Say what!?? von LittleDestiny (Blau trifft Rot) ================================================================================ Kapitel 16: Fingerknacksen -------------------------- (die nächste Episode.. also Episode 2...oder besser Staffel 2...^.^) Kapitel 1 (16)/ Fingerknacksen Kurz ruhte sie. Die Finger knacksten. Sie hatte es beendet. Jetzt viel ihr nichts mehr ein. Vielleicht ein paar perverse Gedanken. Mehr auch nicht. Wieso diese Geschichte jetzt einen Erzählerwechsel hat? Blue, die Hauptperson, bis dato noch Mitglied der feindlichen Militärstation Force, ist jetzt in Gewahrsam von den Gardiens. Mehr als fetzenartige Erinnerungen an den letzten Tag, kurz vor ihrer Entführung, hatte sie nicht. Sie saß hier fest, in einem Käfig, einem schicken Käfig, einem Käfig mit Schloss, einem weichen Bett, Stromanschluss, Fernsehen, Puppen, Kleidern. Wieso sie hier saß? Sie war ein Medium, etwas Besonderes. Eine mentale Geheimwaffe. Stückvisite stand an. Die Tür öffnete sich in ihrem kleinen Kerker, vielmehr war es ein Raum in einem Villa, nahe der Grenze zur Neutralen Zone. Das prunkvolle Anwesen hatte aber viele Zimmer und in einem hauste sie, mit einem dicken Schloss an der sonst Barocken Tür im Stile des 1600 Jahrhunderts. „Wieso isst du nichts Vernünftiges“? Sie schmiss die Tür hinter sich zu. Sie war wütend. „Ich esse doch“, dabei hielt Blue die Tafel Schokolade in die Luft. „Du wirst fett. Wie willst du da einen Mann finden, der dich heiratet“!? „Gar nicht Mutter. Ich sterbe als einsame Jungfer in diesem Raum“. Die Frau, die sich entrüstet vor Blue positioniert hatte, trug eine Uniform. Sie war etwa 46 Jahre, trug einen Orden an der rechten Brust und einen hohen Militärs Rang, unüblich für das weibliche Geschlecht. „Damals, als ich das erste Mal von den Gardiens gefangen genommen wurden, mit Vater und Neddy, wieso hast du den Befehl gegeben, mich zu töten“? Blue zerbröselte die Schokolade auf dem Bett, als sie bissig und wütend zu ihrer Mutter hinaufblickte. Genauso war es geschehen. Damals, als sich die Beiden unbewusst das erste Mal begegnet waren, war Blue völlig ahnungslos, das die Blonde Frau neben dem obersten Befehlshaber, ihre Mutter war. Blond, schöne weibliche Gesichtszüge, schmaler Körper, zierlich, ja und dazu noch eine Offiziersinhaberin der Gardiens. „Dein Vater hat dir nie erzählt, dass ich damals die Ufer gewechselt hatte“. Sie schmunzelte und rieb sich an ihren Handschuhen. „Du warst zu diesem Zeitpunkt eine militärische Gefahrenquelle. Jeder andere Befehlshaber hätte nicht anders reagiert. Nimm es nicht persönlich“. Ein Knacken fuhr durch den Raum, und die Tafel Schokolade viel Blue aus den Händen. Sie knirschte. „Du bist nichts weiter als ein Zombie… Ohne freien Willen und ohne jegliche Vernunft.“ Die Blonde schnalzte mit den Lippen. „Erzähl mir zur Abwechslung mal etwas Neues“! Es waren schon mehr als 6 Monate vergangen. 6 unerträgliche Monate. „Wenn du brav bist, nehme ich dich mit nach Draußen“, grinste Blues Mutter. Blue hatte sich gerade das Kissen hinter ihrem Rücken gekrallte, holte aus, doch da folg die Tür schon hinter Oberst Bright und knackende Geräusche ließen das Gefängnis widere sicher werden. Etwas hoffnungslos wedelte Blue das Kissen vom Bett und stand müde auf. Was konnte sie dieser Macht, dieser Menschenverachtung denn schon großartiges entgegen setzen? Mehr als ein Medium war sie auch hier, bei den Gardiens, nicht. Ihr Blick wandte aus dem Fenster, durch