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Unwanted Help

Seto x Jou
von

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Schicksalhafte Begegnung

Es war Abend eingekehrt in Domino City, der Stadt der Duellanten. Der blasse, sichelförmige Mond schien auf die belebten Straßen der Stadt hinab, die vorwiegend von den letzten Shoppern, einigen Heimatlosen und der jungen Partybevölkerung Dominos in ihrer Ruhe gestört wurden.

Die Partysüchtigen befanden sich auch an diesem Freitag auf dem Weg in die ein oder andere Kneipe, Bar, Diskothek oder ins Kino. Besonders beliebter Anlaufpunkt an diesem milden Abend im August war jedoch eine ganz neu eröffnete Disco, das „Dark Atmosphere“, das sich im Stadtzentrum befand. Schon zu dieser relativ frühen Abendstunde hatte sich das Übermaß der Jugendlichen Dominos vor dieser Örtlichkeit eingefunden und bildete eine beachtliche Schlange am Eingang, als sie laut miteinander kommunizierend und scherzend darauf warteten, eingelassen zu werden. Alle wollten sie in den neuen Trendspot, um zu feiern, Spaß zu haben und neue Leute kennen zu lernen.

Oder sich zu betrinken, wie im Falle eines gewissen Jounouchi Katsuya.
 

Der Blonde saß im namengebenden Halbdunkel der Disco an der Theke und nippte an einem grünlichen Cocktail. Er nahm kaum etwas um sich herum wahr, als er da so saß und tief in Gedanken versunken in seinen Drink starrte.

Er war traurig. Traurig, frustriert und tierisch einsam. Gerade vor einer Stunde hatte seine langjährige Freundin Nanami ihn abserviert. Er konnte es einfach nicht verstehen. Nicht verstehen, was falsch gelaufen war und weswegen sie ihm nun so hart vor den Kopf stieß.

Er hatte sich wirklich Hoffnungen mit ihr gemacht. Es war doch fast drei Jahre lang gut gegangen! Er hatte sich wohl bei ihr gefühlt und hatte eigentlich geglaubt, dass auch sie mit ihm glücklich war, und nun das.
 

„Du bist nichts, du hast nichts und du kannst mir nichts bieten“, hatte sie ihm heute an den Kopf geworfen.

Und auch wenn es schockierend war und sehr plötzlich kam; seit sie es gesagt hatte und der anfängliche Zorn verraucht war, fühlte er sich so unendlich klein. Sie hatte doch irgendwie Recht, nicht wahr? Was war er denn schon?

Er war 22 und hatte kaum etwas erreicht. Gerade mal seinen Schulabschluss hatte er mit Ach und Krach bestanden und nun hatte er eine Lehre als Tischler abgeschlossen.

Aber was war das schon für eine junge Frau mit großen Träumen und vor allem teuren Wünschen? Er konnte ihr nicht die teuren Ringe kaufen, die sie wollte, oder sie oft in Restaurants oder mal ins Kino ausführen.

Er sparte zwar extra für sie und lud sie ein, so oft es seine Kasse eben erlaubte, aber es war ihr anscheinend nicht genug. Mit einem mittellosen Kerl zusammen zu sein, egal wie nett, führsorglich und witzig er auch sein mochte, war ihr auf Dauer wohl nicht genug.

Was nun darin resultierte, dass sie ihn sitzen ließ und er ziemlich angetrunken in einer Disco saß. Das Geld, das er für den heutigen Restaurantbesuch gespart hatte, investierte er nun in immer neue Drinks, und versank dabei in dunklen Gedanken, hätte sich am liebsten irgendwo verkrochen.
 

So bekam er auch nicht mit, dass sich nach einer Weile jemand neben ihn setzte, ihn kurz ansah und dann ebenfalls etwas zu trinken bestellte.

Erst als er von der Seite angesprochen wurde, blickte er verträumt auf, wäre jedoch fast rückwärts von seinem Barhocker gefallen, als er realisierte, wer dort saß.
 

„Kaiba!?“, fragte er ungläubig und traute seinen Augen kaum. Er hatte den Anderen schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Nicht, seit sie sich zur Abschlussveranstaltung der Schule das letzte Mal begegnet waren und sich dann wie üblich im Streit getrennt hatten. Und auch wenn sie in derselben Stadt lebten, irgendwie waren sie sich nie über den Weg gelaufen.

„Jounouchi“, bestätigte sein ehemaliger Klassenkamerad und nahm einen Schluck von seinem klaren Getränk, das der Barkeeper ihm hingestellt hatte.

„Was.. was macht du denn hier?“, wollte der Blonde verwirrt wissen und betrachtete den Größeren neugierig genauer.
 

Kaiba Seto, nun inzwischen ebenfalls 22jähriger Firmeninhaber der Kaiba Corporation, hatte sich durchaus herausgemacht, was ja auch nicht anders zu erwarten gewesen war. Er war noch größer geworden, irgendwie auch muskulöser, und er sah wirklich gut aus. Die Haare schwarz gefärbt, etwas kürzer geschnitten und fransiger, die Kleidung erstaunlich lässig mit einer dunkelgrünen Baggypants, die ihm auf Hüfte saß, und einem engen schwarzen, ärmellosen Shirt. Ziemlich sexy. Sicher liefen ihm die Frauen reihenweise hinterher.

Katsuya seufzte. Er wollte nicht an Frauen denken. Denn ihm würde sicher so schnell keine mehr hinterher rennen. Nicht, dass er Interesse hätte. Nach diesem Reinfall mit Nanami brauchte er erst einmal eine Pause, um sein Selbstmitleid abzubauen und sich wieder bereit für eine Beziehung zu machen. Aber wenigstens hatte er etwas daraus gelernt..
 

Nach einer ebenfalls ausführlichen Musterung seitens Kaiba – Wobei sein Urteil sicher nicht so gut ausfiel wie die des Blonden. Jou vermutete, dass der Größere ihn noch immer als räudigen Straßenjungen betrachtete, auch wenn sie jetzt schon bald vier Jahre nicht mehr miteinander gesprochen hatten. – ließ sich der Schwarzhaarige schließlich zu einer Antwort herab. „Das selbe wie du wahrscheinlich“, meinte er und machte eine vage Handbewegung in Richtung von Jounouchis halbleeren Glases.

Der Angesprochene blickte auf sein Glas und sah den Älteren dann verwundert an. „Dich betrinken?“, fragte er ahnungslos und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, weswegen der Firmenleiter so etwas tun sollte.

Kaiba zuckte nur mit den Schultern. „Sieht so aus“, bemerkte er trocken und nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink.
 

Dem Blonden blieb nicht anderes als zu schweigen. Er war sprachlos.

Verwirrt sah er auf die grünliche Flüssigkeit in seinem Glas, schwenkte sie kurz, ehe er sie in zwei Schlucken hinterkippte und somit verschwinden ließ. Kurz darauf stellte der Barmann ihm wortlos ein neues Glas hin.

Katsuya seufzte und blickte wieder zu Kaiba, der etwas verloren dasaß und mit dem Finger seinen Glasrand nachzog. „Also...“, unterbrach der Kleinere die Stille, die ihm schnell zu viel zu wurde, „wie kommt es, dass du hier bist und dich zudem noch betrinken willst?“ Möglichst unbeteiligt betrachtete er wieder die Oberfläche seines Getränks, auch wenn er sich zugestehen musste, dass er neugierig war. Kaiba hin oder her.

„Geht dich nichts an“, antwortete der jedoch nur und starrte seinen Drink böse nieder.

Jou „hmpf“te und schwieg dann wohlweislich lieber. Er wollte keine Diskussion anzetteln, aber ein bisschen beleidigt war er ja schon, dass der Schwarzhaarige auch nach all den Jahren noch immer nicht vernünftig mit ihm reden wollte. Aber hey, das war Kaiba! Wahrscheinlich sollte er schon froh sein, dass der Firmenleiter überhaupt freiwillig neben ihm saß, und das sogar ohne Streit anzufangen!

