Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 7: Disput ----------------- „Also ich verliere hier langsam völlig den Überblick“, meint Inu Yasha kopfschüttelnd, „Norden, Osten, Westen... wie soll man da denn noch durchsteigen?“ Miroku versucht inzwischen noch einmal auf das vorige Thema zurückzukommen. „Also sieht es wohl so aus, dass dich jetzt die Hundeyoukai aus dem Norden und aus dem Osten jagen, seh ich das richtig?“, wendet er sich an Tenmaru. „Ist das der Grund weshalb du in den Westen gekommen bist?“, setzt Sango nach. Tenmaru senkt den Blick. „Aber ich denke, Sesshomaru hat erlaubt, dass dich die beiden Krieger töten“, fragt nun Shippo neugierig, „Da ist es hier doch auch nicht viel sicherer, oder?“ „Shippo hat recht“, meint auch Sango, „Nachdem er ihnen erlaubt hat, dich zu töten, bedeutet das wohl, dass du hier nicht gern gesehen bist.“ Tenmaru beißt die Zähne aufeinander: „Ein Streuner ist nirgendwo gerne gesehen!“ „Vielleicht ist es trotzdem besser wenn du irgendwo anders nach einem Versteck vor deinen Verfolgern suchst. Glaub mir, mit Sesshomaru legt man sich nicht leichtfertig an.“ Für einen kurzen Sekundenbruchteil flackert ein schmerzhafter Glanz über die violetten Augen des Youkai. Dann sagt er leise: „Es gibt aber nichts wo ich sonst hingehen könnte.“ Betroffene Stille liegt über der Lichtung, doch dann ergreift Inu Yasha das Wort: „Jetzt macht doch nicht so einen Aufstand! Warum soll er nicht hier bleiben? Sesshomaru versucht mich schon seit Jahren zu töten und bisher hat er das auch nicht geschafft. Der Kerl sagt viel wenn der Tag lang ist. Er will dich tot sehen, ist aber zu faul es selber zu tun. Er lässt lieber andere die Drecksarbeit machen. Das ist ganz schön schwach von ihm. Um den würd ich mich gar nicht so groß kümmern! Geh ihm einfach aus dem Weg, dann lässt er dich schon in Ruhe. Mach ich auch schon seit Jahren so.“ „So einfach ist das nicht, Inu Yasha-sama“, bemerkt plötzlich eine piepsende Stimme neben dem Hanyou. „Was willst du denn, Myoga?“, meint Inu Yasha abfällig. „Ihr seid in einer ganz anderen Position als Tenmaru. Dies ist eure Heimat. Ihr seid ein Sohn des großen Daiyoukais Inu Taisho. Ihr habt sein Blut, wie Ihr wisst. Auch wenn Ihr eurem Bruder ein Dorn im Auge seid, denke ich, dass er Euch immer wieder davonkommen läst, weil Ihr durch die offizielle Anerkennung eures Vaters die Existenzberechtigung besitzt und Sesshomaru weiß das, auch wenn er es nie zugeben würde.“ „Du behauptest also, er lässt mich immer absichtlich am Leben?“, ereifert Inu Yasha sich, „Vergiss das mal gleich wieder! Der Kerl legt es wirklich drauf an, mich ins Jenseits zu befördern. Zum Glück ist er ein nicht halb so guter Kämpfer wie er gerne wäre. Der ist mir doch nicht gewachsen! Ich habe meine Existenzberechtigung, verlass dich drauf! Da brauch ich seine Erlaubnis doch nicht, pah!