Wichtelgeschichten von LacrimaDraconis (Des einen Freud ist des anderen Lacrima) ================================================================================ Kapitel 1: Der Keller [Original] -------------------------------- Titel: Der Keller Fandom: Original Genre: Horror / Spannung / Allgemein Wichtel: Nurashin Kommentar: Meine Ausgangsidee war der Stil Lovecrafts, ich wollte es schaffen, eine grauenvolle Atmosphäre zu schaffen, ohne Monster oder Zwischenfälle genau oder blutig zu beschreiben. Allerdings fehlte es mir dann leider an Zeit und/oder Können und irgendwie fiel mir dann dieser Stil zu. Ich hab's gerne geschrieben und mit etwas Überarbeitung könnte es sicher eine interessante Geschichte werden. - DER KELLER Erster Sonntag Ich starrte das Portrait über dem Kamin an. Eine edle Dame, in helle Stoffe gehüllt, nur gemalt, aber trotzdem sahen sie so fein gewebt aus. Ich dachte daran und schon kratzte mein Kleid. Schwarz. Nur schwarz und so kratzig. Ich hatte zwei. Das eine trug ich immer, das wurde gewaschen und gewaschen und war schon ganz ausgeleiert. Das andere trug ich, wenn wichtige Gäste da waren, damit ich gut aussah. Heute waren keine wichtigen Gäste da. Nur die Madame saß am Tisch und vor ihr dampfte die Suppe, aber sie aß nicht. Vivien hatte heute sicher besonders gut gekocht, das konnte man gleich sehen. Gemüse, Fleisch, was da nicht alles in der Suppe schwamm! Und die Madame aß trotzdem keinen Bissen. Die Madame aß eigentlich nie viel. Sie sah auch ganz dürr aus und bleich, fast gespenstisch, das machte mir manchmal richtig Angst. Früher dachten wir, sie wäre furchtbar krank. Marie hat uns davon erzählt, von ihrer früheren Madame, die auch so dürr und so bleich war und ständig gehustet hat. Immer mehr, immer heftiger, bis sie eines Tages starb und Marie das Haus verlassen musste, weil da kein Monsieur war, der sie noch brauchte. Doch unsere Madame hatte einen Monsieur. Und sie hustete auch nie. Also war sie wohl auch nicht krank. Nur dürr. Und bleich. Mein Blick fiel auf die Suppe. Die gute, leckere Suppe, die niemand aß und die ganz furchtbar kalt wurde. Unter meinem kratzigen Kleid knurrte mir der Magen. In der Küche stand natürlich ein Brot für mich, eine Scheibe von gestern, aber schön dick und mit ein bisschen Schmalz. Die hätte ich jetzt gerne gegessen. Und am Arm hätte ich mich gerne gekratzt, weil das Kleid so juckte. Aber das durfte ich natürlich nicht. Wir mussten hier stehen und warten. Warten, warten, warten. Das musste die Madame auch und dabei sah sie aus wie das Portrait über dem Kamin. So starr, meine ich. So regungslos, als würde man ebenfalls gerade ein Portrait von ihr anfertigen. Aber nicht so fröhlich. Die Dame auf dem Portrait, die Urgroßmutter des Monsieur, die hatte ein richtig freundliches Lächeln im Gesicht. Das hatte die Madame nicht. Gar nicht. „Marie“, sagte sie endlich. „Geh und sieh nach deinem Herren. Sag ihm, dass das Essen kalt wird und dass seine Gemahlin seine Anwesenheit bei Tisch wünscht.“ Marie ging. Ich sah sie kichern. Schmunzeln natürlich nur, ganz leise, aber ich wusste schon warum. So sehr wünschte sich die Madame die Anwesenheit des Monsieurs nämlich gar nicht. Immer war sie unterwegs, immer war sie beschäftigt. Und der Monsieur saß über seinen Büchern. Aber das ärgerte sie. Die Madame wollte den Monsieur von seinen Büchern wegbringen. “Maxwell, so geht das doch nicht. So hätte das dein Vater sicher nicht gewollt, dass der edle Name deiner Familie in Vergessenheit gerät, nur weil du deine staubigen Dokumente dem Besuch von Gesellschaften vorziehst.“ Das hatte ich sie mal sagen hören, die Madame. Der Monsieur hatte es auch gehört, hätte er wenigstens sollen, aber vielleicht hat sie damals zu leise gesprochen, denn auf Gesellschaften ist der Monsieur danach trotzdem nicht gegangen. Marie kam zurück. Sie sah etwas nervös aus und das wunderte mich, denn nervös war Marie sonst eigentlich nicht. „Der Herr lässt sich vielmals entschuldigen“, sagte sie. „Aber er habe schon gegessen und wolle noch etwas Arbeit erledigen.“ So eine laute Stille hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Dann nickte die Madame. “Danke, Marie“, sagte sie, stand auf und wandte sich zum Gehen. Das Portrait lächelte noch immer. Die Madame nicht. Gar nicht. Zweiter Sonntag Ich putzte oben die Fenster und sah, wie draußen der Schnee fiel. Richtig dicht, fast wie Stofffetzen. Die guten Stofffetzen von den Herrschaften natürlich, nicht meine. Meine wussten heimlich nämlich, welche Jahreszeit wir hatten. Im Sommer waren sie dann immer zu dick und zu heiß. Und jetzt, im Winter, da gaben sie sich große Mühe, zu dünn gestrickt und zu kalt zu sein. Marie hatte von früher zwei Westen mitgebracht. Zwei Westen! Eine davon trug ich, weil sie sie mir lieh. Deshalb war es diesen Winter nicht so schlimm, obwohl sich mein Kleid alle Mühe gab, zu kalt zu sein. Irgendwann gab es auf und juckte nur mehr. Wie immer. Ich seufzte, weil ich über Marie nachdachte und da wurde das Fenster vor mir auf einmal milchig. Da seufzte ich weiter und dann schrieb ich auf die milchige Stelle A-N-N-F. Das war mein Name. Das hatte mir Marie auch gezeigt, obwohl ich mir eigentlich nicht viel aus diesen Sachen machte. „Die Aufgaben eines Bediensteten erfordern Konzentration und Fleiß in Bereichen, in denen das Lesen und das Schreiben keinen Platz haben und nur zu Hindernissen werden, die den Weg in ein Leben ohne Anstellung sehr schnell freigeben!“ Ich schrak auf und wäre fast von der kleinen Holzleiter gefallen. Es war Marie und da musste ich lachen, obwohl sie die Madame so gut nachgemacht hatte, dass es mir davon kalt den Rücken runterlief. “Annf? Gute Frau, Ihr irrt!“, sagte sie spöttisch grinsend und streckte sich hinauf zum milchigen Glas. Dann machte sie einen Strich. A-N-N-E. Ach so. Den vergaß ich immer. Unten läutete eine Glocke. Ich wollte wieder auf meine Holzleiter steigen, aber Marie packte mich am Arm. Das tat nicht weh, aber erschrocken war ich trotzdem. Weil sie mich gepackt hatte. Und weil ihr Blick so ängstlich war. So war der sonst nämlich überhaupt nicht. „Gehst du... gehst du bitte zum Monsieur?“ So sprach sie sonst auch überhaupt nicht. Und sagen tat sie so was auch nicht. Osric manchmal, weil er schon schwache Beine hatte und nicht in den Keller wollte. Und weil er meinte, dass es im Keller zu sehr zog und das seinem Rücken nicht gut tat. Aber Marie hatte doch eine Weste. Und keine schwachen Beine. Dachte ich wenigstens. Die Glocke läutete wieder. Ein bisschen länger jetzt, ein bisschen lauter. Und Marie wirkte noch ein bisschen ängstlicher. Ich lächelte sie an und drückte ihr meinen Wischlappen in die Hand. Dann ging ich in den Keller. Fast wenigstens. Ich war vorher noch nie dort gewesen, weil Marie eigentlich immer in den Keller ging. Oder Helen, wenn sie unten putzte. Oder James, wenn er den Wein holte. Und das wusste ich nicht. Also... ich wusste natürlich, dass James den Wein holte. Aber dass es eigentlich zwei Keller gab, einen für den Wein und einen für den Monsieur, das wusste ich erst, als ich vor den vielen Weinflaschen stand und mich fragte, wie eine von ihnen nach uns läuten konnte. Aber dann hörte ich die Glocke wieder und es musste einfach aus dem Keller kommen, weil die Madame immer nur im zweiten Stock war, wenn sie überhaupt zu Hause war, und die anderen Diener nie läuteten sondern immer nur Namen riefen, außer natürlich wenn feiner Besuch da war. Ich drehte mich um. Das hätte ich ja nicht sehen können! Hinter einem Mauervorsprung, ganz klein und ganz schmal ging eine Treppe weiter hinunter, wo es noch dunkler war und wo es geläutet hatte. Ich ging hinunter und wünschte mir, ich hätte an die Kerze gedacht, weil ich fast hingefallen wäre. Aber ich stieß nur gegen die Türe. „Was braucht denn da so lange?“ zischte eine Stimme. „Ich habe dir doch gesagt, dass sie auf keine Fall im Haus sein darf, wenn-“ Die Stimme hatte an die Kerze gedacht. Und leuchtete mir ins Gesicht. Irgendwie grell. Irgendwie unangenehm. Aber nichts gegen seinen Blick. „Oh. Anne. Du bist das.“ Der Monsieur sah mich an. Vorher war mir das gar nicht aufgefallen, aber jetzt musste ich doch daran denken. Also daran, wie lange ich ihn schon nicht mehr gesehen hatte. Obwohl es sein Haus war. Und obwohl er es nie verließ. Deshalb wohl. Weil er ihn nie verließ, den Keller. „Ich habe... ich werde diese dumme Glocke abschaffen müssen. Namen rufen. Marie. Ich brauche dich gar nicht. Marie. Geh hinauf und schick mir Marie.“ Nervös, ganz wie Marie. Und ich musste überlegen, wegen seinen Haaren. Nein, ganz bestimmt nicht. Früher waren die noch ordentlich, aber jetzt waren sie ganz zerzaust. Irgendwie auch... nervös. Oder hektisch. Hektisch wie sein Blick. Und ich war mir nicht sicher, wegen dem Kerzenlicht, aber solche Ringe hatten seine Augen früher doch nicht. Und unter seinem Arm- „Starr doch nicht so dumm herum! Hol mir Marie! Los! Na los!“ Der Papierstapel unter seinem Arm fiel auf den Boden. Die Kerze fast auch. Ich bückte mich schnell, wie es sich gehörte, damit ich ihm alles aufheben konnte. Aber der Monsieur war wohl zu müde um daran zudenken, was sich gehörte. „DAS GEHT DICH GAR NICHTS AN UND JETZT VERSCHWINDE ENDLICH!“ schrie der Monsieur und stieß mich von den Papieren weg, hinaus vor die Türe, die er fluchend zuschlug. Fluchen hörte ich ihn auch weiter, drinnen. Und ich saß nur baff auf der Stiege. Musste mich glatt fragen, ob mein Kopf jetzt schon so alt war, wie der von Osric. Denn an so einen unhöflichen Monsieur konnte ich mich gar nicht erinnern. Und eigentlich durfte ich das gar nicht, aber dann saß ich doch noch einen Moment auf der Stiege. Und starrte die Türe an, bis das Fluchen aufhörte. Dann stand ich auf. Und holte Marie. Dritter Sonntag „N-n-nein Madame, tut mir leid!“ stotterte ich und sah sie an. Eigentlich war das gelogen. Eigentlich konnte ich es ja ein bisschen. Noch nicht so gut, aber immerhin ein bisschen. A-N-N-E konnte ich inzwischen schon sehr gut. Aber das hatte sie nicht gefragt. Kannst du lesen? So klang das nicht. Hat sie vielleicht gesagt, aber so klang das nicht. Hast du unsere teuerste und feinste und beste Vase absichtlich auf den Boden geworfen und bist bereit, dafür hinaus in den Schnee gesetzt zu werden, wo du erfrieren wirst und die Krähen dir dein kaltes Fleisch von den Knochen hacken? So klang das. Nur vielleicht ein bisschen schlimmer. „Nun gut“, sagte sie. „Dann erfordert es das Verhalten gewisser ehemaliger Bediensteter, dass du deinen Aufgabenbereich wechselst. Du putzt im Keller. Tastest du gut? Das solltest du. Kein Licht. Mein Gemahl wünscht sein Arbeitszimmer wieder in den zweiten Stock zu verlegen. Kein Licht, hörst du? Taste und wirf einfach alles weg. Tu es in den großen Jutesack und verbrenn es oben. Zu viel Trödel behindert die Arbeit des Herren. Du fängst heute an. Jetzt.“ Sie drehte mir den Rücken zu und verschwand, Gott sei Dank, weil ich mir das Kopfschütteln nicht verkneifen konnte. So schnell hatte die Madame geredet. Und so komisches Zeug. Und trotzdem hatte sie es so ernst gemeint. Putzen im Keller. Im Dunkeln. Alles wegwerfen. Verbrennen. Und dann auch noch gleich. Aber die Madame hatte es gesagt, also ergab es wohl Sinn. Für sie wenigstens. Und mich kümmerte das auch nicht. Die Krähen draußen, die hätten mich gekümmert. Und ihre Frage tat es. Die mit dem Lesen. Wozu lesen? Oder wozu nicht? Eigentlich hätte ich fast darum wetten können. Meine Weste gegen ein neues Kleid, dass ich wieder stolpere. Diesmal aber wirklich, weil die Türe offen stand und mich nicht abfing. Auf den Steinboden, der so hart war und noch dazu eisig kalt. Und staubig, denn wer fegte hier unten schon? Ohne Licht? Ich richtete mich auf und tastete mich voran. Rechts war ein Tisch, den hatte ich letztes Mal kurz gesehen. Gott sei Dank, denn jetzt tat ich das nämlich nicht mehr. Seufzend öffnete ich den Jutesack und füllte ihn mit allem, was ich auf dem Tisch ertasten konnte. Dabei dachte ich nach. „Das Verhalten gewisser ehemaliger Bediensteter“. So hatte es die Madame genannt. Für mich war es einfach nur unheimlich. Und traurig. Und verstehen konnte ich es auch nicht. Verstehen konnte ich viel nicht, aber das besonders wenig. Marie war doch glücklich hier. So glücklich wenigstens, wie ein Dienstmädchen sein konnte. Und immerhin hatte der Monsieur sie aufgenommen. Weil sie keinen Monsieur gehabt hatte. Und ihre Madame tot war. Und sie fast draußen erfroren wäre. Und warum sollte sie dann einfach weglaufen? Nach draußen? Aber eigentlich war das so nicht richtig. Sie war glücklich. Zuerst. Aber in letzter Zeit machte sie mir richtig Sorgen. Weil sie nervös war. So nervös. Viel nervöser als sonst, viel nervöser als je zuvor. Und immer kam sie zu mir. Und dann sagte sie: „Anne, ich-“ oder „Anne, es gibt-“ oder „Ich muss dir unbedingt-“ Und mehr sagte sie dann nie. Dann schüttelte sie nur den Kopf und meinte, dass es doch nicht so wichtig wäre. Aber vielleicht wäre es das gewesen? Ich schrie auf. Ich hatte die ganze Zeit wortlos Fetzen von Papier, ganze Bücher, ein paar Kerzen und Dinge wie kalte Steine in den Jutesack getan. Einmal war da sogar etwas, das war irgendwie glitschig. Aber da bin ich nur zusammengezuckt. Aber jetzt musste ich schreien. Weil es nicht kalt und nicht glitschig sondern weich war. Und weich waren im Keller nur die Ratten. Ich wollte durch die Türe laufen, wäre sogar wieder gestolpert und hätte mich von der Madame anschreien lassen, aber Ratten wollte ich nicht nehmen und in den Jutesack tun! Ich drehte mich um und da schien mir plötzlich wieder ein Licht ins Auge und da dachte ich schon, die Madame wollte sehen, ob ich wohl alles gut wegräumte. Aber das war nicht die Madame. „WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN? WIE KANNST DU ES WAGEN, DICH IN MEINEN KELLER ZU SCHLEICHEN? UNTER MEINEM DACH? AUF DIE STRASSE WERFEN SOLLTE MAN DICH! ICH VERLANGE EINE ERKLÄRUNG!“ Die hatte ich für den Monsieur, natürlich hatte ich die. Die hätte ich ihm sogar gleich sagen können, wenn er nicht so laut geschrieen und mit seiner Lampe gefuchtelt hätte. Seine Lampe. Die flackerte im Raum und machte die Wände und den Schreibtisch hell. Und da sah ich, dass alles voller Bücher und Kerzen und komischer Skulpturen war. Und da sah ich, dass ich meine Hand wieder auf den Tisch gelegt hatte, vor Schreck, trotz der Ratte. Und da sah ich, dass das weiche Ding gar keine Ratte war. Sondern Maries Weste. Vierter Sonntag Auf dem Hügel stand eine vermummte Gestalt. Vielleicht ein Mann. Vielleicht eine Frau. Vielleicht nichts dergleichen. Doch menschenähnlich war sie, die Silhouette, die ihren Arm bedrohlich erhob, in den Himmel, den die dicken Wolken völlig schwarz gefärbt hatten. Donner rollte über das öde Land, das wie kein Ort auf Erden aussah, lediglich wie eine grausame Parodie dessen, wie das Abbild eines verwelkten Blumestraußes, wie Staub und Dreck nur noch viel nichtiger. Und die Gestalt begann zu sprechen. Nein, das war es nicht. Ein Hallen. Keine Laute drangen aus der Gestalt, vielmehr umgaben die Laute diese. Und sie waren tief und dunkel wie der herabfallende Himmel und so unmenschlich wie eine Stimme nur sein konnte. Und als die Gestalt ihre zweite Hand erhob, tat sich die Erde auf und aus den zahlreichen Rissen wurde eine durchgehende Dunkelheit, aus der ein Monster stieg, dessen Anblick allein im Stande gewesen wäre, sämtliches Licht mit einem Schrei aus seinen geifernden Mäulern zu zerreißen. Nun lachte die Gestalt höhnisch und plötzlich war es nicht mehr die Dunkelheit und nicht mehr die Erde, auf der das Monster stand, sondern ein Berg aus Knochen. Und aus den Knochen presste sich eine Hand hervor, blutig und zitternd und eine Stimme nach sich ziehend, deren elendiger Hilfeschrei die ganze Luft erfüllte und immer elender wurde, immer flehender und immer lauter wie das ständige Schallen einer Glocke, die- Die Glocke. So froh war ich noch nie gewesen, die zu hören. Einen Moment wartete ich noch und saß auf meinem Bett, weil es doch irgendwie komisch war. Die Glocke, mitten in der Nacht. Und vielleicht hatte ich mich geirrt. Nein, das war gelogen. Gehört hatte ich sie sicher, aber aufstehen hätte ich nicht gleich können, weil meine Beine noch zitterten. Und da war sie wieder. Und diesmal nur mehr ganz kurz, aber sie war es trotzdem. Und sie kam aus dem Keller. Ich streifte mir meine Weste über und diesmal nahm ich eine Kerze mit. Diesmal durfte ich das sicher, diesmal musste ich einfach. Ich rannte hinunter, ganz hinunter, ohne daran zu denken, deshalb war es eigentlich klar, deshalb musste ich stolpern. Und wieder fiel ich hin. Weil die Türe zwar zugelehnt aber nicht geschlossen war und gleich aufging. Ich stolperte und ließ die Kerze fallen, die sofort erlosch. Ich fiel auf den Boden. Den harten Boden. Den harten, kal- nein, eigentlich war er gar nicht kalt. Warm. Irgendwie warm. Und nass. Meine Hände, meine Arme, mein Oberkörper. Nass. Warm. Und wozu sollte der Monsieur im Keller warmes Wasser im Keller brauchen? Und wo war der Monsieur überhaupt? Licht. Licht fiel an die Wände und ich atmete auf. Stand auf. Drehte mich um. „Ihr habt nach mir geläu-“ Das Licht flackerte. Ich sah auf meine Arme. Nass. Aber das war nicht Wasser. Wasser war klar. Unsichtbar. Das hier war nicht klar. Das hier war rot. Ein komisches Geräusch ging durch den Raum. Wie rasseln. Oder zischen. Oder knurren. Das Licht ging aus. Und das war auch nicht der Monsieur. Ende. Kapitel 2: Frühlingswetter [Naruto] ----------------------------------- Titel: Frühlingswetter Fandom: Naruto Genre: Humor / Parodie / Allgemein Wichtel: Apfelmusbaum Kommentar: Je fremder das Genre umso besser kann ich mich dazu zwingen. Insofern war mein armer Baum von Anfang an verdammt. Pfui. Eine dieser absoluten 'Ja, okay' Geschichten. Es ärgert mich maßlos, dass ich keine Zeit hatte, daraus etwas Geistreicheres zu machen. Es ist keine Katastrophe und je öfter ich es lese, desto niedlicher finde ich es, aber ich persönlich hätte mehr von mir erwartet. Na ja, bleiben noch immer die Ringelnattern... - FRÜHLINGSWETTER ~ „Mut und Liebe haben eines gemeinsam: Beide werden von der Hoffnung genährt.