Von Alkohol und seinen (wirklich gut aussehenden) Folgen von Psychopath ================================================================================ Kapitel 4: Beim Weihnachtsmarkt ------------------------------- Und wieder einmal hatte Karyu es geschafft, dass ich nur noch daran dachte, was er als letztes gesagt hatte. Meinte er das wirklich ernst oder wollte er mich nur ärgern? Leider war ich wegen dieser Gedanken ziemlich unkonzentriert in der Schule und leider auch an meinem Ausbildungsplatz. So kam es auch, dass ich einmal einen Freitag für einen Samstag hielt und mir gar nicht erst die Mühe machte pünktlich aufzustehen. Leider standen meine Eltern auch immer vor mir auf und waren normalerweise schon bei der Arbeit, wenn ich aufstehen musste und somit konnten sie mir nicht einmal sagen, dass wir erst Freitag hatten. Ich wunderte mich zwar, wo meine Eltern waren, aber ich nahm an, dass sie einfach einkaufen waren oder Ähnliches. Ich saß also am Esstisch und schaufelte Cornflakes in mich hinein, als das Telefon klingelte. „Hallo?“, meldete ich mich. Es antwortete einer meiner Mitschüler: „Wieso bist du nicht in der Schule?“ Ich sah geschockt auf den Kalender, der eindeutig zeigte, dass es Freitag war. „Ich … ähm… ich bin krank.“ „Ach so. Du musst doch aber in der Schule anrufen, wenn du nicht kommst.“ „Jaaaa… das habe ich leider vergessen.“, log ich. „Naja. Ich sag dann mal hier bescheid, wieso du nicht da bist.“ „Okay danke.“ „Was hast du denn eigentlich?“ „Ich hab mich heute Morgen übergeben.“ „Igitt. Na denn… Gute Besserung.“ „Danke.“ Ich legte auf und beschloss, dass ich zwar nicht stolz darauf sein durfte, dass ich schwänzte aber immerhin hatte ich jetzt einen freien Tag, an dem ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Nur leider, hatte ich keine Ahnung, wie ich diesen Tag verbringen sollte, also machte ich das erstbeste, was mir einfiel: fernsehen. Nachmittags klingelte es an der Tür, als ich diese öffnete, grinste mir Karyu entgegen. Mir klappte die Kinnlade herunter. Woher wusste er, wo ich wohnte? „Was machst du denn hier?“, fragte ich schließlich. „Dir auch einen wunderschönen Tag. Ich besuche dich. Siehst du das denn nicht?“ „Doch. Aber woher weißt du wo ich wohne? Hat Zero es dir verraten?“ „Nein.“ „Wie hast du das dann herausgefunden?“ „Deine Klassenkameraden glauben alles, was man ihnen sagt, egal ob es eine dicke fette Lüge ist.“ „Wie soll ich das verstehen?“ „Ganz einfach! Ich wollte dich von der Schule abholen und einer deiner Klassenkameraden hat gesagt, dass du krank seist. Und da habe ich ihm vorgelogen, dass ich deine Adresse verschlampt habe und dann hat er sie mir freundlicherweise gegeben.“ „Ich drehe ihm den Hals um.“ „Du weißt doch gar nicht, wer es war.“ „Ich kann es mir aber denken.“ „Willst du mich nicht hereinbitten?“ „Nein.“ „Na dann komme ich eben rein, ohne vorher darum gebeten worden zu sein.“, sagte er und schob mich rückwärts in den Flur, schloss hinter sich die Tür und betrachtete eine Kinderfoto von mir, dass an der Wand hing. „Süß!“, sagte er grinsend. „Und was willst du hier?“ „Ich will dich besuchen! Schon vergessen? Aber so krank siehst du gar nicht aus. Du hast doch angerufen und gesagt, dass du mich vermisst und dass ich unbedingt ganz schnell wiederkommen soll.“ „Das hab ich nicht!“ „Aber es klang in meinen Ohren sehr danach.“ „Dann hast du dich verhört. Naja. Wenn du schon da bist, dann kannst du meinetwegen auch bleiben. Was zu trinken?“ „Nein danke.“ Ich führte ihn in mein Zimmer und er setzte sich auf mein Bett. „Wow. Das ist aber verdammt weich. Sieht teuer aus.“ „War es auch, also mach es nicht kaputt.“ „Ich? Ich bin nicht fett genug, um es kaputt zu machen. Vielleicht bin ich ganz scharf an der Grenze, aber noch bin ich wirklich nicht dick genug. Wie schläft es sich darauf?“ „Wieso willst du das wissen?“ Er zuckte mit den Schultern. „Nur so. Wenn du mir nicht antworten willst, dann muss ich es eben selbst ausprobieren.“ Er legte sich hin. „Cool! Hier lässt sich der Rausch bestimmt gut ausschlafen oder?“ „Ich hab keine Ahnung.“ „Lüge! Ich weiß noch genau, wie besoffen du warst. Diesen Tag werde ich ganz bestimmt nie wieder vergessen. Ich muss ehrlich gestehen, dass das einer meiner besten Tage war.“ „Wieso?“ „Weil da so viele Leute waren, die ich mochte und die mich auch mochten. Außerdem waren so viele Leute da, mit denen man richtig gut Scheiße bauen kann. Und dann kommt noch die Kleinigkeit dazu, dass ich dich dort kennengelernt habe. Wobei das eigentlich keine Kleinigkeit ist, sondern eher der Hauptgrund, wieso ich den Tag so toll fand.