteren Wutausbruch, oder eine Entschuldigung auf den Knien, wusste und wollte Sakura auch gar nicht wissen. Stattdessen stellte sie sich direkt vor ihre beste Freundin und schaute sie mit großen grünen Augen an und wartete darauf, dass sie etwas sagte. „Wir haben ein Problem.”, murmelte Ino, als müsste sie etwas verheimlichen. Sakura, die sichtlich genervt war, beugte sich näher zu der Blondine. Diese verstand die Aufforderung, weiterzureden. „Also, Hinata ist weg, verschwunden, nicht wieder zu finden. Sie wollte freiwillig, so hat Neji es zumindest erzählt, zu ihnen, doch sie ist nicht dort angekommen. Ich glaube ja, dass sie sich irgendwo versteckt hat und wartet, bis die Luft rein ist, um sich wieder blicken zu lassen.”

Die Gedanken ließ sie sich durch den Kopf gehen. Sie war eher skeptisch gegenüber von Inos Theorie, denn das würde Hinata gar nicht ähnlich sehen. Zum einen würde sie nie zustimmen zu kommen, um es sich dann doch anders zu überlegen, und wenn dem so wäre, wo sollte sie sich großartig verstecken, ohne, dass es bis zu ihnen durchsickerte? Sie hatten größtenteils die gleichen Freunde, es war also schier unmöglich, einfach so direkt vor ihren Nasen unterzutauchen. „Das ist mehr als unmöglich, Ino.”, sagte Sakura dann mit Nachdruck. „Warum?“

Bevor sie ihre Theorie weiter ausweiten konnte und Ino erzählen, tauchte Naruto neben ihnen auf und steckte ebenfalls seinen Kopf in die Runde. „Ich hab gehört, irgendetwas stimmt mit Hinata nicht?”, fragte er, als hatte er gewusst, worüber sie geredet hatten. Sakura beäugte ihn skeptisch. Vielleicht wusste er es auch. Vielleicht hat er gelauscht. Ino verdrehte deutlich die Augen. „Hat man hier denn nirgendwo seine Ruhe?”, meckerte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Naruto schaute sie mit erhobenen Augenbrauen an. „Du bist befindest dich hier auf einem polizeilich abgesicherten Tatort, natürlich hat man hier keine Ruhe.” Mit einem markanten Grinsen unterstrich er seine Aussage und wandte sich dann Sakura zu, da er scheinbar davon ausging, dass Ino ihm nichts mitteilen würde. „Also?”, hakte er nach. Etwas zögerlich wartete sie ab. Sollte sie ihm wirklich alles erzählen? Vielleicht war es nur Fehlalarm und ihre Freundin würde nur mit Verspätung bei ihren Eltern ankommen.

Seufzend strich Sakura sich die Haare aus dem Gesicht und erzählte Naruto dann, was sie bis jetzt wussten. Es war ja nicht so, als würden sie sich auf Spurensuche begeben müssen. Hinata hat sich eben einen Tag nicht gemeldet, das ist ja kein Weltuntergang. Sowas passierte ständig.

„Was? Ist das dein Ernst? Wieso habt ihr denn nichts gesagt? Wir sollten sie suchen!”, rief Naruto plötzlich hysterisch und im gleichen Moment betrat Sasuke die Wohnung und schaute ihn verwirrt an. „Wen suchen?”, fragte er dann mit sehr gespielter Desinteresse in seiner Stimme. Inos Augen klebten förmlich an ihm und er war ihr wiederum nur einen undefinierbaren Blick zu und versuche sie zu ignorieren. Naruto warf die Arme in die Luft. „Hinata wird vermisst.” „Dramatisier es nicht so, Naruto!”, hielt Sakura ihn zurück und schüttelte den Kopf. „Sie kommt wahrscheinlich nur mit Verspätung an. Auf sie ist doch immer Verlass.”

„Ach, die Kleine, auf die du stehst?”, fragte Sasuke, der einige Schritte auf die kleine Gruppe zugekommen ist. Noch nie hatte Sakura Naruto so aufgebraust und, in dem Moment, wütend gesehen. „Sasuke, hör auf das zu sagen. Diese Angelegenheit ist Ernst!” Zu seiner Verteidigung hob der Schwarzhaarige nur kurz seine Hände nach oben und antwortete darauf: „Die taucht schon wieder auf.” Sakura beobachtete Still das Schauspiel, während Ino sich plötzlich dazugesellte. „Ihr seit von der Polizei, könnt ihr da nicht etwas tun?” Mehr als eine gehobene Augenbraue von Sasuke und ein Kopfschütteln von Naruto erntete sie nicht. Dann packte Sakura sie am Arm und zog sie wieder ein Stück zurück. „Vergiss es einfach. Lass uns noch bis morgen Abend abwarten.”, flüsterte sie der Blonden dann ins Ohr. Von Ino kam nur ein zögerliches, skeptisches Nicken.

Da das Thema abgeschlossen war und Sakura nicht wollte, dass sie sich wiederum damit beschäftigten, wandte sie sich Naruto zu und fragte, wann sie wieder ihre Wohnung für sich hatte. Er zuckte nur mit den Schultern. „Sie suchen noch nach Anhaltspunkten. Das Einzige, was bis jetzt auffiel, war, dass gewaltsam eingebrochen wurde. Du brauchst also ein neues Schloss.” Sakura warf einen flüchtigen Blick auf ihre Tür. „Und wo soll ich schlafen oder mich die ganze Zeit aufhalten?” „Wir könnten Wachposten oder Security-Männer vor der Tür postieren.” Sakura schnaubte auf Narutos Vorschlag. „Klar. Damit ich mir dann etwas von meinen Nachbarn anhören kann? Nein, danke.” Um ihre Aussage zu unterstreichen, verschränkte sie die Arme vor der Brust. Naruto setzte einen verzweifelten Gesichtsausdruck auf und fragte: „Was willst du dann machen?”

Lächelnd drehte Sakura sich zu Ino um, die allerdings missmutig den Kopf schüttelte. „Bei mir kannst du nicht bleiben. Wir haben gerade das Sofa weggeschmissen, weil wir ein neues geliefert bekommen.” Sakura entgleisten die Gesichtszüge. „Das ist doch nicht dein Ernst?!”, sagte mit schriller Stimme und starrte ihre beste Freundin mit großen Augen an. Diese nickte allerdings nur und legte eine entschuldigende Miene auf. „Tut mir Leid.” Wie konnte Ino gerade jetzt eine Entsorgungsaktion starten. Natürlich konnte Sakura ihr nichts vorwerfen, aber sie hatte sich so darauf verlassen, dass sie kurze Zeit bei Ino hätte unterkommen können.

Seufzend winkte Sakura dann doch ab. „Schon okay. Konntest ja nicht riechen, dass ausgerechnet mir so was passiert.” Sie schnaubte und massierte sich die Schläfe, als sie versuchte nach einer guten Lösung zu suchen. „Na ja “, mischte Naruto sich ein, „wenn du wirklich nichts findest, könntest du auf meiner Couch schlafen.” Es herrschte kurz Stille und alle Aufmerksamkeit war auf Sakura gerichtet, die sich den Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Hatte sie denn eine andere Wahl? „Okay.”, seufzte sie. Besser ein unbequemes Sofa, als eine Horde nerviger und sich beschwerender Nachbarn, wenn irgendwelche Wildfremden Männer vor ihrer Tür postiert waren.
 

Ihre grünen Augen huschten durch das Wohnzimmer und musterten die Einrichtung. Es war sehr schlicht gehalten, wahrscheinlich legte Naruto auch nicht sehr viel Wert darauf, wie seine Wohnung aussah, Hauptsache er fühlte sich wohl. Es stand bloß die Couch und zwei Sofa drinnen, ein kleiner Tisch und ein großer Wandschrank gefüllt mit diversem Zeug und einem annehmbaren Fernseher. Auf dem schwach beleuchteten Boden lagen einige Dinge, wie Stifte, Blätter und sogar ein frisch gewaschenes Sockenpaar. Sakura zog die weiche Decke, die Naruto ihr gegeben hatte, noch etwas höher und mümmelt sich in sie hinein.

Mit einem Mal fühlte sich ihr ganzer Körper schwer an und die Erschöpfung schlich sich in ihre Glieder. Das leise Rauschen der Dusche verfolgte sie in den Schlaf.

Sakura war so tief am Schlafen, dass sie nicht einmal die Türklingel aufweckte. Naruto, der die letzten Minuten neben der schlafende Sakura im Wohnzimmer verbrachte hatte und dabei eine langweilige Quizsendung im Fernseher angeschaut hatte, öffnete die Tür und ließ seinen Gast hinein. Sasuke warf seine Jacke achtlos auf die Kommode und nahm das Bier dankend an, dass Naruto ihm entgegen hielt. Alles lief wie immer ab, denn sie trafen sich oft nach einem anstrengenden Tag und verbrachten den Abend miteinander, während sie ein kühles Bier genossen und über verschiedene Dinge redeten und trotzdem stockte er, als er die junge Frau auf dem Sofa liegen sah. Natürlich hatte er gewusst, dass sie nun die Nacht dort bleiben würde, aber trotzdem war er kurzzeitig überrascht. Neben ihm winkte Naruto ab und warf sich auf das Sofa. „Die schläft wie ein Stein, setz dich ruhig.”

Als Sasuke sich setzte, versank er beinahe komplett in dem Sofa. Genervt verzog er das Gesicht. Wie er diese weichen Polster hasste.

„Gibt’s etwas Neues?”, fragte Naruto und nippte an seinem Bier. Sasuke ließ seinen Blick durch die Wohnung gleiten und über Sakura, bevor er antwortete. „Nein.” „Er hat sich noch nicht gemeldet?” Stellte er sich so dumm oder wollte er es nicht verstehen? „Ich hab Nein gesagt, Naruto.” Sasuke wusste, dass Naruto das nicht so meinte, aber was diese Angelegenheit betraf, war er einfach zu empfindlich. Und er hasste es, empfindlich zu sein. Der Blonde verdrehte die Augen. „Ist schon okay, wenn du nicht drüber reden willst.” Darauf bekam er keine Antwort. Dieses Thema wollte Sasuke immer so schnell wie möglich abschließen. Denn immer wieder konnte er nie etwas dazu sagen, das seine jetzige Situation auch nur annähernd änderte, doch er konnte nicht viel tun, wenn Itachi ihm nichts sagte. Er wusste, dass sein Bruder mehr wusste, als er, was den Tod seiner Eltern anging, denn damals wurden ihm einige Einzelheiten verschwiegen, da man ihn für noch zu jung hielt.

Sasuke fuhr sich die durch die Haare. Normalerweise war sogar er etwas ausgelassener, wenn er hier war, aber zurzeit war er einfach nicht in der Stimmung. Er warf einen Blick auf Sakura, die kaum wahrnehmbar atmete. Sie hatte ihre Lippen leicht geöffnet und ihre Augen waren geschlossen. So sah sie viel zerbrechlicher aus, als normalerweise, wenn sie einem böse, gar mörderische Blicke zuwarf. Er beobachtete, wie sie etwas leise murmelte und ihm dann den Rücken zudrehte. Sie störte ihn immer noch. Doch jetzt störte ihn nicht nur die Tatsache, dass sie jegliche Ermittlungen zu behindern schien, sondern dass er sie auch noch attraktiv fand. Sie war das pure Unglück, dass ihn auf Schritt und Tritt verfolgte.

„Hast du denn schon mit ihr geredet?”, fragte Naruto, als er bemerkte, dass Sasuke die kleine Gestalt auf dem Sofa beäugt hatte. Naruto wusste, dass sie Sasuke störte und er selber hatte ein schlechtes Gefühl bekommen, da sie wirklich zu viel Zeit mit ihnen verbrachte, was mit der Dauer vielleicht sogar gefährlich werden konnte. Und nun schien sich seine Befürchtung zu bestätigen. „Ja. Aber sie ist ein Dickkopf.” Der Blonde lachte kurz auf. „Sakura, eben.” Dann wurde seine Miene etwas ernster. „Vielleicht ist die Sorge ja völlig unberechtigt, aber wir sollen trotzdem auf sie aufpassen.” Sasuke nickte nur, doch eigentlich war es für ihn nicht verständlich, wieso er sich auf ein aufgescheuchtes Huhn aufpassen sollte, das trotz aller Warnungen von einem Verderben ins nächste lief. Aber für Naruto würde er wenigstens so tun, als würde ihm etwas an der Journalistin liegen.

Sakura hatte tief und fest geschlafen, aber jetzt drangen langsam dumpfe Stimmen an ihr Ohr. Sie konnte es noch nicht verarbeiten und sie war ganz träge, aber sie bemerkte, dass Naruto und sie nicht mehr alleine waren. Sie öffnete ihre Augen nicht ganz, sie wollte nicht, dass jemand bemerkte, dass sie wach war. Etwas verschwommen erkannte sie eine Person ihr Gegenüber auf dem Sofa sitzen. War es Sasuke oder täuschten sie ihre müden Augen? Dann hörte sie seine unverkennbar tiefe Stimme: „Wusstest du, dass sie verfolgt wird?” Oh Gott, dachte Sakura und kniff die Augen zusammen. Musste er das gerade Naruto erzählen? Der würde mehr Panik machen, als sie selber!

Naruto zog scharf die Luft ein. „Wie bitte?”, fragte er ungläubig und Sakura hörte das Rascheln von Klamotten. Sie öffnete ihre Augen wieder einen spaltbreit und sah, dass Naruto sich vorgelehnt hätte. Sasuke winkte ab, als er bemerkte, dass Naruto nichts davon wusste, oder es geahnt hatte. Eigentlich wollte er ja nicht darüber reden. „Ach, Hirngespinst. Wahrscheinlich braucht sie nur eine gute Geschichte.” Er war einen skeptischen Blick auf Naruto, als dieser wütend schnaubte. „Sasuke.”, sagte er ruhig, aber mit fester Stimme. „Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?” Es war dem Blonden ernst, aber Sasuke machte sich nichts draus. Naruto kannte Sakura und es war eine Freundin für ihn, deswegen konnte er nicht schlecht über sie denken. Oder machte er es sich selber einfach zu einfach? Sasuke Stimmung wurde immer schlechter. Wieso musste sie plötzlich auftauchen und solche Probleme machen?
 

»Stiller Killer. Schaut um die Ecke. Bringt dich um die Ecke. Ein attraktiver Mann, Mitte zwanzig. Tötet.«*
 

Reue? Fremdwort. Er mordet. Nicht aus Lust. Sondern Menschenliebe.

Nun waren sie alle frei von Sorgen. Tote Menschen waren immer noch die glücklichsten Menschen.
 

*Zitat aus Ich hab die Unschuld kotzen sehen.

"Du hast Recht. Sie ist verdammt dickköpfig!"

EEr hatte ihr noch die Decke sanft über die Schultern gezogen, bevor er mit einem letzten Blick die Wohnung verlassen hatte. Naruto war kurz davor in die Küche gegangen und hatte ihn alleine gelassen. So viel Vertrauen schenkte er ihm inzwischen und auch, wenn es schwer war für ihn, das zuzugeben, fand er Gefallen daran zu wissen, dass Naruto sein bester Freund war. Immerhin war er nicht wirklich der Mensch, der viel unter anderen war, der schnell Freundschaften schloss oder jemandem blind vertraute. Aber solch einen guten Freund zu haben, wusste selbst er zu schätzen.

Mit dem kalten Wind, der ihm durch die dunklen Haare wehte, als er die schwach beleuchtete Straße hinunterging, wehten scheinbar auch die Gedanken schnell weiter.

Es war alles anders gekommen, als er es gewollt hatte, nachdem er hierher gezogen war. Mit nichts anderem als seinem Ziel im Kopf und dem Willen alles dafür zu tun, verließ er seine Heimatstadt und nun stand er hier, inmitten von einem Haufen Gefühlen, die er zu verabscheuen begann. Er konnte noch nie viel mit Gefühlen anfangen, er sah sie einfach nur als nerviges Anhängsel, das die Menschen mit sich zogen, die plötzlich und zu lange in seinem Leben waren. Aber das konnte er nun einmal nicht abstellen und musste sich also damit abfinden.

Er suchte zwischen den herumstehenden Autos nach seinem, doch er war sich selber nicht sicher, in welcher der vielen Straßen er es abgestellt hatte. In dieser Gegend einen Parkplatz zu finden, war auch ein wahres Wunder und wenn man einen hatte, musste das Glück einen führen, es später wieder zu finden. Sasuke überquerte die dunkle Straße, ohne sich umzuschauen, und als er auf der anderen Straßenseite ankam und zwischen zwei Autos durchhuschte, trat er auf etwas Weiches. Mit flüchtigem Blick registrierte er eine dünne Frauenjacke. Er schenkte dem keine weitere Bedeutung, bis etwas anderes seine Aufmerksamkeit zu sich zog. Direkt neben der Jacke erstreckte sich eine große Blutlache.

Kurz stand er regungslos dar und suchte weitere Anzeichen von Blut, während er bei Naruto und der Polizeistation anrief, ohne dabei den Blick von der Szenerie abzuwenden und weiterhin nach weiteren Dingen zu suchen. Sasuke beobachtete die blutige Schleifspur, als würde sie sich bewegen, und ging ihr hinterher, nachdem er sein Handy weggesteckt hatte. Sie führte ihn quer über den breiten Gehweg in eine dunkle Gasse, in der lediglich ein großer Müllcontainer stand, zumindest auf den ersten Blick. Während im Hintergrund schon laute Sirenen zu hören waren, die durch die dunklen Straßen von New York halten, da sonst kein Geräusch die unscheinbar friedliche Stille störte, warf Sasuke einen Blick auf das unschöne Szenario hinter dem Container, welches ihm verdeutlichte, was er geahnt hatte. Eine Frauenleiche lag dort, an den Container gelehnt, als würde sie noch schlafen, allerdings in einem seltsam ausgerenkten Zustand.

Er hatte sicherlich wieder zugeschlagen. Die Morde häuften sich immer mehr und sie hatten immer noch kein vielsagendes Indiz. Das war frustrierend für ihn, da er sonst beinahe jeden Fall gelöst hatte und besonders, wenn es sich um so etwas Großes handelte, das sich mitten in der Öffentlichkeit abspielte. So konnte es eindeutig nicht weitergehen, aber sie kamen einfach nicht weiter. Er trampelte auf einer Stelle herum, ohne sich wirklich bewusst zu sein, wonach sie suchen sollten. Wenn er wenigstens einen Fehler machen würde, doch während die Anzahl der Opfer stieg, blieb die Anzahl ihrer Indizien und Beweise immerwährend gleich.
 

Naruto war nicht alleine gekommen. Als er die Straße hinunter kam, erkannte Sasuke hinter ihm einen pinken Haarschopf, der unverkennbar Sakura gehörte. Er fasste sich an die Stirn.

Während sie neugierige Blicke über die Spurensicherung warf, die sich gerade der Blutlache widmete, und daneben stehen blieb, als würde sie sich einen neuen Krimifilm ansehen, kam Naruto zu Sasuke, der ihn mit hochgehobenen Augenbrauen anschaute. „Wolltest du nicht, dass sie sich etwas von der ganzen Sache distanziert?” Naruto fasste sich an die Stirn, in all seiner Verzweiflung und blickte seinen Freund entschuldigend an. „Du hast Recht. Sie ist verdammt dickköpfig!” Sasuke nickte nur auf diese Aussage. Er hatte es schon an eigenem Leibe erfahren und hatte auch beinahe ahnen können, dass Naruto seine Probleme haben würde, da er nicht so hart im durchgreifen war und leichter zu beeinflussen und erweichen.

Naruto überblickte kurz das Szenario und wandte sich dann wieder zu Sasuke. „Konnte man das Opfer identifizieren?”, fragte er ganz sachlich, wieder der Lage komplett bewusst. Der Gefragte schüttelte bloß den Kopf. „Sie hatte keinen Ausweis dabei. Der war scheinbar in einer Tasche oder derartigem, weil sie nichts, außer ihren Klamotten, bei sich trug.” „Oder der Täter hat seine Vorgehensweise geändert.”, fügte Naruto hinzu, sich beinahe sicher, er habe die Sachen der jungen Frau mitgenommen. „Er hat sie schon geändert.”, sagte Sasuke und seine Stimme wurde etwas düster. Er hatte nichts anderes erwartet, wenn sich eine Journalistin einmischte. Das machte die Auflösung um einiges schwerer. Immerhin konnte der Täter nun auch mit verfolgen, wie weit die Polizei war, besonders bei der guten Auskunft, die Sakura hatte und somit würde er einfach etwas ändern. Vielleicht aus Angst, vielleicht aber auch einfach, um mit ihnen zu spielen.

„Was meinst du?”, fragte Naruto und blickte Sasuke verwirrt an. Sasuke fuhr sich durch die Haare. „Schon alleine die Tatsache, dass er sein Opfer versteckt hat oder dass er es eben nicht in der Öffentlichkeit getan hat, unter tausenden von Zeugen-” „Vielleicht ist es ein anderer Täter?”, schlug Naruto vor und unterbracht somit Sasuke, welcher den Kopf schüttelte. „Es war genau die gleiche Waffe, Ort und Art der Einstichwunde sind identisch mit den vorherigen Morden.”

Daran konnte Naruto nicht mehr zweifeln. Also hatte er seine Vorgehensweise doch geändert.

„Wo liegt das Opfer?”, fragte er und schaute sich ein weiteres Mal um. Sasuke deutete auf die dunkle Gasse, aus der kleinere Lichtstrahlen kamen, die der Spurensicherung die Arbeit erleichtern sollte. „Sie wurde noch nicht bewegt.”, fügte Sasuke hinzu. Naruto nickte und gerade als er sich auf den Weg machen wollte, stieß Sakura zu ihnen. „Schon was Neues?”, fragte sie und lächelte leicht. Es war kein ernst gemeintes Lächeln, denn das war eindeutig kein Anlass dafür, doch sie wollte einfach freundlich sein, egal in welcher Situation sie eben steckte. „Nicht viel.”, sagte Sasuke knapp und ging an ihnen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. „Nicht viel.”, äffte Sakura ihn nach, während sie aber einen genüsslichen Blick auf seinen knackigen Hintern warf. Sie ermahnte sich selber, dass das nicht dahin gehörte und folgte Naruto zum Eingang der Gasse.

Es roch unglaublich ekelhaft. Sakura rümpfte die Nase und versuchte so flach wie möglich zu atmen, um nicht noch mehr von dem Gestank abzubekommen. Es war unwürdig für Menschen in dieser Umgeben zu sterben.

Das erste, was sie von der Leiche sah, waren die Schuhe. Sie hatte sie schon einmal irgendwo gesehen, in einem dieser teuren Läden, die sie so selten betrat und wenn, nur um sich klar zu machen, dass sie sich das nicht leisten konnte, was sie dort sah.

Und schon im nächsten Moment traute sie ihren Augen nicht. „Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.”, wiederholte sie sich und schlug sie dich Hand vor den Mund. „Das kann doch nicht war sein.”, wisperte sie und ihr Herz setzte aus und zu mehr war sie in der Sekunden nicht fähig. War das ein schlechter Scherz? Sie warf einen flehenden Blick auf Naruto, in der Hoffnung, dass er laute April, April rief und den schlechten Scherz aufdeckte, aber sein Mund stand weit offen, wenigstens genauso weit, wie er seine Augen aufgerissen hatte. Dann höre sie nur noch da Rauschen in ihren Ohren, das Szenario verschwamm vor ihren Augen, während ihr Kopf so schwer schien, als würde ein großes Gewicht auf ihr sitzen. Ihr Herz wurde langsamer und leiser und dann umhüllte sie Dunkelheit.
 

Bilder rasten in ihrem Kopf durcheinander, ohne dass sie wahrnehmen konnte, was sie enthielten oder was sie zeigten, wie ein schlecht geschnittener Film, bei dem die Szenen einfach hintereinander abgespielt wurden, doch schon im nächsten Moment war da das dumpfe Schlagen ihres Herzens und Rattern, gefolgt von Stimmen, vielen Stimmen. Etwas Nasses lag auf ihrem Kopf und mit einem Stöhnen riss sie es weg, als sie versuchte sich aufzusetzen.

Als nächstes empfingen sie Schmerzen. Ihr Unterschenkel brannte und in ihrem Kopf hämmerte ein heftiger Schmerz. Was war passiert? Und wo zum Teufel war sie? „Sakura? Alles in Ordnung?” Sakura öffnete die Augen. Glücklicherweise war es nicht sehr hell und sie versuchte zu erkennen, wo sie sich befand. Sie lag auf einer Trage eines Krankenwagens und neben ihr stand Naruto, der sie mitleidig anschaute. Einige Meter weiter rauchte Sasuke eine Zigarette. Mehr erkannte sie in diesem Augenblick nicht und es war ein Wunder, dass sie überhaupt etwas erkannte.

In den nächsten Sekunden wurde ihr klar, was sie gesehen hatte und ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Oh mein Gott. Naruto, sag, dass das nicht wahr ist.”, forderte sie mit erstickter Stimme und versuchte die fließenden Tränen zurückzuhalten. Er schüttelte nur den Kopf und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und spürte nur noch, wie er sie in den Arm nahm. Warum geschah das alles ihr? Und warum traf es ausgerechnet Hinata?
 

Es war seltsam. Irgendwie fühlte sich alles in ihr taub an und sie hatte Schmerzen. Noch nie zuvor war sie in Ohnmacht gefallen, noch nie zuvor war ihr so etwas passiert. Sie sträubte sich dagegen, einzusehen, dass Hinata ermordet wurde. Irgendetwas in ihr konnte es nicht wahrhaben, während ihr Verstand ihr sagte, dass es unvermeidlich war, es einzusehen.

Sie saß auf dem weichen Sofa in Narutos Wohnung, einen warmen Tee in ihren kalten Händen, die sich einfach nicht aufzuwärmen schienen und unter dem strengen Blick der dunklen Augen sogar zitterten. Wieso war er mitgekommen und nicht Naruto? „Alles in Ordnung?” Ein warmer Schauer lief ihr über den Rücken. In einem komplett stillen Raum wirkte seine Stimme so anders und viel intensiver. Hatte komplett eine andere Wirkung auf sie. Als Sakura nickte, lehnte Sasuke sich in dem Sofa zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schaute sie unverwandt an.
 

Wenn er damit versuchte, sie auf andere Gedanken, verwirrende, zu bringen, dann war das durchaus erfolgreich. Auch wenn sie es nicht wollte, weil diese Situation einfach so dramatisch war, etwas, dass sie auf ewig verfolgen würde, schlug ihr Herz bei seinem Anblick einen Tick schneller und sie wurde rot um die Nase. In seiner Nähe fühlte sie sich wie ein kleines Schulmädchen, das zum ersten Mal verliebt war, dabei war sie eine erwachsene Frau! Aber sie wollte mehr von ihm erfahren.

„Wie lange lebst du hier schon?” Dass sie in duzte, fiel ihr erst im Nachhinein auf, doch ihn schien das weder aufzufallen, noch zu stören. „Schon ‘ne ganze Weile.”, antwortete er schlicht, ohne den Blick von ihr abzuwenden oder eine andere Anstalt zu machen. Sakura legte den Kopf schief. Das war keine sehr konkrete Antwort. „Bist du hier aufgewachsen?” Er nippte an seinem Bier, das zuvor von Sakura unbemerkt auf dem Tisch stand, und schüttelte den Kopf. „Wo dann?”, hakte sie weiter nach. Normalerweise war sie es leid, jemandem alles aus der Nase ziehen zu müssen, aber nicht, wenn jemand so eine wunderschöne Nase hatte. „In New Jersey.”, antwortete er und nahm diesmal einen kräftigeren Schluck von seinem Bier. Hatte sie einen wunden Punkt getroffen? Doch sie würde jetzt nicht aufhören, besonders nicht jetzt. Sie musste sich ablenken, denn sobald der Schock vergangen war, würde sie tottraurig sein, da wusste sie. Das war ihr so unglaublich klar, dass sie am liebsten mit aller Kraft dagegen ankämpfen wollte. „Wieso bist du umgezogen?”, fragte sie weiter. Noch nie hatte sie den Drang gehabt, von jemandem Dinge zu erfahren, die sie sonst nicht sonderlich interessierten. Aber es war, als würde er etwas verheimlichen, etwas womit er vielleicht Hilfe bräuchte.

Sasuke zuckte nur mit den Schultern. Doch sein Blick hatte sich komplett verändert. Nun starrte er auf die Wand hinter ihr und einige Strähnen seiner langen schwarzen Haare verdecken etwas seine Augen. Sein Verhalten wecke ihre Neugier und den Drang, aufzustehen und ihn in den Arm zu nehmen, als wäre er ein kleines Kind, dem sie Trost spenden musste. Aber er schien zu versuchen, sich selber Trost zu spenden und scheinbar ist er lange Zeit damit ausgekommen.

Sakura wollte noch mehr Fragen stellen, sich noch länger von der Realität fernhalten, die sie langsam zu einholen schien. Sie versuchte sie zu verdrängen, doch die Bilder drangen in ihren Kopf ein und plötzlich war sie es, die Trost brauchte. Es war ein ersticktes Schluchzen zu hören, als sie ihren Kopf in die Decke presste, die um sie gewickelt war. Die Trauer überrollte sie so stark, dass sie kaum noch Luft bekam.

Sie vernahm noch, wie sich jemand neben sie setzte und dann drückte ein starker Arm sie an einen warmen Körper und sie fühlte sich so geborgen, dass sie schluchzend dort verweilte und der Rest der Welt in ungreifbare Weite rückte.

Alles war so schnell passiert. Sie konnte ihre Gedanken nicht mehr ordnen. War das alles wahr? Oder war es ein Albtraum? Sie schmiegte sich an Sasuke, dessen Arm inzwischen nur auf ihr lag, ohne dass er Anstalten machte, sie wirklich zu umarmen.

Sasuke blinzelte zu ihr runter. Sie war zur Ruhe gekommen, starrte nun aber unverwandt auf die Wand hinter dem nun laufenden Fernseher und sagte kein Wort. Manchmal dachte er, sie hätte sogar vergessen zu atmen.

