Traditions von Lunatik (Tendershipping (auch Bronzeshipping)) ================================================================================ Kapitel 10: Spaß ---------------- „Warum ist es dir eigentlich nicht peinlich, dass ich heute Morgen… Also…“ Sie waren gerade beim Nachtisch, der aus einem Früchtesalat bestand. Die Bananen hatten Ryou wieder an die Szene im Supermarkt erinnert. Es war ihm immer noch peinlich und er spürte wie schon wieder die Hitze ihm zu Kopf stieg. Er wollte, dass es aufhörte! Also hatte er einfach den Mund aufgemacht und die Frage floss hinaus Richtung Mariku, der neben ihm saß. Ryou merkte aus den Augenwinkel, wie Bakura ihn interessiert musterte. Doch er konnte keinen Hohn sehen, also war das schon in Ordnung. „Dass du mich beim Telefonsex erwischt hast?“, beendete Mariku den Satz für den Kleinen. Ryou nickte. Halt…Telefon? Ihm war gar nicht aufgefallen, dass Mariku dabei telefoniert hatte… Er hatte nur die Stöhne gehört und die unmissverständliche Handbewegung gesehen, die er wie hypnotisiert einige Sekunden lang beobachtet hatte, eher er wieder aus dem Zimmer gestürmt war. „Nun, es stört mich halt nicht. Ist etwas Natürliches. Sich einen runterholen tut wohl jeder.“ „Schon…aber es ist doch trotzdem sehr intim. Wie kannst du da so gelassen bleiben?“, fragte Ryou und verschränkte seine Arme beleidigt vor der Brust. Seinen Lehrmeister schien das Thema ebenfalls überhaupt nicht zu stören. Der hatte bis jetzt nicht mal mit einem Muskel gezuckt oder die Augenbraue gehoben. Er schien einfach nur interessiert das Gespräch zu verfolgen.    „Wie gesagt, ich bin da offen… Es ist schwer zu erklären warum. Du guckst mir ja nichts weg und es ist mir egal, ob es dich anturnt oder anekelt“, versuchte Mariku sich zu erklären. „Es ist wohl ok, dass du es lieber privat hältst. Aber du hast mich gesehen und nicht umgekehrt. Mir macht es nichts aus, also sollte es auch dir nicht peinlich sein?“ Mariku blickte erwartungsvoll zu Ryou. Das war doch ein guter Tipp! Malik würde bestimmt stolz auf ihn sein für diese diplomatische Hochkunst. Auch wenn es Mariku im ersten Moment überrumpelt hatte, dass Ryou so offen darüber reden wollte. Dabei war sogar Bakura anwesend.   Ryou schien lange zu überlegen. „Das ergibt irgendwie Sinn. Es wäre mir peinlich, wenn du mich dabei gesehen hättest. Ist wirklich etwas Privates für mich. Aber da ich dich gesehen habe und es dich nicht stört…sollte es wohl mir zumindest nicht peinlich sein.“ Mariku nickte zustimmend. Genau! Doch die Arme Ryous blieben weiterhin verschränkt und der trotzige Blick ruhte weiterhin auf in seinen Gesichtszügen. „Also hast du mit deiner Freundin…dabei telefoniert?“, Ryous Stimme klang fester und weniger schüchtern diesmal. Mariku grinste breit, während er antwortete: „Freund. Sein Name ist Malik.“ Ryou riss überrascht die Augen auf. Mariku war schwul? Und er verkündete das einfach so? Ryou nahm einen tiefen Atemzug. Wie war das? Wenn es Mariku nicht störte, sollte es auch ihn nicht stören. Ein schneller Blick zu Bakura verriet Ryou, dass auch dieser völlig unbeeindruckt davon war. Vielleicht hatte er es auch schon gewusst? „Malik klingt ähnlich wie dein Name“, kommentierte Ryou schließlich nur. Mariku nickte und strahlte über das ganze Gesicht. „Ist auch eigentlich der gleiche Name. Sind zwei Variationen. Mein Name ist nur durch die japanische Umschrift, bei der Einreise entstanden, und ich habe mich daran gewöhnt, während Malik die Originalversion ist. Er ist wie ich Ägypter, aber im Gegensatz zu mir ist er schon in seiner Kindheit nach Japan gezogen. Ich bin ja erst mit fünfzehn her gekommen.