In Memory von dat_Yoh-Chan (~Live goes on~) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Mir selbst ging alles zu schnell, doch alle sagten, wir bräuchten einen neuen Sänger. Ein Songschreiber wurde uns bereits zugeteilt, doch wir hatten niemanden, der den Lyrics Leben einhauchte. Ich war mir sicher, niemand konnte es, so wie Kyo es gekonnt hatte und ich wollte auch niemand anderes. Scheiß auf den Ruhm und das Geld, das war doch nicht alles was zählte! Ohne Kyo wäre Dir en Grey nie wieder dasselbe! Und doch saßen wir nun hier, einen Stapel von Unterlagen und Bewerbungen vor uns. Der Raum war nicht besonders groß, aber wenigstens hatte er die richtige Akustik für ein Casting. Ich glaube, man bemerkte, dass ich keine große Lust hatte. Immer wieder bemerkte ich Kaorus Blick auf mir, als ich gelangweilt den Bleistift in meiner Hand drehte. Hatte er Mitleid oder wollte er mich ermahnen? Ich weiß es nicht. „Tu wenigstens so, als würde dich interessieren wie es mit uns weitergeht!“, sagte er plötzlich. Er wollte mich also ermahnen, alles klar. Ich seufzte tief und setzte mich auf, wartete auf den nächsten Bewerber, der wahrscheinlich sowieso nicht gut genug sein würde. Ich fuhr mir durchs Haar und sah zur Tür. In diesem Moment setzte mein Herzschlag für einen Moment aus. ~*~ Der Kleine schüttelte sich leicht, als wäre er gerade erst von draußen gekommen. Es hatte die letzten Tage nicht mehr aufgehört zu schneien und der Schnee lag mehrere Zentimeter hoch. Verwirrt bemerkte ihr Leader den erstaunten Blick Dies und räusperte sich kurz. „Also, Takanori-san. Erzählen sie etwas über sich.“ „Nennt mich Ruki.“, sagte er und lächelte. „Machen alle so. Außerdem bin ich zum Vorsingen gekommen und nicht, um meine Lebensgeschichte zu erzählen.“, fuhr er schlagfertig fort, in einem Tonfall, dass man ihm nicht böse sein konnte. Die hatte sich noch immer nicht gefasst. Dort stand er, direkt vor ihm. Jeden Tag hatte er sich umgesehen, wollte ihn unbedingt wiedersehen. Er wusste nicht, wieso er überhaupt ein so starkes Bedürfnis danach hatte, doch noch immer hinderte es ihn daran richtig schlafen zu können. Und wieso schlug sein Herz auf einmal schneller. Er liebte doch Kyo. Kyo und niemanden sonst! Abwesend schüttelte er den Kopf, verstand sich selbst nicht mehr und bemerkte auch nicht die Blicke, die immer wieder auf ihm ruhten. Bis auf den einen. Langsam sah er auf und traf auf den Blick, der ihn schon mehrere Male gefesselt hatte, versank in dem sanften Braun. Doch Ruki lächelte nur, wandte den Blick dann wieder Kaoru zu, um mit ihm wenige einleitende Worte zu wechseln. Er hörte nicht zu, starrte den Kleinen einfach nur an, als ihn jemand aus seiner Traumwelt riss, ihn unsanft in die Seite knuffte. Er sah den Übeltäter an, blinzelte leicht. Shinya. „Reiß dich zusammen und hör auf zu sabbern!“, sagte er nur leise und sah dann wieder mit neutralem Blick zu Ruki. „Dann sing mal.“, vernahm er Kaorus ernste Stimme und tat es Shinya gleich. ~*~ Ich schluckte hart, als Kyos Lyrics über seine Lippen flogen. Seine Stimme war so sanft und ich schloss die Augen, stellte mir vor, wie Kyo vor uns stand, selbst die Augen geschlossen hatte und dieses Lied performte. Er hatte immer so traurig dabei augesehen... »kimi to futari de aruita ano koro no michi wa nakute soredemo zutto aruita, itsuka kimi to aeru no kana « Der Weg, den wir gemeinsam beschritten ist verschwunden Doch wir gehen trotzdem weiter, werde ich dich irgendwann treffen? »nadarakana oka no ue yuruyaka ni yuki ga furu todokanai to wakattemo kimi no heya ni hitotsu daisuki datta hana wo ima... « Auf der Spitze des sacht abfallenden Hügels fällt langsam der Schnee. Ich verstehe, dass ich dich nicht erreichen kann – jetzt In deinem Zimmer steht eine einsames Blume der Sorte, die du liebtest. »kyonen saigo no yuki no hi kataku kawashita yakusoku omoidaseba tokedashi tenohira kara koborete...«[1] Der letzte Schnee des letzten Jahres erinnert mich an ein unbiegsames Versprechen. Wenn ich mich daran erinnere, wie er begann zu schmelzen und von meiner Handfläche perlte... „Stopp“, unterbrach Kaoru und ich spürte seinen Blick. Ich weiß nicht, ob ihm das wirklich gereicht hatte um zuzusagen, oder ob er es wegen mir getan hatte. Denn erst jetzt, wo ich die Augen wieder öffnte bemerkte ich, wie Tränen über meine Wangen liefen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Das durfte doch nicht wahr sein. „Entschuldigt mich!“, murmle ich und verschwinde sofort auf den anliegenden Balkon. Ich sehe auf meine Hände. Wieso zittern sie so? Wieso habe ich eine Gänsehaut? Warum faszinierte dieser Mann mich nur so? Ich lehnte mich nach vorn, hielt mich an dem Geländer fest und schloss die Augen. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, als sich ein Arm von hinten um mich legte, eine Hand sanft die feuchten Spuren von meinen Wangen wischte. „Weine nicht Die. Das Leben ist zu kurz, um immer nur traurig zu sein. Der Schmerz wird vergehen und jemand wird da sein, um dich zu trösten.“, vernahm ich die liebevolle Stimme, die noch eben mein Herz berührt hatte. Und auch dieses Mal konnte ich nicht anders, drehte mich zu dem Kleineren, der mich fest in einer Umarmung hielt, mir Wärme schenken wollte. Ich nahm sie an und ließ mich fallen, bemerkte nicht einmal, dass ich ihm nie meinen Namen genannt hatte. [1]Anfang von ain't afraid to die Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)