Sasukes Orchidee von Percival_Graves (ItaSasu, RanSasu) ================================================================================ Kapitel 3: Komm nicht näher! ---------------------------- Kapitel 3: Komm nicht näher! Am nächsten Morgen verlief das Frühstück relativ steif. Zumindest von Seiten Sasukes aus. Er versuchte, den jungen Mann am Tisch, der einmal sein Bruder gewesen war, einfach zu ignorieren, doch Yuu, der ständig nur Unsinn im Kopf hatte und Naruto gleich ansteckte, ließ ihn mehrere Male in diese Richtung blicken. Er wünschte, er hätte einfach aufstehen und gehen können, doch dann hätte er wahrscheinlich ... Rans Aufmerksamkeit geweckt. Denn bisher zumindest schien es ihn relativ unbeirrt zu lassen, dass außer Miyasa, Yuu und ihm noch vier weitere Personen am Tisch saßen. Sakura, Kakashi und auch Naruto schienen sich zumindest damit abgefunden zu haben, denn sie wirkten entspannt. Er selbst allerdings war das genaue Gegenteil da von. Seine Schultern schmerzten bereits vor Anspannung und seine Hand verkrampfte sich zum das Messer. Er konnte einfach nicht an einem Tisch mit seinem Bruder sitzen und so tun, als wäre nie etwas passiert! „Ran-chan? Hey, Ran-chan!“ Durch Yuus Stimme aus seinen Gedanken gerissen, blickte Sasuke sich um. Die Blicke der anderen ruhten bereits auf Ran, der scheinbar nicht mehr ganz da zu sein schien. Yuu wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum, doch er nahm das gar nicht wahr. Seine schwarzen Augen waren leer, stumpf und fast wie tot. Als Sasuke in diese Augen blickte, hatte er kurz das Gefühl, in einen Abgrund aus Schmerz und Angst zu fallen. Wie konnte ein Mensch nur solche Augen haben? Erst, als Miyasa ihn an der Schulter berührte, erwachte er aus seiner Trance. „Hm?“ Er blickte sich um. „Äh, was schaut ihr alle so?“ Yuu setzte sich dreisterweise auf Rans Schoß und kuschelte sich an ihn. „Du warst schon wieder weg.“ Schon wieder? Hatte er das etwa öfter? „Oh...“ Miyasa fuhr unbeirrt mit ihrem Frühstück fort, ebenso Ran, so weit er das mit Yuu auf seinem Schoß noch konnte. Das Ganze von eben schien sie nicht im Geringsten zu sorgen. Aber das war doch nicht normal, dass ein Mensch so einfach in Trance fällt. Als Sasuke einen Blick auf Kakashi warf, sah er, dass der Jounin wohl ähnliche Gedanken hegte, denn eine Sorgenfalte hatte sich auf dessen Stirn gebildet. Nach dem Frühstück ging es wieder zu den Maisfeldern. Diesmal half Yuu auch mit, auch wenn er bestimmt alle zehn Minuten zu Ran rüberging, um nach dessen Befinden zu fragen. Da den Konoha-Shonobi nichts anderes übrig blieb, als abzuwarten, was mit Ran passierte, halfen sie auch. So hatten sie wenigstens etwas zu tun. Kakashi unterhielt sich mit den anderen Bewohnern des Dorfes und erfuhr, wie genau die Rettung Rans abgelaufen war. Einige Informationen gedachte er, an die anderen weiterzugeben, doch einige würde er auch für sich behalten. Zumindest vorläufig... Bei diesem Gedanken lag sein Blick kurz auf Sasuke, der gerade eine Fuhre Maisähren auf den Karren hievte und sich dann die Stirn abwischte. Gegen Mittag machten alle eine Pause, um etwas zu essen und zu trinken. Sasuke hatte sich ein wenig abseits der anderen unter einem großen Kirschbaum niedergelassen und starrte gedankenverloren geradeaus. Seine Gedanken fuhren wie so oft Achterbahn. Ohne etwas dagegen tun zu können, machte er sich Sorgen, wegen des Zustandes seines Bruders. Immerhin war bereits ein Monat vergangen, seit diesem verhängnisvollen Kampf und noch immer sah dessen Körper aus wie eine einzige Wunde. Ein leises Seufzen verließ seinen Mund. Er hatte den anderen beobachtet... Und ihm war schnell aufgefallen, dass er sich so benahm, wie früher. Als er noch der liebe Nii-san gewesen war. Ruhig, besonnen, nicht sehr gesprächig, aber immer lieb und knuddelig. Bei diesem Gedanken spürte er Tränen hinter seinen Augen brennen, doch er verbat sich selbst, ihnen freien Lauf zu lassen. Die aufwallende Zuneigung für ihn konnte er allerdings kaum zurückdrängen. So gern wollte er jetzt zu ihm gehen und sich bei ihm einkuscheln. „Verdammt...