Crashed the Wedding von Darkness-Link (Kou²?) ================================================================================ Kapitel 3: Nur Lügen! --------------------- Kouji hatte eigentlich gehofft, sich jetzt endgültig aus der Sache herausgewunden zu haben. Weit gefehlt. Zwei Tage später rief Kouichi schon wieder an. “Ich hab eine Idee”, erklärte er, kaum dass Kouji sich gemeldet hatte. “Wann ist dein nächster freier Tag?” “Morgen!”, erwiderte Kouji, “wieso?” Kouichi gab einen ungehaltenen Laut von sich. “Das ist zu früh. Ich meine, dein erster freier Tag, wenn du diesen Film fertig gedreht hast.” Kouji schwante übles. “Ich weiß nicht so genau. Da müsste ich erst nachsehen. WIESO?” “Weil ich gerne meine Hochzeit an diesen Tag legen würde, damit du kommen kannst.” Treffer! Hatte Kouji es doch gewusst, dass jetzt etwas Schlechtes kommen würde. “Okay, ich guck mal”, behauptete er und raschelte mit ein paar Zeitschriften, die vor ihm auf dem Tisch lagen, um so zu tun, als blättere er in seinem Terminkalender. “Oh oh. Das sieht schlecht aus. Der nächste Termin, den ich dir sicher zusagen kann, ist im Janurar.” “Erst im Janurar?”, fragte Kouichi fassungslos. “Aber Kouji, jetzt haben wir gerade mal Februar. Du willst mir doch wohl hoffentlich nicht erzählen, dass du jetzt bis Janurar ohne auch nur einen einzigen freien Tag durcharbeiten willst. Du bist gerade erst zusammengebrochen, verdammt noch mal.” “Ich habe nie behauptet, ich wolle bis dahin durcharbeiten. Ich habe natürlich freie Tage dazwischen, nur ergeben die sich erst kurzfristig. Deshalb kann ich sie dir jetzt noch nicht sagen.” “Was ist denn mit Weihnachten, da werden sie euch doch wohl nach Hause lassen?”, fragte Kouichi mit einem Anflug von Verzweiflung. “Weißt du, Kouichi”, sagte Kouji, die Frage nach Weihnachten geflissentlich ignorierend – selbstverständlich hatten sie da frei, kein normaler Mensch würde freiwillig Weihnachten am Set verbringen wollen – “ich glaube, es ist am besten, wenn du dir jetzt einfach einen Termin aussuchst und auch dabei bleibst. Wenn ich dann halt nicht kann: Pech gehabt. Dann schickst du mir halt ein Video von der Zeremonie oder so. Aber wenn du jetzt darauf wartest, dass ich kann, hast du nur die Möglichkeit, es entweder verdammt lange hinauszuzögern – und wenn ich das richtig verstanden habe, wolltet ihr es doch so schnell wie möglich hinter euch bringen – oder du musst es noch zig mal verschieben, weil du dir halt nur auf gut Glück einen Termin heraussuchen und hoffen kannst, dass ich dann Zeit habe, was ich dir aber nicht zusichern kann. Ich meine, du musst selber zugeben, dass es das nicht so wirklich bringt, oder?” “Ja”, murmelte Kouichi verhalten. “Trotzdem!”, fügte er dann trotzig hinzu. “Wann ist dieser Termin im Janurar?” “Hä?”, gab Kouji nicht sehr intelligent von sich. “Der, an dem du sicher Zeit hast”, erklärte Kouichi ungeduldig. “Echt, Kouji, wovon reden wir denn eigentlich die ganze Zeit? Bist du dir sicher, dass du mir wirklich zugehört hast?” “Ach so, entschuldige, ich bin heute irgendwie etwas verpeilt.” Koujis Blick schweifte hektisch im Zimmer umher. Scheiße! Er hatte keine Ahnung, wann er im Janurar freihatte. Beziehungsweise, ob überhaupt. Schließlich hatte er nur so getan, als würde er in seinen Terminkalender nachsehen. Und außerdem wollte er nicht zu dieser Hochzeit, verdammt noch mal! Da kam ihm ein Geistesblitz. Er raschelte wieder mit den Zeitschriften. “Äh, warte mal, Kouichi, mir fällt gerade auf, der Janurartermin ist doch nicht so günstig. Das ist nur ein Tag.” “Ja, und? Dachtest du, ich feiere an mehreren?” “Kouichi, sagen wir mal, die Trauung ist um elf. Und ich sollte wohl nicht so auf den letzten Drücker kommen, also peilen wir mal lieber zehn an. Sagen wir mal, ich muss um halb zehn bei dir drüben am Flughafen sein. Weißt du, wann ich dann losfliegen muss. Bzw., wann ich AUFSTEHEN muss? Dann haben wir die Zeremonie, das Mittagessen, ich will mich verabschieden, aber du überredest mich, doch wenigstens noch zum Kaffee zu bleiben. Ich lasse mich breitschlagen, weil du ja sozusagen mein Lieblingsbruder bist...” “Kunststück, wenn man nur einen hat”, unterbrach Kouichi ihn an dieser Stelle. “...und außerdem habe ich dich ja ziemlich lange