Todesengel von Lunis ================================================================================ Langsam floss das Leben in mich zurück. Ich schlug die Augen auf und erblickte das Gesicht des Engels das über mir schwebte: Wie fühlst du dich?“ fragte er. Ja wie fühlte ich mich eigentlich? Ich hatte erwartet mich irgendwie anders zu fühlen, stärker irgendwie. Aber es hatte sich nichts verändert. „Ich weiß nicht, irgendwie genauso wie vorher.“ „So? Dann blick mal über deine Schulter.“ Ein breites Lächeln zierte sein Gesicht. Ich konnte es kaum glauben, auf meinem Rücken saßen mächtige, weiße Schwingen. Ich versuchte sie zu bewegen und tatsächlich, es funktionierte, ich schlug mit meinen Flügeln. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so glücklich gewesen. Freudestrahlend fiel ich dem Engel um den Hals. „Danke, vielen Dank. Du ahnst gar nicht wie glücklich du mich gemacht hast!“ „Schön. Es gibt da aber etwas was du wissen musst. Die Flügel sind nicht umsonst. Du bist jetzt kein Mensch mehr, und um dich am Leben zu erhalten, musst du regelmäßig einen Menschen töten und seine Seele fressen.“ sagte er mit einem diabolischen Grinsen. „Was? Aber....aber... das kann doch nicht sein.... das...das kann doch nicht dein Ernst sein.“ „Und ob das mein Ernst ist. Du hättest vorher eben nachfragen sollen.“ „Aber du bist doch ein Engel. Du kannst doch so etwas nicht von mir verlangen!“ rief ich verzweifelt. „Ich bin kein Engel. Ich bin ein Dämon.“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. „Aber wie kann das sein du siehst doch aus wie ein Engel, ich meine du hast weiße Flügel und bist wunderschön.“ „Nur weil ihr Menschen eine feste Vorstellung davon habt, wie Engel und Dämonen auszusehen haben, muss das noch lange nicht stimmen. Ich bin ein waschechter Dämon und von jetzt an dein Meister, bis du alles gelernt hast, was ein Dämon wissen und können muss.“ „Nein! Da mache ich nicht mit. Ich werde keine Menschen töten!“ schrie ich ihn an. „Oh doch das wirst du. Und noch vieles mehr.“ Und der Ausdruck in seinen Augen war derart diabolisch, das es mir kalt den Rücken hinunterlief. „Du wirst schon tun was ich von dir verlange, wenn dich erst die an Wahnsinn grenzende Gier nach Blut überkommt.“ Von Panik erfasst drehte ich mich um und rannte weg. ‚Was redete er da? Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich bin kein Dämon. Gut, ich hatte manchmal schlechte Gedanken und wünschte anderen schlimme Dinge. Aber niemals könnte ich einen Menschen töten. NIEMALS!!’ Außer Atem langte ich Zuhause an, wo mich meine Mutter schon mit strenger Miene erwartete. „Wo hast du dich schon wieder rumgetrieben.“ rief sie. „Du hast nach der Schule direkt nach Hause zu kommen und deine Pflichten zu erledigen. Du kannst nicht immer so rumtrödeln und mir all die Arbeit zu überlassen. Es wird Zeit, das du lernst Verantwortung zu übernehmen.“ So ging das noch eine ganze Weile weiter, aber ich hatte wichtigeres zu tun als mir ne Standpauke anzuhören. Ich musste wissen, ob das was geschehen war, Realität oder ein Traum war. Ich schloss mich im Badezimmer ein und betrachtete mich im Spiegel. Alles war wie immer, nichts hatte sich verändert und die Flügel waren auch verschwunden. „Gott sei Dank!“ seufzte ich. „Alles war nur ein Traum.“ „Das du dich da mal nicht täuschst.“ sagte eine Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und blickte in das Gesicht des Dämons der grinsend hinter mir stand. „Was...was machst du denn hier, wie bist du hier reingekommen?“ stotterte ich. „Eine meine leichtesten Übungen, ich bin schließlich ein Dämon.“ prahlte er und mit einem bösen Grinsen auf den Lippen fügte er hinzu: „Du kannst dich nicht vor mir verstecken! Ich finde dich, wo immer du dich auch verkriechst. Wir sind durch unseren Vertrag verbunden. Ich gab dir deine Flügel und machte dich zu einem Dämon als Gegenleistung wirst du meine Schülerin und tust alles was ich von dir verlange. Und zwar ohne Widerworte zu geben. „Nein...das...das werde ich nicht tun.“ stammelte ich und versuchte mutig zu wirken obwohl ich am ganzen Leib vor Angst zitterte. „Wirklich?