Wanna know how it feels von dat_Yoh-Chan (~Bittersweet Pain~) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Es herrschte Stille im Bus. Sie waren schon seit Ewigkeiten auf Japans Straßen unterwegs und er wusste, die anderen wollten einfach nur nach Haus. Nur er nicht. War er ehrlich, hatte er sogar Angst davor, konnte für Nichts garantieren, wenn er allein war. Er bemerkte, dass er die ganze Zeit über beobachtet wurde, doch er wandte den Blick nicht von der Welt hinter der verregneten Scheibe ab. Er wusste, dass Die es war und er war überrascht, dass er niemandem etwas gesagt hatte. Ohne, dass er ihn um sein Schweigen gebeten hatte. Er würde nicht betteln, er würde nicht weinen. Nicht, solang er in Gesellschaft war, egal wie schwer es ihm fallen mochte. Eine Hand legte sich vorsichtig an seine Schulter und ließ ihn zusammenzucken. Sie sollte Wärme schenken, doch eisige Kälte durchzog ihn. Niemand sollte ihn berühren, ihm auch nur irgendwie zu nahe kommen. Er wollte die Hand weg schlagen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Auch egal, dachte er sich. Würde er eben erfrieren. Und doch schien es ihm, als hätte Die Angst um ihn. ~Flashback~ Er fühlte sich schlecht und krümmte sich auf seiner Decke. Sein ganzer Körper brannte und ihm war klar, wie krank es war, was er tat. Die hatte ihm sein Messer genommen, doch der Schmerz nahm überhand. Er hatte etwas tun müssen, hatte es nicht mehr ausgehalten, als er seine Fingernägel in seine Haut bohrte, blutige Striemen auf Armen und Oberkörper hinterließ. Doch es reichte nicht. Er wiederholte es, wie ein geheimes Ritual und der brennende Schmerz seiner Hülle überdeckte den seines Herzens. Ihm war egal, wie er aussehen musste. Niemand würde ihn so sehen, keiner war bei ihm und bis zur nächsten Tour, zum nächsten Gig würden höchstens die Narben sichtbar sein. Wen sollte es also stören? Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, fühlte sich so dreckig, weil es so gut tat, die Wunden zu sehen, zu spüren. Waschen, er sollte sich waschen, um sauberer zu werden. Dabei wusste er nicht, wie viel allein Wasser und Seife ausrichten würden, als er wie in Trance aufstand und sich ins Bad schleppte. Warum hatte er so wenig Kraft? Er hatte doch gar nichts getan! Aber er war eben ein Schlappschwanz, was erwartete er eigentlich? Ein höhnisches Lachen drang durch das Hotelzimmer, als er sich seine Boxershort abstreifte und unter die Dusche stellte. Mit einem schiefen Grinsen testete er die Temperatur des Wassers, bevor er sich in den Strahl stellte und vor Schmerz beinahe aufschrie. Das warme Nass brannte wie Feuer auf der verletzten Haut. Doch er redete sich ein, dass er es verdient hatte. Er hatte einen geliebten Menschen verletzt und verloren, nun war er an der Reihe, bis er sich selbst verlor. Lang würde es nicht mehr dauern, er spürte bereits, wie mit jedem Mal, mit jedem Gedanken an Aya ein Stück seiner Seele aus ihm wich, eine leblose Hülle zurückließ, die nur noch existierte! Er fuhr sich durch die Haare und trat aus dem Bad, hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen geschundenen Körper zu trocknen, nur ein Handtuch um seine Hüfte gebunden. Im Zimmer war es dunkel, wieso sollte es auch nicht. Dunkelheit war wunderbar beruhigend, genau wie das kalte Licht des Mondes, das durch sein geöffnetes Fenster fiel, genau wie die kühle Nachtluft. Plötzlich verharrte er in der Bewegung, als er Schuhe vor seinem Bett wahrnahm, die nicht ihm gehörten, an denen ein schlanker Körper anschloss. Sein Blick wanderte die Gestalt hinauf, bis er genau in das ausdruckslose Gesicht des Anderen sah, der auf dem Bett sah, die Hände in seinem Schoß gefaltet. „Wieso bist du hier?“, knurrte er, bevor der Größere etwas sagen konnte. Doch der schloss einen Moment die Augen. „Ich habe mir nicht umsonst Sorgen gemacht.“, war die leise Antwort und er stand auf. „Setz dich.