Das Geheimnis des Spiegel von NaBi07 ================================================================================ Kapitel 1: Der Junge auf dem Dach --------------------------------- „Dunkelheit erfüllte den Raum. Tief schwarz, alles verschlingend. Angezogen von einem gleißenden Licht, dass es als einziges schaffte die Dunkelheit zu durchbrechen, machte sich eine Frau auf die Reise zu einer ihr unbekannten Welt. In der Rechten trug sie einen Spiegel der den blauen Schein des Lichtes reflektierte. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen. Nackt, wie Gott sie schuf, schwebte sie der Quelle des Lichtes förmlich entgegen. Ihre bloßen Füße erzeugten kein einziges Geräusch und hinterließen keine Spuren. Ihr Atem dagegen ging stoßweise, so als ob sie schon tausende Kilometer gerannt wäre und ihr Keuchen übertönte die Stille. Dann wurde sie von dem Licht verschlungen und die Finsternis blieb alleine zurück.“ Nele setzte sich wieder hin, nachdem sie beim Erzählen im Zimmer auf und ab gelaufen war. Auch ihr Atem entwich nur noch stoßweise. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Puls raste vor Aufregung. Kaum zu glauben, dass sie endlich ihren Traum in Worte fassen konnte. Sie heftete ihren Blick an die gegenüberliegende Wand und hoffte inständig, dass ihrer Zuhörerin sie nicht für Verrückt halten würde, denn Nele glaubte selbst nicht mehr ganz an ihren geistigen Zustand. „Wie oft hast du das schon geräumt ?“, fragte ihr beste Freundin und verdrängte so die unbehagliche Stille im Zimmer. „Es hat vor ein paar Jahren angefangen. Aber in den letzten Wochen träume ich es jede Nacht. Immer mehr Details kommen hinzu. Das Licht wird immer Heller. Manchmal ist es blau, dann wieder orange. Mir ist es fast so als könnte ich die Frau vor mir berühren, doch es gelingt mir im letzten Moment einfach nicht“, erklärte sie und spielte nervöse mit ihren Fingern. Lydia beobachtete ihre Freundin eine Weile. Nie zuvor hatte sie Nele so aufgeregt und angespannt erlebt. Innerlich ärgerte sie sich darüber, dass Nele erst jetzt von ihren Träumen erzählte. Aber den bissigen Kommentar dazu unterdrückte sie lieber. Dafür gab es ja noch genügend Gelegenheiten. Jetzt rief sie sich erst noch einmal den Morgen und die Geschehnisses des vergangenen Tages ins Gedächtnis zurück, um alles richtig zu verstehen: Der Tag hatte wie jeder andere begonnen. Pünktlich zu Unterrichtsbeginn saß Lydia an ihrem Platz. Gemeinsam mit Nele war sie lachend und scherzend in die viel zu überfüllte Schule gerannt . Die Sonne brannte wie verrückt vom Himmel und kein einziger Luftzug verschaffte Kühlung. Nur mit unglaublicher Willenskraft konnten sich die beiden Kindheitsfreunde voneinander trennen. Wer hatte bei diesem Wetter auch schon große Lust sich in einen viel zu überhitzten Klassenraum zu setzten und zu büffeln. Viel lieber wäre sie mit Nele ein Eis essen gegangen und hätte sich mit ihr über Gott und die Welt unterhalten. Leider teilten die beiden keine gemeinsame Klasse. Lydias ein Jahr ältere Freundin wiederholte zwar das Jahr, musste aber in eine andere Klasse gehen. Das Schuljahr neigte sich seinem Ende zu. Bald standen die Prüfungen vor der Tür. Gelangweilt ließ sich Lydia vom Mahtelehrer berieseln, dabei machte sie sich hin und wieder ein paar Notizen. Quälend langsam verstrich die Doppelstunde. Tick. Tack. Tick. Tack. Lydia konnte ihre Augen kaum von der weißen Wanduhr lösen. Sie fragete sich, wann ihre Qual endlich ein Ende habe und