Er hatte noch nie jemanden getröstet, das übernahm meistens Naruto, weil er wusste, dass Sasuke nicht immer sanftmütig war. Aber er hätte selbst Sakura nicht einfach so beim Weinen zusehen können. Er verstand ihren Schmerz. Auch, wenn sie das nie erfahren würde, auch wenn er sie nun einfach nur an ihn lehnte und nichts mehr tat und er die Tatsache zu ignorieren versuchte, dass das ihre Anwesenheit Positives mit sich brachte.

Doch die ganze Situation brachte nur Probleme.

Nicht nur, dass Sakura nun mit Sicherheit alles daran legen wird, den Mörder ihrer Freundin zu finden, sondern gerade, dass es die Hyuuga war, war nichts Positives. Ihr Vater war ein sehr einflussreicher Mann. Und genau das machte ihn missmutig. Was würde sagen, geschweige denn tun? Ein so mächtiger Mann war unberechenbar, und ob er der Polizei traute sehr fragwürdig.

Sasuke hörte einen Schrei aus den Fernsehlautsprechern und richtete sein Augenmerk auf die Mattscheibe. Dann galt seine Aufmerksamkeit der Journalistin, die sich zu bewegen schien. Sakura richtete sich auf und ihr warmer Atem streite über seine Wange und seinen Hals. „Danke.“, flüsterte sie. Bedankte sie sich tatsächlich dafür, dass er sie einfach nur im Arm gehalten hatte? Für so eine banale Geste? Er verstand es nicht, doch er nickte. Vielleicht war weniger eben doch mehr.

Und dann spürte er etwas Weiches auf seiner Wange. Sie hatte ihn geküsst. Verwunder drehte er seinen Kopf zu ihr. Das letzte Mal wurde er zum Dank auf die Wange geküsst, war wohl, als er mit zehn Jahren seiner Tante einen Blumenstrauß überreicht hatte, den sein Vater damals gekauft hatte. Allerdings war das nicht wirklich eine schöne Erinnerung, noch wollte er, dass es sich genauso wiederholte – aber bei Sakura war das anders. Ihre Lippen waren sanft gewesen und fühlten sich an wie eine Feder, die über die Wange glitt. War das ihre Art, einen Mann zu verführen?

Er blickte sie immer noch an und sie schaute zu ihm hoch mit ihren großen Augen, die vom Weinen etwas mitgenommen aussahen. Sasuke runzelte seine Stirn.

Sakura wusste, dass er sie sicherlich für unzurechnungsfähig hielt, sie wusste es einfach. Diese Situation war auch so unglaublich unerklärlich, sie selber wusste nicht, was sie tat. Vielleicht war sie einfach nur verwirrt oder sie wollte sich ablenken, versuchte so die Trauer zu verdrängen. Denn ihr Herz schlug so stark und laut, dass es jegliche andere Geräusch und Gefühl verdrängte.

Und vielleicht würde sie bald denken, dass es einfach falsch war und unüberlegt – eine Kurzschlussreaktion. Aber wer dachte an so einem Moment an derartiges?

Vor zwei Wochen vielleicht hätte Sakura es nicht gedacht, vor ein paar Tagen war es nur ein Wunschtraum.

Aber jetzt küsste sie Sasuke Uchiha.

Zu ihrer Verwunderung stieß er sie nicht zurück, womit sie gerechnet hätte, stattdessen erwiderte er sogar den Kuss, was sie am wenigsten erwartet hätte. Und was ihn so unwiderstehlich und begehrenswert machte, wurde ihr mit einem Mal klar – denn der Moment raubte ihr wörtlich den Verstand, denn sie war sie nicht mehr im Klaren, was sie tat, geschweige denn, welche Konsequenzen ihr Tun haben könnte.

Doch ihr Verstand machte eine Reise durch ihre Fantasien, anstatt ihr Einhalt zu gebieten und sie von Dingen abzuhalten, die einfach falsch waren.

Jegliche Selbstbeherrschung verschwand und Sakura griff in Sasuke Haare und drückte ihn näher zu sich. Erstaunlicherweise war seine Art zu küssen ein kompletter Widerspruch zu seinem sonstigen Verhalten, nie hätte Sakura das geahnt.

Und so schwer es ihr fiel, löste sie sich von ihm und sein warmer Atem strich über ihr Gesicht und sein Blick war starr auf sie gerichtet. Nein, sie hätte es nur geträumt, aber nie erahnt und trotzdem war es geschehen. Für einen Moment konnte sie die Trauer mit einem anderen Gefühl verdrängen.
 

Sie war sich nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Zwar wollte sie nicht behaupten, dass sie ihre Familie hasste oder es ihr unangenehm war, dass sie sich bei ihnen aufhielt, doch konnte sie auch nicht sagen, dass es ihre schönste Zeit war.

Hinata war schon immer ein Familienmensch gewesen. Lange Zeit verbrachte sie mit ihnen, keinen einzigen Moment in denen ihre Familie zusammenkam, hatte sie verpasst – doch wenn es um das Individuum ging, waren die Hyuugas nicht sehr tolerant.

Trotz all der Liebe, die ihrer Familie gehörte und die sie ihnen gerne schenkte, hatte sie es geschafft, sich loszureißen und ihrem Traum zu folgen, sich in New York eine eigenen Existenz aufzubauen.

Die mit einem Mal zerstört wurde.

Sie hatte sich nur auf den Weg gemacht, um ihre Eltern zu besuchen, sie hatte niemandem Bescheid gesagt, damit sich keiner Sorgen um sich machte, denn ihren Freundinnen war ihre Familie nicht geheuer. Doch sie war dort aufgewachsen, sie wusste, dass sie es nicht so meinten, wie sie immer zum Ausdruck brachten. Denn trotzallem waren die Kinder immer noch das Wichtigste in ihrem Leben.

Und sie wollte doch nur ein kleines Geschenk kaufen, ein schönes Andenken für ihre Eltern aus der großen Weltmetropole New York, damit sie immer an ihre Tochter dachten, egal was passierte. Aber warum wurde sie denn dafür bestraft? Warum konnte sie ihre Eltern nicht einfach glücklich machen? Wie konnte sie sich in diese Lage führen?

Sie rannte so schnell sie konnte, die Straße schien immer länger zu werden. Es war wie eine Suche nach einem unerreichbaren Ziel. Ihr lautes Weinen hallte an den Wänden wieder und ihr Atem ging so schwer. Sie hatte keine Kraft mehr. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen und bevor sie zusammenbrechen konnte, wurde sie eingeholt.

So sollte es enden. Wie konnte sie das ihrer Familie antun?

"… und du darfst deine Gegenspielerin auch gleich kennenlernen."

Sakura starrte auf die Tasse in ihrer Hand und ein flaumiges Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Sie fühlte sich kein bisschen wohl. Es war so viel geschehen, dass sie einfach viel zu sehr überforderte. Diese zu starken Gefühle von den Uchiha waren beängstigend, denn sie erinnerte sich nicht, jemals so ein Interesse für jemanden gehegt zu haben, und Hinatas plötzlicher Tod war fest wie ein Brandmal in ihrem Kopf verankert.
 

Ihr gegenüber saß Ino, die ebenfalls wortlos in sich zusammengefallen in Shikamarus Armen saß. Ihr fehlten die Worte, gar die Möglichkeit zu zeigen, was sie fühlte. Der Schock saß noch so tief, sie hatte selbst vergessen zu weinen. Die sonst so fröhliche Yamanaka wirkte völlig fremd auf Sakura und dass sie stumm vor ihr saß war so ungewohnt. Wie viel ein Mensch verändern konnte, wenn er plötzlich verschwand. Aber dennoch drehte sich die Welt um sie herum noch weiter, denn keiner wartete darauf, dass man die Trauer und einen geliebten Menschen vergaß. Ino stöhne plötzlich auf und Sakura richtete ihr Augenmerk auf ihre beste Freundin. „Ich kann’s nicht fassen!“ Sie schüttelte ihren Kopf und ihre blonden langen Haare fielen ihr über die Schulter. „Das ist doch nur ein geschmackloser Albtraum!“ Zu gerne wünschte Sakura, dass das wahr wäre. Sie konnte nie gut mit Verlusten umgehen und genau dies musste sie jetzt versuchen, so schwer es auch war. Ino, die schon längst aufgegeben hatte zu weinen, sie war immerhin sehr stark, lehnte sich seufzend auf Shikamaru, der ihr tröstend über den Kopf strich.
 

Kurz wünschte sich Sakura auch solch eine helfende Hand zu haben, aber sie versuchten den Gedanken abzuschütteln, denn sofort kam ihr ein Bild von dem Uchiha in den Kopf, den er ihr verdreht hatte. Sie war am Abend wieder in seinen Armen eingeschlafen und am Morgen alleine in Narutos Wohnung wieder aufgewacht. Lange Zeit hatte sie nur dagesessen, ohne zu wissen, was sie tun sollte. In der kurzen Zeit war so viel passiert, dass sie nicht verstehen konnte und völlig unerklärlich und unglaublich war, dass alles andere ganz belanglos schien. Vergessen schien unmöglich, denn ihr Herz klopfte schnell bei den Gedanken an Sasuke und die Nähe, die sie gespürt und solange vermisst hatte. Und dann plagte sie die Vermutung, dass für ihn dies alles nichts bedeuten könnte, er nicht das fühlte, was sie fühlte. Könnte sie das noch ertragen? Sie kannte ihn und dieses Gefühl nicht lange, denn niemals zuvor schien sie das gefühlt zu haben, aber würde selbst das sie so schwer treffen? Zumindest zog sich ihr Herz bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen. Sie sollte wenigstens versuchen, alles zu vergessen.
 

„Ich denke, ich gehe wieder. Ich hab noch so viel zu tun.“, murmelte Sakura und erhob sich mit wackligen Beinen. Sie war müde und fühlte sich schwach wie schon lange nicht mehr. Das letzte Mal war vielleicht, als sie angefangen hatte, ihren Job zu verrichten, denn sie hatte stark dafür gekämpft so weit zu kommen wie möglich, aber diese Situation war nicht damit zu vergleichen. „Du willst jetzt noch arbeiten?“, fragte Ino entgeistert und strafte sie mit einem strengen Blick. „Das Leben muss ja noch für irgendjemanden weitergehen.“, sagte Sakura mit einem müden Lächeln. Es schmerzte sie das sagen zu müssen und damit unumstritten sogar sich selber klarmachen, dass Hinata tot war. Ino senkte ihren Blick wieder traurig und nickte. „Mach’s gut.“ Ohne ein weiteres Wort verließ Sakura die Wohnung. Mit langsamen Schritten trat sie hinaus auf die Straße. Das Leben ging weiter und hielt nicht für die Trauer um eine Person an.
 

Sie hatte New York schon immer gemocht, wenn nicht gar geliebt. Es war die Erfüllung all ihrer Träume gewesen. Eine so große Stadt mit unendlichen Möglichkeiten, Millionen von Menschen, unter denen man verschwand und man war nur eine Existenz von vielen und verblasste in der Menge. Wieso genau das ihr so gefiel, das wusste sie noch nie und sie hatte es bis jetzt nicht erfahren. Vielleicht irgendwann. Aber nun würde sie einfach dieses Gefühl genießen, solange sie konnte. Solange sie lebte, wollte sie einfach hier leben, in dieser Stadt, wo hoffentlich all ihre Wünsche in Erfüllung gingen, die sie immer noch hatte und nie vergessen würde.

Und auch, wenn es vielleicht so schien, als wäre es doch falsch gewesen hier her zu ziehen, denn diese drückende Trauer und das Gefühlschaos machten ihr schwer zu schaffen, würde sie nie daran zweifeln können, dass es doch wichtig war. Sie doch einen richtigen Schritt getan hatte, um endlich das machen zu können, von dem sie ihr ganzes bisheriges Leben geträumt hatte. Zu Leben.
 

So viel Zeit hatte sie damit verbracht, zu lernen, zu studieren, zu arbeiten und jetzt fehlte da irgendetwas. Einfach der Hauch von Irgendetwas, das ihr Leben vollständig machte. Vielleicht fand sie das in Sasuke? Oder in jemand anderem? Eins war ihr sicher, nun brauchte sie jemanden, der sie unterstütze und ihr half sich aus dieser Lebenslage zu kämpfen.
 

Sakura fasste sich an die Stirn und seufzte. Sie bekam stechende Kopfschmerzen von dem Wind, der ihr um die Ohren wehte und diese Gedanken machten ihr zu schaffen. Noch nie hatte sie solche Zweifel und Gedanken gehabt. Sie hatte nicht nur eine gute Freundin verloren, sondern auch ihren gesunden Menschenverstand, spätestens als Sasukes Lippen die Ihrigen berührt hatten.

Es war alles wie weggefegt gewesen, nur noch sein Duft, sein Gesicht, seine Augen, sein Haar, seine Stimme füllte ihren Kopf und vernebelte und verführte ihre Sinne. Ihre Haut hatte unter jeder seiner Berührungen geprickelt und selbst jetzt, bei dem bloßen Gedanken an ihn, bekam sie eine Gänsehaut.

Eine leichte Bewegung in ihrer Tasche und das leise Piepen ihres Handy riss sie aus ihren Gedanken, die beinahe verrückt zu spielen schienen, und mit einem Seufzen, als sie feststellen musste, dass ihrer Mutter anrief, ging sie ran. „Sakura?“ Diese besorgte Stimme trieb sie fast in den Wahnsinn. Ihre Muskeln spannten sich an und ihre Hand krallte sich in ihren Mantel, während sie ihren Weg weiter fortsetzte. „Mama…“ Dann herrschte kurz Stille und Sakura neigte schon dazu, sich zu vergewissern, dass die Verbindung noch stand, als ihre Mutter wiederrum anfing zu reden. „Ich hab da was in der Zeitung gelesen. Stimmt das? Das mit Hinata? Das tut mir ja so schrecklich Leid! Geht’s dir denn gut? Weißt du was, ich komm vorbei!“ „Das ist nicht nötig.“ Das war es wirklich nicht. Und Sakura mochte nicht noch einmal daran erinnert werden, sie mochte auch nicht ihrer Mutter erzählen, dass sie Hinata gesehen hatte, sie wollte einfach vergessen, was geschehen war, was noch geschehen würde, könnte, sollte.

Alles. Die Trauer, die Gefühle, das Gefühlschaos in ihr drin, aber es hatte sich so tief in sie hineingefressen. „Red‘ doch keinen Unsinn. Ich komme heute Abend vorbei.“ Und mit einer Entschuldigung, dass sie noch ihren Vater im Krankenhaus besuchen musste, legte sie auf, ohne eine Erklärung, wieso Sakuras Opa überhaupt dort lag, aber genau dies setzte ihr noch mehr zu.

Sie wollte doch nur eine gute Arbeit machen, wieso stürzte plötzlich alles über ihr ein wie eine Katastrophe?
 

Mit müden Augen entdeckte sie die Schlagzeile in der Tageszeitung. Ein schneller Griff nach der Zeitung und ein paar Münzen, die sie dem Verkäufer hinwarf, brachten sie nicht davon, ihre Augen von dem Text zu lösen. Gab es etwas, wonach die Presse am meisten hungerte, war es der Mord an der Tochter eines einflussreichen Mannes. Aus den Augen eines Beobachters fiel ihr plötzlich auf, wie schnell sich so eine Nachricht herumsprach, wie schnell so ein Ereignis, das für einzelne Personen Trauer hieß, Schmerz und Verlust, für viele Menschen bloß Gier nach Anerkennung oder der Platz auf der Schlagzeile bedeutete. Es war ein seltsames Gefühl über etwas zu lesen, dass sie mit eigenen Augen gesehen hatte, etwas zu lesen, das sie direkt betraf, und – mit den Augen einer Journalistin – etwas zu lesen, über das sie selbst nicht geschrieben hat. Weil sie darüber nicht schreiben konnte, sie würde es nicht können, es traf sie viel zu stark, als könnte sie objektiv, ohne den Hauch eines Gefühls, über den Mord an einer guten Freundin zu schreiben. Sakura stopfte achtlos die Zeitung in ihre Tasche, die Augen tränend, mit einem Kopf voll gefühlsloser, leerer Zeilen aus der heutigen Titelgeschichte, denn sie trafen sie gefühlvoller als andere.
 

Sie spürte wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Verwundert und mit einem überraschen Gesicht drehte sie sich um und erkannte Naruto, der sie mit einem müden Lächeln begrüßte. „Sakura, was ein Zufall.“ Sie nickte nur leicht. Sein Anblick machte selbst ihr zu schaffen. Er hatte Augenringe, und dieses müde Lächeln trübte selbst seine sonst so strahlend blauen Augen. „Naruto, was machst du denn hier?“ Sakura war inzwischen schon beinahe an dem Bürokomplex, in dem sie normalerweise arbeitete, angekommen – sie wusste nicht, ob es richtig war, jetzt dort hin zu gehen aber sie musste es versuchen, denn was sollte sie sonst großartig tun? Außerdem wollte sie versuchen so schnell wie möglich, alle Hebel in Bewegung zu setzten, um den Mann zu finden, der Hinata das angetan hatte. Naruto deutete über seine Schulter und sagte: „Ich hab dort hinten geparkt, weil ich dich suchen wollte und dachte mir, da fang ich hier an. Und das war wohl eine gute Entscheidung.“ Weil sie diesen Drang verspürte und keinen guten Grund fand, es nicht zu tun, umarmte sie Naruto, und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. „Versprich mir, dass du alles tun wirst, diesen Kerl zur Strecke zu bringen. Er soll dafür büßen, was er ihr angetan hat.“, flüsterte sie leise in sein Ohr und vernahm nur ein zaghaftes Nicken von ihm. Er war ein Polizist und kein Henker, das wusste sie, aber dieser verdammte Fall ist so persönlich geworden, dass die Unterschiede verblassten und beides ineinander verschwommen.

Als sie sich wieder von ihm löste, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Wieso hast du mich gesucht?“

Ohne eine Vorwarnung nahm er sie beim Arm und zog sie einige Meter weiter, wo sie zwischen vielen bunten Autos, das seinige entdeckte. Er blieb einiger Schritte davor stehen und fixierte sie wieder mit seinem Blick. „Sasuke hat mich vorhin angerufen und berichtet, dass unser Team Zuwachs bekommen hat.“ Sakura runzelte die Stirn. Sie hatte nicht so oft mit der Polizei zusammengearbeitet, aber man konnte nicht behaupten, dass Fernsehen sie nicht weitergebildet hat. „Meinst du, da ist ein neuer Kommissar dazugekommen?“, fragte sie, auch wenn sie dies schon längst erahnt hatte. Aber was war das Problem dabei? Hieß das, dass sie nicht mehr an dem Fall teilhaben konnte? Vielleicht durfte sie das trotzdessen nicht, denn sie konnte sie lebhaft vorstellen, dass Sasuke sie nun nicht mehr für kompetent hielt.

Naruto nickte kurz. „Ja, eine Kommissarin. Sie ist extra aus Chicago eingeflogen – sie hat die beste Quote, wenn es darum geht, Verbrecher zu fangen.“

„Und das bedeutet genau was?“

Naruto lehnte sich nun gegen ein fremdes Auto und musterte es kurz, bevor er sich wieder Sakura zuwandte. „Wir wissen nicht, wie sie das so sieht mit… der Presse.“, versuchte er es beschwichtigt zu beschreiben, doch Sakura entging überhaupt nicht, was er damit sagen wollte.

Aber ihr Entschluss stand schon fest, bevor sie überhaupt von dem Szenario erfahren hatte: nichts und auch niemand, egal, aus welcher Stadt eingeflogen und mit welch einem Erfolg gekrönt, würde sie davon abhalten, den Mörder ihrer Freundin zu finden.

Naruto lachte plötzlich und gewann somit wieder die Aufmerksamkeit von Sakura. „Ich habe mir schon gedacht, dass dich das nicht so überzeugen wird.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Sakuras Lippen. Ihr Gegenüber winkte sie näher heran und sagte dann mit gedämpfter Stimme: „Außerdem haben wir etwas entdeckt. Wenn du die Zeit aufbringen kannst, nehm ich dich mit und du darfst deine Gegenspielerin auch gleich kennenlernen.“ Mit einem Zwinkern lehnte er sich wieder zurück und war nicht überrascht, als Sakura mit Eifer nickte und sie sich keine Minute später durch den Verkehr von New York schlängelten.
 

Mit aufmerksamen Augen beobachtete Sakura das Team von Sasuke und Naruto hinter dem gelben Absperrband durch die Fensterscheibe, als sie langsam auf das Gelände einfuhren. Es war sehr nahe dem Hafen auf einem betonierten Gelände, das so grau und trostlos schien. Auf einem kleinen Stück gab es kleine Lager, die aussahen wie Garagen, etwas vermodert und der wahrscheinlich zu Anfang weiße Putz hatte sich schon gelb- und grünlich gefärbt. Sakura wusste nicht, was sich so Interessantes hier auffinden konnte, welcher Anhaltspunkt sie überhaupt darauf gebracht hatte, an solch einem Ort nach etwas zu suchen, aber solange es sie weiterführte, war es ihr egal.

Als sie ausstieg und ihr der Wind den salzigen Geruch des Meeres entgegen wehte, schloss sie kurz die Augen und atmete tief ein. Sie liebte das Meer und die Küste, ein weiterer Grund, dass sie New York als ihr Zuhause ausgesucht hatte. In dem Moment, als sie die Augen öffnete, erblickte sie sogleich Sasuke, der mit einer Zigarette in der Hand, dessen Rauch in alle Richtungen geweht wurde, gleich seinem Haar, welches sich nun unbändig in alle Richtungen streckte, zwischen all dem Getümmel still stand und seinen Blick gen Meer gerichtet hatte. Im nächsten Augenblick verdeckten ihre Haare ihr Blickfeld und sie schaute sich nach Naruto um, der schon das Absperrband für sie in die Höhe hielt.

Sakura schenkte ihm ein Lächeln und folgte ihm zu Sasuke, der sich umdrehte, als Naruto seinen Namen rief. Ein kurzer Blick, der gehörte Sakura, ein kurzer Blick, der dafür sorgte, dass ihr Herz stehen blieb und ihr Röte ins Gesicht schoss. Sie konnte nicht erahnen, wann jemals einer, solch Gefühle in ihre auszulösen vermochte. Als Sasuke einen weiteren Zug an seiner Zigarette nahm, wandte er sich Naruto zu, der fragte: „Gibt’s schon was neues?“ „Nein, aber die läuft herum wie ein aufgescheuchtes Huhn.“ Mit einem Nicken deutete er hinter Sakura, die sich umdrehte, um eine Frau im schwarzen Anzug entdeckte, deren roten Haare lang über den Rücken fielen. Sogleich, als hätte man sie gerufen, drehte sie sich auf dem Absatz um, der beträchtlich hoch war, und kam mit strengen, schnellen Schritten auf sie zu. Die Frau hatte einen ebenso strengen Blick wie Gang, der durch ihre eckige schwarze Brille durchaus verstärkt wurde. Sie quittierte Sakura mit einem missbilligenden Blick, bevor sie sich zu Sasuke wandte. „Keine Fingerabdrückte.“, sagte sie knapp, aber Sakura beobachtete, mit dem geschulten Blick einer Frau, wie ihre Augen beim Anblick von Sasuke weich wurden.

„Hab ich mir gedacht.“, sagte Sasuke, absolut unbeeindruckt von dem Auftreten der Rothaarigen, die dies auch zu bemerken schien, und um sich nicht dem Gefühl der Erniedrigung ergeben zu müssen, drehte sie sich Sakura zu, die bis dahin nur ihren Rücken hatte sehen dürfen. „Und wer ist das?“, fragte sie mit einem Nicken in ihre Richtung. Sakura hob eine Augenbraue und musterte das leicht kantige Gesicht ihres Gegenübers skeptisch. „Das ist Sakura.“ Genannten lief ein Schauer über den Rücken, als der Schwarzhaarige ihren Namen sprach und sie schenkte ihm einen flüchtigen Blick, den er nicht beachtete. „Und wofür ist die da?“ Sakura öffnete ihren Mund, um den frechen Ton der Rothaarigen zu kommentieren, doch wurde sie von Naruto unterbrochen, der mit einem nervösen Lachen versuchte die Situation aufzulockern. „Sie ist von der Presse und hilft uns bei den Ermittlungen.“
 

Sakura spitze pikiert die Lippen, als die Rothaarigen laut auflachte und sich wiederrum zu Sasuke umdrehte. „Sasuke, du willst mir doch nicht erzählen, dass sie deine Erlaubnis-“ „Doch, Karin, die hat sie.“ Sakura konnte sich lebhaft gut das Gesicht von Karin vorstellen, trotzdessen, dass sie nur ihren Rücken betrachten durfte. Mit einem Schnauben drehte sie sich wieder zu Sakura, die ihr mit einem vielsagenden Blick ein freches Grinsen schenkte, welches mit einem amüsierten Blick von Sasuke kommentiert wurde. Karin kniff die Augen zusammen und blickte Sakura über den Rand ihrer Brille an. „Komm mir ja nicht in den Weg!“, drohte sie, bevor sie davon stolzierte und lasziv ihre Haare über die Schultern warf.

„Wow.“, machte Sakura und wedelte sich Luft zu. „Ich bin beeindruckt.“ Naruto legte ihre eine Hand auf die Schulter und sagte amüsiert: „Du hast dich gut geschlagen. Die Frau ist eine Furie.“

„Genug geredet. An die Arbeit.“, sprach Sasuke in einem befehlerischen Ton und zerdrückte seine Zigarette mit der Schuhsohle, bevor er an Sakura vorbei ging, nicht ohne ihre Schulter unbewusst zu ausstreichen.

Unbewusst für ihn, für sie umso bewusster, auch wenn ihr Verstand beinahe komplett ausgesetzt hätte, hätte Naruto nicht vor ihrem Gesicht geschnippt, um sie wieder in die harte Realität zu holen.

Sakura folgten den beiden Kommissaren in das Ungewisse einer der kleinen Lager, in denen sie anstatt dem beruhigenden Meeresgeruch, eine muffige Luft empfing und ebenso Dunkelheit, bevor jemand den Schalter umlegte und sich ein mit Portraits vollgestellter Raum sich ihr offenbarte.
 

Ihr lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Das Licht war gedimmt, warf gelblichen Schein auf die geblichenen Bilder; es war nur sechs aufgedeckt, während über den unzähligen anderen ein weißer Schleier lag, der alles verbarg. Sakura musterte eines der Portraits. Es zeigte eine junge Frau, ungefähr in ihrem Alter, doch stammte diese aus einem anderen Zeitalter – die blonden, langen Haare waren zu einer Hochsteckfrisur gesteckt, einzelne Locken fielen über ihre Schultern, und ihr Kleid schien aus teurer Seide geschmückt und verziert mit solch vielen Dingen, die Sakura sich gar nicht vorstellen konnte. „Seltsam, nicht war?“, hörte sie Naruto fragen, der hinter ihr stand und sie beobachtete. Als Antwort bekam er nur ein zaghaftes Nicken von Sakura, die weiterhin durch die Reihen ging.

„Dann wollen wir mal schauen, was sich hier drunter befindet.“, hörte sie die laute Stimme von Karin wenige Meter von ihr entfernt. Just in dem Moment als einer der Schleier fiel und Staub in der Luft umher wirbelte, drehte Sakura sich um. Der Schmerz in den Augen zwang sie, diese zu schließen. Einige der Gemälde mussten dort schon eine Ewigkeit stehen. „Ich frage mich, was das alles zu bedeuten hat.“, sprach Naruto laut aus, als die Stille erdrückend wurde, während der sie da Portrait angeschaut hatten. Es unterschied sich nicht großartig von den anderen; der einzige Unterschied waren wohl die einzelnen Epochen und die verschiedenen Frauen. Die schienen einfach wahllos ausgewählt zu sein. „Seit ihr euch denn sicher, dass das etwas mit der ganzen Sache zu tun hat?“, fragte Sakura und blickte in die Runde. Karin schenkte ihr einen missbilligenden Blick. Eines war Sakura klar: Diese Frau war ein richtiges Biest, wenn man nicht nach ihrer Pfeife tanzte. „Auf jeden Fall.“, antwortete sie und Sasuke unterbrach sie, bevor auch nur ein Wort mehr ihre Lippen verlassen konnte. „Aufgedeckt waren genauso viele Gemälde, wie es zurzeit Opfer gibt, und wenn man genauer hinsieht, erkennt man Ähnlichkeiten.“

Sakura ließ diese Informationen sickern und kämpfte gegen den Drang an, Sasuke einfach um die Arme zu fallen. Er hatte diese Gabe, nur einmal schnippen zu müssen, und schon würde sie angetanzt kommen. Das war keinesfalls etwas, wonach sie frage und sich sehnte, aber sie konnte einfach nicht dagegen ankämpfen, genauso wenig, wie sie diese Gänsehaut stoppen und die Schauer, die über ihren Rücken lief, aufhalten konnte, wenn er sprach oder sie nur kurz anblickte.
 

Der schrille Ton ihres Handys hallte an den niedrigen Wänden wieder und ließ ihr Herz einen erschreckenden Sprung machen. Mit einem entschuldigenden Blick verließ sie das Szenario und nahm den Anruf entgegen. „Sakura? Wo bist du? Ich warte seit geschlagenen zehn Minuten an deiner Haustür!“, hörte sie ihre Mutter schimpfen. Sakura schnaufte laut und fuhr sie mit der Hand durch die Haare. Sie hatte ihre Mutter komplett vergessen in der ganzen Aufregung. „Tut mir Leid, Mum. Ich wurde aufgehalten. Macht es dir was aus, einfach einen Kaffee trinken zu gehen, bis ich nach Hause fahre?“ „Eigentlich wollte ich bei dir einen trinken, aber wenn’s sein muss. Lass mich aber nicht wieder warten.“ Sakura verabschiedete sich und ließ sich auf den Stumpf sinken, der trostlos und alleine in der Betonwüste stand. Sie hatte nie so viele Probleme auf einmal gehabt: Dieser verdammten Gefühle für Sasuke, die sie einfach nicht vergessen konnte; der Serienmörder, der eine gute Freundin ermordet hat; eine absolut nervenaufreibende Mutter, und vielleicht sollte sie ihren Verfolger nicht vergessen, der sie aber nicht mehr besucht hatte, seit ungefähr zwei Tagen.