“ Ich fing an meinen Tisch aufzuräumen und mied entschieden Karyus Blick. Außerdem achtete ich darauf, dass er auch ja kein Stück von meinem knallroten Gesicht zu sehen bekam. „Aber was soll’s. Du willst mich ja anscheinend nicht, sonst wärst du nicht so abweisend zu mir oder etwa doch.“ „Ich finde dich verwirrend.“ „Ist das gut?“ „Ich weiß nicht.“ Er stand auf. „Ich denke, dass ich jetzt besser gehen sollte. Vielleicht sehen wir uns ja noch. Aber du scheinst mich momentan ja lieber nicht hier zu haben. Du solltest dich entscheiden! Mal rufst du an, weil du mich vermisst und dann weist du mich ab. Dann lasse ich dich eben in Ruhe. Du darfst mich gerne anrufen, wenn du dich wieder anders entschieden hast und mich doch sehen willst.“ „Okay.“ Ich räumte immer noch den Tisch auf, als ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel. Karyu hatte vollkommen Recht. Ich konnte mich anscheinend wirklich nicht entscheiden, was ich eigentlich von ihm halten sollte. Wie er es schon versprochen hatte, ließ Karyu mich in Ruhe. Erst im Dezember sah ich ihn wieder. Ich schlenderte über den Weihnachtsmarkt, der mal wieder nichts Neues brachte, als mir plötzlich die Augen zugehalten wurden und eine vertraute Stimme fragte: „Wer bin ich?“ „Diese Frage hast du schon selbst beantwortet, indem du mit mir gesprochen hast.“, antwortete ich und sofort wurden die Hände wieder von meinen Augen genommen. Ich drehte mich um und sah Karyu, der jetzt gespielt beleidigt dreinsah. „Willst du damit sagen, dass ich doof bin?“, fragte er und schniefte theatralisch. „War nur ein Scherz. Hey! Was hältst du von Glühwein?“ „Will ich nicht, danke.“ „Du Anti-Alkoholiker, du!“ „Das klingt bei dir, als wäre das etwas Schlechtes. Eigentlich wollte ich gerade nach Hause gehen.“ „Mag sein, dass du das WOLLTEST, aber jetzt willst du mit mir auf die Eisbahn gehen, nicht wahr?“ „Ach will ich das?“ Karyu nickte und grinste mich an. „Dir bleibt nichts Anderes übrig.“ „Ich könnte mich weigern und einfach gehen.“ „Ja das könntest du vielleicht, aber ich bestimme einfach mal, dass du jetzt mitkommst.“ Bevor ich fragen konnte, wie er das bestimmen wollte, bekam ich meine Antwort schon, als er mich einfach über seine Schulter warf und losmarschierte. Eigentlich machte es mir auch nicht besonders viel aus, deshalb wehrte ich mich nicht sonderlich. Karyu stellte mich vor der Schuhausgabe ab. „So! Fertig gezwungen. Jetzt such dir deine Schuhe aus und dann kanns ja los gehen!!!“ Den letzten Teil des Satzes schrie er so laut, dass sich einige Menschen umdrehten und anfingen mit ihren Nachbarn zu flüstern. Das Eislaufen an sich, fand ich eigentlich schon immer nicht besonders witzig oder toll, aber mit Karyu machte es komischerweise wirklich viel Spaß, ganz besonders dann, wenn er sich nicht mehr halten konnte und fiel. Als wir endlich beschlossen, von der Eisbahn zu gehen, war es bereits später Abend. „Also gut! Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das heute ziemlich witzig fand, aber jetzt muss ich auch langsam mal nach Hause.“, sagte ich. „Ich würde dich ja fahren, aber ich bin heute mit dem Bus gefahren, weil ich eigentlich vorhatte ordentlich viel Glühwein zu trinken, aber daraus ist wegen dir ja nichts geworden. Aber bevor wir uns jetzt verabschieden, hab ich mir schon den ganzen Abend lang überlegt, ob ich dich etwas fragen soll oder nicht.“ „Na dann frag mal.“ „Sicher? Du wirst das – glaube ich – nicht besonders toll finden…“ „Frag doch einfach.“ Ich konnte mir partout nicht vorstellen, was Karyu mich fragen wollte und war mir sicher, dass es nicht annähernd so schlimm war, wie er dachte. Eigentlich hatte ich mit so ziemlich allem gerechnet aber nicht damit: „Möchtest du vielleicht mit mir zusammen sein? Ich weiß, dass das alles ziemlich plötzlich kommt, weil wir uns ja ziemlich lange nicht mehr gesehen haben, aber ich hatte heute einfach die Eingebung, dass es genau das ist, was ich will und jetzt fehlt mir nur noch deine Antwort…Natürlich musst du nicht >ja< sagen… und ich würde auch verstehen, wenn du mich jetzt nie wieder sehen willst, aber ich fürchte, dass ich dich dann trotzdem noch sehen wollen würde und dich besuchen würde oder dich abholen…“ Ich nutzte seine Atempause um ihn zu unterbrechen. „Lass mich doch einfach mal antworten! Also… meinetwegen möchte ich es mal mit dir probieren und dann kann man ja immer noch sehen, wie es sich entwickelt!“ „Ehrlich?“ Karyu strahlte und sah dabei wirklich gut aus. „Was man nicht alles für Menschen kennen lernt, wenn man äußerst besoffen ist oder?“, lachte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)