Gleise von Dying_Phoenix ================================================================================ Kapitel 1: Gleise ----------------- Da saß ich nun, alleine auf den Gleisen und wartete darauf, wer das Rennen gewinnen würde. Dabei wusste ich nicht mal, ob du meine Nachricht gelesen oder überhaupt bekommen hast, Vielleicht hast du sich auch noch nicht gesehn und ich hoffe vergebens auf dein Kommen, oder hattest du es als blöden Scherz aufgefasst? Wärst du schon da, wenn ich es dir auf anderem Wege mitgeteilt hätte? Nein, sagte ich mir, du würdest den Ernst der Lage begreifen und handeln. Zumindest hoffte ich es. Es war nur eine Frage der Zeit, in zehn Minuten würde ich es ohnehin wissen. Ich verwarf diese Gedanken und starrte mit leerem Blick vor mich hin. Hoffte dein Kommen zu bemerken, deine Stimme zu hören, die nach mir rief. Doch es blieb alles still. Minuten vergingen und mit jeder die verging, schwand auch meine Hoffnung auf dein Kommen. Von einem Moment auf den nächsten wurde die Stille von einem lauten Pfiff zerrissen, der mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität holte. Am Boden waren leichte Erschütterungen zu spüren die langsam stärker wurden. Ich blickte auf und sah die Gleise nach vorne. Da war er, wenigstens einmal pünktlich. Gerade heute musst dieser verdammte Zug pünktlich sein. In weniger als einer Minute würde der Zug da sein, lange hattest du nicht mehr Zeit. Obwohl ich noch hoffte, war mir tief im Inneren bereits klar, dass du dich entschieden hattest. So traurig es war, du hattest dich gegen mich entschieden. Warum solltest du mich auch suchen, ich war wahrscheinlich nicht wichtig genug und würde in ein paar Tagen in Vergessenheit geraten sein. Es war aus, ich sah den Zug wenige Meter vor mir. Langsam schloss ich die Augen und verabschiedete mich in Gedanken nochmals von dir. Abermals hörte ich ein Pfeifen des Zuges, anscheinend hatte der Zugführer mich gesehen. Sofort danach hörte man, wie er versuchte den Zug anzuhalten, aber es war schon zu spät. Im nächsten Moment wurde ich von den Beinen gerissen und einige Meter davongeschleudert. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das eine der schnelleren Arten wäre es zu Ende zu bringen, aber sogar jetzt hatte ich, in meinen Augen, noch Pech. Ein anderer wäre glücklich darüber gewesen, vielleicht würde er noch gefunden werden, aber für mich war es das genaue Gegenteil. Also lag ich nun da und wartete, wartete darauf, dass mich meine Verletzungen müde lassen werden. Ich weiß nicht, wie lange ich da gelegen hatte, doch irgendwann hörte ich etwas. Es waren Schritte, irgendjemand kam näher, ziemlich schnell näher. Bis ich schließlich hinter mir das Knirschen von Steinen hörte, die um die Gleise lagen. Genau in dem Moment war die Person stehen geblieben, doch gleich darauf hörte ich wieder schnelle Schritte in meine Richtung kommen. Nach einigen Sekunden sah ich dich dann neben mir knieend. Es dauerte ein bisschen, bis ich sah, dass dir Tränen über die Wangen liefen. Als ich dich sah, versuchte ich zu lächeln, obwohl ich nicht wusste, ob es mir gelang. Langsam und unter Schmerzen hob ich meine Hand und wischte dir die Tränen weg. Und schon spürte ich sie, eine bleierne Schwere, die mich von dir wegzog. Langsam aber doch entfernte ich mich weiter von dir. Ich hatte einmal gehört, dass das Letzte was man sehen sollte das Gesicht eines Freundes ist, der einen in der letzten Stunde begleitet, angeblich würde es dadurch leichter werden. Obwohl ich wusste, was gleich folgen würde, war ich glücklich, glücklich dass ich dir doch etwas bedeutete, glücklich dich noch ein letztes Mal gesehen zu haben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)