die dicken Stahlstäbe hinaus aufs Meer. Manchmal wehte der Küstenwind etwas Meerluft an ihr Fenster, so dass sie kurz ihre Augen schloss und in Erinnerungen schwelgte, die mehr als ein halbes Jahr schon zurück lagen. Als er noch bei ihr war, sie am Strand saßen und sie ihm erzählte, wie sie ihren ersten Kuss in der 9ten Klasse von dem Schulschwarm bekommen hatte. Mehr als das. Vor einem Jahr, wo sie sich verliebt hatte, in einen Menschen, der so anders war, fremd, befreiend, beängstigend, schüchtern, dumm und naiv, egoistisch, so einfach hoffnungslos, wie kein anderer Junge vor ihm. „Tai“, sie seufzte seinen Namen, leise, heimlich vor Sehnsucht, vor Trauer und voller Hoffnung, er würde es irgendwann hören, begreifen, dass sie ihn liebte, so wie sie es ihm damals auf der Nussschale als Definition genannt hatte. Das ist die Liebe, die umso mehr wehtut, wenn man sie nicht haben kann. Wenn man sie nicht vergessen kann. Sie schreckte auf, wischte sich das Wasser aus den Augen und huschte zurück ins Bett, drückte ihr Haar platt und schrie schließlich ein „ja“ in den Raum, als es leise an der Tür geklopft hatte. „Kommandant Hendrik“? Sie blickte überrascht, obwohl sie es natürlich in kleinster Weise war, zu einem jungen Mann, der mit einem breiten Lächeln den Raum betrat. Kommandant Hendrik war der Unterbefehlshaber ihrer Mutter, ein netter, süßer sehr gut aussehender Stroh Blonder Militärs Sohn, aus Finnland, mit einem wahnsinnig süßen Akzent. Der Einzige, der Blue in dieser bezwängten Situation wirklich die Laune versüßte. Und er stand auf sie, das merkte man, weil er ihr die ganze Zeit Komplimente machte, ihr auf den Hintern sah, und immer strahlte. Wie ein kleiner Junge, der ein neues Spielzeug bekommen hatte und es kaum abwarten konnte es aus seiner Verpackung zu befreien. Seine Schwester Maria zwängte sich an ihm vorbei und brachte Blue eine Dose. „Hier ist die Creme, die ihr so dringend gefordert habt“. Sie war ebenfalls blond, unwahrscheinlich niedlich und flachbusig, so wies sich in Blues Hackerliste gehört. Ja das war gemein und egoistisch, eigensinnig und fies, aber da kannte Blue keine Spaß. Großer Busen gleich Hackerrangliste Top 10! Maria drückte ihr die Creme in die Hand. Maria und Hendrik waren zwar aus der Westzone, seit ihrer Kindheit jedoch hier stationiert. Die beiden Geschwister sind mit den Gardiens aufgewachsen, deshalb stellen sie auch jegliche Kampfhandlungen nicht in Frage. Zu dumm, eigentlich müsste Blue gegen die Beiden sein, doch da das Geschwisterpaar so nett und niedlich war, musste sie ihre Glaubenspolitik bei ihnen außer Acht lassen. Sofern sie überhaupt ne Glaubenspolitik hatte. Maria nahm ihre Hand und schmierte sie mit der Creme ein, während Blue nachdenklich aus dem Fenster starrte. „Denkt ihr schon wieder an ihn“? Fragte sie kleinlaut. Blue kippte den Kopf zur Seite und schnaufte. „Niemals“. Hendrik währenddessen stampfte nun etwas mampig auf dem Boden herum. „ Was soll das! Vergiss ihn doch einfach“! Jetzt gab er den Eifersüchtigen und die beiden Mädels kicherten vergnügt auf. „Du bist süß Bruder und so verschossen“. Blue giftete kurz, weil ihr plötzlich die Situation peinlich schien, ebenso wie Hendrik. Marias Augen wanderten von Blue hinüber zu Hendrik und dann wieder zurück. Dabei wackelten ihre Augenbrauen schon erwartungsvoll und gespannt, wann nun endlich die Zeit kommen würde, dass Blue ihren edlen und feindlichen Soldaten vergas und sich ihrem Bruder