Die Blutfehde der Youkaifürsten von Weissquell ================================================================================ Kapitel 5: Hetze ---------------- In flinken Zick-Zack-Sprüngen hastet Tenmaru durch den Wald. Verflixt, so war das nicht geplant gewesen! Offenbar hat der Fürst des Westens noch immer keine hohe Meinung von ihm. Im Gegenteil! Nun ist er schon wieder auf der Flucht und diesmal sogar vor den Youkai aus dem Osten. Verdammt, was haben die damit zu schaffen? Warum mischen die sich da ein? Warum hat es der Fürst des Ostens auf einmal auf sein Leben abgesehen? Oh, er weiß ganz genau warum! Tenmarus Miene verfinstert sich. Dieser miese, dreckige...! Flüchtig wirft er einen Blick über die Schulter; von seinen Verfolgern ist keine Spur zu entdecken. Doch kaum schaut er wieder nach vorne, da bleibt er auch schon ruckartig stehen. Vor ihm ragt der Youkai mit dem Schwert auf und empfängt ihn bereits; die Waffe zum Angriff erhoben. Eilig will er kehrt machen, doch der Rückweg wird ihm bereits von dem anderen Youkai und seiner Lanze versperrt. Hastig schaut Tenmaru von einem zum anderen. „Na na!“, tadelt Bouryoku, „Nur keine Zicken, hier kommst du eh nicht mehr weg! Gib doch am besten einfach auf und lass dich von mir ausweiden!“ Mit diesen Worten geht er auch schon zum Angriff über. Ein heftiger Schlag geht auf den schlanken Youkai nieder, der ihm gerade noch ausweichen kann. Doch noch in der selben Bewegung verpasst er dem Angreifer zwei flink aufeinanderfolgende Schnitte in die Seite. Bouryoku flucht. Ein Stück entfernt kommt Tenmaru wieder zu Stehen. Doch sofort spürt er eine Bewegung hinter sich. „Du dreckige Streunerbrut!“, grollt Sokudo und lässt sein Schwert auf ihn niedergehen. Nur im letzten Moment kann Tenmaru dem Schlag entgehen. Schon hat sich jedoch Bouryoku wieder erholt. Seine kräftigen Arme haben seine Lanze am Ende ergriffen und schwingen sie jetzt über seinem Kopf. „Na warte", ruft er zornig, „Ich werd dich in Stückchen schneiden!“ Mit diesen Worten lässt er seine Waffe gewaltsam in Tenmarus Richtung niedergehen. Eine gleißende Energiewelle löst sich von der Klinge. Wo die Lanze auf den Boden auftrifft hinterlässt sie eine tiefe Bodenfurche und durch die Wucht des Schlages durchläuft den Boden eine starke Erschütterung. Reflexartig verkreuzt Tenmaru seine Waffen vor sich zum Schutz. „Nibai no Kamikizu ruft er und die Energie der Waffe prallt von ihm ab. Jedoch die Kraft, die hinter dem Schlag steckt, holt ihn erst mal von den Füßen. Hart kommt er auf dem aufgewühlten Boden zu liegen. Keuchend versucht er sich wieder aufzurappeln. Über sich spürt er einen sich nähernden Schlag und es gelingt ihm gerade noch sich darunter hindurch zu ducken. Schon hat ihn der andere Youkai wieder erreicht und schwingt erneut sein Schwert nach ihm. „Du entkommst mir nicht, Kleiner!“, zischt er und greift erneut an. Tenmaru pariert die Schläge erneut. Wütendes Klirren ist zu hören, als die beiden Youkai sich einen heftigen Kampf zwischen zwei Dolchen und einem Schwert liefern. Ihre Bewegungen sind so flink, dass man ihnen fast nicht mit den Augen folgen kann. Nun holt Sokudo zu einem Rundumschlag aus und dabei leuchtet die Klinge seines Schwertes in einem gefährlichen Grün auf. „Kaze no Ha!