Eternity von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 2: Was bin ich ---------------------- „Harry.“ Der Grünäugige wandte sich der Stimme zu. Er hatte sich auf eines der Betten gelegt, die er im Raum ertastet hatte und sich einfach darauf geworfen. Sollte Rons Koffer davor stehen, würde er einfach behaupten, er wäre zu kaputt gewesen, um zum anderen zu laufen. Langsam setzte er sich auf. „Was denn?“, fragte er müde. „Du warst nicht beim Essen. Du bist auf einmal abgehauen.“ Harry lächelte schief: „Ich wollte nicht in die Halle“, entschuldigte er sich. „Was gibt es?“ Ron trat auf seinen besten Freund zu: „Ganz einfach. Ich will die Wunden versorgen, Harry. Es geht dir so beschissen, dass du dich sogar auf das falsche Bett gelegt hast und du kommst kaum hoch. Ich hab einige Tränke beschafft. Schmerztränke und einige andere Dinge. Also lass die Rüstung fallen, hier drin ist niemand außer mir und ich muss mich um die Wunden kümmern.“ „Keine Bilder?“ Ron runzelte die Stirn, sah sich aber dann um. „Eins.“ „Dann nicht.“ „Aber...!“ „Ron, alle Bilder spionieren“, gab er leise zurück. „Und ich will nicht, dass der Alte erfährt, was ich bin.“ „Aber...!“ „Du bist Präfekt, hilf mir ins Bad“, schlug er leise vor. Es hatte ihn gewundert, dass Ron auf ihn im Zimmer bestanden hatte, wo er doch auch eines allein hätte haben können. Aber er war unendlich froh darüber. Ron seufzte und starrte auf das Gemälde, wo ein Ritter gerade ganz unschuldig an einem gemalten Apfel knabberte und scheinbar nicht viel von ihrem geflüsterten Gespräch mitbekommen hatte. „Also gut, du Dickkopf, komm mit.“ Harry nickte und hievte sich irgendwie wieder aus dem Bett. Er war froh, dass Ron ihn stützte. Er ließ sich führen, dann hörte er das Passwort, bevor Ron ihn auf eine Bank zu drücken schien, die frei im Raum stand. „Und jetzt los, Harry“, befahl Ron ruhig. „Runter mit der Illusion und raus aus der Uniform!“ Harry schloss die Augen, doch dann riss er sich zusammen. Langsam schälte er sich aus der Robe, dann aus dem Pullover und aus dem Hemd. Er hörte, wie Ron japste, doch er ging nicht weiter darauf ein. Erst dann begann er, einige der vielen Illusionen zu lösen. Er wollte niemandem zeigen, was wirklich geschehen war. Und das, was er zeigte, würde wohl genug sein, um den Zustand seines Hemdes zu erklären. „Harry! Was... was haben die mit dir gemacht?!“ Der Grünäugige strich sich über die linke hand, die reglos auf seinem Bein lag . „Nichts... was schlimmer wäre, als sonst.“ „Das ist ein dummer Scherz, oder?!“ Harry lachte traurig. „Es hat aufgehört, als sie von Siri erfahren haben. Aber dann... hat Dumbledore ihnen geschrieben, dass er... er... tot ist.“ Kurz ballte Ron die Faust und dann begann er, mit einem weichen, feuchten Tuch den zerschundenen Rücken mit den Striemen und Schnitten und Brandwunden zu säubern. Erst dann konnte er die Salbe auftragen und den Rücken so gut es ging, verbinden. Aber die Wunden sahen nicht gut aus, einige waren aggressiv rot, andere wurden schon bläulich und einige waren vereitert. Die hatte er geöffnet und ausgewaschen. „Das ist... Harry, du musst es jemandem sagen!“ „Und dann?“, fragte er nur leise. „Dann rennt diese Person zu Dumbles, der verdreht den Leuten die Gedanken und ich hab noch einen Feind mehr! Was denkst du denn, warum Remmy nie da ist? Ich... er... er hält ihn von mir fern! Damit ich keinen Vertrauten habe und er der Einzige ist, der mir bleibt und... Ron, damit würde ich nur die Nächsten in Gefahr bringen! Dass du es weißt, ist schon ein Risiko...