Die Wahrheit von DhalaElenaAngel (Oder - Was sich wirklich hinter Masken verbirgt....) ================================================================================ Kapitel 3: Versteck ------------------- Draco hatte das gesamte Gespräch mitbekommen. Er war in Richtung seines Vaters gegangen, um nachzufragen, ob er mit Onkel Sev gehen konnte, um neue Zutaten für Tränke zu kaufen, doch als er die beiden ungewöhnlich aufgeregten und scharfen Stimmen gehört hatte, hatte er sich auf den Boden gesetzt. Ursprünglich nur, um zu warten, bis die da drin sich fertig gestritten hatten, doch dann hatte er begonnen, den Worten zu lauschen. Doch was er so erfahren hatte, war mehr, als er es je hatte wissen wollen. Wortlos stand er auf, ohne zu tun, wofür er eigentlich gekommen war. Stattdessen wandte er sich um und lief zurück in Richtung seines Zimmers. Er blieb stehen, als er an der nur angelehnten Tür zu Harrys Zimmer ankam. Über dem Raum lag ein Überwachungszauber, dass immer jemand, vor allem sein Vater und Onkel Sev, kommen konnten, wenn Harry wieder im Schlaf zu schreien begann. Sie ließen den Jungen auch nicht unbewacht und wenn es nur ein Hauself war, der Harry Gesellschaft leistete. Ohne ein weiteres Mal zu überlegen betrat er das Zimmer, setzte sich auf den Sessel, auf dem sonst immer sein Vater saß. Seit der Harry in diesem erbarmungswürdigen Zustand hierher gebracht hatte, hatte er ihn nicht mehr gesehen. Immerhin sah er nicht mehr soooo beschissen aus. Nicht wirklich gut, aber auch nicht so erbarmungswürdig, wie vorher. Bleich. Die wirren, braunen Haare standen in alle Richtungen ab. Harry hatte sich, wie immer, wenn er sich unbeobachtet fühle, zu einem Ball zusammengerollt. Er schien tatsächlich mal zu schlafen. Dracos Zimmer war nicht weit entfernt, er hörte Harry oft genug nachts und auch tagsüber schreien. „Master Draco braucht etwas, Sir?“, fragte die Hauselfe, die auf einem kleinen Schemel am Ende des Bettes saß und den Jungen überrascht mit großen Augen ansah. „Hmm... ja. Bring mir zwei Tassen heiße Schokolade und ein paar Süßigkeiten. Dann kannst du gehen, ich bleibe bei...“, er sah kurz auf das Bett, bevor er seufzte: „Ich bleibe in der Zeit bei meinem Bruder.“ „Sehr wohl, Master Draco, Sir“, gab die Elfe zurück, bevor sie mit dem charakteristischen *plop* verschwand. Im letzten Jahr hatte Draco aus der Entfernung gesehen, wie Harrys ehemaligen besten Freunde sich von ihm abgewandt hatten, das ‚Goldene Trio’ hatte zu existieren aufgehört und in den Augen des Jüngeren war immer ein gejagter Ausdruck gewesen, der es unlustig gemacht hatte, ihn zu ärgern, vor allem, da sie nun auf derselben Seite gestanden hatten. Also hatte er sogar angefangen, mit dem Anderen zu reden. Und dabei zu seinem eigenen Erstaunen festgestellt, dass Harry vollkommen anders war, als jeder dachte – nun, jeder, bis auf drei weitere Mitschüler. Vor allem, der von allen als Idiot und Halbsquib abgestempelte Neville Longbottom. Sie mochten nicht in dem Sinne Freunde gewesen sein, doch sie waren am Ende des Jahres ein fast immer zusammenhängendes Quintett gewesen, das von Zeit zu Zeit mit Blaise vervollständigt worden war. Harry und er hatten sich sogar beim Aussteigen aus dem Zug zivilisiert voneinander verabschiedet, bevor dieser schreckliche, fette Muggel Harry gepackt und weggezerrt hatte. *Plop* „Braucht Master Draco noch etwas, Sir?“ „Nein, du kannst gehen.“ „Ja, Master Draco, Sir“, gab die Elfe von sich, bevor sie mit einem weiteren *plop* verschwand. Draco griff nach einer der dampfenden, großen Tassen, stellte sie aber dann erst mal zurück, sie waren noch viel zu heiß zum trinken. Das Klirren des Geschirrs schien aber etwas anderes bewirkt zu haben. Wie ein Gejagter schoss Harry aus seinem Schlaf hoch. „Ich... ich ...!“ „Pott... – Harry! Krieg dich wieder ein!