Father Dest's Erbe von Pansy (Fortsetzung zu "Sinnlose Versprechen") ================================================================================ Kapitel 13: - 13 - ------------------ - 13 - In der Tat kehrte er an diesem Abend mit leeren Händen in die Runde von Fathers Addendum zurück. Bisher hatte er den richtigen André Gaston nicht gefunden. Immerhin war er sich ziemlich sicher, dass das der wahre Name des von ihm gesuchten Mannes war. Denn bei der Einstellung in solch eine öffentlichen Einrichtung wie dem Standesamt war schon anzunehmen, dass die Daten des Bewerbers gründlich geprüft wurden. Selbst für Tyrone würde es schwer sein, dort seinen Einfluss vollkommen auszuspielen. Die völlige Korruption konnte man nicht ausschließen, aber ihre Wahrscheinlichkeit war verschwindend gering. Mit betont ernster Miene ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und verschränkte die Hände, die er auf seine Beine bettete. Er versuchte sich lässig zurückzulehnen und sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen, die trotz seines Widerstrebens in ihm immer weiter anwuchs. Er hasste diese Schwäche und selbst als Aspir konnte er sie nicht einfach in Nichts auflösen. Nur bemüht ruhig ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Einige Augenpaare konzentrierten sich bereits auf ihn und weitere folgten alsbald. Jacksons Lippen beherbergten bereits ein abfälliges Grinsen. Dieses versuchte Jason ebenso zu übergehen wie die mitleidvolle Miene von Lance. Langsam schloss er die Lider. Immer wieder sog er die warme Luft des Saales tief in sich ein. Er hörte nun die ersten leisen Gespräche über seine Person aufkeimen… „Ihr solltet eure Zungen im Zaum halten!“ Seine Worte waren keinesfalls gerufen, eigentlich hatte er sie lediglich mit einem rauen Unterton von sich gegeben. Und doch war es auf einmal mucksmäuschenstill im Konferenzraum. Noch immer hatte er seine Augen geschlossen und als er sie eine ganze Weile später wieder öffnete, konnte er sehen, wie die Mitglieder der FA zurückwichen, selbst wenn es sich nur um ein paar Zentimeter handelte. Die absolute Kälte, die er ausstrahlte, ließ die Männer sogar teils das Atmen vergessen. Jasons Mundwinkel verformten sich zu einem eisigen Lächeln. „Ihr habt alle tatenlos dabei zugesehen, wie Kelvin Sartaren ermordet worden ist“, fuhr er vollkommen emotionslos fort. „Darum habt ihr kein Recht, über mich zu richten. Ihr wisst nichts über mich.“ Lance‘ Finger, die sich in die Stuhllehne krallten, quittierte er mit einem eisigen Blick. „Keiner hier hat sich je darum geschert, dass die Wahrheit mit meinem Vater zusammen begraben worden ist. Und gerade ihr beauftragt mich damit, Beweise an dem Mord zu sammeln. Ich muss euch wirklich ein Kompliment zusprechen, meine Herren. Dies ist der beste Weg, um einen unliebsamen Störenfried aus dem Weg zu räumen. Doch ihr habt euch verkalkuliert. Ich war es, der euch neue Hoffnung für den Sturz von Tyrone von Zundersby gab.“ Jason stand auf und stützte sich auf seine Hände, die er auf der Tischplatte auflegte. „Ich bin nicht der labile Mensch, für den ihr mich anscheinend hieltet. Ich bin näher an der Wahrheit als ihr euch vorzustellen wagt.“ Er hielt einen kurzen Moment inne und fuhr sich mit der Rechten übers Kinn. Dass noch immer Stille um ihn herum herrschte, unterstützte sein Vorhaben. Eigentlich hatte die FA ihm unsäglich geholfen. Nur wusste sie das noch nicht. „Dank euch habe ich eine Möglichkeit gefunden, mich ohne jedwede Hilfe Tyrone von Zundersbys zu entledigen. Darum kann ich euch nun sagen“, setzte er einen Schritt nach dem anderen zurück, den Fahrstuhl in seinem Rücken wissend, „dass seine Gehilfen seit Tagen vor diesem Gebäude lauern. Nun kann ich euch ihnen getrost ausliefern.