Am Ende ist doch ein Licht von Pueppi ([Na x Zo]) ================================================================================ Kapitel 1: Am Ende ist doch ein Licht ------------------------------------- Es war ein herrlicher Frühlingsmorgen, die Vögel zwitscherten, die Sonne war gerade erst aufgegangen und spiegelte sich nun in den Tautropfen wieder. Auf den Straßen herrschte so gut wie noch kein Verkehr, alles war friedlich und ruhig, einzig und allein die Natur war es, die zu leben schien. Inmitten dieser friedlichen Stille liefen zwei junge Menschen Hand in Hand durch die Straßen, ein glückliches Lächeln auf den Gesichtern, welches diesen herrlichen Morgen scheinbar nahezu perfekt machte. Das junge Pärchen hielt auf den örtlichen Bahnhof zu, der ebenso still und verlassen wirkte, wie der Rest des Ortes. Doch irgendwie hatte das alles ein bestimmtes Flair, eine Atmosphäre, in der man sich wohl und geborgen fühlte. „Schade, dass das Wochenende schon vorbei ist“, seufzte die blauhaarige junge Frau, die ihre Arme um den Nacken ihres Freundes geschlungen hatte und diesem nun in die Augen sah. Es war dieser warme Blick, der ihr immer wieder ein Kribbeln im Bauch bescherte und der sie wissen ließ, dass dies der Mann ihrer Träume war. „Ja, finde ich auch. Die Zeit geht einfach viel zu schnell um.“ Der junge Mann hatte ebenfalls die Arme um die Taille seiner Freundin geschlungen und zog sie nun noch ein Stückchen näher zu sich heran, gab ihr dann einen kleinen Kuss. „Warum muss auch morgen wieder Schule sein ... es wäre viel schöner, frei zu haben und bei dir zu sein“, erwiderte die Blauhaarige nun wieder und kuschelte sich an ihren Freund, welcher sein Kinn auf ihre Schulter legte und ihr leicht über den Rücken streichelte. „Leider ist das aber nicht so ... na ja, aber die Woche geht sicher schnell vorbei und dann komme ich zu dir.“ Sie waren extra früher an den Bahnhof gegangen, um noch etwas Zeit miteinander zu verbringen, ohne dass rund um sie herum Trubel herrschte. Der Morgen war einfach so schön gewesen, dass sie beschlossen hatten, schon jetzt loszugehen. So langsam kamen nun jedoch schon die ersten Fahrgäste, die bald in den Zug steigen würden, um an ihr Ziel zu gelangen. Auch die junge Frau, die immer noch in den Armen ihres Freundes lag, würde in einen dieser Züge steigen müssen, um nach Hause zu kommen. Sie war über das Wochenende hier gewesen, um die wenige freie Zeit, die sie hatte, mit ihm zu verbringen, denn unter der Woche sahen sie sich fast nie, da sie zur Schule ging und er arbeiten musste. Doch die Zeit, die sie zusammen verbrachten, war die schönste Zeit in der ganzen Woche, welche sonst von Stress, Hektik und Alltag heimgesucht wurde. Die Zeiger hatten sich ihrer Meinung rasend schnell voran bewegt und so langsam wurde es Zeit, Abschied zu nehmen, da der Zug jeden Augenblick eintreffen konnte. „Ich will nicht gehen...“ „Süße, in fünf Tagen sehen wir uns wieder.“ „Ja, schon...“ „Hey...“ Der Grünhaarige gab seiner Freundin einen tiefen, innigen Kuss, der die beiden ihre Umgebung und ihre Sorgen für einen Moment vergessen ließ. Als sie sich wieder voneinander lösten, fuhr gerade der Zug ein. „Jetzt heißt es wohl, Abschied nehmen...“ „Für die nächsten fünf Tage, aber danach sehen wir uns wieder. Da habe ich also noch genug Zeit, einkaufen zu gehen, mir ist nämlich irgendwie die Schlagsahne ausgegangen“, erwiderte der junge Mann mit einem kleinen, frechen Grinsen auf den Lippen, welches noch ein wenig breiter wurde, als seine Freundin errötete und auf den Boden blickte. „Nicht so laut!