“ fragte er und packte mich am Arm. Ein feuriger Schmerz durchfuhr meinen Körper und ließ mich zu Boden sinken. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie solche Schmerzen durchlitten. „Hör auf!“ heulte ich. „Ich tu ja alles was du verlangst aber hör auf mich so zu quälen.“ Er ließ meinen Arm los und sofort war der Schmerz verschwunden. „Na also, geht doch. Ich sehe du bist eine gelehrige Schülerin.“ grinste er. „Jetzt steh auf und schau mich an.“ Unter Tränen rappelte ich mich vom Boden auf. „Jetzt wollen wir uns erst mal einander vorstellen, wie es höfliche Menschen eben so machen. Mein Name ist Kitai, ich bin ein Luftdämon und komme aus der zehnten Sphäre der Hölle. Und jetzt du. Wie ist dein Name?“ „Lea“ murmelte ich. „Etwas lauter bitte.“ sagte er mit strenger Stimme. „LEA!“ rief ich. „Schon besser. So Lea ab jetzt beginnt dein Training. Deine erste Aufgabe wird sein, heute nacht in die Stadt zu gehen und dir ein Opfer zu suchen. Ich werde dir dann zeigen wie du es tötest. „Aber meine Eltern erlauben mir nicht spät abends noch rauszugehen.“ sagte ich in der naiven Hoffnung, das ihn das davon abhalten würde, mich zu einem Mord zu zwingen. „Du bist ein Dämon!“ fuhr er mich an. „Verbote deiner Eltern haben dich nicht zu kümmern! Wenn sie dir im Weg stehen, dann bring sie um.“ Wir sehen uns dann um Mitternacht in der Stadt.“ sprach er und verschwand so leise wie er gekommen war. ‚Was hatte ich mir bloß eingebrockt.’ Verzweifelt sank ich zu Boden und lehnte mich an die Badewanne. „Was hatte ich getan? Ich hatte mich an einen Dämon verkauft.“ Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Nachdem ich eine Weile leise geweint hatte, hämmerte meine Mutter gegen die Tür und rief ich solle endlich rauskommen und mich um Jonas kümmern, sie müsste jetzt das Abendbrot vorbereiten. Resigniert raffte ich mich auf und ging ins Wohnzimmer zu Jonas. Je später der Abend wurde desto unruhiger wurde ich. „Sollte ich tun was Kitai mir befohlen hatte oder sollte ich hier bleiben und eine erneute Bestrafung riskieren?’ Allein bei der Erinnerung an die Schmerzen die er mir zugefügt hatte, bekam ich eine Gänsehaut. Gegen 22 Uhr schickte mich meine Mutter ins Bett, schließlich war am nächsten Tag Schule. Widererwartend schlief ich dann auch sofort ein. Ich träumte finsteren Gestalten die ihre Hände nach mir ausstreckten und im Chor sangen: „Eine von uns! Eine von uns!“ Mit einem leisen Schrei wachte ich auf. Ich war schweißgebadet und hatte immer noch das Gefühl die Dämonen leise singen zu hören. „Eine von uns! Eine von uns!“ Ich stand auf und ging zum Fenster, es war eine sternenklare Nacht und der Vollmond warf sein silbernes Licht auf die, unter ihm, schlafende Erde. Plötzlich kam ein Schatten auf mich zu geflogen. Erschrocken prallte ich zurück. Zitternd saß ich auf dem Boden und starrte Kitai an der auf meinem Fenstersims stand. „Bist du fertig?“ Ich war stumm vor Angst. „Ob du fertig bist hab ich gefragt!“ „N...Nein...“ stammelte ich. „Ich will das nicht tun, ich will keine Menschen verletzen.“ „So du willst das also nicht, na das wollen wir mal sehen.“ sagte er und kam bedrohlich auf mich zu. „Was hast du mit mir vor?“ fragte ich mit zitternder Stimme. „Das wirst du schon sehen. Ich habe eine kleine Überraschung für dich. Quasi als Willkommensgeschenk.“ sagte er und grinste. Es gefiel mir überhaupt nicht wenn er grinste, das bedeutete meist nichts Gutes. Aber bevor ich auch nur an Flucht denken konnte, packte er mich am Arm und zerrte mich zum Fenster. Ehe ich mich versah hatte er mich schon an seine Brust gezogen und war mit mir aus dem Fenster gesprungen. Ich dachte das wäre das Ende, ich rechnete jede Minute mit dem Aufprall. Aber es passierte nichts. Das einzige was ich spürte war die kühle Nachtluft und Kitais Körper. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich konnte es kaum glauben, ich flog! Unter mir waren die zahllosen Lichter der Stadt und über mir aber Millionen leuchtende Sterne. „Das ist wunderschön!