Die Kraft der Elemente von ladynin ================================================================================ Kapitel 6: Gefahr im Verzug --------------------------- Etwas zögerlich betraten die fünf am späten Nachmittag das Dorf, in dem Chizu und Taro in der Nacht schon ausgiebig gefeiert hatten. In der Truppe herrschte gedämpfte Stimmung, der Konflikt zwischen Ayumi und Chizu hatte allen auf das Gemüt geschlagen. Schweigend gingen sie die breite Dorfstraße entlang und strebten den Marktplatz an, in dessen Nähe in fast jedem Dorf der Dorfälteste lebte. Diesen wollten sie aufsuchen, um ihn um einen Platz für die Nacht zu bitten, denn alle sehnten sich nach dem wochenlangen Herumwandern nach einem Bett. Nachdem sie einen Dorfbewohner befragt hatten, fanden sie schließlich die Hütte des Ältesten. Es war ein kleiner, alter Mann, der offensichtlich etwas zu gerne Sake trank. Kichernd saß er vor seiner Hütte und rauchte eine Mischung aus benebelnden Kräutern, als er die Gruppe erblickte. Sofort war er auf den Beinen und winkte die fünf zu sich. „Fremde? Hier, in meinem Dorf?“ Er trat nahe an Taro heran, der die Hände vor der Brust verschränkte, und stellte sich auf die Zehenspitzen, um dem großen Mann besser in die Augen schauen zu können. Allerdings schwankte er dabei etwas. Yukiko trat vor und verbeugte sich höflich. „Wir sind nur auf der Durchreise und benötigen dringend Proviant und eine Bleibe für die Nacht.“ Der Alte drehte sich zu dem Mädchen und schaute es nachdenklich an. Er lebte schon lange in diesem Dorf, aber Fremde waren hier schon eine Ewigkeit nicht mehr durchgekommen. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Gut, gut. Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er drehte sich um und marschierte kopfschüttelnd in seine Hütte. Die etwas verwirrte Truppe winkte er hinter sich her. „Der Alte ist mir nicht ganz geheuer“, flüsterte Yukiko Kiyoshi zu, der lachte. „Sei nicht immer so misstrauisch!“ In der Hütte bat der Dorfälteste die fünf Platz zu nehmen. Er selbst wuselte zur Kochstelle und kam mit einer Teekanne und sechs Bechern zurück. Er schenkte der Gruppe und sich selbst Tee ein, der einen eigentümlichen Geruch verströmte. Der Alte bemerkte die skeptischen Blicke und lachte amüsiert. „Das ist meine Geheimmischung! Hält das hier fit!“ Er deutete zwischen seine Beine. „Also, wollen mal sehen, wo wir einen Unterschlupf für euch finden“, fuhr er fort und sog den Rauch, der aus seinen mit Blättern umwickelten Kräutern kam, genüsslich ein und blies ihn aus der Nase wieder hinaus. „Wir haben hier nur eine Gästehütte, denn Fremde kommen hier so gut wie nie vorbei. Allerdings sind nur drei Betten darin“, sagte er schließlich, „aber ihr werdet euch schon arrangieren. Und mit meinem Tee läuft heute Nacht auch alles wie am Schnürchen!“ Er zwinkerte in die Runde. „Na dann!“ Kiyoshi lachte und nahm einen Schluck von dem dampfenden Getränk, worauf Yukikos Gesicht knallrot anlief. Die anderen folgten schließlich seinem Beispiel, schließlich wollten sie den gastfreundlichen Dorfältesten nicht beleidigen. Nachdem sogar Yukiko ihren Becher geleert hatte, führte der Alte die Gruppe zufrieden aus seiner Hütte und zeigte ihnen eine Hütte, die etwas abseits lag. Tatsächlich gab es darin nur drei Betten, die aber, wenn man etwas zusammen rückte, Platz für zwei Personen bargen. „Ach, heute Abend findet ein Fest statt!