“ ~ Wie ein grauer Schleier hingen die dünnen Wolken am Himmel. Feiner Nieselregen bedeckte die Dächer des kleinen Dorfes mit Nässe. Ein einsamer Hund dackelte durch die Gassen, auf der Suche nach dem Knochen des Vortages, dessen Geruch langsam aber sicher in der feuchten Erde verschwand. Um ihn herum war alles leer. Konoha schlief. In einer kleinen Wohnung, in einem kleinen Bett, tat es ein mittelgroßer Shinobi seinem Dorf gleich. Natürlich hätte er das nächtliche Training mühelos bewältigt, hätte sich höchstens zu einer kleinen Pause hinlegen müssen... doch wenn man den Tag davor, die Nacht vor dem Tag davor und den Tag vor der Nacht vor dem Tag davor in Betracht zog, dann schien die Zeit für einen ausgiebigen Erholungsschlaf reif. Mit der zarten Vorsicht einer Kerze schien das morgendliche Licht der Sonne auf die staubigen Dächer Konohas. Ein Hauch von Wind ließ vereinzelte Wolkenschafe träge über den Himmel wandern. Auf den Straßen tummelten sich eifrig die Hühner, die zwischen dem Sand und Stein eine kleine Speise zu erhaschen hofften. Eine ähnliche Hoffnung glänzte auch in den Augen des grün gekleideten Jonins, als er die alte Holztüre mit großer Sorgfalt öffnete, um das ihm bekannte Quietschen so gut wie nur möglich zu vermeiden. Schnell und unbemerkt schlich er sich so in das Zimmer und blickte voller Stolz auf den schlafenden Jüngling vor ihm herab. Sein Atmen ließ seine durchtrainierte Brust erbeben und selbst mit geschlossenen Augen strahlten seine männlichen Augenbrauen die unheimliche Stärke seiner Persönlichkeit aus. Zu Tränen gerührt beugte sich der Mann zu seinem Schüler herab und flüsterte mit sanfter Stimme in sein Ohr: „DU WIRST IN ZWANZIG SEKUNDEN AUFGESTANDEN SEIN UND DICH ANGEZOGEN HABEN! WENN DU DAS NICHT SCHAFFST, WIRST DU SO VIELE IKEABETTEN OHNE WERKZEUG ZUSAMMENBAUEN, WIE DU ZUSÄTZLICHE SEKUNDEN BENÖTIGT HAST!“ Mutig war der, der seinen Kopf überhaupt noch gen Himmel neigte, denn die Kraft des Windes war beinahe groß genug, um das Dorf selbst an einen anderen Ort zu fegen. Unbarmherzig peitschte der Sturm gegen die Häuser Konohas, als wären sie allesamt ungehorsame Sklaven, die ihr Meister züchtigen musste. Niemand wagte es, sein Heim zu verlassen und nur ein von seiner Leine gerissener Kimono jagte verzweifelt durch die Straßen, angetrieben vom Pfeifen des Windes. Doch auch das Pfeifen in den Ohren des nun angezogenen Rock Lees war kein besonderes Vergnügen, weshalb er sich vorwurfsvoll an seinen Lehrer und Meister wandte. „Stand da nicht etwas von ‚sanfter Stimme’, Gai-sensei?“ „WAS?!? Verweigerst du dich etwa DER STIMME DER JUGEND?!?“ „Ärgh“, seufzte Lee. „WAAAAAAS?!? NENNST DU DAS ETWA ENTHUSIASMUS?!?“ ÄRGH DATTEBAYO!“, rief Lee entschlossen. „Na also! Geht doch!“ „GAR NICHTS GEHT HIER! EIN VERSTOSS GEGEN MEIN PERSÖNLICHES COPYRIGHT IST DAS! JAWOHL DATTEBAYO!“, rief eine dritte Stimme, deren Besitzer soeben lautstark und empört gestikulierend aus dem Kleiderschrank des Opfe- Wohnungsbesitzers gesprungen war. „HA! DAS STALKING DER JUGEND!“, rief Gai entsetzt und deutete fuchtelnd auf den auffällig orangen Eindringling. „W-was machst du in meinem Kleiderschrank, Naruto?“ „Nun ja, der ehrenwerte Hokage hat unser Team damit beauftragt, dich abzuholen. Er sagt, er hätte eine Mission für dich“, meinte Sakura und betrachtete skeptisch die Staubflusen, die sie unter Lees Bett umzingelt hatten. „Eigentlich wollte er nur Naruto schicken“, erläuterte Kakashi und schloss die Kühlschranktüre hinter sich. „Aber dann hatten wir Angst, dass er sich verläuft oder den ganzen Tag im Ramenshop vertrödelt.“ „Mmmmffhmmhmm!“, fügte Sasuke hinzu, während er versuchte, sich aus einer geschmackvoll bemalten Blumenvase zu befreien. Die grelle Sonne brannte sich durch die Schatten und erhellte selbst das zwielichtigste Gässchen. Hitze lag auf den Dächern wie ein Felsbrocken auf einem unglücklichen Wanderer. Keine einzige Wolke und kein einziges Lüftchen wagten es, das beißende Blau und die stahlharten Strahlen zu unterbrechen. Und zusammen mit den Schatten schienen auch sämtliche Geräusche in Konoha von der sengenden Glut verbrannt, sah man von der Ausnahme einer einsamen Kuh ab, die der Hitzeschock grausam und mit einem lauten Plumps zu Fall brachte. Lee ging es gesamt gesehen nicht unbedingt viel besser. Eine Augenbrauer von seiner Dimension nervös zucken zu sehen, war jedoch ein Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. „KAKASHI!“, dröhnte Gai und schnitt durch die bewegungslose Stille. Rein stimmlich gesehen natürlich. „WER SEINEN SCHÜLER UND EIN MÖBELSTÜCK NACH WAHL AM SCHNELLSTEN ZUM EHRENWERTEN HOKAGE BRINGT, HAT GEWONNEN!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, beraubte er Sakura sogleich ihrer Deckung, ergriff das kleine Holzbett samt darauf platziertem Lee und preschte aus der Wohnung. Seufzend schüttelte Kakashi den Kopf. „Naruto. Sakura. Wir sehen uns also beim Hokage.“ Dann schnappte er sich die geschmackvoll bemalte Blumenvase und floh aus dem Fenster. ~ „In der modernen Geschäftswelt fungiert die Rhetorik als Ersatz für Gewalt.“ ~ Die Kälte war deutlich zu spüren und zauberte so manch zusätzliche Kleidungsschicht auf die Häute der Bewohner Konohas. Doch nur selten drang auch die weiße Pracht in diese Gefilde vor und machte sich so auffällig bemerkbar, wie an diesem Tag. Und wahrlich schien es, als wäre das Dorf ein Kind und der Schnee eine führsorgliche Mutter, die ihr Kleines in einer weißen Decke zur Ruhe bettete. Eine Decke, die wohlgemerkt ein Loch hatte und ihre flockige Daunenpracht beständig über die Dächer Konohas fallen ließ. ...so wie auch der Christbaum im Büro des dritten Hokages zu Fall gebracht wurde, obgleich dies mit weitaus weniger großer Sorgfalt vonstatten ging. „Ich verbitte mir so ein Benehmen“, kommentierte Sarutobi und warf eine Buchstütze nach dem Christbaumfäller. „Au“, erläuterte dieser und ließ eine detaillierte, mit wunderschönen Hochglanzfotos verzierte Schlangenenzyklopädie im Ausmaß von 1035 Seiten auf den Fuß des Hokage fallen. „Grrr. Wie unhöflich“, gab jener zurück und schubste den Eindringling gegen eine Topfpflanze. „Deine Gegenwehr tangiert mich peripher“, warf der Betroffene ein und stülpte den Topfpflanzentopf über den Kopf des Alten. „Sagt mal... sollten wir nicht etwas unternehmen?“, fragte Sakura und blickte etwas perplex in die Runde. Kakashi, der trotz seines Vasenvorteils keinen Sieg über Gai erringen konnte, blätterte nur geistesabwesend in der neuesten Ausgabe seines geliebten Erotikromans und schüttelte desinteressiert den Kopf. „Deine Kleidung ist nicht zeitgemäß.“ „Deine Augen haben einen sehr unsympathischen Glanz.“ „Deine Schuhe wirken abgetragen.“ „Du hast Spliss.“ „Deine Fähigkeiten, eine geistreiche Konversation zu führen, lassen zu wünschen übrig.“ „Selber doof.“ „Also ich weiß nicht“, meinte Gai ungewöhnlich capslockfrei und fasste sich an den Kopf. „Aber seit wir uns um diese Schiffe aus Censor kümmern müssen, fehlt dem Dorf irgendwie der Pfiff.“ „Sollten wir vielleicht später wiederkommen?“, erkundigte sich Sakura weiter und sah auf die Uhr, die andeutete, dass sie bereits eine knappe halbe Stunde des ungläubigen Schweigens im Büro des Hokages verbracht hatten. „MOMENT MAL DATTEBAYO!“, exklamierte Naruto nun endlich voller in-character Empörung. „Wir haben Rock Lee extra aus seinem Bett geholt, weil der Hokage IHM EINE WICHTIGE MISSION VERSPROCHEN HAT!“ „Eigentlich“, überlegte Gai und warf einen Blick auf das deplazierte Möbelstück in der Mitte des Raumes und auf den jungen Kämpfer, der wortlos verzweifelnd darin saß. „ist ‚aus seinem Bett holen’ keine so gute Formulierung.“ Donnernd preschten die Ströme fließenden Wassers gegen die Häuserwände, als wäre eine Flut nicht genug. So, als wolle der gnadenlose Regen mit seiner Stärke allein das gesamte Dorf zum Einsturz bringen. Wie Wasserfälle schoss es von jedem einzelnen Dach und kleine Bäche bildeten sich überall auf den Straßen. Wer dem Brüllen des Donners trotzte und ohne Furcht vor den schneidenden Blitzen aus dem Haus ging, der würde gewiss in wenigen Augenblicken wirken, als wäre er kopfüber in die ewigen Fluten des Meeres gefallen. Im Fall des Hokages wirkte es wenigstens so, als hätte eine kalte Dusche nun endlich seine Aufmerksamkeit erregt, sodass er und sein Gegner die Besucher musterten, während sie sich wortlos an den Haaren zogen. „Sieht so aus, als hättest du heute viele Besucher, Sarutobi.“ „Und alle zusammen sind sie nicht so ungebeten wie du, Orochimaru.“ „OROCHIMARU?!?“, riefen eben jene Besucher schockiert im Chor. „Oh please“, murrte der Hokage vollkommen übersetzungsfrei. „Ihr wisst, wie er aussieht. Ihr seht ihm seit geschlagenen 25 Minuten zu, wie er mich mit Büroutensilien bewirft. Was also soll dieser übertriebene Überraschungsmoment?“ „Manche Menschen finden es eben angebracht, bei der Erwähnung meines Namens respektvolles Entsetzen zu zeigen.“ „Manche Menschen finden es auch angebracht, betrunken in Frauenkleidung Kung Fu Fighting zu singen, während sie ihr eigenes Geheimversteck mit Eiern bewerfen.“ „HEY!!“ „Oh. Tut mir leid. Ich dachte, wir wären noch nicht fertig.“ „Na warte! Teil du nur deine letzte Mission aus, alter Mann! Denn wenn ich zurückkomme“, grinste Orochimaru und bereitete mit einem Sprung auf das nächste Fensterbrett seinen Abgang vor. „dann werde ich dich auf eine sehr lange Reise schicken. Muahahahahahahahahahahaha!“ ~ „Der Utopist sieht das Paradies, der Realist das Paradies plus Schlange.“ ~ Lautstark fiel die kleine Holztüre ins Schloss und sowohl ein Kabuto gut bekanntes Raunen als auch die dazugehörige Person selbst betraten die spärlich eingerichtete Wohnung. „Orochimaru! Ist das eine Schlange in Eurer Hose oder freut Ihr Euch nur, mich zu sehen?“ Der Sannin hielt inne. „Gut, dass du mich daran erinnerst“, meinte er, zog die Ringelnatter aus seinem Gewand und platzierte sie liebevoll auf dem Bücherregal zu seiner Linken. Kabuto verschränkte seine Arme und seufzte. „Ich bin müde, mir ist kalt, ich hab Hunger.“ „Wusstest du, dass du ein unerträglicher Nebencharakter bist, wenn es in einer Fanfiction mal nicht um Sex geht?“ „Ich bin eben eine viel zu komplexe Persönlichkeit, die sich in einer ordinären Geschichte langweilt, weil ihre Rolle darin nie ihren intellektuellen Kapazitäten gerecht wird!“ „Ach geh einkaufen, Heulsuse!“ Resignierend wandte Kabuto seinen gesenkten Kopf der Türe entgegen, als ein Einfall in den selbigen schoss. Den Kopf, nicht Kabuto. Aber eigentlich macht das ja auch keinen Unterschied mehr. „Und was ist mit ihr?“ „Ihr?!?“, entgegnete Orochimaru ratlos und sah sich um. „M-m-mir?“, stotterte Hinata nervös und zupfte an dem Bettlaken, auf dem sie saß, in der Hoffnung, sich damit wieder gänzlich unsichtbar machen zu können. Doch für so ein Kunststück war sie im falschen Fandom gelandet. „OHO! OHO!“, rief Kabuto erfreut. „Ist das eine Schlange in Eurer Hose oder freut Ihr euch nur, das Mädchen zu sehen?“ Augenrollend setzte Orochimaru die zweite Ringelnatter auf das Bücherregal und sah zu, wie sie mit ihrem Artgenossen hinter eine Jubiläumsausgabe der gesamten Icha Icha Serie verschwand. „TSK!“ Murrend schnappte Kabuto sich einen Einkaufskorb und verließ begleitet von leisen Flüchen die Wohnung. Ein Schmerzensschrei drang durch die Straßen des kleinen Dorfes. Vom grauen Himmel herabsehend konnte man nur Vermutungen anstellen, was passiert war. Doch bei der dichten Nebelsuppe, die die Häuser umhüllte wie der süßliche Rauch einen Drogenkonsumenten, war es wahrscheinlich, dass einer der armen Dorfbewohner ein intimes Rendezvous mit einem Baumstamm angetreten war. Weitsichtig war jener, der in der kalten, hellgrauen Brühe noch zu sagen vermochte, wo sich seine Hand, geschweige denn seine Person selbst befand. Was Orochimarus Blick anging, so befand sich dieser ganz auf dem nervös Daumen drehenden Mädchen. „Nun?“ „N-nun? Nun also, ich... ich äh war eigentlich nur einen... also... ich war nur den ehrenwerten Plot-sensei in der Wohnung über dieser besuchen, aber... sein Fußboden hat wohl ein Loch, also-“ „Verstehe“, sagte Orochimaru und wickelte geistesabwesend eine Haarsträhne um seinen Finger. Was er und Hinata nicht wussten war, dass die Szene nach diesem Wetterabsatz eigentlich schon längst wieder im Büro des Hokages spielen sollte, der Kameramann aber von zwei sonderbaren Jonin aufgehalten worden war, die darauf bestanden, von ihm bei einem Eiskunstlaufwettbewerb gefilmt und anschließen auf einer Skala von eins bis zehn bewertet zu werden. Der vorgegebene Gesprächsstoff war daher vorhersehbar dünn und nur Kabuto hätte eine denkbar fragwürdige Verwendung für die versehentlich gefilmte Szene gewusst. Gott sei Dank lag der zu diesem Zeitpunkt allerdings bewusstlos mit einer stetig anschwellenden Beule unter einem Baum. „Plot-sensei, hm?“ „J-ja, genau.“ „Ist das nicht dieser... Psychopath?“ „Loge!“ „Richtig. Der, der die ‚Frag Doktor Plot!’ Sektion am Ende der Icha Icha Romane schreibt?“ „Genau.“ „Aber wofür sollte denn ein so junger und unverbrauchter Körper einen Doktor Plot brauchen?“, fragte Orochimaru und formte mit seiner Zunge ein Fragezeichen. Denn schließlich war seine Zunge ein Statussymbol und wollte gebraucht werden. Sonst hätte er sie ja gar nicht erst kaufen müssen. Und solche Zungen sind ja heutzutage auch nicht billig, wenn man bedenkt, dass- „Ahem!“ Aber wie auch immer. Hinata senkte betrübt den Kopf. „Da ist dieser Junge“, flüsterte sie beinahe unhörbar und stieß ihre Fingerspitzen nervös aufeinander. „Und ich... aber er...“ „Und du... findest ihn wahnsinnig ansprechend? Aber er... will einfach nicht endgültig zu dir kommen?“ In Hinatas Augen erwachte ein sonderbarer Glanz. „J-ja! Genau! Das ist richtig! So ist es! Was... was soll ich nur tun?“ „Nun...“, meinte Orochimaru grinsend und ersetzte die Haarsträne in seiner Hand durch eine weitere Ringelnatter... ~ „Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks.“ ~ „Aha... ha a .... haha.” “Nein, nein, NEIN! Wenn du die nächsten fünf Steine nicht enthusiastisch anlachen kannst, dann wirst du mit jedem Baum in Konoha ein angeregtes Gespräch über das Wetter führen!“ Fasziniert saß Naruto auf einem Stein und beobachtete das Spektakel vor sich. Es hatte sich herausgestellt, dass der ehrenwerte Hokage die Arbeitsmoral in seinem Dorf heben wollte und deshalb Rock Lee damit beauftragt hatte, Sasuke den Elan der Jugend zu lehren. Allerdings... „Das ist das Schlimmste, was mir je passiert ist. Und mir ist absolut klar, dass mein Bruder meine gesamte Familie ermordet hat.“ „NENNST DU DAS ETWA ENTHUSIASTISCHES LACHEN?!?“ „Ich hasse mein Leben.“ „WAAAS?!?“ „ICH HASSE MEIN LEBEN, YOSH!!“ „Na also! GEHT DOCH!“ Still grinsend stand Naruto auf und wollte sich auf den Heimweg machen, als er im Gebüsch hinter sich plötzlich ein Rascheln hörte, dessen Quelle sich ihm wenige Augenblicke später zu erkennen gab. „Hey, Hinata!“, rief er erfreut. „Was machst du denn hier draußen? Noch dazu um diese Zeit? Und... was willst du mit dem großen Holzbottich da?“ „Der ist für dich“, antwortete sie und sah Naruto entschlossen an. Und entgegen aller üblichen Charakterisierungen war es dieses Mal Naruto, der dadurch völlig ins Stottern kam. „F-f-ür mich? Aber Hinata... du wirst doch nicht.... du kannst doch nicht...“ Stille. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, stürzte der Junge im orangen Overall sich auf das Mädchen und warf sie zu Boden. „Du hast tatsächlich daran gedacht!! Du hast ehrlich, wirklich an das Stadtfest heute Abend gedacht!!!“ „Sta-sta-sta-was?”, stammelte Hinata, während Naruto sie aus seiner Tackleumarmung freigab und ihr wieder auf die Beine half. „Das große Stadtfest mit dem riesigen ‚Bring deinen eigenen Behälter mit und füll ihn einmal gratis mit Ramen’ Stand!! DAS WIRD EINFACH GENIAL DATTEBAYO!“, rief Naruto und ergriff sowohl den plötzlich zweckentfremdeten Holzbottich als auch die ziemlich perplexe und auffallend errötete Hinata und zog beide in die Innenstadt, mit einem jugendlichen Enthusiasmus, der gewissen anderen Mitgliedern seines Teams im Moment sehr geholfen hätte. „ICH SAGTE, BLEIB MIT DEM DING WEG VON MIR!“ „Aber Sasuke-kun! Die Schere ist ein wichtiger Schritt, um den Haarschnitt der Jugend zu erlangen! WARUM MUSS ICH DICH ZU DEINEM GLÜCK ZWINGEN?!?“ „ARGH!! VERSCHWINDE!!“ .... Und so neigte sich die Geschichte dem Ende zu, denn nicht viele Wetterphänomene blieben noch übrig und hinter den Bergen verschwand bereits die Sonne auf einen Drink. Sakura genoss die letzten Strahlen, die das Dorf in orange-rotes Licht hüllten, während Gai und Kakashi elanvoll auf Snowboards um die Wette fuhren. Und auch ihre Schüler befanden sich in elanvoller Bewegung, da Sasuke noch immer vor dem Schere schwingenden Lee floh und dabei durchaus kraftvoll jugendliche Flüche von sich gab. Die Flüche beim Stadtfest hielten sich hingegen in Grenzen und nur der Ramenverkäufer hatte Tränen der Reue im Auge, als er das Paar beobachtete, das lachend Hand in Hand mit einem riesigen Bottich seiner kostbarsten Speise davonzog. Noch weiter in die Ferne, nämlich auf eine sehr lange Reise, zog es die Leute im neu geschriebenen Hafen Konohas, wo Sarutobi und Orochimaru bewaffnet mit Hawaiihemd und Sonnenbrille das Schiff nach Censor betraten, dicht gefolgt von Kabuto, der mühevoll versuchte, das mit Ringelnattern bestückte Gepäck Orochimarus heil an Bord zu bringen. So war schließlich die Nacht eingebrochen. Und über den Dächern Konohas regnete es Frösche. Ende. Kapitel 3: Der Sonnenschirm [Original] -------------------------------------- Titel: Der Sonnenschirm Fandom: Original Genre: Märchen / Makaberes Wichtel: Catkin Kommentar: Der Einfluss von LivingDeadDolls hat mich spontan dazu bewegt, zwei der meines Wichtel gewünschten Genres zu kombinieren. Mit der Idee bin ich eigentlich sehr zufrieden, obwohl man die zweite Hälfte sicher noch editieren könnte, um den langsamen Zerfall von Märchen zu Horror besser darzustellen. Trotzdem habe ich da durchaus eine ganz nette Geschichte hinbekommen, wenn mich auch die Tatsache, dass mir als Titel wieder nur 'Der Sonnenschirm' richtig erschien doch ein kleines bisschen wahnsinnig gemacht hat. ^^ - Der Sonnenschirm "“It is said when an umbrella is dropped in a house A murder will be certain to follow” Es war einmal ein weißer Sonnenschirm. Der lag zusammen mit seinen Schirmfreunden auf einem Holzkarren am Marktplatz. Jeden Tag gingen viele Menschen über den Marktplatz und kamen am Holzkarren vorbei. Dann zeigten sie auf den Sonnenschirm und seine Freunde und staunten. Das machte den Sonnenschirm fröhlich. Der Vater des weißen Sonnenschirmes, das war der Schirmmacher Vincent. Und der Schirmmacher Vincent war der beste Schirmmacher im ganzen Dorf. Der Schirmmacher Vincent war zwar auch der einzige Schirmmacher im ganzen Dorf, aber das spielte keine Rolle. Denn alle waren sowieso davon überzeugt, dass der Schirmmacher Vincent der beste Schirmmacher auf der ganzen Welt war. „Der Schirmmacher Vincent“, sagte der Herr Abendbaum einmal, „Der könnte es den feinen Leuten in Paris gewaltig zeigen!