Also beließ er es dabei, einfach eine stumme Trinkgemeinschaft mit ihm zu bilden. Sie hatten beide ihre Gründe, hier zu sitzen und die aufsteigende Wärme des Alkohols zu genießen, der ihre Sorgen davonspülte. Kein Grund, diese auch auszusprechen.
 

So verging eine ganze Weile. Keiner von beiden konnte sagen, ob sie nur Minuten oder gar Stunden so friedlich beieinander saßen und gemeinschaftlich ihre Drinks einen nach dem anderen vernichteten. Doch schließlich erhob sich Katsuya als Erster und bezahlte seine Rechnung.

„Wo willscht du denn hin?“, wollte Kaiba mit schwerer Zunge wissen und sah ihn aus etwas verklärten Augen an.

Jou wand sich ihm zu und brauchte erst mal einen Moment, um seinen Blick auf ihn fokussieren zu können, so verschwommen sah er schon. „Heim“, brachte er schließlich hervor und schaffte es, ein reichlich schief geratenes Lächeln aufzusetzen. „Schön, disch ma wiedagesehn zu ham“, grinste er und streckte die Hand aus, um sich zu verabschieden.

„Isch bring disch heim. Du kannscht ja nimma grade stehn...“, nuschelte der nun Schwarzhaarige und stand schwerfällig auf. Irgendwie drehte sich alles um ihn..

„Du doch auch nisch“, muckierte sich der Kleinere und konnte die Logik des Anderen irgendwie gerade nicht erkennen.

„Nee, aba mein Fahra“, wies Seto auf diese Selbstverständlichkeit hin, bezahlte den Barkeeper, wobei er mehr aus Achtlosigkeit ein paar Scheine zu viel hinlegte – was ihm jedoch auch egaler nicht sein könnte –, und drehte sich dann zum Ausgang, wobei er sich aber doch erst mal an der Theke festhalten musste, weil ihm so schwummrig war.

Jou fand das alles nur komisch und lachte auf, ehe er Kaibas Arm um seine Schulter legte und seinen eigenen um dessen Hüfte. Vielleicht konnten sie sich ja gegenseitig ein bisschen Halt geben, sonst kamen sie ja nie hier weg..
 

Gemeinsam wankten die beiden Betrunkenen aus dem Dark Atmosphere und wurden von warmer Nachtluft empfangen, wie sie für einen Abend im August üblich war.

„Wo is denn dein Fahra?“, wollte der Blonde wissen und sah sich verschwommenen Blickes um.

„Irgendwo...“, meinte Kaiba wenig hilfreich, woraufhin er von Jou mit einem skeptischen Blick bedacht wurde. Der Schwarzhaarige schloss die Augen, atmete tief durch und versuchte sich irgendwie zu konzentrieren. „Irgendwo...“, begann er und hob eine Hand, deren Finger nachdenklich in verschiedene Richtungen schwenkte, „... da!“, sagte er schließlich, in eine bestimmte Richtung zeigend. Er öffnete die Augen wieder, sah hin und nickte schließlich.

Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Okay.“ Wenn er meinte..
 

Mit Seto zusammen begab er sich auf den angezeigten Kurs und tatsächlich entdeckten sie nach kurzer Zeit einen schwarzen Wagen mit abgedunkelten Scheiben am Straßenrand, auf dessen Fahrersitz ein älterer Herr saß und ein Buch las.

Als er die beiden erblickte, legte er das Buch zur Seite, stieg hastig aus und öffnete ihnen die hintere Tür.
 

Jou und Seto schwankten auf die offene Tür zu, wo der Blonde Kaibas Arm von sich entfernte und ihn etwas unzeremoniell in den Wagen beförderte. Der stöhnte nur leise auf und blieb so liegen, wie er gefallen war; zog nur seine langen Beine noch endgültig ins Wageninnere.

Der Kleinere nannte dem Fahrer derweil noch seine Adresse und stieg dann ebenfalls ein, setzte sich aber Kaiba gegenüber, der schon wieder die Augen geschlossen hielt und sich die Stirn rieb.

„Tringst wohl sonscht nisch so viiiel?“, wollte Katsuya neugierig wissen.

„Nee, nua heude“, stöhnte Seto erneut. Ihm wurde gerade ziemlich schlecht, vor allem seit der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte.

Jou lächelte mitleidsvoll, sagte aber nichts weiter, ihm ging es nämlich nicht viel besser. Sie beide würden morgen wahrscheinlich mit Mörderkopfschmerzen aufwachen. Aber was half es? Wenigstens hatten sie für einen Abend ihre Sorgen vergessen können.
 

Als das Fahrzeug zum Halten kam und der Fahrer kurz darauf die Tür aufhielt, erhob der Blonde sich vorsichtig von seinem Sitz. Gleichzeitig richtete auch Kaiba sich aus seiner liegenden Position auf, damit er sich wenigstens angemessen von ihm verabschieden konnte.

Womit aber keiner rechnete, war, dass Jou, der sich in gebückter Haltung zur Tür begeben wollte, plötzlich schwindelig wurde, schwankte und ungeschickt nach vorne stolperte.

Gerade so konnte er sich mit seinen Händen links und rechts von dem Firmenleiter abstützen, ehe er mit seinem Gesicht in dessen Schoß landen konnte.

Verwundert sah er auf die grüne Stoffhose, die sich da plötzlich so nah vor ihm befand, wurde sich aber schnell seiner nun auf Knien befindlichen Position bewusst und sah verlegen lächelnd zu Kaiba empor. „Eh.. schorry.“
 

Der Schwarzhaarige sah auf seinen ehemaligen Klassenkameraden und Streitpartner herunter und war auf einmal wie gefangen von diesem Anblick.

Der Lichtschein, der durch die offene Wagentür auf den Blonden fiel, verlieh diesem ein geradezu engelhaftes Aussehen. Die blonden Haare leuchteten wie von einem Heiligenschein umgeben und die braunen Augen funkelten auf eine so unschuldige Art und Weise, die ihm einfach den Atem raubte.

Ohne weiter nachzudenken, von dem warmen, sorgenfreien Gefühl getragen, das ihn seit ein paar Stunden schweben ließ, folgte er dem Impuls, sich einfach hinabzubeugen und dieses wundervolle Geschöpf zu küssen. Unterstützt wurde diese Entscheidung dadurch, dass der besagte Engel, ebenfalls im Rausch seiner Gefühle – und des Alkohols -, dem Locken der strahlend blauen Augen nachgab und sich nach oben, ihm entgegen streckte.
 

Wenige Augenblicke später waren ihrer beider Augen geschlossen und ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss versiegelt. Ihre Lippen bewegten sich fieberhaft gegeneinander, ihre Münder öffneten sich beinahe gleichzeitig und brachten damit auch ihre übereifrigen Zungen ins Spiel, die den Anderen sofort freudig begrüßten und durch einen kleinen Kampf interessiert hielten.

Dass der Andere größtenteils nach Alkohol schmeckte, war in diesem Moment vollkommen egal. Nur der Kuss zählte und die zahlreichen Gefühle, die durch diesen aufgewühlt wurden und ihn so nur noch aufregender machten.

Seto legte seine warme Hand an Jous Wange, strich ein bisschen durch dessen weiche Haare und über sein Ohr, bevor er ihn so festhielt, damit er nicht einfach verschwinden konnte und er selbst nicht einfach davonschwebte, während er sich der Glückseligkeit ihres feuchten Zungenspiels hingab.
 

Doch nach einigen Minuten mussten sie den göttlichen Kuss dann doch beenden. Atemlos sahen sie sich in die Augen und fühlten, wie langsam die Realität erneut zu ihnen durchdrang. Ihnen gegenüber befand sich wieder ihr ehemaliger Rivale und an der offenen Tür stand noch immer Kaibas Fahrer, der sich dezent ruhig verhielt.

Beschämt entfernte sich Jou von Kaibas Hand an seiner Wange und wand als Erster den Blick ab. „Alscho.. isch muss dann..“, nuschelte er und flüchtete, diesmal ohne weitere Zwischenfälle, aus dem Wagen.