“, erzählte der Alte, worauf sich die fünf ansahen. Hatte es nicht am Vortag schon ein Fest gegeben? „Wir feiern jeden Tag“, sagte der Alte, als hätte er ihre Gedanken erraten, „wir haben ja sonst keine Abwechslung hier!“ Mit diesen Worten verließ er die Hütte und überließ die Truppe erst mal sich selbst. Chizu hüpfte sofort auf eines der Betten und streckte sich genüsslich darauf aus. Wie lange hatte sie schon auf keinem richtigen Bett mehr gelegen! Taro gesellte sich zu ihr und flüsterte ihr, für die anderen nicht hörbar, etwas ins Ohr, worauf sie lachte und ihn anstieß. Kiyoshi schaute Yukiko fragend an, doch sie zögerte. Mit ihm in einem Bett zu schlafen, erschien ihr noch reichlich früh, schließlich hatten sie sich noch nicht einmal geküsst. Dann schaute sie zu Ayumi, die Chizu und Taro vernichtende Blicke zuwarf. „Ich schlafe bei Ayumi!“, sagte Yukiko und schaute Kiyoshi entschuldigend an, dem die Enttäuschung anzusehen war. „Nichts da, ich schlafe hier ganz alleine!“, entschied Ayumi, warf sich auf das zweite Bett und grinste ihre Freundin frech an. Kiyoshi strahlte übers ganze Gesicht. „Lasst uns Proviant besorgen, bevor es zu spät wird“, meinte Yukiko ablenkend. Ayumi und Kiyoshi hatten nichts dagegen und gingen aus der Hütte. Auch Chizu wollte aufstehen, doch Taro packte ihre Hand und zog sie zurück aufs Bett. Sie grinste Yukiko verschwörerisch zu. „Ich glaube, Taro und ich bleiben besser hier!“ Yukiko zuckte mit den Schultern und ging. Kaum hatte sie den beiden den Rücken zugekehrt, waren sie auch schon in einen leidenschaftlichen Kuss versunken. Beim Markt angekommen nahm Yukiko Ayumi an der Hand. Fragend schaute das Mädchen ihre Freundin an, doch schon einen Augenblick später wusste es, dass Yukiko mit ihm reden wollte, schließlich kannten sich die beiden Mädchen von Kindesbeinen an. Kiyoshi hatte ebenfalls bemerkt, was die beiden vorhatten und nickte ihnen zu. „Geht ruhig, ich erledige die Einkäufe. Bin eh der Einzige mit Geld!“ Er lachte und schaute den beiden nach, die eiligen Schrittes auf ein kleines Häuschen zusteuerten. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Badehaus handelte. Erstaunt schaute Ayumi ihre Freundin an. „Woher wusstest du, dass...“ „Ich bin eine gute Beobachterin!“, unterbrach sie Yukiko und zog ihre Freundin in das kleine Gebäude. Minuten später ließen sie sich seufzend in das heiße Wasser sinken. Lange hatten sie auf diesen Genuss verzichten müssen, umso mehr genossen sie diese Gelegenheit. „Also, worüber willst du mit mir reden, Yukiko?“, fragte Ayumi schließlich. Sie wusste, ihrer Freundin lag etwas auf dem Herzen und sie brannte darauf zu wissen, was es war. Sie vermutete, es hinge mit Kiyoshi zusammen, aber sie irrte sich. „Es geht um dich Ayumi.“ „Oh“, machte diese und verschränkte die Arme. Irgendetwas sagte ihr, dass dieses Gespräch nicht angenehm werden würde. „Warum hasst du Chizu so sehr? Und komm mir nicht damit, sie wäre eine Schlampe!“ „Das ist sie aber!“, empörte sich Ayumi. „Jetzt schläft sie mit Taro!“ „Und das stört dich so sehr?“ „Natürlich nicht! Es ist nur so typisch für sie!