widmete. „Ich geh dann mal“! Maria stand auf und frohlockte fröhlich von dannen. In der Art: „Ich störe nur, macht Babys für die Schwiegermutter“. Obwohl Hendrik 2 Jahre jünger war als Blue, und zudem noch etwas sehr kindliches an sich hatte, überlegte Blue tatsächlich, wie es wäre, mit ihm eine kleine Romanze anzufangen. Weitere Gedanken an den hoffnungslosen Fall Tai zu verschwenden, endete bloß wieder in einer depressiven Heulattacke. Hendrik kratze sich verlegen den Kopf. „Wisst ihr… wenn ihr allein sein möchtet, dann werde ich gehen“, murmelte er und musterte den Teppich bis Blue schließlich ein erlösendes nein von sich gab und ihn schließlich anblickte. „Setz dich doch, wir können uns auch unterhalten, wenn dir danach ist“. Blue machte eine klopfenden Bewegung neben sich und schließlich tapste der Junge verlegen zu ihr heran, setzte sich und streckte seine langen Beine aus. Er trug eine blaue Uniform, mit gelb-weißen Streifen. Seine runde Kappe hatte er schon an der Tür abgelegt. „Wenn dir so viel an mir liegt, wenn du mich so sehr magst, wie deine Schwester es mir immer erzählst, wieso redest du mit mir dann nicht darüber“? Hendrik blickte überrascht, ertappt und peinlich berührt zu ihr hinauf. „Ihr..wisst es…“? Er fing an zu stottern. Blue rollte amüsiert eine Strähne ihres blauen Haares um den Finger. Ihre Gedankten schweiften ab und sie fing an, sich ein Spiel auszudenken, um etwas Leben und Liebe in ihr jetzt sonst so tristes Dasein zu bekommen. Ihre Hände fuhren über seine Uniform hinauf zu seinem Kinn und strichen darüber. Er war glatt, er fühlte sich jung an, war nicht sonderlich männlich und dieses Katzen fehlte ihr plötzlich an den Fingerkuppen, um sich in Stimmung zu bringen. Hendrik lächelte und drückte ihren zarten, schon abgemagerten Körper nieder auf das Bett. Er strich ihren Arm entlang und schließlich fuhr er etwas unsanft durch ihr Haar. Blue blickte unter ihm liegend leer hinauf und in ihrem Kopf verblasste langsam das Spiel aus Lust und Neugier. Es war einfach nicht das, wonach sie sich sehnte. Ihre Nase roch einen fremden, herben Geruch, der von Hendrik ausgehen musste. Es war nicht sein Geruch. Dieser süßliche, und doch männliche Duft, der sie umnebelte, ihre Augen schwerer werden und ihr Herz lauter schlagen ließ. Hendriks Kopf senkte sich und Blue hielt den Atem an. Es schlug im nächsten Moment in Unbehagen um. Nein, sie konnte es nicht, auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte als Ablenkung, als Vergessen! Ihr Kopf drehte sich zur Seite und Hendrik stoppte seine Interaktion. „Was ist? Hab ich etwas falsch gemacht“? Blue wollte ihm antworten, doch die Erkenntnis war zu bitter. „Ich glaub, ich werde krank. Mir ist plötzlich so schwindlig“. Hendrik stützte sich auf und half Blue wieder in die Senkrechte. „Dann gehen wir zum Arzt“! Er nahm sie bei der Hand und öffnete das Verlies. Ihr wollt raus, nicht war? Also werde ich euch, zumindest für kurze Zeit, etwas frische Luft verschaffen“! Er zwinkerte lieb und klopfte an die Tür. Nach kurzem Knarren und Schieben erblickte Blue nun endlich die Außenwelt. Es roch schon ganz anders. Eilig wanderten sie die Gänge der Villa entlang und über einen große Terrasse blickte Blue nun endlich auf das weite Meer. „Warte, warte Hendrik! Nur kurz“! Blue blieb stehen und löste sich von ihm, breitete ihre Arme aus und schloss ihre Augen. Sanft umspielte der leichte Seewind ihre Gesicht. „Es…riecht so gut“. Möwen kreischten leise, etwas Rauschen der harten See war zu hören, die Stille durchbrach nur ein leiser, unscheinbarer Knall, der nicht weit von der Villa im Felsen eine Explosion auslöste. Erschrocken öffnete die Blauhaarige ihre Augen wieder und erkannte am Horizont schwarze Punkte aufblitzen. „BLUE!!! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN“!! Kaum 10 Sekunden später erreichten Kampfschiffe die Basis der Gardiens. „Blue“! Hendrik riss an Blues Hand und wollte sie so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, doch diese war starr. Nicht vor Angst, nicht vor Furcht. Sie war starr vor Spannung. Ihre Hände zitterten. Sie spürte eine leichte, unscheinbare Welle in sich. „Ich kenne dieses Gefühl“! „BLUE“!!! Sie riss sich von ihm und eilte die Terrasse entlang, bis an den Abgrund. „ICH… ICH KENNE DIESES GEFÜHL“! Die Kriegsschiffe der Feinde kamen immer näher. Erst jetzt rückten nun auch Schiffe der Gardiens aus. Zwischen den vielen Flugobjekten schließlich erkannte sie eine silberne, matte Rüstung. „…. ES IST….“. Sie stützte sich über das Geländer und griff in den Himmel. „BLUE!! LASSt DAS“! Hendrik griff um ihren Körper und versuchte sie an sich zu ziehen. „DER BODY“! Er verstand nicht recht. „BLUE! WAS SOLL DAS? WOLLT IHR EUCH UMBRINGEN“!?? Die Erscheinung war noch nie so ehrfürchtig und anmutig. Der Body über ihrem Kopf drehte sich kurz um sich selbst, ehe er ruckartig auf den Boden der Terrasse stampfte und Blue und Hendrik zerzaust in einem Windmeer kurz die Sicht nahm. Blue spürte Hendriks Körper, der sich eng und beschützend um sie legte. Ihre Augen öffneten sich mühsam, noch immer zitterte ihr ganzer Körper. Blue wollte losrennen, doch im Nu standen unzählige Soldaten um sie herum, und umzingelten den Body. Auch Hendrik hatte seine Waffe gezückt und richtete sie auf das Kampfgefährt. Schüsse gingen los, Explosionen ließen den Boden im Sekundentakt erschüttern. Dann endlich ging die Luke des Bodys auf und ein Mann im silbernen Anzug, mit Helm stieg heraus. Ein Knacken ging durch die Runde, die Soldaten, positioniert um ihn, hatten die Waffen geladen. Dann sprang der Mann vom Body und hob die Hände. „Tai…“? Blues Stimme versagte in der einzigen und letzten Silbe. „Blue, tut das nicht! Ich bitte euch“! Zischte Hendrik und ließ ihren Körper locker. Blue wandt sich aus seinen Armen, ruppig, und stürmisch lief sie auf den fremden Soldaten zu. Sie wusste, dass niemals auf sie geschossen werden würde, dazu war sie zu diesem Tage noch zu wertvoll für die Gardiens. Ihr Schritt wurde langsamer und mit einem Mal schwappten Zweifel über sie. War er es wirklich? Wieso jetzt? Wieso hier? Und überhaupt… ER! Sie war noch nicht bereit. Es kam zu plötzlich! Die Hände des Mannes waren noch immer leicht in die Höhe gestreckt, signalisierten, dass er nicht vor hatte Waffen einzusetzen. „Tai“? Ihre Hände fuhren langsam zum Helm des Mannes und mit einem kurzen Ruck begann sie ihn vom Kopf zu trennen. Die ersten Zentimeter waren schwer, doch dann blitzen die ersten Haare zwischen ihren Fingern hervor und kitzelten sie leicht. Sie waren rot. Kaum Sekunden später viel der Helm zu Boden, Tai öffnete seine Augen und blickte sie mit seinen grauen, traurigen Augen an. „Tai..