E Nomine Patres Et Filii Et Spiritu Sancti von DoesNotAccept (Pater Noster) ================================================================================ Kapitel 2: sanctificetur nomen tuum ----------------------------------- sanctificetur nomen tuum Geheiligt werde dein Name Hallowed be Thy name. Es hatte wieder geregnet. Genauso wie es seit seiner Abreise fast jeden Tag geregnet hatte. Als würde der Himmel darüber trauern, dass er seinen angestammten Platz verließ um das zu suchen, was ihn mehr als alles andere in der Welt bedeutete. Er erinnert sich noch, wie er vor vier Monaten in Everett angekommen war. Als er sich auf die Suche nach dieser einen Person begeben hatte, hatte er feststellen müssen, dass diese sich kein Ding geändert hatte. Er war in schallendes Gelächter ausgebrochen und hatte sich schon am nächsten Tag landeinwärts aufgemacht. Der Himmel war ihm treu geblieben und hatte mehr Tränen geweint als er in den letzten drei Jahren in seiner Heimat in Spanien gesehen hatte. Dann war er da: Granite Falls. Es dauerte ungefähr zwei Stunde, bis er einen Salon gefunden hatte, den diese Person auch ‚häufiger’ aufzusuchen schien. Er nahm sich ein Zimmer und zahlte dem Besitzer noch ein paar Dollar extra, damit dieser die Klappe hielt, seine Ankunft betreffend. Dann erkundete er das kleine Städtchen. Es war gemütlich, auch wenn man selbst hier im Norden das Nahen des Krieges und die damit verbundene Angst und Anspannung spüren konnte. Er fand eine Kirche und betrat sie ohne Scheu, denn in diesem heiligen Gebäude befand er sich auf vertrautem Boden. Ein kahlköpfiger Mönch bemerkte ihn und kam auf ihn zu. „Gott segne dich mein Sohn.“ Er machte ein Kreuz vor dem jungen Mann. „Sei willkommen in seinen heiligen Hallen.“ Er nickte und eine blonde Strähne viel ihm ins Gesicht, während er sich umsah. „Habt dank, Bruder. Ich bin froh wieder unter seinen Augen wandeln zu dürfen.“ Der Mönch nickte und zog sich zurück, als er ihm bedeutete, dass er allein beten wollte. Aus seiner Manteltasche fischte er einen abgegriffenen Rosenkranz aus Marmorperlen und setzte sich vor eine schlechte Kopie eines Gemäldes der Maria Magdalena. „Vergib mir, denn ich bin auf dem Weg zu sündigen, so wie es dir vorgeworfen wurde.“ Danach betete er acht Perlen des Rosenkranzes. Den Mönch nahm er überdeutlich wahr und war auf der Hut, vor allem, was durch die Tür kommen konnte. Seine einzige Sicherheit war ein neunschüssiger LeMat-Revolver. Und das war seiner Meinung nach nicht genug. Na ja… Bevor er ging warf er noch etwas Kleingeld in die Spendentrommel. Sofort stand – wie erwartet – der Mönch neben ihm und dankte ihm überschwänglich. „Sagt Bruder, wisst Ihr etwas über einen Mann, der hier ab und zu vorbei kommt? Er hat dunkle Haare und verkauft soweit ich weiß Felle. Er ist ein Einzelgänger, nicht sehr gesprächig.“ Der ältere Mann ihm gegenüber überlegte einen Moment und nickte dann. „Ja, ich glaube, ich weiß von wem Ihr sprecht. Der Mann, den Ihr such, ist Trapper und zur Zeit in den Wäldern um diese Stadt unterwegs. Er kommt regelmäßig her zum beten, wenn er da ist. Er ist ein frommes Lamm meiner bescheidenen Herde. Doch seine meiste Zeit verbringt er auf dem Markt und im Salon.“ Blaue Augen blitzen überrascht. Er geht freiwillig in die Kirche? Doch äußerlich lies sich der junge Mann nichts anmerken. „Wisst Ihr noch etwas, Bruder?“ „Nun leider muss ich sagen, dass er sich häufig prügelt und duelliert. Aber bis jetzt scheint er immer gewonnen zu haben.“ Jetzt zeigte der blonde Mann doch seine Überraschung. „Er duelliert sich? Gibt es hier denn gute Schwertkämpfer?“ „Schwerter?“, der Mönch sah ihn verständnislos an. „Nein, ich habe hier noch niemanden mit Schwertern gesehen. Hier duelliert man sich nur mit Revolvern.“ Seine Nase kribbelte. Sprachen sie hier wirklich über denselben Mann? „Könnt Ihr mir den Namen des Trappers sagen? Vielleicht sprechen wir von verschiedenen Menschen?“ Der Mönch zögerte und ein paar zusätzliche Münzen wanderten über eine behandschuhte Hand in die Spendentrommel. Die alten Augen glitzerten. „Ja, vielleicht wäre es gut den Namen zu wissen, sonst reden wir aneinander vorbei nicht wahr? Er nennt sich Rona… ein seltsamer Name, findet Ihr nicht? Er…“ Der Mönch wollte weiterreden, doch er stoppte ihn. Rona…!? Warum dieser Name? „Ich danke Euch, Bruder. Ihr habt einem Bruder des Ordens sehr geholfen. Gott wird seine Blicke weiterhin mit Milde auf Euch richten.“ Plötzlich stand Angst in den Augen des Mönches. „…des Ordens? Mein Herr, warum habt Ihr euch nicht zu erkennen gegeben?“ Ein eisiges Grinsen kroch über die jugendlichen Lippen und verschwand gleich darauf wieder. „Weil ich inkognito reise und eigentlich unerkannt bleiben möchte, doch es kann sein dass ich Eure Hilfe noch brauche, deshalb habe ich mich entschlossen, Euch zu sagen, wer ich bin. Versteht Ihr, Bruder?“ Der Mönch nickte eifrig, große Furch in seinen Augen. „Mein Auftrag ist wichtig, also beschwöre ich bei Gott, dem Allmächtigen, dass Ihr schweigen werdet über mich!“ Wieder nickte der kahle Kopf auf und ab und der alte Mann zitterte am ganzen Körper. Er hatte Angst. Angehörige des Ordens waren auf der ganzen bekannten und unbekannten Welt in geheimen Aufträgen unterwegs. Es hieß, dass sie ihre Anordnungen vom Heiligen Vater persönlich erhielten. Und für deren Erfüllung alles taten, was notwendig war. Schließlich war ihnen jede Sünde schon vorher vergeben worden. Der Mönch musterte sein Gegenüber. Ein junger Mann Anfang zwanzig vielleicht, gekleidet wie ein etwas vornehmerer Kaufmann oder Lehrer. Blonde Haare umwalten das fein geschnittene Gesicht und überdeckten eines der blauen Augen, was das ganze mit einem Hauch von etwas geheimen, mystischen umgab. Er war sicher ein Liebling in seinem Kloster gewesen. In den Augen blitzte – wie der Mönch annahm – gläubiger Eifer. Der junge Mann nickte ihm zu und verschwand Richtung Ausgang, nicht ohne eine letzte Münze aufblitzen zu lassen, geprägt mit dem Siegel des Heiligen Vaters, bevor sie in der Spendentrommel verschwand. Dann war die Tür zu und der Mönch setzte sich auf eine der harten Holzbänke. „Oh Gott, was hat mein armes Lamm bloß verbrochen?“ Doch in Gedanken ging er schon die Vorbereitungen für die heimliche Beerdigung durch. Denn es bestand kein Zweifel daran, das Rona sterben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)