Kitetsu von DJ-chan ================================================================================ Kapitel 2: Eine Bekannte?! -------------------------- Das Bier hier war nicht mal so übel. Kalt war es immerhin und leicht bitter, gut genug für den Preis. Richtig schade, dass der Krug schon leer war. Prüfend drehte ich ihn noch einmal um. Ein einzelner Tropfen fand sich, perlte vom Rand ab und fiel golden glitzernd auf den Tisch. Feierabend. Abgebrannt. Nami war einfach viel zu geizig mit dem Taschengeld. Das reichte doch nicht einmal für ein richtiges Besäufnis! Gerade als ich aufstehen wollte, hörte ich einen Stuhl rucken. Ich blickte mich um. In der inzwischen schon düster gewordenen Stube saß doch schon lange keiner mehr außer mir, hätte ich gedacht. Falsch gedacht. Nicht weit von mir entfernt war doch glatt noch diese Frau. Sie musste sich seit ihrer Ankunft nicht mehr gerührt haben, komisch. Hatte die jetzt geschlagene zwei Stunden an ihrem Bier genippt? Anscheinend – denn in ihrem Krug schwappte noch reichlich Gerstensaft, als sie sich erhob. Was hatte sie denn vor? Wie selbstverständlich kam sie auf mich zu, stellte ihren Krug ab und setzte sich zu mir an den Tisch. Für einen Moment schwappten ihre langen roten Locken über die Tischkante, als sie mit dem Stuhl näher rückte. Ein undefinierbares Lächeln lag auf ihren Lippen. So etwas hasste ich! Wie sollte ich das Weib nur einschätzen?! Am liebsten wäre ich auf und davon. Doch irgendetwas hielt mich. Was war nur los mit mir? Ein brummeliges „Hallo“, mehr brachte ich nicht hervor. Wie gebannt starrte ich auf das dunkle Holz der Tischplatte. Es hatte schon einige Kerben. Unsicher fuhr ich sie mit dem Finger ab, als könnten sie mir so ihre Geschichte erzählen. Verdammt noch mal – ich sollte jetzt einfach gehen. Sie hatte seit eineinhalb Minuten kein Wort gesagt. Ich spürte ihren Blick. Dann einen anderen. Fragend hob ich den Kopf. Vor mir stand der Wirt, hielt eine Kerze in der Hand und stellte sie schließlich auf den Tisch. „Es ist schon so dunkel hier drin geworden“, murmelte er, fuhr sich unsicher mit der Hand in den Nacken und fragte, ob wir noch etwas bestellen wollten. WIR. Es gab doch gar kein „wir“! Was machte ich eigentlich noch hier? Aufbruchbereit stemmte ich die Hände auf das Holz und erhob mich. „Tut mir leid, ich habe kein Geld mehr“ „Aber das macht doch nichts“, ihre Stimme klang glockenhell und klar, „ich spendier dir ein Bier“ Ein Bier. Das klang nicht übel. Eigentlich konnte ich nichts verlieren. Wortlos ließ ich mich wieder nieder. … Wie viel Zeit wohl schon vergangen war? Normalerweise hatte ich ein recht gutes Zeitgefühl, doch heute schien es mich im Stich zu lassen. Es konnte Minuten, aber auch schon Stunden später sein. Nicht einmal die Krüge hatte ich gezählt, es müssten wohl ein gutes Dutzend gewesen sein, die sie mir bisher spendiert hatte. Wollte sie mich etwa betrunken machen? Oder doch totlabern?! Da saß sie, mit ihrem Bier, das nun vielleicht erst einmal halb leer war. Kein Wunder – sie redete auch ununterbrochen. Ich glaube, ich musste sie mittlerweile in- und auswendig kennen. Ein Blumengeschäft hatte sie. Keinen Mann, keine Kinder. Viele Freunde. Gerade erzählte sie von einem. Wie hieß der noch gleich? Keine Ahnung. Aber das war ja egal – ich hörte sowieso nur mit einem Ohr hin. Mein Gehirn war völlig abgelenkt – es arbeitete fieberhaft an einer Frage und fand einfach keine Lösung. Woher kannte ich sie? Sie kam mir so vertraut vor. Das Gefühl war einfach gekommen. So zwischen ihres Platznehmens und ihrem Angebot, noch ein Bier zu trinken. Komisch. Ich kannte doch niemanden mit roten Locken! Hatte sie sich etwa die Haare gefärbt? Es sah eigentlich natürlich aus. Aber die Nase und die Lippen – da fing es an, irgendwie waren sie mir nicht fremd. Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen. Mein Blick wanderte über ihr Gesicht. Es war so ebenmäßig. Als ich zu dieser Erkenntnis kam, wurden meine Wangen für einen Augenblick ganz heiß. Heute war echt nicht mein Tag. Ich hatte noch nie eine Frau so lange angestarrt. Peinlich. Für einen Moment ließ ich den Kopf sinken. „Erzähl doch mal was über dich! Wie heißt du denn?“, mit großen Augen sah sie mich erwartungsvoll an. Das war es! Das war die Lösung! Vor lauter Aufregung hätte ich beinah meinen Namen nicht herausgebracht. Etwas irritiert blickte sie mich an, als ich ihn ihr entgegenstotterte. Dann lächelte sie kurz und begann eine Locke um den Zeigefinger zu wickeln. Dieser Blick! Ein oranges Flackern der Kerzenflamme bildete sich auf ihren Augen ab. Schwarz. Schwarze Pupillen. Schwarz wie die Nacht. Samtig. Weich. Mir war irgendwie zum Heulen zumute. Okay – es waren ihre Augen. Doch warum war mir so etwas überhaupt aufgefallen? So etwas fiel mir doch eigentlich nie auf! Und an was erinnerten sie mich?! So verzweifelt ich auch nach einer Antwort suchte, ich fand sie nicht. Mein Gehirn war auch schon irgendwie träge. Es war ein dumpfes, warmes Gefühl, das sich in meinem Körper ausbreitete. Meine Lider wurden schwer. Der Gedankenstrom versiebte. ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)