Die Wahrheit von DhalaElenaAngel (Oder - Was sich wirklich hinter Masken verbirgt....) ================================================================================ Kapitel 4: Billa und ein unerwartetes, magisches Erbe ----------------------------------------------------- Es waren inzwischen zwei Tage vergangen. Severus Snape hatte gerade den Trank fertig gebraut, der Harrys Augen korrigieren würde, als Lucius in sein Labor stürmte, das normal weiße Gesicht feuerrot vor Wut, in den grauen Augen tobte ein Kleinkrieg von gewaltigem Ausmaß. „Lucius?“, fragte Snape mit hochgezogenen Augenbrauen, während er den Trank zustöpselte und die letzten Zutaten in den Nährtrank gleiten ließ, den Harry brauchen würde, da er immer noch kaum etwas aß, auch wenn der dumme Junge dachte, dass es niemand merkte. Ohne ein Wort der Erklärung wurde ihm der Tagesprophet vor die Nase gehalten. Rasch packte Snape ihn, überflog den Artikel ebenfalls, während er den Trank in aller Ruhe umrührte. „Was hast du erwartet?“, fragte er schließlich. „Wir haben alle damit gerechnet, wenn ich mich nicht irre.“ „Wie können sie das dem Jungen antun!? Er hat ihnen ihre verdammten Ärsche gerettet! Immer und immer wieder!“ „So ist es leichter. Hass ist einfacher, als Dankbarkeit, das weißt du sehr wohl.“ Er ließ sich seine wahren Gefühle nicht ansehen, es hatte ohnehin keinen Sinn. Stattdessen rührte er weiter in dem Topf, beobachtete, wie der Trank eine hellrote Farbe annahm, die langsam zu einem satten Dunkelrot wurde. Lucius knurrte nur kalt. „Diese Idioten! Sie hätten den Tod verdient! Dafür musste sich ein Kind einem Irren stellen!!“ „Menschen sind nun einmal undankbar. Hier ist er sicher.“ „Aber wie lange? Sämtliche Auroren der magischen Welt sind auf der Suche nach ihm!“ Severus sah auf, während er den Topf vom Feuer hob und zum Abkühlen auf das Fenster stellte, wo bereits kleine Glasphiolen darauf warteten, gefüllt zu werden. „Wir müssen die Beweise so schnell wie möglich zusammenbringen. Der Krieg geht ab heute los, das war die Kriegserklärung“, gab er ruhig zurück. „Der Junge hat bald Geburtstag“, gab Lucius plötzlich vollkommen zusammenhangslos wider. „Ich weiß, glaub mir“, konterte Snape unbeeindruckt, während er sich nun auch selbst setzte. „Du weißt, was das bedeutet?“ „Für wie dumm hältst du mich?“ „Es... gibt ein Problem“, gab er leise von sich. „Es ist anders, als bei Draco...“ „Erklär dich bitte und hör auf, mir Bröckchen hinzuwerfen.“ „Lily hatte ein Geheimnis, dass nicht einmal Dumbledore oder Potter kannten.“ „Und das wäre?“ „Sie war eine Hochelfe.“ Schlagartig herrschte Stille zwischen den Männern. Snape sah auf, in seinen Augen glänzte schon fast Horror: „Sag mir bitte, dass das nur ein schlechter Witz ist...“ „Nein.“ „Der Junge hat ein unglaubliches Talent, sich selbst in die Scheiße zu reiten“, gab Severus trocken zurück. „Er wird sterben“, gab Lucius leise zurück, wobei er gegen die Tränen ankämpfen musste: „Nachdem ich ihn gerade erst gefunden habe...“ Severus atmete tief durch: „Nein.“ „Sev, er kann ohne seine Mutter oder seinen Gefährten nicht überleben! Ich als Vater bin nutzlos! Meine Magie könnte ihn während der Transformation genauso töten, wie der Schmerz und er ist in keiner Verfassung, es ohne Hilfe durchzustehen!“ Der Tränkemeister erhob sich langsam, trat zum Fenster und sah hinaus: „Nun, seine Mutter mag ja nicht da sein, aber...