“ Beleidigt verschränkt Inu Yasha die Arme. „Bei einem Streuner ist das allerdings anders“, fährt Myoga fort, „Er hat keinen Rang, keine Zugehörigkeit, keine Heimat und keine Rechte. In den Augen eines Youkais ist er vollkommen wertlos und ein permanentes Ärgernis. Er wird allenfalls geduldet und höchstwahrscheinlich getötet sobald er sich bei einem der Clans blicken lässt. Bei Tenmaru kommt noch hinzu, dass sein Rudel für den Tod eines hohen Youkaifürsten verantwortlich ist. Dadurch ist das empfindliche Gleichgewicht der Machtverhältnisse der Clans aus der Balance gebracht worden und hat nun für Aufruhr gesorgt. Als Fürst des Westens, kann Sesshomaru das nicht unbeachtet lassen. „Auch wenn er Euch ignoriert, Inu Yasha-sama, wird er den Unruhestiftern, sicher mehr Aufmerksamkeit widmen. Wahrscheinlich hat er deshalb den beiden erlaubt ihn zu töten. Bestimmt wird er nun sehr ungehalten sein, wenn er erfährt, dass Ihr Euch eingemischt habt. Ich glaube nicht, dass er so einfach darüber hinwegsehen wird.“ „Ganz recht!“, eine kalte Stimme lässt sämtliche Köpfe herumfahren. Am Rand der Lichtung steht der hochgewachsene Youkaifürst des Westens und funkelt der Gruppe mit zornigem Blick entgegen. Inu Yasha geht sofort in Verteidigungsstellung. „Sesshomaru! Was hast du hier zu suchen?“ Doch der weißhaarige Youkai entblößt seine scharfen Reißzähne und starrt seinen Bruder nur grimmig an. „Ich sollte dich auf der Stelle töten!“, grollt er. „Hey, Moment!“, wehrt Inu Yasha patzig ab, während er sein Schwert zieht, „ Solltest du nicht eher so was sagen wie: „Das selbe könnt ich dich auch fragen“ und mich ein bisschen beleidigen und so?“ „Elendes Halbblut!“, Sesshomarus Stimme hat Grabeskälte. Dann kommt er langsam auf sie zu. Sofort nehmen auch alle anderen eine Verteidigungshaltung ein. Doch der Youkaiprinz wirft nur einen ernsten Blick in die Runde und dann wendet er sich schließlich wieder an Inu Yasha. „Was hast du getan!“, verlangt er betont beherrscht zu wissen. „Was wohl“, erwidert Inu Yasha herausfordernd, „Ich hab diesen Fettwanst fachgerecht erledigt. Was dagegen?“ Für einen langen Moment scheint der Youkai um seine Fassung zu ringen doch schließlich zischt er: „Und der andere? Ist er entkommen?“ Etwas verwundert schauen sich die anderen an, doch dann meint Inu Yasha: „Ja, als er merkte, dass er in der Unterzahl ist, hat er sich aus dem Staub gemacht, der Feigling. Wollte heim und petzen gehen.“ Der Blick des Youkai verhärtet sich. „Und hast du ihm gesagt wer du bist?“ Skeptisch schaut Inu Yasha seinen Bruder an. „Was ist denn das für eine blöde Frage? Klar hab ich das. Was macht das denn für einen Unterschied?“ Sesshomaru beißt hart die Kiefer aufeinander. Dann schließt er kurz die Augen und atmet einmal vernehmlich aus. Dann hebt er wieder den Blick und seine goldfunkelnden Augen durchbohren den Halbdämon mit einem tödlichen Blick. „Du bist wirklich zu absolut nichts zu gebrauchen! Ich sollte dir gleich hier und jetzt das Herz herausreißen... aber leider sind mir durch deine eigene Blödheit... die Hände gebunden“ Die gesamte Gruppe ist angespannt; hier liegen düstere Schwingungen in der Luft. Ein nahender Kampf ist praktisch zu riechen. Doch Inu Yasha hat erst mal nur Ohren für die Beleidigung: „Blödheit, schon klar! Ich sagte ja, dass bei dir eine Beleidigung nie lange auf sich warten lässt. Wenn du wirklich glaubst, dass ich einem Heimatlosen, der gegen zwei übermächtige Gegner kämpft, die du ihm auf den Hals gehetzt hast, nicht beistehe, dann kennst du mich aber schlecht!