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Herbert von Krolock

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Prolog

Herbert von Krolock

Prolog
 

Auszug aus der Neverending Story: „Als mein Vater zu einem Vampir wurde war ich gerade mal zwei Jahre alt. Meine Mutter habe ich nie kennen gelernt. Mit zwei hat Papa mich ja schlecht beißen können und er hat es auch nicht gewollt. Na ja, die meiste Zeit wurde ich damals von unserem Butler Igor betreut. Er hat versucht mir den Vater zu ersetzten, der mein eigener zumindest tagsüber nicht sein konnte. Irgendwann fing ich an wenigstens einen Teil der Nacht mit meinem Vater zu verbringen. Leider war ich dadurch tagsüber häufig sehr müde und wandte mich von vielen meiner Freunde ab. Da war ich schon sechzehn. Damals hätte ich nicht gedacht, dass mir meine Freunde jemals so sehr fehlen würden. Manchmal habe ich mich ziemlich allein gefühlt. Vater meinte immer, dass er mir frei stellt, welches Leben ich führen möchte. Meine Entscheidung habe ich dann mit dreiundzwanzig getroffen und wie die ausgefallen ist...“.
 

16-7-1615
 

„Und wie nennen wir den kleinen Racker?“, fragte Graf von Krolock, der Besitzer des prächtigen Schlosses, seinen Tischnachbarn. Er saß zusammen mit einem alten Bekannten in einer Kneipe und vor ihnen auf dem Tisch lag ein Baby, eingewickelt in nicht mehr als ein Tuch. „E... erstmal......noch ein.... Schnäpschen...!“, rief der Bekannte und bestellte sich und dem Grafen noch zwei schöne reinhauende Schnäpse. Der wie vielte das schon war wusste keiner von den beiden so genau. Aber was sprach schon dagegen?
 

Es kam öfter vor, das von Krolock einen über den Durst trank, nachdem er seine über alles geliebte Frau verloren hatte. Da kam es ihm gerade recht, in Vladimir einen Freund gefunden zu haben mit dem er jede beliebige Kneipe unsicher machen konnte. Mit jedem Glas mehr das er trank, konnte er den Schmerz über den Verlust seiner Frau ein wenig mehr vergessen, zumindest runter spülen.
 

„Wieee....wäre....es....“, der Bekannte, sein Name war Vladimir, hickste und sprach dann lallend weiter, „Wenn....duhu ihm... ihm zwainz....Namen gibst?“ Während er sprach musste er immer mal wieder hicksen.

Der Graf sah das Kind nachdenklich an, dann verkündete er: „Ich taufe.....dich...auf den Namen.....“, er machte eine Pause, atmete tief durch und ratterte ohne Luft zu holen den Namen, den das Kind tragen sollte runter, „Herbert Amatus Beatus Callistus Romeo Beppe Alfried Aribert Bekir Hasso Caleb Ladislas Laurente Nicola Nikita Peppone Philo Teddy Tassilo Valentiano von Krolock!“
 

Voller Stolz kippte er seinen Schnaps hinunter. Die Leute, die um sie herum saßen, sahen Breda jetzt verdattert an und dachten wohl alle das gleiche. 'Ist der nicht mehr bei Trost?' „Ab... ber... Breda....ich sagte doch... zwai... und nicht... zwanzich!“, hickste Vladimir. Die Kellnerin kam an den Tisch, sammelte die Gläser ein und meinte: „Ich werde ihnen eine Kutsche bestellen damit sie auch heil mit dem Kind nach Hause kommen.“
 

Auf dem Schloss angekommen wurde der Graf schon von Igor, seinem treuen Diener in der Eingangshalle in Empfang genommen. Müde blinzelt, legte Graf von Krolock ihm behutsam das Baby in die Arme und beließ es dabei. Er gestikulierte wild bevor er dann doch endlich stammelte: „Ich...bin im Kaminzimmer.“ Schnell verschwand er und Igor stand da wie bestellt und nicht abgeholt mit dem Kind auf dem Arm.
 

Igor machte sich daran dem Neugeborenen passende Kleidung anzuziehen, nur hatte er keine Ahnung was er ihm zu trinken beziehungsweise zu essen bringen sollte. Wenigstens erkannte er schon mal, das es sich bei dem Kind eindeutig um einen Jungen handeln musste. Da er nicht wusste was er machen sollte, und da es schon mitten in der Nacht war, beschloss er zu den Ewigkeitsvampiren zu gehen. Schließlich waren die schon etwas länger auf der Welt und hatten bestimmt eine Ahnung von Kindern, wenn er auch etwas unsicher bei diesem Gedanken war, da es sich doch um Vampire handelte.
 

Dem Grafen ging es mittlerweile wieder besser und war nun auf der Suche nach dem Jungen, den er vorm Erfrieren bewahrt hatte. Er fand ihn in einem der gut ausgestatteten Zimmer direkt neben seinem Schlafgemach, in dem Igor mit einer Ewigkeitsvampirin saß. „Wie heißt er denn eure Exzellenz?“, wollte Rikarda von Breda wissen. „Herbert von Krolock!“, antwortete dieser stolz und sah in die kleinen blauen Augen eines Engels.

Kleider machen Leute

Kapitel 1/ Kleider machen Leute
 

Auf dem Schloss gab es nur eine geringe Anzahl an Ewigkeitsvampiren. Eine von ihnen war Rikarda. Sie stand 1607 im Eingangsportal und bettelte beim Grafen um einen Unterschlupf, flehte ihn geradezu an ihr nur einen Schlafplatz zu gewähren. Sie war nicht darauf aus Graf von Krolock zu beißen oder gar ihn zu töten, sie wollte nur einen geschützten Platz vor der Sonne.
 

Breda hatte nichts dagegen solange sie ihn nicht zu ihres Gleichen machte, wenngleich er doch bedenken hatte, schließlich bei der Frau um eine Vampirin. Aber Rikarda hielt sich an die Absprache. Die anderen Ewigkeitsvampire sind allesamt durch Rikarda auf das Schloß gekommen, sie war froh das der Graf ihr den Friedhof überlassen hatte, nur fragte sie sich warum der Graf sie und die anderen Untoten hier wohnen ließ. Denn sie waren keine Menschen, sie sind Vampire, Blutsauger. Igor und die anderen menschlichen Wesen die Tag und Nacht auf dem Schloss umher gingen waren ihnen leider auch verwehrt, aber das machte den untoten Blutsaugern nichts aus, wozu gab es denn das Dorf?
 

Es war bereits kurz nach Mitternacht als Rikarda gelangweilt durch das Schloss ging. Seit nun fast zwei Jahren hatte sie den kleinen Jungen nicht mehr gesehen, der ihr seit der ersten und letzten Begegnung ans Herz gewachsen war. Der Junge, den der Graf vor dem Erfrieren gewahrt hatte.
 

Sie sah sich um. Was machte sie hier? Hier durfte sie doch eigentlich gar nicht sein! Es waren die Gemächer des Grafen, in denen Rikarda sich gerade befand. Niemand der Schloßbewohner war befugt, die Gemächer des Grafen zu betreten, abgesehen von Igor, dem Butler. Das Reich des Grafen übte eine gewisse Faszination auf die Vampirin aus. Ebenso der Reiz einen verbotenen Ort zu betreten. Niemand würde sie entdecken, keiner würde davon erfahren, dass sie hier war. Auch der Graf selbst, würde es vermutlich nicht merken. Mitten in der Nacht, würde dieser wahrscheinlich schlafen und den nächtlichen Besuch eines Vampirs nicht bemerken.
 

Auf Zehenspitzen,eine reine Vorsichtsmaßnahme, ging sie vorwärts bis sie sich vor der Tür zum Schlafgemach des Grafen befand, wo sie sich vergewisserte, dass dieser auch wirklich in seinem Bett lag und schlief. Wie Rikarda es vermutet, der Graf lag seelenruhig in die Decken gekuschelt, hatte die Augen geschlossen und schien nichts von ihrer Anwesenheit zu bemerken. Vorsichtig schloss sie die Tür wieder und schlich weiter in das Zimmer von dem kleinen Herbert. Sie wollte ihn so gerne wieder sehen, wie groß er geworden sein mag, in den ganzen zwei Jahren!
 

Die Äuglein zu, lag der Kleine in seinem Bettchen. Sie lächelte und streichelte ihm zärtlich über die Wange. „Rikarda! Was machst du hier?“ Erschrocken drehte sie den Kopf in die Richtung aus der die Frage kam. Graf von Krolock stand, die Arme vor der Brust verschränkt, im Türrahmen und sah sie bedrohlich an. „Ich.... ich....“, stammelte sie. Sie wusste nicht, warum sie hier war. Sie wusste nur das sie Herbert wieder sehen wollte, wissen aus dem kleinen geworden war. Nur wie kam der Graf so still und leise her, ohne das sie es bemerkte? Sie hätte es doch zumindest an seinem Blut merken müssen, außerdem lag er doch bis eben noch schlafend in seinem Bett. Als Vampir war die Fähigkeit, Menschen an dem Geruch des Blutes zu erkennen oftmals praktisch. Selbst aus einiger Entfernung, war es ihnen möglich ihre Opfer so frühzeitig zu erkennen.
 

„Rikarda“, fing Graf von Krolock im ernsten Tonfall an, „Wenn du dich schon mitten in der Nacht hier her schleichst, um meinen Sohn zu sehen, dann das nächste Mal etwas unauffälliger und sei so lieb und mach das Licht in meinen Schlafzimmer nicht an.“ Rikarda saß beschämt auf einem Stuhl, der neben dem träumenden Jungen stand und hatte ihren Blick nach unten gesenkt. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein und aus Reflex den Lichtschalter betätigen?
 

Breda mochte die Frau und hatte vollstes Vertrauen in sie. Er wusste das sie Herbert nichts antun würde. Natürlich war er nicht begeistert von ihrer Aktion, unbefugt die Gemächer zu betreten, dennoch konnte ihr nicht böse sein. Er verstand es vollkommen, das sie den Engel sehen wollte. „Ich gehe jetzt wieder schlafen. Wecke ihn bitte nicht und tue mir einen Gefallen! Deine Zähne haben nichts in seinem Hals zu suchen“, mit diesen Worten verabschiedete er sich und Rikarda war wieder mit dem Grafensohn alleine. Nie würde sie dem Engel etwas antun.
 

„Guten Morgen eure Exzellenz. Habt Ihr gut geschlafen?“, begrüßte Igor, der Diener des Grafen eben diesen, der gerade die Wendeltreppe hinunter schritt. „Ja. Vielen Dank, Igor“, antwortete Breda mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und marschierte in die Küche, um für seinen Sohn eine Flasche Milch zu besorgen. Igor dachte auch wirklich an alles! Alles stand bereit auf der Küchenablage, wie Breda zufrieden feststellen musste.
 

Der Graf nahm sich ein Fläschchen und ging in das Zimmer seines Sohnes. Er erstarrte für einen kurzen Augenblick als er in das Zimmer sah, ehe er sich schnell vergewisserte, das kein Sonnenlicht durch die Fenster oder durch einen möglichen kleinen Spalt durchkam.
 

Rikarda saß, die Augen geschlossen, schlafend auf dem Stuhl, wo Breda sie in der Nacht zuvor ertappt hatte. Auch wenn er der schwarzhaarigen Frau vertraute, so sah er dennoch nach, ob sie Herbert auch nicht gebissen hatte. Er nahm ihn aus seinem kleinen Bettchen und setzte sich mit ihm auf einen weiteren Stuhl, der im Zimmer stand. Rikarda ließ er ruhig weiter schlafen, es würde nichts bringen sie zu wecken, schließlich war es noch früh am Morgen und Vampire hatten einen äußerst tiefen Schlaf.
 

Zum Glück hatte die Vampirin des Grafen kleinen und einzigen Sohn nicht zu einem Vampir gemacht. Und darüber wollte der Graf auch nicht nachdenken was gewesen wäre, wenn doch. Er gab Herbert, der nun langsam die Augen öffnete, von der Milch zu trinken, als dieser „Rikaka“ murmelte. Graf von Krolock sah seinen Sohn erst irritiert an. Dann erst verstand er was Herbert sagte.
 

„Entschuldigt Eure Exzellenz, das ich Ihren Sohn letzte Nacht geweckt habe.“ Überrascht schaute er zu der Vampirin die eben noch unbeweglich auf dem Stuhl saß und nicht mal mit einer Wimper gezuckt hatte. „Du bist wach?“, war das einzige, was der Graf in dem Moment erstaunt sagte. „Oh, Eure Exzellenz, verzeiht mir falls ich Euch erschreckt haben sollte...“, innerlich grinste Rikarda nach außen hin, sah sie den Grafen entschuldigend an. „Rikaka“, murmelte Herbert erneut.
 

Nun sah der Graf Rikarda fragend an, diese meinte nur: „Ich habe in der letzten Nacht versucht ihm ein paar Namen beizubringen. Sag mal 'Breda'!“ Nun sah Graf von Krolock seinen Sohn gespannt an, der allerdings keine Anstalten machte den Namen 'Breda' auszusprechen. Dann jedoch sagte er: „Papa“. Erleichtert, aber kaum merklich atmete die Vampirin auf.
 

Es vergingen Tage, Wochen und Monate in denen Herbert das Sprechen lernte, er sagte sogar schon 'Rikarda' statt 'Rikaka' und der Name 'Breda' war für ihn auch nicht mehr schwer. Nun war es an der Zeit, das der Sohn des Grafen das Laufen lernte. Herbert von Krolock, das wusste der Graf, war nicht sein leiblicher Sohn, aber er tat alles damit es dem Kleinen gut gehen würde. Und er würde alles dafür tun, wie für einen eigenen Sohn. Auch Rikarda war immer für Herbert da, sie hatte vom Grafen die Erlaubnis den blonden Engel jederzeit sehen zu dürfen, wann immer sie wollte.
 

Herbert von Krolock hockte dick eingepackt in einem hellblauen Mantel, einer hellblauen Pudelmütze, einem rosa Schal und einer rosa Satinhose im Schnee. Zugegeben, Igor und Rikarda hatten was die Kleidung des Jungen betraf einen unterschiedlichen Geschmack. Nur wer von den beiden hatte jemals Graf von Krolock nach seiner Meinung gefragt, was die Garderobe seines Sohnes betraf? Keiner, er konnte jedes mal sagen was er wollte. Tagsüber hörte Igor ihm nicht zu und spät am Abend schenkte Rikarda ihm kein Gehör. Es war als würde er Gespräche mit den Gemälden führen, die im Schloss an den Wänden hingen. Gemälde von den Vorfahren. Es war eine Unverschämtheit!
 

