Im Nebel von ZombieOnTour ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dichter Nebel hat sich auf das Weltenanlitz gelegt, als Ilka sich auf den Heimweg macht. Es ist bereits dunkel und die wenigen aufgestellten Straßenlampen fördern ihre Sicht nicht sonderlich. Sie schlingt die Arme um sich und wirft immer wieder einen Blick zurück, beschleunigt ihre Schritte etwas. „Ich hab ein ungutes Gefühl“, murmelt sie. „Fast so, als würde mich jemand verfolgen.“ Wieder sieht sie hinter sich, wieder entdeckt sie in dem dichten Schleier nichts bedrohlicheres als den Nebel selbst. Als sie unter einer Laterne, eingehüllt in deren Schein, hindurchgeht, löst sich aus dem tristen Grau vor ihr eine Gestalt, bleibt direkt vor ihr stehen, zwingt sie ebenfalls dazu. „Guten Abend Mam’“, grüßt der hochgewachsene Mann mit dem rabenschwarzen Haar, der eingehüllt ist in einen ebenso schwarzen, bis zu den Knöcheln reichenden Mantel. Er deutet eine Verbeugung an und schenkt ihr ein strahlendes Lächeln. Sie weicht einen Schritt zurück, wirkt unsicher. „Mein Name ist Evan“, stellt sich der Mann vor. „Schön“, antwortet sie nur, geht an ihm vorbei. Er seufzt, hält sie am Arm fest. „Das ist nicht nett, einfach wegzugehen, wenn man sich gerade so schön unterhält!“, sagt er leise, ein stiller Vorwurf liegt in seiner Stimme. Er zieht sie zu sich. „L ... lassen Sie mich los!“, schreit sie, versucht sich aus seinem Griff zu befreien, wehrt sich so gut sie kann. Auf einmal hält sie ganz still, starrt ihn wie gebannt an. „Ich glaube, dir müssen mal ein paar Manieren beigebracht werden.“ Einen Arm legt er um ihre Taille, zieht sie noch enger an sich, mit der anderen Hand streicht er ihr die blonden Haare aus dem Gesicht. Immer noch scheint sie wie gebannt, starrt ihn einfach nur an. „Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragt er, lacht leise, legt ihren Kopf auf ihre rechte Schulter, beugt sich nach vorne, küsst sie in den Nacken. Jäh erwacht sie aus ihrer Starre, schlägt panisch schreiend nach ihm, kann sich so aus seinem Griff befreien. Es scheint ihn zu überraschen, denn diesmal ist er es, der sich nicht rührt. „HILFE!“, schreit sie panisch, rennt in den Nebel, ohne darauf zu achten, wohin, ohne zu bemerken, dass das Grau dichter geworden ist, dass sie nun nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen kann. Doch sie hört etwas, was sie zum Weiterlaufen veranlasst. Seine Schritte hinter ihr. Sie stolpert, fällt hin, und noch bevor sie aufstehen kann, ist er bei ihr, drückt sie zu Boden. „Es hört dich niemand! Egal wie viel du schreist“, knurrt er. „Ich mag so etwas gar nicht, wenn ihr Menschen meint, euch wehren zu müssen, nur um das Unvermeidliche hinauszuzögern.“ Aus funkelnden Augen sieht er zu ihr hinunter. All ihre Versuche, sich zu befreien, scheitern. Schließlich hält sie ergeben still. Stumme Tränen rinnen über ihr Gesicht. „Ihr seit so erbärmlich“, sein Tonfall wird verächtlich. „Ihr Menschen glaubt Gott spielen zu können, mit euren Maschinen, mit eurer Forschung, doch seit ihr nichts weiter als kleine, erbärmliche Insekten“ „B…Bitte…t… tu…tu m…mir ni…nichts“ wimmert sie zitternd, sieht ihn flehend an. „Ich wusste, dass das kommt“ seufzt er. „Jetzt geht das Betteln um Gnade los! Bitte verschon mich, ich hab doch nichts getan! … Warum ausgerechnet ich“ Er schüttelt nur den Kopf, beugt sich zu ihr hinunter, bis sein Gesicht neben ihrem ist. „Das ist ein weiterer Grund, warum ich euch verabscheue“ haucht er ihr ins Ohr. „Ihr habt kein bisschen Ehre im Blut. Ihr seit alle dieselben Feiglinge! Euch geht es nur um euer eigenes Leben. Soll ich dir mal etwas verraten“ Er lacht leise. „Wenn ich dich gehen lassen würde, würde heute ein anderer sterben, aber das interessiert dich wahrscheinlich nicht! Hauptsache, du lebst“ Sie erwidert nichts, fängt wieder an, sich leicht zu winden. Er richtet sich etwas auf, sieht ihr ins Gesicht, lächelt auf sie herab. Zwei spitze Eckzähne blitzten auf. „W… Was bist du für ein Monster?!“, schreit sie panisch, ruft wieder erfolglos um Hilfe, versucht wieder, sich zu befreien. „ Ich bin kein Monster. Ich bin ein Vampir! Monster sind etwas völlig anderes. Die sind schleimig oder groß und haarig! Und das bin ich ja wohl nicht.“ Er beugt sich wieder zu ihr hinunter, gräbt seine Zähne in ihren Hals. Sie schreit auf, versucht noch einmal verzweifelt sich zu befreien, doch schon nach kurzer Zeit werden ihre Bemühungen schwächer, bis sie schließlich ganz verebben. Genauso wie ihre panischen Schreie. Nach kurzer Zeit steht er auf und wendet sich mit einem Lächeln an mich. „Und nun zu dir, verehrter Leser“, sagt er, lacht kurz leise auf. „Es gibt Kreaturen im Nebel, vor denen du dich hüten solltest, denn diese sind nicht so nett wie ich. Es sind wahrlich grässliche Gestalten, die nicht immer sofort erkennbar sind. Oft treten sie in Menschengestalt auf, führen dich hinters Licht, richten dich langsam zugrunde. Deswegen merke dir, nicht jeder, dem du vertraust ist auch wirklich der, der er zu sein scheint. Und die wahrhaftig schlimmste Erscheinung ist der Mensch selbst!“ Er lächelt mir ein letztes Mal zu, ehe er sich in schwarzen Rauch auflöst, der mit der Umgebung verschwimmt, bis er nicht mehr auszumachen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)