Herbert von Krolock von Peaches_chan ================================================================================ Kapitel 5: Todesangst --------------------- Kapitel 5 – Teil I / Todesangst Graf von Krolock war fortgegangen. Er ließ seinen Sohn, Rikarda und Igor alleine zurück auf dem Schloss. Keiner von ihnen wusste, ob der Graf jemals wieder kommen würde. Was war passiert, dass der Graf seinen Sohn zurück ließ? Sein Ein und alles? Rikarda hatte nicht versucht Breda noch aufzuhalten. Seine Entscheidung war gefallen und schien jeder Widerrede stand halten zu können. Leise seufzend setzte die Vampirin sich auf eine der Treppenstufen und nahm den kleinen Herbert auf den Schoß. Abwesend strich sie ihm über die Wange. Sie dachte an damals, damals als sie vor dem Schlosstor stand und Breda um Unterschlupf angefleht hatte. Und auch daran, wie sie überhaupt zum Vampir wurde. Die Wege waren dunkel, das Dorf war ruhig. Es war Nacht, als Paolo Sánchez durch das kleine spanische Dorf Guadalajara ging. Es war nicht seine Absicht nur spazieren zu gehen. Nein, er suchte einen mickrigen Menschen, dem er das Blut aussaugen konnte. Bei dem es nicht auffallen würde, das er verschwunden war. Paolo Sánchez trug ein dunkles Geheimnis mit sich, von dem seine Verlobte nichts wissen durfte. Nur selten fragte sie ihn, warum er jede Nacht alleine rausging, und erst spät wieder nach Hause kam. Endlich fand er einen armen, obdachlosen Menschen, der gegen einen Baum gelehnt war und friedlich schlief. Langsam ging er auf ihn zu, packte ihn dann fest am Kragen und schlug ihm gewaltsam seine langen Eckzähne in den Hals. Er schloss die Augen und trank genüsslich das Blut, das aus der Wunde quoll. Der Obdachlose wachte erschrocken auf, versuchte sich noch zu währen, war für den starken Mann, der weiter an ihm saugte, jedoch zu schwach. „Schlafe in Frieden weiter. Alles ist besser, als wenn du weiter dein armes Leben weiterführen müsstest“, sprach er leise zu dem Toten und wischte sich das Blut von seinem Mund, „Du solltest mir eigentlich dankbar sein, dass ich dich von deinem schrecklichen Leben erlöst habe.“ Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen ging Paolo weiter. Dieses Leben, das er führte machte ihm sichtlich Spaß. Er hatte keine Angst davor, Menschen zu töten. Ganz im Gegenteil, jedes mal, wenn er einem Menschen seines Lebens beraubte, spürte er ein Glücksgefühl. Nicht zuletzt daher, dass er seinen Hunger stillen konnte. „Wir sind verlobt! Warum bist du dann nie da? Nicht mal, wenn ich dich brauche“, fragte Paolos Verlobte ihn mit leichter Traurigkeit in der Stimme. „Aber du weißt doch, ich muss den ganzen Tag lang arbeiten! Du weißt, das ich das tue, damit es dir und mir gut geht. Damit wir ein besseren Leben haben, als die Armen dort draußen“, beschwichtigte Paolo sie. Es stimmte. Er war den ganzen Tag lang nicht zu Hause, kam erst, wenn die Sonne bereits am Horizont verschwunden war. „Und nachts? Immer wenn ich nachts aufwache und im Bett neben mich sehe, bist du nie da! Liebst du mich eigentlich noch?!