Es war zwar schon Mai 1617 aber in Transsylvanien liegt eigentlich zu jeder Jahreszeit Schnee und gerade warm war es in diesem Land auch nicht besonders, außerdem sollte der Junge nicht erfrieren. Was bei den ganzen Kleidungsstücken, die er trug wohl auch nicht der Fall gewesen wäre. Aber der Graf ging lieber auf Nummer sicher und zeigte Herbert nun wie man einen kleinen Schneemann baut.

Dieser grinste vor sich hin, nahm eine handvoll Schnee und zielte damit auf seinen Vater.
 

Treffsicher war der Junge allemal, das musste man ihm lassen. Er traf ihn direkt ins Gesicht. Breda wischte sich betont ruhig das kalte Nass aus dem Gesicht und sah in die eisblauen Augen des jungen Mannes. Konnte er ihm böse sein? Nein. „Na komm du kleiner Racker, ich bring dir jetzt mal das Laufen bei“, verkündete er, griff nach den kleinen Patscherchen seines Sohnes und versuchte ihn hoch zu hieven.
 

Zunächst ging alles gut und Herbert bewegte sich zum ersten Mal auf seinen eigenen Beinen tapsend vorwärts. Doch als der Graf es Herbert alleine probieren lassen wollte, ließ sich dieser einfach fallen und kullerte ein wenig hin und her. Irritiert schaute der Graf seinen Sohn an, bevor er erneut die noch immer klitzekleinen zierlichen Händchen seines Sprosses ergriff und es noch einmal von Neuem versuchte.
 

Nach ein paar Minuten ließ er ihn erneut los. Diesmal blieb Herbert stehen und bewegte sich langsam und vorsichtig immer einen Fuß vor den anderen setzend vorwärts. Breda sah seinem Sohn erschüttert zu. Das sah ja so tu... Er wagte es gar nicht das Wort auszusprechen. Aber die Art seines fast zweijährigen Sohnes weiter zukommen sah einfach nur tuntig aus, was er allerdings auf das noch sehr junge Alter seines Sohnemanns schob, der war schließlich erst wenige Jahre alt. 'Womit habe ich das verdient?', fragte er sich jedoch selbst.
 

„Na, das läuft doch schon gut“, grinste Rikarda, die sich leise hinter Breda gestellt hatte und den beiden schon etwas länger zusah. Der Graf wirbelte erschrocken herum. Das Rikarda sich aber auch immer so anschleichen musste! „Rikarda, was machst du hier? Die Sonne ist doch noch nicht mal untergegangen!“, fragte Graf von Krolock die Vampirin besorgt. „Welche Sonne? Eure Exzellenz, die Sonne scheint noch nicht mal. Es schneit und am Himmel sind nur Wolken zu sehen. Ich gebe zu, dass es noch Tag ist und es sehr untypisch ist für Vampire am Tag wach zu sein. Aber, ich bin schon 502 Jahre halt. Und in diesem Alter ist es kein Problem sich am Tag zu bewegen, mit der Ausnahme, das die Sonne nicht zu stark oder gar nicht scheint“, erklärte sie ihm und er sah sie erstaunt, ja sogar fasziniert an. Rikarda erstaunte es immer wieder selbst, wenn sie daran dachte welch hohes Alter sie schon erreicht hatte, niemals hätte sie geglaubt so alt werden zu können.
 

'Vampire sind schon merkwürdige Geschöpfe', dachte sich der Graf im Stillen. Zugegeben, diese Vampirin war auf jeden Fall komisch, sie hatte noch nicht ein einziges Mal versucht, irgendjemanden auf diesem Schloss zu beißen. Attraktiv war sie zu dem auch noch, das musste Breda zugeben, nicht so wie die anderen Ewigkeitsvampire, die noch nicht mal ihre Gliedmaßen richtig bewegen konnten. Nur eines störte den Grafen an ihr. Sie schlich sich immer so still und leise an ihn ran, das er sicher irgendwann noch einen Herzinfarkt bekam!
 

Sie selbst trug gerne schwarz und rot, blutrot, es waren ihre Lieblingsfarben. Am liebsten einen schwarzen Rock und ein rotes Oberteil, beides zerfetzt, das ein normaler Mensch es vermutlich schon längst als Putzlappen verwendet hätte.

Doch die Kleidung die Rikarda seinem Sohn anzog, war rosa. ROSA, der Graf würde jetzt am liebsten schreien. Schreien, weil erstens sein Sohn, gerade wie eine T... , nein er würde es nicht aussprechen, durch die Gegend marschierte, zweitens, weil Rikarda ihm Kleidung in Rosa anzog, und drittens, weil Igor ihm hellblaue Kleidung anzog und das sah zum Schreien aus! „Aaaaahhh!!!!“ „Eure Exzellenz, ist alles in Ordnung mit Euch?“, wollte Rikarda besorgt wissen. „Ja, mir geht es furchtbar gut, mein Sohn läuft in Blau-Rosa Kleidung umher. Aber ansonsten geht es mir prächtig. Mir ging es noch nie besser. Ich fühle mich wunderbar! Ach ja, und bitte nenne mich doch Breda!“, gab der Graf etwas genervt zurück und atmete ein Mal tief durch. Bloß nicht aufregen. Das passte nicht zu einem Grafen und gehörte sich auch nicht für einen solchen.
 

Herbert torkelte noch immer munter und fröhlich durch die Gegend. Das Gehen machte ihm sichtlich viel Spaß! „In Ordnung, ich habe verstanden. Mögt Ihr denn kein Rosa?“, gab Rikarda ein wenig gekränkt zurück. Klang das eben etwa so hart? Das war nicht des Grafen Absicht gewesen. Er fand Rosa zwar schrecklich, und dann auch noch an seinem Sohn, aber er wollte die schwarzhaarige Vampirin nicht noch mehr verletzen und antwortete: „Doch, Rosa ist... schön, aber die Kombination Rosa und Blau, ist doch ein bisschen...“, verzweifelte suchte Breda nach den passenden Worten. „Schwul?“, versuchte Rikarda das passende Wort zu finden. „Nun, so hätte ich es nicht ausgedrückt aber ja, es sieht doch schon so aus“, meinte der Graf und sah zu Herbert, der seine Gehstunde scheinbar beendet hatte, dieser stand bei Rikarda und zupfte an ihrem schwarzen Rock. Die Vampirin nahm den Jungen auf den Arm und verkündete: „ Komm kleiner Engel, jetzt gibt es erstmal eine schöne warme Badewanne!“ Herbert lächelte glücklich und alle drei gingen, wenn man mal von Herbert absah, zurück in das große Schloss.
 

„Darf ich Euch etwas fragen, Eure Exzellenz?“, fragte Igor vorsichtig nach, während er für den kleinen Herbert nach hübscher Kleidung, in dem großen Schrank suchte. „Ja, natürlich darfst du das“, entgegnete Graf von Krolock, der seinem Sohn gerade versuchte eine pastellrosane Hose anzuziehen. Moment mal, rosa? „Igor, die Hose ist rosa!“, sagte er angewidert zu dem Butler und zog die Hose vom Fuß des Jungen runter. „Mögen sie denn kein rosa?“
 

Nein, der Graf würde jetzt nicht schreien. Er schnappte nach Luft und versuchte seine Selbstbeherrschung zu bewahren. Dann ging er zu dem für einen kleinen Mann wie Herbert recht großen Kleiderschrank und meinte gezwungen ruhig: „Wenn du nichts dagegen hast, suche ich heute schöne Kleider für meinen Sohn raus.“ Und schon begab er sich auf die Suche danach. „Was wolltest du mich eigentlich fragen?“, nuschelte der Graf in den Kleiderhaufen. „Oh, ähm... Ich... Ja, also... ich dachte mir Herbert.... also ich finde... dass....er eine....“, stotterte Igor und probierte vergeblich einen zusammen hängenden Satz zu stande zu bringen. „Igor, ich werde aus deinen Satzbausteinen gerade nicht schlau. Ehrlich gesagt versteh ich deine Frage nicht“, brachte der Graf hinter einer Hose hervor, diese schwarze Satinhose reichte er Igor, damit er sie Herbert anziehen konnte. „Schwarz? Das ist jetzt nicht Euer ernst, oder?“, wollte Igor wissen, nahm dennoch die Hose entgegen und zog sie dem Sprössling an. Graf von Krolock sagte nichts, sondern suchte weiter nach einem schicken Oberteil. Endlich durfte er mal entscheiden was sein Sohn trug!
 

Igor versuchte seine Frage erneut zu stellen: „Also, was ich sagen wollte oder besser Fragen ist, na ja. Ich denke Herbert sollte eine Mutter haben. Ich meine, er wächst ganz ohne Mutter auf! Eure Exzellnz, Ihr versteht euch doch gut mit Rikarda... und sie würde auch eine hervorragende Mutter sein!“ Breda sah hinter dem Kleiderschrankflügel hervor. Was hatte Igor da gerade gesagt? Er wollte doch wohl nicht etwa...? Nein, oder? „Auf was willst du hinaus?“, stellte er eine Gegenfrage an den braunhaarigen nicht mehr ganz so jungen Mann.
 

Der Butler sog einen Hauch Luft ein und versuchte es dem Grafen zu erklären: „Ich bin der Meinung, dass Herbert eine Mutter braucht. Und ich denke das die richtige Person dafür Rikarda ist.“ „Ich? Mit Rikarda? Mama und Papa? Sie ist eine Vampirin! Und... und ich...“, dem Grafen stockte der Atem, „Igor, sie ist eine Vampirin! Was denkst du dir dabei?“ „Es war nur so ein Gedanke. Außerdem würden sie und Rikarda ein wirklich nettes Paar abgeben!“, war Igors Antwort, die er wohl sogleich bereut hatte.
 

Selbstbeherrschung adieu! Was dachte sich dieser Butler? Er und eine Blutsaugerin? Ein Paar? Hatte der Braunhaarige denn den Verstand verloren? „Raus, sonst garantiere ich für nichts!“, befahl er dem Butler, der nun ganz schnell die Flucht ergriff. Der Graf klammerte sich an der Schranktür fest, schloss die Augen und versuchte sich wieder zu beruhigen.

Seit er Herbert gefunden hatte, hatte er seine ganze Würde verloren! Zumindest war seiner Meinung nach nicht mehr viel davon übrig. Ja, der Kleine wuchs ohne Mutter auf, da musste er seinem Butler schon recht geben. Aber das ausgerechnet Rikarda? Graf von Krolock wollte nach seiner letzten Ehefrau keine weitere mehr. Zu tief war der Schmerz, seine Gattin verloren zu haben, die er über alles liebte. Mit der er ein Kind haben wollte. Nun hatte er seine Frau verloren und das einzige was er jetzt hatte, war Herbert, das Baby, welches er im Schnee gefunden hatte. Jedesmal wenn er dem kleinen Engel in die Augen sah, dachte er an sie, seinen einzigsten Engel Dina, sie hatte die gleichen eisblauen Augen wie Herbert.
 

Gedankenverloren zog er ein weißes kleines Rüschenhemdchen aus dem Schrank und kleidete damit seinen Sohn.

Hass, Sehnsucht und Liebe

Kapitel 2/ Hass, Sehnsucht und Liebe
 

--Sommer 1617--
 

„Was findest du an diesem Mann so interessant? Hat er dir etwa den Kopf verdreht? Ich versteh nicht warum du ihn nicht schon längst gebissen hast. Dann würde dir dieses Schloss gehören, und du müsstest nicht länger auf dem Friedhof schlafen“, wollte ein Ewigkeitsvampir von der schwarzhaarigen Vampirin wissen. Sie standen im Flur vor der Tür zu Herberts Zimmer. „Ich beiße ihn nicht, weil ich mich an die Absprache halte und wehe du versenkst deine Zähne in seinem Hals! Du solltest ihm lieber dankbar sein, schließlich hat er uns seinen Friedhof überlassen. Ansonsten wärst du schon längst zu Asche zerfallen!“, gab sie zurück. Mittlerweile war das anfangs harmlose Gespräch zwischen Rikarda und dem anderen Vampir in einen heftigen Streit ausgebrochen.
 

Der kleine Herbert konnte alles mithören und begann zu weinen doch verstand er nicht worum es bei dem Streitgespräch ging. Sein Vater der in seinem Schlafgemach versuchte zu schlafen, das unmittelbar neben dem Zimmer des Jungen lag, hörte das Gespräch ebenfalls auch wenn er nicht genau verstehen konnte, um was es bei der Unterhaltung ging, und hielt es für sinnvoller dazwischen zu gehen. „Was ist hier los? Hört ihr denn nicht das Herbert schon weint?“
 

Rikarda wurde plötzlich still nur Theodor, der Ewigkeitsvampir mit dem Rikarda stritt, dachte nicht daran leise zu sein und schrie: „Ihr kleiner Junge interessiert mich einen feuchten Dreck!“ Er packte den Grafen an den Schultern, der sich mit Händen und Füßen gegen den Angriff wehrte, und drückte ihn gegen die Wand. Er schlug seine Fangzähne in dessen gewaltsam dargebotenen Hals, bohrte sie immer tiefer in das nackte Fleisch und trank von dem Blut das aus der Wunde quoll. Breda schrie vor Schmerz und seine Arme mit denen er eben noch wild um sich geschlagen hatte, hingen nun leblos runter. Theodor war ein unberechenbarer Vampir, der sich nicht anders zu wehren wusste, die einzige Art für ihn sich durchzusetzen bestand im Zubeißen. Geschwächt von dem Biss fiel Breda in sich zusammen und lag nur noch als Häufchen Elend am Boden.
 

Rikarda, die dem Ganzen geschockt zusah und an Theodors Arm gezerrt hatte, wusste schon immer das es ein Fehler gewesen war ihn zu einem Vampir zu machen, aber das er jetzt den Grafen tötete, das ging zu weit! „Bist du jetzt total durchgedreht?“, fauchte sie ihn an. „Ich konnte ihn noch nie leiden“, gab Theodor kühl zurück, wischte sich das Blut vom Mund und warf dem am Boden liegenden Graf von Krolock einen verächtlichen Blick zu.
 

Rikarda war auf hundertachtzig und dachte nicht im geringsten daran sich zu beruhigen. Sie griff nach dem Vampir und beförderte ihn schreiend aus den Gemächern des Grafen: „Raus hier du Widerling! Vampire wie du sollten sofort in der Sonne zu Asche verbrennen! Dank dir hat Herbert jetzt niemanden mehr! Er hat jetzt seinen Vater verloren! Was bist du bloß für ein abscheulicher Vampir?“ Theodor wehrte sich zwar gegen die Vampirin die ihn nun in das Eingangsportal des Schlosses verfrachtete aber gegen die ungefähr 502 Jahre alte Vampirin kam auch er nicht gegen an.
 