“, ruft er und der grüne, energetische Rotor löst sich von der Schwertspitze und saust auf Tenmaru zu. Dem bleibt kaum Zeit zu reagieren. Blitzschnell sammelt er sich, und mit einem kurzen Kampfschrei schlägt er die Attacke mit seinen Klingen beiseite. Die Energieschneide prallt unverrichteter Dinge von seinen Waffen ab und landet nur Augenblicke später ein Stück entfernt im Gebüsch wo sie sofort eine heftige Detonation hervorruft, die mehrere Bäume das Leben kostet. Doch Tenmaru bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Für einen flüchtigen Moment wähnt er sich in Sicherheit, bis ihn urplötzlich ein rasender Schmerz in seiner Seite eines Besseren belehrt. Bouryoku hat die kurze Unaufmerksamkeit genutzt und ihm seine Lanze von hinten in die Seite gerammt. „Na, du Bastard!“, grinst er dreckig, „Nun hüpfst du nicht mehr davon.“ Genüsslich dreht er den Schaft in der Wunde herum. Tenmaru beißt die Zähne zusammen, doch er kann nicht verhindern, dass ihm ein leiser Schmerzschrei entfährt. „Ja, du dreckiger Köter“, hört er Bouryoukus hasserfüllte Stimme neben seinem Ohr, „Winsele! Quieke um Gnade! Dann lass ich dich vielleicht nicht allzu lange leiden. Aber ich glaub, mir macht es mehr Spaß, dir Stück für Stück die Haut vom Körper zu schälen!“ Tenmaru atmet heftig. Die tückische Waffe hat sich in der Wunde verkeilt. Er wird sich nicht losreißen können, ohne größere Teile seiner Innereien zurückzulassen. Diese dreckigen Mistkerle! Unwillkürlich fasst er seine Waffen fester. Er wird jedenfalls nicht sterben, ohne einen von ihnen mit in die Hölle zu nehmen. Doch dazu kommt es nicht. In diesem Augenblick spürt er über sich einen Luftzug und gleich darauf sieht er wie Bouryoku ein gutes Stück von ihm entfernt taumelnd zum Stehen kommt; dessen Waffe steckt noch immer in Tenmarus Seite. Während der junge Youkai sich noch fragt, wem er seine urplötzliche Rettung zu verdanken hat, vernimmt er auch schon eine aufgebrachte Stimme, die ihm recht bekannt vorkommt. „Was sind das denn für Manieren, einfach zu zweit einen Schwächeren anzugreifen?“ Bouryoku und Sokudo schauen irritiert auf. Vor ihnen steht ein junger Mann mit langen, weißen Haaren, spitzen Hundeohren und einem verwegen grinsenden Gesicht in einem roten Gewand. „Wer bist du denn schon wieder?“, fragt Bouryoku unwirsch, „Misch dich hier nicht ein!“ Sokudo zieht die Nase kraus: „Wäh, ist ja ekelhaft! Ein Hanyou! Verzieh dich, du hast hier nichts verloren!“ Inu Yashas Miene wird finster: „Was hast du gesagt?“ Vor sich hält er bedrohlich das hellleuchtende Tessaiga ausgestreckt und funkelt die beiden Youkai angriffslustig an. Auf einmal tauchen noch weitere Personen zwischen den Bäumen auf. „Inu Yasha, sei bloß vorsichtig!“, ruft Kagome besorgt, die rasch die Lage erfasst. Nach einigem Suchen haben sie den entschwundenen Youkai wieder aufgespürt. Aber nun ist er gerade mitten in einer Auseinandersetzung mit zwei weiteren fremden Youkai. Sie wissen zwar nicht worum es geht, aber sie haben rasch erfasst, dass die beiden ihm ans Leder wollen. Dieser Tenmaru mag vielleicht stark sein, doch gegen gleich zwei Gegner muss er wohl den Kürzeren ziehen. Scheinbar will sich auch Inu Yasha nicht damit abfinden, denn er hat sich kurzerhand entschlossen, dem streunenden Youkai beizustehen. Für einen Moment ist die Überraschung auf seiner Seite; die beiden Youkaikrieger halten inne, während sich Tenmaru bemüht, den Speer aus seinem Rücken zu entfernen. Dann legt sich Sokudos Stirn in Falten. „Inu Yasha?