Ride the Rockers 4 - Love Education von raphael_asdrai (3. Sequel zu Ride the Rockers; direkte Fortsetzung zu Sex Education. Man sollte Sex Education dazu unbedingt gelesen haben ^^ adult in späteren Kapiteln) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 1/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: Die PSC-Mitglieder sind verwirrt. Aoi und Kai ein Pärchen? Und wie passt Uruha in das Bild, der seit der verhängnisvollen Zeit im Keller alle davon zu überzeugen versucht, dass ihn das Geschehene nicht belaste? Ist Aoi wirklich in Kai verliebt oder ist alles nur eine große Verschwörung, um Uruha für sich zu gewinnen? Und dann verschwindet plötzlich das einzige Beweisstück der Nacht spurlos und die große Jagd auf den Dieb innerhalb der PS Company beginnt. Drittes Sequel zu Ride the Rockers. Um diese FF verstehen zu können, MUSS man zumindest Sex Education gelesen haben. IDEE UND STORY GEHÖREN MIR. DIE PS COMPANY UND ALLE PROTAGONISTEN GEHÖREN NUR SICH SELBST. ALLES, WAS ICH SCHREIBE, IST PURE FIKTION UND SOLL NIEMANDEN BELEIDIGEN. ICH BEZWEIFLE STARK, DASS DIE JUNGS TATSÄCHLICH SCHWUL SIND. UND SELBST WENN, DANN WÄRE DAS IHRE PRIVATANGELEGENHEIT. ******************************+ Kapitel 1 Ruki starrte in den großen Spiegel des Dressing-Rooms, die Stirn in tiefe Falten gezogen, während sein Blick jeder von Reitas Bewegungen mit größter Skepsis folgte. "Und du bist sicher, dass du es ausgerechnet ›hier‹ tun willst?", fragte er und verzog die Lippen, als der andere enthusiastisch nickte. "Nirgendwo sonst ist das Licht so gut und außerdem ist hier alles, was ich dafür brauche." Ruki seufzte schwer und sein Blick huschte zur Tür, als würde er befürchten, dass jeden Augenblick die Türklinke nach unten gedrückt werden könnte. "Dir ist schon klar, dass wir nicht abschließen können und riesigen, riesigen Ärger bekommen, wenn uns jemand erwischt?", versuchte er den Blonden von seinem Plan abzubringen, doch dieser grinste nur breit und schob seine Nasenbinde zurecht. "Keine Angst, Baby, ich habe alles genau gecheckt. Sämtliche Leute von der Maske sind in der Mittagspause, und die anderen Bands entweder im Proberaum oder draußen rauchen. Wir haben mindestens 20 Minuten nur für uns! Also hält mich nichts von dem ab, was ich schon seit Wochen mit dir tun will. Und glaub mir, du willst es auch!" "Oh, Gott ..." Ruki schluckte schwer und ließ sich mit wackligen Beinen auf den Stuhl vor dem Spiegel nieder, als er den festen Entschluss in Reitas Blick sah, der ihm sehr deutlich machte, dass der andere ihn nicht so einfach entkommen lassen würde, selbst wenn er noch zu einem Spurt in Richtung Tür ansetzte. Doch es war allemal besser, als wie am letzten Montag aufzuwachen und sich plötzlich auf dem Rücken wiederzufinden, ein Gewicht auf dem Bauch und einen scharfen Gegenstand vor den Augen. Nur ein panischer Schlag in die Magengrube hatte Reita davon abgehalten, ihm ... Ruki wollte gar nicht daran denken! Was für perverse Fantasien spielten sich eigentlich im Kopf seines Lovers ab?! Da dieser den Rest des Tages nicht mehr mit ihm geredet und sich stattdessen schmollend ins Bad zurückgezogen hatte, um zu putzen – eine Geste, die bei Reita stets ein Grund für tiefste Beunruhigung war – hatte Ruki schließlich des lieben Frieden Willens nachgegeben. Und nun war er hier – hilflos ausgeliefert. "Vielleicht sollte ich mir jemanden suchen, der etwas professioneller ist", warf Ruki ein und hibbelte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. "Dir ist schon klar, dass wir genug Geld haben, um Leute zu bezahlen, die wissen, was sie tun, oder?" "Wie bitte?!" Eine steile Falte erschien auf Reitas Stirn und er sog empört die Luft ein, bevor er einen spitzen Gegenstand ergriff und damit in der Luft herumwedelte. "Es ist ja nicht so, als ob ich das zum ersten Mal tun würde! Als wir noch nicht bei der PSC waren, hab ich das immer bei Uruha gemacht und der stand eindeutig drauf! Hat er sich auch nur einmal beschwert?! Nein!" "Wer würde sich auch über jemanden beschweren, der ein potentielles Mordwerkzeug in der Hand hält und bei dem keine Steckbrieffahndung etwas ergeben würde...", murmelte Ruki nicht wirklich überzeugt, doch dann atmete er tief durch, straffte die Schultern und nickte, um sich selbst zu ermutigen. "Bereit?", hörte er Reitas Stimme und schloss die Augen, sich innerlich auf das Schlimmste vorbereitend, bevor er zustimmte. "Okay, dann ...", begann der Blonde und setzte den metallenen Gegenstand an, als die Tür aufgerissen wurde, mit einem lauten Knall gegen die Wand flog und ein brünetter Wirbelwind hereinfegte. "Leute, das glaubt ihr –" "Wuaaaaahhhh!" Rukis Schrei hallte durch den hohen Raum und ließ Saga, der soeben hineingestürmt war, erschrocken zurückzucken, so dass er gegen einen Kleiderständer neben der Tür stieß und mit diesem äußerst unelegant zu Boden ging. Mit Armen und Beinen rudernd versuchte er sich aus dem Wulst von Bühnenoutfits zu befreien, in dem er sich verfangen hatte, bis er schließlich mit verstrubbelten Haaren und einer von Uruhas Hotpants auf dem Kopf wieder auftauchte und Ruki mit einer Mischung aus Verwirrung und Ärger anfunkelte. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, begann dieser auf einmal laut loszuwettern. "Hast du sie nicht mehr alle?!", fuhr er Reita an und sprang von seinem Stuhl auf, um wie ein aufgescheuchter Kampfhahn auf den blonden Bassisten loszugehen, der viel zu perplex war, um sich zu wehren. "Die Spitzen habe ich gesagt! Nur die Spitzen! Ich hätte dich niemals ... Verdammt noch mal!" In Sagas Gesicht, der die Szene verwirrt beobachtet hatte, spiegelte sich Unverständnis wider, bevor er mit einem Mal die Schere in Reitas rechter Hand sah. Und in der anderen – zwei blonde Dreadlocks. Er biss die Zähne zusammen, doch schon in der nächsten Sekunde konnte er sich nicht mehr beherrschen und prustete lauthals los. "Halt du bloß die Klappe!", herrschte Ruki in die Richtung des Brünetten, bevor er zum Spiegel hastete und mit zittrigen Fingern die Lücke in seiner Frisur zu richten begann. "Und das so kurz vorm Dreh zum Hyena PV", jammerte er und schickte Reita, der ihm zu Hilfe kommen wollte, einen wütenden Blick, so dass sich dieser deutlich eingeschüchtert zurückzog und auf einen Sessel auf der anderen Seite des Raumes fallen ließ. Wenn Ruki sauer war, dann war mit ihm nicht zu spaßen. Die Tragweite dessen war Reita durchaus bewusst. Wenn Ruki schon zur Furie wurde, wenn jemand aus Versehen einen Bass auf seinem Kontaktlinsenetui abstellte, dann war dies hier ein Vorbote des Armageddon ... Obwohl Reita immer noch nicht einsah, dass ihm an dem Vorfall mit den Kontaktlinsen die Alleinschuld zugewiesen wurde, war es doch ebenso Rukis Idee gewesen, im Bandraum einen Quickie zu schieben, bevor die anderen von der Mittagspause kamen. Und wenn dabei die Tasche des Sängers zu Boden ging und dieser nach dem Sex lieber seine Kleidung richtete anstatt alles wieder einzusammeln, war es nicht Reitas Schuld. "Was guckst du so?", brummte Ruki in Richtung Saga, der noch immer keine Anstalten machte, sich vom Boden aufzurappeln, und stattdessen interessiert verfolgte, wie der Sänger mit einem Stielkamm in seinen Dreadlocks herumstocherte. "Was willst du überhaupt hier? Hast du keine eigenen Bandmitglieder, denen du die Frisur zerstören kannst?" Ein Grinsen erschien auf Sagas vollen Lippen, als er sich schließlich doch aufrichtete. "Tora schafft das schon ganz allein!", antwortete er frech und zupfte sich Uruhas Hotpants vom Kopf, um diese nach kurzem Überlegen zusammenzufalten und in seine Tasche zu stecken, anstatt sie zurück auf den Kleiderhaufen zu legen, den er auf dem Boden hinterlassen hatte. Ruki bedachte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Nach dem Sex gewaschen zurückbringen, klar?", wies er den Bassisten an und dieser nickte grinsend. "Jetzt sag schon, was du hier willst!", meldete sich Reita mit einem Mal zu Wort und ließ die Opfer seiner Tat unauffällig im Papierkorb verschwinden, sichtlich erfreut, dass sich das Gespräch in eine andere Richtung gewendet hatte. Sofort wurde Saga ernst und nickte, doch anstatt etwas zu sagen, zupfte er nervös an seinem Pony herum. Reita beobachtete seinen Stimmungswandel mit skeptischem Blick, doch es war Ruki, dem als erster der Geduldsfaden riss. "Jetzt spuck endlich aus, was du hier willst", knurrte er mürrisch und gab es auf, seine Frisur retten zu wollen. "Und Gnade dir Gott, wenn du bloß sexuell unausgelastet und auf der Suche nach einem Betthäschen bist! Denn nachdem, was du dir gerade geleistet hast, bist du definitiv Uke!" Reita grinste amüsiert, doch Sagas Miene blieb unverändert. "Aoi ist zurück", sagte er leise und senkte den Blick. "Scheiße ..." Das Lächeln auf Reitas Lippen erstarb und auch Ruki schluckte schwer, bevor er sich einen Stuhl heranzog und darauf niedersinken ließ. Minutenlang herrschte ein unangenehmes Schweigen, das keiner zu brechen wagte, bis Ruki mit einem Mal das Wort erhob. "Wie lange schon?", fragte er Saga und dieser zuckte die Schultern. "Zwanzig, dreißig Minuten? Ich hab gesehen, wie Kais Auto in die Tiefgarage gefahren ist." Ruki nickte abwesend, bevor er den Blick wieder senkte. Nach dem Zwischenfall im Keller, seit dem etwas mehr als eine Woche vergangen war, waren weder Aoi noch Kai zur Bandprobe erschienen. Kai hatte angerufen und versichert, dass es dem Gitarristen gut gehen würde, dass er jedoch etwas Ruhe bräuchte und er mit ihm einige Zeit in den Urlaub fahren würde. Aus Uruha, der die Nachricht erstaunlich emotionslos aufgenommen hatte, war nichts herauszubekommen gewesen, nicht einmal die kleinste Andeutung, was genau an dem Abend noch alles passiert war. Und irgendwann hatten es die anderen einfach aufgegeben. Doch jeder von ihnen hatte seitdem ein flaues Gefühl im Magen. Sie waren alle mehr oder weniger beteiligt gewesen und auch, wenn es keiner von ihnen beabsichtigt hatte, hatten sie Aoi doch schwer verletzt. "Weiß Uruha es schon?", fragte Reita in die Stille hinein und Saga zuckte mit den Schultern. "Ich hab ihn noch nicht gesehen. Doch es würde mich wundern, wenn er überhaupt im Gebäude ist. Und wenn, dann rennt er wie auf Speed herum und versucht jedem vorzuspielen, dann es ihm fantastisch geht. Dabei weiß er selbst, dass wir ihm das nicht abkaufen ..." Erneut nickte Ruki und starrte unschlüssig auf seine Schuhe. Erst als sich Hirotos dunkler Haarschopf durch die Tür schob, sah er wieder auf. "Oh, ihr wisst es also schon", murmelte der kleine Gitarrist, der die Situation mit einem Blick erfasst hatte, und schloss die Tür hinter sich. "Irgendeine Idee, was wir tun sollen?" Saga schüttelte den Kopf und auch die anderen beiden starrten nur betroffen ins Leere. "Fuck", meinte Reita schließlich und seufzte schwer. "Wir können schlecht so tun, als wäre das alles nie passiert. Und wir können ihm auch nicht für immer aus dem Weg gehen. Wir sind in einer Band, früher oder später müssen wir uns sehen." "Wohl eher früher als später", murmelte Ruki kleinlaut und stupste mit der Schuhspitze gegen den Schminktisch zu seiner Rechten. Hiroto nickte zustimmend und spielte nervös mit den Fingern in seinen Haaren herum, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein Shou mit einem breiten Lächeln in den Raum trat. Er stutzte einen Moment, als er die gedrückte Stimmung bemerkte, dann wandte er sich zur Ruki. "Ihr sollt zur Managerin kommen", meinte er freundlich und zwinkerte Hiroto vergnügt zu. "Kai und Aoi sind auch schon da. Es geht scheinbar um das Setting zu Hyena. Ihr solltet euch beeilen!" Reita seufzte und erhob sich schwerfällig aus seinem Sessel, bevor er zu Ruki ging und ihm eine Hand hinhielt. Dieser zögerte kurz, doch dann ließ er sich in die Höhe ziehen, jedoch sah man ihm deutlich an, dass er lieber für einen Monat die Kantine gewischt hätte, anstatt sich dieser höchstwahrscheinlich äußerst unangenehmen Konfrontation stellen zu müssen. Shous Blick wanderte verwirrt von den beiden Gazette-Mitgliedern zu Saga, welcher nur betreten den Kopf schüttelte, dann zurück zu Ruki. "Was ist denn mit deinen Haaren passiert?", fragte Shou, als er die zwei Dreadlock-Stummel in dessen Frisur erblickte, doch der Sänger winkte nur ab. "Hat Aoi was gesagt?", fragte er stattdessen, doch Shou zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich hab ihn nur von weitem gesehen. Aber er sah ziemlich erholt aus. Der Urlaub scheint ihm gut getan zu haben. Und ..." Er stockte kurz und fuhr sich durch die sandfarbenen Haare. "Es geht mich zwar nichts an, aber was ist eigentlich zwischen ihm und Kai?" "Aoi und Kai?" Reita hob eine schmale Augenbraue und blickte den Sänger verdutzt an. "Was ist mit ihnen?" "Nun ja ... Wir kennen uns ja alle sehr gut und teilen auch unsere ›Hobbys‹ miteinander ..." Ein verlegenes Lächeln erschien auf Shous Gesicht und auf seinen Wangen zeichnete sich ein leichter Rotschimmer ab. "Aber Händchenhalten in der Öffentlichkeit hat doch noch nie dazugehört, oder? Hab ich vielleicht irgendwas verpasst?" Ruki schnappte nach Luft und auch Saga, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, machte große Augen. "Hast du das genau gesehen?", fragte er Shou, und dieser nickte, noch immer auf eine Erklärung wartend. "Scheinbar wissen hier alle viel mehr als ich!", meinte er beleidigt, als er sah, wie die anderen sich bedeutungsvolle Blicke zuwarfen, und verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. "Hat vielleicht jemand die Güte, mir zu sagen, was hier läuft? Hat das was damit zu tun, dass Uruha in letzter Zeit wie eine Leiche aussieht und sofort das Thema wechselt, wenn man Aois oder Kais Namen auch nur erwähnt? Ich könnte natürlich auch einfach Nao fragen, ob er mir das passende Video raussucht! Hier kann man schließlich noch nicht einmal unbeobachtet duschen! Irgendwas finde ich schon." "Glaub mir, was Kai und Aoi angeht, wissen wir nicht mehr als du", beruhigte ihn Hiroto, bevor er Ruki und Reita zunickte. "Ihr solltet vielleicht besser gehen! Das Management lässt man nicht warten!" Ruki nickte hastig, griff Reitas Handgelenk und nur Sekunden später schlug die Tür hinter den beiden zu. Saga strich sich die brünetten Strähnen aus der Stirn und packte unter Shous verständnislosem Blick Uruhas Hotpants aus seiner Tasche zurück auf den Kleiderhaufen, bevor er sich einen Stuhl schnappte und ihn dem Sänger hinschob. "Setz dich lieber", meinte er und scharrte mit den Füßen auf dem Boden herum. "Die Geschichte ist nicht unbedingt was für zarte Gemüter. Und früher oder später hättest du es sowieso erfahren ..." ~*~ "Du gehst zuerst rein!" Ruki sah Reita auffordernd an und dieser verzog beleidigt das Gesicht. "Wieso soll ich zuerst reingehen? Wer von uns behauptet immer, dass ihm nichts und niemand Angst machen könnte?" Ruki murrte kurz und griff nach der Türklinke, doch noch bevor er sie herunterdrücken konnte, öffnete sie sich von innen und Aoi stoppte überrascht, als er die beiden anderen Bandmitglieder sah. "Da seid ihr ja endlich! Ich wollte euch schon holen kommen!", meinte er freundlich und klopfte ihnen auf die Schulter, bevor er sie in den kleinen Warteraum vor dem Büro der Managerin schob und die Tür hinter ihnen schloss. Kai saß auf der mit dunkelrotem Leder bezogenen Couch und hob die Hand zum Gruß, bevor er aufsprang und sowohl Ruki als auch Reita in eine kurze Umarmung zog. "Ich hoffe, ihr habt in unserer Abwesenheit wenigstens ein bisschen an den neuen Liedern gefeilt", sagte er und zwinkerte ihnen verschmitzt zu, bevor er sich zurück auf die Couch fallen ließ und wie selbstverständlich einen Arm um Aois Schulter legte, der sich zu ihm gesellt hatte. "Unsere Abreise war nicht sonderlich günstig, aber immerhin sind wir noch vor dem geplanten Termin für die Hyena Shootings zurückgekommen. – Ihr habt nicht zufällig Uruha gesehen? Ich hab versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen, aber er geht nicht ran! Eigentlich sollten wir alle hier sein, um das Setting für das PV zu besprechen." "Ähm ..." Ruki sah zu Reita, der die beiden Männer auf der Couch wie paralysiert anstarrte, bevor er seinen Blick wieder zu Aoi und Kai wandte. "Ich glaube ... er ist zu Hause und ... keine Ahnung ..." Seine Worte brachen ab und er wandte sich Hilfe suchend zu dem blonden Bassisten, doch dieser wirkte nicht so, als würde er in den nächsten Minuten einen vernünftigen Satz herausbringen. Kai seufzte nur und fuhr sich durch die braunen Haare, bevor er Aoi in die Seite knuffte und grinste. "Sicher hat er zu viel getrunken und schläft seinen Rausch aus. Ich denke, wir können auch ohne ihn auskommen. Wir sollten ihn bloß später anrufen und die Beschlüsse mitteilen." "Das wird es wohl sein", meinte der Schwarzhaarige und streckte sich, bevor er aufsprang und zu seiner Tasche an der Garderobe lief. "Das hätte ich beinahe vergessen!", meinte er und zog unter Rukis und Reitas verwirrten Blicken zwei kleine Päckchen heraus. "Wir haben euch Geschenke mitgebracht. Momijimanjuu! Die Teile schmecken zum Sterben gut, und wo wir schon mal in der Nähe waren ..." "Was hauptsächlich daran lag, dass jemand seit der Nameless Liberty.Six Guns von nichts anderem mehr reden konnte und ihnen sogar ein Lied gewidmet hat", warf Kai ein und grinste frech. "... haben wir gedacht, ihr würdet euch freuen. Für Uruha, Alice nine, Kra und Kagrra haben wir auch noch welche", vollendete Aoi seinen Satz und blickte Kai vorwurfsvoll an, bevor er Ruki und Reita die beiden Päcken in die Hand drückte, die sich verdattert bedankten, bevor sie einander anblickten, als würden sie es ernsthaft in Betracht ziehen, die netten Männer mit den weißen Jacken anzurufen. "Wir haben so viel gekauft, dass wir damit sogar den gesamten Staff versorgen könnten", fuhr Kai fort und rollte mit den Augen, als Aoi eine Schnute zog und sich zu ihm auf die Couch fallen ließ. "Du bist doch bloß neidisch, weil ich sie alle allein essen könnte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen", stichelte er und piekte Kai mit der Fingerspitze in die Seite, bevor er ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte und sich an ihn lehnte. Rukis Kiefer klappte nach unten und das Päckchen entglitt beinahe seinen Händen, als sich Kais Arm um den anderen legte und er ihn näher zog, doch noch bevor er die befremdlichen Eindrücke überhaupt vollständig verarbeitet hatte, öffnete sich die Tür zum Büro des Managers und die zierliche Sekretärin bat sie herein. "Was geht hier eigentlich vor?", flüsterte Ruki in Reitas Ohr, als sie Kai und Aoi folgten, und dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Ich hab nicht den leisesten Schimmer! Aber was es auch immer ist, es ist beinahe so, als wären sie von Aliens ausgetauscht worden. Das ist doch nicht normal ... Ich meine, nicht nachdem wir ..." Er brach ab, doch Ruki verstand auch so. Sie hatten alles mögliche erwartet, von kühler Abweisung bis hin zu roher – und in Anbetracht ihrer Taten absolut gerechtfertigter – Gewalt, doch nicht damit, dass sowohl Kai als auch Aoi taten, als sei Nachmittag im Keller niemals geschehen und sich zudem noch so verhielten wie ... Nein, Ruki wollte gar nicht darüber nachdenken. Das ergab einfach keinen Sinn. ~*~ "Ich sag euch, sie sind zusammen!" Reita ließ sich in einen der weichen Sessel in der PSC Lounge fallen und sog geräuschvoll am Strohhalm seines Soyamilch-Trinkpäckchens. "Ihr hättet das sehen sollen! Sie haben sich aufgeführt wie ein frisch verheiratetes Pärchen! Das war richtiggehend ..." "Gespenstisch!", schlug Ruki vor. "Und unheimlich!" "Wie von Dämonen besessen!" Reita nickte nachdrücklich und drückte Shou sein Trinkpäcken in die Hand, der sich neben ihm niedergelassen hatte. Saga und Hiroto blickten sie an, als würden sie sie nicht wirklich für zurechnungsfähig halten. Der Bassist drehte einen Untersetzer in den Händen, während Hiroto damit beschäftigt war, eine alte Setlist in tausend kleine Schnipsel zu zerpflücken. "Das ist jetzt nicht euer Ernst?", meinte er irgendwann ungläubig und blickte zu Saga, in dessen Augen ebenso viel Skepsis geschrieben stand wie in Hirotos. "Ich meine, so mir nichts, dir nichts und ohne irgendwelche Vorzeichen? Ich dachte eigentlich immer, Aoi wäre auf Uruha scharf!" "Sicher, dass sich Kai nicht nur um ihn kümmert?", warf Saga ein und knickte den Untersetzer zwischen seinen Fingern hin und her. "Wenn Nao in seine Mutter-Rolle fällt, sieht es auch so aus, als würde er einen gleich heiraten wollen! Ich erinnere mich noch daran, als ich einmal krank war und nicht aufstehen konnte. Nao war fast 24 Stunden am Tag bei mir und ich durfte mir danach von meinem Nachbarn die Frage gefallen lassen, ob mein schwuler Freund jetzt auch noch bei mir einziehen wollte. Du hättest Toras Gesicht sehen sollen, als ich ihm das erzählt habe! Und Nao hat natürlich nichts verstanden." Hiroto nickte bestätigend, doch Ruki schüttelte nur den Kopf. "Das war es ganz sicher nicht. Das war so ... vollkommen surreal. Aber ich sage dir, sie sahen aus wie ein Pärchen und sie haben sich scheinbar noch nicht einmal daran gestört, dass wir es mitbekommen haben! Sie haben den Vorfall nicht einmal erwähnt und Aoi schien es uns nicht im Geringsten nachzutragen. Ich sage euch, wenn sie keine Drogen genommen haben, dann sind sie ein Paar." Saga lachte auf, doch das Lächeln verschwand ebenso schnell von seinen Lippen, wie es gekommen war. "Leute, Leute ...", mischte sich Shou ein und schlürfte geräuschvoll Reitas Soyamilch aus dem Trinkpäcken. "Ihr habt euch da aber auch wirklich was geleistet. Solltet ihr nicht froh sein, dass wieder alles beim Alten ist? Immerhin hätte Aoi sonst was machen können. Nie wieder mit euch reden oder die Band verlassen. Zu verübeln wäre es ihm nicht gewesen. Doch stattdessen scheint er jetzt zufrieden zu sein. Reicht das nicht?" Ruki wiegte den Kopf hin und her und zupfte an seinen Dreadlocks, die er wieder halbwegs in Form gebracht hatte, während Reita seine Nasenbinde hin- und herschob. "Und trotzdem ist es unheimlich ...", meinte er nach einiger Zeit und runzelte die Stirn. "Ich will endlich wissen, was im Keller vorgefallen ist, nachdem wir gegangen sind! Irgendwas muss doch passiert sein! Uruha ist seitdem nicht mehr zu gebrauchen und jetzt haben wir noch ein Pärchen am Hals! Am Ende müssen wir noch irgendeine alberne Hochzeit schmeißen und ..." "Uruha ...", flüsterte Hiroto leise, doch Reita winkte ab. "Keine Angst, der fängt sich wieder", beruhigte er den kleinen Gitarristen und wollte fortfahren, doch dieser schüttelte nur den Kopf, die Augen starr auf die Rezeption an der anderen Seite der Eingangshalle gerichtet. "Nein, Uruha ... Dort hinten!" Er deutete mit dem Finger in die Richtung und schluckte trocken. "Seit wann hat er die Haare braun?", fragte Saga mit großen Augen und knurrte leise, als Shou ihm einen Ellenbogen in die Seite stieß. "Das ist das Erste, was dir dazu einfällt?", meinte er vorwurfsvoll und schüttelte den Kopf, ehe er wieder zu dem Gitarristen sah, der sie von weitem anstarrte, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und das Gebäude verlassen wollte. "Uruha, warte!", rief Reita, der als Erster die Fassung wiedererlangte, und sprintete ihm nach, während sich Ruki unangenehm berührt zu den anderen umwandte. "Meint ihr, er hat es gehört?", fragte er und Hiroto zuckte mit den Schultern. "Laut genug waren wir ja", gab er zu bedenken und Ruki seufzte schwer. "Herrje, was hier so alles passiert ..." Shou grinste leicht, doch dann wurde er übergangslos wieder ernst, als Reita mit Uruha im Schlepptau zu ihnen zurückkam. Der Gitarrist wirkte nicht sonderlich begeistert, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und seine neue Haarfarbe machte ihn noch zusätzlich blass. "Aoi und Kai sind zurück", begann Ruki auch sofort, Uruhas Reaktion dabei genau beobachtend. Dieser zuckte nur mit den Schultern und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Ich weiß", meinte er, als wäre es nichts Besonderes, und griff nach der Sojamilch, um den letzten Schluck zu trinken. "Ich habe mein Hyena-Outfit in die Änderung gebracht. Wenn einer an seinem noch was auszusetzen hat, sollte er es sagen, solange noch was dran gemacht werden kann. In zwei Tagen sind die ersten Photoshootings und nächste Woche beginnen wir mit dem Dreh vom PV in der alten Lagerhalle, die wir uns vor einem Monat angesehen haben. Den Käfig haben sie schon aufgebaut, aber nicht auf schlimme Gedanken kommen!" Er grinste, warf das Trinkpäckchen in den Papierkorb und blickte dann irritiert in die ernsten Gesichter der anderen. "Was ist, jemand gestorben?", fragte er und fuhr sich durch die braunen Strähnen. Ruki schüttelte den Kopf und begutachtete ihn kritisch. "Aoi und Kai sind jetzt übrigens ein Paar", platzte er schließlich heraus und beobachtete genau die Veränderungen in Uruhas Gesicht. Dieser schluckte nur kurz und biss die Zähne zusammen, doch das Lächeln auf seinen Lippen wich nicht eine Sekunde, als habe er es eingefroren. "Ich weiß", meinte er und hob die Hand, um sich zu verabschieden. "Bis morgen zur Probe", meinte er noch, bevor er sich umdrehte und mit so schnellen Schritten auf den Ausgang zusteuerte, als fürchte er, schon wieder von einem der anderen zurückgehalten zu werden. "Verdammt, was ist in diesem Keller vorgefallen?" Ruki schüttelte ratlos den Kopf. "Da stimmt doch etwas nicht. Kai, Aoi und Uruha sind allein in einem Raum und niemand weiß, was geschieht. Dann sind zwei plötzlich ein Pärchen und einer, der sich bisher nie dafür interessiert hat, was andere denken, versucht mit aller Gewalt vor uns zu verbergen, wie ihn die ganze Situation mitnimmt. Und Aoi, der Uruha vor nicht allzu langer Zeit noch erwürgen wollte, bringt ihm auf einmal Urlaubsgeschenke mit. Spinnen denn hier alle?" Saga seufzte schwer und stützte den Kopf in die Hände. "Da wir gerade vom Teufel sprechen ..." Er deutete auf die Fahrstuhltür an der anderen Seite der Halle, aus der Kai und Aoi traten und auf sie zugingen. "Da ist ja zumindest ein Teil der Bande!", meinte Aoi fröhlich und drückte sowohl Hiroto als auch Shou und Saga ein buntes Päckchen in die Hand, bevor er sich wieder zu Kai umwandte und seine Hand griff. "Ich denke, es ist euch sowieso schon aufgefallen, aber die Situation hat sich ein bisschen geändert", begann er zu erklären. "Kai und ich werden nicht mehr an den Gruppenaktivitäten der PSC teilnehmen und das Videoarchiv wird sich von nun an allein in Naos Händen befinden. Das heißt, Kai steht auch nicht mehr für Dreharbeiten zu Verfügung. Ich hoffe, das ist okay für euch." Saga und Hiroto schnappten nach Luft, während ihnen Ruki einen Blick zuwarf, in dem ganz deutlich geschrieben stand: ›Ich hab’s euch doch gesagt!