„Sakura, alles in Ordnung?“, hörte sie Naruto fragen, der sie mit einem mitleidigen Blick strafte. Sie nickte. „Ja, natürlich. Ich müsste nur nach Hause, wo meine Mutter auf mich wartet.“ Er lachte leise, etwas Leben kam zurück in seine Augen, was sie so vermisst hatte. „Mütter. Soll Sasuke dich nach Hause fahren?“ Sakuras Herz schien in ihre Hose zu sacken, als sie den Vorschlag hörte. Es hörte nicht nur auf zu schlagen, sondern schien sich mit ihrem Verstand verabschiedet zu haben, denn mit einem Mal krochen die Erinnerungen in ihr hoch und ließen sich nicht abschütteln.

„Nein! Kannst du mich nicht fahren?“, fragte sie verzweifelt. Verzweifelt nicht, weil sie ihn nicht mochte, um Gottes Willen, das konnte sie einfach nicht abstreiten, aber ihr Herz würde verrückt spielen, müsste sie sich länger als fünf Minuten mit dem Schwarzhaarigen in so einem kleinen Raum befinden, keinen Meter voneinander entfernt, nur eine armbreite davon, ihn berühren zu können.

Naruto schien etwas überrascht, als er antwortete: „Tut mir Leid, aber ich muss jetzt etwas länger hier bleiben, weil ich so spät eingetroffen bin.“ „Kein Thema, ich fahr mit dem Bus, wenn hier einer fährt.“, schlug Sakura vor und lachte etwas nervös auf, als sie sich erhob. So sehr sie sich wünschte, noch länger Zeit mit Sasuke zu verbringen, genauso fürchtete sie sich davor.

„Red keinen Unsinn. Das macht ihm doch keine Umstände!“, winkte Naruto ab, verschwand wieder und ließ Sakura von neuem alleine mit ihrem Gefühlschaos. Sie ließ sich wieder auf den Stumpf fallen und den Kopf hängen, den sie schüttelnd in ihren Händen abstützte. Wie sehr sie sich wünschte, so einfach ihre Gefühle und all die Gedanken aus ihrem Kopf abschütteln zu können.

„Bin ich nun dein Chauffeur?“ Seine Stimme schien in jede einzelne ihrer Fasern zu dringen. Automatisch umspielte ein Lächeln ihre Lippen und ihre Augen schienen Funken zu spüren, als sie ihn anblickte. „Die Vorstellung gefällt mir.“ Er lachte leise auf und fuhr sich durch die Haare. „Das kann ich mir denken.“, antwortete er und verdeutlichte ihr mit einem Nicken, sie solle ihm folgen, als er sich umdrehte und auf seinen teuren, schwarzlackierten Wagen zuging.

Sie versuchte Zeit zu schinden und verlangsamte ihren Schritt, während ihr Herz beinahe versuchte, sich rasend davon zu machen.
 

Sasuke hielt ihr Gentlemenlike die Wagentür auf, aber beachtete sie mit einem skeptischen Blick. Sie lächelte nervös, als sie schließlich doch im Wagen saß und aufgeregt ihre Hände knetete.

Ihr war bewusst, dass sie sich als erwachsene Frau absolut kindisch verhielt, aber sie konnte einfach nicht anders als sich Gedanken zu machen und zu hoffen, dass er aus diesen endlich verschwand.

Sobald er neben ihr saß und die Tür sich schloss, sackte ihr Herz bewegungslos nach unten wie ein Stein, der ins kalte Wasser fiel.

"Als Journalistin darf ich mir diese Dreistigkeit erlauben."

Stille. Und genau das machte Sakura fertig, mental, physisch; sie würde sogar lieber von dem Auto überrollt werden, als darin zu sitzen. Sie hatte Angst davor, etwas zu sagen, die Möglichkeit, dass es einfach falsch und lächerlich war, war zu groß und das wollte sie nicht riskieren. Auch wenn es vielleicht wert war, seine Stimme zu hören, aber das war absolut belanglos, denn diese war so oft das Einzige, das in ihrem Kopf rumspukte. Und doch ließ das ihre Gefühle so wertlos erscheinen. Wer war sie schon in seinem Leben? Eine kleine Bekanntschaft, die er nicht einmal lange hatte, mit der er einen Kuss geteilt hatte und das war das Einzige, neben dem verdammten Mordfall, was sie verbannt.

Völlig hirnrissig zu denken, da gäbe es etwas, da könnte es etwas geben. Aber Sakura war leider zu oft und zu hirnrissig.

„Keine Fragen?“, hörte sie seine Stimme und schreckte so auf, dass sie beinahe aus dem Sitz gesprungen wäre. Sie riskierte einen Blick zu ihm, doch sein Interesse war auf die Straße gerichtet – da gehörte sie auch hin, auch wenn Sakura sie dafür viel zu schade fand. „Bestehst du denn darauf?“, fragte sie mit einem amüsierten Tonfall, der all ihr inneres Chaos überspielte, verdeckte, vergrub.

Ein kleines Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Nein. So still gefällst du mir lieber.“ Sie wusste nicht, ob sie dies als ein Kompliment ansehen sollte, oder einfach als eine kleine Selbstverständlichkeit. Aber sie würde sich wohl selber den Gefallen tun und an das zu erst genannte glauben, denn das bereitete ihr eine größere Freude und die wollte sie in diesem Augenblick einfach zu gern spüren.

„Na den Gefallen kann ich dir natürlich nicht tun.“ Und das würde sie auch nicht, denn mit einem Mal fielen ihr abertausende von Fragen ein, die sich in ihren Kopf gebohrt hatten, nachdem sie den Zeitungsartikel gelesen hatte. „Ich hab gehört, Hiashi Hyuuga will nicht mit der Polizei kooperieren…“ Als sein Gesichtsausdruck sich verhärtete, wusste sie, sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Das war also wichtig für die Ermittlungen, also auch für sie. Doch sie bekam keine strikte Antwort, nur ein Kopfschütteln und ein kurzes: „Vergiss das.“

Es schien beinahe so, als würde er mit sich selber reden und plötzlich war Sakura sich nicht sicher, was er meinte, sie solle es vergessen. Sie versuchte schnell auf eine Antwort zu kommen, herauszufinden, ob er nur davon redete, oder es doch vielleicht etwas anders meinte, doch das quälte sie zu sehr, dass sie es so schnell wie möglich wieder verdrängte. Daraufhin drehte sie sich in ihrem Sitz so weit wie es ihr möglich war, und blickte ihn an, mit dem Wissen, dass er darauf vielleicht nicht reagieren würde. „Ich hab’s dir schon gesagt, dein Schweigen hält mich nicht auf und ich kann immer noch Naruto fragen.“

Doch sie war sich nicht sicher, inwiefern Sasuke ihn manipulieren konnte und ob er sich die Arbeit überhaupt machen würde. Doch wieso war er so strikt dagegen, dass sie endlich richtig mitarbeiten konnte? Immerhin war sie nun schon lange genug mit ihnen unterwegs, sie hatte vieles gesehen und vieles erlebt und bis jetzt war es auch noch nie so schief gelaufen. Sie mochte nicht an Hinata denken, aber vielleicht war das bloß Schicksal gewesen? Vielleicht wäre das auch passiert, wenn Sakura nun nicht diesen Job angenommen hätte, sich nicht beinahe jeden Tag mit den Kommissaren getroffen hätte. Sicherlich wäre das passiert – wenn das Schicksal die Fäden in der Hand hielt, dann war nichts und niemand sicher. „Mach dir keine weiteren Probleme.“, sagte er kühl und die Atmosphäre von vorhin war wie weggeblasen.

„Mit Hinata ist es erst recht zu meinem Problem geworden.“, sagte Sakura ruhig und lehnte sich wieder in ihren Sitz zurück, denn es schien, als würde sie nichts weiter aus dem Schwarzhaarigen herausbekommen, der kein Kommentar zu ihrer Aussage abgab. Somit legte sich wieder Stille über die beiden. Währenddessen beobachtete Sakura die Menschen und die Gebäude, an denen sie vorbeifuhren, die wenigen Grünflächen, die sich in der Stadt fanden und sie genoss den kleinen Ausblick auf den Central Park, der sich ihr kurz bot, als sie an einer roten Ampel standen.

Die Fahrt lief einigermaßen angenehm, selbst für sie, ab, trotz der Tatsache, dass er so nah neben ihr saß, bis sich das Auto verlangsamte und Sakura einen leichten Verkehrsstau vor ihnen erblickte. In dem Moment verfluchte sie New York.
 

Sakura erzitterte, als Sasuke anfing auf dem Lenkrad zu klopfen, da der Stau, in dem sie nun seit geschlagenen zehn Minuten standen, sich dermaßen in die Länge zog. Wenigstens musste sie sich um ihre Mutter keine Sorgen machen, denn die wusste ebenso wieder jeder andere, welcher Verkehr in dieser Stadt herrschte.

Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie wieder an den Kuss zurückdachte. Sakura wusste, dass sie sich selber verrückt machte, aber die Erinnerungen kämpfen sich von alleine wieder an die Oberfläche, so tief sie sie auch versuchte zu vergraben und zu verschütten. Sie kamen einfach immer wieder.

Sie legte seufzend ihr Gesicht in ihre Hände und wischte sie daraufhin die Haare aus dem Gesicht, und dann bemerkte sie, dass Sasuke Blick auf ihr lag. Es schien, als würde er nicht einmal blinzeln und ihr wurde heiß und kalt gleichzeitig. Ihre Augen fixierten die seinen und die Luft zwischen ihnen knisterte, schien fast Feuer zu fangen. Der Drang, sich nach vorne zu beugen, die kleine Entfernung zwischen ihnen einfach zu überbrücken, war einfach so groß, die Versuchung einfach zu süß – doch sobald sie sich mit dem Gedanken anfreundete, wandte er sich ab und fuhr los.

Der Verkehrsstau löste sich langsam auf, ihr Gefühlsstau schien ins unermessliche zu steigen.

Sie beobachte wie der Himmel sich langsam ins Rötliche überfärbte und die Sonne auf dem Horizont spazieren ging, um dem Mond am Abend Platz zu machen.

Wieder verspürte sie den Drang, ihn auszufragen, über all seine Vergangenheit, seine Erinnerungen, sogar seine Gefühle, aber selbst wenn sie es tun würde – was unglaublich unvorstellbar wäre, denn dazu hatte sie leider nicht den Mumm -, musste sie nicht in Frage stellen, dass sie keine Antwort bekommen würde.

„Wann warst du das letzte Mal in New Yersay?“ Und trotzdem konnte sie ihre Neugier nicht zurückhalten; kein Wunder, dass sie Journalistin geworden ist. Er blickte sie kurz überrascht an, bevor er sich wieder dem Verkehr widmete. Sie erhielt zunächst keine Antwort, was sie nervös werden ließ und knetete ihre Hände.

„Schon ‘ne Weile nicht mehr. Warum fragst du?“ Trotz seiner Frage schien er gar nicht ihre Antwort wissen zu wollen. „Aus reiner Neugierde.“ Sie lachte nervös. „Journalisten eben.“, murmelte sie und schwieg den restlichen Heimweg, versuchte seine Anwesenheit zu ignorieren, seine Präsenz, die sie in jeder Faser ihres Körper zu spüren schien.

Es war ihr nicht geheuer, immer wieder diese enormen Gefühle zu spüren, wenn sie in seiner Nähe war. Sie fand ihn attraktiv, das konnte sie keinesfalls abstreiten, aber dennoch, für diese kurze Bekanntschaft, die sie miteinander teilten, konnte sie sich nicht damit abfinden, schon so etwas zu fühlen. Diese Enttäuschung, wenn er ihr scheinbar nicht zuhörte, sie mit Absicht ignorierte oder sie mit diesem kalten Blick anschaute – oder auch dieses Kribbeln oder das warme Gefühl, wenn er mit ihrer redete, ihr näher kam und ihr Herz zum rasen brachte, nur mit seiner Präsenz.

Oder diese schönen und zugleich schmerzhaften Erinnerungen an den Kuss. Es war nur ein kleiner Kuss gewesen, nichts weiter. Eigentlich etwas Normales und total Banales und trotzdem erinnerte sie sich daran, als wäre es ihrer erster Kuss gewesen. Und doch war er es aus einer bestimmten Sichtweise betrachtet. Sie konnte sie nicht erinnern, jemals so etwas gefühlt zu haben, während und nach einem Kuss. Aber das hatte doch nie im Leben so viel zu bedeuten, dass sie wie in diesem Moment dieses unsagbar heftige Herzklopfen hatte.

Und all sie schlussendlich aus dem Auto steig, die frische Luft seinen betörenden Duft davon wehte, atmete sie tief ein.
 

„Sakura! Da bist du ja!“ Überrascht öffnete sie die Augen und erblickte ihre Mutter, die auf sie zulief, und sie mit einer Übermenge an Schwung umarmte. Es schien, als wären die Hände ihrer Mutter überall und blieben dann einen Moment in ihrem Gesicht, bevor ihre Mutter sich umschaute und Sasuke erblickte. „Wer ist das, Schätzchen?“ Sakura drehte sich lächelnd um und blickte Sasuke an, der amüsiert an seinem Wagen lehnte, bereit wieder wegzufahren. „Ach, das ist bloß Sasuke Uchiha“ – der atemberaubendste Mann, der mir je unter die Augen gekommen ist-„er ist Hauptkommissar. Wir waren eben noch an einem Tatort.“ Mit einem Nicken begrüßte sie ihn und schien ihn damit auch schon zu quittieren, bevor sie sich wieder ihrer Tochter zuwandte, die dem Schwarzhaarigen kurz zuwinkte, um ihm zu signalisieren, dass er sich nun auf den Weg machen konnte.

„Schätzchen, mir ist das nicht geheuer, wenn du ständig mit diesen ganzen Toten in Berührung kommst. Insbesondere wegen der ganzen Sache. Ach Gott, es macht mir immer noch zu schaffen. Wie geht’s dir bloß? Tut mir Leid, dass ich nicht für dich da war-“ Sakura verdrehte ihre Augen, als sie durch ihre Haustür ihr Mutter in ihre Wohnung schob.

Während sich der Redeschwall weiter über sie ergoss, allerdings auf taube Ohren stieß, kochte Sakura Kaffee und setzte ihn ihrer Mutter schlussendlich vor, die daraufhin verstummte und ihre Tochter nur noch zu mustern begann.

„Mum, ich hab doch gesagt, dass es mir gut geht.“ „Das sagte dein Onkel auch, bevor in tiefe Depressionen gefallen ist!“ Sakura hielt inne, bevor sie ihre Mutter mit einem Blick strafte. „Ich bitte dich.“ Sie ließ ihr keine Möglichkeit, nur ein Wort zu sagen. „Nein, ich bitte dich, dass du einen Gang zurückschaltest, bevor du noch völlig durchdrehst.“ Sakura ließ sich auf keine weiteren Diskussionen ein, denn sie würde zum selbigen Ergebnis kommen, wenn sie ein Gespräch mit der Zimmerwand hätte.

Immerhin musste ihre Mutter ja nichts erfahren; sie lebte einige Kilometer entfernt in einer kleinen Stadt, sie würde von alle dem, was sie anstellte, überhaupt nichts mitbekommen. Also würde sie nun ihren Aufenthalt einfach aushalten und wenn sie ihre Ruhe hatte, sich voll und ganz ihrem Job widmen. Diesen hatte sie durchaus vernachlässigt und das musste sie nachholen, denn der Bericht für Tsunade wurde langsam fällig.

Sakura versuchte sich gar nicht mehr auf die Gespräche einzulassen, nickte an nötigen Stellen und war nach dem Treffen ebenso schlau, wie davor, denn nichts von dem, was ihre Eltern auf ihrer Reise kennengelernt hatten, interessierte sie großartig – immerhin beschäftigten sie andere Dinge.

Sie dachte kurz an Hinata, doch als sie wieder der Schmerz einholte, versuchte sie zu vergessen und verdrängte sie aus ihren Gedanken, mit Leichtigkeit, was sie missmutig feststellen musste, als sie Sasuke dachte und unweigerlich auch an Karin. Sie hatten sie geduzt, das hieße, sie kannten sich bereits. War das ein Grund misstrauisch zu werden? War das überhaupt ein Grund den leichten Hauch von Eifersucht zu spüren? Nein, denn sie kannte weder ihn genug, noch sie, und manchmal war sie sich fast sicher, dass sie das auch nicht wollte – was Karin betraft, war sie sich absolut sicher -, aber bei Sasuke konnte sie nie an einer Entscheidung festhalten.

Es schwankte zwischen wollen und nicht wollen – ich Herz wollte, aber ihr Verstand sagte nein.
 

„Wolltest du nicht gehen?“, fragte Sakura ihre Mutter mit einem höflichen Lächeln und zeigte mit einem Nicken zu dem Fenster, das einen Ausblick in die Nacht bot, die in New York nicht wie eine schien: helle Lichter flackerte immer noch auf dem Horizont und die Hochhäuser boten einen hellen, glitzernden Anblick. Ihre Mutter sprang auf und gleichzeitig viel Sakura ein Stein vom Herzen. Sie liebte ihre Mutter, das wollte sie nicht abstreiten, aber sie konnte es nicht ausstehen, lange Gespräche mit ihr zu führen, mit dem Wissen, dass noch andere Tätigkeiten auf sie warteten.

Während sie ihre Mutter zur Tür brachte und sich von ihr verabschiedete, sank die Müdigkeit langsam in ihre Glieder und sie lehnte sie schwarz seufzend an die Tür, die sie nach dem Abgang ihrer Mutter verschlossen hatte. Für dieses kurze Treffen hatte sie sich so abhetzten müssen, dass sie nun nur noch ans Schlafen dachte, an ihr weiches Bett und sich auf ihre hoffentlich angenehmen Träume freute.

Die drückende Stille zog förmlich ihre konfusen Gedanken wieder aus den kleinsten Schlupflöchern wieder heraus und Sakura machte sich nicht die Mühe sie abzuhalten.

Es machte ihr Angst, dass sie nicht mehr leugnen konnte, dass sie Gefühle für den Uchiha hegte. Er wäre eine Lüge und sie konnte sich unmöglich selbst belügen oder ihr Herz austricksen; daran würde sie kläglich scheitern. Nun hieß es also für sie, sich damit abzufinden, und wenigstens versuchen, nicht durchzudrehen.
 

Sakura beobachtete still Naruto, der sich in seinem Stuhl umher drehte und auf seinem Stift kaute. Sie war kurze Zeit vorher, nachdem sie sich schwerfällig aus dem Bett gequält hatte, zu Tsunade gegangen, hatte nur kurz ein unangenehmes Gespräch mit ihr geführt und war auf geradem Wege zu Naruto und Sasuke gefahren. Wobei vom letzteren jegliche Spur fehlte und nur der Blonde in dem Büro zu finden war. Naruto sagte, er wüsste auch nicht, wo Sasuke sich rumtriebe, aber er würde sicherlich bald auftauchen. Sie setzte sich in den Bürostuhl des Schwarzhaarigen und ließ einen Blick über den Schreibtisch schweifen, auf dem alle Unterlagen feinsäuberlich sortiert waren, im Gegensatz zu dem Kram von Naruto. Sie lehnte sich zurück und genoss es zu wissen, dass Sasuke hier jeden Tag saß und seine Zeit verbrachte und während sie langsam die Gedanken an ihn durch den Kopf sickern ließ und sie ihr Herz erreichten, dass automatisch schneller schlug, sprang Naruto auf und jagte ihr einen Schrecken ein.

„Ich. Werd‘. Verrückt!“, schnaubte er frustriert und fuhr sich durch die Haare.

Sie blickte auf und sah ihn nun vor der Magnetwand stehen, an der unschöne Bilder der Opfer hingen und einzelne Kommentare und Notizen; genauso wie man es sich vorstellte. „Was ist denn los?“, fragte Sakura und blickte ihn verwundert an. Ohne sich umzudrehen, antwortete er: „Wir kommen hier nicht weiter! Das macht mich verrückt!“ „Ihr seid doch ein ganzes Stück näher gerückt.“, murmelte Sakura und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. „Nein. Es werden bloß immer mehr Informationen, die sich einfach nicht zusammenfügen wollen.“ Der pure Ernst, der sich in seiner Stimme widerspiegelte, jagte Sakura einen Schauer über den Rücken. Selten erlebte sie Uzumaki in solch einer Laune und mit solch einem Drang nach einer Lösung. Es war durchaus eine positive Eigenschaft, die er zu Tage brachte, aber immer wieder konnte er einen überraschen, ob nun negativ oder doch eher positiv. Wobei zum Teil das letztere sehr überwiegte.

In dem Moment öffnete sich die Tür und Sakura hörte nur eine ihr bekannte weibliche Stimme, bevor sie sich umdrehte und Sasuke erblickte, der sie mit einem Blick durchbohrte, dass ich beinahe schwindelig wurde, doch der Rotschopf, der ihr plötzlich in die Augen sprang, störte das wunderbare Bildnis, dass Sasuke darstellte.

Karin schenkte ihr großzügigerweise einen Blick voller Missgunst, ohne sie auch nur mit einem Wort zu begrüßen. „Sasuke und ich hatten gerade ein anregendes Gespräch.“, sagte sie Naruto und streckte ihm die Hand entgegen, die er lächelnd annahm. „Ich hoffe doch auch, über wichtige Dinge.“

Sakura verdrängte die beiden Stimmen, als Sasuke auf sie zukam und direkt vor ihr stehen blieb. Sie blickte hinauf und lächelte ihn an, ohne sich von seinem Platz zu erheben. Es würde ihr nicht einmal etwas ausmachen, würde er über die Schulter werfen und auf den Boden fallen lassen, solange er sie berührte. So schräg wie das auch klingen möchte.

„Dürfte ich mich auf meinen Platz setzen?“, fragte er und hob eine Augenbraue. „Als Journalistin darf ich mir diese Dreistigkeit erlauben.“, antwortete Sakura und drehte ihm den Rücken zu.

Keine Sekunde später drehte sich wieder alles um sie herum und sie wurde mit seinem wunderbare Gesicht konfrontiert, dass nur noch einige Zentimeter von ihr entfernt war, sodass sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte und seinen Duft in ihrer Nase. Ihr Herz schlug wieder so laut, dass sie alles andere nur dumpf wahrnahm und alles um sie herum schien zu verschwimmen, nur seine dunklen Augen, die sich so tief in ihre zu bohren schienen, vernahm sie noch klar. „Ach, wirklich?“, flüsterte er ganz leise und ihr Blick wanderte zu seine Lippen, während ihre Zunge über die Ihrigen streifte. Sie hatte das unbändige Verlangen, ihn einfach auf der Stelle zu küssen. Doch sie brachte nur ein zaghaftes Nicken, anstatt einer schneidenden Bemerkung und darauf lehnte er sich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck nach hinten und wandte sich den beiden anderen Kommissaren zu, die ungeachtet der Szenerie, die Sakura erlebt hatte, weiter ihrer Arbeit nachgegangen sind.

Er schaffte es immer wieder, ihr den Kopf zu verdrehen!
 

Sakura hatte zu Anfang gar nicht bemerkt, dass Naruto zu dem klingelnden Telefon gelaufen ist, weil sie so in Gedanken versunken war und sich ebenfalls mit Karin auseinander gesetzt hatte. Doch plötzlich griffen alle nach ihren Jacken und sie stand auf, ohne zu wissen, wohin sie gehen oder was sie tun sollte. Sasuke blickte sie keinen Augenblick an und war schon aus der Tür hinaus verschwunden, was ihr leichte Stiche ins Herz versetzte, doch Naruto und Karin befanden sich noch im Raum. Besagter blonde schaute sie an und sagte schnell, dass soeben jemand eine Tote gefunden hätte. Sie nickte nur kurz, unschlüssig, was zu tun. Karin musterte sie nur abschätzig und sagte: „Hast du keinen Star, dem du für deine Klatschpresse hinterherjagen kannst?“ Wann sie ihr erlaubt hatte, sie zu duzen, daran erinnerte Sakura gar nicht mehr und hob bei Karins Aussage die Augenbraue skeptisch in die Höhe. „Wie bitte?“, fragte sie noch einmal nach, doch bevor sich ihr Gegenüber wiederholen konnte, packte Naruto sie am Arm und murmelte: „Keine Zeit für Unsinn.“ Damit zog er sie nach draußen und Sakura befand sich von einem Moment zum anderen wieder auf dem Weg zu einem neuen Tatort. Immer wieder fühlte sie sich überrumpelt von ihrer jetzigen Situation, musste sie feststellen. All die Jahre lang hatte sie ein durchaus geregeltes Leben geführt und plötzlich stellte nur eine Person, die ein einem Wahn Menschen tötete ihre Welt auf den Kopf? Nein, es war nicht diese Person. Es war diejenige, mit den schwarzen Haare und den unergründlichen Augen, die ihr den Verstand raubte.

Würde das denn nie ein Ende finden?

"Du machst dir Sorgen um eine Person, die du nicht wirklich kennst?"

Einen Moment lang hatte sie an allem gezweifelt. Nicht nur an ihren Gefühlen, sondern an ihrer Tätigkeit als Journalistin, an ihrer Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft, alles, was sich vor ihren Augen abgespielt hatte, an jeglicher Freundschaft, die sie gefühlt hatte. Aber vor allem an ihren Gefühlen.

Eigentlich hatte sie sich ja einreden wollen, dass da nichts war, dass sie auch gar nichts mehr mit Sasuke zu tun haben wollte, und dennoch konnte sie es einfach nicht, denn sobald er sie ansah, setzte ihr Verstand aus und konnte nicht mehr über ihr Herz wachen.

Sie hatte es versucht und trotzdem saß sie nun auf ihrem Sofa, in ihrer Wohnung, die sie vor gar nicht all zu langer Zeit nicht mehr bewohnen konnte seit dem Zwischenfall, spielte in Gedanken versunken mit ihrer Kette, die sie um ihre zarten Finger geschlungen hatte, während sie in seinen Armen lag und spürte wie seine feinen Haare ihre Wange kitzelten und wie sein Atem sacht über ihre Haut strich.

Und trotz alledem war sie plötzlich froh, dass sie es nicht geschafft hatte, ihre Gefühle zu ignorieren.
 

Bei Beginn des Tages hätte sie jedoch nicht im Entferntesten einen Gedanken daran verschwendet, dass sie nun in diese Situation enden würde.

Kaum war sie in das Auto gestiegen und waren sie losgefahren, ausgestiegen und zum Tatort gerannt, flog die Zeit an ihr vorbei, wie der Wind, der ihr erbarmungslos durch die Haare wehte und ihr Kälte entgegenbrachte. Sie hatte so wenig realisiert, war immer wieder in ihren Gedanken abgedriftet, dachte an ihre Mutter, an Naruto, verlor sich in schwelgenden Erinnerungen an Hinata, und ließ sich von ihren Gefühlen immer wieder so lange leiten, bis sie sich komplett in Gedanken an Sasuke verlor, der doch keine drei Meter von ihr entfernt stand und doch diese Entfernung unüberbrückbar schien. Dabei hatten sie und er es doch schon oft genug bewiesen, dass es doch nicht so unmöglich war, aber nichtsdestotrotz stürzte sie das in ein Gefühlschaos, aus dem sie sich nicht befreien konnte.

Sakura beobachtet die Szenerie, die sich vor ihren Augen widerspielte, wie durch einen Fernseher, oder als würde sie in einer Blase sitzen, so weit entfernt von alledem. Und doch stand sie direkt daneben. Naruto klopfte jemandem an die Schulter, Karin redete aufgewühlt mir einem Mann der Spurensicherung und Sasuke stand an einem Polizeiwagen neben einem Polizisten, der über den Insassen zu reden schien, welcher sich auf der Rückbank des Wagens befand.

Sakura starrte ihn verdutzt an, doch sobald er dies bemerkte und sich in ihre Richtung drehte, fuhr sie nervös zusammen und zupfte an ihrem Schal.

„Ist das das Arschloch?“, hörte sie Naruto fragen und drehte sich herum, um ihn anzublicken. Er war schien wütend und gleichsam aufgewühlt. Sakura warf ihren Blick erneut auf Sasuke, der sich nun auf Naruto zubewegte, und sie tat es ihm gleich, um sich nichts entgehen zu lassen.

Und vielleicht auch, um etwas mehr Nähe zu spüren.

„Ist noch nicht sicher. Aber er ist ein Verdächtiger.“ „Wie kann man sich nicht sicher sein?“, schnaubte Naruto und erntete nur einen skeptischen Blick von dem Schwarzhaarigen, dessen Aufmerksamkeit erneut gestohlen wurde, ehe Sakura auch nur ein Wort zu ihm sprechen konnte.

„Wir wollen doch keine subjektiven Gefühle in uns aufkommen lassen, nicht wahr Naruto?“, sprach Karin mit einem tadelnden Unterton und wandte sich wieder Sasuke zu, doch bevor sie zu sprechen begann, war f sie Sakura einen Blick über die Schulter zu, den sie nicht zuordnen konnte und entferne sich mit Sasuke von ihr, bei dem sie sich einhakte.