“ Mit weit aufgerissenen Augen sah Harry sich um, erkannte eine Gestalt in dem Sessel. Aber sie hatte nicht wie sonst, lange Haare, sondern kurze. Wenn auch noch immer blond. Er zwang sich, langsam zu atmen, um das Brennen in seiner Lunge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es tat immer noch schrecklich weh. „Malfoy?“ „Meinst du dich oder mich?", gab der Ältere trocken zurück. „Was...?“ „Ich bin dein Bruder, Herrgott noch mal – gut, dein Halbbruder, aber das macht's auch nicht besser, glaub mir. Also können wir uns auch mit Vornamen anreden! Ich denke nicht, dass du deinen eigenen Vater mit Sir anredest, oder?“ Harry sah den Blonden nur an. Das war der Teil seiner Alpträume, den er einfach nicht verdauen konnte. Jeder bestand auf einmal darauf, dass er ein Malfoy und sein gesamtes bisheriges Leben eine Lüge gewesen war und das Schlimmste war, dass er es auch noch glaubte... „Draco?“ „Wer sonst? Wieso fragst du überhaupt?“ „Ich...“, Harry starrte auf seine Hände: „Meine... Brille ist im Eimer. Ohne... sehe ich nicht sonderlich viel“, gab er leise zurück. „Oh Mann. Hast du es schon Vater gesagt?“ „Was? Wem?“ „Ob du es Vater schon gesagt hast, Harry! Du wirst eine neue Brille brauchen, oder besser noch, einen Trank, der deine Augen wieder richtet.“ „Ähhh...“ „Du hast es ihm nicht gesagt.“ „Nein.“ Harry schüttelte den Kopf, während er auf seine Finger starrte. Nicht, dass er die wirklich klar sehen konnte. Draco seufzte leise. Das war nicht der Potter, den er in der Schule immer so gern getratzt hatte, das war nicht mal der Harry, mit dem er im letzten Schuljahr Gespräche geführt hatte. Das hier war eine verängstigte Hülle – und sein Bruder. Niemand – Niemand!!! – auf der Welt besaß das Recht, so mit einem Malfoy umzugehen! Niemand! „Auch was zu Trinken?“, fragte er schließlich. „Ich hab heiße Schokolade hier.“ Harry nickte, packte die Tasse, die ihm gereicht wurde, ließ die Decke los, mit der er bis dahin gespielt hatte: „Was.. ist eigentlich... für ein Datum?“, fragte er leise. „Der fünfundzwanzigste Juli, warum?“ „Nur so...“ „Po...Harry!!“ „Ich... wollte es nur wissen“, gab Harry leise zurück. „Es... kam mir einfach länger vor, die Zeit weg von Hogwarts.“ ‚Kein Wunder’, dachte Draco sich. ‚Zeit vergeht wohl nicht schnell, wenn man konstant vergewaltigt wird.’ „Noch... fünf Wochen, bis die Schule wieder losgeht“, murmelte Harry, sein Blick war auf die Tasse gerichtet. „Nicht, dass wir dahin zurückgehen werden“, gab Draco vollkommen trocken zurück. „Was...!? Aber...!“, Harry riss seine Augen auf, pure Angst spiegelte sich darin wider, während seine Atmung wieder extrem flach wurde. Er... er musste aber doch zurück! Das war das einzige Zuhause, dass er je gekannt hatte! Mit McGonagall, die für ihn wie eine Mutter gewesen war und Hagrid...! Draco stellte sich auf, wollte Harry anfassen, der aber sofort zurückzuckte, die Tasse fest umklammert, die heiße Schokolade schwappte über, lief über Harrys Hände. Es müsste weh tun, doch nicht ein Laut kam über die Lippen des Jüngeren. In dem Moment war auf einmal eine weitere Person im Raum, die dem Jungen die Tasse ohne Umschweife aus der Hand riss und die verbrannten Hände packte: „Nicht!“ „Vater!“ „Was hat er?“, fragte Lucius ruhig, während er versuchte, den nun starren Jungen wieder zu beruhigen. „Ich... wollte ihm helfen. Er... ich hab ihm gesagt, dass wir nicht wieder nach Hogwarts gehen werden, da hat er Panik bekommen. Er hat kaum noch geatmet.“ Lucius seufzte: „Harry, beruhig dich. Atme, komm schon.“ Tatsächlich wurde Harry langsam ruhiger, doch er hörte nicht auf, unkontrolliert zu zittern, bis seine Hände wieder losgelassen wurden. Brandblasen bildeten sich, doch er ließ nicht zu, dass der ältere Malfoy sie sich ansehen konnte, dazu zitterte er zu stark. „Hogwarts...?