Die letzten Jahre von Rejah ================================================================================ Kapitel 6: Erste Mission ------------------------ Hi ^^ Nach drei Wochen geht es endlich mal weiter (ich hoffe, ihr habt schön alle gewartet xD). Was die Länge der FF angeht, da hab ich ehrlich gesagt noch keinen blassen Schimmer. Fest steht nur, dass sie ziemlich lang wird. Die Geschichte hat ja kaum angefangen ^.~ Kapitel V : Erste Mission In Hogwarts waren seit Harrys Verschwinden bereits zwei Monate vergangen. Minerva McGonagall, ihres Zeichens Schuldirektorin von Hogwarts, lief nervös in ihrem Büro auf und ab. Sie hatte damals darauf verzichtet, in Dumbledores einzuziehen, aus dem schlichten Grund, wie sie gesagt hatte, dass sie sein Andenken ehren wollte. Dennoch quälte sie zur Zeit ein schlechtes Gewissen. Der Anschlag vor zwei Monaten hatte natürlich ihr gegolten. Sie fühlte sich dafür verantwortlich, dass Harry das Gift abbekommen hatte. Sie wusste auch, dass es Unsinn war, sich die Schuld für sein aufopferndes Verhalten zu geben, denn sie wusste ebenso, dass er es für jeden gemacht hätte und es einfach sein Wesen war, in die Heldenrolle zu schlüpfen. Oder doch nicht? Sie war sich nicht sicher. Einerseits hatte er in Hogwarts sowie in der restlichen Zaubererwelt immer einem gewissen Druck unterliegen müssen, nach dessen Richtlinien er sich halten musste. Der Held der Zaubererwelt hatte stark zu sein, gut in der Schule, beliebt in seinem Haus, welches natürlich auch kein anderes als Gryffindor sein durfte. Nicht auszudenken, wenn der Hut ihn woanders, womöglich sogar nach Slytherin geschickt hätte! Sie hatte die letzte Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wo sich Harry aufhalten könnte. Doch je mehr sie in dieser Frage versank, desto unsicherer war sie. War er vielleicht gar nicht mehr am Leben? Er konnte sich aus Verzweiflung umgebracht haben. Vielleicht war ihm auch etwas anderes passiert. Vielleicht hatten ihn auch Voldemorts Anhänger gefunden. Oder er hatte sich irgendwo anders, fernab von dieser Welt eine neue aufgebaut? Sie tappten im Dunklen. Natürlich waren schon seit Ewigkeiten Suchtrupps der Auroren durch ganz Großbritannien unterwegs, doch bisher waren diese bis auf eine einzige erfolglos geblieben. Tonks und Kingsley hatten schon vor einiger Zeit Harry in der Nockturngasse verschwinden sehen. Sie waren ihm gefolgt und hatten regelrecht eine Jagd auf ihn veranstaltet, bis er ihnen schließlich entwischt war. Auch das kleine Haus, was sie vorher nicht weiter beachtet hatten, hatten sie aufsuchen wollen, doch es war spurlos verschwunden. Kein Wunder, die Nockturngasse war das reinste Labyrinth. McGonagall hatte die zwei schließlich für die Beobachtung dieses Viertels beauftragt, da sie einfach keinen Sinn mehr darin sah, diese beiden nach Harry fanden zu lassen, da er all seine Sinne wahrscheinlich auf sie fixiert hatte, wenn er immer noch leben sollte. Wegen ihres jetzigen Auftrages hatte Tonks ihr vor kurzer Zeit Bericht erstattet: Die zwei hatten das Glück, sein einiger Zeit jemand Unbekanntes beobachten zu können. Dieser Unbekannte, hatte sie gesagt, war meistens verhüllt, jedoch nicht immer, sodass sie schon einen Blick auf ihn hatte werfen können. Sie hatte ihr eine detaillierte Beschreibung abgeliefert, mit der man ein Phantombild erstellt hatte - dunkelbraune, längere Haare, mittelbraune Augen und noch einiges mehr. Und wieso das Ganze? Weil sich der Unbekannte - er nannte sich Alexis, wie sie herausfinden konnte - mit dem berüchtigten Clan von Jakob dem Werwolf herumtrieb. Doch so unberuhigend der Zuwachs von Jakobs Truppe war, McGonagall spukten andere Gedanken im Kopf herum. Sie mussten Harry finden, tot oder