Dragonhack von Chirality-chan (Zeig mir die Wahrheit) ================================================================================ Kapitel 8: 8. Eden? ------------------- Am nächsten Morgen schälte ich mich schlaftrunken aus dem Bett als das Telefon klingelte. Es war eh die Schule, also ging ich gar nicht erst dran. Die Morgensonne blendete meine müden Augen. Gähnend sah ich auf den Wecker „Schon elf...“, murmelte ich und schleppte mich ins Bad. Die letzte Nacht hing mir noch gehörig in den Knochen. „SIE sind es die meine Hände in Blut tränken“, sagte ich mir selbst vor als ich vorm Spiegel stand. Das alles ergab keinen Sinn für mich. Vielleicht sollte es ja auch keinen Sinn ergeben... vielleicht wollte der Virus mit der Nachricht wirklich nur Verwirrung stiften. Da stand ich nun, völlig übermüdet vom vielen Grübeln. Gestern schon gab ich entkräftet auf diese Nachricht zu verstehen. Gut das mir Ceres seine Emailadresse gegeben hatte... Es war mir lieber wenn auch er sich die Nachricht noch einmal anschauen würde, vielleicht würde er sogar einen Sinn erkennen können. Alles war auf einmal total verquer geworden. Diese ganze Sache war scheinbar viel komplexer als ich es mir vorstellen konnte. Doch momentan konnte ich nur abwarten. Mein nächster Weg führte sofort zum PC. Hastig füllte ich das Log in Fenster des Spiels aus. Ich musste sofort überprüfen ob ich eine Nachricht von Ceres hatte. Und Gott sei Dank wurde ich fündig... Auch wenn er mir erst vor zwanzig Minuten geschrieben hatte. Good job, Li Chien. You did very well. The message you´ve found... The words sound strange to ya, don´t they? Well, they´re confusing me a little bit, too. But I got a suspicion. I´m going to search for more information... then I´ll tell ya everything. By the way... Turn ya TV on and watch the channel FOX. I´m sure you know what´s going on. Mit einem Satz war ich vor dem Fernseher. Hastig zappte ich zu FOX. Als ich dann mitbekam von was die Sonderübertragung handelte erstarrte ich. Und ob ich wusste was los war. Wie könnte ich es vergessen? Dieses Erlebnis hatte sich in unser Gedächtnis gebrannt... Ja, in das Gedächtnis eines jeden Menschen. Aufmerksam lauschte ich den Worten des Reporters: „Hier ist gerade eines der größten Zugunglücke weltweit passiert! Hinter mir kann man gut erkennen welches Ausmaß an Schaden verursacht wurde, ganz zu schweigen von bis jetzt 67 gefundenen Toten. Es werden noch weitere 320 Personen vermisst, doch die Feuerwehr schätzt ihre Überlebenschancen nur für sehr gering ein“, berichtete der stark schwitzende Mann vor den Trümmern. Man sah ihm genau an das er das Zittern seines Körpers zu unterdrücken versuchte. Hinter ihm packten blutverschmierte Feuerwehrleute eine Leiche in den vorgesehenen Leichensack. Panische Menschen liefen durchs Bild, ihr Gesicht entstellt vor Angst. Der Moderator im Nachrichtenstudio meldete sich zu Wort: „Wie genau ist das Unglück denn abgelaufen?“ „Viele Züge prallten einfach frontal ineinander da sie sich auf einem gemeinsamen Gleis aufeinander zu bewegten. Dies geschah mit immenser Geschwindigkeit sodass die Trümmer die Stützpfeiler der Bahnhofshalle zerschlugen, die somit zusammen brach und die Opfer einfach unter sich begrub. Einzelne Teile des Bahnhofs stehen noch, jedoch ist ein Zugang zur Zeit nicht möglich. In diesen halbwegs intakten Bereichen könnten sich unter Umständen noch Überlebende befinden.“ „Wie konnte es zu diesem Unglück kommen?“, fragte der Moderator eindringlich. Doch ich wusste es. Ich wusste es schon seit Ewigkeiten. Es war längst wieder einmal Zeit geworden. Wie die Brandung, die immer wieder zurück kehrt. Es war längst Zeit geworden. „Zuerst wurde von einem Attentat ausgegangen, doch diese These wurde bald wiederlegt. Tatsächlich liegt der Fehler am Zentralcomputer der Bahn.“ „Ich wusste es!