“, fragte Harry erneut, vollkommen verunsichert. Lucius seufzte leise, setzte sich an die Bettkante. Es tat ihm immer noch weh, den Jungen zusammenzucken zu sehen, doch wenigstens versuchte er nicht mehr, so viel Abstand wie möglich zwischen sie zu bringen. Was ein gewaltiger Fortschritt war. „Natürlich kannst du nicht dorthin zurück“, gab er mit ruhiger Stimme zurück. „Draco hat vollkommen recht. Harry, Albus Dumbledore hat dich zum Sterben zurück zu deinen Verwandten“, dieses Wort spuckte er förmlich in den Raum, „geschickt. Wenn du zur Schule gingest, würde er versuchen, dich mit anderen Mitteln aus dem Weg zu räumen.“ „Warum...?“, fragte Harry kraftlos. „Weil du ihm im Weg stehst. Du hast deinem Zweck gedient, so, wie damals deine Mutter. Also bringt er dich um. Glaub mir, mich und Draco würde er auch gern los werden, aber dafür habe ich zu viel Einfluss und was er mir Severus gemacht hat... nun. Sagen wir es mal so – nett war er nicht. Belassen wir es einfach dabei.“ „Aber...“ „Warum willst du dorthin zurück?“ Es war Draco, der antwortete: „Da hat er immer was zu Essen auf dem Teller gehabt und Freunde, mit denen er reden konnte“, gab er leise zurück. „Es war sein Zuhause. McGonagall hat ihn bemuttert, wie eine Glucke.“ Lucius schüttelte den Kopf: „Du hast ein neues Zuhause Harry. Hier. Keine Angst. Aber im Moment wäre es Selbstmord, nach Hogwarts zurückzukehren, es tut mir leid.“ Harry zog seine Beine zu seinem Körper, während wieder Tränen aus seinen Augen rannen. Die dünnen Schultern bebten, doch er wusste, der Andere – von ihm als Vater zu denken, war immer noch so absurd – hatte Recht. Wenn Dumbledore ihm das bewusst angetan hatte, dann stand hm Hogwarts nicht mehr offen. Er hatte schon wieder etwas verloren, das er liebte... „Harry?“ Er sah wieder auf, in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Wir werden morgen Früh in eines meiner anderen Anwesen reisen. Draco, du solltest nachher packen, was du brauchst.“ „Po... Harry braucht Klamotten und seine Brille“, gab Draco zurück. „Ich kann ihm erst mal welche von meinen geben und du passt sie seiner... Größe an, aber er sieht fast nichts.“ „Harry, stimmt das?“ Der Jüngere sah nur wortlos auf, bevor er nickte. Er erwähnte mit keinem Wort, dass es über den Sommer viel schlimmer geworden war, seit Onkel Vernon ihn mit voller Wucht mehrfach mit dem Kopf gegen das Treppengeländer geschlagen hatte. Lucius sah auf Harry: „Du hättest doch früher etwas sagen können“, seufzte er, nickte aber dann: „Ich weiß. Er braucht eine vollständige Ausstattung. Diese dummen Muggels haben alles verbrannt. Ich rede mit Severus, ich denke, er kennt einige Tränke, die seine Augen richten können. Das besorgen wir später. Die Idee mit deinen Sachen ist gut, leg nachher ein paar raus. Um den Rest kümmern wir uns, wenn wir auf dem Anwesen sind.“ „Welches?“, fragte Draco, um den Anschein zu wahren. „Texas.“ „Oh“, gab er zurück. Das hatte ihn eben schon gewundert. „So wenig, wie das Ministerium oder Dumbledore oder Weasley etwas davon wissen, Draco. Wo denkst du, hat sich unsere Familie immer versteckt, wenn es eng wurde?“, fragte er belustigt. „Severus wird uns begleiten. Er kommt heute Abend wieder, dann schicke ich ihn hoch, damit er sich deine Hände ansieht, Harry.“ Der Junge nickte nur halb teilnahmslos. „Ich muss zu den Eulen“, gab Lucius schließlich Draco zu wissen. „Ich muss einige Dinge regeln, bevor Dumbledore erfährt, dass sein kleiner Plan schief gegangen ist.“ „Ich... bringe... immer nur... Ärger...", flüsterte Harry auf einmal. „So ein Unsinn“, kam es von beiden Malfoys gleichzeitig,, bevor Lucius meinte: „Nicht du bringst den Ärger, sondern Dumbledore selbst, Junge! Hör auf, an so was auch nur zu denken!“ Lucius lächelte, legte seine Hand kurz auf Harrys Schulter, eine kaum merkliche Berührung, die den Jüngeren wieder dazu brachte, zu zittern zu beginnen, wie Espenlaub. „Mach dir keine Sorgen. Wir Malfoys haben unsere Tricks. Und der Letzte, der mich in die Finger bekommt, ist Albus Dumbledore.