Feelings behind the flash von Diablo_666 ================================================================================ Kapitel 3: Träume sind Schäume...oder auch nicht! ------------------------------------------------- Laut und schrill klingelte das Handy auf dem Nachttisch und riss seinen Besitzer unsanft aus dem Schlaf. Mürrisch und verschlafen brummend streckte der junge Mann seinen Arm nach dem Telefon aus und hielt es sich ans Ohr, nachdem er es aufgeklappt hatte. „...jah?“. Einen Augenblick lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, ehe sich ein Junge zu Wort meldete. „Kabuto? Ey, Kabs, Alter! Du klingst ja voll scheiße! Bist du krank oder so?“, fragte er besorgt. „...Johnny...wenn es nicht wichtig ist, dann nerv mich gefälligst auch nicht!“, brummte Kabuto während er sich mit der freien Hand über das Gesicht wischte und seine Finger anschließend in seinem silbernen Haar vergrub. „Alter, du weisst aber schon, dass wir gleich Vorlesung haben!?“, erwiderte der andere, Johnny genannt. Kabuto riss die Sturmgrauen Augen auf und saß mit einem Mal Kerzengerade im Bett. Panisch blickte sich der Junge Mann um und spähte auf den Wecker neben sich. Es war bereits zwanzig Minuten vor Neun. „Scheiße!“ Hastig strampelte sich der Silberhaarige aus dem Klammergriff seiner Bettdecke, welche er achtlos zu Boden fallen ließ. „Johnny?! Johnny, hör zu, ich bin gleich da! Wir sehen uns!“. Ohne eine Antwort abzuwarten klappte er das Handy zu und warf es auf das Bett, ehe er zu seinem kleinen Wandschrank taumelte und dessen Tür aufriss. Ohne sich groß umzusehen nahm Kabuto ein paar frische Sachen heraus und eilte in das ziemlich kleine Bad. Die Uhr zeigte bereits viertel vor Neun, als der Silberhaarige die Tür seiner kleinen Zwei- Zimmerwohnung hinter sich schloß und die Treppe hinunter hastete. Selbst wenn er rannte, würde er auf jeden Fall zu spät kommen. „Shit!“ Kühle Morgenluft blies dem jungen Mann ins blasse Gesicht, als er aus der Haustür trat. Tief durchatmend rückte er seinen Rucksack zurecht, ehe er los rannte. Mehr als einmal hätte ihn um Haaresbreite ein Taxi beim Überqueren der Straße erfasst, es grenzte schon an ein Wunder, dass ihm nichts geschehen war. Die wütenden Rufe der Fahrer ignorierend sprintete der Silberhaarige die langen Straßen hinunter. Es fiel mehr als schwer die Seitenstiche zu ignorieren, die durch das unregelmäßige Atmen verursacht wurden. Dennoch zwang sich Kabuto dazu weiter zu laufen. Außer Atem und mit schmerzendem Zwerchfell hatte er schließlich die Universität und den für die Vorlesung reservierten Hörsaal erreicht. Erschöpft keuchend klopfte er an die geschlossene Tür und trat schwer schluckend ein, wobei er merkte, wie ihm schwarz vor Augen wurde. Er hörte das Getuschel der anderen Studenten in dem Saal. Der Silberhaarige blinzelte einige Male und schaute sich dann in dem Hörsaal um. Der Dozent schien noch nicht da zu sein. Aus den Augenwinkeln erblickte Kabuto einen hochgewachsenen, schlanken jungen Mann mit kurzem braunen Haar, der ihn zu sich winkte. „Hey, Johnny.“, japste er leise und ließ sich neben seinem Freund auf dem freien Platz zu dessen rechten nieder. „Du hast aber auch wieder ein Glück, Alter! Hopkins hat sich noch mehr verspätet als du!“, erklärte der Braunhaarige seinem erschöpften und schwer atmenden Kumpel, wobei er diesen interessiert musterte. „Hattest gestern wohl ne lange Nacht, was?“ Kabuto antwortete nicht, hob nur kurz eine Hand und ließ sie sogleich wieder fallen. Ein verschmitztes Grinsen schlich sich auf Johnnys Gesicht. „Hast du es gestern etwa endlich getan?“ Der Silberhaarige starrte seinen Sitznachbarn irritiert und ungläubig an. „HÄ?!“ „Na, du weißt schon! Hast du jetzt endlich deine Unschuld verloren? Du bist in unserem Kurs zu ziemlich der einzige, der noch Jungfrau ist...ich dachte, du hättest gestern ein nettes Mädel aufgerissen und mal ordentlich vernascht!?“, wisperte Johnny grinsend. Kabuto schwieg und starrte einen Augenblick lang ins Leere. Gerade waren ihm die Erinnerungen an einen merkwürdigen, aber unglaublich schönen und fast schon beängstigend realistischen Traum eingefallen. Er hatte geträumt, er hätte mit einem anderen Mann vor seiner Haustür gestanden und sich von ihm küssen lassen. Er konnte sich zwar an das Gesicht des anderen nicht erinnern, doch die Wärme, die der andere Körper ausgestrahlt hatte, die Hitze ihrer beider Atem und auch der Geruch des Unbekannten waren noch so intensiv in seinem Gehirn gespeichert, als wäre es gerade Mal ein paar Minuten her. Der Silberhaarige spürte, wie sich seine Nackenhaare bei dem Gedanken daran kribbelnd aufstellten. Unbewusst schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Es wäre irgendwie schon schön gewesen, wenn dieser Traum Wirklichkeit wäre. Zwar konnte er sich nicht erklären warum er ausgerechnet einen anderen Mann küssen sollte, doch blieb dem jungen Mann keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Der Dozent hatte den Hörsaal betreten und begann sogleich mit seiner Vorlesung über „das typische Verhalten von Drogenabhängigen“. Während der Vorlesung ertappte sich Kabuto immer wieder dabei, wie er mit seinen Gedanken in der aufregenden Erinnerung an seinen Traum hinüberglitt. Mehrmals