Der Blonde verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen, in seinem Haus und Kaiba blieb nichts anderes übrig als etwas verwirrt dazusitzen und auf der Fahrt nach Hause seinen verschwommenen Gedanken nachzuhängen.
 

~*~ Kapitel 1 – Ende ~*~
 

So, ich hoffe, dass das mit dem Kuss halbwegs logisch und verständlich klang. Ich muss zugeben, dass es extrem schwierig war, die beiden zum Küssen zu kriegen, und ich war schon halb am Überlegen, ob ich es nicht einfach weglasse, aber es war leider notwendig für den weiteren Verlauf ^^°

Ich hoffe auf eure Meinung. Ich weiß, der Anfang ist wenig spektakulär, aber die Beiden mussten sich nach all den Jahren ja erst einmal wiedertreffen, und da wäre es nicht sonderlich logisch gewesen, wenn sie sich gleich gegenseitig das Herz ausschütten. Aber keine Sorge, wieso Kaiba sich betrinkt und um was es in der FF eigentlich geht, sollte sich im nächsten Kapitel klären ^.~

Ich hoffe, es hat euch bis hier gefallen. Für Kommentare und Kritiken bin ich jederzeit offen und erwarte sie freudig ^^

Offenbarungen

Einige Tage später, am Mittwoch, war alles so gut wie wieder beim Alten. Jou saß im Wagen des Tischlereibetriebes, in dem er arbeitete, und war unterwegs, um einen fertigen Auftrag zurückzubringen. Dabei schweiften seine Gedanken wie so oft in den letzten Tagen zu jenem Abend zurück, und er fragte sich, was nur in ihn gefahren war.

Klar, er hatte eindeutig zu viel getrunken gehabt, aber war das ein Grund, gleich am ersten Abend, nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte, jemand anderen zu küssen? Und dann auch noch ausgerechnet Kaiba von allen Menschen, die es in Domino gab und die in dieser Nacht im Dark Atmosphere gewesen waren!? Mal abgesehen davon, dass der Firmenleiter ein Mann war – Und er stand nicht auf Typen! Er mochte vollbusige Frauen, die selbstsicher waren und Humor hatten! -, er war zudem noch... na ja, Kaiba eben. Seine frühere Nemesis, die nichts Besseres zu tun hatte, als ihn ständig mit Freude niederzumachen.

Und er konnte noch nicht einmal behaupten, dass Kaiba ihn gezwungen hatte, denn er hatte den Kuss ebenso initiiert, daran konnte er sich noch gut erinnern, auch wenn er das zu gern vergessen hätte; ebenso wie den Rest des Abends. Aber Katsuya war leider einer von den Betrunkenen, die sich zwar nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle haben, aber später noch jedes Detail wissen. Dadurch musste er nun schon zum x-ten Mal die Zeit bis zu dem Augenblick des Kusses in Gedanken durchspielen und sich fragen, ob irgend etwas den Auslöser dazu gegeben hatte, dass es soweit gekommen war. Doch beim besten Willen, da war nichts!
 

Entnervt seufzend parkte der Blonde seinen Wagen am Straßenrand vor der Domino University of Technology und straffte seine Schultern. Keine Zeit für weitere sinnlose Grübeleien jetzt!

Er kramte einen zerknitterten Zettel aus der Tasche seiner blauen Latzhose, die er immer bei der Arbeit trug, und sah darauf. Die Adresse stimmte jedenfalls. Jetzt musste er nur noch diesen Wakamoto Katsuhiro finden, der wohl der Rektor hier war.

Entschlossen stieg er aus, schloss das Auto ab und machte sich auf den Weg zum Hauptgebäude der Universität.
 

Eine Viertelstunde später sah der blonde Tischler sich irritiert auf den verlassenen Gängen der Uni um. Er könnte schwören, dass er hier schon mal gewesen war.. Dass hier aber auch keiner war, den er mal nach dem Weg fragen konnte! Aber entweder war es gerade mitten in der Vorlesung oder aber er befand sich in einem Teil des Gebäudes, der kaum benutzt wurde. Er tippte auf Letzteres. Warum musste er auch so einen miesen Orientierungssinn haben?

Dankbar sah er auf, als er mit einem Mal eine Stimme aus einem der Zimmer ganz in der Nähe hörte. Doch je näher er der Stimme kam, umso mehr fragte er sich, ob er dort wirklich um Hilfe suchen wollte. Nicht nur klang sie äußerst erbost und laut, sie kam ihm auch noch verdächtig bekannt vor.
 

Mit vor Anspannung schneller klopfendem Herzen blieb er außerhalb des Zimmers stehen, aus dem die verärgerte Stimme kam und anscheinend telefonierte, denn auf die anschuldigenden Aussagen des Sprechers folgte immer eine kurze Pause, ohne dass eine weitere Stimme zu hören war.

„..es gutheißen, wenn Sie sich ansonsten aus meiner Privatsphäre heraushalten würden. - ... – Ich mach es ja, verdammt! Sie brauchen sich nicht zu wiederholen!“, hörte er und überlegte schon, ob er sich nicht vielleicht doch lieber vom Acker machen sollte, als auch schon mit einem abschließenden „Und denken Sie daran, Ihren Teil der Abmachung einzuhalten!“ ein lautstarkes Knallen ertönte, als wohl das Handy auf eine harte Oberfläche auftraf.

Katsuya holte noch einmal tief Luft, ehe er mutig in die offene Tür trat, die Arme locker verschränkte und fragte: „Ist das der Grund, weswegen du dich letztens betrunken hast, Kaiba?“
 

Der ehemals Brünette sah einen Moment wirklich überrumpelt aus, als er seinen Rivalen plötzlich in der Tür stehen sah. Doch er fing sich schnell wieder und sein Gesicht nahm die ausdruckslose Maske ein, die so typisch für den Firmenleiter war. Nur seine Augen waren drohend verengt.

„Das geht dich gar nichts an, Jounouchi!“, antwortete er bitter und beobachtete mit Argwohn, wie der Blonde, von seinem Ton offenbar unbeeindruckt, auf seinen Tisch zusteuerte, an dem er gerade stand und arbeitete, bevor das Telefonat ihn wohl unterbrochen hatte.
 

Neugierig besah sich Jou die Gerätschaften, die da vor dem Schwarzhaarigen aufgebaut waren. Unter anderem ein Computer, ein halbfertiges Gerät, aus dessen Hülle jede Menge Kabel ragten und dessen Inneres man sehen konnte, sowie weitere Kabel, Metall- und Plastikteile und Mikrochips. Insgesamt sah das also sehr kompliziert aus und war nicht unbedingt etwas, mit dem Katsuya sich befassen wollte.

Lächelnd blickte er zu Kaiba auf, der abwehrend seine Arme verschränkt hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte er interessiert und musterte den Größeren von oben bis unten. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Schwarze Stoffhose und lockerer schwarzer Rollkragenpulli, die eigentlich viel zu warm für diese Jahreszeit waren. Und dazu.. waren das Kontaktlinsen!? Wo vorher stechend blaue Augen gewesen waren, befanden sich nun dunkelgrüne. Hätte Jou nicht gewusst, wen er da vor sich hatte, hätte er ihn wohl nicht wiedererkannt, mit den schwarzen Haaren und grünen Augen sowie der veränderten Frisur.

„Ich arbeite an meiner Masterarbeit“, klärte der Schwarzhaarige auf und riss den Kleineren damit aus seinen Gedanken.

„Masterarbeit?“, fragte Jou ahnungslos.

Seto nickte. „Ich mache gerade meinen Master in Technischer Informatik hier an der Uni.“

„Oh“, machte Jou große Augen, lächelte dann aber. „Das ist toll.“ Er freute sich für den Größeren, dass er nicht in seinem KC-Tower versauerte, sondern sich eine anständige „Beschäftigung“ gesucht hatte, auch wenn es wohl mehr als das war.

„Ja, ist es“, stimmte der Firmenchef zu. „Und jetzt verrat mit mal, was du hier machst!“, verlangte er dann zu wissen und sah den Kleineren skeptisch an.