“ Doch nun bekommen Sesshomarus Augen einen gefährlich roten Schimmer und seine Reißzähne entblößen sich. Sein Körper ist eine einzige Anspannung. Der Youkaiprinz ist eindeutig wütend. „Du kapierst absolut gar nichts!“, grollt Sesshomaru, „Aber das war mir schon klar bei einem einfältigen Narren wie dir! Du hast offenbar nicht den kleinsten Schimmer was du angerichtet hast.“ Zornig springt er auf seinen Bruder zu; die klauenbewehrte Hand zum Schlag erhoben. Doch Inu Yasha sieht ihn kommen. Rasch streckt er ihm des leuchtende Tessaiga entgegen. Alle anderen stieben zur Seite um aus dem Kampfbereich zu gelangen. Um Sesshomarus Hand bildet sich ein grüner Schimmer und Augenblicke später ringelt sich eine Energiepeitsche um seine Hand. „Was soll ich schon angerichtet haben?“, meint Inu Yasha grimmig, als er die herabsausende Peitsche mit dem Schwertblatt pariert, „Ich hab dir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wenn ich jemandem helfen kann, den du tot sehen willst, dann ist mir das schon Grund genug mich einzumischen.“ „Ich wusste, dass du es nicht kapierst!“, funkelt Sesshomaru und dann wickelt sich seine Peitsche mit einem geschickten Hieb um Inu Yashas Hals und zieht ihn zu sich heran. Mit aller Kraft hält Inu Yasha dagegen, doch trotz aller Entschlossenheit kommt er seinem Bruder immer näher. Verbissen bemüht er sich, sich von der unangenehmen Fessel zu befreien. Doch der kräftige Arm seines Bruder zieht ihn unablässig näher. „Immer geht es nur um dich“, knurrt Sesshomaru, „Du denkst niemals nach wenn du etwas tust. Dir fehlt jegliche Weitsicht und Reife. Du bist erbärmlich! Und du machst nichts als Schwierigkeiten. Du bist eine solche Plage!“ Mit einem Ruck befördert er den Hanyou bäuchlings auf den Boden. „Das kann ich gerne zurückgeben!“, quetscht Inu Yasha hervor während er böse zu seinem Bruder hinauffunkelt. Währenddessen haben die anderen die Auseinandersetzung mit großer Besorgnis beobachtet, aber nicht gewagt sich einzumischen. Tenmaru ist verwirrt. Die beiden Fürstensöhne streiten sich. Mehr noch, sie scheinen sich wirklich zu hassen. Dieser Kampf zwischen ihnen ist offenbar nicht der erste. Aber warum hegen sie eine solche Abneigung gegeneinander? Vermutlich weil Inu Yasha nur ein Halbdämon ist. Offenbar ist der Hanyou aus den bisherigen Zweikämpfen immer als Sieger hervorgegangen, doch im Augenblick sieht es nicht gerade gut für ihn aus. Sogar seine Freunde wagen nicht einzugreifen. Natürlich, es sind ja nur Menschen. Fürst Sesshomaru ist wirklich unglaublich stark. Er spürt es mit jeder Faser seines Körpers. Er trägt den Titel Daiyoukai wahrlich zurecht. Warum sollte er dann Interesse an einem Streuner haben, der in seine Dienste treten will? Welchen Dienst könnte er ihm schon erweisen? Mit diesem Hanyou wird er auch alleine klar kommen. Andererseits war es Inu Yasha der ihm gegen die beiden Krieger aus dem Osten beigestanden hat. Wenn er ihm nicht zur Hilfe gekommen wäre, hätten die beiden ihn bestimmt überwältigt. Er verdankt dem Halbdämon sein Leben. Und nun fordert er sogar seinen älteren Bruder