“, schrie ich. Wütend trat ich gegen mein Bett. Ich wusste es die ganze Zeit über. Diese Idioten im Kongress. Diese verdammten Idioten unterschätzten die Gefahr. Sie hätten es längst verbieten sollen... Die Nutzung des Internets zur Steuerung öffentlicher Stellen. Der Reporter vor dem Bahnhof wischte sich den Schweiß von der Stirn und fuhr, er schien fast schon entkräftet zu sein, fort: „Der Zentralcomputer der japanischen Bahngesellschaft befindet sich in Osaka, er hat sämtliche Fahrpläne für sämtliche Züge gespeichert. Dieser Computer leitet auch die Züge, es gibt also keinen Menschen der diese zum Anfahren bzw. Anhalten bringt, dies erledigt alles die Maschine. Und diese jeweiligen Befehle sendet der Zentralcomputer via Internet an die betreffenden Stellen. Nach Untersuchungen qualifizierter Informatiker am Zentralrechner in Osaka verursachte ein Eindringling im System die falsch verschickten Daten. Durch diese wiederum geschah dann letztendlich das Unglück.“ „Eindringling...“, flüsterte ich vor mich hin als sich mein Blick gebannt auf den Bildschirm fixierte. Ich wusste genau was jetzt kommen würde. Der Studiomoderator meldete sich wieder zu Wort: „Hat die Polizei schon verdächtige Personen im Auge?“, fragte er weiter. „Ja, die Polizei erhielt ein paar anonyme Hinweise. Bei der Pressekonferenz vor ein paar Minuten nannte Polizeichef Nakamura die Namen drei weltbekannter und gesuchter Hacker. Ihr besonderes Augenmerk liegt nun auf den Computersynonymen „Big O“ und „Raven“, Hauptverdächtiger ist jedoch „Ceres“, dem auch der Börsencrash von 2002 zuzuschreiben ist.“ Ich hielt die Luft an. „Das kann nicht sein...“, murmelte ich entsetzt. Ich starrte auf die Lippen des Reporters. „Die drei Verdächtigen werden polizeilich gesucht, hinzukommend ist auf den Hacker „Ceres“ ein Kopfgeld von 500.000 Dollar ausgesetzt. Deshalb ist damit zu Rechnen das die Kopfgeldjäger des Internets, die sogenannten „Cyber-Bounty-Hunter“ nicht eher ruhen werden bis zu seiner Ergreifung.“ Das reichte mir. Wie in Trance schaltete ich den Fernseher aus. Ich ging hinüber zur Fensterfront in der Küche. Am Horizont war eine graue Wolke vom Boden aufsteigend zu sehen. Der Hauptbahnhof. Ich konnte es nicht fassen. Diese Idioten hatten nichts gelernt vor vier Jahren. Rein gar nichts. Als die Netzkrise „Eden“ ins Land ging begann es genauso. Nur das sie diesmal einem Hacker die Schuld gaben, nicht etwa einem Virus. Deshalb fiel das Wort auch nicht in Verbindung mit dem Unglück... Aber konnte Ceres wirklich...?! Meine Fingernägel bohrten sich in die Handinnenfläche. Ich biss die Zähne fest zusammen als sich mein Blick im Fußboden feststarrte. Nein. Nein, ich war mir sicher. Ceres war es nicht. Er war mit etwas anderem beschäftigt. „DIESE VERFLUCHTEN KORRUPTEN SCHWEINE!“, brüllte ich. Sie wollten dieses Unglück nicht auf die eigene Kappe nehmen, das wir mir sofort klar. Sie brauchten einen Sündenbock – einen der sie schon lange stört... Ceres. Es war mir scheißegal das es ihn erwischte. Aber es war mir ganz und gar nicht egal das es einen von uns erwischte. Sie hatten die Dreistigkeit die Schuld auf einen Hacker zu richten anstatt zuzugeben das der Fehler bei ihnen liegt. Vor Wut trat ich die wertvolle chinesische Vase vom Beistelltisch. Das klirren der Scherben klang wie Musik in meinen Ohren. Ein Keramiksplitter bohrte sich in meinen Fuß. Doch es war mir scheißegal. Das Adrenalin in meinem Körper lies mich keinen Schmerz spüren. Ich bückte mich und zog regungslos die Scherbe heraus. Blut lief über meine Hand. Ich warf den Splitter zu den anderen und leckte das Blut von meiner Hand. „Egal... Dann mache ich alleine weiter“, murmelte ich. Denn sollten sie Ceres schnappen – was sie eh nie geschafft hätten, er war zu klug - dann würde ich allein weiter machen, so viel stand fest. „Allein...“, wiederholte ich noch einmal als mein Blick wieder durch die Fensterfront, hinüber zur Rauchwolke, fiel und sich dort verlor. Allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)