sie wieder an die frische Luft käme. Der Schweiß rann ihr in Bächen das Rückrad hinab und klebte ihr Shirt an ihren Körper. Dann klingelte es endlich und das Mädchen sprang, plötzlich mit neuen Batterien ausgestattet, hoch und raste in Richtung Treppe. Sie dämpfte ihren Gang, außer Puste geraten und bemerkte einen Jungen, der ihr mit seinen Freunden schwatzend entgegenkam. Kieran. Neles Klassenkammrad. Er schien so sehr in sein Gespräch vertieft, dass er Lydia nicht bemerkte. Sie stellte sich ihm prompt in den Weg und fragte mit herausfordernder Stimme: „Wo ist Nele?“ Kieran blickte erst verwundert auf, dann aber erkannte er die Person ihm gegenüber. Ein lächeln umspielte seine Lippen. „Die schläft wohl noch“, antwortet er breit grinsend. Lydia runzelt ihrerseits die Stirn. Schläft? Unmöglich. Nele war eine Musterschülerin. Sie würde niemals im Unterricht einschlafen. „Blödsinn. Jetzt bleib mal ernst und versuch mich nicht zu verkohlen. Wo ist sie?“, fragt sie leicht gereizt. Wenn es etwas gab, worauf Lydia allergisch reagierte, dann war es die Tatsache, wenn sich jemand über Nele lustig machte. „Ich sagte doch die pennt. Nicht mal der Lehrer konnte sie wecken. Einfach unglaublich!“ Mit einem zwinkern und schallendem Gelächter machte er sich wieder auf den Weg und ließ die verdutzte Lydia zurück. Beunruhigt marschierte das Mädchen mit großen Schritten die Treppen hinauf. Dann bog sie links ab und überquerte den Flur ohne weitere Probleme, bis sie an dem Zimmer mit dem Schild „10a“ gelangte. Langsam öffnete sie die Tür und sah sich um. Das Sonnenlicht schoss auch hier durch die Glasscheiben der Fenster und erhitze den Raum in einem unerhörtem Maße. Ansonsten war der Raum leer. Tische und Stühle standen in Reih und Glied. Alle verlassen. Bis auf einem. Eine zusammengekauerte Gestalt lag seelenruhig auf dem alten Möbelstück und schlummerte vor sich hin. Nur ein regelmäßiges Atmen war zu hören. Lydia schlich sich langsam an und ließ sich auf einem Stuhl neben Nele fallen. Unfassbar. Nele war tatsächlich eingeschlafen. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin schreckte Nele zusammen und fing an zu wimmern. Besorgt versuchte ihre Freundin sie zu wecken. Doch ohne Erfolg. Das Jammern wurde immer schlimmer und mit einem plötzlichen: „Geh nicht!!“ sprang das Mädchen auf. Völlig aufgelöst und außer Atem stand sie in dem viel zu warmen Zimmer. Ihre Wangen leuchteten rot und schwache Tränenspuren schimmerten im Sonnenlicht. Lydia erhob sich sachte von ihrem Platz. Angst unbekannten Ursprungs fraß sich tief in ihre Seele. Eine dunkle Vorahnung breitete sich aus. Die beiden Mädchen starrten sich stumm und fassungslos an. Keiner traute sich etwas zu sagen. Dank jahrelanger Vertrautheit konnte sie den Gedanken des jeweilig anderen in dessen Augen ablesen. Langsam sammelten sie ihre Sachen zusammen und verließen vorzeitig die Schule. Und zum ersten Mal in ihrem Leben schwänzte Lydia die Schule, um sich und ihrer Freundin eine Erholungspause zu gönnen. Zum Glück waren Lydias Eltern um diese Zeit nie da, weshalb sie sich in ihrer klimatisierten Wohnung zurückziehen und über alles reden konnten. „Herr Buchner. Er ist unser neuer Vertrauenslehrer, vielleicht kann er dir ja helfen. Er hat doch Psychologie studiert. Der müsste sich doch mit Traumdeutung und so nem Zeug auskennen“, schlug Lydia vor. Sie selbst stieß an ihre Grenzen. Sie wusste auch nicht, warum es ihr so große Angst bereitete über diesen Traum zu sprechen. Nele brauchte eindeutig Hilfe, die ihre Freundin ihr nicht bieten konnte. „Glaubst du etwa ich bin verrückt!