“ „Aber?“ „Lucius, du weißt, dass ich Vampirgene in mir trage, nicht wahr?“ „Das hast du mir zumindest erzählt, ja.“ „Vampire suchen sich ebenfalls in ihrem Leben, im Gegensatz zu den Veela, nur einen einzigen Gefährten.“ „Was willst du mir um Himmels Willen sagen?“, fragte Lucius hilflos. „Ist dir nicht aufgefallen, dass Harry bei meiner Berührung nicht ein einziges Mal zusammengezuckt ist?“ „Ja, doch. Sicher.“ „Und du weißt, dass ich ihm während seiner Zeit in Hogwarts sein Leben regelmäßig gerettet habe?“ „ Ja.“ „Er konnte mich zwar nicht leiden, aber er hat mir auch immer vertraut, richtig?“ „Sev, hör auf, mich...! Moment! Willst du etwa sagen, dass...!?“, mit offenem Mund beobachtete er seinen Freund, dessen Blick nach draußen gerichtet war, wo Harry im geschützten Garten gegen einen der Bäume gelehnt saß, ein Buch auf den Knien, Draco vor ihm. Die Jungen schienen einfach nur miteinander zu reden. Sich zu verstehen. Was Lucius ziemlich überrascht hatte. Aber er war dankbar dafür. „Ja“, gab Severus nur zurück, wobei er nach dem Kessel griff und begann, die rote Flüssigkeit in die Phiolen zu gießen. „Ja, das will ich damit sagen.“ „Ich glaube, ich sollte dich dafür schlagen, aber ich bin einfach nur dankbar“, lächelte er Severus an. „Und unendlich erleichtert. Ich wollte nicht schon wieder verlieren, was mir von Lily geblieben ist...“ Severus verkorkte die Phiolen sorgfältig und stellte sie zum weiteren Auskühlen auf ein Regal: „Ich will gar nicht wissen, wie Harry darauf reagieren wird“, gab er leise zurück. Er wusste, sein Freund hatte ihn nicht gehört. Der Junge hatte ihn schließlich immer gehasst und er hatte so getan, als würde er ihn für seinen Vater verachten. Ihr Verhältnis hatte sich zwar im letzten Schuljahr sichtlich entspannt, aber das war dann auch schon alles gewesen. Doch was hätte er tun sollen? Er hätte kaum einem seiner eigenen Schüler Avancen machen können! Er hatte dafür sorgen müssen, dass Harry sich ihm nie nähern würde! „Keine Angst, Luc. Er wird seinen Geburtstag überleben“, fügte er noch an. Der langhaarige Malfoy lächelte nur und nickte: „Was hältst du von einer kleinen Feier? Er wird sich kaum vor Mitternacht transformieren, nehme ich mal an.“ „Er wird sich sicher freuen“, gab Severus zurück. „Und ein Gutes hat es.“ „Was soll das sein?“ „Wer meinst du, wird ihn danach noch wiedererkennen? Er wird sich sehr stark verändern. Dumbledore wird es sicher nicht merken.“ Severus sah den Andere nur an: „Sei dir da nur nicht zu sicher. Lass uns abwarten“, fügte er hinzu. Er kannte diesen Mann zu gut, um ihn in irgendeiner Weise zu unterschätzen. Stattdessen hielt er die Glasphiole mit der hellgrünen Flüssigkeit hoch: „Das sollte das Augenproblem beheben. Hast du die Sachen mit Gringotts geklärt?“ „Harrys gesamtes Vermögen und das Black-Vermögen wurden in eine meiner Kammern auf der Bank hier in den Staaten verschoben und versiegelt. Nur Harry selbst oder ich – nun – und wahrscheinlich du – können diese Kammer öffnen. Niemand sonst. Nicht einmal mit Hilfe von irgendeinem Trank.