Zurück zu dir von PiratengirlRobin ([Ziva Shortcut]) ================================================================================ Kapitel 1: Zurück zu dir ------------------------ Ich bin kein Mensch, der schnell Tränen vergießt. Ich durfte meine Tränen einfach nie zeigen, ich erinnere mich noch genau an die wütende Stimme meines Vaters, wenn es doch einmal passierte. Große Mädchen weinen nicht. Ziva, du willst doch zum Mossad. Denkst du, die nehmen so eine Heulsuse wie dich? Weinen ist ein Zeichen von Schwäche, das darfst du dir nicht erlauben. Immer die gleichen Kommentare. Doch sie verfehlten ihre Absicht nicht, ich begann meinen Kummer hinunterzuschlucken, soweit es möglich war, ich zeigte keine Tränen mehr, aus Angst vor einer weiteren Strafpredigt. Mein Vater war stolz auf mich. Aber trotzdem gibt es immer wieder Momente, an denen ich einfach weinen muss. In denen ich einfach nicht mehr kann und all der Schmerz, der sich in mir über lange Zeit angesammelt hat, einfach so heraus bricht, so als wäre in meinem Inneren ein Damm gebrochen, der die Tränen vorher zurückgehalten hat. Oft sind es nur wenige Worte, die meinen Schutzwall zum Einsturz bringen. Nur wenige Worte, die mich doch tief in meinem Inneren treffen… jeder kennt das, der einmal verliebt war, dessen Liebe aber nicht erwidert wurde. Man verschenkt sein Herz an eine Person, vertraut sich ihr vollständig an... und wird verletzlich ihr gegenüber. Dann reichen wenige Worte, um dich zu Boden zu reißen. Worte wie: „Ziva, es tut mir so Leid. Aber ich glaube, es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr treffen.“ Zwei mickrige Sätze, in nur wenigen Sekunden schon hatten sie seinen Mund verlassen. Zwei mickrige Sätze, die doch das ganze Leben verändern können, diesen unbeschreiblichen Schmerz auslösen, sodass du einfach nicht mehr anders kannst als zu weinen. Ich dachte gar nicht mehr darüber nach, was ich da grade tat und wie enttäuscht und wütend mein Vater wohl sein würde, ich weinte einfach. Es ist eigentlich die gleiche Szene wie vor vielen Jahren. Nur war es einmal der heiße, trockene Tag in Tel Aviv, und jetzt dieser regnerische Tag in Washington. Ich erinnere mich noch genau, was damals passierte. Er traf sich mit mir in einem Cafe in der Innenstadt, als er diese Worte aussprach. Wir waren sechs Monate zusammen gewesen, meine erste große Liebe… und nun verkündete er mir, dass er mich nicht mehr sehen wollte. Für mich brach eine Welt zusammen. Obwohl ich genau wusste, dass ich es nicht durfte, ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf. Heiße Tränen rannen mir über die Wangen, als er mich schließlich allein ließ. Allein mit meinem Schmerz, mit dem ich unmöglich zum Haus meiner Eltern zurückkehren konnte. Auch wenn ich versuchte, meine Tränen aufzuhalten, es gelang mir einfach nicht mehr. Also ging ich zu der einzigen Person, bei der ich meine Gefühle nicht verstecken musste, denn ich wusste genau, dass er oftmals die gleichen Probleme hatte wie ich. Zitternd drückte ich auf die Klingel, unter der in arabischer Schrift HASWARI stand. Kaum hatte er die Tür geöffnet, fiel ich ihm schon um den Hals, presste mein Gesicht gegen seine Schulter und erklärte ihm schluchzend, was passiert war, während er seine Arme tröstend um mich legte und mich mit ins Haus zog. Allein schon seine Nähe tat mir gut, wie er mich umarmte, mir die Tränen von den Wangen wischte, mir beruhigend durch die Locken strich. „Soll ich ihn verprügeln?“, fragte Ari schließlich, als er mir einen kalten Eiskaffee gemacht hatte und wir zusammen auf der Couch saßen. So leicht konnte er mir wieder ein Lächeln entlocken, obwohl ich genau wusste, dass er das vollkommen ernst meinte. Ich boxte ihm als Antwort für diesen kindischen Vorschlag gegen die Brust. „Nein“, antwortete ich. „Wenn überhaupt mache ich das selber!“ „Das überlebt der Arme doch nicht!“, meinte Ari daraufhin nur schockiert und ich lachte. Es war so einfach mit ihm zusammen alles zu vergessen, selbst den Schmerz in meinem Herzen. Und heute? Der Anfang des Tages war wie ein Déjà Vu für mich. Er hatte mich ernst angesehen, geseufzt und seinen Blick dann auf den Boden gerichtet. Wieder die gleichen Worte, die mir sagten, dass die Person, die ich über alles liebe, meine Gefühle nicht mehr erwidert. Ich spürte wieder den gleichen Schmerz, so als hätte er mein Herz entzwei gerissen, wieder stiegen Tränen in mir auf und rannen über meine Wangen, ohne dass ich sie aufhalten konnte. Aber doch hat sich so vieles verändert. Ich habe niemanden mehr, zu dem ich gehen kann, der mich trösten würde. Ari ist tot und in solchen Momenten merke ich erst wieder, wie sehr ich ihn vermisse. Es ist als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen, ich zittere noch immer am ganzen Körper und die Tränen wollen einfach nicht versiegen. Ich hielt es keine Sekunde länger bei ihm aus, ich drehte mich einfach um und rannte aus der Wohnung, seine Rufe nicht beachtend. Lange lief ich durch den Regen, es kümmerte mich nicht, dass meine Kleidung schon vollkommen nass war. Wenn ich jetzt zurückdenke, kommt es mir vor, als wäre ich in Trance gewesen, wie ich in meine kleine Wohnung zurückkehrte, unachtsam einige Sachen in einen Rucksack stopfte, mir ein Taxi zum Flughafen nahm und wie betäubt zurück nach Israel flog. Und jetzt stehe ich hier, vor dem Friedhof, wieder regnet es. Langsam, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, bahne ich mir den Weg durch die Gräberreihen. Jeder Schritt fällt mir schwerer. Ich war noch nie an seinem Grab, ich hab es einfach nicht gekonnt. Doch jetzt hatte ich die ganze Zeit nur einen Wunsch: endlich wieder bei ihm sein. Vor einem großen, weißen Grabstein bleibe ich stehen. Ari Haswari steht dort, hier liegt mein Bruder begraben. Ich würde nichts lieber tun, als ihn zu umarmen, er würde seine Arme um mich schlingen und mir ins Ohr flüstern, dass alles wieder gut wird. Doch das kann er nicht mehr. Ari ist tot, ich habe ihn erschossen, um den Mann zu retten, an den ich danach mein Herz verschenkte. Der mich jetzt allein gelassen hat. Es ist genauso wie damals. Nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal wirklich allein bin. ~~~~ Kommis wären lieb ^___^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)