“, fuhr Nele ihr Gegenüber fauchend an. „Nein. Es tut mir Leid. Das war eine dumme Idee“, versuchte diese das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen. Es war nicht leicht mit ihr auszukommen. Immer ging sie schnell in die Luft und gab anderen die Schuld für ihre Wutausbrüche. Natürlich war Nele eine gute Zuhörerin. Aber sobald es um ihre eigenen Probleme ging, machte das Mädchen einfach dicht. Das lag wohl an ihrer nicht ganz so liebevollen Kindheit. Lydia wusste das, wünschte sich aber ab und zu, dass Nele nicht so explosiv wäre. Sie seufzte bedrückt. Wenn sie ihrer Freundin doch nur besser helfen könnte. Nele schweifte mit ihrem Blick durch das Zimmer. Leise tickte die kleine Uhr an der Wand. „Es ist schon Spät. Ich muss gehen.“ sagte sie nach einer Weile und verschwand gleich nach einem Bruchteil einer Umarmung aus Lydias Zimmer. Man konnte deutlich spüren, dass das Mädchen es bereute von ihrem Traum berichtet zu haben. Und das tat Lydia leid. Sie hat es nicht leicht, dachte sie. Sie ging zu ihrem Fenster und wartete bis sie Nele nicht mehr sehen konnte. Neles Eltern hatten sich scheiden lassen als sie noch ganz klein war. Sie lebte danach drei Jahre mit ihrem Vater zusammen und führte ein einigermaßen glückliches Dasein. Doch als er plötzlich Starb, wurde sie bei den Verwandten herumgereicht, wie ein unliebsames Geschenk bis sie am Ende wieder bei ihrer frisch verheirateten Mutter landete und diese ihre völlig verstörte Tochter wieder an sich nahm. Das war keine leichte Zeit für das noch junge Mädchen gewesen. Ihre Mutter hatte sich bereits eine neue Familie zugelegt. Damit kam Nele nur sehr schwer zurecht. Ihr neuer Mann hatte seinen Sohn mit in die Familie gebracht. Nele widerstrebte es ihre Mutter mit jemanden zu teilen, da sie ihren Vater drei Jahre lang für sich alleine gehabt hatte und nicht einsah, dass ihre Mutter nicht nur ihr gehören sollte. Die neue Familie brachte ihr viel Liebe entgegen, trotzdem konnte Nele es ihrer Mutter nicht verzeihe, dass diese sich so lange nicht gemeldet hatte. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich an das neue Umfeld und lernte sich anzupassen. Mit feurigem Temperament schaffte sie sich ihren Platz. Während dieser Zeit hielten die beiden Mädchen ständigen Kontakt. Lydia versuchte ihre Freundin so gut es ging zu unterstützen, doch manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr diese entglitt. Es hatte sehr lange gedauert bis Nele ihrer Freundin beichtete, dass sie sich in Tom verliebt hatte. Keiner durfte davon erfahren. Er war immerhin ihr Stiefbruder. Der Junge war zwar nicht immer nett zu ihr, doch wenn es hart auf hart kam, kümmerte er sich liebevoll um seine Schwester. Lydia selbst konnte diesem jungen Weiberhelden nichts abgewinnen. Er wechselte seine Freundinnen wie andere ihre Unterwäsche und schien Nele schamlos auszunutzen. Zur Zeit war es besonders schlimm. Die Eltern der beiden befanden sich in den zweiten Flitterwochen und Nele musste sich um ihren chaotischen Bruder kümmern, der nicht einmal in der Lage war ein Ei zu braten, ohne die Wohnung in Brand zu setzen. Lydia ließ sich auf ihr Bett sinken und nahm sich wiedereinmal vor für Nele wenigstens eine gute Freundin zu sein und sie zu unterstützen, so gut sie es eben konnte und diese es zuließ. Was hatte der Traum bloß für eine Bedeutung? Und warum hatte