lebendig. Um jeden Preis. ~~~~~*~~~~~ Alexis war derweil mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass er keine Zeit zu tiefgründigeren Gedanken hatte. Jakob und der Rest der Truppe hatten es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, ihn bis zur völligen Erschöpfung zu treiben. Wenn er nicht gerade mit Jakob auf jenem abgelegenen Feld die waghalsigsten Flugmanöver durchführte, griffen ihn die anderen des Öfteren einfach aus heiterem Himmel an, dass er bald nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand oder manchmal sogar, ob der darauf folgende Kampf echt oder gestellt war. Einmal hatte er nämlich feststellen müssen, dass keiner davor zurückschreckte, ihn zu verletzen. Es war spätabends gewesen und so dunkel, dass er die Hand kaum noch vor Augen gesehen hätte, hätte er es sich nicht zur Gewohnheit gemacht, seinen Zauberstab immer bei sich zu haben, sodass er mehr oder weniger erfolgreich versucht hatte, einhändig ein Brot zu schmieren, während die andere Hand den leuchtenden Stab gehalten hatte. Natürlich hatte er schon gehört gehabt, dass er nicht allein gewesen war. Die letzten Stunden des Tages waren die liebste Angriffszeit seiner Kumpel, wie sie sich inzwischen selbst betitelt hatten, gerade deswegen, weil die Dunkelheit wunderbare Möglichkeiten bot, sich beinahe unbemerkt fortzubewegen, wären da nicht die geringfügigen Geräusche gegeben, die jeder unweigerlich verursachte: Das leise Rascheln der Kleidung, der mühsam unterdrückte Atem, das Knarzen, wenn die Dielen durch das Auftreten der Füße nach unten gedrückt wurden. Als er fertig gewesen war, hatte er das Messer jedoch nicht aus der Hand gelegt, sondern sich nur umgedreht und den Punkt in der Nähe der Tür fixiert, wo er geglaubt hatte, jemanden erkennen zu können. “Jakob?” Er hatte sich gefragt, wer genau da stand, denn dies hätte ihm auch sagen können, auf was er sich gefasst machen musste. John war meist zaghaft im Kampf, Ismael gerissen. Bei Jakob jedoch musste er sich wirklich fürchten, denn dieser würde erst aufgeben, wenn er besiegt worden war oder ihn selbst auf den Boden geschleudert hätte. Er hatte keine Antwort erhalten und hatte sich schon gedacht, dass er sich nur alles eingebildet hatte, dennoch war er einen Schritt vorgetreten und hatte mit seinem Zauberstab in die Ecke geleuchtet. Im gleichen Moment hatte der Kampf begonnen. Er hatte immer noch keine Ahnung gehabt, mit wem er begonnen hatte, sich ein heftiges Gefecht zu führen, als er sein Messer halb blind durch die Luft sausen gelassen hatte. Gleichzeitig hatte er Angst gehabt, den anderen zu verletzen, wenn er nichts sah. Der Zauberstab war ihm schon anfangs aus der Hand gefallen und erloschen. Der abgehackte Atem seines Angreifers hatte sich nach einer dunklen Stimme angehört, also hatte er John schon mal abhaken können, denn dieser war noch immer im Stimmbruch, sodass er ihn zweifelsfrei hätte identifizieren können, wäre er es denn tatsächlich gewesen. Schließlich hatte er auf Richard getippt, denn der andere war ihm ziemlich groß und leider auch überlegen erschienen. Urplötzlich hatte ihn ein stechender Schmerz am Arm durchfahren, der ihn erschrocken zurückweichen gelassen hatte. Durch die zwei Schritte war er über irgendetwas anderes gestolpert und mit einem lauten Geräusch auf den harten Boden gefallen. Im nächsten Moment war ihm die Luft aus den Lungen gepresst worden, weil Richard anscheinend seine Knie in seiner Magengegend platziert hatte. Im Übrigen hatte er ab da überhaupt keine Zweifel mehr gehabt, dass es sich um den hoch gewachsenen Mann handelte; das Gewicht, welches auf ihm gelastet hatte, hatte Bände gesprochen. “R-Richard? Könntest du von mir runter gehen?” Er hatte keuchend nach