“ Und alle nickten und gaben ihm Recht. Leider aber war der Herr Abendbaum schon sehr alt und seine geliebte Frau, die war vor ein paar Jahren schon so alt gewesen, dass sie ganz aufgehört hatte zu sein. Und deshalb kaufte der Herr Abendbaum auch den weißen Sonnenschirm nicht. Oder einen der anderen Schirme. Schließlich hatte er keine feine Gemahlin mehr, deren zarte Haut er vor der stechenden Sonne schützen musste. Von den anderen Männern im Dorf hatte fast jeder eine feine Gemahlin, die sich gerne vor der stechenden Sonne schützen ließ. Doch leider hatte es die Sonne schon immer gegeben und die feinen Gemahlinnen waren nun auch schon sehr lange da und dem Herrn Abendbaum gab man bereits Recht, als er noch selbst eine Gemahlin hatte. Und deshalb war es nicht der Vincent gewesen, sondern sein Vater, dem man all die wunderschönen Sonnenschirme abgekauft hatte, vor vielen, vielen Jahren. Der Vater vom Vincent war inzwischen schon bei Frau Abendbaum und Vincent selbst stand nun an seinem Platz am Marktplatz, hinter dem Holzkarren, mit all den Sonnenschirmen. Oft gingen die Leute aus dem Dorf an ihm vorbei und sagten: „Oh Vincent, wie wunderschön deine Schirme doch heute wieder aussehen!“ Dann dankte Vincent ihnen und fragte, ob sie nicht vielleicht einen neuen Schirm kaufen wollten, den fein bestickten Weißen in der Ecke zum Beispiel. Der sei nämlich sein größtes Meisterwerk. Doch die Leute schüttelten nur traurig den Kopf und gingen weiter. Den weißen Sonnenschirm selbst störte das nicht, denn er lag gerne mit seinen Schirmfreunden auf dem Holzkarren und ließ sich bewundern. Doch gleichzeitig bedrückte es ihn schon ein bisschen, weil er wusste, dass es seinen Vater störte. Denn Essen konnte der Schirmmacher Vincent sich nur leisten, wenn er seine gemachten Schirme auch verkaufen konnte. Und viel hatte er in den letzten Jahren nicht gegessen, der Vincent. Und dass der Vincent noch nicht verhungert war, lag überhaupt nur daran, dass die alten Schirme manchmal repariert werden mussten. Das ließen die Leute natürlich gerne beim Vincent machen, schließlich war es billig und schließlich war der Schirmmacher Vincent auch der beste Schirmmacher auf der ganzen Welt. Aber satt machte ihn das nur selten. Dann eines Tages kam der Sommer. Ein gewöhnlicher Sommer war das aber nicht. Normalerweise, so erinnerte sich der Sonnenschirm, war die Sonne hell und warm. Sie stach zwar, aber nur wenn man sie direkt ansah, und das musste man ja eigentlich nicht, schließlich hatte man ja Sonnenschirme. Und weiße Sonnenschirme wie er strahlten dann besonders schön und darüber freuten sich die Damen und ihre werten Gemahle. Doch diesen Sommer war die Sonne nicht warm. Diesen Sommer hing die Sonne über dem Dorf und glühte, wie der Ofen im Winter, wenn man ganz dicht daneben saß. Aber da gab es keine Kälte draußen, die die Wärme angenehm machte. Da gab es nur Hitze im Freien und stickige Luft in den Häusern. Und hell war die Sonne auch nicht. Sie stach wie ein Nähkissen voller Nadeln und auch wenn sie nicht hinsahen, mussten sich die armen Damen unter den Schirmen ihre Augen reiben, weil ihnen das Licht einfach zu viel war. Und der weiße Sonnenschirm strahlte auch nicht mehr besonders schön. Er leuchtete grell und sein Anblick stach, als wäre er selbst eine Nadel. Auf dem Marktplatz waren auch viel weniger Menschen als in den anderen Sommern davor. Zwar gingen diese wenigen noch immer an Vincents Holzkarren vorbei, doch sie blieben nicht mehr stehen und sie staunten auch nicht. Sie atmeten einfach nur schwer und gingen weiter. „Wenn die Sonnenschirme doch wirklich die Sonne fernhalten könnten“, seufzte eine Dame im Vorbeigehen und fächerte sich erschöpft Luft zu. Früher im Sommer, da liefen die Geschäfte gut. Da wurden viele Schirme repariert und manchmal wurden sogar neue Schirme gekauft. Dann verdiente Vincent viel Geld und konnte schon früh nach Hause gehen und auf dem Heimweg beim Bäcker vorbeischauen und sich gutes Brot kaufen. Diesen Sommer, da lief nichts. Keiner wollte in die Hitze hinaus, um seinen Schirm reparieren zu lassen und an neue Sonnenschirme wollten die guten Damen und Herren aus dem Dorf gar nicht erst denken. Geld gab es da natürlich keines und deshalb musste Vincent auch warten, bis es schon fast dunkel war. Nach Hause ging er hungrig und über ihm hingen die drückenden Reste der warmen Tagesluft und ein paar Fetzen roter Wolken am orangen Abendhimmel. Jeden Tag warf er die alte Wolldecke über all die nicht verkauften Schirme und zog seinen Holzkarren nach Hause, vorbei an den verdorrten Blumen am Wegrand, deren Köpfe von Tag zu Tag immer weiter nach unten sanken. Und hätte der weiße Sonnenschirm die Blumen gesehen, so hätte er feststellen müssen, dass sein Vater ihnen von Tag zu Tag immer ähnlicher wurde. So ging es Tag für Tag weiter und Vincents Blick wurde Tag für Tag müder, sein Kopf senkte sich Tag für Tag tiefer. Seine Kleidung, die ihm früher wie angegossen gepasst hatte, wirkte mit der Zeit immer lumpiger, weil sie Vincent plötzlich zu weit wurde. All das merkte der Sonnenschirm natürlich und machte sich große Sorgen. Doch eines Tages, gerade als es so schien, als würde Vincent seinen Kopf nie wieder heben, tönte von der Straße her das laute Klopfen mächtiger Hufe. Eine Wolke Staub wirbelte durch das ganze Dorf und durch sie hindurch preschte eine schwarze Kutsche, die am Marktplatz stehen blieb. Die wenigen Leute, die zu dieser Zeit, in diesem Sommer, noch auf der Straße waren, sahen gespannt auf, als die Türe der Kutsche sich langsam öffnete. Und auch Vincents Blick hatte sich verändert. Doch seine Augen waren nicht nur nach oben gerichtet, nein, sie waren strahlend, strahlender noch als der weiße Sonnenschirm an seinen besten Tagen. Denn aus der Kutsche stieg die schönste Dame, die der Schirmmacher Vincent je gesehen hatte. Gäbe es Weizen so golden wie ihr Haar, die Bäcker müssten täglich vor Freude weinen. Und wäre der Himmel auch nur halb so blau wie ihre Augen, die Wolken müssten sich schämen, ihn mit ihrer Anwesenheit zu beschmutzen. Doch wäre sie der Himmel, dann wäre die Sonne verschwunden, denn ihre Haut war so weiß und rein, als hätte kein einziger Strahl des Lichtes sie je berührt. Und als sie an Vincents Holzkarren vorbeischritt, sah er den weißen Schirm vor sich erblassen und hatte nur noch Augen für sie und das Lächeln, das sie ihn in diesem Moment schenkte. Der Sonnenschirm selbst fand das zwar ein bisschen schade, doch störte es ihn letztendlich überhaupt nicht, denn schließlich hatte er seinen Vater noch nie so glücklich gesehen. Und er freute sich und war ebenfalls glücklich, weil er wieder Hoffnung in den Augen seines Vaters sah und weil er wusste, dass ab jetzt alles wieder besser werden würde. Doch leider kann man sich auf das Wissen eines Sonnenschirmes in der Welt der Menschen nur selten verlassen. Nach Vincents Begegnung mit der schönen Dame vergingen viele, viele Tage, ohne dass sich die Begegnung selbst wiederholte. Doch die Geschäfte liefen tatsächlich besser, da Vincent seinen Kopf nun so hoch hielt, dass er die anderen Dorfbewohner damit ermutigte. „Was kann uns so ein bisschen Sonne schon anhaben!“, rief ein Herr fröhlich und schenkte seiner feinen Gemahlin prompt einen neuen Sonnenschirm. So kam allmählich wieder Leben in die Stadt und Vincent verdiente viel Geld und konnte schon früh die Wolldecke über seinen Holzkarren werfen und nach Hause gehen. Nur beim Bäcker schaute er auf dem Heimweg noch immer nicht vorbei. Auch nicht beim Bauern oder beim Metzger. Und seine Kleidung, so fiel es dem Sonnenschirm auf, die wurde auch nicht enger. Die passte nicht wie angegossen, nicht so wie früher, die wurde sogar noch viel weiter. Das machte dem Sonnenschirm große Angst und er wünschte sich, sein Vater würde daran denken, den Bäcker zu besuchen. Oder den Bauern. Oder den Metzger. Doch wenn der Schirmmacher nach getaner Arbeit die Wolldecke über seinen Holzkarren warf, dann ging er nicht zu denen. Und nach Hause ging er auch nicht. Er machte Umwege und kaufte bunte Blumen, große Hüte und die teuersten Stoffe, die er sich nur leisten konnte. Die legte er dann auf die Türschwelle vor das größte Haus im Dorf. Dort, so hatte man ihm erzählt, war nämlich die schöne Dame eingezogen. Und es musste stimmen, denn er hatte die schwarze Kutsche vor dem Haus gesehen. Und immer, wenn er am nächsten Tag wiederkam, waren seine Geschenke verschwunden. Er traute sich nicht zu klopfen, doch er war überzeugt davon, dass die schöne Dame eines Tages die Türe für ihn öffnen und ihm ein weiteres Lächeln schenken würde. So ging das weiter, Tag für Tag, selbst als die stechende Sonne schon lange hinter den bunten Laubbäumen verschwunden war und die ersten kalten Winde über das Dorf wehten. Schirme hatte Vincent zu diesem Zeitpunkt schon seit Wochen nicht mehr verkauft, da die Menschen im Dorf Angst vor ihm bekommen hatten. Sein Blick war zwar immer noch strahlend und voller Leben und Hoffnung, doch ermutigte er niemanden mehr, da der Rest seines Gesichtes beängstigend und eingefallen war, beinahe so als wäre er tot. Ihm selbst war nichts davon aufgefallen. Er dachte nur darüber nach, was er der schönen Dame noch geben könnte, damit sie ihm die Türe öffnen und ihm ein weiteres Lächeln schenken würde. Und eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Er dachte nicht mehr an sich, dachte nicht mehr an den Holzkarren, die Wolldecke oder seine Kunden, sondern schnappte sich nur den weißen Sonnenschirm und rannte damit so schnell er konnte zu ihrem Haus. Er legte sein Meisterwerk auf die Schwelle und wandte sich zum Gehen, als die Türe hinter ihm plötzlich aufging und eine weiße Hand den Schirm ergriff. Im ersten Moment konnte Vincent es gar nicht fassen, war es doch so lange her, dass er überhaupt ein Zeichen der schönen Dame, geschweigedenn ihre Hand, gesehen hatte. So lange, man könnte fast meinen, er hätte sie inzwischen vergessen. Doch so war es nicht. Er erinnerte sich genau an sie, erinnerte sich an ihre Haare, ihre Augen, ihre Haut und natürlich an ihr Lächeln, das ihm in der ganzen Zeit Kraft gegeben hatte, wenn die Sehnsucht in seinem Herz das Essen nicht möglich machte. Und nun sollte er sie endlich wiedersehen. Denn nun stand die Türe offen. Er betrat das Haus zögerlich, so zögerlich wie es sein brennendes Verlangen erlaubte, und schloss die Türe hinter sich. Schritt für Schritt ging er in das nächste Zimmer vor, in das Zimmer, in dem er erwartete, sie anzutreffen. Er konnte das Bild schon vor seinen Augen sehen, die schönste Dame der Welt mit dem schönsten Schirm der Welt und einem Lächeln, das ihm abermals mehr Kraft geben würde, als der saftigste Laib Brot es je könnte. Doch als er durch den Torbogen aus edlem Holz in das nächste Zimmer trat, zerbrach das Bild vor ihm wie ein Spiegel, dessen Scherben sich tausendfach in die mageren Reste seines Fleisches bohrten. Zwar hielt die schöne Dame den weißen Sonnenschirm in ihren Händen, doch war die Erinnerung an die stechende Hitze dieses Sommers nichts im Vergleich zu der Kälte, die nun aus ihren blauen Augen floss und das ganze Zimmer um sie herum gefrieren ließ. „Hässliche Blumen. Billige Hüte. Und nun dieser lumpige Schirm. Und wenn du mir jahrelang Müll vor die Türe wirfst, es ist mir gleich. Jeden Tag kann ich ihn entsorgen, doch etwas werde ich einfach nicht los.“ Vincent schreckte zurück. Er hatte sie noch nie gehört, doch in seinen Gedanken war die Stimme der schönen Dame stets die von hellen Glocken gewesen. Doch wenn es einfach nur Metall war? Wenn es eine Stimme, schneidend wie ein Fleischermesser war? Zählte das dann auch? „Das Gefühl, von den Gedanken eines Dorftrottels verfolgt zu werden, der mir nachhechelt, genau wie der erbärmliche Hund, der er ist. Verstehst du das? Gib deinen Hungerlohn für ein Bauernmädchen aus, denn meiner ist deine traurige Zuneigung nicht würdig.“ Vielleicht war es einfach nur zu kalt, um sich zu konzentrieren, denn plötzlich verschwamm für Vincent die Bedeutung ihrer Worte und er sah nur noch auf ihre Lippen. Irgendwann musste sie ja etwas gegen die Kälte tun, schließlich konnte sie ihn hier nicht einfach erfrieren lassen. Irgendwann also musste sie wieder lächeln, oder? Oder... war es wahr, was man ihm gesagt hatte? Dunkel, ganz dunkel erinnerte er sich an die letzten Worte des alten Herrn Abendbaums, der vor gar nicht so langer Zeit zusammen mit der Hitze des Sommers aufgehört hatte zu sein. „Schlag sie dir aus dem Kopf. Alle schönen Damen lächeln. Sie lächeln und spannen ihre Schönheit um ihr Herz, so wie du die Schirmdecke über das Schirmgestell spannst. Und so wie die schlechten Schirmmacher aus den anderen Dörfern nehmen sie besonders bunte und besonders feine Stoffe, damit jeder nur auf die Schirmdecke sieht und nicht etwa auf das Schirmgestell. Denn diese Schirme sind nicht so wie deine. Die sind außen schön, aber innen sind sie billig und morsch.“ Damals hatte er nicht zugehört. Damals war es ihm nicht einmal aufgefallen, doch jetzt plötzlich drang das Echo dieser alten Worte an sein Ohr. Und jetzt plötzlich konnte er auch die Worte der schönen Dame wieder hören, da es auf ihren Lippen nichts mehr zu suchen gab. „Du hast es doch verstanden, oder? Nimm deinen hässlichen Schirm und verschwinde aus meinem Haus!“ Dann warf die schöne Dame den weißen Sonnenschirm vor Vincents Füße. Darüber war der weiße Sonnenschirm selbst zuerst froh, denn er wollte nicht bei der bösen Dame sein. Doch als er dann vor Vincents Füßen lag, packte ihn plötzlich wieder die Angst. Als er nämlich nach oben sah, war der Anblick seines Vaters ihm so fremd. Sein Gesicht war zwar noch immer gleich, so eingefallen und so tot. Nur seine Augen, die waren anders. Die passten jetzt plötzlich dazu. Und dann wurde der Sonnenschirm aufgehoben, so wie das die schöne Dame gewollt hatte. Doch aus dem Haus verschwand Vincent nicht. Noch nicht. Es war einmal ein roter Sonnenschirm. Der lag ganz alleine in einem dunklen Graben hinter einem dunklen Haus. Und manchmal, da konnte er sich an die Schreie erinnern, die einst aus dem Haus gekommen waren. Das machte den Sonnenschirm traurig. Sehr traurig. Ende. Kapitel 4: Das perfekte Geschenk [Naruto] ----------------------------------------- Titel: Das perfekte Geschenk Fandom: Naruto Genre: Allgemein / Romantik Wichtel: Decken-Diebin Kommentar: Ich beschäftige mich selten mit Neji oder Hinata und der Gedanke eines gemeinsamen Pairings ist mir im Zusammenhang damit sowieso völlig fremd. Das Konzept, das mir dann irgendwann für die Geschichte eingefallen ist, gefällt mir zwar sehr gut, aber ich finde, dass die Eigenschaften sämtlicher Charaktere nicht genug zur Geltung kommen. - Das perfekte Geschenk Das perfekte Geschenk gab es nicht. Die Suche danach war schreckliche Zeitverschwendung und wenn man ihn tatsächlich nach seinem Wunsch gefragt hätte, dann hätte sein Interesse wohl einzig darin gelegen, dass andere diesen Tag ebenso ignorieren würden, wie er es zu tun versuchte. Er hatte sich sogar schon dabei ertappt, wie er am Morgen versucht hatte, das Haus unbemerkt zu verlassen und den Tag versteckt im Wald zu verbringen, um zu trainieren. Doch wirklich, hatte er auch nur für eine Sekunde geglaubt, dass ihm das gelingen würde, umzingelt von Hyugas? Und das perfekte Geschenk gab es nicht. Die neue Tasche für seine Waffen war jedoch wenigstens praktisch und auch mit den formellen, vollkommen tonlosen Glückwünschen konnte er sich abfinden. Sie hielten ihn nicht länger als bis zum Frühstück auf... was sollte es auch schon für Festlichkeiten für die Zweigfamilie geben? So färbte sich jener Morgen in jedem Jahr bitter und der Käfig um ihn schien jedes Jahr kleiner zu werden und alles, was er durch die Stäbe noch sah, waren die prächtigen Feste der Hauptfamilie, die Tänze in jedem Dezember und ihre Gestalt in der Mitte. Doch gefangen konnte er seine Hände nicht nach ihr ausstrecken und so kam es ihm vor, als würde die Entfernung zwischen ihnen jedes Jahr größer werden. Und das perfekte Geschenk gab es sowieso nicht. Und sowieso war Tentens Blumenstrauß so unbedeutend und nutzlos, dass selbst die Bezeichnung ‚Geschenk’ noch eine Übertreibung wäre. Es war sein Fehler, das musste er leise zugeben. Wie sehr die ständige Fragerei und all die traurigen Versuche eines Gesprächs ihm auch auf die Nerven gegangen waren, er hätte ihr sein Geburtsdatum nicht verraten dürfen. Schließlich ging es sie wirklich nichts an. Aber andererseits, wie hätte er auch damit rechnen können? Woher sollte er wissen, dass sie ein einfaches Datum als Erlaubnis, ja sogar als Einladung empfand, ihn seitdem jedes Jahr auf dem Trainingsplatz heimzusuchen und ihm irgendein Gestrüpp in die Hände zu drücken? Und wieso musste er deshalb nur wegen ihr sein Training unterbrechen, um jedes Jahr ein paar grüne Stängel zu entsorgen? Das perfekte Geschenk gab es wirklich nicht. Und ein Jahr nach dem ersten Strauß musste er sich stattdessen auch noch damit auseinandersetzen, wie wohl das Gegenteil eines perfekten Geschenks