“ Er wandte sich an Draco: „Ich habe hier ein Schachbrett hingestellt, ihr könnt ja etwas spielen. In einer Stunde bringen die Hauselfen das Abendessen. Wir können ja dann zu viert hier essen.“ „Ja, Vater“, nickte Draco, während er das Brett rausholte: „Also – spielen wir. Aber wehe, du lässt mich absichtlich gewinnen, wie du es bei dem Wiesel immer getan hast!“ „Woher...?“ „Po... Harry, du kannst ja Granger und den Rotkopf für dumm verkaufen, so wie fast jeden Lehrer auf Hogwarts und die Schüler, aber ich bin ein Slytherin! Und ein Malfoy! Ich habe bemerkt, wie du Fragen absichtlich falsch beantwortest...“ Harrys Lippe zog sich tatsächlich etwas nach oben. Immerhin... „So... hatte ich meine... Ruhe“, gab er leise zurück. Eine halbe Stunde bevor das Essen serviert werden würde, hörte Harry seltsam vertraute Schritte auf dem Gang, doch er hob seinen Kopf nicht von dem Schachspiel. Es war das Zweite, dass sie nun spielten und für Draco sah es schwarz aus – trotz der weißen Figuren. „Was hat er nun schon wieder getan?“, fragte eine tiefe Stimme halb besorgt, halb entnervt. Harry sah mit großen Augen auf. „Er hat sich die Hände mit Schokolade verbrannt“, gab Draco zurück, räumte das Schachbrett vom Bett, während er beobachtete, wie Snape, mit einem sichtlichen Stirnrunzeln, zu ihnen kam, eine Phiole aus der Tasche holte und nach Harrys Händen griff – erneut, ohne, dass Harry auch nur zuckte. Wortlos ließ er einige Tropfen auf die blasenbesetzte Haut tropfen, wartete, bis die Bläschen sich wieder zurückbildete, bis die Haut nur noch hellrot war, dann nickte er: „Das sollte es erst mal tun“, meinte er nur, sah dann aufs Schachbrett: „Ich hoffe für dich, dass du schwarz spielst“, meinte er trocken zu dem blonden Jungen, der nur den Kopf schüttelte. In dem Moment trat auch Lucius wieder ein, nickte seinem Freund zu: „Hast du alles gepackt?“ „Alles, was ich brauchen werde, ja“, gab der nebenbei zurück. „Gut, dann sollten wir erst mal in Ruhe essen, was meint ihr?“ Dann glitt sein Blick zu dem Schachbrett in der Ecke: „Seit wann spielst du schwarz, Draco?“ „Gar nicht“, gab der Blonde zähneknirschend zu. Er war froh, als das *Plop* die Hauselfen mit ihren Tabletts ankündigte. Lucius wies sie an, ihre Last auf einen Tisch zu laden, an dem bereits vier Stühle standen. Nach dem Essen legte Harry sich wieder hin, er schlief noch ziemlich viel, doch die anderen sahen keinen Grund, ihn davon abzuhalten. Sein Körper war immer noch mitgenommen von dem, was geschehen war. Sie konnten sich mit ihm beschäftigen, wenn sie auf dem anderen Anwesen waren. Stattdessen zog Draco los, um die Dinge zu packen, die er tatsächlich für wichtig hielt. Er packte Kleidung, warf sie in einen der Koffer, nahm einige der Stücke und brachte sie in Harrys Zimmer, suchte dann die Bücher heraus, die er mitnehmen wollte. Er packte fast schon automatisch, ohne auf seine Bewegungen zu achten, während seine Gedanken bei seinem... Bruder... harrten. Er hatte es nicht gewusst und es fiel ihm immer noch schwer, das auch zu glauben. Doch der Bestimmungszauber hatte gar keinen Zweifel zugelassen. Harry Potter war in Wirklichkeit ein Malfoy. Na ja, was spielte es schon für eine Rolle? Solange es nur kein Weasley war... Etwas anderes begann Draco aber viel mehr zu interessieren – warum zur Hölle war Severus Snape der Einzige, der Harry anfassen konnte, ohne, dass der fast vor Angst oder Panik zusammenbrach? Er hatte es nun mehrfach beobachtet, allein heute wieder mit den verbrannten Fingern. Er war vor Vater zurückgeschreckt, als wäre der Mann Voldemort persönlich, der zurückgekommen war, doch er hatte den Eindruck gehabt, dass Harry Snapes Nähe gesucht hatte. Unbewusst packte er ein weiteres Buch in seine Tasche, bevor er die Schlösser endgültig zuschnappen ließ. So, das wäre es dann wohl gewesen. Er wusste, wohin die Reise gehen würde, er fragte sich nur, für wie lange dieses Mal. Das