„Ah ja! Ich bin hier, weil ich den Rektor suche und mich verlaufen habe“, fiel Katsuya schlagartig der eigentliche Grund für seinen Besuch ein.

Seto schnaubte. „Das war ja so klar“, meinte er mit belustigtem Unterton.

Jou verschränkte die Arme. „Ja ja, mach dich nur lustig. Hilf mir lieber, diesen Wakamoto zu finden, damit ich hier weg kann!“

„Tja, du fühlst dich sicher schon allein durch deine Anwesenheit an der Uni überfordert; das kann ich verstehen. Also, komm!“, ärgerte er seinen noch immer Lieblingsstreitpartner und ging voran, um Jou den Weg zu leiten. Dieser brummte nur beleidigt und folgte dann.
 

Schon nach kurzer Zeit befanden sie sich wieder in etwas belebteren Gefilden und damit wohl näher am Ziel. Verwundert sah Jou den Studenten nach, an denen sie vorbeikamen. „Warum tragen denn hier alle schwarz?“, fragte er verwirrt.

Seto warf ihm einen kurzen Blick zu und erklärte dann kühl: „Einer der Professoren ist vor ein paar Tagen verstorben. Er war ziemlich beliebt.“

Der Blonde seufzte sympathisierend. „Das ist traurig.“

Kaiba nickte. „Ja.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Er war mein Mentor.“

Katsuya sah einen Moment betroffen aus. „Oh, das tut mir Leid.“ Und das tat es ihm wirklich. Auch wenn Kaiba es nicht zeigte, man merkte doch, dass der verstorbene Professor ihm etwas bedeutet haben musste.

Der Größere zuckte nur mit den Schultern. „Schon gut.“ Damit war das Thema für ihn wohl erledigt. Noch immer würdigte er den Blonden keines Blickes und Jou begann sich zu fragen, ob er in seinem Leben etwas falsch gemacht hatte, dass der Firmenleiter ihn so verachtete. Denn wenn man den Kussvorfall von vor ein paar Tagen beiseite ließ, schien Kaiba ihn nicht anders zu behandeln als in ihrer Schulzeit. Zwar irgendwie zivilisierter, weil er keinen Streit anfing, aber das lag wohl eher daran, dass er einfach erwachsener geworden war, und nicht daran, dass er Jou als besseren Menschen einschätzte. Und anscheinend legte er auch keinen Wert darauf, diese Meinung jemals zu revidieren.

Der Blonde fühlte sich irgendwie getroffen und verärgert, aber er hielt sich zurück und erhielt das Schweigen zwischen ihnen bockig aufrecht.
 

Auch Seto war an einem Gespräch nicht weiter interessiert, er machte sich eher große Sorgen, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Wie viel hatte Jounouchi mitbekommen? Wie lange hatte er schon vor der Tür gestanden? Lange genug, um etwas damit anfangen zu können? Gut, er traute dem Blonden nicht wirklich zu, dass er die richtigen Schlüsse zog, aber selbst falsche Schlüsse konnten ihm gefährlich werden. Er konnte niemanden gebrauchen, der in seinen Privatsachen herumschnüffelte. Und gerade von dieser Angelegenheit durfte nie jemand etwas erfahren! Er würde sich da schon selbst irgendwie raushelfen und danach einfach alles vergessen wie alle unangenehmen Dinge in seinem Leben.

Wenn er Jounouchi nur irgendwie davon abhalten könnte, seine Nase da mit hineinzustecken.. Am besten wurde er ihn erst einmal los, dann hatte er genügend Zeit, um sich wegen der Sache etwas einfallen zu lassen – die Kussangelegenheit musste ja auch noch irgendwie geklärt werden –, denn irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass der Blonde früher wieder auftauchen würde, als ihm lieb war. Vor allem jetzt, da er wusste, wo er Kaiba die meiste Zeit über antreffen konnte.
 

Kurze Zeit später erreichten sie das Büro des Dekans. „Da wären wir“, verkündete der Schwarzhaarige, ein wenig erleichtert den Anderen gleich los zu sein.

Das merkte auch der Kleinere und verengte verärgert die Augen. Es war ihm ganz und gar nicht recht, dass Kaiba ihn loswerden wollte. Immerhin hatte er noch ein paar Fragen zu dem Telefonat vorhin, aber er wusste auch, dass er das brüchige Gleichgewicht zwischen sich und dem Schwarzhaarigen jetzt damit nur zerstören würde. Also beschloss er, das Thema zu verschieben. Schließlich wusste er jetzt, wo er Kaiba finden konnte.

„Schön“, sagte er also schließlich, lächelte ein bisschen verkniffen und streckte dem Größeren die Hand entgegen, die dieser annahm. „War schön, dich zu sehen. Bis bald.“

Verwirrt ließ Seto sich die Hand schütteln, nickte dann ernst und sagte: „Auf Wiedersehen, Jounouchi“, auch wenn er es eigentlich nicht hoffte.
 

Nach ihrem raschen Abschied und Kaibas eleganten Abgang klopfte Jou an der Zimmertür des Rektors und wurde hereingebeten. Dort meldete er ihm, dass die versprochene Lieferung da sei, und bekam den Hausmeister der Uni zur Seite gestellt, der ihm half, den frisch restaurierten, antiken Schreibtisch ins Zimmer des Dekans zu schleppen. Ihm wurde gedankt, er dankte höflich zurück, verbeugte sich noch ein paar Mal und durfte dann endlich gehen.

Zurück in seinem Transporter zückte er einen kleinen Notizblock samt Stift aus dem Handschuhfach und notierte sich eine Nummer, die Nummer von Kaibas Zimmer, damit er es später wieder finden konnte. Dann fuhr er zurück in die Werkstatt.
 

Es war schon 19 Uhr als der Blonde endlich den sehnsüchtig erwarteten Dienstschluss machen konnte. Kaum dass er die Tür seiner Arbeitsstätte hinter sich geschlossen hatte, zog er sein Handy aus der Tasche, das er von seinen Freunden zum zwanzigsten Geburtstag bekommen hatte und schon entsprechend demoliert aussah, dann rief er eine Nummer an.

„Yuugi“, rief er erfreut, als endlich abgenommen wurde. „Na, altes Haus. Wie geht’s dir? - … - Ja. Du, hör mal, hättest du heute Abend Zeit? Ich würde dich gern mal wieder sehen… - … - Ja? Super! Dann treffen wir uns da!“, lachte der Blonde und legte auf. Fröhlich summend schlenderte er in Richtung der Bar, die ihr Treffpunkt sein sollte.
 

~*~ Kapitel 2 – Ende ~*~
 

Vielen Dank, dass ihr bis hierher gelesen habt ^^

Ich wollte euch gern loben, weil mir tatsächlich 7 von 14 Leuten einen Kommentar geschrieben haben. Das ist wirklich beachtlich und ermuntert mich sehr! Ich hoffe, dass ihr das aufrecht erhaltet, das würde mich nämlich wirklich freuen ^^

Ihr wisst ja, für Kritik und Anmerkungen bin ich jederzeit offen. Gerade für diese FF hier würde ich gern den ein oder anderen Ratschlag oder Hinweis annehmen. Das ist nämlich das erste Mal, dass ich versuche, eine wirklich durchdachte Story mit Dramatik und Co. aufzubauen und das fällt mir zugegebenermaßen nicht leicht. Aber ich gebe mein Bestes und ich hoffe, es gefällt euch. Wenn ihr Vorschläge zum besseren Handlungsaufbau etc. habt, haltet euch nicht zurück. Ansonsten erwarte ich hoffend eure Meinungen und verabschiede mich bis zum nächsten Mal. - Das nächste Kapitel wird auch wieder länger *smile*

Gewollte und ungewollte Hilfe

Die kleine Bar namens „Jasons Spelunke“ war ziemlich klein, aber dafür ebenso warm, gemütlich und angenehm leer. Als Jou zwanzig Minuten nach Dienstschluss dort eintraf, war Yuugi schon da.

Fröhlich winkte er ihm vom Eingang her zu, bestellte beim Barkeeper etwas zu trinken und schob sich dann zu Yuugi auf die Bank in einer Ecke.
 