“ Darauf musste Yukiko lachen. „Nein, natürlich stört dich das nicht.“ Ihr ironischer Unterton war nicht zu überhören. Dann wurde sie wieder ernst. „Ach Ayumi, warum könnt ihr euch nicht wenigstens aus dem Weg gehen?“ „Weil Chizu Taro nur ausnützt!“ Diese Worte überraschten Yukiko. „Das ist es, was dich so stört?“ „Ja“, sagte Ayumi schlicht. Ihre Freundin verstand nichts und schaute sie verwirrt an. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mit anderer Leute Gefühle spielt. Selbst wenn es nur Taros sind“, erklärte Ayumi. Das leuchtete Yukiko ein. Sie wusste, wie wichtig Aufrichtigkeit für Ayumi war. Allerdings hielt sie selbst Chizu keineswegs für unaufrichtig. Genauso wenig wie für eine Schlampe. Sie wusste mit ihren Reizen umzugeben und sie nahm sich, worauf sie Lust hatte. In gewisser Weise bewunderte Yukiko Chizu, denn sie hielt das, was das blonde Mädchen mit den Männern tat, nicht für ausnützen. Viel eher erfüllte sie den Männern ihre Wünsche und befriedigte in gleicher Weise ihre eigenen. War das so verwerflich? Lange Zeit herrschte nachdenkliche Stille zwischen den Mädchen, bis schließlich Ayumi ihre Neugierde nicht länger im Zaum halten konnte. „Bist du nervös wegen heute Nacht?“, fragte sie und konnte vor Spannung kaum still sitzen. „Ja“, gestand das Mädchen, „ich habe Angst, dass er vielleicht mehr will, als ich bereit bin zu geben.“ Ayumi nahm ihre Hand, sie verstand, dass Yukiko sich deswegen Gedanken machte. „So ist Kiyoshi nicht“, meinte Ayumi, „er respektiert dich und ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich zu etwas drängen würde.“ Yukiko wusste, dass sie Recht hatte, trotzdem war ihr mulmig bei dem Gedanken zumute, dass sie und Kiyoshi sich würden so nahe sein. Gleichzeitig aber machte sie die Vorstellung auch total kribbelig. Noch nie hatte sie so gefühlt. „Willst du eigentlich bis zur Hochzeitsnacht warten“, fragte Ayumi. Vor ihrer besten Freundin hatte sie keine Hemmungen, so eine Frage zu stellen. Yukiko lachte und zuckte die Schultern. „Darüber mache ich mir noch keine Gedanken!“ „Schade.“ Ayumi war enttäuscht, das Thema hatte schon früher zu ausgiebigen Diskussionen zwischen den beiden geführt, die sie jetzt gerne fortgesetzt hätte, schließlich war das „Erste Mal“ aktueller denn je. In ihrem Dorf war es gern gesehen gewesen, bis zur Hochzeitsnacht Jungfrau zu bleiben, und vor allem die Mädchen hielten sich daran, zumal die meisten bereits in jungen Jahren verheiratet wurden. Yukiko und Ayumi hatten sich früher oft darüber unterhalten und beide sahen das nicht so eng. Trotzdem hatten sie sich beide daran gehalten, vielleicht auch mangels Gelegenheiten. Mit einem verheirateten Mann zu schlafen war für beide undenkbar gewesen. Da aber die meisten Männer verheiratet waren, hatte sich diese Sache für beide schnell erledigt. Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und tauchte den Himmel in ein sattes Rot. In der kleinen Hütte schlug Chizu die Augen auf. Verschlafen schaute sie sich um und schüttelte Taros Arm, den er um sie gelegt hatte, von sich. Sie kroch unter dem schneeweißen Laken hervor, das sich in den Stunden der Leidenschaft um ihren Körper gewickelt hatte. Sie warf dem Mann neben ihr einen Blick zu, noch immer war er tief im Schlaf versunken, in den er gefallen war, als sich ihre erschöpften Körper voneinander getrennt hatten. In der Hütte war es dunkel, sie konnte kaum ihre Hand vor den Augen sehen. „Die anderen können jeden Augenblick zurückkommen“, stellte sie mit einem Blick nach draußen fest. Schnell schlüpfte sie in ihren Kimono, den sie noch Stunden zuvor achtlos auf den Boden geworfen hatte. Sie wusste, es gab keinen Grund sich zu schämen – Taro war weder verheiratet noch vergeben, doch sie konnte nichts dagegen machen. Der Ausdruck in Ayumis Augen wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Die Verachtung hatte ihren ganzen Körper erfüllt. Chizu seufzte und ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte Taro doch nicht heiraten, sondern nur ein wenig Spaß haben – genauso wie Taro. Ayumi hatte nie erwähnt, dass sie ihn gern hatte, also wieso sollte sie auf sie Rücksicht nehmen? Mit einem nachdenklichen Seufzer verließ sie die Hütte und wandte sich zum Marktplatz, um die anderen zu suchen. Kaum war Chizu verschwunden, bog Kiyoshi pfeifend um die Ecke. Auf seinen starken Armen stapelten sich warme Kimonos und Reissäcke. Während ihrer Reise hatten sie oft gefroren, das Klima war in dieser Gegend rau. Mit den neuen Kimonos wollte er dem ein Ende setzen. Zufrieden lächelte er, für Yukiko hatte er einen besonders schönen ausgesucht, aus geschmeidigem Material, das hier im Dorf erzeugt wurde, wie ihm der Verkäufer erklärt hatte. Er war teurer gewesen als die anderen und er war froh, dass er vor seiner Abreise aus seinem Dorf daran gedacht hatte, Geld mitzunehmen. Gut gelaunt betrat er die Hütte und schaute sich suchend nach seiner Schwester um, um ihr den Kimono für Yukiko zu zeigen. Doch im Bett lag nur der selig schnarchende Taro. Kiyoshi seufzte und tippte auf seine Schulter, um ihn zu wecken. Sofort schrak er auf und wollte aufspringen, doch Kiyoshi hielt ihn lachend zurück und hielt ihm seinen Kimono hin. „Zieh dir lieber zuerst etwas an!“ Grinsend fuhr sich Taro durch die Haare und schlüpfte dann in seine Sachen. Gerade noch rechtzeitig, denn einen Moment später kamen auch schon Ayumi und Yukiko herein. „Wir haben eben den Dorfältesten getroffen. Er sagte, wir müssen unbedingt zum Fest kommen und mit ihnen essen!“, erzählte Ayumi. Über dieses Angebot freuten sich alle besonders, schließlich hatten sie seit einer Ewigkeit kaum etwas anderes als Reis gegessen. Beim Gedanken an all die leckeren Speisen lief Ayumi das Wasser im Munde zusammen. Aufgeregt drängte sie die anderen zur Eile. „Wo ist eigentlich Chizu?“, fragte Taro, da das Mädchen nicht mit Yukiko und Ayumi gekommen war. „Die ist schon am Marktplatz.“ Ayumi griff nach einem verzierten Stäbchen und steckte damit ihr seidig glänzendes schwarzes Haar nach oben. „Können wir gehen?