Atem gerungen. “Du tust mir weh!” Gemurmel, dann ein Zischen, als ein kleiner Kegel aus weißem Licht aufgeleuchtet war. Im schwachen Schein war das blasse Gesicht Richards erschienen. “Hey, an so was musst du dich gewöhnen. Wenn Jakob das erfährt, macht er dir die Hölle heiß!” Richard hatte die Stirn gerunzelt und dann gegrinst. “Und wie er es erfahren wird!” Mit diesen Worten war er aufgesprungen und aus der Küche, die eigentlich gar keine war, gerannt. Seufzend stieß Alexis den Atem aus. Richard war natürlich sofort zu Jakob gelaufen und hatte ihm davon berichtet, wie ‘weich’ er sich benommen hätte. Seitdem waren er und der Hüne auf dem Kriegsfuß, denn der Anführer hatte ihm beinahe eine Stunde erklärt, warum es wichtig war, niemals aufzugeben oder sich seine Schwäche anmerken zu lassen. Wie er es hasste! Es waren zwar schon Monate vergangen, doch wirklich vorangekommen war er nicht. Er fristete sein Dasein in einer kleinen heruntergekommenen Hütte mit einem Haufen durchgedrehter Werwölfe, von denen einer zu seinem Leidwesen in sein Geheimnis eingeweiht war. Er wurde noch wahnsinnig hier. “Alexis” Die dunkle Stimme ließ ihn leicht aufschrecken. Er war tatsächlich so in Gedanken gewesen, dass er nicht mehr auf seine Umgebung geachtet hatte. Rasch drehte er sich um. “Jakob” Seine Stimme klang genauso müde, wie er es auch war. “Was willst du?” Statt seine Frage zu beantworten, stellte Jakob sich mit verschränkten Armen neben ihn und schwieg. “Ist was passiert?” hakte Alexis verwirrt nach. Jakob seufzte und nahm seine Brille hinunter, um sie am Saum seines Umhangs abzuputzen. “So könnte man es ausdrücken.” meinte er leise. “Es geht um John.” Er setzte sich die Brille wieder auf und sah ihn durchdringend mit seinen unterschiedlichen Augen an. “Der Phönixorden hat ihn entführt. Wir haben einen Brief von ihnen erhalten.” Alexis’ Augen weiteten sich. “Was? Ist das dein Ernst?” Schon war er von seinem Stuhl aufgesprungen, dass dieser polternd umfiel. “Wir müssen unbedingt was tun! Wir müssen-” “Hey, mach mal halblang!” fuhr Jakob ihm dazwischen und schubste ihn leicht. “Wenn wir uns jetzt verrückt machen, hilft uns das auch nicht weiter. Der Orden wird ihm nichts tun, dafür ist er zu wertvoll.” Alexis strich sich kurz über die Stelle, an der er gegen die Tischkante geprallt war, dann fragte er: “Zu wertvoll? Wie meinst du das?” Jakob lächelte verschmitzt. “Du hast es wahrscheinlich noch nicht begriffen, aber wir sind nicht einfach irgendeine von vielen Widerstandsgruppen. Wir sind ‘die’ Gruppe! - Verstehst du, was ich sagen will?” “Ehrlich gesagt, nein.” In Wahrheit verstand er es schon, nur wollte er es zur Sicherheit noch einmal aus Jakobs Mund hören. Jakob stieß einen kleinen Seufzer aus. “Also”, begann er und lehnte sich neben Alexis an die Schreibtischplatte, “unsere Gruppe besteht schon seit knapp zwanzig Jahren, um genau zu sein. Natürlich nicht in unserer jetzigen Besetzung. John ist erst vor einem Jahr dazu gekommen. Wir haben ihn, wie du weißt, immer für Spionageeinsätze benutzt. Er hat ein wirkliches Talent.” Er lächelte melancholisch. “Außerdem ist er ein Meister von Heilsprüchen. Hoffentlich bekommen wir ihn wieder. - Jedenfalls haben wir von Anfang an damit begonnen, sowohl die schwarze wie auch die weiße Seite auszuspionieren. Wir haben eine Menge herausgefunden … damals. Auch wenn es gar nicht mehr nützlich war, als du Voldemort schachmatt gesetzt hast.” Er sah ihn nicht an. “Trotzdem blieben wir zusammen, denn wir wussten, er war nicht tot. Man kann ihn nicht töten, nur verbannen - und das, Harry, ist das Schwierige an der Geschichte. Wie sollen wir seine Macht unterjochen? Wie?