“ Der Grünhaarige lachte kurz und gab seiner Freundin dann einen kleinen Stups auf die Nase. Kurz darauf ertönte die Lautsprecherdurchsage, welche verkündete, dass der Zug in wenigen Minuten abfahren würde. „Du musst los ... sonst fährt der Zug ohne dich ab.“ „Na und, dann könnte ich wenigstens bei dir bleiben!“ „Das erklärst du dann aber deiner Mutter“, grinste er und das Mädchen seufzte, schulterte dann ihre kleine Sporttasche. „Also gut...“ Gemeinsam gingen sie zum Zug und die Blauhaarige stieg ein, blieb allerdings noch an der offenen Tür stehen, um den endgültigen Abschied solange es ging hinaus zu zögern. „Ich vermisse dich jetzt schon...“ „Ich dich auch...“ Noch einmal küssten sie sich, dann schlossen sich die Türen und der Zug machte sich bereit zum abfahren. Das junge Pärchen blickte sich noch lange in die Augen, bis es schließlich nicht mehr möglich war. Erst, als der Zug schon lange nicht mehr zu sehen war, wandte sich der Grünhaarige um und ging. Mittlerweile war es Mittag und der Grünhaarige begab sich in seine kleine Küche, um sich etwas zu Essen zu machen. Einen Blick in den Kühlschrank und ins Gefrierfach werfend stellte er fest, dass sich seine Nahrungsmittel über das Wochenende ziemlich dezimiert hatten. Na ja, Tiefkühlpizza würde es auch tun. Während die Pizza im Backofen lag, ging er derweil ins Wohnzimmer um ein bisschen aufzuräumen, entdeckte dabei den Schal, den seine Freundin wohl vergessen hatte. Mit einem kleinen Lächeln hob er ihn auf und roch kurz daran. Er duftete nach ihr und der Grünhaarige versank in Gedanken. Doch das schrille Klingeln seines Telefons riss ihn aus diesen und seufzend nahm er den Hörer ab. Am anderen Ende der Leitung hörte er ein tiefes Schluchzen und während er die Wörter entzifferte, wurden seine Augen immer größer. Der Schal entglitt seinen Händen und landete auf dem Boden. Kurz danach lag auch das Telefon dort ... „Wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen...“ Um einen mit wunderschönen Blumen geschmückten Sarg hatten sich die Trauernde gestellt, jeder von ihnen in schwarz gekleidet und schimmernde Tränen in den roten und geschwollenen Augen. Es war ein Abschied. Ein Abschied für immer. Nachdem der Pfarrer zu Ende gesprochen hatte, konnte jeder noch eine Rose auf den Sarg werfen und ein paar letzte Abschiedsworte sagen. Auch der Grünhaarige trat an den Sarg, seine Haare leuchteten im Kontrast zu dem schwarzen Anzug und seine Ohrringe spielten im seichten Wind. Sein Blick war leer, seine Mimik ausdruckslos, als er die Rose auf den Sarg warf und auf diesen hinabblickte. Dort unten lag sie. Seine Freundin ... Er konnte nichts sagen und so beließ er es auch dabei und trat einen Schritt zur Seite, damit sich die nächsten verabschieden konnten. Nach der Zeremonie machten sich die meisten auf den Weg zum Gehen, nur die Familie war noch da, und der junge Mann, welcher sich nun zu den Eltern seiner verstorbenen Freundin wandte. Doch bevor et etwas sagen konnte, bevor er auch nur die Möglichkeit hatte, etwas zu sagen, hörte man im nächsten Moment den schallenden Klang, als die Hand der Mutter auf die Wange des Grünhaarigen prallte. Sein Blick änderte sich jedoch nicht. Er tat gar nichts. Er blickte einfach nur in das tränenübersäte Gesicht der Frau vor ihm, sah in ihre vor Wut verengten Augen. „Dass du dich wagst, überhaupt hier zu sein...