Kätzchen von -Ayla- (DMxHP [SBxRL]) ================================================================================ Kapitel 12: Halloween --------------------- 12. Halloween Als Harry am nächsten Morgen wach wurde, spürte er einen sanften Atem im Gesicht. Dennoch erschreckte er sich, als er die Augen öffnete, denn Dracos Gesicht war dem seinen sehr nah und er sah in hellgraue Seelenspiegel. Dadurch, dass er erschrak, wich er reflexartig zurück. Er bemerkte schon, dass er den Halt auf der Couch verlor, doch abermals bewies Draco hervorragende Reflexe. Der Blonde umschloss den Jüngeren mit beiden Armen und bewahrte ihn dadurch vor einem unsanften Sturz. Harry wurde an den warmen weichen Körper gezogen und leise aufseufzend kuschelte er sich näher an Draco heran. Er spürte, wie sanfte Lippen über seine Stirn strichen. „Guten Morgen, Harry!“ „Morgen,“ nuschelte Harry zurück und genoss die innige Umarmung. Wenn er doch immer bei Draco aufwachen könnte. Er hatte nicht geahnt, welch wunderschönes Gefühl das war; so geborgen. „Es gibt bald Frühstück,“ erklärte Draco nach einiger Zeit, während er Harry durch das schwarze Haar strich und es noch mehr verwuschelte, als es ohnehin schon war und nach dem Schlafen insbesondere. Harry nickte nur abwesend, hatte aber gerade so gar keine Lust, sich zu bewegen und auch Dracos Arme wichen nicht von seinem Körper. „Ich muss noch in den Turm,“ seufzte er schließlich, rührte sich aber noch immer nicht. „Hm,“ stimmte Draco träge zu. Beide genossen ihr Zusammensein viel zu sehr, als dass sie sich trennen wollten. Draco beugte sich herunter und ließ seine Lippen erneut über Harrys Stirn gleiten, dann die Nasenwurzel hinab, küsste kurz die Nasenspitze, bevor sie auf ihr Gegenstück trafen. Harry erwiderte den Kuss ohne zu Zögern. Doch dann trennte Draco sich von ihm. „Es wird wirklich Zeit.“ So ungern er sich auch von dem Schwarzhaarigen trennte, aber sie mussten frühstücken. Das Frühstück, so sagte man, war die wichtigste Mahlzeit des Tages und ein Verzicht eher ungesund. Davon abgesehen, dass Draco ziemlichen Hunger hatte und er es nicht bis zur ersten Pause aushalten würde. Das tat sein Bauch auch mit einem lautstarken Knurren kund, was Harry ein Lachen entlockte. „Okay, bevor du mir hier noch verhungerst,“ kicherte er und setzte sich auf. Er beugte sich zu dem Slytherin hinüber und drückte ihm noch einmal kurz die Lippen auf, bevor er schließlich aufstand und Draco es ihm gleich tat. Gemeinsam verließen sie den Raum der Wünsche. Als Harry schließlich im Gemeinschaftsraum eintraf, wurde er schon erwartet. „Wo warst du denn? Ron sagte, du hättest nicht im Schlafsaal übernachtet,“ stellte Hermine fest. Prompt wurde Harry rot im Gesicht. Er wusste ja, dass es verboten war, außerhalb zu übernachten. Und Hermine war schließlich nicht umsonst Vertrauensschülerin. Draco, der ja auch Vertrauensschüler war, hatte sich nur aus Eigennutz nicht beschwert. Hermine beobachtete ihren besten Freund durch zusammen gekniffene Augen, dann schien ihr ein Licht aufzugehen. „Oh, sag nur, du hast…“ sie ließ den Satz unbeendet und sah ihn erwartungsvoll an. Doch er wurde glücklicherweise einer Antwort enthoben. „Mensch, da bist du ja!“ Ron knallte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir haben dich schon gesucht und Hermine hat sich Sorgen gemacht.“ Er blinzelte seine Freundin neckend an. Die stemmte die Hände in die Hüften. „Tu doch nicht so, als ob du dich nicht gefragt hättest, wo er steckt!