“ „Ich höre ihn bis hierher toben“, grinste Snape eisig. In dem Moment wurde er selbst seinem Freund unheimlich und Lucius wusste – Dumbledore hatte sich einen Feind gemacht, der nicht zu unterschätzen war. Denn wenn Vampire etwas waren, dass besitzergreifend und niemand – absolut niemand – sollte mit dem Lebensgefährten eines Vampirs etwas Falsches tun – außer dieser Jemand war scharf darauf, dessen nächste Mahlzeit zu werden. Draco saß mit Harry im Gras, beide hatten ein Schulbuch auf ihren Knien, da Vater darauf bestand, ihre Ausbildung fortzusetzen, so schnell und effektiv es eben nur ging und bis zu diesem Abend mussten sie einen Aufsatz über Einhörner fertig haben. Harry war bereits fertig, er selbst fluchte noch immer über seiner Aufgabe. Magische Kreaturen war noch nie sein Lieblingsfach gewesen. Genervt blätterte er schließlich weiter, er würde später fertig schreiben, im Moment wollte er lieber etwas stöbern. Und endete auf einer Seite mit Erklärungen über die verschiedenen Arten Vampire, die es gab. Daywalker, Nightwalker und die Hochvampire auch als Vampyr bezeichnet. Vampire von Geburt an, nicht künstlich geschaffene, wie die meisten anderen. Warum sie auch eine Seele und Verstand besaßen und als nicht gefährlich galten, solange man sie nicht reizte oder ihren Gefährten etwas antat. Jep, viel interessanter, als Einhörner, beschloss Draco für sich. Harry selbst hatte seinen Aufsatz gerade fertig geschrieben und schloss das Buch über magische Kreaturen, legte die Feder beiseite und schloss die Augen. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit er das letzte Mal im Freien gewesen war und der Wind, der über seine Wange strich, fühlte sich einfach herrlich an. Oder das weiche Gras unter seinen Fingern. Er konnte die Magie, die diesen Ort geschaffen hatte, regelrecht spüren dun es schien eine sehr alte Magie zu sein. Er blickte in den Himmel auf, der in einem freundlichen Blau über ihnen strahlte, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Draco zuwandte, der auch endlich fertig zu sein schien und sein Schreibzeug beiseite legte. „Ich hasse Vater dafür! Das ist soooo langweilig! Hagrid hat uns die Viecher wenigstens noch gezeigt!“ „Ich dachte, du magst ihn nicht“, gab Harry leise zurück. Draco sah Harry an, bevor er die Achseln zuckte: „Er war schon in Ordnung – wenn man sich an ihn gewöhnt hat. Und er hat das hier wenigstens interessant gemacht“, fügte er grummelnd hinzu. „Vampire hätten mich viel mehr interessiert!“ Harry sah Draco nur ungläubig an: „Hast du auch nur eine Ahnung, wie gefährlich die sein können? Die Meisten haben noch nicht einmal mehr eine Seele! Sie würden jeden umbringen, der ihnen im Weg steht, wenn sie Hunger haben!“ Draco zuckte nur mit den Achseln: „Dann hätte ich wenigstens den hier ausprobieren können“, gab er unbeeindruckt zurück und hielt seinen neuen Zauberstab hoch. „Ich wette, ein Crucio hält jeden Vampir davon ab, an meinem Hals zu nuckeln.“ Harry schüttelte nur den Kopf: „Man kann der Gefahr auch aus dem Weg gehen. Was hast du davon, wenn andere verletzt werden? Es ist weder schön, noch lustig“, fügte er leise hinzu, während seine Hand gedankenverloren über den Buchrücken strich. „Hmmm... magst du Onkel Sev?“ Diese Frage brachte Harry erst so richtig durcheinander: „Was?“, krächzte er leise. „Ob du ihn magst? Komm schon, du hast selbst gesagt, er ist nicht so übel!“ Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern: „Er hat mir regelmäßig mein Leben gerettet, obwohl er mich nicht ausstehen kann. Ich denke, das spricht für sich, meinst du nicht? Er ist kein schlechter Mensch“, fügte er leise hinzu, seine Augen irrten irgendwo herum, ohne etwas zu fixieren. Draco begann zu giggeln: „Du bist in ihn verschossen“, stellte er fest. „NEIN!