“, zischte sie und sah ihn hasserfüllt an. „Du hast sie auf dem Gewissen!“ „Schatz...“ Sanft legte ihr Gatte seine Hand auf ihren Arm, doch sie schlug ihn weg und trat noch einen Schritt näher an den jungen Mann heran. „Lass mich! Er ist der Mörder unserer Tochter! Du hast sie umgebracht! Wäre sie nicht zu dir gefahren, hätte sie später nicht in diesen verdammten Zug steigen müssen, der...“ Ihre Stimme versagte, stattdessen legte sie nun ihr Gesicht in ihre Hände, ihr Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Ihr Mann trat auf sie zu und nahm sie in den Arm und diesmal wehrte sie sich nicht gegen seine Berührung. Der Gatte sah seinen Gegenüber entschuldigend an, während er versuchte, seine Frau zu trösten. „Es tut mir Leid Zorro, sie meint es nicht so ... Aber vielleicht wäre es trotzdem besser, wenn du jetzt gehen würdest...“ Der Angesprochene hatte immer noch nichts gesagt, sah den Mann gegenüber einfach nur an. Weder in seinem Gesicht, noch in seiner Haltung oder seinen Augen, die Spiegel zur Seele, konnte man irgend ein Gefühl sehen. Da war ... nichts. Zorro blickte noch einmal kurz zu der Mutter, warf dann einen letzten Blick zum Grab, in welches gerade der Sarg hinabgelassen wurde, ehe er sich umwandte und den Friedhof verließ. Jedoch hatte er nicht mitbekommen, wie eine junge Frau die Szene zwischen ihm und der Mutter beobachtet hatte und ihm nun nach draußen folgte. „Hey ... warte mal!“ Zorro blieb stehen und warf kurz einen Blick über die Schulter. Redete sie mit ihm? Eine orangehaarige junge Frau, ebenfalls in schwarz gekleidet, trat auf ihn zu. „Ich ... habe das zufällig gerade mitbekommen ... meine Mutter war auch in dem Zug...“ Sie senkte ihren Blick und starrte auf den Boden, wahrscheinlich musste sie sich gerade zusammen reißen, um nicht zu weinen. Der Grünhaarige blickte sie einfach nur an, ausdruckslos, so wie er es seit der Nachricht über den Tod seiner Freundin schon tat. Die junge Frau blickte wieder auf und für einen kurzen Moment lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Wie konnte man nur so ... ausdruckslos gucken? Es war, als würde er durch sie hindurchsehen, gleichzeitig aber sah er sie mit einem derart scharfen Blick an, dass es sie fröstelte. Für eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort, war ja auch klar, was sollte er auch mit ihren Worten anfangen. Ihre Mutter war gestorben; und er hatte seine Freundin, die er liebte, verloren. „Nun ja ... also ... ich wollte fragen ... vielleicht hast du ja mal Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen oder so ... vielleicht auch um darüber zu reden ... manchmal soll es gut sein, mit jemandem zu reden, der genau das selbe durchgema-...“ „Nein.“ Die Antwort kam so plötzlich und so kalt, dass es der Orangehaarigen die Sprache verschlug. Langsam schloss sie ihren Mund und lächelte ihn dann ein wenig traurig aber auch gleichzeitig verständnisvoll an. „Tut mir Leid, das war eine dumme Idee von mir ... ich weiß auch nicht, ich kenne dich ja eigentlich auch gar nicht, aber da ich dachte ... na ja, vergiss es einfach ... Entschuldige...“ Die junge Frau wandte sich um und machte sich auf den Weg. Er wusste nicht warum er das jetzt tat, aber er war sich sicher, dass er es irgendwann bereuen würde. „Warte.