Sacrifice von DhalaElenaAngel (Opfere die Zukunft, um die Vergangenheit neu zu gestalten) ================================================================================ Kapitel 6: Gefährten -------------------- „Wo ist er? Wie geht es ihm?!“ Remus blickte von dem Buch auf, das er gerade gelesen hatte und legte es langsam auf dem Tischchen neben dem Sessel ab, bevor er zu Sirius lief, der hektisch hin und her blickte. „Ruhig“, bat er seinen Geliebten sanft. „Das bringt jetzt auch nichts. Harry liegt im Bett, er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein.“ Kurz blickte Black den Werwolf an, dann stürmte er in das Zimmer, dass sie hier für Harry eingerichtet hatten. Ja, da lag er, unter einer Decke, sein Gesicht war bleich und von Zeit zu Zeit schien er unkontrolliert zu zittern. „Was hat er, bei Merlin!“ „Nervenschäden“, gab Remus die gewünschte Auskunft. „Schmerzen. Er ist noch nicht wieder zu sich gekommen. Er ist bewusstlos, seit Severus seinen Sturz abgefangen und ihn in die Krankenstation gebracht hat.“ Sirius setzte sich auf das Bett, seine Hand strich über das bleiche Gesicht. In ihm tobte immer noch blanke Wut. Er wäre sofort zu dem Jungen gekommen, als Draco und Narcissa ihn informiert hatten. Doch Narcissa hatte ihm geraten, sofort Lucius zu informieren, die Auroren auftreten zu lassen und so Quirrel aus dem Weg zu schaffen. Remus hatte ihm bestätigt, dass er im Moment nichts für Harry tun konnte, also hatte er sich gebeugt. „Man kann dich keine Sekunde aus den Augen lassen, weißt du das?“, fragte er leise. „Selbst wenn man ihm im Auge behält, passieren seltsame Dinge“, gab Remus nur trocken zurück. „In diesem Fall sämtliche Schüler und die gesamte Lehrerschaft...“ Dann wurde er wieder ernst: „Quirrel?“, fragte er ruhig. „Azkaban – das, was von ihm übrig ist.“ „Sirius!“ „Was? Das war nicht nur ich! Das dumme Schwein hat mir noch den Gefallen getan, sich zu wehren!“, gab Lord Black mit eisiger Stimme zurück. „Er dürfte mehr gebrochene als heile Knochen in seinem erbärmlichen Körper übrig haben.“ Remus seufzte leise. Er verstand Sirius ja irgendwo, dieser war schon immer irrational und emotional gewesen, doch wenn man dann noch sein verletztes Patenkind mit in die Rechnung bezog, wurde er zu einer unberechenbaren Bestie, vor allem, wenn Lucius keinen Grund sah, ihn zu zügeln und er nicht zur Stelle sein konnte. „Und sein Hinterkopf?“; fragte der Werwolf schließlich leise. Erneut grinste Sirius gehässig. „Ich hatte acht Bannweber bei mir, die ihn an Quirrels Körper gefesselt haben. Nun wird das Ministerium einen Weg suchen, ihn zu zerstören. Sein Wirt wird keinerlei Kontakt zu irgendeinem lebenden Wesen haben, so dass der lächerliche Rest des dunkeln Lord nicht einen neuen Wirt findet...“ Remus nickte langsam: „Dann bleibt uns also nur zu hoffen, dass wir schnell eine Lösung finden....“ Sirius beugte sich vor und küsste den Anderen sanft. „Keine Angst“, gab er leise zurück. „IHN werden wir loswerden...“ „Aber..?“ „Seine Anhänger werden den Kleinen wohl noch lange weiter jagen und sei es nur, um uns zu erpressen, den Überrest ihres lächerlichen Lords herauszugeben...“ Der Werwolf strich über Sirius’ Hand. „Wir werden ihn schützen und nicht nur wir, die Malfoys sehen ihn wie ein zweites Kind an und Severus...“ „Snifellus war hier?!“ „Sirius! Beherrsch dich! Was hast du erwartet? Severus liegt nicht mehr unter einem Zauber. Und er war es, der Harry gerettet hat, der Einzige, der erst mal gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt! Harry hätte sich ohne ihn das Genick brechen können! Und sie..:!“ Der Andere brachte Remus mit einem Kuss zum Verstummen. „Schon gut“, gab er leise zurück. „Alte Angewohnheit, aber... ich finde den Gedanken einfach nicht erbaulich, dass er es jetzt schon erfahren hat, Moony. Ich meine, Harry ist elf, bei allem, was heilig ist!“ „Denkst du im Ernst, Severus würde ihm etwas antun, was er selbst nicht will? Solltest nicht gerade du es besser wissen? Ich bin auch ein magisches Wesen, Sirius. Ich könnte dir nicht weh tun, selbst wenn ich es wollte. Severus würde ihn eher mit seinem Leben schützen, als ihm etwas geschehen zu lassen! In der Hinsicht kannst du ihm vertrauen! Wenn ich etwas weiß, dann, dass Vampire mit die beschützendsten Wesen sind, was ihre Gefährten angeht! Hast du denn keines der Bücher gelesen, die ich dir gegeben habe, als wir davon erfahren haben?“ „Das ist nicht der Punkt“, gab Sirius nur leise zurück. „Natürlich habe ich die Sachen gelesen, aber... muss es mir denn gefallen? Ich will ihn nicht verlieren... Nicht ausgerechnet an IHN!“ „Dummkopf!“, schimpfte Remus ungehalten. „Du würdest Harry nie verlieren! Überleg doch mal logisch! Er kommt immer zu dir, egal, was es ist. Du stehst an erster Stelle, dann komme ich, dann die Malfoys. Wenn er Albträume hat, schläft er erst wieder, wenn er bei dir ist! Das ist wirklich das Dümmste, was du je losgelassen hast!