“? Er sah sie an. Nichts weiter. Stumm, wortlos, emotionslos. „Blue“? Blues Augen brannten, kurz nahm ihr Tränenflüssigkeit die Sicht, ehe sie sein Hand an ihre Wange spürte. „Ich hab dich gefunden“! Flüsterte er leise. „BLUE“! Diese romantische Szene wurde durch den eifersüchtigen Hendrik unterbrochen. „Komm weg von ihm. ER IST DER FEIND“! Ihre Hand wurde unsanft von seiner ergriffen und er schob sich vor sie, drückte seine Waffe Tai entgegen und fing verächtlich an zu knurren. „Na, wen haben wir denn da“? „Fass sie nicht an“! Hendrik fing sich fürchterlich an aufzublasen. „Hast du nen neuen Beschützer gefunden Blue?“ Tai grinste verschmitzt. „Halt den Mund und runter auf den Boden“, grollte wiederum der Jüngling. „Er ist so jung. Stehst du so auf junges Gemüse Blue“? Die Schluchzte immer noch und warf nur ein flüchtiges Arschloch in die Testosteronbombe. Tai kroch nun gelangweilt auf den Boden und im Hintergrund hantierten schon die Soldaten der Gardiens am Body herum. Blue blickte auf und musste mit Schrecken feststellen, das dort tatsächlich etwas anderes… besser jemand anderes in der grünen, heiß geliebten Plasmablase steckte. Die Soldaten hatte einmal beherzt hineingegriffen und auf den Boden knallte schließlich ein junges, schwarzhaariges Ding mit langem Schleimfaden. „Was…. WAS ZUM TEUFEL IST DAS“?????????? Schluchzen und Tränen, dramatische Wiedersehensfreude hin und her, was wirklich zählte war, das ein fremdes Mädchen da ihren Platz eingenommen hatte. „WER IST DAS UND WAS MACHT SIE IN MEINR GRÜNEN CHEMIESCHAUKEL“? Blue hatte sich nun ebenfalls rasend vor Eifersucht gleich neben Hendrik aufgeplustert. Tai blickte erschrocken auf. „ Das ist ein… Medium“! „DAS SEH ICH AUCH“! Blue hob ihren Fuß und rammte es Tai ins Rückrad. Sie schnaufte, sie kochte… sie war nahe dran ihm den Kopf abzuhacken. „BIN ICH ALSO SO LEICHT ZU ERSETZEN“?? Tai fluchte kurz und biss sich auf die Lippe. „Das verstehst du falsch“! Blues Finger knackten. „WAS SOLL MAN DARAN FALSCH VERSTEHEN! BASDART“! Selbst Hendrik wich jetzt schon etwas erschrocken von Blues Seite. Könnte ja sein, dass sie jeden Moment hysterisch um sich schlug. Die schwarzhaarige Dame wurde neben Tai auf den Boden gelegt und Blue fing an sie schnaufend zu mustern. „Diese….diese….ein Kind“? Das Mädchen vor ihr liegen blickte mit kalten, eisblauen Augen zu ihr auf. „Ich bin kein KIND! SCHNEPFE“! „SCHNEPFE“?? Hendrik hatte Blue nun ganz verlassen und nahm zwei Schritte Abstand. „Das gleiche Temperament“ „ICH BIN 14 JAHRE!! KANN ICH DOCH NIX FÜR DAS DU SCHON SO NE ALTE SCHACHTEL BIST“! „ALTE SCHACHTEL?? HAST DU SCHON TITTEN, DASS DU DIR SOLCHE UNREIFEN ARGUMENTE ERLAUBEN KANNST“? „WIESO, DU TUSTS DOCH AUCH“! Nachdem der Lautstärkenspiegel schon weit über dem Spiegel des Kampfgeschehens um sie herum angestiegen war, wurde es Zeit für eine Atempause. „Schluss jetzt mit dem kindischen Gekreische“! Hinter ihnen hatte sich die Blonde Kampfbraut, auch Blues Mutter genannt, aufgebaut. Das übermütige Mädchen, durch einen Betäubungspfeil außer Gefecht gesetzt, lag regungslos am Boden. Die Mutter nahm ihre Tochter ruppig am Arm und zog sie davon. „Mutter. Lass mich los!“ „Wieso bist du überhaupt draußen“? Blue drehte sich noch einmal hastig um. Tai blickte ihr liegen nach. Ein Gewehr drückte ihn allerdings im nächsten Moment wieder zu Boden. „TAI“! Es vergingen 3 Tage Blue krakelte gegen die Tür, doch selbst Maria ließ sich nicht mehr blicken. An jenem Abend: Klopfte es an der Tür. Sie lag im Bett. Noch immer. Sie hatte geweint. Wie immer. Doch etwas war anders. Durch die Tür schritt ein junger Mann, kurz hielt er innen, dann schloss sie sich hinter ihm. „Hallo“! Er grinste kurz. Sie richtete