“ Schallende Laute entflohen seinem Mund, ohne dass er darauf überhaupt Einfluss hatte. Er drückte den runden Knopf an der Wand neben dem Lift und hörte die Türen sanft aufgleiten. Erst als sie sich vor ihm wieder schlossen und sein Antlitz vor Fathers Addendum verbargen, verstummte er abrupt. „Solche Narren!“, schüttelte er unmerklich den Kopf, als er vor das große Gebäude an die frische Nachtluft trat. Warum war er eigentlich nervös gewesen? Die Frage tat er mit einem Schulterzucken ab. Denn er wusste es selbst nicht. Es stimmte. Er brauchte die FA nicht mehr. Sie hatte sich selbst das Messer in den Rücken gerammt, als sie ihm die scheinbar unlösbare Aufgabe gab, Tyrone des Mordes zu bezichtigen. Er war näher an der Wahrheit dran als ihnen lieb war. Er würde André Gaston finden, koste es, was es wolle. In den letzten Monaten hatte er viele Indizien sammeln können und das ohne ein einziges Mitglied der ehemaligen Anhänger seines Vaters. Er brauchte Fathers Addendum nur noch für eine Sache: Um sich Tyrone für ein paar Tage vom Hals zu halten! Der Schlossherr würde seine ganze Aufmerksamkeit auf Kenham, Jackson und die anderen lenken müssen, um gegen sie Herr zu werden. Und genau diese Zeit würde Jason zu nutzen wissen. Ein paar Tage vollkommener Handlungsfreiheit. Auch wenn Xander ihm auf den Fersen bleiben sollte, tat dies nichts zur Sache. Mit diesem Bengel würde er mit links fertig werden. Kaum hatte er an ihn gedacht, erblickte er ihn auf der anderen Straßenseite. Provozierend hob Jason seine Rechte und sah Xander direkt in die Augen. Zumindest dorthin, wo er sie vermutete. Der Jüngere hielt sich bewusst in den tiefen Schatten der Häuserschlucht und war für Jason nur schemenhaft zu erkennen. Er selbst stand dafür direkt im fahlen Schein einer Straßenlaterne, so dass sein Gegenüber keine Schwierigkeiten hatte, sein Gesicht zu erkennen. Auch jetzt strahlte er immer noch reine Kälte aus. Langsam trat Xander gefolgt von zwei Männern aus den Schatten heraus und überquerte die Straße, ohne Jason auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Auf seinen Lippen lag weder ein Lächeln noch verzog er seine Mundwinkel zu einer anderen Gefühlsregung. Er wirkte bald so kalt wie der junge Sartaren, der sich nicht rührte und auf die Ankunft des Abgesandten seines schlimmsten Feindes wartete. Xander blieb direkt vor Jason stehen, seine beiden Begleiter hielten sich gut zwei Meter von ihm entfernt. „Ich hoffe, du erwartest keine Gegenleistung“, erhob Xander seine Stimme. Seine Worte drangen leise, aber bestimmt an Jasons Ohren. „Die erbringst du mir auch ohne dein wissentliches Zutun“, erwiderte Jason gleichgültig. Die harte Miene von Xander wackelte und doch schien er sich im letzten Moment wieder zu fangen, ehe er seine Unsicherheit völlig offenbarte. Doch es war bereits zu spät. Jason hatte sie längst erkannt. Xander war eben doch nur ein Nichtsnutz, auf den Tyrone fälschlicherweise baute. Aber was sollte es. Für ihn war das nur von Vorteil. „Du bist ziemlich selbstherrlich geworden, Jason Sartaren.“ Es hatte eine ganze Weile gedauert, ehe Xander wieder das Wort ergriffen hatte. Dafür trat er nun noch einen letzten Schritt an Jason heran, so dass sein heißer Atem die Wange des anderen ungehindert streifen konnte. „Wo ist nur der idealistische Bürgermeisteranwärter hin, der voller Leidenschaft und Gefühl eine bessere Welt schaffen wollte?“, hauchte er zart gegen Jasons Haut. „Möchtest du mir gleich das geben, was ich von dir verlange?