konnte er sich ein leises Seufzen nicht verkneifen, was zum Glück niemand außer Johnny hörte, der seinem Kumpel immer wieder misstrauische Blicke zuwarf. Wäre es nicht irgendwie schön, wenn er den Unbekannten aus seinem Traum auch einmal in Wirklichkeit treffen würde?, überlegte Kabuto verträumt. Doch wie würde er dann reagieren? Er war doch viel zu schüchtern, als dass er einfach einen wild fremden Mann ansprechen könnte. Zumindest im Bezug auf solche Themen. Und wie würde der Andere dann wohl auf ihn reagieren, wenn er ihn sehen würde? Vielleicht mochte er ihn ja auch gar nicht; oder schlimmer noch, hielt ihn gar für pervers, weil er solche kranken Phantasien hatte. Kabuto schluckte. All diese Gedanken, dieser Traum...wurde er etwa gerade schwul? Nein, das konnte doch nicht sein. Verunsichert und beunruhigt ließ der Silberhaarige seinen Blick durch den Hörsaal wandern. Schließlich blieb er an einem hübschen jungen Mädchen in der dritten Reihe haften. Ihre langen, elegant geschwungenen roten Locken fielen ihr verführerisch über die schmalen Schultern. Ihre Smaragdgrünen Augen waren nach vorn zum Dozenten gerichtet, wichen nur ab und an von ihrer Bahn ab, wenn das Mädchen ihren Kopf leicht neigte und den Blick auf ihren Notizblock richtete, auf welchem sie sich einige wichtige Punkte der Vorlesung aufschrieb. Die weiße Bluse betonte ihren femininen Oberkörper optimal. Die langen schlanken Beine waren elegant über einander geschlagen. Kabuto biß sich leicht auf die Unterlippe. Es war kein Wunder, dass sich so ziemlich jeder Junge an dieser Uni nach diesem Mädchen die Finger leckte. Erneut schlich sich ein leises, verträumtes Seufzen über die Lippen des Silberhaarigen. Er merkte gar nicht, dass sich sein Blick an der hübschen Mitschülerin festgebissen hatte, welche ihren Oberkörper leicht zu ihrer Sitznachbarin neigte, um anschließend ihr Gesicht nach hinten zu wenden und Kabuto direkt anblickte. Der junge Mann schrak leicht auf, als er dies realisierte und wandte rasch den Blick ab. Er hörte Johnny neben sich leise lachen, wofür sich der Braunhaarige einen leichten Ellenbogenstoß einhandelte. Diese Situation war Kabuto mehr als unangenehm, weshalb er heilfroh war, als der Dozent seinen Vortrag gegen halb elf beendete. Der Silberhaarige war einer der ersten, die den Raum verließen und er dachte gar nicht daran auf seinen Kumpel zu warten. Wenn er ihm schon keine Hilfe war, dann sollte er ihn wenigstens nicht auch noch unnötig aufhalten. Doch ein Gutes hatte diese peinliche Situation ja doch noch. Zumindest wusste er nun, dass er nicht schwul war. „...na, wenigstens etwas...“, murmelte er leise und warf sich seinen Rucksack richtig über die Schulter. Gedanken versunken machte sich Kabuto auf den Weg in die Innenstadt, wo er zur Mittagszeit seine Arbeit antreten würde. Um während seines Studiums über die Runden zu kommen, war er auf Nebenjobs angewiesen, welche sich inzwischen doch ziemlich angehäuft hatten. So jobbte er von zwölf Uhr Mittags bis etwa acht Uhr Abends in einem kleinen Café in der Innenstadt, am Wochenende trug er morgens Zeitungen aus, bevor er sich den Mittag über dem Lernen zuwenden konnte. Abends dann kellnerte er im „Blue Sky“, einer kleinen Bar, die häufig von berühmten Persönlichkeiten aufgesucht wurde. Zwar waren all diese Jobs nicht gerade das, was man als Teil eines optimalen Lebens bezeichnen konnte, doch reichten die Bezahlungen aus, damit sich der Silberhaarige seine kleine Wohnung, ein paar Klamotten und etwas zu Essen leisten konnte. Und dann war da ja auch noch... „Hey, Kabuto, jetzt warte doch mal, Alter!“. Der Angesprochene wandte sich zu seinem Kumpel um, der ihm gerade hinterher eilte. „Was denn? Du weißt, ich habe jetzt zu tun und muss mich beeilen, wenn ich pünktlich mit der Arbeit anfangen will!“, erklärte Kabuto ernst und ging weiter, während Johnny ihn allmählich einholte. „Du bist viel zu arbeitswütig! Willst du dich nicht mal den wichtigen Dingen im Leben widmen?!“, warf der Braunhaarige ein. „Zum Beispiel?“ „Hmm...naja...Mädels aufreißen, zum Beispiel.“ Der Silberhaarige schüttelte nur den Kopf. Als ob er für sowas die Zeit hätte. Und selbst wenn er die hätte, was könnte er einem Mädchen schon bieten? Er hatte ja in seiner Wohnung kaum Platz für sich selbst, was sollte er denn dann auf hübsche, ordnungsliebende Mädchen für einen Eindruck machen? „...nein...das wäre im Moment nicht so gut...“, seufzte er leise, was ihm einen verständnislosen Blick des Anderen einbrachte. „Ich habe momentan einfach zu viel um die Ohren, okay?! Hör zu, wenn ich so weit bin, bist du der erste, der es erfährt und dann darfst du mir auch ein passendes Mädchen aussuchen, einverstanden?“, schlug Kabuto seinem Freund als Kompromiss vor. „Na gut. Ausnahmsweise! Aber nächstes Mal wirst du nicht türmen! Weil nächstes Mal wirst du ein Date mit Alice Thom haben!