Let us walk to Paradise 2 von Lost_Time (Fortsetzung von Teil 1) ================================================================================ Kapitel 8: The future never dies -------------------------------- 8. Kapitel: The future never dies Durch Phillipps detaillierte und bildliche Wegbeschreibung hatte er die Räumlichkeiten des Doktors rasch gefunden und hatte an dessen Zimmertür geklopft. Ein grauhaariger, verschlafen drein blickender Mann hatte ihm geöffnet und ihn von oben bis unten gemustert, als er sein Anliegen vortrug. Der Ältere hatte sich über sein Kinn, welches einen Vollbart aufwies, gestrichen und ihn mit einem Murren und einer Handbewegung hinein gebeten. Ein paar Kissen und eine Decke wurden ihm auf dem schon längst ausgedienten und durchgelegenen Sofa bereit gelegt, ehe sich auch der Andere wieder zur Ruhe bettete. Fabian lag noch eine Weile wach und überlegte, wie Phillipp es wohl anstellen wollte, dass Claudine nicht sterben musste und wie er Leilas Machenschaften aufdecken wollte. Ging das überhaupt? Was konnte man ihr denn Beweisen? Nichts. Es stand Aussage gegen Aussage und selbst wenn es ihm gelingen würde Leila zu überführen, sie waren immer noch verheiratet und vor allem sollte er doch König werden. Egal wie sehr er es drehte und wendete, es wollte hinten und vorne nicht zusammen passen, ein schier unlösbares Puzzle tat sich vor ihm auf und irgendwann weigerte sich sein Kopf die Teile zusammen zu legen. Er gab sich der Müdigkeit hin und schlief tief und fest ein, bekam so nichts mit, als der Doktor erneut am frühen Morgen durch ein Klopfen geweckt wurde und er eine Anweisung bekam vom Prinzen persönlich, der dazu noch eine weibliche Person mit in die Tür schob. Erst das Klappern von Geschirr weckte den jungen Mann und ließ ihn verschlafen die Augen öffnen und sich den Schlafsand aus diesen reiben. Noch ehe er wusste passierte und wer hier noch außer dem Doktor da war, wurde ihm auch sogleich ein Kuss auf die Lippen gelegt. Na nu? Das war ja mal eine Begrüßung, doch bevor er sich diesem Kuss hingeben wollte oder konnte, fiel ihm auf, dass der Küssende schwarzes Haar trug. Mit einer rückartigen Kopfbewegung nach hinten löste er diesen ungewollten Kuss seinerseits und sah in ein fremdes, lächelndes Frauen Gesicht. „Guten Morgen“, begrüßte dieses ihn. „Mo…morgen“, erwiderte er und wischte sich dann hektisch mit einem Ärmel über den Mund. „Wer bist du?“ „Oh, ach ja stimmt, wir haben uns ja noch nie gesehen. Ich bin Claudine Montine. Die Zofe von Prinzessin Leila und du bist derjenige, der mich vor dem Henker bewahrt hat. Ich weiß gar nicht wie ich dir dafür danken soll.“ Fabian musterte die junge Frau vor sich und in Gedanken kam ihm schon eine Idee, wie sie ihm dafür danken konnte, nämlich einfach nie wieder küssen. Er wollte nur einen Mund auf dem seinigen spüren und der gehörte dem Prinzen persönlich. „Ist Phil auch hier?“ Der Blonde richtete sich auf dem Sofa weiter auf und sah sich interessiert um, konnte jedoch nicht den Liebsten entdecken und setzte eine etwas enttäuschte Miene auf, welche Claudine nicht entging. „Nein, er ist nicht hier. Er wollte was erledigen, nachdem er mich hier her gebracht hatte. In Sicherheit, wie er meinte.“ „Was hat er denn vor?“ Fabian wurde bei dieser Frage ein Teller mit Brot mit irgendeinem Aufstrich gereicht und ein Glas Milch dazu, sein Frühstück, über welches er sich nun her machte, während sich Claudine zu ihm auf das Sofa setzte. Sie strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und klemmte sie sich hinter ihr Ohr, nur um dann ihren Blick wieder auf Fabian zu richten. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was Prinz Phillipp vorhat. Ich meine, ich sollte heute hingerichtet werden und bin doch gar nicht mehr da.“ „Phil weiß schon was er tut…“ Hoffte der Blonde zumindest, denn er konnte sich nach wie vor nicht vorstellen, dass Phil das hinbekam, zu Mal seine Beweise ja hier beim Doktor waren. „Wieso hast du eigentlich gestanden? Also, dass du mir von der Geschichte im Wald erzählt hast?“ Claudine, welche grad wohl selber in Gedanken war, fuhr mit dem Kopf hoch und sah ihn kurz verwirrt an, als hätte sie nicht gehört worum es ging, dann jedoch schien sie sich doch entsinnen zu können. „Nun… was hatte ich denn für eine Wahl? Das Wort einer einfachen Zofe gegen das einer zukünftigen Königin. Wer glaubst du hat da mehr Glaubwürdigkeit am Hofe? Und durch mein freiwilliges Geständnis habe ich das Unvermeidbare nur beschleunigt.“ „Aber man hätte mich dann doch sicherlich auch gefragt.“ „Das Wort eines Ehemaligen zum Tode verurteilten? Mach dich nicht lächerlich, ohne den Prinzen wärst du schon längst vom Volk gesteinigt worden. Nur die Hand des Prinzen hält dich doch am Leben. Das wissen wir beide.“ Fabian schluckte heftig, noch ehe er von seiner Milch getrunken hatte und stellte das Glas wieder auf den Tisch ab. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, der ihn, metaphorisch gesehen, ins Taumeln brachte und ihn Mühe kostete nicht zu weinen. „Was passiert mit dir?“ „Keine Ahnung, aber meinen Stand als Zofe werde ich gewiss verlieren und auch so schnell keinen neuen finden. Ich weiß nicht, was mir die Zukunft bringen wird.“ „Könnten Sie sich vorstellen, Madmoiselle Montine, als meine Assistentin zu arbeiten?“ Die tiefe Männerstimme kam überraschend, denn beide hatten den Doktor bereits ausgeblendet und das obwohl er sie doch beherbergte. Verblüfft sah sie den älteren Herrn an und begann nun aber sachte zu nicken. „Ich habe zumindest keine Angst vor Blut, Doktor. Aber sie sind doch auch hier am Hofe zu Diensten.“ „Nachdem heraus kommt, dass ich zwei ehemalige Todeskandidaten aufgenommen und versteckt habe? Mit Nichten. Man wird mich des Hofes verweisen, aber das ist nicht unbedingt schlimm. Ich würde nach Marseille, meiner Heimat, zurückkehren wollen. Es ist im Süden Frankreichs und ich würde Sie gerne mitnehmen dorthin, wenn Sie möchten. Ich werde Ihnen zwar nicht diesen Luxus bieten können, wie der Königshof, aber Sie wären auch nicht mittellos.“ Auf Claudines Lippen breitete sich ein Lächeln aus und nun nickte sie eifrig. „Ja… ich meine natürlich würde ich mit Ihnen kommen, Doktor.“ Man merkte, dass sich die Schwarzhaarige sichtlich bemühen musste die Contenance zu behalten und dem Arzt nicht gleich freudestrahlend in die Arme zu springen, was sich definitiv, selbst in Fabians toleranter Sichtweise, nicht für eine Frau ziemte. Zumindest nicht im Beisein einer dritten Person. Allerdings ziemte es sich auch nicht mit einem Mann das Bett zu teilen. Gut, vielleicht sollte er sein Weltbild diesbezüglich noch einmal überarbeiten. Doch dazu hatte er nicht die Zeit, wie er mal wieder feststellen musste, als plötzlich der Doktor etwas hektisch wurde, nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte. Er machte deutlich, dass sich Fabian beeilen sollte und, dass sie alle drei jetzt los müssten. Weder Claudine noch Fabian verstanden genau was Sache war, als sie auch schon aus der Tür bugsiert wurden und dem Doktor durch die leeren und totenstillen Gänge des Schlosskellers folgten, nur um dann vor einen massiven Steinwand stehen zu bleiben. „Und was machen wir jetzt?