“ Die Orangehaarige blieb stehen und wandte sich leicht überrascht um, sah den Grünhaarigen fragend an. „Morgen um Drei im ‚Calchera’“, meinte er und steckte die Hände in die Hosentaschen, seine Mimik hatte er jedoch immer noch nicht geändert. Die junge Frau lächelte ihn an und nickte. „Okay ... bis morgen!“, rief sie noch, aber Zorro hatte sich schon umgedreht und war gegangen. Es war kurz vor Drei am nächsten Tag, als die junge Frau das Café betrat und sich umsah. Vielleicht war er ja schon da? Jedoch war keine Spur von dem Grünhaarigen von gestern zu sehen und so suchte sich die Orangehaarige einen gemütlichen freien Platz am Fenster. Es war ein freundliches Café, die Einrichtung war hell gehalten und es vermittelte eine frühlingshafte Atmosphäre. In etwa der Mitte gab es eine Art Podest, auf welchem ebenfalls noch einmal Tische und Stühle standen und in der Mitte des Podests stand ein riesiger Zitronenbaum, dessen Zweige die reifen, sauren Früchte trugen. Nami hatte sich auf einen Platz unter dem Zitronenbaum gesetzt und sah sich begeistert um. Sie war hier noch nie gewesen, aber es war traumhaft schön. Überall standen grüne Pflanzen und das gesamte Feeling war einfach nur fröhlich. Mittlerweile war es schon Zehn nach Drei und Namis Wasserglas hatte sich schon beträchtlich geleert. Doch noch immer war keine Spur vom Grünhaarigen zu sehen. Die Orangehaarige hatte das Gesicht auf ihre Hand gestützt und wartete. Vielleicht gab es ja noch ein anderes Café, was genauso hieß? Es war nun halb Drei und die Orangehaarige glaubte nicht mehr daran, dass er kommen würde. Also bezahlte sie und wollte gerade ihre Jacke anziehen, als sie hinter sich eine Stimme vernahm. „Sorry, ich bin zu spät.“ Überrascht drehte sie sich um und blickte in das Gesicht des Mannes, auf den sie seit einer geschlagenen halben Stunde wartete. Ja, er war zu spät. Schön, dass es ihm aufgefallen war. Doch sie sagte nichts dergleichen sondern lächelte ihn an, während sie ihre Tasche wieder auf den Stuhl sinken ließ. „Ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt“, meinte sie. „Hatte ich auch erst ... aber wie du siehst, bin ich jetzt da“, gab Zorro zu und setzte sich ihr gegenüber. Nami wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sollte sie traurig sein, dass er erst nicht kommen wollte oder sollte sie jetzt glücklich sein, dass er doch noch gekommen war? „Na ja ... jedenfalls schön, dass du doch gekommen bist“, meinte sie und setzte sich auch wieder hin. Schweigen. Die beiden saßen sich schweigend gegenüber, Zorro spielte mit einem Bierdeckel und Nami beobachtete dies. Schließlich räusperte sich. „Und, was machst du so? Beruflich zum Beispiel“, versuchte sie, ein wenig Smalltalk anzufangen. Zorro hielt inne und blickte auf, ließ den Bierdeckel dann schließlich sinken und lehnte sich zurück. „Fitnessstudio“, war das einzige, was er erwiderte. „Ah ... hmmm ... sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragte sie dann und lachte ein wenig. Sie verabredete sich mit einem Mann, von dem sie nichts wusste und dann kannte sie noch nicht einmal seinen Namen. „Zorro.“ „Ich bin Nami“, stellte sie sich ebenfalls vor, auch wenn er nicht danach gefragt hatte. Erneutes Schweigen. Irgendwie lief das alles nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte ... sie hatte mit jemandem reden wollen, der sie verstehen konnte, der verstand, wie sie sich fühlte, nach dem Verlust ihrer Mutter. Aber vielleicht war Zorro nicht der Richtige, er hatte schließlich seine Freundin verloren ... „Es ... tut mir Leid, was deiner Freundin passiert ist...