Monatliche Schreibaufgabe von Ditsch ================================================================================ Kapitel 9: Die Prophezeiung [September 2011] -------------------------------------------- Thema: Der Sprechende Hut Hat sich der Hut ein neues Lied ausgedacht? Was macht ein Hut so das ganze Jahr über? Oder erfahren wir, was der Hut auf dem Kopf eines bestimmten Charakters zu sagen hatte? Anzahl der Wörter: 755 Mein Beitrag: „Zitronendrops“, sagte Professor Dumbledore vergnügt. Der Wasserspeier, der sich zwischen ihm und dem Eingang zu seinem Büro befand, sprang auf dieses Stichwort hin zur Seite. Der Schulleiter bat mit einer galanten Handbewegung seine Kollegin, Professor McGonagall, zuerst einzutreten. Sie nickte ihm kaum merklich zu und trat auf die sich ständig aufwärts bewegende Wendeltreppe. Dumbledore folgte ihr, fröhlich vor sich hinsummend. Im runden Schulleiterbüro angekommen, umrundete der Eigentümer seinen Schreibtisch und ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer und einem Lächeln im Gesicht auf seinen hohen Stuhl fallen. McGonagall ließ sich ihm gegenüber nieder und stellte den alten Hut, den sie in der Hand gehalten hatte, auf dem Tisch ab. „Was für ein wundervoller Tag, meinen Sie nicht auch?“, begann Dumbledore das Gespräch und seine blauen Augen blitzten voller Lebensfreude hinter seiner halbmondförmigen Brille hervor. „Es war wieder viel los“, bemerkte die Lehrerin und ließ dabei keine emotionale Regung in ihren strengen Gesichtszügen erkennen. Dumbledore jedoch schien dies gar nicht zu stören. Er fuhr fort, während sein Blick abwesend über die vielen Gegenstände schweifte, mit denen er das Zimmer ausgestattet hatte: „Jedes Jahr, wenn die Kinder zurückkehren, frage ich mich, ob wirklich schon wieder ein Jahr seit der letzten Eingangszeremonie vergangen ist. Die Zeit fliegt und ehe man sich versieht, werden aus den verschüchterten Erstklässlern verantwortungsvolle Hexen und Zauberer.“ Als der Silberbärtige bemerkte, dass sein Gegenüber nichts darauf zu erwidern hatte, fragte er: „Minerva, was halten Sie von Ihren neuen Schützlingen?“ „Ich kann noch nicht viel sagen, ich habe sie schließlich erst einmal gesehen“, antwortete die Hauslehrerin von Gryffindor gewissenhaft. Dumbledore lächelte wissend. „Nun, aber es geht doch nichts über einen guten ersten Eindruck, nicht wahr? Auch wenn sich dieser meistens im Laufe der Jahre als völlig fehlerhaft erweist.“ Von dieser Aussage ein wenig aus dem Konzept gebracht, gab McGonagall zu: „Ich war ein wenig über die Weasley-Zwillinge verwundert. Bill und Charlie waren immer bemüht und aufmerksam und von Percy brauchen wir gar nicht zu reden, aber bei ihren beiden Brüdern habe ich das unbestimmte Gefühl, dass es nicht gerade ein Spaziergang sein wird, sie zu unterrichten.“ „Mit Verlaub, die beiden haben einiges an Potential.“ Ein wenig erstaunt blickten die beiden auf den Hut zwischen ihnen, aus dessen Krempe gerade dieser Kommentar gekommen war. Natürlich überraschte es sie weniger, dass er sprechen konnte – er war schließlich der Sprechende Hut – sondern viel eher, dass er es jetzt tat, denn für gewöhnlich hielt er sich heraus, solange er nicht gefragt war. „Ist dem so?“, fragte McGonagall und sah den Hut skeptisch an. „Ooh ja, ich habe vieles gesehen in ihren Köpfen! Ich bin mir sicher, sie werden Großes erreichen, auch wenn dies vielleicht nicht in Ihrem Sinne sein wird, Ma'am.“ „Etwas Großes also...“, wiederholte Dumbledore gedankenverloren. Sein Lächeln wurde breiter. „Seien wir gespannt.“ Obwohl McGonagall zugeben musste, dass der Kommentar des Hutes, der immerhin in die Köpfe der jungen Zauberer sehen konnte, sie zu Beginn neugierig gemacht hatte, war sie sich nach ihrer ersten Unterrichtsstunde mit den Rotschöpfen sicher, dass ein Irrtum vorlag. Sie konnte jedenfalls nichts Großes darin sehen, wenn die beiden mit ihren Scherzen den Unterricht störten und ihre Mitschüler ablenkten. Der Hut hatte zwar prophezeit, dass das Talent der beiden nicht in ihrem Sinne liegen würde, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass Aufmüpfigkeit und Unaufmerksamkeit in irgendwessen Sinne lagen. Ab und zu erwischte sie sich im Laufe der nächsten Jahre dann doch selbst dabei, wie sie die magischen Fähigkeiten der Zwillinge bewunderte, auch wenn diese noch so sehr gegen einen Handvoll Schulregeln verstießen. Doch es sollte fast sieben Schuljahre dauern, bis sich ihr Bild komplett umkrempelte. Während einer gewöhnlichen Unterrichtsstunde mit den Ravenclaw-Schülern und -Schülerinnen der dritten Klasse hörte sie auf einmal einen Knall, dann Schreie. Alarmiert lief sie zur Tür und riss diese auf – um sie dann sofort wieder zu schließen, da ein Drache aus Feuer direkt auf sie zugesteuert kam. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, wurde ihr bewusst, wem die Stimme gehörte, die sie auf dem Flur laut zetern hörte: Dolores Umbridge. Eigentlich war es ihre Pflicht, der Kollegin zur Seite zu stehen – aber zumindest in diesem Fall nahm sie ihre Pflichten dann vielleicht doch nicht so ernst. Mit einem für sie äußerst seltenen Lächeln im Gesicht verbeugte sie sich innerlich vor den Weasley-Zwillingen (wer sonst konnte hinter so einem Spektakel stecken?) und auch vor dem Sprechenden Hut. Sie kam nicht umhin, zuzugeben, dass er wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)