„Verschwinde und lass dich nie wieder hier blicken sonst ramme ich dir persönlich einen Pflock durchs Herz!“, rief sie, schubste ihn aus der Eingangstür und schlug diese mit voller Wucht zu. Schnell lief sie zu dem Grafen und hoffte, dass er noch nicht allzu geschwächt war. Als sie bei ihm ankam hatte er sich bereits aufgesetzt und lehnte mit dem Oberkörper an der Steinwand. Er strich über die Wunde an seinem Hals und sah sich dann seine mit Blut verschmierte Hand an. „Rikarda du musst dich um Herbert kümmern...“, hauchte er mit letzter Kraft. Er hätte gerne noch mehr gesagt, doch die Schwarzhaarige legte ihm einen Finger auf die Lippen, ritzte sich mit ihren Fangzähnen die Pulsader am Arm auf und wies Breda an zu trinken. Sie würde sich um den Sohn des Grafen kümmern, aber zusammen mit Breda. Der Graf tat wie ihm geheißen und trank gierig Rikardas Blut. „Versprich mir, das du immer für ihn da bist“, hauchte er schwer atmend. Währenddessen konnten beide ein leises Wimmern hören.
 

Der zweijährige Herbert weinte noch immer als am nächsten Tag bereits die Sonne aufging. Niemand konnte bei ihm sein. Der einzige der jetzt hätte zu ihm gehen können war Igor, denn sein Vater war nun ein Vampir und für Rikarda war es zu hell, als dass sie hätte zu ihm kommen können. Doch Igor schlief noch tief und fest und so blieb der Sohn des Grafen vorerst alleine mit der Sonne, die durch den Fenstervorhang in sein Zimmer strahlte und seinen Vater und Rikarda töten würde, wenn sie jetzt den Raum betreten würden. Mit einem Mal und wie von Geisterhand öffnete sich das Fenster durch einen kleinen Windstoß und ließ das Wimmern des Jungen verstummen. Wie konnte sich das Fenster durch den nur leichten Windstoß einfach öffnen? Das würde wohl für immer ein Rätsel bleiben, aber das Gute daran war, das Herbert nun nicht mehr weinte.
 

Freudig, weil es ja so ein schöner Tag war, da die Sonne schien, klopfte Igor an die Tür des Grafen um diesen zu wecken. Normalerweise stand Breda immer schon recht früh auf. Heute jedoch schien der Graf mal lange zu schlafen. Mittlerweile war es bereits früher Vormittag, dass hieß für den Butler Graf von Krolock wecken, falls der noch nicht wach war. Keiner rief ihn in das Zimmer rein, deswegen erlaubte Igor sich selber einzutreten und zu seiner Überraschung lag der Graf nicht mehr in seinem Bett.
 

Was ihn allerdings in Sorge versetzte war die Tatsache, das weder der Vorhang vor dem Fenster zur Seite gemacht wurde noch, dass das Bett nicht gemacht war, sondern die Decke irgendwie hingeschmissen da lag. Im Normalfall machte der Graf diese aufgezählten Dinge selber, da er nicht alles seinen Diener machen lassen wollte. Dazu kam noch, dass Igor den Grafen heute noch nicht gesehen hatte. Seltsam. Er verließ den Raum wieder und sah in jedem weiteren Zimmer nach dem Grafen. Auch bei Herbert der schlafend in seinem Bettchen lag, noch in den anderen Räumlichkeiten konnte er ihn nicht finden. Was mag bloß passiert sein? Wenn er in das Dorf gefahren wäre, hätte er Igor doch erst noch Anweisungen gegeben und gesagt das er wegfährt.
 

Doch so. „Herr Graf? Eure Exzellenz wo sind sie?“, suchte er vergebens weiter. War er vielleicht doch nur in das Dorf gefahren? Igor marschierte in die Küche um dort etwas für den kleinen Grafensohn zu holen, dann ging er in Herberts Zimmer, holte ihn aus seinem Bettchen und gab ihm in Gedanken verloren mit einer Flasche zu trinken. Wo war der Vater von diesem kleinen Jungen nur geblieben?
 

Erwacht und erschöpft aus einem tiefen Schlaf sah Breda sich um. Schwärze, tiefschwarze Dunkelheit die ihn umgab und Kälte, eisige Kälte die ihn einhüllte. Trotzdem fror er nicht. Er lag auf etwas Hartem das wie alles andere um ihn herum kühl war. Es war auch nicht gerade bequem darauf zu liegen, es kam ihm vor wie Stein. Er richtete sich auf und stieß mit dem Kopf gegen einen Widerstand, der genauso hart war, wie das auf dem er lag, doch ließ es sich bewegen.
 

Was machte er hier? Wieso lag er nicht in seinem weichen, durchaus sehr gemütlichen, warmen Bett? Graf von Krolock hob das steinige Teil an und schob es vorsichtig zur Seite. Woher sollte er wissen, was passieren würde? Es kam ihm vor wie eine schlechte Horrorgeschichte aus einem der Bücher, die er nie gelesen hatte, die in seiner Bibliothek verschimmelten und über mit Staub bedeckt waren. War es vielleicht nur ein Traum und schon bald würde dieses ganze Elend wieder vorbei sein? Diese schreckliche Kälte, die ihm seltsamerweise gar nichts ausmachte? Würde dieser Ort an dem er sich befand einfach verschwinden und er könnte nur mit wenigen Schritten zu seinem Sohn gelangen, den er über alles liebte? Wo befand er sich hier? Breda sah sich in alle Richtungen um und erkannte, das es sich bei diesem Ort um den Friedhof handelte, den Friedhof auf dem Rikarda mit den ganzen anderen Ewigkeitsvampiren „lebte“.
 

Weshalb war er hier? Und wieso konnte er trotz das es so dunkel war, recht gut sehen? Hatten sich seine Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt? Viele Fragen gingen dem Grafen durch den Kopf, die er versuchte irgendwie zu beantworten. Doch war es gar nicht so einfach die passende Antwort zu finden. Und desto länger er darüber nachdachte, umso mehr rätselhafter wurde das Ganze. War es wirklich nur ein Traum, oder doch die bittere Realität? Er setzte sich auf eines der anderen Gräber die um ihn herum waren und grübelte vor sich hin, bis sein Blick auf den Grabstein fiel, der hinter dem Grab stand aus dem er eben geklettert war. „Breda von Krolock“, las er leise die Inschrift. Hieß das, es war sein Grab? So langsam war ihm die Sache nicht mehr ganz geheuer und er wollte einfach nur von diesem Ort weg. Weg. Raus aus dem diesem elenden Traum, in seinem weichen Bett im Schloss aufwachen.
 

Das Grab auf dem der Graf saß bewegte sich oder besser die Steinplatte. Als Breda es bemerkte sprang er schnell auf und sah nur ängstlich zu wie ein Vampir daraus hervor kroch.
 

Nichts. Kein Lebenzeichen vom Grafen. Was sollte er nur tun? Im ganzen Dorf hatte Igor nach ihm gesucht, doch Nichts. Wo war er nur? Er konnte doch nicht einfach so verschwinden ohne ein Wort und vor allem konnte er doch nicht seinen Sohn alleine lassen. Herbert, der kleine Grafensohn, der den ganzen Tag nur zwei Wörter von sich gab. Papa und Rikarda. Der Junge tat dem Diener Leid und es machte ihn traurig den Kleinen so zu sehen. Immer wieder stellten sich ihm zwei Fragen: Was sollte er tun? Wo war Graf von Krolock? Mit einem traurigen Gesichtsausdruck sah er Herbert an, der friedlich in seinem Bettchen schlief. Es hatte lange gedauert den Jungen dazu zu bringen die Augen zu schließen und zu schlafen. Was sollte er dem Grafensohn sagen, wenn der Graf nicht zurück kam? Sollte er behaupten er sei der Vater? Nein, das würde er nicht übers Herz bringen. Doch was konnte er dem dann älteren Jungen sonst sagen? Tausend Fragen, die den zirka fünfundfünzig jährigen Mann plagten.
 

Einen Schritt nach dem anderem ging der Graf vorsichtig nach hinten, bis er auf einen Widerstand stieß, der sich als ein Grab herausstellte. Er stolperte darüber und fiel ächzend nach hinten. Vor der Ewigkeitsvampirin, also Rikarda, die die einzige Vampirin auf dem Schloss war, hatte er keine Angst. Doch das was er jetzt sah war für ihn äußerst suspekt und furchteinflösend. Dieser Vampir, der sich mühsam aus dem Grab qäulte. Breda erkannte ein Bein, das mit einer schwarzen Lederhose bekleidet war, und über den Rand des Sarges baumelte. Nach und nach kamen auch die andere Körperteile zum Vorschein, bis ein ca. 1,90m großer Vampir vor ihm stand und nichts weiter tat als ihn nur anzugrinsen.
 

Wo war er hier nur gelandet? War das vor ihm überhaupt ein Vampir? Bildete er sich das alles nur ein? Sollte er vielleicht lieber einen Arzt aufsuchen? Soweit war es nun schon gekommen, das der Graf an seinem klaren Verstand zweifelte. Gähnend rieb sich das Etwas vor ihm den Schlaf aus den Augen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Grafen zu, der ihn noch immer ängstlich ansah.
 

Musternd sah der Graf an seinem Gegenüber herunter. Sollte das vor ihm wirklich einen Vampir darstellen? Er sah so ganz anders aus als Rikarda und Theodor. Langes blondes Haar, das ihm über die Schultern fiel, pinkes Rüschenhemd mit sehr tiefem Ausschnitt und eine eng anliegende schwarze Lederhose. „Wer auch immer du bist, kannst du meinem Haselhünchen bitte sagen, dass es eine schöne Nacht war und ich ihn vermissen werde! Ich muss jetzt leider wieder zurück nach Schottland. Sag' mal, wer bist du denn überhaupt? Ich sehe dich hier zum ersten Mal“, redete der Vampir drauf los. Scheinbar ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
 

Was fällt ihm eigentlich den Grafen von Krolock zu duzen und so mit ihm zu reden? „Graf von Krolock!“, erwiderte Breda nur streng, „dürfte ich auch ihren Namen erfahren!“ „Oh, ähm Verzeihung. Ich bin Raphael. Raphael McDawson. Hocherfreut. Du bist der Besitzer dieses Schlosses, oder? Was machst du dann hier?“, entgegnete der blondhaarige Ewigkeitsvampir, der schon ein paar Jahre mehr als Rikarda auf dem Buckel hatte. Um genau zu sein war er um die 612 Jahre alt.
 

Noch immer regte sich der Graf leicht darüber auf, dass dieser seltsame Vampir ihn duzte. Aber er hatte eine sehr gute Frage gestellt. Was machte er hier? Warum war auf diesem Friedhof und nicht im Schloss, wo es warm und gemülich war? Nein, stattdessen hockte er aus irgendeinem Grund auf dem zugigen Friedhof. Und was redete dieser Raphael, den der Graf vom menschlichen Alter her auf Mitte zwanzig schätzte, da von Haselhünchen?
 

Raphael fand, dass Graf von Krolock zum Anbeißen aussah, aber wenn er es richtig sah, dann war er schon ein Vampir. Demnach war die Frage, was er hier machte auch gar nicht so schwer zu beantworten. Und warum sah sein Gegenüber so ratlos und verwirrt aus?
 

Sollte Breda jetzt sagen, dass er keine Ahnung hatte, warum er hier war? Nein, dann würde er als Graf doch ziemlich dumm rüber kommen, also ließ er es einfach Raphael zu antworten. „Hast du Durst?“, fragte Raphael den Grafen leicht besorgt, „dann geh ich mit dir jagen.“ Fragend hob Breda eine Augenbraue. Wovon sprach der Blonde, der jetzt nur den Kopf hängen ließ. „Sag' mal 'aaah'!“, forderte der langhaarige Blonde, so dass Breda ihn diesmal nur verständnislos ansah. „Rede ich chinesisch? Ein Mal bitte den Mund auf machen und dann wieder zu!“, wiederholte er seine Aufforderung, diesmal anders formuliert und ausführlicher.
 

Tatsächlich tat Breda was der Vampir von ihm verlangte. Was war das? Prompt hatte sich der Graf mit seinen Fangzähnen auf die Lippe gebissen. Was hatte das zu bedeuten? War er etwa? Nein, oder doch? Aber wie konnte das angehen? „Wie... was....?“, stotterte er vor sich hin und strich sich immer wieder mit der Zunge über seine Beißerchen. „Sagen sie mir, dass das nur ein Traum ist“, bat er den Blonden, doch der lächelte nur. „Nein, Graf, du träumst nicht. Dann müsste ich ja auch träumen und das wir beide das selbe träumen glaube ich nicht. Haben sie nun Durst oder nicht?“, antwortete der Lächelnde. Doch die Antwort des Grafen erstaunte ihn schon: „Nein.“ „Dann eben nicht“, entgegnete Raphael, schon fast beleidigt, „ich wäre auch mit ihnen jagen gegangen. Aber wenn sie nicht wollen.“ Breda war zu sehr damit beschäftigt darüber nachzudenken was passiert war, sodass er dem blondhaarigen Vampir gar nicht zuhörte. Er und ein Blutsauger?
 

Wenige Stunden später hockte er immer noch auf dem Friedhof, keiner der Vampire die hier noch liegen mussten hatten sich darum bemüht, sich aus dem Grab zu quälen. Nur dieser eine mit dem pinken Rüschenhemd, der sich mittlerweile auch schon verabschiedet hatte.
 

*Endlich Nacht. Kein Stern zu sehn.

Der Mond versteckt sich, denn ihm graut vor mir.

Kein Licht im Weltenmeer.

Kein falscher Hoffnungsstrahl. Nur die Stille.

Und in mir die Schattenbilder meiner Qual.*
 

Vampir, Blutsauger, Mörder, Kreatur. Das ist es was der Graf nun war. Kein Mensch sondern eine elende schwarze Kreatur vor der sich der Mond versteckt und auch keine Sterne sich sehen lassen. Nie mehr würde er Licht sehen, nie mehr Sonne sehen und die Wärme spüren, die sie gibt. Alles was ihm jetzt noch bleibt ist nur die Stille und in ihm die Schattenbilder seiner Qual. Alles was er jemals geliebt hat, hat er somit verloren, erst seine Frau Dina und jetzt seinen Sohn Herbert von Krolock, der kleine Junge von dem er noch nicht mal der leibliche Vater war. Trotzdem liebte er ihn als wäre er sein eigenes Kind. Gott verfluchte Nacht! Was hatte er in seinem Leben bloß falsch gemacht? Ein neues ewiges „Leben“ begann nun für den Grafen und seinen kleinen Sohn der von alledem nichts wusste. Hass, Sehnsucht und Liebe spiegelten sich in den Gedanken des Grafen wieder.
 