aussehen würde. Ein selbstgeschriebener Haiku kam der Definition mit Sicherheit verblüffend nahe. Besonders, wenn es sich beim Autor um Rock Lee handelte, der durch Tentens loses Mundwerk ebenfalls über sein Geburtsdatum Bescheid wusste. Freundschaftliche Rivalität. Selbst für jemanden, der ständig einen hautengen, grünen Overall trug war dies ein geradezu traurig lächerliches Konzept. Lee würde ihn nie besiegen können und manchmal fragte er sich sogar, ob es ein kleines Stück Rache war, wenn er ihn deshalb jedes Jahr bis zum frühen Nachmittag in einem der viel zu kleinen, viel zu dunklen Restaurants Konohas festhielt. Denn das perfekte Geschenk gab es sicher nicht. Doch als er letztes Jahr statt Tenten nur einen Strauß Blumen und eine Grußkarte auf dem Trainingsplatz vorfand, hatte er sich für einen Augenblick tatsächlich Hoffnungen gemacht. Im Nachhinein war ihm völlig unklar, wie er auch nur für den Bruchteil einer Sekunde glauben konnte, dass der Strauß von einer anderen Person als seiner Teamkollegin stammen könnte. Doch es waren die selben gelben Rosen und der selbe verschwendete Tag. Und danach kam es sogar noch schlimmer. Denn statt einem Haiku hatte Lee in jenem Jahr seinen Sensei mitgebracht und obwohl die Gesellschaft von Maito Gai, Lee und Tenten zusammen sie in ein größeres und helleres Restaurant führte, so musste er dieses Mal einen ganzen Nachmittag seiner kostbaren Trainingszeit für das opfern, was anderen scheinbar unter dem Begriff geselliges Zusammenkommen Spaß machte. Doch das perfekte Geschenk war das sicher nicht. Und dieses Jahr wagte er sogar zu behaupten, dass er das genaue Gegenteil seines perfekten Geschenkes gefunden hatte. Er versuchte wie jedes Jahr im Morgengrauen das Haus zu verlassen, wurde aber wie jedes Jahr von seinem Onkel aufgehalten. Doch mit ein paar höflichen Dankesworten war wenigstens dieser Abschnitt des Tages erledigt und er machte sich mit seinen neuen Bandagen auf in den Wald. Doch dieses Jahr schaffte er nicht einmal die Hälfte des Weges, bevor Tenten ihn abfing und ihm einen Strauß Blumen in die Hand drückte. Er hörte nicht einmal hin, als sie ihn schnatternd zum Trainingsplatz führte, wo Rock Lee mit einem Zettel in der Hand auf ihn wartete. Immerhin wusste er nun, dass wenigstens beim Schreiben Training absolut keinen Effekt zu haben schien, da Lees Haikus von Jahr zu Jahr kitschiger wurden und er sich dieses Mal sogar fragte, wie man so viel Talentlosigkeit noch überbieten konnte. Der Trainingskampf, zu dem Lee ihn danach herausforderte war allerdings sicher ein guter Anfang dessen. Doch wenigsten war es etwas Bewegung, bevor Gai ihn und die anderen erneut in ein Restaurant zerrte und er sich stillsitzend stundenlang von ihrem Gelächter berieseln lassen musste. Nachmittags wurde sein letztes bisschen Hoffnung auf Ruhe im Keim erstickt, als dem Essen plötzlich Musik folgte und immer mehr Leute sich um ihn sammelten, tanzend, lachend, sich in seinem Namen amüsierend ohne sich auch nur annähernd für ihn zu interessieren. Im Nachhinein fragte er sich, warum er nicht einfach gegangen war, denn er bezweifelte, dass auch nur ein einziges Paar der leeren Augen der Feiernden seine Abwesenheit bemerkt hätten. Doch rechtzeitig fiel es ihm nicht ein und so saß er weiterhin in seinem Käfig und wartete. Das perfekte Geschenk gab es nicht. Das hatte ihm dieser verschwendet Tag erneut bewiesen und als durch die Dunkelheit nach Hause ging, lag seine einzige Freude darin, dass der nächste dritte Juli nie so weit weg sein würde wie in diesem Moment. „Ich... ich weiß, es ist schon spät, a-aber...“ Ruckartig drehte er sich um. Er hatte den Garten seines Hauses tatsächlich betreten, ohne die Silhouette neben dem Eingangstor zu bemerken. Aber wer konnte schon damit rechnen, mit einer anderen Person? Um diese Zeit? Und besonders mit ihr? „Ich weiß es ist schon spät, aber...“, wiederholte sie und trat zögernd ins Mondlicht, das ihre Gesichtszüge erhellte und ihre weißen Augen noch viel größer und tiefer wirken ließ, als sie sonst bereits waren. „...aber könnte Neji-niisan heute vielleicht noch mit mir trainieren?“ Das perfekte Geschenk gab es nicht. ...oder? Kapitel 5: 21... 22... 23... [Original] --------------------------------------- Titel: 21... 22... 23... Fandom: Original Genre: Alltag Wichtel: Caliena & Alaiya Kommentar: Für zwei Personen schreiben ist Mist. -_- - 21... 22... 23... „21... 22... 23...“ Ich war gerade 21 geworden und half in verschiedenen Läden aus. Es war Juli und es hatte mich in „Das Paradies für Ökogemüse“ am Stadtrand verschlagen. Ökogemüse. Also ehrlich. Aber gut, eigentlich war es mir auch egal. Ich hoffte schließlich nicht auf eine Fixanstellung oder eine Art Karrieresprungbrett, wie die Leute das gerne nannten. Nein, ich sparte mein Geld für eine Weltreise. Na so gut es ging jedenfalls. „Aber wäre es nicht viel besser, ein geregeltes Leben aufzubauen? Wäre ein sicherer Beruf mit stetigem Einkommen nicht sinnvoller, wenn du auf so eine Reise sparen willst?“ Diese Fragen. Ich hörte sie praktisch rund um die Uhr, manchmal denke ich sogar jetzt noch an sie. An die und an all die anderen Zweifel, die mir Verwandte und Bekannte rund um die Uhr so bereitwillig anboten. Aber Routine, wenn ich darüber nachdachte, überragte mich wie der Schatten eines Gefängnisses. Ein Luxusgefängnis vielleicht und trotzdem schlossen sich hinter dir Türen aus massivem Stahl, sobald du dich darauf einließt. Und ich dachte an meine verzerrte Stimme, die immer wieder im Traum zu mir sprach: „Weltreise? Haha, richtig! Was für Ideen man doch als Jugendlicher hat. Also nein, im Moment muss ich w i c h t i g e Dokumente bearbeiten und da so viel Urlaub nehmen? Wie soll denn das funktionieren? Wie soll ich denn da je wieder auf meine alte Stelle hoffen können, wo doch Herr Müller mir gerade erst gestern diese Beförderung in Aussicht gestellt hat? Aber außerhalb der Stadt, da fährt man auch günstig mit der Bahn hin, da gibt es ein paar herrliche Wanderwege, die...“ Die Wege waren nass vom Regen. Im Radio warnten sie vor Aquaplaning, doch außerhalb der Städte empfing man diese Warnungen kaum. In den Tälern der waldigen Landschaft gab es nicht nur Funklöcher. An Sonnentagen war die dort herrschende Stille ein perfekter Teil einer perfekten Idylle. Doch an Regentagen wirkte sie gespenstisch. Wenn das Wasser die Menschen in ihre Häuser getrieben hatte, dann gab es draußen kaum etwas, das die Stille und den Nebel durchbrach. Außer vielleicht das gelegentliche Zirpen eines Vogels. Und das Knirschen von Metall auf der Straße. Jedes Mal verschwamm die Stimme und ich wachte auf. Etwas übertrieben, nicht wahr? Trotzdem machte es mir Angst so zu werden und ich sprang fast jedes Mal schweißgebadet von meiner Matratze auf. Na ja, nur Matratze. Ohne Bett und so. Doch solche Dinge nahm ich gerne in Kauf, schließlich durfte ein zukünftiger Weltreisender sich nicht so an irgendwelchen Luxus hängen. Das Ökoparadies. Eigentlich war es ein netter Laden. Und ein bisschen Gemüse als Zulage zu meinem Gehalt schien damals beinahe lebensrettend, wenigstens im Sommer, als ich Instantnudeln entdeckte und der Preis mich zwar erfreute, der Geschmack und die Inhaltsstoffe mich aber nach vier Wochen beinahe wahnsinnig gemacht hatten. Im Herbst kündigte Peter. Der Besitzer bot mir seine Stelle an. Den Laden schmeißen? Der Besitzer hätte mich in dieser Position sicher gut gebrauchen können, schließlich kannte ich mich nach drei Monaten bereits gut aus. Und ich hätte die paar Euros extra gebrauchen können, schließlich war China mindestens so teuer, wie es faszinierend war. Nur leider war mir gerade am Vortag eingefallen, wie interessant es doch wäre, in einer Videothek in der Innenstadt zu arbeiten... „21... 22... 23...“ Ich war seit fünf Monaten 22 und hockte wie fast jeden Vormittag in einem kleinen belgischen Kaffeehaus namens EBT. Irgendwann hatte mir ein Kellner erzählt, dass die Abkürzung für een bakje troost, also eine Tasse Kaffee stand, oder... jedenfalls hatte ich das so in Erinnerung. Üblicherweise schlug ich mich nämlich mit Deutsch und Französischbrocken durch und das klappte meistens auch überraschend gut. Meistens hatte ich allerdings auch Hilfe von Julie, meiner Freundin. und dem Grund, warum ich in dieses Land gekommen war. 22, diese Geburtstagsparty war die beste gewesen, die ich je gehabt hatte. Die Freunde, die ich in der Videothek kennen gelernt hatte, bevor der Laden schloss, waren einfach einmalig. Wir machten zwei Tage durch und verpulverten unser Erspartes in einem Casino. Na ja, mein Erspartes wenigstens, schließlich war es auch meine Party gewesen. Und sowieso, diese Weltreise? Wenn man erst mal gute Freunde gefunden hatte, dann schien das Leben eines wohnsitzlosen und einsamen Reisenden doch plötzlich etwas... na eben einsam. Und Julie? Wie sollte ich denn das durchstehen ohne sie? Sie hatte damals im Casino ausgeholfen, ihr letztes Wochenende, bevor sie zurück nach Namur ging. Und davor ging es für uns beide zurück auf ein Hotelzimmer. Das versetzte meinem Geldbeutel zwar den Todesstoß, doch wie hätte ich es denn verantworten sollen, so eine wunderbare Dame, die große Liebe auf den ersten Blick, mit meiner zerfransten Matratze zu konfrontieren? Und der rote Klappstuhl, den meine Großmutter als passendes Geburtstagsgeschenk angesehen hatte, hätte sie wohl auch nicht sonderlich beeindruckt. Ein lausiger, roter Klappstuhl... Ein einzelner roter Fleck. Man hätte beinahe glauben können, dass absolut nichts geschehen war. Denn ein einzelner roter Fleck... wer würde den schon bemerken? Niemand, allerdings... man würde dann doch um die Ecke fahren und spätestens dann den Rauch sehen. Und die verstreuten Metallteile. Und das Auto, an dem Sprünge sich wie ein Spinnennetz über die Windschutzscheibe zogen und das schneeweiß war, bis auf ein paar rote Flecken. Aber schließlich sind Freunde die Familie, die man sich aussucht. Und genau wie meine Familie sich von Job zu Job von mir distanziert hatte, so hatte ich Job um Job die Größe meiner Wahlfamilie ausgeweitert. Und in der Mitte stand sie. Nun, damals stand sie eigentlich nur neben dem Hotelbett, in dem ich noch ziemlich verkatert lag. „Ich fahr jetzt nach Hause“, hatte sie gesagt. Sie hatte einen Moment überlegt und dann hinzugefügt: „Kommst du mit?“ Die Zugfahrt war lang gewesen und beinahe hätte ein Kontrolleur mich erwischt. Illegales war noch nie meine große Stärke gewesen, aber für einen Klappstuhl ging sich nun mal leider keine Fahrkarte aus. Jedenfalls keine, die mich weiter als bis zur nächsten Bahnstation am anderen Ende der Stadt gebracht hätte. Doch nun war ich ja hier und das Arbeiten in Belgien war schon eine Sache für sich. Den Schritt zum Tellerwäscher hatte ich immerhin schon geschafft, aber bis zum Millionär würde es wohl noch ein wenig dauern. Dafür hatte ich auch schon andere Pläne ins Auge gefasst. Ein Studium, so sehr ich mich früher auch dagegen gesträubt hatte, schien plötzlich reizvoll. Natürlich wäre man eine Zeit lang gebunden, aber man stelle sich nur das Ergebnis vor! Ein Doktortitel vielleicht? Oder Anwalt werden, wie mein älterer Bruder, den ich von allen hier am meisten vermisste. Aber klein anfangen hatte irgendwo auch seine Reize und schließlich war da noch die Zukunft mit Julie. Ich dachte manchmal an eine spontane Heirat, denn ich hätte sie nur zu gerne in einem weißen Brautkleid gesehen. Doch egal ob verheiratet oder nicht, das Leben zusammen mit ihr war einfach perfekt. Nur Namur schien von Tag zu Tag kleiner zu werden... „21... 22... 23...“ „Ich hätte mit 23 auch gerne mein erstes Motorrad gehabt, aber so schnell kommt ein Staranwalt in spe eben nicht zu so viel Geld!“ Mein Bruder lachte und überreichte mir die Schlüssel für die Maschine. Das ist vor einer Woche gewesen und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich es bis jetzt überhaupt ausgehalten habe. All die Monate ohne ihn und all die Jahre ohne Motorrad. Vielleicht sollte ich das sogar professionell machen. Motorrad fahren meine ich. Hey, schnell genug bin ich allemal! Und seit ich aus Belgien zurück bin, habe ich sowieso zu viel Freizeit. Obwohl, andererseits... Ich wohne ja jetzt mit meiner Freundin Nina zusammen und vielleicht muss ich mir auch bald eine eigene Wohnung suchen. Neulich meinte sie nämlich, sie hätte es satt, mich durchzufüttern. Und ich würde ihr ja wirklich gerne etwas von der finanziellen Last abnehmen, aber Suppenküche und so? Gemeinnützige Arbeit würde nun mal leider nicht so viel nützen, wenn ich dafür Gehalt verlangen würde. Aber Nina sagt, sie hat einen Onkel, der könnte mir einen Job verschaffen, bei dem für Suppenküche noch genug Zeit bleibt und der sogar mir gefallen würde. Hey, also ich hatte schon zig Jobs und ob sie es wirklich schafft, mir einen zu zeigen, der die alle überbietet? Und dann auch noch auf Dauer? Also das ist schon ziemlich schwer vorzustellen. Aber vielleicht schafft sie es. Und vielleicht sollte ich dann auf sie hören. So ein Lebenswandel würde mir schon gefallen. Es wäre immerhin einen Versuch wert. Oder vielleicht sollte ich stattdessen einfach nur die Freundin wechseln? Haha, nein, das war fies. Nina ist toll und ich hab’s wirklich nicht so gemeint. Obwohl ich heute ein wahnsinnig hübsches Mädchen getroffen habe. Sie hat schwarze Haare und fährt ein rotes Auto. Aber ich denke, sie hat schon einen Freund... Ihr Bruder schüttelte den Kopf und zischte, sie solle doch einfach weiterfahren. Doch sie ließ ihn nicht einmal ausreden und sprang sofort aus dem Auto. Der Regen prasselte auf ihre Haare und der Nebel machte es schwer, überhaupt etwas zu sehen. Nur das Blut auf der weißen Motorhaube war leider nur zu deutlich. Sie sah sich um und suchte nach dem Körper des verletzten Rehs. Sie weigerte sich zu glauben, dass es etwas anderes sein könnte, bis selbst ihr Bruder mit entsetztem Blick aus dem Wagen stieg und nach seinem Handy griff. Ich glaube, es hat meine Eltern damals einfach nur zu sehr geschafft, über jeden meiner in ihren Augen katastrophalen Schritte Bescheid zu wissen. In gewisser Art und Weise war Belgien da wohl so eine Art Urlaub für sie. Urlaub von mir, versteht sich. Und jetzt? Wir haben tatsächlich wieder Kontakt. Papa meint, ich höre mich am Telefon viel erwachsener an und er hat gelacht, weil ich ihm gesagt habe, dass das wahrscheinlich nur an meiner Erkältung liegt. Der Regen um diese Jahreszeit ist aber auch wirklich kaum auszuhalten. Der Gedanke, an diesem Unfall schuld zu sein, war für sie kaum auszuhalten. Hätte ihr Bruder ihr nicht versichert, dass das Motorrad bereits in der Kurve vor ihnen aus der Bahn geworfen worden war, sie wäre auf der Stelle durchgedreht. So jedoch kniete sie tapfer am Straßenrand nieder und entfernte vorsichtig den blutbefleckten Motorradhelm der am Boden liegenden Gestalt. Sie dachte, sie hätte ein Stöhnen gehört, doch als sie ihren Puls fühlte... Irgendwie fühlt es sich merkwürdig an, meine Eltern nach so langer Zeit wieder zu sehen. Na ja, lang. Was ist schon lang, aber für eine Familie sind vier Jahre doch ein schönes Stück. Und heute schnappe ich mir also die Maschine und fahre sie besuchen. Sie wohnen jetzt sogar am Land, in dem Haus, das wir früher manchmal für Wochenendausflüge gemietet haben. Da waren mein Bruder und ich noch Kinder, das ist wirklich schon ewig her. Apropos ewig... mag ja sein, dass mein Zeitgefühl nicht mehr das ist, was es mal war, aber sollte ich nicht schon längst da sein? „21... 22... 23... sollten die nicht schon längst da sein?!“, rief die schwarzhaarige Frau verzweifelt ins Nichts und warf einen Blick in die dichte Nebelsuppe. Ihr Bruder antwortete nicht, er hatte den Wagen zur Seite gefahren und ging nun hektisch telefonierend auf und ab. „21... 22... 23...“, murmelte sie, während der Regen aus ihren Haaren klebrige Fäden formte, die ihr beinahe die Sicht nahmen. Hinter der Kurve schossen zwei Lichter aus dem Nebel und für einen Moment lang gab das Motorengeräusch ihr Hoffnung. „21... 22... 23...“, keuchte die Frau und drückte mit beiden Händen auf den Brustkorb der Gestalt, während ihr Bruder seufzend dem Auto nachsah, das an ihnen vorbeifahrend wieder im Nebel verschwand. „21... 22... 23... wann kommt denn nun endlich dieser verdammte Krankenwagen?! Wenn das noch länger dauert, dann...“ Krankenwagen? Komisch. An die Frau erinnere ich mich. Und an den Mann neben ihr. Die, die in dem roten... oder... oder weißen Auto saßen. Und dieser schreckliche Regen. Die beiden sahen so verzweifelt aus. Sie müssen diesen Krankenwagen wohl wirklich gebraucht haben. Aber ich kann mich an keinen Krankenwagen erinnern. Der ist wohl erst gekommen, als ich schon weg war. Ende Kapitel 6: Statistisch ungewöhnliche Wetterverhältnisse und andere saisonbedingte Sonderheiten [Naruto] ------------------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Statistisch ungewöhnliche Wetterverhältnisse und andere saisonbedingte Sonderheiten Fandom: Naruto Genre: Alltag / Romantik Wichtel: Decken-Diebin Kommentar: Ich wollte ganz viele Pairings und ganz beeindruckende Szenarien einbauen, aber dafür ist es doch eher lasch geworden. Öhm, für eine nette Alltagsgeschickte reicht es trotzdem? *hoffnungsvoll Kopf schiefleg* - Statistisch ungewöhnliche Wetterverhältnisse und andere saisonbedingte Sonderheiten In der eisigen Kälte konnte man deutlich ihren Atem sehen, der in diesen Momenten immer schneller geworden war. Bevor sie sich versah, hatte sie seinen Arm gepackt und hielt ihn zurück. „Kiba! Du... du kannst doch nicht...“ Kiba warf einen Blick auf das Teichufer, an dem die Kunoichi aus dem Dorf versteckt im Sand grinsend stand. Die Arroganz in ihren Augen brachte ihn zum Knurren. Normalerweise hätte Akamaru es ihm gleichgetan, doch dieser schien ihm Moment zu sehr damit beschäftigt, winselnd ein Versteck in den kahlen Büschen zu suchen. Für einen Moment brachte das Kiba dazu, Hinatas Worte zu überdenken. Nein, eine Herausforderung war eine Herausforderung und das einzige, was er nun wirklich nicht mehr konnte, war seine Behauptung zurückzunehmen. „Na? Bekommt ihr etwa kalte Pfoten?