“, denkt er laut, „Den Namen kenn ich doch. Du bist doch... der Sohn von Inu Taisho, oder?“ „Pah, und wenn es so wäre?“, Inu Yasha lässt die beiden keinen Moment aus den Augen. Bouryoku stutzt: „Noch so einer? Wie viele Söhne hat der alte Hund denn?“ „Nur die zwei“, antwortet Sokudo ihm leise. Zu Inu Yasha gewandt meint er nun: „Wir haben das Recht hier zu sein! Fürst Sesshomaru hat es uns gestattet, diesen Wurm hier zu erledigen. Mischt euch also nicht ein und lasst uns unseren Auftrag erledigen.“ Inu Yasha schnauft aus: „Pff, mir doch egal was der Kerl erlaubt hat oder nicht! Ihr seht besser zu, dass ihr Land gewinnt, sonst gibt’s mächtig Ärger!“ Die beiden Youkai werfen sich vielsagende Blicke zu. „Verstehe!“, meint Sokudo gefährlich, „So wie es aussieht, sympathisiert der Westen doch mit den Streunern. Dreckiger Verräter!“ „Was?“, das lässt Inu Yasha sich nicht bieten. Mit diesem Wort stürzt er sich auf die beiden Youkai, die rasch aus dem Weg springen. Mit wütenden Hieben schlägt Inu Yasha auf den schmalen Youkai ein, der seine Attacken geschickt zu parieren weiß. Offenbar hat der Fremde ein wenig mehr Kampferfahrung als der Halbdämon. Währenddessen ist Bouryoku wieder bei Tenmaru angelangt, dem es gerade gelungen ist, den Speer aus den empfindlichen Bereichen seines Körpers herauszubefördern. Mit einem festen Griff, erfasst der Krieger seine Lanze und unbarmherzig reißt er dem Streuner die Waffe aus dem Leib. Tenmaru stöhnt verbissen auf. Dessen ungeachtet richtet Bouryoku nun seine Waffe auf Inu Yasha. „Komm her, du lausiges Halbblut!“, ruft er angriffslustig. Inu Yashas Kopf fliegt herum. Doch der Youkai geht bereit zum Angriff über; die Lanze zum Schlag erhoben. Mit einem gewaltigen Hieb saust die Klinge nieder, doch Inu Yasha hält entschlossen dagegen und fängt den Schlag mit seiner Schwertschneide auf. Verbissen starren sich die beiden gegenseitig ins Gesicht. „Hier bin ich du, Flohschleuder!“, grollt er dem Youkai ins Gesicht, „Hast du nach mir gerufen?“ Bouryoku funkelt ihn wild an. „Ich werde dir die frechen Sprüche aus der Nase bohren! Und zwar mit der Spitze meiner Lanze!“ „Pah, da wart ich doch drauf!“, wettert Inu Yasha dagegen und mit einem heftigen Stoß drängt er den großen Krieger von sich weg. Wutschnaubend findet Bouryoku sein Gleichgewicht wieder. „Jetzt mach ich dich fertig!“, schreit er und mit einem tiefen Grollen in der Kehle stürzt er wieder auf Inu Yasha zu. Doch Inu Yasha vergeudet keine Zeit. Sofort holt er mit dem Schwert aus. „Kaze no Kizu!“, ruft er und Augenblicke später walzen Tessaigas Energiemassen auf den angreifenden Youkai zu. „Bouryouku, Vorsicht!“, ruft Sokudo seinem Gefährten noch warnend zu, doch es ist zu spät. Der unausweichliche Energiewirbel hat den wütenden Youkai schon fast erreicht. Für einen Momentlang hält der Krieger fassungslos inne und seine Gesichtszüge entgleisen ihm, doch reagieren kann er nicht mehr. Nur Sekundenbruchteile später hüllt ihn die Energie des gewaltigen Wirbels ein und zerfetzt ihn unweigerlich in seine Bestandteile, wobei er sein Leben aushaucht. „Nein, Bouryoku!