“ Der Animagus zog seinen Kopf ein, während seine Hände wieder begannen, durch das nachtschwarze Haar seines Patenkindes zu streichen. „Ich werde versuchen, mich zu beherrschen...“ „Das will ich dir raten! Oder willst du ihn zwingen, sich zwischen euch zu entscheiden! Beide Entscheidungen würden ihn nur unglücklich machen! Also wage es nicht, oder ich schwöre, ich häute dich persönlich!“ Sirius lächelte schwach: „Ich werde ihn nicht zu so etwas zwingen, das weißt du. Dazu liebe ich den Kleinen viel zu sehr...“ „Dann benimm dich auch so! Du weißt, dass er es nicht mag, wenn du Severus beleidigst! Ich erwarte ihn ohnehin in den nächsten Tagen bei mir im Büro zu einem ernsten Gespräch über das, was er wohl gerade erst entdeckt haben dürfte.“ Sirius nickte. „Du hast recht, manchmal benehme ich mich einfach nur... kindisch.“ „Das tust du“, bestätigte der Andere, küsste Sirius aber trotzdem sanft. „Und das liebe ich auch an dir... wenn es mich nicht gerade auf hundertachtzig treibt...“ „Musst du nicht irgendwo hin?“ „Allerdings“, gab Remus dunkel zurück. „Es ist gerade mal um Ostern und ich brauche einen neuen Lehrer zur Verteidigung gegen die dunklen Künste... und außerdem warten da unten eine Menge Schüler darauf, dass ich ihnen sage, dass der Junge noch lebt. Nicht zu Vergessen, dass mir die Malfoybande und der anstrengendste Teil der Weasleys das Büro einrennen wird.“ Mit einem letzten Kuss und einen Blick auf den Jungen verließ Remus ihre Wohnung, um sich dem zu stellen, was da noch so auf ihn wartete. Er wusste, Harry würde noch eine Weile nicht aufwachen und vielleicht war das noch nicht mal das Schlechteste, bedachte man, dass er wahrscheinlich schreckliche Schmerzen haben würde. Eigentlich war es Zeit, zum Abendessen zu gehen, doch es hätte Severus nicht gleichgültiger sein können. Er war einfach nur schockiert. Es waren inzwischen zwei Tage seit diesem Unfall vergangen und mal wieder hatte Black seine Krallen gezeigt und einen Hogwarts-Lehrer nach Azkaban befördert. Nicht, dass er damit Unrecht gehabt hatte. Quirrel hatte sich tatsächlich als Verräter erwiesen, als Spion und Kriegstreiber mit dem dunklen Mal auf seinem Arm. Der Tränkemeister umfasste seinen eigenen Arm, doch war sein Mal, wenn auch nicht verschwunden, so doch, ähnlich Lucius’ verblasst, da beide nicht treu gewesen waren. Sie waren nicht versessen auf die Rückkehr des Verrückten, also war das Mal so schwach, wie der, der es ihnen gegeben hatte. Er hatte das gesehen, was vom dunklen Lord übrig geblieben war, nachdem die Bannweber der Auroren die Seele an den Wirt gebunden hatten. Er hoffte, dass die sonst so unfähigen Ministeriumstrottel schnell einen Weg finden würden, das, was noch da war, zu beseitigen. Aber nicht einmal das vermochte ihn zu beschäftigen – oder abzulenken. Er sollte erschrocken sein und er war es. Aber nicht über die Tatsache, dass Voldemort nicht so tot war, wie er sein sollte. Wäre es nur das gewesen... Mit einer fließenden Bewegung goss er sich ein weiteres Glas Feuerwhiskey ein und stürzte es mit einem Zug hinunter. Vor ihm auf dem Tisch lag noch immer das aufgeschlagene Buch, in dem er seit zwei Tagen versuchte, eine negative Antwort zu finden, für etwas, dass er bereits wusste. Auch, wenn er es nicht wahrhaben wollte. Ja, das Schicksal musste ihn wirklich hassen. Egal, wie sehr er versuchte, es zu ändern, es war so und es würde immer so bleiben. Er erinnerte sich an jede einzelne Sekunde, von dem Moment an, indem er es das erste Mal gespürt hatte, dieser Zug, der Drang, ausgerechnet nach Potter zu suchen auf dem Quiddichplatz. Er hatte versucht, zu widerstehen. Lange, vielleicht zu lange. Hätte er eher reagiert... Und dann das Gefühl, als er das schmerzverzerrte Gesicht gesehen hatte. Er selbst, als er losgerannt war. Das Gefühl, den zitternden Körper zu halten. Der Drang, Quirrel höchstselbst umzubringen, möglichst langsam und schmerzvoll. Das noch größere Verlangen, den schlanken Jungen einfach nur in die Arme zu schließen und ihm die Schmerzen zu nehmen, sicher zustellen, dass niemand ihn mehr verletzen konnte . Ein Zweifel war so ausgeschlossen, wie die Unschuld von Albus Dumbledore, an die er nicht eine Sekunde hatte glauben können. Bei Merlin! Warum immer er? Und warum Potter von all den Leuten auf dieser verräterischen Erde! Ausgerechnet das Kind der Herumtreiber, die alles daran gesetzt hatten, sein Leben schwer zu machen, von dem Moment, indem sie ihn entdeckt hatten! Das Schicksal hasste ihn nicht nur, es hatte auch einen mehr als makabren Humor. Und doch war es so. Harry James Potter, Sohn seiner Erznemesis, Patenkind des anderen Nemesis und dessen Gefährten, war sein Gegenpart. Sein zweiter Teil der