“ Harry nutzte die Gunst der Stunde, da beide unaufmerksam waren, um heimlich still und leise abzuhauen. Immerhin trug er noch sämtliche Klamotten von gestern, die nun auch ziemlich verknautscht aussahen, da er ja in ihnen geschlafen hatte. Also sprintete er zum Schlafsaal hoch, denn die Zeit drängte, wenn er noch Frühstück bekommen wollte. Und er würde ja auch Draco in der Großen Halle wiedersehen, Motivation also genug, sich zu beeilen. Oben angekommen, riss er sofort seinen Schrank auf, zog ein frisch gebügeltes Hemd heraus, suchte einen Umhang, der weniger lädiert aussah und schlitterte ins Bad, um sich frisch zu machen. Hemd und Umhang, die er ausgezogen hatte, wanderten sogleich in den Korb für die Dreckwäsche, den die Hauselfen im Laufe des Tages, während sie im Unterricht saßen, leeren würden. Er wusch sich nur kurz, für eine Dusche fehlte ihm schlichtweg die Zeit. Dann griff er sich seine Schultasche, suchte seine Bücher, Hausaufgaben und leeren Pergamente für heute heraus und griff sich Kessel und Zauberstab. Kaum hatte er alles eingepackt, stürmte er auch wieder nach unten. Hermine und Ron standen noch immer dort, wo er sie stehen gelassen hatte, diesmal jedoch ganz offensichtlich in einen Versöhnungskuss vertieft. Harry musste an gestern Abend denken und ohne es zu merken, breitete sich ein regelrechtes Strahlen auf seinem Gesicht aus. Jedoch wurde es von jemand anderem bemerkt. „Siehst glücklich aus,“ stellte Seamus fest. „Als hättest du eine wundervolle Nacht verbracht.“ Der Ire grinste breit, doch es verbreiterte sich noch mehr, als Harry knallrot anlief. „Es ist nicht so, wie du denkst,“ wiegelte er ab und lief schnurstracks an dem sich noch immer küssenden Pärchen vorbei, aber so schnell wurde er den Rotblonden wohl nicht los. „Weiß ich doch!“ lachte Seamus. „Du bist nicht der Typ, der allzu rasch mit jemandem in die Kiste steigt.“ Harry wurde noch roter und biss sich auf die Unterlippe. Soweit hatte er noch nicht einmal gedacht. Doch er konnte nicht leugnen, dass ihm die sanften Küsse gefielen. „Und wie steht‘s mit dir und Blaise?“ erkundigte er sich, während sie auf eine der beweglichen Treppen warteten, die sie nach unten und somit zur Großen Halle führen sollte. Einmal natürlich, um von sich selbst abzulenken, aber auch, weil es ihn wirklich interessierte. Diesmal war es an Seamus, zu erröten, wenn auch nur leicht. Ein tiefes Seufzen folgte. „Er hat gestern versucht, mir den Patronus beizubringen, hat aber nicht funktioniert. Du glaubst gar nicht, wie nervös mich der Typ macht! Ich hab gar nichts zustande gebracht, obwohl er eigentlich nichts gemacht hat. Also, außer zu versuchen, mir den Patronus beizubringen. Aber ich bekomme noch immer nicht viel mehr hin, als einen feinen weißen Nebel. Mir ist aufgefallen, dass er etwas abwesend und traurig ist. Weißt du, woran es liegen könnte?“ Seamus sah Harry erwartungsvoll an. Vielleicht konnte der ihm ja einen guten Tipp geben. „Tja…“ Harry presste die Lippen zusammen. Er haderte mit sich, ob er Seamus die Wahrheit sagen sollte. Aber er hatte Blaise ja auch gesagt, dass es Seamus war, der in ihn verknallt war, hatte Seamus es dann nicht auch verdient, zu wissen, was los war? Harry warf diesem einen kurzen Seitenblick zu. „Weißt du, er hat Liebeskummer.“ Jetzt war es raus. „Oh,“ meinte Seamus nur und klang enttäuscht. Der Schwarzhaarige bereute seine Entscheidung sofort, auch wenn Seamus nun wusste, woran er war. „Wer?