“ Zum zweiten Mal fühlte Ryou sich völlig überrumpelt. „Huch, du bist gar nicht hier aufgewachsen? Aber man merkt gar keinen Akzent bei dir.“ „Ist mein einziges Talent. Ich hab’s irgendwie mit Sprachen.“ Mariku zwinkerte dem Kleineren zu. „Neben natürlich meiner Kraft“, fügte er mit einem hochmütigen Blick hinzu. Ryou schüttelte den Kopf. Da war wieder diese Selbstüberzeugung. „Wie könnt ihr immer so gelassen und überlegen dreinblicken? Als ob ihr über allem und jeden stehen würdet? Habt ihr das vor dem Spiegel geübt?“, fragte er schließlich.   Mariku blinzelte einige Male. Einige Male mehr. Bis er schließlich laut auflachte und sich nach hinten fallen ließ. Weiterhin laut lachend. Was für eine Vorstellung! So würde er noch einen Lachkrampf bekommen.   Ryou schaute empört zu dem anderen, der vor lauter Lachen nicht mehr Sitzen konnte und nun auf dem Boden lag. Was war denn daran so lustig? Ohne zu überlegen boxte er Mariku in die Schulter. „Hey!“ „Spiegel… Bakura vor dem…Spiegel… Sein fieses Grinsen übend“, presste dieser zwischen zwei Lachanfällen hervor. Ryou überlegte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, war das durchaus eine witzige Vorstellung. Er blickte zu seinem Lehrmeister und stieß auf eine Wand. Die Lippen Bakuras waren zu einem Lächeln auseinandergezogen. Doch dahinter bildete sich eine Wand aus Wut… Ryou spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. Das war gruselig! „Der Gesichtsausdruck kommt von innen. Er spiegelt bei uns beiden die Einstellung“, erklärte Bakura in einem überfreundlichen Tonfall, der Ryou eine Gänsehaut über den Körper jagte. „Doch du kannst es auch vor dem Spiegel üben. Es kann sehr nützlich sein, wenn man die Kontrolle über seine Gesichtsmuskulatur beherrscht.“ Diese Worte lösten einen erneuten heftigen Lachanfall bei Mariku aus. Ryou schluckte. Die Wand wurde dicker! Er konnte sie fast schon sehen! Gleich würde sie auf sie einbrechen. Bakura knallte mit seiner Hand auf den Tisch. „Ruhe! Ab mit dir nach draußen, Mariku. Zwanzig Runden um das Dojo!“     Mariku betrat frisch geduscht die Küche nach seiner „Disziplinarmaßnahme“. Ryou war gerade dabei den Abwasch zu erledigen, während ihr werter Herr Meister gemütlich am Tisch ein Buch las. Wenn der Typ Respekt will, soll er nicht so faul sein!, dachte Mariku spöttisch. Er schüttelte seinen Kopf, was die nassen Haare in alle Richtungen schwingen ließ. Einige kalte Tropfen landeten auf dem Aikidomeister, womit Mariku einen vernichtenden Blick erntete. Davon unbeirrt setzte er sich ebenfalls an den Tisch und goss sich Tee ein. Sein Blick wanderte zur Uhr. Es war erst halb sieben. „Hey, was machen wir heute Abend?