heraus, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Wieder tritt er für ihn ein. Er versteht das nicht. Wieso tut er das? Warum riskiert er sein Leben für einen niederrangigen Youkai? Was gibt ihm das Recht, die Entscheidung seines Bruders in Frage zu stellen? Dann urplötzlich kommt ihm die Erkenntnis. Inu Yasha ist ebenfalls ein Sohn des mächtigen Fürsten Inu Taisho! Er wurde offiziell von ihm anerkannt. Damit steht ihm das Recht zu, ebenfalls über das Land zu herrschen, wenn er Sesshomaru besiegen kann. Er kann Sesshomarus Entscheidungen in Frage stellen, denn er hat beinah den gleichen Rang wie er. Einzig die Tatsache, dass Sesshomaru der Ältere ist, erhebt ihn über seinen Bruder. Doch Inu Yasha scheint sich dessen gar nicht bewusst zu sein. Offenbar legt er auch gar keinen Wert auf seinen Rang. Aber dennoch hat er den Rang eines Fürsten inne und Sesshomaru weiß das. Und damit wissen es auch die anderen Fürsten. Augenblicklich fliegen Tenmarus Augen auf. Aber wenn das stimmt, dann hat Sesshomaru völlig recht, Inu Yasha hat keine Ahnung was er angerichtet hat als er mir zur Hilfe eilte. Inzwischen hat Sesshomaru seinen Bruder bis zu sich herangezogen und den Fuß auf seinen Schwertarm gesetzt. Noch immer ist die Energiepeitsche um seinen Hals gewickelt. Inzwischen hat sich seine Mine ein wenig beruhigt. Mit steinerner Fassade blickt er auf seinen Bruder hinab der noch immer eifrig bemüht ist, sich aus der Fessel seines Bruders zu befreien. „Wenn du wüsstest wie jämmerlich du aussiehst“, meint Sesshomaru in seinem gewohnt herablassenden Tonfall. Inu Yasha knirscht mit den Zähnen. Doch der weißhaarige Youkai fährt schon fort: „Eigentlich müsste ich dich jetzt auf der Stelle töten. Doch das würde mehr Schaden als Nutzen bringen.“ „Kannst du mir mal verraten wovon du da laberst?“, grollt Inu Yasha nach oben. Sesshomarus Tritt auf sein Handgelenk wird härter. Inu Yasha beißt die Zähne zusammen. „Du hast dich in Sachen eingemischt, die dich nicht das Geringste angehen“, erklärt der Youkai ruhig, jedoch nicht ohne eine gewisse Gereiztheit in der Stimme. „Ich versteh gar nichts von deinem zusammenhanglosen Geschwafel“, brummt Inu Yasha, „Drück dich doch mal klar aus!“ Als Antwort tritt Sesshomaru noch einmal schmerzhaft auf Inu Yashas Arm und dann lässt er ihn los. Ein wenig irritiert rappelt sich Inu Yasha wieder auf und reibt sich den schmerzenden Hals. Hochaufgerichtet steht der Youkaiprinz da. Er wirft einen kühlen Blick in die Runde dann sagt er: „Du kapierst es doch ohnehin nicht, wenn ich es dir erkläre.“ „Versuch’s doch!“, meint Inu Yasha trotzig. Die Blicke der beiden Brüder tragen einen stillen Kampf aus, doch schließlich sagt Sesshomaru ohne den Blick abzuwenden: „Ich habe den beiden Higashi-aitsu gestattet ihre Jagd auf den Streuner in meinem Revier fortzusetzen. Dass du dich eingemischt hast, untergräbt meine Autorität.“ Inu Yasha hebt die Brauen und ein Grinsen überzieht sein Gesicht: „Ist das alles? Du bist angepisst weil ich dein Ruf bekleckert habe? Na, da hab ich das doch gleich noch mal so gerne getan!“ Doch Sesshomaru verzieht keine Miene. „Ich wusste du würdest es nicht begreifen. Das ist lange noch nicht alles.