Sakura mochte es nicht zugeben, doch es macht sie in gewisser Weise verrückt, dass Sasuke sich nicht gegen die Annäherungsversuche seitens Karin wehrte. Natürlich konnte sie nichts von ihm erwarten, sie waren weder zusammen, noch im Entferntesten ein Liebespaar, aber trotzdem konnte sie es und wollte sie es auch nicht ertragen. Während die Sympathie für Karin immer weiter sank und sie die Rothaarige mit ihren Blicken erdolchte, stellte sich Naruto neben sie und lächelte sie aufmunternd an. „Keine Sorge. Mir geht’s sie auch schon au die Nerven.“ Sakura blickte ihn verwundert an. Naruto war immer für eine Überraschung gut und das mochte sie auch an ihm. Oft tat er Dinge, die man nicht von ihm erwartete und immer wieder überraschte er einen mit neuen Charakterzügen, die man ihm nicht zugetraut hätte. Sakura wusste, was Hinata an ihm gemocht hatte, wahrscheinlich noch mögen würde…

„Sie ist doch erst zwei Tage hier.“, sagte Sakura und zwinkerte ihm zu. Er erwiderte es mit einem kleinen Lachen und stupste sie mit dem Ellbogen an. „Was läuft da zwischen dir und Sasuke?“, fragte er ungeniert und fuhr sich dabei lässig durch die Haare – eine Geste, die Sakura unweigerlich immer an Sasuke erinnerte.

Doch sie schaute ihn überrascht an und wusste nicht, was sie antworten sollte. Was lief da? Und lief überhaupt etwas zwischen ihnen? Natürlich hatte sie Gefühle für ihn, das konnte sie nicht mehr leugnen, auch wenn es völlig absurd war, denn sie kannte ihn noch nicht lange, aber trotzdem spürte sie etwas. Darüber war sie sich sicher. Das einzige, was sich nicht in Sicherheit wägte, waren seine Gefühle. Ob er das gleiche fühlte wie sie?

Sie hoffte es. Sie hoffte, dass er manchmal auch so durcheinander war, wie sie es war, dachte sie an ihn und an all das, was zwischen ihnen war, dachte sie an die kleinen Augenblicke, die sie miteinander teilten.

„Nichts.“, murmelte sie, was ihr unglaublich wehtat, denn sobald sie an die winzigste Berührung seinerseits dachte, an das kleinste Wort, das an sie gerichtet war, schlug ihr Herz schnell, lauter, beinahe so kräftig, dass es sie wieder schmerzte. Es war unglaublich, wie sehr sie sich nach seinen Berührungen sehnte, die doch nur so kurz anhielten und kaum eine Bedeutung haben sollten, durften, denn sie waren so einfach und banal.

Narutos Grinsen, das er auf dem Gesicht hatte, sobald er die Frage gestellt hatte, blieb und ein Funkeln trat in seine Augen. „Also ich finde das sieht nach dem kompletten Gegenteil aus. Ich fände es unglaublich toll, wenn-“ „Ach Naruto, ich bitte dich.“, sagte Sakura mit einem Lächeln. „Sasuke und ich, das sind zwei verschiedene Welten!“ Naruto hob den Finger an und sprach ungehindert weiter. „Ich fände das toll, wenn sich da was entwickeln würde. Sasuke ist, wie unschwer zu erkennen ist, sehr schwer zu erreichen und ich finde, du könntest die richtige Person sein, die etwas daran ändert. Immerhin zeigt er an dir auch mehr Interesse als an Karin, die ihm hinterherläuft wie ein Hund mit wedelndem Schwanz.“

Sakura musste auf Narutos Kommentar zu Karin lachen. Es tat gut zu wissen, dass sie nicht die einzige war, die sich nicht mit Karins Verhalten anfreunden konnte, vielleicht erleichterte es auch etwas ihr Gewissen mit dem sie auf die Dauer einfach nicht vereinbaren konnte, dass sie eine Person nicht mochte, die sie nicht wirklich kennengelernt hatte. Aber schließlich war ihr und ihrem Gewissen nicht mehr wichtig.

„Ach Naruto, ich denke, du interpretierst viel zu viel in diese ganze Geschichte hinein.“

Plötzlich dachte sie daran, welche Gefühle Naruto für Hinata gehabt hatte und spürte diesen Drang, ihn wie einen kleinen Jungen in den Arm zu nehmen, und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. Es wäre natürlich völlig absurd, so etwas zu machen, immerhin war er ein erwachsener Mann und Sakura wusste nur all zu sehr, wie es war, wenn man so behandelt wurde.

Als damals ihr Großvater mütterlicherseits gestorben ist, was sie natürlich sehr geschockt hatte, wanderte sie schließlich von einem Arm in den nächsten, brauchte dabei nicht diese unnötige Fürsorge, denn eigentlich machte dies alles nur noch schlimmer. Wurde man nicht daran erinnert, konnte man es schnell verdrängen – nie vergessen, das wäre unmöglich -, doch wurde man umsorgt und sprach jeder Mitmensch sein Beileid aus, so verfolgte es einen bis in den Schlaf.

„Ich denke nicht.“, murmelte er, als er sah wie Sasuke sich ihnen wieder näherte und zwinkerte ihr vielsagend zu.

Kaum stand er einen Meter neben ihr, schienen all ihre Gedanken im Meer von Gefühlen untergegangen und der Verstand mit wehenden Fahnen gleich hinterher.
 

Leider Gottes hielt das an, egal, in welcher Situation sie sich befanden, ob er mit ihr redete oder mit einer ihr wildfremden Person, selbst, wenn er sie nicht einmal beachtete.

Das Schlimmste dabei war, wie sie sich nach Berührungen verzerrte, wie sie manchmal noch immer dieses Flattern ihres Herzens spürte…
 

Er sprach kein Wort, während sich hinter ihrer Stirn die Gedanken nur so auf den Kopf stellten und Fragen ihr keine Ruhe ließen, während sie einfach so dalag, in seinen Armen, und keiner der beiden sich rührte. Wieso tat sie das? Sie wusste es nicht. Ein Teil von ihr wollte nie wieder aufstehen, ein anderer am liebsten vor Abscheu aufspringen. Abscheu davor, was sie sich selber antat, so naiv.

Sie konnte keinen plausiblen Grund finden, weiterhin in seinen Armen zu liegen und ebenfalls keinen, es nicht zu tun.

„Würdest du bitte damit aufhören?“, hörte sie ihn raunen und sie durchfuhr ein Schauer, als sein Griff um sie plötzlich stärker wurde. Einen Moment lang konnte sie nichts sagen, keines der Worte fassen, die in ihrem Kopf umherschwirrten, während die Schmetterlinge in ihrem Bauch Saltos schlugen und nicht zur Ruhe kamen. Dieses Gefühl überfiel sie einfach und sie konnte sich dem nur wehrlos als Opfer darbieten. „Womit?“, fragte sie schließlich, flüsternd. „Du windest dich ständig umher.“, murmelte er knapp. Dann hielt sie still und versuchte ihr inneres Chaos nicht an die Oberfläche dringen zu lassen, was ihr unsagbar schwer fiel. Sie musste die Fragen zurückhalten, die beinahe aus ihrem Mund sprudelten und so manch einen Drang einfach ersticken.

Es war seine Art, die sie so um den Verstand brachte. Nie wusste sie, seinen Tonfall und seine Wort einzuordnen und seine Charakterzüge waren so klar und doch so verschwommen. Es brachte sie um den Verstand, dass sie nicht wusste, was sie fühlen durfte, wenn sie bei ihm war. Es brachte sie um den Verstand, dass sie nicht wusste, ob er selber so fühlte und es auch wollte. Vielleicht dachte sie einfach zu viel nach; es könnte so einfach sein. Sie musste sich nur fallen lassen. Einmal kurz durchatmen, sich zurücklehnen und genießen, solange ihr diese Möglichkeit noch offen stand.

So oft waren ihr die Möglichkeiten, an Dingen festzuhalten, aus der Hand geglitten, wieso würde sie es noch mal zulassen sollen? Es war nichts Falsches dabei, so zu fühlen, so schnell und so stark zu fühlen, solange man sich dabei wohl fühlte… oder nicht?
 

Sie war nach einem langen Tag nach Hause gegangen, in ihre Wohnung, dachte dabei an den Mann, der gefasst wurde, der keinen Mucks von sich gab, wenn man ihm Fragen stellte. Sie dachte an Narutos Aussage, sie solle von ihm fernbleiben und an Sasuke stechende Blicke, wenn sie voller Neugierde zu nah an den Mann herantrat, der ihr doch keine Aufmerksamkeit schenkte. Sasuke hatte sie sogar einen Moment zur Seite genommen, sie ausgefragt, ob sie immer noch das Gefühl hätte, dass sie jemand verfolgen würde.

Sie antwortete wahrheitsgemäß mit nein, denn es war wirklich nicht mehr der Fall. Es wunderte sie selber etwas, doch vielleicht war es auch nun zu Ende nach dem Überfall auf ihre Wohnung, vielleicht hatte sie sich aber auch schon so daran gewöhnt, dass sie es nicht mehr bemerkte – vielleicht waren all diese Gedanken einfach sinnlos und banal.

Mit einem Kopf voller Frage nach den richtigen Gefühlen und weniger Antworten auf den ganzen Mordfall war sie in ihre Wohnung getreten, die sie mit Dunkelheit und nur fahlem Mondlicht empfing. Langsam und bedacht legte sie ihre Sachen nieder, blickte alle Gegenstände an und es war, als wäre es eine neue Wohnung, dabei stand alles an seiner alten Stelle und nichts hatte sich verändert, bis auf das Schloss in der Tür.

Es war keine Stunde vergangen, in der sie sich zu Recht gefunden hatte in ihrem inneren Chaos, und während sie es sich gemütlich gemacht hatte, klingelte es an der Tür. Ein Blick auf die Uhr sorgte für noch mehr Verwirrung. Um diese Uhrzeit bekam sie normalerweise keinen Besuch mehr, auch wenn es die Stadt war, die niemals schläft – die Menschen, die sie kannte, die taten es. Sakura war aufgestanden, hatte die Tür aufgemacht und wurde an diesem Tag ein weiteres Mal überrascht, als sie in der Tür lehnend Sasuke sah, der mit keinem Lächeln aber einem freundlichen Blick ihr einen guten Abend wünschte und hineintrat. Etwas verwirrt, ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen und folgte mit ihren grünen Augen den Bewegungen Sasukes, die ihn zielsicher zu ihrer Couch führten, auf die er sich niederließ. Nachdem sie tief Luft genommen hatte, folgte sie ihm.

Stumm saß sie zunächst neben ihm, bis sie angefangen haben zu reden. Anfangs nur über den Fall, über das Geschehen, ein bisschen über die Trauer über Hinatas Tod (er versicherte ihr mit einem fester Stimme, er wisse, wie sie sich fühlte), bis Sakura genau das Thema wieder anschnitt, welches sie schon einmal zu einem kleinen Streit geführt hatte. „Was wisst ihr schon von Hinatas Vater? Hat er sich bereit erklärt - “ „Nein.“, unterbracht Sasuke sie und blickte sie starr an. „Er war der Meinung, einen eigenen Privatdetektiven auf den Fall ansetzen zu müssen.“ Mit überraschtem Blick wandte sie sich ihm wieder zu. „Ist das dein Ernst?“ „Sehe ich aus, als würde ich Späße treiben?“ Sie antwortete nicht, sondern ließ seine Satz kommentarlos in der Luft hängen, während ihr Kopf sich leicht schief legte und sie ihn ausdrucklos anschaute. In dem Moment konnte sie ihre Gedanken nicht ordnen. Wieso war er bloß immer so aggressiv, wenn sie ihm Fragen stellte? Was machte es ihm aus, zu manchen Dingen Antworten zu geben? Er wusste, davon war sie überzeugt, dass sie einschätzen konnte, welche der Informationen an die Öffentlichkeit gerate dürfen. Bis jetzt hatte er sich noch nicht beschwert.

„Warum bist du immer so?“ Die Neugierde, die sich in ihrem Blick widerspiegelt, verankerte sich felsenfest in ihrem Kopf. Er drehte den seinigen weg und atmete geräuschvoll aus. „Was meinst du mit ‚so‘?“ Sakura setzte sich auf und nahm seinen Kopf in die Hände, er sträubte sich nicht, selbst seine Augen schauten in ihre, auch wenn er sich vorhin abgewandt hatte. Eigentlich wollte sie ihm nicht zu nahe kommen, da sie genau wusste, wie schwer es ihr fiel, sich in seiner Gegenwart zu beherrschen – doch sie wollte einfach alles über ihn rausfinden, sie wollte wissen, was ihn so kalt machte, was ihn so sehr beschäftigte, denn nun ließ es sie selber nicht mehr los.

„Manchmal bist du… so abweisend, als würde dich etwas Schwerwiegendes belasten, als würdest du so oft daran denken, dass es dir nicht mehr gut tut.“ Zunächst antwortete er nicht, sie dachte, er schien beinahe zu genießen, wie ihr Daumen über seine Wange strich, selbst wenn er den Blick nicht von ich abwandte und sonst keine Anstalten tat, sich zu bewegen. Trotzdem war er nicht bereit, ihr etwas zu sagen. „Ich wüsste nicht, wieso ich dir etwas erzählen sollte.“ Sakura ließ ihren Kopf nieder, bis ihre Stirn auf seiner lag und murmelte: „Ich mache mir Sorgen.“ Sie hörte sein leises, raues Lachen. „Du machst dir Sorgen um eine Person, die du nicht wirklich kennst?“

Irgendwie machte es ihr verdammt viel aus, dass er Recht hatte, und es machte ihr verdammt viel aus, dass es dermaßen weh tat, weil er Recht hatte.

„Dann hilf mir, dich kennenzulernen!“, bat sie ihn und sie küsste ihn einfach, ohne zu warten, bis sie wieder klar denken konnte. Doch Sasuke erwiderte den Kuss nur kurz, bevor er sie sachte von sich drückte und sie in seinen Armen lag und still seine sanfte Berührung genoss. Es schien, als wäre es ihr nicht mehr möglich zu sprechen, denn es raubte ihr den Verstand und die Sinne, in seinen Armen zu liegen und sein Herzklopfen zu spüren, so wie seinen sanften Atem, der um ihre Haut strich.

Niemand sagte etwas, denn dieser Moment brauchte keine Erklärungen.
 

Doch erzählte er tatsächlich einige Bruchstücke aus seinem Leben. Zwar langsam, stockend, ließ manchmal eine ewige Stille zwischen ihnen weilen, bis er entschied, dass sie noch etwas erfahren durfte. Doch vieles war es nicht. Sie wusste bereits, dass er in New Jersey aufgewachsen ist, dass er nach New York zog, um Kommissar zu werden. Dazu erfuhr sie, dass er einen älteren Bruder hatte, von dem hatte sie noch nie gehört, sie erfuhr, dass seine Eltern gestorben sind, dass sie ermordet wurden, doch der Mörder noch nicht gefasst wurde. Das ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Es musste gewiss schrecklich sein, seine Eltern auf solch eine Weise zu verlieren und den Mann, der dafür verantwortlich ist, als freien Menschen herumlaufen wissen und doch bewunderte sie Sasuke, dass er trotzdem immer noch an die Gerechtigkeit glaubte, immerhin übte er den Beruf als Polizist aus, und dass er sein Leben denen verlorenen anderer widmete. Ob er es tat, um anderer Menschen Schicksale nicht wie seines ändern zu lassen das wusste sie nicht. Doch sie mochte den Gedanken, Sasuke als Weltverbesserer zu sehen. Wie naiv sie doch war.
 

Einen Blick riskierte sie und sah, dass wie in Gedanken schien, sein Augenmerk lag scheinbar auf dem Fernseher, der tonlos lief und eine der vielen sinnlosen Talkshow, doch schien er dies nicht wirklich zu beachten. Sie wollte ihn fragen, wann er gehen wollte, während ihre Augen beobachteten, wie ihre Finger mit den seinen spielten, ohne dass er sich wehrte oder ihr zu bedeuten gab, sie sollte aufhören. Ob er das genauso genoss wie sie? Schon, wenn sie nur daran dachte, er würde gehen, umschloss Sehnsucht klammheimlich ihr Herz und ließ sie ihre Augen schließen und ihren Atem beruhigen. Das war ein ungesundes Verhalten, eine ungesunde Sehnsucht, die sie bereits gefangen nahm, ohne dass sie von ihm getrennt war.

Also beließ sie es dabei, ihn nicht zu fragen und hoffte darauf, dass er eine Ewigkeit bei ihr blieb. Sie lauschte seinem Atem, lauschte dem sanften Herzklopfen in seiner Brust, auf der ihr Kopf lag, spürte die Arme, die er um sie gelegt hatte, in denen sie sich so sicher fühlte.

Sie spürte die Furcht, die sie erschlich, wenn sie daran dachte, dass dies niemals ewig halten würde.

"Wie wäre es mit einer direkten Konfrontation?"

Der Morgen war so ungewiss, wie es die Zukunft war, das wusste Sakura. Deshalb hoffte sie darauf, dass er nie kam, doch insgeheim hoffte sie auch, dass sie wusste, was passieren würde. Sasuke war nach einiger Zeit doch gegangen, hatte sie in ihrer Sehnsucht alleine gelassen, während sie beinahe in Gedanken ertrank und dann hatte sie ihn geküsst, als hätte sie Angst, dass sie ihn ewig nicht mehr sehen würde und sie merkte, dass er gespürt hatte, dass etwa sin ihrem Kopf vorging, denn er schenkte ihr diesen skeptischen Blick, der sie immer verunsicherte und doch den Atem raubte, bevor er ohne ein weiteres Wort aus der Tür gegangen ist.

Und nun saß sie noch am Frühstückstisch, hörte aus dem offenen Fenster den Lärm der Straße in ihre Wohnung dringen, die von wärmenden Sonnenstrahlen erhellt wurde in dieser kalten Jahreszeit, während die Luft herum so kühl war und jedes Lüftchen einen erzittern ließ.

Das Klingeln des Telefons riss Sakura aus ihrer Trance und sie stand erschrocken auf und stürmte zu ihrer Kommode. Als sie den Hörer abnahm, schloss sie die Augen und hoffte, seine Stimme zu hören, doch selbst wenn sie wusste, dass er es nie sein würde, drang ein enttäuschter Seufzer durch ihren Mund, als sie Narutos Stimme am anderen Ende hörte. Doch im gleich im nächsten Moment blickte sie überrascht in die Luft und hörte Naruto zu.

„Sakura? Hättest du Zeit vorbeizuschauen? Wir haben einen Verdächtigen in dem Fall von dem Einbruch in deine Wohnung.“

Sakura stimmte zu und schnappte sich schnell ihre Tasche und ihren Mantel und lief nach draußen, nachdem sie in ihre Schuhe geschlüpft war. Sie hätte nicht gedacht, dass das so schnell ginge, aber seit einigen Tagen lief ja nichts mehr normal oder so, wie sie es sich eigentlich gedacht hatte.

Nachdem sie sich noch an der Ecke einen Kaffee und eine Zeitung gekauft hatte, lief sie durch die Straßen, während der kalte Wind ihr ins Gesicht wehte, doch das kümmerte sie nun herzlich wenig. Sie versuchte in der Hektik immer noch ihren Kaffee zu genießen. Während sie um die nächste Ecke bog und die Zeitung nach ein paar Blicken in ihre Tasche stopfte, beschleunigte sie ihre Schritte ein wenig. Sie war ins Unermessliche gespannt. Zwar hatte sie den Vorfall beinahe vergessen durch die ganzen anderen Dinge, die aufeinander folgend passiert sind, allerdings wurde jetzt wieder alles aufgewühlt, gefolgt von dem gespannten Gefühl. Sakura fühlte sich, als würde sie in einem Krimi stecken – und sie mochte dies nicht, denn das bedeutete, dass es noch lange nicht vorbei war.

Aber vielleicht täuschte sie sich auch. Leider Gottes war sie davon nicht so sehr überzeugt.

An der nächsten Ecke stieg sie in ein Taxi und ließ sich vor die Polizeistation fahren. Es war schon seltsam, dass sie vor nicht all zu lange Zeit nicht einmal daran zu denken gewagt hat, dass sie diese Polizeistation irgendwann mal sogar von innen sehen würde – und zwar dort, wo sonst kein Journalist ohne ausdrückliche und schriftliche Erlaubnis auch nur einen Fuß setzten durfte. Sie wusste dieses Privileg immer noch zu schätzen.

Natürlich konnte sie ohne Begleitung auch nicht einfach durch das Gebäude spazieren, doch deshalb wartete auch Naruto am Parkplatz, während er sich nach typisch amerikanischem Polizistenvorbild einen Donut gönnte. Sakura stieg aus, drückte dem Fahrer ein bisschen Geld in die Hand und ging auf Naruto zu, der sie schon bemerkt hatte. Er winkte ihr freudig zu.

Sie war froh darüber, dass auch er den Tod von Hinata ganz gut verkraftet hat; eigentlich hatte das jeder. Man möchte zwar meinen, als guter Freund müsste man lange und unerbittlich trauern, aber Sakura hätte sich nicht vorstellen können, dass Hinata das so wollen würde. Das, was sie taten, war außerdem nun auch für Hinata und all ihre Angehörigen, die ihren Mörder sicherlich hinter Gitter sehen wollten. Auch wenn es nun um Sakura ging…

„Hey Sakura! Hab schon auf dich gewartet.“, begrüßte sie Naruto und zog sie am Arm hinterher, während er beinah im Laufschritt über den Parkplatz auf die große Tür zu ging. Sakura konnte nicht anders, als sich seinem Willen zu beugen und hinter ihm her zu stolpern. „H-hey. Wieso haben wir es denn so eilig?“ Naruto trat die große Tür auf und ging quer über die Eingangshalle und antwortete erst, als sie am Fahrstuhl waren. „Es wird nun ganz viel Dampf gemacht, wegen den ganzen Verdächtigen.“ Als die Fahrstuhltür mit einem kleinen Klingeln aufging, zog Naruto sie durch und drückte unsanft gegen die Fahrstuhlknöpfe. Sakura blickte ihn verwundert an. „Ganzen Verdächtigen? Es sind doch nur zwei.“ Und diese nicht einmal im selben Fall. Aber wohlmöglich musste Sakura noch viel lernen, was die Arbeit der Kommissare anging, doch sie wäre ja nicht Journalistin geworden, wenn es sie so sonderlich stark interessiert hätte. Naruto warf ihr einen amüsierten Blick zu, bevor die Tür sich öffnete und er nun hinaustrat und dabei redete. Damit sie ihn verstand, musste Sakura beinahe hinterherlaufen. „Zwei sind mehr als gar keine, Sakura!“ „Danke, dass du meine mathematischen Kenntnisse noch einmal auffrischst.“, sagte Sakura und zwickte Naruto in die Seite, der sie mit einem Grinsen anschaute und nun durch die nächste Tür trat.
 

In dem Raum herrschte ein kleines Chaos. Es haben sich mehr Kommissare und Polizisten versammelt, als Sakura es in dem Raum zuvor jemals gesehen hatte. Keins von diesen vielen Gesichtern kam ihr auch nur im Entferntesten bekannt vor und so ging es vielen anderen auch, denn sie bekam überraschte und skeptische Blicke von vielen der Anwesenden zugeworfen, bis ihr etwas mulmig zu Mute wurde. Ein weiteres Mal ließ sie ihr Augenmerk durch den Raum schweifen, in der Hoffnung, dass sie Sasuke irgendwo entdecken würde, doch von dem fehlte jede Spur. Stattdessen wurde sie an der Schulter angetippt und drehte sich mit einem überraschten Blick um. Sie blickte in die Visage von Karin, die mit einem Kaffee in der Hand vor ihr stand und sie mit hochgehobenen Augenbrauen musterte. „Du stehst im Weg.“, sagte sie schnippisch und drängte sich an ihr vorbei. Sakura reagierte nicht darauf, fragte die Rothaarige allerdings, ob sie wisse, wo Sasuke sich gerade befand. Karin zögerte und hielt inne, bevor sie sich zu ihre umdrehte. „Wahrscheinlich hat er Besseres zu tun, als sich mit dir abzugeben.“ Und verschwand ebenso schnell wie sich aufgetaucht war in der Masse an Menschen. Sakura spitze pikiert die Lippen über das, was diese Frau gewagt hatte zu sagen und darüber, dass sie keine Chance gehabt hatte, ihr etwas Schlagfertiges an den Kopf zu werfen.

Sie wollte sich umdrehen und nach Naruto suchen, doch in dem Moment trat Sasuke durch die Tür mit einem Kaffee in der Hand, während er im nächsten Augenblick in die leere eine Akte gedrückt bekam. Mit einem genervten Blick drängelte er sich an allen vorbei und setzte sich an seinen Arbeitsplatz, bevor er sich zurücklehnte und sich durch die Haare fuhr. In dem Moment erblickte er Sakura, die ihm kurz zuwinkte, bevor sie langsam auf seinen Arbeitsplatz zu ging.

„Hey.“, sagte sie zögerlich und bekam daraufhin nur ein Nicken von Sasuke, der sich nun über die Akte lehnte. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell auftauchen würde und besonders nicht damit, dass sie direkt vor ihm auftauchen würde. „Was gibt’s?“, fragte sie und lehnte sich an seinen Schreibtisch. „Nicht viel. Ein paar Alibis, ein paar sinnlose Gespräche, die zu nichts führen.“ „In dem Fall des Einbruchs?“ Ein Nicken von Sasuke bestätigte ihre Frage. Scheinbar redete der andere Verdächtige immer noch nicht, also würden sie da wohl auch nicht viel weiter kommen. „Ich hab das Gefühl, der will so lange nichts Konkretes sagen, bis wir ihn wegen Mangel an Beweisen laufen lassen müssen.“ Sakura fiel es manchmal schwer auf den Inhalt von Sasukes Worten zu achten, denn sobald sie seine Stimme hörte, setzte irgendetwas in ihrem Verstand aus, sodass sie beinahe in eine Trance verfiel. Es klang lächerlich – und irgendwie war es das auch. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch jemand anderes kam ihr zuvor. „Wie wäre es mit einer direkten Konfrontation?“ Sakura drehte ihren Kopf zur Seite und erkannte abermals Karin, die sie aber keines Blickes würdigte, sondern nur auf Sasuke fixiert war. Der hob überrascht die Augenbrauen. „Du meinst, wir sollten sie einfach mal hineinschicken?“ Diesmal fiel sein Blick auf sie und sie konnten ihn nicht deuten, allerdings hatte sie ein bisschen Angst, dass er Karins Idee gut fand. Irgendetwas in seinen Augen gefiel ihr nicht und dann sagte er wirklich zu. Sie blickte überrascht zwischen den beiden her, bis sie sich Sasuke zu wandte. „Das ist doch ein Scherz!“, sagte sie und unterstrich ihre Aussage mit einer Handbewegung. Sie machte ja vieles mit, aber davor hatte sie irgendwie Angst. Natürlich konnte ihr nichts passieren, immerhin war sie hier unter ausgebildeten Polizisten, aber nun würde ihr wohl eine Horde Seelenklempner besser helfen. Karin zuckte mit den Schultern, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, nahm Sasuke sie einen Schritt zur Seite und Sakura zuckte unter seiner Berührung zusammen. „Sakura…“, schon nachdem er ihren Namen ausgesprochen hatte, wusste sie, dass sie ihm keine Bitte mehr abschlagen konnte. Es war nicht zu fassen, wie sie unter seinen Fingern ganz fiebrig wurde, wie sie beinahe dahin schmolz.

Sakura hob ihre Hände und trat einen kleinen, sehr minimalen, Schritt von ihm Weg, denn sie mochte es nicht, seine Nähe zu verlieren, und sagte: „Ist schon okay. Ich mach’s ja.“
 

Noch bevor sie überhaupt in den Verhörraum getreten war – sie stand nur vor der schwarzen, schweren Tür, von der sie auch froh war, dass es sie gab – überkam sie solch eine Aufregung, dass ihr beinahe schwindelig wurde. Sie trat noch einen Schritt zur Seite, um sich vor ihrem Schicksal zu entfernen, aber dies würde sicherlich auch nichts bringen. Eigentlich konnte sie nicht wirklich sagen, wieso sie sich so verhielt, aber sie konnte diese Gefühle einfach nicht abschütteln und musste sich ihnen also unterwerfen, denn jeder Kampf schien vergeblich.

Sie hatte sich lange nicht so gefühlt. Das erste Mal war es wohl so, als sie eingeschult wurde und in die Klasse musste, ein Raum voll mit Menschen, denen sie noch nie begegnet war. Es war natürlich kaum damit zu vergleichen, aber es war dasselbe Gefühl.

Oder als sie damals in diesen Raum getreten war, um ihre mündliche Führerscheinprüfung abzugeben. Das war ebenfalls dieses schreckliche Gefühl, das in ihr hochgekrochen war, was man allerdings nichts als Angst oder Aufregung beschreiben konnte, denn es war ein Gemisch aus beiden, aber dennoch etwas Eigenes.

Aber nun hatte sie immer hin Sasuke, der nun direkt hinter ihr stand. Sie hörte ihn atmen, sie spürte seine Präsenz und dann legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich heran. Ihr Herz blieb beinahe stehen, doch dann wurde ihr ganz warm und sie genoss seine Berührung und seine Umarmung und schloss die Augen, nur darauf bedacht, auf seinen gleichmäßigen Herzschlag zu achten und seinem Atem zu lauschen. Das beruhigte sie um einiges mehr, als die Gedanken an alle anderen Dinge. Sie konnte nicht sagen, wie er ihr so schnell so wichtig geworden ist, wie er so schnell, solch einen Einfluss auf sie haben konnte, aber sie wollte es auch nicht erklären können oder verstehen. Sie wollte es einfach nur erleben und fühlen.

„Bist du bereit?“ Sie nickte nur stumm. Eigentlich war sie es nicht, eigentlich wollte sie ja weglaufen, aber das war nun banal und egal, denn sie musste dadurch. Es ging um sie, also musste sie damit leben, das durchzustehen. Noch niemandem ist jemals etwas passiert, als er eine Aussage gemacht hat, als er mit einem Verdächtigen konfrontiert wurde. Ihr würde sicherlich auch nichts passieren.

Und sicherlich nicht, wenn Sasuke hinter ihr stand.

