Valentinstag - Wie die Welt untergeht von Salatherz (1. Keichi) ================================================================================ Freedoom -------- Freedoom Keichi war schon wieder der Verzweiflung nahe. Wie lange würde es dauern, alle Räume zu durchsuchen? Und was versprach ihm, dass jener Raum nicht einfach verschwunden war, nachdem er ihn verlassen hatte? „Gibt es hier irgendwo eine große Halle, in der viele Schüler gemeinsam Unterricht haben?“, fragte er an Eisenstange gewandt.“ „Gibst du mir 11% mehr Lohn, wenn ich dir antworte?“, stellte Eisenstange eine Gegenfrage und Keichi verwarf seine kleine Hoffnung wieder. Dieses Mädchen würde ihm nicht helfen. Niemand würde ihm helfen! Er war ganz auf sich allein gestellt. Verloren in einem fremden Haus und daran gehindert, es zu verlassen. Es musste einfach das Ende sein. Das Ende der Welt. Sein Ende. Er war so in sein Tief versunken, dass er nicht auf den Weg achtete und mit voller Wucht gegen irgendetwas gegen lief. Zum vierten Mal heute landete er auf dem Boden. Das Unglück wollte einfach kein Ende nehmen! „Zum 3. Mal heute“, sagte eine Stimme. „Nein, zum vierten Mal“, jammerte Keichi, ohne aufzusehen. „Nein, zum 3. Hinten in der Bar, beim Nachsitzen und jetzt.“ Entsetzt sprang Keichi wieder auf und machte einen drei Meter weiten Hechter nach hinten. Das Unglück klebte an seinen Fersen. Nie wieder würde irgendetwas gut werden! „Hast du eigentlich eine Phobie oder so was vor mir?“, fragte Asato Stirn runzelnd. Keichi antwortete nicht. Am liebsten wäre er herumgewirbelt und hätte die Flucht ergriffen. Aber das ging nicht, weil Eisenstange immer noch da war und ihn auf jeden Fall aufhalten würde. Keichi griff sich an den Kopf. Egal, was er tat, alles würde nur noch schlimmer werden. Egal, was er sagte, alles war falsch. Er war kurz davor, zu schreien, aber das hätte alles wohl noch aussichtsloser werden lassen. „Hast du dich vielleicht auch verlaufen?“, fragte Eisenstange neugierig. „Nee, ich geh doch hier zur Schule und kenn mich hier aus.“ Aus…aus…aus…kenn mich hier aus… Keichi hob den Kopf. Konnte es sein, dass… Möglicherweise… Ein Schauer überlief ihn. Oh nein, welch Graus. Warum denn ausgerechnet dieser aufdringliche Typ?! Aber andererseits… vielleicht war er ja zufrieden gestellt, wenn er ihm helfen durfte. Und, wie schon gesagt, es konnte nur schlimmer werden. Und davor hatte Keichi keine Angst mehr. Die Welt ging schließlich so der so unter. Bis dahin musste er alles probieren, um hier raus zu kommen. Langsam und zitternd, aber versuchend, sich zusammen zu reißen, hob er den Blick und sah Asato direkt ins Gesicht. „Könntest du mir dabei helfen, einen bestimmten Raum zu finden?“ „Klar, warum nicht?“ Keichi fiel aus allen Wolken. So eine Antwort hätte er jetzt nicht erwartet. Eine einfache, kurze Zustimmung. Keine Morddrohung! Kein blutrünstiger Spruch! Sofort stand Keichi in der Aufrechte. Wenn er auch bisher von allem und jedem enttäuscht worden war, so wollte er doch seine Hoffnung nicht aufgeben (wie man merkt litt der arme Keichi momentan unter ziemlichen Stimmungsschwankungen.). Vielleicht wurde er ausnahmsweise von dieser Person nicht enttäuscht… auch wenn ihm immer noch schrecklich unwohl bei der Erinnerung an… an die Erinnerung, die er verdrängt hatte, war. „Was suchst du denn?“, wollte Asato wissen. Keichi atmete tief durch. „Einen dunklen Raum, von dem aus man in eine große Halle kommt, in der ganz viele Schüler Unterricht haben.“ „Na wenn’s weiter nichts ist!“ Asato grinste breit. „Komm, ich zeig dir wo’s lang geht.