‹ "Äh ... klar ...", meinte der Bassist schließlich und hob die Hand zur Verabschiedung, als sich Kai und Aoi auch schon wieder abwandten. Aoi winkte noch, bevor sie das Gebäude verließen, dann klappte die Tür hinter ihnen zu. "Das war irgendwie ..." Hiroto brach ab und schickte Shou einen hilflosen Blick. Dieser nickte verständnisvoll und Ruki fuhr sich durch die Haare. "Es war alles viel einfacher, als wir uns noch nicht mit diesen komischen Gefühlskram beschäftigen mussten!", knurrte er, plötzlich äußerst angriffslustig. "Können wir nicht einfach wieder dazu übergehen, ohne darüber nachzudenken miteinander zu ficken? Diese Pärchenbildung und die Probleme, die sie mit sich bringt, ist ja nicht mehr zum Aushalten!" "Darf ich dich daran erinnern, dass Reita und du das erste Pärchen der PSC ward?", warf Shou ein, doch Ruki schnaubte nur abfällig. "Und hat uns das davon abgehalten, den Rest von euch flachzulegen?" "Wohl kaum." Reita grinste und stieß Ruki scherzhaft mit dem Ellenbogen an, bevor er schwer seufzte und wieder ernst wurde. "Das kann ja noch was werden ..." ~*~ "Und du bist sicher, dass es funktioniert hat?" Aoi ließ sich auf dem Beifahrersitz von Kais Wagen nieder und klickte den Sicherheitsgurt ein, bevor er sich zurücklehnte und sich eine schwarze Strähne aus dem Gesicht strich. "Die kaufen uns das doch nie und nimmer ab. Da könnten wir Händchen halten und uns in aller Öffentlichkeit an die Wäsche gehen, wie wir wollten." Kai grinste und tätschelte beruhigend Aois, Bein, bevor er sich zu ihm herüberlehnte und ihm einen zarten Kuss auf die Lippen drückte. "Du hast wohl keine Lust, Pärchen mit mir zu spielen, oder was?", fragte er neckend und lachte, als Aoi verärgert die Stirn kräuselte. "Auch wenn wir noch länger als eine Woche geblieben wären, wäre uns nichts Besseres eingefallen. Bis jetzt haben wir Uruha zappeln gelassen, nun beginnt der eigentliche Plan. Aber wenn es dir unangenehm ist ..." "Als ob das was damit zu tun hätte", widersprach Aoi sogleich und kraulte sanft in Kais Haaren. "Ich frag mich bloß, ob wir damit auch dahin kommen, wo wir hinwollen. Selbst wenn es uns die anderen abkaufen, wer sagt, dass Uruha so reagiert, wie wir wollen? Es kann doch gut möglich sein, dass er mich überhaupt nicht will. Was sogar sehr wahrscheinlich ist ..." Aoi seufzte schwer und ließ die Schultern hängen, ehe er nach seiner Zigarettenschachtel griff und sich eine Kippe ansteckte. "Unterschätz dich nicht", meinte Kai ermutigend und lächelte breit. "Er war immerhin ganz schön vor den Kopf gestoßen. Und wenn er erst einmal mitbekommt, dass er dich auf einmal nicht mehr haben kann, wann immer er will, wird er schon merken, dass es ihm gar nicht gefällt. Uruha ist wie ein verwöhntes Kind – er weiß Sachen erst zu schätzen, wenn er sie nicht mehr bekommen kann. Und sein Angebot zeigt deutlich, dass du ihm sehr wichtig bist ..." "Ja ..." Aoi nickte nachdenklich und inhalierte den bläulichen Rauch, bevor er ihn durch seine vollen Lippen entweichen ließ. Das Angebot ... Wie könnte er den Anblick vergessen, der sich ihm in seiner Wohnung geboten hatte. Uruha nackt, den Kopf abgewendet, die Handflächen an der kahlen Wand und die Beine geöffnet, um alles zu ertragen, was Aoi ihm hätte antun wollen. Doch er hatte es nicht getan ... Er würde sich niemals dazu herablassen, jemanden zu vergewaltigen, bloß weil er ihn wollte. Er wollte Uruha, daran bestand kein Zweifel. Aber noch immer zweifelte er daran, dass auch Uruha ihn wollte, so wie Kai es interpretiert hatte. Was, wenn ihr gesamter Plan in einem einzigen Desaster enden würde? Und Kai ... Die Szene unter der Dusche huschte wie ein Film an Aois innerem Auge vorbei und erneut begann er zu zweifeln, ob Uruha tatsächlich ›alles‹ war, was er sich wünschte. Unauffällig musterte er den hübschen Drummer, der sich inzwischen von ihm abgewendet hatte und seinen Sicherheitsgurt anlegte, bevor er den Zündschlüssel ins Schloss steckte und den Blinker betätigte. "Halt, warte!", rief Aoi plötzlich und schlug sich an den Kopf, als er sich daran erinnerte, weswegen sie auch hergekommen waren. "Das Video! Lass es uns schnell holen, bevor wir gehen. Ich will nicht, dass es in falsche Hände gerät." Kai nickte und stellte den Motor aus, bevor er Aoi folgte, der schon auf dem Sprung zum Fahrstuhl des Parkhauses war. Dass sie das Video in der Kamera im Keller zurückgelassen hatten, war Aoi erst am nächsten Morgen eingefallen. Doch weder wollte er diesen Ort noch einmal betreten, noch war er sehr begeistert von der Idee gewesen, die nächsten Stunden ohne Kai zu verbringen, dessen Anwesenheit ihn mehr als alles andere beruhigt hatte. So hatte dieser schließlich Nao angerufen und ihm aufgetragen, die Kamera einzusammeln und das Video ins Archiv zu bringen, es jedoch noch nicht zu schneiden, sondern einfach nur einzuordnen. So kindisch er auch manchmal wirkte, auf Nao war in diesem Punkt Verlass. "Ich fasse es nicht, dass ich der erste Mensch außer Nao und dir bin, der das Archiv jemals von innen sehen wird", sagte Aoi und piekte Kai grinsend in die Seite, als sie schließlich im Aufzug standen und langsam nach oben fuhren. "Oh, du wirst dich erst einmal wundern, wo es ist", antwortete dieser und ein schelmisches Lächeln erschien auf seinen Lippen, das Aoi misstrauisch eine Augenbraue hochziehen ließ. "Du willst mir aber jetzt nicht sagen, dass du in irgendeinem Raum extra deswegen eine zweite Wand eingezogen hast und wir jeden Tag zehn Mal daran vorbeilaufen, oder?", fragte er argwöhnisch, doch Kai grinste nur. "Das Studio zum Schneiden ist natürlich bei Nao zu Hause. Dort brennt er auch alles auf DVD", antwortete er ausweichend und trat aus dem Fahrstuhl, als sich die Türen im dritten Stock öffneten, in dem die Bands ihre Aufenthaltsräume hatten. "Unserer ist aber links!" Aoi deutete auf die Tür, auf der in großen Buchstaben ihr Name prangte, doch Kai ließ sich nicht beirren und ging weiter geradeaus, bis er vor einer Tür stehen blieb. "Kagrra? Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Aoi hob eine Augenbraue, doch Kai nickte bloß und zog einen Schlüssel aus seiner Tasche. "Die sind sowieso nie da. Und wenn, dann sind sie unten im Studio oder in der Kantine. Nicht alle Bands verbringen ihre gesamte Freizeit damit, am Großbildfernseher Playstation zu zocken." Er blickte sich noch einmal um, ob sie auch wirklich unentdeckt geblieben waren, dann öffnete er die Tür und schaltete das Licht ein. Aoi folgte ihm auf dem Schritt und drückte die Tür hinter sich zu, bevor er sich neugierig umblickte. Das Zimmer sah nicht viel anders aus als das von Gazette. Eine Sitzecke, ein Tisch, ein paar Schränke für alte Bühnenkostüme, Kühlschrank, Stereoanlage und natürlich der riesige Fernseher, auf den Kai angespielt hatte. Es schmerzte Aoi beinahe, wenn er daran dachte, dass dieses Prachtstück vollkommen unbeachtet vor sich hinstaubte, während sie in ihrem Bandraum gut und gerne noch einen zweiten gebrauchen könnten, wenn die nächsten Alice nine. vs. the GazettE Street Fighter Wettkämpfe stattfänden. "Und wo sollen hier deine Videos versteckt sein?", fragte er und beobachtete skeptisch, wie Kai den kleinen Schrank aufschloss, auf dem der Fernseher stand, und sich dann breit grinsend zu ihm umdrehte. "Voila, hier hast du die gesammelten Werke der PSC. Alles, was Nao und ich jemals aufgenommen und geschnitten haben. Von den Anfängen bis zur letzten Woche, fein säuberlich geordnet." Stolz deutete er auf den Inhalt des Schrankes, doch Aois Enttäuschung war groß, als er sah, was sich darin befand. "Sailor Moon Real Folgen, alle Pokemon-Staffeln und Mila Superstar?" Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe, als er die Titel auf den bunt bedruckten DVD-Hüllen las. Kai lächelte nur, dann griff er hinter den Schrank und holte ein schwarzes Notizbuch hervor. "Mila Superstar DVD 4", begann er vorzulesen. "02.-05. Juli 2006. Dusche im dritten Stock, Umkleideraum und Flur. 02. Juli – Reita und Uruha, 9.04 bis 10.32 Uhr, Dusche Kabine 1; Saga, Miyavi und Shou, 14.45 bis 16.30 Uhr, Umkleideraum; 03. Juli – Tora und ..." "Okay, okay, das reicht!" Aoi hob abwehrend die Hände und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. "Ich glaub es dir auch so. Ich will gar nicht wissen, was da noch alles drin ist. Und ich will es ganz sicher nicht sehen. Also such schnell mein Video raus und dann verschwinden wir wieder." Kai nickte und blätterte in dem Notizbuch weiter vor. "Beeindruckt?", fragte er und wippte mit den Augenbrauen. "Wenn du willst, kann ich dir die Aufzeichnung von der Nacht in Reitas Hotelzimmer geben und wir sehen es uns zusammen an? Das erste Mal mit Uruha auffrischen ... Wie wär’s?" Aois Wangen leuchteten noch ein Stück röter, doch so sehr es ihn auch reizte, er riss sich zusammen. Es war sicher nicht gut für ihren Plan, wenn ihn die Aufzeichnungen so geil machen würden, dass er vollkommen den Verstand verlieren und einfach vor Uruhas Apartment auftauchen würde, um ihn gegen die nächste Wand zu pinnen. Nein, das war sicherlich keine gute Idee. "Nein danke", meinte er so und bereute es beinahe ein bisschen, als Kai ohne Widerspruch nickte und sich wieder in sein Notizheft vertiefte. "Du bist auf Pokemon Season 2, DVD 5", meinte er und fuhr mit den Fingerspitzen über die Hüllen, bevor er mit einem Mal stockte und den Kopf schüttelte. "Was ist?", fragte Aoi alarmiert, doch Kai ignorierte ihn und überflog ein weiteres Mal die Titel der Hüllen, dann noch einmal, bevor sein Gesicht kalkweiß wurde und er sich mit einem Ausdruck des Schreckens umdrehte. "Sie ist nicht da", hauchte er und Aoi glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Was meinst du mit ›sie ist nicht da‹?", japste er und ließ sich auf einen Sessel sinken, als seine Knie zu zittern begannen. Er bekam nicht mehr mit, wie Kai die Tür des kleinen Schränkchens untersuchte, doch dessen nächste aufgeregte Worte hörte er nur allzu deutlich. "Die Schrauben an der Seite sind neu eingezogen. Jemand hat die Tür aufgebrochen! Und er wusste scheinbar genau, wonach er suchen musste ..." Tbc. Kapitel 2: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 2/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: Die PSC-Mitglieder sind verwirrt. Aoi und Kai ein Pärchen? Und wie passt Uruha in das Bild, der seit der verhängnisvollen Zeit im Keller alle davon zu überzeugen versucht, dass ihn das Geschehene nicht belaste? Ist Aoi wirklich in Kai verliebt oder ist alles nur eine große Verschwörung, um Uruha für sich zu gewinnen? Und dann verschwindet plötzlich das einzige Beweisstück der Nacht spurlos und die große Jagd auf den Dieb innerhalb der PS Company beginnt. Drittes Sequel zu Ride the Rockers. Um diese FF verstehen zu können, MUSS man zumindest Sex Education gelesen haben. ********** Kapitel 2 "Es ist besser, wenn es so wenige wie möglich wissen." Kai ließ sich mit einem schweren Seufzer auf einem Stuhl in seiner Küche nieder und blickte zu Aoi, der mit verschränkten Armen an der Wand neben der Tür lehnte und gedankenversunken auf die gestapelten DVD’s auf dem Küchentisch starrte. Nach ihrer Entdeckung hatten sie beschlossen, die restlichen Aufzeichnungen in Kais Wohnung zu bringen, um einen weiteren Diebstahl zu verhindern. Wenn man es genau betrachtete eine sinnlose Handlung, denn wer auch immer das Video entwendet hatte, war gezielt vorgegangen und schien genau gewusst zu haben, wonach er suchte. Die anderen Videos hatten ihn nicht interessiert. Aoi konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer der Dieb war und was dieser bezweckte. Wollte er sich seine Demütigung immer und immer wieder ansehen? Eine abstoßende Vorstellung, beinahe so schrecklich wie die Verdächtigungen, die er schon seit über einer Stunde in seinem Kopf anstellte. Denn wer anderes als ein Mitglied der PSC konnte gewusst haben, dass dieses Archiv existierte und ein Interesse an dessen Inhalt haben? Nur die Bands, die darauf zu sehen waren, wussten davon, niemand anderes, noch nicht einmal das Management. Aoi wurde beinahe schlecht bei dem Gedanken, dass einer seiner Freunde der Dieb sein musste. Aber noch schlechter fühlte er sich dabei, dass er tatsächlich daran glaubte und nicht nach Ausreden suchte, wer es noch gewesen sein könnte – ein Mitglied des Staff, Techniker, vielleicht sogar die Putzkolonne. Nein, er war sich sicher, dass es einer der Musiker gewesen war. Kai zog das kleine schwarze Notizbuch aus seiner Tasche und schlug die Seite auf, die den Inhalt der gestohlenen DVD beschrieb. "Die zweite Disc aus der Hülle ist auch weg", meinte er zu Aoi, der bis jetzt noch nichts erwidert hatte. "Abgesehen von dem Video vom Keller fehlen dem Buch nach noch Videos von Miyavi, Nao und Tora. Also besteht zumindest die geringe Chance, dass es der Täter auf einen von ihnen abgesehen hatte. Denn immerhin habe ich nicht aufgeschrieben, was sich auf der neuen DVD befindet und noch nicht einmal Nao weiß es. Er sollte es lediglich in Sicherheit bringen und einordnen, so wie wir es immer machen, seitdem wir von Videobändern darauf umgestiegen sind, gleich auf DVD aufzunehmen. Der Täter kann also nicht wissen, was genau darauf zu sehen ist." "Es sei denn, er hat gezielt danach gesucht." Aoi vergrub das Gesicht in den Händen und rutschte von der Wand hinab auf den Boden. "Denn jeder, der mit im Keller war, weiß, dass es dieses Band gibt und dass es irgendwo sein muss. Und jeder hätte einen guten Grund, es an sich zu nehmen ..." "Um was auch immer damit zu tun ..." Kai fuhr sich durch die Haare und überbrückte die kurze Distanz zwischen sich und Aoi, um neben ihm in die Hocke zu gehen. "Wenn wir Glück haben, taucht es nie wieder auf", meinte er mit beruhigender Stimme und streichelte dem anderen über die Wange. "Es kann ebenso gut schon lange vernichtet sein. Nicht nur du würdest diesen Tag am liebsten aus deiner Erinnerung streichen." Aoi lachte zynisch auf, doch dann schüttelte er den Kopf. Das Risiko, dass das Band noch existierte, war einfach zu groß. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was der Dieb damit bezweckte, doch allein der Gedanke daran, dass jemand die verfänglichen Aufzeichnungen seiner Folterung zu Gesicht bekommen konnte, ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. "Ich kann nicht einfach still dasitzen und hoffen, dass es vernichtet wurde", brummte er leise und erhob sich schwerfällig. "Irgendjemand muss es haben und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich die Gewissheit habe, dass es nicht wieder auftaucht. Ich will es mit eigenen Händen zerstören – und du wirst mir helfen, es zu finden!" Kai lächelte, als er die Entschlossenheit in Aois Blick und dessen angriffslustig geballte Faust sah, ehe er nickte und ihn in eine enge Umarmung zog. Seine Hände strichen beruhigend über den schmalen Körper des anderen, streichelten die Anspannung, die diesen überfallen hatte, hinfort, bis sie ruhig auf seiner Hüfte liegen blieben. "Keine Angst, ich werde dir natürlich helfen", flüsterte er in Aois Ohr und schob mit der Nasenspitze und paar schwarze Strähnen zur Seite, um seine Wange an Aois zu legen. "Leider ist jeder verdächtig, der wusste, dass die Aufzeichnung existiert. Wir können sie nicht einweihen. Ebenso Tora und Miyavi nicht, denn auch ihre Videos waren zu sehen. Nao können wir ausschließen, denn er hätte den Schrank nicht aufbrechen müssen. Und allen anderen, die nicht beteiligt waren, können wir auch nichts sagen, wenn wir den Inhalt verbergen wollen. Doch wir brauchen Hilfe. Zu zweit schaffen wir es auf keinen Fall ..." "Hilfe von wem?", hauchte Aoi leise und schloss die Augen. Bei jedem Wort stießen Kais Lippen sanft gegen sein Ohr, ließen kleine Schauer über seinen Rücken rieseln und auch jetzt, als sich der Mund des Drummers zu einem Lächeln verzog, ließ ihn die Bewegung unbewusst erzittern. "Oh, ich hätte da schon eine Idee", meinte der Brünette mit verschwörerischem Tonfall und entließ Aoi aus seiner Umarmung, um ihm in die dunklen Augen zu blicken. "Es könnte nicht schaden, eine weitere Person einzubeziehen. Denn wer weiß, vielleicht eröffnet uns das Möglichkeiten, an die wir bis jetzt noch nicht gedacht haben." Aoi runzelte misstrauisch die Stirn und blickte den anderen durchdringend an. Wenn Kai diesen Ausdruck auf dem Gesicht hatte, verhieß das nie etwas Gutes. Doch gerade jetzt konnte er nur auf ihn zählen. "Wer?", fragte er in böser Vorahnung und erbleichte, als Kais Grinsen noch ein Stück breiter wurde und er genau den Namen aussprach, den Aoi am liebsten im Zusammenhang mit jenem verhängnisvollen Tag für immer vergessen würde. "Uruha." Aois Augen wurden groß und er schüttelte ungläubig den Kopf. "Uruha? Ausgerechnet er? Woher wissen wir, dass nicht er das Video hat?", fragte er sichtlich nicht begeistert und hob abwehrend die Hände. "Der ist doch von allen am meisten verdächtig. Vielleicht hat er das Video und will mich irgendwann damit erpressen. Oder er ist pervers genug, es sich zum reinen Vergnügen immer wieder anzuschauen." Aoi wurde beinahe schlecht, als ihm die letzte Möglichkeit in den Sinn kam – eine Möglichkeit, die trotz ihres abstoßenden Charakters durchaus im Bereich des Vorstellbaren lag. Woher sollte er wissen, was in Uruhas Kopf vorging? Erst vergewaltigte er ihn, dann entschuldigte er sich und versicherte, dass ihm Aois Freundschaft über alles ginge, doch nun konnte er ihm noch nicht einmal in die Augen sehen und verschwand, sobald er ihn nur von weitem erblickte. Musste das ein normaler Mensch verstehen? "Denk nach", griff Kai Aois Gedanken auf, als habe er sie geahnt. "Nur so zwingen wir ihn dazu, sich mit dir zu beschäftigen. Er wird sicher nicht von selbst die Initiative ergreifen. Wir müssen ihm vor Augen führen, was er an dir verpasst und was nun mir gehört, damit er es will." Aoi hob eine Augenbraue, als er sah, wie erneut der intrigante Ausdruck auf Kais Gesicht erschien. Wie hatte er nur vorher übersehen können, welche Perfidität in dem hübschen Drummer steckte, die er mit seinem entwaffnenden Lächeln gekonnt zu verstecken wusste. "Du denkst, das funktioniert?", fragte Aoi zweifelnd, doch Kai nickte nur grinsend. "Oh ja, das wird es. Denn wir werden Uruha ein paar sehr interessante Momente bescheren." "Interessante Momente?" Aois Mundwinkel bogen sich zu einem Lächeln nach oben, als eine Flut von Bilden durch seinen Kopf geisterte, was sich Kai alles ausdenken konnte, um den Gitarristen ein wenig zu foltern. Immerhin war Kai nicht grundlos der Chef von the GazettE. Kreativität war schon immer seine Stärke gewesen und Aoi war mehr als nur gespannt darauf, was er sich für Uruha ausgedacht hatte. Denn dass der andere leiden sollte, darüber waren sie sich schon vor Tagen einig geworden. "Morgen ist die letzt Kostümprobe für das Hyena-Fotoshooting", begann Kai zu erklären. "Das heißt, er muss anwesend sein, ob er will oder nicht. Wenn wir ihm erklären, was auf dem Spiel steht, und er merkt, wie wichtig dir die Sache ist, wird er nicht lange zögern und uns helfen. Immerhin ist auch sein Ruf in Gefahr, wenn irgendwie an die Öffentlichkeit gerate sollte, was er mit dir getan hat. – Aber rein aus Vorsicht sollten wir vorher noch seine Wohnung durchsuchen." Kai grinste, als er Aois überraschten Gesichtsausdruck sah und beugte sich zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken und dann verschwörerisch zuzuzwinkern. "Nur um sicherzugehen, dass er nicht doch unser Dieb ist. Und er muss ja nicht wissen, das wir da gewesen sind." ~*~ Der enge Flur war dunkel, nur schwach erhellt von der einzigen matten Glühbirne neben der Fahrstuhltür, deren Licht noch nicht einmal stark genug war, dass man die Wand am Ende des Ganges erkennen konnte, von dessen Seiten in regelmäßigem Abstand Türen abgingen. Keine Namen, nur dreistellige, nichts sagende Nummern zierten das dunkle Holz, das einmal in einem satten Grün lackiert gewesen war, inzwischen jedoch nur noch an einigen Stellen in der ursprünglichen Farbe glänzte. Der Rest war entweder abgebröckelt oder neu gestrichen worden, doch in der Düsternis war eh kein Unterschied zu erkennen. Aoi runzelte die Stirn, als ihn etwas auf dem Boden stolpern ließ, doch es war zu dunkel, um zu erkennen, was es war. Er hatte noch nie verstanden, wie Uruha in so einem Haus leben konnte. Zwar entsprach es dem normalen Durchschnitt japanischer Einzelwohnungen, doch jedes Mitglied von Gazette verdiente genug, um sich in einer besseren Nachbarschaft einzuquartieren. Doch Uruha zog es vor, in der Wohnung zu bleiben, die er auch schon bezogen hatte, als er sie sich in ihrer Indie-Zeit noch mit Reita teilen musste, um die Miete bezahlen zu können. Er meinte stets, dass er sein Geld lieber für andere Sachen ausgeben würde, und bei der offensichtlichen Vielfalt in Uruhas Garderobe und seiner allseits bekannten Sucht nach Computerspielen zweifelte Aoi auch nicht daran. "Wenigstens seine Lampe könnte er mal reparieren", brummte Aoi leise und Kai, der vor ihm lief, drehte sind grinsend um. "Beschwer dich nicht. Es gibt weder einen Portier, der uns gesehen hat, noch Videokameras oder Schlüsselkarten, wie sie in den neueren Gebäuden üblich sind. Und auch wenn du es nicht glaubst, gehört diese Gegend mit zu den sichersten in ganz Tokyo. Hier wird so gut wie nie eingebrochen – nun ja, abgesehen von heute." Aoi hob eine Augenbraue und musterte den Brünetten zweifelnd. So neugierig er auch war und so gerne er herausfinden wollte, ob Uruha der Dieb war, so sehr scheute er sich auch, in die Privatsphäre seiner Bandkollegen einzudringen. Selbst wenn Uruha nicht zu Hause war, würde er sicherlich merken, dass jemand in seiner Wohnung gewesen war, und wenn herauskommen sollte, dass er, Aoi, daran beteiligt gewesen war, dann konnte er sich auch von der letzten Chance verabschieden, bei dem schönen Gitarristen zu landen. Vielleicht hätte er dessen Angebot doch annehmen und ihn im weitesten Sinne ›vergewaltigen‹ sollen, denn je mehr er mit Kai Pläne schmiedete, um Uruha für sich zu gewinnen, umso stärker keimte die unterbewusste Angst davor auf, was geschehen würde, wenn dieser wirklich nicht mehr als ein Phantom war, dem er hinterherjagte, ohne es jemals zu fassen zu bekommen. Was, wenn Sex tatsächlich das Einzige war, was er von Uruha bekommen konnte? Und eines war sicher, die Chance, die er damals in seiner Wohnung gehabt und ausgeschlagen hatte, würde nie wiederkommen. "Wieso hast du eigentlich den Schlüssel zu Uruhas Wohnung?", fragte Aoi, als ihn das Geräusch der sich öffnenden Tür aus seinen Gedankengängen riss. Kai grinste nur und packte den Schlüssel zurück in seine Tasche, bevor er eine einladende Geste machte und die Tür hinter sich und Aoi schloss, nachdem dieser mit gemischten Gefühlen eingetreten war. "Einer muss schließlich dafür sorgen, dass ihr gut nach Hause kommt, anstatt nach einer durchgefeierten Nacht irgendwo in einer Straßenecke zu landen. Es hat schon seinen Grund, dass meine Telefonnummer bei den meisten von euch die erste Nummer auf der Notfallliste ist – und was für eine traurige Zusammenfassung es auch für die Versuche ist, den Grenzwert eurer Alkoholtoleranz zu steigern, es wurde nicht selten davon Gebrauch gemacht. Das solltest du mehr als alle anderen wissen." Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Aois Wangen, als ihm klar wurde, auf welche peinlichen Situationen Kai anspielte. Es war kein Geheimnis, dass er gerne trank, und manchmal verlor er im Getümmel der im hypnotisierenden Schwarzlicht rhythmisch zur Musik zuckenden Körper einfach den Überblick darüber, was er sich zumutete und wann es an der Zeit war, sich vom Alkohol zu verabschieden. Nicht nur einmal war er in seiner Wohnung aufgewacht, ohne sich zu erinnern, wie er dort hingekommen hat. Doch Kai, der der Einzige war, der den Zugangscode zu seiner Haustür kannte, hatte zu Aois Erleichterung stets darüber geschwiegen, was genau geschehen war. "Na dann mal los", meinte er ablenkend, sehr erleichtert über die Tatsache, dass das Zwielicht sein Erröten verborgen hatte, und tapste blind zur der Stelle, wo er den Lichtschalter vermutetet. Ein gleißendes Neongelb ließ ihn die Augen zusammenkneifen, als er ihn schließlich gefunden hatte, und erst nach einigen Sekunden hatte er sich genügend daran gewöhnt, um sich umzublicken. Er kannte Uruhas Wohnung, war schon oft hier gewesen, und je mehr er sie betrachtete, umso stärker wunderte er sich darüber, dass es der andere tatsächlich in einem halbwegs adretten Zustand zu den Bandproben schaffte, anstatt genauso chaotisch auszusehen, wie der Rest seines Lebens zu sein schien. Die Möglichkeiten, die ihm Schränke bieten konnte, schienen Uruha größtenteils unbekannt zu sein, stattdessen stapelten sich an allen Wänden Videospiele, Zeitschriften und zu Aois Erstaunen tatsächlich auch Bücher – alles fein säuberlicher überzogen von einer Schicht an bekritzelten Notenblättern und alten Setlisten, von denen Aoi keinen Schimmer hatte, wofür sie der andere noch brauchen könnte. Hilflos sah er sich um und seufzte schwer, als ihm der Blick ins Wohnzimmer ein ähnliches Bild bot. "Wenn wir hier etwas finden, dann gleicht das einem Wunder", meinte er wenig motiviert und blickte zu Kai, der ebenso begeistert wie er aussah. Scheinbar hatte auch ihr Bandleader nicht geahnt, welche Ausmaße Uruhas Unordnung annehmen konnte, wenn nicht ab und an jemand vorbeikam und nach dem Rechten sah. Und da sich die Band die meiste Zeit entweder bei Kai oder im Gebäude der PS Company traf, war er nicht gezwungen gewesen aufzuräumen. "Wenigstens merkt er nicht, wenn wir hier alles durchwühlen", versuchte er der Situation dennoch etwas Positives abzugewinnen und griff mit spitzen Fingern nach einer leeren Pizzaschachtel, die den Weg zur Küche versperrte. "Ich nehme das Wohnzimmer, du die Küche und das Schlafzimmer. Und versuch alles wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen." "Also alles einfach zurück auf dem Boden schmeißen." Aoi schüttelte den Kopf, bevor er sich schulterzuckend zur Küche wandte und das Licht anmachte. Zum Glück hatten sie die ganze Nacht Zeit, denn als sie Uruha das Haus hatten verlassen sehen, waren seine Haare gestylt, sein Gesicht geschminkt und seine Kleidung modisch auf dem letzten Stand gewesen, was stets ein zuverlässiger Indikator dafür war, dass der Gitarrist mindestens die nächsten 5 Stunden in irgendeinem Club verbringen und wenn überhaupt erst in den frühen Morgenstunden zurückkehren würde. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er vorhatte, jemanden abzuschleppen und dann mit zu sich zu nehmen, schien in Anbetracht der vorherrschenden Zustände äußerst gering. Trotzdem war Aoi nicht sonderlich motiviert, als er den Lichtschalter betätigte und in die kleine Küche trat, in der es zu seiner Erleichterung nicht ganz so sehr danach aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Weder lagen irgendwelche Essensreste herum noch türmte sich Geschirr in der Spüle, aber vielleicht erschien es Uruha einfach zu viel Arbeit, die Pizza erst noch auf einen Teller zu legen, bevor er sie verspeiste. Nur Gott wusste, wie es der andere trotz allem schaffte, so schlank zu bleiben. Ein Poltern aus dem Wohnzimmer, das ihm verriet, dass Kai vermutlich über irgendeinen der Haufen gestolpert war, schreckte Aoi auf und erinnerte ihn daran, dass er langsam mit dem Suchen beginnen sollte. Schnell hatte er die wenigen Küchenschränke abgesucht und die Rückwände nach möglichen Verstecken abgeklopft, doch abgesehen von der Erkenntnis, dass Uruhas guter Geschmack bei Kleidung keinen Einfluss darauf hatte, welches Geschirr er sich kaufte, brachte ihm dies wenig. Auch der Kühlschrank war fast leer, so dass sich Aoi nach wenigen Minuten in das zweite Zimmer aufmachte, das Kai ihm zugewiesen hatte – das Schlafzimmer. Erst jetzt wurde Aoi bewusst, dass er noch nie in Uruhas Schlafzimmer gewesen war. Die kleine Deckenlampe tauchte den Raum in ein gedämpftes, leicht gelbliches Licht, und legte sich warm auf das Bett in der Mitte des Zimmers, das zu Aois Erstaunen relativ klein und scheinbar nur für eine oder zwei sehr schmale Personen konzipiert war. Er hatte eine Spielwiese erwartet, vielleicht sogar, dass der ganze Boden aus einer riesigen Matratze bestand, doch nicht einmal die rote oder schwarze Bettwäsche, von der er sich sicher gewesen war, dass Uruha sie besitzen müsste, war vorhanden. Ein schlichter weißer Bezug spannte sich über die einzelne Bettdecke und das kleine Kissen am Kopfende des Bettes, dessen Matratze einfach an der Wand endete – ohne Gitter oder andere Möglichkeiten, jemanden zu fesseln. Auch sonst wies nichts im Raum darauf hin, was Uruha leidenschaftlich gerne mit seinen Musikerkollegen praktizierte. Keine Haken an der Decke, keine Aufreihung von Spielzeugen im Regal, noch nicht einmal die obligatorische Tube Gleitgel, die selbst auf Aois Nachttisch zu finden war. Zu sagen, er wäre überrascht gewesen, wäre eine haushohe Untertreibung. Hätte Aoi es nicht besser gewusst, hätte er nie im Leben angenommen, dass tatsächlich Uruha hier schlief. Uruha, in dessen Kopf es nicht dreckiger, unanständiger und verdorbener zugehen konnte ... Ein Bild auf dem kleinen Schränkchen am Kopfende des Bettes zog Aois Aufmerksamkeit auf sich, und als er es in die Hand nahm und genauer betrachtete, konnte er sich einen überraschten Laut nicht verkneifen. Vorsichtig strich er mit den Fingern über die Glasscheibe und lächelte leicht, als die Erinnerung in ihm hochkam, wie das Bild entstanden war. Ruki grinste ihn breit aus der Bildmitte an, zwei Strähnen in den rot-schwarzen Haaren zur kleinen Teufelshörnchen in die Höhe gebogen. Neben ihm stand Kai, ebenso breit lächelnd und die rechte Hand zu einem Peace-Zeichen nach vorn gestreckt. Reita hatte die Lippen zu einer Grimasse verzogen, das Kinn in die Höhe gereckt und hielt stolz die Madara CD in der Hand, während er mit der anderen über Kais Kopf Hasenöhrchen machte. Aoi grinste bei dem Gedanken, wie Kai sich darüber aufgeregt hatte und Ruki den ganzen restlichen Nachmittag damit beschäftigt gewesen war, den Bandleader zu überreden, Reita seine Nasenbinde wiederzugeben, die ihm dieser schlichtweg von der Nase geklaut und anschließend verkündet hatte, sie als Geisel festzuhalten, bis er ein ordentliches Foto bekam. An der anderen Seite des Bildes standen Aoi und Uruha, die Augen weit aufgerissen und die Backen aufgeblasen, als wären sie zwei Kugelfische. Im Nachhinein hatte Aoi sich dafür verflucht, dass er sich tatsächlich in solch einer lächerlichen Pose hatte ablichten lassen, aber er konnte nicht leugnen, dass er sich immer wieder gern daran zurückerinnerte, wie viel Spaß sie gehabt hatten, als dieses Bild nach dem Fotoshooting für Nr. 666 entstanden war. Amüsiert musterte er Uruhas Haare, die sich dieser damals hatte versilbern lassen, und erinnerte sich an das Desaster zurück, als sie beim ersten Versuch anstatt silbern grün geworden waren und der Gitarrist sich standhaft geweigert hatte, vor dem nächsten Färbetermin seine Mütze abzunehmen. Uruhas Arm lag lose auf seiner Schulter, zog ihn weiter in die Bildmitte, und Aoi konnte es sich nicht verkneifen, sich zu fragen, ob er damals auch schon so für den anderen empfunden hatte. Sie wirkten wie eine kleine Familie, glücklich über den Erfolg und stolz auf sich selbst, dass sie es so weit gebracht hatten. Aoi hatte beinahe vergessen, dass es dieses Bild überhaupt gab, und es schon seit Jahren nicht mehr angesehenen. Umso mehr erstaunte es ihn, dass es für Uruha eine so große Bedeutung zu haben schien, dass er es sogar einrahmte. Und doch ... die glückliche Zeit von damals schien vorüber zu sein. Nun war alles viel komplizierter, selbst der unbeschwerte Umgang miteinander war nicht mehr in der selben Form möglich. Und als sei dies nicht genug, verdächtigte er Uruha nun auch noch, das Video gestohlen zu haben. Aoi biss sich auf die Unterlippe, als plötzlich Schuldgefühle in ihm aufstiegen, und stellte das Bild zurück an dessen Platz. Mit einem Mal wünschte er sich, dass er das Geheimnis seiner Bandkollegen niemals erfahren hätte. Er würde Uruha weiterhin aus der Ferne beobachten und mit ihm einen trinken gehen können, ohne zu fürchten, angekettet an irgendeiner Wand zu enden, wenn er zu viel Alkohol im Blut hatte, um sich zu wehren. Das Video würde nicht existieren und er müsste nicht mit der Gewissheit leben, dass es vermutlich von einem seiner Freunde entwendet worden war. "Hast du schon was gefunden?", schreckte ihn Kais Stimme aus seinen Gedanken, und Aoi verzog unangenehm berührt das Gesicht, als er spürte, dass er beim Eintreten des anderen zusammengezuckt war. Doch zum Glück schien Kai dies nicht bemerkt zu haben. Langsam schüttelte er den Kopf und betrachtete den Brünetten, der seufzend eine Hand in die Seite stemmte und sich mit der anderen durch die Haare fuhr. "Ich habe auch nichts gefunden. Wenn man in diesem Chaos überhaupt etwas finden kann", fuhr der Drummer fort und ließ seinen Blick über den großen Paravan aus Bambusholz an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers schweifen, hinter dem Uruha seine Kleidung aufbewahrte. "Ich habe selbst seine Videospiele durchsucht, doch entweder er hat es sehr gut versteckt, oder es ist schlichtweg nicht da." Aoi nickte abwesend und verkniff sich den Kommentar, dass er das Schlafzimmer noch überhaupt nicht durchsucht hatte. Es kam ihm immer unwahrscheinlicher vor, dass Uruha das Video hatte. Sein Blick fiel erneut auf das Foto und Kai blies die Backen auf, als er sah, was Aois Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. "Verdammter Reita!", murmelte er verärgert, bevor er näher trat und auf einmal grinsen musste. "Ich hab ihn zweimal um den Block gejagt, als die Bilder gekommen sind. Was denkst du, wie fertig ich danach war! Dabei müsste ich als Drummer die beste Kondition von uns haben." Er blickte zu Aoi und wurde übergangslos ernst, als er dessen abwesenden Gesichtsausdruck sah. "Woran denkst du?", fragte er und strich dem Gitarristen eine schwarze Strähne aus der Stirn. Dieser lächelte wehmütig und schüttelte dann den Kopf, als könne er selbst nicht genau fassen, was er in diesem Moment dachte. "Irgendwie ist es nicht richtig, was wir machen", meinte er und senkte den Blick auf seine Schuhe. "In Uruhas Wohnung einbrechen?" Kais Stimme klang belustigt, doch Aoi wusste, dass der andere dies nur tat, um ihn aufzuheitern. So war er immer, wenn er spürte, dass es jemandem nicht gut ging. Kai schien es nicht ertragen zu können, wenn andere Menschen sich Sorgen machten, und stets versuchte er sie mit seinem entwaffnenden Charme wieder zum Lächeln zu bringen. Auch diesmal konnte Aoi nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel leicht nach oben bogen, doch er schüttelte trotzdem den Kopf. "Nein, ich meine alles. Der ständige Sex miteinander, das macht uns irgendwann noch kaputt. Wir sehen ja, was dabei herauskommt. Es macht nur Probleme, wir verdächtigen einander gegenseitig und spielen uns etwas vor. Damals war alles noch viel einfacher ..." Aoi seufzte tief und ließ sich schwerfällig auf Uruhas Bett fallen und auf den Rücken sinken, bevor er die Augen schloss und die Arme von sich streckte. Einen Moment lang sog er den Geruch der Bettwäsche ein, Uruhas Geruch, und hätte sich am liebsten selbst für diese lächerliche Geste ausgelacht. Er spürte, wie die Matratze nach unten ging, als sich Kai darauf niederließ, und nur Sekunden später glitt die weiche Hand des Drummers beruhigend über seinen Schopf und strich langsam durch seine Haare, über seine Stirn, seine Wange hinab bis auf den Hals, um dann ihren Weg von Neuem zu beginnen. "Es bringt nicht nur Schlechtes", drang die Stimme des Brünetten leise an sein Ohr und Aoi wunderte sich kurz über ihren ungewöhnlichen Tonfall. "Immerhin sind Ruki und Reita ein Paar geworden ... Und ich sorge dafür, dass du bekommst, was du willst ... Du wirst schon sehen, dass alles gut wird ..." Aoi seufzte schwer, doch obwohl er selbst wenig Hoffnung hatte, brachten ihn Kais Worte dazu, ihm zumindest in diesem Augenblick Glauben zu schenken. Die Hand des anderen beruhigte ihn, schickte ein warmes Gefühl durch seinen Körper, und ehe er es sich versah, suchten seine Finger nach Kai, glitten über dessen Arm hinauf zu seinem Oberkörper, auf den schlichten Strickpulli, durch welchen man deutlich die Muskeln spüren konnte, die sich der andere hinter seinem Drumset erarbeitet hatte. Kais Wärme schien auf ihn überzugehen, bahnte sich ihren Weg durch seine Fingersitzen in seinen Körper und legte sich wie ein warmer Schleier um seinen Geist, während die leichten Geräusche seines und Kais Atems alles waren, was Aoi noch hörte. Er spürte, wie sich die Matratze bewegte, als der Drummer sein Gewicht verlagerte und sich über ihn beugte, doch obwohl er ahnte, was dieser vorhatte, hielt er ihn nicht auf. Seine Lippen öffneten sich leicht, während er die Augen weiter geschlossen hielt, nicht wissend, was er wollte, doch ebenso nicht willens, den Augenblick zu zerstören. Und als sich Kais Lippen federleicht auf die seinen legten, glaubte er für einen Moment, das Atmen zu vergessen. Sein Rücken bog sich dem anderen ohne sein Zutun entgegen, während seine andere Hand nach oben griff und sich in Kais Nacken legte, um ihn näher an sich heranzuziehen. Er spürte die Unentschlossenheit in dem Drummer, spürte, wie er nicht wusste, wie er Aois Reaktion einordnen sollte, doch ebenso spürte er, dass sich Kai nicht von ihm lösen wollte. Seine Lippen begannen sich gegen Aois zu bewegen, zuerst vorsichtig, dann mutiger, doch trotzdem schien es Stunden zu dauern, bis er seine Zunge langsam über die Lippen des Gitarristen gleiten ließ und um Einlass bat. Aois Herz raste gegen seinen Brustkorb, als er seinen Mund ein Stück weiter öffnete, gelähmt von den unbekannten Emotionen, die ihn durchströmten. Kais Kuss war langsam, sinnlich, unbekannt und gleichzeitig vertraut, doch auf eine seltsame Art und Weise angsteinflößend. Aoi konnte das Gefühl nicht zuordnen. Er wagte kaum, sich zu bewegen, obwohl ihn die Spannung in seinem Inneren förmlich dazu zwang. Was tat er gerade?! Er küsste Kai! Erneut ... Und wieder war es so plötzlich geschehen, dass er es sich nicht erklären konnte. Doch er wollte es nicht beenden, wollte nicht, dass Kais schmeichelnde Zunge aus seinem Mund wich und die samtigen Lippen verschwanden, die ihm die Luft zum Atmen stahlen. Die Sanftheit des Kusses war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Sie schmeckte süß, gleichzeitig herb, linderte etwas in ihm, das seit Tagen brannte, und ließ ihn vergessen, weswegen er Uruhas Wohnung betreten hatte. Er wollte nichts mehr. Er wollte nur noch Kai. Ein leises Seufzen entwich seiner Kehle, als er den Kuss intensivierte und die Fingernägel in den Rücken des anderen krallte, bevor sich seine Hand hinabschob und auf eine der festen Pobacken legte. Er wollte nicht mehr denken, nur noch spüren ... Was auch immer Kai ihm geben würde, er würde es nehmen. Dessen Hand grub sich in Aois schwarze Strähnen, als er sich plötzlich von ihm löste, doch nur Sekunden später waren seine Lippen wieder auf Aois und drängten ihn hungrig in die Kissen, so dass dieser überrascht nach Luft schnappte. Dies war nicht einmal annähernd wie der Kuss, den sie vor einigen Minuten begonnen hatten. Mit einem Mal waren Kais Hände überall auf seinem Körper, glitten über seine Seiten, zogen ihn an sich, während sich der schwere Leib des Drummers auf ihn lehnte und ihn nach unten drückte. Doch Aoi störte es nicht. Alles ging so schnell, überrumpelte ihn vollkommen. Sein Kopf kippte in den Nacken, als Kais Lippen zu seinem Hals wanderten und sich daran festsaugten, während er mit der einen Hand unter Aois Rücken fuhr und diesen in die Höhe bog. "Aoi ...", flüsterte er leise und dieser erzitterte, als er Kais Stimme hörte, die überhaupt nicht mehr nach ihm klang. Sie war rau, dunkler als sonst und voller Verlangen, wie er sie noch nie gehört hatte. Was auch immer in den letzten Sekunden geschehen war, es schien die Barriere der Selbstbeherrschung des Drummers gebrochen zu haben. Er fühlte, wie sein Shirt nach oben geschoben wurde und ein Schauer rieselte seinen Rücken hinab, als sich Kais Fingernägel in seine nackte Haut gruben, ehe seine Beine mit sanfter Gewalt auseinander gedrückt wurden und Kai sich dazwischen sinken ließ. Aoi glaubte das Bewusstsein zu verlieren, als ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde, doch er wusste, dass es nicht an Kais Gewicht lag, sondern an dem Gefühl, das ihn mit einem Mal zu überrollen schien und jeden Gedanken an Gegenwehr noch vor seiner Entstehung abtötete. Es war wie damals, wie in seiner Wohnung unter der Dusche. Etwas ließ ihn kopflos werden, vergessen, dass er Uruha wollte, und zog ihn zu Kai. Es schien beinahe so, als hätte sich etwas in ihnen in der Woche angestaut, in der sie weg gewesen waren und sich nicht einmal mehr als unbedingt nötig berührt hatten. Und nun brach es ungehemmt heraus, als habe es nur auf einen kleinen Anstoß gewartet. Aoi konnte es nicht fassen, nicht begreifen, doch er wollte es auch gar nicht. Seine Hände wanderten ziellos über den Rücken des anderen, zerrten an dessen Pullover und schoben ihn in die Höhe, während sich seine langen Beine um Kais Hüfte wickelten und ihn an sich zogen. Seine Lippen flogen auseinander, als sich Zähne in seinen Hals senkten, doch nur Sekunden später glitt eine feuchte Zunge über den Biss und ließ ihn aufseufzen, bevor etwas in Aois aussetzte und er Kais Kopf beinahe grob zu sich zog, so dass ihre Zähne kurz zusammenstießen, bevor sich ihre Lippen erneut trafen und sie in einem Kuss versanken, der alles, was sich bis jetzt in Aois Kopf befunden hatte, einfach auslöschte und durch einen Nebel an Emotionen ersetzte, der ihn ganz trunken machte. Sein Körper presste sich an den des Drummers, seine Hände rissen an dessen Pullover, zerrten ihn nach oben, während er bei jeder Berührung erbebte, als sei sein Leib ein ausgehungertes Biest, das sich nach Kontakt verzehrte. Er wagte es nicht, die Augen zu öffnen, wollte den Ausdruck nicht sehen, mit dem Kai ihn musterte. Er wollte ihn nur spüren, seine weichen Lippen, seine feuchte Zunge, die in seinem Mund gegen die seine kämpfte, wollte seine Stimme hören, wie sie seinen Namen stöhnte, bis er nicht mehr denken konnte. Er fühlte, wie Kai sich von ihm löste und ihre Lippen beinahe brutal auseinander riss, doch nur Sekunden später war er wieder auf ihm und drückte ihn in die Matratze von Uruhas Bett. Aoi stöhnte erregt auf, als seine Hände über entblößte Haut glitten, über nackte Schultern hinauf zu Kais Nacken, bevor er ihn erneut zu einem Kuss zu sich zog, die Kleider an seinem Leib dafür verfluchend, dass sie den Kontakt von Haut zu Haut verhinderten. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, bäumt er sich auf und warf sich mit dem anderen herum, so dass er auf seinem Becken saß und ihn nach unten drückte. Beinahe noch im selben Moment zerrte er sich sein Shirt über den Kopf und warf es achtlos zur Seite, bevor er zum ersten Mal seit Minuten die Augen öffnete und Kai direkt anblickte. Der Ausdruck in den beinahe schwarzen Augen verschlug ihm die Sprache und schickte einen heißen Blitz durch seinen Körper direkt zwischen seine Beine. Kais Lider waren beinahe geschlossen, nur durch winzige Spalte konnte Aoi die Iriden erkennen, die im gedämpften Licht gefährlich funkelten, als gehörten sie einem Raubtier, das sich jeden Augenblick auf ihn stürzen könnte. Die delikaten Lippen waren halb geöffnet, glitzerten verführerisch von ihrem Kuss und waren röter als sonst, wie auch Kais Wangen und sein Oberkörper, der sich schwerfällig hob und senkte, als würde er sich mit aller Kraft zügeln, um nicht sofort über Aoi herzufallen und ihn wieder auf den Rücken zu werfen. Doch in seinen Augen züngelte nicht nur das gierige Feuer, das Aoi auch immer stärker in sich aufflammen spürte. Dort war noch etwas anderes, etwas Tieferes, das der andere nur mühsam unterdrücken konnte, bevor er die Augen gänzlich schloss und sich aufbäumte, um nach Aois Lippen zu schnappen, die sich ihm willig darboten. Für einen kurzen Augenblick wurde diesem klar, was sie gerade taten, dass sie sich auf Uruhas Bett in Uruhas Wohnung küssten und halbnackt aneinanderpressten, wo dieser jederzeit wiederkommen könnte, doch dann war der Gedanke auch schon wieder verschwunden, als Kais Hände über seinen entblößten Oberkörper glitten und ihn an sich zogen. Das Gefühl von heißer Haut an der seinen ließ Aoi die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut aufzustöhnen. Der Hunger in ihm schien immer größer zu werden, unterwarf ihn ebenso wie Kais Küsse und ließ ihn nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, sich zu wehren, als sich dessen Hand unter den Bund seiner Hose schob und sich Fingernägel in seine Pobacke krallten. Er keuchte überrascht und errötete unter dem heißen Impuls, den ihm Kais Berührung zwischen die Beine jagte, bevor seine Händen beinahe von selbst zu seinem Hosenstall wanderte und den Gürtel öffneten. Er hob die Augen und sah, wie Kai ihn gefährlich anfunkelte, bevor ihn der Drummer herumwarf und auf den Rücken pinnte. Seine Hände zerrten den Stoff von Aois Hüfte, schoben die Jeans hinab bis zu seinen Kniekehlen, doch um sie ihm gänzlich auszuziehen schien ihm schlichtweg die Geduld zu fehlen. "Ich will dich ...", hauchte er gegen Aois vom Küssen angeschwollenen Lippen und dieser konnte nur nicken, als es in seinem Kopf zu rauschen begann. In seinen Lenden sammelte sich immer mehr Hitze, verdrängte jegliche Hemmung und auch noch den Rest Rationalität, der ihm geblieben war. Kais Hand schob vorsichtig den Bund seiner Shorts nach unten, während sich seine Lippen auf Aois rechte Brustwarze senkten und an ihr saugten, so dass dieser unterdrückt stöhnte, bevor Kai mit einem Mal von ihm zurückzuckte, als habe er sich verbrannt. "Scheiße", fluchte er und sprang auf die Beine, um ihre Kleider vom Boden aufzuraffen und Aoi in die Höhe zu ziehen, der überhaupt nicht begriff, was vor sich ging. In seinem Kopf schien ein Sturm zu toben, wirbelte alles durcheinander und hinterließ nur Chaos, bis ihn mit einem Mal ein lautes Poltern aus dem Flur zusammenzucken und begreifen ließ, was Kai so in Panik versetzt hatte – Uruha war zurück. Und wenn er sie finden würde ... "Beeil dich!", zischte Kai leise an sein Ohr, und erst die schneidenden Worte rissen Aoi aus der Starre, in die er einen Moment gefallen war. Hastig zerrte er seine Hose nach oben und schloss den Reißverschluss, bevor er die Bettdecke glatt strich und sich von Kai hinter den Paravan ziehen ließ, der Uruhas Kleiderständer verdeckte. Mit angehaltenem Atem lauschte er auf die Geräusche im Flur, halb betend, dass er sich nur verhört hatte, bis es ihn wie ein Stromschlag durchzuckte, dass all ihre Bemührungen, sich zu verbergen, sinnlos waren. Sie hatten vergessen, das Licht zu löschen. Sein Kopf zuckte zu Kai herum und ein Blick in dessen Gesicht machte ihm klar, dass sich dieser ihres Fehlers ebenso bewusst war wie er. Und selbst wenn sie das Licht nicht angelassen hätten ... die Wohnungstür hatten sie nach ihrem Betreten nicht wieder abgesperrt. Selbst der dümmste Idiot würde merken, dass jemand in sein Heim eingedrungen war. "Scheiße", hauchte Aoi und erbleichte, als sich die Tür zum Schlafzimmer öffnete, und verkrampfte seine Finger in Kais Arm. Er wollte sich sein Shirt anziehen, doch er war wie gelähmt. Der Paravan versperrte den Blick zur Tür, doch wer außer Uruha konnte es sein? Sie hatten die Zeit vergessen, waren unvorsichtig gewesen. Wer wusste, wie lange sie auf dem Bett gelegen hatten und ... Aoi schluckte trocken, als die Person, die das Schlafzimmer betreten hatte, einen Laut von sich gab, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die aberwitzige Hoffnung, dass es jemand anderes als Uruha sein könnte – ein Einbrecher, ein Hausbewohner, irgendwer ... – zerplatzte wie eine Seifenblase. Es war eindeutig Uruhas Stimme. Und wenn er sie so finden sollte, würde er sie töten. ******* Oh, ohhh~ Das könnte böse werden. Was Uruha wohl sagt, wenn er die beiden "Einbrecher" in seiner Wohnung findet? tbc...... WER MIR EIN KOMMI SCHREIBT BEKOMMT EINE INFO-ENS BEI NEUEN TEILEN!! Kapitel 3: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 3/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht ************* Kapitel 3 Aoi presste die Augen fest zusammen. Er wagte nicht zu atmen, innerlich dafür betend, dass er jeden Augenblick in seinem Bett aufwachen würde und alles nur ein Traum gewesen war, doch er wusste, dass das, was geschah, real war. Kais Hand strich beruhigend über seinen Rücken und als er die Lider schließlich öffnete, sah er an dem entschlossenen Ausdruck im Gesicht des anderen deutlich, was dieser vorhatte. Und obwohl Aoi nicht sagen konnte, dass er davon sehr begeistert war, wusste er, dass es keine andere Möglichkeit gab. Sie mussten sich Uruha stellen, um wenigstens die Chance für eine Erklärung zu erhalten, bevor der Gitarrist zu toben beginnen würde. Lautlos streifte Kai seinen Pullover über und wartete, bis auch Aoi sein Shirt wieder angezogen hatte, bevor er tief durchatmete und einen Schritt zur Seite tat. Doch noch während der Bewegung erstarrte er und runzelte die Stirn, ehe er sich zu Aoi umdrehte und einen Finger auf die Lippen legte. Dieser blickte ihn verwirrt an, bevor er zu lauschen begann. Und das Geräusch, das er vernahm, ließ ihn erstaunt nach Luft schnappen. Uruha summte. Eine Pop-Melodie, irgendein albernes Lied, das Aoi schon einmal im Radio gehört hatte. Doch dies schockierte ihn nicht einmal annähernd so stark wie die Tatsache, dass es Uruha scheinbar überhaupt nicht interessierte, dass sowohl seine Wohnungstür offen war als auch sein Licht brannte, obwohl er sich erinnern müsste, das dem nicht so gewesen war, als er fortging. Ein lautes Poltern ließ Aoi und Kai zusammenzucken, und nur Sekunden später erklangen Uruhas gedämpfte Schmerzenslaute, bevor der Gitarrist mit belegter Stimme auf sein Bett zu schimpfen begann, gegen das er vermutlich gerannt war. Die Worte purzelten zusammenhangslos von seinen Lippen, klangen gedankenlos und schienen den anderen viel Mühe zu kosten, ehe er zu Aois Verwunderung mit einem Mal zu lachen begann und sich auf die Matratze plumpsen ließ. Der Geruch von Tabak und starkem Alkohol lag in der Luft, und zum ersten Mal, seitdem der Gitarrist nach Hause gekommen war, wagte Aoi wieder normal zu atmen. Uruha schien sternhagelvoll zu sein. Wenn er noch nicht einmal bemerkte, dass jemand in seine Wohnung eingedrungen war, konnten sie vielleicht unerkannt an ihm vorbeischlüpfen. Kai schien den selben Gedanken zu haben, denn er winkte Aoi, sich zurückzuhalten, bevor er vorsichtig um die Ecke des Paravans spähte und dann erleichtert nickte. Auf Zehenspitzen tapste er in die Zimmermitte, bedacht, keine lauten Geräusche zu machen, und nach ein paar Sekunden folgte Aoi ihm, wenn auch mit etwas mulmigem Gefühl in der Magengegend. Sein Blick wanderte zum Bett, auf dem Uruha mit geschlossenen Augen lag und augenscheinlich zu schlafen schien. Sein Oberkörper ruhte auf der Matratze, einen Arm hatte er zur Seite ausgestreckt, der andere lag halb über seinem Gesicht und verdeckte seine Augen, während seine Beine über die Bettkante in der Luft baumelten. Er hatte es noch nicht einmal geschafft, seine Schuhe auszuziehen, als er eingetreten war. Selbst seine Jacke hatte er noch an, darunter ein halb geöffnetes Nadelstreifenhemd und eine dunkle, elegante Jeans, die sich so verlockend über seine prallen Oberschenkel und seinen Schritt spannte, dass sich Aoi unbewusst über seine plötzlich unangenehm trockenen Lippen lecken musste. Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, nicht zum Bett zu gehen und seine Fingerspitzen über die vom Alkohol gerötete Haut gleiten zu lassen, über den aufreizend entblößten Hals hinab bis zu der Stelle, wo das Hemd die Sicht auf Uruhas Oberkörper verwehrte, der sich unter seinen ruhigen Atemzügen gleichmäßig hob und senkte. "Komm schon!", zischte Kai leise und Aoi schluckte trocken, bevor er den Kopf schüttelte und sich abwandte, doch auch als er das Zimmer schon verlassen hatte und auf dem Flur stand, ließ ihn der Anblick nicht los. "Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden!", meinte Kai und griff nach Aois Hand, doch dieser stockte und warf einen besorgten Blick zurück ins Schlafzimmer. "Meinst du, es ist gut, ihn in so einem Zustand allein zu lassen?", flüsterte er leise und sah Kai bittend an. "Wenn er noch nicht einmal gemerkt hat, dass seine Tür offen und sein Licht an war, dann hat er sich sicher halb ins Koma gesoffen. Er merkt doch eh nicht, dass wir da sind. Wir sollten ihn zumindest ordentlich ins Bett packen und sehen, ob es ihm gut geht." Kai zog die Stirn in Falten, doch Aoi wusste, dass er mit seinen Worten genau die richtige Taktik gewählt hatte, um Kais Mutterinstinkte zu wecken. Der Brünette seufzte tief und warf einen Blick auf die offene Wohnungstür, die Uruha noch nicht einmal hinter sich geschlossen hatte, bevor er nickte und Aoi deutete, zurück ins Schlafzimmer zu gehen. Er selbst drückte die Tür ins Schloss, griff nach Uruhas Tasche, die einsam auf dem Boden lag, und fischte dessen Handy heraus, um eine Nummer einzutippen und es kurz anwählen zu lassen. "Nur für den Fall, dass er wieder aufwacht und sich fragt, warum wir mitten in der Nacht in seiner Wohnung sind", erläuterte er Aoi und klappte das Telefon zusammen. "Wir erzählen ihm, er hätte mich stockbesoffen von einer Bar aus angerufen und wir wären deshalb besorgt zu ihm gefahren, um nach dem Rechten zu sehen. So zu wie der ist, erinnert er sich morgen eh nicht mehr daran, ob er wirklich mit mir telefoniert hat." Aoi grinste amüsiert und nickte. Kai dachte wirklich an alles. Doch schon wieder war etwas seltsam. Sie hatten mehr als nur ein bisschen miteinander rumgemacht und Aoi war sich nicht sicher, ob er die Notbremse gezogen hätte, wenn Uruha nicht gekommen wäre. Und nun, als habe ihn die Realität wie aus dem Hinterhalt angesprungen, war alles wieder normal und sie verhielten sich, als sei das, was sie noch vor kurzem getan hatten, niemals geschehen. Aoi runzelte die Stirn und blickte unauffällig zu Kai, doch entweder ließ sich dieser nichts anmerken, oder er konnte wirklich so schnell wieder in die Wirklichkeit zurückkehren. Nichts an seinen Bewegungen verriet, dass er Aoi am liebsten aus der Wohnung geschleift und gegen die nächste Straßenwand gepinnt hätte, anstatt sich um ein besoffenes Bandmitglied zu kümmern, das, wenn man es genau betrachtete, seine direkte Konkurrenz war. Vor allem, wenn … Ja, wenn was? Wenn Kai auf ihn stand? Aoi bezweifelte dies stark. Trotz aller Signale, trotz der beinahe animalischen Gier, mit der sie sich aufeinander gestürzt hatten … Trotz der Tatsache, dass er sich selbst immer stärker zu ihm … "Kommst du?" Kai blickte ihn mit fragendem Gesichtsausdruck an und Aoi zuckte kurz zusammen und senkte den Blick, als würde er fürchten, dass Kai seine Gedankengänge lesen könnte, wenn er ihn zu lange anblickte. "Klar", meinte er und flüchtete beinahe in Uruhas Schlafzimmer. Er war vollkommen verwirrt. Das Bild auf dem Nachttisch zog erneut seine Aufmerksamkeit auf sich, und ohne zu wissen warum, klappte er es mit der Vorderseite auf die Tischplatte, bevor er sich zu Uruha wandte und diesen nachdenklich betrachtete. Die braunen Haare, die dieser seit kurzem hatte, fielen ihm trotz Hairsspray wirr ins Gesicht, seine Lippen waren halb geöffnet und entließen bei jedem Atemzug den stechenden Geruch von Alkohol, und der dunkle Lidschatten, mit dem er seine Augen betont hatte, war verschmiert oder abgebröckelt. Doch trotzdem fühlte Aoi, wie sein Herzschlag ein bisschen schneller ging, als er den anderen betrachtete. Und das lag nicht nur an der Tatsache, dass Kais Kuss ihn nicht unbeachtlich erregt hatte. "Wir sollten ihm erstmal die Klamotten ausziehen und ihn ordentlich hinlegen", meinte dieser nun und piekte testend mit dem Zeigefinger in Uruhas Wange, um erleichtert zu nicken, als dieser einen verzerrten Laut von sich gab, sich aber sonst nicht regte. "Nimm du seine Schuhe, ich pelle ihn aus der Jacke. Dann sehen wir weiter", wies er Aoi an, der kurz nickte, bevor er sich daran machte, den anderen Gitarristen von seinen Sachen zu befreien. Es war gar nicht so leicht, wie er gedacht hatte, denn Uruha zu entkleiden, war ähnlich dem Versuch, einen 50 Kilo Sack Mehl in einen Kimono zu verfrachten, und als der andere schließlich nur noch in Unterwäsche vor ihnen lag, stand sowohl Aoi als auch Kai der Schweiß auf der Stirn. "Meine Güte …", keuchte der Drummer und ließ sich neben Uruha aufs Bett sinken. Aoi wischte sich mit einem Zipfel seines Shirts die Nässe vom Gesicht und atmete tief durch, bevor er kurz überlegte, ob er sich in Ermangelung einer weiteren Sitzgelegenheit einen Stuhl aus der Küche holen sollte, sich dann aber doch auf der Bettkante niederließ. Der Anblick, der sich ihm bot, als sein Blick zu den beiden Männer auf dem Bett schweifte, ließ ihn jedoch augenblicklich wünschen, er hätte das Zimmer doch verlassen. "Shit", fluchte er lautlos, als er vergeblich versuchte, seine Augen von Uruhas halbnacktem Körper abzuwenden, dem Körper, nach dem er sich seit Monaten verzehrte. Und daneben Kai, die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet, als würde er alles daran setzen, um Aoi zu verführen. Eine feine Schweißschicht glitzerte auf seinem Gesicht und seinem Hals und verlieh ihm eine ruchlose Schönheit, die Aoi das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Diese beiden Verlockungen so dicht nebeneinander zu sehen, war beinahe mehr, als er ertragen konnte und ließ die Erregung erneut in ihm aufflammen. Vorsichtig hob er die Hand und bewegte sie in Uruhas Richtung, doch noch bevor er ihn erreicht hatte, stockte er und biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Was tat er hier eigentlich? Es war doch sonst nicht seine Sache, innerhalb von Minuten von einem Mann zum anderen zu springen, wie es der Rest seiner Musikerkollegen scheinbar ohne die Spur eines moralischen Zwistes zu tun schien. Doch Aoi war in dieser Beziehung altmodisch. Wenn er jemanden wollte, dann auch nur diesen – mit Haut und Haaren. Warum also war es diesmal nicht so? Warum wollte er Uruha und Kai zur selben Zeit? Aoi seufzte und betrachtete nachdenklich seine noch immer ausgestreckte Hand, bevor er erschrocken zusammenfuhr, als ein Poltern und laute Stimmen auf den Flur ertönten. "Uruha, das nächste Mal, wenn ich einparken soll, sag mir gefälligst, wo die Parkplätze sind, ehe du aus dem Auto springst und ..." Im selben Augenblick, in dem die Schlafzimmertür aufflog, brach die Stimme ab und Aoi starrte mit offnem Mund auf Shou, der mit Saga im Schlepptau um die Ecke geschwankt kam und in dem Moment, in dem er ihn erblickte, in seiner Bewegung erstarrte. Der Blick des Blonden huschte zum Bett, über Uruha und Kai, der erschrocken in die Höhe geschnellt war, zurück zu Aois ausgestreckter Hand, deren Fingerspitzen nur Millimeter von der nackten Haut des Gitarristen entfernt waren – und innerhalb von Sekunden schien er die Situation erfasst zu haben. "Heilige Scheiße, was geht denn hier vor?", japste er und rieb sich mit seiner freien Hand die Augen, als müsse er sich versichern, dass er keine Geister sah. "Wie seid ihr hier reingekommen? Und was habt ihr mit Uruha gemacht?" Saga, der einen Arm um Shous Schulter gelegt hatte und wie eine Klette an ihm hing, lallte etwas Unverständliches, bevor er auf den Boden kippte und sich auf den Rücken rollte, doch Shou beachtete ihn nicht einmal. Sein Blick war starr auf Aoi gerichtet, der ihn mit ebenso großen Augen ansah, den Mund geöffnet, um sich zu verteidigen, aber wie um alles in der Welt sollte er ihre Anwesenheit erklären? "Uruha hat mit dem Handy angerufen und wollte, dass wir zu ihm kommen", sprang Kai ein und schluckte trocken, als er sah, wie Shou skeptisch eine Augenbraue hob. "Hat er wann?", fragte er misstrauisch und blickte zu dem brünetten Gitarristen, der sich im Schlaf zur Seite gedreht hatte und auf seiner Unterlippe kaute. "Wir waren die ganze Zeit zusammen. Ich hätte gemerkt, wenn er dich angerufen hätte. Außerdem, warum sollte er das tun, wenn er doch wusste, dass ich ihn nach Hause bringe?" Seine dunkeln Augen maßen den Drummer argwöhnisch, der ertappt den Blick senkte, während es Aoi flau im Magen wurde. Es hätte sie skeptisch machen sollen, wie es der betrunkene Gitarrist geschafft hatte, sich allein zu seiner Wohnung zu schleppen. Doch wer, verdammt noch mal, hätte auch damit rechnen können, dass er nicht allein zurückkehrte? Sie hätten verschwinden sollen, als sie noch die Gelegenheit gehabt hatten. Jetzt war es zu spät und der entschlossene Zug um Shous Mund machte sehr deutlich klar, dass er nicht vorhatte, ohne eine Antwort zu verschwinden, die ihn zufrieden stellte. "Wird’s bald?", brummte er und stemmte die Hände in die Seiten, doch weder Aoi noch Kai antworteten. Aoi schickte dem Drummer einen fragenden Blick, und als dieser resignierend seufzte und die Schultern hängen ließ, wurde auch ihm klar, dass sie keine Wahl hatten. "Okay", meinte er so und strich sich durch die schwarzen Haare. "Freunde sollte man nicht anlügen. Und da du sowieso nicht locker lässt, werden wir es dir wohl verraten müssen. Kannst du den da", er deutete auf Saga, der sich auf dem Boden zu einer kleinen Kugel zusammengerollt hatte und leise schnarchte, "allein lassen, ohne dass er was anstellt?" Shou runzelte irritiert die Stirn, bevor er den Bassisten vorsichtig mit dem Fuß anstupste und nickte, als sich dieser nicht rührte. "Was soll die ganze Geheimniskrämerei? Bricht bald ein Atomkrieg aus und ihr sollt uns im Auftrag der Regierung retten?" Er grinste, doch als er Aois und Kais besorgten Gesichtsausdruck sah, wurde er übergangslos wieder ernst. Wenn Kai nicht lächelte, war definitiv etwas nicht in Ordnung. "Es ist doch nicht irgendwas Schlimmes passiert, oder?", fragte er alarmiert und blickte Aoi, der sich wortlos erhob und ihm nur winkte, ihm in die Küche zu folgen, verstört an. "Komm einfach mit, dann wirst du es erfahren", antwortete Kai anstelle des Gitarristen und warf einen letzten Blick auf die beiden schlafenden Männer, erleichtert aufatmend, als er feststellt, dass sich von diesen wohl keiner so schnell wieder regen würde, und folgte dem Schwarzhaarigen. Shou blickte ihm verwundert nach, doch dann zuckte er mit den Schultern und verließ das Zimmer. Der Abend wurde immer seltsamer. ~*~ "Also ist jemand in Kagrras Proberaum eingebrochen, von dem eigentlich niemand wissen sollte, dass darin das Archiv ist, hat den Schrank aufgebrochen, und die DVD gestohlen, von der eigentlich niemand wissen konnte, dass sie da ist und was sich auf ihr befindet, und hat sich damit aus dem Staub gemacht, ohne dass ihn jemand gesehen hat? Und ihr glaubt jetzt, dass Uruha sie gestohlen und in seiner Wohnung versteckt hat, weswegen ihr mitten in der Nacht bei ihm einbrecht, alles durchwühlt und ihn anschließend auch noch auszieht, weil er sie eventuell am Körper tragen könnte?" Shou blinzelte und in seiner Stimme hatte der Argwohn über das, was Aoi und Kai ihm offenbart hatten, deutlich mitgeschwungen. "Muss ich eure bizarre Logik verstehen?" Er griff nach einer Flasche Bier, die Kai ihm gereicht hatte, und nippte an dem Getränk, bevor er es wieder hinstellte und die anderen durchdringend musterte. Shou und Aoi saßen auf den zwei Barhockern neben der kleinen Kochecke, die aus Ermangelung von mehr Platz die Funktion eines Tisches einnahm, während Kai an der Tür lehnte, ein Glas Wasser in der Hand, um seine trockene Kehle zu benetzen. Er hatte dem Großteil von Aois Erzählungen nur gelauscht, doch obwohl er in der Videoaufzeichnung nur Statist gewesen war, wirkte er ebenso mitgenommen, als würde ihn die Sache direkt betreffen. "Ich sehe, du hast es verstanden", antwortete er auf Shous Frage, der ihn perplex anblinzelte, bevor er einen tiefen Schluck Bier nahm. "Das muss ich jetzt erstmal verdauen", murmelte er leise, betrachtete die Flache nachdenklich, bevor er sie in einem Zug hinunterkippte. "Abgesehen davon, dass wir Uruha nur ausgezogen haben, weil wir ihn aus reiner Nächstenliebe ins Bett packen wollten", warf Aoi korrigierend ein und strich sich nervös eine Strähne aus dem Gesicht, als ihm seine gar nicht so auf Nächstenliebe gerichteten Gedanken wieder einfielen, die er gehabt hatte, als er Kai und Uruha auf dem Bett hatte liegen sehen. "Und wir haben auch nicht wirklich gedacht, dass er das Video hat. Aber wir brauchten Hilfe beim Suchen ..." "... und deshalb hielten wir es für das Klügste, ihn vorher als Verdächtigen auszuschließen", beendete Kai seinen Satz und seufzte tief, als ihm klar wurde, wie widersinnig diese Erklärung auf Shou wirken musste. Dem blonden alice nine Sänger konnte man schwer etwas vormachen – leider. Auch jetzt verriet sein Blick deutlich, was er von der ganzen Sache hielt, doch sowohl zu Kais als auch zu Aois Erstaunen nickte er schließlich. "Verständlich", meinte er und zog die Stirn nachdenklich in Falten. "Nicht unbedingt logisch, aber verständlich. Immerhin wäre es durchaus möglich gewesen, dass Uruha das Video entwendet hat, so viel ich darüber sagen kann. – Wollt ihr meine Wohnung auch noch durchsuchen, oder kann ich euch gleich helfen?" Er grinste, als er die überraschten Gesichter der beiden anderen sah, und wippte amüsiert mit den Augenbrauen, bevor er sich zurücklehnte und die Beine übereinander schlug. "Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass ich mich raushalte und euch das allein durchstehen lasse?", grinste er breit und angelte mit den Fingerspitzen nach einer weiteren Flasche Bier. "Als erstes müssen wir einen genauen Plan machen. Auflisten, wer Zugang zu Kagrra’s Proberaum hatte und in der kritischen Zeit in der Nähe war, dann ordnen wir nach Motiv, suchen nach Zeugen und kontrollieren besser, ob derjenige, dessen Wohnung wir gerade durchsuchen, nicht zufällig wieder nach Hause kommt, während wir noch da sind." Er lachte, als Aoi und Kai betreten die Köpfe senkte, und klopfte dem Gitarristen, der ihm am nächsten saß, aufmunternd auf die Schulter. "Was würdet ihr nur ohne mich machen?", scherzte er und nahm einen weiteren Schluck Bier, bevor er zu Kai aufsah, der sich von der Tür gelöst hatte und ihm dankbar die Hand hinstreckte. "Dafür hast du was gut", sagte er mit ernster Stimme, doch die Erleichterung über die unerwartete Hilfe war ihm deutlich anzusehen. "No Prob!" Shou nickte und schlug ein. "Meine Entlohnung für diese noble Geste ist auch ganz bescheiden." Er grinste, als er den alarmierten Ausdruck in den Gesichtern der beiden anderen sah, und konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen, bevor er ihnen spitzbübisch zuzwinkerte. "Ab jetzt werde ich kein Wort des Spottes mehr von euch hören, wenn ich meine Crime-Serien gucke, anstatt mit den anderen zu irgendwelchen Partys zu gehen – und ihr werdet dem offiziellen CSI-Fanclub beitreten!" Aoi blies gespielt empört die Backen auf und wollte etwas erwidern, als ein lautes Poltern und ein unterdrückter Schmerzensschrei aus dem Schlafzimmer ertönte, der die drei Männer beunruhigt aufschrecken ließ. "Das war Saga", meinte Kai mit geweiteten Augen, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und aus dem Raum stürzte, Aoi und Shou dicht auf seinen Fersen. Das Bild, das sich ihm bot, als er Uruhas Zimmer betrat, ließ ihn fast die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen. Auch Aoi, der nach ihm hastig über die Türschwelle stolperte, schnappte nach Luft und riss die Augen auf, während Shou laut losprustete und sich den Bauch haltend auf den Boden plumpste. "Oh mein Gott", flüsterte Kai beinahe tonlos und starrte auf das ungewöhnliche Bild, das sich ihnen bot. Saga, der scheinbar in der Zeit, in der sie in der Küche diskutiert hatten, aus seinem Alkoholkoma erwacht war, lag wie ein Krebs auf dem Rücken und ruderte hilflos mit den Armen, während er gleichzeitig versuchte, sich aus seinem T-Shirt zu befreien, das er schon halb über den Kopf gezogen hatte, scheinbar aber durch den Alkohol nicht in der Lage, seine Gliedmaßen vernünftig zu koordinieren. Seine langen Beine traten nach allen Seiten aus, so dass Aoi und Kai zurückspringen mussten, um nicht von einem Paar cremefarbener Designerschuhe getroffen zu werden, denn der Bassist sah nicht so aus, als würde er sich daran stören, wen er in seinen hoffnungslosen Versuchen, sich aus seiner Kleidung zu befreien, verletzte. Seine Hose schlabberte geöffnet zwischen seinen Kniekehlen und hinderte ihn daran, sich aufzurichten, und Aoi verdrehte die Augen, als er den schwarz-gelb gestreiften Tigertanga erblickte, den der andere darunter trug. Sagas Unterwäsche war ein Thema, das beinahe jeden von ihnen zu verzweifelten Gebeten an alle Modegötter gebracht hatte, doch abgesehen davon, dass sie es geschafft hatten, den Brünetten zu der Einsicht zu bringen, dass Schlüpfer trotz ihrer nach Sagas Meinung ›vorteilhaften Passform‹ nicht sehr schmeichelnd für seine Kehrseite und eher ein Abturner im Bett waren, hatten sie nichts erreicht. Ruki hatte es letztendlich mit den Worten »Der ist Mitglied von alice nine, dem würden sich die Fangirls sogar an den Hals schmeißen, wenn er weiße Feinrippslips mit Rechtseingriff tragen würde« abgetan, es sich aber nicht nehmen lassen zu erwähnen, dass sein Freund einen wesentlich besseren Modegeschmack hatte, was Unterwäsche betraf. Der Kommentar des brünetten Bassisten, dass man dabei aber nicht die Dessous bewerten dürfte, die Reita auf der Nase trug, hatte er gekonnt ignoriert, doch Sagas Schmerzensschrei, als er zwei Stunden später seine gesamte Schuhsammlung mit verknoteten Schnürsenkeln vorgefunden hatte, hatte für sich gesprochen. Dies war einer der Tage gewesen, an dem Aoi fest der Meinung gewesen war, dass die PSC in Wahrheit ein Kindergarten oder eine öffentliche Einrichtung zur Verhaltensanalyse sei – da sollten sie noch einmal wagen, zu behaupten, er wäre das Kind! Selbst hundert goldene Kimonos kamen nicht an solche Grundschulstreiche heran! "Sollten wir ihm nicht helfen?", riss ihn Kais Stimme aus seinen Gedanken, doch Aoi schüttelte nur den Kopf und setzte sich neben Shou auf den Fußboden, der das Geschehen sichtlich amüsiert betrachtete. "Du hast nicht zufällig deine Kamera dabei?", wollte der blonde Sänger wissen und zog eine Schnute, als Kai den Kopf schüttelte. "Schade ...", brummte er leise und Aoi nickte bekräftigend, während er weiter Sagas zum Scheitern verurteilte Versuche, sich aus seinen Klamotten zu befreien, beobachtete. Schließlich war es Kai, der sich erbarmte und den Bassisten schlichtweg am Kragen packte und in die Höhe zerrte, bevor er ihm das Shirt über den Kopf zog, so dass der andere mit hochrotem Kopf und verstrubbelten Haaren nach Luft schnappen konnte. "Ihr Säcke!", schimpfte Saga mit belegter Stimme und schnappte mit der Hand nach Kais Oberarm, als sich die Welt vor seinen Augen zu drehen und er zu wanken begann. "Mir einfach nicht zu helfen ... Wenn ich euch in die Finger kriege, dann ..." Er holte mit der freien Hand aus und boxte ziellos in die Luft, doch die Hose, die noch immer um seine Knie schlackerte, ließ seine Drohung eher lächerlich als tatsächlich gefährlich wirken, so dass Shou ein weiteres Mal in lautes Gelächter ausbrach, bevor er seinen Bandkollegen abschätzend musterte. Dieser biss sich gekränkt auf die Unterlippe und warf einen drohenden Blick in die Richtung, in der er Shou vermutete, bevor er sich schwungvoll umdrehte und auf das Bett zuschwankte, auf dem Uruha lag und friedlich, jedoch ziemlich geräuschvoll, schlief. Aoi schickte Kai einen fragenden Blick, doch dieser wirkte genauso verwirrt wie er, ehe er sich umwandte und Saga beobachtete, dessen Hände ungeschickt über Uruhas Oberschenkel patschten, bis sie den Bund seiner Shorts gefunden hatten und daran zu rupfen begannen. Spätestens in diesem Augenblick verlor Shou auch noch die restliche Beherrschung, die ihm geblieben war, und konnte sich nur mühsam davon abhalten, vor Lachen auf dem Boden zu kollabieren, während Aoi und Kai vor Schrecken die Münder aufrissen. Ohne einen Moment nachzudenken, sprang Aoi auf und zerrte Saga in die Höhe, der augenblicklich zu murren zu und zappeln begann. "Lass mich los ... Aoi!", murrte er und kniff die Augen zusammen, um seinen Blick zu fokussieren, bevor er dem Schwarzhaarigen einen erstaunlich präzisen Kick gegen das Schienbein verpasste, so dass er unterdrückt aufschrie und ihn losließ. Sogleich war Saga wieder über Uruha, zerrte an seinen Shorts und hatte sie schon bis zu den Kniekehlen heruntergezogen, als Aoi ihn erneut packte und von dem anderen wegzog. "Hast du sie noch alle?", schimpfte er, für seinen Geschmack ein bisschen zu sehr aufgeregt, doch es fiel ihm erstaunlich schwer, sich zu zügeln. "Was denkst du eigentlich, was du da gerade machst?" Saga blickte ihn an, als würde er die Welt nicht mehr verstehen, bevor er sich aus seinem Griff zu befreien versuchte, um zurück zu Uruha zu kommen. "Der ist doch eh schon halbnackt – und außerdem weggetreten! Die Gelegenheit kommt nicht so schnell wieder", verteidigte er sich lallend und ging mit einem überraschten Aufschrei zu Boden, als Aoi auf eines seiner losen Hosenbeine trat und nur Sekunden nach ihm ebenfalls Bekanntschaft mit Uruhas hartem Laminatfußboden machte. Er konnte nicht fassen, was hier gerade geschah. Wie schlimm hatte der Alkohol Saga zugesetzt, dass diese hirnrissige Idee in seinem Kopf gewachsen war?! Und warum zu Teufel war er der Einzige, der sich daran zu stören schien? "Könnte ich vielleicht etwas Hilfe bekommen?", rief er verärgert und hielt den zappelnden Mann in Ermangelung anderer Kleidungsstücke am Gürtel fest, den er in Höhe dessen Unterschenkel zusammenzurrte. Kai trat einen Schritt vor, doch Shou zog ihn sofort wieder zurück und schüttelte den Kopf. "Lass nur, das ist amüsant", grinste er und warf Aoi, der empört die Backen aufblies, einen entschuldigenden Blick zu. "Außerdem ist der doch zu eh nichts mehr zu gebrauchen. Ab einer gewissen Menge Alkohol läuft nichts mehr in der Hose, da kann die Gelegenheit noch so gut sein. Lass ihn einfach ein bisschen spielen, in zwei Minuten pennt er eh wieder!" Aoi starrte ihm mit fassungslosem Ausdruck an, doch es war Saga, der zuerst etwas erwiderte. Seine Augenbrauen waren zornig zusammengezogen und um seinen Mund lag ein entschlossener Zug, den er nur in dieser Form