“, fragte er in die Runde. Bakura riss sich von seinem Buch los und hob eine Augenbraue. War das dessen Standartantwort auf alles? Neben den Disziplinarmaßnahmen und gehässigen Kommentaren natürlich. „Es ist Samstag und noch massig Zeit. Lasst uns wieder in die Stadt fahren. Es ist doch langweilig die ganze Zeit in diesem abgeschiedene Haus zu hocken.“   Bakura legte sein Buch zur Seite. „Du bist schlimmer als ein Kind“, konstatierte er resigniert. Nämlich ein muskelbepackter Kerl mit einem ausgeprägten Sexualtrieb und gefährlichen Wutausbrüchen, der wie ein Kind Unterhaltung braucht, fügte er in Gedanken hinzu. Zumindest schien Mariku seit dem Telefonat eine beachtlich gute Laune zu haben. Ryou stellte gerade die letzten Teller weg und gesellte sich ebenfalls an den Tisch. Nachdenklich sprach er zu dem Lehrmeister: „Es wäre schon lustig etwas zu unternehmen. Aber was gibt es denn in der Stadt?“ Marikus Blick hellte sich auf. Er freute sich sichtlich über die Unterstützung aus unerwarteter Ecke. „Feiern!“ „Feiern?“, Ryou blickte unschlüssig zu Bakura. Er war kein großer Fan von Saufgelagen. Betrunkene Menschen waren ihm unangenehm. Bakura seufzte und ergab sich. Da ging sein gemütlicher Abend mit Izumi Kyoka dahin… „Das ist eine kleine Stadt, da gibt es nicht so viele Möglichkeiten… Es gibt aber natürlich einige Spielhallen, Izakaya, einen westlich gestalteten Irishpub und einen kleinen Tanzclub, der ebenfalls überwiegend westliche Musik spielt. Ich glaube er wird von Brasilianern geführt.“ „Tanzen!“, schrie Mariku begeistert. Bakura seufzte. Mutierte Mariku immer zu so einem Energiebündel, wenn er befriedigt war, oder war es nur die Langweile? Ruhig wandte er sich zu Ryou und hob fragend eine Augenbraue.   Ryou sah verwundert zu Mariku. Der war ausgesprochen heiter und schien wirklich von der Idee tanzen zu gehen begeistert. Ryou lächelte und schaute zu Bakura. Die endgültige Entscheidung lag wohl bei diesem. Da bemerkte er den fragenden Blick. War etwa seine Meinung auch gefragt? „Nun, Bars und Arcadezenter interessieren mich nicht“, fing er vorsichtig an. „Tanzen wäre vielleicht ok. Ich war ehrlich gesagt noch nie in einem Club.“ „Dann müssen wir unbedingt hin!“, schrie Mariku begeistert auf. Bakura nickte langsam. Nun, damit wäre es wohl entschieden.   Ryou wartete vor dem Haus und blickte in den Himmel. Hier draußen konnte er viel mehr Sterne sehen als in der Stadt. Interessiert suchte er nach einem Sternenbild, welches er kannte. Er hob seine Hand und zeichnete mit dem Finger eine imaginäre Verbindungslinie zwischen zwei Sternen. Da! Das kannte er… „Willst du dir nicht eine Jacke mitnehmen? Nachts wird es ziemlich kalt hier.“ Ryou ließ seine Hand sinken und drehte sich in die Richtung der Stimme. Ein frischer Wind zog auf und wehte eine Haarsträhne in sein Sichtfeld, die er beiseite strich. Am Eingang stand sein Lehrmeister, dessen Haare ebenfalls von dem Wind durcheinandergebracht wurden. Ein Lächeln legte sich auf Ryous Lippen. Die Frisur seines Lehrers schien immer wild zu sein, egal zu welcher Tageszeit. Andererseits passte es gerade wunderbar zu der schwarzen Kleidung des Lehrers. Der Kontrast und das Mondlicht ließen das Weiß leuchten. War es nicht immer in den Geistergeschichten so, dass die bildhübsche Frau von einem Dämon besessen war und übernatürlich erschien? Ryou schüttelte den Kopf und ging zurück zum Eingang. „Stimmt. Ich hole mir schnell eine.