“ Ron setzte sich zu dem Anderen, schloss ihn vorsichtig in die Arme: „Keine Angst“, gab er leise zurück. „Ich passe auf, ich weiß ja nun Bescheid. Und ich bin nicht so dumm, wie immer alle denken“, er lächelte etwas. „Schließlich hab ich aus dem dummen Theater im vierten Jahr gelernt.“ Harry sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Ron, pass bitte wirklich auf“, flüsterte er nur schwach. „Ich will nicht auch noch dich verlieren. Ich... brauch doch auch irgendwen!“ Er machte sich so große Sorgen, weil er zu verstehen begann, wie der Alte funktionierte. Und er wollte verhindern, dass noch andere litten. „Harry, ich versprech’ es dir“, bestätigte Ron und half dem Jüngeren wieder auf. „Komm, du gehörst ins Bett, du hast zwar einen Schmerztrank bekommen, aber ich hab nichts gegen Fieber klauen können.“ Der Jüngere lächelte etwas. „Schon gut, so lang ich mal keine Schmerzen hab, kann ich wenigstens schlafen:“ Allerdings zog er es vor, nicht zu sagen, dass diese Tränke schon lange nicht mehr wirklich wirkten, da sein Körper dagegen resistent geworden war. Oder es hatte damit zu tun, dass er gar kein Mensch war und Tränke und Salben wurden für Menschen gemacht. Der Rotschopf half Harry auf sein eigenes Bett, wobei es ihn wunderte, wie unsicher der Andere lief. Hatte er etwa auch eine Verletzung am Fuß, von der er nichts sagte? Na hoffentlich nicht! Es dauerte etwas, bis Harry sich auf das Bett gesetzt und sich die Hose abgestreift hatte, die Zeit nutzte Ron, um dem Anderen eines der viel zu weiten Shirts zu reichen, die er immer als Nachthemd benutzte. Da Harry sich sein Hemd eben nicht mehr über gezogen hatte, konnte er es sich dann direkt überziehen. „Schlaf gut“, sprach Ron leise, nachdem er Harry selbst zugedeckt hatte. „Ich komme später ins Bett“, fügte er an. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen.“ Erst, als Harry hörte, wie die Tür leise zugezogen worden war, richtete er sich wieder etwas auf. Er war müde, unendlich müde, aber an Schlaf war kaum zu denken. Stattdessen griff er nach seinem Zauberstab und bewegte ihn kurz. Er hätte den Stab gar nicht gebraucht, wäre er nicht so kaputt, doch nun musste er es eben so machen. Rasch beschwor er um sich herum eine Art Blase. So, dass Ron ihn nicht würde hören können, wenn er wieder einen Albtraum oder eine Vision bekam. Das hatte ihm im Sommer vermutlich auch was Leben gerettet, denn hätte er geschrieen und sein Onkel hätte es gehört, er hätte diese Nacht nicht überlebt. Gut, dass die im Ministerium stablose Magie nicht zurückverfolgen konnten. An die nächsten Tage mochte er noch gar nicht denken. Wie sollte er nur Tränke zubereiten, wenn er die Zutaten nicht sah? Kurz überlegte er, ob er doch Ron einweihen sollte, doch dann schüttelte er den Kopf. Es musste so gehen. Jede Zutat fühlte sich anders an und roch anders. Das musste ihm reichen. Je weniger Ron wirklich wusste, umso gesünder für ihn. Er wusste, wenn der Alte herausfand, dass Harry aufmüpfig zu werden gedachte, würde er sich den Rotschopf vorknöpfen und das wollte der Grünäugige unter allen Umständen verhindern. Ron musste so schon viel mitmachen. Neville saß auf seinem Bett, einige Bücher bei sich. Madame Prince war mehr als überrascht gewesen, als er noch vor dem Festessen gekommen war, um einige Bücher zu holen Sie hatte ihm auch geholfen, sie zu suchen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Er war zwar gern in der Bücherei, aber nie bevor der eigentliche Unterricht überhaupt erst losgegangen war. Doch er hatte sein Versprechen gegeben. Schon beim Festessen war ihm dann aufgefallen, dass Harry nicht bei den anderen