“ fragte der Ire tonlos. „Weiß nicht,“ flunkerte Harry. Er hielt es für besser, wenn Seamus nicht wusste, dass Ron sein Konkurrent war. Der Gryffindor konnte einfach nicht abschätzen, wie Seamus reagieren würde. „Aber das wird schon.“ Harry legte Seamus eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. „Immerhin steht er auch auf Männer und sein Schwarm ist zu seinem Pech mit einem Mädchen zusammen und hatte noch nie Interesse an einem Jungen.“ Harry lächelte ihn aufmunternd an. „Gib ihm einfach etwas Zeit.“ Seamus nickte mit hängendem Kopf. „Hey, warum habt ihr nicht auf uns gewartet?“ Sie hatten gerade die Eingangshalle erreicht, als sie Ron rufen hörten. Sie blieben stehen und warteten, bis Hermine und Ron die Treppe herunter gekommen waren. Gemeinsam betraten sie die Große Halle. Als erstes glitt Harrys Blick zum Slytherin-Tisch und als er sich mit dem von Draco kreuzte, lächelte er ihn sofort an, was direkt erwidert wurde. Dennoch ging er mit seinen Freunden weiter zu ihrem Tisch. Harry war etwas überrascht, als Hermine es so arrangierte, dass er mit dem Gesicht Richtung Slytherin-Tisch saß, was ihn nicht im Geringsten störte, konnte er so doch immer wieder Blicke zu seinem blonden Freund werfen. Das bedeutete aber auch, dass Hermine doch bemerkt hatte, was in ihm vorging und vermutlich ahnte sie auch, was gestern passiert war; sie war eben eine gute, aufmerksame Freundin. ** Seit diesem Tag war alles anders zwischen ihnen. Sie hielten sich immer an den Händen, wenn sie den Klassenraum wechselten, standen immer ein wenig abseits, um sich zu küssen und zu umarmen und irgendwie fanden sie wieder mehr Zeit füreinander, ohne die Schule, ihre Pflichten oder ihre Freunde zu vernachlässigen. Ihre Freundeskreise waren sowieso verschmolzen. Auch Pansy und Nott waren mittlerweile in der Gryffindor/ Slytherin-Clique angekommen. Lustigerweise verstanden sich Hermine und Theo sehr gut, denn beide waren ziemliche Streber, die sich gegenseitig in ihrem Wissensdurst unterstützten, manchmal sehr zum Leidwesen ihrer jeweiligen Partner. Grabbe und Goyle hatten sich ganz von ihrem ehemaligen Boss abgewandt, denn den beiden passte es einfach nicht, dass der jetzt so viel Zeit mit den größten Hauskonkurrenten verbrachte und mit einem von ihnen ständig Speichel austauschte, wie sie es nannten. Auch generell hatte sich die Rivalität zwischen dem roten und dem grünen Haus etwas gelegt. Sie schenkten sich zwar noch immer nichts, doch gab es auch in den anderen Klassenstufen erste Annäherungsversuche. Inzwischen war es Ende Oktober. Somit stand Halloween auf dem Kalender. Neben dem üblichen Halloween-Essen in der Großen Halle war eine Kostüm-Party im Raum der Wünsche organisiert worden. Ein Sechstklässler aus der DA hatte die Idee gehabt und einige Freiwillige hatten ihm geholfen. Natürlich waren beide DA-Gruppen mit dabei, aber auch jeder andere Schüler, der Lust hatte, konnte kommen. Harry hatte große Probleme gehabt, ein Kostüm zu finden. Er wollte Ohren und Schwanz schließlich nicht verstecken. Also hatte er sich für den Gestiefelten Kater entschieden, während Draco als blasser Vampirfürst teilnehmen wollte. Das Kostüm war mehr improvisiert, aber er war zufrieden. Und auf großartiges Tamtam hatte er eh keine Lust. Draco war gerade, da Samstag war, in Malfoy Manor, um dafür dort sein grünes Barock-Kostüm zu holen, das er Harry in den Ferien gezeigt hatte. Außerdem hatte er noch ein paar andere Dinge dort zu erledigen, weshalb Harry nun schon den