zeigte, wenn er so dicht war, dass er nicht mehr mitbekam, was er eigentlich tat. "Unterstellst du mir, ich würde ihn nicht hochbekommen?!", fauchte er angriffslustig und packte kurzerhand Aois Arm, um dessen Hand in seinen Schritt zu drücken, so dass der Gitarrist hochrot anlief. "Hast du sie noch alle?", fuhr er Saga an und sprang auf, um ihn von sich wegzustoßen und aufs Bett zu werfen, so dass der andere ihn überrascht anstarrte. Aoi fühlte, wie das Blut in seinen Kopf stieg und seine Hände zitterten, als er sich die zerstrubbelten Haare aus dem Gesicht strich. Sein Blick huschte zu Kai, doch dieser schien die Situation eher als belustigend zu empfinden, als sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Aoi wusste nicht, warum, aber die Reaktion des anderen versetzte ihm einen Stich, so dass er Uruha und Saga für eine Sekunde vollkommen vergaß. Erst, als er das Murren des Bassisten vernahm, der sich den brummenden Schädel hielt, wurde er wieder auf die beiden auf dem Bett aufmerksam. Uruha schien von dem, was um ihn herum geschehen war, nichts mitbekommen zu haben, denn er schnarchte noch immer ebenso gelassen vor sich hin wie am Anfang, und Saga, dem der plötzliche Schubs nicht gut getan zu haben schien, brummte lediglich ein bisschen, schien den Versuch, dem anderen im Schlaf seine Jungfräulichkeit zu rauben, jedoch aufgegeben zu haben. Aoi brauchte einen Moment, bis er sich wieder beruhigt hatte, doch er konnte Saga keinen wirklichen Vorwurf machen. Er wollte gar nicht wissen, wie er sich verhielt, wenn er zu betrunken war, um sich am nächsten Morgen daran zu erinnern, was er getan hatte. Die belustigten Blick der anderen am Tag nach solch einem Ereignis hatten ihm stets gereicht, auch wenn die daraufhin beschlossenen Vorsätze, sich beim nächsten Mal zurückzuhalten, spätestens dann vergessen gewesen waren, wenn die Band zusammen ausging. "Ich hasse es, wenn ich der einzige Erwachsene in einem Raum bin", brummte er leise vor sich hin und zog Uruha die Shorts wieder nach oben, bemüht darum, dessen Körpermitte nicht allzu ausführlich zu mustern. Trotzdem musste er grinsen, als er die kurzen Haarstoppeln auf dem linken Oberschenkel des anderen Gitarristen bemerkte und sich daran erinnerte, was für ein Gezeter es gegeben hatte, als Uruha beim Anblick des ursprünglich geplanten Hyena Outfits klar geworden war, dass die schöne Zeit der langen Hosen in PV’s ein Ende hatte und er sich wieder rasieren musste. Er hatte zwei ganze Stunden im Büro der Managerin zugebracht, bis er sie mit der Drohung, lieber in Saga Unterwäsche auf die Bühne zu gehen als so, soweit gebracht hatte, eine Änderung des Schnittmusters anzuordnen. Der Kompromiss, auf den sich die beiden geeinigt hatten, war offensichtlich. Nun musste Uruha zwar nicht beide Oberschenkel rasieren, doch dass es bei einem beinahe noch lächerlicher aussah, war ihm zu spät eingefallen. "Können wir den nicht so lassen?", meinte Shou, als Aoi auch Saga die Hose wieder hochziehen wollte, und zu dessen Verwunderung sprang Kai sofort auf seinen Vorschlag an. "Oh ja", erwiderte er begeistert und grinste Shou breit an. "Das Gesicht, das sie beim Aufwachen machen, würde ich zu gerne sehen!" Der Sänger nickte enthusiastisch, während man beinahe sehen konnte, wie es in seinem Kopf zu rattern begann. Die anderthalb Bier, die er in der Küche getrunken hatte, schienen doch ihre Spuren hinterlassen zu haben. "Uruha ziehen wir auch wieder aus und legen sie nebeneinander", führte er Kais Idee mit funkelnden Augen fort. "Dann platzieren wir noch eine leere Kondomhülle und Gleitgel auf dem Nachttisch und lassen sie die nächsten Tage rätseln, wer denn nun wen flachgelegt hat. Am besten wir holen deine Kamera und filmen heimlich, wie sie am nächsten Morgen versuchen, ihr Ego zu retten!" Aoi hob eine Augenbraue und betrachtete die beiden anderen, als würde er überlegen, ob es nicht angemessen wäre, die Beruhigungstabletten, die Kai einmal angeschafft hatte, um hysterische Bandmitglieder vor Konzerten auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, einzusetzen. "Ihr seid gaga", meinte er trocken, zog dann Saga aber trotzdem die Hose aus und legte ihn so aufs Bett, dass er nicht bei der nächsten Gelegenheit wieder herunterfallen konnte. Die Matratze war gerade groß genug, dass die beiden Männer auf ihr liegen konnte, aber trotzdem kamen sie sich für Aois Geschmack ein bisschen zu nah. Er wusste selbst, dass es überflüssig war, sich Sorgen zu machen, dass zwischen ihnen etwas passierte, denn beide waren so sternhagelvoll, dass sie noch nicht einmal bemerken würden, wenn neben ihnen ein Schnellzug durch die Hauswand rasen würde, doch trotzdem war er nicht wirklich zufrieden, als sie sich auch in der dritten Position, in die er sie geschoben hatte, berührten. Schließlich gab er es auf und drehte sich zu Shou und Kai um, deren Gespräche schon vor ein paar Momenten verstummt waren. Der Blonde schien schläfrig zu werden, denn er starrte durch Aoi hindurch, als wäre er Luft, während Kais Blick ebenso gedankenversunken schien, jedoch deutlich stärker auf Aois Hinterteil fokussiert war. Dieser drehte sich schnell weg, um das flaue Gefühl in seiner Magengegend zurückzudrängen, und schnappte sich die Decke, die er zuvor unter Uruha hervorgezogen hatte, um sie über den beiden Schlafenden auszubreiten. Saga blinzelte ihn müde an, hatte sich jedoch während der vergangenen Minuten kein einziges Mal beschwert. Er gähnte ausgiebig, bevor er sich unter der dünnen Decke an Uruha heranschob, einen Arm um dessen Taille schlang und seinen Kopf an dessen Schulter bettete. Aoi betrachtete es mit Argwohn, doch was hätte er machen sollen? "Da offenbaren sich ja tiefe Gefühle", schreckte ihn Shous Stimme aus seinen Gedanken und einen Augenblick wurde seine Kehle unangenehm trocken, bevor er begriff, dass er keinen Grund hatte, sich ertappt zu fühlen, da Shous Kommentar nicht seinen Gefühlen für Uruha, sondern den beiden aneinander geschmiegten Männern gegolten hatte. Und auch wenn Aoi es auch nicht wahrhaben wollte, sie sahen gut nebeneinander aus. Sie wirkten wie ein verruchtes Bild aus einem Porno-Magazin, das Aoi früher immer unter seiner Matratze versteckt hatte. Sahneweiße glatte Haut, volle Lippen und anmutige, beinahe feminine Gesichter, leicht verstrubbelte Haare, Sagas ein wenig heller als Uruhas ... Locker nebeneinander liegend und erschöpft, als hätten sie die letzten Stunden so einige Dinge getan, die Aoi sich lieber nicht bildlich vorstellen wollte. Sogar von der Größe und der Statur passten sie besser zusammen als Uruha und Aoi, ganz zu schweigen von ihrer Einstellung zu Sex. Aoi seufzte, als ihm klar wurde, dass der einzige Grund, warum die beiden nicht schon lange übereinander hergefallen waren, wohl der war, dass sie viel zu sehr darauf bestanden, der dominierende Part zu sein – und das schloss selbst den Gedanken daran aus, sein Hinterteil einem anderen zu opfern. Doch immerhin hatte sich Uruha ihm angeboten – ihm, nicht Saga ... Aoi schüttelte den Kopf und rieb sich die müden Augen. Er würde aus dem Verhalten des anderen nicht schlau werden, auch wenn er den Rest der Nacht darüber nachgrübelte. "Gehen wir oder bleiben wir hier?", warf Shou mit einem Mal die Frage auf, über die bis jetzt noch keiner von ihnen nachgedacht hatte. »Die beiden können wir schlecht allein lassen und ich kann eh nicht mehr fahren«, fuhr der Sänger fort und blickte Kai fragend an, der die Stirn in Falten zog. "Wenn wir blieben, müssten wir Uruha erklären, warum wir hier sind", gab er zu bedenken, doch Shou winkte nur ab. "Lass das mal meine Sorge sein. Ich erzähl ihnen einfach, dass ich sie, so besoffen, wie sie waren, nicht allein nach Hause bekommen hab und deshalb euch angerufen haben." Er grinste und Kai lächelte dankbar, doch die Frage, was sie tun sollten, war damit noch nicht geklärt. "Hier gibt es nicht wirklich viel zum pennen." Er blickte sich ratlos um, doch außer des Sofas im Wohnzimmer, das sie schon zuvor gesehen hatten, und der Sessel war keine wirkliche Schlafgelegenheit vorhanden. Und eine Nacht auf dem Boden war keine gute Idee, bedachte man, dass am nächsten Tag zumindest für drei von ihnen das Hyena-Photoshooting anstand. Selbst der beste Maskenbildner konnte nicht helfen, wenn die Augenringe nach einer Nacht auf dem Boden bis zum Kinn hingen. "Okay, was haltet ihr davon, ich bleib hier und pass auf, während ihr nach Hause fahrt", schlug Shou vor und warf einen Blick auf Uruha und Saga. "Die sind so fertig, die merken nichts mehr. Und morgen sorge ich dafür, dass zumindest Uruha auf den Beinen ist, wenn ihr ihn abholen kommt. Der wird schon wach sein, und wenn ich ihm dafür einen Eimer Wasser über den Kopf kippen muss." Kai seufzte erleichtert auf, bevor er Shou auf die Schulter klopfte und ihm zulächelte. "Danke, du bist echt ein Freund", sagte er und wuschelte dem anderen durch die blonden Haare, bevor er sich zu Aoi umdrehte. "Kommst du?", fragte er. "Ich bring dich nach Hause und hol dich morgen wieder ab, bevor wir Uruha einsammeln. Versuch, noch ein bisschen Schlaf zu bekommen." Aoi nickte und wurde sich nach einem Blick auf seine Uhr erst richtig bewusst, wie fortgeschritten die Nacht schon war. Zum Glück war das Shooting erst auf nachmittags angesetzt, so dass er sich vorher noch ein bisschen erholen konnte. "Bis Morgen!", lächelte er Shou zu, als aus der Wohnungstür trat und sich zum Fahrstuhl wandte, doch als Kai, der ihm folgen wollte, auch in den Flur trat, wurde er von Shou zurückgehalten. "Hast du noch ne Sekunde?", flüsterte er mit Seitenblick auf Aoi, der gerade ausgiebig gähnte und bei seinem Handy die Lautstärke wieder einschaltete. Kai blickte ihn irritiert an, dann nickte er und drückte Aoi die Autoschlüssel in die Hand. "Geh schon mal runter und lass den Motor an, ich hab noch was vergessen", sagte er freundlich, so dass der Schwarzhaarige ohne Widerworte nickte und im Halbdunkel des alten Flures in Richtung des Fahrstuhls schlurfte. "Was ist? Was hast du, dass Aoi es nicht hören darf?", fragte er verwirrt, doch auch ein bisschen misstrauisch, als er den nachdenklichen Zug um Shous Mund sah, dessen Blick Aoi folgte, bis sich die Fahrstuhltüren hinter ihm geschlossen hatten, bevor er Kai durchdringend musterte. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der ungewöhnlich für den aufgedrehten Sänger war, der stets zu Scherzen aufgelegt und nur selten wirklich ernst war. Seine langen Finger malten abwesend Kreise auf seiner Schläfe, als würde er angestrengt einem Gedankengang folgen, bis er mit einem Mal die Arme verschränkte und sich mit seinem selbstsicheren Blick an die Wand lehnte. "Du bist gar nicht mit Aoi zusammen, oder?" ** tbc. Im nächsten Teil wieder mehr Uruha! ^^ Kann ich was dafür, dass der keinen Alkohol verträgt? Wie immer: wer mit ein Kommentar schreibt, bekommt eine Info-ENS bei neuen Teilen ^^ Kapitel 4: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 4/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht **************** Kapitel 4 Eine unangenehme Wärme lag in der Luft, als Uruha am nächsten Morgen mühsam die Augen zu öffnen versuchte. Vage erinnerte er sich daran, dass er die Heizung angestellt hatte, bevor er am Vorabend aus dem Haus gegangen war, mit der festen Absicht, sie herabzudrehen, wenn er später zurückkehren würde. Er musste es schlichtweg vergessen haben und nun klebte die dicke Winterbettdecke unangenehm warm an seinem nackten Oberkörper, der ebenso wie sein Gesicht von einer feinen Schweißschicht überzogen war. Uruha brummte leise, als leichte Übelkeit in ihm hochstieg und das dumpfe Pochen in seinem Kopf erwachte, das er immer spürte, wenn er es mit dem Alkohol übertrieben hatte. Er trank nicht regelmäßig – abgesehen von dem kleinen Schluck Sake vor Auftritten, um sich locker zu machen – aber wenn, dann passierte es schnell, dass er den Überblick über das, was er trank, verlor. Auch letzte Nacht hatte er es schnell aufgegeben, auf seine selbst gesetzte Höchstgrenze zu achten und selbst Shous gut gemeinten Warnungen waren ungehört an ihm vorübergegangen. Shou ... Er musste es wohl gewesen sein, der ihn nach Hause gebracht hatte. Uruha war selbst erstaunt, wie gut sein Gehirn nach solch einer durchzechten Nacht noch zu funktionieren schien, aber wahrscheinlich hatte er dies der unerklärlichen Fähigkeit zu verdanken, welche es ihm möglich machte, mehr zu vertragen als der Rest der Band. Nun, vielleicht nicht mehr als Ruki, aber mehr als Reita auf jeden Fall. Die beiden gaben stets damit an, dass es niemand mit ihnen aufnehmen könne, doch während Ruki selbst nach einer beachtlichen Menge hochprozentigem Trinkgenusses noch aufrecht stehen und sich beinahe voll verständlich artikulieren konnte, war Reita schon nach drei Gläsern Wodka nur noch begrenzt zu gebrauchen. Trotzdem konnte ihn niemand davon abhalten, es immer wieder zu versuchen. Kai hatte die beiden Blonden schon vor Wochen ermahnt, sich wenigstens an ihren Terminplan zu halten, so dass sie voll auf der Höhe waren, wenn es zur kritischen Phase der Magazinshootings ging, bei denen sie aussehen mussten wie aus dem Ei gepellt und nicht ... "Fuck!" Uruhas Oberkörper schoss in die Höhe, als ihm klar wurde, welcher Tag heute war. Einen Moment schien sich das Zimmer zu drehen, so dass er ungeschickt nach dem Bettpfosten griff, um sich daran festzuhalten, doch die Wirklichkeit pendelte sich schneller wieder ein, als er erwartet hatte. Hastig schoss sein Kopf zu seinem Nachttisch und er seufzte erleichtert auf, als ihm die Neonziffern auf seinem Digitalwecker verrieten, dass er noch fast den halben Tag Zeit hatte, bis er am PSC Hauptgebäude sein musste. Trotzdem war die rasche Bewegung alles andere als gut gewesen. "Aua ...", jammerte er wehleidig, als der Schmerz in seinem Kopf anschwoll. Auch seine Augen brannten nach der kurzen Anstrengung, so dass sie schnell wieder zukniff. Es gab definitiv einen Grund, warum man Kontaktlinsen vor dem Schlafengehen herausnehmen sollte. Er konnte nur hoffen, dass seine Augen nicht zu sehr gerötet waren, wenn er am Nachmittag für sicherlich mehr als vier Stunden in die Kameralinse blicken musste. Am liebsten würde er wieder einschlafen und den ganzen Tag im Bett herumlümmeln, doch irgendwann musste er aufstehen und sich fertig machen, sonst würde ihn nicht nur Kai töten, der schon seit langem davon überzeugt war, dass Uruhas Alkoholexzesse nicht mehr in den Bereich des normalen sozialen Trinkens gehörten, das sie alle mehr oder minder praktizierten. Doch zumindest war er in seinem eigenen Bett aufgewacht – ein eindeutiger Fortschritt zur letzten Party – was wohl hauptsächlich Shous Verdienst war, den er nach einer halbstündigen Argumentation davon überzeugt hatte, dass es ein deutlicher Vorteil war, wenn wenigstens einer von ihnen nüchtern blieb, um das Lenkrad gerade zu halten. Und es war definitiv ein Vorteil gewesen, zu wissen, dass der Sänger aufpasste, denn keine weitere halbe Stunde später hatten Saga und Uruha auch schon sichtlich angeheitert die Tanzfläche unsicher gemacht und sich zur Freude der weiblichen Bevölkerung mehr als nur aufreizend aneinander ... Uruha blinzelte. Wo war Saga überhaupt? Bis jetzt hatte er noch keinen Gedanken an den brünetten Bassisten verschwendet, der sicher genauso viel getrunken hatte wie er. Shou musste ihn wohl nach Hause gefahren haben. Uruha seufzte tief und rieb sich die müden Augen, nur um festzustellen, dass dies keine sehr gute Idee war, als die Kontaktlinsen mit einem Mal noch stärker zu brennen begannen. Er wollte die Beine aus dem Bett schwingen, um sie loszuwerden – und sich den unangenehmen Schweiß vom Körper zu waschen und die Heizung auszudrehen, wenn er schon den Kraftaufwand betrieb, sich zu erheben – doch zu seinem Erstaunen konnte er seine Beine kein Stück bewegen, als wären sie an der Matratze festgewachsen. Verwirrt runzelte er die Stirn und blinzelte, um im nächsten Augenblick erschrocken aufzuschreien, als er den brünetten Haarschopf erblickte, der unter der Decke hervorlugte. Doch noch ehe er die Situation vollständig begriffen hatte, flog die Tür mit Schwung auf und Shou stürzte ins Zimmer, um bei dem Anblick des verstörten Gitarristen kurz zu stutzen, bevor er zu grinsen begann. Saga gab einen unwilligen Laut von sich und strampelte die Decke von sich herunter, bevor er seinen Arm enger um Uruhas Beine schlag und seinen Kopf auf dessen Oberschenkeln bettete, so dass der andere harsch die Luft einsog. "Was ... was ... ", hauchte er fassungslos, als sein Blick auf Sagas Hinterteil fiel, über das sich nur der dünne Streifen des Tigertangas spannte, bevor er erblasste, als er bemerkte, dass auch er nur noch seine Shorts anhatte. Shou grinste von einem Ohr zum anderen und lehnte sich an die Wand neben der Tür, um mit sichtlichem Interesse das Farbspiel auf Uruhas Gesicht zu beobachten, der mit der Situation vollkommen überfordert zu sein schien. Seine Lippen bewegten sich unkoordiniert, jedoch ohne das ein Ton herauskam, und seine Finger krallten sich in die Bettdecke, als würden sie das Material jeden Augenblick zerreißen wollen. "›Was ist passiert?‹, willst du mich fragen", half Shou schließlich aus, nachdem er sich das Schauspiel eine Weile angesehen hatte, bevor er seine Frage selbst beantwortete, als Uruha es noch nicht einmal schaffte zu nicken: "Nun, ihr habt sehr viel getrunken und dann die Menge angeheizt, indem ihr euch ungefähr eine Stunde lang dem öffentlichen Petting hingegeben habt, bevor wir schließlich alle drei – danke übrigens für diesen peinlichen Vorfall – vom Sicherheitsdienst rausgeschmissen worden sind. Nachdem ich euch dann mit Müh und Not von dem hirnrissigen Plan abgehalten habe, die Regenrinne hinaufzuhangeln und über die Toilettenfenster im zweiten Stock wieder einzusteigen, was sicherlich damit geendet hätte, dass sich sowohl meine Band als auch the GazettE ein neues Mitglied hätte suchen müssen, seid ihr schließlich in meinem Auto kollabiert und ich konnte euch in Ruhe zu dir nach Hause fahren. Ich habe euch dann ins Bett gepackt und im Wohnzimmer geschlafen – auch wenn man nicht wirklich von ›Schlafen‹ sprechen kann, wenn man an die Geräusche denkt, die ich noch den Rest der Nacht ertragen musste." Er lachte leise, als ihn Uruha verwirrt anblickte, bis er mit einem Mal erbleichte, als er die Anspielung verstand. "Wir haben ...", begann er mit kratziger Stimme und schluckte trocken, als Shous Grinsen mit einem Mal dreckig wurde und er enthusiastisch nickte. "Laut und deutlich – und mit erstaunlich viel Ausdauer", bestätigte er und deutete auf den Nachttisch, mühsam ein Lachen unterdrückend, als der Gitarrist beim Anblick der aufgerissenen Kondomhülle und der offenen Tube Gleitgel zu zittern begann, ehe er seine Beine vorsichtig unter Saga hervorzog und sich schwankend erhob. "Ganz sicher nicht!", meinte er mit trotzigen Ausdruck, doch obwohl seine Stimme empört geklungen hatte, war ihr deutlich anzuhören, dass er nicht sicher war, inwiefern er seiner eigenen benebelten Erinnerung Glauben schenken sollte, in der die letzte Nacht spätestens ab dem Verlassen des Clubs vollkommen fehlte. Sein Blick zuckte vom Nachttisch zu Saga, als sich dieser auf den Rücken rollte und sich den Bauch kratzte, bevor er ausgiebig gähnte und dann die Augen öffnete. Er zog die Stirn in Falten, als er sowohl Shous als auch Uruhas Blick auf sich gerichtet sah, doch der Restalkohol in seinem Blut schien ihn daran zu hindern, etwas Seltsames in dieser Tatsache zu sehen, ebenso wie er überhaupt nicht zu merken schien, dass er nicht in seinem, sondern in Uruhas Bett lag. "Morgen", brummte er verschlafen und räkelte sich ausgiebig, so dass Uruha betreten den Blick senkte und Shou sich auf die Unterlippe beißen musste, um nicht laut loszuprusten. "Uruha hat vollkommen den heißen Sex vergessen, den ihr letzte Nacht hattet", platzte er schließlich heraus und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, als Saga ebenso schockiert wie der Gitarrist vor einigen Minuten zusammenfuhr, sich mitten in einem herzhaften Gähnen verschluckte und laut zu husten begann. Sein schlanker Körper bebte unter dem heftigen Anfall, der ihn beinahe aus dem Bett fallen ließ, und er brauchte einige Sekunden, bis er sich wieder voll gefangen hatte. "Was heißt hier, ich hatte Sex mit Uruha? Wie kommst du darauf?", rief er aufgebracht, scheinbar noch nicht wieder im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten. "Behaupte bloß nicht, dass dieser Gigolo es doch noch geschafft hat, mich ins ..." Er stockte, als ihm plötzlich ein Gedanke kam, und blickte den erblassten Gitarristen an, der sich deutlich unwohl in seiner Haut fühlte. "So, wir haben also miteinander geschlafen", grinste Saga und lehnte sich mit einem triumphierenden Ausdruck zurück in die Kissen. "Das heißt also, ich habe als Erster seinen süßen Arsch entjungfert und die Wette gewonnen! Ich hoffe, du hattest ebenso viel Spaß wie ich!" Uruha schnappte nach Luft, während sein Gesicht mit einem Mal hochrot anlief und er die Fäuste ballte. Er konnte es nicht glauben! Shou grinste ebenso breit wie Saga und schien das Ganze eher zu genießen, als in irgendeiner Weise hilfreiche Informationen beitragen zu wollen. Die Ratte! "Wer sagt überhaupt, dass du oben warst?" Uruha stemmte empört die Hände in die Seiten. "Genauso gut kann ich dich flachgelegt haben! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich jemand an mich heranlassen würde – da kann ich noch so viel Alkohol getrunken haben!" Saga blies die Backen auf und sprang mit einem Satz aus dem Bett, doch anstatt eine Attacke gegen Uruha zu starten, drehte er sich zu Shou. "Los sag’s ihm!", befahl er aufgeregt und gestikulierte wild mit den Armen in der Luft. "Ich hab ihn gefickt nicht wahr? Du hast es gehört, oder?" "Ja, sag ihm, dass er unten war!" Uruha wischte sich über die brennenden Augen, während er den Schmerz, den seine Kontaktlinsen verursachten, zu ignorieren versuchte – doch noch viel mehr als das störte ihn die Tatsache, dass der Bassist es scheinbar für selbstverständlich hielt, dass er oben gewesen war. Sou wiegte nachdenklich den Kopf hin und her, scheinbar unentschlossen, doch es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr er den Unterhaltungswert des Anblicks der beiden Männer, in deren Augen sich sowohl Entschlossenheit und Zorn, als auch eine immer stärker werdende Panik widerspiegelte, genoss. "Ich weiß nicht genau", antwortete er schließlich und hob gespielt hilflos die Hände. "Bei dem vielen Schreien und Stöhnen kann man das so schwer sagen. Dieses ganze ›mehr‹ und ›tiefer‹ und ›fick mich härter‹ war so verwirrend ... Es hätte jeder sein können, vielleicht sogar beide ..." Seine Mundwinkel zuckten und er biss sich auf die Unterlippe, als Saga und Uruha beinahe synchron schluckten und deutlich blasser um die Nase wurden, bevor sie den jeweils anderen feindselig musterten. "Du weißt doch gar nicht mehr, was passiert ist!", zischte Saga, der sich als Erster wieder gefangen hatte. "Ich jedoch weiß noch sehr genau, wie du die Beine gespreizt und um mehr gebettelt hast! ›Saga, fick mich, oh ja ...