“ „Ach ja, was denn sonst noch?“, will Inu Yasha wissen, „Ich bin echt gespannt.“ Sesshomaru atmet einmal tief durch. Aber dann beschließt er sich doch zu einer Erklärung herabzulassen. Es wird nötig sein, dass sein Bruder versteht, was er zu verantworten hat. „Falls dir das nicht klar sein sollte, seid dem Tod unseres Vaters bin ich der Herrscher über den Westen. Und wenn es mich auch krank macht, du bist ebenfalls von herrschaftlicher Abstammung, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht. Jedes Fehlverhalten deinerseits fällt auf mich zurück, gerade weil du einen so hohen Rang hast. „Ich habe den beiden nicht ohne Grund gestattet, diesen wertlosen Wurm zu erledigen“, dabei wirft er einen flüchtigen, eiskalten Blick auf Tenmaru, „Wenn du das verhinderst, sieht das für die anderen Fürsten so aus, als könnte ich meine eigenen Beschlüsse nicht durchsetzen. Es lässt mich schwach dastehen!“ „Na und, mir doch egal!“, ruft Inu Yasha aufgebracht, „Glaubst du es interessiert mich auch nur einen feuchten Kehricht, was die anderen Fürsten von dir denken? Im Gegenteil, es ist mir sogar ganz recht, dass dein ach so schillernder Ruf mal ein paar Flecken bekommen hat. Ich finde das war schon lange mal fällig!“ Selbstzufrieden lehnt er Tessaigas Spitze auf den Boden. Doch nun legt sich ein solch grimmiger Zug um Sesshomarus Mund, dass Inu Yasha doch etwas unsicher wird. Ein eigenartiges Prickeln läuft ihm über den Rücken. Aus den Augen seines Bruders sprüht unverhehlter Hass. Es dauert ein wenig, bis die Anspannung in den Schultern des Youkais soweit nachgelassen hat, dass er wieder sprechen kann. „Du denkst immer nur an dich. Ich habe besseres zu tun, als mir Gedanken darüber zu machen, was du von mir hältst“, sagt er, „Aber mir kann nicht egal sein, was die anderen Fürsten von mir denken, und dir sollte das auch nicht egal sein. Als Fürst dieses Landes trage ich eine Verantwortung, die du niemals verstehen wirst. Du hast keinen Respekt, vor niemanden, und du hast keine Würde. Du bist eine wahre Schande für jeden Tropfen Dämonenblut der durch deine Adern fließt! Wenn die Fürsten der anderen Clans mich für schwach halten, werden sie versuchen den Westen herauszufordern. Besonders jetzt, da der Norden ohnehin eine neue Fürstin hat, könnte das leicht passieren. Und das würde bedeuten es gibt Krieg! Aber dir ist das natürlich egal. Soweit denkst du nämlich nie. Du besitzt kein Gefühl für Ehre und Verantwortung. Du bist wie ein Kind. Schlimmer noch, du bist ein Kind, das glaubt es wäre erwachsen. Das liegt nur an diesem scheußlichen Menschenblut in deinen Venen. Ich werde nie verstehen, was unser Vater in dir gesehen hat. Du bist die fleischgewordene Enttäuschung all dessen, wofür er so hart gekämpft hat. Aber trotz allem bist du ein Fürstensohn und du kannst dir einfach nicht erlauben, dich gegenüber der anderen Clans, dessen unziemlich zu verhalten, und ich kann es dir auch nicht erlauben!