ganzen Tag auf ihn verzichten musste. Daher hatte er sich entschlossen, sich der Reparatur seiner natürlichen Gedankenabwehr zu widmen. Somit hatte Harry sich in ihrem Schlafsaal verkrochen, jedoch nicht ohne seinen Freunden Bescheid zu geben. Mittlerweile funktionierte es auch besser, als noch beim ersten Mal in Dumbledores Büro. Er schaffte es nun, den Zauber bis zu fünf Mal in einer Stunde durchzuführen, was ihn mit einigem Stolz erfüllte, obwohl es nicht so das Wahre war, da er auch mit fünf Sprüchen nur einen Bruchteil der Vorhänge verstärken konnte. Harry hatte es sich angewöhnt, nach fünf Zaubersprüchen aus seinem Inneren zurückzukehren, das war sicherer und nicht so anstrengend. Erst, als er bereits seine Brille wieder aufgesetzt hatte und in seinem Bett saß, fiel ihm ein leises Schluchzen auf. Irritiert sah er sich um, bevor er erkannte, dass Seamus die Vorhänge um sein Bett zugezogen hatte und offenbar dahinter lag. Kurz überlegte er, ob er einfach gehen sollte; Seamus würde schon seine Gründe haben, alleine zu sein, doch dann dachte er sich, dass er seine Hilfe zumindest anbieten konnte. Also stand er auf, ging zu dem Bett seines rotblonden Freundes hinüber und schob langsam und vorsichtig den Vorhang ein wenig bei Seite, um ihn nicht zu erschrecken. „Seamus?“ Dieser stellte sein leises Wimmern sofort ein und hob den Kopf leicht an. Wie Harry bereits wegen der Geräusche vermutet hatte und die roten Augen und die feuchten Wangen nun bestätigten, weinte Seamus. Er sah ihn fragend an und wartete darauf, ob der Ire selbst das Wort ergreifen würde. Der wischte sich erst mit dem Umhangärmel über das Gesicht, dann rückte er ein wenig zur Seite und bedeutete Harry, sich zu ihm zu setzen, während er liegen blieb und nun eine Weile stumm an die Decke des Himmelsbettes blickte. Harry kam der Aufforderung nach und zog die Beine an sich, so dass der Vorhang hinter ihm wieder zufiel. Dann wartete er geduldig ab, wann Seamus mit ihm reden würde, denn dass er das tun wollte, zeigte schon alleine die Tatsache, dass er ihn nicht weggeschickt hatte. Schließlich seufzte Seamus leise. „Wie du weißt, bin ich total in Blaise verschossen. Ich habe mich an deinen Rat gehalten, mich zurückgehalten und abgewartet. Aber mittlerweile ist es nun schon einen Monat her. Ich hab ein paar Andeutungen gemacht, mich öfter unter fadenscheinigen Gründen mit ihm getroffen, um Zeit mit ihm zu verbringen und in seiner Nähe zu sein. Aber er reagiert gar nicht darauf. Er hat wohl wirklich kein Interesse.“ Seamus schloss gequält die Augen. „Ich weiß ja, entlieben ist schwerer, als verlieben. Und sich dann wieder neu verlieben, erstrecht. Aber er könnte es mir doch dann deutlich sagen, oder? Er weiß ja nicht, dass ich weiß, dass er unglücklich verliebt ist.“ Harry sah Seamus nachdenklich an. „Vielleicht denkt er sich, dass ich es dir gesagt habe. Außerdem hab ich ihm das mit Dean erzählt.“ Seamus sah ihn entsetzt an. „Du hast was?“ fuhr er den Schwarzhaarigen an. „Wenn du ihm davon erzählt hast, dann hast du ihm bestimmt auch gesagt, dass ich ihn ... mag?“ Harry presste die Lippen zusammen. Stimmt, das hatte er alles hinter Seamus’ Rücken getan, ohne zu bedenken, dass der wenig begeistert davon sein würde. Seamus interpretierte Harrys Schweigen richtig und ließ den Kopf wieder aufseufzend auf sein Kissen fallen. „Mach dir keine Sorgen. Er hat es gut aufgenommen. Außerdem meint Draco, du wärst sein Typ. Also Blaises. Du könntest ihn ja bei der Party zum Tanzen auffordern,“ schlug Harry vor, um Seamus aufzumuntern. Und er wollte auch ein klein wenig wieder gut machen, dass er Blaise alles erzählt hatte, auch wenn er in erster Linie damit Seamus vor einem erneuten Reinfall hatte schützen wollen. Seamus sah Harry zweifelnd an. „Meinst du?