„Hi Jounouchi-kun“, lächelte dieser und freute sich über ihr erstes Wiedersehen seit einiger Zeit, denn leider waren beide durch Studium und Arbeit zeitlich sehr ausgelastet.

„Hallo Yuugi“, grüßte der Blonde zurück und umarmte seinen kleinen Kumpel. Dann saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander und nippten an ihren Getränken, bis Yuugi die Stille durchbrach.

„Was gab es denn so Wichtiges, dass du mich unbedingt sehen musstest?“, fragte er neugierig.

„Also, weißt du… Hast du Kaiba in letzter Zeit mal gesehen?“, fragte Katsuya unverfänglich zurück.

„Kaiba? Nein, seit der Abschlusszeremonie nicht, außer mal von weitem. Wieso?“

„Na ja, ich hab ihn letztens getroffen. Im Dark Atmosphere, du weißt schon, diese neue Disco in der Innenstadt. Und heute wieder, in der Domino University. Und ich glaube, dass er Probleme hat…“, erzählte der Größere stockend und wagte es kaum, seinem Freund in die Augen zu blicken. Man konnte ihm doch hoffentlich nicht ansehen, dass er mit Kaiba geknutscht hatte, oder?

„Häh? Warte mal, das geht mir etwas zu schnell… Du hast Kaiba getroffen!? Was denn für Probleme?“, kam Yuugi, freundlich wie er war, auf den Kern der Sache zum Sprechen, auch wenn ihm in punkto „Jou und Kaiba treffen aufeinander“ noch einige andere Fragen in den Kopf schossen.

„Ich weiß auch nicht. Ich hab ihn nur zufällig bei einem Telefongespräch belauscht und da klang er ziemlich wütend und angespannt. Redete was davon, dass der Anrufer sich aus seiner Privatsphäre raushalten soll und dass er irgendwas schon machen würde… Es kam mir so komisch vor, dass Kaiba etwas machen würde, das offensichtlich gegen seinen Willen ist“, bemerkte Jou.
 

Yuugi blickte nachdenklich drein. „Vielleicht wird er erpresst?“

Der Blonde schnappte nach Luft. „Was? Von wem denn!?“

Der Kleinere lachte angespannt. „Mann, Jou, woher soll ich das wissen? Außerdem glaube ich nicht, dass es klug ist, wenn du dich da mit reinhängst…“

Beleidigt verschränkte der Blonde die Arme vor der Brust. „Das musst gerade du sagen. Predigst du nicht sonst immer, dass man anderen helfen soll und so?“
 

Yuugi lachte leise und nahm noch einen Schluck seines, wahrscheinlich alkoholfreien, Getränkes. „Ja, das sage ich wohl sonst immer“, stimmte er zu, „aber ich denke trotzdem, dass gerade Kaiba selbst wissen muss, ob er Hilfe braucht und wo er sie bei Bedarf herbekommen kann. Also überlass es am besten einfach ihm, sonst wird er nur wieder sauer“, lächelte er.

Jou seufzte. „Du hast wohl Recht.“ Nachdenklich rührte er in seinem Cocktail. „Wusstest du, dass Kaiba jetzt schwarze Haare hat?“, fragte er dann leise, verschwörerisch und beugte sich zu Yuugi hinüber.

„Nein!?“, fragte dieser gespielt entsetzt und lächelte amüsiert.

„Doch! Und grüne Kontaktlinsen auch! Ich hätte ihn fast nicht erkannt…“

Und so saßen Jou und Yuugi noch eine Weile beieinander, tauschten Klatsch und Tratsch aus, lachten und erzählten, was sie gerade so trieben. Kaibas Problem kam nicht mehr zur Sprache.
 

Ebendieser war nach einigen Stunden Arbeit in der Firma endlich fertig und betrat sein trautes Heim.

Sofort umfing ihn eine angenehme Kühle und der vertraute Geruch seines Zuhauses sowie die wohlbekannten Geräusche eines Fernsehers, die aus dem angrenzenden Wohnzimmer drangen.
 

Lächelnd entledigte Seto sich seines leichten Sommermantels und der Schuhe, um dann seinen Kopf in die Wohnzimmertür zu stecken. „Hallo“, grüßte er freundlich, den Stress des Tages hinter sich lassend.

„Seto, du bist ja schon da!“, freute sich Mokuba, der vor der Couch saß und nebenbei in einem Manga geblättert hatte.

„Guten Abend, Seto“, grüßte auch seine Freundin freundlich lächelnd.

Junko hieß sie und saß im Moment entspannt mit angezogenen Beinen auf dem Sofa. Sie war eine schwarzhaarige, zierliche und durchweg gut aussehende Frau, die eigentlich der Publicity wegen mit dem älteren Kaiba-Bruder zusammen war.

Sie beide wussten, dass der andere jederzeit frei war zu gehen, wenn er oder sie einen „besseren“ Partner gefunden hatte, aber solange es noch nicht soweit war, wussten beide ihre Zeit auch miteinander gut rumzubekommen, denn Junko war durchaus eine angenehme Zeitgenossin, sogar für Seto. Außerdem mochte auch Mokuba sie ganz gern und vor allem deshalb war sie im Kaiba’schen Heim immer und jederzeit willkommen.
 

Der Neuankömmling nickte der Schwarzhaarigen kurz zu, trat dann ein und setzte sich zu Junko auf die Couch. Er streckte sich leicht und seufzte.

„Schwerer Tag heute?“, fragte die Kleinere mitfühlend.

Seto bejahte. „Wie immer. Aber wenn es das nicht wäre, würde ich mich nicht ausgelastet fühlen“, grinste er dann und, wie er erwartet, rollte Mokuba mit den Augen. Er konnte seinen großen Bruder manchmal echt nicht verstehen und Seto fand das auch noch amüsant..
 

Stille kehrte ein.

Der Fernseher lief noch immer und Seto folgte dem Geschehen auf dem Bildschirm eher desinteressiert, während Junko ihren Kopf auf die Knie legte und scheinbar gespannt geradeaus blickte.

Mokuba blätterte weiter in seinem Manga und grinste ob des Inhalts ab und zu vor sich hin.
 

Nach einer Weile blickte Junko zu ihrem Freund.

„Hey, Seto?“, fragte sie leise, damit Mokuba nicht gleich aufmerksam wurde.

„Hm?“ Angesprochener wandte sich ihr leicht zu.

„Wollen wir ins Bett gehen?“ Ein vielversprechendes Lächeln lag auf ihren Lippen.

Der Größere lächelte zurück. „Klar.“
 

Leise standen sie auf, Junko nahm Setos Hand in ihre, und sie trotten Richtung Flur.

„Nacht, Mokuba. Mach nicht mehr so lange“, sagte der Schwarzhaarige noch zu seinem Bruder und schloss dann die Tür hinter ihnen.
 

Der Kleinste blickte nur kurz auf, nickte und wandte sich dann wieder seinem Büchlein zu.

Es war nichts Neues, dass die Beiden einfach so verschwanden, und Mokuba war inzwischen auch alt genug, um zu wissen, dass er lieber nicht nachfragen wollte, warum.
 

Später am gleichen Abend kam auch Katsuya zu Hause an. Erschöpft seufzend, aber vor sich hinlächelnd zog er die Schuhe aus.

Der Abend mit Yuugi war mal wieder echt schön gewesen. So viel gelacht hatte er schon lange nicht mehr.

Wirklich schade, dass ihnen erst später eingefallen war, Anzu und Honda doch auch einzuladen.
 

Sein erster Weg führte Jou ins Bad, wo er sich erst einmal erleichtern musste – es war ihm immer etwas unangenehm auf öffentlichen Toiletten zu gehen -, dann entledigte er sich seiner Klamotten und stieg unter die Dusche.

Wie immer, wenn er unter dem warmen Strahl stand und seine harten Muskeln sich langsam erholten, ging er im Kopf die Geschehnisse des Tages noch einmal durch.

Diesmal blieben seine Gedanken, wer hätte es gedacht, bei Kaiba hängen.