Lydia solche Angst die Wahrheit aufzudecken? Das Mädchen freute sich, als sie ihren Wohnblock erblickte und grinste in sich hinein. Nele suchte nach dem Fenster ihres Wohnzimmers und tanzte innerlich glücklich, weil Licht brannte. Er war also schon zurück. Seufzend machte sie sich auf den Weg nach oben. Langsam schlich sie die Treppen hoch, fühlte sich, als ob zehn Kilo Säcke sie wieder nach unten ziehen wollten. Sie versuchte vergeblich das Rasen ihres Herzens auf die acht Stockwerke zu schieben, die sie gerade erklomm. „Hallo Schwester“, wurde sie sofort begrüßt. Wieder einmal war es um sie geschehen. Seine leicht rauchige Stimme umschmeichelte ihre Ohren und sie lief knallrot an. Ohne ein Wort der Begrüßung machte Nele sich an das Werk ein Essen für zwei zu zaubern. Die Küche war äußerst geräumig und natürlich sauber. Es machte ihr Spaß zu kochen. Vor allem wenn es für jemanden war der ihr schon vor Jahren den Kopf verdreht hatte. Eifrig brutzelte sie etwas Reis, vermischte ihn mit Gemüse und würzte kräftig, denn sie wusste, dass Tom würziges Essen liebte. Vor Glück jauchzend hatte sie es wieder einmal geschafft den Gaumen ihres Bruders zu verwöhnen. Die Teller waren bis auf das letzte Krümelchen leer gefegt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verdrückte sich Tom vor den Fernseher und fläzte sich auf die gemütliche Couch. Zufrieden beseitigte die Köchin die Reste ihrer Arbeit und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, um sich über die längst fälligen Hausaufgaben herzumachen. Am nächsten Morgen wachte Nele erstaunt auf. Das war die erste Nacht seit langem, in der sie keinen Alptraum hatte. Noch müde rieb sich, das gerade munter gewordenen Mädchen, die Augen und machte sich für die Schule fertig. Die Haare zu einem lockeren Zopf geflochten, in Jeans und T-Shirt packte sie ihre sieben Sachen. Zu ihrer Verwunderung war Tom schon aus dem Haus. Etwas enttäuscht schlang sie ein kaltes Frühstück hinunter und machte sich auf den Weg. An der Seitengasse wartete bereits Lydia auf ihre langjährige Freundin. Das Gespräch von Gestern noch im Hinterkopf lächelte sie das besorgt blickende Mädchen an und ging mit ihr ohne weiter Worte zu verschwenden in die Schule. Nele fragte sich wie sie ein Gespräch in die Gänge bringen könnte. Immerhin tat es ihr Leid, dass sie sich gestern hatte so gehen lassen. Doch nun war es zu spät und sie konnte nichts mehr daran ändern. So trotte sie neben ihr her bis sie in der Schule angekommen waren. Lydia verabschiedete sich und ging in ihre Klasse während Nele zu ihrer eigenen marschierte. Die beiden hatten kein Wort gewechselt und Nele plagte das schlechte Gewissen, was nur sehr selten vorkam. Es hatte bereits zur dritten Unterrichtsstunde geläutet, als sich das Leben des siebzehnjährigen Mädchens für immer verändern sollte. Gelangweilt blickte Nele aus dem Fenster und Träumte vor sich hin. Von ihrem Platz aus konnte sie die Turnhalle gut überblicken. Das alte Gebäude passte so gar nicht in das einheitliche Bild der Schule. Die Lehranstalt, wie sie die Lehrer oft nannten, war bis auf die besagte Turnhalle neu saniert wurden, trotz der alten Möbel, die in jedem Zimmer herum gammelten. Nele rümpfte angewidert die Nase. Wie hieß es so schön? „Außen Hui, innen Pfui.