Seele, für ihn vorbestimmt. Sein Gefährte, wie der Werwolf Blacks war. Der, der für ihn bestimmt war, war gerade mal ein Kind! Und noch dazu das einzige Kind, dass mit einer riesigen, leuchtenden Zielscheibe auf dem Rücken herumlief. Ja, sein Glück stank! Aber so richtig! Nur – was sollte er tun? Nein, genauer gesagt, was konnte er tun? Absolut gar nichts! Er wusste, dieser Bund musste über kurz oder lang geschlossen werden und er hatte wahrscheinlich nicht mehr, als sechs Jahre, bevor es für sie beide schmerzvoll werden würde. Noch war das alles kein Problem, noch war Ha... Potter ein Kind und das Einzige, was er spürte, war ein überwältigender Drang, ihn zu schützen. Aber er wusste nur zu gut, dass sich das auch noch ändern würde. Dazu kam, dass er, da er es nun wusste, Zeit mit dem Jungen verbringen musste, um seine innere Kreatur zu beruhigen, die wissen musste, dass es Potter gut ging. Warum war er nur nicht mehr jung genug, um sich unter seinen Decken zu verstecken und so zu tun, als existiere nichts außerhalb seines Bettes? Etwas, dass nun auch noch getan werden musste, war Etwas, auf das er sich besonders ‚freute’: Er musste zum Direktor schlappen, um ihn über die Situation zu informieren. Und der würde es ohne einen Zweifel an Black weiterleiten. Würde der sich zurückhalten können, oder würde der räudige Köter ihn an Ort und Stelle zu zerfetzen versuchen und dann darüber nachdenken, dass er soeben auch das Todesurteil über Potter gesprochen hatte? Nun, er würde es herausfinden und das wahrscheinlich früher, als erwartet. Es blieb ihm nur zu hoffen, dass Potter nicht so verwöhnt war, wie er fürchtete. „Ja“, gewährte Remus demjenigen, der gerade klopfte, Einlass. Er musste nicht raten, wer es war und es wunderte ihn fast ein wenig, dass es nicht früher war. Aber gut, der andere hatte wohl Zeit gebraucht, um es für sich selbst zu verarbeiten. Was, bedachte man die Vorgeschichte, wahrlich kein Wunder war. Tatsächlich war es sein Tränkemeister, der eintrat, einige Phiolen in der Hand und auch seine Umhangtasche sah aus, als würde sie noch ein paar Tränke beinhalten. „Wie kann ich dir helfen ,Severus?“ Langsam reihte der Angesprochene die Tränke auf dem Tisch auf. Er hatte die letzten drei Tage, wenn er nicht verzweifelt eine andere Erklärung gesucht oder versucht hatte, sich zu betrinken, damit zugebracht, diese Tränke zu brauen. „Die Tränke, die ich für Potter brauen sollte“, erklärte er kurz. „Der Neuralheiler, das Schmerzmittel und das Mittel, um die überanstrengten Knochen wieder zu stärken. Sowie einer, der den Muskeln beim Entspannen hilft.“ „Oh, danke.“ Das erklärte natürlich alles. Severus wäre eher gekommen, doch er hatte es für nötiger gehalten, die Tränke fertigzustellen – verständlich. „Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“, fragte Remus freundlich, als Severus keine Anstalten machte, das Büro wieder zu verlassen. „Wie geht es ihm?“, sprudelte es aus Severus hervor, noch bevor er sich helfen konnte. Der Werwolf sah Severus kurz an: „Er ist noch nicht wieder aufgewacht und seine Nerven spielen verrückt. Er kann vor allem seinen Arm gar nicht mehr ruhig halten. Aber Poppy meinte, er sollte in der nächsten Zeit wieder aufwachen. Übrigens – danke für deine schnelle Reaktion. Du warst der Einzige, der rechtzeitig etwas bemerkt hat.“ Severus war von der Antwort wenig begeistert. Alles in ihm schrie danach, selbst nach dem Kleinen zu sehen, doch er riss sich zusammen – wie immer. „Da wäre ein Punkt, über den wir sprechen müssen“, tastete er sich vorsichtig vor. Remus nickte. Hatte er es doch gewusst. Mit einer kurzen Bewegung seines Zauberstabes rief er sich selbst eine Tasse Tee, Severus einen Kaffe und etwas Gebäck herbei: „Ich denke, das wird länger dauern?“ Severus hob die Augenbraue. Was hatte denn das zu bedeuten? Woher... ahnte dieser auch nur, dass das kein kurzes Gespräch werden würde? Doch er war dankbar für die Tasse und sei es nur, um etwas zu haben, an das er sich klammern konnte. Eine Weile lang beobachtete Remus den Anderen einfach nur. Er ahnte, das der Andere schwer um seine Worte rang und eigentlich empfand er es schon fast als gemein, Severus so zappeln zu lassen. Doch der Andere musste es selbst sagen, darauf hatte Harry bestanden, sonst würde der Tränkemeister sich betrogen fühlen. Es würde noch hart genug für ihren Kleinen werden, Severus in alles einzuweihen. „Nun?“ „Es geht – mal wieder – um Ha... Potter.“ „Sag einfach, was los ist“, schlug der Direktor ruhig vor. Severus seufzte leise. Eine seiner Hände begann, seinen Nasenrücken zu massieren, dann blickte er auf: „Ich trage aktive Vampirgene in mir“, setzte er vorsichtig an. „Ich bin mindestens zur Hälfte ein Daywalker. Das Erbe meiner Familie ist bei mir erstaunlich stark durchgebrochen, wodurch ich an den Codex der Vampire gebunden bin.