letzte Mal hatte sein Vater ihn vor Voldemort selbst versteckt, da der ihn hatte zwingen wollen, den Rest seines Lebens als Sexsklave und Gebärmaschine an seiner Seite zu verbringen und da war bei Draco alles durchgebrannt. Vor allem, als die Frau, die er Mutter genannt hatte, ihn auch noch angeboten hatte, wie eine billige Hure. In der Nacht war er zu seinem Vater gegangen und hatte zum ersten Mal ein richtiges Gespräch mit ihm geführt und unter anderem erfahren, dass der für den Orden arbeitete. Vater hatte ihm versprochen, dass nichts geschehen würde, das war die Zeit gewesen, in der er sich dann mit Harry befasst hatte. In den Weihnachtsferien hatte Vater ihn dann in dem Anwesen versteckt, in das sie nun für wesentlich längere Zeit ziehen würden, so wie es aussah. Für verdammt lange. Wenn sie Pech hatten, bis Dumbledore tot wäre, doch das bezweifelte er. Harry hatte immer einen Weg aus beschissenen Situationen gefunden. Er würde auch nun einen finden. Ungläubig strich die Frau, die wirkte, als wäre sie kaum über zwanzig, ihre hellen Haarsträhnen hinter die Ohren, starrte das Papier in ihrer Hand in Grund und Boden, während sie vor sich hin zischte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! ‚Herrin, Ihr sssssssssssseid..unzsssssssufrieden...’ Mit einer Hand strich sie über den Kopf der bläulich glänzenden Schlange. Ein magisches Wesen, verstand sich. ‚Ja’, gab sie auf demselben Werg zurück. ‚Nein, ich glaube, ich bin ssssehr überrassssssssscht.’ ‚Ssssssssssssssschlechte Neuigkeiten?’ ‚Vielleicht....’ Sie ließ zu, dass ihre Gefährtin in der Einsamkeit sich an ihrem Arm hochschlängelte, sah nachdenklich auf die unscheinbare Eule, die die Nachricht überbracht hatte. Was nun? Sie wusste es, sie spürte es in allen Knochen: „Der Zeitpunkt, dein Unrecht zu rächen, ist also gekommen“, flüsterte sei zufrieden. Selbst wenn sie dafür eine mehr als schmerzliche Allianz eingehen musste. Sie wusste, es war ihre einzige Chance, zu rächen, was ihr und ihrer Familie angetan worden war. Rasch griff sie nach einem Stück Papier und einer feinen Phoenixfeder. Ich bin gewillt, mir das, was es noch zu erklären gibt, anzuhören, sowie ich darauf bestehe, die Erinnerungen anzusehen. Dann werde ich entscheiden, ob ich aus meinem Versteck komme. Ich werde zu deinem Anwesen kommen, schick einen Portschlüssel mit deiner Eule. Auch ich will Rache. Sogar, wenn dich dafür mit dir und dem zusammenarbeiten muss, an dessen Händen SEIN Blut klebt. Schick mir deine Antwort und den Schlüssel in drei Tagen, zwei Tage nach Ankunft des Schlüssels werde ich kommen. Sybilla Zufrieden nickte die Frau, blies noch einmal über die Tinte, um sie schneller trocknen zu lassen, bevor sei den kleinen Bogen einrollte und der Eule an den vorgestreckten Fuß band. Das würde noch verdammt interessant werden, das wusste sie. Der Krieg war vorbei, ihrer hatte soeben begonnen. Es wurde Zeit, die Waffen zu schärfen... Eine Stimme weckte Harry am nächsten Tag. Er zuckte nach oben. Hatte er verschlafen? War Onkel Vernon hier, um ihn zu bestrafen, weil das Frühstück nicht schon auf dem Tisch stand? „Ich... ich... es... tut mir leid...! Nicht...!“ „Ruhig!“ Alles, womit Lucius gerechnet hatte, damit nicht. Er blickte den Jungen an, sah die Desorientierung in den stechend grünen Augen. Der Junge wusste gar nicht, wo er war. „Beruhig dich. Es ist fünf Uhr morgens, du musst dich anziehen, damit ich die Kleidung deiner Größe anpassen kann, dann gibt es Frühstück und dann müssen wir los“, erklärte er ruhig. Er wollte Harry nicht anfassen, obwohl alles in ihm danach schrie, aber das hätte es nur noch schlimmer gemacht. „Oh...“, langsam wurde Harry wieder bewusst, wo er war. „Ja, Sir“, flüsterte er, tastete blind um sich, bis ihm einfiel, dass seine Brille nicht da war. Aber er spürte, wie ihm etwas in die Hand gedrückt wurde, erkannte, dass es Kleidung war. Feinere, als er sie je getragen hatte. „Aber...!