Namenlos von Ekolabine (Wenn Puppen tanzen) ================================================================================ Kapitel 1: Marathonlauf ----------------------- "Warte nur, Faulende Grinsekatze, ich werde dich wieder finden und dann schlage ich dir den Kopf ab!" Der kleine Trauernde Clown rannte und rannte. In der einen Hand hielt er seine Sensenklinge, während die andere vor dem stechenden Gegenwind den Augen Schutz bot. Vor ihm, in weiter Ferne, sah er die schwarze Katze rennen. Wenn er sich nicht beeilte, würde sie bald in den Schatten verschwinden. Eine Welt neben der unseren. Nein, eher eine Welt in unserer! Wer sich dort nicht auskannte, würde sich in ihren Dunkelheiten für immer verlaufen. Doch wer sich des Wissens um ihr System bewusst war, der hatte Macht! Er hörte ein Gekreische - eher ein grässliches Gelächter. Sie lachte! Lachte ihn aus. „Fang mich, kleiner Clown oder sind deine Beine zu kurz?“, rief sie ihm zu. Ihre Bewegungen sahen so leicht und fließend aus. Als sei sie gar nicht auf der Flucht, sondern würde nur aus reinem Vergnügen vor ihm her springen. „Dabei sind meine Beine viel kürzer.“ Sie lachte wieder auf. Trauernder Clown versuchte noch schneller zu rennen, noch etwas mehr Kraft aus seinen Beinen zu fordern. Der Schweiß lief ihm bereits den Rücken empor[1] und seine Sehnen drohten zu zerreißen. Er spürte nun wie Geliebte Erschöpfung seine Fährte bereits aufgenommen hatte. Das Klacken ihrer Schuhe hallte schon in seinen Ohren. Nein! Noch nicht! Er hatte sie endlich wieder gefunden. Hier in den stinkenden Straßen von Marseille trieb sie ihr Unwesen. Nicht die Augen schließen! Wenn er jetzt die Augen schloss, konnte Faulende Grinsekatze in die Schatten verschwinden. „Kleiner Clown, gib auf! Ich hab dich gleich“, ertönte hinter ihm eine warme Stimme. Der Duft heißen Kakaos strömte ihm in die Nase und er sah aus den Augenwinkeln wie zwei Arme ihn umkreisten und zugriffen. Das durfte nicht geschehen! Er riss sich noch ein letztes Mal los und setzte zum Sprung an. „Nein, bitte nicht.“ Doch er wusste, dass er verloren hatte. Er spürte deutlich, wie alle Kraft seinen Körper verließ und er in die milchig-warmen Arme zurücksackte. Seine Augen schlossen sich und er vernahm nur noch das höhnische Gelächter, während ihm die Tränen die Wangen runter rinnen. Sein Kopf explodierte und seine Sinne verschwammen. „Ach, mein Kleiner. Was machst du nur für Sachen?“, sprach Geliebte Erschöpfung und wog ihn langsam in ihren Armen. So saß sie mit dem kleinen Clown auf dem Schoß da, in den dreckigen Gassen von Marseille. Strich ihm hier und da ein paar Falten seines lilanen Gewandes glatt und wartete darauf, dass sie ihn bald wieder verlassen könnte. _________________________________ [1] Ja, empor. Bei mir rinnt hier der Schweiß nicht "hinunter", sondern "empor" aus einem einfachen Grund: künstlerische Freiheit! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)