Moments von Nyn (ZoSa One-Shot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 6: Happy Birthday, Zoro! -------------------------------- Ich bin ein bißchen spät dran, aber ich mußte dem Marimo doch was zum Geburtstag schenken! Herzlichen Glückwunsch nachträglich! ^_^ --- Es war einer der unangenehmeren Tage auf der Grand Line. Dunkel, grau, stürmisch und naß und die Crew der Going Merry hatte alle Hände voll damit zu tun, das kleine Schiff nicht nur auf Kurs zu halten, sondern auch vor dem Kentern zu bewahren. Zur Mittagszeit waren alle erschöpft und durchnäßt. Zum Glück gönnte ihnen das Wetter eine kleine Auszeit, die sie nutzten, um sich in der Kombüse bei heiß dampfendem Kaffee und Kakao aufzuwärmen und sich mit ein paar von Sanji hastig zubereiteten Sandwiches für die nächste Laune des Wetters zu stärken. Aber jemand fehlte. Luffy, das vierte Sandwich noch im Mund, sah sich um. „Wo if Woro?“ Sanji warf einen genervten Blick durch das Bullauge der Kombüse in den grauschwarzen Himmel, an dem sich die bleiernen Wolken schon wieder zusammenzogen. „Der idiotische Mooskopf ist draußen.“ „Es ist sein Geburtstag...“ fügte Nami, die die Frage in Luffys Gesicht gesehen hatte, mit einem vielsagenden Blick hinzu. Ein kaum hörbares ‚Ah...’ raunte durch die verfrorene Crew. Jeder wußte, was es bedeutete, wenn Zoro Geburtstag hatte. Der schweigsame Schwertkämpfer zog sich noch mehr in sich zurück, war unnahbar wie ein Eisberg mit Stacheln und die Erfahrung hatte gezeigt, daß es gesünder war, Zoro in dieser Stimmung in Ruhe zu lassen. Nicht, daß er einen seiner Nakama jemals absichtlich verletzen würde, aber die kalte Abweisung, die jedem entgegenschlug, der sich dem Schwertkämpfer versuchte anzunähern, ging durch Mark und Bein und selbst Luffy nahm an diesen Tagen respektvollen Abstand. Warum Zoro so auf seinen Geburtstag reagierte, wußte niemand – woher auch, der Schwertkämpfer war ja selbst in besten Zeiten nicht für seine Redseligkeit bekannt. Er ließ sich eben nicht gerne in seine Seele schauen, Nakama hin oder her, und erst recht dann nicht, wenn er von alten Dämonen heimgesucht wurde, die sich jedes Jahr pünktlich am 11. November die Ehre gaben. Zoro selbst konnte nicht einmal genau sagen, warum gerade dieser Tag die Vergangenheit heraufbeschwor. Vielleicht, weil ein Geburtstag auch immer ein Tag des Bilanzziehens war, ein Tag, an dem man auf das vergangene Jahr zurückblickte, nur um festzustellen, welche Ziele noch immer nicht erreicht, welche Versprechen immer noch nicht eingelöst waren. Und das waren in Zoros Augen eine ganze Menge: Weder war er der beste Schwertkämper der Welt, noch hatte er sein Versprechen gegenüber Kuina eingelöst! Stattdessen gondelte er mit Luffy und den anderen über die Grand Line. Verschwendete er etwa seine Zeit? Mit zusammengebissenen Zähnen zog Zoro an dem dicken Tau, mit dem er gerade das Hauptsegel, das sich in der letzten Sturmböe gelöst hatte, wieder festzurrte. Mit Genugtuung fühlte er die Spannung und Kraft der mächtigen Muskeln in seinen Armen, spürte den Widerstand des rauhen Materials in seinen Händen und wie es sich nach und nach widerwillig seiner Überlegenheit beugte. Das war es was er brauchte: Körperliche Anstrengung. Einen Gegner, der ihn davon ablenkte, über die Vergangenheit zu grübeln und an der Zukunft zu zweifeln. Dabei waren Selbstzweifel für gewöhnlich nicht Zoros Begleiter. Im Gegenteil, in der Regel war er überzeugt von seinen Entscheidungen und Luffy zu folgen hielt er nach wie vor für den wahrscheinlichsten Weg, seinen Traum und sein Versprechen erfüllen zu können. Normalerweise. Aber selbst den stoischen Schwertkämpfer plagten hin und wieder Zweifel. Vielleicht, weil er noch nicht erkannt hatte, daß Lasten manchmal leichter wurden, wenn man sie teilte. Und so war Zoro jedes Jahr aufs neue hilflos seinem Geburtstag