“ Der Tränkemeister wusste nicht, was er erwartet hatte. Aber das, was nun kam, sicher nicht. „Das erklärt so einiges“, lächelte Remus ruhig. „Aber was hat das mit Harry zu tun?“ „Alles.“ „Kläre mich doch bitte auf.“ Severus seufzte, kurz spielte er mit der Tasse und nippte daran, bevor er sich zusammenriss. „Ich habe guten Grund zu denken, dass er mein Gefährte ist und glaub mir, ich habe alles versucht, eine andere Schlussfolgerung zu ziehen. Es ist nicht möglich.“ Remus nickte einfach nur, sehr zur Verwirrung des vollkommen in Schwarz Gewandeten, was dem sicher noch zu Denken geben würde. Noch schlimmer war für ihn, als der Direktor ruhig sage: „Damit habe ich gerechnet.“ „Was?!“ Lupin lächelte leicht: „Ich bin selbst ein magisches Wesen, ich kenne eine Reaktion auf einen Gefährten, wenn ich sie sehe“, gab er zu bedenken. „Ich habe diese Möglichkeit sogar schon mit Sirius besprochen, wenn ich ehrlich bin und ich habe ihn dazu gebracht, es fürs Erste hinzunehmen, da ihm Harrys Leben zu kostbar ist, um es zu ruinieren.“ „Wie das?“, fragte Severus verwirrt. „Ich bin der einzig Betroffene.“ Der Werwolf lachte leise. „Nicht ganz. Einem Menschen würde es so viel nicht ausmachen, das stimmt. Aber Harry hat aus der Potterlinie das Elfen-Gen geerbt und Elfen überleben den Tod ihres Gefährten nicht lange.“ „Ha... Potter...?!“ „Wird zu seinem fünfzehnten oder sechzehnten Geburtstag ein starkes, magisches Erbe antreten. Ja, und er wird mit spitzen Ohren enden“, scherzte Remus, um die Stimmung wenigstens etwas zu lockern. Severus wurde heiß und kalt. Er hatte gedacht, er wäre der einzig Betroffene, doch nun stellte sich heraus, dass der Kleine nicht weniger leiden würde, sollte ihm etwas geschehen. Damit hätte er im Leben nicht gerechnet. Das machte alles nur noch komplizierter. Erst dann begriff er etwas anderes, dass der Direktor gesagt hatte – dass Sirius es bereits wusste und tatsächlich davon abgesehen hatte, ihn langsam und genüsslich umzubringen. „Was nun?“, fragte der Tränkemeister leise. „Was denn?“, entgegnete Remus. „Es ist nun einmal so und niemand kann es ändern, ohne euch beiden zu schaden, Severus. Wie gesagt, ich finde es nicht weiter schlimm, es muss einen Grund haben, dass das Schicksal dich gewählt hat. Vielleicht deine innere Stärke. Das ist Etwas, das Harry immer brauchen wird.“ „Warum das?“, fragte der Tränkemeister verwirrt. „Der Junge weiß doch sehr genau, was er will.“ „Du erinnerst dich an den Zwischenfall mit Professor Tabbert? Er kam damals nicht in deine Stunde.“ Remus wartete, bis der Andere langsam nickte: „Er hatte einen Zusammenbruch. Harry mag nicht so wirken, aber er hat mehr durchgemacht, als du auch nur ahnen kannst. Weswegen Sirius auch derart überbeschützend ist und das auch noch leider zurecht.“ „Was heißt denn das schon wieder?!“ Severus wusste nicht, warum, doch sein Bedürfnis, zu dem Kleinen zu rennen, um sich zu vergewissern, dass es ihm gut ging, dass er noch atmete, wurde fast schon übermächtig. Remus seufzte leise. „Eine der Anklagen gegen Dumbledore ging auf Kindesmisshandlung und bewusste, unterlassene Hilfeleistung. Aber es wurde nie ein Name erwähnt. Lucius und Sirius hatten alle Mühe, den aus der Presse rauszuhalten“, gab der Werwolf ruhig zurück. Dann schob er Severus eine Akte zu. „Harry spricht nicht viel darüber. Er vermeidet es, wann immer es möglich ist.“ Langsam öffnete Severus die Akte, doch schon beim ersten Bild schlug er sie zu, seine Augen leuchteten sekundenlang bedrohlich golden auf. Es kostete den Mann sichtlich alle Anstrengung, seine Emotionen ruhig zu halten. „Wann... kann ich ihn sehen?“, fragte er schließlich leise. „Morgen hat Sirius einen wichtigen Termin im Ministerium und ich muss hier einige Gespräche wegen eines neuen Lehrers führen, ich kann nicht auf Dauer unterrichten und Direktor sein, dann wäre es nicht schlecht, wenn du in deinen beiden Freistunden vor dem Essen auf ihn achten könntest. Nicht, dass er, wenn er aufwacht, allein ist.“ Severus nickte knapp. „Ich werde da sein“, gab er kurz bekannt, bevor er sich abrupt erhob und mit der Akte in der Hand verschwand, wohl, um sie einer weiteren Inspektion zu unterziehen. Remus sah dem Anderen hinterher, wohl wissend, dass Severus nun gegenüber Harry mehr, als beschützend sein würde. Er würde den Kleinen nicht aus den Augen lassen, schlimmer noch als Sirius, doch er hatte beschlossen, dass Severus wenigstens einen Teil der Wahrheit erfahren musste, so konnte sich Harry einen Teil der Geschichte sparen. Der Rest würde noch hart genug für ihn werden. So ruhig wie möglich klopfte Severus an der Tür, die zur Wohnung des Direktors führte. Remus hatte ihm gesagt, er solle klopfen, dann würde Sirius gehen. Der Andere weigerte sich, Harry auch nur eine Sekunde allein oder unbeaufsichtigt zu