“ Jason antwortete nicht auf die ihm seinerseits gestellte Frage. Und seine Gegenfrage ließ Xander leicht zusammenzucken. Der schien allmählich zu begreifen, auf was Jason hinauswollte. Doch anstatt zurückzuweichen, drängte er sich noch ein Stück näher. Er ging sogar so weit, eine Hand in Jasons Nacken zu betten und seine Finger sacht auf- und abstreichen zu lassen. Der Ältere begann kalt aufzulachen. „Dachtest du wirklich, ich würde mich durch dich beschmutzen wollen?“ Ehe Xander ihn verdutzt ansehen konnte, packte Jason seine Hand, die ihn verbotenerweise berührt hatte und ritzte mit seinen Fingernägeln die Haut auf ihrem Rücken auf. Ein Schrei erfüllte die Nacht und Xanders Getreue realisierten erst jetzt, was vorgefallen war. Doch ehe sie etwas gegen ihn unternehmen konnten, packte er Xander und hielt ihm eine Hand an den Hals. Dies glückte ihm aber nur, weil der Jüngere gerade nicht bei Sinnen war. Der Überraschungseffekt arbeitete für ihn. Doch das würde er nicht lange tun, weshalb er nun schnell handeln musste. „Wenn ihr ihn unversehrt wiederhaben wollt, dann tretet fünf Meter zurück!“, zischte Jason gefährlich. Die Männer waren für einen Moment hin- und hergerissen, doch sobald sie in Xanders verwirrtes Gesicht sahen, beschlossen sie, Jasons Aufforderung nachzukommen. Sie konnten den jungen Mann nicht einschätzen und zogen die sichere Variante hervor. Hätten sie allerdings gewusst, dass Jason noch immer ihrem Schützling kräftemäßig unterlegen war, hätten sie anders gehandelt. Doch diese ihre Chance, sich an Jason zu vergehen, sollten sie nie in Anspruch nehmen können. „Ich liefere euch die FA aus. Im Gegenzug dürft ihr euch um ihn hier kümmern“, versetzte er Xander einen kräftigen Stoß, so dass er den anderen beiden fast in die Arme fiel. Die allseitige Irritation nutzte er, um die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden. Bis er Xanders wütenden Befehl „Fasst ihn!“ hörte, war er nicht nur schon außer Reichweite, sondern konnte sich auch noch in ein Taxi retten, das auf Bereitschaft stand. Während Jason nach Hause gefahren wurde, zierte wieder ein eiskaltes Lächeln sein Gesicht. Nun hatte er Xander so richtig wütend gemacht. Eine Gefühlsregung, die den Jungen mit Sicherheit unvorsichtig werden ließ. Hatte er nicht gesagt, dass er ihm die Gegenleistung unwissentlich erbringen würde? Mit Zorn und Rachegelüsten würde Xander jedweden Ratschlag seiner Gehilfen in den Wind schlagen und sein eigenes Ding durchziehen. Nur war er dabei nicht besonders achtsam. Und genau das würde ihm zum Verhängnis werden und Jason zum Vorteil gereichen. Nun hatte er sich die Zeit verschafft, die er brauchte, um Tyrone das Handwerk zu legen. Der Schlossherr war mit der FA vollauf beschäftigt und mit Xander hatte er ein leichtes Spiel. Was sollte jetzt noch schief gehen? Besser konnte der Tag eigentlich nicht enden. Er drückte dem Mann vor ihm einen Geldschein in die Hand, verzichtete auf das Wechselgeld und stieg aus. Frische Luft umspielte sein Gesicht, die er jedoch nicht wahrnahm. In Gedanken war er bereits dabei, sich zu überlegen, wie er an André Gaston kam. Wo steckte der Kerl, der die Sterbeurkunde seines Vaters mit einem falschen Namen unterschrieben hat? Obwohl er die halbe Nacht an einem neuen Plan gefeilt hatte, stand er punkt acht Uhr am Morgen unter der Dusche und wusch sich den Schlaf aus den Augen. Unaufhaltsam perlten die Wassertropfen an seinem Körper ab und fielen achtlos in die Tiefe. Das Braun seiner Iriden heftete sich starr auf das makellose Weiß der Fliesen. Wenn sein Körper nicht nach Schlaf gelechzt hätte, hätte er ihm nicht einmal die dreieinhalb Stunden gegönnt, die er sich mit Gewalt genommen hatte. Ihm blieb nicht viel Zeit, um die Beweise für den Mord an seinem Vater zu sammeln, und kostbare Minuten verstrichen nur für solch unnötige Bedürfnisse wie schlafen und essen. Mit einer Handbewegung drehte er den Hahn ab und band sich ein Handtuch um die