‹ Ich erinnere mich ganz genau!" "Das warst wohl eher du!" Der Gitarrist schnaubte und warf dem anderen einen giftigen Blick zu, bevor er sich wieder zu Shou wandte, der die Hand vor den Mund presste und sichtlich um seine Fassung rang. "Nun, man könnte es ganz leicht rausfinden", meinte der Blonde schließlich und lächelte intrigant, als ihn die beiden Männer erwartungsvoll anblickten, ehe er mit dem Finger gegen seinen Po tippte. "Wem es hier weh tut, der hat wohl letzte Nacht einstecken müssen! Der Körper vergisst nicht so schnell wie der Kopf! Und so wie ihr das Bett gegen die Wand geknallt habt, müsste man das eigentlich noch tagelang spüren ..." Uruha blickte ihn mit großen Augen an, dann runzelte er die Stirn und betastete vorsichtig sein Hinterteil, doch auch als er das Becken bewegte und probeweise seinen Schließmuskel zusammenzog, spürte er nichts. Beinahe noch im selben Augenblick rauschte eine Woge der Erleichterung über ihn hinweg, so dass er sich mit einem tiefen Seufzer aufs Bett fallen ließ und die Arme von sich streckte. "Ich spüre absolut nichts!", sagte er mit einem breiten Lächeln und zwinkerte Saga, der ihn misstrauisch anblickte, lasziv zu. "Das heißt wohl, du bist in den Genuss meiner außergewöhnlichen Fähigkeiten als Liebhaber gekommen! Zu schade, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst. Ganze Horden von Menschen würden dich um diese Erfahrung beneiden!" Sagas Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen und eine tiefe Falte grub sich in seine Stirn, ehe er die Hand zur Faust ballte und in der Luft herumwedelte. "Lüg nicht!", fauchte er. "Ich fühle nichts! Also warst du unten und willst bloß nicht zugeben, dass ich der Erste war, der dich geknackt hat! Aber warte nur, ab ich werde es der gesamten PSC erzählen und dann werde ich ..." "Ach ja?" Uruha sprang wütend auf und drängte den Bassisten angriffslustig zurück, so dass dieser gegen die Wand stieß. "Das kommt doch nur daher, dass du dich von Tora schon so oft hast ficken lassen, dass du überhaupt keinen Schmerz mehr spürst! Du stehst doch drauf, also gib es endlich zu!" Saga schnappte fassungslos nach Luft und stieß den anderen von sich weg, bevor er loszeterte: "Hast du sie noch alle? Bist du von gestern noch zu besoffen?" "Nicht besoffener als du, wenn du glaubst, dass ich mich von einem Kerl im Tigertanga vögeln lassen würde!" "Jungs, Jungs ... Ganz ruhig!" Shou hob die Hände und drängte die beiden Streithähne auseinander. "Wir sind doch alle Freunde hier! Meine Güte ..." Er rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, bevor er Saga ein Stück zurückschob und Uruha mit einem strengen Blick davon abhielt, ihnen zu folgen. Der Bassist murrte kurz, als Shou ihn aufs Bett drückte, dann gab er jedoch Ruhe und verschränkte nur mit beleidigter Miene die Arme vor der Brust. Der blonde Sänger atmete tief durch, als er sah, dass die Situation zumindest vorübergehend entschärft war, bevor er seufzte und sich neben Saga auf die Matratze setzte. "Wer konnte denn wissen, dass ihr gleich aufeinander losgeht?!", meinte er vorwurfsvoll hangelte nach der Decke, die im Eifer des Gefechts halb auf dem Boden gelandet war. Uruha schob die Unterlippe vor und wischte sich über die von den alten Kontaktlinsen geröteten Augen. Für ihn war das Thema noch lange nicht beendet. Schon gar nicht, wenn Saga weiterhin auf seinen Standpunkt beharrte. Doch bevor er etwas sagen konnte, flog seine Hose auf ihn zu und erwischte ihn mit einem Hosenbein am Kopf, so dass er Saga, der sich schon wieder von ihm abgewendet hatte und sich sein T-Shirt über den Kopf zog, einen gefährlichen Blick zuwarf. "Zeigt diese frustrierte Geste der Gewalt, dass du eingesehen hast, dass ich im Recht bin?", meinte er mokant und pustete sich eine braune Strähne aus dem Gesicht, doch der Bassist schnaubte bloß abfällig. "Du kannst gerne noch einmal die Beine für mich breit machen", fuhr Uruha unbeirrt fort, plötzlich sehr selbstsicher, und schlüpfte in seine Jeans, ehe er auf dem Boden nach seinen restlichen Kleidungsstücken suchte. "Du bist vielleicht nicht so gut wie Reita oder Aoi, aber durchaus eine interessante Herausforderung!" "Träum weiter, Mädchen!", antwortete Saga spitz, so dass Shou ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn im Notfall zurückhalten zu können. "Okay, es war lustig, aber jetzt ist es vorbei!", meinte er und gab einen genervten Laut von sich. "Ihr hattet keinen Sex! Ihr ward unterhalb der Gürtellinie so tot wie Harajuku, wenn the GazettE ein Konzert in Tokyo geben. Können wir jetzt das Theater sein lassen und uns wieder vertragen?" Er fuhr sich kopfschüttelnd durch die blonden Haare, während Uruha und Saga erstaunt die Münder aufrissen. Uruha war der Erste, der sich wieder soweit gefasst hatte, dass er etwas erwidern konnte, und in seinem Blick stand deutlich der Triumph geschrieben. "Ha, ich wusste doch, dass ich mich niemals von irgendjemandem flachlegen lassen würde!", rief er mit Genugtuung und vergaß vollkommen, auf Shou für seinen geschmacklosen Scherz wütend zu sein. Saga schnaubte nur beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, sichtlich nicht begeistert über die plötzliche Offenbarung, die seinem Angriff auf Uruhas wohlbehüteten Stolz jeglichen Wind aus den Segeln genommen hatte. Mürrisch verzog er die Lippen, bis mit einem Mal die Hinterlist in seinem Blick aufglomm und er sich erhob, um den anderen zuzugehen, der sich überrascht über die plötzliche Strategieänderung zurückdrängen ließ, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Sagas dunkle Augen blitzten ihn herausfordernd an, lockend und betörend, während der Brünette sein Becken gegen Uruhas schob und mit der Hand über dessen Oberkörper strich. "Wir können das Ganze aber gerne noch mal bei vollem Bewusstsein machen", meinte er mit einem anzüglichen Lächeln auf den verführerischen Lippen, bevor er sie so nah an Uruhas heranbewegte, dass sie sich bei jedem Wort flüchtig berührten. "Wir haben die Leute im Club ganz schön heiß gemacht. Sicher, dass du darauf verzichten möchtest, diese Erfahrung zu vertiefen?" Er schnappte sanft nach Uruhas Lippen, während seine Finger um dessen rechte Brustwarze zirkulierten, und langsam bildete sich auf dem Gesicht des anderen ein Grinsen. Es war so typisch von Saga, seine Reize ins Spiel zu bringen, wenn Argumente nichts mehr brachten. Und in jeder anderen Situation hätte er durchaus keine Einwände, mit dem hübschen Bassisten das ein oder andere ›Privatkonzert‹ zu geben, doch jetzt ging es um seine Männlichkeit! Und wenn Uruha etwas in den vielen Jahren gelernt hatte, in denen er konsequent gezwungen worden war, eine Hotpants zu tragen, dann war es, seine Männlichkeit mit Händen und Füßen zu verteidigen. "Gerne doch", erwiderte er mit samtener Stimme und ließ seine Zunge hauchzart über Sagas halb geöffnete Lippen gleiten, bevor er seine Hand in dessen Nacken vergrub und ihn an sich heranzog. Saga keuchte erstaunt auf, als sich volle Lippen auf die seinen pressten und eine feuchte Zunge in seinen Mund eindrang, doch er brauchte nur Sekunden, bis er die Überraschung überwunden und das Positive an der Situation erkannt hatte. Mit einem lasziven Grinsen vertiefte er den Kuss, drückte Uruha mit sanfter Gewalt zurück gegen die Wand, als sich dieser gegen ihn aufbäumen wollte, und kostete mit lustvoll geschlossenen Augen jede Berührung aus, die der andere ihm schenkte, bis er mit einem Mal herumgewirbelt wurde und den harten Putz an seinen nackten Beinen spürte. Uruha funkelte ihn neckisch an und wippte dem den Augenbrauen, bevor er mit seinen Knien Sagas Beine teilte und sich dazwischen schob. Der Bassist atmete geräuschvoll ein, als er spürte, wie sich ein jeansbedeckter Oberschenkel rhythmisch gegen seinen Schritt zu bewegen begann, und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als Uruha ihm so nah kam, dass seine Lippen sein Ohr berührten. "Wir können das gerne wiederholen", flüsterte er mit lockender Stimme, bevor er mit einem Mal zu grinsen begann und Saga in den Hintern kniff, so dass dieser ein äußerst unmännliches Quieken von sich gab und den anderen von sich stieß. Der Gitarrist verschränkte amüsiert die Arme vor der Brust, bevor er mit einem Zwinkern hinzufügte: "Aber nur wenn du unten bist!" Spätestens in diesem Augenblick konnte sich Shou, der bis jetzt mit einer Mischung aus Interesse und morbider Faszination dem seltsamen Wechselspiel der Emotionen gefolgt war, nicht mehr beherrschen und brach in lautes Gelächter aus, während Saga ein langes Gesicht zog, ehe er Uruha leicht in den Bauch boxte und ihn von sich stieß. "Arschloch!", brummte er mürrisch und zog sich seine Hose an, während sich Uruha endlich die Kontaktlinsen aus den Augen fischte und nach seiner randlosen Brille griff, um den anderen dann vergnügt anzugrinsen. "Komm, suchen wir uns lieber einen Dritten zum Spielen, wie wir es immer machen", bot er ihm an und obwohl Saga nur einen verächtlichen Blick aus dunklen Augen für ihn übrig hatte, war schon in diesem Moment klar, dass sie noch vor Ende des Tages bereits die nächsten Partypläne schmieden würden, wie sie es immer nach ihren beinahe schon alltäglichen Streits taten. Shou atmete erleichtert auf, als er sah, dass alles wieder beim Alten war, bevor er in die Hände klatschte und Uruha deutete, sich ins Bad zu begeben. "In ein paar Stunden holen dich Kai und Aoi ab, und bis dahin solltest du dich auf Vordermann gebracht haben", sagte er und griff nach der Bettdecke, um sie auszuschütteln und dann zusammenzulegen. "Das bedeutet Haare waschen, Make-up auftragen und Beine rasieren – also Marsch, Marsch! Wie ich dich kenne, wirst du jede Minute brauchen!" Uruha verzog gekränkt die Lippen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass so ungefähr jedes Mitglied der PSC schon einmal mitbekommen hatte, dass sein Bad seine zweite Heimat war, konnte er dem Argument nicht sonderlich viel entgegenbringen. "Beine rasieren ...", knurrte er mürrisch und schlich mit leidendem Gesicht in Richtung Badezimmer. "Ich sag euch, im nächsten PV trage ich wieder lange Hosen!" Saga grinste von einem Ohr bis zum anderen und auch Shous Mundwinkel bogen sich bei Uruhas letzten Worten in die Höhe. "Dass er sich da mal nicht irrt", murmelte er leise, als der Gitarrist die Tür hinter sich geschlossen hatte, und zwinkerte Saga verschwörerisch zu. "Ob er wohl jemals herausbekommen wird, dass seine lieben Kollegen dafür verantwortlich sind, dass die Hotpants nicht aus seinem Kleiderschrank verschwinden werden, weil sie vor jedem PV den Chefdesigner bestechen? Aber er ist ja selbst Schuld daran – bei so geilen Oberschenkeln! Es wäre eine Schande, sie der Welt vorzuenthalten!" Saga grinste nur und nickte, bevor er Shou frech zuzwinkerte. "Oh ja, das wäre es ... Was würden wir bloß tun, wenn wir darauf verzichten müssten?" ~*~ "Aoi, ein Stückchen weiter nach links! Ja, genauso! Den Kopf etwas schräger und den Blick nicht direkt in die Kamera gerichtet! Sehr gut!" Ein Klicken, noch ein Klicken, unterlegt von belanglosem Pop-Gedudel, das aus dem CD-Rekorder ertönte, der dazu gedacht war, den Protagonisten der Shootings etwas die Zeit zu vertreiben, während sie darauf warteten, dass die anderen Bandmitglieder mit ihren Einzelaufnahmen fertig wurden. Kai ließ sich neben Ruki auf einem der Wartestühle nieder und reichte ihm einen Becher Kaffee, ehe er mit den Fingern an dessen Dreadlock-Palme herumzupfte. "Man sieht das Loch fast gar nicht mehr", meinte er freundlich, doch Ruki schnaubte bloß verärgert und warf Reita, der in einiger Entfernung mit Uruha redete, einen finsteren Blick zu. "Der Stylist hat auch nur zwei Stunden an mir herumgebastelt, bis ich einigermaßen ordentlich aussah", brummte er, bevor er geräuschvoll seinen Kaffee zu schlürfen begann, als er sah, wie die anderen beiden auf sie zukamen. "Aoi posiert, als wäre er ein Pinup", stellte Reita grinsend fest und zog sich einen Stuhl heran, die Augen auf den schlanken Gitarristen gerichtet, der gerade damit beschäftigt war, laszive Blicke in die Kamera zu werfen, während sich seine schwarz lackierten Fingernägel in die blasse Haut seines nach oben gereckten Halses krallten. "Sehr lecker!", stimmte nun auch Ruki zu und grinste Kai an, der ihn mit mahnenden Blicken strafte. "Komm schon, teil ihn mit uns! Du willst ihn doch nicht vollkommen für dich allein haben, oder? Freunde teilen Dinge miteinander, egal was es ist." "Aha!" Kai hob süffisant lächelnd eine Augenbraue. "So wie du deine PS2 mit uns geteilt hast, als sie gerade auf den Markt gekommen ist? Das höchste der Gefühle war, dass du uns unter Aufsicht damit hast spielen lassen, aber wehe wir kamen dem heiligen schwarzen Kasten auch nur einen Meter zu nah!" "Aber ich ›habe‹ euch damit spielen lassen!" Ruki zog beleidigt eine Schnute, bevor er sich nach Unterstützung suchend zu Uruha wandte, der scheinbar gelangweilt das Fotoshooting beobachtete. "Du bist auch dafür, dass Kai Aoi mit uns teilt, nicht wahr? – Hallo? Erde an Uruha?!" Eine Hand wedelte vor der Nase de Gitarristen herum, der ertappt zusammenfuhr, bevor er sich zu den anderen umwandte. Drei Paar große Augen musterten ihn erwartungsvoll, doch er brauchte einen Augenblick, bis er sich vage an die letzten Worte erinnern konnte. "Äh ... ja, genau!", meinte er abwesend und runzelte die Stirn, als Ruki einen genervten Laut von sich gab. "Du hast gar nicht zugehört!", murrte er und richtete seinen Blick auf Aoi, der sich mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht streckte und sich kurz vor dem Fotographen verbeugte, bevor er sich einen Fächer schnappte und auf die anderen zukam. "Reita, du bist der Letzte vor den Gruppenbildern! Und Ruki, du sollst noch mal in die Maske!", wies er die beiden Blonden an und ließ sich auf Reitas Stuhl plumpsen, als dieser zusammen mit Ruki aufstand, wohlig aufseufzend, als Kai ihm den Fächer aus der Hand nahm und ihm kühle Luft zuwedelte. "Wunderbar ...", hauchte er, ließ die Arme nach unten baumeln und schloss erschöpft die Augen. "Es kann sich wohl kein normaler Mensch vorstellen, wie schwer es ist, vor ungefähr hundert Heizstrahlern – auch Scheinwerfer genannt – zu posieren und dabei auch noch sexy und gefährlich auszusehen, wenn man eigentlich damit beschäftigt ist, den Kopf so zu balancieren, dass einem das Make-up nicht vom Gesicht fließt!" "Du siehst immer sexy aus!", grinste Kai und zwinkerte dem Schwarzhaarigen frech zu, bevor sein Blick auf eine Gestalt neben der Tür fiel und er sich erhob. "Ich muss kurz was mit Shou klären", meinte er entschuldigend, bevor er Uruha den Fächer in die Hand drückte und auf den blonden Sänger zulief, um ihn zur Seite zu ziehen und ein paar Worte mit ihm zu wechseln, bevor er mit ernstem Gesicht lauschte, was der andere ihm zu sagen hatte. Aoi, dem die Abwesenheit des Drummers nicht sonderlich behagte, öffnete müde ein Auge und blinzelte Uruha an, bevor er eine angedeutete Handbewegung machte und sich ein Stück zurücklehnte. "Weiterfächeln!", bat er und lächelte leicht, als der angenehme Windhauch nur Sekunden später wieder einsetze. Uruha ließ sich auf einem der Stühle nieder und wedelte mit dem Fächer, während er Aoi abwesend musterte, jedoch ohne ein Wort zu sagen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass dies das erste Mal seit dem Vorfall in Aois Wohnung war, dass sie allein waren, ohne eines der anderen Bandmitglieder – und vor allem ohne Kai, der bis jetzt so gut wie nie von Aois Seite gewichen war. Es war seltsam, eine unangenehme Stille, als hätten sie sich nichts mehr zu sagen, wobei sie früher bei jeder Gelegenheit über irgendwelche für Außenstehende mehr oder weniger interessanten Belanglosigkeiten philosophieren und dabei selbst die Zeit vollkommen vergessen konnten. Nachdenklich ließ Uruha seinen Blick über die blasse Haut des anderen gleiten, über die schwarz umrandeten Augen, die akkurat in Form gebürsteten Augenbrauen und die von Gloss schimmernden, anmutig geschwungenen Lippen, in die sich die winzige Narbe von Aois früherem Piercing eingrub, nur für einen Betrachter erkennbar, der wusste, dass es sich einst dort befunden hatte. Schweiß glitzerte auf dem hellen Make-up und den Spitzen der in Form gestylten schwarzen Haare, und mit einem Mal kam sich Uruha unheimlich lächerlich vor, dass er Aoi nur betrachtete, anstatt sich wie ein normaler Mensch mit einem seiner engsten Freunde zu unterhalten. "Können wir wieder miteinander reden?", fragte er schließlich in die Stille und griff erschrocken nach einer Wasserflasche, als er merkte, wie trocken seine Kehle geworden war. Aoi öffnete die Augen und blickte ihn ein wenig erstaunt an, bevor er zu lächeln begann. "Klar", antwortete er mit weicher Stimme und knuffte dem Brünetten scherzhaft in die Rippen. "Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht nachtragend bin!" Uruha musterte ihn ungläubig, als hätte er eine vollkommen andere Reaktion erwartet, jedoch nicht die lockere, freundschaftliche Art und Weise, mit der Aoi ihn behandelte. "Sicher?", fragte er skeptisch und runzelte die Stirn, als der andere mit einem Mal breit zu grinsen begann und leise lachte. "Seit wann bist du so schüchtern?" Aoi wippte scherzend mit den Augenbrauen und setzte sich auf, um nach Rukis Kaffee zu greifen, den dieser zurückgelassen hatte. "Okay, ich konnte zwar ungefähr drei Tage nicht ordentlich laufen, aber wenn man es genau betrachtet, hat Saga daran mehr Schuld als du!", fuhr er fort, als würde er über eine Belanglosigkeit reden, während Uruha schuldbewusst den Kopf senkte. "Ich weiß zwar nicht, ob ich in nächster Zeit Schokosoße und Klarsichtfolie auf die selbe unschuldige Weise betrachten kann, wie ich es früher getan habe, aber das Positive für euch ist dabei, dass ich mich aus der Küche fernhalten werde und ihr so von jedem meiner Versuche verschont bleibt, etwas Essbares zu zaubern, was wie Reitas Kochversuche bis jetzt immer nur in einer erhöhten Frequentierung des Badezimmers geendet hat." Er grinste und stupste Uruha leicht an, so dass dieser den Kopf hob und ihn unsicher anblickte. "Sicher?", fragte er ein weiteres Mal, immer noch nicht wirklich von Aois Ausführungen überzeugt, und dieser wurde mit einem Mal ernst, als er die Verlegenheit im Blick des anderen erkannte, eine Emotion, die bei Uruha so selten war, dass man die Gelegenheiten, die dazu geführt hatten, an einer Hand abzählen konnte. Umso mehr bewegte es Aoi, dass der Brünette sich tatsächlich so viele Gedanken um seine Taten machte, dass er selbst jetzt noch nicht begreifen konnte, dass ihm schon längst verziehen worden war. "Hör zu", begann Aoi bestimmt und warf einen kurzen Blick zur Tür, an der Kai noch immer mit Shou redete. "Wir sind Freunde, okay? Wir waren die letzte Jahre Freunde und wir werden auch die nächsten Jahre Freunde sein. Nichts, was einer von uns tut, kann daran etwas ändern. Denn wir wissen genau, dass wir uns auf den anderen verlassen können, so viel Scheiß er auch zwischendurch bauen mag. Ist das klar?" Er lächelte leicht, als Uruha wie ein Schuljunge nickte, bevor er dem Größeren beruhigend auf die Schulter klopfte und ihn in eine kurze Umarmung zog. Einen winzigen Moment lang schloss er die Augen und sog den Geruch des anderen ein, die angenehme Mischung aus Aftershave, Parfum und dem natürlichen Geruch von Uruhas Haut, dann atmete er innerlich tief durch und ließ ihn wieder los, auch wenn er am liebten noch minutenlang so verweilt wäre. Doch das gehörte nicht zum Plan. Und wenn er den unbezähmbaren Mann wirklich für sich gewinnen wollte, dann musste er mit etwas mehr auftrumpfen, als sich ihm anzubieten. "Okay, dafür lädst du mich heute Abend auf einen Drink ein!", meinte er rasch, als er die merkwürdige Spannung spürte, die sich zwischen ihnen gebildet hatte. "Aber nicht so viel saufen wie gestern! Wir wollen doch nicht, dass du wieder ins Koma fällst und nicht mehr aufwachst!" Uruha blickte ihn überrascht an und Aoi biss sich erschrocken auf die Zunge, als ihm klar wurde, dass er die letzten Informationen überhaupt nicht besitzen durfte. Seine Gedanken begannen auf der Suche nach einer Erklärung zu rasen, doch Uruha nahm ihm unbewusst die Last von den Schultern. "Shou, die Ratte, hat mich verpfiffen, nicht wahr?", murrte er leise und schickte dem blonden Sänger, der sich soeben von Kai verabschiedete, einen finsteren Blick. "Na warte, der kann was erleben!" Er ballte die Hände zu Fäusten und verzog die vollen Lippen zu einer Schnute, so dass er nicht bemerkte, wie sich Aoi erleichtert den Angstschweiß von der Stirn wischte. Er musste unbedingt vorsichtiger mit dem sein, was er erzählte. Hätten sie Uruha nicht von Shou abgeholt und dabei theoretisch die Gelegenheit gehabt, mit ihm ein paar Worte zu wechseln, während Saga damit beschäftigt gewesen war, gegen die Tür des Badezimmers zu hämmern, das der Gitarrist seit knapp zwei Stunden für sich beanspruchte, wäre die Situation vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen. Hätte er Uruha unter anderen Umständen erklären müssen, woher er die Information hatte, wäre ihr gesamter Plan aufgeflogen und zunichte gewesen – denn jemanden für sich zu gewinnen, den man kurz zuvor des Diebstahls verdächtigt und daraufhin seine Wohnung durchsucht hatte, war eine beinahe unmögliche Herausforderung, die vielleicht sogar den Zusammenhalt der Band auf eine harte Probe gestellt hätte. "Hey", begrüßte er Kai, froh, dass dieser nicht mitbekommen hatte, was geschehen war. "Uruha und ich haben beschlossen, nach dem Shooting noch einen trinken zu gehen. Was sagst du dazu?" Er schickte Kai einen bedeutungsvollen Blick und dieser grinste, als er verstand, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, mischte sich Reita ein, der mit dem frisch gestylten Ruki im Schlepptau von seinen beendeten Einzelaufnahmen zurückkehrte. "Trinken?", fragte er interessiert und seine Augen leuchtete unter seinen in die Stirn gekämmten Haaren. »Aber immer doch! – Ruki, schließ dich an, wir gehen feiern!" "Feiern? Alkohol?" Der Sänger horchte auf und warf das leere Sojamilch-Trinkpäckchen, das er auf seinem Rückweg von der Maske aus dem Probenraum von alice nine geklaut hatte, in einen Papierkorb. "Ich bin dabei! Es wird aber auch mal Zeit, dass wir zusammen weggehen! Das haben wir seit der NLSG nicht mehr gemacht!" "Ich kenn da diesen tollen neuen Club!" Reita nickte aufgeregt und zupfte an seiner Nasenbinde herum. "Die haben so was wie VIP-Plätze, da werden wir nicht gestört, wenn wir ein bisschen ..." Er grinste dreckig und auch Rukis Mundwinkel bogen sich zu einem breiten Lächeln in die Höhe, als er ganz genau verstand, auf was der andere hinauswollte. "Du kannst in einem öffentlichen Club keine Nasenbinde tragen, sonst wirst du erkannt", gab er zu bedenken und leckte sich voller Vorfreude über die Lippen. "Das heißt, du wirst nichts dagegen haben, wenn ich dich quer über den Tisch lege, deine Hände und Füße an den Tischbeinen festbinde und dich nach allen Regeln der Kunst ins Nirwana ficke." Reita wippte mit den Augenbrauen und Aois Gesichtsausdruck wurde panisch, als ihm klar wurde, dass der Moment, in dem er den Enthusiasmus der beiden Blonden noch hätte dämpfen können, vorbei war. Nun würden sie sich ihnen ohne Widerrede zu dulden anschließen und seinen Plan, endlich bei Uruha zum Zug zu kommen, wohlmöglich noch vereiteln! Er hatte keine Lust, wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eine Anzeige an den Hals zu bekommen, nur weil seine hormongesteuerten Bandmitglieder keinen Gedanken daran verschwendeten, dass ihre sexuellen Ausschweifungen vom Rest der Bevölkerung vielleicht nicht ganz so gut aufgenommen wurden wie von den PS Company Bands. "Euch ist klar, dass ihr nicht mitten in einem Club Sex haben könnt, oder?", teste er vorsichtig aus, inwieweit die beiden noch zurechnungsfähig waren, doch Reitas Grinsen war so besorgniserregend breit, dass er nichts Gutes ahnte. "Oh, in diesem Club schon ...", meinte der Bassist und tätschelte Aoi aufmuntern die Schulter, als er sah, wie dessen Gesichtszüge entgleisten. "Keine Angst, ich schleppe dich nicht in einen Fetisch-Club oder Swingertreff. Das soll bloß heißen, dass die es da nicht so genau nehmen, wenn es mal etwas ... hitziger zugeht. Sonst ist alles wie in anderen Clubs und man kann sich auch in separate Räume verkriechen." "Ich bin dafür!", meldete sich nun auch Uruha zu Wort und zuckte mit den Schultern, als Aoi ihn entsetzt anblickte. "Schlimmstenfalls gibt’s ein bisschen was zu sehen", fuhr er fort. "Nichts, was uns neu wäre. Solange Musik läuft, ist doch jeder Club wie der andere!" Kai nickte und griff nach dem Fächer, um sich etwas Luft zuzuwedeln, bevor er seinen Terminkalender zückte und einen Blick hineinwarf. "Morgen haben wir nichts zu tun und die Besichtigung der Location für den PV Dreh ist erst in ein paar Tagen. Also spricht nichts dagegen, ein bisschen zusammen feiern zu gehen. Und wer weiß, vielleicht wird es ganz lustig!" Er schickte Aoi einen bedeutungsvollen Blick, bevor er ihn am Arm griff und in die Höhe zog. "Wir verschwinden noch mal kurz in die Maske, in einer halben Stunde beginnt das Gruppenshooting, also würde ich euch raten, jetzt noch eine rauchen zu gehen, denn nachher ist keine Zeit mehr! Aber passt auf den Lipgloss auf!" Reita, Uruha und Ruki nickten gehorsam, bevor ihre Hände beinahe synchron nach den Zigarettenpäckchen angelten und sie sich erhoben. Erst als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ließ Kai Aoi los und blickte ihn ernst an. "Shou hat den Probenraum von alice nine durchsucht und nichts gefunden", sagte er und schüttelte ernüchtert den Kopf. "Nicht, dass ich erwartet hätte, dort etwas zu finden, aber frustrierend ist es trotzdem. Wir haben beschlossen, dass wir vorsichtshalber alle Leute überprüfen, die auf der DVD zu sehen waren. Shou macht sich heute Abend an Toras Wohnung, wenn dieser bei Nao übernachtet. Nao ist morgen den ganzen Tag im Studio, also dürfte es dort auch keine Probleme geben, ebenso bei Saga. Bloß bei Hiroto könnte es schwer werden, da dieser noch zu Hause wohnt und wir schlecht einbrechen können, wenn der Rest der Familie gerade um den Fernseher sitzt." "Wunderbar ..." Aoi stöhnte verärgert auf und rollte mit den Augen. "Unsere Pläne scheinen wohl in keinem Bereich zu funktionieren! Wir wissen immer noch nicht, wer die DVD hat, können noch nicht einmal überall suchen und zudem wird der heutige Abend sicherlich eine Katastrophe werden!" Kai fuhr ihm beruhigend über den Rücken, während sich plötzlich ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete – für den Geschmack des Gitarristen, der sich mit dem Gedanken an einen Sex duldenden Club und notgeile, angetrunkene Bandmitglieder nicht wirklich abfinden wollte, etwas zu breit. "Kannst du mir sagen, warum du so gut gelaunt bist?", fragte er mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe es so geschickt angestellt, Uruha dazu zu bringen, mit uns beiden wegzugehen, und nun geht alles schief! Reita und Ruki waren nicht einmal eingeplant und nun schleppen sie uns auch noch in einen Club, wo wieder viel zu viele Dinge passieren können, auf die ich nicht wirklich Lust habe! Ganz zu schweigen davon, dass wir Uruha schon nach den ersten Minuten in der Menge verlieren werden, weil er sich irgendeine unbeteiligte, gut aussehende Person aufreißt, die das Glück hat, zufällig verfügbar zu sein." Er seufzte schwer, deutlich frustriert darüber, dass er sicher nicht diese Person sein würde, und kaute auf