“ grinste Temari und fuhr sich durchs Haar. Das war alles, was er hören musste. „Na warte! Akamaru kann besser eislaufen als du und das werde ich dir jetzt beweisen!!“ Beinahe rot vor Eifer schnappte sich Kiba die vier sonderbaren Minischlittschuhe und sprang in das Gebüsch, in dem sich sein Hund weniger als begeistert verkrochen hatte. Zurück am Ufer blieb nur Hinata. „Armer Akamaru.“, murmelte sie besorgt und vergrub ihr Gesicht tiefer in ihrem Schal. Etwas weiter entfernt lehnte Shino an einem Baum und seufzte. Jegliche Kälte allein war für ihn schon nicht erfreulich, da sie seinen Käfern schwer zu schaffen machte. Aber gleich Kälte, die den Teich im Park gefrieren ließ? Das war für diesen Teil des Feuerlandes doch sehr ungewöhnlich. Und dass seine Teammitglieder ihn deswegen mit irren Aktionen an den Rand des Wahnsinns trieben? „Aaaaaaaaah, Kiba! Pass auf, pass auuuf!“ ...wenigstens das hatte etwas beruhigend Alltägliches. Auf dem Eis sah Akamaru inzwischen aus wie eine bizarre, behaarte Version eines riesigen Wasserläufers, der allerdings leider jegliche Balance fehlte. Zwar tat Kiba sein Bestes um seinen treuen Freund mit einem Seil auf den Beinen zu halten, allerdings konnte er damit außer ein paar Eigenstürzen nicht sehr viel erreichen. Temari hatte sich darüber natürlich köstlich amüsiert, zumindest bis zu dem Punkt als sie sich selbst die Schlittschuhe anschnallte, um die Katastrophe aus der Nähe zu beobachten. Wenn Schnee für Kiba und Co eine Seltenheit war, so grenzte die Wettererscheinung für Temari als Wüstenbewohnerin beinahe an ein Wunder. So war es auch weniger verwunderlich, dass Temari nach wenigen Metern schwungvoll auf ihren Hintern fiel. „Hey, wenigstens kommst du so um die kalten Pfoten rum!“ lachte Kiba und schlitterte mit Akamaru in Sicherheit, bevor die fluchende Kunoichi wieder auf ihre Beine kam. Kopfschüttelnd beobachtete Shino das Treiben zu dem sich ihre Mission entwickelt hatte. Zwar war es nicht gerade der wichtigste Auftrag der Welt gewesen, doch trotzdem hatte man sie angewiesen, dem Gast aus dem Dorf versteckt im Sand die Umgebung zu zeigen. Als Kiba dann auf die Idee kam, die Winterlandschaft im Park den anderen Sehenswürdigkeiten vorzuziehen, klang das anfangs ja nach einigermaßen vernünftig. Doch als die Gruppe sich dem Teich näherte und das Gespräch aufs Eislaufen kam und Kiba noch dazu Temaris Fähigkeiten in Frage stellte, wusste Shino, dass der ruhige und geplante Teil des Tages gelaufen war. Normalerweise schlug er in solchen Situationen die Zeit bis zum Abend in Hinatas Gesellschaft tot, doch diese hatte heute zufällig eine andere Beschäftigung entdeckt. „Wooow! Mach das nochmal, Hanabi!“ Auf dem Weg zum Teich hatte Hinata nämlich ihre kleine Schwester getroffen und es sich sofort zur Aufgabe gemacht, ihr das Schlittschuhlaufen beizubringen. Und wie üblich dauerte es nnicht lange, bis das kleine Mädchen in der neuentdeckten Disziplin mit ausgefallenen Tricks begeisterte. „Daran könnte sich dein Hündchen ein Beispiel nehmen.“, meinte Temari und stupste Kibas Schulter. „Das selbe könnte ich von dir behaupten.“, entgegnete Kiba und stieß zurück, wodurch Temari beinahe eine weitere Rückenlandung hinlegte. „Na warte, dir werd ich’s schon noch zeigen!“ grinste sie und zückte ihren Fächer. „Hey!“ rief Kiba und stolperte nach vorne, um das plötzlich viel agilere Mädchen einzuholen, „Hilfsmittel sind verboten!“ Die Stunden vergingen wie im Flug, wenigstens für Kiba und Temari, die sich nach einiger Zeit beide abwechselnd von Akamaru über den Teich ziehen ließen. Es war inzwischen beinahe Abend geworden, und fast unbemerkt hatte es angefangen, in dicken Flocken zu schneien. „Sieht so aus, als würde Akamaru langsam wirklich kalte Pfoten bekommen.“, meinte Kiba und sah auf seinen treuen Begleiter, der nun am Teichufer zitternd aber immerhin ohne Schlittschuhe nach Schneeflocken schnappte. „Tja, ich mach mich dann besser mit ihm auf den Heimweg.“ „Und was ist nun mit unserem Wettbewerb?“ warf Temari ein. „Also wenn es nach mir geht, hat Akamaru eindeutig gewonnen“, Temari runzelte die Stirn, „aber wir können das gerne bei mir zu Hause klären.“ Kiba grinste. Temari tat es ihm gleich und wandte sich an Shino. „Hey, du hast doch nichts dagegen, wenn ich unsere Mission mit ein bisschen Konoha Innenarchitektur bei deinem Freund abschließe, oder?“ Shino hob zustimmend seine Hand, allerdings war ihm klar, dass das davonziehende Pärchen seine Antwort so oder so nicht mehr registriert hatte. Wenigstens bedeutete das für ihn, dass er sich nun endlich ebenfalls nach Hause begeben konnte. „Hinata. Hanabi. Ich denke, wir sollten-“ Shino hielt inne. Es war ihm nicht früher aufgefallen, da er um diese Zeit und bei diesem Wetter mit keinen anderen Leuten hier gerechnet hatte, doch nun spürte er plötzlich zu deutlich, dass die drei nicht mehr alleine waren. „Wer ist da?“ fragte er zielsicher ins Nichts. Einen Moment lang kam keine Antwort, schon dachte Shino, dass die Person verschwunden wäre, doch dann trat plötzlich eine bekannte Gestalt hinter den Bäumen hervor. „Hanabi Hyuuga, was hast du an so einem Ort verloren? Solltest du nicht zu Hause beim Training sein? Was würde dein Vater dazu sagen, wenn er sehen könnte, womit du deine Zeit verschwendest?“ Neji. Seine Stimme war ruhig wie immer, klang aber auch wie immer keineswegs einladend. Shino warf einen Blick auf die zwei Mädchen, die inzwischen am Teichufer standen. Hinata nickte ihm zu und er deutete das Signal als Abschied. „Bis morgen, Hinata.“, murmelte er in seine Jacke und verschwand. „Bist du denn immer noch hier? Na los, ab nach Hause!“ Den genervten Seufzer seiner jüngeren Cousine ignorierend wartete Neji, bis das Mädchen ihre Schlittschuhe ausgezogen und im Park das Weite gesucht hatte. Es war schon fast dunkel. Die dicksten Schneeflocken waren bereits verschwunden, doch ihre kleineren Artgenossen ließen den Park weiterhin in hellem Weiß erstrahlen. Neben dem Teich waren durch den weißen Nebel nun nur mehr zwei Gestalten zu sehen. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Wegen dir musste ich meine Arbeit unterbrechen, nur um Hanabi zu suchen! Hast du denn keine Ahnung, wie wichtig das Training für sie-“ „Sind... sind das Schlittschuhe?“ fragte Hinata. Neji stockte. Es passierte sehr, sehr selten, dass Hinata jemanden unterbrach. Und dass sie i h n unterbrach, war wohl eine Prämiere. Eine Prämiere, die zu einem denkbar unangenehmen Zeitpunkt stattfand. „W-w-was? Das sind keine Schlittschuhe, das ist doch... also nein! Ich meine, natürlich sind das Schlittschuhe, stell nicht so dumme Fragen, a-a-ber also, wie kannst du behaupten, dass ich eigentlich gar nicht nach Hanabi gesucht habe und nur selbst zu diesem Teich wollte und... u-und das ist völlig absurd!“ Hinata gönnte sich einen Moment des Staunens... und lächelte. Es passierte sehr, sehr selten, dass Neji stotterte oder aus der Fassung geriet. Nein... es passierte absolut nie. „Wie auch immer,“ Neji atmete tief ein, „es ist schon spät, ich habe noch zu tun und wir sollten beide- Hinata!“ Das Lächeln auf ihrem Gesicht behaltend hatte die Kunoichi sich blitzschnell umgedreht und war auf den Teich hinausgefahren. „Fang mich!“ rief sie mit einem Lachen, das Kennern der Hyuugas wohl fast genauso fremd vorgekommen wäre, wie das Stottern von Neji. Dieser drehte sich kopfschüttelnd um. Und gleich wieder zurück. „Hinata, ich werde auf keinen Fall...“ Er sah sich prüfend um. Dann griff er nach seinen Schlittschuhen. „Aber nur eine Runde... für unser Training... und wehe du erzählst etwas weiter!“ Es war völlig dunkel. Der Schneefall hatte nun ganz aufgehört und abgesehen von der klirrenden Kälte konnte man den Glanz des Winters in der Dunkelheit der Nacht nur mehr erahnen. Doch den beiden Gestalten, die am Teich Hand in Hand ihre Runden drehten, war das egal. Ende Kapitel 7: Ich bin Gerechtigkeit [Death Note] --------------------------------------------- Titel: Ich bin Gerechtigkeit Fandom: Death Note Genre: Drama / Hä? Wichtel: Caliena Kommentar: Mit einer letzten Entschuldigung für die Verspätung muss ich wieder mal sagen, dass ich ein hübsches Konzept ganz unhübsch verpackt habe. Lights Zweifel, die Mordeffekte und die Wandlung von normal zu "normal" (was auch immer sie damit meint, die Lacrima) sind nicht dick genug aufgetragen, fürchte ich, deshalb wirkt der ganze Brei ziemlich OOC und unklar. Also *ich* weiß, worauf ich damit hinauswollte, aber ich fürchte, dass es für die werten, leidenden Leser nicht ganz so offensichtlich ist. *entschuldigend verbeug und hastig davonsurr* - Ich bin Gerechtigkeit Der kleine Teller war aus feinem Porzellan, zartrosa, bis auf das dunkle Muster, Kirschblüten, die den Tellerrand zierten. Die Eistorte in der Mitte begann langsam aber sicher zu schmelzen und die abrutschende Kirsche hinterließ einen roten Strich auf der weißen Joghurtschicht. Dann drängte sich eine Hand ins Bild und alles war verschwunden. „Hey!“, rief Raito etwas zu laut, als der plötzliche Dekorationswechsel ihn aus seinen Gedanken riss. Ihm gegenüber starrten ihn zwei schwarze Augen verständnislos an. „Das wirst du nicht mehr essen.“, stellte L mit ruhiger Stimme fest und stieß seine Gabel demonstrativ in die Eistorte. „Nur weil du die Rechnung übernimmst, heißt das noch lange nicht...“, Raitos Stimme und die darin enthaltene Empörung verlor sich langsam in Stille. Nein, er würde sie doch wirklich nicht mehr essen. Seufzend griff er stattdessen nach seinem Tee, nahm einen Schluck und musterte dabei seinen Gegenüber. Vor einem Monat hatten sie zusammen den Fall der Yotsuba-Gruppe abgeschlossen. Vor einem Monat hatte Raito alle Erinnerungen an sein Leben als Kira zurückerhalten. Und seit einem Monat wollte er von diesem Leben absolut nichts mehr wissen. „Du überraschst mich. Ich hätte nicht gedacht, dass du das Team wirklich verlassen würdest.“, unterbrach L das Schweigen erneut und schaufelte beiläufig etwas Torte auf seine Gabel. Raito überlegte einen Augenblick. „Ich habe bewiesen, dass ich nicht Kira bin. Ihr habt das Buch und den Todesgott. Es gibt keine neuen Fälle und ich denke nicht, dass ich euch noch weiterhelfen kann.“ Vielleicht wollte L widersprechen, vielleicht sah es nur so aus, die Kirsche im Mund machte ein Urteil schwer, doch so oder so nutzte Raito die Gelegenheit für einen Themenwechsel. „Du überrascht mich auch“, meinte er. L sah ihn verwundert an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dir die Zeit nehmen würdest, dich außerhalb der Ermittlungen mit mir zu treffen.“ L griff nach einer Serviette und legte die Gabel auf dem verschmierten Teller ab. „Viel Zeit ist es nicht.“, meinte er mit unverändert nichtssagendem Gesichtsausdruck und stand auf. „Ich muss zurück. Wir sehen uns dann morgen.“ Zu erwidern gab es nichts und schon war L verschwunden. Genau wie die Eistorte. In Raitos Tasse war noch etwas Tee. Raito streckte seine Hand danach aus, doch zuckte zusammen, als er hinter sich einen Schrei hörte. „Bitte! Bitte nicht schießen!“, kreischte die Kellnerin mit zittriger Stimme. Vor ihr wackelte bedrohlich eine Pistole hin und her, geführt von einem blonden Mann in einem weißen Anzug mit unpassend dreckigen Turnschuhen. „Das Geld!“, schrie er heiser und deutete auf die Kassa hinter der Bar. „Na los, worauf wartest du noch?! Das Geld!!“ Raito warf einen Blick auf seine Uhr. Früher wäre diese Situation viel einfacher gewesen. Früher hätte es für ihn keine Zweifel darüber gegeben, was dieser Mann verdiente. Doch so einfach war es leider nicht. Während die Frau hinter der Bar mit zittrigen Händen Geldscheine aus der Kassa zupfte, musterte der Räuber mit hektischen Blicken die Gäste im Café. Als seine Augen auf Raito fiel, hielt er inne. Ihre Blicke trafen sich, zu lange um dem Jungen noch geheuer zu sein. Dann fiel ein Schuss und Schreie ertönten. Die Pistole des Mannes glitt aus seiner Hand. Aus seiner Nase tropfte Blut, floss über sein Kinn und hinterließ einen roten Strich auf seinem weißen Mantel. Dann fiel er zu Boden. Raito traute seinen Augen nicht. Hektisches Gemurmel füllte plötzlich das Café, nur noch übertönt von dem panischen Schluchzen der Kellnerin, die sich hektisch die Hirnreste des Mannes von ihrer Schürze wischte. „Warum hat er das getan?“, tönte es irgendwo aus dem Stimmengewirr. „Ist... ist es jetzt vorbei?“ „Warum kommt er hier her und tut dann so etwas?“ „Sollen wir einen Arzt rufen? Oder die Polizei?“ Die Stimmen wurden lauter, doch gleichzeitig undeutlicher, als sie für Raito zu einem Brei unbedeutender Äußerungen verschwammen. Auch die Gesichter, aus denen die Äußerungen kamen, hatten für ihn keine Bedeutung. Selbst das Gesicht des Mannes, der einen Überfall begehen wollte und sich dann erschossen hatte, verschwand eben so schnell aus seinem Gedächtnis, wie es darin aufgetaucht war. Dann verstärkte Raito seinen Griff um den Tennisschläger, sprintete nach links und holte aus. Verfehlt. Schon wieder. Er holte den Ball und lief zum Netz vor, wo sein Partner bereits auf ihn wartete. „Tut mir Leid, Ryuuzaki, aber ich bin heute wohl einfach nicht in Form.“ „Das sieht dir nicht ähnlich.“, stellte L trocken fest. Raito überlegte. Vielleicht machte ihm der Tag gestern im Café zu schaffen, allerdings traf Ls Äußerung wohl gerade deswegen auf viele Dinge zu, die er in letzter Zeit tat. Während er noch darüber nachdachte, schoss ein weiterer Ball an ihm vorbei. Der letzte Ball in diesem Spiel. Er hatte verloren. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte L und warf ihm ein Handtuch zu. Er wartete einen Augenblick, doch als er keine Antwort bekam, nahm er seinen Schläger und wandte sich zum Gehen. „Dann vielleicht nächstes Mal. Kommst du?“ L deutete auf die Umkleidekabine, doch Raito hatte seinen Blick wie so oft während dem vorigen Spiel auf das Feld neben ihnen gerichtet, wo zuvor zwei Männer eine Partie gespielt hatten und wo nun auf einer Hälfte eine Ansammlung von Menschen im Kreis stand. „Was ist dort drüben los, denkst du?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schob Raito sich durch den Ring von Schaulustigen. In ihrer Mitte kniete eine junge Frau, beschäftigt mit dem verzweifelten Versuch einer Herzmassage. Unter ihren Händen lag einer der beiden Männer, die vorhin hier gespielt hatten. Sein Gesicht schien eigenartig grau, aus seinem Mund floss etwas Schaum. Raito tauchte wieder aus der Menge auf, wurde sofort von L empfangen, der sich scheinbar ebenfalls ein Bild von der Situation gemacht hatte und nun Raitos Gesichtsausdruck studierte. „Du kennst den Mann?“ Es war nicht wirklich eine Frage. „Ich habe ihn hier schon einmal gesehen.“, erwiderte Raito. „Beim Tennis spielen?“, fragte L. ‚Im Fernseher in der Lobby. Er war einer der Verdächtigen in einem Mordfall.’, dachte Raito. „Ja. Beim Tennis spielen.“ Raito spürte einen scharfen Schmerz in seiner Schulter. Einen Augenblick lang dachte er, es handelte sich um Schmerzen vom Spiel, doch dann wurde ihm klar, dass eine junge Frau ihn gerade auf dem Gehsteig überholt hatte. „Mein Tasche! Sie hat meine Tasche!“, tönte hinter ihm die Stimme einer alten Frau, die so schnell wie möglich ein paar Schritte nach vorne torkelte, dann aber bald außer Atem stehen blieb und sich gegen einen Telefonmast lehnte. Raito überlegte nicht lang und nahm sofort die Verfolgung auf. Das Mädchen war überraschend schnell und beinahe hätte er sie verloren, als sie in eine Seitengasse einbog. Er kriegte die Kurve jedoch noch rechtzeitig und nun war sie es, die Probleme hatte, da es sich um eine Sackgasse handelte. „Na schön!“, kreischte die Frau mit schriller Stimme. „Na schön, da hast du die blöde Tasche und jetzt verschwinde!“, rief sie und warf das Diebesgut hinter Raito auf den Asphalt. Dieser jedoch sah sie nur verständnislos an und rührte sich nicht von der Stelle. „So einfach ist es nicht. So einfach ist es eben nicht.“, sagte er ruhig. „Du hast doch einen Vogel!“, schrie sie, preschte nach vor und stieß ihn zu Seite. Hinter sich hörte Raito ihre Schritte, die quietschenden Reifen, einen letzten Schrei und lautes Krachen. Er musste nicht einmal seinen Blick wenden um zu wissen, was passiert war. „Ich dachte, es wäre nicht so einfach?“, meinte eine Stimme hinter ihm. Raito drehte sich um. Die Frau war verschwunden. Genau wie die Tasche, die Straße und der Asphalt. Genau wie alles um ihn herum außer ihm selbst und- „Ryuuzaki. Wolltest du nicht zurück zu den Ermittlungen?“ Raito sah ausdruckslos zu, wie die Gestalt des Detektivs aus den Schatten hervortrat und ihm einen ebenso ausdruckslosen Blick schenkte. „Na ja. Vielleicht bin ich ja hier richtig.“, meinte L, um dessen Hals noch immer Spuren eines schwarzen Schattens schwebten. „Du suchst eine Taschendiebin?“, fragte Raito und zwang sich zu einem amüsierten Lächeln. „Ich suche Kira.“, erwiderte L. Der Schatten um seinen Hals wurde dunkler. Raito schwieg. „Ich suche jemanden, der sich einbildet, über dem Gesetz zu stehen. Jemand, der nicht mit gleichem Maß misst. Ich suche...“ Raito hatte Mühe, ihn zu verstehen. Seine Stimme wirkte leiser, vielleicht weil der Schatten um seinen Hals sich enger gezogen hatte. Nur seine letzten Worte verstand er zu gut. „Ich suche einen Mörder.“ Raitos Stirn legte sich in Falten, seine Hände ballten sich zu Fäusten und bebten vor Wut. „Ich bin kein Mörder!“, schrie er in die Richtung, in der er kurz zuvor noch L gesehen hatte. „Ich bin-“ - „Raaaiiitooo!“ Mit einem Ruck öffnete der Junge seine Augen und sah sich um. Fahles Licht schien durch die Fenster. Es war Morgen und er lag in seinem Bett. Neben ihm auf der Bettkante sah ein Mädchen ihn fröhlich, aber auch etwas verwundert an. „Alles in Ordnung mit dir? Du wirst doch das Begräbnis nicht verschlafen!“ Raito setzte sich auf und rieb sich die Augen. „Schon gut, Misa. Nur ein komischer Traum, sonst nichts.“ Neugierig rückte das Mädchen näher und legte ihre Arme um seine Schultern. „Ein Albtraum?“, fragte sie. Stille. Die Uhr an der Wand tickte. „Nein.“, meinte Raito. „Kein Albtraum.