“, nuschelte er leise und versteckte sein Gesicht in den Händen. Als Sasuke leise Schritte hörte, die sich auf ihn zu bewegten, versuchte er, die Fassung zurückzubekommen, was allerdings durch die Tatsache erschwert wurde, dass Ran sich neben ihm niederließ und ihn anblickte. „Stimmt etwas nicht mit dir, Sasuke-kun? Du siehst nicht gut aus...“ Geh weg!!! Mehr konnte Sasuke in dem Moment nicht denken. Sein Körper verkrampfte sich fast schmerzhaft, allerdings versuchte er, es dem anderen nicht zu zeigen. Wieso konnte er ihn nicht in Ruhe lassen? Immerhin war er doch schon verwirrt genug, da konnte er es jetzt ganz und gar nicht gebrauchen, dass er sich auch noch Sorgen um Sasuke machte! Seine Schultern zitterten vor Anspannung, bevor er es nicht mehr aushielt und sich schnell erhob. Verwirrte schwarze Perlen blickten zu ihm auf, als er schluckte. „N...nein. Alles in Ordnung. Entschuldige mich.“ Er ging, oder eher flüchtete zu den Maisfeldern zurück und bemerkte den traurigen Blick des Größeren nicht, der noch immer unter dem Kirschbaum saß und nun den Kopf hängen ließ. Die nächsten Tage versuchte Ran mehrere Male, sich an Sasuke anzunähern, doch jedes mal stieß er gegen eine massive Mauer. Nachdem er wieder eine Abfuhr von dem Kleineren erhalten hatte und sich in sein Zimmer zurückzog, lief er Kakashi über den Weg. „Hey, Ran. Was ist denn mit dir los?“ Angesprochener zuckte lediglich mit den schmalen Schultern. Kakashi reichte diese Reaktion allerdings. „Wieder eine Abfuhr?“ Nicken. „Du musst Geduld mit Sasuke haben. Er...ist ein schwieriger Charakter. Bleib einfach am Ball und gib nicht auf.“ Ein Seufzen entfuhr dem Schwarzhaarigen. „Wenn ich nur wüsste, was ich ihm getan habe...“ Kakashi bedachte Ran mit einem undeutbaren Blick. „Frag ihn. Geh zu ihm und frag ihn.“ Er klopfte ihm aufmunternd, aber sanft auf die Schulter und verließ ihn. Durch die Worte des Shinobi wieder etwas selbstbewusster, machte sich der Verletzte auf die Suche nach Sasuke, den er unter schon bekanntem Kirschbaum antraf. Als dieser ihn entdeckte, beschleunigte Ran seinen Schritt und hielt den Kleineren am Arm fest, als der flüchten wollte. „Nichts da.“ “Lass mich los!“ Sasuke versuchte, sich aus dem festen Griff Rans zu befreien, doch auch wenn er sich nicht mehr daran erinnern konnte, seine körperliche Kraft war noch immer unvergleichbar. Trotz des Schmerzes, den Ran verspürte, da er seine Hand überbelasten musste, hielt er den Arm Sasukes eisern fest. Nach einiger Zeit hatte der Kleinere wahrscheinlich die Nase voll und ergab sich in sein Schicksal. Seine Gegenwehr erschlaffte. „Was willst du?“, fragte er den Größeren abweisend und sah leicht alarmiert, wie dessen linke Augenbraue zuckte. Wenn seine Mimik sich nicht verändert hatte, dann war er leicht sauer... „Was ich will? Ich will wissen, was ich dir getan habe!“ Der Uchiha zuckte unter der leicht erhobenen Stimme des Größeren leicht zusammen. Ran setzte sich unter den Baum und zog Sasuke einfach mit sich. „Also, ich will eine Erklärung.