lassen, da er nicht wollte, dass der Junge allein aufwachte. Der Tränkemeister war immer noch schockiert und zutiefst erschüttert über die Akte, die man ihm gegeben hatte. Lucius hatte nie ein Wort über das verloren, was dem Jungen widerfahren war, obwohl er ihn sogar ganz zu Beginn gesehen hatte, nur ein oder zwei Tage, nachdem man ihn von dieser wahnsinnig gewordenen Familie weggeholt hatte. Er verstand allerdings auch, warum das nie öffentlich gemacht worden war. Harry hätte keine stille Minute mehr gehabt, von dem Moment an, als er Hogwarts betreten hatte. Er musste eine Weile warten, bevor Black ihm öffnete. Bereits fein angezogen, in edlen Roben, seinen Umhang über dem Arm. Sirius musterte den Mann vor ihn, doch wie versprochen, setzte er weder zu Beleidigungen, noch zu sonst etwas an. Ruhig blickte er in die dunklen Augen, die mit seinen zu konkurrieren schienen. „Er liegt im Wohnzimmer“, klärte Sirius den Anderen auf, während er mit einer eleganten Bewegung (hatte der Mann heimlich bei Malfoy Unterricht genommen oder was) seinen Umhang befestigte. „Die Tränke, die er brauchen würde, wenn er aufwacht, stehen auf dem Wohnzimmertisch. Ich bin so bald wie möglich wieder da.“ Damit verließ er die Wohnung. Lucius und er hatten eine Idee ausgearbeitet, die ihnen, Horkrux hin oder her, die Sorge um Voldemort nehmen würde. Es war so simpel, dass es schon an Lächerlichkeit grenzte. Und vielleicht genau deswegen so genial. Severus blickte Black verständnislos hinterher. Werde einer aus Herumtreibern schlau, schloss der Tränkemeister, bevor er in die bequem eingerichtete Wohnung trat, die zu seiner persönlichen Erleichterung nicht, wie die Gryffindorschafsäle, einem Puff glichen. Statt dem Rot und Gold fand er helle Blautöne, Silber, weiß und Schwarz vor. Und helles, warmes Braun. Zögernd und doch von einer inneren Unruhe getrieben, trat er zu dem breiten, hellblauen Sofa. Das Einzige, was er unter einer bunt gemusterten Baumwolldecke ausmachen konnte, waren mitternachtsschwarze Haare. Harry! Wieder spürte er die Wärme in seinem Inneren heraufkriechen. Sanft und willkommen. Doch gleichzeitig war da auch ein nicht fassbarer Ärger. Das hier war nicht der Zustand, in dem er seinen Gefährten sehen wollte! Severus musste sich konzentrieren, um diese Gefühle einstweilen beiseite zu schieben. Er kniete vor dem Kopf des Jungen nieder, zog die Decke ein Stück zurück. Harry war immer noch unnatürlich bleich und von Zeit zu Zeit zuckte er zusammen, eine Reaktion der geschädigten Nerven wahrscheinlich. Doch der Heilschlaf, in dem er lag, war nicht mehr sehr tief, das spürte der Tränkemeister sofort. Er war voll ausgebildet und dazu gehörten auch Kurse in Heilmagie. So konnte er das mit Sicherheit feststellen. Nachdenklich setzte Severus sich in einen der bequemen Sessel. Er hatte sich ein Buch mitgenommen, doch es blieb ungeöffnet in seinem Schoß liegen, stattdessen kreisten seine Gedanken um den Kleinen, der da unter dieser lächerlich bunten Decke lag. Er kannte diese Art Decke. Draco hatte eine ganz ähnliche. Ohne sie hatte er sich geweigert, ins Bett zu gehen, bis er acht geworden war. Soweit er wusste, hatte Draco die Decke auch irgendwo in seinem Gepäck – ganz heimlich natürlich, weil er als großer Junge so was selbstverständlich nicht mehr nötig hatte. Sirius hatte sie dem Jungen wahrscheinlich übergelegt, um ihn irgendwie zu beruhigen, wenn er aufwachte. Gar nicht mal so dumm von dem Mann, wie er, gegen seinen Willen, zugeben musste. Wie wohl Harry reagieren würde? Er war nie sehr nett zu dem Jungen gewesen, auch, wenn er sich im Unterricht zurückgehalten hatte, da er sich weigerte, sein eigenen Haus bloßzustellen, so war er doch nie sonderlich nett zu Potters Kind gewesen. Sehr zu Dracos Frust, der sich oft bei ihm beschwert hatte, wegen dieses Benehmens. Der Tränkemeister begann mal wieder, seinen Nasenrücken zu massieren, während er das immer mal wieder auftretende, schmerzhaft aussehende Zittern sorgenvoll beobachtete. Harry war ein Kind, verdammt noch mal! Wie würde er es aufnehmen, dass sein Schicksal im Grunde schon besiegelt war? Dass festgelegt war, mit wem er zusammen sein würde, statt wie andere nach einem Partner zu suchen? Für den Jungen würde es keine heimlichen, romantischen Stelldicheins auf dem Astronomieturm geben, denn Severus wusste, dann würde er vielleicht den anderen Teilnehmer daran umbringen. Er war von Natur aus ein Wesen, dass nicht teilte und schon gar nicht den Gefährten. Es wäre vielleicht besser gewesen, ging es ihm durch den Kopf, wenn er Harry erst später kennen gelernt hätte. In einigen Jahren... Aber für diese Art Gedanken war es zu spät. Er hatte die Wahrheit da draußen auf dem Quiddichfeld begriffen und sein Körper hatte es beim Festessen am ersten Schultag registriert. Es gab kein Zurück. Eine zu