“ Am Marktplatz herrschte geschäftiges Treiben, als Ayumi, Taro, Kiyoshi und Yukiko dort eintrafen. Überall bauten Menschen die Verkaufsstände ab und stellten dafür Unmengen von Tischen auf. Tratschende Frauen verteilten Sitzpolster oder trugen riesige Tablettes voll duftender Speisen. In einer Ecke versammelten sich Frauen mit Musikinstrumenten und schlugen leise eine sanfte Melodie an. Chizu, die ihren Bruder erblickt hatte, winkte sie zu sich an den Tisch, an dem auch der Älteste saß. Der Tisch war besonders groß und barg Platz für zwanzig Personen. Außer den fünf und dem Dorfältesten setzten sich vor allem hübsche junge Mädchen. Neben Chizu ließ sich allerdings der gutaussehende Mann nieder, mit dem sie schon in der vorigen Nacht heftig geflirtet hatte, bevor Taro dazwischen gegangen war. Verschmitzt lächelte er sie an und sie stieß leicht ihren Oberschenkel an seinen. Dann wurden die Speisen aufgetragen. Ayumi bekam große Augen, als sie all die Köstlichkeiten sah. Sie musste sich sehr zusammen nehmen, um nicht ihre Manieren zu vergessen und sich einfach auf die dargebotenen Leckerbissen zu stürzen. Nach einer Runde Sake wurde das Essen endlich eröffnet. Genießerisch langten alle kräftig zu und fühlten sich dem Himmel nahe, als dieser sich plötzlich verdunkelte. „Da kommt ein Gewitter auf!“, rief der Älteste verärgert und deutete nach oben. Kiyoshis Augen folgten seiner Hand. „Das ist kein Gewitter!“ Entsetzen spiegelte sich in seinen Augen. Nun blickten auch alle anderen zum Himmel, über ihnen hatte sich eine bedrohliche, dunkellila Wolke gebildet. „Ein Dämon!“ Taro hatte die Lage richtig erkannt. Ein Blitz zuckte durch die Wolke und mit einem tiefen, furchterregenden Grollen materialisierte sie sich zu einem Dämon in Schlangenform. Lila glänzten seine Schuppen und die kalten, gelben Augen blitzten gehässig. Am Schwanz befand sich ein langer, schwarzer Stachel, mit dem der Dämon gefährlich über den Dorfbewohnern pendelte. Doch auf die hatte er es nicht abgesehen. Das Monster öffnete sein riesiges Maul und gab Blick frei auf die langen Giftzähne, die seine gefährlichste Waffe waren. Ayumi verkroch sich schreiend unter einem Tischchen, auf dem Getränke aufgebaut waren. Es gab nichts, vor dem sie sich mehr fürchtete, als vor Schlangen. Kiyoshi stellte sich beschützend vor Yukiko, doch der Dämon schlängelte auf Ayumi zu, die vor Angst wie gelähmt war. Ein markerschütterndes Lachen durchschnitt das ausgebrochene Chaos. Der Dämon hatte seinen langen, muskulösen Schwanz um Ayumi geschlungen und drohte sie zu zerdrücken. „Ayumi!“, schrie Yukiko und drängte sich an Kiyoshi vorbei, der versuchte, sie zurückzuhalten. Doch die Angst um ihre Freundin verlieh dem Mädchen ungeahnte Energie. Die jedoch nicht ausreichten. Sie hob die Hände und vertraute auf ihre Kräfte. Aber sie war zu langsam und der Dämon schlug seine Giftzähne in ihr Bein. Blut bespritzte den Sitzpolster, auf den sie fiel. Kiyoshi stürzte auf das Mädchen zu, nahm es in den Arm, aber Yukiko war bereits bewusstlos. „Nein!“ Seine Verzweiflung drohte ihn zu übermannen. Chizu, die sich hinter einem Tisch, den ein Dorfbewohner in Panik umgestoßen hatte, versteckt hatte, stand auf. Sie schloss die Augen und rief sich den Streit mit Ayumi wieder vor die Augen. In voller Konzentration stellte sie sich ihre Wut auf das Mädchen und versuchte sie aufzubauschen. Es funktionierte. Schon einen Moment später fühlte sie die unbändige Hitze in sich und tatsächlich flammte in ihrer Handfläche ein Feuerball auf. Mit einer Drehung schleuderte sie diesen auf den Dämon, dessen schuppiger Rücken in ihre Richtung zeigte. Sie traf ihn mit voller Wucht. Sein wütender Schrei war markerschütternd. Einen Moment später löste sich