“, meinte Johnny grinsend. Diese Bemerkung tat der Kleinere mit einem ungläubigen Lächeln ab. Es hatte seine Zeit gedauert, bis sich die Wege der beiden jungen Männer getrennt hatten, doch schließlich war der Silberhaarige wieder allein. So sehr er es auch schätzte, dass er zumindest diesen einen Freund hatte, war er doch froh, wenn er wieder allein mit seinen Gedanken war. Es verblüffte den Studenten immer wieder, dass er stets durch die Straßen an seinen Arbeitsplatz fand, selbst wenn seine Gedanken unterwegs noch so weit vom wirklichen Leben entfernt waren. Der leise Freudenschrei eines jungen Mädchens hatte Kabuto wieder einmal in die Wirklichkeit zurück geholt. Er blickte sich nach dem Mädchen um, welchen da so aus dem Häuschen geraten war, fand es auch schnell, da es vor Freude in die Luft sprang. In ihren Händen hielt es eine Zeitschrift umklammert, die hauptsächlich von Jugendlichen gelesen wurde. Auf dem Cover war zwar eine junge Schauspielerin abgebildet, doch wurde dort auch das aktuelle ‚Super- Poster‘ angekündigt. Auf diesem war ein junger Mann, etwa in Kabutos Alter, mit langem schwarzen Haar und blutroten Augen abgebildet. Sein gut gebauter Oberkörper war nur mit einem offenen schwarzen Hemd bedeckt. Kabuto kannte diese große Persönlichkeit ebenfalls. Hätte man einmal eine allgemeine Umfrage gestartet, so wäre es wohl leichter gewesen die Leute zu zählen, die diesen Star nicht kannten. In der Tat war Itachi Uchiha weltberühmt, in Los Angeles gab es kaum eine Straße, in der man nicht irgendwo seinen verführerischen Blick sah. Erst in der letzten Ausgabe der Cosmopolitan war offiziell bekannt gegeben worden, dass »Itachi Uchiha das Sexsymbol der aktuellen Saison« war. Und von L.A. bis New York war die Cosmopolitan der Lebensleitfaden so ziemlich jeder angesagten Frau, oder jener, die es gerne sein möchte. Kabuto schüttelte nur leicht den Kopf und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Je näher er dem Stadtzentrum kam, desto belebter wurden die Straßen. Nachmittags würde es kein Durchkommen geben. Wenn die Rush Hour begann, herrschte auf den Straßen das reinste Chaos. Dies war der kleine Lichtblick an seinem Nebenjob im Café. Er musste erst abends auf die Straße hinaus, wenn sich der Verkehr wieder einigermaßen beruhigt hatte. Wie sehr viele andere stieg der Silberhaarige in die bereits dicht befüllte U- Bahn ein, wobei ihm der etwas aufdringliche Geruch von Fast Food in die Nase stach. Auch die, für seinen Geschmack, viel zu laute Hip Hop Musik war in dem kleinen U- Bahnwaggon deutlich zu hören. Er mochte diese Musik eigentlich gar nicht, doch fand er sich damit ab, dass sie hier zu Lande Gang und Gebe war. Seine Eltern waren nur kurz nach seiner Geburt von Japan nach Amerika ausgewandert. Er wusste nicht sehr viel über sie, da sie früh durch ein Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren. Er erinnerte sich nicht gerne an jenen Tag, Jahre später hatte er sich auch schwere Vorwürfe deswegen gemacht. Schuldgefühle hatten ihn geplagt und in tiefe Depressionen gestürzt. Laut quietschend kam die Bahn zum Stehen, die automatischen Türen öffneten sich, einige Fahrgäste stiegen aus, doppelt so viele kamen hinzu. Die Türen schlossen sich wieder und die dunkle Fahrt ging weiter. Der Waggon schaukelte leicht umher, wodurch Kabuto leicht angerempelt und gegen einen anderen Fahrgast gedrückt wurde. Sogleich entschuldigte sich der Silberhaarige und war froh, als die U- Bahn endlich an seiner Station hielt. Eilig stieg er aus und schritt die Treppe empor. Oben angekommen ging er die Straße ein Stück hinunter. Schon von Weitem konnte er sehen, dass das Café bereits geöffnet hatte. Einige Tische und Stühle standen schon vor dem Eingang, Kundenstopper waren aufgestellt worden. Als Kabuto das Café betrat, saßen schon vereinzelte Kunden an einigen der Tische und tranken Cappuchino, oder löffelten ein kleines Eis gegen die Hitze, die sich hier in der Innenstadt schneller bemerkbar machte. „Hey, Bill! Na, schon viel los?“, begrüßte Kabuto seinen Chef mit einem freundlichen Lächeln, welches ebenso freundlich und gutgelaunt erwidert wurde. „Nein, noch nicht ganz. Aber das kommt schon noch früh genug. Wirst sehen, heute Abend werden dir die Hacken brennen!“, antwortete der etwas untersetzte Mann mit dem allmählich angegrauten Haar lachend. Mit einem leisen Lachen begab sich der Student nach hinten in die Umkleide. In dem kleinen Raum war es dunkel und angenehm kühl. Eher widerwillig schaltete der junge Mann das Licht an und ging zu seinem Spind hinüber. Mit einem leisen Seufzen begann er seine Arbeitskleidung anzuziehen. Er mochte diese Kleidung irgendwie. Schwarze Hose und ein weisses Hemd unter einer schwarzen Weste. Manchmal hatte er sich vorgestellt, wie es wohl wäre mal wieder einen richtigen Anzug zu tragen, doch einen solchen konnte er sich bei bestem Willen nicht leisten. Auf seinem Weg zum Tresen begegnete der Silberhaarige einer seiner Arbeitskolleginnen, die gerade auf dem Weg in die Damenumkleide war. Als sie sich auf dem schmalen Gang trafen, schenke sie dem Studenten ein freundliches Lächeln, wie sie es immer tat. Ein Lächeln schlich sich auf Kabutos Gesicht. Eigentlich konnte er sich doch trotz der harten Umstände nicht beklagen. Immerhin waren sie hier nett zu ihm, am Anfang hatten die Mitarbeiter des Cafés ihm sogar tatkräftig geholfen, damit er sich schnell einarbeiten konnte. Und auch jetzt noch herrschte unter den Mitarbeitern ein lockeres und entspanntes Arbeitsklima. „Du hast heute aber besonders gute Laune, Kabuto!