“, fuhr er fort und der Blonde wusste nicht, weshalb er überhaupt tat, was ihm gesagt wurde. Offensichtlich funktionierte er einfach. Genau wie eine Marionette in den Händen ihres Puppenspielers. Er bemerkte nicht einmal, wie Die noch einmal aus dem Zimmer verschwand, doch schon wenig später wieder auftauchte, sich vor ihn kniete und mit einer Salbe die Wunden einrieb. Kyo reagierte nicht, spürte die sanften Berührungen kaum, während sich ein gewisser Teil in ihm gegen sie sträubte. „Ich verstehe dich nicht Kyo. Wieso machst du das? Morgen geht es nach Haus, aber seit Wochen richtest du dich so zu. Dabei solltest du dich freuen. Es wartet doch jemand auf dich, du wolltest ihr einen Antrag machen.“, erzählte der Rothaarige leise, spürte, wie der Sänger sich unter seinen Fingern verkrampfte. Richtig, er wollte ihr einen Antrag machen, mit ihr den Rest seines Lebens verbringen und glücklich sein. Stolz hatte er seinen Bandmitgliedern den Ring gezeigt, den er noch immer in seiner Reisetasche trug. Wie konnte ein Mensch nur so falsch liegen? Wie konnte es so falsch sein, einen wunderbaren Menschen zu lieben? „Niemand wartet auf mich.“, sagte er kühl, wusste nicht einmal, weshalb er die Lippen zu den Worten formte, während sein Blick nur weiter ohne Ausdruck auf den kalten Boden gerichtet war. Die hielt in der Bewegung inne und sah ihn betroffen an. „Oh.“, machte er nur leise, doch er Vocal schüttelte den Kopf. „Lass mich allein.“, sagte er fest. Er wollte niemanden sehen, wollte kein Mitleid. Er wusste, Die war sich nicht sicher, was er tun sollte, doch schließlich erhob er sich, ließ seine Hand noch einmal durch seine Haare gleiten. Doch er wandte den Kopf ab, konnte diese Heuchlerei nicht ertragen. „Hör auf mit dem Scheiß, okay. Du bist ein wertvoller Mensch und hast es nicht verdient, so kaputt zu gehen, auch nicht durch deine eigene Hand.“, hörte er leise Worte, dann legte der Gitarrist nur einen Verband neben ihm aufs Bett, ehe wenig später leise die Tür ins Schloss fiel. Ja, er war wertvoll. Wertvoll für die Band. Aber nicht unersetzlich... ~Flashback Ende~ „Soll ich dich noch nach Hause bringen?“ Eine leise Stimme drang an sein Ohr. Er hatte gedacht, es wären schon alles gefahren und deshalb drehte er sich um, sah in das ruhige Gesicht des Anderen, um welches rote Strähnen im Wind tanzten. Er wunderte sich, was Die denn an ihm für einen Narren gefressen hatte. Dachte er, er müsse auf ihn aufpassen? Und trotzdem nickte er leicht, als er die Hände in seinen Taschen zu Fäusten ballte und ein leichtes Lächeln erschien auf den Zügen des Älteren. „Dann komm.“ Und wie ein getretener Hund folgte er Die, den Blick gesenkt und die Tasche in seiner Hand. Das Gewicht ließ ein Ziehen durch seinen Körper jagen, doch er beachtete es nicht. Stumm saßen sie nebeneinander im Wagen. Schon die ganze Zeit über hatte er nicht das Bedürfnis, etwas zu sagen, ertrug schweigend die mitleidigen Blicke, die immer wieder auf ihm ruhten. Er wollte aussteigen, sobald sie standen, doch Die hielt ihn am Handgelenk zurück. Also ließ er sich wieder weiter in den Sitz sinken, sah ihn aufmerksam an. Konnte er ihm nicht einfach seine Ruhe lassen. „Mach keinen Unsinn, hörst du. Ruf mich an, wenn es zu viel wird.“, sagte der Gitarrist leise, hob eine Hand und wollte ihm beruhigend über die Wange streichen. Doch er zog den Kopf zurück und schlug mit zusammengezogenen Augenbrauen die Hand beiseite. „Fass mich nicht an!“, knurrte er nur, bevor er nun doch ausstieg und seine Tasche von der Rückbank zerrte, ignorierte den betroffenen Blick des Gitarristen. Stur steuerte er auf den Eingang zu, drehte sich erst dort noch einmal um. Die stand noch immer da, die Scheinwerfer tauchten ihn selbst in helles Licht, obwohl es tiefe Nacht war. Es tat ihm fast Leid, Die hatte es nur gut gemeint. „Danke.