 

* Aus „Tanz der Vampire – Unstillbare Gier“ *

Sternenklare Nacht

Kapitel 3 / Sternenklare Nacht
 

„Igor!“, flüsterte Rikarda dicht an einer Wand gelehnt. Es war mitten am Tag und die Sonne schien zu stark für die schwarzhaarige Vampirin als das sie hätte gefahrlos umher laufen können, deswegen hielt sie sich bereits seit Anbruch des Tages im Schloss auf. Sie musste dringend mit Igor sprechen.
 

Verwirrt sah sich Igor um. Wer war das? Hatte da jemand seinen Namen genannt? „Igor!“, sagte die Vampirin erneut im Flüsterton. Ja, jemand war hier und sprach seinen Namen aber wer war das und was wollte dieser jemand von ihm? Er erkannte bislang nicht, das es Rikarda war. „Ja?“, fragte Igor zögernd in die kühle Luft, die hier im Schloss herrschte.
 

„Ich bin es, Rikarda. Du musst dich um Herbert kümmern!“, meinte die Vampirin nun, nicht aus ihrem Versteck hinter der Wand hervor kommend. „Rikarda? Wo bist du? Warum? Wo ist seine Exzellenz?“, überhäufte der Braunhaarige Rikarda mit Fragen. Zwar konnte er sie nicht sehen, aber er wusste nun, dass sie da war.
 

Was war mit dem Grafen? Wo ist er, dass er nicht für seinen Sohn da sein konnte? Wieso verschwand er so plötzlich, ohne ein Wort? Igor schwirrten viele Fragen im Kopf und er wusste, dass nur Rikarda sie ihm ganz sicher beantworten konnte. Rikarda, die Vampirin die versprochen hatte niemanden etwas anzutun. Aber konnte er ihr wirklich trauen? Bisher hatte er ihr vertraut, doch das Verschwinden des Grafen von Krolock ließ das bisherige Vertrauen zu Rikarda im Nu verschwinden. Das Vertrauen, welches er zu Rikarda hatte, war schien eine Seifenblase, die nun platze.
 

Rikarda sah kurz um die Ecke, dann entschied sie sich doch dazu hinter der Wand hervorzukommen, um Igor gegenüber zustehen. „Igor“, fing sie an, „Breda ist, also er ist.... Theodor hat ihn gebissen und ich habe ihn dann zu einem Vampir gemacht. Es war nicht meine Absicht! Das musst du mir glauben! Aber, wenn ich ihn nicht zum Vampir gemacht hätte, dann wäre er jetzt tot“, erklärte sie schnell.
 

„Was?“, stieß der Butler des Grafen entsetzt aus. „Aber... Wie kannst du nur? Wieso hast du das getan? Kannst du deine Blutsauger nicht zurückhalten?“, meckerte er drauflos. Die Situation machte ihn wütend und er konnte es noch gar nicht recht fassen, was passiert war. „Was wird denn jetzt aus Herbert? Gott!“, ließ er Rikarda, die etwas sagen wollte nicht zu Wort kommen. „Was sollte ich denn machen? Sollte ich ihn sterben lassen? So ist er untot und kann sehr wohl noch für seinen Sohn da sein! Aber jetzt musst du dich erstmal um ihn kümmern. Du weißt ja das die jungen Vampire tagsüber schlafen und ausschließlich nachts wach sind. Breda hat mich zwar darum gebeten, dass ich mich um Herbert kümmere, aber ich kann nicht den ganzen Tag bei ihm sein. Es ist Sommer und die Sonne scheint zu stark“, schaffte es die Schwarzhaarige nun doch etwas zu sagen.
 

„Warum? Warum? Gut, ich werde mich um den Sohn seiner Exzellenz kümmern. Aber was soll ich ihm sagen, wenn er nach seinem Vater fragt?“, entgegnete Igor. „Dir wird schon etwas einfallen. Ich werde heute Nacht wieder hier sein. Und keine Angst, ich werde Herbert nichts antun und dir auch nicht, Igor“, meinte Rikarda und machte sich an der Wand entlangschleichend und Sonnenstrahlen ausweichend, die durch die Fenster ins Schloss schienen, auf den Weg zurück in den Schlosskeller. Dort war sie vor der Sonne sicher. Erst am Abend, wenn die Sonne langsam unterging, würde sie zu ihrem Sarg zurück gehen. „Ich hasse dich dafür!“, murmelte Igor und sah ihr hinterher bis sie nicht mehr zu sehen war.
 

Breda von Krolock hatte sich in der letzten Nacht zurück in den Sarg gelegt aus dem er zuvor raus geklettert war. Erst wusste er nicht wo er war, dann diese seltsame Person, dann die Erfahrung, dass er nun auch ein Vampir, eine elende Kreatur war. Das war zu viel für ihn gewesen. Zu viel neues auf einmal, das er nun erstmal verstehen musste.
 

Was wurde denn jetzt aus Herbert? Er erinnerte sich wieder daran, was in jener Nacht geschehen war, hatte er Rikarda doch darum gebeten sich um seinen kleinen Sohn zu kümmern. Warum ließ Rikarda ihn hier zurück? Wo war sie? Breda hatte sie seit dem Vorfall, seit dieser verhängnisvollen Nacht, die alles veränderte nicht mehr gesehen.
 

Aber eigentlich war ihm das gerade völlig egal. Er fühlte etwas, das er noch nie zuvor so intensiv gefühlt hatte. Noch nie in seinem relativ kurzem Leben hatte er jemals so starken Hunger verspürt. In Anbetracht zu der Ewigkeit, die er nun vor sich hatte, empfand Breda sein knapp vierzigjähriges Leben als kurz.
 

Aber der Graf hatte nicht ungefähr Hunger nach einem Stück Brot oder einem Glas Wein. Nein, was er jetzt wollte, wonach er verlangte, war Blut. Blut, das durch die Adern der Menschen fließt.

Als von Krolock daran dachte, wie er jemandem das Blut aussaugte wurde ihm leicht schwindelig und er hielt sich die Hand gegen die Stirn. Hier im Sarg war er sicher, doch seinen Hunger, den er so nicht kannte, konnte er nur stillen, wenn er seinen Sarkophag verließ. Er brauchte das Blut, das wusste er. Vieles was er über Vampire wusste, hatte er bereits in seinen jetzt schon unzähligen Büchern gelesen, und ebenso hatte er bereits vieles von Rikarda gelernt.
 

Seufzend richtete sich der Graf auf und stieß prompt mit dem Kopf gegen den Sargdeckel. Daran musste er sich wohl auch erstmal gewöhnen. Doch er musste dieses unerträgliche Verlangen nach Blut stillen.
 

Ob es schon Nacht war? Wie konnte er das wissen? Man konnte durch so einen Sarg schließlich nicht durchsehen. Es gab auch keine Uhr, die ihm die Uhrzeit hätte anzeigen können. Woher wussten die anderen Vampire, wann es Nacht und wann Tag war? Wie merkten sie es, konnten sie es spüren?
 

Die einzige Möglichkeit herauszufinden, welche Tages- Nachtzeit war, war den Sargdeckel zur Seite zu schieben und sich überraschen zu lassen. Für einen Menschen, wäre das wohl kein Problem, einfach den Deckel zur Seite schieben, kurz gucken ob die Sonne scheint oder ob es noch dunkel war und schon wusste man Bescheid. Allerdings war dies für einen Vampir gefährlich, es konnte den endgültigen Tod bedeuten. Würde der Graf genau das jetzt machen, und die Sonne scheinen, so könnte er als noch sehr junger Vampir sofort zu Asche verbrennen. Von der Sonne getötet werden, die er doch sonst so geliebt hatte. Die Herbert so sehr mochte.
 

Herbert. Leidend dachte Graf von Krolock wieder an seinen Sohn. Wie ging es ihm wohl jetzt? Zu gerne würde Breda jetzt seinen kleinen Liebling sehen, ihn in seine Arme schließen und ihm zeigen wie lieb er ihn hatte. Ihm sagen, dass alles in Ordnung sei und das er immer für ihn da war, egal was passieren würde.
 

Als der Sargdeckel zur Seite geschoben wurde, wurde Breda unvermittelt aus seinen Gedanken an seinen Sohn gerissen. Erschrocken beobachtete er wie sich der Sargdeckel langsam beiseite schob. Wer war das? Wer öffnete seinen Sarg? War es denn schon Nacht? Still blieb Graf von Krolock liegen, schloss seine Augen und ließ sich einfach überraschen, was jetzt passieren würde. Es blieb ihm keine andere Wahl.
 

„Breda?“, hörte er jemanden fragen. Zunächst konnte er die Stimme nicht zuordnen, doch dann öffnete er seine Augen und konnte in das Gesicht der Person sehen, die sich über ihn gebeugt hatte. Es war Rikarda. „Komm! Du musst was trinken! Ich weiß das du Durst hast“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und hielt Breda die Hand hin.
 

Durst, Hunger, Blut, das waren die Worte die dem jungen Vampir gerade durch den Kopf gingen. Nichts sagend griff Breda nach Rikardas Hand und ließ sich von ihr hochziehen. „Wie geht es dir?“, wollte die Schwarzhaarige schon ältere Vampirin von ihm wissen, erhielt jedoch keine Antwort.
 

Breda war hin und her gerissen. Noch letzte Nacht als er schon ein Vampir war, hatte er darauf noch nicht geachtet, doch in dieser Nacht sah er es. Das, was Menschen wohl nicht sehen konnten. Es sah alles so anders aus, als es bisher immer gewesen war. Es war nicht dunkel, es war nicht tiefschwarze Nacht. Es war ein dunkelblauer, sternenbedeckter, klarer Himmel. Als Mensch musste man sich man sich immer erst an die Dunkelheit gewöhnen, ehe man überhaupt etwas erkennen konnte, wenn auch nur leichte Umrisse. Doch als Vampir war das anders, es war kein Problem etwas zu sehen, man musste nicht erst warten, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es war einfach so.
 

„Also gut. Ich möchte das du jagen gehst! Jetzt!“, verlangte Rikarda streng von Breda und zog ihn aus dem Sarg, sodass der Graf nun mit dem Bauch auf dem Boden lag. Was fiel ihr ein ihn, den Grafen von Krolock, so zu behandeln! Sich ärgernd richtete Breda sich auf und sah böse auf die kleine Vampirin hinab.
 

„Gleich krieg ich Angst, bei deinem Blick“, grinste sie und versuchte so die eher wenig lustige Situation etwas zu lockern. Sie stellte sich hinter Breda und schob ihn vorwärts. „Was wird das wenn du fertig bist, Rikarda? Was fällt dir überhaupt ein mir Anweisungen zu geben? Ich komme sehr gut allein zurecht!“, beschwerte sich Breda, auch wenn er jetzt ein Vampir war, war er doch noch immer ein Graf und besaß einen Funken Würde. „Ist ja gut!“, wehrte Rikarda ab, „wenn du lieber alleine jagen möchtest, dann tue das. Aber beschwere dich hinterher nicht bei mir, das ich dich alleine gelassen hätte, das ich dir das Jagen nicht gezeigt hätte!“ „Keine Sorge Rikarda!“, erwiderte Breda.
 

Rikarda blieb stehen und ließ den Grafen alleine nach draußen in den Wald ziehen, in dem es dunkler war als hier auf dem Friedhof, in dem man es überall knacken hörte, in dem einem die Wölfe auflauerten. Selbst als Vampir, so wusste Rikarda nur allzu gut, bekam man es dort durchaus mit der Angst zu tun. Auch wenn die Vampirin sich keine Sorgen machen sollte, so machte sie sich diese dennoch. Sie hatte gerade einen „Frischling“-Vampir allein jagen gehen lassen! Bisher war sie noch mit jedem, den sie gebissen hatte zusammen das erste Mal jagen gewesen. Hoffentlich, hoffentlich würde Breda nichts zustoßen.
 

Überall, wo er hin ging hörte er immer wieder diese Geräusche, knacken der Bäume, rascheln der Blätter, jaulen der Wölfe und weit und breit war niemand in Sicht bei dem er seinen Durst hätte stillen können. Vielleicht hätte er doch Rikardas Angebot annehmen sollen. Es war ein ganz anderes Gefühl, alleine als Vampir durch den Wald zu gehen. Normalerweise fuhr er auch nur mit der Kutsche durch den Wald um ins Dorf zu gelangen oder hatte immer Igor dabei gehabt, wenn die Kutsche mal kaputt war und er zu Fuß gehen musste. Aber das war wirklich nur im äußersten Notfall so.
 

Er war ein Graf, und ein Graf darf keine Schwäche zeigen, vor allem nicht vor einer Frau, auch wenn diese eine Vampirin war. Breda von Krolock konnte vor Rikarda einfach keine Schwäche zeigen, zeigen dass er in diesem Fall doch auf sie angewiesen war, dazu war sein Stolz zu groß. Aber er würde es sicherlich alleine schaffen! So schwer konnte das ja gar nicht sein, als das er das nicht auch alleine hinkriegen würde.
 

Mit neuem Mut marschierte der Graf weiter, nicht auf die gefährlichen Geräusche achtend. Er musste ins Dorf um einen Menschen zu finden, bei dem er das Blut kriegen konnte, nach dem er verlangte. Oh, das klang so absurd! Einem Menschen das Blut aussaugen. Bis vor kurzem war er doch selber ein Mensch. Und von heute auf morgen war er nur noch ein Blutsauger, eine Gott verdammte Kreatur, die sich von den Menschen ernährte.
 

Aber was machte Herbert gerade während Breda auf der Suche nach dem begehrten Blut war?

Es war mitten in der Nacht und so schien es nur eine logische Antwort zu geben. Herbert schlief. Doch er weinte, er hatte seinen Vater nun schon, für einen kleinen Jungen, sehr lange Zeit nicht mehr gesehen und auch Igor konnte dagegen nicht viel tun. Er saß neben dem Bett des Kleinen und versuchte in irgendwie zu beruhigen.
 

Warum? Warum musste das passieren? Herbert brauchte seinen Vater, gerade jetzt, wo Herbert doch noch so klein war. Nun war sein Herr, der Mann dem er diente ein Vampir. Und genau wie Rikarda und alle anderen Vampire, die den Friedhof bewohnten konnte Igor, genau wie Herbert, zu deren Beute werden. Musste er jetzt Angst vor seinem Herrn haben? Herbert und Igor waren nun die einzigen Lebenden auf diesem Schloss. Leise seufzend streichelte Igor dem Jungen über den Kopf, „Ich werde mich um dich kümmern und dich beschützen“, flüsterte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
 

Lange Zeit wanderte Graf von Krolock ziellos durch den Wald. Würde er noch rechtzeitig jemanden finden und vor allem rechtzeitig zum Schloss zurück kommen? Er hoffte es, nur hatte er seine Orientierung schon längst verloren. Außerdem war er kaputt, müde und er hatte verdammten Durst! 'Jetzt fange ich auch noch an zu jammern!', dachte Breda und schüttelte über sich selber den Kopf. Ihm wurde klar, er hätte Rikarda niemals erlauben dürfen, den Friedhof zu bewohnen. Er hätte wissen müssen, das es eines Nachts dazu kommen musste. Es war ein Fehler, den er nun erst bereute, den er nicht rückgängig machen konnte und den er sicher nicht noch einmal begehen würde. Konnte man die Zeit denn nicht zurückdrehen?
 