sein Körper in einer Rauchwolke auf, die langsam verschwand. Der sternenklare Himmel wurde sichtbar. Ayumi schlug hart auf dem Boden auf. Mit zittrigen Händen berührte sie ihre blutende Lippe und versuchte sich aufzurappeln. Chizu lief herbei und half ihr. Dankbar nahm Ayumi die ihr dargebotene Hand entgegen. Einen Moment standen sich die Mädchen gegenüber und schauten sich in die Augen. Doch dann hörten sie erleichtertes Schluchzen hinter sich und drehten sich um. Kiyoshi beugte sich über Yukiko, die noch immer am Boden lag, aber die Augen aufgeschlagen hatte. Tränen standen in seinen Augen. „Das Gift muss aus ihrem Körper verschwunden sein, als Chizu den Dämon getötet hat!“, stellte Taro, der zu den beiden gelaufen kam, fest. Ayumi, die herbei gelaufen kam, umarmte ihre Freundin stürmisch. Vor Erleichterung flossen Tränen über ihre Wangen und sie vergrub ihr Gesicht in Yukikos Kimono. „Ich dachte, du wärst tot“, schluchzte sie. Yukiko lächelte schwach. „Das war ich auch fast.“ Sie versuchte aufzustehen, aber die Beine gaben unter ihr nach. Kiyoshi war sofort zur Stelle und fing sie auf. Zärtlich drückte er sie an sich und streichelte ihr Haar. Von hinten legte sich eine Hand auf Chizus Schulter. Erschrocken fuhr sie herum, bereit, um ihr Leben zu kämpfen. Doch vor ihr stand kein Angreifen, sondern der Dorfälteste, der sich vor ihr verbeugte. „Du hast mein Dorf und uns alle gerettet. Deine Macht muss sehr groß sein“, sagte er ehrfürchtig, „Dir gebührt unser aller Dank!“ Chizu lachte verlegen und verbeugte sich ebenfalls, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Doch das brauchte sie auch gar nicht, denn plötzlich tauchten von allen Seiten Dorfbewohner auf, die sich vor den völlig verdatterten Fünf verbeugten. Sie hatten gar keine Zeit, sich auszuruhen, denn sie wurden an den Händen gepackt und zu den Sitzkissen geschoben, die nicht zerstört oder schmutzig waren. Dann stellten die Dorfbewohner die Tische wieder auf und trugen aus den Häusern neue Sakeflaschen herbei. Fast alle Menschen waren schmutzig und sahen unordentlich aus, denn im Chaos hatten sie sich gegenseitig geschubst oder waren gegen Tische gerannt, die voller Speisen und Getränke waren. Aber das machte ihnen nichts aus und sie lachten und vergnügten sich, als wäre nichts passiert. Die fünf Freunde fanden das zwar befremdlich, wurden aber, vor allem durch den vielen Sake, den man ihnen einschenkte, schnell lockerer, bis sie genauso ausgelassen feierten, wie die anderen. Sogar Yukiko, die selten trank, sprach dem Getränk zu und spürte, wie sich ihre angespannten Nerven beruhigten. Doch keiner der fünf wollte lange bleiben, die Aufregung und der Schock hatten sie sehr erschöpft. Vor allem Yukiko wollte nur noch ins Bett und so verabschiedeten sie sich höflich aber bestimmt und machten sich auf den Weg in ihre Hütte, wo sie sich müde in die Betten fallen ließen. Yukiko hatte gerade soviel Alkohol getrunken, dass sie nicht darüber nachdachte, als Kiyoshi mit nacktem Oberkörper zu ihr unter die Decke kroch. Mit geschlossenen Augen drehte sie sich zu ihm und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. Mit dem Gesicht an seiner Brust wurde sie vom Schlaf übermannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)