Daraufhin öffnete er die Tür und als sie eintraten, hörte Sakura ein leises, murmelndes Fluchen, bevor sie überhaupt erblickte, wer darin saß. Er war ganz lässig auf dem Stuhl, hatte einen Arm über die Rückenlehne gelegt und hatte mit einem erwartungsvollen Blick, der nun in einen undefinierbaren umschlug, zur Tür gestarrt. Sein dunkelblondes Haar wuchs beinahe ungebändigt, wenn er es nicht sogar so haben wollte, und seine beinahe leuchtenden Augen durchstachen Sakura wie Messer.

Von den Gesichtszügen her erinnerte er sie sogar ein bisschen an Naruto, doch es gab einen wesentlichen Unterschied; er hatte einige Piercings, die den sonst eher harmlosen Gesichtszügen etwas Hartes und, beinahe eher Böses verliehen. Und genau dies schien er auch auszustrahlen – es erinnerte sie an Sasuke, und doch etwas extremer. Er schien unerreichbar, unnahbar, es schien, als würde er wissen, dass man ihm nichts anhaben konnte, als hätte er alle Fäden in der Hand, als würde er ein fieses, gemeines Spiel durchziehen, ohne, dass ihm jemals jemand auf die Schliche kommen könnte.

Sakura wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte – wollen konnte man es auf jeden Fall nicht nennen. Stattdessen warf der Mann auf dem Stuhl nun einen Blick zu Sasuke und hob skeptisch die Augenbrauen. Das überraschte Fluchen, als die den Raum betreten waren, schien beinahe vergessen. Zumindest für ihn. „Ist da wem wohl etwas eingefallen?“, sagte Sasuke und sie konnte sich den höhnischen Ausdruck in den dunklen Augen gut vorstellen und den Ansatz eines süffisanten Grinsens. Ein Schnauben entfuhr dem Verdächtigen, als er sich wieder gerade in den Stuhl setzte und starr nach vorne blickte. Sasuke bedeutete Sakura sich in die andere Ecke des Raumes zu stellen, wo sie im direkten Blickfeld des Mannes stand, während er sich selber direkt vor ihn setzte.

„Fangen wir noch einmal von vorne an.“, sagte Sasuke. Sakura lauschte jedem einzelnen seiner Worte, denn selten hörte sie ihn so viel sprechen. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass es ihn schon etwas Mühe kostete, doch seine Stimme war nach wie vor kalt wie Eis und schneidend wie ein Messer. „Pein Yagato. Wohnhaft in New York Manhattan.“, sagte Sasuke kurz und knapp und warf einen kurzen Blick auf Pein, der mit einem Nicken seine Daten bestätigt. Sasuke lehnte sich zurück und nun saßen sich beide Männer mit verschränkten Armen gegenüber. Sakura nutze die kurze, drückende Stille, die sich um sie herum legte, um Pein noch einmal zu mustern. Sie entdeckte nicht viel neues, nur kleinere Feinheiten, wie die ungewöhnliche aber schön leuchtende Augenfarbe, die nicht zu seinem Wesen zu passen schien und zu seiner Ausstrahlung, die markanten, aber perfekten Gesichtszüge. Er war durchaus attraktiv, aber an seiner kalten Art prallte man eher ab, als sich, wie bei Sasuke, angezogen zu fühlen. Trotzdem machte es Sakura neugierig, was für eine Rolle er in diesem ganzen Spiel übernahm, denn er schien eindeutig etwas zu wissen, sonst würde er sich nicht weigern etwas zu sagen.

„Scheinbar wissen Sie darüber Bescheid, wie man sich verhalten muss, damit man nicht angeklagt wird…“, setzte Sasuke an und wartete auf die Reaktion seines Gegenübers. Sakura war glasklar was er meinte. Vorhin hatte er ihr immerhin noch gesagt, dass man ihn aus Mangel an Beweisen früher oder später laufen lassen muss und hätte man sie verhaftet, hätte sie mit Sicherheit nicht daran gedacht.

Dann hörte sie, wie Pein seine Stimme anhob und etwas sagte: „Ich hab keine Ahnung, was Sie nun von mir verlangen.“ Er hatte eine sehr dunkle Stimme, sie war etwas rauchig, aber perfekt passend zu seiner Ausstrahlung, wahrscheinlich auch zu seiner Art. „Antworten.“, sagte Sasuke knapp und durchbohre Pein mit seinen Blicken. Dieses schien davon weniger beeindruckt, warf daraufhin aber sein Augenmerk auf Sakura, die kurzzeitig zusammenzuckte, ihn dann aber ebenfalls anblickte. Sie wusste nicht, was er dachte, er seine Miene war blank und seine Augen unergründlich, aber dennoch schien er sich etwas zu überlegen.

Er riss sich von ihren Augen los und während Sakura beobachtete, wie Sasuke seinen Kopf kurz in ihre Richtung drehte, sich dann aber wieder abwandte, holte Pein irgendetwas aus seiner Hosentasche und legte sein Portemonnaie auf den Tisch. Dann schob er es zu Sasuke rüber und bedachte ihn mit einem herausfordernden Blick und hochgezogenen Augenbrauen. „Viel Spaß.“, sagte er und nahm seine Hand von dem ledernen Geldbeutel und verschränkte erneut wieder die Arme.

Sasuke griff langsam nach dem Gegenstand und blickt hinein. Sakura sah Sasuke nur von hinten, doch sie hätte schwören können, ihn kurz auflachen gehört zu haben. Er fuhr sich durch die Haare und warf Pein sein Eigentum wieder zurück, der es gekonnt auffing. „So ist das also.“, murmelte Sasuke.

Er versuchte sich die Dinge zusammen zu reimen, doch es ergab keinen wirklichen Sinn.

Pein war ein Privatdetektiv. Und er wusste, wie er mit der Polizei umgehen musste, deshalb hatte er nicht vorgehabt, etwas zu sagen. Was ihn überhaupt dazu trieb, seine Identität vollends preiszugeben, dass wusste Sasuke nicht und es interessierte ihn nun auch weniger, als die Tatsache, warum er Sakura gefolgt war – und scheinbar sogar bei ihr eingebrochen. „Das entschuldigt noch lange nicht die Vergehen.“ Pein nickte auf seine Aussage hin. „Ein Versuch war es wert.“

Sakura starrte die beiden Männer an, ohne eine große Ahnung zu haben, was vor sich ging. Sie versuchte sich etwas zusammenzureimen, doch sie wusste, nicht, was Sasuke gesehen hatte und was er nun vor hatte. Doch plötzlich stand er auf und nickte Pein kurz zu, bevor er sich zu ihr umdrehte und sie zu sich winkte, während er auf die Tür zuging. Sakura folgte ihm, nicht ohne einen letzten Blick auf Pein zu werfen, der ihr zuzwinkerte, sodass Sakura ein unangenehmer Schauer über den Rücken lief. Sasuke packte sie sanft am Oberarm und trat mit ihr aus der Tür.

Als sie ihn fragte, was los sei, trat ebenfalls Naruto aus einer anderen Tür. Diese führte zu dem Raum, der sich hinter dem einseitigen Spiegel befand. „War das ein Abzeichen?“, fragte Naruto, bevor Sasuke ihr hätte antworten können. Er nickte und antwortete: „Ja. Er ist Privatdetektiv. Nimmst du Sakura mit? Ich unterhalte mich alleine mit ihm weiter.“

Sakura trat einen Schritt zur Seite, bevor Naruto sie an die Hand nehmen konnte wie ein kleines Kind und mit sich führen. „Moment mal! Heißt das, auf mich wurde ein Privatdetektiv angesetzt?“ Sasuke warf Naruto einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte, aber er umso mehr. Naruto machte den Mund auf, um zu protestieren, doch Sasuke verschwand schon wieder im Verhörzimmer und ließ die beiden alleine. Mit einem Seufzen nahm Naruto ihre Hand und führte sie durch die nächste Tür. Sie traten in einen kleineren, dunklen Raum und hatten einen Blick auf das Nebenzimmer, in dem sich nun wieder Sasuke und Pein befanden. Auf einem kleinen Podest lief ein Tonbandgerät mit und zeichnete das Gespräch auf. „Wir wissen noch nicht, was das zu bedeuten hat. Warte noch ein bisschen, bevor du dir was zusammenspinnst.“, murmelte Naruto und blickte nun wieder gespannt auf die beiden. Sakura schnaubte eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Wenn Sie kooperieren, wird das um einiges leichter.“, sagte Sasuke und warf Pein einen Blick zu, als der endlich aufsah und ihn nun etwas arrogant anblickte. Sasuke mochte Peins Art nicht im Geringsten. Man mochte zwar behaupten können, sie wären sich ähnlich, doch Sasuke war nicht so größenwahnsinnig – so gut, konnte er sich immerhin doch einschätzen. „Würde ich kooperieren wollen, hätte ich mich schon längst der Polizei angeschlossen.“ Auf Sasuke Gesicht stahl sich ein leichtes Grinsen. Es war immer noch am einfachsten Informationen aus Leuten zu holen, wenn sie nicht einmal bemerkten, dass sie Dinge sagten, die so vieles mehr beinhalteten, als die eigentliche Aussage. „Das hieße also, Sie arbeiten an demselben Fall wie wir?“ Sasuke beobachtet mit Genugtuung, wie sich der Kiefer seines Gegenübers verspannte und sein Gesichtsdruck sich verhärtete. In seinen Augen blitze ein kleiner böser Funke auf. Das bedeutete ihm, dass er verdammt richtig lag.

„Haben Sie mich deswegen hergeholt oder weil ich Ihre kleine Freundin belästigt haben soll?“, fragte Pein höhnisch, als er seine Gedanken wieder geordnet hatte. Er wusste es und sah ebenfalls, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte, denn Sasuke warf ihm einen drohenden Blick zu. Auch wenn der Schwarzhaarige immer wieder versuchte eine Fassade aufzubauen, sie stürzte oft genug ein.

„Hat es denn etwas miteinander zu tun?“, fragte Sasuke und versuchte einen Unterton zu unterdrücken, der sich beinahe über seine Stimme gelegt hätte. Es war nicht gut, wenn Pein mit der Beziehung zwischen Sakura und ihm rumspielte und es ausnutzte. Das hieß also, er musste versuchen, all diese verdammten Gefühle, die er zeitweise selber verabscheute, zu unterdrücken und sich nichts anmerken zu lassen. Pein lachte leise auf, auch wenn es sich eher nach einem Schnaube anhörte. „Möglicherweise.“ Pein runzelte die Stirn und blickte Sasuke vielsagend an. Er hatte nicht vor, konkretes zu sagen – noch nicht zumindest. Aber er wusste, dass Sasuke auch selber auf die Lösung kommen würde. Er hatte ihn von Anfang an gut einschätzen können. Sasuke spielte nicht viel herum, außerdem setzte er auch viel Wert auf Fakten, und mit Drumherumgerede konnte er nichts anfangen und wenn es doch dazu kam, dann war er intelligent genug, sich die wichtigsten Sachen herauszupicken oder sie sich selber zusammenzusuchen.

„Hat Hiashi Hyuuga Sie engagiert?“ Sasuke hätte nicht damit gerechnet, dass ein Verdächtiger gleich zu zwei Fällen gehörte – er hatte nicht damit gerechnet, dass jemand in Sakura Wohnung einbrach, obwohl er sich eigentlich einem Mordfall widmete. Selbst, wenn Pein nun diese Frage verneinen würde, wüsste er, dass es eine Lüge war. Es mehr als glasklar, dass er der Detektiv war, den Hiashi Hyuuga angesetzt hatte, da er der Polizei nicht genug zutraute. Aber was Sakura damit zu tun hatte, wusste er noch nicht.

„Ich verliere kein Wort über meinen Arbeitgeber.“, sagte Pein und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Ja, er kooperierte und er wusste, dass Sasuke das verstand, denn der nickte mit einem vielsagenden Blick. Er hatte Hyuuga zwar sein Wort gegeben, dass er nichts mit der Polizei am Hut haben werde, doch musste er davon nichts erfahren. Außerdem gab er Informationen nicht direkt preis, Sasuke war einfach schlau genug, es sich selber zusammen zu spinnen.

„Und was hat Sakura Haruno damit zu tun?“, fragte Sasuke und blickte Pein mit leicht zugekniffenen Augen an. Die letzte Frage, die er sich stellte und eine, die er einfach nur zum Verständnis brauchte. Es war ihm nämlich einfach nicht klar, wieso Pein das getan hatte.

„Es war mir suspekt, dass sie immer an diesen bestimmten Orten war. Ich hatte einfach ein Auge auf sie.“

Sasuke nickte. Er wusste, was er wissen wollte und das war alles, was er brauchte. Pein schien doch eher die kooperativere Schiene zu fahren und das war auch ganz gut so. Vielleicht würden sie sich gar nicht mehr in den Weg kommen, aber wenn doch, dann war es ganz gut, dass sie sich einigermaßen verstanden. Außerdem konnte Sakura sich nun auch beruhigen, denn solange es nur ein Privatdetektiv war, der ein Auge auf sie geworfen hatte, musste sie sich keine Sorgen machen.

Aber vielleicht sollte Sasuke sich Sorgen machen, dass Pein ein Auge auf sie geworfen hat.

"...dann werde ich eigenhändig dafür sorgen, dass du aus einem Hochhaus gestoßen wirst."

 „Wenn das ein Scherz sein soll, finde ich ihn überhaupt nicht lustig!“, sagte Sakura und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor sie Sasuke einen giftigen Blick zuwarf. Doch auch die anderen wurden nicht geschont, denn auch Naruto und Pein bekamen einen ab.

Sie fand es überhaupt nicht witzig, dass ein Privatdetektiv mal eben in ihre Wohnung spaziert kam, weil er dachte, dass sie etwas mit einem Mordfall zu tun hatte. Sie fand es auch gar nicht witzig, dass er ungeschoren davon kam. Und überhaupt am allerwenigsten witzig fand sie, dass es alle auch noch begrüßten. „War ja kein persönlicher Angriff.“, sagte Pein und nahm einen Schluck von dem Kaffee, der ihm zuvor angeboten wurde. Am liebsten mochte Sakura ihn einfach am Kragen packen und hinausschmeißen, aber sie war mehr Gast, als er es war und er hatte mehr Recht in dem Gebäude zu sein, als sie. Außer es ginge nach ihr. Aber das tat es nun einmal nicht. Es trieb sie beinahe zur Weißglut, dass ihrem Leid keine wirkliche Beachtung geschenkt wurde. „Oh doch! Genau das war es – ein Angriff auf meine persönlichen Sachen.“

Sie hörte Sasuke aufstöhnen und sah aus dem Augenwinkel, wie er sich an die Stirn fasste. In anderen Momenten hätte sie vielleicht etwas Rücksicht darauf genommen, denn ihr war nach wie vor wichtig, was er dachte, und was er besonders über sie dachte, doch nun war ihr das nicht so wichtig. Nur die Tatsache, dass sie dem Mann vor ihr am liebsten eine auswischen wollte.

„Sakura, vergiss das doch einfach! Immerhin hilft er uns weiter.“, versuchte Naruto sie zu beschwichtigen und schaffte es auch. Denn er hatte Recht. Pein wusste vielleicht mehr, als sie es taten, und sie wollte immerhin auch alles dafür tun, Hinatas Mörder zu finden, wie die beiden.

Sie warf sich auf den Sessel, der im Büro stand und erdolchte Pein mit ihren Blicken, während der ihr frech aber unberührt in die Augen blickte und weiterhin seelenruhig seinen Kaffee trank.

„Also?“, fragte Naruto und forderte Pein mit seinen Blicken auf, etwas zu sagen. Doch dieser nickte nur in die Richtung von Sakura und meinte: „Wieso darf die überhaupt hier sein? Hab gehört, sie ist von der Presse.“ Er hörte ein Schnauben von ihr und musterte sie merklich. Sakura wandte ihren Kopf weg und schaute ihn nicht an. Naruto lachte nervös über die angespannte Atmosphäre. „Sagen wir einfach, sie hat die Erlaubnis.“

Pein nickte daraufhin, ließ Sakura jedoch nicht aus den Augen. „Willst du uns nun helfen?“, mischte Sasuke sich etwas unwirsch ein. Pein stellte die Tasse auf den Tisch neben ihm und ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Ja doch… was springt für mich dabei heraus?“ Nun ruckten alle Köpfe zu ihm und er erntete neben Sakuras und Narutos verwirrten Blicken einen wütenden von Sasuke, der geahnt hatte, dass es nicht so einfach sein würde, etwas aus Pein herauszulocken. Er spannte seinen Kiefer an und überlegte angestrengt, doch ihm fiel nichts ein, was Pein verdient hätte. Immerhin wollte er ihm kein großes Geschenk machen. „An was hast du denn gedacht?“, fragte Naruto. Peins Augenbraue zuckte leicht, sein Blick streifte Sakura, die ihre Lippen schürzte und blieb bei Sasuke hängen. Es schien, als würde er etwas aushecken, etwas Ausgefuchstes, das sie vor eine schwierige Entscheidung stellen würde. „Ich denke, das muss ich mir noch überlegen.“

Keiner konnte daraufhin antworten. Sasuke und Naruto wussten, dass sie auf die Informationen von Pein angewiesen waren, besonders was Fakten von Hiashi Hyuuga anging, also ließen sie ihm etwas Freiraum. Pein hatte kleinere Informationen parat. Er sagte, er hätte geahnt, dass Hinata das nächste Opfer werden würde, was Sakura bestürzt auffahren ließ. „Wie bitte?“, sagte sie schrill. Pein musterte sie überrascht. „Nun ja – es war mir einfach klar, als ich sie das erste Mal gesehen habe.“ „Wie ist das denn möglich? Haben Sie wahrsagerische Kräfte?“, fragte Sakura barsch und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Er lachte leise. „Männliche Intuition. Ich sehe halt, was das Leben so bringt. Ein bisschen Mord und Tod und die ganzen Sachen.“ Er machte eine Handbewegung als wäre es das natürlichste der Welt, wenn ein Bekannter ermordet wurde. Sakura vernahm ein Schnauben von der anderen Seite und warf einen kurzen Blick zu Naruto, der auch weniger von der Art Peins überzeugt war, sicherlich auch nicht sonderlich angetan von der Art, wie er über Hinatas Tod redete. „Was mich allerdings stutzig gemacht hat…“, fuhr Pein fort und dabei nahm er einen etwas ernsteren Ton an, „ist eher die Tatsache, dass sie zuvor nie Opfer eines Verbrechens geworden ist.“

Es legte sich kurz Stille um sie herum, bis Sasuke seine Stimme erhob: „Das stimmt. Aber das war nicht die einzige Auffälligkeit. Unser Täter hat schon etwas mehr an seiner Vorgehensweise geändert.“

„Meint ihr etwa, er fängt nun an, willkürlich zu töten?“, fragte Naruto und schaute bedrückt in die Runde. Sakura scharrte mit den Füßen auf dem Boden und blickte auch nicht auf. Sie verfolgte das Gespräch gebannt, sortierte in Gedanken schon langsam aus, was sie nicht in den Zeitungsartikel mit einbauen wollte, denn sie durfte nicht vergessen, dass sie noch arbeiten musste.

Tsunade würde sicherlich nicht so erfreut sein, dass sie schon die letzten Wochen immer seltener bei der Arbeit erschienen ist – aber immerhin hatte sie Sakura in Auftrag gegeben, so viel wie möglich zu erfahren und so hautnah wie möglich dabei zu sein. Und näher am Fall ginge es sicherlich nicht, stellte Sakura fest. Immerhin war sie beinahe komplett involviert, da schon ein Privatdetektiv, der ebenfalls den Mordfall untersuchte, sie für eine Verdächtige gehalten hat und sogar bei ihr eingebrochen war.

„Möglich wär’s.“, hörte sie Pein sagen.

In dem Moment trat auch jemand anderes in den Raum und Sakura war inzwischen nicht mehr die einzige Frau in der Runde. Karin blickte sich etwas verwirrt um, und schaute in jedes der stummen Gesichter, die nun zu ihr gewandt waren, als hätten sie erwartet, dass der Mörder selbst durch die Tür spazierte und den Fall auflöste. „Aber hallo, was ist denn hier los?“, fragte sie und warf auch einen verstreuten Blick auf Pein, der ihn nur skeptisch erwiderte. Mit einer Handbewegung zeigte sie auf ihn und fragte an Sasuke gewandt: „Und was zum Teufel macht der hier?“

Es dauerte einige Zeit, bis sie Karin alles erzählt hatten. Außerdem quetschte sie jedes mögliche Details aus Sasuke heraus, der diese Arbeit übernommen hatte, bis dieser immer genervter von ihr wurde – merklich in seiner Stimme, die bei jeder unnützen Frage dunkler wurde. Pein hatte sich in der Zwischenzeit gedämpft mit Naruto unterhalten. Sakura wusste nicht worüber, denn sie hing ihren eigenen Gedanken nach, bis Pein sich plötzlich zu ihr gesellte und sie mit einem undefinierbaren Blick in den Augen anschaute. Sie erwiderte diesen skeptisch und fuhr sich dabei nervös durch die Haare. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn man sie zu lange anschaute, ohne einen Grund zu nennen oder ohne eine andere Anstalt zu machen. Doch dann fing er an zu reden: „Ich hoffe doch, Sie verzeihen mir?“ Erst schien sie verwirrt, da sie nicht wusste, worauf er anspielte, doch dann wurde es ihr klar. „Oh.“, sagte sie kurz bis sie auf die Lippe. „Hm, wird schwer.“, murmelte sie und ein keckes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Nur ungern gab sie zu, dass er verdammt attraktiv aussah, wenn er trotz seiner kühlen Fassade manchmal diesen herausfordernden Blick in den Augen hatte, der einen dazu veranlasste, mehr oder weniger zu lächeln und bei seinem Spielchen mitzuspielen.

Aber bevor sie ihr kleines Gespräch weiterführen konnten, hörten sie Karin lauthals auflachen, als sie sich allerdings umdrehten, sah man sie wieder ernst ein Gespräch mit Naruto führen. Das Lachen war keinesfalls belustigt gewesen und Sakura versuchte auf ihre Wort zu hören.

„Es könnte alles mit einander zusammen hängen und logisch sein, aber in deinem Konzept… nun da fehlt was.“ Naruto schaute sie mit hochgezogenen Brauen an. „Was meinst du?“

Sie nickte in Richtung von der Pinnwand, die die verschiedenen Fotos von den Tatorten. „Die Gemälde.“

„Ah“, machte Pein und lachte leise, bevor er sich auf die Pinnwand zubewegte und das Foto der Gemälde abnahm, welches auf einem alten Fabrikgelände in einem Lager gemacht wurde. Mit belustigter Miene besah er sich das Foto und schaute dann in die Runde.

„Das hat nichts zu bedeuten. Das war ich.“

Es herrschte kurz Stille im Raum, bevor Sasuke sich erhob und Pein skeptisch musterte. „Was meinst du mit ›Das war ich‹?“

„Nun, ich meine damit, dass ich das war. Wollte euch bloß auf eine falsche Fährte locken, damit ihr mir meinen Fall nicht wegschnappt. Ist ja jetzt auch egal.“ Er zuckte mit den Schultern und zerriss das Foto entzwei, bevor er es in den nächsten Papierhorb warf. Wiederrum schien keiner in der Lage etwas dazu sagen zu können.

Sakura war äußerst verwirrt und wie es ihr schien, war sie auch nicht die einzige. Das hieß, sie hatten ein Indiz weniger, eine Fährte wurde verwischt, und das ohne dass sich eine zweite öffnete. Dies war mir Sicherheit kein gutes Zeichen.

„Das ist doch wohl nicht dein Ernst!“, sagte Naruto entrüstet und starrte Pein mit großen Augen an, dieser jedoch nickte bloß und versicherte, dass es sein völliger Ernst war.

Sasuke seufzte, was Sakura dazu veranlasste, sich überrascht zu ihm umzudrehen.

„Das heißt, wir können so gut wie von vorne anfangen.“
 

Mit zügigen Schritten ging Sakura über die Straße und warf ein, zwei Blicke über ihre Schulter, ob sich ihr kein Auto nahte. Das Gedränge war selbst um diese Abendstunde nicht abgeklungen, sodass Sakura sich zwischen den Menschen hindurch drängen musste.

Wenn man in dieser Stadt lebte, musste man sich an solch eine Menschenscharr gewöhnen und daran, dass, wenn man mitten drin ist, es keine Möglichkeit gab, dem Menschenkontakt zu entkommen. Und das war für sie in all den Jahren niemals ein Problem gewesen, denn damit hatte sie sich abgefunden und gerechnet und sie konnte sogar sagen, dass sie es mochte.

Nun war sie auf dem Weg zu ihrer besten Freundin Ino, die sie um ein Treffen gebeten hatte. Sie klang etwas aufgeregt am Telefon, wenn nicht sogar aufgewühlt, deshalb war sie so schnell wie möglich von den Polizisten verschwunden, die währenddessen darüber brüteten, wie sie den Fall auflösen mussten. Pein hatte einige wichtige Informationen und immerhin behauptete er, den Mörder schon gesehen zu haben, sich aber leider nicht wirklich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte, was alle stutzig machte. Er entschuldigte sich damit, dass er nicht damit rechnete, dass ihm ein Serienmörder vor die Augen laufen würde, womit er eigentlich auch recht hatte.

Es handicapte sie allerdings, dass sie nicht mehr davon ausgehen konnten, dass sich der Mörder an vorigen Opfern vergriff, da Hinata keinesfalls Opfer einer Gewalttat gewesen war, außerdem kam noch die Tatsache hinzu, dass Pein versucht hatte, sie irre zu führen, da er natürlich den Fall auflösen wollte, bevor es die Polizei tat, um seine Belohnung abzusahnen.

Seufzend drückte Sakura die Wohnungstür auf, von der ein Surren kam. Die ganze Sache wurde immer komplizierter und komplexer, so hatte sie sich das nicht vorgestellt, denn sie hatte langsam das Gefühl, dass sie nicht nur auf Grund ihres Jobs dort mitmachte, sondern weil sie emotional zu sehr daran gebunden war.

Sie eilte die edlen Treppen hinauf und erreichte sogleich die Tür, die zu Inos Wohnung führte und bevor sie hätte klingeln müssen, öffnete sie sich auch schon. Sicherlich hatte Ino mit dem Blick durch den Spion auf Sakura gewartet.

„Na endlich!“, sagte Ino und zog Sakura hinein, als sie ihren Arm gepackt hatte.

Sakura schaute ihre beste Freundin verwundert an und legte ihre Jacke ab wie auch ihren Schal und die Handschuhe. Draußen herrschte immer noch kühles Wetter.

„Was ist denn so verdammt wichtig? Ich dachte schon, jemand liegt im Sterben.“

Sie beäugte Ino skeptisch, die nur abwinkte und ihr ihre Sachen abnahm und über die nächste Kommode legte, ohne weiter darauf zu achten. Sie zog Sakura weiter an ihrem Arm hinüber ins Wohnzimmer, wo nun ein neues Sofa stand, seit dem letzten Besuch von Sakura. Es unterschied sich nicht großartig von dem Alten, aber vielleicht war es ein Neudesign, das Ino unbedingt besitzen musste.

Während sie sich hinsetzte und Ino eine Flasche Wein und zwei Gläser holte, folgte sie jeder Bewegung ihrer besten Freundin, die sich bald darauf zu ihr setzte, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Seufzend öffnete sie die Weinflasche und goss beiden einen großzügigen Schluck hinein.

„Auf uns!“, sagte sie und trank beinahe alles auf einmal aus, während Sakura ihr Glas noch in der Hand hielt und nur daran nippte, den Blick immer noch auf Ino gerichtet, welche sich nun aufrecht hinsetzte und sich zu ihr drehte.

„Ich hab ein Problem.“, sagte sie, direkt in Sakuras Augen blickend, die nun ihr Glas herunter nahm. „Das wäre?“, fragte sie, äußerst neugierig.

Erneut seufzend nahm Ino sich ein neues Glas Wein, doch diesmal ließ sie sich Zeit mit dem Trinken.

„Nun ja… wo soll ich anfangen? Also ich hab da wen kennengelernt…“, fing sie zögernd an und versuchte dem Blick von Sakura auszuweichen, die nun ihre Augenbrauen erhob.

„Und nun ja… es ist ein Mann.“

Langsam dämmerte es Sakura, die nun ebenfalls einen großen Schluckes ihres Weines nahm und sich wieder Ino zuwandte und sagte: „Das ist doch ein Scherz! Du bist seit Jahren mit Shikamaru zusammen! Wo ist der überhaupt?“

Ino zuckte mit den Schultern. „Irgendwo mit Freunden von ihm unterwegs.“

Dann setzte sie sich wieder aufrecht hin, da sie unter dem eindringlichen Blick von Sakura beinahe zusammengeschrumpft war. „Dass wir so lange zusammen sind, ist ja auch das Problem! Ich meine, was soll ich denn noch mit meinem Leben machen, wenn ich immer an den gleichen Mann gebunden bin?“

Sakura sah ihren Gegenüber bestürzt an.

„Ino, sag mal, hast du etwa einen über den Durst getrunken? Du bist doch absolut übergeschnappt!“

Sie konnte es nicht fassen, dass Ino für einen wahrscheinlich noch Fremden ihre Beziehung aufs Spiel setzten wollte, nur weil sie zurzeit unzufrieden war. Dies war nicht das erste Mal, dass Sakura ihre beste Freundin wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen musste, auch wenn sie ehrlich sagen musste, dass Ino nie aus ihren Fehlern lernte und sie damit ziemlich nervte.

Seufzend fragte Sakura: „Kennst du diesen… Typen über überhaupt richtig?“

Ino antwortete wieder einige Zeit nicht und starrte gedankenversunken auf einen Punkt über Sakuras Kopf, bis sie scheinbar wieder wirklich zu sich kam.

„Oh ja. Wir haben einen ganzen Abend mit Reden verbracht. Er war sehr nett, charmant, aufgeschlossen, gentlemenlike – irgendwie zu schön, um wahr zu sein.“

Sakura hatte auch eindeutig das Gefühl, dass da etwas nicht stimmte, das da etwas schief laufen musste, aber am besten war es natürlich, dass erst gar nichts lief, was schief gehen könnte, denn sie wusste, dass Ino einfach mal wieder einer sinnlosen Idee nachhing.