sich auf. Kurze stille. „Was machst du hier“? Tai blickte aus dem Fenster. Er hatte wieder seinen schwarzen Overall an, die Hände in den Taschen vergraben und böse Miene zur sonst romantischen Gefängnisatmosphäre aufgelegt. „Wieso bist du hier“? Sie hatte sich auf den Rand des Bettes gesetzt und baumelte mit ihren Beinen herum. Diese unerträglichen Schmetterlinge in ihr raubten ihr fast den letzten Nerv. Sie war angespannt, sie war verlegen, schüchtern, nervös, sie war schrecklich unsicher wie sie sich verhalten sollte. Allein mit ihm hier, im Gefängnis aus roten Satinstoff und Kissenbezügen mit goldenen Stickerei. „Alles klar“? Tai stand dich vor ihr und blickte zu ihr hinab. Blues Hände griffen in den weichen Stoff unter ihren Handflächen. „…Ich… weißt du…“. Stottern!!! „Scheiße“. Als sie sich selbst dabei ertappte, wie plötzlich seitliche Verliebtheitssignale aus ihr heraussprudelten, drückte sie ihre Hände ins Gesicht und schüttelte den Kopf. „Wieso du hier bist will ich wissen“!! Quengelte sie hervor. „Wieso ? Wollte dich sehen! Was ist los mit dir“? Seine Hände griffen um ihr Handgelenk und schoben es sachte von ihren Augen. Unter ihnen blickte er schließlich auf eine Tränenstraße. „Es tut mir Leid, dass ich so eklig zu dir war. Die letzte Nacht…damals… als du zu dem Einsatz gingst“! Blue blickte auf und erwarte ein: „Das macht doch nichts, alles halb so wild“. Tai sagte jedoch nichts. Seine Miene wurde wieder kalt. „Dabei hattest du doch Recht“! Es herrschte Stille. Sie hatte ihn mit diesen Worten verletzt. Er knabberte wohl daran, selbst jetzt noch, nach einem halben Jahr. „Ich bin eine Niete, wenn du glaubst, ich könnte dir keine Liebe geben. Ich habe es schließlich versucht.“ Blue blickte auf. Was sollte das heißen? „Entschuldige. Ich hab es nicht so gemeint. Ich hab nur nicht verstanden, wieso du mich so schnell loshaben wolltest. Ich hatte angekommen, wir beiden wären ein Team. Ich hatte angenommen, dass ich dein Medium sei….wieso dann das“? Gerade wollte sie aufspringen, um ihren Zweifeln mehr Ausdruck zu verleihen, doch Tai bremste sie und stieß sie zurück aufs Bett. Seine Hand griff sich an die Stirn. „Ich versuch es dir das ja die ganze Zeit zu erklären“. Er ruderte herum. „Das ist so… äh.. Wenn… ich denke… oft… an dich“. Blue legte ihren Kopf schief. „Und deshalb will ich nicht, dass du in meiner Nähe bist, im Krieg…“. Er haspelte nach Luft: „…oder so“. „Das ist ein Paradoxon Tai“! Wieder kratze er an seiner Stirn, wandte ihr den Rücken zu und Grübelte nach besseren Definitionen in seinem Millitärfachjagon. „Ich will es aber nicht Tai“! Ihre Finger fuhren den rauen schwarzen Stoff des Overalls entlang und Blue umschloss ihn sanft, drückte sich an seinen Rücken und vergrub ihr Gesicht in ihm. „Das bringt doch nichts, wenn du mich einfach abschiebst. Im Gegenteil, es tut mir noch mehr weh“. Ihre Nase sog eilig den so lange ersehnten süßen, männlichen Duft in sich ein. „Ich kann nicht so dumm wie mein Vater sein. Ich kann es nicht verantworten“! Wieder raufte er sich seine Haare und versuchte eine Lösung zu finden. „Ich war in der festen Überzeugung dich heut zu retten und dich dann wegzuschicken, an einen sicheren Ort. Doch wenn du jetzt vor mir stehst… bin ich zu egoistisch um dich gehen lassen zu können“. Er drückte ihre Hand und blickte hinter sich. Blues Augen sahen auf und sie ließ ihn kurz los. „Ich…“. Tai blickte sie traurig an. Dann griff er erneut ihre Hand und zog