“, rutschte Fabian voreilig die Frage heraus, als der Ältere an einigen Steinen drückte, als würde er etwas suchen. Es verstrichen ein oder zwei Minuten, bis der Arzt einen Stein eindrücken konnte und ein Klacken zu hören war, wodurch sich die angeblich so massive Wand auf tat und zur Seite wich, um einen Geheimgang dann preiszugeben. „Es gibt ihn also wirklich“, flüsterte Claudine neben ihm und schien wie erstarrt vor Ehrfurcht, so dass Fabian sie am Arm packen und mit ziehen musste, damit sie noch in den Geheimgang eintreten konnte, noch bevor sich dieser wieder schloss. „Wen gibt es wirklich?“, fragte Fabian dann, als sie im Dunklen standen und der Arzt anscheinend versuchte irgendwie Licht zu schaffen. „Na den geheimen Geheimgang der Königsfamilie. Ich dachte immer es sei nur ein Gerücht. Angeblich soll er bis in den Wald führen…“ „Nicht ganz“, meldete sich ihr neuer Chef zu Wort, welcher es endlich geschafft hatte eine Fackel zu entzünden. „In Wirklichkeit führt er leider nur bis zum Ende der Stadtmauern, allerdings auf der Südseite. Nun kommt, uns läuft die Zeit davon.“ „Was sollen wir denn da?“, fragte Fabian, folgte aber mit Claudine im Schlepptau dem Mann. Dieser schien sichtlich genervt von solch einer dummen Frage und ging auf diese nicht weiter ein. Weswegen Fabian etwas frustriert war, ganz gut leiden konnte er den Arzt zumindest nicht, aber das schien ja auf Gegenseitigkeit zu beruhen, mutmaßte er. Nach gefühlten Stunden, in Wahrheit war es grade mal eine halbe Stunde, des Schweigens blieb der Doktor stehen und musterte die Wand vor sich genau, so gut es nun mal ging, bei dem spärlichen Fackellicht, welches so langsam aber sicher sich auch dem Ende zu neigen schien. Bald würde es dunkel sein. „Was suchen Sie, Doktor?“ Claudine tat damit wohl das einzig Brauchbare, nämlich Hilfe anbieten, damit es weiter voran ging. „Hier muss irgendeine Art Hebelfunktion geben, die die Wand öffnet und uns ins Freie bringt. Ich weiß nur nicht genau, wie der Hebel aussehen soll. Prinz Phillipp meinte nur: Reiß dem Königsvater die Perücke vom Kopf.“ „Was soll der Spruch denn?“, spottete Claudine und blickte sich um. Fabian tat es ihr gleich untersuchte die Wand, die aus harten Lehm zu bestehen schien, zumindest lies deren Optik darauf schließen, aber wie er wusste, würde sich diese sicherlich auch zur Seite bewegen. „Es könnte ja auch wieder ein Stein sein“, warf er ein, eine gute Idee sicherlich, nur gab es ein Problem. Hier gab es viele Steine und noch nie hatte er einen als Hebel genutzt, ganz zu Schweigen, dass keiner von diesen einem Menschen glich. Dennoch schien Claudine seinen Einwurf zumindest als Möglichkeit in Betracht zu ziehen und begann nun wie wild nach Steinen zu suchen und diese so gut es ging zu bewegen. Vielleicht war das Abstrakt zu sehen, ihre Bemühungen blieben jedoch erfolglos. Es war der Doktor, der nach einiger Zeit ein Oh ausrief und sich dann an die Stirn fasste. Claudine und Fabian sahen sich fragend an und gesellten sich dann zu diesem, denn er war in einen kleinen Gang, wie sie nun sahen, hinein gegangen. „Was ist Dok?“ „Wir haben an der falschen Stelle gesucht. Hier schaut mal.