“ „Zieh dich schon an“, gab Lucius ruhig zurück. „Ich weiß, dass sie nur gebraucht sind, aber hier kann ich dich schlecht irgendwo hin mitnehmen.“ „Die... sind doch... zu gut...“ „Unsinn, das sind Sachen, die Draco seit zwei Jahren zu klein sind. Los doch, zieh sie an.“ Diesmal folgte der Junge, zog sich zögernd sein Nachthemd aus und ersetzte es mit dem kurzärmligen Hemd, bevor er mühsam aus dem Bett kroch und auch die Hose, Socken und Schuhe anzog. Die Sachen fühlten sich fast unnatürlich auf seiner Haut an und sie saßen bei Weitem besser, als alles, was er zuvor besessen hatte. Er sah in die Richtung, in der er Lucius wusste: „Sie... passen“, murmelte er leise. „So ein Unsinn! Sie schlackern grausam. Du bist entschieden zu dürr, Harry“, gab der Blonde zurück, sprach einen schnellen Zauber aus, der die Kleidung der Größe des Jungen anpasste. „So, komm. Wir gehen jetzt zum Frühstücken. Ich werde dich an der Schulter anfassen, um dich zu führen. Nicht, dass du dir auf der Treppe noch die Beine brichst.“ Er streckte seine Hand aus, umfasste die knochige Schulter des Brünetten, der sofort zusammenzuckte, diesmal aber nicht zu schreien begann, auch, wenn er hastiger und flacher zu atmen begann. Harry zuckte automatisch unter der Berührung zusammen, doch er ließ sie zu. Er hatte überhaupt keine Wahl in der Sache, ließ sich gehorsam aus dem Zimmer führen, dass er seit er hier war, nicht verlassen hatte. „Vorsicht, da kommen Stufen.“ Nickend trat Harry die Stufen herab, er hatte den Eindruck, als würde der Weg gar kein Ende nehmen. Das Haus musste riesig sein. Aber dann erkannte er die Umrisse eines Tisches und zwei weitere Personen. „Oi, Harry! Wurde aber auch Zeit! Komm schon, Frühstück ist fertig“, grinste Draco und deutete auf den Stuhl zwischen ihm und Severus. Sie aßen nur im kleinen Salon am runden Tisch, wie immer, wenn nur Familie anwesend war. Allein der Raum war schon freundlicher als die riesige Esshalle, in der sonst gegessen wurde. Harry nickte und setzte sich, nicht, ohne den Abstand mal wieder falsch einzuschätzen und mit dem Zeh gegen den Tisch zu krachen. „Ich... es... tut mir leid“, flüsterte er, wohl wissend, dass wohl sämtliche Tassen nun übergeschwappt waren. Lucius zog die Augenbrauen hoch, meinte aber dann: „Das ist kein Weltuntergang. Setz dich und iss einfach. Draco, hast du alles gepackt?“ „Ja, natürlich Vater. Das war das Erste, was ich nach dem Essen gestern gemacht habe. Die Koffer stehen schon neben denen von Onkel Sev.“ Lucius nickte zufrieden. „Gut. Ich verspreche, wir gehen alle spätestens in einer Woche in die Riller’s Street und kaufen ein“, meinte er augenzwinkernd zu Draco. „Dann kannst du deinen Schokovorrat wieder aufstocken und außerdem werden wir Schulbücher organisieren. Severus hat zugestimmt, euch weiter zu unterrichten, ich werde ihm helfen. Und eventuell kommt in ein paar Tagen noch eine weitere Lehrerin.“ „Du hast ihr nicht wirklich geschrieben, oder?“, fragte Severus sehr ruhig. „Doch“, erwiderte Lucius lächelnd. „Natürlich habe ich das. Sie ist eine starke Verbündete.“ „Sie kann auch eine verdammt unangenehme Feindin sein, falls du diesen kleinen Punkt außer Acht gelassen hast.“ „Sie will Rache“, erwiderte Lucius ruhig. „Und zwar an Dumbledore. Niemand hat ihr zu Beginn geglaubt, nicht einmal wir. Ich denke, sie wird helfen.“ „Das bleibt abzuwarten.“ Sowohl Harry als auch Draco hatten dieses Gespräch verfolgt und keiner der beiden konnte sich einen Reim darauf machen. Harry schwieg, er hatte gelernt, dass das der weitaus gesündere Weg war, Draco hingegen fragte: “ Von was zum Henker redet ihr eigentlich?“ „Das wirst du noch früh genug erfahren, Draco“, gab Lucius ruhig zurück. „Ach ja, wir reisen nicht mit dem Feuer, da es zu riskant ist. Das kann man zurückverfolgen.“ „Wir teleportieren uns?“ „Ja.