“   Die Musik war rhythmisch und schnell, während bunte Lichter von allen Seiten die Tanzfläche beleuchteten. Fasziniert schaute sich Ryou um und entdeckte an der Seite eine Reihe von Tischen. Er suchte sich einen Platz, von dem man sowohl die Tanzfläche als auch die Bar überblicken konnte. Es waren noch nicht viele Gäste da und alle saßen noch. War es nicht eine Verschwendung, wenn die Tanzfläche leer blieb? Er sah sich die anderen Gäste an. Es waren überwiegend junge Leute, doch auch eine Gruppe in Anzügen, die wie typische Angestellte aussahen, saß an einem der Ecktische. Tanzbars waren wohl nicht nur ein Vergnügen für Schüler und Studenten, stellte er verwundert fest. Ryou hob seine Hand und winkte dem Rest seiner eigenen Gruppe zu. Bakura stellte die beiden Getränke in seiner Hand ab und setzte sich auf die gegenüberliegende Bank. „Tanzen!“, rief Mariku, der immer noch neben dem Tisch stand. „Die Tanzfläche ist leer, Blondchen.“ „Nenn mich nicht Blondchen, alter Greis. Ist doch besser wenn es leer ist, dann hat man Platz!“   Ryou beobachtete entgeistert wie Mariku sein Glas abstellte und zur Tanzfläche schritt. Das war wohl wahres Selbstbewusstsein! Für einen kurzen Augenblick fühlte er Fremdschämen in sic aufsteigen und blickte verstohlen zu den anderen Gästen, doch keiner beachtete sie. Verstoß es nicht gegen irgendwelche konventionellen Regeln einfach so das Tanzen zu eröffnen? „Entspann dich und schau dir einfach an, was Mariku zu bieten hat.“ Ryou lächelte seinen Lehrmeister entschuldigend an und folgte dem Rat. Bakura schien die Situation nicht im Geringsten zu stören, also war es vielleicht in Ordnung so?   Wow. Der Weißhaarige spürte das starke Bedürfnis seinen Kinnladen nach unten fallen zu lassen. Mariku konnte tanzen! Manchmal schien er geschmeidig wie eine Raubkatze, die sich in fließenden Bewegung von einer Pose zur nächsten bewegte. Manchmal strotzte er von purer Muskelkraft, während er passend zum Bass seinen Körper wippte oder mit den Armen ausholte. Und manchmal wirkte er wie ein freudiges Kind, das zur Musik hüpfte und sogar das wirkte gekonnt! Besonders die Freude, die Mariku im Gesicht stand, war schön und ansteckend. Es dauerte nicht lange, bis er weitere Gäste auf die Tanzfläche gelockt hatte. Zwischendurch wirkten die Tänze albern, doch die Heiterkeit mit der die Akteure die Bewegungen ausführten, ließ Ryou breit lächeln. „Man muss nur Spaß an etwas haben“, hörte er die durch die Musik leise wirkende Stimme Bakuras und drehte sich wieder zu diesem. Dabei stieß er auf ein breites Grinsen, welches von jeglicher Herablassung befreit war, die er es inzwischen so gewohnt war darin zu sehen. Ryou fühlte seinen Herzschlag beschleunigen. „Tanzen ist ähnlich wie Aikido. Nur, dass man hier die Kontrolle fallen lässt. Komm, lass uns mitmachen.“ Der Kleinere griff voller Wunder nach der Hand, die ihm entgegen gereicht wurde, eher er mit Hilfe dieser zu den sich bewegenden und windenden Körpern gezogen wurde. Ohne jegliche Realisierung passte er seine eigenen Bewegungen der Musik an. Dabei blickte er weiterhin verwundert Bakura an, während sein Herz immer schneller schlug. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)