“ „Ja, klar. Du kannst aber auch warten, bis jemand anderes Interesse an ihm bekundet und ihn dir vor der Nase wegnimmt.“ Harry hob auffordernd eine Augenbraue. „Nein, soweit lasse ich es nicht kommen. Ich werde es tun. Wenn er es eh schon weiß, kann ich auch ruhig ein wenig offensiver werden!“ Nun sah Seamus so entschlossen aus, dass Harry leicht lächeln musste. „Lass uns in den Gemeinschaftsraum gehen!“ Harry stand auf und zog die roten Vorhänge wieder auseinander und Seamus tat es ihm auf der anderen Seite gleich. ** Einen Tag später saßen die Freunde vor dem Kamin und unterhielten sich über die Party und die Hausaufgaben, als es plötzlich gegen eines der hohen Turmfenster klopfte. Jemand musste die großen Fenster geöffnet haben, denn plötzlich saß Hedwig auf Harrys Pergament und sah ihn vorwurfsvoll an. Ob nun, weil er es nicht gewesen war, der ihr geöffnet hatte oder weil er ihr nicht sofort den Brief vom Fuß band, konnte er nicht genau sagen, aber er konnte sie schnell mit einem Eulenkeks wieder versöhnen. Derweil betrachtete er erstaunt das Siegel, welches das Papier verschloss. Es trug Sirius‘ Wappen. Dabei durfte sein Pate doch keine offizielle Post verschicken, da er doch noch immer gesucht wurde und sofort machte Harry sich wider Sorgen. Es war unangebracht von dem Älteren, undurchdacht. Zwar wusste er, dass Sirius gerne Risiken einging und sich ungern zurückhielt, doch er hätte nie gedacht, dass er irgendwann so leichtsinnig werden würde; immerhin ging es hier um nichts geringeres, als sein Leben. Nun gut, zugegebenermaßen hatte er das auch schon sehr oft riskiert, aber nur, wenn es sich wirklich lohnte. Das hier war absolut unnötig. Harrys Herz schlug schneller, als er daran dachte, dass er wohlmöglich Neuigkeiten über die Horkruxe in Händen hielt. Aber auch das wäre nicht Sirius‘ Leben wert. Außerdem, wenn er Informationen über den Ereignisstand erhalten würde, dann sicherlich nicht in einem Brief. Dann würde Dumbledore ihn in Kenntnis setzen, nicht wahr? Schließlich trafen sie sich noch immer regelmäßig zu seinem Okklumentikunterricht und der Direktor erkundigte sich genauso oft über den Fortschritt seine mentale Stabilität betreffend. Also, was sollte Sirius ihm schreiben? Doch wenn er noch länger nachdachte, anstatt den Brief endlich zu öffnen, würde er es nie erfahren. Hastig zerbrach er das Siegel, rollte das Pergament auseinander und begann endlich damit, zu lesen. Während des Lesens wurden seine Augen immer größer und glänzender und sein Mund stand leicht geöffnet. Am Ende des Briefes sprang er freudig aus seinem Sessel auf, stieß die Hand mit dem Brief in die Luft und ließ ein im ganzen Saal zu hörendes „Ja!“ vernehmen. Leiser fügte er dann hinzu: „Endlich!