sie ein Stück näher. Langsam beugte er seinen Kopf nieder und seine rauen Hände drückte ihre zarten Finger fest zusammen. Innerhalb von Sekunden entschied sich, was er jetzt tat. Er küsste sie, sanft, leicht, flüchtig. „Ich kann nicht so egoistisch sein“, hauchte er kurz und Blue spürte seinen Atem an ihren leicht feucht gewordenen Lippen. Blues Augen verrieten zum ersten Mal, das sie sprachlos war. Das sie mehr oder weniger gerade einen Herzstillstand hatte. Beider Hände lagen ineinander und rührten sich nicht. Tai und Blue sahen sich nur in die Augen. Recht ungewöhnlich und eigentlich das erste Mal in dieser Geschichte. „Küss mich.. Noch einmal“, flüsterte schließlich Blue in die Stille und schloss ihre Augen. Tai sah auch dieses Mal keinen anderen Ausweg. Er wollte es auch nicht. Seine Hand drückte ihre fest, als ihre Lippen sich erneut zart berührten. Es war mehr als Schmetterlinge, es war eine Welle, eine Woge aus Befriedigung, eine Bombe, die endlich explodierte, egal ob sie nun drauf ging oder nicht. Es war dieser unerträgliche Schmerz. Dieser Schmerz, der schöner, je mehr er gelindert wurde, wurde. Blue stolperte einen Schritt in seine Arme und schließlich trennten sich ihre Lippen erprobt wieder voneinander. Dieser schier nicht zu endele romantische Moment zerfloss Blue zwischen den Händen, als sie Tai in seine verstörten, graue Augen sah, die anscheinend mit Gewissen und Genuss kämpften. Sein Griff wurde hart und er stieß sie kurz an, um etwas Abstand zu gewinnen. „Das war dumm“, stellte Tai ernüchternd fest. Seine Hände strichen sich nachdenklich über die Lippen, er machte kehrt und marschierte ans Fenster. „Dumm…“! Ihre Wangen waren kaum getrocknet, da flossen schon wieder heiße Tränen darüber. „Du meinst, du bist egoistisch“? Erschöpft legte Blue ihren Körper aufs Bett und atmete einmal tief durch. Nachdem Tai ihr so viel innige Nähe geschenkt hatte, stieß er sie im selben Moment umso gröber wieder von sich. „Egoistisch bist du, weil du nur an dich denkst! Weil du nicht hinterfragst, dass ich wohlmöglich durch dein vermeintlich selbstloses Verhalten verletzt werde! Schon mal daran gedacht“? „Ich hole dich irgendwie hier raus, dass verspreche ich dir!“ Blue wischte sich wütend die Tränen aus dem Gesicht. „Und dann, schiebst du mich wieder ab? Wieso dann hast du mich erst geküsst Tai? Ich versteh das nicht! Wenn man jemanden küsst, ihn begehrt, dann will man in seiner Nähe sein! Und was tust du…“? „Ich will dich beschützen“! Erwiderte er barsch. „Dann lass mich gefälligst in Ruhe und tu‘ nicht so, als ob ich dir wichtig wäre. Das ist für mich alle male erträglicher, als wenn du einfach zu mir kommst, mich küsst und dann behauptest, ich müssen wieder abgeschoben werden“! Kaum hatte sie sich zur Ruhe gesetzt, sprang sie hysterisch auf und bekam sogleich wieder einen Anfall. „DAS MACHT MAN NÄMLICH NICHT“!!! „Das weißt ich doch auch! BIN DOCH NICHT DÄMLICH“! In Tais Verzweiflung über sich selbst und seine Gefühle, die er gerade versuchte, wie sonst auch immer, in den Hintergrund zu drängen, fing er plötzlich auch lautstark an mit ihr zu diskutieren. „DOCH BIST DU“!! „NEIN! ICH VERSUCHE ES BLOß ALLEN RECHT ZU MACHEN“!!! Blue schüttelte verächtlich den Kopf. „ALLEN?? WAS IST MIT DIR UND MIR“? Er wollte erwidern, doch dazu viel ihm nichts ein. „Mit der Aktion sind wir quitt Blue. Wenn ich das nächste Mal in einem Bett schlafen werde, wirst du draußen bleiben müssen. Das ist wohl das