lange Trennung von dem Jungen würde ihn in den Wahnsinn treiben und Potter vielleicht auch nicht unbedingt gut bekommen. Es gab nur so wenige Aufzeichnungen über magische Wesen, von denen eines erwachsen war und in einem Kind seinen Gefährten erkannte. Wie man mit so etwas umging, wie man sich selbst zurücknehmen konnte, während der Gefährte erst langsam erwachsen wurde... Im Grunde war er überrascht, dass Lupin und Black ihn überhaupt zu dem Jungen ließen, ganz offensichtlich ohne jegliche Angst, dass er über ihn herfallen würde. Es war, als wüssten sie über Vampire Bescheid, doch das konnte nicht sein. Er hatte niemandem je über seine Abstammung berichtet – andrerseits – auch Dumbledore war offensichtlich dahinter gekommen. Noch heute erinnerte er sich an den Schmerz, als er den Trank zu sich genommen hatte. Dann an diese unglaubliche Macht, die frei geworden war, als der Fluch, mit dem der Alte ihn belegt hatte, endlich gebrochen war. Er sollte mit Lupin reden, er hatte das untrügliche Gefühl, der Werwolf wusste über diese Sache mehr, als er zuzugeben bereit war. Und das betraf auch Lucius. Jeder schien mehr zu wissen, als er und das regte ihn auf. Wie sollte er seinen Gefährten denn beschützen, wenn er nicht wusste, was kam?! Immer noch die Gedanken hin und her wälzend saß Severus einfach da, das Buch hatte er inzwischen auf den Tisch gelegt, sich darauf zu konzentrieren, schien ihm einfach unmöglich. Wenn er nur wüsste, was um ihn herum gespielt wurde! Und wie kam es, dass Black in der Sache mit Quirrel so rasch reagieren konnte, ohne auch nur einen Schock zu bekommen, als er den Bewohner am Hinterkopf des Anderen gesehen hatte! Er selbst hätte fast einen Herzstillstand bekommen! Wenn es nicht so unsinnig gewesen wäre, er hätte schwören können, Black hatte gewusst, was er sehen würde! Ein Wimmern ließ ihn aufschrecken. Der Blick des Tränkemeisters glitt zu dem schlafenden Kind, hatte er sich geirrt? Er trat näher, zog die Decke ein Stück zurück. Ein weiteres Wimmern. Nein, definitiv nicht! Vorsichtig strich er über Harrys vom Schlaf gerötete Wangen. „Hörst du mich?“ Schmerz. Oh, wie er es ‚liebte’, zu dem Gefühl aufzuwachen, dass sein Körper nur aus Einzelteilen zu bestehen schien, die auf glühende Eisenstangen gespießt zu sein schienen! Er merkte gar nicht, dass ihm ein Wimmern entkam, als ein besonders heftiges Zerren durch seinen linken Arm schoss. Langsam kam die Erinnerung zurück. Das Spiel, der Schnatz... der Schmerz. Und das warme Gefühl, auf einmal in Sicherheit zu sein. Ein anderes, als bei Sirius oder Remus. Eines, dass er nur von einer einzige Person kannte – und dieses Gefühl war auch jetzt da. Er verstand das nicht? Wie konnte das sein? Langsam öffnete Harry die Augen. Nein, kein Traum. Der Tränkemeister war tatsächlich da! Himmel! Es war schon geschehen? Der erste Kontakt? Natürlich, in dem Moment, als der Andere ihn aufgefangen hatte, aller Wahrscheinlichkeit nach. Er schloss seine Augen wieder, streckte sich aber der Hand entgegen, die über seine Wange strich. „Nicht einschlafen!“, kam sofort die befehlsgewohnte Stimme, nur war sie sanfter, als sonst. Also blinzelte Harry erneut. Etwas wurde gegen seine Lippen gehalten, er trank es. Er war nicht in der Verfassung, einen Streit mit dem Tränkemeister anzufangen, wohl wissend, dass er sicher nicht siegen würde. Es hatte sich aber gelohnt, bedachte man, dass die Schmerzen langsam aber sicher betäubt wurden. Nun erst bekam er seine Augen ganz auf und blickte den Älteren fragend an. „Professor?“, fragte er leise. Bisher hatte er den Andere nur ein einziges – das erste und letzte Mal – anders genannt. Severus half dem Jungen, sich aufzurichten, er lehnte ihn an die Ecke des Sofas und stopfte ihm einige Kissen unter den Rücken, bevor er eine weitere Phiole entkorkte, die ohne Wiedersprüche geleert wurde. Dieser folgte noch eine Dritte und Vierte, nichts von dem Zeug schmeckte auch nur im Geringsten, nebenbei bemerkt. Aber auch das Problem löste sich, als ihm ein Glas hingehalten wurde. Erleichtert wollte Harry danach greifen, doch seine Hand machte ihm einen Strich durch die Rechnung, er hätte es fast fallen lassen. Verdammt! Frusttränen stiegen in den grünen Augen auf, während Harry auf die zitternde Hand blickte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! „Nimm die andere Hand.“ Harry versuchte es, ohne großen Erfolg. Zwar tat die Hand, was er wollte, doch er konnte das einfache Gewicht des Glases kaum halten. Es wurde ihm erneut abgenommen und diesmal in die Lippen gehalten. Harry wandte den Kopf ab und schloss nur seine Augen. Bei Merlin! Was sollte das? Das war so... peinlich! Nicht fair! „Dummer Junge!“, schimpfte Severus halbherzig. „Trink gefälligst was! Du kannst nichts dafür, dass du das Glas nicht halten kannst, du hast Nervenschäden!