“, Harry saß abrupt aufrecht, etwas, dass er sofort bereute, als er merkte, wie sein Brustkorb sich gegen die schnelle Bewegung wehrte. „Nein“, fügte er noch einmal an, als er sich beruhigt hatte. „Ach ja?“, fragte Draco amüsiert. „Bist du dir da sicher?“ „Warum fragst du das überhaupt?“ „Hast du dich mal selbst beobachtet, wie du ihn anstarrst?“, grinste der Blonde vergnügt. „Wie eine Süßigkeit oder so. Du bist SO WAS VON VERSCHOSSEN!“ „Bin ich...“, doch Harry wusste, dass es keinen Sinn haben würde, Draco vom Gegenteil zu überzeugen, vor allem, da er selbst davon nicht überzeugt war. Ja, er fühlte sich meistens gut in der Nähe des Tränkemeisters, sicher, beschützt. Als könne ihm dann nichts geschehen. Er liebte die kurzen Berührungen, wenn der Andere seine Wunden ansah und hasste es, wenn sie endeten. Er starrte wieder in den Himmel. Da hatte er sich ja in eine tolle Situation hineingebracht, wirklich! So etwas schaffte nur er! Wer wollte ihn schon haben! nicht einmal seine besten Freunde... nein, und schon mal gleich gar nicht Snape. Draco grinste zufrieden: „Du bist über beide Ohren in ihn verschossen“, schloss er aus der nicht folgenden Beleidigung. „Lass es einfach gut sein“, bat Harry leise. Der Blonde zuckte die Schultern: „Na ja, dein Fehler. Ich würde es ihm einfach sagen, das erleichtert die Probl...“ In dem Moment schnitt ein harter Laut die Luft. „Was...? Harry?“ Er starrte auf den Platz, an dem bis eben noch der Brünette gesessen hatte, doch da war nur noch eine schwarz schillernde Schlange. „Na toll! Komm her und wehe, du beißt! Ich wette, du bist giftig! Komm schon! Der Alarm...!“ „Draco! Po... Harry!“ “Onkel Sev!”, rief Draco erleichtert. „Wo ist...? Lass mich raten – die Schlange?“ „Jep.“ Snape verdrehte nur entnervt die Augen, nickte aber und hielt Harry seinen Arm hin. „Jetzt“, befahl er unwillig. Er war erleichtert, als er die kühle Haut des Tieres um seinen Arm gleiten spürte, bevor er das Tier unter seinem Mantel versteckte und mit Draco ins Haus zurückkehrte. In dem Moment hörte auch das Heulen auf. Eine Frau mit bläulich schimmernden, silbernen Haaren stand in der Halle, um ihr Handgelenk eine kleine Schlange, die nicht zu unterschätzen war – sie war hochgiftig. „Ich dachte, du wolltest erst in ein paar Tagen kommen, Billa“, ertönte in dem Moment Lucius Stimme. Die Frau wandte sich um: „Was kann ich sagen – ich war einfach zu neugierig“, gab sie nonchalant zurück und betrachtete den Mann mit den langen, blonden Haaren. „Und dann noch der Tagesprophet heute Morgen – ich denke, das ist Begründung genug, das Treffen zu verschieben. Und nur so nebenbei – deine Schutzzauber sind extrem nervig und laut.“ „Das ist der Sinn der Sache“, gab Snape kühl zurück. Die Frau wandte sich um, betrachtete den Tränkemeister für eine Weile fast nachdenklich: „Ich denke, das wird ein längeres Gespräch. Holt den Jungen, ich will ihn sehen.“ „Nicht, bevor ich mir nicht über deine Intentionen im Klaren bin“, gab Lucius zurück. „Bis dahin habe ich einige interessante Dinge, die ich dir zeigen will.“ Erst, als Lucius verschwunden war, meinte Draco schließlich: „Okay – Erstens: wer war das und Zweitens: Harry, was war das?