Father Dest's Erbe von Pansy (Fortsetzung zu "Sinnlose Versprechen") ================================================================================ Kapitel 7: - 7 - ---------------- - 7 - "Die Wahrheit kann nicht auf ewig ins Nichts verbannt werden." Er konnte ihr kaum ins Gesicht sagen, dass er lieber allein sein würde. Das würde ihm Holly nicht nur übel nehmen, sie würde seiner Bitte auch nicht nachkommen. Mit einem lauten Seufzen nahm Jason wahr, wie die Tür zu seinem Schlafzimmer vorsichtig geöffnet wurde und ein Duft von Minze sofort den Raum erfüllte. Sah sie denn nicht, dass er sich von seinem kleinen Blackout körperlich und auch psychisch wieder bestens erholt hatte? "Du brauchst nicht wie bei einem Totkranken herumschleichen", richtete sich Jason ein wenig auf. "Mir geht's wieder gut, selbst wenn du das nicht glauben möchtest. Es reicht schon, dass du mich hier festhältst." Er deutete auf das Bett, in dem er nun schon seit gut einer Stunde ergeben lag. Holly hatte ihm mit einer Holzhammernarkose gedroht, falls er auch nur den leisesten Versuch unternehmen würde, aufzustehen. Obgleich er ihr kräftemäßig überlegen war, verspürte er nicht den Drang, sich mit ihr anzulegen. Ungeachtet seiner Worte setzte sie sich zu ihm aufs Bett und reichte ihm eine Tasse mit heißem, dampfendem Tee, den sie für ihn in der Küche aufgesetzt hatte. "Trinken und nicht jammern." Widerwillig griff er nach dem Porzellan. "Bist du heute kühl", murmelte er. Zwei Finger bohrten sich schmerzhaft in seinen Oberarm. "Das tut weh", mokierte er sich. "Jetzt hör auf zu schmollen. Du hast dich selbst in diese deine Lage hineinmanövriert." Unerbittlich nötigte sie ihn mit einem Fingerzeig dazu, endlich einen Schluck Tee zu sich zu nehmen. Während er mit den Augen rollte, kam er ihrer Aufforderung endlich nach und schon legte sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. "Jetzt zufrieden?" "Wenn du nun noch ein wenig mehr Höflichkeit an den Abend legst, dann ja", erwiderte sie. Ungläubig starrte er sie einen Augenblick an, ehe er mit dem Kopf schüttelte. "Stur wie ein Bock." Plötzlich wurde Jason rabiat das Kissen aus dem Rücken hervorgezogen. Da er damit nicht gerechnet hatte, ließ er nicht nur die Tasse fast aus der Hand fallen, er verschüttete auch die Hälfte ihres Inhalts. Schnell sickerte die Flüssigkeit durch sein Hemd hindurch und legte sich heiß auf seine Haut. "Was soll-", fluchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Noch ein freches Wort und das hier landet in deinem Gesicht!" Holly wedelte mit dem Kissen in der Tat bedrohlich vor seiner Stirn herum. "Sieh dir lieber an, was du angerichtet hast", deutete er auf sich und auf das teils immer dunkler werdende Laken. "Halb so schlimm", tat sie die Unflätigkeit, für die sie verantwortlich war, ab. Jason suchte ihren Blick. "Ach ja?" "Ja", nickte sie überzeugt und nahm das Kissen immer noch nicht wieder herunter. Lange stierten sie sich an und von draußen drang das Aufheulen eines Motors in den Raum, vibrierte kurz sachte an den Wänden, ehe es sich in der Weite verlor. "Bist du nun gehorsam?", verzogen sich Hollys Mundwinkel zu einem Lächeln. Irgendetwas veränderte sich mit einem Mal in Jasons Blick. Das Braun seiner Augen wurde ebenfalls nun von einem Glanz wie Hollys grau-grüne überdeckt, doch es schien keiner Erheiterung zu entspringen. Eher glichen seine Iriden nun denen eines gefangenen Tieres. Wild und unbarmherzig. Holly schrak