“ Bei dem Spruch wurde Keichi wieder leicht übel, aber er ging schnell Asato, der sich umgedreht hatte, hinterher und wurde selbst von Eisenstange verfolgt, die ihn begierig und gleichzeitig missmutig anstarrte. Er fühlte sich, als werde er abgeführt. Irgendwohin, wo er nicht hin wollte. Das war natürlich vollkommener Quatsch, denn eigentlich sollte er ja jetzt dahin geführt werde, wo er hin wollte. Dabei stimmt das auch nicht wirklich, denn der einzige Ort, an den Keichi jetzt wollte war seine Wohnung. Aber um dort hin zu gelangen, musste er jetzt erst einmal Asato folgen. Quer durch die Schule, die Flure entlang, in denen alle Wände, Türen und Fliesen gleich weiß und steril aussahen. Das Gebäude hatte wirklich viel mehr von einer Psychiatrie, als von einer Schule. Endlich, nach einer ewig lang erscheinenden Zeitspanne, blieb Asato stehen. „Das müsste der Raum sein, den du meinst“, sagte er und zeigte auf eine Tür, die genau so aussah, wie alle anderen auch. „Ja, das muss sie sein!“, rief Keichi begeistert. Er hätte in diesem Moment alles geglaubt. Er hätte auch geglaubt, dass die Straßenlaterne, die immer noch neben Eisenstange herschwebte in Wirklichkeit ein fliegender Elefant mit Hasenohren war (womit er, mal ehrlich gesagt, gar nicht so falsch lag). Wie aus einem natürlichen Reflex heraus sprang Keichi vor und riss die Tür auf. Wieder kam ihm ein seltsames Wort in den Sinn, welches er auch gleich schrie, bevor er im Raum verschwand und die Tür wieder schloss. „RePutzmaaaan!“ Wieder dieses aufsteigende Gefühl, ein Wirbeln in alle Richtungen. Der Putzmanndress löste sich in die vielen, langen Bänder auf, färbte sich lila, dann schwarz wie Keichis eigentlicher Anzug, und dann stand Keichi wieder auf dem Flur. Ganz normal. In seinem Anzug und er sah wieder aus, wie ein ganz normaler Student. „Es hat funktioniert!“ Keichi lachte und brach in Freudentränen aus. Er hatte seinen Anzug wieder! Er war wieder normal! Schnell griff er in seine Jackentasche. Das Portemonnaie war da. Und der Kalender. Alles war wieder gut. Jetzt musste er nur noch Eisenstange bezahlen und dann konnte er hier endlich raus. Durch irgendein Fenster, egal welches. Dann würde er, so schnell er konnte, durch die pärchenüberströmten Straßen der Stadt rennen und nach Hause in seine Wohnung gehen und dort in seinem Stuhl sitzen und sich in Ruhe den Weltuntergang ansehen. Alles wäre wieder gut. Keichi hatte förmlich Sternchen in den Augen und lachte und weinte die ganze Zeit unter den verdutzen Blicken Asatos und Eisenstanges. „Hast du dich gerade verwandelt?“, fragte Eisenstange. „In einen Studenten?“, fügte Asato hinzu. Keichi sah sie an. „ZURÜCKverwandelt in einen Studenten. Mein Leben ist wieder in Ordnung! Juhu!“ Er zog sein Portemonnaie heraus und nahm alles Geld daraus, dass er zu fassen bekam. „Hier!“ Er drückte es Eisenstange in die Hand. „Du hast mir so geholfen. Ich danke dir!“ Dann hüpfte er zu Asato. „Du bist doch nicht so schrecklich, wie ich dachte. Ich werde nie wieder schlecht von dir denken!“ Dann wandte er den beiden den Rücken zu und rannte, in einen Freudentanz (der ziemlich albern aussah) versunken, den Flur entlang zum nächsten Fenster. „Freiheit, ich komme!!!“ Das Fenster ging auf, er trat auf das Fensterbrett und sprang… Leider zu unbedacht. Das Fenster, aus dem er sprang lag im zweiten Stock. Er wäre gestorben, wenn unten nicht zufällig das schwarz gekleidete Mädchen vom Nachsitzen gesessen und Gedichte geschrieben hätte. Sie federte seinen Sturz relativ sicher ab. „Oh…“, war das einzige, das Keichi hervorbrachte. Langsam stemmte er sich mit den Armen hoch, das Mädchen sah ihm erstaunt entgegen. Sofort wurde Keichi knallrot. Beim Nachsitzen hatte er nur einen kurzen Blick auf sie geworfen, aber jetzt, wo er so auf ihr lag, stellte er fest, dass sie wunderschön war. Noch schöner, als die Leiche von vorhin. Ein Gefühl von Schwerelosigkeit breitete sich in Keichi aus. Konnte das Liebe sein??? „Wie heißt du?“, fragte er mit dünner Stimme. Das Mädchen räusperte sich und sagte: „Jens.“ Von einem Moment auf den anderen, löste sich Keichis Glücksgefühl in Luft auf. Die Welt zerbrach in tausend Scherben, er sprang auf und stürmte vom Grundstück der Schule. „Nie wieder“, dachte er. „Nie wieder.“ Dann war er am Horizont verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)