“, fing sie an und Zorro blickte sie wieder an. Ausdruckslos. Nami ließ den Blick senken. „Ich kann verstehen, wie du dich fühlst und –“ „Nein, das kannst du nicht“, unterbrach er sie barsch und sie blickte ein wenig erschrocken auf. Dabei sah sie in wütende Augen und sie spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wieder war es ein Blick seinerseits, der sie frösteln ließ. „Du verstehst nichts. Du hast deine Mutter verloren, das ist tragisch, doch du verstehst nicht, wie ich mich fühle! Ich habe meine Freundin verloren, ich habe sie geliebt und es ist meine Schuld, dass sie tot ist!“ Seine Stimme war immer lauter geworden und einige der Anwesenden hatten schon neugierige Blicke zu ihnen geworfen. „Zorro, es ist nicht deine Schuld...“ „Doch!“ „Nein! Du kannst doch nichts dafür! Sie hat dich sicher genauso geliebt und es war ihre Entscheidung, zu dir zu fahren! Es kann keiner etwas dafür, dass der Zug verunglückt ist und ganz besonders du nicht, Zorro! Also jetzt mach dir keine Vorwürfe und versinke nicht in Selbstmitleid, damit zerstörst du nicht nur dich selbst, sondern alles um dich herum. Dein Leben geht weiter, vergiss das nicht! Du darfst auch deine Freundin nicht vergessen, aber öffne dich auch für etwas Neues, verkriech dich nicht, verdammt noch mal, ich glaube nicht, dass du so ein verschlossener Typ bist!“ Nami hatte sich in rage geredet, doch so war sie nun mal. Wenn ihr etwas nicht passte, dann sagte sie das auch, sie sagte einfach ihre Meinung, wie es ihr gerade in den Sinn kam, ganz gleich, was ihr Gegenüber von ihr dachte. Sie war die ganze Zeit über ruhig geblieben, schließlich kannte sie ihn ja auch nicht wirklich, doch es konnte nicht sein, dass er sich die Schuld am Tod seiner Freundin gab, er hatte schließlich nichts damit zu tun. Das war ganz allein das Schicksal gewesen. Es sollte nun mal so sein ... Zorro blickte ihr einfach nur in die Augen, er hatte bis jetzt noch nichts auf ihre Worte gesagt. Es herrschte eine ziemliche Spannung hier, es war mucksmäuschenstill geworden im Café. Jeder blickte zu den beiden und wartete, was als nächstes kommen würde. Schließlich senkte Zorro den Blick. Namis angespannte Mimik lockerte sich etwas, doch dann beobachtete sie etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Aus Zorros Augenwinkel suchte sich eine kleine Träne ihren Weg über seine Wange hinunter. „Zorro...“ Auf den Lippen des Grünhaarigen bildete sich ein kleines Lächeln und als er sie wieder anblickte, konnte sie deutlich die Tränen in seinen Augen sehen. Nun konnte auch sie es nicht mehr verhindern und auch ihr kamen die Tränen. Der Grünhaarige erhob sich und verließ das Café, Nami sah ihm erst nur hinterher. Als Zorro draußen angekommen war, fing er auf einmal an zu laufen. Er lief und mit ihm liefen auch die Tränen. Sie hatte Recht. Nami war ebenfalls nach draußen gelaufen, als sie gesehen hatte, wie er auf einmal losgerannt war. Erst einmal sah sie ihm hinterher, doch dann lief auch sie los. Sie konnte sich denken, wo er hinwollte ... Keuchend stand er vor dem großen Tor in der Mauer, welche den Friedhof umgrenzte und die Ruhestätte letztendlich zu einem Platz machte, der abgeschieden und allein für sich und die Trauernden war. Langsam ging der Grünhaarige durch das gusseiserne Tor und schritt über den Friedhof, blieb schließlich vor einem Grab stehen, auf dem die Erde und die Blumen noch frisch, der Grabstein erst vor kurzem daraufgesetzt war. Eine Zeit lang starrte er einfach nur auf das Grab, las immer und immer wieder den Namen auf dem Grabstein, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Es war das erste Mal, dass er nach dem Tod seiner Freundin weinte. Dass er Gefühle zeigte. „Es tut mir Leid!