“, sagte er leise, hoffte, dass Die verstand, ehe er die Hand zum Abschied hob und die Tür aufschob. Sofort fiel sein Blick auf den Fahrstuhl und er seufzte. Glücklicherweise funktionierte er. Wenigstens etwas gutes gab es also an diesem Tag! Also stieg er sein, ließ die Tasche auf den Boden sinken, während er die 11 drückte und sich an die verspiegelte Wand lehnte. Er legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Was würde ihn erwarten? Wieso nur wünschte er sich, der Fahrstuhl würde stecken bleiben und er würde jämmerlich verhungern, nie wieder diesen Schmerz ertragen müssen. Er wusste, es könnte nicht ewig so weitergehen. Er musste aufhören, sich zu verletzen, musste lernen, mit Ayas Entscheidung umzugehen. Doch noch war die Wunde in seinem Herzen zu frisch, zu tief, um einfach verheilen zu können. Hatte er es denn überhaupt noch? Ein Rucken ging durch seinen Köper, als der Fahrstuhl hielt und die Türen sich dann mit einem leisen Pling die Türen öffneten. Doch es hallte laut in seinen Ohren nach, sein Herzschlag beschleunigte sich, als er seine eigene Haustür sah. Zögernd nahm er seine Tasche, ging Schritt für Schritt auf das Holz zu, schon Zahn für Zahn des Schlüssels ins Loch. Er hatte Angst und wagte nicht, den Schlüssel zu drehen, lehnte die Stirn gegen die Tür. Sein Blick fiel auf das Schild an dieser. Ihre Namen, verbunden mit einem Herzen. Tooru Nishimura & Aya Myaki Er schloss die Augen und atmete tief durch, ehe er nun doch den Schlüssel drehte. Er sah in den Flur. Irgendwo in der Wohnung brannte Licht und er fühlte sich, als müsse sein Herz zerspringen. Aya war also noch immer hier. Gleichzeitig machte sich ein kleiner Hoffnungsschimmer breit. Vielleicht konnte er doch noch einmal mit ihr reden?! Also stellte er leise seine Tasche ab und folgte dem Schein des gedämpften Lichtes. Es kam aus dem Schlafzimmer. „Aya!“, rief er und nur wenig später trat die Gerufene hektisch mit nur einem Bademantel aus dem angesteuerten Raum, zog die Tür hinter sich zu. „Du bist schon wieder da.“, sagte sie und ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Hatte sie etwa noch nicht mit ihm gerechnet? Er hatte ihr doch gesagt, dass sie heute zurückkommen würden. Und doch lächelte er leicht. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dich hier noch einmal zu sehen.“, sagte er leise und sie schüttelte nur den Kopf. „Ich habe schon alles gepackt. Ich wusste nicht, dass du heute kommen wolltest.“, sagte sie leise und in ihren Augen lag etwas wie Schuldbewusstsein und es verwirrte ihn, machte ihn neugierig. In seinem Kopf legte sich alles wie ein Puzzle zusammen. Ihr Schlussstrich nach 5 Jahren, das Licht aus dem Schlafzimmer, die Stille, ihr Verhalten. Entschlossen ging er an ihr vorbei, riss die Tür zu dem Zimmer auf und spähte hinein, blickte direkt in das ertappte Gesicht des Fremden, der gerade versuchte, schnellstens seine Hose anzuziehen. Er konnte nicht reagieren, starrte den Schwarzhaarigen einfach nur an. Deshalb also. Es lag nicht nur an ihm. Sein Fehler war es, dass er nicht gut genug war. Er hatte nicht genug Zeit für sie, konnte ihr nicht das geben, was sie wollte. „Tooru...“, flüsterte sie und es kam ihr vor, als hätte sie Angst. Doch er konnte es nicht mehr hören, wollte es nicht. Sie hatte ihm das Herz gestohlen und trat nun darauf rum. Sie war sein Leben, was sollte er ohne sie tun. Tränen traten in seine Augen, doch er blinzelte sie weg, als Leere seinen Körper ergriff und ihn auseinanderriss. Er wollte keine Schwäche zeigen. Er wollte nur noch, dass es vorbei war. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Handfläche und er schloss die Tür hinter sich, warf ihr einen verletzten Blick zu, doch in ihren Augen lag keine Reue, nur Mitleid. Was sollte er damit? Es würde nichts ändern. Er wandte ihr den Rücken zu und wollte nur noch eines. Vergessen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)