Das heutige Treffen hatte erneut den Abend von vor ein paar Tagen in sein Bewusstsein gebracht. Allerdings war er diesmal nicht damit abgelenkt, einem von ihnen beiden die Schuld daran zuzuweisen. Nein, diesmal schoss ihm auf einmal die Frage in den Kopf, was er von der ganzen Sache eigentlich hielt.

War der Kuss denn wirklich so abartig gewesen, wie er heute morgen noch geglaubt hatte? Eigentlich war Kaiba ja gar kein so hässlicher Kerl.. – Aber immer noch ein Kerl! Man küsste doch keine Typen, wenn man selber einer war! Und vor allem dachte man nicht später darüber nach, ob es nicht vielleicht doch „okay“ war!
 

Jou schüttelte sich leicht, als ein Gefühl von Widerwillen durch seinen Körper zog.

Schnell wusch er sich fertig und flüchtete dann aus der Dusche.

Mann, wie eklig! Am besten verdrängte er die ganze Sache weit, weit hinten in seinem Gedächtnis, sonst würde er nie wieder Frieden finden!
 

Abwesend nickte Katsuya sich selbst bestätigend zu. Dann trocknete er sich ab und schlüpfte in sein schönes, weiches Bett.

Schnell einschlafen, dann konnte morgen endlich wieder alles seinen gewohnten Gang gehen.
 

Doch die alltägliche Routine wollte sich auch am nächsten Tag einfach nicht wieder einstellen.

Trotz allem befand sich Katsuya pflichtgemäß an seiner Arbeitsstelle und schliff eine Feinheit an einem Stuhlbein heraus. Es lief leise Musik in der Werkstatt und sein Meister summte am anderen Ende derselben das Lied mit.

Allerdings sollte er eigentlich vollauf konzentriert bei der Arbeit sein, und war das normalerweise auch, nur heute war irgendwie der Wurm drin.
 

Sobald er nicht aufpasste, wanderten seine Gedanken zu Kaiba. Er machte sich immer noch einen Kopf, ob er die Sache mit der Erpressung wirklich auf sich beruhen lassen sollte.

Das belauschte Gespräch ließ ihn einfach nicht los und auch Kaibas gereizter Ton..

Diese Stimmlage hatte er oft zu der Zeit gehört, als Dartz und seine Leute seine Firma klauen wollten. Und auch auf Battle Island.

Und der Blonde konnte sich noch gut daran erinnern, wie stur der Firmenchef zu dieser Zeit jegliche Hilfe von Yuugi und ihnen abgelehnt hatte, obwohl sie sie ihm angeboten hatten. Und nun sollte er sogar selber bei ihnen fragen?

Irgendwie bezweifelte er, dass Kaiba das wirklich tun würde.
 

Andererseits.. wie gesagt, Kaiba wollte eigentlich nie Hilfe, und von ihm würde er sie wohl erst recht nicht annehmen.

Außerdem erinnerte Jou sich mit leisem Murren daran, dass nie auch nur ein dankbarer Blick in ihre Richtung gewandert war, wann immer sie ihm geholfen hatten.

Wollte er da wirklich hingehen und anbieten, ihm zu helfen?
 

Katsuya schüttelte den Kopf. Nein, das wollte er nicht. Sollte der reiche Pinkel doch gefälligst selber kommen!

Mit einem selbstgefälligen Schnauben richtete er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Stuhl vor sich, drehte ihn und bearbeitete dann das nächste Stuhlbein.

Aber er war viel zu neugierig, um die Sache einfach zu den Akten zu legen!
 

Verärgert zog der Blonde die Schultern an.

Und dieser Kuss… der ließ ihm auch keine Ruhe, egal wie sehr er ihn zu verdrängen versuchte!

Er wollte zu gerne wissen, was Kaiba dazu zu sagen hatte. Wenn er doch nur einfach hingehen und ihn zur Rede stellen könnte… Aber Kaiba war erstens zu stur und zweitens zu stark bewacht.

Gut, er könnte es ja jetzt in der Uni versuchen, aber er musste bis nach der Arbeit warten – was ihm jetzt schon schwer fiel – und dann auf Kaibas Zusammenarbeit hoffen – was er eigentlich gleich vergessen konnte.
 

Schwer seufzte der Blonde. Es war so hoffnungslos. Und es ließ ihn nicht los. Was tun!?

Yuugis Rat folgen und Kaibas Unwillen nachgeben?

Aber wer wäre er, wenn er nicht immer das Gegenteil von dem machen würde, was die anderen von ihm wollten!
 

Jou nickte zufrieden mit sich und seiner Entscheidung.

Jetzt musste er nur noch warten, dass der Tag vorbei ging.
 

Kaiba Seto saß unterdessen in seinem Büro in der Kaiba Corp. und tippte an einem neuen Spiel, an dem er gerade arbeitete.

Zur Uni würde er erst am Nachmittag gehen. Er war sowieso zumeist nur dort, um an seiner Masterarbeit zu basteln.

Die Vorlesungen waren eher nebensächlich, da er die Skripte selbst durcharbeiten konnte und vieles auch schon konnte.
 

Der Schwarzhaarige seufzte leise und strich sich mit der Hand durch die Haare.

Irgendwie war seine Konzentration heute nicht wie gewohnt. Dabei war er sonst, nach einer Nacht mit Junko, immer sehr entspannt und ausgeglichen.

Doch heute musste er zunehmend an Jounouchi denken.
 

Der Blonde wusste jetzt, dass etwas nicht stimmte, und das beunruhigte ihn sehr.

Wie er den vorlauten Kerl kannte, würde er es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Er war ja schon überrascht gewesen, dass er gestern so wenig protestiert hatte.

Überhaupt hatte er sich nicht wirklich wie sonst verhalten. Oder eher gesagt, nicht so, wie er, Seto, es gewohnt war. Aber immerhin hatte er den Blonden schon einige Jahre nicht gesehen und vielleicht war er ja wirklich erwachsen geworden, so unwahrscheinlich das auch klingen mochte.

Und dennoch schien es nicht zu seinem Wesen zu passen, wegen des Telefonates nichts weiter zu sagen.

Na ja, sagte der Schwarzhaarige sich, vielleicht kommt das ja noch.

Das erschien auch gar nicht so abwegig, immerhin war da noch diese andere Sache, die zwischen ihnen stand.
 

Inzwischen hatte er das Ereignis hin und her gewälzt und wusste noch immer nicht, was er davon halten sollte.

Das Ganze war ziemlich spontan passiert, aber begeistert war er deswegen noch lange nicht. Gut, er wusste bereits seit einiger Zeit, dass er nicht ganz hetero war, oder eher, dass er sein eigenes Geschlecht um einiges dem anderen vorzog.

Das war ja auch der Grund, weswegen er überhaupt mit Junko zusammen war. Um seine männlichen Affären gut bedeckt zu halten.

Aber immerhin war der Mann, den er vor ein paar Tagen geküsst hatte, nicht irgendein Mann, sondern Jounouchi Katsuya.

Hatten sie sich nicht in ihrer Schulzeit noch leidenschaftlich bekämpft? Was war nur in ihn gefahren!? In was für ein Dilemma ihn das Ganze wieder gebracht hatte!

Er brauchte kein nerviges Blondchen, das ihm hinterher schnüffelte. Und erst recht keins, das ihm wie eine läufige Hündin nachjagte.

Und ja, er war sich sicher, dass es soweit kommen würde, sollte er Jounouchi auch nur in irgendeiner Weise ermutigen.
 

Nein, am besten war wirklich, ihn so weit wie möglich von sich fernzuhalten, koste es, was es wolle.

Schon alleine, damit nichts davon an die Presse geriet.

Die waren nämlich lange nicht zufrieden mit der Aussicht, nur noch über sein harmonisches Liebesleben mit Junko zu berichten.

Aber wenn die glaubten, dass er sich freiwillig opferte, konnten sie lange warten.
 

Als endlich der Abend über Domino hereinbrach, die Sonne noch immer am Himmel, aber nur noch sanftes Licht verbreitend, beendete Katsuya seinen Arbeitstag, packte seine Sachen und fuhr mit seinem alten Herrenfahrrad zur Technischen Universität Dominos.
 