“ Mit Schwung stieß er sich ab und fing an, im Zimmer hin und her zu laufen. “Und dann … kam er vor drei Jahren wieder zurück. Auch wenn Fudge es nicht einsehen wollte, wir wussten, du würdest nicht lügen.” Alexis zog die Augenbrauen zusammen. “Moment … Fudge hatte der Öffentlichkeit doch noch gar nichts gesagt … sag bloß, ihr hattet auch innerhalb von Hogwarts Spione?” Das konnte er sich nicht vorstellen. Hogwarts war mindestens so sicher wie Gringotts. Obwohl - da hatte er ja inzwischen auch einen Spion. Vielleicht war der Gedanke doch nicht so abwegig. “Nein” sagte Jakob. “Nicht in Hogwarts. Aber im Phönixorden. Wir bestehen nämlich nicht nur aus sechs, sondern aus sieben Mann.” Alexis steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute ihn von der Seite her an. “Man hat mir mal alle Leute da vorgestellt - wer ist es?” Jakob schmunzelte. “Wenn ich dir das sagen würde, wäre ich ganz schön dumm. So lange bist du noch nicht bei uns, dass ich dir alles anvertraue.” Alexis spürte, wie ihm dieser Satz einen kleinen Stich versetzte. “Aber ich bin doch schon seit über zwei Monaten dabei!” versuchte er ihn umzustimmen und merkte dabei gar nicht richtig, wie er etwas lauter wurde. Jakob presste die Lippen aufeinander, als wollte er verhindern, dass ihm die Worte ungehindert durch den Mund purzeln könnten. “John war auch lange unwissend.” sagte er, dann ging er hinaus. Entnervt bückte Alexis sich und stellte den umgefallenen Stuhl wieder auf. Setzen tat er sich jedoch nicht, zu aufgewühlt war er jetzt nach dieser Unterredung. “John war auch lange unwissend!” äffte er ihn nach. “Ja klar! Gib es doch zu, dass du mir nicht vertraust!” Ein wohlbekannter Schmerz zog sich durch seine Brust. Es war der Schmerz des Verlustes und der Niederlage, welchen er schon zu oft in seinem Leben gespürt hatte. Als er erfuhr, dass seine Verwandten ihn sein Leben lang belogen hatten, als Sirius vor zwei Jahren starb, als Snape vor seinen Augen Albus Dumbledore in die Tiefe stürzen ließ - es gab so viele Bespiele. Zu viele. ~~~~~*~~~~~ Der größte Raum in der ‘Nische’ verdiente diese Bezeichnung nicht. Die nunmehr fünf Werwölfe füllten ihn beinahe völlig aus und als Alexis dazu stieß, dauerte es eine Weile, bis sie sich alle so zurechtgerückt hatten, dass sich keiner allzu bedrängt fühlte. Nicht, dass sie sich quetschen müssten, dennoch war es einem jeden von ihnen zuwider, näher als eine Armlänge neben dem anderen zu sitzen, auch wenn sie ansonsten die besten Freunde zu sein schienen, wie er bisher angenommen hatte. Die einzelnen Gesichter wurden von zwei flackernden Kerzenstummeln beleuchtet. “Alexis” begrüßte Jakob ihn mit einem Nicken. “Wir waren gerade dabei, uns einen Plan auszudenken, wie wir John befreien können.” “Ich bin ja immer noch dafür, dass wir einfach reinstürmen, John befreien und dann wieder abhauen!” Thomas hatte seinen Spitznamen nicht von ungefähr. Seit er das erste Mal einen seiner dubiosen Pläne losgelassen hatte, haftete er ihm an. “Klappe, Tüte.” meinte Ismael und winkte ab. “Wir müssen das heimlich angehen. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass sie ihn unbewacht lassen, oder?” Er zog seine buschigen schwarzen Augenbrauen zusammen. “Ich hab zwar nichts gegen ein kleines Kämpfchen, aber wenn uns nachher der halbe Phönixorden gegenüber steht, vergeht mir auch die Lust drauf!” Gelächter erklang, ehe Jakob die Hand hob und sie somit zum Schweigen brachte. “Leute, hört auf mit den Scherzen.” meinte er ernst. “Während wir hier nur Unsinn reden, machen die da hinten wer weiß was mit John. Wir sollten uns beeilen - wir können ihn nicht ersetzen.” Bedrückte Stille machte sich daraufhin unter ihnen breit. Für einen kurzen Moment hatten sie tatsächlich den Ernst der Lage verdrängt. “Darf ich etwas sagen?” Jakob blickte