“, wollte Rikarda nun verletzt von ihrem Verlobten wissen. Paolo musste sein Vorhaben bald in die Tat umsetzen, ehe Rikarda herausfand, welches Geheimnis ihn umgab und das er sie überhaupt nicht liebte. Er war ein Vampir, und das einzige was er liebte, war der Tod. Er liebte es zu töten und auch Rikarda sollte seiner Gier nicht entkommen. Er wollte nur eins von Rikarda, ihr jungfräuliches Blut, das noch durch ihre Adern floss und nur darauf wartete, endlich vom ihm getrunken zu werden. Diese Nacht kam Paolo nicht nach Hause, erst kurz vor Sonnenaufgang schlich er in das Schlafzimmer, setzte sich zu seiner Verlobten ans Bett und strich ihr durchs lange schwarze gewellte Haar. „Rikarda“, hauchte er ihr leise zu und gab ihr einen kleinen Kuss aufs Haar, „Wach auf! Ich möchte dir etwas zeigen“ Langsam öffnete Rikarda ihre Augen und sah Paolo aus verschlafenen Augen an. „Komm mit!“, mit diesem Worten ergriff Paolo ihre Hand und zog sie aus dem Bett. „Aber“, wollte Rikarda protestieren, doch Paolo ließ ihr keine Wahl, zog sie mit nach draußen und presste sie gewaltsam an die Hauswand. Er verwickelte Rikarda in leidenschaftliche Küsse, fuhr mit seiner Hand unter ihren Schlafrock. „Paolo“, hauchte Rikarda, und versuchte ihn irgendwie von sich zu stoßen. Doch der Vampir war für sie zu stark. Wie bei dem armen Mann zuvor, rammte Paolo seiner Verlobten seine Zähne in den Hals und saugte zunächst nur wenig an ihr. „Rikarda, du bist so naiv! Wie konntest du glauben, ich würde dich lieben?“, fragte er sie. Keine Antwort erwartend, saugte er weiter das Blut aus ihren Adern. Sie wehrte sich weiter, doch je mehr Blut der Vampir von ihr trank, desto schwächer wurde sie. „Dein jungfräuliches Blut ist wirklich einzigartig!“, wisperte er ihr zu. „Warum?“, brachte die Schwarzhaarige unter Schmerzen gepresst hervor. „Ich will dir was verraten. Ich werde dich jetzt bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugen. Und dann wirst du sterben. Einzig was ich von dir will ist dein jungfräuliches Blut, ich wollte unbedingt dein Blut. Und ich habe dir vorgespielt dich zu lieben, damit dein Blut, das einer Jungfrau bleibt. Aber nun, muss ich dich leider auch töten, du würdest mich sonst als Vampir verraten. Und ich könnte mein vampirisches Leben nicht in aller Ruhe und Gerissenheit weiterspielen.“ Er ließ Rikarda los, sodass sie an der Wand zu Boden rutschte. Paolo hielt sein Wort, er wird sie töten. 'Ich will nicht sterben, ich bin noch zu jung', ging es ihr durch den Kopf, 'ich will nicht sterben, ich will nicht sterben!' „Paolo“, die sterbende junge Frau sah zu ihrem Mörder hoch, „mach mich zu einem Vampir! Gib mir, was du hast! Wir könnten zusammen... Paolo, ich liebe dich!“ Abschätzig sah der Vampir die sterbende Frau an. Er könnte sie nun hier liegen und sterben lassen. Er könnte sie aber auch zu einem Vampir machen, und dann zusehen, wie sie in der aufgehenden Sonne verbrannte. Der Gedanke einen Vampir sterben zu sehen, reizte ihn sehr. Als Vampir konnte man ja so grausam sein! Ein Schmunzeln huschte über seine Lippen. Er sah gen Himmel, es würde nicht mehr lange dauern, ehe die Sonne in ihrer ganzen Form am Himmel zu sehen war. Jetzt oder nie, es musste schnell gehen, ehe er mit Rikarda zusammen verbrannte. Paolo beugte sich zu ihr runter, biss sich selbst in die Pulsschlagader und presste Rikarda seinen Arm an den Mund, sodass sie von ihm trinken konnte. Alles was Rikarda in diesem Augenblick wollte, war nicht zu sterben. Sie wollte weiter leben. Selbst als Vampir. Hauptsache nicht sterben! Gierig trank sie das Blut, das aus seiner Wunde quoll und ihr ein neues Leben schenkte. Paolo riss seinen Arm aus ihrem Mund, er musste sich einen Schutz suchen! „Du hast es so gewollt, so zu sterben!