Melody of a moment von Pfefferminze ================================================================================ One-Shot -------- Melody of a moment Aufgeregt sahen sich rubinrote Augen in kindlicher Neugierde um. Überall standen Menschen in festlicher Kleidung, Menschen die nach Reichtum aussahen und sich dementsprechend auch so benahmen. „Mama, was machen wir hier?“ Mit großen Augen sah der Achtjährige zu seiner, wie die anderen Frauen, im langen Abendkleid gekleideter Mutter hoch, die den Blick aus den gleichen, außergewöhnlichen rubinroten Augen erwiderte. „Du magst es doch, wenn wir zu Hause immer zusammen auf dem Klavier spielen, nicht?“ Eifrig nickte der Junge und nahm die angebotene Hand seiner Mutter, als sie sich zusammen einen Weg voran durch die Menschen bahnten. „Ein Junge, er ist erst sechs, wird heute auf der Bühne dort unten spielen und ich dachte mir, das würdest du sicher gern sehen, oder Liebling?“ Seine Mutter deutete über die Reling vor ihren Plätzen hinweg auf die große Bühne auf der sich langsam Musiker sammelten. Der Junge musste sich auf die Zehenspitzen stellen um alles sehen zu können, doch kaum war sein Blick hoch genug wurden seine Augen groß aufgrund der überwältigenden Größe der Bühne. „Und da unten spielt jemand der jünger ist als ich?“ Die junge Frau neben ihm lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die unbändigen Haare. „Ich würde mich vor lauter Bauchkribbeln verstecken.“ „Aber du bist doch ein Hiwatari, oder nicht, Kai? Ich dachte immer, Hiwataris haben keine Angst?“ Neckend erhob der Vater des Jungen seine Stimme, nachdem er etliche Minuten still seine Frau und seinen Sohn beobachtet hatte. Kai japste nach Luft und wirbelte herum, erblickte seinen Vater und rannte dann flink zu diesem. „Aber diese Bühne ist riesig und hast du gesehen wie viele Leute da unten sind? Tausende, vielleicht sogar Millionen!“ Irgendwo zwischen kindlicher Begeisterung und Ehrfurcht gefangen, wedelte der Junge mit den Armen und versuchte seinem Vater seine Lage klar zu machen, trieb ihm allerdings nur ein Lächeln auf die Lippen. Der Achtjährige bemerkte erst nach einiger Zeit, dass sein Vater ihn nicht ernst nahm und fing an zu schmollen, boxte dem Mann in die Seite und ging wieder zu seiner Mutter und der Reling um die Bühne zu beobachten. Sein Vater folgte ihm langsam und legte einen Arm um die Hüfte seiner Frau, die sich sogleich an ihn lehnte. „Ich habe ihn selten so aufgeregt gesehen.“ Die Blauhaarige Frau an seiner Seite lächelte und schmiegte sich dichter an ihn, beobachtete mit liebevollem Blick ihren weiterhin schmollenden Sohn. „Er liebt den Klang eines Klaviers oder Flügels. Mittlerweile ist er besser als ich, auch wenn er das nicht zugeben will. Abends geht er erst schlafen, wenn ich mit ihm ein Lied gespielt habe… aber er ist genauso aufgeregt wenn du versprochen hast etwas mit ihm zu machen… du solltest ihn nicht so oft versetzen.“ Ihr Ehemann seufzte tief und fuhr sich durch die gleichen unbändigen Haare wie sein Sohn sie hatte. „Mein Vater wird alt und grantig und ich möchte die Angestellten weitestgehend da raus lassen…“ „Aber du darfst darüber nicht deinen Sohn vergessen, Alexander.“ Leise zischte die Hiwatari und sah säuerlich zu ihrem größeren Mann auf, der sie schuldbewusst ansah. „Marija…“ Kai bekam vom beginnenden Streit seiner Eltern herzlich wenig mit. Längst vergessen war sein Schmollen, stattdessen hatte etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt: ein Junge mit schwarzen Haaren, die ihm in einem Zopf über die Schulter fielen, lugte immer wieder hinter dem Vorhang zum Hinteren Teil der Bühne hervor. Nervös sah er sich um und ließ seinen Blick durch den gefüllten Saal wandern. Kurz trafen sich ihre Blicke, Rubinrot und flüssiges Bernstein, und ein freundliches Lächeln erschein auf den schmalen Lippen Kais, als er aufmunternd den leicht ängstlichen Blick des Jungen erwiderte, der erst nach einigen Sekunden des Starrens das Lächeln schüchtern erwiderte. Der Schwarzhaarige winkte ihm noch einmal kurz zu, ehe er hinter dem Vorhang verschwand. Immer noch lehnte Kai über der Balustrade und beobachtete Vorhang und Bühne, doch der andere Junge tauchte nicht mehr auf, sodass er sich, leicht enttäuscht, von dem Holz des Geländers löste und sich auf seinen Platz setzte. Marija und Alexander stritten mittlerweile heftig, wenn auch leise und zischend. Irgendwann hatte die junge Frau jedoch keinen Nerv mehr für die Ausreden ihres Mannes keine Zeit mit seinem Sohn zu verbringen und setzte sich neben besagten, immer noch angespannt und in Gedanken ihren Ehemann für dessen Vater verfluchend. „Mama? Ist alles in Ordnung?“ Besorgt sah Kai sie an. Überrascht erwiderte sie den Blick, atmete ein Mal tief durch und schüttelte dann den Kopf, strich sich eine Strähne ihres blauen Haars hinter ihr Ohr. „Alles in Ordnung, Liebling. Haben sie schon irgendetwas gesagt, wann es endlich anfängt?“ Der Achtjährige schüttelte den Kopf und krabbelte schnell auf den Schoß seiner Mutter. „Ich seh sonst so wenig.“ Er nuschelte leise und quiekte leise auf, als lange Finger ihn in die Seite pieksten, ehe schlanke Arme sich um seinen Bauch schlossen. Als es dunkel wurde lehnte er sich an das nur wenige Zentimeter vor ihm befindliche Geländer und sah hinunter auf die Bühne. Eine kleine Frau mit langen, schwarzen Haaren und einem chinesisch angehauchtem Kleid in einem Jadegrün trat zusammen mit dem Jungen von vorher auf die Bühne, der sich nervös lächelnd in den vorderen Reihen umsah. Der Junge wurde von der Frau zu dem großen, schwarz glänzenden Flügel begleiten, wo sie ihm auf den Hocker half und dann eine Violine von dessen Oberfläche nahm. Der kleine Schwarzhaarige atmete mehrmals durch und sah dann noch einmal hoch zu den Logenplätzen, traf sicher den Blick der Rubinroten Augen Kais. „Viel Glück.“ Leise wisperte Kai und zeigte dem Jungen einen gehobenen Daumen. Der junge Pianist fing an freudig zu strahlen und bewegte seine Lippen zu seinem stummen ‚Danke’, ehe er seinen Blick lächelnd auf die weißen und schwarzen Tasten des Flügels richtete und seine Finger den ersten Ton der Melodie spielte, die Kai noch Jahre immer wieder an diesen Abend erinnern würde. ~*12th January 2oo8 *Ming-sama Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)