“ Hier endet Sesshomaru seinen heftigen Tadel. Die Umstehenden sind wie erstarrt. Nie zuvor haben sie den stolzen Youkai so redselig erlebt und vor allem nie zuvor mit solch plausiblen Argumenten. Zum ersten Mal können sie seinen Hass auf Inu Yasha ein wenig nachvollziehen. Offenbar steckt mehr hinter der ganzen Sache als sie bisher angenommen haben. Inu Yasha selbst ist wie vor den Kopf geschlagen. So sehr er seinen Bruder auch hasst, in einem Winkel seines Gehirns macht sich eine Spur von zunehmendem Verständnis breit. Wenn es ihn auch schmerzt das zuzugeben, die Worte seines Bruders machen Sinn. Vieles von dem grad gehörten, war ihm tatsächlich nicht bewusst. Sesshomaru hat ihn niemals als Bruder angesehen, deshalb hat es ihn auch nicht weiter interessiert zu welcher Familie er eigentlich gehört. Er hat immer nur zu hören bekommen, wie erbärmlich und unnütz er ist. Niemand wollte ihn haben. Überall wurde er verjagt, sei es wegen seines Dämonenblutes oder auch wegen seines Menschenblutes. Nie hat er wirklich irgendwo hingehört, doch Sesshomaru hat recht, das Blut von Inu Taisho fließt in seinen Adern. Es war ihm nur nie bewusst, in welchen Rang ihn diese Tatsache erhebt. Doch kann das eine solch wichtige Rolle spielen für die anderen Clans? Schließlich hebt er den Kopf. „Aber was hat das Ganze mit mir zu tun? Ich bin doch eh nur ein Hanyou. Die anderen Clans werden mich wohl kaum für wichtig halten. Du tust es doch auch nicht. Außerdem versteh ich dich nicht. Erst erlaubst du den beiden, Tenmaru zu töten und dann bist du hinterher sauer, dass mir einer entkommen ist. Erst bist du sauer, dass ich mich einmische und dann darüber, dass ich sie nicht töte. Du weißt auch nicht was du willst.“ „Bist du so dumm, oder tust du nur so?“, fragt Sesshomaru abfällig, „Wenn du schon mit diesen beiden Idioten kämpfst, solltest du auch dafür sorgen, dass sie niemanden mehr erzählen können was passiert ist. So kann dieser Higashi-aitsu zu seinem Fürsten zurückkehren und darüber berichten, dass der Fürst des Westens ihnen gestattet hat, ihre Beute zu jagen, und dessen Bruder kurz darauf diese Erlaubnis zurückgenommen hat. Nun wird er denken, ich wollte ihn hintergehen und seine Krieger in Sicherheit wiegen, um ihm dann anschließend meinen Bruder auf den Hals zu hetzen. Er wird das ganz sicher als Verrat ansehen und das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen unseren Reichen wird noch weiter gereizt. Und das ist nur deine Schuld!“ Nun wird Inu Yasha doch ärgerlich: „Wieso meine Schuld? Warum hast du den beiden überhaupt erst erlaubt, Tenmaru zu töten. Wenn ich mich nicht irre, sind sie einfach ohne zu fragen hergekommen. Eigentlich hat doch dieser Typ vom Ostclan Schuld. Warum hast du die beiden nicht gleich selbst getötet?“ Sesshomaru hebt ein wenig das Kinn. „Ich habe keine Lust, mich mit dir über Politik zu unterhalten. Aber Tatsache ist, dass du an dem ganzen Schlamassel schuld bist, deshalb wirst du auch deinen Teil dazu beitragen, um das wieder zu bereinigen.“ „Ich?“, ruft Inu Yasha verwundert aus. „Ja, du!