“ Severus schlug seinen Mantel zurück und setzte die Schlange auf den Boden: „Transformier dich zurück, es gibt hier nichts Gefährliches.“ Dann wandte er sich an Draco: „Das wird dir dein Vater erklären und was Harry angeht – es war eine Angstreaktion. Er scheint zu allem Überfluss ein Animagus zu sein.“ Tatsächlich transformierte Harry sich nach einer Zeit zurück, sah sich um: „Das war laut“, flüsterte er. Seine Ohren schmerzten und rauschten immer noch. Severus sah auf: „Bei Merlin, es hat schon angefangen“, murmelte er, trat zu dem auf dem Boden knienden Jungen und legte seine Hände über dessen Ohren, was Harry tatsächlich dazu brachte, sich langsam zu entspannen. „Onkel Sev...?“ „Seine Ohren sind sehr empfindlich, gerade im Moment. Es wird sich wieder geben, aber im Moment sollte es in seiner Umgebung nicht noch einmal so laut werden.“ „Äh... und was tust du gerade?“ „Ihn beruhigen“, gab Severus nur entnervt zurück. Erst Stunden später traten Lucius und die Frau wieder in die Halle, nur um Harry auf dem Sofa zu finden, mit Snape vor ihm, dessen Hände auf den Ohren des Jungen, während Draco in der Halle auf und ab lief. „Severus?“ Der Tränkemeister wandte sich um, sah auf den nun schlafenden Brünetten und zog seine Hände langsam zurück. Kurz wimmerte Harry, doch dann rollte er sich einfach weiter in sich zusammen und blieb in den Kissen liegen. „Deine Warnzauber, Luc. Du weißt, was in ein paar Tagen passiert und es hat schon angefangen. Es war zu laut für ihn, ich habe ihn beruhigt, nachdem er sich dazu entschlossen hat, aufzuhören, mir meinen Arm abzupressen.“ Sybilla zog eine Augenbraue hoch: „Seit wann haben Veela ein empfindliches Gehör?“ Lucius seufzte leise, hob seinen Stab, zauberte eine Decke herbei und legte sie über den Schlafenden: „Das hat nichts mit diesem Erbe zu tun.“ „Was dann? Ich dachte, ich bekomme ALLE Einzelheiten!!“ Erneut seufzte der langhaarige Blonde auf: „Es ist das Erbe seiner Mutter.“ „Sie war eine Hexe in einer Muggelfamilie.“ „Nein, sie war ein adoptiertes Kind aus einer Elfenfamilie“, gab er ruhig zurück. Die Frau hob eine Augenbraue, doch dann nickte sie: „Das erklärt, warum Albus ihn fürchtet.“ „Hallo~ho? Könnte mich auch mal jemand aufklären? Ich existiere auch und ich denke, egal, was ihr verheimlicht, ihn geht es auch was an!“, Draco deutete auf Harry. Lucius seufzte leise: „Ich werde alles Nötige erklären, wenn Harry wieder wach ist, gut?“, meinte er schließlich ruhig. „Ich habe keine Lust, alles zwei Mal zu sagen.“ „Ich bin wach“, nuschelte in dem Moment Harry von dem Sofa aus. Er hatte auf einmal das Gefühl gehabt, schrecklich allein zu sein, noch immer rauschten seine Ohren etwas und das war alles andere, als angenehm. Erst dann sah er die Fremde und zuckte erneut leicht zusammen. Sybilla zog ihre Augenbrauchen hoch, sagte aber nichts. „Das ist unsere neue Verbündete“, gab Lucius schließlich bekannt. „Und sie hat eine ziemlich interessante Geschichte für uns. Billa?“ Die junge Frau ließ sich in einen Sessel fallen und betrachtete die Anwesenden ruhig. „Albus Dumbledore ist mein persönlicher Feind und er ist zu weit gegangen, schon vor Jahren. Aber scheinbar hat es erst ZWEI Kriege gebraucht, bis jemanden auf die Idee gekommen ist, WAS für ein Spiel dieser Blender spielt. Nun – lieber später, als nie. Auch, wenn es schon einen Unschuldigen das Leben gekostet hat.