“ Doch die Aufmerksamkeit aller anderen Schüler war ihm bereits gewiss. Als sie aber erkannten, dass Harry sich lediglich wieder in seinen Sessel zurücksetzte, wandten sie sich ihren jeweiligen Tätigkeiten wieder zu. Im Gegensatz zu Ron und Hermine, die ihren Freund neugierig betrachteten und offensichtlich darauf brannten, dass er ihnen die Neuigkeiten mittteilte, die ihn in einen solchen Freudentaumel ausbrechen ließen. Doch Harry wusste, dass er keine Geduld haben würde, ihnen alles zu erklären, daher reichte er ihnen das Pergament, das unter seinem festen Griff ein wenig zerknittert worden war. Hermine nahm es entgegen, glättete es, legte es auf dem Tisch ab und Ron und sie steckten die Köpfe zusammen, um gemeinsam lesen zu können. Hallo Harry. Ich will gar nicht lange um den heißen Kessel herumreden, dafür sind die Nachrichten, die ich für dich habe, einfach zu gut. Die Aurorenabteilung des Ministeriums hat nach langer Suche nach Beweisen und nach seinem Aufenthaltsort Peter Pettigrew in Gewahrsam genommen. Er hat alles gestanden, hatte wohl zu viel Angst. Sein Todesserdasein, seine Rolle bei Voldemorts Wiederauferstehung, seine Hilfe für den dunklen Lord seitdem. Und auch die Sache damals. Dass er James‘ und Lillys Geheimniswahrer war, dass er sie verraten hat, dass er die Straße in die Luft gejagt hat, um seinen Tod vorzutäuschen, dass ich ihn eigentlich hatte stellen wollen, die Tatsache, dass er ein Animagus ist und wie er das alles bewerkstelligt hat. Sein Geständnis wird mich rehabilitieren. Ich bin also ganz offiziell und legal wieder zurück und er wird seine Strafe erhalten. Zunächst habe ich gedacht, dass Voldemort es zuließ, dass Wurmschwanz gefasst wird, weil er ihn einfach nicht mehr braucht oder es einfach gut in seine Pläne passt. Aber er hätte ihn vermutlich getötet, wenn er ihn nicht mehr braucht. Daher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Peter sich hat fangen lassen, um Voldemort zu entgehen. Vermutlich hat er bemerkt, dass er keinen Nutzen mehr für Voldemort hat und dass er ein Klotz an dessen Bein ist. Und wir wissen alle, dass Voldemort undankbar ist und alles, was Peter für ihn getan hat, schnell vergessen ist. Er dachte wohl, dass er in Askaban sicher ist vor Voldemort. Dabei weiß er gar nicht, wie schlimm es in Askaban ist. Wie dem auch sei, morgen erscheinen einige Artikel im Tagespropheten darüber, von denen ich hoffe, dass sie die Zauberbevölkerung von meiner Unschuld überzeugen werden. Unter anderem wird das Zaubereiministerium eine offizielle Entschuldigung drucken lassen. Je nachdem, wie es läuft, werde ich dann eventuell meinen Aurorenposten wieder aufnehmen können. Weihnachten kannst du dann selbstverständlich bei mir und Remus verbringen. Wir sehen uns hoffentlich bald, Sirius „Wow, das ist ja klasse!“ rief Ron nachdem er mit Lesen fertig war und auch Hermine strahlte über das ganze Gesicht. „Das sind super Neuigkeiten,“ stimmte sie zu. „Das muss gefeiert werden!“ korrigierte Ron überdreht. Harry grinste nur vor sich hin. Diese Neuigkeit machte ihn wirklich glücklich und er freute sich auf die Reaktionen all derjenigen, die immer geglaubt hatten, dass Sirius ein Verräter war. „Ich muss es Draco erzählen!“ Harry war ganz hibbelig und wollte am Liebsten die ganze Welt umarmen. Also weshalb nicht mit seinem Freund anfangen? Er sprang auf, griff nach dem Brief und war kurz darauf auch schon durch das Porträtloch verschwunden. Daher bekam er auch nicht mit, dass Ron eine Schnute zog und Hermine ihm mild lächelnd hinterher sah. ** Freudig hüpfte Harry mit einem strahlenden Lächeln durch die Gänge und ignorierte die anderen Schüler die ihm begegneten und ihn seltsam anschauten. Es war ihm schlichtweg egal, was sie in diesem Moment von ihm dachten. Er konnte nur daran denken, seine Freude mit seinem Freund zu teilen, von dem er auch wusste, dass er heute wieder zurückgekommen war. Durch den Brief war er