“ Ende Kapitel 8: Kaputt [Original] ---------------------------- Titel: Kaputt Fandom: Original Genre: Humor / Drama Wichtel: Pokerface Kommentar: Es hat angefangen mit vier Seiten voller Drama und Lesben, aber irgendwie hat die Geschichte sich dann einfach weitergeschrieben und nicht aufgehört, bis sie so aussah. Ich kann also persönlich so oder so absolut nichts dafür. - - - - - - - - - Kaputt 48 / 01 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch, Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sich meine Möbel und wenn ich so darüber nachdenke auch tatsächlich der Rest meiner ganzen Wohnung scheinbar in Luft aufgelöst hat. Genauer gesagt, und vielleicht sollte ich es Ihnen genauer sagen, hat sich nicht meine Behausung in Luft, sondern ich mich von meiner Behausung gelöst. Gestern noch habe ich Sie in meiner Küche geschrieben, davor gab es Eintopf mit Gemüseblumen und Waldhuhn, was sehr schmackhaft, aber wohl nicht themenrelevant ist, jedenfalls, gestern noch habe ich Sie in meiner Küche geschrieben und heute schon sitze ich hier umgeben von so viel Weißheit (die Farbe, nicht die lexikalisch inkorrekt zu Buch gebrachte Gedankenkraft). Die Wände strahlen, die Decke strahlt, der Boden strahlt und doch, wenn an der Glaswand, die sie Türe nennen Leute vorbeigehen, dann sehen sie mich an, als hätte ich ihnen ein Jahr Dürre geschickt. Herr Tagebuch, ich denke, sie mochten mein letztes Gedicht nicht. Ich denke vielleicht sogar, dass sie keines meiner Gedichte mochten, aber über so etwas kann man doch reden, schließlich vertrage ich nicht nur alte Milch, sondern auch Kritik, doch diese Stärke hat wohl nicht jeder und vielleicht ist es deshalb einfacher, meine Küche zu stehlen, als gemeinsam über Verbesserungen zu reden. Doch apropos Gedicht: Ich kannte die Luft, als sie noch nicht gefiltert war, Saß unter den Bäumen, die Farben und Formen hatten. Der Zug fuhr langsam Fuhr langsam ab Ab da war es schwieriger, doch Habe ich alles für die Ewigkeit beschrieben. Das ist mir eingefallen wegen den Bäumen, weil sie mich mit einem Holzknüppel geschlagen haben, als ich nicht zu ihnen nach Hause wollte. Das sollten sie nicht tun, Herr Tagebuch, schließlich ist Gastfeindlichkeit eine ganz hässliche Idee, besonders wenn der Gast dafür nicht einmal ein Getränk angeboten bekommt und auch nicht nach Hause darf, wenn er müde ist. Apropos müde, das bin ich schon wieder, von der großen Portion Stunden, die man mich hier in der Weißheit alleine lässt und böse ansieht. Ich denke, ich werde mich mit dem hiesigen Bett anfreunden. Vielleicht wird es weicher, wenn ich es höflich darum bitte. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Mauya von Frye - Genervt stöhnend setzte die junge Frau den Touch Pen ab und ließ sich zurück in ihren Sessel fallen. Um sie herum bildeten Papierfetzen, leere Kaffeebecher und vereinzelte Handtücher einen bizarren Gegensatz zu dem kargen und sterilen Rest ihres Büros. Die blitzblanken Schreibtische ihrer Kollegen und Kolleginnen setzen einen noch stärkeren Kontrast, allerdings hatte keiner von jenen eine Bürowette verloren und musste deshalb sämtliche Überstunden und Berichttransfers zusätzlich zu seinem normalen Wachdienst übernehmen. „Hey, Rosa!“, rief eine Stimme von draußen und klopfte schwungvoll an die Glaswand. Augenrollend schob die Angesprochene ihre Frühstücksreste zur Seite und betätigte einen Knopf auf der Tischplatte, der die Hälfte der Glaswand zur Seite fahren ließ. Ein hagerer Mann mit langen, schwarzen Haaren und einem liebevoll ungepflegten Dreitagebart betrat lächelnd das Büro und legte seine Hand auf die Schulter der Frau. „Na? Wird es nicht langsam mal Zeit, dass jemand bei dir Miete kassiert?“ „Abstand halten, Gary.“ Rosa fegte mit einer Geste seine Hand zur Seite und stand auf, um sich demonstrativ zu strecken. „Außerdem wohne ich hier nicht, ich bin hier nur 25 Stunden am Tag gefangen.“ Gary lachte und schnappte sich mit zwei Fingern einen der herumliegenden Zettel. „Gefangen? Ja natürlich, wenn du dich nicht zum Personal, sondern zu den Insassen zählst, dann versteh ich jetzt wenigstens, warum es hier so aussieht!“ „Pah!“, erwiderte Rosa empört, griff nach einer Handvoll Papierfetzen und fuchtelte damit vor Garys Gesicht herum. „Wozu haben wir den ganzen Elektrokram überhaupt, wenn sie uns die Berichte immer noch auf Papier vorbeibringen? Wer nur Wärter ist kann ja leicht meckern, aber versuch du mal, die Handschrift von Goodwin und Alice zu entziffern! Jede einzelne Verhaftung, jede einzelne Antitätssichtung, jedes Rundschreiben, alles auf irgendeinem brüchigen Stück Papier und ich darf mir hier die Gelenke kaputttippen, um alles ins System zu übertragen. Und dann noch die- was soll denn das schon wieder?!“ „Ja öhm...“, murmelte Gary, der sich während Rosas Ausbruch schrittweise in Richtung Türe bewegt hatte. „Eigentlich wollte ich nur hallo sagen und mir einen Kugelschreiber von dir ausborgen, ich wusste ja nicht, dass deine Meckerstunde noch am Tagesplan steht und meine Runde fängt gleich an, mindestens sieben neue Antitäter, aber ich verspreche dir, ich werde ihre Personalien in Schönschrift-“ „Sieben?“, fragte Rosa mit gesenktem Kopf und plötzlich ernster Stimme. „Gleich sieben?“ „Ach so, das hast du wahrscheinlich noch gar nicht gehört, aber sie haben gestern ein Künstlerdorf gefunden. Unterirdisch natürlich, aber trotzdem. Dass sich das nach all den Jahren noch jemand traut.“ Gary schüttelte den Kopf. „Jedenfalls sind die meisten sowieso komplett verrückt, um ein Geständnis muss man da gar nicht erst bitten. Ein paar denken wohl noch mit, aber sobald die Beweise gefunden werden, landen die natürlich auch hier. Ehrlich, ich frage mich-“ Rosa griff kurz in ihre Jackentasche und reichte Gary einen goldenen Kugelschreiber. „Musst du nicht los?“ Für einen Moment blinzelte der jüngere Mann etwas verwundert, doch dann fielen ihm die Ziffern der Wanduhr auf. „Oh. Oh! Ja, natürlich! Also... vielleicht sehen wir uns nach den Runden noch! Viel Spaß mit der Arbeit noch!“ Rosa drückte erneut den Knopf auf der Tischplatte und sah zu, wie ihr Kollege um die Ecke verschwand. Dann warf sie einen Blick auf das Papierknäuel, das sie noch immer fest in der Hand hielt. „Spaß. Hmpf...“ - 49 / 01 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch, Es ist mein sehnlichster Wunsch, Ihnen mein Gedankengut mitzuteilen, allerdings muss ich voller Bedauern feststellen, dass mir zur Zeit kaum mehr als Gedankenschlecht zur Verfügung steht. Herr Tagebuch, geht es Ihnen wohl gut? Sie haben Ihnen eine Seite herausgerissen, das muss furchtbar weh getan haben! Allerdings waren Sie die ganze Zeit geschlossen, deshalb ist Ihnen sonst vielleicht gar nicht aufgefallen, dass die Leute, die mich für die Ursache der Dürre halten, Sie mir heute wegnehmen wollten! Ich schlug ihnen höflichst vor, sich um einen eigenen Papierfreund zu bemühen, doch sie haben den Vorschlag alle sehr grob abgelehnt. Irgendwie kann ich das natürlich verstehen, so laut und ungehobelt wie die waren, da ist es sicher nicht sehr einfach, gute Freunde zu finden. Trotzdem, Papier ist nicht nur geduldig, sondern auch sehr verständnisvoll, deshalb hätten sie es bestimmt geschafft. Aber sie wollten es nicht einmal versuchen. Aber dann kam eine Frau dazu und fragte, warum sie das täten. Sie meinten, dass Sie “Antitätsgut“ (komisches Wort, Herr Tagebuch) wären und dass Sie vernichtet werden müssten. Das hat mir vielleicht einen Schrecken eingejagt! Aber dann meinte die Frau, dass sie nicht noch mehr Papier auf ihrem Tisch sehen wolle und dass es mir in ein paar Tagen sowieso nicht mehr helfen würde. Ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat, aber ich bin einfach nur froh, dass Sie noch bei mir sind. Aber diese Frau war doch ein bisschen komisch. Darüber erzähle ich dir aber wohl erst morgen. Mit erleichterten Grüßen, Ihre Mauya von Frye - Drei Tage war es her, seit Rosa das letzte Mal Wachdienst gehabt hatte. Nur drei kurze Tage und doch kamen ihr die langen, weißen Gänge mit den Glastüren plötzlich wie eine fremde Welt vor. Irgendwie erinnerte es sie auch an eine Zoohandlung. Käfige, hinter denen bunte Vögel hockten und auf ihren zukünftigen Besitzer warteten. Allerdings würde es für diese Vögel kein glückliches Ende geben. Sie alle waren der Fabrikation von Antitäten beschuldigt und durften wie sie waren nicht mehr in die wundervolle und heile Welt entlassen werden. So wie sie waren... Bevor Rosas Gedanken weiter abschweifen konnten, wurde sie von einem Klopfen an einer der Glasscheiben völlig aus diesen gerissen. Sie drehte sich um und ihr Blick traf auf die junge Frau hinter der Glaswand von Zelle F14. Wäre sie bei ihrem Vogelvergleich geblieben, so wäre dies wohl eine Taube. Zierlich, zerzaust und grau, ihre langen Haare wie ihr langes Kleid, das den Anschein erweckte, als hätte jemand die Fetzen hunderter verstaubter Hochzeitskleider zu einem Gewand zusammengeflickt. Früher gab es noch einheitliche Kleidung für Gefangene, doch heutzutage waren diese laut Regierung nicht mehr lange genug inhaftiert, um Geld an ihre Uniformen zu verschwenden. Tatsächlich waren es genau sieben Tage, die ein Antitäter in der Anstalt verbrachte. Danach kam er nie wieder und der monotone Kleidungsluxus war deshalb ausschließlich für die Wärter reserviert. Die junge Frau klopfte erneut an die Wand und schien dazu etwas zu sagen. Rosa trat näher und schob ein Glasfenster zur Seite, sodass dahinter ein paar Löcher in der Türe zum Vorschein kamen. „Ja?“, fragte sie, den vorgegebenen Abstand von einem Meter zur Wand einhaltend. „Ich habe es mir anders überlegt“, meinte die Frau und lächelte. Rosa wartete einen Moment, doch scheinbar hielt die Frau ihren Teil des Gesprächs für erledigt. Kurz wollte die Wärterin nicken und weitergehen, doch Langeweile und Routine hatte sie in den letzten drei Tagen vor ihrem Schreibtisch genug gehabt. „Anders überlegt?“, fragte sie. „Ja. Wegen gestern. Ich möchte mich entschuldigen und ich habe es mir jetzt anders überlegt“, sagte sie fröhlich und sah ihren Gegenüber mit großen, hellblauen Augen an. Rosa dachte zurück. ‚Gestern... gestern.... ach so!’ Ihr fiel ihr voriger Tag im Büro ein und sie erinnerte sich daran, dass sie nach Garys Besuch keinen einzigen Bericht mehr anfassen konnte. In der Hoffnung, dass ein kleiner Spaziergang ihr auf die Sprünge helfen würde, nahm sie den Weg durch einen der Zellblöcke, wo zwei Wachen gerade versuchten, einer jungen Frau ein dickes in Leder gebundenes Buch zu entreißen. Es handelte sich um ein Tagebuch, dass scheinbar bei der Aufnahme übersehen worden war. Zwar standen Tagebücher an sich nicht auf der Antitätenliste, doch hatte einer der Wächter angeblich unzulässiges Material darin entdeckt. ‚Sieben Tage. Was spielt es schon für eine Rolle, ob das Buch sieben Tage früher oder später vernichtet wird?’, hatte Rosa gedacht. Natürlich hätten diverse Werbeslogans ihr versicht, dass jede Minute zählt, allerdings hatte sie dies nicht davon abgehalten, der Frau ihr Buch zu lassen. Und jetzt? Es war unwahrscheinlich, dass ihr Einmischen sie in gröbere Schwierigkeiten bringen würde, aber wenn es den falschen Leuten zu Ohren käme, würde Rosa sich durchaus mit einem Haufen übertriebener Entschuldigungsschreiben abplagen müssen. All diese Mühe dafür, dass die Frau ihr Tagebuch nun doch abgeben wollte? „Sie meinen, Sie wollen uns das Buch doch überlassen?“ Falsche Frage. Entsetzt starrte die junge Frau Rosa an, trat zwei Schritte zurück, senkte den Kopf und schwieg. Schon dachte Rosa, es handelte sich um einen sonderbaren Scherz und wandte sich zum Gehen, da sprang die Frau nach vor und klopfte erneut ans Glas. „Was-“, murmelte Rosa überrascht und teils nun doch ein wenig ungeduldig. „Zuerst dachte ich, dass das eine dumme Idee von Ihnen wäre. Grüne Augen sind so selten, warum haben Sie da nicht besser auf beide aufgepasst?“ Für einen kurzen Moment verstand Rosa kein Wort. Dann schlagartig wurde es ihr klar und sie fuhr sich mit einer Hand über ihre rechte Gesichtshälfte. Mit diesem Thema hätte sie auf keinen Fall gerechnet. Freunde und Bekannte brachten das Thema in aller ungeschickter Höflichkeit nicht zur Sprache und anderen Leuten fiel oft gar nicht auf, dass sie... „Aber dann habe ich es mir anders überlegt, weil mir einfiel, dass Augen schließlich das Tor zur Seele sind! Das heißt, Sie haben Ihr anderes Auge gar nicht verlegt, Sie haben es sicher nur versteckt! Das ist natürlich die viel bessere Idee, aber das ist mir zuerst wirklich nicht eingefallen. Jedenfalls... dafür wollte ich mich entschuldigen.“ - 50 / 01 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch, Seit wir das letzte Mal gesprochen haben, habe ich über die Frau von gestern nachgedacht. Ich fand sie damals komisch, weil sie doch ein Glasauge getragen hat. Aber inzwischen habe ich begriffen, warum sie das tut und ich wünschte, es wäre meinem Bruder damals auch eingefallen. Aber heute bin ich deshalb doch ein kleines bisschen traurig. Ich habe die clevere Frau heute wieder gesehen und ihr erklärt, warum ich falsch lag und mich dann bei ihr wegen dem Auge entschuldigt, weil ich so etwas Unhöfliches über sie gedacht habe. Ich habe gehofft, dass sie mir deshalb verzeiht, aber sie hat gar nichts zu mir gesagt und ist einfach weitergegangen. Ich glaube nicht, dass sie mich mag. Du hast so fein funktioniert Mit mir zusammen jeden Tag. Du hast den Himmel auf ein Blatt gelegt, Voller Wörter Welten gebaut. Dann hatten sie vorm Himmel Angst, Und Welten waren’s viel zu viele. Das konnten sie dann nicht mehr zählen Und haben dich kaputt gemacht. Mit traurigen Grüßen, Ihre Mauya von Freye - Nachdenklich starrte Rosa in den Spiegel über dem Waschbecken. Der Anblick darin war für sie schon so vertraut, dass sie sich gar nicht mehr an den Anblick des verlorenen Auges erinnern konnte. Geschichte hatte es auch keine, es war einfach nur an einem unglücklichen Sturz mit dem Fahrrad zugrunde gegangen. Und doch, je länger sie darüber nachdachte, desto starrer und ausdrucksloser blickte das Glasauge sie an und sie fragte sich, wie es möglich war, dass es manchen Menschen nicht einmal auffiel. Langsam ließ sie etwas warmes Wasser über ihre Hände fließen. Vielleicht hätte sie sich bei der Frau bedanken, hätte wenigstens eine Antwort geben sollen. Aber was sollte man auf so eine Erklärung schon sagen? Mauya von Freye. Nachdem sie ihre Runden beendet hatte, war sie sofort in ihr Büro zurückgeeilt und hatte die Verhaftungsberichte nach der Frau aus Zelle F14 durchsucht. Wie vermutet war sie eine der sieben Antitäter gewesen, die man in dem Künstlerdorf aufgegriffen hatte. Das erklärte auch, warum sie mit dieser Ausdrucksweise so viele Jahre unentdeckt bleiben konnte. In Großstädten wäre sie viel schneller aufgefallen. Antitat in Laut war dort fast unmöglich, auch Antitat in Schrift und Bild wurde durch Routinekontrollen und strenge Materialüberwachung sehr stark eingegrenzt. In dünner besiedelten Gebieten konnte dies länger dauern, doch früher oder später schöpften Nachbarn verdacht oder Antitäter verrieten sich, indem sie ihre Werke Freunden zeigten, die statt Interesse zu zeigen die Behörden verständigten. Aus den Wandlautsprechern dröhnten die letzten Klänge eintöniger Klaviermusik und eine Stimme kündigte Ausschnitte aus dem Interview eines Ministers an, dessen Name Rosa sich sowieso nicht merken würde. „...fällt mir schwer zu glauben, dass diese Fragen noch immer auftauchen und solche Vergleiche gezogen werden. Niemand kann uns vorwerfen, dass wir gegen einzelne Gruppen vorgehen. Entartung? Wie absurd. Die Problematik der Antität, besteht nicht darin, dass unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht kommen, es besteht darin, dass Wahrheiten verdeckt und Wertvorstellungen verdreht werden. Studien haben gezeigt....