„Nun hör mir mal zu, Ino. Wenn du deine wunderbare Beziehung mit Shikamaru für einen Volltrottel aus einem Club aufs Spiel setzt, dann werde ich eigenhändig dafür sorgen, dass du aus einem Hochhaus gestoßen wirst.“

Ihre Aussage lockerte etwas die Atmosphäre, denn beide lachten.

Ino fuhr sich durch die Haare und leerte ihr nächstes Weinglas. „Na ja, vielleicht wird sich beim nächsten Treffen herausstellen, dass er ein absolutes Arschloch ist.“

Nächstes Treffen?“ Sakuras Stimme nahm einen heiseren, hellen Ausdruck an und klang beinahe hysterisch.

Ino verschluckte sich und hustet, als sie Sakuras Entrüstung hörte und beinahe spürte. Sie nickte und war nicht imstande, etwas zu sagen, da sie wusste, was Sakura gerade dachte. Sie war töricht, wenn sie dachte, sie könnte damit erreichen, dass sie sich nicht so fühlte, wie in der Beziehung zu Shikamaru, aber irgendwie siegte nicht ihr Gewissen und der Verstand, sondern einfach die Sehnsucht nach etwas neuem.

„Hör mal, Sakura, ich weiß, dass du das nicht gutheißt-“ Sakura warf ihr daraufhin einen vielbedeutenden Blick zu „- aber ich mach es einfach, okay? Ich wollte nur, damit du davon weißt… falls irgendetwas passiert.“

„Was ich nicht hoffe!“, sagte Sakura nachdrücklich und fand sich damit ab, dass sie Ino nicht mehr umstimmen würde. „Wie heißt der Typ überhaupt?“

„Suigetsu… Wie gesagt, er ist sehr nett und offen. Ich werde ihm ja nicht gleich um den Hals fallen, auch wenn er verdammt gut aussieht.“

Sakura nickte auf ihre Aussage hin und sagte: „Ich weiß, was du meinst.“

Dies machte Ino aufmerksam und sie löcherte Sakura solange mit Fragen und Blicken, bis sie ihr von Sasuke erzählte und von der Sache mit Pein, der manchmal verdammt viel Nähe von ihr suchte.

Natürlich hatte Sakura nach wie vor diese starken Gefühle für Sasuke, aber sie konnte einfach nicht leugnen, dass selbst Pein eine Art Anziehung hatte, aber vielleicht hatte sie einfach eine Schwäche für kühle, mysteriöse Männer. Solange sie sich nicht auf Dinge einließ, wie Ino es tat, konnte ihr nichts passieren.

Das hieße allerdings, dass sie mit Sasuke in so etwas wie einer Beziehung war, aber konnte sie das so nennen? Konnte sie das einfach so sagen?

Nein, weil sie ihn wahrscheinlich schon besser kannte, als sie es sich zugeben wollte. Er würde es mit Sicherheit nicht so nennen, es war einfach ein trautes Beisammensein… oder so etwas in der Art, denn traut war es nicht unbedingt immer, aber einfach nur Bekannte oder Freunde waren sie auf jeden Fall nicht. Nicht nur der Mordfall war ein wirres Durcheinander, sondern auch ihre Gedanken und Gefühle.

Sakura warf einen Blick auf die Uhr und erhob sich. „Tut mir leid, aber ich müsste jetzt auf jedenfall los. Es ist schon spät und ich bin todmüde.“

Ino nickte verständnisvoll und nachdem sie sich für Sakuras Erscheinen und das Gespräch bedankt hatte und sie sich verabschiedet hatten, trat Sakura wieder auf die Straße in die eisige Kälter und ließ kurz einen Blick über die Lichter schweifen, die sich ihr eröffneten, bevor sie sich auf den Weg nach Hause machte.
 

Als sie nach etlichen Minuten, wie es ihr vorkam, zu Hause ankam, ließ sie sich seufzend in ihr Sofa fallen und genoss die Ruhe und Stille, die in dem Raum herrschten.

Hier gab es keine Ino, die sie mit Dingen um den Verstand brachte, die sie nicht gutheißen konnte, keinen Sasuke, der sie um den Schlaf brachte(auch wenn es in ihren Träumen sicherlich anders sein würde) und keinen Pein, der sich ihr immer wieder an die Fersen heftete.

Zumindest dachte sie das, bis es an der Tür klingelte und sie mit einem Grollen aufsprang und wütend auf die Tür zuschritt, die sie beinahe aus den Angeln riss, als sie sich aufmachte, um mit zugegeben freudiger Überraschung in das Gesicht von Pein zu blicken, der mit einem schelmischen Lächeln vor ihrer Schwelle stand.

„Ich hoffe, ich störe so spät nicht?“

Sakura schüttelte den Kopf und trat zur Seite: „Natürlich nicht. Willst du reinkommen?“

Wieso sie das tat, wusste sie in diesem Augenblick nicht und wollte es auch nicht beantworten, aber sie konnte ihm wohl kaum die Tür vor der Nase zu schlagen, da er nett zu ihr gewesen war und für den Fall, in den sie jetzt unweigerlich verwickelt war, eine große Rolle spielte.

Mit einem Nicken trat er ein und blickte sich sogleich in ihrer Wohnung um, ging allerdings direkt auf die Wohnzimmertür zu. Plötzlich fiel Sakura wieder ein, dass er bereits hier gewesen war und als ihr wieder diese Tatsache in den Sinn kam, mochte sie ihn am liebsten einfach wieder aus de Tür schmeißen, doch sie riss sich zusammen, als sie sich ermahnte, dass er das nur wegen seinem Job getan hatte.

So wie sie alles nur wegen ihrem Job tat.

„Hübsche Wohnung.“, sagte er mit einem süffisanten Grinsen und setzte sich mit ausgebreiteten Armen auf das Sofa, als Sakura eintrat. Sie lächelte ihm milde zu und fragte, ob er etwas trinken wolle. Er verneinte es dankend.

„Was kann ich sonst für dich tun?“

Sie fühlte sich beinahe, als würde sie mit einem alten Freund reden und wusste nicht, ob sie das positiv oder negativ bewerten sollte, entschied sich aber einfach dafür, den Gedanken zur Seite zu schieben.

Nachdem sie dies gesagt hatte, sprang er auf und schritt auf sie zu, bis er direkt vor ihr stand und sie nach oben blicken musste, um ihn verwirrt zu mustern.

Er öffnete den Mund und sagte: „Ich wollte nur was klarstellen.“

Plötzlich stand er direkt vor ihr und schaute ihr in die Augen, was unweigerlich dazu führte, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie verlegen nach unten blickte. Doch als sie den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, wusste sie nicht was und blieb unweigerlich stumm. Sie standen in dem stillen Raum und während sein Blick auf sie geheftet war, starrte sie geistesabwesend auf seine Schulter von allen möglichen Gefühlen überrumpelt.

„Ich- Ähm “, fing sie an, doch ihre Worte verloren sich, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Bevor er allerdings noch eine Anstalt machen konnte, unterbrach ein schriller Ton die Stille. Mit einem schnellen Griff hatte Pein sein Handy aus der Tasche genommen und meldete sich genervt.

„Sofort? Kann das nich warten?“ Sakura beobachtete wie Pein ihr den Rücken zudrehte und sich dann seine Jacke schnappte, während er noch das Handy an sein Ohr hielt. Ihre Jacke wurde ihr ebenfalls zugeworfen, doch sie stand nur verdutzt im Raum und folgte Pein mit ihrem Blick, während dieser nur stumm dem Anrufer lauschte und sich die Schuhe anzog.

„Seit ihr euch sicher?“

Auf die Antwort, die er bekam, verdrehte er die Augen. „Bin gleich da. Ich bring Sakura mit.“

Und damit legte er auf und drehte sich zu ihr, während sie nur zögerlich die Jacke anzog. „Was ist denn los?“, fragte sie und Pein schritt auf sie zu, warf ihr den Schal um den Hals, band ihn herum, sodass sie beinahe keine Luft mehr bekam, nahm sie an der Hand und zog sie aus der Tür heraus, bevor er ihr antwortete.

„Wir haben ihn.“

"Ja, es ist vorbei."

Kaum wusste sie, was ihr geschah, als Pein sie über die Straßen zog, mit dem Auto durch die Straßen bretterte, da stand sie auch schon wieder einmal in der Polizeistation, umringt von hektischen Angestellten, was scheinbar in der letzten Zeit immer häufiger vorkam. Es schien, als würden sie unter dem ganzen Papierkram ersticken und sich mühevoll immer wieder an die Oberfläche kämpfen, dennoch sah es eher danach aus, als würden sie scheitern.

Bis sie dort angekommen waren, hatte sie gar keine Möglichkeit gehabt, Pein auszufragen, was sein ganzer Auftritt sollte, seitdem er bei ihr vor der Tür aufgetaucht ist, denn das Treiben zog so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass sie es vergessen hatte. Doch nun, da sie durch die Gänge eilten, drehte sie ihren Kopf zu ihm und fragte ihn, was dies alles zu bedeuten hätte.

„Wie ich gesagt habe, wir haben ihn.“, antwortete er schlicht und kämpfte sich weiter mit ihr durch die Welle Angestellter, bis sie vor Sasuke und Narutos Bürotür anhielten. Während er seine Hand auf die Türklinke setzte und die Tür aufmachte, fragte Sakura aufgebracht: „Was soll das heißen? Wen haben wir?“

Als sie in das Büro traten und die Tür schlossen, schien der ganze Trubel wie verblasst, denn in diesem Raum herrschte Ruhe und Ordnung, während Sasuke und Naruto an ihren Schreibtischen saßen und Kaffe tranken, über diverse Papier brütend, und Karin auf ihren Schuhen wippend in einer Akte las. Sakura bemerkte erst auf den nicht minder interessierten Blick von Sasuke, dass Pein immer noch ihre Hand hielt und schüttelte diese rot werden ab.

„Wie habt ihr das geschafft?“, fragte Pein und setzte sich vor Sasuke auf den bereitstehenden Stuhl, als mochte er von niemand anderem diese Information erfahren, doch bevor der ihm gegenübersitzende etwas sagen konnte, kam Karin zu Wort.

„Es war erst kurz nachdem ihr beide weg seid. Da war erst diese Frau. Die kam total aufgelöst zu uns und hat unsinniges Zeug vor sich hin gebrabbelt, was dann aber doch nicht so unsinnig war“, sie kicherte leise, als hätte sie einen Witz gerissen, „danach hat es nicht mehr lange gedauert. Wir haben einen Trupp losgeschickt, ein paar Verdächtige gefangen, sie der Frau vorgesetzt – e voilá.“ Beim letzten Wort machte sie eine ausschweifende Bewegung. Sakura dämmerte es nun langsam, was sie eigentlich alles verpasst hat und trat aufgeregt von einem Fuß auf den anderen, gierig nach noch mehr Informationen.

So lange hatten sie nach ihm gesucht und das soll jetzt einfach plötzlich das Ende sein? Ein kleiner Fehler im System und alles war aufgeklärt und zu Ende? War das wirklich so leicht?

„Nun, wenn das so ist, können wir ja nun über meine Anliegen reden.“, sagte Pein mit einer sichtlich amüsierten Stimme und Sasuke warf ihm einen mörderischen Blick zu. Karin hob die Augenbrauen, während Naruto sich erhob und um seinen Tisch schritt und sich neben Sasukes stellte.

„Deine Anliegen?“, fragte er interessiert.

Pein nickte. „Meine Anliegen. Ich habe niemandem etwas von meinen Hilfestellungen erzählt, allerdings gehe ich leer aus, wenn ich ihnen nun den ganzen Ruhm überlasse und das wäre doch mehr als unfair.“

„Hilfestellung?“, rief Karin feixend. „Was hast du denn großartig gemacht, außer hübsch auf deinem Hintern sitzen und Löcher in die Luft starren?!“

Pein drehte sich mit emotionsloser Miene zu ihr herum. „Was ich gemacht habe?“, fragte er aalglatt und fuhr fort. „Ich habe nicht gegen sie gearbeitet, sondern mit ihnen. Und das genügt, dass ich eine Belohnung verdient habe.“

Karin atmete scharf ein. „Belohnung?“

„Ja, Belohnung.“ Damit drehte er sich wieder zu Sasuke herum und ignorierte, die zischenden Beleidigungen von Karin.

Sasuke schaute ihn unverwandt an. Natürlich verstand er, worauf Pein hinaus war, zumindest im Groben, allerdings konnte er sich in keinster Weise vorstellen, was Pein von ihm verlangen mochte und ob es zu erfüllen war. Wollte er, dass man ihm den ganzen Ruhm zusprach, so war das auf alle Fälle unmöglich.

„Zu allererst“, finge Pein an. „verlange ich, dass Sakura in ihrem Titel deutlich genug erwähnt, dass ihr durch eine geheime Spur auf die Lösung gekommen seid. Sie soll meinen Namen nicht im Geringsten erwähnen, allerdings würde es meinem Auftraggeber nicht gefallen, wenn er erfährt, dass ich geholfen habe. So kann ich ihm wenigstens die Lüge auftischen, dass ihr mich ausspioniert habt.“ Er ignorierte das Schnauben von Sasuke. „Außerdem möchte ich, wie gesagt, eine Belohnung. Ein kleines Sümmchen, einen hübschen Betrag an Dollar. Nichts Besonderes.“

Ein süffisantes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und er blickte mit Amüsement in den Augen in die Runde. Sein Blick blieb auf Sakura hängen, wie der von Sasuke, der ihn nicht abgewandt hatte, seit Pein ihren Namen hatte fallen lassen. Auf die unausgesprochene Antwort zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Wird für mich kein Problem das ein bisschen zweideutig zu schreiben.“

Sasuke nickte und sagte dann zu Pein, den Blick noch etwas auf Sakura geheftet: „Das mit dem Geld regeln wir im Privaten, würde ich vorschlagen.“

Pein stand auf, das Grinsen immer noch auf dem Gesicht. Sakura folgte jedem seiner Bewegungen. Dieser Mann warf mindestens genauso viele Fragen auf, wie Sasuke, denn sie war sich sicher, dass hinter ihm auch etwas mehr steckte und seine ganze Art schien auch etwas zu verbergen. Aber vielleicht bildete sie sich das ein, das tat sie ja gerne. Wobei sie sich auch nicht getäuscht hatte, als sie dachte, sie würde verfolgt werden.

Sie schüttelte den Gedanken ab, als Pein wieder seine Stimme erhob.

„Ich habe noch ein paar Geschäfte zu erledigen, bis dann.“ Er hob noch schnell die Hand zum Abschied, welche er einen Moment später auf Sakuras Schulter legte und mit einem Zwinkern sagte: „Wir sehen uns.“ Im nächsten Moment hörte Sakura die Tür zuschlagen und dann herrschte drückende Stille im Raum.

„Die Lösung von dem Fall schien ihn ja nicht gerade brennend interessiert zu haben.“, sagte Naruto verbissen und ging wieder hinüber zu seinem Schreibtisch. Da nun wieder ein Stuhl frei war, setzte Sakura sich gegenüber von Sasuke und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Als sie die Zimmerdecke sah, schloss sie die Augen und sie überrollte erneut die Müdigkeit. Eigentlich hätte sie jetzt in ihrem Bett liegen können und schlafen… aber was wäre passiert, wenn niemand angerufen hätte? Immerhin war Pein die Sekunde davor ganz nah bei ihr, in ihrer Wohnung, hatte sie angestarrt und sie hatte die Augen nicht abwenden können.

„Sakura?“ Sie schreckte hoch und starrte Sasuke an, der sich erhoben hatte und nach seiner Jacke griff. „Ich fahr dich nach Hause.“

Ohne Zögern und Protest stand sie auf, verabschiedete sich schlaff von den beiden noch Anwesenden und ließ sich von Sasuke durch die Tür, die Menschenmenge und Straße zu seinem Auto geleiten. Den Weg über sprachen sie kein Wort, Sakura wagte er nicht einmal, ihn anzublicken, während die Müdigkeit sie noch mehr überrollte und sie sich schließlich mit einem wohligen Seufzen in die weichen Polster von Sasukes Beifahrersitz warf.

Als sie hörte, wie er seine Tür schloss und der Motor aufheulte, traute sie sich, ihn anzusehen und wie immer gefiel ihr, was sie sah.

Was waren sie jetzt eigentlich? Ein Paar? Ein richtiges Liebespaar… oder nur gute Bekannte? Oder Freunde mit kleinen Extras? Oder einfach nur Mann und Frau, die sich gegenseitig attraktiv waren?

Völlig absurd, dachte sie und schob die Schuld auf die Müdigkeit, die ihre Glieder umschloss. Sie wollte am liebsten einfach nur ihre Augen schließen und einschlafen, der kontinuierlich surrende Motor und das Geräusch der Reifen auf der Straße waren ebenfalls so unglaublich beruhigend…

„Was hat Pein bei dir getrieben?“

Sie schreckte aus ihrem Sekundenschlaf auf und starrte Sasuke erneut an. Einige Sekunden brauchte sie, um zu realisieren, was er gesagt hatte und sie eine Antwort zu Recht zu legen, die plausibel klang, nicht die ganze Wahrheit preisgab, aber auch nicht gelogen war.

„Er war nur in der Nähe und wollte wissen, wie ich so lebe.“

„Er ist bei dir eingebrochen, er weiß es schon.“

Verdammt, dachte Sakura und biss sich auf die Lippe, doch schnell ließ sie ein Lächeln auf ihre Lippen. „Das hab ich ihm auch gesagt und dann hab ich ihm was zu trinken angeboten, aus reiner Höflichkeit natürlich, und dann kam auch schon der Anruf.“

Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund und sie dankte Gott, dass sie sich nicht verplappert hatte, sondern ihre Geschichte auch noch recht realistisch und glaubwürdig war. Obwohl Sasuke die Stirn runzelte, da er ihr scheinbar trotzdem nicht glauben wollte, sagte er nichts mehr dazu.

Nach kurzer Stille sprach Sakura: „Wie war das noch mal genau mit dem Mörder und der Frau?“ Schließlich musste sie noch einen Zeitungsartikel schreiben. Aufmerksam hörte sie Sasuke zu, der langsam erzählte, dass die Frau von Polizisten aufgegabelt wurde, da sie wie verrückt durch die Straßen gelaufen ist und ein zerschlissene Bluse hatte, was eindeutig von einem Messer kam, da sie knapp einem Angriff entkommen ist. Darauf wurden mehrere Polizeitruppen in Kenntnis gesetzt und mit einer Beschreibung, die die Frau geliefert hatten, brachten sie einige Verdächtige ins Revier, wo bereits das Verhören der Frau abgeschlossen war. Sie wirkte natürlich total verstört und erzählte nur stockend, aber es schien auf den gleichen Täter hinauszulaufen, da er sie auch in eine dunkle Gassen gezogen hatte, wie Hinata damals.

Nachdem sie den Mann identifiziert hatte, wurde der ebenfalls verhört. Er war zunächst sehr aggressiv und konnte kaum befragt werden, doch dann hatte er angefangen zu weinen und darüber zu philosophieren, dass er ihr doch nur helfen wollte, sie von ihren Qualen befreien wollte, indem er sie tötet, weil sie es dann nicht mehr ertragen muss.

Sakura hatte der Geschichte stumm gelauscht. Was, wenn sie sich irrten? Aber war das möglich? Vielleicht war sie auch einfach nur zu misstrauisch, sicherlich waren lagen sie richtig. Immerhin war das ihr Job, nicht war? Und nun wurde der Fall an die Justiz übergeben, was hieße, dass sie kaum noch bis gar kein Mitspracherecht mehr hatten. Sie hoffte nur, dass sie die Müdigkeit das bis zum nächsten Tag nicht vergessen ließ.

Als das Auto anhielt, stieg Sakura seufzend aus und bemerkte freudig, dass Sasuke es ihr gleich tat und um das Auto herum auf sie zu Schritt und sie bis zu ihrer Haustür begleitete. Mit beinahe federnden Schritten ging sie neben ihnen her. Es war ihr doch so egal, was sie waren, solange sie das waren, was sie nun in diesem Moment erleben durfte, denn als sie vor der Tür stehen blieben, legte sie die Arme um ihn und sie umarmten sich so lange, bis Sakura bemerkte, dass sie beinahe im Stehen einschlief. Sie entfernte sie einige Zentimeter und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Dann lächelte sie.

Mit trägem Griff in die Jackentasche holte sie ihre Schlüssel hinaus und öffnete ihre Tür, etwas enttäuscht feststellend, dass er mit Sicherheit noch so viel zu tun haben würde, dass er nicht länger bleiben konnte. Als sie sich auf der Türschwelle herum drehte, sah sie, dass er schon zum gehen bereit war und fragte dann leise, an die ganze Geschichte denkend, den Mordfall, der sie zusammengeführt hatte, auch wenn sie am Anfang solche Schwierigkeiten gehab haben.

Doch nachdem sie gesprochen hatte und nachdem er nach seine Antwort einfach gegangen war, fühlte sie sich plötzlich leer, als hätte ein eisiger Windstoß einfach alles mit sich genommen.

„Und jetzt ist es vorbei?“

„Ja, es ist vorbei.“
 

Am nächsten Tag wurde den New Yorkern als große Schlagzeile der Erfolg der Polizei präsentiert. Sakura ahnte, als sie an den halb leeren Ständen der Zeitungen vorbeizog, dass die Auflage sich mit Sicherheit erhöht hatte, sicherlich ganz zur Freude von Tsunade. Sakura hatte am Abend noch schnell den Artikel geschrieben und per E-Mail verschickt, da sie wusste, dass Tsunade ihr ansonsten den Kopf abreißen würde, da sich diese Nachricht ohne Umschweife unter den Journalisten und Reportern weiter gesprochen hätte und sie unbedingt die Exklusivste Ausgabe veröffentlichen wollte.

Zappte man an diesem Tag durch das Fernsehprogramm war das Hauptthema die Festnahme des Serienmörders, der so lange sein Unwesen getrieben hatte. CNN lieferte einen besonders langen und exklusiven Bericht, den Sakura sich gemütlich auf ihrer Couch anschaute, um sich von all den anderen Dingen abzulenken, die ihr sonst im Kopf herumschwirrten.

Zum einen war es das, was Sasuke gesagt hatte. Es hatte so zweideutig geklungen, dass sie sich, nachdem sie sich ins Bett gelegt hatte, nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken. Sie hoffte, dass sie es sich nur einbildete, denn sonst würde ihr das beinahe das Herz brechen.

Zum anderen war da noch immer die Sache, die Ino ihr erzählt hatte. Nachdem sie sich lange damit beschäftigt hatte und sogar bei ihr angerufen und von Shikamaru erfahren hatte, sie wäre mit Freundinnen unterwegs, wurde sie misstrauischer, als sie es schon war. Sie hatte geahnt, dass Ino ihren Ratschlag, oder Bitte, die Finger von dem anderen Mann zu lassen, nicht ganz ernst genommen hätte. Und das machte ihr Sorgen.

Sie mochte Shikamaru und Ino noch mehr und sie würde es nie ertragen können, wenn diese Beziehung ein Ende fand und sie es hätte verhindern können.

Deshalb sprang sie in dem Moment von der Couch und zog sich schnell um und während sie nach draußen eilte, versuchte sie mit ihrem Handy, Ino zu erreichen. Doch niemand meldete sich, was Sakura stutzen ließ. Sie konnte sie an keine Zeit erinnern, in der Ino ihr Handy entweder nicht mitgenommen hatte oder nicht immer in Reichweite hatte, sodass sie erreichbar war – nicht einmal, wenn sie ein Date hatte.

Sakura bliebt mitten auf der Straße stehen, was dazu führte, dass einige Menschen sie anrempelten, doch sie ließ sich davon nicht beirren und versuchte ein weiteres Mal, bei Ino anzurufen, doch wieder einmal ohne Erfolg. Schnaubend warf sie das Handy in ihre Manteltasche und stand immer noch unschlüssig in der Menge, da ihr Plan, Ino aufzusuchen, soeben geplatzt war.

Und dann tat sie das, was ihr als einziges einfiel. Sie beschloss Sasuke und Naruto erneut zu besuchen, selbst wenn sie keinen wirklichen Grund mehr dazu hatte, doch sie waren immer hin nun ihre Freunde und in Sasuke Fall vielleicht sogar mehr.

Ihr Herz schmerzte, als sie das dachte, besonders bei dem vielleicht. Wann würde sie dieses Wort in Verbindung mit Sasuke nie mehr sagen müssen? Würde das je geschehen?

Und wenn Sasuke sie nun nicht mehr wollte, aus welchen Gründen auch immer, denn das wäre ihr beinahe unerklärlich, was würde sie dann machen? Vielleicht… ja, vielleicht würde sie Pein sogar eine Chance lassen, denn sie hatte das Gefühl, dass er wirklich etwas mehr wollte, das war beinahe unübersehbar. Besonders als er plötzlich bei ihr zu Hause angekommen ist. Aber sie kannten sich doch gar nicht. Doch dann wurde ihr klar, dass er sie vielleicht mehr kannte, als es ihr lieb war, immerhin hatte er sie einige Zeit lang fast auf Schritt und Triff verfolgt.

Komplett in Gedanken versunken, kam sie an ihrem Ziel an, doch nicht ohne auf ein Hindernis zu stoßen. An der Tür stand ein Türsteher und als sie sich näherte, sah sie bereits, dass er sie mit einem interessierten Blick musterte und bevor sie durch die Tür treten konnte, wurde sie zurück gehalten. Verwunder blickte sie ihn an. Er hatte doch mit Sicherheit schon gesehen, dass sie immer zu mit Naruto und Sasuke durch die Tür gekommen ist, wieso ließ er sie nicht durch.

„Wa-?“ Er schob sie zurück. „Kein Zutritt für Unbefugte.“

Sie hob die Augenbrauen an und blickte sich um, als erwartete sie ein Team von der Verstecken Kamera.

„Unbefugte? Ich bitte Sie, Sie haben mich doch immer hier rein und raus gehen sehen!“

Der Securitymann verschränkte die Arme von der Brust und blickte zu ihr nieder, denn er war beträchtlich größer als sie und besonders bullig. Er sagte nichts mehr, blickte sie aber immer noch unverwandt an, schien aber nicht von der Stelle rücken zu wollen, außer er ließ einen Polizisten durch. Bevor Sakura den Mund ein weiteres Mal aufmachen konnte, um ihrer Entrüstung freien Lauf zu lassen, schlang sich ein Arm um ihre Taille und ihr blieb die Luft weg, besonders, als sie die dazugehörige Stimme hörte.

„Sie gehört zu mir.“

Mit großem Schwung drehte sie sich herum, doch der Arm blieb unverändert an seinem Platz, sodass Sakura nun gegen seine Brust gedrückt wurde. „Pein!“, rief sie überrascht, besonders, da sie noch nie einen Namen so laut ausgesprochen hatte, was sie selber zum Stutzen brachte, sodass sie zunächst nur stumm auf seinen Hals starrte, der auf ihrer Augenhöhe war. „Sakura.“, hörte sie ihn sagen und konnte sie beinahe sein süffisantes Lächeln vor Augen führen. Als sie bemerkte, dass er scheinbar nicht vor hatte, seinen Arm von ihr zu nehmen, drückte sie ihn leicht von sich weg und blickte ihm nun ins Gesicht und tatsächlich schmückte dies sein attraktives Grinsen.

„Ich-“, fing sie an, doch eigentlich hatte sie keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte, als schwieg sie. Doch sie musste nicht mehr sagen, denn er legte wieder den Arm um ihre Hüfte und zog sie mit sich durch die Tür, an dem überraschten Türsteher vorbei, der sich wieder seinem Job widmete.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie ihn, durchaus von seiner Hand eingeschüchtert, die er trotz all ihrem Protest einfach nicht von dort wegnehmen wollte und das Schlimmste an der ganzen verdammten Sache war, dass Sakura durch das Gefühl seiner Hand eine wohlige Gänsehaut bekam. Und das war gar nicht gut. Warum hatte sie bloß solch eine Schwäche für Männer, die sie eigentlich nicht wirklich kannte? Vielleicht war es eben dieses Mysteriöse…

„Dasselbe könnte ich dich fragen.“

„Ich wollte bloß Sasuke und Naruto besuchen, mehr nicht. Und du?“

Er schien zunächst nicht antworten zu wollen, doch dann antwortete er schlicht: „Geschäftliches.“ Und Sakura verstand bereits so, dass es sich wahrscheinlich um das Geld handelte, um das er und Sasuke noch diskutieren wollten.

Ohne große Umschweife gelangen sie zu dem Büro der beiden, in dem sie bereits auch warteten und durchaus überrascht waren, dass Pein erneut mit Sakura im Schlepptau auftauchte. Sakura bemerkte den tödlichen Blick von Sasuke und sie befreite sich von Peins Hand, indem sie mit schnellen Schritten auf Sasuke zuschritt.

Doch dieser stand auf und ging an der anderen Seite des Schreibtisches vorbei auf Pein zu und wies ihn aus dem Raum. Sakura blieb neben dem Tisch zu und starrte Sasuke mit leerem Blick hinterher, als die Tür sich schloss und unangenehme Stille im Raum herrschte. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich über seine offensichtliche Eifersucht freuen sollte, da es eindeutig zeigte, dass sie ihm wichtig war, oder darüber traurig, dass er sie so angesehen hatte.

„Hm, ich glaub, er ist irgendwie eingeschnappt.“, gluckste Naruto hinter ihr und sie drehte sich herum. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen und sie ging auf ihn zu und setzte sich auf die Kante seines Tisches. Plötzlich fand sie die Idee, Naruto von Ino zu erzählen, unglaublich gut und ohne Zögern fing sie an.

„Hör mal, Naruto. Ich mach mir Sorgen um Ino.“ Überraschte blickte er sie an und lehnte sie ihn seinem Stuhl zurück, als sie seufzend weiterfuhr: „Sie hat mir gestern etwas von einem Mann erzählt, einem Fremden, den sie getroffen hat. Ja ja, ich weiß, sie ist mit Shikamaru zusammen.“, sagte sie auf seinen fragenden Ausdruck hin. „Das habe ich ihr auch gesagt. Ich meinte, sie soll das lassen und es vergessen, aber sie ist scheinbar total verbissen in so ein Abenteuer, oder als was sie diesen Unsinn auch sieht.