ein wenig spät, was ihr vereinbartes Treffen anging, doch er war sich sicher, dass Draco ihm das verzeihen würde, wenn er ihm von den Neuigkeiten berichtete. Und er sollte Recht behalten. Wenig später saßen sie zusammen im Raum der Wünsche und Draco lauschte Harrys Erzählungen über Sirius, wie die Ereignisse damals wirklich verlaufen waren und freute sich einfach mit seinem Freund, der redete, wie ein Wasserfall. So lange Harry gut gelaunt war, war er es auch und er war zufrieden damit, nicht wirklich zu Wort zu kommen, auch wenn er seinen Freund das ein oder andere Mal unterbrach, um ihn kurz zu küssen. Jedoch tat er das selten, schließlich wollte er nicht, dass Harrys gute Laune wegen ihm plötzlich umschlug, doch der ließ sich nicht beirren. Dennoch verlagerte Draco sich fast ausschließlich darauf, Harry sanft über den Rücken zu streicheln, während seine andere Hand fest mit der seines Freundes verflochten war. Als Harry schließlich mit seinen Schwärmereien fertig war – auch die Ereignisse aus dem dritten Schuljahr hatte er ihm ausführlich erzählt – meinte Draco spaßeshalber: „Aber ich muss jetzt nicht eifersüchtig sein?“ Harry sah ihn perplex an. Offenbar verstand er nicht, was Draco meinte und nahm seinen Satz daher wörtlich. „Wieso solltest du? Ich liebe ihn ja nicht. Nun ja, zumindest nicht so.“ Verlegen und mit roten Wangen drehte Harry sein Gesicht von seinem Freund weg. „Du hast aber gerade ganz schön von ihm geschwärmt,“ neckte Draco in weiter, während er seinen Atem frech über Harrys empfindliche Ohren streichen ließ, die sofort zu zucken begannen. „Er ist wie ein Vater für mich!“ empörte Harry sich, konnte aber nicht verhindern, dass er vor Wohlgefallen leicht erbebte. Dracos samtig weiches Lachen perlte in seinen Gehörgang und ließ ihn wohlig erschauern. Und bemerken, dass Draco es gar nicht ernst meinte, sondern ihn nur aufzog. „Blödmann!“ Als kleine Rache boxte er Draco leicht auf die Schulter, was diesen nur noch mehr zum Lachen brachte und ehe Harry sich versah, lag er unter Draco auf der Couch, was ihm ein erschrockenes und ganz und gar unmännliches Geräusch zwischen Quietschen und Keuchen, da die rasche Bewegung und Dracos Gewicht auf seinem Brustkorb ihm die Luft aus den Lungen gepresst hatte, entriss. Erneut lachte Draco, während er sich wie eine Decke auf Harry legte und sich dort ausbreitete, während er ihn einfach nur hielt und sein Gesicht an Harrys Halsbeuge vergrub. Weiter wollte er noch nicht gehen, da er Harry schließlich nicht überfordern wollte. Der war auch so schon rot genug im Gesicht und äußerst froh, dass Draco so rücksichtsvoll war, auch wenn das schlechte Gewissen an ihm nagte, da er ahnte, dass das Draco irgendwann nicht mehr reichen würde. Irgendwann spürte er, wie Draco hauchfeine Küsse auf seinem Hals verteilte. Harry bog seinen Kopf ein wenig zur Seite, um Draco mehr Platz dafür zu geben und war über seine eigene Reaktion erstaunt. Er hatte eigentlich keinerlei Erfahrung, die über Küsse hinausging. Kurz darauf wanderten Dracos Küsse über seinen Kiefer und sein Kinn, bis hin zu seinen Lippen. Sofort erwiderte Harry den Kuss und diesmal öffnete er seinen Mund als eine Zunge fragend über seine Lippen streichelte. Desweiteren spürte Harry nur zu deutlich die warme Hand, die sich unter sein Hemd und auf seinen bloßen Bauch geschlichen hatte, ihn dort sanft streichelte und eine Gänsehaut verursachte. „Draco...