“ „Wen von den vielen Menschen meinst du“, fragte Severus nur ruhig, während er sich in einen weiteren Sessel in der Nähe des Sofas fallen ließ, während Draco sich nun neugierig neben Harry setzte. „Ich meine den, den es als Ersten erwischt hat. Den, den Albus umgebracht hat, bevor er achtzehn war.“ „Murtle war gerade mal sechzehn, wenn ich mich recht erinnere“, gab Lucius ruhig zurück. „Und außerdem wurde sie von Tom umgebracht.“ „Sybilla lachte nur kalt auf: „Nein, Tommy war zu dem Zeitpunkt schon fast EIN JAHR lang tot!“ „Tommy?“, krächzte Draco nun. „Reden wir gerade, von wem ich denke, dass wir reden??“ „Thomas Riddle, ja.“ „Äh... Tommy??!“ Sybilla sah Lucius nur an. Der seufzte: „Als Tom mit uns zur Schule ging, war er ein ganz anderer Mensch. Zu Beginn. Wir waren Freunde.“ ‚Warum wundert mich das jetzt nicht?’, dachte Harry sich, doch er schwieg einfach nur. "Tommy war der friedlichste und sanfteste Junge, den ich kannte und er hatte keinerlei Ambitionen zur Macht. Er wollte nur ein Heiler werden, danach hat er gestrebt. Er hat sich um jedes verletzte Wesen gekümmert, das ihm über den Weg gelaufen ist. Es war ihm sogar egal, aus welchen Familien, ob sie nun reinblütig waren oder nicht, seine Freunde stammten.“ „Was hat ihn dann so verändert?“, fragte Harry schließlich leise. Seltsam, er glaubte all das ohne einen Zweifel. Er wusste einfach, dass es stimmte. Nun war es die Frau, die weiterredete: „Es fing schleichend an. Er begann auf einmal, mit spitzen Kommentaren um sich zu schießen. Das war in dem Jahr, wo ich selbst nach Hogwarts kam. Und jedes Mal, wenn er zu Albus geschickt wurde, wurde es schlimmer. Ich hatte Angst um ihn und bin ihm einmal heimlich gefolgt.“ Ihr Gesicht wurde zu einer eisigen Maske: „Ich habe gesehen, wie der allseits verehrte Albus dabei war, meinem Bruder falsche Erinnerungen und falsche Ziele in den Kopf einzupflanzen. Ich habe versucht, die anderen zu warnen, aber wer hört schon auf ein elfjähriges Mädchen?“, fügte sie kalt hinzu. „Ich war dazu verdammt, meinen Bruder stückweise sterben zu sehen.“ „B...B...Bruder?“, japste Draco. „Ich bin Sybilla Marie Riddle“, gab die Andere zurück, blickte dann Harry an. Der Brünette hatte Tränen in den Augen: „Es... tut mir leid“, flüsterte er einfach nur. „Was meinst du?“, fragte Lucius verwirrt. „Das... ich ihn... umgebracht... habe...“ Sybilla schüttelte nur ihren Kopf: „Das war nicht mehr Tommy. Das war Voldemort. Es war Albus, der ihn umgebracht hat. Ganz langsam und mit dem Plan, eine Prophezeiung zu hintergehen. Dafür hat er sogar Lily umgebracht, ihre Liebe zerstört und James geopfert.“ „Eine Prophezeiung... hintergehen?“, fragte Harry nur vorsichtig. „Ja. Das Kind, dass lebt, wird den Dunklen Lord zu Fall bringen“, wiederholte Sybilla gelangweilt die bekannten Worte, die Harry zum Halse heraus hingen. „Diese Worte sind annähernd hundert Jahre alt nicht erst zwanzig, wie Dumbledore alle glauben ließ. Und sie bezogen sich auch nie auf Tommy. Er musste nur herhalten.“ „...damit alle denken konnten, dass die Gefahr vorbei war“, stellte Severus fest, während er mit einem Finger seine Unterlippe nachzeichnete, wie immer, wenn er in Gedanken versunken war. „Exakt. Und er hat noch einiges mehr verheimlicht.“ „Was?“, fragte Lucius vorsichtig. „Den Rest der Prophezeiung.“ „Und der wäre?