überrascht auf, als Alexis die Stimme erhoben hatte. “Natürlich darfst du. Sprich!” forderte er ihn auf. Seine Mundwinkel zuckten, denn der Wortlaut der Aufforderung war der Gleiche wie damals in der Nockturngasse, als sie sich über ihn lustig gemacht hatten. “Ähm … Also … ich könnte ja gehen.” sagte Alexis zögernd und löste damit eine heftige Diskussion aus: “Wer verzapft hier noch mal den Schwachsinn?” fragte Tüte belustigt. “Du, also halt endlich die Klappe.” meinte Ismael ruppig. “Das ist doch viel zu gefährlich!” rief Andreas dazwischen. “Vielleicht steckt er mit denen unter einer Decke!” Diese Behauptung Richards ließ alle Anwesenden verstummen, bis Alexis das Wort ergriff. “Wenn es so wäre, wärst du der Erste, den ich verraten würde, Richard!” sagte er aggressiv. “Schluss jetzt!” Jakob schlug die Faust auf den Tisch, dass er erbebte und die Kerze darauf umkippte, sodass sie zischend erlosch und sie für kurze Zeit in Dunkelheit gehüllt waren. Als er sie wieder aufgestellt und mit einem Schlenker seines Zauberstabes angezündet hatte, sah Alexis ihn ernst an. “Ich gehe.” wiederholte er. Jakob sah ihn eindringlich an. “Bist du dir sicher?” Er wusste, welche unausgesprochene Frage in der Luft lag, auch wenn es keiner der anderen bemerkte. Bemerken konnte. Was, wenn sie dich erkennen? “Todsicher” Wie zweideutig dieses Wort in seiner jetzigen Situation doch klang! “Außerdem weiß ich, wie ich reinkomme.” Das war wahr, denn er war wohl der einzige aus der Gruppe, der freien Zutritt zum Grimmauldplatz Nummer zwölf hatte, schließlich war er Harry Potter, auch wenn er momentan nicht danach aussah. In Jakobs Augen flackerte Verstehen auf und er nickte. “Okay, abgemacht. Aber lass dich nicht erwischen, klar?” Er lächelte leicht. “Natürlich nicht!” ~~~~~*~~~~~ Es war wirklich kalt, als Alexis, eingehüllt in seinem Tarnumhang, über den menschenleeren Platz ging, an dessen Ende sich zwischen Nummer elf und dreizehn das frühere Zuhause von Sirius befand. Alexis seufzte, als er sich der unsichtbaren Linie näherte. Unter keinen Umständen hatte er sich gewünscht, jemals hierher zurückzukommen, doch nun war es soweit und er musste sich den Geistern der Vergangenheit stellen. Sirius war tot, und wenn er seine Aufmerksamkeit nicht auf wichtigere Dinge als ihn richtete, würde er ihm noch folgen. Ein Zustand, den er lieber noch ein paar Jahre aufschieben wollte. Er schritt geradewegs auf die Mauer zu, die sich zu einem Haus formen sollte. Seine Schritte hörten sich in seinen Ohren viel zu laut an und er hatte das unangenehme Gefühl, dass er beobachtet wurde, dass jede seiner Bewegungen genau registriert und notiert wurde. Natürlich war das Unsinn. Wenn er nicht aufpasste, würde er noch paranoid werden. Die Hauswand war nur noch wenige Meter von ihm entfernt, als er innehielt. War es wirklich richtig, was er tat? Und hatte er überhaupt eine Chance, wieder heil und vor allem mit John aus dem Haus herauszukommen und wieder in die ‘Nische’ zurückzukehren? Klar, er hatte Angst. Lampenfieber könnte man es auch nennen, nur, dass es sich hierbei nicht um ein unwichtiges Theaterstück handelte, sondern um weitaus mehr. Er schluckte, dann überwand er den letzten Abstand, bis er schließlich genau vor der Mauer stehen blieb. Doch nichts rührte sich. Hatte er sich geirrt? Nein, das konnte nicht sein, dachte er sich, er war sich vollkommen sicher. Dennoch ließ er seine Augen noch einmal über die beiden Häuser schweifen. Er war richtig, die messingfarbenen Hausnummern elf und dreizehn schimmerten leicht im Licht der Laternen, die den Grimmauldplatz säumten. Alexis lehnte sich genervt an die Mauer. Er hatte sich eigentlich für die Mission angeboten, gerade weil er diesen einen Vorteil hatte. Woran