Erschrocken wirbelte Igor von dem Stuhl hoch auf dem er bis eben noch gesessen hatte und von dem aus er dem endlich friedlich schlafenden Jungen beobachtet hatte. „Gott! Musst du einen immer so erschrecken?“, fragte Igor nach Luft ringend, „du hast mich ja zu Tode erschreckt!“ „Tut mir Leid. Ich kann aber nichts dafür, das ihr alle so schrecklich schreckhaft seid, nur wenn jemand den Raum betritt oder sonst wo aufkreuzt“, entgegnete Rikarda, die gerade Herberts Zimmer betreten hatte, leicht gereizt. Sie war etwas schlecht gelaunt und daher sehr leicht reizbar. Sie machte sich großen Sorgen um den Grafen.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte sie im ruhigerem Tonfall, stellte sich zu Herbert ans Bett und betrachtete den darin liegenden Engel. Engel, so nannte Rikarda den kleinen Jungen nur zu gerne. „Er vermisst seinen Vater“, antwortete Igor kühl und verschränkte die Arme vor der Brust, „ich möchte nicht das du Herbert etwas antust!“ „Oh, das werde ich ganz sicher nicht“, unterbrach Rikarda den Diener des Grafen, während sie weiterhin Herbert betrachtete und ihm leicht über das wenige Haar streichte. Wie friedlich er da lag. „Und deswegen möchte ich, das du nicht wieder hierher kommst und Herbert siehst. Ich kann dir nicht mehr vertrauen“, brachte Igor seinen Satz zu ende und wurde sogleich mit einem geschocktem Gesichtsausdruck von Rikarda angesehen. „Was? Aber Igor! Ich werde Herbert nichts antun, du kannst mir wirklich vertrauen! Nie, nie werde ich ihn beißen. Das schwöre ich bei Luzifer und bei meinem untoten Leben!“, versuchte die Vampirin dem Braunhaarigen zu erklären, dass sie Herbert nie im Leben verletzen würde. Doch Igor blieb dabei und beharrte weiterhin: „Nein! Ich möchte nicht, das du ihn wieder siehst. Bitte geh jetzt!“ „Wie du willst“, entgegnete die Schwarzhaarige, sah noch ein letztes Mal zu Herbert und verließ dann schnellen Schrittes das Zimmer. Wie gerne hätte sie die Tür jetzt mit voller Wucht zugeschlagen! Ließ es Herbert zuliebe aber bleiben.
 

Es kamen Breda vor wie Stunden die er nun schon durch den Wald lief und weit und breit war niemand in Sicht. Außerdem war er müde und er wollte eine Pause machen. Diese 'Jagd' schlauchte ihn doch sehr. Er tat es zwar nur ungern aber er musste zugeben, das er sich diesmal wohl doch überschätzt hatte und nun wirklich auf Rikarda angewiesen gewesen wäre. Doch jetzt war es zu spät. Rikarda war irgendwo und er war hier, einsam und verlassen im Wald, nur das Jaulen der Wölfe verriet ihm, das er nicht alleine war.
 

Müde suchte der Graf ein Plätzchen an dem er kurz verschnaufen konnte. Nur ganz kurz die Augen schließen und dann würde er weiter gehen. Schließlich musste er vor Sonnenaufgang auch noch zurück zum Schloss und es würde sicher nur für fünf Minuten sein. Einfach mal kurz ausruhen und dann mit neuer Kraft weiter.
 

Nicht weit von ihm entfernt entdeckte Breda einen Stein. Er ging die letzten paar Meter dort hin und ließ sich kaputt auf den Stein sinken. Kaum das er saß, fielen ihm auch schon die Augen zu, das Einzige was er noch wahrnahm waren die leuchtenden Augen eines zähnefletschenden Wolfs und sein Blick in die sternenklare Nacht. Die Nacht in der alles zum Leben erwacht.

Sie starb in meinem Arm

Kapitel 4 / Sie starb in meinem Arm
 


 

Graf von Krolock war zu müde um zu reagieren, um zu registrieren das Wölfe direkt vor ihm standen und ihn jeden Moment anfallen könnten. Doch trotz seiner so großen Müdigkeit schaffte er es noch rechtzeitig sich zu erheben und durch den dunklen Wald zu flüchten, wenn auch nicht schnell und immer wieder stolpernd.
 

Er glaubte sich bereits Tod, zerfleischt von den Wölfen, die immer wieder nach ihm schnappten. Wollte er auf diese Weise in die endlose Welt des endgültigen Todes eintreten? Er hasste dieses vampirische Leben jetzt schon. Und dann sollte er es noch eine Ewigkeit überstehen? Es war unvorstellbar für ihn.
 

Rikarda gehörte verflucht, diese elende Kreatur. Wie konnte sich Breda nur so in einer lieben und freundlichen Frau täuschen? Er hätte sie vor dem großen Tor liegen lassen sollen, wo sie heulend und um Unterschlupf winselnd am Boden lag. Dann wäre diese Vampirin in der Sonne zu Asche verbrannt. Aber der Graf konnte dieses nicht tun, empfand er Mitleid mit dieser so wunderschönen Frau, die ihm von Anfang an gesagt hatte, was sie war. Ein Vampir, aber er vertraute ihr seltsamerweise seit der ersten Minute an. Er hätte es wirklich besser wissen sollen.
 

Wieder stolperte von Krolock, noch immer gejagt von den Wölfen. Diesmal jedoch fiel er nicht zu Boden sondern landete in den Armen einer jungen Frau, die ihn gerade noch auffangen konnte. War es Einbildung? Oder hielt ihn wirklich gerade eine Frau in den Armen und flüsterte ihm etwas zu, etwas das er nicht verstand. Das er nicht wahrnahm. Breda von Krolock war zu geschwächt, um nur ein Wort, das aus dem Mund der jungen Frau kam, aufzunehmen, zu verstehen. War es möglicherweise Rikarda, die kam um ihm zu helfen?
 

Wenig später, es kam dem Grafen jedenfalls nur wie ein paar Minuten vor, fand er sich im Gras liegend wieder. Er sah sich um, bemerkte eine warme Hand, die zärtlich über seine eiskalte Haut streichelte. „Es ist vorbei. Die Wölfe sind weg“, flüsterte eine liebliche Stimme dicht an seinem Ohr. Wie beruhigend sie klang.
 

Wie... Dina. Dina! Konnte das wirklich wahr sein? War es die Frau, die er für immer verloren zu haben glaubte? Oder war auch das nur eine Täuschung? Oh, es war sicher keine Täuschung, die Stimme seiner geliebten Frau würde er unter Tausenden erkennen, da war sich der Graf sicher, denn Dina war seine große Liebe, die Frau, die er über alles auf der Welt liebte. Mit ihr wollte er eine Familie gründen. Sie hatten sich so sehr einen gemeinsamen Sohn gewünscht... damals.
 

Er sah hoch in den Himmel, der klar und mit Sternen bedeckt war, dann sah er in das Gesicht, das ihn lächelnd ansah. Vorsichtig hob er die Hand und streichelte zärtlich über ihre Wange, über Dinas Wange. Dina nahm Bredas Hand und sah ihn weiter lächelnd an, dann beugte sie sich zu ihm runter und hauchte ihm einen Kuss auf dessen kalte Lippen.
 

„Dina“, hauchte Breda und sah sie weiter an, er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Nie hätte er es für möglich gehalten sie jemals wieder zu sehen, glaubte er sie doch tot. Doch, er war sich ganz sicher, sie war es, die ihn vor den Wölfen gerettet hatte.
 

„Breda. Ich muss dir unbedingt etwas sagen. Es tut mir so Leid, aber ich lies dich allein, weil... Breda, ich konnte nicht anders“, Dina stockte. Sie wusste nicht wie sie ihm das erklären sollte, fand die richtigen Worte einfach nicht. Leise seufzend senkte sie den Kopf und überlegte wie sie es ihm möglichst schonend beibringen sollte.
 

Der Graf legte kurz seinen Zeigefinger auf Dinas Lippen um ihr zu bedeuten das sie nichts weiter sagen sollte, er wollte den Moment mit ihr genießen. Doch dann wollte er selbst etwas sagen, bemerkte dabei aber seine Reißzähne. Er war jetzt ein Vampir. Sollte er es Dina sagen, wie würde sie darauf reagieren? Breda hörte Dina gar nicht richtig zu, achtete nicht darauf was sie versuchte ihm mitzuteilen. Seine Gedanken galten einzig und allein den spitzen Zähnen und Dina. Wie sollte er ihr das nur beibringen? Der Frau, die die gleichen eisblauen Augen wie sein kleiner Herbert hatte?
 

„Breda? Breda hörst du mir zu?“, fragend sah Dina ihren geliebten Mann an, den Mann, den sie heiraten wollte, bevor sie davon gelaufen war und Breda nur ein Geschenk hinterlies. Ein Geschenk für die Ewigkeit. Sie konnte keine Erklärung dafür finden, warum sie weglaufen war. Aber sie wusste, sie konnte nicht für das kleine Baby da sein. Das Kind, das sie ohne Bredas wissen, und ohne Bredas dasein zur Welt brachte. Sie wusste, das sie einen Fehler gemacht hatte, sie hätte Breda sagen müssen, dass sie schwanger von ihm war, dass sie beide ein Kind erwarteten. Sie hätten eine glückliche kleine Familie werden können. Tränen rannten über Dinas Gesicht. Wie ging es ihrem Kind jetzt, ihrem Kind das sie, nur in eine Decke einhüllt, im Schnee vor einer Gaststätte hatte hingelegt, weil sie nicht stark genug war? Das Kind das Breda wenig später genau dort fand.
 

Leise schluchzend beichtete sie Breda alles, die Tränen liefen unaufhaltsam, tropften auf Bredas Haar und sie klammerte sich regelrecht an ihn. „Es tut mir alles so Leid, bitte verzeih mir!“, flehte sie ihn an und krallte ihre Hände dabei noch weiter an seinem Jacket fest. Doch der Graf hörte ihr nicht zu, nur im Unterbewusstsein konnte er ihre Worte aufnehmen. Seine Sinne waren benebelt. Mit gierigem Blick starrte er auf Dinas Hals, auf die Ader, die wie wild zu pochen schien und aus der jeden Moment das sündhafte Blut, wie ein Bach raussprudeln würde. Welch herrlicher Gedanke, nur einmal von diesem roten Lebenssaft zu kosten. Nur einen klitzekleinen Schluck.
 

Der kleine Herbert hatte keine Lust mehr in seinem Bettchen zu liegen und die ganze Zeit an die Decke über ihm zu sehen. Er wollte etwas erleben. Die Welt auf eigenen Beinen erkunden. Laufen konnte er ja schon, so sollte es eigentlich kein Problem für ihn darstellen. Nur wie sollte er aus dem Bett raus kommen? Wenn er aus seinem Bettchen guckte, dann sah er einen tiefen Abgrund. Nein, raus hüpfen käme wohl nicht in Frage.
 

Seine kleinen Hände umfassten die hölzernen Gitterstäbe, seine Augen sahen nur die Tiefe unter ihm und sein einziger Gedanke war, das er hier raus wollte. Herbert fing an zu weinen, wenn er hier raus käme, dann könnte er zu seinem Papa laufen, er würde auf das riesige Bett krabbeln, in dem sein Vater immer schlief und ihm dann so lange an den langen schwarzen Haaren zupfen, bis er wach war. Oh ja, dazu hatte er jetzt große Lust!
 

Immer stärker weinte der Kleine. Es musste doch möglich sein, das irgendwann jemand kommen würde und ihn raus hob. Vielleicht ja, wenn er noch mehr weinte. Herbert weinte und weinte, doch es schien ihn keiner hier raus holen zu wollen. Frustriert ließ er sich auf den Hintern fallen und ließ die letzten Tränchen kullern. Wo waren die alle hin? Schniefend griff sein kleines Händchen nach der hölzernen Rassel. Musste er vielleicht nur ein bisschen Lärm machen, damit jemand auf ihn aufmerksam wurde? Er schüttelte und schüttelte die bunte Rassel, doch auch das half nichts. Er blieb alleine.
 

Graf von Krolock konnte seine Augen nicht mehr abwenden, er war gefangen von dem Anblick und dann dieser köstliche Duft, der ihm in die Nase kroch. All das benebelte seine Sinne noch mehr. Die Gier wurde immer größer und er konnte nicht mehr widerstehen. Langsam drehte er seinen Kopf so, dass er ohne Probleme an ihren Hals kam und biss zu. Er nahm jeden Tropfen des kostbaren Elexiers auf, schloss die Augen und genoss es. Gierig trank er von seiner Dina, die er tot geglaubt hatte. Oh, welch göttliche Flüssigkeit, die nur so in seinen Mund laufen zu wollen schien und ihn mit Glück erfüllte und ihm Wärme und innere Zufriedenheit schenkte.
 

So merkte er auch nicht, wie die Frau mit den blonden langen Haaren sich dagegen zu wehren versuchte. In ihr schwand das Leben. Sie hatte das Gefühl das jemand ihr Leben Stück für Stück in sich aufsaugen würde, dass alles in ihr schwand und nur noch ein großes schwarzes Loch da war, in das sie langsam hinein fiel, wo am Ende ein undefinierbares Licht auf sie zu warten schien. 'Passt auf ihn auf. Helft meinem Kind, wann immer es Hilfe braucht', Dinas letzter Gedanke, ihr letzter Wunsch. Kurz darauf hing ihr Körper nur noch schlaff ihn Bredas Armen.
 

Schniefend rasselte der kleine Herbert weiter mit der Rassel und kleine Tränchen kullerten über seine Wange. Er fühlte sich elend, und es war ihm als würde jemand fehlen. Als hätte es 'plopp' gemacht und dieser jemand wäre aus seinem Herzen fort gegangen. Der Gedanke machte ihm Angst, daran wollte er nicht denken. Er wollte spielen, fröhlich mit seinem Papa umher tollen. Aber keiner war für ihn da. Niemand sagte: „Komm mein kleiner Engel. Wir baden dich jetzt!“ Dabei machte das Plantschen in der Wanne doch so viel Spaß. Wenn Herbert mit seinen kleinen Patschern in das Wasser klatschen konnte, und dann große Tropfen hoch sprangen und ihn und Rikarda oder seinen Papa oder Igor nass machten. Warum war jetzt keiner da und spielte mit ihm? „Ich will doch nur....spielen“, murmelte der Junge leise und guckte traurig in die weite Ferne des Zimmer, in der Hoffnung, das dort gleich jemand stehen würde.
 