zurück und fiel halb vom Bett, als sie Halt auf ihren Füßen suchte. Das Kissen hielt sie sich nun schützend vor die Brust. "Jason?", wisperte sie kläglich. Der junge Sartaren erhob sich und bewirkte damit, dass Holly drei weitere Schritte vor ihm zurückwich. Mit beiden Händen fasste er sich über die Schultern hinweg an den Rücken und krallte seine Finger in den dunklen Stoff. Es sah für sie so aus, als ob er sich selbst in Stücke reißen wolle. Als sie wieder auf ihn zugehen wollte, erhob er seine Stimme in einem ziemlich barschen Ton: "Ich kann selbst auf mich aufpassen." Dann zog er sein Hemd über den Kopf und schmiss es achtlos auf den Boden. Danach ging er unvermittelt dazu über, seine Bettdecke zur Seite zu heben, um an das dreckige Laken zu kommen. Trotz aller Bedenken, die sie auf einmal hegte, griff sie nach der unteren Hälfte des Betttuches und zog es über die Ecken. "Danke, aber das kann ich noch allein." "Ich trage die Schuld, also muss auch ich mich ums Bett kümmern", entgegnete sie bestimmt, aber dennoch respektvoll. Er schmiss sich auf die blanke Matratze und rollte sich auf den Rücken. "So vorteilhaft deine Hartnäckigkeit im Beruf auch sein mag, sie kommt dir nicht immer zugute." "So unbekümmert du einmal warst, Jason, so verbittert bist du jetzt", flüsterte sie hauchzart in die angespannte Luft. Sie wusste nicht, ob er sie verstanden hatte. Jedenfalls ließ seine Haltung, die sich nicht versteift hatte, nicht darauf schließen. Obwohl sie keine rechte Angst vor ihm hatte, schlich sie förmlich zum großen Schrank und öffnete möglichst lautlos seine rechte Tür. "Auf der anderen Seite", drang seine Stimme an ihre Ohren. Sie schrak zusammen, obgleich nichts Böses in seinen Worten lag. Während sie die andere Tür öffnete und erstere simultan schloss, hörte sie ihn seufzen. Als sie einen Blick über die Schulter zu ihm warf, drehte er sich gerade auf den Bauch und vergrub sein Gesicht in dem Kissen, das bis eben noch an der unteren Kante des Bettes gelegen hatte. Sie hatte sich ursprünglich sogleich wieder der frischen Bettwäsche zuwenden wollen, doch nun konnte sie ihre Augen nicht von Jason nehmen. Bemitleidenswert war nicht das rechte Wort, das ihn gut beschrieben hätte. Denn er wirkte eher kühl und in sich gekehrt. "Du darfst dich nicht verschließen." Als sie realisierte, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte, war es zu spät. Er neigte seinen Kopf nach links und sah sie an. Direkt an. "Und du sollst dich nicht ständig in die Angelegenheiten anderer Leute einmischen.“ Er herrschte sie nicht an, sondern stellte diesen Fakt einfach nur nüchtern fest. „Einer muss dir aber sagen, dass der alte Jason vermisst wird.“ Mit leeren Händen schritt sie auf ihn zu und ließ sich abermals auf dem Bett neben Jason nieder. „Damit der Spott von neuem losgehen kann? Damit die Stadt wieder mich als Sündenbock hat und weiter in der Familiengeschichte, die ja sooo verpönt und dennoch sooo tragisch ist, herumstochern kann? Nein, danke. Darauf habe ich wirklich keine Lust.