Elementaris von propheiy (die Geschichte der Elemente) ================================================================================ Kapitel 5: Was bleibt... ------------------------ Was bleibt... Dann war da wieder dieses schwarze, das Dunkle, bedrohliche. Noch verdeckte das Licht den größten Teil des Mannes, doch er kam näher und wurde deutlicher. Er war größer als das Mädchen. Eine unangenehme Wärme erreichte sie und ihr wurde heiß und kalt. Dann… dann sah sie sein Gesicht, es war… war nicht alt, es war jung… sehr jung. Sein Gesicht war schön, diese tiefschwarzen Haare und dieses Lächeln auf seinem Gesicht; seine Augen funkelten jedoch bedrohlich. Dann stand er genau vor ihr; sie blickte angsterfüllt zu ihm hoch. Was hatte er vor, was würde er im nächsten Moment tun? Er nickte langsam und es machte alles andere als einen unfreundlichen Eindruck. War er vielleicht doch nicht so, wie Pumilio ihn beschrieben hatte? Er schaute ihr wortlos in die Augen, eine scheinbare Ewigkeit. Kein Wort sprach jener schwarz gekleideter, der wie ein Phantom auftrat, mysteriös und unscheinbar, dennoch respekteinflößend. Dann öffnete er langsam den Mund und sprach. „Du siehst wunderschön aus!“, sagte er einfühlsam mit tiefer Stimme und er nahm seine Hand vor um ihr über die Wangen zu streichen. Sie zitterte nach wie vor. Sie ließ ihren Blick auf seinem Gesicht ruhen. Woher sollte sie wissen, was er ihr einst bedeutet hatte? Woher sollte sie wissen, was Liebe ist? „Ich habe mir Sorgen gemacht, du kamst gestern nicht“, fuhr er fort und nahm seine Hand von ihrem Gesicht. Sie schwieg. Sie wusste doch so wenig, erst vor ein paar Minuten erinnerte sie sich. An ihn. Hatte sie vergessen, wie er aussah, zumal sie sich doch an seinen schwarzen Mantel erinnern konnte? „Warum bist du so schweigsam?“, fragte er sie. Das Lächeln schwand allmählich von seinem Gesicht. Das war der Moment, in dem sie sich fragte, wie sie ihm das alles erklären sollte. Was sollte sie ihm sagen, einen Menschen, der ihr doch so fremd erschien und doch einst so nahe stand, einem Menschen, der etwas für sie empfand und sie auch für ihn, doch nun alle Gedanken vom Winde verweht zu sein schienen? Dann begann sie langsam mit ebenso zittriger Stimme, wie auch ihr Körper zu sprechen. „Ich… ich…“ Sie schaffte es einfach nicht. Sie senkte ihren Kopf. Sie begann sich führ ihr Verhalten zu schämen. Ihr Gesicht färbte sich rot. „Du zitterst!“, erkannte er. „Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst.“ Es waren Worte des Missverständnisses zwischen den beiden. Er verstand sie nicht und sie nicht ihn. „Ich… möchte… ich will…“, sagte sie, dann kamen ihr wieder Tränen, heiße Tränen. Sie konnte es nicht verhindern. Sie wollte alles aufgeben, sie spürte, wie alles schwand, die Hoffnung auf ihr altes Ich und das Gefühl der Gemeinschaft. Wie sollte sie das noch alles verkraften? Sie wollte sich aufgeben, sich von der Welt verabschieden, sie wollte wie Pumilio in die Morgenröte, in das Erwachen und gleichzeitig in den Ewigen Frieden. Sie hatte doch alles vergessen und noch nichts gewonnen. Er wollte sie trösten, auch wenn er es nicht verstand und sich nicht erklären konnte, so wollte er sie wieder zurückgewinnen. Er wollte sie einfach nur glücklich machen. Plötzlich und unerwartet kam eine Stimme von der Treppe. „Fass sie nicht an!“, schrie da jemand und es war Pumilio, der wutaufprausend durch den Gang gelaufen kam. Er, ihr Gegenüber, blickte erstaunt über ihren Kopf hinweg zu ihm. „Du wirst sie nicht benutzen, meine Geduld hat Grenzen, töte mich, wenn es dir passt, aber lass sie dafür frei!“, sagte er und erreichte die zwei im Licht. Der Mann schüttelte verwirrt den Kopf, um sich zu klarem Verstand zu bringen. „Wie kannst du es wagen!“, begann auch er zu schreien. Es klang wirklich Furcht einflößend mit seiner tiefen Stimme. Zeitgleich kamen immer mehr Tränen aus ihren Augen, sie wusste sich nicht mehr zu helfen. „Du weißt offenbar noch nichts von ihrem Schicksal, oder?“, fragte Pumilio Astro gereizt. „Dass sie ihre Identität verloren hat… durch dich!“ „Das ist eine Lüge!“, schrie er über ihren Kopf hinweg zu Pumilio. „Du weißt nichts, du hast dich nicht in Dinge einzumischen, von denen du nichts verstehst!“ Pumilio wehrte ab. „Ich bin hier derjenige, der mehr versteht!“ „Der Herr der Elemente bin ich!