Der Graf war der unstillbaren Gier unterlegen. Er saugte die junge Frau bis auf den letzten Tropfen aus und ließ sie dann zu Boden sinken. Leicht wischte er sich über den Mund und musste erstmal zu sich kommen. Es war wie ein Ausbruch eines Vulkans. Sein Körper kochte und langsam ließ das schwerelose Gefühl nach. Die letzte Lava sprudelte aus dem Vulkan und erlosch sobald. Wie lange würde es dauern bis er wieder ausbrach? Wann würde es wieder so weit sein, das Breda von Krolock der Gier nach Blut unterliegen würde, ohne etwas dagegen tun zu können? Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Vulkan wieder ausbrechen würde.
 

Alle Hoffnung war vergebens. Jeder Herberts Versuche scheiterte kläglich. Was sollte er nur tun? Er musste doch irgendwie das bekommen was er wollte und das war spielen, die Welt anschauen von der die großen immer redeten. Rikarda erzählte ihm oft wie schön Spanien und Paris doch waren. Paris, alles was die Schwarzhaarige davon erzählte klang so schön in Herbert Ohren. Der kleine Junge malte sich schon aus, wie toll es sein musste durch Paris zu tapsen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er blickte verträumt in den Raum. Das würde sicher ganz viel Spaß machen, schon jetzt freute er sich darauf. Sein Papa und Rikarda dürften auch mit, aber nur wenn sie das mit ihm machten und spielten, was er wollte.
 

Aber wo waren sein Papa und Rikarda jetzt? Herbert holte sich selber wieder in die Realität zurück. Sein Lächeln verschwand und seine leuchteten eisblauen Augen drückten nur noch Traurigkeit aus. Das konnte doch alles nicht sein. Bestimmt schlief er noch tief und fest und das alles war nur ein Traum. Ja genau, er träumte nur und wenn er die Äuglein aufschlug, dann würde alles ganz anders aussehen. Einen Versuch war es zumindest wert. Der Kleine ließ seine Rassel fallen, schloss seine Augen und legte seine Hände auf seine Lider. Er warte eine Weile bis es für den richtigen Zeitpunkt hielt, die Hände wieder wegzunehmen und die Augen zu öffnen. Kaum das er die Augen geöffnete hatte, traute er seinen eigenen Augen nicht mehr.
 

Langsam fand Breda wieder zu sich selbst zurück. Sein unbendiger Durst war gestillt. Er hatte seine einzige und große Liebe umgebracht. Und auch das wurde dem Grafen langsam bewusst, wie er so da saß und auf die regungslose Frau hinab sah. Wenn Rikarda regungslos da lag, dann war das normal. Aber nicht wenn Dina sich nicht mehr bewegte und kein Lebenszeichen mehr zeigte. Was hatte er nur getan?
 

Von Krolock griff nach Dinas Hand, beugte sich über sie und strich ihr durchs Haar. Kleine Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln. „Nein!“, schrie er verzweifelt. Das konnte doch nicht sein, es durfte einfach nicht sein! „Dina! Sag' doch was. Sag' was!“, nun war es an dem Grafen zu flehen. Er rüttelte sanft den leblosen Körper, doch Dina zeigte keine Reaktion. Immer mehr Tränen lösten sich aus Bredas Augenwinkeln. „Gottverdammte Kreatur!“, schrie er wieder und beschimpfte sich selber mit allmöglichen Dingen, die ihm durch den Kopf gingen. „Dina“, schluchzte er, „Es tut mir so Leid. Ich werde immer dafür sorgen, dass es Herbert gut geht, dass ihm nichts passiert. Oh Dina!“
 

Warum er es Dina sagte, dass er immer dafür sorgen wird, dass es dem kleinen Engel gut geht, wusste er nicht. Aber es war ihm in diesem Moment auch egal. Er wollte nicht noch einen Menschen verlieren, der ihm lieb und wichtig war. Endgültig hatte er Dina verloren, nicht auch noch Herbert. Der Vulkan durfte nie in Herberts Nähe ausbrechen. Nie. Das schwor sich der Graf.
 

Von Krolock schwirrten viele Dinge durch den Kopf während er sich immer noch über Dina beugte und noch immer hoffte, das sie vielleicht nur schlafen würde. Dass sie gleich die Augen aufschlagen und ihn mit ihrem sanften Lächeln ansehen würde. So wie Herbert es des öfteren tat. Vergeblich wartete er auf diesen Moment. Sich dich Tränen aus dem Gesicht wischend hob der Graf die junge Frau vorsichtig hoch. Er hasste sich selber dafür, er hasste sich dafür, dass er der Gier nicht standhalten konnte. Er hasste sein vampirisches Leben. Konnte es etwas schlimmeres geben als das, konnte man ein schlimmeres Verbrechen begehen als seine eigene Frau umzubringen, sie aussaugen bis sie nichts weiter als Haut und Knochen war? Verbrechen gehörten bestraft und er würde sich eine gerechte Strafe einfallen lassen, für sich selber.

Graf von Krolock setzte sich in Bewegung, hauchte der toten Frau einen Kuss auf die Lippen und trug sie durch den tiefen Wald zum Schloss.
 

„Na, kleiner Engel. Es ist spät. Du solltest schlafen“, lächelte die schwarzhaarige Vampirin und ging zu Herbert, der sie mit großen Augen ansah. „Mag nicht schlafen“, murmelte dieser, „ich möchte spielen!“ Erwartungsvoll sah Herbert Rikarda an und fügte dann noch hinzu: „Oder baden!“ „Komm mal her“, meinte die Vampirin, hob Herbert aus seinem Bettchen, setzte sich mit ihm auf den Boden und streichelte ihm über den Kopf. „Es ist mitten in der Nacht. Morgen früh holt Igor dich und dann spielt er mit dir und badet dich“, erklärte sie ihm.
 

Sie wusste das Igor nicht wollte, dass sie bei Herbert war. Aber daran würde sie sich sicher nicht halten. Dafür war ihr der kleine Mann viel zu wichtig. Herbert war in diesem Moment etwas ganz anderes wichtig. Baden und Spielen konnte er immer noch, jetzt wollte er erstmal die Welt entdecken. Er rappelte sich auf und tapste dann so schnell ihn seine Beine trugen davon. Man konnte die Welt entdecken bestimmt auch mit Spielen verbinden. Jetzt konnte er gleichzeitig die Welt entdecken und mit Rikarda 'Fangen' spielen. Rikarda saß noch etwas verdattert auf dem Boden, bis sie registrierte das Herbert so eben weggelaufen war. Schon stand sie auch auf den Beinen und lief dem Ausreißer hinterher.
 

Breda durchschreitete das Schlosstor und brachte Dina zum Friedhof. Dort legte er sie in einen der Särge. „Ich liebe dich! Bitte verzeih mir“, hauchte er und gab ihr noch einen letzten Kuss ehe er den Sargdeckel schloss. In Gedanken versunken wandte er sich von dem Grab ab und ging zum Schlosseingang, wo ihm ein Herbert gefolgt von einer Rikarda entgegen kamen. Rikarda bemerkte sofort den leeren Blick Bredas und ließ Herbert erstmal weiter laufen. Langsam ging sie auf den Grafen zu und sah ihn fragend an. Dieser sagte nichts weiter als: „Sie starb in meinem Arm.“
 

Der kleine Herbert erkannte seinen Papa sofort und rannte freudig auf ihn zu. Er wusste gar nicht wann er ihn zuletzt gesehen hatte. „Papa“, rief er freudig und umarmte die Beine seines Vaters. Neugierig sah er zu ihm auf. „Wer starb?“, wollte er wissen. Der Graf hockte sich zu seinem Sohn runter und sah ihm in die Augen. Er konnte die Wahrheit nicht vor seinem Sohn verheimlichen, und er wusste, dass sein Sohn schon etwas mit dem Wort 'sterben' anfangen konnte, trotz das er noch sehr jung war. „Deine Mutter“, wisperte er, „mein Engel.“ Dann erhob er sich wieder. Ohne ein weiteres Wort ging der Graf wieder nach draußen. Es war besser für Herbert, wenn er seinen Vater nicht wieder sehen würde. Wenn der Graf sich von ihm fern hält. Und es war für den Grafen eine gerechte Strafe, wenn er seinen Sohn nie wieder sehen würde.
 

Wer weiß schon wo und wann ein Vulkan wieder ausbricht?

Todesangst

Kapitel 5 – Teil I / Todesangst
 

Graf von Krolock war fortgegangen. Er ließ seinen Sohn, Rikarda und Igor alleine zurück auf dem Schloss. Keiner von ihnen wusste, ob der Graf jemals wieder kommen würde. Was war passiert, dass der Graf seinen Sohn zurück ließ? Sein Ein und alles?
 

Rikarda hatte nicht versucht Breda noch aufzuhalten. Seine Entscheidung war gefallen und schien jeder Widerrede stand halten zu können. Leise seufzend setzte die Vampirin sich auf eine der Treppenstufen und nahm den kleinen Herbert auf den Schoß. Abwesend strich sie ihm über die Wange. Sie dachte an damals, damals als sie vor dem Schlosstor stand und Breda um Unterschlupf angefleht hatte. Und auch daran, wie sie überhaupt zum Vampir wurde.
 

Die Wege waren dunkel, das Dorf war ruhig. Es war Nacht, als Paolo Sánchez durch das kleine spanische Dorf Guadalajara ging. Es war nicht seine Absicht nur spazieren zu gehen. Nein, er suchte einen mickrigen Menschen, dem er das Blut aussaugen konnte. Bei dem es nicht auffallen würde, das er verschwunden war.
 

Paolo Sánchez trug ein dunkles Geheimnis mit sich, von dem seine Verlobte nichts wissen durfte. Nur selten fragte sie ihn, warum er jede Nacht alleine rausging, und erst spät wieder nach Hause kam.
 

Endlich fand er einen armen, obdachlosen Menschen, der gegen einen Baum gelehnt war und friedlich schlief. Langsam ging er auf ihn zu, packte ihn dann fest am Kragen und schlug ihm gewaltsam seine langen Eckzähne in den Hals. Er schloss die Augen und trank genüsslich das Blut, das aus der Wunde quoll. Der Obdachlose wachte erschrocken auf, versuchte sich noch zu währen, war für den starken Mann, der weiter an ihm saugte, jedoch zu schwach.
 

„Schlafe in Frieden weiter. Alles ist besser, als wenn du weiter dein armes Leben weiterführen müsstest“, sprach er leise zu dem Toten und wischte sich das Blut von seinem Mund, „Du solltest mir eigentlich dankbar sein, dass ich dich von deinem schrecklichen Leben erlöst habe.“
 

Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen ging Paolo weiter. Dieses Leben, das er führte machte ihm sichtlich Spaß. Er hatte keine Angst davor, Menschen zu töten. Ganz im Gegenteil, jedes mal, wenn er einem Menschen seines Lebens beraubte, spürte er ein Glücksgefühl. Nicht zuletzt daher, dass er seinen Hunger stillen konnte.
 

„Wir sind verlobt! Warum bist du dann nie da? Nicht mal, wenn ich dich brauche“, fragte Paolos Verlobte ihn mit leichter Traurigkeit in der Stimme. „Aber du weißt doch, ich muss den ganzen Tag lang arbeiten! Du weißt, das ich das tue, damit es dir und mir gut geht. Damit wir ein besseren Leben haben, als die Armen dort draußen“, beschwichtigte Paolo sie. Es stimmte. Er war den ganzen Tag lang nicht zu Hause, kam erst, wenn die Sonne bereits am Horizont verschwunden war. „Und nachts? Immer wenn ich nachts aufwache und im Bett neben mich sehe, bist du nie da! Liebst du mich eigentlich noch?!“, wollte Rikarda nun verletzt von ihrem Verlobten wissen.
 

Paolo musste sein Vorhaben bald in die Tat umsetzen, ehe Rikarda herausfand, welches Geheimnis ihn umgab und das er sie überhaupt nicht liebte. Er war ein Vampir, und das einzige was er liebte, war der Tod. Er liebte es zu töten und auch Rikarda sollte seiner Gier nicht entkommen. Er wollte nur eins von Rikarda, ihr jungfräuliches Blut, das noch durch ihre Adern floss und nur darauf wartete, endlich vom ihm getrunken zu werden.
 

Diese Nacht kam Paolo nicht nach Hause, erst kurz vor Sonnenaufgang schlich er in das Schlafzimmer, setzte sich zu seiner Verlobten ans Bett und strich ihr durchs lange schwarze gewellte Haar. „Rikarda“, hauchte er ihr leise zu und gab ihr einen kleinen Kuss aufs Haar, „Wach auf! Ich möchte dir etwas zeigen“ Langsam öffnete Rikarda ihre Augen und sah Paolo aus verschlafenen Augen an. „Komm mit!“, mit diesem Worten ergriff Paolo ihre Hand und zog sie aus dem Bett. „Aber“, wollte Rikarda protestieren, doch Paolo ließ ihr keine Wahl, zog sie mit nach draußen und presste sie gewaltsam an die Hauswand. Er verwickelte Rikarda in leidenschaftliche Küsse, fuhr mit seiner Hand unter ihren Schlafrock. „Paolo“, hauchte Rikarda, und versuchte ihn irgendwie von sich zu stoßen. Doch der Vampir war für sie zu stark.
 

Wie bei dem armen Mann zuvor, rammte Paolo seiner Verlobten seine Zähne in den Hals und saugte zunächst nur wenig an ihr. „Rikarda, du bist so naiv! Wie konntest du glauben, ich würde dich lieben?“, fragte er sie. Keine Antwort erwartend, saugte er weiter das Blut aus ihren Adern.

Sie wehrte sich weiter, doch je mehr Blut der Vampir von ihr trank, desto schwächer wurde sie.
 