Als er ankam, schlug sein Herz aufgeregt in seiner Brust und egal, wie sehr er sich auch bemühte, er konnte es nicht diesem dummen Trip abbringen, auf dem es anscheinend war.

Die Zimmernummer, die er sich gestern aufgeschrieben hatte, hatte sich inzwischen in sein Gedächtnis eingebrannt, so dass er nicht noch einen Blick auf den kleinen Zettel in seiner hinteren Hosentasche werfen musste, sondern gleich das Fahrrad an einen Ständer vor dem Haupteingang anschloss und dann losstiefelte.

Er konnte sich noch genau erinnern, wie er anfangs gelaufen war – auch das war er dutzende Male in Gedanken durchgegangen – und auch den Rest des Weges fand Jou erstaunlich einfach.
 

Kaum fünf Minuten später stand er vor der Tür mit der bekannten Nummer.

A124 leuchtete ihm entgegen.

Gespannt atmete der Blonde ein, zupfte schnell sein T-Shirt zurecht und klopfte dann. Nichts geschah.

Nach einer halben Minute unerträglichen Wartens klopfte er erneut. Wieder nichts.

Er trat näher an die Tür, legte sein Ohr daran und lauschte. Kein Ton war zu hören. Also probierte er, sie einfach zu öffnen.

Er drückte die Türklinke nach unten, aber nichts bewegte sich. Sie war abgeschlossen.
 

Gefrustet stöhnte Katsuya auf. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür, schob die Hände in die Hosentasche und überlegte fieberhaft. War er hier wirklich richtig?

Nur zur Sicherheit – vielleicht hatte er sich die Nummer doch falsch gemerkt – kramte er den schon ziemlich mitgenommenen Zettel aus der Tasche, entfaltete ihn und las. A124. Klang richtig.

Doch nur, um wirklich ganz sicher zu gehen, verglich er die beiden Zahlen Ziffer für Ziffer.

Aber selbst danach blieben sie immer noch gleich. Er war hier richtig.

Also stopfte er den Zettel wieder in die Tasche und lehnte sich gegen die Wand.

Wenn er hier richtig war, wo blieb dann Kaiba? Vielleicht war er noch nicht da… Warum? Kam er dann noch?

Warum, konnte er sich noch vorstellen, immerhin hatte der Größere noch eine Firma zu leiten, aber ob er noch kommen würde, blieb abzuwarten.

Eigentlich war der Blonde viel zu hibbelig, um noch länger zu warten, aber was blieb ihm anderes übrig? Er wollte Kaiba sehen!

Mit einem Seufzen rutschte er an der Wand herunter und setzte sich.
 

Das Warten schien Katsuya schier unendlich. Er hatte es noch nie gemocht, lange untätig auf einem Fleck zu sitzen. Und hier gab es nichts Interessantes zu sehen, außer einem langen leeren Gang, ein paar Türen und seinen Schuhen.

Er war schon nach zehn Minuten dabei angekommen, an den Falten seiner Jeans zu zupfen, als plötzlich Schritte im Gang ertönten.

Sie kamen von rechts, wo der Gang wenig später endete und ein weiterer im rechten Winkel dazustieß.

Gespannt sah der Blonde auf, lauschte den näher kommenden Schritten und wollte schon aufstehen, denn falls das Kaiba war, wollte er auf keinen Fall zu seinen Füßen sitzen, aber kurz bevor der Neuankömmling um die Ecke kam, war er zu der Überzeugung gekommen, dass das nicht der Brünette – nein, nun Schwarzhaarige – war. Die Schritte waren zu leicht und zu kurz für den Firmenchef.

Also blieb er sitzen, war aber dennoch nicht weniger gespannt.
 

Das Gesicht, das er dann sah, war ihm vollkommen unbekannt.

Der Junge war etwa in ihrem Alter, also wahrscheinlich Student, hatte dunkelbraune Haare, eine leichte Brille mit dünnem Rahmen und eckigen Gläsern, außerdem war er geschätzt etwas kleiner als der Blonde selbst, schlank und hatte ein nichtssagendes Gesicht – ganz hübsch, aber eben nichts Außergewöhnliches.
 

„Oh.. hi“, sagte der Kerl und schien nicht weniger überrascht, ihn dort sitzen zu sehen. Was ihn aber nicht davon abhielt, zu lächeln und weiter näher zu kommen.

Etwas schräg von dem Blonden blieb er stehen und sah ihn neugierig an. „Wartest du auch auf Aoyama?“
 

Aoyama? Katsuya standen einen Augenblick Fragezeichen in den Augen. Meinte der Typ Kaiba damit?

Musste wohl so sein, immerhin würde der Firmenleiter wohl kaum jemand anderen in seinem Zimmer mitarbeiten lassen..

„Äh, ja..“, antwortete er deshalb unsicher. Und noch während er das sagte, wurde ihm auf einmal einiges klar.

Kaiba war an der Uni unter falschem Namen. Mit gefärbten Haaren, Kontaktlinsen und absolut untypischen Klamotten. Er wollte anonym hier sein!

Ein Glück, dass Jou da noch drauf gekommen war und ihn somit nicht verraten hatte, was ja gar nicht mal so typisch war.

Jetzt fragte er sich allerdings schon, warum Kaiba nicht als er selbst hier studierte..
 

Doch der Braunhaarige vor ihm sollte ihm keine Zeit zum Nachdenken lassen. „Ich wusste gar nicht, dass er Freunde hat..“, meinte er gerade und sah den Sitzenden mehr als verwundert an.

Wie automatisch zog der Blonde seine Schultern hoch und blickte finster. „Ich würde uns nicht als Freunde bezeichnen“, sagte er abwehrend. Nicht, dass er Kaiba noch hasste, aber Freunde waren sie nun wirklich nicht.

„Oh“, machte der Andere. „Und wieso bist du dann hier?“

„Kann ich nicht sagen.“ Katsuya blickte abweisend auf seine Schuhe und sah nach einem Moment wieder auf, dem Brünetten in die Augen. „Dasselbe könnte ich dich aber auch fragen. Bist du mit ihm befreundet!?“

Aber der Student hob abwehrend die Hände. „Nee, ich bin nur hier, um ihm was auszurichten.“
 

Katsuya nickte kurz und sah dann zur Seite. Er hatte das Interesse an dem Gespräch verloren.

Irgendwie war ihm der Typ nicht ganz geheuer. Vor allem weil er ihm in den nächsten Minuten, in denen sie warteten, ständig neugierige Blicke zuwarf.

Als würde er dadurch irgendein Geheimnis aufdecken können. Als wäre er Kaibas geheimer Lover oder was man sonst so Schreckliches verbergen konnte.

Jou zog weiter die Schultern hoch und starrte stur den Fußboden an. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl hier. Nicht nur, dass Kaiba ihm höchstwahrscheinlich den Kopf abreißen würde, sobald er hier war, dieser komische Kerl machte ihn zunehmend nervöser.
 

Zum Glück musste er die Tortur nicht mehr lange aushalten, denn schon kurz darauf waren wieder Schritte zu hören. Sichere, ausgreifende Schritte, die schnell näher kamen.

Der Blonde schaffte es gerade so, auf die Füße zu kommen, als Kaiba schon um die Ecke trat.

Einen Moment sah er erstaunt aus über den Andrang vor seinem Zimmer. Doch er fing sich schnell wieder und blieb vor dem fremden Jungen stehen. „Was willst du, Yayoi?“, fragte er ihn mit kaum verborgener Unfreundlichkeit. Offensichtlich freute Kaiba sich nicht wirklich, ihn zu sehen.

Doch der Brünette zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Ich soll dir was ausrichten von unserem Professor. Es ist unbedingt notwendig, dass du morgen gegen 16 Uhr da bist, sonst klappt es wohl nicht mit deiner Masterarbeit.“ Dabei warf er ihm einen durchdringenden Blick zu.