nicht mehr gesehen und weiß auch nicht, wann es das nächste Mal soweit sein wird. Ich trinke also noch mit euch einen Kaffee. Dann kommen Sayuris Großtanten an und verwickeln mich in ein Gespräch. Bis ich es schaffe mich da raus zu winden, ist es fast sechs Uhr abends. Ich will gehen, werde aber von allen Seiten bedrängt doch noch zu bleiben, weil es ja jetzt sowieso schon fast Zeit für das Abendessen ist. Mein Argument, dass ich meinen Flieger verpassen werde, wird mit den Worten ‘dann buchst du halt um und nimmst den nächsten‘ beiseite gewischt. Das Essen zieht sich unnötig in die Länge und bis ich schließlich wegkomme, ist es finsterste Nacht. Ich komme in den frühen Morgenstunden in mein Hotel zurück, war mittlerweile fast 24 Stunden am Stück auf den Beinen und muss um sieben aufstehen, weil wir noch am selben Tag drehen werden. Bei aller Liebe, Kouichi, aber DAS tue ich mir nicht an.” “Ja du hast recht...” Kouichi seufzte. “Das kann ich wohl wirklich nicht von dir verlangen.” “Danke für dein Verständnis. Und ehrlich gesagt, Kouichi, sieht es für zwei oder mehr freie Tage am Stück im Moment noch düsterer aus. Zumindest hab ich jetzt in meinem Kalender noch keine drinstehen.” “Und bis wann geht der?”, fragte Kouichi vorsichtig. “Juli nächsten Jahres.” Offenbar war Kouichi zu geschockt um darauf zu antworten, jedenfalls blieb er still. “Okay, weißt du was?”, schlug Kouji nach längerem Schweigen vor. “Ich rufe mal Rebecca an – meine Managerin, du erinnerst dich? – und frag sie. Aus irgendeinem Grund kennt sie meine Termine immer besser als ich. Und im Zweifelsfalle soll sie versuchen, irgendwas umzulegen, dafür wird sie schließlich bezahlt. Ich bin mir fast sicher, dass sich da irgendwas machen lässt. Vielleicht nicht so bald, aber über ein Jahr wird’s dann doch nicht dauern.” Was zur Hölle machte er hier eigentlich gerade? “Ist gut!” Kouichi klang doch schon wesentlich munterer. “Ich ruf dich dann wieder an, ja?” “Nein!” Kouji fiel selbst auf, wie unfreundlich das klang. “Diesmal ruf ich dich an”, fügte er deshalb hastig hinzu. “Das ist schließlich ein Ferngespräch und verdammt teuer. Und du hast diese Woche schon dreimal hier angerufen.” “Okay, dann...tschüß”, sagte Kouichi nach kurzem Zögern. “Ja, bis dann”, entgegnete Kouji. Ein Klicken in der Leitung zeigte ihm, dass Kouichi aufgelegt hatte. Kouji seufzte und tippte dann Rebeccas Nummer ein. “Hallo?” “Hi, Rebecca, hier ist Kouji. Sag mal, weißt du noch, wie ich gesagt habe, ich hätte jetzt gern ein paar Monate Pause und wir sollten einen Film auslassen?” “Ja!” “Gut! Ich hab meine Meinung geändert und ich will, dass du mir einen Film besorgst, in dem ich jetzt doch noch mitmachen kann.” “Ähm...Hältst du das wirklich für eine gute Idee?” Kouji überlegte einen Augenblick. Hielt er das für eine gute Idee? Okay, er hatte gedacht, er würde dringend ‘ne Auszeit brauchen, aber jetzt hatten sich doch einige Dinge grundlegend geändert. Zu Arbeiten würde ihn wenigstens daran hindern, ständig über Kouichi nachzudenken. Und außerdem würde er mit eben diesem einen Haufen Probleme bekommen, wenn er jetzt eine Pause machen würde. Ein, zwei Wochen würde er ja vielleicht noch verstecken können, aber mehrere Monate? Das war praktisch ausgeschlossen. Kouichi würde herausfinden, dass er doch nicht arbeiten musste und Kouji zweifelte stark daran, dass er ihm glauben würde, er könne nicht gewusst haben, dass er so lange frei hatte. Und selbst falls er ihm das doch abnehmen würde, gäbe es da immer noch den Rest der Zeit, in den Kouichi seine Hochzeit dann legen und ihn zwingen könnte zu kommen. “Ja, für eine ziemlich gute”, erwiderte er deshalb. “Nur eines noch, Rebecca: Es ist mir vollkommen egal, was das für ein Film ist oder welche Rolle ich darin habe. Sie muss nur die Zeit ausfüllen und – das ist das allerwichtigste – es muss so aussehen, als hätte ich von Anfang an vorgehabt, darin mitzuspielen, Es darf nicht herauskommen, dass das eine kurzfristige Entscheidung war, klar?” “Ja, aber ich verstehe nicht, warum...” “Musst du auch nicht. Alles, was zählt, ist, dass du einfach das tust, was ich dir sage, denn dafür wirst du bezahlt.” Mit diesen Worten beendete Kouji das Gespräch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)