“ seufzte Harry und vergrub seine Hände in den blonden Haaren, um Draco noch näher an sich zu ziehen, während sie den Kuss vertieften. Nach einer Weile löste Draco sich sachte von seinem Freund und sah ihn einfach nur an, während er dessen Ohren kraulte. Er war fasziniert von der leichten Röte, die Harrys Wangen zierte und betrachtete die glänzenden grünen Augen und die rosigen einladende Lippen. Bald beugte er sich wieder herab, um Harry zu küssen. Doch dabei fiel sein Blick auf seine Armbanduhr und er stellte fest, dass sie bereits eine halbe Stunde des Abendessens verpasst hatte, was er Harry auch gleich mitteilte. Daher beschlossen sie hastig, sich auf den Weg in die Große Halle zu machen. ** Mittlerweile war Halloween, das Festessen in der Großen Halle lag bereits hinter ihnen, so dass sie sich nun dem Party-Geschehen widmen konnten. Sie saßen alle zusammen in einer Ecke des wunderbar geschmückten Raums der Wünsche und ließen sich ihre Butterbier schmecken, während sie ihre Mitschüler an den anderen Tischen oder auf der Tanzfläche beobachteten. Harry wurde erst aufmerksam, als Draco, der eben noch neben ihm gesessen hatte, aufstand. Fragend sah er ihn an. Der Blonde hingegen lächelte seinen Freund an und hielt ihm die Hand entgegen: „Lust, zu tanzen?“ Zunächst zögerte Harry, hatte er doch das letzte Mal, als er tanzen wollte, oder eher musste, ziemlich kläglich versagt. Doch das war Draco, der mit ihm tanzen wollte und sicherlich wollte er keine Standard-Tänze mit ihm durchexerzieren, sondern lediglich so tanzen, wie alle anderen auch: sich kuschelnd hin und her wiegen. Also griff er nach der angebotenen Hand und folgte seinem Freund auf die Tanzfläche. Harry wusste nicht, ob man das denn überhaupt noch ‚tanzen‘ nennen konnte, aber so übel fand er es dann doch nicht, vor allem, da Draco sein Tanzpartner war. Sie waren schon eine ganze Weile auf der Tanzfläche und genossen einfach nur die Nähe des anderen, als Draco Harry sanft anstupste und mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung wies. Der Schwarzhaarige folgte dem Blick und sah etwas weiter von ihnen entfernt, dass Ginny sich mit einem Ravenclaw unterhielt, den er nicht kannte. Er konnte sehen, dass Draco nicht darauf anspielte, sondern auf einen grimmig blickenden Neville, der in der Nähe stand und offen sichtbar eifersüchtig war. Gerade trat er zu Ginny heran, offensichtlich, um sie von diesem Jungen loszueisen. „Da bahnt sich wohl was an,“ raunte Draco und er sollte Recht behalten, denn Ginny war offenbar nicht geneigt, das Gespräch mit dem Ravenclaw zu beenden und sie war so aufgebracht, dass es sogar zu einem kurzen Disput zwischen ihr und Neville kam. Dann schien sie sich allerdings doch für den Gryffindor zu entscheiden und nahm die ihr angebotene Hand an. „Ob sich da wohl gerade ein neues Pärchen findet?“ murmelte Harry. Er würde es Ginny jedenfalls wünschen. Sie war zwar kein Kind von Traurigkeit, aber seit er sich in den Sommerferien abgewiesen hatte, hatte er sie nicht mehr mit einem Jungen gesehen. Es tat ihm noch immer Leid, sie so enttäuscht zu haben, aber für seine Gefühle konnte er nichts, genauso wenig, wie sie. Aber Liebe musste auf Gegenseitigkeit beruhen, sonst ergab sie keinen Sinn und sie wären beide unglücklich gewesen. Ein anderes sehr interessantes Tanzpaar für Harry waren allerdings Blaise und Seamus. Zwar tanzten sie in normaler Tanzhaltung, mit Seamus als Dame, aber das war nichtsdestotrotz schon mal ein guter Anfang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)