„Dein jungfräuliches Blut ist wirklich einzigartig!“, wisperte er ihr zu. „Warum?“, brachte die Schwarzhaarige unter Schmerzen gepresst hervor. „Ich will dir was verraten. Ich werde dich jetzt bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugen. Und dann wirst du sterben. Einzig was ich von dir will ist dein jungfräuliches Blut, ich wollte unbedingt dein Blut. Und ich habe dir vorgespielt dich zu lieben, damit dein Blut, das einer Jungfrau bleibt. Aber nun, muss ich dich leider auch töten, du würdest mich sonst als Vampir verraten. Und ich könnte mein vampirisches Leben nicht in aller Ruhe und Gerissenheit weiterspielen.“
 

Er ließ Rikarda los, sodass sie an der Wand zu Boden rutschte. Paolo hielt sein Wort, er wird sie töten. 'Ich will nicht sterben, ich bin noch zu jung', ging es ihr durch den Kopf, 'ich will nicht sterben, ich will nicht sterben!' „Paolo“, die sterbende junge Frau sah zu ihrem Mörder hoch, „mach mich zu einem Vampir! Gib mir, was du hast! Wir könnten zusammen... Paolo, ich liebe dich!“
 

Abschätzig sah der Vampir die sterbende Frau an. Er könnte sie nun hier liegen und sterben lassen. Er könnte sie aber auch zu einem Vampir machen, und dann zusehen, wie sie in der aufgehenden Sonne verbrannte. Der Gedanke einen Vampir sterben zu sehen, reizte ihn sehr. Als Vampir konnte man ja so grausam sein! Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. Er sah gen Himmel, es würde nicht mehr lange dauern, ehe die Sonne in ihrer ganzen Form am Himmel zu sehen war. Jetzt oder nie, es musste schnell gehen, ehe er mit Rikarda zusammen verbrannte. Paolo beugte sich zu ihr runter, biss sich selbst in die Pulsschlagader und presste Rikarda seinen Arm an den Mund, sodass sie von ihm trinken konnte.
 

Alles was Rikarda in diesem Augenblick wollte, war nicht zu sterben. Sie wollte weiter leben. Selbst als Vampir. Hauptsache nicht sterben! Gierig trank sie das Blut, das aus seiner Wunde quoll und ihr ein neues Leben schenkte. Paolo riss seinen Arm aus ihrem Mund, er musste sich einen Schutz suchen! „Du hast es so gewollt, so zu sterben!“, raunte er ihr noch zu, ehe er fortlief.
 

Rikarda verstand zunächst nicht. Sie wollte gar nicht sterben, was wollte Paolo ihr damit sagen? Doch sie fühlte eine Veränderung. Irgendwas passierte mit ihr. Nicht das sie Schmerzen gehabt hätte, aber da war etwas, das sie nicht benennen konnte. Von der Müdigkeit übermannt schloss sie die Augen.
 

Sie spürte ein Brennen an ihrem ganzen Körper, als sie die Augen wieder öffnete. Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, und sie sah direkt in die aufgehende Sonne. Schnell sah sie weg. Es fügte ihr unheimliche Schmerzen zu, die Sonne nur zu sehen und auf ihrer Haut zu spüren. Die Strahlen der Sonne schienen sich förmlich durch ihre Haut zu bohren. Rikarda schob sich an der Hauswand hoch. Ihr wurde klar, wenn sie keinen Unterschlupf fand, würde die Sonne sie verbrennen. Und Rikarda verstand nun, was Paolo ihr mit seinen letzten Worten sagen wollte. Wenn sie nicht durch seinen Biss als Mensch starb, dann als Vampir durch die Sonne. So oder so, sie musste sterben.
 

Man hörte viele Geschichten im Dorf, ständig gingen Gerüchte um. Auch, das es Vampire gab und sie sich mitten unter ihnen aufhielten. Nie hatte Rikarda geglaubt jemals einem zu begegnen, wenn es sie denn überhaupt gab. Genauso wenig hatte sie geglaubt, jemals selbst ein Vampir zu sein, wenn auch nur wenige Minuten in denen die Sonne sie mit aller Macht quälte.
 

Verdammt nochmal, sie wollte nicht sterben! Verzweifelt überlegte sie, wie sie der Sonne entkommen konnte. Gab es einen Ausweg? Wenn ja, wo war dieser? „Paolo?“, leise rief sie seinen Namen. War er noch da, war er noch in ihrer Nähe?, „Du elender Bastard! Du hast bekommen, was du wolltest! Wir könnten zusammen dieses Leben führen. Nur du und ich, gemeinsam!“ Es kam keine Antwort. Er war weg.
 

Rikarda fand zunächst unter einem Hausvorsprung Sicherheit. Zumindest solange, wie der Vorsprung noch im Schatten lag. Sie schloss ihre vom Licht schmerzenden Augen und presste sich regelrecht an die Hauswand. Alles schmerzte, jede Faser ihrer Haut schien zu brennen, selbst ihre Haare. Sie schob sich an der Hauswand zur Tür vor und betätigte die Klingel. Es war schätzungsweise fünf Uhr morgens, höchstwahrscheinlich klingelte sie die Bewohner gerade aus dem Bett. Doch niemand öffnete, niemand schien da zu sein.
 

Sie schluckte heftig, sie musste dem Tod wohl oder übel ins Auge sehen. Ihr Leben auf der Erde war nun vorüber. Der Himmel wartete auf sie. Der Himmel? Sie war jetzt ein Vampir, eine Kreatur die Menschen töten sollte. Die Hölle ist geradezu nur für sie eingerichtet worden! „Ich hasse dich!“, murmelte sie leise, aber dennoch mit abgrundtiefem Hass in der Stimme, auf Paolo bezogen. Noch vor nicht allzu langer Zeit, hatte sie ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Und nun, nun hasste sie ihn. Wie schnell aus Liebe doch Hass werden konnte!
 

Sie sah die ersten Menschen aus ihren sicheren Häusern treten. Die Dunkelheit wurde vom Licht abgelöst und die Menschen trauten sich wieder nach draußen. Im Licht konnten sie alles sehen, alles überblicken. Dunkelheit machte ihnen Angst, sie konnten nur schemenhaft sehen, jede Gefahr die kommen konnte, würde zu spät entdeckt.
 

Geschäftigt liefen die Menschen umher. Frauen gingen mit Holzeimern zum nahe gelegenen Brunnen um Wasser zu holen, das sie zum Waschen und zum Kochen gebrauchten. Mit dem schweren Eimern, in jeder Hand einen, schleppten sie sich zurück zum Haus.

Waren diese Menschen möglicherweise ihre Chance? Ihre nun weiß Gott oder der Teufel letzte Chance?
 

Sie waren ihre einzige noch denkbare Rettung, wie sich Rikarda eingestand. Entweder sie würde durch diese Aktion gnadenlosen verbrennen oder sie würde so oder so verbrennen, wenn sie nicht endlich einen Unterschlupf fand.
 

Rikarda stieß sich schreiend von der Hauswand ab und rannte an den Häusern und Hütten entlang: „Hilfe! Verdammt, helft mir doch. Die Sonne, sie wird mich töten! Gebt mir einen sicheren Ort in der Dunkelheit! Ich bin eine gottverdammte Kreatur! Die Sonne, sie wird mich verbrennen!“
 

Ihr dummer Plan funktionierte tatsächlich. Eine junge Frau erbarmte sich der verrückten, schreienden Frau und zog sie ins Haus. Nur wenige Zeit länger und die Verrückte wäre vermutlich wirklich verbrannt. Ihre Haut unter der Kleidung wies bereits leichte Brandverletzungen auf. „Gute Frau. Beruhigen sie sich! Was ist passiert? Wer hat ihnen das angetan?“, wollte Rikardas Retterin wissen.
 

Sie wollte schreien, sie wollte weinen, sie wollte einfach nur diese starken Schmerzen loswerden. Sie unterdrückte jede Träne. Die Vampirgeschichten, jene die von weinenden Vampiren handelten besagten, das die Tränen der Vampire aus Blut seien. Und sie wollte keinesfalls wirklich als Vampir entlarvt werden, sondern ihr Spiel als Verrückte fortsetzen. Die Tränen und den Schmerz soweit es ging unterdrückend schluchzte sie: „Ich weiß es nicht. Das Feuer. Es ging alles so schnell. Ich bin nur nach draußen, und dann, dann war da die Sonne. Alles tut weh... Ich bin so müde!“ „Alles ist gut. Sie sind nun in Sicherheit. Ich bringe sie ins Gästezimmer. Dort können Sie sich ausruhen und schlafen“, beruhigte die junge Frau Rikarda. „Nein!“, Rikarda griff nach dem Arm der Frau, „kein Zimmer! Bringen sie mich in den Keller. Bitte, nur der Keller!“ Verwirrt blickte die Frau sie an, nickte dann aber und führte Rikarda in den Keller.
 

Wenig später nach dem die Frau sie alleine gelassen hatte, kam sie mit einer Decke und einer Matratze wieder und legte es ordentlich hin. „Ruhen sie sich aus. Sie sind erschöpft. Es wird den ganzen Tag jemand im Haus sein. Wenn sie etwas brauchen, dann sagen sie bitte Bescheid“, bot die Frau ihr an. Rikarda nickte: „Darf ich fragen, wie sie heißen?“ „Maria“ „Danke Maria.“
 

Maria war wieder nach oben gegangen. Und Rikarda war nun alleine. Alleine mit ihren Schmerzen, alleine mit ihrem Gewissen, einfach nur alleine. Sie legte sich auf die Matratze und deckte sich zu. Es schien ihr alles noch so unwirklich. Es ging alles so schnell, von jetzt auf hier war sie plötzlich ein Vampir und flüchtete vor der Sonne. Und Paolo hatte sein Ziel nicht ganz erreicht, er konnte zwar ihr jungfräuliches Blut trinken, doch sie lebte. Ja, sie hatte es geschafft. Sie lebte!

Untot...

Ich flehe dich an

Kapitel 5 – Teil II / Ich flehe dich an
 

Madrid, Mailand, Paris, London, Edinburgh,... es war eine Reise gegen die Zeit. Zeit von der Rikarda mittlerweile viel zu viel hatte.

Kopenhagen, Oslo, Stockholm, Helsinki,... verflucht sei Paolo Sánchez! Was war wohl aus ihm geworden?

Dresden, Warschau, Moskau, St. Petersburg,... wann würde dieses Leben ein Ende haben? Wie viele Menschen müsste sie noch töten?

468 Jahre waren bisher vergangen. Eine lange Zeit, eine Zeit die Rikarda ausschließlich mit Reisen verbrachte, und töten. Töten, um selbst weiter leben zu können. Oh, wie sie es hasste! Sie würde alles dafür tun, wenn es nur eine andere Möglichkeit gebe, weiter zu leben, ohne dafür Menschen töten zu müssen.
 

'Sieh die Vorteile', dachte sie sich immer wieder im Stillen, 'du lebst ewig, du wirst nicht alt und deine Haut schrumpelig. Viele Frauen würden dich beneiden, wenn sie in deinem Alter noch so jung aussehen würden. Und du siehst viel von der Welt. Du könntest mehr als nur eine einzige Weltreise machen. Und du lernst ganz viele Menschen kennen -Warum muss das Blut nur so unwahrscheinlich köstlich sein?- Oh,und du lernst andere Vampire kennen, die dir deine Zeit versüßen und dich auf einem Teil deiner Wege begleiten. Und du kannst im Dunkeln sehen, das konntest du früher nicht...'
 

Früher, früher ist lange her. Früher konnte Rikarda die Sonne sehen. Damals hatte sie noch keine panische Angst und war durchgedreht, sobald sich nur ein Sonnenstrahl ihr näherte. Früher freute sie sich, die Sonne zu sehen, wie sie den Tag erhellte und den Menschen fröhlich zulachte. Und die Menschen lachten der Sonne fröhlich entgegen. Das tun sie heute noch, nur Rikarda war kein Mensch mehr, sie war ein Vampir. Die Sonne würde sie vernichten, weil sie schlecht war, sie war böse, die Sonne hatte keinen Grund einer menschenfeindlichen Kreatur entgegen zu lachen. Wenn überhaupt nur auslachen und qualvoll die Haut des Vampirs verbrennen mit der Hitze, die sie abgab.
 

Es schauderte Rikarda bei ihren Gedanken. Alleine die Vorstellung, zu verbrennen löste in ihr Panik aus.
 


 

Transylvanien.
 

So lange wie Rikarda nun schon untot war, hatte sie viele Geschichten gehört über Vampire. Wie man sie vernichten konnte, was es doch für abscheuliche Wesen waren. Sie wollte am liebsten lauthals lachen, wenn sie in einer Gaststätte war und den Gruselgeschichten der Menschen lauschte. Kruzifixe, in der Tat hübsch anzusehen. Knoblauch, riecht nicht gut, aber es ist auch nichts, was sie sofort in die Flucht schlagen würde. Glaubten diese Menschen denn alles, was man ihnen weiß machen wollte? Nun, immerhin glaubten sie an Vampire, das taten sie zu Rikardas Zeit noch nicht. Sie selbst hatte nicht im Traum daran gedacht, jemals selbst einer zu sein.
 

Es war Nacht. Die Vampirin betrat eine Gaststätte. Ganz in rot und schwarz gekleidet, mit ihrem leicht gewellten schwarzen Haar, das ihr sanft über die Schulter fiel, bemerkte man sie augenblicklich. Sie hatte das Gefühl, die Blicke dieser Leute würden sie fast schon aufspiesen. Und in der Tat fixierte man sie, prüfte man, ob von ihr eine Gefahr ausginge. Die Leute hatten Angst, man merkte ihnen ihre Anspannung an. War in diesem Ort etwas vorgefallen, was sie so in Angst und Schrecken versetze? Etwas das jeden der hier hereinkam zu einer Gefahr machte?
 

In der hintersten Ecke der Gaststätte fand Rikarda eine ruhige und dunkle Sitzgelegenheit. Im Licht würde ihre helle und unnatürliche Haut zu sehr auffallen. Sie bestellte sich ein Glas Wein. Wenn man nichts trank und nichts aß, fiel das ebenso zu schnell auf. Die anderen Gäste mussten nicht gleich ahnen, das von ihr tatsächlich eine große Gefahr ausging. Es würde nur leider auch auffallen, das ihr Glas voll blieb und sich nicht leerte.
 

Rikarda wartete ab, bis die anderen Gäste sie zusehends ignorierten, erst dann konnte sie ihr Täuschungsmanöver in die Tat umsetzen. Ausversehen fiel ihr ein Ring herunter. Sie beugte sich unter den Tisch um ihn aufzuheben und biss sich dabei ins Handgelenk. Nun musste es schnell gehen, bevor sich die Wunde wieder schloss. Ihre Hände glitten über das Glas, während sie ihren Ring wieder ansteckte, das Blut tropfte aus der Wunde direkt ins Glas. Ohne, dass es einem der anderen Gäste auffiel.
 

Zugegeben, die unauffälligste Art war es nicht. Es war lediglich Täuschung. Ein Trick, den Rikarda in Schottland von einem älterem Vampir gelernt hatte. Setze dich in die dunkelste Ecke, warte bis keiner mehr Notiz von dir nimmt und dann kannst du fast schon tun und lassen was du willst. Man könnte sogar einem Menschen das Blut aussaugen, sie würden es alle nicht bemerken. Ist nicht jeder nur mit sich selbst beschäftigt? Und sollte es auch nur einen Augenzeugen geben, würde man ihm glauben?
 