“ Erneut verbarg er sein Gesicht im Kissen. Innerlich war er vollkommen entspannt, auch wenn er vorher noch dachte, vor Wut zerplatzen zu müssen. Seitdem er als Aspir seine Unternehmungen gegen Tyrone von Zundersby fortführte, fand er viel schneller seine Beherrschung wieder. Er war um einiges bedachter und verantwortungsvoller. Holly mochte denken, er habe nicht genug gegessen und sei deswegen ohnmächtig geworden. Und er dachte nicht daran, sie zu berichtigen. Vielleicht hatte er nicht übermäßig viel in den letzten Tagen zu sich genommen, aber er hatte keineswegs gehungert. Nicht genug, um seinen Schwächeanfall, wie Holly ihn bisweilen betitelte, zu rechtfertigen. Was es dann war?... Selbst wenn er es wissen würde, schwiege er sich darüber lieber aus. „Es verlangt keiner, dass du dich erneut in der Politik versuchst. Jason, bitte verstehe mich nicht immer wieder falsch. Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist“, fuhr sich Holly fahrig durch ihr Haar, das in braunen Strähnen über ihre Schultern fiel. Jason lachte auf und seine Laute wurden weitestgehend vom Kissen unter ihm erstickt. „Was ist daran so lustig? Ich mache mir Sorgen, verdammt!“ Sie legte eine Hand auf seine linke Schulter und strich verzagt viele Male über sie, während sein Körper unter ihren Finger unablässig zu vibrieren schien. „Weshalb lachst du jetzt?“, wollte sie mit Nachdruck wissen. Entmutigt sah sie auf Jason hinab und biss sich dabei auf die Unterlippe. Die Ratlosigkeit, was sie noch tun könnte, um ihrem Freund zu helfen, stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. Abrupt richtete sich Jason auf und sah ihr belustigt in die Augen. „Der alte Jason“, betonte er absichtlich verächtlich, „wird in der Stadt nicht gern gesehen. Daher habe ich keinen Grund, wieder zu ihm zurückzufinden. Also, weshalb verlangst du das ständig von mir?“ „Weil…“, stockte sie und erhob sich vom Bett. „Weil ich dich in letzter Zeit manchmal kaum wieder erkenne.“ „Was ist an mir denn so anders? Nur weil ich die Medien ein wenig mehr an mir abprallen lasse? Weil ich es aufgegeben habe, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, was ich alles hätte anders machen können? Habe ich mich dadurch wirklich so verändert?“, zuckte er mit den Schultern. „Das ist es nicht!“, rief sie aus und schüttelte energisch den Kopf. „Ich habe dir vor kurzem schon einmal gesagt, was dir abhanden gekommen ist. Finde sie wieder, verdammt noch mal!“ Damit drehte sie sich um und rannte aus dem Zimmer. Jason hörte das Schluchzen, das von ihr ausging, doch das amüsierte Lächeln, das noch immer auf seinen Lippen lag, schwand nicht. Nach einer kleinen Ewigkeit erhob er sich und lief zum Schrank, um sich endlich ein frisches Laken zu holen. Als er das Bett wieder hergerichtet hatte, ging er in die Küche, um sich einen neuen Tee zu machen. Sein Blick streifte den Garderobenhaken im Flur, während er die Tür zum Wohnraum hinter sich schloss. Holly war gegangen. Und das war ihr sicherlich nicht leicht gefallen. Mit relativ ausdrucksloser Miene setzte er Wasser auf und blätterte solange in der Zeitung, bis das Sprudeln der klaren Flüssigkeit laut genug war, um ihm zu verkünden, dass er den Topf wieder vom Herd nehmen konnte. Mit purer Gemütlichkeit füllte er das dampfende Wasser in eine Tasse ab und nahm sie dann in die Hand. Er drehte sich um und lehnte sich an die Arbeitsplatte. Und… schloss die Lider. Er hatte Holly nie wehtun wollen. Gewiss nicht ihr, nach dem, was sie alles für ihn getan hatte. Durch sie war er in seiner Wahl überhaupt so weit gekommen. Sie hatte ihm Möglichkeiten gegeben, an die er niemals von allein gekommen wäre. Sie gab ihm das Gefühl, nicht gänzlich verloren zu sein. „Und doch kann ich das nicht für dich werden…“, hauchte er in seine Tasse hinein. Tyrone war sein Ziel, das er nicht leichthin aufgeben wollte. Er hatte an