Auf jedenfall wollte sie heute erreichen und zu Hause war sie nicht. Und sie geht nicht an ihr Handy, was mich noch mehr beunruhigt, denn normalerweise ist das nie der Fall.“

„Und du denkst-“

„Ich weiß gar nicht, was ich denke oder denken sollte. Es ist einfach… ich mache mir Sorgen, besonders nach dieser Sache mit Hinata.“ Daraufhin verstumme sie und beide blickten sich ohne ein Wort an. Eigentlich hatte Sakura sich das nur von der Seele reden wollen, doch als sie das Thema Hinata anschnitt, hoffte sie beinahe darauf, dass Naruto ihr ihre Hilfe anbot. Natürlich war es total absurd gleich davon auszugehen, dass etwas nicht stimme, nur weil Ino nicht an ihr Handy ging oder zu Hause war. Das konnte immer hin alles bedeuten. Aber auch genau das, gab ihr zu denken.

„Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich alle ins Verderben reite.“, seufzte Sakura.

„Quatsch doch keinen Mist. Vielleicht ist ihr auch nichts passiert.“

Sakura sprang auf und nahm Narutos Kopf in ihre Hände. „Verstehst du nicht, Naruto? Genau das haben wir über Hinata auch gesagt und jetzt…“ Sie wagte gar nicht, es auszusprechen und blieb stumm. Besonders da sie daraus nicht so eine große Sache machen wollte und jetzt tat sie es trotzdem, aber sie konnte nun einmal einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass sie nicht wusste, was mit Ino los war.

Immerhin hatte sie sich mit einem beinahe fremden Mann getroffen, nach der Sache mit Hinata und dem Serienmörder, der jetzt zwar gefangen war, doch es gab Millionen Menschen in New York und mit Sicherheit noch mehr von solchen Irren.

„Wenn du dir solche Sorgen machst…“

„Solche Sorgen? Ich mache mir nicht nur, solche Sorgen. Ich mache mir verdammt viele Sorgen! Vielleicht hast du Recht und ich übertreibe, aber was wenn nicht? Ich will sowas wie mit Hinata nicht noch einmal durchmachen müssen!“

In dem Moment ging die Tür erneut auf und Sasuke trat mit einem missgelaunten Gesichtseindruck ein und hinter ihm Pein mit einer durchaus positiveren Ausstrahlung. Als sie Sasuke erblickte, verstummte sie mit einem Mal und folgte ihm mit den Augen bis zu seinem Sitzplatz.

„Gehen wir, Sakura?“

Überrascht drehte sie sich um und blickte Pein mit hochgezogenen Augenbrauen an. Entweder war er wirklich an ihr interessiert oder er wollte Sasuke nur eins auswischen, weshalb er solche Dinge immer direkt vor seiner Nase tat.

„Gehen? Nein, ich bleibe noch hier.“

Mit einem Zwinkern sagte er: „Schade.“ Und mit einem Winker verabschiedete er sich von den Anwesenden und verschwand aus der Tür. Stumm starrten sie ihm hinterher, bis Naruto bissig sarkastisch sagte: „Witzbold.“

Darauf wandte er sich wieder Sakura zu. „Ich schau mal, was sich machen lässt, okay?“ Sie nickte und bedankte sich leise. Doch als sie die Stimme von Sasuke hörte, lief ihr ein Schauer über den Rücken und es war, als würden all die Momente, die sie mit ihm verbracht hatte, vor ihrem Auge vorbeilaufen.

„Worum geht es?“ Noch bevor sie ein Wort sagen konnte, denn sie war sich nicht sicher, ob sie ihm eine wahrheitsgemäße Antwort geben sollte, ergriff Naruto das Wort.

„Sakura glaubt, dass Ino entführt wurde.“
 

Nichts ist so, wie es scheint.

"Für so banale Hirngespinste haben wir keine Zeit."

Kaum war der Anruf gekommen und die Akte auf seinem Tisch schien sich die ganze Welt wieder auf den Kopf zu stellen, wo sie doch für kurze Zeit recht geordnet war. In ihm kam wieder alles hoch, was er immer zu verbergen versuchte, mit seiner Fassade vor der Außenwelt zu verstecken wollte, als er hörte, was geschehen war. Am liebsten wäre er aufgesprungen und ziellos durch die Gegend gelaufen, um einfach nur diesen Mann zu finden, gegen den er die meiste Abscheu, den größten Hass hegte und ihn dabei nicht einmal kannte. Doch sein Stolz hielt ihn davon zurück, seine Fassade, die er aufsetzte, und doch wusste er, dass es für eine Person völlig klar war, was in ihm vor ging, der ihn selbst davon abgehalten hätte, auszuspringen und den nächst belieben verdächtigen eigenhändig zu ermorden.

Naruto hatte ihm einen vielsagenden Blick zugeworfen, als er die ihm zugekommene Akte gelesen hatte. Sie hatten sich ohne Worte verstanden und Naruto wusste nur, dass das Wichtigste nun war, Sasuke im Auge zu behalten, selbst wenn es ihm seltsam vorkam, so etwas vor zu haben.

Allerdings war es einfach wichtig, damit rechnen zu müssen.

Sie hatten einen Fall auf den Tisch bekommen, in dem es um das mächtige Ehepaar Namiashi ging, die auf einem Ausflug nach New York City in ihrem Auto ermordet wurden. Naruto wusste, dass Sasuke sofort an seine Eltern gedacht hat, denn er hätte es sicherlich auch gemacht und diesen Ausdruck in seinen Augen, nachdem er das gelesen hatte, würde wohl auch nie vergessen. Es spiegelte sich Wut und gleichzeitig eine Verletzlichkeit wider. Und gleichzeitig hatte er Angst über unüberlegte Handlungen von Sasuke, denn Naruto war sich sicher, dass dies ihm sehr nahe ging.

„Denkst du-?“ Naruto konnte seine Frage nicht zu Ende stellen, denn Sasuke sprang auf und griff nach seiner Jacke. Damit bedeutete er Naruto, dass er nicht darüber reden wollte, geschweige denn irgendwelche Fragen beantworten wollte, die ihm so nahe gingen. Ohne ein Wort verließ er das Büro und ebenfalls auch die Polizeistation und nachdem er im Auto saß, lehnte er sich zunächst zurück und starrte auf die belebte Straße.

Er hatte sein eigentliches Ziel in letzter Zeit aus den Augen verloren, fiel ihm plötzlich ein und das nicht nur, weil er so beschäftigt war, diesen Mörder zu fassen, sondern auch, weil er Sakura begegnet war. Er hatte geahnt, dass sie alles nur noch schlimmer machen würde und er hatte damit recht gehabt und nun durfte er sich wieder von den Gefühlen einholen lassen, die der Mord an seinen Eltern verband. Dabei hatte er das nie aus den Augen verlieren wollen. Es musste sich was ändern.

Und irgendwie wusste er auch, was er jetzt tun musste. Es war, als würde ein Schleier von seinen Augen fallen und er ließ den Motor aufheulen, bevor er schnell in den Verkehr mit einfuhr und zu seinem Ziel steuerte. Es war sicherlich kein Zufall, dass es ein mächtiges Ehepaar war, das unweigerlich viel Einfluss hatte und er kannte nur eine Person, die nun einen Groll auf alle Menschen hatte, nicht nur die Polizei.

Nach nicht langer Zeit hielt er vor dem Anwesen an und ohne Zögern schritt er zur Tür und klingelte so lange, bis die Tür vor ihm aufgemacht wurde. Auf ihn nieder blickte ein groß gewachsener Mann mit dunklen langen Haaren und einem sehr strengen Blick und einer aalglatten Miene.

„Guten Tag, Hyuuga.“

Hiashi versteckte seine Überraschung nicht und Sasuke beobachtete aufmerksam jede seiner Bewegungen. „Uchiha.“, sagte er streng und wartete auf eine gute Erklärung, dass er ihn in sein Haus ließ, denn er sah keinen weiteren Grund, nachdem der Fall um den Tod seiner Tochter aufgeklärt wurde. Doch als Sasuke keine Anstalten machte, etwas zu sagen, wies er ihn in sein Heim hinein.

„Was kann ich für Sie tun?“

Hiashi griff nach einem Glas, in dem sich Whiskey befand, ohne seinem Besuch etwas anzubieten. Doch Sasuke ging es nicht um die Gastfreundschaft von Hiashi Hyuuga, sondern um Antworten.

„Sie haben sicherlich schon von dem Tod von Namiashi gehört.“ Aufmerksam beobachtete er Hiashi, der einen Schluck von seinem Whiskey nahm und die Hand in der Hosentasche verschwinden ließ.

„Ja, habe ich. Traurige Geschichte, aber was soll man machen…“

Sasukes Augenbrauen erhoben sich und er fixierte Hiashi mit seinen Augen. Natürlich machte es ihm nichts aus, dass sie tot waren, immerhin hieß das für ihn nur, dass er nun noch weniger Konkurrenz hatte, wie damals, als Sasukes Eltern gestorben waren.

„Und was habe ich damit zu tun?“, fragte Hiashi gereizt. In dem Moment betrat seine Frau die Eingangshalle und blickte überrascht zwischen den beiden Parteien hin und her, doch als sie einen vernichtenden Blick von ihrem Ehemann bekam, verließ sie in Windeseile wieder das Zimmer.

„Haben Sie denn etwas damit zu tun?“

Hiashi warf Sasuke einen nicht minder vernichtenden Blick zu, doch dann umspielte ein kleines Grinsen sein Gesicht und entstellte dies eher, als das es freundlicher wirkte. Es schien eher, als hätte er lange nicht mehr Amüsement gezeigt und das Gesicht verzerrte, um eine Art Grinsen über sich zu bringen.

„Sie sind scheinbar immer noch nicht über den Tod ihrer Eltern hinweg, nicht wahr? Ebenfalls traurige Geschichte, aber man kann nun einmal nicht alles aufklären.“

Sasukes Miene spiegelte Abscheu und Hass wieder, als er sein Gegenüber anblickte. Wenn jemand so über den Vorfall sprach und über seine Eltern und besonders, wenn es jemand war, von dem er wusste, dass es ihm überhaupt nichts ausmachte, konnte er seine kühle Fassade nicht mehr aufrecht erhalten.

„Da haben Sie Recht. Aber vielleicht liegt es daran, dass jemand nicht will, dass es aufgeklärt wird.“

Hiashis Versuch zu Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, welches erneut eine glatte, kühle Miene aufwies.

„Was soll das heißen?“, fragte er scharf und fixierte Sasuke mit seinem Blick, als wünschte er, ihn damit in Feuer setzten zu können. Sasuke vergrub die Hände in der Hosentasche und musterte Hiashi.

„Ich kenne keine Person, die mehr von diesen Toden profitiert als Sie.“

„Ich verbiete mir solche Unterstellungen!“, rief Hiashi gereizt und kippte den Rest seines Whiskeys hinunter, um das Glas mit einem lauten Knall auf den kleinen Tisch neben ihm abzustellen.

„Aber Sie bestreiten diese Tatsache nicht?“ Sasuke versuchte Hiashi zu provozieren, denn er war sich sicher, ihn damit aus der Reserve locken zu wollen. Natürlich wusste er nicht genau, auf was für eine Antwort er hoffte, außer vielleicht, dass er sich als Mörder preisgab, doch egal, wie hoch seine Hoffnungen waren, selbst darauf hoffte er nicht wirklich.

„Sie sind wie ihr Vater“, bellte Hiashi. „Sie kommen mit keiner Niederlage klar. Wahrscheinlich müssen sie sich auch alles angeln, was anderen gehört, nur damit sie besser da stehen, oder? Das widert mich an.“

Sasuke blickte unberührt in Hiashis Augen. Er war minder überrascht von diesem Ausbruch, und dass er seinen Vater nicht leiden konnte, wusste er bereits, denn er war damals ebenfalls nicht blind gewesen. Aber genau darauf hatte er gewartet.

„Und deshalb mussten auch Namiashi sterben?“

Hiashi schnaubte. „Wen interessieren schon Namiashi? Ihr Vater hat nichts anderes als den Tod verdient-“

„Halten Sie den Mund!“, fuhr Sasuke ihn mit hasserfüllter Stimme an. So sehr er versucht hatte, dass er über das Gespräch herrschte, schien sich dies mit den Worten Hiashis zu wenden.

Wieder verzog sich Hiashis Mund zu diesem schrecklichen Grinsen.

„Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen. Ich bin mir sicher, sie wussten nicht, wie schrecklich ihr Vater war, der Tod kam nicht nur ihm ganz Recht.“

„Falls sie es nicht vergessen haben, meine Mutter ist dabei auch gestorben.“, zischte Sasuke. Hiashi schloss kurz die Augen und dann öffnete er sie wieder, bevor er fort fuhr.

„Nun, das bedaure ich seh, denn deine Mutter… nun wie soll ich sagen, hätte dein Vater sie mir nicht weggenommen, wäre ich wohl heute mit ihr verheiratet und dich Balg würde es nicht geben.“

Sasuke packte Hiashi am Kragen, doch dieser verlor sein Grinsen nicht.

„Sie Mistkerl, sprechen Sie ja nie wieder so über meine Eltern, haben Sie mich verstanden? Und warten Sie nur, bald vergeht ihnen ihr dreckiges Grinsen, wenn ihre Frau mit Ihnen durch Gitterstäbe reden muss.“

Hiashi nahm Sasuke Hände von seinem Kragen und öffnete die Tür hinter seinem Rücken, um ihm zu zeigen, dass das Gespräch für ihn zu Ende war. Er schob ihn mit Gewalt hinaus und selbst, wenn er wusste, dass er sich verraten hatte, dass Sasuke vielleicht bald auf die Lösung kommen würde, machte er sich keinen Kopf darüber.

„Machen Sie, was Sie nicht lassen können, Uchiha. Aber wer soll Ihnen glauben?“

Sasuke versuchte gar nicht, gegen Hiashi anzukämpfen, sondern verließ das Haus sogar freiwillig und als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen hörte, zog er scharf die Luft ein, um sich zu beruhigen. Er hätte es ahnen müssen, er hätte ahnen müssen, dass Hiashi all die Jahre lang nie ganz unschuldig war. Sasuke war sich immer noch sicher, dass Hiashi sie nicht eigenhändig umgebracht hat, aber er war sich verdammt sicher, dass er etwas damit zu tun hatte, vielleicht sogar die Fäden zog.

Mit schnellen Schritten ging er zu seinem Auto und mit dem Kopf voller Fragen fuhr er mit überhöhter Geschwindigkeit zurück. Plötzlich durchfuhr das Klingeln seines Handys die Stille im Auto und überlegen zu müssen, wo es sich befand, griff er danach und meldete sich. Es war unverkennbar Narutos Stimme.

„Du wirst es nicht glauben – es gab schon wieder einen Mord…“

Fluche zischend legte er auf. Das war unmöglich, aber scheinbar war es doch noch nicht vorbei.
 

Er konnte es kaum fassen, während die Nachricht langsam hindurch sickerte. Bis zu jenem Zeitpunkt schien alles so klar gewesen sein, als wäre ein von seinen Augen gefallen und mit einem Anruf erschien der wabernde Nebel wieder vor ihm und verdeckte jegliches Licht, welches ihm den Ausweg deuten könnte. Der Verdächtige hatte immer zugestanden, er hätte die Morde begangen und niemand, der bei klarem Verstand war, würde sich selber solch grausame Taten zuschreiben… zumindest solange man wirklich bei klarem Verstand war.

Hätte es sein können, dass ihr Verdächtiger übersehbar manipuliert war? Oder kam ihm dieses Hirngespinst bloß, weil er sich keinen Fehler eingestehen wollte oder sich die Schuld zuweisen? Das konnte er alles noch nicht klären, aber er würde denjenigen finden, der ihn immer wieder in die Enge trieb und an die Klippe drängte.

Regelrecht stürmte er aus seinem schwarz glänzenden Auto, durchquerte den peitschenden Wind, der sich beinahe wie eine kalte Mauer gegen ihn stellte und jagte durch jede erdenkliche Tür, die ihn zu seinem Ziel führte. Genauso schnell wie er durch die Gänge raste und seine Beine ihn trugen, rasten die Gedanken in seinem Kopf umher. Er wollte endlich die Lösung haben, sie in den Händen halten – triumphierend. Aber es schien, als würde er immer wieder ins Leere greifen oder die Lösung seinen Fingern entgleitet oder einfach im Nichts verschwindet.

Mit einem starken Schwung öffnete er die Tür und trat auf Naruto zu, ohne auf die andere Person in dem Raum zu achten und es schien wieder seinen gewohnten Lauf zu nehmen. Er hörte sich stumm an, was Naruto zu erzählen hatte, spann jede einzelne Idee, jedes Indiz, jede Möglichkeit in seinem Kopf weiter, auf der Suche nach der einen alles lösenden Gleichung, doch das Feld hinter dem Gleichheitszeichen blieb immer noch leer.

„Wo warst du eigentlich?“

Nun spitzte auch Sakura die Ohren, denn von der erneut wiederholten Geschichte Narutos war sie nun schon gelangweilt, selbst wenn sie auch unglaublich aufgewühlt gewesen war, als plötzlich alles über den Haufen geworfen wurde. Sasukes Blick verdüsterte sich augenblicklich.

„Bei Hiashi Hyuuga…“

Sakura blieb stumm, doch in ihrem Kopf schien alles zu arbeiten. Mit Mühe versuchte sie Verknüpfungen aufzubauen; sie wusste nur stichhaltig, worum es in Narutos neuem Fall ging, dass Sasuke sich sofort auf den Weg gemacht hat – doch was hatte Hiashi Hyuuga damit zu tun? Was war genau an dem neuen Mordfall, dem vorgespielten Autounfall, dran? Doch dann kam ihr etwas anderes in den Sinn, kämpfte sich durch allen Gedankenwirrwarr hindurch, als sie verzweifelt daran dachte, was Hiashi die ewige Zeit mit der Polizei verbunden hatte –

„Ich glaube, Ino wurde entführt!“

Kurze Stille breitete sich in dem Raum aus und Sakura hätte schwören können, dass die jegliche Luft zum Stilstand kam und nur von Spannung durchflutet zwischen ihnen hing. Sie wartete einen Moment, zwei… vielleicht auch drei, auf jedenfall etliche Sekunden, einen Blick von Sasuke erwartete sie, ein kurzes Lippenkauen Naruto Seitens und dann zog sie scharf die Luft ein und ihr Herz setze aus.

„Für so banale Hirngespinste haben wir keine Zeit.“

Er hatte sie nicht einmal angesehen, als er mit ihr sprach, er hatte nicht einmal einen Gedanken an das verschwendet, was sie gesagt hatte, vielleicht nicht mal an ihre Gefühle, ihr Herz – keinen Moment. Wut brodelte in ihr hinauf, ihre Augen schienen vor Zorn Lava zu spucken wie ein Vulkan vor der Eruption, ließen all ihre Sinne auf Blockade stellen und das still rebellierende Herz vergessen.

„Hirngespinst? Mir erschien Hinatas Tod damals aber verdammt real!“

Sein Nichtstun machte sie nur noch wütender und in ihr schien ein Sturm vor sich hin zu brodeln und ausbrechen zu wollen.

„Hör mal zu, Sakura. Ich habe dafür wirklich keine Zeit; es geht hier auch immer meine Eltern.“

„Die schon lange tot sind! Stattdessen könntest du ein Menschenleben retten – retten – und was machst du? Du denkst an deine verdammte Ehre, an Rache.“

Die Lösung war die ganze Zeit vor ihren Augen gewesen; sie hatte nicht verstanden, wieso er manche Dinge tat, wieso er so war, wie es nur einmal unwiderruflich war, aber langsam lüftete sich der Schleier, mit dieser einen Brise, ein klein bisschen Verständnis, Neugier, diese kleine Brise an Liebe, die sie einfach für ihn empfand.

Und dann war da dieser Blick, der sich in sie hineinfraß wie ein kleiner, dreckiger Parasit, der an ihrem Herzen, ihrem Verstand und ihrem Gewissen nagte, sich Stück für Stück hineinfraß und je tiefer es kam, desto tiefer wurde auch ihr Selbsthass… ihr Hass auf das Gesagte.

„Sprich nicht über Dinge, über die du keine Ahnung hast.“

Aber der Zorn auf ihn schien überzugreifen. „Ach, weißt du was? Mach was du willst, ist ja deine Sache, aber Ino ist meine Freundin, wenn das also heißt, dass ich sie auf eigene Faust suchen muss – dann mach ich das auch!“

Doch Sakura rührte sich nicht von der Stelle und starrte Sasuke nur wütend in die Augen, welcher seinen abscheulichen Blick nun von ihr wandte, keine andere Anstalt machte und plötzlich schien es, als wäre ihm etwas eingefallen, als hätte er eine Idee für die Lösung all ihrer Probleme; doch scheinbar nicht für die Ihrigen.

„Naruto, ich muss kurz weg. Ich ruf dich später an.“

Dann spürte sie nur den leichten Lufthauch, der ihr Gesicht streifte und ihr Herz, welches beinahe darunter gefror, ihre Seele zum Zittern brachte und ihr unwohle Schauer über den Rücken laufen ließ – so kalt.

Und er. Er fuhr zu der einzigen Person, die ihm jetzt noch die Fragen, die er sich stellte, beantworten konnte, sein großer Bruder.
 

Nicht einmal ahnen könnend wie sein großer Bruder auf seinen unangekündigten Besuch reagieren würde, stieg Sasuke aus seinem Auto. Die kühle Luft um ihn herum schien die Stimmung widerzuspiegeln. Itachi lebte in einem etwas abgelegenerem Teil von New York; der Gebäudekomplex war keinesfalls schäbig oder heruntergekommen, wirkte allerdings trostlos und verlassen vielleicht eben deswegen, weil alles seinen Platz hatte und diesen auch scheinbar nie zu verlassen wagte. Die Fassade zeugte von keiner Verschmutzung und jedes einzelne, große Fenster glänze vor Sauberkeit, ließ jedoch kaum einen Blick in das Innere der mehr oder weniger luxuriösen Räume.

Sasuke trat seine Zigarette mit dem Schuh aus und verharrte noch einige Moment auf seinem Platz vor dem Auto und musterte weiterhin die Gegend. Es war eine geraume Zeit her, dass er das letzte mal hier gewesen war, es hatte auch seinen Grund, immerhin verstanden er und sein Bruder sich nicht besonders, erst recht nach dem Tod ihrer Eltern. Sasuke hatte immer das Gefühl, als würde Itachi sich nicht um das Schicksal ihrer Eltern und ihrer selbst scheren, als wäre er bloß glücklich, wenn er allein und ungestört sein konnte, ohne dass etwas dazwischenfunken könnte, dass ihn aus seiner Umlaufbahn hinauswarf. Vielleicht scherte er sich deshalb keinen Deut darum, wie wichtig Sasuke der Mord an ihren Eltern war, vielleicht weil er sich auch nie so an sie gebunden hatte, wie sein kleiner Bruder.

Mit einem negativ gestimmten Gemüt setzte Sasuke sich in Bewegung und trat an die glänzende Haustür des Wohngebäudes. Er machte keine großen Anstalten und klingelte bei dem Namen ‚Uchiha‘ und wartete einige kurze Augenblicke, bis das Surren durch den Lautsprecher drang und er mit wenig Kraft die Tür aufdrücken konnte. In absoluter Stille, nur mit dem dumpfen Widerhall seiner Schritte begleitet, trat er durchs Treppenhaus. Er nahm zwei Stufen auf einmal und kam deshalb schnellstmöglich an seinem Ziel an.

Als hätte er darauf gewartet, stand sein Bruder auf der Schwelle. Er hob die Augenbrauen überrascht, als er seinen kleinen Bruder vor ihm erblickte. Sasuke war verwundert, dass sein großer Bruder sich kaum verändert hatte – seine langen schwarzen Haare hingen immer noch in einem Zopf über den Rücken und seine Lässigkeit saß ihm immer noch in den Gliedern, während er gegen den Türrahmen lehnte. Doch inzwischen war er nicht mehr größer als er, sondern beide gleichauf.

„Was erweist mir die Ehre?“, fragte Itachi und es schwang eine Nuance Unglauben in seiner Stimme mit.

„Darf ich rein kommen?“ Sasuke überging die Frage seines älteren Bruders und schaute ihm unverwandt in die Augen, als hoffte er ihn damit überreden zu können. Doch er erntete trotzdessen ein Kopfschütteln.

„Dafür hab ich keine Zeit. Mach’s kurz: Was ist passiert?“

Sasuke durchbohrte seinen Bruder mit verabscheuenden Blicken; es war wie immer, sein Bruder hatte nicht die Zeit, sich um ihn zu kümmern oder auch nur einen Funken an Interesse an ihm zu zeigen – Ignoranz war das einzige, was von ihm ausging.

„Du weißt, Hiashi Hyuuga hat unsere Eltern auf dem Gewissen; und nein, das ist kein Hirngespinst.“, fügte er noch hinzu, als sein Bruder die Augen leicht verdrehte und daraufhin die Augenbrauen hob. Es war wie ein altes Spiel, das er einfach nicht gewinnen konnte, aber nie deutlich verlor, als würde er im Labyrinth umherlaufen und immer wieder in die gleiche Sackgasse treten.

„Ich hab dir schon oft genug gesagt, dass du das einfach vergessen sollst. Du solltest dir einfach klarmachen, dass nicht alles so einfach ist, wie es scheint.“

Sasuke musste seinen Fuß in den Türspalt halten, damit Itachi nicht diese schließen konnte. An seinem Vorhaben gehindert, schaute er erneut Sasuke an, welcher verbissen den Schmerz in seinem Fuß ignorierte und dem Blick seines Bruders standhielt.

„Was soll das heißen?“ Itachi schien keine Antwort geben zu wollen, deshalb zischte Sasuke, während er im Inneren wütete wie ein Sturm: „Hör auf mich zu behandeln wie ein kleines Kind. Ich will verdammt noch mal wissen, was du mir all die Jahre verheimlicht hast – früher oder später werde ich es sowieso herausfinden.“

Er würde verbissen weiterfragen und wenn es sein musste in alten Wunden wühlen, um zu erfahren, was er wissen wollte, selbst wenn es seine Wunden waren. Sein Gegenüber macht ein Gesicht, als würde er am liebsten seufzen, doch unterdrückte es und öffnete die Tür wieder nur einen Spalt breit weiter.

„Gut, wie du willst. Aber es gibt nicht viel zu sagen. Und es wird dir auf keinen Fall auch nur im Entferntesten gefallen.“
 

Eigentlich war es absolut hirnrissig, was sie sich da zumutet und was sie versuchte zu erreichen und sie verstand Pein absolut, als er sie versuchte zum Besseren zu belehren, dann jedoch widerwillig zustimmte, ihr zu helfen.

Selbst Naruto hatte sie nicht davon abbringen können, jetzt auf eigene Faust zu handeln – sowieso sagte ihr ein Stimmchen im Kopf, dass sie nichts ausrichten konnte. Immerhin wusste sie nicht einmal, wo sie suchen sollte oder gar anfangen sollte zu suchen. Sie hatte nicht den blassesten Schimmer und dennoch trieb es sie einfach dazu, durch die große, unendliche Stadt zu fahren, nur um sich hoffentlich vergewissern zu können, dass es Ino gut ging und sie putzmunter war.

Irgendetwas in ihr zerstörte allerdings jegliche Hoffnungen.

„Hast du eine Idee, wo wir suchen wollen?“, fragte Pein sie und riss sie aus den Gedanken, während sie aus dem Fenster starte, als hoffte sie darauf, Ino plötzlich zu sehen.

Nachdem er sich bereit erklärt hatte ihr zu helfen – Naruto hatte zu viel um die Ohren und Sasuke wollte ihr ja nicht glauben -, hatte er darauf bestanden zu fahren, was ihr jedoch nichts ausmachte. Immerhin half er ihr und das bedeute ihr mehr, als er sich vielleicht vorstellen könnte. Es machte sie gewiss traurig, dass die Personen, die ihr eigentlich näher standen genau dies nicht taten. Aber das einzig Gute an der Situation war, dass sie so mit sich beschäftigt war, dass sie gar nicht dieses Kribbeln spürte, wenn er ihr zu nahe kam.

„Ich weiß es nicht…“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Eigentlich hätte ich vorgeschlagen, in diesen alten Lagern nachzusehen, allerdings war das ja nur so eine blöde Falle von dir damals.“

Ein Schnauben von ihm. Ein kurzer, vager Blick von ihr. Und zwischen ihnen dann ein Schweigen.

Wieso kam ihr das nur bloß so verdammt vertraut vor?

Erneut wollte sie den Blick aus dem Fenster schweifen lassen, in der Hoffnung, dass ihre Gefühle verschwommen wie die Aussicht, doch dann erhob Pein wiederrum seine Stimme.

„Ein Versuch ist es ja trotzdem wert, oder?“

Tatsächlich machte sie sich mit ihm gemeinsam auf den Weg zu dem geheimnisvollen Lager, während der Tag langsam in die Dämmerung hinüberging. Dieser düstere Eindruck spiegelte sich ebenfalls auf Sakuras Gemüt wieder, während sie mit langsamen Anstalten aus dem Auto stieg und nur der Stille lauschte, die durch das Türknallen von Pein unterbrochen wurde.

„Gruselig.“, sagte Pein amüsiert und Sakura erhaschte einen Blick auf ein keckes Lächeln auf seinem hübschen Gesicht, bevor er einfach weiter an ihr vorbeiging. Etwas irritiert folgte sie ihm, während er beinahe gezielt durch die Lager huschte. Sie blickte sich ein weiteres Mal herum. Auf der Betonlandschaft standen nun ebenfalls Container, die zwar bunt waren, doch durch die sich anschleichende Dunkelheit der Nacht ihren Glanz verloren und ins Grau übergingen, wie der Rest.