“ „Das merkt man auch. Schon vergessen? Unsere Zauberstäbe sind alle registriert!“ Der ältere Malfoy lachte leise, während Severus einfach nur die Augen verdrehte. beide zogen je zwei Zauberstäbe aus ihren Taschen, wovon sie je einen ins Feuer warfen: “ Das waren die Registrierten“, gab der langhaarige Blonde seinem Sohn zu wissen. Ach ja, und das ist deiner.“ Ein weiterer Stab flog ins Feuer. „Vater! Was...! Wie...!?“ Ein neuer Stab wurde ihm gereicht. Er war anders, ohne einen extra Griff und länger als sein alter. Er lag viel angenehmer in der Hand und sofort sprühten Funken daraus hervor. „Was...?“ „Das ist der Stab deines Urgroßvaters, Draco. Er ist nicht registriert. Damit kannst du weiterhin üben. Aber Dumbledore wird uns nicht finden.“ Er zog einen weiteren Stab hervor, der sich von allen anderen unterschied. Er war nicht aus Holz, soviel war klar. Er war milchig weiß und schimmerte wie Perlmutt, in ihn eingeschnitzt waren Efeuranken. „Harry, nimm ihn“, befahl er sanft. Mit zitternden Händen griff Harry danach. Es war schon fast unheimlich, wie gut der Stab in seiner Hand lag, wie warm und richtig er sich anfühlte. Er merkte noch nicht einmal, wie die Spitze einen kurzen, grünen Funkenregen ausstieß, um ihn als Träger zu akzeptieren. „Vater?“, fragte Draco verblüfft. „Ich habe ihn für eine deiner Geschichten gehalten“, kam es von Snape. „Was... ist das?“, fragte Harry kaum hörbar. „Das ist der Zauberstab von Anthara Taribeth Malfoy.“ „Die erste Veela in unserer Familie?“, fragte Draco erstaunt. „Ja. Der Stab ist über siebenhundert Jahre alt.“ „Ich... kann ihn nicht... nehmen“, flüsterte Harry, wobei Tränen aus seinen Augen liefen. „So ein Unsinn! Dieser Stab hat seit siebenhundert Jahren auf niemanden mehr reagiert, du bist der Erste. Er ist definitiv für dich. Wir haben eine Tradition in dieser Familie, die Stäbe nicht mit den Leichen zu verbrennen, sondern aufzubewahren. Jeder gibt ihn weiter. Als Baby bekommen wir Stäbe in die Wiege gelegt und der, nach dem wir greifen ist der, der uns bestimmt ist. Draco hat diesen gewählt und dieser Stab hat dich gewählt, da er reagiert. Mein eigener Stab“, er hielt den hellen Holzstab hoch: „Ist der eines entfernten Verwandten.“ „Onkel Sev, woher hast du deinen?“ Severus sah zu den Jungen auf und lachte humorlos auf: „Er lag vor meinen Füßen, Draco. Im ersten Krieg. Er gehörte jemandem, der gefallen war, womit sich die Registrierung von selbst löscht. Als ich ihn hochgehoben habe, hat er reagiert.“ Er hob seinen Stab auf, der so schwarz wirkte, wie Obsidian, doch er hatte helle Punkte darin. „Er ist alt“, gab Lucius ruhig zurück. „Zauberstäbe aus Edelsteinen sind seit über drei Jahrhunderten verboten.“ Snape zuckte nur mit den Schultern: „Er erfüllt seinen Zweck.“ Damit ließ er den Stab wieder verschwinden, er schien regelrecht mit der schwarzen Kleidung zu verschmelzen Seine Augen lagen immer noch auf dem Stab, den Harry in der Hand hielt. „Cool“, lachte Draco unterdessen, während er seinen neuen Stab verstaute. Harry lächelte schüchtern und packte schließlich auch seinen weg, bevor er nach der dampfenden Tasse vor sich griff und daran nippte. Auch die anderen begannen mit dem Frühstück, als eine einfache Eule herein flatterte und Lucius das Bein entgegen streckte. Dieser entfaltete die Nachricht, las sie und gab sie an Snape weiter: „Der Punkt geht an mich.“ Harry hingegen starrte auf die Eule, musste wieder an Hedwig denken. Ein Schauern überlief seinen Körper, er hatte alle Mühe, die Tränen zurückzuhalten. „Das mag sein. Was dabei raus kommt, wissen wir trotzdem erst in fünf Tagen. Ich werde einen Portschlüssel anfertigen.“ Lucius nickte: „Sehr gut. Die Sache kommt ins Rollen.“ Zufrieden mit sich selbst griff er nach einem der Sandwiches. Draco sah von seiner Schokolade auf. Er hasste es, wenn er nicht wusste, was gespielt wurde! Und sein Vater schien noch mit Fleiß so geheimnisvoll zu tun, nur um ihn zu ärgern! Er sah zu Harry, merkte, wie der mit sich kämpfte: „He, alles in Ordnung?", fragte er leise, doch nicht leise genug. Die anderen beiden sahen auch auf. „Harry?