diesem Tag bereits genug Schwäche gezeigt, wenn nicht gar schon zu viel. Es gab wesentlichere Dinge. Er setzte sich auf einen der Küchenstühle, direkt vor seinen Laptop, der immer noch aufgebaut und laufend auf dem Tisch stand. Nachdem er den Bildschirmschoner weggeklickt hatte, nickte er bedächtig. Holly war tatsächlich so neugierig gewesen und hat nachgesehen, was er gemacht hatte, bevor sie gekommen war. An Aspirs Angelegenheiten hätte sie dennoch nicht herankommen können, selbst wenn sie sogar sämtliche Ordner durchwühlt hätte, die unter dem Benutzernamen zu finden waren. Dafür hatte Jason einen ganz eigenen eingerichtet und verwendete ihn nicht für solche Lappalien wie im Forum der Stadt herumzusurfen. Das Stöbern diente zwar auch seinem Vorhaben, aber dafür war er nicht so nachlässig, irgendwelche Schlüsse auf Aspir zuzulassen. Schließlich war es keine Seltenheit, dass Holly bei ihm ein- und ausging und er musste auf alle möglichen Eventualitäten vorbereitet sein. Zum einen neugierig, zum anderen doch eher desinteressiert las er die neuen Einträge in ‚seinem’ Thread. Und es schaffte wirklich nur einer, seine Aufmerksamkeit mehr als nur eine Sekunde zu wecken: Sweet Memories 11.November 00:07 Ich kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich dem Eröffner dieses Threads bin. Aber bevor ich nun auf die Knie falle und dem unbekannten Schönling – so stelle ich mir A. Hero einfach mal vor ;-) – die Füße küsse, möchte ich mich an ein paar Personen wenden, die hier bereits ihre Meinung kundgegeben haben: Es läuft vieles in Asht-Zero schief und ich freue mich, dass ihr das erkannt habt. Die Steuern sind in der Tat zu hoch angesetzt und selbst der Kindergarten und die Bücherei greifen den Bürgern zu tief in die Tasche. Auf genaue Beträge darf ich aus bestimmten (beruflichen) Gründen nicht eingehen, aber das erledigt ihr sicherlich auf nette Art und Weise für mich. Und doch sind nach meinem Geschmack noch viel zu wenige User in diesem Forum beteiligt. Asht-Zero ist eure Stadt! Tretet allen in den Hintern und führt sie notfalls in Ketten gelegt an den Monitor, damit sie die Augen öffnen und sich an ihrem eigenen Wohl beteiligen. Nehmt euch ein Beispiel an Jason Sartaren. Ich höre schon die Beschwerden und ich weiß durchaus, welcher Hintergrund seine Person prägt. Doch könnt IHR euch auf Gedeih und Verderb mit eurem Vater identifizieren? Wollt IHR mit eurem Vater aufs Haar genau verglichen werden? Schieben wir Jason Sartarens Herkunft doch einmal beiseite. Übrig bleibt ein junger Mann, der ehrenvolle Ziele hatte. Er outete sogar Tyrone von Zundersby, unseren geschätzten Schlossherren, als Waffenhändler. Und wer hat es geglaubt? Keiner! Zumindest haben die Medien Sartarens Behauptung sofort als unerhörte Anschuldigung hingestellt. Wissen wir denn überhaupt, ob er sich diese Geschichte wirklich nur aus den Fingern gezogen hat? Oder ist ein Körnchen Wahrheit in Sartarens Worten gewesen? Weshalb lassen wir uns eigentlich derart von Stories in Zeitungen und im Fernsehen beeinflussen? Sind wir nicht mehr fähig, uns unsere eigene Meinung zu bilden? Ich möchte hier keinem zu nahe treten – und ich schätze all diejenigen, die hier bereits die vorherrschenden Verhältnisse beanstandet haben -, aber lasst bitte auf eure Worten auch Taten folgen. Es sind nicht alle dazu befugt, aus welchen Gründen auch immer und das verstehe ich nur allzu gut, aber ein wenig Einsatz kann jeder vollbringen. Schon