„Ich glaube, hier ist nichts.“, murmelte sie und legte die Hand auf seine Schulter, um ihn etwas hochzuziehen, nachdem er sich hinunter gebeugt hatte und etwas im Dunkeln genauer inspizierte. „Ach Quatsch. Wenn man lange genug sucht, findet man überall etwas!“, widersprach er stattdessen und drehte sich herum, nahm die Hand von seiner Schulter. Doch er ließ sie nicht los und setzte stattdessen einen sanften Kuss darauf und nach einem Zwinkern wandte er sich wieder ab und trat einige Schritte zur Seite.

Sakuras Herz hatte einen Moment lang ausgesetzt und sie starrte noch immer auf die Stelle, wo Pein soeben noch gestanden hatte. Alles spielte verrückt. Und einfach nichts passte mehr zusammen.

Das Nächste, was sie hörte, war dieser laute Knall, beinahe direkte neben ihr. Der Schreck durchfuhr sie so sehr, dass sie sich zunächst nicht bewegen konnte und nur hörte, wie Pein ihr befohl, sich nicht von der Stelle zu rühren. Doch das war einfacher gesagt, als getan, denn sie war nicht zum Spaß hier – es ging um ihre beste Freundin. Und es hörte sich nicht gut an, was hier gespielt wurde. Sakura schwirrte der Kopf, als sie sich auf dem Absatz herumdrehte und in die Richtung lief, aus dem der Knall gekommen war. Sie wusste nicht, wohin Pein verschwunden war, es war inzwischen überall dunkel.

Sie konnte ihr Umfeld nicht mehr einordnen, sie blickte um eine Ecke – nichts als Dunkelheit. „Pein?“, fragte sie und lauschte in die Stille hinein. Nichts. Keine Antwort, kein Mucks. Es kam ihr ungeheuerlich vor, alleine zwischen diesen Mauern und in dieser Dunkelheit zu stehen. Die Dämmerung hatte sich inzwischen verabschiedet und die Nacht legte sich über New York. Sakura sehnte sich nach den durchleuchteten Straßen der Innenstadt, doch nun stand sie zwischen Lagern und Containern und suchte nach einem Mann, den sie nur kurze Zeit kannte und nach ihrer besten Freundin, die vielleicht von einem Serienmörder entführt wurde… irgendetwas stimmte da nicht.

„Sakura!“

Sie schreckte dermaßen hoch, dass ihr ein Schrei entfuhr und sie sich daraufhin die Hand vor den Mund schlug, und wiederrum von Stille umhüllt wurde. Als sie herumwirbelte, stand Sasuke vor ihr und blickte sie verwundert an. Er hatte seine Hand in der Jackentasche und sie war sich verdammt sicher, dass er einen festen Griff um seine Dienstwaffe hatte.

„Sasuke, was machst du denn hier?“ „Dasselbe könnte ich dich fragen! Du, alleine hier, was denkst du dir dabei?“ Er machte sich keine Mühe seine Vorwürfe zu verstecken und sie fühlte sich wieder beleidigt. Immerhin war er derjenige, der sich geweigert hatte, ihr zu helfen und sich lieber um seine eigenen Probleme kümmerte. „Ich bin nicht alleine. Pein ist hier.“, rieb sie ihm unter die Nase und als seine Augenbraue hochzuckte, fühlte sie Genugtuung. „Und er lässt dich einfach alleine?“ Sakura stemmte die Hände in die Hüften und warf ihre kurzen Haare zurück. „Wenigstens hatte er den Mumm, mich hierherzubegleiten!“

Dann spürte sie nur noch diesen stechenden Schmerz, Sasuke schreckgeweiteten Augen sah sie noch vor sich und dann nur noch ein Knall, ein Schrei und die Dunkelheit…

"Okay Leute, ihr habt mich."

Es war wie ein langer, dunkler Tunnel, den sie durchschritt. Nie endend wollend und auch kein Licht am Ende und doch erschien alle im Dämmerlicht. Konturen waren verschwommen und sie nahm eigentlich auch nichts und doch etwas wahr. Sie durchschritt den dunklen Tunnel wie eine Galerie, hier und da blitzen Bilder vor ihren Augen auf. Wahr Geschehenes, Absurdes, Erschreckendes. Es kam ihr vor wie eine Wanderung durch Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft zugleich. Und doch alles in immenser Geschwindigkeit und etwas schien auf ihren Brustkorb zu drücken, sie bekam kaum noch Luft. Als würden die Gefühle überschwappen, übergelaufen über den sonst so sicheren Rand. Ein kleines Missgeschick. Entwickelte sich zu einem Großen.
 

Zunächst löste sich der Druck auf ihrem Burstkorb und sie atmete tief ein, als würde sie aus dem tiefen Ozean wieder an die Oberfläche tauchen und fühlte sich, als habe sie sich durch die tiefen des Meeres gekämpft, so erschöpft war sie. Und dann durchzog sie ein stechender Schmerz in der Schulter und sie ließ sich sanft wieder ins Kissen fallen, aus dem sie hochgefahren war.

Dann drang das Stimmengewirr an ihr Ohr, doch es schien nicht an sie gerichtet. Oder doch? Sie versuchte sich zu konzentrieren. Klare Gedanken die konnte sie fassen, doch was wollte man ihr sagen? Es schien keinen Sinn, kein Bild in ihrem Kopf zu ergeben.

Nur noch eine Frage: Was war passiert?

„Sakura, jetzt antworte doch um Gottes Willen!“

„Schrei sie doch nicht so an, sie ist doch schon wach.“

Sakura fuhr sich mit der Hand über die Stirn, stöhnte auf und öffnete die Augen. Das Licht ließ sie kurz zusammenzucken, sie sehnte sich für einen Moment zurück in den Tunnel. Was war das gewesen? Es schien wie ein Traum, doch wieso hat sie geschlafen?

Dann drang das Piepen an ihr Ohr, das Geflüster und sie hob den Kopf, um sich ihrer Lage bewusst zu machen.

Steriles Zimmer, weiße Wände, weiße Einrichtung, großes Fenster und beinahe erdrückende Stille, nur die Augen, der Anwesend so stechend auf sie gerichtet, dass es beinahe wirklich wehtat.

Sie war im Krankenhaus.

Mit erwartenden Augen sahen Sasuke und Naruto sie an, während Pein übers ganze Gesicht strahlte. „Wer sagt‘s denn? Der Engel ist wieder auf der Erde angekommen!“ Sakura konnte sich bei seinen Worten ein müdes Lächeln abgewinnen, bevor Sasuke laut mit der Zunge schnalzte und Pein einen vernichtenden Blick zuwarf. Er konnte es nicht leiden zu sehen, wie spielerisch Pein mit der gesamten Situation umging. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Naruto und schritt neben ihre Seite und beäugte sie mit kritischen Augen.

„Hm, bis auf die Tatsache, dass ich im Krankenhaus liege und der Schmerz in meiner Schulter mir fast den Verstand raubt, geht’s mir atemberaubend, Naruto!“, sagte sie beißend und blicke zur Seite. Was war denn mit ihrer Schulter passiert?

Sie versuchte langsam die Nacht wieder Review passieren zu lassen. Im Dunklen war sie mit Pein umhergestreift, sie wusste nur noch, dass Sasuke vor ihr aufgetaucht war, sie erinnerte sich nur noch an ihr Herzklopfen und an den stechenden Schmerz. Als wäre ihr Herz zerrissen, explodiert. Aber das war es nicht gewesen. Etwa ein Schuss?

„Was ist passiert?“, fragte sie nun und blickte in die Runde. Sasuke runzelte die Stirn, Naruto fasste sich an den Kopf und Pein ließ einen gesenkten Blick durch den Raum schweifen. Es war doch nicht etwa jemand gestorben?

„Habt ihr Ino gefunden, geht es ihr gut?“ Die Panik trieb ihre Spielchen in ihrem Körper, das Adrenalin schoss ihr in den Kopf und gebannt wartete sie auf eine Antwort.

„Ja, ihr geht es gut. Sie war tatsächlich dort, ist ein bisschen verschreckt. Sie wird noch einmal untersucht, bevor sie nach Hause kann.“

Ein riesengroßer Stein viel Sakura vom Herzen und sie konnte wieder aufatmen.

„Aber nun zu deiner anderen Frage…“, sagte Pein und versuchte wieder ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, jedoch sah dies etwas gequält aus. Sakura wusste nicht, wie sie dies verstehen sollte. Ein bisschen trauriges Herzklopfen gesellte sich zu seinem vereinsamten Lächeln.

„Du wurdest angeschossen, wie man unschwer erkennen kann. War ein ziemliches Durcheinander dort im Dunklen.“

„Wer war es?“

„Pf. Wenn wir das wüssten.“, sagte Naruto und machte eine umschweifende Bewegung mit seiner Hand, als wollte er andeuten, es hätte jeder beliebige Kriminelle aus gesamt New York gewesen sein können.

Doch Sakura entging nicht, was in der nächsten Sekunde geschah. Dieser eine Blick, vernichtend wie schon lange nicht mehr, lag auf Pein. Sasuke Augen bohrten sich in den Rücken von Pein, der Sakura noch immer mit einem Lächeln beobachtete. Hatte Sasuke etwa den Verdachte, Pein sei in die gesamte Sache verwickelt gewesen? Aber wäre das möglich?

Sie wussten tatsächlich nichts von ihm und sein Verhalten warf mehr Fragen auf, als alles andere zuvor. Doch vielleicht war es einfach nur Leid darüber, dass er Sakura in die ganze Sache mit hineingezogen hatte? Vielleicht –

„Hast du uns was zu sagen, Yagato?“

Sakura beobachtete die Veränderung in Peins Gesichtszügen, als Sasuke seine Frage aussprach. Schneiden wie ein Messer durchdrang sie das Zimmer und schien eine tiefe Wunde bei Pein zu hinterlassen. Er tat ihr beinahe Leid. Doch die Neugier war erdrückend schwerer. Seine Züge wiesen nun wieder eine gewisse Emotionslosigkeit auf, als er sich herum drehte, um Sasuke in die Augen zu blicken.

Naruto trat einen Schritt auf Sakura zu, sah ihr entschuldigend in die Augen, als hätte er gewollt, dass ihr diese Szene erspart blieb. Doch Sakura wollte nichts lieber, als endlich die ganze Wahrheit zu erfahren. Und dazu gehörte ebenfalls mehr von der Identität von Pein, denn über ihm lag noch ein Schleier des Ungewissen, jedoch auch etwas, dass ihn so interessant machte. Etwas, dass immer wieder einen zweiten Blick lohnend machte und auch einforderte.

„Ich wüsste nur gerne, worauf du anspielst.“

Sakura sah zwar nur Peins Rücken hörte jedoch das Schmunzeln in seiner Stimme eindeutig heraus. Sasukes Züge verdüsterten sich. Mit ihm war in letzter Zeit nicht zu Spaßen. Er hatte Dinge erfahren und erlebt, die ihm nicht in sein Bild passten, die alles zuvor Aufgebaute über den Haufen warfen, sein Leben wieder einmal komplett auf den Kopf stellten. Und er wusste zwar nicht, was es war, aber Pein hatte eindeutig dunkle Geheimnisse. Vielleicht merkte er es nicht, aber es umgab ihn wie eine Aura. Sasuke wollte zunächst keine Szene machen, doch nachdem Sakura verletzt wurde und Pein auch noch deutlich darin verwickelt war, hatte er gewusst, dass es langsam Zeit war, das Mysterium endlich aufzulösen.

Es herrschte selbst erdrückende Stille, als Sasuke Pein am Kragen packte und ihn gegen die Wand drückte. Sakuras Augen weiteten sich vor Schreck, doch kein Ton verließ ihre Lippen und Naruto wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Sakura hörte nur ein leises Zischen, als Sasuke Pein bedrohlich etwas ins Ohr flüsterte. Lediglich am Mienenspiel dieses hätte sie nur erahnen können, was Sasuke ihm sagte. Zunächst klang es wie eine Drohung, doch das überraschte in seinem Blick deutete nun darauf hin, dass Sasuke ihn über etwas aufklärte, Karten auf den Tisch legte, die Pein nicht erwartet hatte.

„Und wenn du mir jetzt weiß machen willst, du hättest deine Finger nicht im Spiel…“ Sasuke ließ seine Aussage unvollendet und drohend in der Luft hängen.

Sakura warf einen scheuen, schnellen blickt, aus Angst eine wichtige Miene oder Gestik zu verpassen, zur Tür, um sich zu vergewissern, dass keine Krankenschwester hineinplatze und auf Grund des Szenarios ihren Besuch davon schickte.

„Dieser Mann…“, fing Pein an und zog damit die gesamte Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. „Dieser Mann, mit dem sich eure Freundin getroffen hat, falls ich das richtig mitbekommen habe, ist ein Handlanger… von Hiashi. Ziemlich übel kann ich euch sagen. Noch nie jemanden gesehen, der so skrupellos ist. Sasuke hat schon recht, Hiashi hat einige Handlanger unter seiner Fuchtel, für jedes Gebiet einen anderen.“

Sakura lief ein Schauer über den Rücken. Für jedes Gebiet? Das konnte nicht mit rechten Sachen zugehen.

„Warum er sich allerdings gerade an ihr vergriffen hat, kann ich nicht sagen. Und was er mit den anderen Vorfällen zu tun hat, ist auch mir unbekannt.“, sprach Pein weiter und der Griff von Sasuke lockerte sich. Doch der Blick in seinen Augen blieb weiterhin stählern.

„Du weißt erstaunlich viel. Was ist mit dem Autounfall, dem vertuschten Mord an dem Ehepaar?“

„Ich kenn mich nicht in den Machtspielchen von Hiashi aus.“, keifte Pein. Er wusste, worauf Sasuke hinauswollte. Es schien, als konnte sein Gegenüber riechen, dass er tiefer in der Sache drinsaß, als er zugeben mochte. Doch Sasuke war so geleitet von seinem Hass, seinem Stolz, seiner Rache – Pein wusste, er würde über Leichen gehen, früher oder später.

„Dafür weißt du aber erstaunlich viel.“ Sasuke würde nicht locker lassen. Jetzt hatte er ihn, er wusste es. Er musste nur noch weiter bohren in den Wunden, die sich bereits gebildet hatten. „Was hat es mit diesem Suigetsu auf sich?“

Pein schluckte, seine Augen huschten kurz unruhig durch den Raum, blieben an Naruto und Sakura hängen, bevor er sich wieder Sasuke zuwandte.

„Profiauftragskiller. Ziemlich übler Kerl. Mehr kann ich nicht sagen.“

„Seit wann?“

Verwunder starrte Pein Sasuke an, welcher ihn nun losgelassen hatte und einen Schritt zurücktrat. Doch mit seinem Blick schien er ihn immer noch gegen die Wand zu drücken.

„Seit wann? Schon einige Zeit…“

Plötzlich schien es Sasuke so glasklar. Ein Auftragskiller von Hiashi, ein weiterer Mord, die Entführung der besten Freundin der Frau, deren Interesse er geweckt hatte.

Hiashi war ein verdammt gut planender Geschäftsmann, doch das Schlimmste war, Sasuke hatte den Vertrag unterschrieben, ohne dass er etwas davon gemerkt hatte. Und das alles nur, weil Sasuke den Mord seiner Eltern aufklären wollte und nun war das alles geschehen. Er kannte nun die dunklen Geheimnisse seiner Eltern, seiner Vaters, und er kannte den Mörder. War es ihm das noch wert? Sein Blick schweifte kurz zum Fenster, beobachtete die Wogen des Baumes im Wind. Nach all den Jahren und so kurz vor dem Ziel war es ihm das alles wert.

„Und du?“

Er drehte seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Sakura musterte Pein mit großen Augen. Selbst ihre sanfte Stimme schien die Luft zu durchschneiden.

„Für welches Gebiet unter Hiashi bist du verantwortlich?“ Ein Hauch von Enttäuschung.

Sasuke musterte den Blick, mit dem Sakura Pein ansah.

„Wie kommst du denn auf sowas?“, fragte Pein lächelnd und trat einen Schritt auf sie zu, als möchte er ihr etwas damit bedeuten. Doch Sakura brannte auf eine Antwort, auf eine wahre Antwort. Die Entwicklung des Gespräches hatte einfach zu dieser Frage geführt und sie war sich sicher, dass er eine Antwort parat hatte.

„Ernsthaft Pein, ich möchte eine Antwort.“ Die Härte ihrer Stimme überraschte sie selber, doch erzielte auch ihre Wirkung. Peins Lächeln verschwand und wurde ersetzt doch eine neutrale Miene. Er schien zu überlegen, wie er eine dreckige Wahrheit hübsch verpacken konnte.

„Er hat dich hier her geschickt, was? Aber nicht mit der einzigen Absicht, den Mord an seiner Tochter aufzuklären, sondern sich unter die feindlichen Reihen zu mischen, stimmt’s?“

Sakura kam ihre eigene Aussage vor wie en schlecht erdachtes Märchen, doch Peins unveränderte Miene und Sasukes wissend hochgehobenen Augenbrauen schienen alles zu untermauern.

„Okay Leute, ihr habt mich.“, sagte er nun mit einem nervösen Lachen. „Ich denke, ich sollte mich erklären.“

„Allerdings.“, mischte sich nun Naruto hinzu und lehnte sich mit verschränkten Armen an Sakuras Bett.

Seufzend fuhr Pein fort.

„Es ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wie es aussieht. Den Kern der Sache habt ihr ja schon rausgefunden. Hiashis kleinen Plan, euch oder Sasuke hinters Licht zu führen. Die eigentlichen Antworten findet ihr bei Hiashi persönlich oder Suigetsu, ich bin lediglich – nun ja, der unwichtige Part der Geschichte.

Hiashis Reaktion seiner Tochter wegen könnt ihr euch bestimmt bildlich vorstellen. Er hat der Polizei New Yorks noch nie vertraut, ist ja auch äußerst schwer, wenn man sich durch ziemlich dunkle Machenschaften auszeichnet, nicht wahr?

Er hat mich zunächst wirklich nur dazu engagiert, dass ich mich um den Mord kümmer, doch scheinbar hat er auch diese andere Chance geschnuppert. Dafür gab’s dann natürlich auch eine satte Entlohnung, also hab ich nicht nein gesagt.

Er hat mich auch gebeten, euch in die Irre zu führen. Und eigentlich war es auch mein Part gewesen, mich um diese Entführung zu kümmern… aber ich habe abgelehnt. Da hat er natürlich seinen treusten Angestellten dazu aufgefordert.

Über seine Motive, die die ganze Sache steuern, kann ich euch allerdings nichts sagen.“

Das musste er auch nicht, das wusste Sasuke schon. Und das reichte vollkommen.

Wieder herrschte Stille im Raum, bis Pein wieder seine Stimme erhob. „Ich denke, über die Motive kann euch nur Sasuke aufklären.“

Ein schneidender, beinahe tödlicher Blick begegnete dem Peins. Sasuke hatte nie vorgehabt, sein Wissen weiterzugeben. Und er war sich verdammt sicher gewesen, dass Pein dies wusste, aber nun sah er auch den Schalk in seinen Augen und der Hass für seinen Gegenüber stieg an.
 

„Gut, wie du willst. Aber es gibt nicht viel zu sagen. Und es wird dir auf keinen Fall auch nur im Entferntesten gefallen.“ Sasuke trat durch die Tür und sah, wie Itachi schon im nächsten Zimmer verschwand.

Er blickte sich um. Einiges hatte sich seit seinem letzten Besuch, der schon ewig zurücklag, verändert. Die Einrichtung war noch immer modern aber sehr einfach gehalten, nirgendwo stand jedoch auch nur der Hauch einer Dekoration. Platzverschwendung. Die Brüder waren sich doch noch in einigen Sachen einig. Er folgte Itachi, in dem er durch den schmalen Flur direkt ins nächste Zimmer ging, das Wohnzimmer. Der Fernseher lief, war jedoch auf stumm geschaltet, das Fenster war auf, und trotz der Tatsache, dass sich das Haus fernab der Straße befand, drangen noch die Geräusche hindurch. Itachi saß auf der Lehne seiner Couch, als hätte er bereits vor, sich kurz und knapp zu schließen und seinen Besuch schnell wieder abzuwimmeln.

Sasuke setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn erwartend an. Zunächst hielt Itachi noch seine kühle Fassade, doch dann hob er die Augenbrauen an und fing an zu sprechen: „So, du willst jetzt also endlich die Wahrheit erfahren? Bevor ich drum herum rede, fang ich lieber gleich mit dem Wichtigsten an:

Unser Vater war nicht nur erfolgreicher Geschäftsführer, er hatte auch seine Finger in krummen Spielchen. Ich kann dir jedoch nicht genau sagen, was das war. Fand alles ziemlich im Untergrund statt, es war allerdings alles im Spiel: Drogen, Morde, Geldwäscherei, Mafia“ Sasuke starrte ihn fassungslos an. Er fühlte sich wirklich ins kalte Wasser geworfen.

„Vater war sowas wie der Kopf der ganzen Geschichte. Und du weißt ja schon ewig Bescheid über die Rivalität mit Hyuuga. Der Gute hatte auch seine dreckigen Spielchen, wenn nicht sogar immer noch, davon gehe ich allerdings stark aus. Jedenfalls wurde Vater aus genau diesem Grund umgebracht, lief scheinbar irgendetwas gewaltig schief. Und Mutter…“, Itachis Stimme wurde etwas sanfter, „Mutter war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“

Itachi schien seine Geschichte beendet zu haben. Er hatte alles gesagt, was er wusste. Schließlich hatte er sich das auch alles nur einigermaßen zusammen gefegt, niemand hatte selbst ihm etwas davon erzählt. Wer auch?

Das letzte Gespräch, das er darüber geführt hatte, war mit Hiashi Hyuuga selbst gewesen. Er hatte lediglich darum gebeten, dass er sich nicht gegen die gesamte Uchiha Familie stellt. Und eigentlich dachte er auch, dass er das erreicht hatte, doch scheinbar lief in New York nie etwas nach Plan.

„Das war’s?“, fragte Sasuke. Er hatte eine viel längere Geschichte erwartet. Es hatte ihn geschockt, ja, immerhin hatte er stets gedacht, seine Eltern, sein Vater, wäre ein guter Mann gewesen, dass stets alles nach dem Rechten ging.

„Das war’s.“, sagte Itachi knapp und stand auf. „Sasuke“, fing er an und schaute seinen Bruder durch dringlich an, „ich sage dir das jetzt als großer Bruder: Mach keinen Unsinn, hast du verstanden? Die Sache ist Vergangenheit. Alles, was jetzt passiert, hat nichts mehr damit zu tun.“ Sasuke stand ebenfalls auf. „Wenn du wüsstest…“
 

„Sasuke, möchtest du was erzählen?“, fragte Sakura. Sie konnte zwar ahnen, was er sagen würde, doch mit einer kleinen Hoffnung, die ihr Herz beschlich, fragte sie trotzdem. „Nein.“, sagte er strikt. Das würde keiner von ihnen verstehen und es haben sich bereits genug Menschen in seine Geschichte geschlichen.

„Wenn wir schon dabei sind: Möchte noch jemand ein Geheimnis ausplaudern?“, fragte Pein gelassen und amüsiert. Lediglich Sakura schenkte ihm ein trauriges Lächeln, bevor Naruto sich wieder zu Wort meldete, der stumm der ganzen Sache gefolgt war.

„Ich denke, wir sollten jetzt gehen. Wir haben Sakuras nerven genug strapaziert.“ Dann wandte er sich Sakura zu. „Ich schick dir später mal Ino vorbei, wenn’s ihr besser geht.“

Sakura bedankte mit einem Kopfnicken. Schon wieder fing an ihr Kopf zu schwirren, als sie begann über alles nachzudenken. Während dir drei Kommissare sich verabschiedeten und aus dem Krankenzimmer gingen, versuchte Sakura ihre Gedanken zu ordnen.

Nachdem Pein die Tür geschlossen hatte, fragte er flüsternd und mit belustigter Stimme auf Hiashi und Suigetsu eingehend: „Und, wen von ihnen möchtest du jetzt umbringen?“

„Beide.“

Draußen vor dem Krankenhaus empfing Sasuke wieder der Lärm der Stadt. Egal wie groß New York war, Geheimnisse blieben nie geheim.



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Von:  MokkaBanana
2014-04-04T10:15:53+00:00 04.04.2014 12:15
Ich bin echt überrascht, dass deine Geschichte so toll klingt. Leider hast du schon lange nicht mehr weitergeschrieben, aber ich hoffe da kommt noch mehr. Ich will naturlich noch mehr SasuxSaku sehen. Ich liebe dieses Pairing. Natürlich bin ich total gespannt wie es weitergeht.
Ich hoffe bald. :)
Küsschen.
Von:  MokkaBanana
2014-04-04T10:15:52+00:00 04.04.2014 12:15
Ich bin echt überrascht, dass deine Geschichte so toll klingt. Leider hast du schon lange nicht mehr weitergeschrieben, aber ich hoffe da kommt noch mehr. Ich will naturlich noch mehr SasuxSaku sehen. Ich liebe dieses Pairing. Natürlich bin ich total gespannt wie es weitergeht.
Ich hoffe bald. :)
Küsschen.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2012-08-13T18:15:57+00:00 13.08.2012 20:15
tolles kapi freuhe mich auf`s nächstes.ader warum wurde sakura angeschosen?
Von:  Kleines-Engelschen
2010-02-23T23:20:22+00:00 24.02.2010 00:20
eine klasse ff und ein hammer kapi!
ob aber alles so stimmt wie pain das sagt kann ich noch nicht glauben.. ich weiß nicht genau ob man ihm so trauen kann.. ich bin sehr gespannt wie es mit sasu und saku weitergeht und was nun mit hiashi passieren wird, jetzt da sasu bescheid weiß..
schreib schnell weiter

greetz
Von: abgemeldet
2010-02-23T13:05:14+00:00 23.02.2010 14:05
super kapitel
wie es wohl weiter geht?
wird sakura noch was tun?
mach weiter sooo
lg, yesilli
Von:  Sakura-Jeanne
2010-02-22T16:34:17+00:00 22.02.2010 17:34
hammer kapitel
freue mich wenn es weiter geht
Von:  xSasuSakux
2010-02-22T16:02:32+00:00 22.02.2010 17:02
Haii

Erstmal hamma Kapi
Das war echt gut
Und das Pain sowas macht
Naja, hab ich dem ja zugetraut
Aber dann Saku noch so hinterhältig anlächeln
Boah, wie fies
Ich trau dem aber i.wie trotzdem nicht
Naja, auch egal
Mal sehen wie es mit Saku und Sasu weitergeht
Ein Glück geht es Ino gut
Was wäre wohl mit Saku sonst passiert?
Ich glaube die hätte das nicht ausgehalten
Freu mich schin riesig auf das nächste Kapi

Lg
xSasuSakux
Von:  charmingfussel
2010-02-22T06:41:40+00:00 22.02.2010 07:41
Halloooo ♥
Vielen Dank, für die Benachrichtigungs-ENS C:.
Habe auch sogleich gelesen xD Haha.
Also, das Kapitel hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen! Schade nur, dass es an einer Stelle aufgehört hat, wo ich als Leser wissen will, was nun passiert :D.
Aber ich denke, dass war deine volle Absicht ;P?
Ich habe noch mal Textstellen aus dem letzen Kapi eingefügt und die Fehler dick markiert. Falls es doch keine sind und ich mich nur verlesen habe (passiert mir leider Gottes häufiger, als geplant *lach*), dann vergiss diesen Part C:.

>>Sakura warf einen scheuen, schnellen blickt, aus Angst eine wichtige Miene oder Gestik zu verpassen, zur Tür, um sich zu vergewissern, dass keine Krankenschwester hineinplatze und auf Grund des Szenarios ihren Besuch davon schickte.<<

>>Sakura kam ihre eigene Aussage vor wie en schlecht erdachtes Märchen, doch Peins unveränderte Miene und Sasukes wissend hochgehobenen Augenbrauen schienen alles zu untermauern.<<

>>Während dir drei Kommissare sich verabschiedeten und aus dem Krankenzimmer gingen, versuchte Sakura ihre Gedanken zu ordnen.<<

:D:D Das wars auch schon. Die sind mir ins Auge gestochen *muhaha* :D.
Sope, ich wollte mich auch noch mal zu deinen Betitelungen der Kapitel äußern C: :
E i n f a c h . G e n i a l !
Ich liebe es, mir erst den Titel durch zu lesen und dann vorerst, bevor ich anfange das Kapitel zu lesen, zu spekulieren, was im Kapitel passiert xD. Meistens lieg ich wirklich komplett daneben, aber was solls: Just For Fun .:D
Diese Textstelle am Ende des Kapis:
>>Egal wie groß New York war, Geheimnisse blieben nie geheim.<<, finde ich total klasse :D.
Du schreibst wirklich wunderbar, muss ich sagen und ich bin wirklich versessen darauf, das nächst folgende Kapitel zu lesen ;).
Bis dahin~

Mit den herrlichsten Grüßen♥
charmingfussel
Von:  Carameldream
2010-02-21T20:34:38+00:00 21.02.2010 21:34
Wow, das Kapi war echt cool.
Und dein Schreibstil ist echt der Ober hammer!!!
Ich hoffe aber doch, dass Sasuke sich Sakura gegenüber ein bisschen
mehr öffnet.
Zum glück ist Ino nichts schlimmes passiert.
Hoffentlich geht es bald weiter^^
Von:  Jacward
2010-02-21T19:51:04+00:00 21.02.2010 20:51
Oh man, wenn du wüsstest wie ich mich nur freue, dass du weitergeschrieben hast!!! oMg ICH LIEBE deinen schreibstile....wie du den anfang beschrieben hast...wow
ich bin wirklich gespannt wie sasuke jetzt handeln wird...aber was mich noch viel mehr interessiert ist, wie es mit sasuke und sakura weitergeht...^^

Lass deine leser nicht zu lange warten ^__^
LG


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