lag es? Spürte das Haus etwa, dass er nichts Gutes im Sinn hatte? Oder - halt, lag es daran, dass er eine andere Gestalt angenommen hatte? Das musste er unbedingt ausprobieren. Er schluckte und ging zwei Schritte zurück, sah auf die Hauswand und atmete einmal tief durch. “Spes solvo.” wisperte er in die Kälte der Nacht. Sein Atem hinterließ kleine weiße Wölkchen in der Luft, die rasch verschwanden. Ein Kribbeln floss durch seinen Körper, während er wie immer auf seine Hände sah, um sich zu vergewissern, dass er sich auch wirklich umwandelte. Binnen weniger Sekunden wurden sie dunkler. Auf dem Grimmauldplatz stand Harry Potter. Wieder einmal trat er vor. Und tatsächlich, die umliegenden Häuser wurden scharf zur Seite gedrängt und zwischen ihnen quetschte sich ein weiteres altes Gebäude aus der Versenkung hervor. “Gar nicht so dumm.” sprach Harry mehr zu sich selbst. Wenn man ihn drinnen erwischte würde man ihn zwar kaum angreifen, man würde ihn jedoch mit Fragen nur so bombardieren. Und wenn er ehrlich war, fühlte er sich in dieser Gestalt nicht mehr annähernd so wohl wie in der von Alexis. Aber es war besser, im Falle seiner Entdeckung friedlich zu handeln. ‘Bleib immer möglichst bei der Wahrheit, wenn du Lügen erzählst.’ hatte Jakob ihm mal eingebläut. Harry hatte nicht vor, sich seinen Worten zu widersetzen. Es würde kein Kinderspiel werden, aber wenn er sich nicht allzu ungeschickt anstellte, konnte eigentlich nicht viel passieren. Eigentlich - oder? Er zog sich den Umhang von den Schultern und klopfte an. Das Pochen hallte dumpf im Haus wieder und Geschrei erklang. Harry schmunzelte immer noch bei dem Gedanken an das Gemälde der alten Mrs Black, welches wohl immer noch an der Wand der Eingangshalle prangte und ihrer Meinung nach unerwünschte Besucher begrüßte. Die Tür wurde aufgerissen. ~~~~~*~~~~~ “Können wir ihm wirklich vertrauen?” Als Alexis sich auf den Weg gemacht hatte, war in der ‘Nische’ die Krisensitzung einberufen worden. Richard schien ihm gegenüber immer noch skeptisch zu sein. Jakob seufzte verhalten. “Ja, können wir, glaub mir.” Natürlich wusste er, wie unglaubwürdig er klang, da den anderen die kleine Information, die er besaß, fehlte. Das Detail, dass Alexis nichts mehr zu verlieren hatte. “Warum, verdammt noch mal? Er könnte ein Spion sein! - Hast du daran schon mal gedacht?” Richards Stimme war laut geworden. Er fuhr aus dem Stuhl hoch und beugte sich zu seinem Vorgesetzten herüber. Wut und Misstrauen funkelte in seinen Augen wieder. Jakobs Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen. “Pass auf, mit wem du dich anlegst, Richard.” sagte er leise, jedoch laut genug, dass es alle verstehen konnten. “Oder willst du dich mit mir messen?” Die Augen des Blonde zuckten unsicher. Seine Hand wanderte langsam zu dem Dolch an seiner Hüfte, nicht unbemerkt von Jakob. “Ich will!” Mit diesen Worten zog er das Messer aus seinem Gürtel, fasste den anderen Werwolf am Kragen und zog ihn brutal hoch. Jakob, der dies schon kommen gesehen und unter dem Tisch selbst nach seiner Waffe gegriffen hatte, ließ dem Blonden nicht lange die Oberhand. Mit erstaunlicher Kraft stieß er ihn wieder von sich, sodass Richard in eine Ecke geschleudert wurde. Sofort richtete dieser sich jedoch wieder auf und sah ihn mit einem wütendem Gesichtsausdruck an. Der Überraschungsmoment war zwar vorbei, aber nicht der Kampf. Währenddessen hatten sich die restlichen drei Werwölfe in die gegenüberliegende Ecke gestellt, um nicht mit hineingezogen zu werden. So ein Machtkampf war für sie nichts Neues; schon öfters war es zu Ausschreitungen zwischen Jakob und jemand anders gekommen - sie fochten bloß um ihren Rang. Auch Jakob hatte sich den seinen erkämpfen müssen. Früher war