“, der Blick des Youkais ist hart. „Glaub mir, eigentlich hast du für diese Aktion den Tod verdient. Nichts würde mich im Moment glücklicher machen, als dir die Kehle rauszureißen, aber... es käme einem Armutszeugnis den anderen Clans gegenüber gleich. Es würde bedeuten, ich bin nicht in der Lage, meine Beschlüsse durchzusetzen. Dein Tod wäre nicht Beweis genug dafür, dass du nicht auf meinen Befehl hin gehandelt hast. Wie man es auch dreht und wendet, für die anderen Clans sind wir zwei Fürstensöhne die sich bekämpfen. Ein Fürst vergreift sich nicht ohne ausreichenden Grund an seinen Blutsverwandten. Es bedeutet immer eine Schwäche des Fürsten und damit auch eine Schwäche des Landes. Und im Augenblick kann sich der Westen das nicht erlauben. Deshalb kann ich dich leider nicht töten, auch wenn ich das gerne wollte. Ich kann es aber auch nicht auf sich beruhen lassen, deshalb werde ich die Angelegenheit mit dem Fürst des Ostens persönlich klären und du wirst mich dabei begleiten!“ Inu Yasha fällt aus allen Wolken. „Was? Ich soll mit dir zusammen zu diesem Ostfürsten gehen? Träum weiter! Das kannst du gleich vergessen. Klär das gefälligst alleine mit ihm. Du bist schließlich hier der große Fürst. Den Gefallen tu ich dir bestimmt nicht!“ Sesshomarus goldene Augen werden schmal. „Ich bitte dich gar nicht darum. Das ist ein Befehl!“ „Und wenn ich mich weigere?“, mosert Inu Yasha. Der ewigjunge Youkaifürst lässt ihn keinen Moment aus den Augen. „Bitte versuch das!“, sagt er ruhig, „Es würde mir den Tag versüßen.“ „Nun sag schon zu, Inu Yasha!“, ertönt auf einmal Kagomes Stimme hinter ihnen. Der Halbdämon dreht sich zu seiner Freundin um. „Aber wieso denn? Ich hab überhaupt keine Lust in diese Angelegenheit verwickelt zu werden.“ „Aber ihr seid schon längst darin verwickelt, Inu Yasha-sama.“ Sämtliche Augen gehen nun hinüber zu Tenmaru der ein wenig abseits steht. Seine Wunde blutet längst nicht mehr. Bisher hat er kein Wort von sich gegeben, dennoch hat er die Unterhaltung der beiden Brüder mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Nun tritt er vor. „Ich wusste, dass ihr Probleme bekommen würdet, weil ihr mir geholfen habt. Aber Fürst Sesshomaru hat Recht. Ihr könnt euch eurer Verantwortung nicht entziehen. Ich kenne euch noch nicht lange, aber ich denke doch, dass ihr genug Ehre besitzt um euch den Konsequenzen eures Fehlverhaltens zu stellen.“ Diese ehrbezeugenden Worte des Youkais, kratzen tatsächlich ein wenig an Inu Yashas Stolz, doch ein vernichtender Blick von Sesshomaru schnürt dem jungen Mann mit den grauen Haaren jedes weitere Wort ab. „Was mischst du dich hier ein, Streuner?“, schnappt er erbost, „Du und Deinesgleichen tragen ebensoviel Schuld daran. Du solltest besser wissen wo dein Platz ist. Wage es nie wieder, das Wort an einen ranghöheren Youkai zu richten. Jemand wie du, verdient es nicht zu leben. Ich hätte dich gleich bei unserer ersten Begegnung töten sollen. Aber ich kann es noch immer tun und das werde ich auch!“ Mit flammender Wut in den rotfunkelnden Augen und mit erhobenen, scharfen Krallen kommt Sesshomaru auf den jugendlichen Youkai zu. Tenmaru ist bleich geworden. Seine Reflexe schreien danach wegzulaufen, doch zu lange ist er auf Gehorsam gegenüber der Hierarchie gedrillt worden. Mit weiten Augen sinkt er auf die Knie, den Blick unverwandt auf die erhobene Klaue des mächtigen Youkaifürsten vor sich gerichtet. Er zittert, aber er sieht seinem Schicksal gefasst entgegen. Er hat der Fürstenfamilie Loyalität geschworen und sich ihnen damit völlig ausgeliefert. Nun, er wird zu seinem Schwur stehen, komme was wolle. Verzeih mir, Yaeba, denkt er bei sich, ich habe versagt. Doch gerade als Sesshomaru zum Schlag ausholen will, geht Inu Yasha dazwischen. Grell leuchtet Tessaiga vor ihm auf und sein Blick trifft den von Sesshomaru. „Du wirst ihn nicht anrühren, kapiert?