“, raunte er ihr noch zu, ehe er fortlief. Rikarda verstand zunächst nicht. Sie wollte gar nicht sterben, was wollte Paolo ihr damit sagen? Doch sie fühlte eine Veränderung. Irgendwas passierte mit ihr. Nicht das sie Schmerzen gehabt hätte, aber da war etwas, das sie nicht benennen konnte. Von der Müdigkeit übermannt schloss sie die Augen. Sie spürte ein Brennen an ihrem ganzen Körper, als sie die Augen wieder öffnete. Ihr Blick war gen Himmel gerichtet, und sie sah direkt in die aufgehende Sonne. Schnell sah sie weg. Es fügte ihr unheimliche Schmerzen zu, die Sonne nur zu sehen und auf ihrer Haut zu spüren. Die Strahlen der Sonne schienen sich förmlich durch ihre Haut zu bohren. Rikarda schob sich an der Hauswand hoch. Ihr wurde klar, wenn sie keinen Unterschlupf fand, würde die Sonne sie verbrennen. Und Rikarda verstand nun, was Paolo ihr mit seinen letzten Worten sagen wollte. Wenn sie nicht durch seinen Biss als Mensch starb, dann als Vampir durch die Sonne. So oder so, sie musste sterben. Man hörte viele Geschichten im Dorf, ständig gingen Gerüchte um. Auch, das es Vampire gab und sie sich mitten unter ihnen aufhielten. Nie hatte Rikarda geglaubt jemals einem zu begegnen, wenn es sie denn überhaupt gab. Genauso wenig hatte sie geglaubt, jemals selbst ein Vampir zu sein, wenn auch nur wenige Minuten in denen die Sonne sie mit aller Macht quälte. Verdammt nochmal, sie wollte nicht sterben! Verzweifelt überlegte sie, wie sie der Sonne entkommen konnte. Gab es einen Ausweg? Wenn ja, wo war dieser? „Paolo?“, leise rief sie seinen Namen. War er noch da, war er noch in ihrer Nähe?, „Du elender Bastard! Du hast bekommen, was du wolltest! Wir könnten zusammen dieses Leben führen. Nur du und ich, gemeinsam!“ Es kam keine Antwort. Er war weg. Rikarda fand zunächst unter einem Hausvorsprung Sicherheit. Zumindest solange, wie der Vorsprung noch im Schatten lag. Sie schloss ihre vom Licht schmerzenden Augen und presste sich regelrecht an die Hauswand. Alles schmerzte, jede Faser ihrer Haut schien zu brennen, selbst ihre Haare. Sie schob sich an der Hauswand zur Tür vor und betätigte die Klingel. Es war schätzungsweise fünf Uhr morgens, höchstwahrscheinlich klingelte sie die Bewohner gerade aus dem Bett. Doch niemand öffnete, niemand schien da zu sein. Sie schluckte heftig, sie musste dem Tod wohl oder übel ins Auge sehen. Ihr Leben auf der Erde war nun vorüber. Der Himmel wartete auf sie. Der Himmel? Sie war jetzt ein Vampir, eine Kreatur die Menschen töten sollte. Die Hölle ist geradezu nur für sie eingerichtet worden! „Ich hasse dich!