“, stößt Sokudo entsetzt aus, als die Energiemassen sich verzogen haben. Fassungslos musste er den Tod seines Kameraden mit ansehen. Er braucht ein paar Augenblicke um sich wieder zu fassen. Dann wird er sich bewusst, dass sieben Augenpaare ihn mit gemischten Gefühlen beobachten. Drei Menschen, drei Dämonen und ein Hanyou! Ein seltsamer Aufmarsch! Dennoch stellt er gleichzeitig fest, dass er nun eindeutig in der Unterzahl ist. Unter diesen Umständen ist es sicher vernünftiger den Rückzug anzutreten und Bericht zu erstatten. Sokudos eisiger Blick geht zu Inu Yasha hinüber. „Das werdet ihr büßen!“, droht er finster, „Ihr verstoßt nicht ungestraft gegen die Abkommen, darauf könnt ihr euch verlassen! Ich werde meinem Fürsten berichten was er vom Westen zu erwarten hat!“ Mit diesen Worten spuckt er noch einmal abfällig vor Inu Yasha auf die Erde, dann steckt er rasch sein Schwert weg und gibt dann Fersengeld. Nach nur wenigen Sekunden ist von ihm nichts mehr zu sehen. Inu Yasha lässt sein Schwert sinken. „Pah, Feigling!“, mault er. Ein Stück entfernt steht Tenmaru und blickt verwundert zu ihm herüber. Wie überraschend sich das Blatt doch wieder gewendet hat. Gerade hatte er schon nicht mehr gedacht, mit dem Leben davon zu kommen. Seine Wunde ignorierend, tritt er auf Inu Yasha zu. „Ihr habt mir das Leben gerettet, mein Fürst“, sagt er, „Aber... warum? Warum habt ihr das getan?“ Inu Yasha schaut ihn groß an. Dann mosert er: „Nur keine Dankbarkeit!“ Das nächste Mal kannst du dich gern alleine mit solchen Typen abgeben.“ Tenmaru zuckt kurz zusammen, doch dann sinkt er auf ein Knie herab und senkt er den Blick. „Verzeiht mir, mein Fürst!“, bittet er untertänig, „Ich verdanke euch einmal mehr mein Leben. Aber...“, er hebt den Kopf wieder, „ich versteh es nicht! Warum habt ihr mir beigestanden?“ Wieder ist Inu Yasha etwas verblüfft über diese unerwartete Ehrenbezeugung, doch dann schnauft er kurz auf und meint: „Lass das dumme Geknie! Keine Ahnung warum ich dir helfe. War eben so!“ Damit steckt er sein Schwert zurück in die Scheide. Verwirrt blickt Tenmaru zu ihm auf, doch dann kommt er wieder auf die Füße. Nun tritt Kagome an ihn heran: „Du bist verwundet!“, meint sie und zeigt auf seine blutige Seite, „wir sollten sie dir versorgen.“ Schon will sie die Wunde näher untersuchen, als Tenmaru vor ihr zurückweicht. „Nein!“, ruft er unwillkürlich aus, fährt dann aber etwas selbstbeherrschter fort, „Mir fehlt nichts. Es ist nichts weiter.“ Verwundert blickt Kagome ihn an, doch dann seufzt sie. „Na toll, noch so einer!“ Nun wagt sich Shippo behutsam an die Überreste des Youkais heran: „Puh, war das einer von den Nordyoukai?“, fragt er. „Nein“, sagt Tenmaru, „Das war ein Youkai aus dem Osten.“ „Wieso Osten?“, will Sango wissen, „Ist jetzt auch der Osten hinter dir her? Tenmaru schaut starr zu Boden: „Alle sind hinter mir her! Selbst der Fürst des Westens. Sesshomaru-sama hat ihnen erlaubt, mich zu töten.“ „War von dem gefühlskalten Kerl auch nicht anders zu erwarten“, lässt sich Inu Yasha vernehmen. „Aber warum verfolgen dich denn die Youkai des Ostens?“, fragt Sango weiter. „Der Osten unterstützt den Norden um sein Ansehen bei ihm zu heben“, erklärt Tenmaru ernst, „Der Fürst des Ostens will nicht Gefahr laufen, sich den Norden mehr als nötig zum Feind zu machen; jetzt wo sich die Herrschaftsposition dort verändert hat.“ Nun hebt er den Kopf und wendet sich an Inu Yasha: „Mein Fürst, ich bin euch zutiefst dankbar, dass ihr mir beigestanden habt, doch ich befürchte, dass ihr diese Tatsache noch bitterlich bereuen werdet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)