“ Um die Turnhalle wenigstens ein bisschen anzugleichen, hatte sich die Garten AG die Aufgabe gestellt den Vorhof mit Narzissen und Veilchen auszuschmücken und arbeiteten eifrig. Die Sonne brutzelte wiedereinmal alle durch. Von hier aus konnte Nele sogar die kleinen Schweißtröpfchen auf der Stirn einer Schülerin erahnen. Doch die tapferen Gärtner ließen sich nicht unterkriegen und arbeiteten fleißig weiter. Ihr Blick streifte nochmal kurz über die AG Schüler, dann glitt er hoch zum Dach des Gebäudes. Einige Tauben hatten es sich auf der rostigen Regenrinne gemütlich gemacht und dösten vor sich hin. Etwas blitze in Neles Augenwinkeln auf. Erschrocken blinzelte sie um sicher zu gehen, dass sie sich nicht geirrt hatte. Nochmals schielte sie zu der Stelle und versuchte mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen was da gerade geschah. Eine orangefarbene Kugel schimmerte über der Dachoberfläche. Ihr Licht schien nach ihr zu rufen. Liebevoll, zärtlich mit einer Unzahl an Verheißungen und Versprechen. Dann drängender, fordernder, lauter, unnachgiebiger. Fasziniert beobachtete sie das Schauspiel. Die Kugel dehnte sich aus, immer mehr und mehr, bis sich ein Schatten aus ihr zu lösen schien. Ein junger Mann stolperte aus der Lichtkugel und kam mit fuchtelnden Armen zum stehen. Verwundert fixierte Nele ihn und begann den Fremden zu studieren. Er trug einen langen, alten, braunen Mantel der den Boden des Daches leicht berührte. Seine weißen Handschuhe reflektierten das seltsame Licht. Die blonden Haare wehten in einem geflochtenem Zopf leicht hin und her. Er schaute sich verwirrt um. Auf seinem Rücken blitze der silberne Knauf eines Schwertes auf. Plötzlich hob der Fremde sein Gesicht und für einen Bruchteil einer Sekunde trafen sich die Blicke der beiden. Seine blauen Augen zogen sie in den Bann. „Was ist da so interessant?“, schreckte sie die Stimme ihres Lehrers auf. Herr Buchner schaute raus auf das Dach der Turnhalle und runzelte verwundert die Stirn. „Es wäre besser wenn du dich auf den Unterricht konzentrieren“. tadelte er sie streng. Nele starrte ihren Lehrer verwundert an. Hatte er denn den Jungen nicht gesehen? Sie blickte wieder aus dem Fenster, doch außer dem alten Dach war nichts zu erkennen. Die Tauben dösten immer noch träge vor sich hin. Auch die AG Schüler werkelten unbeeindruckt weiter. Habe ich etwa schon mit offenen Augen geträumt, fragte sie sich. Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. Nein! Dazu war es viel zu real gewesen. Oder wurde sie doch verrückt? Sollte sie sich an Herrn Buchner wenden und seinen Rat suchen, genauso wie es Lydia vorgeschlagen hatte? Nele schielte nochmals zum Dach und dann zu dem Vertrauenslehrer. Nein, entschied sie sich. Noch gab sie sich nicht geschlagen. Noch konnte sie alleine mit diesem ganzen Mist fertig werden. Plötzlich klingelte es zur Pause und riss Nele aus ihren Gedanken. Sie verließ den Raum mit einen letzten Blick aus dem Fenster. Den restlichen Tag ging ihr der Junge vom Dach einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wer war er und wie kam er dahin? Das orangefarbene Licht ähnelte dem Licht, welches sie immer in ihren Träumen gesehen hatte. Immer mehr Fragen wirbelten in ihrem Kopf umher. Nicht einmal als zu hause angekommen war und Tom sie strahlend begrüßte, ließ sie der Gedanke an den Jungen los. Sein Gesicht hatte sich in ihren Kopf eingenistet und weigerte sich beharrlich wieder zu verschwinden. Erschöpft und ohne ein Wort über die Rückkehr ihrer Eltern zu verlieren ließ sich die Siebzehnjährige, nach einer schnellen Dusche, ins Bett fallen und schlief sofort ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)