Without Colours von DarkHide (~ Ohne Farben ~) ================================================================================ Without Colours ~ Ohne Farben Nach einem schier endlosen Arbeitstag kam er zurück in sein Domizil. Sein Zuhause. Er hatte es nie als solches aufgefasst. Er schlief hier, aß hier und arbeitete hier - aber er lebte hier nicht wirklich. Die Wände strahlten in makellosem Weiß. Er strich mit seinen Fingern über die kühle Wand als er vorüberging. Langsam näherte er sich dem schwarzen Ledersofa und ließ sich darauf nieder. Auf dem Glastisch vor ihm stand ein leeres Weinglas. Vermutlich noch vom vorigen Abend. Er streifte seine Schuhe von seinen Füßen und legte sich dann auf das Sofa. Er fühlte sich müde, irgendwie schwer. Die Decke über ihm war schneeweiß. Er liebte es, dass die Einrichtung seines Hauses praktisch nur aus schwarz und weiß bestand. Es beruhigte ihn irgendwie und wirkte nicht so hektisch wie das Leben da draußen. Er schloss die Augen. Es hatte Zeiten gegeben, da war selbst dieser Ort nicht so farblos gewesen. Er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen... ~~~~~~~ Er hatte auf dem Sofa gesessen und nur wenige Sekunden seine Augen geschlossen. Er war sich sicher, dass er nicht eingeschlafen war, aber das er im nächsten Moment hochschreckte, bewies wohl das Gegenteil. "...ki! Yoshiki!!" Er schlug seine Augen auf. Unmittelbar vor ihm stand ein pinkhaariger Mann, der ihn breit anlächelte. Yoshiki richtete sich auf. "hide", murmelte er und hoffte, seine Stimme würde nicht zu müde klingen. "Du hast doch wohl nicht geschlafen?", wollte hide wissen und beugte sich interessiert vor. "Ich... nein!! Ich hab nur..." "... geschlafen?" Yoshiki sah ein, dass es keine andere Antwort gab und nickte schließlich. "Ja..." hide ließ sich neben Yoshiki auf das Sofa sinken. Irgendwie schien er belustigt zu sein. "Dann bist du aber sehr schnell eingeschlafen. Vor 'ner halben Stunde haben wir uns doch noch im Studio gesehen." Yoshiki nickte. "Mag schon sein... Ah... Willst du was trinken?" Er stand auf. "Ja, Hauptsache hochprozentig." Yoshiki bedachte den Kleineren mit einem mahnenden Blick. "Es ist erst später Nachmittag und da gibt es noch nichts Alkoholisches." hide lächelte. "Weiß ich doch." Yoshiki verließ das Zimmer, um in der Küche nach etwas zu trinken zu suchen. Da es schon fast Winter war und aufgrunddessen eher kalt, entschied sich Yoshiki für Tee. Als er schließlich mit den zwei Tassen und der Teekanne zurück ins Wohnzimmer kam, fand er hide bei seinem Piano wieder. Er musterte regungslos die Notenblätter, die überall herumlagen und in diesem Moment war es Yoshiki peinlich, dass gerade um sein Piano herum solch ein Chaos herrschte. Doch hide war schon öfter hier gewesen und ihn schien die Unordnung nicht zu stören - im Gegenteil, er lächelte sogar leicht, als er sich zu Yoshiki umdrehte und mit bedächtigen Schritten zu ihm zurück ging. "Spiel mir was vor!", bat hide. "Trink erstmal was, um dich aufzuwärmen", erwiderte Yoshiki fast schon liebevoll. "Aber dann spielst du mir was vor!" Yoshiki musste lachen. "Ja, dann spiel ich dir was vor." Zufrieden griff hide nach der mittlerweile gefüllten Teetasse und setzte sie an seine Lippen. Erst als die warme Flüssigkeit durch seinen Körper floss, merkte er, wie sehr er davor gefroren hatte. Yoshiki trank ebenfalls einige Schlucke aus seiner Tasse, ehe er sich hides Bitte gemäß zum Piano begab. Vorsichtig ließ er seine Fingerkuppen über die Tasten gleiten, bevor er schließlich einige Töne spielte. Er begann ein Lied zu spielen, das er seit Ewigkeiten auswendig konnte. Während seine Finger von selbst die richtigen Tasten fanden, schloss er die Augen und versank in seiner eigenen Welt. Sein Körper wippte leicht vor und zurück. Als das Lied zuende war, öffnete er die Augen. Erst dann bemerkte er, dass hide neben ihm stand und sanft lächelte. "Ich weiß echt nicht, wie du so gut spielen kannst...", murmelte hide. "Ich bin mit dem Piano aufgewachsen", war Yoshikis schlichte Antwort. Er legte die Finger wieder auf die Tasten und spielte ein weiteres Lied, wobei er spürte, dass hide auf seine Finger schaute. Es folgten viele verschiedene Lieder. Von Chopin über Bach bis hin zu X Japan. hide hatte sich nach einiger Zeit auf das Sofa gesetzt, was ihn jedoch nicht davon abhielt, Yoshiki genau zu beobachten. Irgendwann hatte hide ihn gefragt, warum sein Haus eigentlich so farblos war. Und Yoshiki hatte geantwortet: "Du bist doch Farbe genug!" Knapp eineinhalb Jahre später hatte Yoshiki in ebendiesem Gebäude die Nachricht von hides plötzlichem Tod erhalten. Das war der Tag, an dem die Farbe für immer aus seinem Haus verschwand. ~~~~~~~ Yoshiki rieb sich die Augen und setzte sich ein Stückchen auf. Er musste wohl eingeschlafen sein. Was hatte ihn nur so plötzlich geweckt? Er schaute sich im Zimmer um. Alles war wie immer. Sein Blick fiel auf das Chaos auf und neben seinem Piano. Er stand auf und schaute durch die riesige Glastür, die in den Garten führte, nach draußen. Wie spät es wohl war? Neben dem Swimmingpool konnte Yoshiki die roten Rosen erkennen, die mal wieder blühten. Er konnte nicht anders, als zu lächeln. Er liebte rote Rosen. Langsam ging er zu seinem Piano und schob die losen Notenblätter ein wenig zur Seite. Er setzte sich auf den Hocker und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Als er die Hände auf die Tasten legte, konnte er sich hides Stimme so gut vorstellen, dass er sie fast schon hörte: "Spiel mir was vor." Lächelnd begann er die ersten Takte zu spielen. Sein Haus bestand seit jenem Tag im Mai zwar nur noch aus schwarz und weiß, aber er konnte sich die Farben, die es hier mal gegeben hatte, noch immer bildlich vorstellen. hides pinker Haarschopf. Seine gelbe Gitarre mit den knallroten Herzen. Seine orange Jacke. In Yoshikis Erinnerung gab es all diese Farben. Unnatürlich und grell. In seiner Vorstellung würde immer ein pinkhaariger Mann mit einem breiten Lächeln im Gesicht hier auf ihn warten. Und er würde aus so vielen Farben bestehen, dass es förmlich in den Augen brannte. ~Fin~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)