Hüften, mit dem er sich vorher notdürftig abtrocknete. Kaum trat er aus der Dusche, warf er sich über den Spiegel einen berechnenden Blick zu und ging anschließend barfuss in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee einzuschenken. Ihm war jedes Mittel recht, um seinen Körper auf Touren zu bringen. Diese nutzlose Hülle, ohne die der Geist leider nicht existieren konnte. Während er das Porzellan an seinen Lippen ansetzte, ließ er sich auf einem der Küchenstühle nieder und klappte seinen Laptop auf. Auch wenn es in diesem Land viele André Gastons gab, würde er mit ein wenig Geschick und mit Hilfe eines ausgetüftelten Ausschlussverfahrens die Auswahl bedeutend verringern können. Doch ehe er seine Suche begann, stand er noch mal auf und sah aus dem Fenster. Ob der Bestätigung seiner Vermutung musste er lächeln. Trotz helligten Tages standen die beiden Männer, die Xander in der Nacht begleitet hatten, unten auf der Straße an die gegenüberliegende Hauswand gelehnt. Wenn sie dachten, er würde sich dadurch aus der Ruhe bringen lassen, hatten sie sich geirrt. Vielmehr amüsierte es ihn, dass Xander ihm seine Männer auf dem Präsentierteller auslieferte. Jason griff zum Telefon und wählte eine kurze Reihenfolge von Ziffern. Als sich eine Dame von der örtlichen Polizeibehörde meldete, meinte er mit aufgeregter und verstellter Stimme: „Bei unseren Nachbarn wird gerade eingebrochen. Zwei große Männer in langen Mänteln versuchen seit ein paar Minuten, das Fenster mit einer Brechstange aufzuhebeln.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung versuchte ihn zu beruhigen, doch er ließ sich nicht aus seiner Rolle drängen und gab ihr nach ein paar nervösen Seufzern die Adresse durch, bei der der vermeintliche Einbruch stattfände. Als er auflegte, straffte er seine Haltung wieder und schüttelte den Rest seiner gespielten Aufgebrachtheit ab, die ihm noch anhaftete. Xanders Männer würden in ein paar Minuten erst einmal für eine Weile beschäftigt sein, wodurch er ungesehen seine Wohnung verlassen können würde. Und genau das hatte er vor. Nach einer kurzen Recherche im Internet, notierte er sich einen Namen auf einem kleinen gelben Zettel, ging kurz ins Schlafzimmer, streifte sich dort ein paar Kleidungsstücke über, zog dann Schuhe und Jacke an und wartete auf Lauerstellung auf das Eintreffen der Polizei. Als er die ersten Häuserblöcke hinter sich gelassen hatte, blieb er abrupt stehen und sah in die Richtung, aus der er gekommen war. Das war eigentlich viel zu leicht gewesen. Xanders Gehilfen schienen in der Tat vollkommen überrumpelt gewesen zu sein, als die Polizisten auf sie zutraten. Jason schüttelte schon gar nicht mehr den Kopf über so viel Dummheit und Unprofessionalität. Vielleicht war ihre Verwirrung auch nur vorgetäuscht und er wurde weiterhin beschattet, eventuell durch Xander höchstselbst, doch das konnte er sich nicht vorstellen. Zwar schloss er diese Option nicht völlig aus, aber so recht glaubte er auch nicht an sie. Vielmehr hakte er diesen seinen Gedanken als unsinnig ab. Xander war ein Vollblutlaie und würde das auch immer bleiben. Spitzeleigenschaften konnte er nun mal nicht sein eigen nennen. Genauso wenig traute Jason ihm das Planen im Voraus zu. Allmählich baute sich vor dem jungen Sartaren die Stadtbibliothek auf. Er brauchte einen Ort, um in Ruhe nach weiteren Informationen über André Gaston suchen zu können. Da er Xanders Männer nicht wissen lassen wollte, wo er ist, zudem eine Überwachung seines Internetanschlusses nicht ausschließen konnte, musste er auf probatere Mittel zurückgreifen. Und wer würde ihn schon in der Bibliothek vermuten? Er sollte besseres zu tun haben als nach Büchern zu suchen. Aber dass dort bisweilen Computer samt der