ausgeliefert und er versuchte, so gut es ging, diesen Tag zu überstehen. Vielleicht war es der Strum, der unablässig an ihm zerrte, der es dieses Jahr besonders schwierig machte. Vielleicht war es auch das unerklärliche Gefühl der Einsamkeit obwohl er von seinen Nakama umgeben war. Was es auch war, seine sonst so undurchdringliche Fassade fing an zu bröckeln und er wußte, daß ihm seine Sorgen deutlich ins Gesicht geschrieben waren, ebenso wie seine Wut darüber, sie nicht besser verbergen zu können. Und so focht Zoro den ganzen restlichen Tag nicht nur einen beharrlichen Kampf gegen das Wetter, sondern auch einen einsamen Kampf gegen sich selbst. Als gegen Abend der Wind endlich abflaute und der Regen wenig später auch aufhörte, schleppte sich der Schwertkämpfer zum Heck des Schiffes zurück. Hier würde ihn bestimmt keiner stören, denn der Rest der Crew hatte, mindestens so erschöpft wie er selbst, wieder die Wärme der Kombüse gesucht. Matt und niedergeschlagen sank Zoro schließlich auf den Boden und stütze seinen Rücken gegen die Heckreling. Kraftlos ließ er den Kopf hängen und schloß die Augen. Was war bloß los mit ihm? Er wollte doch seine Ruhe haben, weder das Mitleid noch die Neugier in den Augen seiner Nakama ertragen müssen. Er brauchte keine Gesellschaft, er wollte keine Gesellschaft! Woher also kam diese verdammte Einsamkeit? Er seufzte und ein Zittern lief durch seinen Körper. Seine Kleidung war komplett durchnäßt und es war verflucht kalt hier draußen. Wieder durchfuhr ihn ein Zittern, doch er machte keine Anstalten, aufzustehen. „Oi, Marimo, Du holst Dir noch den Tod hier draußen.“ Die unbeteiligte Stimme des Schiffskochs wurde lauter, bis Sanji schließlich ein paar Zentimeter vor dem zusammengesunkenen Schwertkämpfer zum Stehen kam. „Verschwinde!“, knurrte Zoro ohne seinen Kopf zu heben. Der hatte ihm gerade noch gefehlt! Doch Sanji zeigte sich unbeeindruckt von der kaum verhüllten Drohung in der Stimme des Schwertkämpfers und dieser fand sich plötzlich unter einer Wolldecke wieder, die ihm achtlos übergeworfen worden war. Zoro knurrte nochmals mißmutig, aber der Effekt war schwach. Denn auch wenn er dem dämlichen Löffelschwinger gegenüber keine Schwäche zeigen wollte, die angenehme Wärme der Decke konnte Zoro nicht leugnen. So unauffällig wie möglich zog er den schweren Stoff etwas enger um seinen zitternden Körper und hoffte, daß der nun neben ihm an der Reling lehnende Smutje nichts davon merkte. Diese Genugtuung wollte er ihm nicht gönnen! Aber Sanji sagte nichts und für lange Minuten herrschte Stille zwischen den beiden Männern, die nur durch das gelegentliche Klicken eines Feuerzeugs durchbrochen wurde. Zoro spürte wie ihn die Erschöpfung nun endlich übermannte. Der harte Kampf gegen den Sturm forderte seinen Tribut, doch die Dämonen in seinem Kopf waren noch immer da. Sein Körper war aufgerieben und entkräftet doch sein Geist, sein Herz, wollte einfach keine Ruhe finden. Er begann wieder zu zittern. Als sich die Wolldecke auf einer Seite plötzlich hob und ein warmer Körper neben ihm Platz nahm, wollte er protestieren, doch er hatte einfach keine Kraft mehr dazu. Mit geschlossenen Augen nahm er den seltsam tröstlichen Geruch von Aftershave und Tabak wahr. Und als sich schließlich ein schlanker Arm um seine Schultern legte und ihn näher an den warmen Körper heranzog bis sein Kopf auf einem fremden Herzschlag zu liegen kam, konnte Zoro nur noch verwundert feststellen, daß die Dämonen verstummt waren. Im nächsten Moment war er auch schon eingeschlafen. „Happy Birthday, Marimo“, brummte Sanji leise und betrachtete eine Weile nachdenklich das friedliche Gesicht des schlafenden Schwertkämpfers, bevor er sich etwas umständlich eine neue Zigarette anzündete und den weißen Rauch in den Nachthimmel bließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)