war und dass Ron offensichtlich mehr als nervös gewesen war. In seiner Hand ein Schmerztrank, dabei sah er nicht verletzt aus. Es war komisch. Ja, und Hermines Verhalten. Sie mochte mit den anderen Streit haben, aber doch nicht mit ganz Gryffindor! Warum behandelte sie dann alle auf einmal alle wie Luft? Ein Mädchen hatte sie etwas gefragt und sie hatte die Kleine, die zwei Jahre unter ihnen war, nur dumm angeschnauzt und dann ignoriert. Was ging da nur vor? Das war nicht die Hermine, die er kennen gelernt hatte. Die gesamte Zugfahrt über war sie auch nicht ein Mal vorbei gekommen, wie sonst, um Hallo zu sagen, sie hatte ihn auch ganz seltsam angesehen, als er sich mit ihr in eine der Kutschen gesetzt hatte. Ohne ein Wort war die Fahrt verlaufen. Er hatte Ron nicht glauben wollen, aber selbst er konnte nicht verleugnen, dass etwas nicht stimmte. Sie benahm sich wieder wie zu Beginn ihres ersten Schuljahres. Als hätte sie nichts dazu gelernt und die Welt wäre ihr Feind oder sie etwas Besseres als der Rest der Anwesenden. Er sah erneut auf das Buch auf seinem Schoß und beendete die kurze Notiz, die er sich herausgeschrieben hatte. Über die Unterschiede zwischen Elfen und Halbelfen. Warum nur interessierte Rons sich auf einmal so für Elfen? Was wusste er, was sie mal wieder nicht erfuhren? Nun ja, Ron meinte es nicht böse. Wenn da was war, dann vermutlich etwas, was er nicht sagen durfte. Und sicher hatte es mit Harry zu tun. Das hatte es meist, wenn kein anderer etwas erfahren durfte. Neville rieb sich die Stirn und blätterte eine Seite weiter vor. Macht der Elfen. Nun, das wusste er ohnehin schon fast alles, diese Notizen hatte er schon im Zug aufgenommen, da Luna und er im letzten Schuljahr eine lange Diskussion darüber gehabt hatten. Aber er überflog den Inhalt trotzdem, um sicher sein zu können, dass er nichts Wichtiges vergessen hatte. Hatte sich Ron etwa in ein Elfenmädchen verliebt? Aber wie? Hier nach Hogwarts durften doch gar keine magischen Wesen. Für Fleur war beim trimagischen Turnier nur eine Ausnahme gemacht worden. Na ja, vielleicht in den Ferien, aber auch das wunderte ihn, immerhin waren Elfen generell nicht davon angetan, in der Öffentlichkeit herumzurennen und zuzugeben wer sie waren. Und dann noch Volljährigkeitsgesetze... Nun, die mussten ohnehin noch eine ganze Weile warten. Ron runzelte die Stirn. Er hatte Harry erst mit in die Halle gebracht, um zu beobachten, wie der Jüngere in seinem Frühstück gestochert hatte und ihn dann mit zu Tränken geschleppt. Er hatte gespürt, dass Harry immer noch Fieber hatte. Aber der Grünäugige weigerte sich strikt zur Krankenstation zu gehen, um sich richtig behandeln zu lassen. Es war so frustrierend und er konnte nicht mal seine Mutter um Rat bitten, weil er dann sein Versprechen brechen müsste, auf das sein Freund gerade eben erst wieder beharrt hatte. Nun saßen sie nebeneinander, zusammen im Tränkeklassenzimmer, in der mittleren Reihe. Harry suchte noch immer in seiner alten Tasche herum bis er endlich das Tränkebuch hervor geholt hatte. „Alles in...?