Beste“! Der Unterton, in dem er Sprach, brach jegliche Gefühlsregungen in Blues Herzen. Kalt und emotionslos, fast verbittert drückte er ihr einen Abschiedsgruß entgegen und verschwand dann aus der Tür. Sie kniff ins Kissen, das sie noch gepackt hatte, dann pfefferte sie es gegen die Tür. „ICH … hasse dich“! Doch die letzten Worte waren mehr geflüstert, als ernst gemeint gegen die Tür gebrüllt. Und nachdem ihr das Herz gebrochen wurde, kam etwa 2 Wochen später die absolute Resignation von Blues Willen, sie gegen den Feind und für das Gute einzusetzen. „Sie haben die Barrieren durchbrochen. Ist das nicht schön?“ Maria war wieder bei ihr und cremte Blues dünne Finger ein. Hendrik war nicht mehr bei ihnen. Durch den Zwischenfall wurde er suspendiert und versetzt, schließlich hatte er einfach ohne Erlaubnis eine Gefangene frei gelassen. „Und man sagt sich, dass sie die Forschungsstation schon besetzt haben. Dort, wo sie die Kampfmaschinen versteckt haben“. Blue blickte traurig zu Boden. „Die Bodys“? „Ja richtig“! Eingenommen? Ihr wurde flau. War wurde aus Ben? Aus Lydia und Chris? Wurden sie, ebenso wie Tai, in ein dunkles Verließ geworfen? „Heute ist eine große Versammlung. Deine Mutter bat mich dich zu Recht zu machen. Du sollst dabei sein. Ich denke sie verkündet weitere Siege im mittleren Westen. Das ist ja so aufregend. Du wirst bestimmt bei den Gardiens offiziell aufgenommen“. Maria zog eine Art Uniform hervor. Sie war blau und hatte gelbe Streifen. „Das zieh ich nie und nimmer an“!! Blue entriss Maria den blauen, steifen Fetzen und schleuderte es in die Ecke. „Ich hab schon etwas für den passenden Anlass“. Ihre Mutter hatte sie ja schon in eine braune Uniform, bestehend aus einem Röcken und einer Bluse, gesteckt, mit der sie nun schon seit einem halben Jahr im Zimmer auf und ab ging, das reichte vollkommen! Unter ihrem Schrank zog sie einen Karton hervor und schließlich ertastete sie eine schwarzes Stoffbündel. „Ein schwarzes Kleid? Du geht aber auf keine Beerdingung“! Erwiderte Maria skeptisch. „Ja ein schwarzes Kleid“. Blue strich den Stoff etwas glatt und betrachtete das unscheinbare Stück. Sie hatte es sich gewünscht, und damals hatte Hendrik etwa 10 schwarze Kleider angeschleppt, bis ihr schließlich das eine genügt hatte, was dem einen, besonderen schwarzen Kleid, ähnlich war. Das schwarze, labbrige Kleid, das ihr auf der Insel um die Knöchel geweht hatte, als sie an der Küste stand und aufs Meer hinausblickte. Das Kleid, das sie anhatte, als sie sich mit ihm so oft gestritten hatte. Das schwarze wunderbare Kleid, dass nichts besonderes war, auf den ersten Blick, dass ihr aber Tai gegeben hatte, als eine Art Uniform. Die Uniform eines Mediums. „Ich bin noch immer ein Medium, egal was passiert“, seufzte sie und entblätterte sich. Ihre Haare bürstete sie nur schnell einmal durch. Kein Make Up, keinen Haarschnickschnack. So lief sie auch damals auf der Insel herum, manchmal noch nicht einmal mit Schuhen. Als Blue sich schließlich fertig im Spiegel betrachtete, spürte sie den Hauch von Meeresluft in ihrem Nacken. Sie schloss ihre Augen und sehnte sich kurz in die Zeit zurück, wo sie frei, gleichzeitig jedoch auch gefangen war. Zurück in die Zeit, wo sie glücklich war. „Kommt jetzt, es wird Zeit“! Maria stand an der Tür mit zwei Soldaten und reichte ihre die Hand ermunternd. Sie würde das hier schon irgendwie auch überleben. Kapitel 1 (16)/ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)