Dragonhack von Chirality-chan (Zeig mir die Wahrheit) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Ruka und Kijin ---------------------------- „Was hast du denn heute Li Chien? Du scheinst ja furchtbar angespannt zu sein“, bemerkte Ruka bei der Netzkonferenz. „Ja, das dachte ich mir auch schon die ganze Zeit. Du redest nicht so viel Müll wie sonst“, lachte Kijin. „Halts Maul Kijin“, grinste ich zurück. Das war genau seine Art. Ich kannte beide schon seit der Grundschule. Kijin redete stets ohne vorher zu überlegen. Das brachte ihm schon viel Ärger ein... vor allem wenn man bedenkt welches schmale Bürschchen er doch war. Damals in Shanghai habe ich ihn immer vor den größeren beschützt... das ist mittlerweile auch schon knapp fünf Jahre her. Ruka hatte diese Probleme nie. Ganz im Gegenteil, sie war immer und überall beliebt. Naja, sie war ja auch ausgesprochen hübsch anzusehen... Rein äusserlich wirkte sie stets ruhig und brav, aber wenn sie mit uns zusammen war kam in ihr der Wildfang durch. Die beiden waren meine besten Freunde, und das sollten sie auch immer bleiben. „Quatsch, ich hab nix“, meinte ich zu ihnen. „Ein bischen Streß in der Schule mal wieder, aber sonst nichts.“ Ich konnte es ihnen nicht sagen, ich hatte Ceres geschworen ich würde den Mund halten. Ausserdem... machte ich mir Sorgen um sie. Die beiden beherrschten nämlich ihr Handwerk – genau wie ich. Beide waren Hacker, auch wenn man ihnen (und ganz besonders Ruka) das nicht wirklich zutrauen wollte. Zwar gingen sie nie so weit wie ich, aber sie wären jeder Zeit im Stande dazu gewesen. Ich wusste das von diesem Virus eine gewisse Gefahr ausging. Hätte ich ihnen davon erzählt wären sie genauso gefesselt gewesen wie ich. Und das schien mir zu riskant. Nein, da konnte ich sie nicht mit hinein ziehen. „Na gut, ich denke das können wir noch mal durchgehen lassen!“, kicherte Ruka. „Deine Haare sind aber wieder lang geworden, Li Chien... Steht dir gut“, bemerkte sie lächelnd. „Danke. Aber wenn ich mir da Kijin ansehe... Den solltest du mal wieder bearbeiten, der hats doch längst wieder nötig.“ Wie amüsierten uns köstlich während Kijin ein wenig schmollte. „Jaja, ich weiß schon. Die Haare müssen wieder gefärbt werden, schon klar, ich habs ja verstanden“, keifte er. Er färbte sich schon seit ich ihn kannte die Haare rot, obwohl er es hasste. Denn für sein tiefschwarzes Haar brauchte er stets die stärksten Färbeprodukte. Die Dämpfe brannten ihm jedes mal in den Augen, von der Kopfhaut gar nicht zu sprechen. So verbrachte er die Einwirkzeit damit über die verdammten Chemikalien zu schimpfen und zu jammern. Es war immer ein Höllenspaß ihm beim Haare färben zuzusehen. Ich hätte alles dafür gegeben mal wieder neben ihm zu stehen wenn er sich die rote Pampe auf den Skalp klatscht. Naja, nun hatte allein Ruka noch dieses Vergnügen. „Ihr und euer Schönheitswahn!“, lachte sie. Sie war die natürlichste von uns allen. Denn Kijin trug zu seinen roten Haaren auch noch hellblaue Kontaktlinsen. Von ihm hatte ich mir das auch alles abgeguckt. Kijin hat mich in unserer gemeinsamen Zeit wirklich stark geprägt. Denn obwohl immer ich der Stärkere war schaute ich doch irgendwie ein bischen zu ihm auf. Seine Art war stets kühl und berechnend, nur zu uns war er anders. Fast so wie zwei Seiten einer Münze. Ruka dagegen war immer zuvorkommend, hilfsbereit und ruhig. Sie war schon mit 13 zur Schülersprecherin gewählt worden, ausserdem spielte sie stets die Hauptrollen im Schultheather. Irgendwann führten sie einmal das Stück „Amadeus“ auf, Ruka spielte selbstverständlich Wolfgang Amadeus Mozart. Dazu wäre zu erwähnen das sie ihre eigene Version von dem Stück spielten... Denn alle Schauspieler waren weiblich und zeigten das auch, sozusagen. Also stand Ruka in Hotpants, Gehrock und Zylinder auf der Bühne. Verträumt dachte ich an ihre großen, haselnussbraunen Augen und das dunkle, gewellte Haar das ihr bis zum Steißbein reichte... „Li Chien denkt was perverses, Li Chien denkt was perverses!“, lachte Kijin. Verdutzt erwachte ich aus meinen Tagträumen. „Halts Maul“, grinste ich. „Naja, wenn du schon so am sabbern bist! Du hast doch bestimmt an Mrs. Norris gedacht“, erwiderte er. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Mrs. Norris war einst unsere Sportlehrerin. Sie kam aus England und versuchte verzweifelt uns Lacross beizubringen. Ausserdem hatte sie eine fürchterlich schlechte Angewohnheit... Sie trug Tanktops. Jedes mal wenn sie die Arme zu einer Aufwärmübung hob bot sich für uns ein Anblick des Grauens... Neben den übergroßen Schweißflecken sprießte die Achselbehaarung hervor. Lange, wiederliche Härchen die sich aufkräuselten. Ausserdem trug sie nie einen BH – sie hatte Körbchengröße 80D, wohlgemerkt. Vor Ekel schüttelte es mich. „Wenn ich nur an ihre Hängepampelmusen denke...“, lachte Kijin. „Ihr seid... bäh“, kicherte Ruka. „Na du hattest die Alte ja nicht im Sportunterricht!“, erwiderte ich. „Wär ja noch schöner.“ Entsetzt verzog sie das Gesicht. Meine Freunde. Ich wollte sie nie verlieren. Ich wollte sie wirklich nie verlieren. Ein paar Stunden später verabredeten wir uns für den nächsten Tag und verabschiedeten uns. Doch ich... hatte heute noch etwas vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)