“ Weiter kam Ron nicht, als die Tür ein weiteres Mal aufflog und der Tränkemeister hineinstürmte. Automatisch zuckte Harry etwas zusammen als er das Rumsen hörte. Bücher, die auf den alten Tisch gekracht wurden. Doch da war noch etwas. Fast wie eine beruhigende Aura. Kurz schloss Harry die Augen, dann hatte er sich wieder im Griff und das Gefühl verdrängt, was er oft hatte, wenn er an den Tränkemeister dachte. Severus war schlecht gelaunt, sehr schlecht. Es gab nichts, was er mehr hasste, als ein kaltes, leeres Bett am Abend. Und die Aussicht, am nächsten Tag vor einem Sauhaufen wie diesem zu stehen. Außerdem hatte der verdammte Direktor offensichtlich vor, ihm auch noch den Rest seines Lebens hier zu versauen, denn der hatte angeordnet, dass künftig die Paare beim Tränke brauen von ihm bestimmt wurden und diese Paarung versprach nur eines: Mord, Todschlag und Explosionen. „Dieses Jahr bin ich einmal mehr mit eurer allgemeinen Unfähigkeit gestraft und der nette Herr Direktor wünscht außerdem eine Neueinteilung der Braupaare“, fügte er kühl hinzu. Dann hob er die Liste, bei deren Anblick ihm noch mal schlecht wurde. „Avery-Granger, Longbottom-Parkinson, Malfoy-Potter, Zaibini-Weasley, Mason-Thomas, Greene-Logan. Das Rezept steht auf der Tafel, fangen Sie an. Der Erste, der Mist baut, wird den Rest dieses Schuljahres Filch zur Hand gehen.” In der Klasse brach erst mal Chaos aus, gefolgt von lautstarken Protesten, die auch noch von Draco angeführt wurden. „Ruhe! Das ist nicht meine Idee“, knurrte er missgelaunt. „Und jetzt setzen Sie sich nach den Paaren zusammen, die ich vorgelesen habe und machen Sie sich an die Arbeit!“ Ron schluckte schwer, dann sah er auf Harry: “Sorry, Kumpel“, flüsterte er, bevor er ging und sich zu Zaibini gesellte, während Malfoy mit Todesverachtung rüber ging. „Was ist, Potty-Potty! Los, lauf! Die Zutaten!” Ruhig wandte Harry sich um: „Hol du sie doch“, gab er kühl zurück, während er mit einer knappen Bewegung des Zauberstabs die Flamme entzündete. Kurz flackerte vor seinen Augen ein heller Fleck auf. Lange genug, um ihm zu zeigen, wie er sich orientieren musste. Draco knurrte nur, doch als er den Blick seines Onkels auffing, der nichts Gutes verhieß, stampfte er los – nur, um auf einmal gepackt zu werden und sein Zauberstab wurde ihm so schnell abgenommen, dass er gar nicht wusste, wie ihm geschah. „Was...? Du... DU...!“ Doch da wurde ihm auch noch der Mund zugehalten. Oh, das würde Rache geben! Schreckliche Rache! Ron hatte den Anderen gepackt und starrte ihn eisig an: „Hör gut zu, du Frettchen! Ich weiß, dass du Harry hasst. Aber wenn du ihm auch nur ein Härchen krümmst, schwöre ich dir, dass ich dich umbringen werde“, zischte er. „Es geht ihm so schon schlecht genug! Da musst du ihm das Leben nicht noch schwerer machen! Habe ich mich klar ausgedrückt?!“ Draco hob überrascht die Augenbraue, doch dann nickte er. Schon allein um die Hand loszuwerden und da war noch die kleine Sache, dass der Andere seinen Zauberstab hatte. Peinlich! Wirklich peinlich! Nach einigen Sekunden, die sie sich nur gegenseitig angefunkelt hatten, zischte Draco schließlich: „Ich hab nicht vor, mir meine eigene Note zu versauen, nur weil Potty-Potty unfähig ist, du Wiesel!“ Ron ließ den Blonden los und warf ihm den Zauberstab zu: „Lass es dir eine Warnung sein, Frettchen“, meinte er nur kühl. „Ich hab dich einmal überrumpelt und ich schaffe es auch wieder. Eine einzige Handlung gegen Harry und du wirst dir wünschen, dass du nur ein ‚bisschen’ verhext wärest!“ „Gibt es hier ein Problem?“, fragte eine eisige Stimme in dem Moment im Hintergrund. „Nein, Professor“, gab Draco ruhig zurück. „Das Wiesel kann nur nicht laufen, ohne hinzufallen.“ Severus runzelte genervt die Stirn. „Stehen Sie hier nicht so rum!