“ Der Kleinere schwieg betreten. Immerhin konnte er ihm doch die Wahrheit nicht erzählen... Konnte ihm nicht erzählen, in was für einer Beziehung sie eigentlich standen, dass er ihn hassen sollte, weil er ihre Familie umgebracht und sein Leben zerstört hatte, dass diese neu entdeckte Zuneigung ihm unheimlich war und er sich sofort an Rans Hals hätte werfen können... „Es ist nichts...“, meinte er stattdessen leise. „Und das soll ich dir glauben?“, meinte Ran in typischem „Skeptischer Nii-san“-Ton. Wieder musste sich Sasuke beherrschen. Es war tatsächlich, als wäre sein Nii-san zurückgekehrt... Wieso konnte er ihn nicht einfach in den Arm nehmen? „So, wie du dich mir gegenüber benimmst, muss doch was sein. Sag mir einfach, was es ist, dann entschuldige ich mich und lass dich in Ruh.“ Was? Aber... „Nein!“ Fast schon reflexartig griff Sasuke nach der noch immer einbandagierten Hand Rans und hielt sie fest, so als wolle er verhindern, dass dieser sich erhob. Als ihm dann auffiel, was er gerade getan hatte, senkte er den Kopf, löste aber nicht die Verbindung ihrer Hände. Ran, der ein wenig irritiert über den plötzlichen Ausbruch des anderen war, blickte diesen nur verständnislos an. Der Kleine wusste auch nicht, was er wollte... „Okay... Ich erzähls dir...“ Sasuke setzte sich im Schneidersitz neben den anderen, hielt dessen Hand weiterhin fest und holte tief Luft. „Du...erinnerst mich an jemanden, der mir sehr weh getan hat...“ Ran schwieg, blickte nur etwas betreten drein. „An meinen großen Bruder. Als...ich acht Jahre alt war, hat er unsere komplette Familie ausgelöscht.“ Er schaute zu Ran auf und blickte in ein geschocktes Gesicht. Sasuke hatte nun eigentlich mit was anderem gerechnet. Nämlich damit, dass das Erzählte zumindest ein paar Fetzen seiner Erinnerung zurückbringen würde. Aber scheinbar war das nicht eingetreten. Er spürte, wie ihm unbewusst ein Stein vom Herzen fiel, auch wenn er sich nicht erklären konnte, wieso das so war. Wollte er, dass er Ran blieb? Weil Ran so war wie damals? Weil er so ein angenehmes Gefühl hatte, wenn er in Rans Nähe war? „Warum sollte jemand so etwas Furchtbares tun?“ „Er sagte, er wollte seine Stärke testen...“ Irgendwer trieb hier ganz gewaltig seine Scherze, so hatte Sasuke das Gefühl. Er redete mit seinem Bruder darüber, was dieser getan hatte und der Ältere fragte frei heraus, warum er das hätte tun sollen?! Wer fand so was Makaberes denn lustig!!? Ran verschränkte, soweit ihm das gelang, da Sasuke noch immer seine Hand festhielt, die Arme vor der Brust. „Also, wenn du mich fragst...“ Sasuke schaute auf. „...Dann hat er dich angelogen.“ Der Kleinere stutzte. „Wie kommst du darauf?“, fragte er leise. „Keine Ahnung.“ Ein Schulterzucken. „Hab ich einfach im Gefühl...“ „Hm.“ Konnte es sein? Konnte es sein, dass Ran sich im Unterbewusstsein erinnerte und er deshalb wusste, dass er gelogen hatte? Sasukes Blick glitt zum Gesicht des anderen, der noch immer nachzudenken schien. Wieder spürte er Tränen hinter seinen Augen brennen als er in dieses Gesicht sah. Er kannte dieses Gesicht... Die fein geschwungenen Augenbrauen, die schwarzen Perlen, die kleine Stupsnase, die sinnlichen Lippen, die feine Kinnlinie... Als er das Gesicht seines Bruders betrachtete, kam ihm eine Erkenntnis, die ihn gleichzeitig erschreckte, wie auch eine große Last von seinen Schultern zu nehmen schien. Er liebte ihn. Als diese Erkenntnis in sein Hirn vorgedrungen war, konnte er die Tränen entgültig nicht mehr zurückhalten und sie liefen über seine Wangen. Er durfte nicht weinen! Nicht vor Ran! Mit seiner freien Hand versuchte er, die Tränen zu beseitigen, doch sofort kamen wieder neue nach. Als ein leises Schluchzen seine Kehle verließ, wurde auch der Ältere darauf aufmerksam. „Hey, Sasuke-kun...