“, fragte Lucius leise. Snape zog nur eine Augenbraue hoch und kämpfte gegen das dringende Bedürfnis an, den Jungen einfach an sich zu drücken. Seine Hand ballte sich zur Faust, doch er zwang sich, sie wieder zu entspannen und umschloss stattdessen seine Teetasse mit beiden Händen. Der schüttelte nur den Kopf, sah der Eule hinterher. „Sie ist tot, oder?“ fragte er tonlos. „Wer?“ „Hedwig...?“ „Draco?“, fragte Lucius irritiert. „Seine Eule“, gab der Angesprochene zurück. „Er hat ziemlich an dem Flusenfänger gehangen“, gab er noch hinzu. Wobei das untertrieben war. Harry hatte sich teilweise sogar nachts in die Eulerei in Hogwarts geschlichen, da das Tier ihn beruhigt zu haben schien. Harry bekam dieses Gespräch kaum mit, er dachte nur an seine Schneeeule. Lucius ballte seine Hände, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema: „Iss was, Harry. Wir müssen gleich los. Ich warte nur noch... oh, da ist sie ja.“ Eine weitere Eule flatterte in sein Haus und streckte ihm den Fuß entgegen, um ihm zu ermöglichen, den Brief mit dem Wachssiegel abzunehmen. Kurz überflog er den Inhalt, bevor er zufrieden grinsend den Rest seines Sandwiches in den Mund schob. „Die Formalitäten sind erledigt“, gab er Snape zu wissen. Der nickte, ohne sich seine Erleichterung anmerken zu lassen und stellte die nun leere Tasse ab: „Also?“, fragte er. „Alle fertig?“ Draco nickte und wischte sich die Krümel vom Mund. Harry nickte ebenfalls, er war froh, dass scheinbar keiner der Anderen gemerkt hatte, dass er nicht einen Bissen herunterbekommen hatte. „Draco, ich teleportiere dich mit, Severus?“ „Po... Harry, komm hierher“, ordnete der Tränkemeister nur an, während er die Gepäckstücke so weit schrumpfte, dass sie bequem in seine Umhangtasche passten. Harry nickte, ging langsam auf Snape zu, der ihm einen Arm um die Schulter legte. Er konnte gar nicht anders. Es war ein unheimliches Gefühl von Sicherheit, dass ihn übermannte. Am liebsten hätte er sich fester an den Älteren gedrückt, doch er wusste, das wäre eine schlechte Idee gewesen. Ein kurzes Ziehen schoss durch seinen Körper, dann standen sie wieder in einer Halle und der Arm, der ihn gehalten hatte, verschwand zu seiner Enttäuschung. „Draco, du hast dasselbe Zimmer, wie letztes Mal. Meins ist das daneben. Das gegenüber ist Harrys, führ ihn hoch, die Hauselfen bringen nachher das Gepäck. „Ja, Vater.“ „Was??!“ Die Auroren nickte nur langsam. „Das... KANN DOCH WOHL NICHT SEIN!!“ „Doch. Es tut uns leid, das sagen zu müssen.“ „Seid ihr nicht mal in der Lage, einen Jungen ohne Zauberstab zu bändigen??!“ „Wir..:!“ „Ich will keine Entschuldigungen, ich will Ergebnisse! Sofort!“ Albus Dumbledore beobachtete die jungen Auroren, als sie den Raum verließen, bevor er sich ärgerlich in seinem Stuhl zurücklehnte. Was zum Henker sollte das? Mussten all seine Pläne gerade JETZT außer Kontrolle geraten? Dummer, kleiner Bankert! Dumme, kleine Ratte! Das war das Allerletzte, was er gerade gebrauchen konnte! Zu Nichts waren diese Muggels in der Lage aber auch zu gar nichts! Albus atmete tief durch, griff nach einem Stück Papier, beschrieb es und übergab es Fawkes: „Bring es zu Arthur Weasley“, befahl er knapp. Erst als der Phoenix weg war, atmete Albus durch. Er hatte das so sorgfältig geplant, seine Kräfte versteckt, seine Resourcen erschöpft und nun wollte ein nicht mehr brauchbares Werkzeug ihm einen Strich durch die Rechnung machen? Da hatte er aber auch noch was zu sagen! Nun – vielleicht wurde es Zeit für eine Sonderausgabe einer Zauberzeitung... Mit einem eisigen Grinsen, das nichts von einem freundlichen, alten Mann an sich hatte, warf Albus etwas Pulver in sein Feuer... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)