Der Schwarzhaarige nickte nur ausdruckslos. „Ich werde da sein“, meinte er und wandte sich dann dem Blonden zu, der das Schauspiel bisher stumm beobachtet hatte. „Und was machst du hier!?“, fragte er nun diesen mit erhobener Augenbraue.

Jou zog ärgerlich die Schultern hoch und funkelte ihn an. „Wir müssen reden.. Aoyama“, sagte er.
 

Kaiba sah ihn einen Moment eindringlich an, nickte dann kaum merklich und drehte sich der Tür zu, um sie aufzusperren. Danach trat er ein, ließ aber die Tür hinter sich offen.

Katsuya warf noch einen kurzen Blick auf Yayoi, der noch immer dastand, ihm einen Blick á la „So ist er halt..“ zuwarf und sich dann zum Gehen abwandte.

Er selbst blickte wieder zur Tür, atmete einmal tief ein und trat dann in Kaibas kleines Technikreich.
 

Der Größere hatte inzwischen seine, für ihn untypisch kurze, Jacke ausgezogen und an einen Haken gehängt. Nun sah er den Eintretenden mit verschränkten Armen an. „Was willst du?“, fragte er unfreundlich.

Sofort fühlte sich Jou an frühere Zeiten erinnert. Aber er hatte keine Lust, wieder in alte Muster zu verfallen. Eigentlich hatten ihm die letzten Male, als Kaiba zur Abwechslung mal halbwegs erträglich gewesen war, recht gut gefallen.

Was dem alten Geldsack wieder für eine Laus über die Leber gelaufen war, war ihm auch relativ egal, aber er sollte es nicht immer an ihm auslassen!
 

„Kaiba“, sagte er und seufzte leise, sah ihn von unten her forschend an. „In was für Probleme hast du dich nun wieder gebracht, dass du keinen um Hilfe bitten kannst?“

Die Miene des Schwarzhaarigen verzog sich augenblicklich zu einem bösen Blick. Hatte er doch gewusst, dass Jounouchi deswegen nochmal kommen würde! „Das geht dich nichts an. Und ich würde dich bitten, dich in Zukunft aus meinen Angelegenheiten rauszuhalten!“, zischte er. Dann drehte er sich um und fing an, an einer seiner Gerätschaften rumzubasteln. Für ihn war das Gespräch offensichtlich beendet.

Jou sah das allerdings etwas anders. „Es war klar, dass du das sagen würdest“, meinte er etwas resignierend, aber noch lange nicht aufgebend.

„Es war klar, dass du zu stur bist, um es auf sich beruhen zu lassen“, antwortete Kaiba bitter und blickte den Blonden kurz finster an, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

Der Kleinere entschied sich, die Aussage nicht weiter zu beachten. „Wenn es schlimm genug ist, dass du dich betrinken musst, kann ich das kaum ignorieren“, erklärte er stattdessen mit einem Schulterzucken.
 

Endlich hörte der Schwarzhaarige auf, an einem Teil rumzufummeln, das wie ein kleines Auto mit einer Menge heraushängender Kabel aussah, und richtete sich auf, um Jou erneut anzufunkeln. „Wie ich schon sagte, es geht dich nichts an. Es sind immer noch meine Probleme und wenn ich Hilfe brauche – was ich nicht werde! – dann melde ich mich schon. Aber vielen Dank für deine Anteilnahme“, spuckte er sarkastisch.

Katsuya verschränkte ebenfalls die Arme und funkelte zurück. „Und wir alle wissen ja, dass du im um Hilfe fragen ein wahres Genie bist.“ Er schnalzte abwertend mit der Zunge. „Als ob du nicht viel zu stolz wärst, um daran auch nur zu denken!“ Es brachte ihn wirklich zum Rasen, was für ein sturer Esel der Andere war! „Also, hör mal zu, Kaiba“, sagte er dann etwas ruhiger und blickte den Größeren ernst an. „Es ist mir egal, was das für Schwierigkeiten sind, in denen du steckst, aber ich weiß jetzt davon, und deswegen werde ich dir helfen, ob du willst oder nicht. – Du kannst dich natürlich dagegen wehren..“, der Blonde grinste ihn an, „aber so schnell wirst du mich nicht loswerden, und du weißt, wie nervig ich sein kann..“ Das Grinsen wurde breiter. „Also wäre es besser, wenn du mir ein bisschen was erzählst. Je schneller wir die Sache hinter uns bringen, desto schneller bist du mich wieder los!“
 

~*~ Kapitel 3 – Ende ~*~
 

Ich bedanke mich fürs Lesen ^^~
 

Puh, ich bin so froh, dass ich das Kapitel auch endlich geschafft habe. Inzwischen ist schon wieder so viel Zeit vergangen.. Aber ich habe echt ewig hin- und hergeschrieben. Immer mal was weggestrichen und neu formuliert usw. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, ob es nun gut geworden ist oder eher nicht. Umso mehr bin ich auf eure Kommentare gespannt. Ich hoffe, es war interessanter als das letzte, das ja leider nicht so viel Anklang gefunden hat.? – Bis zum nächsten Mal *smile*



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  vulkanier2
2008-11-23T18:44:50+00:00 23.11.2008 19:44
ein tolles kapitel. eine gute idee, das seto studiert. aber mehr gespannt bin ich was für probleme er hat. freu mich auf dein nächstes kapitel. würdest du mir eine ENS schreiben, wenn es weitergeht?
Von:  kuestenfee1
2008-11-14T14:40:58+00:00 14.11.2008 15:40
Das Kapitel gefällt mir auch.
Aber ich habe so das Gefühl, als wenn dieser Professor ezwas mit Setos derzeitiger Situation zu tun hat.
Freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Kapitel.

lg kuestenfee
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-11-14T01:29:21+00:00 14.11.2008 02:29
Schönes Kapi *knuddel*
Wirklich sehr interessant was das genau woll für ein Gespräch wahr das Seto am Telefon geführt hatt??
Interessiert mich ja wirklich mal zu wissen und bin ja mal gespannt ob unser Blondschopfs das raus bekommt *smilie*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von:  YutakaUke
2008-11-13T21:22:47+00:00 13.11.2008 22:22
Awww~
Ich find' das einfach super <3
Kaiba mit schwarzen Haaren sich vorzustellen ist schon geil +harr+
Und es wirklich mal eine Abwechslung, dass Kaiba an einer Uni seinen Master macht. Sehr interessant ;3
Der Schreibstil und die Story machen Lust, weiterzulesen ^.~
Von:  kuestenfee1
2008-08-18T14:42:45+00:00 18.08.2008 16:42
Interesant, interessant.
Möchte zugerne wissen, was Seto versucht vor Jono zu verbergen.
Ob es Jono gelingt, seine Neugier zu stillen?

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

lg kuestenfee
Von:  kuestenfee1
2008-07-23T08:35:57+00:00 23.07.2008 10:35
Schön geschrieben.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

lg kuestenfee
Von:  Firesplash
2008-07-22T09:11:45+00:00 22.07.2008 11:11
intressant.. tjaja was so viel alkohol mit einem doch anrichten kann.. shcon shclimm XD"
aber wirklich gut geschrieben und ich bin gespannt, was der liebe seto wohl so für probleme hat, dass er sich einfach vollaufen lässt und vor allem, wie die beiden nach ihrem kuss im alkoholrausch dann wohl nun reagieren XD
weiter so =^^=
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-07-21T23:18:57+00:00 22.07.2008 01:18
*grinz* Also der Anfang ist schon mal echt klasse *FG*
Und jaja was Alcohol nicht alles so anrichten kann *smilie* da haben sich die zwei süßen doch dazächlich geküsst *freu freu*
Bin schon gespannt wie es weiter geht (^-^~) also immer schön fleißig weiter schreiben (^-~)

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von: abgemeldet
2008-07-21T17:58:16+00:00 21.07.2008 19:58
klasse kapitel
ich find die beiden klasse
mach weiter so

Von:  soraya-solan
2008-07-21T11:36:36+00:00 21.07.2008 13:36
Cool!
Küssen sich während der Fahrer die Tür aufhält. *grins*
Bin gespannt was der Grund für Seto Rausch ist.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG SS


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