“ rief ich. „Ja, nicht wahr? So viele ahnungslose Opfer.“ antwortete Kitai. Das brachte mich schnell wider auf den Boden der Tatsachen zurück. Mir wurde klar warum ich hier war und mit wem. „Wo bringst du mich hin?“ fragte ich vorsichtig. „In den Stadtpark“ war seine Antwort. Den Rest des Fluges verbrachten wir schweigend. Genau in der Mitte einer Wiese setzte er mich vorsichtig ab. Vor mir lag ein Bündel über das eine Wolldecke gelegt war. „Das ist mein Begrüßungsgeschenk für dich. Na los pack es aus.“ sagte er lächelnd. Neugierig nahm ich Decke runter und erblickte einen an Händen und Füßen gefesselten jungen Mann, der mich aus angsterfüllten Augen anblickte. Erschrocken wich ich zurück. „Ich hab dir extra einen süßen ausgesucht, damit dir das erste Mal nicht so schwer fällt.“ sagte Kitai mit Stolz. „Ich mach das nicht!“ schrie ich ihn an. „Ich töte keine Menschen egal was du mir antust!“ Meine Worte wischten das Lächeln aus seinem Gesicht und ein grausames Funkeln trat in seine Augen. „Wie war das?“ zischte er. „Du weigerst dich mir zu gehorchen?“ Genau!“ sagte ich mit vor Angst zitternder Stimme. Mit harter Hand schlug er mich ins Gesicht so dass ich hinfiel. „Ich muss dich wohl noch mal daran erinnern wie sehr ich dir wehtun kann.“ Er packte mich am Arm und der Schmerz den ich schon kannte durchbohrte meinen Arm. Die Schmerzen nahmen immer mehr zu, bis ich es fast nicht mehr aushalten konnte. „AH... nicht... hör auf!“ wimmerte ich. „Ich tu alles was du willst aber bitte hör auf! „Wirst du ihn töten?“ fragte er mit eiskalter Stimme. „Ja, ja wenn du nur aufhörst mich zu quälen.“ Er ließ mich los und sofort war der Schmerz verschwunden. „Also los. Zeig mir deinen Gehorsam.“ Zitternd stand ich vor dem gefesselten Mann und blickte auf ihn herab. „Ich weiß nicht wie ich ihn töten soll...“ Hilflos blickte ich Kitai an. „Reiß ihn mit deinen Klauen die Halsschlagader auf.“ „Ich hab doch gar keine Klauen.“ „Doch hast du, im Moment sind sie nur in deinem Körper verborgen damit du dich unerkannt unter den Menschen bewegen kannst. Konzentriere dich, stell sie dir vor.“ Ich schloss also meine Augen und stellte mir vor wie meine Hände wohl mit Klauen aussehen würden. Und wirklich es passierte etwas mit meinen Händen, es fühlte sich an als ob sie in die Länge gezogen würden. Als ich meine Augen wider öffnete waren meine Fingernägel lang und spitz geworden und hart wie Stein. „So jetzt wird es Zeit für dein erstes Opfer. Ich werde dir helfen deinen Blutdurst anzustacheln.“ Und ehe ich mich versah hatte er seine Krallen ausgefahren und dem Mann die Kehle aufgeschlitzt. Dunkelrot quoll das Blut aus der Wunde während der Mann noch zuckte. Ich konnte nicht anders, mein Blick war starr auf das Blut gerichtet. Ich versuchte mich abzuwenden aber es ging nicht. Ich spürte das Kitai mich mit prüfenden Blick beobachtete aber das war mir egal, alles verlor an Bedeutung. Alles was ich wollte war dieses Blut zu trinken. Ich wollte spüren wie es meine Kehle hinabgleitet, seinen wunderbaren Geschmack kosten. Bevor ich mich versah, kniete ich schon neben dem Toten und trank sein Blut. Und eine nie gekannte Wärme und Glückseligkeit durchströmte mich. Ich fühlte mich wie der glücklichste Mensch auf der Welt. „Na, bist du jetzt nicht froh mir gehorcht zu haben?“ Langsam verschwand dieses schöne Gefühl und mir wurde klar was ich getan hatte. „Nein, bin ich nicht, ich...“ „Du wirst schon noch lernen deine Gabe zu schätzen.“ unterbrach er mich. „Komm jetzt, ich bring dich heim.“ Nachdem mich Kitai nach Hause gebracht hatte, meine Eltern hatten Gott sei Dank nichts von meiner Abwesenheit bemerkt, wälzte ich mich noch stundenlang im Bett herum ohne Schlaf zu finden. Ich konnte einfach nicht vergessen was passiert war. Die nächsten Tage verliefen ruhig, Kitai lies sich nicht mehr Blicken und mein Leben lief weiter wie bisher. Manchmal dachte ich, das ich das alles nur geträumt hatte aber in solchen Momenten ließ ich meine Flügel erscheinen und mir wurde bewusst das alles nur allzu wahr war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)