“ Er beleuchtete die Wand vor sich, welche die Büsten von allen je herrschenden Königen von Frankreich zeigte. Bis hin zu Phillipps Vater. Doch der Doktor blieb ein Abbild vor diesem stehen und griff an die Steinhaare dessen, nur um sie dann hinab ziehen zu können. Was aber nicht ganz leicht war, man hatte diesen Hebel wirklich selten genutzt. Doch wieder war ein Klacken zu hören und die Wand mit den Büsten tat sich auf und helles Tageslicht blendete die Drei. „Geschafft“, stieß Claudine aus, was alle dachten und gingen hinaus, ehe sich die Mechanik wieder aktivierte und ihre Existenz versteckte. Nachdem sich ihre Augen an das Helle gewöhnt hatten, erblickten die Drei zwei Pferdekutschen, komplett fertig mit Kutscher und einem unbekannten Wappen auf der Türe und an den Fahnen. Aus einer stieg Phillipp aus. „Na endlich. Ich hätte auch nicht mehr länger warten können. Claudine?“, fragte er dann aber sichtlich überrascht, aber in seinem Blick lag auch etwas wie Erleichterung. „Ich nehme sie mit als Assistentin, nach Marseille.“ „Das erfüllt mein Herz mit großer Freude, ich hatte schon ein schlechtes Gewissen die junge Dame zurück zu lassen. Gut Dok. Nehmen Sie die Kutsche dort. Sie wird sie fahren wohin Sie wünschen. Ein Geschenk meiner Verwandten, welche heute an- und abreisen werden. Nun aber los. Die Wachen suchen bereits.“ Der Doktor und Claudine nickten und stiegen in die eine Kutsche. Nachdem der Arzt dem Kutscher den genauen Zielort genannt hatte, preschte diese auch schon los. Fabian und Phillipp blieb nicht lange Zeit um ihnen nach zu sehen, denn Phillipp zog seinen Liebsten in die andere Kutsche, welche sich nun ebenso rasant in Bewegung setzte. „Was… ich versteh nicht Phil. Was ist passiert? Wie hast du die Kutschen bekommen? Was ist mit Leila?“ Der Brünette lächelte amüsiert und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen des Blonden, um weitere Fragen zu unterbinden. „Sei unbesorgt, Leila wird eine Strafe bekommen. Zwar nicht die Gerechte in meinen Augen, aber sie wird eine kriegen. Die Kutschen gehören meinen Verwandten aus Deutschland, welche wegen meiner Krönung angereist waren. Sie und mein Vater hatten schon immer ein angespanntes Verhältnis und heute Morgen sind sie wieder aneinander geraten. Daraufhin haben sie ihre Sache gepackt. Bevor sie jedoch abfuhren konnte ich sie dennoch um diesen Gefallen bitten.“ „Und das haben sie einfach so gemacht oder hast du ihnen einen andere Geschichte aufgetischt.“ „Nein. Sie wissen, dass ich damit der Krönung entkommen will. Aber wie gesagt, sie können meinen Vater eh nicht leiden und sind froh, wenn sie ihm eins auswischen können.“ „Und woher die beiden extra Kutschen? Brauchen sie diese nicht selbst?“ „Ach weißt du. Die Deutschen haben immer was in Reserve…“ „Aha. Und wohin fahren wir nun? Dein Vater wird dich landesweit suchen lassen, so wie damals.“ „Nach Deutschland zu meinen Verwandten.“ „Was? Aber ich dachte die können dich nicht leiden…“ Fabian schien sichtlich irritiert, Phillipp hingegen sichtlich zufrieden. „Nein, nein. Nur weil sie meinen Vater nicht leiden können, heißt es noch lange nicht, dass sie mich nicht leiden können. Sie werden uns beherbergen.“ „Und dein Vater?“ „Wird mich aus der Chronik wohl löschen. Aber damit kann ich leben. Aber…“ Nun blickte Phillipp ihn doch etwas nervöser an. „Kannst du damit leben, dass ich von nun an kein Prinz mehr bin?“ Fabian verdrehte die Augen, diese Frage war doch vollkommen bescheuert und überflüssig. „Ich habe dich damals als Bauernjunge kennen und lieben gelernt. Mir ist es egal ob du einen Titel hast oder nicht. Solange mir allein dein Herz gehört. Komm her du böser Mann…“, meinte Fabian dann leicht lächelnd. Er zog den Brünetten zu einem Kuss zu sich herunter, während sich die Kutsche mit jedem Hufschlag mehr der deutschen Grenze näherte. ~~Ende~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)