Ismael ihr Anführer gewesen, doch auch dieser alterte und schließlich musste Jakob wohl seine Chance gesehen haben. Bisher hatte er seine Position immer verteidigt und nicht selten gingen die Kämpfe blutig aus. Richard war nicht zimperlich, besonders, wenn es um so etwas Wichtiges wie die Steigerung seines Ranges ging. Sein Körper zitterte wegen dem Adrenalin, das durch seinen Körper jagte; augenblicklich stieß er mit seinem Messer vor und streifte Jakobs Wange, ehe dieser zurückweichen konnte. Jakob gab einen zischenden Laut von sich und kniff kurz die Augen zusammen, als er spürte, wie die Klinge durch seine Haut fuhr, sie aufschlitzte und eine rote Spur hinterließ. Doch er ignorierte das daraus entstandene Pochen und nutzte den Moment, den Richard innehielt, seinerseits anzugreifen. Richard jedoch konnte noch schnell reagieren; schwarze Klingen krachten gegeneinander und gaben klirrende Geräusche von sich, als die beiden den Kampf ohne weitere Unterbrechung fortführten. Jakob fuhr mit seinem Messer das von Richard entlang, was ein lautes Schaben auslöste und das Blut herunter strich, was bis eben noch daran geklebt hatte. Er bückte sich, wich einem weiteren Hieb Richards aus und packte diesen am Kragen. Mit Wucht knallte er ihn an die Wand, dass diese erbebte und eine Staubwolke von den morschen Regalen darüber herunterbröselte, dann ließ er ihn los, sodass Richard an der Wand herunterrutschte. Wütend baute er sich vor ihm auf; sein Messer zeigte mit der Spitze auf den am Boden liegenden. “Du solltest besser aufhören. Ich bin zu stark für dich.” sagte er, doch seine Stimme zitterte. Ihm war nicht nach einem Kampf, besonders nicht jetzt, wo ihr Clan sowieso reichlich gespalten war - durch Johns Entführung und auch durch das Misstrauen gegenüber Alexis. Richard grinste und strich sich eine Strähne seines Haars aus dem Mundwinkel. “Stark? Das werden wir ja noch sehen!” meinte er und wollte sich aufrappeln, doch Jakob hinderte ihn daran: Mit seinem rechten Bein trat er in Richards Bauch und drückte ihn so wieder hinunter. “Es sieht mir aber nicht danach aus.” sagte er mit einem Hauch von Ironie in der Stimme, auch wenn ihm absolut nicht danach war. Aber er wollte einfach nur die merklich abgekühlte Atmosphäre in der ‘Nische‘ lockern. “Oder was meinst du?” Richard schien eingesehen zu haben, dass er - zumindest im Moment - keine Chance hatte, Jakob zu besiegen, denn er gab nur ein zustimmendes Grummeln von sich. Er ließ den Kopf hängen, sodass sein Gesicht von seinen Haaren verborgen war. “Komm” Jakob bückte sich und zog Richard an der wieder hoch. Man konnte dem Hünen ansehen, dass ihm seine Niederlage mehr als nur peinlich war. Kein Wunder, denn so viel Ruhm man zu erwarten hatte, wenn man siegte, so viel Verachtung würde man im gegenteiligen Falle zu spüren bekommen. Jakob, für den das Thema zwar noch nicht gegessen war, der aber wusste, wie Richard fühlen musste - immerhin hatte er selbst auch nicht auf Anhieb gegen Ismael gewonnen - verließ den Raum ohne ein weiteres Wort, während Richard sich wieder zu den anderen drei gesellte, welche ihn mit hochgezogener Augenbraue musterten. Jakob zog sich in Alexis’ Zimmer zurück und ließ sich auf dessen dürftiges Lager fallen. Er war froh, wenn dieser wieder zurückkehrte, am besten natürlich mit John. Er wusste nur zu gut, dass er ihn in die Höhle des Löwen geschickt hatte, als er zugestimmt hatte, dass er den Auftrag übernahm. Doch er wusste auch, dass dies die beste Möglichkeit war, war sie auch noch so riskant. ~~~~~*~~~~~ Na? So kann man die FF doch schon viel besser lesen, nicht? Ich werde diese großen Absätze in der nächsten Zeit mal überall einfügen. Kommis? xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)