jede Nuance Auflehnung ändert das System. Und zuguterletzt falle ich tatsächlich auf die Knie und verneige mich vor demjenigen, der die Initiative ergriffen und diesen Thread ins Leben gerufen hat. Sweet Zufrieden lehnte sich Jason in seinem Stuhl zurück. Er hätte nicht geglaubt, dass dieser eine Name durch jemand anderes als ihn selbst fallen würde. Doch die Bürger haben sich wohl von seiner Aktivität anstecken lassen. Die Entwicklung im Forum bestätigte ihn ungemein. Mit ruhigem Gewissen schaltete er seinen Laptop aus und ging zurück ins Schlafzimmer, wo er die Augen schloss und traumlos den Rest der Nacht verbrachte. „Die Wahrheit kann nicht dauerhaft ignoriert werden.“ Recht kühle Wassertropfen rannen vereinzelt Jasons Oberkörper hinab, während sich der junge Mann im Spiegel betrachtete. Der Tag war bis dato sehr erfolgreich verlaufen. Sowohl in der Arbeit als auch – was für ihn von enormerer Bedeutung war – in Aspirs Angelegenheiten. Er hatte einen neuen Mittelsmann in Aussicht, der beim lokalen Nachrichtensender arbeitete. Naid Greensthrow war ein anerkannter Moderator, der eigentlich fast immer die Interviews mit den wichtigen Persönlichkeiten der Stadt führte. Ob dies glorreiche Leistungssportler waren, amtierende Bürgermeisterkandidaten – so weit hatte es Jason nicht geschafft – oder irgendwelche Eventmanager. Immer war Greensthrow der gefragte Mann, wenn es um das Ansehen der Stadt ging. Innerhalb von Asht-Zero musste schließlich der Schein von Glanz und Ordnung gewahrt werden. Mit einem pastellgrünen Handtuch rieb sich Jason über den Kopf und legte es dann beiseite, um sich mit den Fingern durch die Haare zu streichen und sie auf diese Weise ein wenig zu richten. Anschließend schlüpfte er in eine alte Jeans und öffnete das Badezimmerfenster. Nach einem tiefen Atemzug und einem flüchtigen Blick in den dunklen Abendhimmel ging er in die Küche, nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und setzte sich damit auf das Sofa. Er hatte nicht einmal die Zeit, nach dem Stapel Blätter zu greifen, der neben ihm auf der Couch lag, da klingelte ein Telefon. „Ja?“, meldete sich Jason knapp. „Guten Abend, F. hier“, drang eine dunkle Stimme an seine Ohren, die äußerst aufgeregt klang. „Frimmingway“, hauchte Jason lautlos in die Luft. „Ich weiß, wir hatten vereinbart nicht zu telefonieren, aber ich muss Ihnen so schnell es geht etwas mitteilen.“ Als Frimmingway nicht mehr weiter sprach, räusperte sich Jason bewusst laut und provokant. „Ja?“, fragte er betont höflich, nachdem sein Gesprächspartner immer noch nichts wieder sagte. „Ich steige aus.“ „Das können Sie nicht“, erwiderte Jason gelassen. Schließlich hatte er ihn bereits für den nächsten Artikel im Voraus bezahlt. Und er hatte diesen bereits in Stichpunkten aufgesetzt. Frimmingway konnte jetzt nicht einfach aus ihrem Vertrag heraus. Es gab zwar keine schriftliche Form dessen, aber selbst mündlich war er dazu verpflichtet, seinen Auftrag bis zum Ende auszuführen. „Sie erhalten es zurück“, meinte Frimminway verhalten. Jason konnte die Unsicherheit in Killians Worten hören und ein überhebliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. So anerkannt der Kritiker in Asht-Zero auch sein mochte – oder gerade deswegen! -, er konnte ihn sich nicht durch die Lappen gehen lassen. Er wollte alsbald alle Medien in seinem Feldzug gegen Zundersby einbeziehen und dazu brauchte er Frimmingway noch. „Ich kann das nicht mehr tun“, fügte der Schreiber an. „So einfach kann ich Sie aber nicht gehen lassen“, entgegnete der junge Sartaren immer noch vollkommen ruhig. „Und ob Sie das können. Ich bin Ihnen zu nichts mehr verpflichtet. Sehen Sie sich Ihre Auszüge an.