“ Sasuke spürte, wie der andere ihm sanft die Tränen wegwischte und ihn dann in eine Umarmung zog. Der Kleinere schmiegte sich sofort an die muskulöse Brust Rans und klammerte sich an das schwarze Shirt, das er trug. Sofort stürmten schöne Erinnerungen auf ihn ein, die seinen Tränenstrom noch einmal vergrößerten. Wieso nur hatte Itachi das tun müssen? Wieso hatte er sein Leben zerstören müssen? Es hätte so schön sein können, es hätte so wie jetzt sein können... Er fühlte sich geborgen in den Armen seines Bruders, hörte dessen leise Stimme, die ihm beruhigende Sachen ins Ohr flüsterte, spürte die sanfte Hand, die über seinen Rücken strich und wünschte sich in diesem Moment, ihn zu töten, für das, was er ihm damit antat. Doch...er konnte und wollte sich nicht lösen. Er wollte alles einsaugen, tief das Gefühl der Sicherheit einatmen, es in sich aufnehmen und einschließen, so dass er es niemals wieder verlieren konnte. Noch wollte er nicht in die grausame Realität zurückkehren. Als nach ein paar endlos langen Minuten der Tränenfluss versiegt war, löste Ran die Umarmung langsam auf, was Sasuke einen Stich versetzte. Um die Stille nicht zu sehr in die Länge zu ziehen, was sie nur noch unangenehmer gemacht hätte, versuchte er, ein neues Thema zu finden. „Was machst du eigentlich, wenn deine Erinnerungen nicht wieder kommen? B...bleibst du dann hier?“ Ran schien den Weinkrampf Sasukes einfach zu akzeptieren, jedenfalls fragte er nicht nach und der Kleinere war ihm sehr dankbar dafür. Allerdings schlich sich nun ein leicht betrübter Ausdruck auf Rans hübsches Gesicht. „Was ist? Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Sasuke leicht besorgt. Ein Seufzen war erst einmal die einzige Antwort, die der junge Uchiha bekam. Der andere lehnte sich an den Baum und schaute ein paar Augenblicke einfach nur geradeaus. Dieser Anblick erinnerte Sasuke an die Begebenheit beim Frühstück, als er einfach vor sich hingestarrt hatte... Wenn er sich jetzt an die toten Augen erinnerte, überzog eine Gänsehaut seine Arme und er fröstelte. „Ran?“ Angesprochener zuckte zusammen, so als hätte man ihn aus seinen Gedanken gerissen. „Stimmt was nicht?“, meinte Sasuke nun noch einmal vorsichtig. Mit gesenktem Kopf begann Ran zu sprechen. Sasuke hatte keine Probleme, ihn zu verstehen, obwohl der Größere nur sehr leise sprach. „Ich glaube, dass ich bereits beginne, mich zu erinnern...“ Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht für den Kleineren. Sobald Ran sich wieder erinnerte, würde er ihn wieder mit diesen hassenden, roten Augen anblicken. Und das wollte er nicht! Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch erst einmal kam kein Laut aus seiner Kehle. Er schluckte, schloss die Augen kurz und sammelte sich. „Das...das ist doch gut...“ Ein Kopfschütteln war die Antwort. „Nein, ist es nicht.“ Ran verzog das Gesicht wie unter heftigen Schmerzen, als er sprach. „Ich glaube...ich bin ein schlechter Mensch.“ Was sollte Sasuke darauf sagen? Es war die Wahrheit. „Wie...kommst du darauf?“ Der junge Uchiha legte dem anderen eine Hand auf die verkrampfte Schulter. Vielleicht schaffte er es ja, dass er sich beruhigte. So wie Ran es geschafft hatte, dass er selbst wieder ruhiger geworden war. Allerdings schien das nicht zu helfen. „Mi-san hält er nur für einen Alptraum... Aber ich glaube, es ist eine Vision. Oder eine Erinnerung. Oder beides.“ Er schluckte. Ein unkontrolliertes Zittern nahm seinen Körper in Besitz und die Sorgen in Sasukes Augen wurden deutlicher sichtbar. „Erzähl mir davon.“ Ran blickte in Sasukes Augen. Und begann zu erzählen. Tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)