“, hakte Severus nach. „Dieses Kind muss sich drei Kriegen stellen. Zwei Mal wird es allein stehen, doch beim dritten Mal werden es zwei sein, stärker als alles andere auf dieser Welt. Und er wird vernichten denjenigen, der die Verzweiflung über die magische Welt brachte.“ „Drei Kriege“, wiederholte Lucius nachdenklich. „Den Ersten hat er als Kind beendet, den Zweiten vor ein paar Monaten...“ „Und der Dritte hat gerade begonnen“, fügte Billa hinzu. „Ja.“ „Ich will nicht“, flüsterte Harry leise. „Ich will nicht mehr. Ich will niemanden mehr sterben sehen, weil er mich beschützt hat! Ich will nicht mehr kämpfen!“ Den letzten Teil schrie er fast mit tränenerstickter Stimme. Draco wollte seine Hand ausstrecken, doch er wusste, es war eine schlechte Idee. Alle konnten nur hilflos zusehen, wie Harry sich zusammenigelte und seinen Kopf in den Kissen vergrub. Severus schüttelte ärgerlich den Kopf. Für ihn machte das alles viel zu viel Sinn. „Ich bringe ihn ins Bett, das war etwas arg viel für einen Tag.“ Ohne weitere Umschweife hob er Harry auf seine Arme, merkte zu seinem Erstaunen, wie der Jüngere sich an ihn kuschelte und brachte ihn hoch in dessen Zimmer, legte ihn in das breite Bett und deckte ihn zu: „Ruh dich aus“, befahl er sanft, bevor er sich umwandte und aus dem Zimmer lief, bevor Harry ihn davon hätte abhalten können. Er wusste nicht, wie lange er sich noch würde beherrschen können... . Schließlich waren Lucius und Sybilla zu dem Schluss gekommen, dass sie ebenfalls auf dem Anwesen bleiben würde, um zu helfen. Sie war eine hervorragende Lehrerin, auch, wenn natürlich niemand ihr je erlaubt hätte, Kinder zu unterrichten. Aber nun hatte sie erst mal zwei Schüler – und zwei Kerle, die sie ohne Ende ärgern konnte. Darauf freute sie sich jetzt schon. Sie hatte eine sadistische Ader... Einen Tag vor seinem Geburtstag saß Harry wieder im Garten. Er war eher mit seinen Aufgaben fertig gewesen, als Draco, der sich immer noch mit Zaubersprüchen herumschlug, die nicht wollten, wie er selbst. Harry hatte ein Buch auf dem Schoß, seine Finger fuhren über das Bild einer Elfe, während er über den Inhalt des Gelesenen nachdachte. Eine Elfe findet einmal im Leben einen Gefährten, den dieses Wesen dann für immer lieben und beschützen wird. Nichts kann sie dann noch trennen. Ein Gefährte – Jemand, der für ihn da sein würde, immer. Der ihn in die Arme nehmen und streicheln würde. Ein Zuhause. Diese Kreaturen hatten mehr Glück, als er je haben würde. Er fühlte sich jetzt schon zu einem Leben in Einsamkeit verdammt, ertrug er doch kaum die Berührungen seiner eigenen Familie. Der Einzige, den er um sich haben wollte, war die Person, die ihn nicht ausstehen konnte. Sein Glück ließ wieder grüßen, stellte er sarkastisch fest. Statt sich nach etwas Glück sehnen zu dürfen, erwartete man von ihm, dass er in einen weiteren Krieg zog. Gegen einen Magier, der verdammt stark war – stärker, als Voldemort es je gewesen war. Er schloss die Augen, versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Warum hatte man ihn nicht einfach sterben lassen? Es wäre um so vieles einfacher gewesen! Er hatte Angst. Vor einem neuen Krieg, vor dem Verlust weiterer Menschen, für die er verantwortlich sein würde. Wie bei Sirius. Der Mann, der so lange das Nächste zu einer echten Familie für ihn gewesen war, was er gekannt hatte, war gestorben, um ihn zu schützen. Kurz vor der letzten Schlacht gegen Voldemort. Wer würde der Nächste sein? Wer würde sich dieses Mal von ihm abwenden? „Warum kann ich es nicht auch ein einziges Mal einfach haben?