“ Die monotone Stimme des Ministers versank im Hintergrund, als Rosa über das nachdachte, was ihr Großvater ihr erzählt hatte. Gewalt, Moralverfall, Wirtschaftskrisen... Jahrzehnte, nein, Jahrhunderte, hatte man nach einer Ursache dafür gesucht. Und plötzlich, dank eines unterqualifizierten Forscherteams und einer übereifrigen Parteiführung (wie ihr Großvater es privat gerne formulierte) war diese Ursache gefunden. Fiktion. Anti-Realität oder Antität, wie es auf den schnittigen Slogans später heißen würde. Kurz, alles, was nicht der Realität entsprach und Geschehen der Gegenwart oder Vergangenheit nicht präzise reflektierte. Rosas Großvater erinnerte sich, wie das Konzept anfangs belächelt wurde, doch mit der Zeit tauchten mehr und mehr Studien auf, die angeblich zweifellos belegten, dass einzig und allein Geschichten über fiktive Verbrechen der Katalysator jedes echten Verbrechens waren. Mehr und mehr Eltern verbaten ihren Kindern fiktives Material (waren es nun Videospiele oder Märchenbücher), weil sie davon überzeugt waren, dass ein exklusiver Fokus auf das echte Leben die Leistungen und die Gesundheit ihrer Kinder verbessern würde. Nach und nach verhängten auch Firmen diese Regelung über ihre Angestellte und brachten schlechte Arbeitsleistungen unausweichlich mit einem zu „antitätigen Lebensstil“ in Verbindung. Irgendwann war es dann keine Frage mehr, ob man die Theorie der Antität unterstützen sollte oder nicht, sondern nur, wie man ihre Konzepte am besten durchsetzen konnte. Doch über die Jahre veränderten sich auch diese Konzepte stark. Filme mussten anfangs nur den Nachweis erbringen, auf einer echten Geschichte zu basieren. Mit der Zeit mussten allerdings immer mehr Nachweise über Schauplätze, Geschehen und sogar Dialoge überbracht werden, sodass eine Drehgenehmigung beinahe unmöglich war. Inzwischen bestand das Filmsortiment größtenteils aus Naturdokumentationen (die aufgrund von Schnittvorlagen oftmals 90 Minuten schlafende Raubkatzen zeigten) und sogenannten Allgemeinfilmen in Echtzeit, wie das neulich erschienene Kinohighlight “Jakob Bauer schläft zehn Minuten länger, macht sich Frühstück und geht zur Arbeit, wo er ein paar Dokumente kopiert“. Die Künstler – nein, die Antitäter – selbst konnten anfangs noch darüber lachen, fanden sich aber bald als Teil einer Gesellschaftsschicht wieder, denen man weder Arbeitsplätze noch soziale Kontakte außerhalb ihresgleichen zutraute. Doch wie das Bild der Antitat hatte sich auch das Bild der Antitäter verändert und so wurde aus Taugenichtsen mit der Zeit eine öffentliche Bedrohung. Und so wie die Menschen, die sich noch daran erinnerten, dass hinter einem Lied über lila Bäume und Zauberwesen kein potentieller Massenmörder steckte, weniger wurden, so wurden die Gefängnisse voller mit Dichtern, Schriftstellern, Malern und Musikern. Aus den Augen, aus dem Sinn. Das ging allerdings nur so lange gut, bis beinahe weltweit der Platz für Antitäter ausging. Natürlich kam die Todesstrafe ins Gespräch, doch bitte bitte, man wolle sich doch nicht auf das Niveau dieser Fantasiebesessenen herablassen. Die Lösung hatte eine gewisse Doktor wie auch immer ihr Name war, die den alten Vorgang der Lobotomie nicht nur wieder in Mode brachte, sondern ihn auch „zum Wohle der Allgemeinheit“ verfeinerte. Der Geisteszustand der Patienten nahm eine fantastische – oder müsste es heißen völlig glaubwürdige? – Wendung. Ohne jegliches abstrakte Denkvermögen konnten bald tausende Antitäter in die Freiheit entlassen werden und zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft werden. Natürlich hatte die Operation ein paar Nebeneffekte, weshalb sie nicht unbedingt jeden Beruf aufgreifen konnten und natürlich gab es besonders in den ersten Jahren hier und da ein paar Fehlversuche oder Todesfälle, aber alles in allem war die Verwurzelung (von ‚verwurzelt in der Realität’, wie die Operation nach ihrer offiziellen Einführung getauft wurde) die perfekte Lösung. Deshalb war Rosa nun hier. Zwischenstation F Nord war eine der vielen Anstalten, in die Antitäter gebracht wurden. Man nahm ihre Daten auf, führte einige Körperscans durch (die genaue Erfassung der individuellen Hirnstrukturen jedes Patienten hatte Todesfälle um 78 und Fehlresultate um 57 Prozent reduziert) und entließ die ehemaligen Antitäter nach sieben Tagen wieder in die Freiheit. Rosa blinzelte. Das Wasser, dass über ihre Hände floss, war inzwischen kalt geworden. Sie drehte den Hahn ab, hielt ihre Hände kurz unter den Trockner und machte sich dann zurück auf den Weg in ihr Büro. Über die Vergangenheit zu lange nachzudenken, hatte schließlich keinen Sinn. Sofern sie keine Schwierigkeiten machten, war ein Insasse genauso unbedeutend wie der andere. Keine Gedanken verschwenden. Es gab genug zu tun. Und trotzdem konnte sie zwischen all den Berichten auf ihrem Schreibtisch den Inhalt dieser zwei vergilbten Seiten einfach nicht vergessen... - 17 / 04 / B1 Gestern wurde das neue Update der Antitäts-Richtlinien veröffentlicht. Die Gamer Community hat also nichts zu befürchten? Von wegen! Ich zitiere Punkt 7: „Videospiele, in denen durch Feind, - oder Objektkontakt körperlicher Schaden genommen werden kann, haben sich an ein medizinisch vertretbares Schadensausmaß sowie realitätsgetreue Heilmöglichkeiten zu richten. Ferner ist das Konzept der sogenannten ‚Speicherpunkte’ sowie die Darstellung mehrerer ‚Leben’ inklusive diverser ‚Neustarts’ als anti-realistisch anzusehen und muss daher völlig entfern werden.“ Im Klartext heißt das, dass wir in Zukunft den Vollpreis für ein Spiel hinblättern dürfen, in dem wir genau einen Versuch haben, ohne den geringsten Schaden und ohne Zockerpause bis ans Ziel zu kommen, da eine Kugel das endgültige Aus ohne Restart bedeutet. Tolle Sache, ehrlich. Ich glaube, wenn ich meine Konsole jetzt noch für einen Apfel und ein Ei versteigern kann, dann muss ich das wohl als Glück bezeichnen. Danke wieder mal, liebe Regierung. Nachtrag: Kann es sein, dass eine höhere Macht darauf aus ist, mir in den Arsch zu treten? Gerade wollte ich die letzten Tage vor meinem Gerät verbringen, da klopft auch schon die Kontrolle an die Türe und beschlagnahmt alles, was gegen die neuen Richtlinien verstößt. Wenigstens war Mau gerade nicht zu Hause. Ich frag mich jetzt schon, wie Mama und Papa ihr erklären wollen, wo ihre Lieblingszeichnungen von diesem komischen, grünen Kamel geblieben sind. „Bring deiner kleinen Schwester mal lieber schnell die richtige Farbgebung von Tieren bei, sonst kenne ich jemanden, der bald eine Klasse wiederholen muss.“ Na klar. Ihr könnt mich doch alle mal. Ach ja, das beste war ja sowieso das hier. So lange wie die Typen nach einem Paragraphen gesucht haben, unter dem sie mein Tagebuch mitnehmen können, da glaub ich fast, dass sich da heute Nacht jemand aus Frustration betrinken wird. Aber sorry Leute, ein Tagebuch ist nun mal die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Ach und „ich sollte der lieben Regierung lieber danken, dass sie für mich und meine Familie eine sichere Zukunft ermöglicht“? Das könnt ihr euch sonst wohin stecken. Und apropos Zukunft: Liebes Tagebuch, Morgen fliege ich mit meiner kleinen Schwester auf eine Insel im atlantischen Ozean. Wir fliegen dort hin, weil unsere Familie in einem Preisausschreiben ein grünes Kamel gewonnen hat. Wir werden es auf der Insel abholen und es dann Harley nennen. Eine Hellseherin hat mir außerdem aus meinen Suppenresten verraten, dass das Kamel außerordentlich geübt im Wassersport sein wird. Es wird mich und meine Schwester auf den Meeresgrund transportieren (natürlich mit einer speziellen Atemtechnik, die ich in einem früheren Leben als Vampirjäger gelernt habe), wo wir so wie alle Prominente Kleidung und Sportwagen zu günstigen Preisen kaufen werden. Dann, so stand es jedenfalls in den Karten, wird Mau einen Gesangswettbewerb gewinnen und zur Königin von Neugrönland gekrönt werden. Die neuen Grönen sind ja bei weiblichen Monarchen viel toleranter, als die alten Grönen. Deshalb wird man mir als Königsbruder auch erlauben, mit einer Rakete, die Harley gebaut hat, ins Weltall zu fliegen. Ich bin mir sicher, dass es dort besonders leckeren Obstsalat gibt. Wie es dann weitergeht, werde ich die Hellseherin aber erst fragen, wenn Mau, Harley und ich uns bei einer Partie Uno ein bisschen besser kennen gelernt haben. Bis dann mit baldigst aquatischen Grüßen Dein Max von Frye - Gerne hätte Rosa von sich behauptet, dass sie ihren Vorsätzen nachgekommen wäre, dass sie die Frau vergessen hätte, doch in Wahrheit war der einzige Grund, warum sie sie für einen Tag lang nicht besucht hatte der, dass Mauya gestern ihre Gehirnscans gehabt hatte und die ganze Zeit nicht in ihrer Zelle gewesen war. Nun jedoch war sie zurück und Rosa war mit bestimmten Schritten bereits zu ihr unterwegs. In ihrer Hand hielt sie die alten Seiten, die ihr keine Ruhe gelassen hatten. Nach Eingabe von Mayas Daten war sie fündig geworden. Zu einigen Informationen hatte sie keinen Zugriff, doch etwas davon war eindeutig Teil des Systems der Zwischenstationen. Name: von Frye, Maximilian Klassifikation: Verwurzelt (05 / 05 / C1) Status: Verstorben (04 / 06 / C1) Als Rosa um die Ecke ging und vor sich den Gang voller Glastüren sah, fragte sie sich, was sie hier überhaupt tat. Ihr Gehirn sagte ihr, dass es auf diese Frage keine zufriedenstellende Antwort gab und dass sie zurück an die Arbeit gehen sollte. Ihre Füße schien dies allerdings nicht zu interessieren und zu allem Überfluss informierte ihr Mund den zuständigen Wärter auch noch, dass ihr langweilig war und sie seine Schicht übernehmen würde. Von mehreren Körperteilen verraten stand sie nun vor Mauyas Glastüre und lenkte mit einem zaghaften Klopfen die Aufmerksamkeit der Frau auf sich. Diese winkte ihr sofort herzhaft zu und stellte sich aufgeregt neben die Glaswand, als Rosa erneut die Klappe zur Kommunikation öffnete. „Ich bin Rosa,“ setzte sie vorsichtig an, wurde aber sofort der Fortsetzung des Satzes beraubt. „Ja, stimmt. Ich auch, aber etwas heller als Sie. Wir haben unter der Erde gelebt, da besucht uns die Sonne selten. Es hat ziemlich geblendet, als-“ „Nein!“, unterbrach Rosa eilig. „Ich meine, ich... ja sicher, aber ich heiße Rosa.“ Mauya blinzelte verwundert und nickte dann. „Mauya, darf ich du sagen?“ „Warum nicht? Wer sollte einem so ein Wort schon verbieten?“ „Darf ich zu dir ‚du’ sagen?“ „Oh.“ Mauya schien einen Moment zu überlegen. „Ja, warum auch nicht.“ Rosa atmete einmal tief. Zugegeben hatte sie selten Gespräche mit den Antitätern vor ihrer Verwurzelung geführt, doch hatte sie ihre bisherigen Wortwechsel als weniger mühsam in Erinnerung. „Ich glaube, ich habe hier etwas, das dir gehört.“ „Dann solltest du es aber nicht haben, das ist sehr unhöflich“, meinte Mauya und sah die Wärterin schief an. Diese beschloss, ihre Aussage fürs Erste zu übergehen und öffnete eine weitere Glasklappe, durch die sie die zwei Tagebuchseiten schob. „Das hätte man dir gleich zurückgeben sollen, aber es ist aus Versehen auf meinem Tisch gelandet und dort liegt so viel Zeug, da hab ich es nicht gleich gesehen.“ Rosa hoffte, dass Mauya die Lüge auf sich beruhen lassen würde und tatsächlich, für den Moment schien sie viel zu erfreut, um Rosas Aussage in Frage zu stellen. Während die junge Frau konzentriert in ihrem Buch nach dem richtigen Platz für die Seiten suchte, sammelte Rosa ihren Mut für den nächsten Schritt zusammen. „Darf... darf ich dich etwas fragen?“ Lächelnd sah Mauya auf. „Zu spät, schon passiert.“ Innerlich schlug sich Rosa auf die Stirn. ‚Na klar. Das war ja auch zu offensichtlich.’ Als Mauya sie aber noch immer gespannt ansah, beschloss sie, einfach fortzufahren. „Du hast gesagt, dass es eine gute Idee war, mein zweites Auge zu verstecken. Was hast du damit gemeint?“ „Na das Tor Das Tor zur Seele!“ „Ja, aber... was bedeutet das?“ Verwirrt runzelte Mauya die Stirn. „Hast du deinen eigenen Plan vergessen?“ Diesmal war es Rosa, die schwieg. „Ich dachte nur, mit einem Auge wäre nur eine Seite des Tores offen und Leute könnten dann nicht in alle Räume. Die Räume, in die sie dürfen, die hast du vorhin schön aufgeräumt und vielleicht sogar dekoriert und wahrscheinlich gibt es dort auch Essen und kalte Getränke.“ „Und die anderen Räume?“, fragte Rosa zögernd. „Irgendwo wirft jeder seinen Müll hin. Mein Bruder hat nie gerne aufgeräumt. Ich denke, wenn er den Leuten seine ganze Seele nicht gezeigt hätte, dann hätten sie sie ihm auch nicht weggenommen.“ Rosa schluckte. Unweigerlich musste sie an eine Werbekampagne denken, die vor ein paar Jahren im Fernsehen gelaufen war. Damals trat das Problem auf, dass viele Bürger plötzlich Angst vor ihren fantasievollen und vollkommen absurden Träumen hatten, dass sie sich Sorgen machten, in ihrem tiefsten Inneren vielleicht Antitäter zu sein. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde durch eine weitere Studie bekannt, dass über 80 Prozent der Verwurzelten nicht träumen konnten oder sich zumindest nie mehr an ihre Träume erinnerten. Daraufhin wurde „ein Anker im Leben“ entwickelt, ein Programm, das auch Nicht-Antitätern ermöglichte, sich auf Wunsch freiwillig verwurzeln zu lassen. Man rechnete mit einem riesigen Ansturm und einem Mangel an verfügbaren Chirurgen, doch nicht nur blieb dieser Ansturm völlig aus, es wurde auch tausenden und abertausenden Bürgern klar, dass, so sehr sie sich an die Idee der Antität klammerten, sie doch niemals freiwillig das gleiche Schicksal teilen wollten wie jene Menschen, die plötzlich aus ihrer Umgebung verschwanden und nach einer Woche schlurfend, wortkarg und mit leeren Augen nach Hause zurückkamen. „...Harley sich freuen.“ Rosa rieb sich die Augen. Schon wieder hatten ihre Gedanken sie zu weit weggetragen. „Entschuldige, was hast du gesagt?“ „Ich sagte, dass Max sich durch deine Idee viel Langeweile erspart hätte, aber dass ich ihm das nächste Mal sagen werde, wie er sie sicher behalten kann. Und wenn er nicht ständig auf sie aufpassen muss, kann er auch mehr Zeit mit uns verbringen und darüber wird Harley sich freuen.“ So lange Rosa im Nachhinein darüber nachdachte, so weniger kam sie dem Grund nahe, der sie zu dieser Äußerung getrieben hatte. Vielleicht war sie eifersüchtig auf Mauyas Hoffnung, die sie selbst nicht mehr hatte. Vielleicht suchte sie verzweifelt nach der Distanz zwischen ihnen, die eigentlich bestehen sollte. Sicher war nur, dass sie sie zurücknehmen wollte, sobald die Worte ihren Mund verlassen hatten. „Unsinn. Dein Bruder ist tot.“ Wieder einmal schwieg Mauya. Doch dieses Mal war es kein erwartungsvolles Schweigen, sondern eine Stille, so schwer, dass sie alle in ihr zu erdrücken drohte. „Ich wollte nur...“, setzte Rosa an, doch Mayas Blick versicherte ihr, dass keines ihrer Worte mehr ankommen würde. „Vielleicht“, murmelte die junge Frau und drehte sich um. „Aber nicht überall.“ Dann setzte sie sich in die Ecke ihrer Zelle und begann leise, in ihrem Tagebuch zu lesen. Stumm und unfähig, sich umzudrehen und den Gang zu verlassen, klebte Rosas Hand zitternd an der Glaswand, während durch die kleinen Löcher kaum hörbar Mauyas Stimme drang. „....und so viel Eis, wie wir noch nie auf einmal gesehen haben! Max spielt oft Fußball mit den Grönen und sie geben sich auch viel Mühe, aber man merkt doch, dass sie ohne Schlittschuhe im Sport etwas hilflos sind. Harvey hat uns eine Skizze gezeichnet. Ich bin noch nicht so gut im Lesen, aber ich glaube, dass er uns Flügel bauen will. Dann könnten wir in der Luft spielen und die Grönen müssten nicht immer auf ihre Beine achten. Morgen, wenn wir uns mit unseren Eltern im Zirkus treffen...“ - 02 / 02 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch, Ich freu mich so, Herr Tagebuch! Heute war die Frau mit dem grünen Auge wieder bei mir. Ihre Eltern haben sie wohl Rosa genannt, nach ihrer Hautfarbe. Das passt wunderschön zu ihr, aber wenn das jeder machen würde, würde das denke ich ein bisschen verwirrend werden. Jedenfalls hat sie mir Ihre Seiten wiedergebracht, Herr Tagebuch! Ich lege sie erst mal zurück und wenn ich gutes Klebeband finde, dann mache ich sie natürlich auch wieder fest, schließlich sollen sie beim Reisen nicht rausfallen! Den Rest von heute mag ich nicht, Herr Tagebuch. Ich weiß, Sie würden mich trösten, wenn ich es Ihnen erzählen würde, aber wie ich Sie kenne, wollen Sie dann in ein paar Monaten wieder darüber reden und dann würde es mich wieder traurig machen. Und sehen Sie, in ein paar Monaten, das habe ich heute beschlossen, da möchte ich auf Reisen gehen. Unter der Erde meinte Papa, dass Reisen zu gefährlich wäre, weil ich mich „seit der Sache mit Max nicht mehr richtig ausdrücken kann“, das hat er gesagt. Aber ich weiß noch immer nicht, was er meint. Vielleicht hat Max mir damals alle intelligenten Wörter gestohlen? Solche Wörter wie Photosynthese und Kakophemismus, aber wer wird schon wütend, wenn ich die nicht verwende? Ich denke, es wird mit unserer Reise kein Problem geben. Und vielleicht, ja vielleicht will Rosa sogar mitkommen, sie würde Harley bestimmt gefallen. Mit aufgeregten Grüßen, Ihre Mauya von Frye - Lustlos blätterte Rosa in der Zeitung. Auf dem Titelblatt befand sich groß ein Bild der enttarnten Künstlersiedlung, auf den darauffolgenden Seiten wurden wie immer vollkommen übertrieben die „barbarischen Künstlerdörfer“ beschrieben, die irgendwo im Dreck vergraben lagen. Tatsächlich allerdings lagen die meisten dieser Dörfer nicht sehr tief und befanden sich in einwandfreiem Zustand. Jedenfalls war das früher so, da es inzwischen nur mehr wenige Antitäter gab, die sich trauten, in einer versteckten Gemeinschaft ihre Künste auszuüben. Ein Blick zur Seite zeigte Rosa auch, warum. Vor der Glaswand ihres Büros wurden gerade drei Antitäter.... drei ehemalige Antitäter durch die üblichen Kontrollen in die Freiheit entlassen. Drei lustlose Hüllen in blauen Maßanzügen. Letztere waren keinesfalls Teil einer landesweiten Kleiderordnung, sondern vielmehr ein zweifelhaftes Geschenk zur Feier des Anfangs eines neuen, besseren Lebens. Und woraus bestand dieses bessere Leben? Sie erinnerte sich an einen Mann und eine Frau, beide Insassen ihrer Abteilung. Der Mann war ein Firmenangestellter gewesen, hatte scheinbar geistesabwesend in seiner Firma eine Zeile eines Gedichtes auf seinen Schreibtisch gekritzelt und wurde in weiterer Folge als Seriendichter entlarvt. Doch jetzt konnte er getrost nach Hause gehen und wieder irgendeiner Büroarbeit nachgehen. Die Frau, Rosa glaubte sogar sich daran zu erinnern, dass ihr Name Katherine Thorpe war, war eine nicht gerade unbekannte Architektin gewesen, doch hatte man bei einer Routinedurchsuchung eine Zeichnung eines Landhauses gefunden. Thorpe konnte nicht belegen, dass das Model dafür tatsächlich existierte und so erhielt sie ihre Fahrkarte in Richtung Zwischenstation. Zwar sprach man es nicht so direkt aus, doch konnte sie ihre Karriere als Architektin mit ziemlicher Sicherheit vergessen. Sie würde wohl zu Hause ankommen und früher oder später irgendeiner Büroarbeit nachgehen. Der Dritte, der andere Mann, war Rosa fremd. Er war wohl auf einer anderen Station gewesen, doch schien es ihr im Moment von Vorteil, den Mann nicht zu kennen. Ihr fiel auf, dass sein rechtes Bein beim Gehen gelegentlich zuckte und seine Augenlider tiefer hingen, als die der anderen. Offiziell waren dies natürlich Nebeneffekte, die sich mit der Zeit auf jeden Fall geben würden, doch inoffiziell nannten sie solche ‚Hoppla, daneben. Grabstein am besten jetzt kaufen, das spart dann in einem Monat ein bisschen was von der Arbeit’. Überrascht blickte Rosa weg von den ehemaligen Insassen, an sich herab. Die Zeitung in ihren Händen war zerrissen, ihre zwei Teile hingen leicht flatternd in ihren geballten Fäusten. In ihrem Kopf hörte sie ein Lied. Keines der öden Klavierstücke oder vertonten Wetterberichte, sondern ein echtes Lied, das ihr Großvater ihr einmal heimlich vorgesungen und das sie nie vergessen hatte. Es handelte von einer Welt unter dem Meer und von Leuten mit Flossen und von Fischen, die übereinander und nebeneinander auf der Stelle schwammen, damit ihr Schwarm die Form eines Sternes annahm und von einem Himmel. Ihre Eltern hatten sie deshalb angeschrien, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte das Lied einfach nicht vergessen. Doch vielmehr konnte sie nicht zulassen, dass Mauya ihre Lieder vergaß, wie auch immer diese klingen und wovon auch immer diese handeln mochten. Entschlossen stand Rosa auf, warf die Reste ihrer Zeitung auf den Boden und verschwand durch die geöffnete Glastüre. - 03 / 02 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch!!! Sie müssen diese Satzzeichen schon verzeihen, aber ich bin einfach so glücklich! Wissen Sie noch, wie ich mich gewundert habe, weil man durch meine Wand alles sehen kann und die Leute mich trotzdem nicht durchgehen lassen wollen? Das ist jetzt endlich vorbei! Heute hat Rosa mich nämlich gefragt, ob ich noch immer mit den Grönen in Kontakt stehe und ob ich sie nicht wieder einmal besuchen möchte! Da müssen Sie doch gar nicht fragen, natürlich habe ich ja gesagt! Herr Tagebuch, mein Papa hat mir gesagt, dass die Leute, die nicht bei uns unter der Erde wohnen, furchtbar komische und unumgängliche Menschen sind, aber ich glaube, da hat er sich geirrt. Wahrscheinlich, na ja, wahrscheinlich denken die das Gleiche von uns, deshalb hat mit mir außer Rosa auch noch niemand geredet, aber ich denke, dass das jetzt alles besser wird. Ich wollte nicht, dass Sie sich Sorgen machen, deshalb habe ich es bis jetzt noch nicht erwähnt, aber seit man uns aus der Erde geholt hat, habe ich mich hier doch ein wenig einsam gefühlt. Mit Rosa, denke ich, wird sich das alles sicher ändern. Sie hat gesagt, dass sie mich morgen abholt und ich dürfte es keinem sagen, weil sonst sicher alle mitwollten. und so viel Platz hätten wir leider nicht, aber ich dürfte natürlich allen schreiben und sie später einladen. So Herr Tagebuch, jetzt muss ich leider nochmal lästig sein, aber ich werde mir eine Seite von Ihnen borgen müssen. Ich möchte mir bis morgen nämlich noch ein paar Zeilen für Rosa ausdenken, damit ich sie ihr schenken kann. Ich bin mir sicher, dass wir Freundinnen werden und dass ich irgendwann vielleicht sogar ihr zweites Auge sehen darf. Mit reisevorbereitenden Grüßen, Ihre Mauya von Freye - Bis jetzt war Rosa der Weg von ihrem Büro bis in den Zelltrakt nie weit vorgekommen, doch jetzt im Rennen, jetzt, als ihre Schritte hektisch in kurzen Abständen über den weißen Marmorboden hallten, hätte die Distanz kaum größer sein können. „Du hast es tatsächlich noch nicht gehört? Meine Güte Rosa, das ist das letzte Mal, dass ich dich bei einer Bürowette mitmachen lasse.