“, murmelte sie leise, aber dennoch mit abgrundtiefem Hass in der Stimme, auf Paolo bezogen. Noch vor nicht allzu langer Zeit, hatte sie ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Und nun, nun hasste sie ihn. Wie schnell aus Liebe doch Hass werden konnte! Sie sah die ersten Menschen aus ihren sicheren Häusern treten. Die Dunkelheit wurde vom Licht abgelöst und die Menschen trauten sich wieder nach draußen. Im Licht konnten sie alles sehen, alles überblicken. Dunkelheit machte ihnen Angst, sie konnten nur schemenhaft sehen, jede Gefahr die kommen konnte, würde zu spät entdeckt. Geschäftigt liefen die Menschen umher. Frauen gingen mit Holzeimern zum nahe gelegenen Brunnen um Wasser zu holen, das sie zum Waschen und zum Kochen gebrauchten. Mit dem schweren Eimern, in jeder Hand einen, schleppten sie sich zurück zum Haus. Waren diese Menschen möglicherweise ihre Chance? Ihre nun weiß Gott oder der Teufel letzte Chance? Sie waren ihre einzige noch denkbare Rettung, wie sich Rikarda eingestand. Entweder sie würde durch diese Aktion gnadenlosen verbrennen oder sie würde so oder so verbrennen, wenn sie nicht endlich einen Unterschlupf fand. Rikarda stieß sich schreiend von der Hauswand ab und rannte an den Häusern und Hütten entlang: „Hilfe! Verdammt, helft mir doch. Die Sonne, sie wird mich töten! Gebt mir einen sicheren Ort in der Dunkelheit! Ich bin eine gottverdammte Kreatur! Die Sonne, sie wird mich verbrennen!“ Ihr dummer Plan funktionierte tatsächlich. Eine junge Frau erbarmte sich der verrückten, schreienden Frau und zog sie ins Haus. Nur wenige Zeit länger und die Verrückte wäre vermutlich wirklich verbrannt. Ihre Haut unter der Kleidung wies bereits leichte Brandverletzungen auf. „Gute Frau. Beruhigen sie sich! Was ist passiert? Wer hat ihnen das angetan?“, wollte Rikardas Retterin wissen. Sie wollte schreien, sie wollte weinen, sie wollte einfach nur diese starken Schmerzen loswerden. Sie unterdrückte jede Träne. Die Vampirgeschichten, jene die von weinenden Vampiren handelten besagten, das die Tränen der Vampire aus Blut seien. Und sie wollte keinesfalls wirklich als Vampir entlarvt werden, sondern ihr Spiel als Verrückte fortsetzen. Die Tränen und den Schmerz soweit es ging unterdrückend schluchzte sie: „Ich weiß es nicht. Das Feuer. Es ging alles so schnell. Ich bin nur nach draußen, und dann, dann war da die Sonne. Alles tut weh... Ich bin so müde!“ „Alles ist gut. Sie sind nun in Sicherheit. Ich bringe sie ins Gästezimmer. Dort können Sie sich ausruhen und schlafen“, beruhigte die junge Frau Rikarda. „Nein!“, Rikarda griff nach dem Arm der Frau, „kein Zimmer! Bringen sie mich in den Keller. Bitte, nur der Keller!“ Verwirrt blickte die Frau sie an, nickte dann aber und führte Rikarda in den Keller. Wenig später nach dem die Frau sie alleine gelassen hatte, kam sie mit einer Decke und einer Matratze wieder und legte es ordentlich hin. „Ruhen sie sich aus. Sie sind erschöpft. Es wird den ganzen Tag jemand im Haus sein. Wenn sie etwas brauchen, dann sagen sie bitte Bescheid“, bot die Frau ihr an. Rikarda nickte: „Darf ich fragen, wie sie heißen?“ „Maria“ „Danke Maria.“ Maria war wieder nach oben gegangen. Und Rikarda war nun alleine. Alleine mit ihren Schmerzen, alleine mit ihrem Gewissen, einfach nur alleine. Sie legte sich auf die Matratze und deckte sich zu. Es schien ihr alles noch so unwirklich. Es ging alles so schnell, von jetzt auf hier war sie plötzlich ein Vampir und flüchtete vor der Sonne. Und Paolo hatte sein Ziel nicht ganz erreicht, er konnte zwar ihr jungfräuliches Blut trinken, doch sie lebte. Ja, sie hatte es geschafft. Sie lebte! Untot... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)