“ Mit den Worten trat er zum Pult zurück. Die meisten hatten ihre Zutaten bereits vor sich, nur Potter nicht. Am liebsten hätte er den Bengel angebrüllt, doch das schien in dem Moment wenig Sinn zu machen. Dazu kam, dass er ein seltsames Gefühl hatte. Ein wirklich komisches. Verdammt. Vielleicht hatte er am vergangenen Abend doch zu viel gebechert. Er beobachtete, wie Draco zu seinem Platz zurückkehrte und Potter die Sachen in die Hand schob. Dabei berührte Draco kurz die Hand des Anderen, sah dann überrascht auf. Warum zuckte Potter zusammen und noch viel wichtiger, warum zum Henker glühte der Dummkopf. Kurz blickte Draco zu Ron. Steckte doch was hinter dem Tobsuchtsanfall des Rothaarigen? Wenn ja, würde er das schon rausfinden.... Harry wusste nicht, wie er diese Stunde überlebt hatte, aber irgendwie war es gegangen und Dracos und sein Trank war noch nicht mal die schlimmste Katastrophe gewesen. Malfoy hatte nur mit ihm geredet, um Befehle zu geben. Aber was machte das schon? So hatte er die Stunde überlebt und sich auch nur einmal in den Finger geschnitten. Dank der Tatsache, dass er bei Petunia kochen musste. Er hatte es schnell gelernt. Außerdem half es, dass niemand von Slytherin mehr versuchte, den Trank zu ruinieren. Dabei war Harry sich ziemlich sicher, dass das eine weitere Strafaktion von Dumbles gewesen war, um ihn klein zu bekommen. Als würde ihm so was etwas ausmachen. Slytherins waren nicht, wie dieser Mann bösartig. Lieber Malfoy als Dumbledore. Gut, dass der ihn dieses Jahr ohnehin nicht Quiddich spielen lassen wollte. Sonst wäre er wirklich in die Bredouille gekommen. Wie hätte er erklären sollen, dass er den Ball schlicht nicht mehr sehen konnte...? „Ron?“ Der Rotschopf wandte sich um. „Was gibt es, Nev?“ „Was ist mit Harry los?“ „Was genau meinst du?“, fragte er vorsichtig. Neville zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihn heute gesehen. Im Gang, vor dem Abendessen, bei dem er schon wieder nicht war. Er hat geschwankt und auch, wenn er nicht so danach aussieht, ich hab das Gefühl, es geht ihm nicht gut. Ist es wegen Hermine?“, fragte er dann. „Nimmt ihn das so mit?“ Ron seufzte, während er das Material, dass Neville ihm bisher zusammengetragen hatte, an sich nahm. „Das ist... komplizierter“, gab er leise zurück. „Viel komplizierter, schwerer. Ich... darf nichts sagen, aber ich kann dir sagen, dass es schlimm ist. Und Harry isst, aber er lässt sich heimlich von Dobby einige Sachen bringen. Er will nicht in der Halle sitzen.“ Neville runzelte die Stirn. Er wurde aus den beiden nicht schlau und aus einigen anderen Dingen. Malfoy war Harry eine ganze Weile wie ein Schatten gefolgt und angeblich hatte Snape ihm noch nicht mal Punkte abgezogen. Oh, außerdem hatte Harry sich in den letzten Tagen nicht einmal darüber beschwert, dass er nicht Quiddich spielen durfte, obwohl das Ministerium den Bann aufgehoben hatte. Immerhin hatte sich rausgestellt, dass Harry die Wahrheit gesagt hatte. Ron lächelte Neville fast schon entschuldigend an. „Ich hoffe, es wird sich klären“, gab er leise zurück. Neville sah den Anderen eine Weile lang an: “Warum gehst du nicht zu einem Erwachsenen?“, fragte er. „Es sieht für mich nicht so aus, als könntest du das auf Dauer allein schaffen. Ich will dir ja nichts sagen, aber...“ Ron schüttelte traurig den Kopf: „Ich.. .musste ihm versprechen, niemandem was zu sagen und ganz ehrlich – wem sollte ich was sagen? Dumbledore? Der ist doch Schuld an der ganzen Misere! McGonagall?! Sicher nicht! Sie hat bisher auch immer die Augen verschlossen! Hagrid? Er ist ein guter Mensch, aber... keine Stütze....“ „Snape?“ „Was?!“ Neville zuckte mit den Schultern. „Nun, Snape war nie nett zu euch oder zu mir. Ich weiß, aber er war immer für euch, vor allem für Harry, da, auch wenn er ihn angeblich nicht mag. Er hat ihm jedes Mal geholfen und er behandelt ihn wie einen normalen Menschen.“ „Also...