“ Der Tränkemeister strich kurz über eine der Handflächen. „Das wird wieder“, fügte er noch versöhnlich hinzu. „Und jetzt trink bitte.“ Langsam wandte sich Harrys Kopf wieder um, eine einzelne Träne rann seine Wange herab. Das war so gemein! Warum war das passiert!? Doch er trank, wenigstens etwas. Er wollte nicht hilflos sein! Severus seufzte leise, als er das beobachtete. Es war nicht schwer, Harrys Gefühle von dessen Gesicht abzulesen. Der Junge kam sich schlicht vollkommen hilflos vor. Er konnte vermutlich noch nicht mal ohne Hilfe aufstehen. Er würde ihm so gerne helfen, doch die Heilung brauchte nun einmal Zeit. Langsam strich er die einzelne Träne von der nun bleich wirkenden Wange. „Ich verspreche dir, es wird wieder“, sagte er ernst. Kurz schniefte Harry, doch er gab auf. Er legte seinen Kopf gegen die Lehne des Sofas. Es war nun einmal geschehen. Er hatte einen Nervenschaden. Es war nicht sein Erster. Aber er fühlte sich so verdammt hilflos! Dazu war er noch klein und konnte seine Gefühle nicht kontrollieren! Er wollte nicht, dass Snape ihn weinen sah! Severus beobachtete den Jungen mit sorgenvoll kraus gezogener Stirn. Ihm gefiel das gar nicht. Er überlegte gerade, worüber er sich mit dem Jungen unterhalten konnte, um ihn abzulenken, als er das heftige Zucken bemerkte. Ein Krampf! Sofort war er neben Harry und begann, dessen linken Arm vorsichtig zu massieren. Er bemerkte nach einer Weile, dass der Jüngere sich an ihn gekuschelt hatte, die Augen wieder geschlossen, während er zu versuchen schien, den Schmerz auszublenden. Vielleicht spürte Harry automatisch, dass er ihm nichts tun wollte und suchte seine Nähe, gerade jetzt, wegen des Schmerzes. Es dauerte einige Minuten, doch dann schien der Anfall wieder vorbei zu sein. Wenigstens war nur der linke Arm derart heftig betroffen und zum Glück nicht Harrys Zauberarm. Der mochte zwar auch nicht so, wie Harry wollte, aber das würde sich schnell einrenken. Das mit dem Linken aber konnte sich das hinziehen... „Besser?“, fragte Severus nach einigen weiteren Minuten, die sie nur still zusammengesessen hatten. Harry sog den ihm so vertrauten Duft ein. Kräuter, Kreide und etwas Undefinierbares, was Severus selbst sein musste. Es beruhigte ihn und half ihm, den Schmerz zu verdrängen, so, wie es die langen, schlanken Finger taten, die ihn vorsichtig massierten. Als er die Frage hörte, nickte er gegen die dunklen Roben des Vampirs, ohne sich die Mühe zu machen, aufzusehen. „Müde?“ Auch auf die zweite Frage nickte Harry nur schwach. Er spürte, wie er wieder hingelegt wurde, dieses Mal so, dass sein Kopf im Schoß des Älteren lag und die langen Finger strichen ihm durch die Haare, nachdem sie ihn wieder in seine Kuscheldecke gewickelt hatten. Severus lächelte ein wenig. Seine innere Kreatur war zufrieden, den Kleinen so zu spüren, wenn auch unglücklich, nicht mehr tun zu können. „Dann schlaf“, forderte er den Kleinen leise auf. Noch bevor Harry sich zurückhalten konnte, rutschte es ihm heraus. Vielleicht war es die Angst, dass das hier mal wieder das erste und letzte Mal sein konnte. Seine rechte Hand verkrampfte sich etwas in den Roben des Älteren, soweit es eben ging mit den geschädigten Nerven: „Nicht... nicht wieder sterben“, flüsterte er erschöpft. Im ersten Augenblick glaubte Severus, sich verhört zu haben, kurz hielt er in seinen Bewegungen inne. „Sterben?“, fragte er dann aber verwirrt. „Was redest du denn da? Du wirst nicht sterben! Nicht davon, das versichere ich dir! Gut, es ist schmerzhaft, aber... was meinst du, mit nicht schon wieder?“ Ups... Doch Harrys Müdigkeit ersparte es ihm, eine genauere Antwort geben zu müssen. „Du hast sicher nur schlecht geträumt“, murmelte Severus, während er wieder begann, durch die wirren, schwarzen Haare zu streichen. Wobei er herzlich wenig von seiner eigenen Annahme überzeugt war, so wie ihm sein Gefühl sagte, dass Harry das Sterben nicht auf sich, sondern auf ihn bezogen hatte. Aber was sollte er denn tun? Der Kleine war schwerlich in der Verfassung für eine Befragung, welcher Art auch immer und etwas in ihm weigerte sich ohnehin, den Jungen zu etwas zu drängen, dass der nicht wollte. Erst am späten Nachmittag kamen Remus und Sirius zurück, wobei Letzterer den Tränkemeister mit einem mehr als komischen Blick bedachte, als er sah, wo Harry da schlief, doch die Hand seines Gefährten hielt ihn von jeglicher Dummheit ab. „Er ist aufgewacht?“, fragte Remus überrascht. Er wusste, Severus hätte den Jungen, Drang hin oder her, sonst nicht halb auf dem Schoss. Dazu neigte der Tränkemeister einfach nicht. „Kurz“, bestätigte Severus knapp. „Und?