“, bemerkte Bill, der Chef des Ladens, mit einem breiten Grinsen, durch welches seine Krähenfüße deutlich hervorgehoben wurden, was den älteren Herren jedoch keineswegs unsympathischer wirken ließ. Etwas verlegen blickte der Angesprochene auf. „Wie kommen Sie denn darauf? Meine Laune ist so wie immer, Bill!“, entgegnete der silberhaarige Student nur. Sein Gegenüber zwinkerte ihm vielsagend zu und entblößte mit seinem freundlichen Grinsen seine stellenweise größeren Zahnlücken. „Mein lieber Junge, ich bin alt genug um zu erkennen, wenn ein junger Bursche wie du in der Blüte seines Lebens steht! Jungs in deinem Alter interessieren sich für schöne Frauen und...was sonst noch dazu gehört. Ich seh es gern, wenn junge Leute ihr Glück offen zeigen. Die Jugend verdirbt ja so schnell heutzutage...aber du, Mein Junge, du bist ein guter Bursche, das hab ich schon von Anfang an gesehen! Einer wie du wird auch mal das große Los ziehen, glaub mir mal!“, erklärte der ältere Mann bestimmt, während er sich selbst zustimmend mit dem Kopf nickte. Das tat er öfter, wenn er mit Kabuto redete. Zwar verstand dieser meistens nicht so recht, was Bill ihm mit seinen langen Reden mitteilen wollte, doch war er sich sicher, dass er es gut meinte. Mit dem Nachmittag kam auch die große Kundschaft. Größere Gruppen von hübschen jungen Mädchen kamen und gingen, doch auch ältere Herrschaften machten es sich an den Tischen des Cafés bequem. Ob nun mit Kaffee und Kuchen, oder einem der vielen verschiedenen Eisbechern, die großzügig angeboten wurden, an diesem Tag lief der Laden ausgezeichnet. Tatsächlich begannen nach einigen Stunden Kabutos Schuhe zu drücken, doch wurde dadurch seine gute Laune keines Wegs gebremst. Im Gegenteil. An diesem Tag schienen auch die Gäste irgendwie viel besser gelaunt zu sein als sonst, was sich (als kleiner Nebeneffekt) auch positiv auf die Trinkgelder auswirkte. Auch gegen Abend hin blieb die allgemeine gute Stimmung erhalten. Im Laufe des Tages hatte Kabuto einige Male mitbekommen, wie ein paar Mädchen leise mit einander getuschelt hatten, nachdem er ihre Bestellungen gebracht hatte. Gesprächsthema war dabei eindeutig er gewesen. Er und sein ‚süßer‘ Hintern, wie er noch leise gehört hatte. „Kabuto, bring noch eine Tasse Kaffee an Tisch 15!“, rief Bill von draußen herein, als er die draußen aufgestellten Tische und Stühle begann aufzuräumen. Es waren nicht mehr allzu viele Gäste da, nur noch einige kleine Grüppchen hatten sich an einzelnen Tischen zusammengesetzt und genossen noch ein paar Cocktails, während sie sich noch immer angeregt unterhielten. „Wir sehen uns dann morgen, Kabs!“, verabschiedete sich Ramona, eine der weiblichen Angestellten des Cafés, und schenkte ihrem Kollegen noch ein freundliches Lächeln, welches wie selbstverständlich erwidert wurde. Gekonnt balancierte Kabuto die bestellte Tasse Kaffee zum Tisch 15, an welchem nur ein einzelner Gast saß. In dem Stuhl in der Ecke zurückgelehnt und mit tief ins Gesicht gezogenem Basecap saß der Mann da, schien offenbar nachzudenken. „So, hier bitte schön der Herr! Einen frisch gebrühten Kaffee. Ich hoffe er schmeckt Ihne-...“ Kabuto erstarrte, als er den jungen Mann vor sich betrachtete. Dieses Basecap, diese Jacke und dazu das lange schwarze Haar; genau so hatte doch auch der Man aus seinem Traum von letzter Nacht ausgesehen. Konnte das wirklich möglich sein? War das wirklich jener Mann? Der, den er im Traum geküsst hatte? Ganz in Gedanken versunken hätte der Silberhaarige beinahe die Kaffeetasse fallen gelassen. Gerade noch hatte er sich wieder fassen und die Tasse auf den sicheren Tisch stellen können. Noch immer konnte er einfach nicht den Blick von dem jungen Mann vor sich abwenden. Ein ganz merkwürdiges Gefühl hatte sich in seinem Bauch bemerkbar gemacht. Die verschiedensten Gedanken wirbelten ihm im Kopf herum. Was sollte er nur tun? Einer seits hätte er vor Aufregung davonlaufen können, doch irgend etwas hielt ihn zurück. Vermutlich war es dieses leise, jedoch immer lauter werdende Verlangen den Anderen anzusprechen. Vielleicht war es aber auch einfach diese Überraschung, jemanden getroffen zu haben, von dem man zuvor noch geträumt hatte. Doch was sollte er nur sagen? Was sollte er nur tun? Was? Der Gast setzte sich etwas auf und neigte sich zu seiner Kaffeetasse vor. Noch während er die Hand nach der Tasse ausstreckte fiel sein Blick auf Kabuto, welcher noch immer wie angewurzelt vor ihm stand. Der junge Gast hob den Kopf und blickte den Silberhaarigen an. „...du?“, fragte er erstaunt. Kabuto blickte ihn mindestens genauso verwundert an, wie der Schwarzhaarige ihn anstarrte. „Ehm...Verzeihung...aber...kennen wir uns nicht von irgendwoher?“, fragte der Silberhaarige langsam um ein Gespräch zu beginnen. Der Andere blickte ihn etwas irritiert an. „Ja...doch, natürlich kennen wir uns! Wir haben uns doch gestern in dieser Bar getroffen, und-...“, der Schwarzhaarige brach ab. Ein Moment des Schweigens machte sich zwischen den beiden jungen Männern breit, ehe Kabuto langsam eine Hand auf seine Lippen legte. „...ge-...küsst...?“, brachte er leise, wie ein Flüstern hervor. Die dunklen Augen seines Gegenübers schienen für einen Moment einen ganz seltsamen Glanz zu haben. „...ja...