“ „Willst du mich davon abhalten?“ „Ja! Wenn es nötig sein sollte auch mit Gewalt!“ „Du willst es tatsächlich drauf anlegen?“ „Darauf kannst du Gift nehmen!“ Aus den Augen der Brüder sprühen allesverzehrende Funken der Entschlossenheit. Es ist ein Kampf des Willens. Schließlich zischt Sesshomaru: „Warum tust du das? Was bedeutet dir dieser räudige Köter schon?“ „Und warum hasst du ihn so?“, gibt Inu Yasha bissig zurück, „Warum bringt dich ein angeblich bedeutungsloser Youkai so aus der Fassung?" Der aufgebrachte Daiyoukai erwidert grimmig seinen Blick, sagt aber nichts. Doch Inu Yasha wartet keine Antwort ab. "Du fragst was er mir bedeutet? Vielleicht ist es gerade weil er ein räudiger Köter ist. Ich kann verstehen wie er sich fühlt und ich lasse nicht zu, dass du ihn ohne Grund umbringst nur weil er zu blöd ist, sich alleine zu verteidigen!“ „Soll das heißen, dass dieser Köter unter deinem Schutz steht?“, fragt Sesshomaru scharf. Inu Yashas Blick gibt kein bisschen nach: „Ja!“ Einen langen Augenblick sagt Sesshomaru kein Wort doch dann entspannt er sich ein wenig. Dann legt sich ein herablassender Zug um seinen Mund und er sagt: „Du bist ein solcher Narr! Ich verachte dich!“ Verwirrt schaut Inu Yasha ihn an; er versteht seinen Bruder einfach nicht. Doch auch er entspannt sich ein wenig. „Versteh ich das richtig, dass du ihn von jetzt an in Ruhe lässt?“, hakt er nach. „Wenn du ohne weitere Scherereien mitkommst, werde ich eine Ausnahme machen“, antwortet Sesshomaru ruhig, „Aber halt ihn mir bloß vom Leib!“, und an Tenmaru gewandt: „Freu dich! Du hast einen neuen Herren. Ich hoffe du bist zufrieden!“ Dann wendet er sich wieder an Inu Yasha: „Was ist nun?“ Irritiert schaut der Halbdämon ihn an. „Ähm ja, na gut, ich begleite dich! Aber meine Freunde kommen auch mit!“ Sesshomaru schaut ihn humorlos an: „Oh nein, kommen sie nicht!“ „Oh doch, sie kommen mit!“, beharrt Inu Yasha fest. „Nein, tun sie nicht!“ „Doch das tun sie!“ „Nein!“ „Und ob die mitkommen!“, bestimmt Inu Yasha, „Ohne meine Freunde gehe ich nirgendwo hin!“ Nun langt es dem schlanken Youkaifürsten. Mit einem raschen Griff packt er seinen Bruder am Kragen und zieht ihn zu sich heran. Seine goldenen Augen funkeln wütend. „Falls dir das nicht klar sein sollte. Das ist eine Youkai-Veranstaltung zu der wir gehen und deine Freunde sind Menschen. Was glaubst du wohl wie hoch ihre Überlebenschancen sind, wenn sie da auftauchen?“ Mit einem ärgerlichen Schnauben lässt er den jungen Mann los. Mit schmollendem Gesichtsausdruck blickt Inu Yasha seinen Bruder an. „Sie kommen trotzdem mit!“, brummt er beleidigt. Langsam dreht Sesshomaru sich zu ihm um. „Nein, kommen sie nicht und das ist mein letztes Wort!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)