“, flüsterte er nur leise, er hatte aufgehört, gegen die Tränen anzukämpfen, die nun über seine Wangen rollten. „Weil das Leben nie einfach ist“, ertönte in dem Moment eine ruhige Stimme über ihm und als er aufsah, ließ sich gerade Sybilla neben ihm ins Gras fallen und hielt ihm ein Taschentuch unter die Nase. „Warum?“, fragte Harry nur leise weiter. „Warum sterben immer alle, die ich liebe?!“ Sybilla sah Harry eine Weile lang wortlos an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er war, wie er war. Sie hatte einen verzogenen, kleinen Bengel erwartet, der mit Magie spielte, keinen gequälten Jungen, der weit über seine Zeit hinaus gealtert war und schon mehr mitgemacht hatte, als einige Erwachsene. „Weil das Leben so ist“, antwortete sie schließlich ruhig: „Menschen sterben. Überall.“ „Warum immer die, die ich...!“ „Weil ein Irrer daran arbeitet, dich zu zerstören“, gab Sybilla ruhig zurück. „Denkst du etwa, Albus hätte es bei mir nicht versucht, als er gemerkt hat, dass ich gesehen habe, was er mit Tommy tut? Ich würde nicht mehr leben, wenn ich nicht weggerannt wäre, als ich zwölf war. Ich habe erfahren, dass meine Adoptiveltern gestorben sind, als ich geflohen bin und meine besten Freunde, die mir geholfen haben, ebenfalls. Aber damit hat Albus sein Ziel bei mir nicht erreicht. Er hat sich nur selbst einen Feind geschaffen, der ihn bis zu seinem letzten Atemzug verfolgen wird.“ „Ich... bin nicht so... stark, wie du“, gab Harry leise zurück, wischte aber die Tränen weg. „Nein, du bist stärker“, gab Billa zurück. „Du musst an dich glauben. Du musst stark bleiben, dann geht auch das vorbei.“ „Ich... will nicht mehr stark sein“, flüsterte Harry. „Ich will mich nur irgendwo verkriechen und warten, bis alles vorbei ist. Ich will...“ „Du wünschst dir jemanden, an den du dich lehnen kannst, der stark für dich ist, nicht wahr?“ Langsam nickte Harry: „Aber... das wird nie... passieren... Alle... sterben immer!“ Sybilla lachte leise: „Diese Person ist näher, als du denkst und hat sich schon öfter als sehr widerspenstig in Sachen Sterben gezeigt. Entschuldige, dass ich dich enttäuschen muss.“ Nun blickte Harry doch auf, sah mit traurigen Augen auf die Frau: „Nein.“ „Wie bitte?“ „Ich will nicht, dass noch mehr wegen mir sterben!“ „Oh, Junge! Du bist so dickköpfig, wie er! Du wirst jede Hilfe brauchen, die du bekommen kannst. Und keine Angst – er ist stark genug, um zu überleben. Und er wartet schon auf dich. Aber jetzt komm rein, es gibt gleich Abendessen.“ Sein Buch zuschlagend folgte Harry der Älteren, setzte sich im Esszimmer stumm auf seinen Platz zwischen Lucius und Severus. Letzterer roch die Tränen sofort, sah Harry fragend an, doch der Junge war offensichtlich nicht bereit zu reden, also schwieg er und stellte nur eine weitere Phiole mit der roten Flüssigkeit vor den Jüngeren, die der ohne ein weiteres Wort trank. Sie hatten geholfen. Endlich begann sich eine Fettschicht um die herausstehenden Rippen zu bilden, auch wenn es noch lange dauern würde, bis Harry wieder so weit auf den Beinen war, wie an dem Tag, an dem er Hogwarts für die Ferien verlassen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)