“ Nicht nur beinahe, sondern mit voller Wucht fiel sie über den letzten Treppenabsatz. Unnachgiebig ignorierte sie den stechenden Schmerz in ihrer Hüfte und rannte humpelnd weiter, während sich auf ihrer Hose langsam ein kleiner Blutfleck formte. „Ich hätte zwar nicht gedacht, dass es dich so erschüttert, aber da ist schon was dran. Diese Regierungstypen halten uns wohl für Maschinen. Zeit sparen schön und gut, aber wenn die Wartezeit auf die Verwurzelung dann über Nacht von sieben auf sechs Tage gekürzt wird, da fragt man sich doch, wie ein normaler Bürger noch mit seiner Arbeit zurechtkommen- Rosa? Hey Rosa, wo willst du hin?“ Mit ihrer Keycard in der Hand schwang sich Rosa keuchend um die Ecke. Vor ihren Augen verschwammen Wand und Glas beinahe in ein weißes Nichts, nur schwankend waren über den Zellen noch ihre Nummern zu erkennen. F4... F6.... warum konnte sie denn nicht schneller laufen? F8... F10.... sie knickte ab und der stechende Schmerz fuhr durch ihren ganzen Körper. F12... ein Versehen. Es war sicher nur ein Versehen. Oder... oder eine Regelung, die noch nicht für bereits Inhaftierte galt. Natürlich. Es konnte nicht zu spät sein. Es... es durfte nicht zu spät sein. - 04 / 02 / K1 Sehr geehrter Herr Tagebuch, Obwohl ich mich doch um ein gewisses Maß an Kontinuität bemühen werde, möchte ich mich im Voraus für etwaige Abweichungen im Schreibstil entschuldigen. Ich hoffe, dass sich diese entweder mit der Zeit geben oder Sie sich mit der Zeit mit diesen anfreunden werden. Wie dem auch sei, ich hörte, dass Sie schon seit langer Zeit mit dem Gedanken spielen, das Volk der Grönen zu besuchen. Nun, ich habe bereits meine Koffer gepackt und meinen Urlaubsgesuch eingereicht. Zwei Wochen, aber verraten Sie nicht, dass ich schon jetzt an eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit denke. Ich werde mich natürlich alsbald um ein Transportmittel kümmern, ein grünes Kamel ist dabei natürlich der wünschenswerteste Idealfall, doch habe ich auch viel Positives über Schiffe und Flugzeuge gehört. Es gibt noch einiges, das ich Ihnen gerne mitteilen würde, doch ich denke, dass wir nach diesen Tagen beide eine Pause vertragen könnten, weshalb ich es für heute bei diesem Worten belassen werde. Mit freudiger Erwartung auf eine gute Zusammenarbeit, Ihre Rosa Lundin PS.: Ich habe die Seite, die Mauya Ihnen gestern entfernt hat, wieder zurückgegeben und möchte mich an dieser Stelle für die Wassertropfen auf dem Papier entschuldigen. Ich kann Ihnen versichern, es wird nicht mehr vorkommen. Es wird sicher nie wieder vorkommen. Kapitel 9: Viel Glück beim nächsten Mal [Phoenix Wright] -------------------------------------------------------- Titel: Viel Glück beim nächsten Mal Fandom: Phoenix Wright Genre: Allgemein / Humor Wichtel: Vauvenal Kommentar: Einerseits wollte ich zum Thema Neuanfang eine Geschichte über Adrians neuen Job schreiben, bei dem auch Franziskas Peitschenunterricht vorkommt, andererseits wollte ich ein bisschen tiefsinniger etwas zu Franziska/Adrian schreiben, leider habe ich mich zeitlich etwas verschätzt, weshalb dieser Aspekt eindeutig zu kurz gekommen ist. - Viel Glück beim nächsten Mal Mit sichtlicher Mühe streckte die klein gewachsene Frau ihre Hand aus, um den Fernseher an der Wand zu erreichen. Als ihr Finger den leicht verstaubten Knopf berührte, gab der alte Videorekorder ein leises Surren von sich und begann, die Kassette abzuspielen. „Frau Andrews, wir haben Ihre Unterlagen erhalten und- ja, nehmen Sie bitte erst mal hier Platz. Wir haben Ihre Unterlagen erhalten und würden uns nun gerne selbst davon überzeugen, ob Sie das nötige Potential für diese freie Stelle haben.“ Flackernd zog das Logo einer Adrian unbekannten Firma über den Bildschirm. Eintönige Klaviermusik erklang und der Schriftzug “Wie Sie auf Fragen im Bewerbungsgespräch richtig antworten“ fuhr durchs Bild. Dann war ein Mann zu sehen. Er saß hinter einem Schreibtisch und trug einen dunkelgrauen Anzug und eine blaue Krawatte. Seine Haare glänzten voller Gel und er fing mit monotoner Stimme an, von den Freuden eines erfüllten Arbeitslebens zu erzählen. Adrian griff zur Fernbedienung und spulte vor. Die Frau hinter dem Schreibtisch trug einen braunen Wollpullover und einen giftgrünen Seidenschal. Ihre Haare glänzten fettig und standen in alle Himmelsrichtungen ab. Eindeutig hatte sie gegen Adrian in Sachen Professionalität keine Chance, doch leider saß sie im Moment auf der falschen Seite des Schreibtisches. „Wir bei Veridian Dynamics begrüßen es natürlich, wenn Bewerber bereits in so jungem Alter so viel Erfahrung vorweisen können, allerdings sehe ich hier, dass Sie überwiegend im Showgeschäft angestellt waren, weshalb es uns natürlich interessiert, was Sie dazu bewogen hat, sich bei unserer Firma zu bewerben.“ Der dunkelgraue Mann war inzwischen aufgestanden und zeigte auf ein Plakat hinter sich. “PUNKT 2 : DAS UNTERNEHMEN UND SIE“. Der Schriftzug war schwer zu lesen, da die Kassette an dieser Stelle einen Fehler hatte und schwarze Striche durch das Bild hüpften. Die Stimme des dunkelgrauen Mannes jedoch war deutlich genug. „Informieren Sie sich vor einem Bewerbungsgespräch stets über das Unternehmen Ihrer Wahl und bereiten Sie ein paar Gedanken dazu vor, was Sie besonders an dem Unternehmen interessiert und was Sie persönlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen können. Oftmals kommt es nämlich leider vor, dass...“ „Es freut mich außerordentlich das zu hören, Frau Andrews“, meinte der junge Mann neben der zerzausten, braunen Dame und kaute dabei an seinem Kugelschreiber. Das Video hatte Adrian empfohlen, die Körperhaltung ihres Gegenübers zu imitieren, doch gehörte so ein Verhalten auch dazu? Wenn ja, wo sollte sie jetzt auf die Schnelle einen Kugelschreiber herbekommen? „Frau Andrews, erzählen Sie uns doch nun bitte ein wenig über ihre persönlichen Stärken und Schwächen.“ „...keine Liste, sondern immer ein konkretes Beispiel, das sich auch auf ihre Arbeitstätigkeit anwenden lässt. Was Ihre Schwächen angeht, versuchen Sie auf keinen Fall, sich als fehlerfrei darzustellen, doch fügen Sie negativen Aspekten auch etwas Positives hinzu oder zitieren Sie Schwächen, die man ebenfalls als Stärke auslegen kann, wie zum Beispiel Überpünktlichkeit oder Perfektionismus.“ Adrian seufzte und drehte die Lautstärke etwas nach oben, da der Klang des rinnenden Wassers aus dem Badezimmer es schwierig machte, das alte Video zu verstehen. Nicht, dass sie den Text inzwischen nicht schon beinahe auswendig könnte, doch irgendetwas musste sie schließlich übersehen haben. Perfektionismus. Eine Schwäche des Sprechers war es wohl nicht, seine Krawatte verrutschte nach zehn Minuten jedes Mal und blieb dann so für den Rest des Videos. Sowohl der junge Mann als auch die zerzauste Frau lachten. „Ja, so geht es uns doch allen hin und wieder.“ Mit einem prüfenden Blick durchblätterten beide die Unterlagen vor sich. Die Frau sah zuerst auf. „Nun, ich denke, das wäre dann soweit alles. Ich möchte natürlich keine voreiligen Versprechungen machen, doch mit ihren Qualifikationen-“ Der Mann räusperte sich. „Nur eine Sache gäbe es da noch. Natürlich wollen wir das Privatleben unserer Bewerber so weit wie möglich außen vor lassen, jedoch würden Sie in Ihrer Position mit vertraulichen Informationen arbeiten, weshalb wir in der Firma....“ Das Wasser hatte aufgehört zu fließen. Die Stimme des grauen Mannes schien plötzlich unangenehm laut, beinahe so, als würde sie aus dem Fernseher schießen und in Adrians Kopf dringen. Sie rieb sich die Stirn und ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen. „Wenn Sie diese fünf einfachen Schritte befolgen, steht nichts, ja auch wirklich gar nichts zwischen Ihnen und dem Traumberuf Ihrer Wahl!“ „Vielleicht hätte ich mich etwas direkter ausdrücken sollen. Was ich von Ihnen wissen wollte war dies: Haben Sie irgendwelche Vorstrafen, Frau Andrews?“ - „Mein Mantel ist zu kurz.“ Die junge, weibliche Stimme riss Adrian aus ihren Gedanken. Trotz der Duschgeräusche aus dem Nebenzimmer hatte sie ihren Besuch beinahe völlig vergessen. „Weil es mein Mantel ist, Franziska.“ Adrian richtete sich wieder auf. Auf dem Bildschirm war nun nur noch der flimmernde Abspann zu sehen. Neben der Eingangstüre lehnte der Besuch an der Wand. Franziska von Karma hatte sich seit jenem schicksalhaftem Fall nicht mehr in diesem Land blicken lassen, doch zu Adrians Überraschung hatte sie hin und wieder ein Brief erreicht, bis sie eines Tages einfach vor Adrians Türe stand. Sie sei nur auf der Durchreise, sagte sie. Geld für ein Hotel zu verschwenden wäre närrisch, sagte sie. „Es ist mein Mantel, so lange ich ihn trage“, sagte Franziska und stolzierte auf Adrian zu, samt hellblauem Seidenbademantel, der knapp über ihrem Knie aufhörte. „Wenn du schon wie in einer Billigherberge wohnst, könntest du wenigstens ein angemesseneres Programm laufen lassen.“ Adrian warf einen flüchtigen Blick auf die Zeitung auf ihrem Nachttisch. „Wieso? Welchen Sender wolltest du sehen?“ Franziska drehte sich um und ließ sich schwungvoll neben Adrian auf das schmale Bett fallen. „Ich mache mir nicht viel aus Fernsehen.“ Adrian blinzelte. „Aber dann... oh.“ Ihre Wangen erröteten. Der Abspann war vorbei und auf dem Bildschirm war nur noch Schwarz zu sehen. Beide schwiegen. „Dein Bewerbungsgespräch lief nicht gut?“ Es war nicht wirklich eine Frage. Adrian schwieg. Es war eine klare Antwort. Franziska wusste es schon aus den Briefen, die vergangenen Monate waren für Adrian kein Spaziergang gewesen. Die Strafe, die ihre Beweismanipulation von damals mit sich zog war zwar unter den gegebenen Umständen zumindest juristisch nicht die Welt gewesen, doch konnte auch ein kleiner Tropfen einen permanenten Fleck auf dem Lebenslauf einer Person hinterlassen. Allerdings gab es da eine andere Sache, die noch viel schlimmer war. Als Adrian Andrews endlich Frieden mit dem Tod ihrer ehemaligen Mentorin geschlossen hatte, hatte sie auch ihre Fassade, ihre persönliche Imitation von Celeste Inpax fallen lassen, doch stellte sich bald heraus, dass diese Fassade ein Schutzschild war, das ihr nun auf der Suche nach einer neuen Anstellung fehlte. Mit einem Ruck sprang Franziska auf und verschwand im Vorzimmer. Adrian wollte ihr schon folgen, doch dann hörte sie das Klicken eines Koffers und ehe sie sich versah, stand die Staatsanwältin bereits wieder in ihrem Schlafzimmer, in ihrer Hand die allseits bekannte, braune Lederpeitsche. Adrian schluckte. „Wegen... wegen dem Programm-“ „Punkt 1 : Die Peitsche und Sie“, unterbrach Franziska dröhnend und warf ihr das Stück Leder zu. Verwundert fing Adrian es auf und sah die junge Von Karma fragend an. „Der perfekte Peitschenschlag setzt sich zusammen aus der richtigen Haltung“, Franziska stellte sich demonstrativ vor Adrian, stellte ihre Beine ein wenig auseinander und winkelte ihren rechten Fuß leicht ab. „Und einer kräftigen Bewegung, die nicht aus dem Oberarm, sondern aus dem Handgelenk-“ „Franziska?“ Adrians Stimme war zaghaft, doch hielt Von Karma für einen Moment inne. „Was... was machen wir hier eigentlich?“ „Charisma“, antwortete Franziska unbeirrt und führte in ihrer Modelhaltung ein paar Hiebe mit einer Luftpeitsche aus. „Wenn ich mich nicht irre – und ich irre mich nie – dann haben sie das doch in deinem Video gesagt. ‚Ein sicheres Auftreten für einen sicheren Job’, nicht wahr?“ „Ja, aber-“ „Charisma!“ „Körperverletzung?“ Franziska starrte Adrian mit durchbohrenden Augen an. Diese versuchte standhaft zu bleiben, doch musste sie schließlich aufgeben und ließ sich mit einem Seufzer von Franziska in die richtige Haltung schieben. Als sich die zwei so nahe gegenüber standen und Adrian Franziska direkt in die Augen sah bemerkte Adrian einerseits, dass Franziskas Atem nach Kirschen roch und andererseits, dass der Größenunterschied zwischen den beiden minimal war. ‚Von wegen zu kurzer Mantel. Da hat jemand wohl ein wenig nachgeholfen...’ „...als würdest du eine Dose auf ein zu hohes Regal schieben. Verstanden?“ „Ähm, was?“ Bevor Adrian protestieren konnte, hatte Franziska sich dazu entschlossen, statt eine erneuten Erklärung zu geben, Adrian einen weiteren Schritt näher zu treten und ihre beiden Arme fest zu ergreifen. „Du winkelst deinen Ellbogen ab, drückst ihn an deinen Körper, ziehst deinen anderen Arm leicht zurück...“ Franziska formte Adrians Haltung ihrer Erklärung entsprechend und Adrian kam sich vor wie eine Schaufensterpuppe, die man zur Präsentation herrichtete. Das einzig Gute daran war, dass die seltsamen Übungen Adrian tatsächlich vergessen ließen, wie ihr Bewerbungsgespräch am Vormittag den Bach runtergegangen war. Und dann war da noch die Sache mit Franziskas Lippen, die nun so eng vor ihren hingen, dass sie sich beinahe berührt hätten, während ihre Hände sie während der „Peitschübung“ in einer bizarren Umarmung umschlangen. „Und jetzt?“ fragte Adrian, nicht ohne das Körnchen Hoffnung in ihrem Tonfall verstecken zu können. „Jetzt geht mein Flieger nach Deutschland, also machen wir Schluss für heute.“ Ungläubig starrte Adrian die andere Frau an, während sich diese ungerührt von ihr entfernte und zügig die letzten Reste ihrer Besitztümer aufsammelte und im Koffer im Vorzimmer verstaute. „Der perfekte Peitschenschlag setzt sich zusammen aus der richtigen Haltung und...?“ Adrian seufzte. „Einer kräftigen Bewegung, die nicht aus dem Oberarm, sondern aus dem Handgelenk kommt.“ „Wenn du bei deinen Bewerbungsgesprächen genauso lustlos klingst, dann kann ich verstehen, wo dein Problem liegt.“ Adrian sah sie mit verletztem Blick an. Franziska lächelte nur und packte den Griff ihres Koffers. „Viel Glück beim nächsten Mal, Adrian Andrews.“ Dann verschwand sie hinter der Türe. Stille hing in der Luft und Adrian wusste nicht so recht, was sie nun mit sich oder mit der Situation anfangen sollte. Tief durchatmend ließ sie sich wieder auf ihr Bett fallen. „Das war’s?“ fragte sie sich leise selbst. „Das war wirklich alles?“ Gerade wollte sie in Gedanken eine Antwort formulieren, da traf ihr Fuß auf dem Boden auf einen leichten Widerstand. Verwundert sah sie nach unten und erblickte sofort das lange, braune Objekt, das ihr nur allzu bekannt war. Eilig sprang sie vom Bett und riss das Fenster auf, doch sah sie nur gerade noch, wie Franziska die Türe eines Taxis hinter sich zuzog und davonfuhr. Zuerst rannte sie sofort in den Gang und griff nach ihrem Mantel, doch als sie gerade die Türe geöffnet hatte, schoss es ihr mit einem Mal durch den Kopf: Franziska vergaß nie etwas. Schon gar nicht so etwas Wichtiges. - „... und ich hoffe, du weißt mein Abschiedsgeschenk richtig einzusetzen.“ „Ich erzähl dir dann später davon, ich muss jetzt wirklich auflegen!“ Eilig steckte Adrian das Mobiltelefon in ihre Tasche und nahm auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes Platz. Vor ihr saß ein Herr und zwei Damen, die sie bereits mit sowohl ungeduldigen als auch prüfenden Blicken musterten. Der Herr sprach zuerst. „Wenn Sie dann also soweit wären, Frau Andrews, lassen Sie mich gleich zum Punkt kommen: Warum sollten wir die freie Stelle in unserem Kaufhaus gerade mit Ihnen besetzen?“ Erwartungsvoll sahen die drei Leute Adrian an. Diese schluckte und schien einen Moment lang zu überlegen. Dann formte sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln und sie öffnete mit einem Klick die Tasche, aus der sie ein braunes Stück Leder zog. - Etwas später am selben Tag saß eine alte Frau auf einer Bank, fütterte die Spatzen und sah dabei verwundert einem Mann auf der anderen Straßenseite zu, wie dieser mit schmerzverzerrtem und verbundenem Gesicht das “AUSSTELLUNGSLEITER GESUCHT“ Schild aus dem Schaufenster des Kaufhauses Lordly Taylor entfernte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)