Einen Nachteil hatte es, wenn ein Vampir Wein mit Blut trank. Es hatte die gleiche Wirkung, die Alkohol allein auf Menschen ausübte. Wein ohne Blut, ungenießbar und bereitet nichts weiter als Übelkeit. Mit Blut vermischt allerdings stellte der Wein eine Köstlichkeit dar, ein süchtig machendes Gemisch, das selbst dem besten Vampir mit der Zeit die Sicht vernebelte.
 

So erging es in dieser Nacht auch Rikarda. Immer wieder und wieder. Es schmeckte einfach zu gut. Und es machte Spaß, die anderen Gäste immer wieder und wieder zu täuschen. Sie merkten einfach nichts! Die Vampirin konnte den selben Täuschungsversuch die ganze Nacht durchführen. Wie erbärmlich und unfassbar naiv diese sterblichen Wesen doch waren, sie alle, die dort in der Schenke saßen, lachten, sauften und einfach nicht sahen, das sich mitten unter ihnen eine Mörderin befand.
 

Rikarda hatte die Schenke mittlerweile verlassen und setzten ihren Weg nun weiter Richtung Norden fort. Mit nicht mehr ganz geradem Gang – nebenbei bemerkt. Es wurde Zeit, das sie einen Unterschlupf fand, wo sie sich nicht nur vor der Sonne verstecken, sondern auch ihren Rausch ausschlafen konnte. Nicht mehr lange, dann würde die Dämmerung eintreten, die Sonne langsam zu ihrer vollen Schönheit finden. Und sie würde diese verdammten Menschen glücklich machen! Warum nur? Warum durfte die Sonne sie nicht mehr glücklich machen?
 

Leichte Verzweiflung machte der Vampirin zu schaffen, es waren so viele Jahre vergangen in denen sie keinen einzigen Sonnenstrahl sehen durfte, sehen konnte. Nur Dunkelheit. Der Mond spendete wenigstens ein bisschen Licht und ihre Augen waren der Dunkelheit angepasst. Dennoch, ihr Leben spielte sich nur noch in der Dunkelheit ab, wenn alle anderen schliefen.
 

Weiter irrte Rikarda durch den tiefen Wald, die Dämmerung hatte begonnen. Konnte sie nicht doch die Sonne sehen? Sollte sie es ausprobieren? Ihre Gedanken schweiften zu dem Tag zurück, an dem Paolo sie zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Wie die Sonne sie damals gequält hat. Wie sie in Panik verfallen war. Würde es dieses mal wieder so ausgehen? Oder würde sie dieses Mal verschont werden? Würde die Sonne sich ihr gnädig zeigen, und ihr, einer Mörderin, nur einen einzigen Tag gewähren? Einen einzigen, einen...
 

„Bitte! So öffnet doch! Lasst mich rein! Ich habe Angst! Jemand ist hinter mir her! Ich werde verfolgt! Bitte! Öffnet!“, wild hämmerte Rikarda gegen das große Eingangstor. Sie mussten schon wach sein, die Leute, die in diesem Schloss wohnten.

Wie konnte die Vampirin auch nur so dumm sein, zu glauben, sie konnte am Tage durch den Wald spazieren? Es war vorauszusehen, dass die Sonne das nicht duldete, und ihre Strahlen die Vampirin verfolgten, um sie zu vernichten. Einer Mörderin Gnade erweisen und ihr ein Geschenk machen? Das wäre eine Wohltat zu viel.
 

Qualen. Schmerzen. Qualen. Panik. Schmerzen. Angst. Verzweiflung. Schmerzen. Das ist nicht fair? Was ist nicht fair? Du tötest, nur um zu Leben, das ist nicht fair! Verrückt...
 

Graf Breda von Krolock, der Besitzer dieses Schlosses persönlich, schritt zum Eingangstor. Er hatte vor, den Eindringling und morgendlichen Ruhestörer eigenhändig fortzuschicken. Und sollte dieser Ruhestörer es wagen wiederzukommen, so würde er zu drastischen Mitteln greifen. Einfach unerhört, dieses Verhalten der Bauern!
 

Er riss das Tor auf und sah in die panischen Augen einer jungen und attraktiven Frau. Was die Frau weniger attraktiv machte, waren die zerfetzte Kleidung und die Wunden, die sie trug.Obwohl das ihrer Schönheit eigentlich weniger Schadete. Scheinbar muss in ihrem kleinen Haus ein Feuer ausgebrochen sein, das sie so schlimm zurichtete.
 

„Oh bitte! Helfen Sie mir!“, Rikarda sank gegen den starken männlichen Körper, krallte sich in der adeligen Kleidung des Mannes fest, um den Halt nicht zu verlieren, „ich weiß nicht, wo ich mich verstecken kann. Die Sonne, sie folgt mir, egal wohin ich auch gehe. Immer sind sie da, ihre Strahlen! Kein Schatten. Bitte! Haben Sie keine Angst vor mir. Ich bin ein böses Geschöpf der Nacht, aber ich tue ihnen nichts. Nur einen Tag! Ich flehe Sie an! Sperren Sie mich ein. Halten Sie nur bitte die Sonne von mir fern!“
 

Von Krolock wusste nicht, wie ihm geschieht. Sollte er der scheinbar Verrückten helfen? Die das Feuer in ihrem Haus wohl für die Sonne hielt. Oder, sagte sie die Wahrheit? Gab es kein Feuer, und die Sonne fügte ihr tatsächlich diese Qualen zu? Und was meint diese Frau mit 'ein Geschöpf der Nacht'? Das alles ergab für den Grafen keinen Sinn. Außer das diese Frau nicht ganz bei Sinnen war.

Zudem auch noch sehr aufdringlich. Er löste ihren Griff aus seiner Kleidung und stütze die Frau stattdessen, indem er ihr unter die Arme griff. „Gut dann. Ich habe heute einen meiner guten Tage und helfe den Dorfbewohnern doch gerne. Einen Tag! Heute Abend, sowie die Sonne am Horizont verschwunden ist, verschwinden sie ebenso und gehen wieder zu ihrer Familie ins Dorf. Sie werden Sie sicher vermissen. Womöglich macht sich ihre Familie schon große Sorgen und vermutet sie unter den Trümmern ihres Hauses begraben...“
 

Trümmern? Haus? Familie? Rikarda verstand kein einziges Wort. Was faselte dieses gräfliche Wesen da? Oh, der Wein machte sich wieder bemerkbar. Nur leider verstand es das Gemisch von Blut und Wein nicht, Schmerzen zu lindern. Dennoch war Rikarda erleichtert. Sie hatte gewonnen. Und sie würde wieder gegen die Sonne gewinnen und irgendwann kann ihr die Sonne nichts mehr anhaben.
 

„Hatte ich ihnen nicht ausdrücklich gesagt, sie verschwinden, sobald die Sonne nicht mehr zu sehen ist?! Gehen sie, gehen sie wieder zurück zu ihrer Familie!“, harschte Breda von Krolock die junge Frau an. Freundlichkeit und nette Worte waren lange nicht mehr die Stärken des Grafen. Er war zunehmend in sich gekehrt, seit seine Frau gestorben ist. Ach Dina, mit ihr wollte er eine Familie gründen. Und diese Verrückte hier, hatte sicher eine Familie, zu der sie unbedingt zurück gehen sollte. Familie, etwas so wichtiges in seinem Leben, sollte man nicht wegwerfen.
 

Rikarda stand auf einem der vielen Gänge des Schlosses an einem Fenster, und sah nach draußen, als der Graf sie ansprach. Ihr Blick fiel dabei auf den Friedhof und so richtete sie eine Bitte an den Grafen, die ihr Leben und das von Krolocks entscheidend verändern sollte: „Graf von... ich habe keine Ahnung. Es ist mir bereits aufgefallen, das wir Vollmond haben. Meine Familie ist vor über 400 Jahren – ist es tatsächlich schon so lange her, man vergisst langsam die Jahre zu zählen – verstorben. Ich habe sie verschont, als in meinem Dorf der Tod herrschte, aber sie leben mit Sicherheit nicht mehr. Graf, ich möchte ehrlich zu ihnen sein, da Sie so freundlich waren mir Unterschlupf zu gewähren. Seit über 400 Jahren bin ich kein Mensch mehr, sondern ein 'Geschöpf der Nacht', ein Vampir. Und ich habe noch eine Bitte an Sie. Ihr Friedhof dort draußen, hinter dem Schloss. Ich möchte ihn.... bewohnen.“
 

„Ein Vampir?“
 

„Ja, das bin ich wohl.“
 

„Ihre Kleidung ist noch zerrissen, aber ihre Wunden...“
 

„Verheilt. Es geht alles sehr schnell.“
 

„Ein Vampir also?“
 

„Ja, das sagte ich doch bereits.“
 

„Wie ist ihr Name?“
 

„Rikarda... einfach nur Rikarda.“
 

„Graf von Krolock. Auf angenehme Nachbarschaft.“


 

Mit blutroten Tränen in den Augen und schmunzelnd, dachte Rikarda an damals zurück. Wenn das Gespräch damals wirklich so verlaufen wäre, wäre es wohl zu einfach gewesen. Aber eine doch lustige Vorstellung. Breda von Krolock freut sich über einen vampirischen Bewohner seines schlosseigenen Friedhofs. Nein, es war bei weitem nicht lustig. Es hatte sie viel Überredungsgeschick gekostet, und sie musste dem Grafen einige Versprechen geben.
 

Letztendlich lebte sie nun schon einige hier, bewohnte den Friedhof und brachte ab und zu neue Vampire hierher, die den Friedhof ebenso bewohnten oder Rikarda auch mal nur besuchten, wie der alte Vampir aus Schottland. Raphael McDawson, nur vom vampirischen Alter alt, vom menschlichen Alter gesehen ein Jungspund.
 

Warum nur hatte Breda seine Familie verlassen? Seinen kleinen Sohn? War Herbert nicht sein ein und alles? Rikarda ließ sich auf einer der Treppenstufen sinken und lehnte den Kopf gegen die Wand. Wie viele Jahre war Breda nun schon fort, irrte allein als Vampir durch die Weltgeschichte? Würde er jemals wiederkommen? Erneut so viele Fragen, die keiner zu beantworten vermag, außer Breda von Krolock selbst.
 

Herbert von Krolock, ein fröhlicher, mittlerweile sechs Jahre alter Junge und der Sohn eines Grafen verbrachte die meiste Zeit seines bisherigen Lebens ohne seinen Vater. Dafür standen ihm Igor und die Vampirin zur Seite. Doch nichts kann einen Vater ersetzen, nichts kann die Familie ersetzen. Und auch wenn Herbert es nicht gerne zugab und lieber hinter der fröhlichen Miene verbarg, er vermisste seine Eltern schrecklich und fühlte sich doch mitunter einsam und allein.
 

Der Grafensohn lief gerade die Treppe hoch, als er Rikarda auf der Treppe sitzend entdeckte, und setzte sich wenige Stufen so vor sie hin, das er ihr in die Augen sehen konnte und die blutroten Tränen bemerkte: „Rikarda, du blutest ja!“
 

Irgendwann würde auch Herbert die Wahrheit erfahren müssen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von:  silver_bullet
2010-11-21T15:46:57+00:00 21.11.2010 16:46
T^T
die ff is echt toll *heul*
..die geschichte hat mich ur gerührt XD
und ein kleiner herbert..die vorstellung ist einfach nur zu niedlich *__*
schreib bitte weiter^^...freu mich schon drauf <3
Von:  inukimi
2010-02-28T21:04:00+00:00 28.02.2010 22:04
Super Kap. Schade, dass es so kurz is. Ich würde auch gern wissen, was Krolock jetzt macht... hoffentlich geht es ihm gut und er findet zu sich selbst zurück.
Vorallem sollte er nicht vergessen, dass er einen Sohn hat, um den er sich kümmern sollte. Erst recht, nach dem er erfahren durfte, das es sein echter Sohn ist.
Jedenfalls es ist dir gelungen.^^

lg
inukimi
Von:  inukimi
2010-01-02T20:19:50+00:00 02.01.2010 21:19
Die Geschichte ist dir echt gelungen. Sie geht einem echt unter die Haut. Der kleine Herbert tut mir echt Leid. Am Anfang noch alles super und dann so gut wie keiner mehr da, der sich um ihn kümmert.
Der Graf hat jetzt wohl auch ein schwieriges "Leben" zu bewältigen. Das mit Dina... da tut er mir richtig Leid, aber ich habe mich gefreut, dass Herbert doch sein richtiger Sohn ist.
Ich hoffe von ganzem Herzen dass du schnell weiterschreibst^^

inukimi
Von: abgemeldet
2008-04-08T16:24:18+00:00 08.04.2008 18:24
hi du,
also ich mag deinen schreibstil und ich finde die geschichte auch so gut geschrieben aber...
ja leider muss ich ein aber setzen, ein lichtschalter in dem jahrhundert? und dann die sache das in transsylvanien immer schnee liegt, das wag ich auch zu bezweifeln, genauso wie das es dort immer kalt ist.
auch solltest du eventuell wissen das rosa früher auschließlich von männern getragen werden durfte.
und kein mensch würde bei den ersten schritten eines kindes denken das sie tuntig aussehen, ein bisschen mehr realismus fände ich angebracht und auch vielleicht ein bisschen mehr recherche über das thema,
ansonsten, sehr gut gelungn!!!!
Von:  Jacks_Pastetchen
2008-04-07T11:00:30+00:00 07.04.2008 13:00
Hihi...
*mal ein kommi schreib* o.O
Sehr seltenes und sehr zweifelhaftes Vergnügen bei mir... xD
Na ja... egal... du weißt ja hoffentlich wie sehr ich diese FF liebe?! xD Ach ja...
SCHREIB ENDLICH WEITER!!! xD
So, das musste jetzt einfach mal gesagt werden... *gg*
*knuddel*

LG
das nervige Wesen aus dem Zimmer nebenan...
Von:  Schu_Lida-san
2007-09-12T18:12:16+00:00 12.09.2007 20:12
der Anfang ist schon mal nicht schlecht!
Auch wenn das mit dem Namen so eine Sache ist...*einige namen nicht aussprechen konnte* aber vielleicht geht das ja auch nur wenn man in Krolocks Zustand ist...^^ mal sehen....Xp

Aber ansonsten kann ich den andern nur zustimmen!^^

Bitte weiter schreiben!^^

LG Schu_Lida-san
Von: abgemeldet
2007-09-11T11:29:34+00:00 11.09.2007 13:29
Nicht schlecht, wirklich ein guter Anfang. Aber nu musst du auch fleißig weiterschreiben, ok? ^^
Herberts Name ist allerdings so eine Sache...soooo lang^^

LG Gaia
Von:  Athrun
2007-08-02T20:31:58+00:00 02.08.2007 22:31
So dann mach ich mal den Anfang.

Ich finde deine Geschichte super.
Vor allem Herberts Name.

LG

MaximdeWinter

*knuddel*


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