“, sagte der Mann übertönend. Seine Augen funkelten im Licht bedrohlicher als zuvor. Ein Duell war entfacht. Ein Duell über sie hinweg, wegen ihr. Er fuhr weiter fort. „Die Elemente zu erforschen benötigt mehr als das wissen der Astronomie. Es erfordert einfach alles. Alles Lebende und alles Tote. Wer die Elemente kennen will, muss sie beherrschen!“ „Und genau das ist es, was du nie begriffen hast! Es gibt mehr im Leben als Eigensinn und Größenwahn, da sind die Liebe…“ „Ich weiß sehr wohl, was Liebe ist!“, fauchte er dazwischen. „Du mit deinen Sternen, wie kannst du dir das erlauben, du wirst durch sie glücklich…“ „Du, du…!“, sagte Pumilio glühend vor Zorn, „…du bist es nicht würdig hier zu arbeiten, du solltest dankbar sein, dass ich dich ausgebildet habe und dich in die Lehre der Sterne eingeführt und sie dir geschult habe. Doch dann hast du dieses Buch gelesen, dass Buch der Theorie der Naturelemente. Daraufhin hast du nichts anderes mehr getan, als Menschen für deinen Machtanspruch zu missbrauchen! Ich habe dich von hier verbannt, doch du hast nicht gehört. Aber du missachtest alles, du verstehst im Grunde den eigentlichen Sinn nicht… und so einer ist es nicht würdig!“ Dann verlor jener Mann die Kontrolle, der Herr der Elemente. Er wollte sich Astro greifen, sich an ihm rächen. „Nein!“, schrie das Mädchen. Stille. Beide wurden mit einem Mal schweigsam. Sie sprach, und zwar etwas, was zu dem Vorteil beider sprechen konnte. Sie warteten gespannt darauf, was ihre Lippen verlassen würde, was sie zu der Situation beizutragen hatte. „Lass ihn… bitte lass ihn, er… er hat nichts getan!“ Der schwarze Mann sah schockiert auf sie herab, niederträchtig und mit einem Anflug von Verachten. „Das kann ich nicht glauben!“, sagte er langsam. „Du hast dich auf seine Seite etabliert! Ich habe mich offenbar in dir getäuscht!“ Sie konnte spüren, wie es kommen würde, die alles entscheidende Tat. Doch dann wandte er sich von ihr ab. Er machte ein paar Schritte. Von ihr weg. Dann drehte er sich wieder zu ihnen hin. „Komm zurück, auf meine Seite, du weißt nicht, was dir entgeht!“ Er streckte die Hand aus, als Einladung, dass sie zu ihm kommen sollte. „Du weißt, dass er lügt!“ sagte er weiter eindringlich. Sein Gesicht verwandelte sich in ein unnatürliches Lächeln. „Hör nicht auf ihn!“, flüsterte Pumilio ihr zu. „Die Elemente haben ihn verändert“ „Halte dich gefälligst da raus!“, zischte er. Er hatte es bemerkt. „Du weißt, dass wir füreinander bestimmt sind, wir waren es immer und werden es auch in Zukunft sein. Komm mit mir unter die Erde in das richtige Leben. Was Pumilio dir erzählt ist nichts als Vision. Das Leben da draußen ist voller Leid und Betrug. Die Menschen machen sich alle etwas vor, niemand kann sein wie er wirklich ist. Entscheide dich für mich oder für den Tod. Jetzt!“ Sie wurde blass im Gesicht. Was sollte sie Antworten? Sie wollte von Anfang an die Wahrheit. „Ich will… ich will mich kennen!“ Damit hatte er nicht gerechnet. Er verengte die Augen zu Schlitzen, wodurch sein hübsches Gesicht verunstaltet wurde. „Dann entscheidest du dich auch für den Tod!“, gab er ihr unsanft zu verstehen. Sie wurde noch blasser. Die Resttränen verschwanden auf ihren Wangen, die Hitze der Angst war es gewesen, die sie trocknen ließen. Das hier übertraf alles, was sie zuvor in ihrem neuen Leben sah und spürte. Es war eine Entscheidung auf Leben und Tod. Das Leben in Angst und Schrecken, zusammen mit einem geisteskranken… oder der Tod und die Wahrheit. „Ich will mich kennen!“, wiederholte sie von der Angst verfolgt. Pumilio wusste nicht, wie er ihr helfen konnte. Er stand teilnahmslos hinter ihr, mindestens so hilflos wie sie. „Ich will meinen Namen, meine Herkunft, mein Alter… ich will wissen wer ich bin!“, sagte sie immer selbstbewusster. Sie hatte nichts mehr zu verlieren, jetzt oder nie. Sie wusste nun, was sie wirklich wollte. Die Wand durchbrechen, dass was vor dem Erwachen im Schnee war. Dann wieder Stille. Eine unendliche Stille, sie schien nicht enden zu wollen. Der Mann sah sie finster an, ganz anders, als noch wenige Augenblicke zuvor. Sie wusste was kommen würde, sie wusste, was diese Entscheidung bedeuten würde, für sie und für ihn. Doch sie wollte ihre Identität zurück, nichts sonst. „So soll es sein“, sagte dieser finster. Feuer erlischt. Wasser sickert. Erde stirbt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)