Möglichkeit, im Internet zu surfen, zu finden waren, bedachte man meist nicht. Auch er hat sich nur durch Zufall daran erinnert, als er in der Nacht darüber nachgedacht hat, wo er seine Nachforschungen fortführen sollte. Er musste den Kreis der André Gastons deutlich einschränken und ihm blieb nicht viel Zeit dafür. Schnellen Schrittes durchquerte er den lang gezogenen Eingangsbereich und erspähte auch schon die besagten Computer. Glücklicherweise waren nicht alle belegt, obwohl ziemlich viel los war. Einige, wenn nicht gar sehr viele Menschen tummelten sich in dem großen Saal, in dem er sich nun befand und auf einem einfachen, schwarzen Plastikstuhl niederließ. Entgegen aller Erwartungen schienen Bücher wieder groß in Mode zu sein. Oder die Leute hatten einfach zu viel Langeweile und dachten sich, ein sporadischer Besuch in der Bibliothek könnte ganz nett sein. Jason war das gleichgültig. Was interessierten ihn die Belange anderer? Tyrone war der einzige, dem er Aufmerksamkeit zollte! Tyrone von Zundersby und niemand anderem! Innerhalb von dreißig Minuten hatte er den Kreis um den wahren André Gaston sehr eng gezogen. Einige Suchkriterien, die er sich überlegt hatte, waren wahre Goldgruben gewesen. Allerdings saß Jason mit eiserne Miene vor seinem Monitor und verzog seine Mundwinkel zu keinerlei Gefühlsregung. Er konnte keine Freude darüber empfinden, dass immer noch 14 Personen auf seiner Liste standen, die allesamt das Beweisstück Nummer 1 gegen den selbstgefälligen Schlossherrn verkörpern konnten. Kritisch ließ er seinen Blick über die Namen schweifen. Immer derselbe Name und doch war keiner gleich dem anderen. Jeder hatte andere Eigenschaften, die ihn eindeutig identifizierten. Sei es durch eine Mitgliedschaft in irgendeinem Sport- oder Musikverein, durch das Führen einer Homepage oder durch das Erwähnen in irgendeinem Online-Artikel. Und dennoch kamen sie alle in Frage, die von ihm gesuchte Person zu sein. Mittels kleiner, aber effektiver Projektionen hatte Jason bisher die Zahl der Verdächtigen deutlich verringern können. Sei es durch eine Intervallspanne des Alters gewesen oder aufgrund von Fotos, die im Netz zu finden waren. Schließlich wusste Jason, dass der Mann kein Sympathieträger war. Und doch konnte er unter den Verbliebenen nicht sagen, wer der Richtige war. Er hob den Kopf an und ließ seinen Blick durch den großen Saal schweifen. Xander oder seine Gefolgschaft waren nirgends zu sehen. Und auch sonst schien ihn keiner wahrzunehmen. Jeder war auf sich selbst und die zahlreichen Bücher in den Regalen konzentriert. Nur der kleine Junge, der direkt neben ihm an einem der anderen Computer saß, starrte ihn mit großen Augen an. Selbst als Jason den Blick erwiderte, ließ sich der Kleine nicht einschüchtern. Es war schon erstaunlich, dass solch gestandene Männer wie die FA vor ihm zurückgewichen waren und so ein Kind keine Angst vor ihm zu haben schien. „Komm, Ryan“, legte eine junge blonde Frau ihre Hände auf die Schultern des Kleinen. „Mama ist fertig. Außerdem habe ich dir schon hundert Mal gesagt, dass es sich nicht gehört, andere Leute so offen anzustarren.“ Entschuldigend nickte sie in Richtung Jason, doch sie beachtete ihn nicht weiter. Vermutlich zu ihrem Glück. Hätte sie in diese kalten braunen Iriden gesehen, wäre sie ohnehin nur erschrocken. Jason sah den beiden nicht nach, als sie gen Ausgang liefen, sondern heftete seinen Blick bereits wieder starr auf das Display direkt vor ihm. Was kümmerte ihn das Familienleben anderer. Es gab Wichtigeres. Und dieses Etwas hieß Tyrone von Zundersby. Vielleicht war er besessen. Aber was war so schlimm daran, den Mörder seines Vaters fallen sehen zu wollen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)