“, erwiderte er ebenso leise. Mit einem Mal spürte Kabuto wie Hitze in sein Gesicht stieg. Rapide. Seine Beine drohten jeden Moment nachzugeben. Ihm wurde schlecht. Mit zittrigen Knies sank er auf dem Stuhl neben dem Gast nieder. „...dann...dann war das...kein Traum?“, fragte er leise und mehr sich selbst als seinen Sitznachbarn. „...wäre das gestern nur ein Traum gewesen, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen, sondern mich bis zur Besinnungslosigkeit volllaufen lassen!“, antwortete der Schwarzhaarige und rückte etwas näher an den Anderen heran. Der Silberhaarige blickte seinen Gegenüber eine Spur verwirrt an. Er war mit dieser Situation vollkommen überfordert. Er hatte tatsächlich diesen Mann geküsst. Einfach so. Und der Beteiligte schien auch noch froh darüber zu sein. „...ich-...ich hatte gedacht, es wäre wirklich nur-...ich meine...“, stammelte Kabuto verwirrt vor sich hin und schrak leicht zusammen, als er die Hand des Anderen warm und sanft auf seiner eigenen spürte. Von seiner Hand blickte der Student zu seinem Sitznachbarn auf. Dieser sah ihn eindringlich, jedoch mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an. „Hey, du hattest gestern selbst gesagt, wir würden uns vielleicht irgendwann mal wieder sehen...ich hatte auch nicht geglaubt, dass das schon heute sein würde...aber ich bin mehr als froh darüber.“, sagte er mit leiser Stimme, die seinem Gegenüber einen wohligen Schauer den Rücken hinunter laufen ließ. Diese dunklen Augen zogen seinen Blick wie magisch an und er hätte sich mit Leichtigkeit in ihnen verlieren können, doch musste er sich zusammenreissen. Einen längeren Augenblick lang schwiegen die beiden jungen Männer, blickten sich einfach nur an. Schließlich streckte der Schwarzhaarige, wie aus dem Nichts, seine freie Hand aus und strich mit ihr sacht über die Wange des Kleineren. „...jetzt hier im Licht siehst du sogar noch viel schöner aus...“, hauchte er leise, wobei sich seine Mundwinkel zu einem faszinierten Lächeln auseinanderzogen. Rasch wandte sich Kabuto von dem Anderen ab, da ihm das doch etwas peinlich war. So etwas hatte noch nie jemand einfach so zu ihm gesagt und schon gar nicht so direkt. Rasch warf Kabuto einen Blick zu seinem Chef, welcher sich gerade mit einigen hübschen Mädchen unterhielt, die noch im Café saßen. Widerwillig zog der Silberhaarige seine Hand wieder zu sich und stand auf. Mit einem Mal fühlte es sich um ihn herum eisig kalt an, zumindest traf dies auf seine Hand zu, welche bis eben noch gewärmt worden war. „Ich-...ich muss jetzt arbeiten, tut mir Leid.“, erklärte er rasch, jedoch eher leise. Raschen Schrittes begab er sich zum Tresen zurück, da dort einiges an Arbeit auf ihn wartete. „...dann warte ich hier auf dich!“, rief ihm der Schwarzhaarige noch hinterher, während dessen dunkle Augen jede seiner Bewegungen genau beobachtete. Kabuto biß sich auf die Unterlippe, als er am Tresen angekommen war. Sein Hals war wie zugeschnürt. Hatte er etwa Angst? Doch warum? Wovor? Etwa vor diesem Mann? Oder vor etwas anderem? Der Silberhaarige schrak stark zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Erschrocken wirbelte er herum und blickte in das etwas besorgt wirkende Gesicht seines Chefs. Tief durchatmend faßte sich der Junge an die Stirn, welche sich plötzlich eiskalt anfühlte. „Junge, du siehst aber gar nicht gut aus. Naja, ist auch kein Wunder, hast ja heute sogar auf deine Pause verzichtet...bist bestimmt müde. Na los, geh nach Hause, ich komme hier schon allein klar! Ruh dich aus, wir sehen uns ja morgen wieder.“, meinte Bill mit einem verständnisvollen Lächeln und klopfte dem Silberhaarigen leicht auf die Schulter. „O- okay...danke. Vermutlich wird es das sein...“, meinte Kabuto mit einem flackernden Lächeln, ehe er an dem untersetzten Mann vorbei ging und in der Umkleide verschwand. Keine zehn Minuten später kam er umgezogen und mit geschulterter Tasche wieder heraus und verabschiedete sich noch einmal von Bill, welcher ihm noch eine gute Nacht wünschte. Tief ausatmend schritt der Silberhaarige durch das Café, vorbei an all den runden Tischen, an den Mädchen, welche ihm noch einige Blicke hinterher warfen, und auch jenen Tisch in der hintersten Ecke ließ er hinter sich zurück und mied es sich zu dem jungen Mann umzudrehen. Er wollte jetzt einfach nur nach Hause und ins Bett. Der Abend war angenehm, nicht zu warm, nicht zu kalt. Der Weg nach Hause würde also noch relativ angenehm sein, wenn er erst einmal aus der stickigen U- Bahn gestiegen war. Abrupt blieb Kabuto stehen und starrte den Schwarzhaarigen vor sich überrascht an, nicht sicher, ob er nun erfreut, oder entsetzt sein sollte. Mit verschränkten Armen stand er vor ihm und blickte ihn ernst und eine Spur vorwurfsvoll an. „Also wirklich...ich hatte mir zwar schon fast gedacht, dass du einfach klammheimlich versuchen würdest abzuhauen, aber dass du es auch wirklich versuchst, enttäuscht mich doch ein wenig...“, meinte er vorwurfsvoll, was in dem Kleineren sofort Schuldgefühle weckte, so wie es immer war. „N- Nein, das wollte ich doch gar nicht, aber-...also...ich...ehh...“, versuchte sich Kabuto herauszureden, was jedoch nicht so recht funktionieren wollte. Der Schwarzhaarige schüttelte nur schwach den Kopf und setzte an zu gehen. Wie von selbst hatte der Kleinere den Arm ausgestreckt und den des anderen ergriffen. „Nein, warte, bitte!