“, Ron schloss die Augen. „So gesehen...“, er dachte nach. Es stimmte, Snape hatte im ersten Jahr versucht, Harry vor dem Sturz vom Besen zu bewahren, im zweiten hatte er es versucht, im Dritten hatte er sich gegen einen Werwolf und einen angeblichen Schwerverbrecher gestellt. „Ich...er hat geholfen. Er hat es versucht, aber...Ich weiß es nicht.“ Neville blickte Ron an. „Versprich mir einfach, dass du zu ihm gehst, wenn du gar nicht mehr klar kommst.“ Ron nickte. Er hatte sich selbst schon überlegt, wen er mal um Hilfe bitten könnte und vielleicht war Snape nicht die schlechteste Wahl. „Ich verspreche es und jetzt.. muss ich zu Harry.“ Neville nickte und sah dem Rotschopf hinterher bevor er aufstand, um sich mit Luna zu treffen. Ron dagegen trat in sein und Harrys Zimmer. Der Andere saß auf dem Boden und hatte einen Zauber benutzt, um sich den Inhalt des Buches vor sich vorlesen zu lassen, statt selbst zu lesen. Er hatte also schon wieder Kopfweh. Seit er hergekommen war wohl. „Das mit deinem Kopf nimmt Überhand“, meinte er leise. „Ich denke, du solltest...“ Harry sah kurz auf, dann schloss er die Augen wieder. Sie waren ohnehin zu nichts mehr nütze. „Schon gut“, meinte er. „Ich hab nichts. Ich finde es nur ganz angenehm, es mir vorlesen zu lassen.“ Ron hob eine Augenbraue, dann nickte er: „Na, wenn du meinst. Hör mal, Nev hat mir einige Sachen zum Thema Elfen zurecht gelegt.“ „Was? Du...!“ „Er denkt, ich wäre in eine verliebt“, beschwichtigte er sofort. „Ich hab nichts verraten, das solltest du doch wissen!“ Sofort wurde Harry wieder ruhiger. „Tut... tut mir leid, ich...“ „Schon gut. Willst du was hören?“, fragte er dann. „Ich will nicht, aber es wäre wohl besser, oder?“ „Ja, immerhin betrifft es dich. Was weißt du?“ „Dass ich spitze Ohren und lange Haare mit bunten Strähnen kassiert habe?“, bot er an. „Ähh... das ist nicht dein Ernst, oder?!“ „Was sollte es sonst sein?“ „Du... du weißt sonst gar nichts?!“ „Na ja, dass ich offensichtlich kein Fleisch mehr mag...“ „Oh Harry...“ Der Grünäugige zuckte mit den Schultern: „Wer hätte es mir denn sagen können`“ „Schon gut, fangen wir am Anfang an.“ „Immer gut.“ „Elfen sind ein sehr respektiertes und bewundertes Volk, das eigentlich sehr zurückgezogen lebt“, setzte er vorsichtig an. „Und die Potters waren keine, nicht wahr?“, fragte Harry leise. Ron schüttelte den Kopf. „Nein, nein, im Gegenteil. Es heißt, die Potterlinie wäre von Merlin gegründet und hätte auch Godric Gryffindor hervorgebracht!“ „Aber meine Mutter war keine und mein Dad auch nicht!“ „Magisches Erbe bricht nicht immer durch. Es überspringt manchmal Generationen. Aber du bist irgendwie zum Elf geworden und nicht mal zum Halbelf. Und...das kann nur eines bedeuten.“ „Was kommt jetzt?“, fragte Harry nur leise, während er versuchte, den Schmerz wieder in den Hintergrund zu verbannen. „Dass... dass du einen magischen Gefährten haben musst.“ „Ich... was?!“ „Elfen... sind alte Wesen. Sie haben Ähnlichkeiten mit Veela und Vampiren. Sie... verbringen ihre Zeit damit, ihren Gefährten zu suchen, ihre zweite Hälfte.“ Ron schloss verträumt die Augen. „Das muss was Tolles sein.“ Harry wollte den Mund aufmachen, doch er ließ es. Das hielt er für absoluten Schwachsinn. Vollkommen unmöglich. Niemand wollte ihn, das hatte man ihm oft genug deutlich gemacht. Warum sollte es sich ändern, nur weil seine Ohren spitzer geworden waren? Ron runzelte die Stirn, beschloss aber dann fortzufahren. „Elfen finden ihre Gefährten, indem sie dem Zug folgen. Eine Person, die sie schon immer gemocht haben, die sie anzieht und auf die sie eigentlich immer geachtet und der sie vertraut haben. Eine Berührung dieser Person würde ein Schaudern, ein wohliges Schaudern auslösen.