“ Der Vampir blickte auf seinen Vorgesetzten, bevor er sanft und vorsichtig die Finger aus seiner Robe löste. „Er kann die Motorik seiner linken Hand gar nicht kontrollieren und die Rechte war sogar zu schwach, um ein gefülltes Glas zu halten“, gab er die gewünschte Auskunft. Langsam erhob er sich und bettete den Jungen wieder in den Kissen. Er schwieg über die seltsame Bitte und das Gerede vom Sterben allerdings. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Fiebertraum gewesen, ausgelöst durch die Schmerzen. Wie sonst käme ein so junges Kind auf die Idee, über den Tod nachzudenken! Sirius’ Fäuste ballten sich derart, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Warum darf ich ihn gleich noch mal nicht zerfleischen?“, fragte er eisig und im ersten Moment dachte Severus, dieser Wahnsinnige meinte ihn, bis Remus ruhig antwortete. „Weil dann die Gefahr bestünde, dass das, was noch von Voldemort übrig ist, auf dich überspringt und Harry darüber sicher nicht sonderlich glücklich sein würde.“ Ach so, die Rede war von Quirrel! Gut zu wissen, dass Black doch noch einen Rest Verstand zu besitzen schien. Es war... beruhigend. Sirius knurrte ein weiteres Mal sichtlich unzufrieden. Er wollte diesem Mann weh tun – lange und nachhaltig. Aber das war nicht mehr in seiner Hand. Vielleicht würden sich andere dieser Sache annehmen. „Ich werde dann wieder in meine Quartiere gehen“, sagte Severus ruhig, während er sich die Robe glättete und nach seinem Buch griff. „Sollte etwas sein, ich bin jederzeit erreichbar, ich werde mein Flohnetz offen lassen.“ Er bezweifelte es zwar, aber er wollte es gesagt haben. Remus lächelte den Anderen freundlich an und führte ihn aus der Wohnung. „Danke für deine Hilfe.“ „In diesem Fall, Lupin – jederzeit wieder“, gab er ruhig zurück. „Gut zu wissen – und Severus – du kannst jederzeit auch mal so vorbei kommen, ich denke, Harry würde sich freuen.“ „Ich werde sehen“, gab der Tränkemeister unbestimmt zurück, doch er gedachte, dieses Angebot voll und ganz auszunutzen, bis Harry wieder in den Kerkern und somit in seiner direkten Nähe sein würde. Der Werwolf nickte. „Dann denke ich, sehen wir uns zum Abendessen. Ich werde in die Halle kommen. Sirius wird in der Zeit bei Harry bleiben und ihn vielleicht wecken, damit er was zu Essen bekommt.“ „Er wird ihn füttern müssen...“ „Das wird kein Problem sein“, lächelte Remus nur und beobachtete, wie Severus davonlief, seine Roben umgaben ihn wie immer, wie eine Wolke. Kopfschüttelnd trat Remus zu Sirius, der inzwischen vor dem Sofa kniete und immer wieder über Harrys Wangen strich. „Alles in Ordnung?“ „Ich bin nur wütend. Ich meine – warum immer er? Ist er nicht schon genug gestraft? Erst die sieben Jahre bei diesen Wahnsinnigen, dann die Erinnerungen und jetzt auch noch das hier? Ich will doch nur, dass er eine Kindheit hat, wie jeder andere auch!“ Remus küsste seinen Geliebten sanft und strich über dessen pechschwarzes Haar. „Ich weiß“, gab er leise zurück. „Ich weiß das doch alles. Aber mit so was hat Keiner gerechnet. Wir müssen eben künftig besser aufpassen und ich werde mit Madame Hoodge reden, dass sie künftig vor einem Spiel die Bälle untersuchen soll. Nur zur Vorsicht.“ „Er ist wieder vollkommen hilflos...“ Der Werwolf lächelte nur: „Er hat uns. Wir passen auf ihn auf. Severus wird ihn nicht aus den Augen lassen und Draco sicher auch nicht. Selbst Narcissa hat immer ein Auge auf ihn.“ Sirius stand wieder auf, nahm nun erst seinen Umhang ab und brachte seinen, sowie Remus’ zu ihrer Garderobe, ließ auch seine Schuhe dort, „Was habt ihr jetzt eigentlich besprochen?“ Sirius grinste eisig. „Quirrel samt seinem Mitbewohner hinter den Vorhang der Mysteriumsabteilung zu befördern. Dort hilft ihm auch kein Horkrux mehr. Es gibt kein Ritual, um Menschen hinter dem Vorhang zurückzurufen, ob die Seele nun vollständig ist, oder nicht. Es ist eigentlich eine ganz simple Lösung, nur das noch niemand darauf gekommen ist.“ „Die Idee ist genial!“, stimmte Remus bewundernd zu. „Und wir haben schlagartig einen riesen Haufen Probleme weniger am Hals!“ „Ja, dann geht es nur noch darum, Harry vor der Rache einiger durchgeknallter Anhänger zu bewahren...“ „Das wird schon schwer genug werden, glaub mir.“ Sirius lachte trocken auf: „Allerdings. Und solange Dumbles noch atmet, ist er nicht sicher. Der Alte würde sich noch selbst Voldemort als Wirt anbieten, um Harry verletzen zu können!“ „Warum werft ihr ihn nicht hinterher?“ Sirius massierte sich seine Stirn. „Bei seiner letzten Befragung sind einige Dinge herausgekommen, die das Wizgamont dazu gebracht haben, erst mal Nachforschungen anstellen zu wollen. Es geht tatsächlich noch um eine Sache zu Grindelwalds Zeiten. Bevor sie das volle Ausmaß nicht kennen, wollen sie keine voreiligen Urteile vollstrecken oder aussprechen.“ Remus’ Augen verdunkelten sich etwas, doch dann seufzte er. „Ich bin dann weg, bis nachher...“ Sirius nickte und küsste seinen Geliebten noch einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)