“ , rief er und sank auf die Knie, ließ seinen Gefühlen nun freien Lauf. Er war ganz allein auf dem Friedhof. Die Sonne, die vorhin geschienen hatte, war nun hinter dichten Wolken verborgen, welche sich zunehmend verdunkelten. Die ersten Regentropfen fielen und wurden bald mehr, doch das kümmerte ihn nicht. Er saß immer noch vor dem Grab, seine Tränen mischten sich mit den kühlen Regentropfen. Alle sagen, der Regen ist traurig? Ich finde er ist magisch, denn er ist der einzige, der mich dazu bringt mit erhobenem Kopf durch die Welt zu gehen, wenn meine Augen voller Tränen sind. Zorro merkte nicht, dass Nami mit schnellen Schritten in seine Richtung lief, doch blieb sie stehen, als sie ihn am Grabe knien sah. Auch sie war außer Atem, da sie ebenfalls schnell gelaufen war. Nun stand sie hier und blickte auf einen Mann, der um seine verstorbene Freundin trauerte und seine Gefühle, die er die ganze Zeit über tief in seinem Innersten verborgen gehalten hatte, hinaus ließ. Der Grünhaarige kniete immer noch vor dem Grab seiner Freundin, der Regen hatte mittlerweile sowohl seine, als auch Namis Kleidung völlig durchnässt. Doch er schien nichts dagegen tun zu wollen, er saß da und redete. Redete mit ihr, mit seiner Freundin. Langsam trat Nami auf ihn zu und blieb schließlich hinter ihm stehen. Sanft legte sie ihm ihre Hand auf die Schulter und Zorro hörte auf zu Sprechen. Kurze Zeit herrschte Stille, nur der Regen, der immer noch auf sie hinunterprasselte, war zu hören. „Du hattest Recht“, erklang auf einmal Zorros Stimme und langsam richtete er sich auf, stand jedoch noch mit dem Rücken zu ihr. „Ich...“ „Es ist okay“, sprach sie beruhigend und drehte den Grünhaarigen langsam zu sich um. Beide waren mittlerweile durchnässt bis auf die Knochen, doch das machte im Moment nichts. Nami blickte ihm in die Augen, man konnte nicht mehr sehen, dass er geweint hatte, der Regen hatte die Tränen weggewischt. „Es tut mir Leid. Du hast auch jemanden verloren, der dir wichtig war ... ich bin ein Egoist.“ „Nein, bist du nicht ... aber es ist gut, dass du das hier geschafft hast ... jetzt kannst du endlich in die Zukunft sehen, ohne dir Vorwürfe zu machen“, meinte sie und lächelte ihn an. Und auch Zorro lächelte. Ja, vielleicht hatte sie Recht ... Lange sahen sich die beiden an, sahen sich einfach nur in die Augen, doch schließlich stellte sie die Orangehaarige ein wenig auf die Zehenspitzen und umarmte ihn und auch er legte die Arme um sie. Nami gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und löste sich wieder von ihm, grinste ihn nun ein wenig an. „Du bist nass.“ Zorro sah sie ein wenig verwirrt an, doch dann musste auch er grinsen. „Du auch.“ Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und an einer Stelle hatte sich die Wolkendecke ein wenig gelockert und ließ nun ein paar Sonnenstrahlen hindurch. Sie fielen auf das Grab, vor dem Zorro und Nami standen, auf das Bild, welches jemand dort hingestellt hatte. Es war, als wäre sie es, welche die Sonnenstrahlen zu ihnen schickte und das Mädchen auf dem Bild lächeln ließ. Ja ... Am Ende ist doch ein Licht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)