“ Eine Spur überrascht wandte sich der Angesprochene um und blickte seinen Gegenüber abwartend an. Dieser hatte, etwas erschrocken über sein plötzliches und unkontrolliertes Handeln, das Gesicht abgewandt und blickte peinlich berührt zu Boden. „...bitte...geh nicht...“, kam es leise von ihm. Einen Moment lang schwiegen beide. Schließlich neigte der Größere den Kopf leicht zur Seite. „Na schön...wollen wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?“, fragte er ruhig, was sein Gegenüber mit einem leichten Nicken beantwortete. Zögerlich ließ dieser die Hand des anderen los, was auf der offenen Straße wohl auch besser war. „...gut, dann komm mit.“, meinte der Größere, wandte sich um und ging, dicht gefolgt von Kabuto, die Straße hinunter. Während sie liefen sagte keiner von beiden ein Wort. Der Silberhaarige folgte dem Anderen einfach, hatte keine Ahnung wo dieser mit ihm hin wollte. Nach etwa dreißig Minuten hatten die beiden den Lärm und die grellen Lichter der Innenstadt hinter sich gelassen und fanden sich an einem weitaus dunkleren Teil der Stadt wieder. Hier war es auch etwas kühler und der Wind blies hier stärker. Kabuto lauschte in die Dunkelheit hinein und stellte überrascht fest, dass er das leise Schreien von Möwen hörte und auch das sanfte Plätschern von Wasser, dass sacht und in gleichmäßigem Rhythmus gegen Steine und andere aus dem Wasser ragende Dinge schlug. „Wo sind wir hier?“, fragte der Silberhaarige verwundert und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Der Größere nahm sanft seine Hand in die eigene und zog ihn hinter sich her. Erschrocken klammerte sich Kabuto an den Arm seines Begleiters, als er spürte, dass sie über einen Holzsteg gingen. „Hast du Höhenangst?“, fragte der Schwarzhaarige und blickte ihn an, wobei er seinen Arm sanft um den schmalen Körper des Kleineren legte und ihn sacht an sich drückte. „Ein bisschen...“, gab der Angesprochene leise zu, den Blick besorgt nach unten gerichtet. „Keine Sorge, ich bin doch da. Ich lass dich schon nicht fallen.“, versicherte der Andere bestimmt, während er seinen Begleiter weiter voran führte. Schließlich blieben die beiden am Rande des Steges stehen. Vor ihnen erstreckte sich das dunkle Wasser, welches nur schwach durch das blasse Mondlicht auszumachen war. Schwach ließ es die sanften Wellen schimmern. In der Ferne, inmitten von Dunkelheit und kaltem Wind, funkelten die Lichter eines Stadtteils wie Sternenlicht, das sich in einer Unzahl von Diamanten brach. Der Schwarzhaarige setzte sich am Rand des Steges nieder und zog Kabuto zu sich herunter, welcher nun dicht neben ihm saß. „So“, kam es nach einigen Augenblicken des Schweigens von dem Größeren und Kabuto blickte auf. „Dann erzähl mir doch jetzt mal etwas von dir. Bis jetzt kenne ich nur deinen Namen und wo du arbeitest.“ „Du weißt wie ich heiße?“, fragte Kabuto überrascht. „Ja, den hab ich eben im Café aufgeschnappt. Sofern Kabuto dein richtiger Name ist.“ „Oh.“, der Silberhaarige wandte den Blick ab, „Ja, so heiße ich wirklich...Kabuto Yakushi.“ Der Schwarzhaarige blickte ihn interessiert an. „Du bist Japaner, oder?“. Kabuto schüttelte schwach den Kopf. „Ich bin zwar in Japan geboren, aber habe keinerlei Bezug dazu. Meine Eltern sind sehr früh nach Amerika ausgewandert, da war ich noch sehr klein. Naja...ich lebe schon seit längerer Zeit allein...komme auch relativ gut klar.“, erklärte er. „Wie alt bist du ?“, wollte der Andere wissen. „...ich bin 19. ...aber hör mal...das gestern...also...ich glaub...ich glaub ich war etwas betrunken oder so...also auf jeden Fall...“, begann Kabuto etwas durcheinander zu erklären, wurde jedoch von dem Anderen unterbrochen. „...es hat dir doch aber gefallen? Das muss man zumindest annehmen, sonst hättest du nicht so gehandelt, wie du es gestern getan hast.“, meinte er und blickte den Silberhaarigen abwartend an, als wartete er darauf, dass ihm widersprochen wurde. Doch nichts geschah. Kabuto schwieg einfach und hielt den Blick gesenkt. Er wusste einfach nicht was er darauf hätte antworten sollen. Ihm war ja klar, dass es ihm mehr als gefallen hatte. Doch was sollte er jetzt sagen? Etwa, dass er hier am liebsten für immer mit ihm sitzen würde, seinen warmen Körper um sich spüren und erneut von ihm geküsst werden wollte?! Er hatte keine Ahnung warum er das am Vorabend hatte mit sich machen lassen, oder warum er so darauf eingegangen war. Normaler Weise war er doch immer der schüchterne Typ, der sich nichts zutraute. Seufzend wischte sich der Silberhaarige mit der Hand über die Stirn. Was sollte er jetzt nur sagen? Was sollte er nur tun? Wie würde es dann weiter gehen? „...was-...was willst du, was passiert?“, fragte er leise in die Stille hinein, da ihm ncihts anderes einfiel. Der Schwarzhaarige antwortete nicht. Er blickte seinen Gegenüber einfach nur an, wie er mit auf der Hand aufgestütztem Gesicht dasaß und einfach ins schwarze Wasser unter sich blickte. Ein Lächeln schlich sich auf des Größeren Gesicht, ehe er sich vorbeugte und den Kleineren sanft auf die Wange küsste. Wie er erwartet hatte, schrak der Silberhaarige zusammen und starrte ihn überrascht an. Unentwegt lächelnd legte der Schwarzhaarige seine Arme um dessen Taille und zog ihn dicht an sich, wobei er sein Kinn auf die Schulter des Kleineren legte. „Ich will, dass du bei mir bleibst, Kabuto...du bist der wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin...ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der mich so verstanden hat wie du es tust...als ich dich gestern habe reden hören...was du sagtest...es war, als hätte ich meine andere Hälfte gefunden...oder wie die Leute das immer nennen...du weißt was ich meine?“, begann Itachi zu erklären. Kabuto nickte leicht. „...ich kann sicher nicht von dir erwarten, dass du das alles genauso siehst wie ich es tue...aber...dennoch hoffe ich, dass ich dich weiterhin sehen kann. Ich hab dich wirklich sehr, sehr gern. Und du ahnst nicht wie froh ich bin dir begegnet zu sein...“, fuhr der Schwarzhaarige mit sanfter Stimme fort. „...aber...du kennst mich doch gar nicht...wir haben doch erst einmal miteinander zu tun gehabt...und außerdem...naja...bin ich doch...also...sind wir doch beide...Männer...“, entgegnete Kabuto nachdenklich und spürte als Antwort den heissen Atem des Anderen an seinem Hals, was ihn erschaudern ließ. Etwas verwundert blickte der Silberhaarigen den Größeren an und stellte fest, dass dieser leise lachte. „Ja, na und? Ist das so schlimm? Oh, warte...ich weiss schon was du damit sagen willst...du hast Angst als schwul zu gelten, richtig?“, meinte er leicht grinsend. „Naja...jah...irgendwie schon...glaub ich...“, antwortete Kabuto unsicher, „Ich meine...ich weiss ja nicht ob du...schwul bist, oder ob es mit mir sozusagen eine Ausnahme ist...aber würde es dich etwa nicht stören oder etwas beängstigen als schwul abgestempelt zu werden?“ Der Angesprochene zuckte kurz mit den Schultern. „Ich weiss nicht“, antwortete er, „...eigentlich habe ich nichts zu verlieren, darum ist es mir egal, ob du nun ein Mann oder eine Frau bist...es ist doch der Charakter, der zählt, oder etwa nicht?...Tut mir Leid, ich klinge grade sicher so, als wollte ich dich zu etwas überreden...dabei will ich das gar nicht...ich will ja eigentlich nur, dass du dir überlegst, was du nun willst das geschieht...ob du nun mit mir befreundet sein willst, oder ob ich mich von dir fern halten soll...du weißt schon. Ich möchte es nur wissen...weil....wie gesagt, ich mag dich wirklich sehr gern...Weißt du, ich habe nicht darüber nachgedacht, ob ich dich mag...ich weiß es einfach. Weil ich es fühle, wenn ich dich sehe. Als ich dich vorhin in dem Café angesehen habe, da war urplötzlich so viel an Gefühlen in mir...es war unglaublich...wenn ich dich ansehe, dann...fühle ich mich, als könne mir einfach nichts etwas anhaben. Als würden die schlechten Dinge einfach an mir vorbeiziehen...und du bist der Einzige, der es bisher geschafft hat mich derart zum Reden zu bringen! So viel wie jetzt gerade habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geredet...“. Der Silberhaarige konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. So etwas hatte man noch nie zu ihm gesagt. Doch es war ein angenehmes Gefühl. „Naja, wenn ich dir damit einen Gefallen tue, dann habe ich dich gern zum Reden gebracht.“, meinte Kabuto lächelnd, woraufhin auch der Andere leise lachte. „Ich muss dir sogar dafür danken. Es tut irgendwie gut...eigentlich rede ich nicht mit anderen Leuten...aber bei dir ist das anders. Und das ist gut...zumindest empfinde ich das so.“, entgegnete er. Wieder kehrte Schweigen ein. Kabuto blickte hinab in die Schwärze unter sich. Was sollte er jetzt machen? Einerseits konnte er diese Gefühle, von denen ihm eben berichtet wurde, nachempfinden, da sie ihm nicht unbekannt waren, er empfand es selbst ja ähnlich, doch war er sich nicht sicher, ob er dem auch wirklich nachgehen sollte. Immerhin hatte er diesen Mann bisher nur einmal getroffen und da war er in einem nicht gerade nüchternen Zustand. Er war sich absolut gar nicht sicher, ob er sich auf diese Sache einlasen sollte. Doch auf der anderen Seite war da noch immer die Tatsache, dass er bei diesem Mann ein unglaublich gutes Gefühl hatte. Das hatte er vorher bei keinem erlebt, nicht einmal bei Johnny. Ein tiefer Seufzer dehnte Kabutos Brust als er seine Entscheidung traf. Mit Donnern und laut quietschenden Rädern kam die U-Bahn in der Station zum Stehen. Die vielen Fahrgäste drängten sich dicht aneinander und drängelten und schubsten sich gegenseitig, um in den stark befüllten U-Bahnwaggon zu gelangen. „Wir fahren jetzt wirklich hiermit?“, fragte der Schwarzhaarige und zog sein Basecape etwas tiefer ins Gesicht. „Ja, anders kommen wir schlecht aus der Innenstadt raus, zumindest würde das sehr viel länger dauern.