“ „Ah“, gab Harry nur desinteressiert zurück. Das war ein Punkt, den er für absolut nichtig hielt. „Und jetzt zu den wichtigen Dingen, Ron. Bitte.“ Sekundenlang japste der Rotschopf nach Luft und erst die Erinnerung daran, dass Harry unter Muggeln und dazu noch unter Ekeln aufgewachsen war, hielt ihn davon ab, den Jungen anzuschreien. Wusste Harry nicht, wie wichtig dieser Gefährte für ihn sein würde? Und dass der ihm würde helfen können? Selbst wenn Harry nicht volljährig war, würde die Vormundschaft an die andere Person fallen, weg von den Dursleys und Dumbledore. Ein Gefährte wollte seine zweite Hälfte schließlich prinzipiell nur schützen! Er hätte endlich eine Sicherheit, die er immer gewollt hatte! Doch allein aufgrund des Gesichtsausdrucks wusste Ron, dass er nicht weiter zu reden brauchte. Nicht jetzt, aber später. „Was willst du noch wissen?“ „Hat... sich was Wichtiges geändert?“, fragte Harry nur. „Hab ich... Fähigkeiten, hinter denen der Alte her sein könnte oder sonst was?“ Rasch blätterte Ron nach und nickte dann. „Ja, allerdings. Elfen sind erdverbunden und damit geborene Elementare, so gesehen. Das heißt, oft beherrschen sie zum Beispiel ein Element oder so. Sonst... ist das sehr unterschiedlich, fürchte ich.“ „Also kannst du mir nichts Genaues sagen...“ Ron zuckte hilflos mit den Schultern: „Tut mir leid...“ Harry zuckte mit den Schultern: “Du kannst nichts... dafür.“ „Alles in Ordnung?“ „Nichts Schlimmes.“ „Dein Rücken?“ „Das wird schon wieder“, beschwichtigte Harry den Anderen. „Du hast ihn gerade frisch eingecremt.“ Ron verkniff sich den Kommentar, dass er das dumpfe Gefühl hatte, dass es schlimmer geworden war. Doch so war es, denn auch das Fieber schien gestiegen zu sein. Vielleicht war Snape nicht die schlechteste Wahl... „Ron, ich lege mich hin“, meinte Harry dann leise. „Ich bin müde.“ „Es ist nicht mal neun, Harry.“ Der Andere zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab nachher eh wieder schlechte Träume“, gab er nur zurück. „Dann wache ich wieder auf.“ Ron seufzte nur. Es war sinnlos weiter zu diskutieren. Stattdessen nickte er: „Ja, schlaf, vielleicht geht dann endlich das Fieber runter. Ich lass dir Nevilles Aufzeichnungen da. Vielleicht magst du sie dir ja später noch mal ankucken.“ Harry nahm seine Sachen und verschwand ins Bad. Erst da ließ er seine magische Rüstung fallen und starrte in den Spiegel. Er sah schrecklich aus. Seine Wangen waren eingefallen und doch irgendwie geschwollen. Dazu musste er nicht sehen können, das wusste er. Seine Haare fühlten sich fettig und nass an, obwohl er sie mindestens einmal am Tag wusch. Und er selbst konnte den abstoßenden Geruch wahrnehmen, den er sonst immer mit Zaubern und anderen Dingen verdeckte. Eiter und was wusste er noch. Früher hatten sie Snape mal als schmierig bezeichnet aber er war schlimmer. Wer wollte schon so jemanden? Gefährten? Jeder würde verdammt noch mal vor ihm zurückschrecken und das Weite suchen! Was war er schon? Ein verdammter Krüppel! Ron hatte gut Reden, er hatte sich toll entwickelt, Ron war groß und durchaus ein Mädchenschwarm und auch einige Jungs waren ihm nicht abgeneigt und er? Er war klein, dürr und knochig. Ron redete von jemandem, der ihn lieben würde. Er machte sich keine Illusionen mehr. Schnell stieg Harry unter das warme Wasser und machte sich schnell fertig, bevor er sich in sein Bett verkroch. Er hatte aber auch nur Unglück... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)