“ Frimmingways Stimme war bisweilen immer noch nicht die festeste, aber er schien dennoch den Eindruck zu machen, seine Worte ernst zu meinen und keinen Kompromiss eingehen zu wollen. „Denken Sie wirklich, ich kann Ihnen das durchgehen lassen?“, richtete sich Jason auf und begann damit, durch seine Wohnung zu laufen. Er brauchte eine Möglichkeit, Frimmigway an sich zu binden. „Mein Entschluss steht fest!“, presste Killian zwischen seinen Lippen hervor. Jason konnte die Angst förmlich spüren, die von dem Kritiker ausging. „Sie wissen, dass ich Ihre Identität als R.I. publik machen kann? Sucht die Polizei nicht ohnehin nach einer Spur des vermeintlichen Unruhestifters? Ach nein, so haben sie ihre Ermittlungen ja gar nicht begründet...“ Leise lachte der junge Mann in sich hinein. Es wusste kaum jemand, dass verdeckte Ermittlungen gegen R.I. überhaupt im Gange waren. Kaum einer verstand die wahre Botschaft in den durch Jason initiierten Artikeln. Aber war es nicht trotzdem ein gutes Druckmittel? „Ich stand die ganze Zeit hinter Ihnen und habe Ihre Ziele für ehrenwert gehalten“, wurde Frimmingway lauter. „Aber Sie fallen mir derart in den Rücken?“ Jason sagte nichts. „Und ich habe tatsächlich geglaubt, dass diese Stadt noch zu retten sei“, fuhr Killian enttäuscht fort. „Ich lasse mich nicht erpressen.“ „Und wenn ich Ihnen keine andere Wahl lasse?“ Abrupt blieb Jason stehen und umfasste sein Telefon so fest, dass das Weiß seiner Knöchel zum Vorschein kam. „Es gibt immer eine Alternative“, antwortete Frimmingway knapp. „Die Sie aber leider nicht haben.“ Allmählich begann Jasons Körper zu beben. Keiner hatte sich mit ihm anzulegen, wenn es indirekt um Tyrone von Zundersby ging! „Ich habe mehr gegen Sie in der Hand als Sie gegen mich.“ „Was können Sie gegen mich schon ausrichten?“, spottete Jason und umfasste mit seiner Rechten die eiserne Stange des Deckenfluters unweit seines Sofas. „Fordern Sie mich nicht heraus“, kam es ernst zurück. „Wie war noch gleich die Nummer der Polizei?“, lächelte Kelvin Sartarens Sohn kalt. „An Ihrer Stelle würde ich es nicht wagen.“ „Und das trauen Sie sich wahrhaftig, mir zu sagen? Mut haben Sie schon, das muss ich Ihnen lassen.“ „Ich warne Sie nur ein einziges Mal. Entweder Sie entlassen mich auf friedsame Weise aus unserem Bündnis oder Sie werden es bereuen.“ Jasons Finger hätten sich in die silberne Eisenstange gebohrt, wenn sie es gekonnt hätten. „Sie werden das tun, wofür ich Sie be...“ Er schüttelte wild mit dem Kopf. „Hören Sie mir gut zu-“ „Nein, das werden Sie nun tun, Jason Sartaren!“, unterbrach ihn Frimmingway barsch. „Wenn die Uhr elfmal schlägt, haben wir uns nie gesprochen. Keiner unternimmt je etwas gegen den anderen und...“ Doch der blonde junge Mann nahm die Worte gar nicht mehr wahr. In seinem Kopf herrschten nur noch zwei Worte: Jason Sartaren Frimmingway wusste, wer er war. Wütend stieß er die Lampe um, deren milchiger Schirm sofort auf dem harten Boden zerbrach, und kappte gleichzeitig die Verbindung zu Killian Frimmingway. Schnell hob und senkte sich seine Brust und pures Adrenalin schoss durch seinen Körper. Wie hatte das der Kritiker nur herausfinden können? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)