“, antwortete Kabuto gelassen und trat näher an den langsamer werdenden Zug. Die elektronischen Türen öffneten sich mit leisem Zischen und unzählige Passagiere stiegen aus, doch die selbe Anzahl wieder ein und sogar noch mehr, so auch Kabuto und sein Begleiter. Die beiden wurden förmlich in das Gefährt hineingeschoben und dicht zusammengedrückt. Die Türen schlossen sich wieder, nachdem sich massenhaft Fahrgäste in die Waggons gequetscht hatten und schließlich fuhr der Zug los. Es war sehr laut dort unter der Erde, in diesen engen unterirdischen Tunneln. Doch auch im Bahnwaggon selbst. Neben dem Quietschen der Metallräder hörte man die Stimmen der Leute, laute Musik aus irgendwelchen neumodischen Handys und der Geruch von Fast Food machte sich auf unangenehme Weise bemerkbar. Das Atmen fiel etwas schwer, es war warm und stickig. Kabuto ließ seinen Blick flüchtig durch die Menschenmasse gleiten, Bilder, die ihm schon bekannt waren. Es gehörte zu seinem Alltag all diese Menschen zu sehen, zusammengepfercht wie Tiere; Tiere, die sich freiwillig zusammenpferchen ließen. Er schrak leicht zusammen als er einen Arm über seinem Bauch spürte. Sein Begleiter hatte den Arm um ihn gelegt und sacht an sich gedrückt. Der Silberhaarige merkte, wie ihm heißer wurde und auch sein Herz konnte er nun höher schlagen spüren, doch sagte er nichts. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn die beiden jungen Männer wurden durch das Gerüttel des Waggons dicht zusammengedrückt und erst jetzt wurde sich Kabuto bewusst wie eng es doch in diesen U- Bahnen war. „Oh, hier müssen wir raus!“, bemerkte der Silberhaarige nach zwei Stationen und schob sich an einigen Fahrgästen zur Tür durch, wobei ihm sein Begleiter folgte. Der Zug fuhr in dem U- Bahnhof ein, blieb stehen und öffnete seine Türen. Eine kleine Flut von Passagieren drängte sich hinaus und trottete nach draußen. Auf der Straße angekommen folgten die beiden jungen Männer dem Strom noch ein Stück, ehe sich dieser immer mehr aufdröselte und in alle Winde verstreute. „Oh...du...hast mir noch gar nicht deinen Namen gesagt!“, meinte Kabuto, nachdem sie ein ganzes Stück schweigend der langen Straße gefolgt waren. „Hab ich da nicht? Oh...das muss mir entfallen sein...wie unhöflich von mir! Ich heiße...ähm...Miles. Miles Summerhill.“, stellte sich der Schwarzhaarige vor. Kabuto blickte ihn etwas überrascht an. „Wirklich? Hm...du siehst aber gar nicht so aus...“, überlegte er laut. „Wie meinst du denn das? Nicht danach aussehen?“, fragte der Schwarzhaarige leicht verwirrt. „Naja“, begann der Kleinere, „das ist zwar rein auf Vorurteil basierend, aber bei manchen Menschen kann man irgendwie ansehen wie sie heißen. Naja...und meinem Vorurteil nach siehst du eigentlich nicht wie ein Miles aus.“ Kabuto lachte leise und verlegen über seine alberne Aussage. „...achso? Und...wie müsste deiner Meinung nach ein Miles aussehen?“, fragte der Andere, ebenfalls grinsend. „Ich weiss nicht...blond...kurzhaarig...und etwas tollpatschig? Naja, ich hatte mal so einen Miles kennen gelernt und der war wirklich genau so! Vermutlich bringe ich das mit dem in Verbindung wenn ich den Namen Miles höre.“, lachte der Silberhaarige. „Achso, damit wäre auch das mit dem Vorurteil geklärt!“, grinste der Größere. Die beiden bogen in eine Straße ein, welche sich deutlich von der Hauptstraße abhob. Diese Gegend wurde zunehmend dunkler und ungemütlicher. Die Straßenlaternen waren teils kaputt und die Abstände zwischen den einzelnen Laternen war hier sehr viel größer. Auch die Häuser sahen nicht besonders einladend aus. Es war deutlich anzusehen, dass dieses Viertel der gesellschaftlichen Unterschicht angehörte. Hier lebten diejenigen, die wenig verdienten, manchmal sogar am Rande der Existenz schwebten. Die beiden jungen Männer bogen in eine weitere kleine Seitenstraße ein, welche jedoch kein Bisschen anders aussah als die vorherige. „...warum wohnst du hier in der Gosse? Du könntest doch in einer weitaus besseren Gegend wohnen!?“, wollte der Schwarzhaarige wissen und blickte seinen Begleiter eine Spur verständnislos an. Dieser jedoch blieb ruhig, für ihn schien es weniger schlimm zu sein. „Das hier ist doch nicht die Gosse. Im Gegensatz dazu ist das hier ein wahres Bonzen- Viertel, um es mal so auszudrücken. Ich lebe schon seit einiger Zeit hier, aber Anfangs habe ich genauso gedacht wie du. Ich dachte mir auch nur: ‚Wie konntest du bloß hier her geraten?!’. Aber mit der Zeit habe ich das alles hier viel besser kennen gelernt und...auch wenn die Gegend nicht die tollste ist, aber die Leute hier sind das, was diesen Block so besonders machen. Es sind oft die Armen, die reich sind. Zwar haben sie nicht so viel Geld und oft auch noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf, aber sie geben dennoch was sie haben um dem Nächsten zumindest etwas zu helfen. So ist es jedenfalls hier. Es ist...ja...als wären wir eine große Familie, oder so. Im Grunde haben wir miteinander nichts gemein, aber doch verbindet uns etwas. Es lässt uns zusammenhalten in besonders schweren Zeiten und meistens auch zusammen lachen, wenn es gut läuft. Zwar geht man sich auch mal auf die Nerven, aber das ist auch okay so. Ich weiss ja nicht wie du so lebst, aber ich für meinen Teil bin zufrieden mit dem hier.“ Kabutos Begleiter blickte ihn fasziniert an. Er hatte es schon wieder geschafft ihn vollkommen zu beeindrucken, fast schon zu verzaubern. Diese Art, wie er zu erklären pflegte war einfach unvergleichbar. „...wow...ich bin ganz ehrlich: mir fehlen die Worte. So was habe ich ja noch nie gehört. Aber...es klingt gut. Doch, wirklich, was du da eben gesagt hast, klang wirklich toll! ...als wären wir die lebenden Beweise dafür, dass Geld nicht glücklich macht...“, sagte der Schwarzhaarige, jedoch etwas leiser. Kabuto blickte ihn etwas verwundert an. „>Wir