seinem Piercing herum, doch Kais Lächeln wich trotz der ernüchternden Schilderung des Abends kein Stück. "Denk doch mal nach", meinte er mit einem intriganten Funkeln in den Augen, das Aoi stutzig werden ließ. "Das kommt uns doch nur zugute! Aufgeheizte Menschenmengen, Alkohol und Publikum. Ich habe schon eine Idee, wie dieser Abend ein voller Erfolg werden kann! Sogar mit Reitas und Rukis Hilfe, jedoch ohne dass sie es wissen." Seine Fingerspitzen fuhren vorsichtig über Aois Hals und strichen die gut sichtbare Sehne zu seinem Schlüsselbein hinab, bevor er dem Schwarzhaarigen einen flüchtigen Kuss auf die Lippen hauchte. "Vertrau mir einfach, ich weiß genau, was ich tue. Spätestens heute Nacht wird Uruha verrückt nach dir sein!" tbc. Kapitel 5: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 5/10 Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapitel, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht ************************************ Kapitel 5 Laute Musik hämmerte Aoi entgegen, als er hinter Ruki und Reita durch den kleinen Eingang des Clubs trat, vorbei an dem breitschultrigen Türsteher, der sie nur kurz musterte, bevor er sie ohne ein weiteres Wort hereinwinkte und mit der Hand in eine bestimmte Richtung deutete. Ruki grinste nur breit und zog den Bassisten mit sich hinein in das bunte, durcheinander huschende Licht, zielstrebig genug, um dadurch jedem zu verraten, dass er sich nicht zum ersten Mal hier befand. Aoi folgte mit flauem Gefühl im Magen, hatte er doch sehr wohl bemerkt, dass sie nicht wie die anderen Gäste behandelt wurden, deren Taschen man genau durchsuchte und sie auch nicht ohne Kontrollieren des Ausweises hereinließ. Stattdessen hatten sie noch nicht einmal Eintritt bezahlt! Ging der VIP-Status von the GazettE schon so weit, dass man sie auf der Straße erkannte, oder lag es eher daran, dass Ruki und Reita sich in diesem Club schon einen gewissen – und in Anbetracht ihrer auf dem Hinweg unauffällig ins Gespräch eingestreuten Anspielungen sicher äußerst zweifelhaften – Ruf erarbeitet hatten? Aoi rollte mit den Augen, als er sah, wie sich Rukis Hand ohne die geringste Scham auf Reitas Po legte, um den anderen, der tatsächlich auf seine Nasenbinde verzichtet hatte, vor sich herzuschieben. Kais leises Lachen ertönte zu seiner Rechten und Aoi blickte den Drummer fragend an, der nur grinsend abwinkte und den Kopf schüttelte. Die extra für das Fotoshooting gefärbten blonden Strähnen fielen ihm locker in die dunklen Augen, den Rest seiner Haare hatte er leicht mit Gel bearbeitet und entgegen seiner Gewohnheit nach hinten gestylt, so wie auch die anderen Bandmitglieder versucht hatten, nicht allzu sehr durch ihr typisches Styling aufzufallen. Inwiefern dies realistisch war, war die andere Frage. Immerhin hatten sie schon auf der kurzen Strecke vom Parkplatz bis zur Clubtür allein durch die Tatsache, dass sie eine Gruppe von fünf ungewöhnlich gut aussehenden jungen Männern waren, genügend Aufmerksamkeit erregt. Ein weißes, langärmliches Hemd mit silbernen Nähten und feinem schwarzen Print spannte sich über die kräftigen Schultern des Drummers, und in dem bis zur Hälfte des Oberkörpers aufgeknöpften Ausschnitt, der nicht wirklich etwas zeigte, aber dennoch genügend, um die Fantasie anzuregen, blitzte sein schlüsselförmiger Kettenanhänger auf. Er hatte ebenso wie Aoi, Uruha und Reita eine einfache, enge Jeans gewählt, nur Ruki hatte darauf bestanden, noch ein letztes Mal seine goldene Hose aus NLSG-Tagen aufzutragen und niemand hatte ihn davon abbringen können. "Schlaft ihr?", ertönte wie auf Kommando die Stimme des Sängers, der eine unauffällige Seitentür mit der silbernen Aufschrift ›Privat‹ aufhielt und ihnen winkte, ihm zu folgen. Kai grinste und schob Aoi an der Hüfte vor sich her, gefolgt von Uruha, der als Letzter die Tür hinter ihnen schloss. Die donnernde Musik wurde noch lauter, als sie das kleine Zimmer betraten, dessen rot getünchte Wände im Halbdunkel der abgedimmten Glühleuchten einladend schimmerten. Ein breites Ecksofa, groß genug für vier oder fünf Personen, zwei kleinere Sessel und ein flacher Tisch füllten fast den gesamten Raum aus, und an der gegenüberliegenden Seite bahnte sich ein dunkler Vorhang den Weg von der Decke bis kurz über den Boden. Aoi blickte sich beeindruckt um, ehe er sich probeweise auf das Sofa fallen ließ und einen angenehm überraschten Laut von sich gab, als er sich beinahe wie in Watte gebettet fühlte. "Und das ist alles für uns?", fragte er mit einem zweifelnden Blick in Rukis Richtung, der nur grinsend nickte und die Schlüsselkarte, mit der er die Tür geöffnet hatte, wegsteckte. "Jep, alles für uns. Die PSC hat dafür gesorgt, dass wir ein wenig unter uns sind. Aber trotzdem haben wir den vollen Überblick!" Er deutete Reita, den Vorhang zu öffnen, und als dieser den schweren Stoff zur Seite zog, musste Aoi einen Moment lang die Augen zusammenkneifen, um nicht von den zuckenden Lichtblitzen, die aus den wild rotierenden Laserstrahlern an der Clubdecke kamen, geblendet zu werden. "Wow", meldete sich Uruha zum ersten Mal an diesem Abend zur Wort, und ließ sich neben Aoi auf das Sofa sinken, während er den Anblick auf sich wirken ließ, und auch Kais Augen weiteten sich ungläubig. Der Raum, den sie betreten hatten, war eigentlich kein abgegrenztes Zimmer, es war viel mehr eine Art Nische, etwas erhoben am Rand des eigentlichen Clubraums und nur abgetrennt durch eine Wand aus dünnen vertikalen Stäben, ab und an verbunden durch kleine Glasquadrate, durch die der Blick auf die Tanzfläche jedoch nicht behindert wurde. Die blitzenden Lichteffekte spiegelten sich in den Scheiben wieder, wurden reflektiert und zurückgeworfen, so dass sie sicher keiner der Außenstehenden sehen konnte, während sie jedoch jede Bewegung voll im Blick hatten und die ungewöhnlichen Szenen genießen konnten, die sich vor ihnen abspielten. Schemenhafte Körper bewegten sich dort dicht aneinandergedrängt im treibenden Rhythmus der Bassdrum, zuckten im Schwarzlicht und rieben sich aneinander, als würden sie sich jeden Augenblick die Kleider vom Leib reißen und aneinander vergehen wollen. Flatternde Tücher wehten von der Decke, schmiegten sich um die Körper der Tanzenden und verhedderten sich in den Gittern der schmalen Käfige, die auf Podesten aus der Masse ragten und in denen sich glänzende Gogo-Tänzer in halb zerrissenen Kleidern und mit gefesselten Händen räkelten, um die Menge aufzuheizen. Die riesigen Verstärker an allen Ecken berührten fast die Decke und schienen die kleine Bühne vibrieren zu lassen, auf der hinter unzähligen blinkenden Mischpulten der Discjockey wie ein kleiner Teufel mit voluminösen pinken Dreadlocks und neonfarbenem Lackoutfit auf und ab hüpfte und die Menge fest unter Kontrolle hatte. "Heilige Scheiße", meinte Aoi und schluckte, als er bei genauerem Hinsehen feststellte, dass sich einige der Gäste nicht nur damit zu begnügen schienen, sich beim Tanzen aufzuheizen, sondern ganz anderen Tätigkeiten nachgingen, ohne dass es jedoch jemanden zu stören schien. Die Kombination der Paare schien dabei völlig nebensächlich zu sein. Männer, Frauen, Personen, die keinem eindeutigen Geschlecht zuzuordnen waren – alles verschmolz miteinander zu einer pulsierenden, wogenden Fleischmasse, in der Hände und Lippen nach allem haschten, was sie finden konnten. "Und, habe ich übertrieben?", fragte Reita grinsend und griff nach der großen Flasche, die in einem Eimer mit Eiswürfel auf dem Tisch stand und scheinbar für sie bereit gestellt worden war. "Das ist der heißeste Club in ganz Tokyo. Hier kannst du alles machen, was du willst!" "Das glaube ich", murmelte Uruha, dessen Augen wie gebannt auf die Tanzfläche gerichtet waren, und leckte sich über die Lippen, bevor er auf einen der Gogo-Tänzer deutete. "Sind wir VIP genug, um eine Privatshow zu bekommen?", wollte er wissen und grinste dreckig, als Kai einen genervten Laut von sich gab und ihm in die Seite knuffte. "Reiß dich zusammen, Casanova!", brummte der Drummer und schickte Ruki, der schon dabei war, sein Handy zu zücken, einen warnenden Blick. "Und du denk nicht mal daran, hier irgendjemanden reinzubestellen! Was denkst du, was es für einen Skandal gibt, wenn uns jemand erkennt und das ganze an die Öffentlichkeit kommt! Einzeln könnten wir damit durchkommen, aber zu fünft sind wir leider ziemlich unverwechselbar." "Spielverderber!", murrte Uruha leise und griff nach dem Glas, das Reita eingeschenkt hatte, und leerte es in einem Zug. Aoi musterte ihn dabei skeptisch und schüttelte seufzend den Kopf. Trotz der gestrigen Erfahrung schien Uruha nicht aus seinen Alkoholexzessen gelernt zu haben. Aber da sich diese zum Glück bei weitem nicht so häufig ereigneten, wie man befürchten konnte, war noch alles im grünen Bereich – und vielleicht spielte ihm die gesenkte Hemmschwelle des anderen eine wichtige Karte in die Hand. Doch was Kai sich auch immer ausgedacht haben mochte, zu betrunken durfte der Gitarrist nicht werden, sonst würde es mit Sicherheit nicht funktionieren. "Begnüg dich mit Tanzen!", mahnte der Drummer weiter und wuschelte Uruha spaßend durch die Haare, bevor er sich neben Aoi niederließ und diesen an sich zog. Aoi erschauderte wohlig, als sich eine Hand in seinen Nacken legte und ihn zu Kai bog, bevor dieser mit einem Mal seine Lippen auf die seinen presste und ihn gegen die Sofalehne drängte. Überrascht wollte er nach Luft schnappen, doch kaum dass er den Mund öffnete, schob sich Kais Zunge zwischen seine Lippen und ließ in Aois Kopf alles blank und leer werden, als hätte ihm jemand einen Baseballschläger über den Kopf gezogen. Erst Rukis Johlen und Reitas anerkennendes Klatschen ließen ihn wieder aufschrecken und zu seiner Bestürzungen fühlte er, wie er puterrot anlief, als er die lüsternen Blicke der beiden auf sich ruhen fühlte, deren Gedanken schon wieder in Richtungen zu gehen schienen, die ihm gar nicht gefallen wollten. "Leute, Leute, sucht euch ein eigenes Zimmer oder lasst uns mitmachen!", witzelte Uruha mit breitem Grinsen und zwinkerte Aoi verschwörerisch zu, doch noch bevor dieser etwas erwidern konnte, meldete sich Kai zu Wort. "Das hättest du wohl gerne!", meinte er schmunzelnd und ließ eine seiner Hände über Aois Brust wandern, so dass diesem ein Schauer über den Rücken rieselte. "Geil dich lieber an den Leuten auf der Tanzfläche auf!" Sein Blick wanderte zu den dünnen Stäben, hinter denen sich die Masse zur Musik bewegte, und sein Griff um Aoi wurde etwas fester, wie um diesem zu versichern, dass er die Situation vollkommen unter Kontrolle hatte. "Ich wette, ihr könnt nicht so tanzen wie die!", platzte Ruki mit einem Mal heraus und blickte Kai herausfordernd an, der fragend eine Augenbraue hob. "Na los, wenn wir schon nicht mitmachen dürfen, dann gebt uns wenigstens was zum Gucken!", mischte sich nun auch Reita ein und zupfte sein ärmelloses, schwarzes Shirt zurecht. "Wir wollen ein bisschen Action sehen!" Kai maß ihn mit einem zweifelnden Blick, bevor sich mit einen Mal ein überlegendes Grinsen auf seinen Lippen bildete und er Aoi mit sich in die Höhe zog. "Herausforderung angenommen!", sagte er augenzwinkernd und presste seine Lippen kurz und fest auf die des Schwarzhaarigen, während sich sein Arm um dessen Oberkörper schlang. "Ich erwarte, dass ihr alle hier bleibt und gefälligst auch zuseht, wenn wir uns schon Mühe geben! Das heißt, kein Sex auf der Tischplatte, Ruki, bis wir zurückgekommen sind!" Der Sänger schob beleidigt die Unterlippe nach vorn, doch dann nickte er, schwang sich auf einen der Sessel und griff nach der Flasche aus dem Eiskübel. "Dann los!", meinte er erwartungsvoll und zwinkerte Uruha und Reita zu. "Wir werden über jede eurer Bewegungen genau Buch führen! Und wehe, wir haben danach nicht wenigstens jeder einen Ständer!" "Perverse!", grinste Kai nur, ehe er Aoi mit sich aus dem Zimmer zog und die Tür hinter ihnen schloss. Erst dann ließ er den Gitarristen los, der ihn mit einem Mischung aus Unverständnis und Panik anblickte. "Was ist hier gerade passiert?", fragte er mit leicht schriller Stimme und versuchte seine gehetzte Atmung zu beruhigen. "Hast du sie noch alle? Wir sollen in aller Öffentlichkeit in einem Club zwischen lauter fremden Menschen rummachen, während der Rest von uns zuguckt? Ich hatte nicht vor, heute schon wieder das Opfer einer Orgie zu werden!" "Ganz ruhig!" Kai lächelte freundlich und strich mit den Fingerspitzen über Aois Wangen, bevor er ihn in den Arm schloss und seine Lippen so nah an sein Ohr heranbrachte, dass er nicht zu schreien brauchte. "Sie werden uns zusehen, das ist genau das, was ich wollte", sagte er mit rauer Stimme, die Aoi erschaudern ließ. "Das heißt, Uruha wird uns zusehen. Er wird uns zusehen müssen. Und wir werden dafür sorgen, dass ihm ziemlich heiß wird, wenn er sieht, was ich auf der Tanzfläche alles mit dir mache. Und wenn wir dann zurückkommen, wirst du es in der Hand haben ..." "Aber ich will doch nicht, dass er mich einfach bespringt und danach wieder fallen lässt", flüsterte Aoi heiser, kaum fähig, sich zu bewegen. Kais Worte waren wie Honig, der seine Kehle hinunterrann, und allein der Gedanke daran, was passieren würde, wenn der Plan funktionierte, machte ihn ganz trunken. "Das wird auch nicht passieren", fuhr der andere fort und seine Stimme klang so verlockend, dass Aoi spätestens in diesem Moment klar wurde, dass er alles tun würde, was er von ihm verlangte. "Erst machen wir ihn scharf, dann geben wir ihm Zeit zum Nachdenken und dann werden wir uns streiten." Aoi horchte erschrocken auf, doch Kais Griff war so fest, dass er nicht zurückweichen konnte, um ihm in die Augen zu blicken. "Und dann ..." Die Stimme des Drummers war plötzlich ungewöhnlich leise, so dass Aoi genau hinhören musste, ihm ihn überhaupt zu verstehen. "Dann wirst du dich zu ihm flüchten und genau das bekommen, was du willst. Er wird nicht einmal mehr denken können, er wird einfach nur noch wissen, dass er dich will. Dass er dich nie mehr loslassen will, dass er dich nicht teilen will und dass er alles tun würde, damit du glücklich wirst ... Er wird noch nicht einmal verstehen, warum er dich so sehr begehrt, er wird einfach nur spüren, dass du alles bist, was ihm noch wichtig ist ... Er wäre ein verdammter Idiot wenn nicht ..." Aoi wagte nicht, sich zu bewegen, als er fühlte, wie Kais Umarmung für einen winzigen Moment enger wurde, bevor ihn der andere losließ und sich von ihm abwendete. Für einige Sekunden schien die Welt vor Aois Augen zu verschwimmen, die Musik verblasste, als hätte jemand eine Glasglocke über seinen Kopf gestülpt, dann verlangten seine Lungen nach Sauerstoff und zwangen ihn dazu, die Luft, die er bis jetzt ohne es zu merken angehalten hatte, zu entlassen. Er wollte etwas sagen, irgendetwas, das die seltsame Stimmung brechen würde, doch die Worte verschwanden einfach aus seinem Kopf. Schließlich drehte sich Kai um und lächelte ihn an, so wie er es immer tat. "Los komm!", sagte er, als wäre nichts geschehen und ergriff Aois Hand, um ihn mitzuziehen. Dieser ließ es geschehen und sagte nichts, auch wenn ihm tausend Fragen auf der Seele brannten, was die Worte des anderen bedeutet hatten. Doch er wollte nicht darüber nachdenken, es würde alles nur noch viel komplizierter machen, als es ohnehin schon war. Und als er schließlich auf der Tanzfläche war, die Menschen spürte, die sich gegen ihn drückten, und den Bass durch den Boden auf sich übergeben fühlte, war er sich noch nicht einmal sicher, sie überhaupt richtig gehört zu haben. Kai grinste ihn diabolisch an und deutete auf die Nische, in der sich Uruha, Reita und Ruki befanden, doch außer ein paar Schatten konnte man nichts erkennen. Die Glasscheiben blendeten zu sehr und das flimmernde Schwarzlicht reichte gerade aus, um zu erkennen, dass es drei Personen waren. Doch sie selbst konnten auf der Tanzfläche mehr als gut gesehen werden. Und dass sie beobachtet würden, das war klar. "Komm näher!", versuchte Kai gegen die Musik anzurufen, doch nur seine Bewegungen machten Aoi klar, was er zu tun hatte. Und mit einem Mal siegte der Trotz über seine Hemmungen. Sie wollten eine Show haben? Sie sollten eine Show bekommen! Uruha verdiente es zu sehen, was er an ihm verpasste! Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als er sich so nah wie möglich an Kai heranschob und sich im Takt der Elektrobeats zu bewegen begann. Seine Hände fanden beinahe von selbst ihren Platz auf dessen Hüfte und zogen ihn zu sich, bevor er den Kopf in den Nacken warf und die Augen schloss. Er spürte die unzähligen Körper der anderen Gäste, die immer wieder gegen ihn stießen, doch er war sich sicher, dass er Kai selbst mit geschlossenen Lidern immer wieder zwischen ihnen erkennen würde, selbst wenn ihn dieser plötzlich losließ. Von der erhobenen VIP-Nische hatte man den perfekten Überblick, so dass Uruha sie nicht aus den Augen verlieren würde, wenn sie sich etwas weiter ins Getümmel stürzten. Aoi lächelte in sich hinein, als er spürte, wie Kais Hände über seinen Rücken zu wandern begannen, sein dünnes schwarzes Tanktop hinauf und hinab fuhren und mit den Fingernägeln über den Stoff kratzten, während sich ein Knie des Drummers zwischen seine Beine schob. Alles schien so schnell zu gehen, so dass die Hemmung, die Aoi vor einigen Minuten noch überwunden zu haben glaubte, plötzlich wieder da war. Er schluckte trocken, als sich Kais Hände auf seinen Po legten und der andere sein Becken gegen ihn bewegte, doch die Menschenmassen waren so dicht um ihn, dass er kein Stück zurückweichen konnte. Panik begann in ihm aufzusteigen, und als habe Kai dies bemerkt, wurden seinen Bewegungen ruhiger, seine Fingerspitzen strichen sanft über Aois Schultern und legten sich in seinen Nacken, um diesen vorsichtig zu massieren und ihn zu entspannen, doch es wollte nicht funktionieren. Aoi hätte sich in den Hintern treten können, dass ihm dies ausgerechnet jetzt passierte. Auf der Bühne hatte er doch auch nie Probleme, sich in Szene zu werfen und mit seinen anzüglichen Hüftschwüngen die Fans in Aufruhr zu versetzen. Doch gerade bei Kai, dem Menschen, dem er zur Zeit am nächsten war, fühlte er sich so hilflos wie noch nie zuvor. "Entspann dich!", hörte er die weiche Stimme des anderen an seinem Ohr, doch er verstand nur durch die Bewegung der Lippen an seiner Haut, was Kai gesagt hatte. Er nickte tapfer und versuchte, ruhiger zu atmen, während er das angenehme Gefühl der Hände auf seinem Körper genoss. Ein überraschter Laut kroch aus seiner Kehle, als er plötzlich Kais Lippen auf seinem Hals spürte, weiche Samtkissen, die sich vorsichtig ihren Weg nach vorn zu seinem Schlüsselbein küssten, so dass sich Aois Mund atemlos öffnete. Eine feuchte Zunge nahm den Schweiß von seiner Haut auf, leckte unerträglich langsam über die gespannte Sehne seines Halses hinauf bis zu seinem Kinn, so dass Aoi es beinahe nicht mehr ertragen konnte. Er wusste, was Kai vorhatte. Er fühlte es in der Art, wie er ihn hielt, wie er seinen Körper gegen ihn bewegte und seine Hand in seine Nackenhaare vergrub, doch obwohl er es auch wollte, bewegte er sich kein Stück, sondern genoss das Prickeln, das sich von seinen Zehen bis hinauf in seine Haarspitzen zog und ihn ganz beschwingt werden ließ. Die Musik nahm er kaum noch wahr, bewegte sich so, wie ihn die Masse leitete, und als Kais Lippen endlich die seinen gefunden hatten, vergaß er sogar, dass sie beobachtet wurden. Beinahe ohne sein Zutun hob sich sein Bein und schlang sich um Kais Becken, während er atemlos in den Kuss aufkeuchte, den der andere begonnen hatte, und seinen Mund zu erkunden begann. Kai zu küssen war seltsam, obwohl er es in letzter Zeit schon so oft getan hatte. Mit einem Mal erinnerte er sich an die Nacht in Uruhas Wohnung, als sie wie zwei Tiere übereinander hergefallen waren, und was vielleicht passiert wäre, wenn der Gitarrist sie nicht gestört hätte ... Er hatte Kai mit aller Macht gewollt, seine Hände auf seiner nackten Haut, seine Lippen auf seinem ganzen Leib, und seinen schweren Körper auf sich, wenn er seine Beine teilte und ihn ... Aoi keuchte in den Kuss auf, als er spürte, wie sich in seiner Körpermitte etwas zu regen begann, und versuchte sich von dem anderen zu lösen, bevor er es merken konnte, doch ein Blick in Kais im Zwielicht funkelnde Augen machte ihm klar, dass es zu spät war. Anstatt ihn loszulassen, legten sich die Hände des Drummers noch stärker um ihn, hielten das Bein, das er um seine Hüfte geschlungen hatte, oben und bogen Aoi nach hinten, so dass dieser rasselnd nach Luft schnappte, als er nur von Kais Händen und den sich bewegenden Menschenmassen in seinem Rücken gehalten wurde. Und obwohl er es verhindern wollte, turnte es ihn noch mehr an, dass ihm plötzlich die Kontrolle über das, was geschah, entzogen wurde. In Kais Augen lag der selbe Ausdruck, den er schon in Uruhas Schlafzimmer gehabt hatte, ein dunkles, lüsternes Verlangen, angeheizt durch den Rhythmus der Musik, in deren Takt er sich gegen Aoi bewegte, komplett verloren im zuckenden Schwarzlicht, das seine Züge entstellte und ihm mit einem Mal so gefährlich wirken ließ, dass Aoi sich auf die Unterlippe biss, um die Erregung zu unterdrücken, die in ihm bei diesem Anblick aufbrodelte. Und langsam begann er die Situation zu genießen, bewegte sich aufreizend, warf den Kopf in den Nacken und bewegte sein Becken, während er sich von Kai führen ließ und den Tanz genoss, den sie begonnen hatten, obwohl er schon nach wenigen Minuten merkte, wie anstrengend es war, sich in der aufgeheizten Masse zu bewegen. Doch trotzdem gönnte er sich keine Pause, setzte sich nur noch mehr in Szene, so dass er noch nicht einmal merkte, wie ein Lied nach dem anderen endete und neue begannen, während sein Körper immer stärker vor Schweiß glänzte. Er sah, wie Kais Lippen sich bewegten, wie sie seinen Namen flüsterten, ehe sich der Drummer über die Lippen leckte und seine linke Hand unter Aois Oberteil wandern ließ, der unterdrückt aufkeuchte, als Fingernägel über seine verschwitzte Haut kratzten. Die Hitze der Tanzenden brannte in seiner Lunge, ließ ihn nur mühsam atmen und ganz schwindlig werden, während er langsam aber sicher die Kontrolle über seine Taten zu verlieren drohte. Seine Augen folgten einem feinen Schweißtropfen, der sich von Kais Haut löste und über seinen Hals rann, sein eigener gehetzter Atem hallte in seinen Ohren wieder und übertönte beinahe die Musik, und alles, was er noch zu fühlen glaubte, waren Haut und Hände, die ihn immer stärker seiner Sinne beraubten. Er sah den Tropfen im hellen Stoff des Hemdes versinken, das verschwitzt an der Haut des anderen klebte, und ohne dass er darüber nachdachte, suchte er nach den Druckknöpfen, mit denen es geschlossen wurde, und riss sie ungeduldig auf, sichtlich erschaudernd, als er endlich seine Hände über die glänzende Haut gleiten ließ. Er glaubte, Kais Lachen zu hören, sah, wie sich die delikaten Lippen zu einem Lächeln bogen, doch noch ehe er darüber nachdenken konnte, begann sich dessen Becken gegen das seine zu reiben, während die Hand, die noch vor kurzem über seinen Rücken geglitten war, unter den Bund seiner Hose tauchte und sich auf seine nackte Pobacke legte. Aoi keuchte erschrocken auf, begriff zum ersten Mal seit Minuten, dass sie sich noch immer in der Öffentlichkeit befanden und zudem gerade beobachtet wurden, doch Kai ließ ihm nicht einmal ansatzweise eine Chance, sich zu wehren. Fingernägel krallten sich in seine Haut, drückten seinen Schritt gegen den Oberschenkel des Drummers, welcher sich angriffslustig gegen ihn zu reiben begann und dunkel aufkeuchte, als sich seine Körpermitte dabei gegen Aois Bein drückte. Dieser spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, als er die deutliche Beule in der Hose des anderen fühlte, doch er war zu erregt, um sich darüber Gedanken zu machen, was dies zu bedeuten hatte. Seine Hand grub sich in Kais Nackenhaare, zerrte ihn beinahe brutal zu sich, bevor er ihn ohne Rücksicht auf Verluste zu küssen und seinen Mund zu plündern begann. Nur beiläufig bemerkte er, wie seine Hände am Hemd des anderen zerrten, es von den Schultern rissen, so dass es nur noch an den Unterarmen hing, während sein eigenes Shirt hochgeschoben wurde und Fingerspitzen den Schweiß auf seiner Haut verstrichen, bevor sie sich auf seine Brustwarze legten und diese zu härten begannen. "Kai", keuchte Aoi atemlos in den Kuss auf, bevor sich ein tiefes Grollen durch seine Kehle grub und sein Kopf widerstandslos in den Nacken kippte, als Kais Hand in seiner Hose seine Pobacken spreizte und dazwischen glitt. Seine Muskeln verkrampften sich, bunte Farben begannen vor seinen Augen zu tanzen, als sich ein Finger in ihn schob und ihm die Luft aus der Lunge presste, so dass er noch nicht einmal auf den Gedanken kam, dass dies nicht mehr zum ursprünglichen Plan gehören konnte, da nur er es fühlen, es aber niemand anderes sehen konnte. Kais Lippen kosten über die Bissspuren, die er auf seinem Hals hinterlassen hatte, jagten Aoi eine Gänsehaut über den Körper, bevor sich seine Fingernägel so hart in Kais Rücken gruben, dass die Haut brach. Sein Körper erzitterte, als habe man ihn unter Strom gesetzt, als der Brünette ein weiteres Mal den Punkt in ihm berührte, den er Sekunden zuvor gefunden hatte, und Aoi gequält aufschreien ließ, als seine Erregung beinahe unerträglich wurde. Es interessierte ihn nicht mehr, dass sie von Leuten umringt waren, dass jemand sie erkennen könnte oder dass sie beobachtet wurden. Er wollte nur noch Kai, er wollte Erlösung, sofort! Beinahe rücksichtslos begann er sich gegen Kai zu reiben, zerrte dessen Kopf an sich heran und presste ihre Lippen so hart zusammen, dass es beinahe weh tat, bevor er ihn wild zu küssen begann. Er erschauderte, als er die ebenso leidenschaftliche Reaktion spürte, und krallte seine Finger in die schweißnassen Haare des anderen, bereit, alles mit sich machen zu lassen, was dieser wollte, als ihn mit einem Mal ein Stoß von der Seite traf und stolpern ließ. Kais Finger löst sich aus ihm, als er ihn zu halten versuchte, doch Aois Beine, die nicht auf sein Gewicht vorbereitet waren, knickten unter ihm weg und ließen ihn zu Boden gehen. Erschrocken rappelte er sich auf, während sein Herzschlag zu rasen begann, doch als er den Betrunkenen sah, der entschuldigend die Hand hob und dann weitertaumelte, atmete er erleichtert durch. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, doch ihm war klar, dass er sich gerade verhielt, als hätte er etwas Verbotenes getan. Doch es war nichts Verbotenes gewesen, oder? Hastig blickte er sich um, ob irgendjemand bemerkt hatte, was sie getan hatten, doch es schien keinen der Tanzenden zu interessieren, dass sie sich noch vor wenigen Sekunden an die Wäsche gegangen waren. Mit zitternden Fingern zog Aoi sein Tanktop nach unten und richtete seine Haare, während auch Kai sein Hemd wieder über die Schultern zog und die Knöpfe schloss. Seine dunklen und blonden Haarsträhnen hingen ihm wirr ins Gesicht und verdeckten seine Augen, doch selbst im flackernden Schwarzlicht konnte Aoi deutlich erkennen, dass er große Mühe hatte, ruhig zu bleiben. So verstört zu sein, passte nicht zu ihrem Leader. Seine Bewegungen waren fahrig, sein ganzer Körper war angespannt und seine Lippen bewegten sich unkoordiniert, als würde er etwas sagen wollen, jedoch nicht die richtigen Worte dafür finden. Und erst jetzt erinnerte sich Aoi plötzlich daran, was eigentlich ursprünglich ihr Plan gewesen war. Sie hatten Uruha heiß machen, eine Show abliefern wollen, doch irgendwie war ihnen die Situation vollkommen entglitten. Und noch etwas hatten sie vergessen: den Streit. Auch Kai schien sich in diesem Moment daran zu erinnern, denn seine Züge wurden mit einem Mal hart und seine Mimik erstarrte sichtlich, als müsse er seine gesamte Kraft darauf konzentrieren, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Aoi befeuchtete unruhig seine mit einem Mal ungewöhnlich trockenen Lippen, die von dem rauen Kuss schmerzten, und streckte die Hand aus, um den anderen zu beruhigen, doch noch bevor er Kais Wange berühren konnte, zuckte dieser zurück und stieß seinen Arm beinahe brutal weg, bevor er ihn am Kragen packte und etwas gegen die Musik anschrie, dass Aoi jedoch nicht verstand. Seine Körper versteifte sich, als er in Kais Augen blickte, in denen so viele unterschiedliche Emotionen brodelten, als würden diese sich jeden Moment in einem Vulkanausbruch entladen wollen. Der Atem des anderen ging schnell, seine Hand an Aois Shirt zitterte vor Aufregung, und in seinem Blick lag so viel Wut und Schmerz, wie Aoi es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er vergaß vollkommen zu atmen, bekam noch nicht einmal mit, dass er von allen Seiten angestoßen wurde, stand vollkommen regungslos da und sah hilflos mit an, wie Kai ihn ein weiteres Mal anschrie, ohne dass er jedoch mehr als einzelne Wortfetzen verstehen konnte. Doch eines verstand er deutlich. ›Verschwinde‹. Es hallte in seinem Kopf wider, während er sich immer und immer wieder sagte, dass dies zum Plan gehörte, dass Kai es nur tat, um ihm zu helfen, doch auf einmal erschien alles so widersinnig, dass er sich noch nicht einmal daran erinnern konnte, wie es ihn überhaupt jemals zu Uruha bringen sollte. Er wollte glauben, dass alles nur gespielt war, doch es war so real, dass es ihm Angst einflößte. Die Erregung, die er noch kurz zuvor gespürt hatte, verschwand urplötzlich, doch er merkte es nicht einmal. Er sah nur Kai, sah, wie er sich zusammenreißen musste, um nicht noch stärker zu zittern, wie seine Augen zu glitzern begannen und er immer wieder schlucken musste, um seine rasselnde Atmung zu beruhigen, doch obwohl ein Teil in ihm genau wusste, was dies zu bedeuten hatte, weigerte sich ein anderer standhaft, es als wahr anzusehen. Und dann spürte er plötzlich einen Schmerz auf seiner Wange, sah, wie Kai seine Hand zurückzog und ihn von sich stieß, doch es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass der andere ihn geschlagen hatte. Wie betäubt starrte er ihm nach, als er in der Menge verschwand, bevor seine Fingerspitzen vorsichtig über die zwirbelnde Haut fuhren, doch selbst jetzt schmerzte es nicht. Es schmerzte an einer anderen Stelle. "Bist du okay?", riss ihn mit einem Mal eine Stimme aus seiner Trance, und erst als er sich umwandte, erkannte er Uruha, der sich zu ihm gebeugt und ihm die Worte direkt ins Ohr gebrüllt hatte. Wie abwesend nickte er und ließ sich von dem Brünetten von der Tanzfläche ziehen und aus dem Hauptraum herausbugsieren, bevor er auf eines der kleinen Zweisitzer-Sofas gedrückt wurde, die in der Vorhalle, in der es lange nicht so laut war, hinter dünnen Vorhängen in kleinen Einbuchtungen standen. "Aoi?", fragte Uruha und der Angesprochene konnte seine Sorge deutlich heraushören, doch erst nach Minuten, in denen er einfach still dasaß und in die Luft starrte, während der andere, der vor ihm auf dem Boden hockte, auf ihn einredete, sickerte langsam die Erkenntnis in seinen Kopf, dass er gerade dabei war, das zu erreichen, was er sich die letzten Wochen, wenn nicht schon Monate gewünscht hatte. Uruha war sofort zu ihm geeilt, sorgte sich um ihn, versuchte ihn zu trösten. Aoi schluckte, als er fühlte, wie sein Körper zu zittern begann, doch er riss sich zusammen und schaffte es, den anderen anzusehen. Uruhas Augen waren besorgt auf ihn gerichtet, seine Fingerspitzen strichen vorsichtig ein paar verschwitzt Strähnen aus Aois Gesicht und plötzlich beugte er sich zu ihm hin und schloss die Arme um ihn. Ein merkwürdiges Prickeln breitete sich auf Aois Haut aus, ließ ihn erbeben und die Augen schließen, während er sein Gesicht in der Halsbeuge des anderen bettete und seinen Geruch einsog. Er spürte Uruhas Finger auf seinem Rücken wie nur Minuten zuvor Kais, fühlte seinen Oberkörper an seinem, die Wärme von Haut, einen fremden Herzschlag, hörte das Rascheln von Uruhas dünnem, ärmellosem Hemd, als er ihn noch näher zog, durch seine Haare streichelte und ihn einfach nur festhielt. Aoi wusste nicht, was er denken oder tun sollte. Er hatte diese Szene schon so oft in Gedanken durchgespielt, hatte sich ausgemalt, was er sagen würde, was Uruha sagen würde, dass danach alles gut werden würde, doch das Bild von Kai, wie er ihn zuletzt angesehen hatte, und das, was sie davor getan hatten, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es hatte ihn so aus der Bahn geworfen, dass er die Nähe nicht wirklich genießen konnte, auch wenn er selbst überrascht war, wie Uruha reagierte. Dass er überhaupt reagierte, war ein Wunder! Nein, vielleicht auch nicht ... Sie waren Freunde, Freunde halfen sich, wenn es dem anderen schlecht ging. Und doch ... Aoi merkte selbst, wie wirr seine Gedanken waren. Und mit einem Mal verstand er nicht mehr, warum er sich überhaupt so fertig machte. Er bekam, was er wollte. Uruha war bei ihm und alles, was er tat, war, ihm zu zeigen, wie schwach er war? Wie dumm war er, dass er diese Situation nicht ausnutzte und sich stattdessen nur umarmen ließ, als wäre er ein kleines Kind?! Er kniff die Augen zusammen, atmete tief durch, um sich zu beruhigen und stattdessen auf Uruha zu konzentrieren, lauschte auf dessen Atem, auf seinen ruhigen, kontinuierlichen Herzschlag, und auf einmal musste er lächeln. Kaum merklich wendete er den Kopf, so dass sein Mund den Hals des anderen berührte, öffnete die Lippen und ließ diese über die weiche, weiße Haut streifen, nach der er sich so sehr verzehrt hatte. "Aoi?", hörte er den Brünetten unsicher fragen, doch er kümmerte sich nicht darum. Seine Arme legten sich um Uruha, um seinen Rücken, der lange nicht so muskulös war wie Kais, und strichen vorsichtig über den Stoff des Hemdes, während seine Lippen ein weiteres Mal seinen Hals berührten. Der Druck von Uruhas Fingerkuppen wurde kurz stärker, vielleicht vor Überraschung, vielleicht wegen etwas anderem, dann bewegte sich der andere und löste langsam ihre Umarmung, doch anstatt sich von Aoi wegzubewegen, schob er lediglich sein Gesicht leicht zur Seite. Es schien Stunden zu dauern, Stunden, in denen Aoi glaubte, sein Herz würde jeden Augenblick durch seine Brust springen, doch als sich schließlich die weichen, vollen Lippen auf seinen Mund legten, war es, als wäre nur eine Sekunde vergangen, seitdem ihn der andere von der Tanzfläche gezogen hatte. Ein Schauer rieselte über seinen Rücken, als er das Gefühl einige Augenblicke genoss, bevor er seine Lippen zu bewegen begann und spürte, wie Uruha den sanften Kuss erwiderte. Eine warme Hand legte sich auf seine Wange, strich seine Haare zurück und koste über seine gerötete Haut, bevor sich der andere erhob und ihn vorsichtig an die Sofalehne drückte, jedoch ohne auch nur einen Moment lang Zwang auszuüben. Aoi konnte beinahe nicht begreifen, was geschah, als sich Uruha über ihn beugte und ihn erneut küsste, diesmal ein wenig nachdrücklicher, während seine Hände so sanft über Aois Oberarme fuhren, wie es dieser noch nie erlebt hatte. Er fühlte, wie er immer stärker an den Punkt kam, all seine Zurückhaltung über Bord zu werfen und den anderen an sich zu reißen, doch er durfte es nicht, um sich nicht zu verraten. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er mit Kai noch nie besprochen hatte, wie es nach diesem Punkt ablaufen sollte, was er tun sollte, damit Uruha keinen Verdacht schöpfte, dass alles nur fingiert gewesen war. Alles, woran er gedacht hatte, war dieser Moment in Uruhas Armen gewesen, in dem er alles vergessen konnte, was sonst geschah. Er spürte nur noch die weichen Lippen, die ihn verwöhnten, die braunen Haare, die über sein Gesicht kitzelten, als sich der andere noch ein Stück weiter über ihn beugte, und dessen Oberkörper, der federleicht auf dem seinen ruhte, als würde Uruha es nicht wagen, ihn mehr als nur unbedingt nötig zu bedrängen. "Aoi, ich ...", hörte er den anderen mit einem Mal gegen seine Lippen flüstern, bevor er den Kuss abbrach und ein paar Zentimeter zurückwich, deutlich verwirrt, was dies alles zu bedeuten hatte. Sein Blick huschte zum Vorhang, als würde er fürchten, dass sie jeden Augenblick jemand überraschen könnte, bevor er Aoi ansah. "Was ist mit Kai ..." Doch er kam nicht weiter, denn noch im selben Augenblick, in dem er den Namen des Drummers aussprach, zog Aoi ihn erneut zu sich und verschloss seine Lippen mit den seinen. Er wollte nicht an Kai denken, nicht jetzt. Er wollte keine Schuldgefühle bekommen, wollte nicht daran zurückdenken, was er in den Augen des anderen geglaubt hatte, erkannt zu haben. Er wollte Uruha, er hatte ihn immer gewollt. Und er fürchtete nichts mehr, als dass sich dies ändern könnte, wenn er jetzt an Kai dachte. Uruhas Bewegung stockte für einen kurzen Moment, doch dann wurde sein Körper weich und er ließ sich ohne Widerstand auf Aoi ziehen, der seine Arme um ihn geschlossen hatte und mit den Fingerspitzen in seinem Nacken kraulte. Der Schwarzhaarige seufzte wohlig auf, als er das Gewicht auf seinem Brustkorb spürte, die angenehme Schwere, an die er sich noch vage erinnerte, doch zum ersten Mal war er mit Uruha allein und küsste ihn tatsächlich so, wie er ihn küssen wollte. Und obwohl die Unsicherheit in dem anderen noch immer zu überwiegen schien, spürte Aoi langsam, wie dieser mutiger zu werden schien. Sein Kuss wurde forscher, und als er schließlich seine Zunge in Aois Mund gleiten ließ, konnte er sich ein leises Keuchen nicht verkneifen. "Uruha ...", flüsterte Aoi lautlos und grub seine Finger in den brünetten Schopf, bevor er mit einem Mal erschrocken zusammenfuhr, als der Vorhang aufgerissen wurde und ein betrunkener Ruki den Kopf hineinsteckte und eine Grimasse zog, als er Uruha erblickte. "Hier bist du also! Ich hab dich ewig gesucht!", lallte er gerade noch verständlich. "Reicht es dir nicht, dass dir der Gogo vorhin auf der Toilette einen geblasen hat, musst du ihn jetzt auch noch bespring– ..." Er stockte, als sein Blick auf Aoi fiel, der ihn schockiert anstarrte, und kniff die Augen zusammen. "Aoi, was ...", begann er, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden, als der Angesprochene zu zappeln begann und Uruha von sich herunterstieß. Seine Lippen waren zu zwei blutleeren Strichen zusammengepresst, als er dem Gitarristen, der ansetzte, sich zu verteidigen, einen Blick zuwarf, der diesen auf der Stelle den Kiefer zuklappen ließ. "Aus dem Weg!", fuhr er Ruki an, bevor er ihn zur Seite stieß und förmlich flüchtete. Die Stimmen der Menschen, die er anrempelte, hörte er noch nicht einmal – nicht dass sie ihn interessiert hätten. Er wollte nur noch weg, raus hier! Raus aus diesem verfluchten Club! Er hätte niemals hier herkommen sollen, niemals auch nur daran denken sollen, dass er Uruha so dazu bewegen konnte, etwas für ihn zu empfinden! Wie hatte er so unendlich dumm sein können, auf Kais Plan zu hören?! Er hätte wissen müssen, dass es in einer Katastrophe enden würde, dass Uruha ein Arschloch ohne Gefühle war, der einfach den Nächstbesten fickte, der ihm über den Weg lief, und vermutlich noch nicht einmal mitbekommen hatte, was auf der Tanzfläche geschehen war. Und nun war alles verloren, der Plan vollkommen nutzlos, Kai verschwunden, das Video immer noch verloren, und zu allem Überfluss hatte er sich vor Uruha wie eine verweichlichte Schlampe benommen und vollkommen lächerlich gemacht! Aoi rang nach Atem, als er endlich den Ausgang erreicht hatte und die kalte Nachtluft in seine Lungen strömte. Doch obwohl er seine Beine immer weniger spürte, hörte er nicht zu laufen, schaffte es mit Müh und Not in eine kleine Seitengasse, bevor er auf den Boden sank und das Gesicht in seinen Händen barg. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte, verzweifelt versuchend, sich daran zu hindern zu schreien, zu weinen oder irgendetwas anderes zu tun, das ihn noch ein weiteres Mal schwach erscheinen ließ, doch nur Sekunden später fühlte er, wie sich heiße Flüssigkeit aus seinem Augenwinkel löste und über seine Wange rann. "Scheiße!", fluchte er erstickt und hieb mit der Faust auf den Boden ein. Er spürte, wie sein Körper immer stärker zu zittern begann, sich seiner Kontrolle beinahe vollkommen entzog, als plötzlich alles auf ihn niederstürzte, was sich in den letzten Wochen angesammelt hatte. Seine Vergewaltigung, das Video, Uruha, Kai ... Seine Arme und Beine zitterten, seine Zähne gruben sich schmerzhaft tief in seine Unterlippe, und dann mit einem Mal wurde er vollkommen ruhig. Wie weggetreten lauschte er auf die eiligen Schritt, die sich ihm näherten, hörte den Widerhall hundertfach in seinem Kopf, und schloss die Augen, als sich eine warme Hand auf seine Schulter legte. tbc. ****************** ........ Wessen Hand ist das? ----------- SPANNUNG!!!! .......... .......... Für alle, die sich gefragt haben, wo das adult bleibt – es hat von der Länge her nicht mehr in das Kapitel eingepasst. Also wurde es aufs nächste verschoben. ^_~ Wie immer: wer mir ein Kommi schreibt, bekommt eine Info-ENS bei neuem Kapitel! Kapitel 6: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 6/10 Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht ************************************ Kapitel 6 Die Luft war kühl, der Boden unter ihm hart und feucht, und von irgendwoher erklang der dumpfe Nachhall der Musik, der ihm verriet, dass der Club noch immer brodelte, als wäre nichts geschehen. Doch Aoi interessierte nichts von alledem. Mühsam versuchte er seine Atmung zu beruhigen und wischte die Tränen aus seinen Augen, um sich vor demjenigen, der hinter ihm stand, nicht zu verraten. Kai oder Uruha ... Es konnte nur einer von ihnen sein! Und in jeder Sekunde, in der Aoi es nicht wagte, sich umzudrehen, wurde die Spannung in seinem Körper größer, während ein winziger Teil in ihm hoffte, dass es keiner von beiden war. Wie hätte er ihnen in die Augen sehen können, nachdem, was geschehen war?! Aoi lachte leise auf, als ihm klar wurde, dass er so auf sein Ziel fixiert gewesen war, dass er vergessen hatte, was er damit für Schaden innerhalb der Band anrichten könnte. Und das alles nur wegen einer dummen Verliebtheit, alles nur wegen den furchtbaren Sex-Spielchen, ohne die er niemals auch nur auf die Idee gekommen wäre, sich Uruha nähern zu wollen ... Es war beinahe zu lächerlich, wie er nun versuchte, wie ein Fangirl sein Idol zu erobern, für das er letztendlich doch nie mehr als ein Spielzeug sein würde ... "Hey, du!", ertönte mit einem Mal eine Stimme hinter ihm und erst, als er leicht geschüttelt wurde, wurde ihm klar, dass er noch immer nicht wusste, wer ihm nachgeeilt war. Er hatte zwar gehofft, weder Kai noch Uruha sehen zu müssen, aber dass dies tatsächlich passieren würde, hatte er nicht erwartet. Doch die Stimme, die zu ihm gesprochen hatte, kannte er nicht! Erschrocken fuhr Aoi in die Höhe und wich ein Stück zurück, als er im Zwielicht der Straße einen fremden Mann vor sich sah, der ihn abschätzend musterte. Leichter Alkoholgeruch ging von ihm aus und bei näherem Hinsehen glaubte er sich daran zu erinnern, ihn in dem Club gesehen zu haben, doch sicher war er sich nicht. Und wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch kein bisschen. Enttäuscht darüber, sich tatsächlich einen Moment Hoffnung gemacht zu haben, wollte er an ihm vorbeigehen, als er gepackt und so schnell mit dem Gesicht gegen die nächste Häuserwand gepresst wurde, dass er noch nicht einmal daran denken konnte, was gerade geschah. Der kalte Putz drückte sich in seine Haut und Aoi sog harsch die Luft ein, als er spürte, wie seine Beine auseinander geschoben wurden, doch die Angst, die er in einem Moment wie diesem verspüren sollte, blieb seltsamerweise aus. Stattdessen lachte er nur grimmig und biss die Zähne zusammen, bevor er einen Arm losriss und seinen Ellenbogen nach hinten rammte, zufrieden grinsend, als er einen schmerzverzerrten Laut hörte. Ohne eine Sekunde zu zögern, wirbelte er herum und schlug ein weiteres Mal zu, ehe er dem Mann gegen die Kniescheibe trat, so dass er zu Boden ging. Und kaum, dass er den harten Grund berührt hatte, traf ihn Aois Schuh ein zweites Mal, ein drittes und viertes, während sich die Gedanken im Kopf des Schwarzhaarigen zügellos zu drehen begannen. Wie konnte es jemand wagen, sich auf offener Straße an ihm vergehen zu wollen? Gerade jetzt, wo er ganz andere Probleme hatte! Wer war so lebensmüde, ihn in einem Moment anzugreifen, in dem er bereit war, alles zusammenzuschlagen, das sich ihm in den Weg stellte, ganz gleich, ob er sich damit im Recht oder im Unrecht befand. Aois Mundwinkel bogen sich zu einem teuflischen Grinsen in die Höhe, als er die Schmerzenslaute des Mannes hörte, der mit solcher Gegenwehr nicht gerechnet zu haben schien, und obwohl er merkte, dass er es übertrieb, konnte er sich nicht zurückhalten und trat weiter zu, immer fester, bis er plötzlich von dem am Boden Liegenden weggezerrt wurde. "Lass mich los!", brüllte er zornig, trat blind nach hinten aus und versuchte sich loszureißen, doch seine Arme wurden so fest auf seinem Rücken verdreht, dass er sich kein Stück bewegen konnte. "Aoi, verdammt, beruhig dich!", hörte er eine aufgebrachte Stimme, doch er brauchte einige Momente, bis er sie zuordnen konnte. Überrascht gab er jegliche Gegenwehr auf und sog hastig die kalte Nachtluft ein, während er spürte, wie sein Körper mit einem Mal zu zittern begann. Sofort wich der Druck von seinen Armen und er wurde herumgedreht, bevor er in eine enge Umarmung gezogen wurde. "Kai ...", murmelte er beinahe lautlos und barg sein Gesicht in der Halsbeuge des anderen, der seine Arme noch fester um ihn schlang und ihn vor den kühlen Fingern des Windes schützte. Doch obwohl der Drummer so ruhig und gefasst wie immer zu sein schien, konnte Aoi seinen hastigen Herzschlag deutlich spüren, und der Gedanke, dass Kai wegen ihm so aufgeregt war, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. "Los, lass uns verschwinden! Sofort!", flüsterte der andere nur Sekunden später und griff nach Aois Handgelenk, der sich ohne Widerstand in die Dunkelheit ziehen ließ. Und erst nach einigen Schritten wurde ihm klar, dass er den Mann, der ihn angegriffen hatte, hätte umbringen können, wenn Kai nicht dazwischen gegangen wäre. Seine ganze Wut, seine Verzweiflung hatte sich mit einem Schlag entladen, und nun, da er wieder klar denken konnte, konnte er nicht fassen, was geschehen war. "Wir müssen einen Krankenwagen rufen!", keuchte er aufgeregt, als sie schließlich an dem kleinen Parkplatz angekommen waren, auf dem sie ihre Autos abgestellt hatten, und hielt Kai fest, der ohne auf seine Worte zu reagieren seinen Wagen aufsperrte und hineinsteigen wollte. "Hast du mir zugehört?", fragte er aufgebracht, als der andere keine Anstalten machte, sein Handy herauszuholen. Stattdessen öffnete er die Beifahrertür und drückte Aoi auf den Sitz, bevor er die Tür schloss, in den Wagen stieg und den Motor startete. "Ich war zwar ein Stück weg, aber ich hab genau gesehen, was er mit dir machen wollte", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, die Augen starr in den Rückspiegel gerichtet, als er ausparkte und auf die Straße fuhr. "Denkst du allen Ernstes, ich würde einen Arzt für diesen Perversen rufen? Soll er doch verrecken!" Aoi schluckte trocken, als er den Zorn in den Worten des anderen hörte, den dieser kaum noch zügeln konnte, bevor er ohne einen weiteren Versuch zu unternehmen nach dem Sitzgurt griff und sich anschnallte. Beinahe scheu ließ er seinen Blick über den Drummer wandern, dessen Augenbrauen so dicht zusammengezogen waren, dass sein Gesicht wie eine entstellte Fratze wirkte. Seine Finger krallten sich in das Lenkrad und sein Fuß drückte das Gaspedal tiefer hinab, als er sie auf die Hauptstraße lenkte, das Hupen der Fahrer, denen er die Vorfahrt nahm, schlichtweg ignorierend. Zum Glück waren um diese Uhrzeit nicht mehr ganz so viele Fahrzeuge auf den Straßen wie tagsüber, sonst wären sie vermutlich noch nicht einmal einen Block weit gekommen. Aoi verfolgte mit zunehmendem Unwohlsein, wie die Reklameschilder immer schneller an ihnen vorbeirasten, fest entschlossen, Kai aufzuhalten, wenn er sich nicht bald beruhigen würde, doch anstatt weiter in Richtung Innenstadt zu fahren, bog der andere plötzlich in eine kleinere Straße ein und verlangsamte sein Tempo. Trotzdem verging eine geschlagene halbe Stunde, in der sie einfach nur stumm nebeneinander saßen, bis Kai den Wagen schließlich in eine kleine Einbuchtung lenkte und zum Stehen brachte. Die Hochhäuser hatten sie schon lange hinter sich gelassen, ebenso wie die blinkenden Schriftzüge und die laute Musik, die in Tokyo in den Vergnügunsbezirken selbst in der Nacht noch von allen Ecken schallte. Stattdessen waren hier nur leere Fabrikgebäude ohne Fensterscheiben, verlassene Höfe mit staubigem Grund und alte, verrostete Zäune, die früher einmal das Gebiet abgegrenzt haben mussten, um Eindringlinge wie sie fernzuhalten. "Wo sind wir?", fragte Aoi und blickte sich mit einem flauen Gefühl im Magen um, als Kai den Motor ausschaltete und den Schlüssel abzog. "Hyena Drehort", antwortete der andere knapp und schaltete die Scheinwerfer aus, so dass sie in vollkommener Dunkelheit saßen. »Das Gelände ist gesichert, hierher kommt niemand außer uns«, fuhr er mit leiser Stimme fort, doch obwohl seine Worte beruhigend klangen, wollte sich dieses Gefühl bei Aoi nicht einstellen. "Warum sind wir hier?", fragte er unsicher und versuchte seine Augen an das allumfassende Schwarz zu gewöhnen, doch es dauerte einige Zeit, bis er Kai als mehr als nur einen vagen Schatten erkennen konnte. Der andere hatte den Kopf gesenkt, seine Hände ruhten auf dem Lenkrad und sein Rücken war nach vorn gebeugt, als wäre sämtliche Kraft aus ihm gewichen. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht, verdeckten seine Augen, doch auch so hätte Aoi in der Finsternis nicht erkennen können, wohin Kai blickte. Es beunruhigte ihn, nicht zu wissen, was der Drummer vorhatte, gerade nachdem, was zuvor zwischen ihnen geschehen war ... "Ich wollte dich nicht schlagen", begann Kai mit einem Mal, ohne auf Aois vorherige Frage zu antworten. Sein Kopf war weiterhin gesenkt und seine Fingerspitzen fuhren unruhig die Lederbeschichtung des Lenkrads hin und her. "Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist ... Irgendwie ist alles ..." "... außer Kontrolle geraten?" Aoi lächelte wehmütig und nickte still, ehe er sich abschnallte und die Anspannung von sich weichen ließ, die ihn noch bis eben umfangen hatte. Er wusste noch nicht einmal, was genau er befürchtet hatte, als Kai mit ihm zu diesem verlassenen Ort gefahren war, doch was auch immer es gewesen war, mit einem Mal war es seltsam lächerlich und entfremdet. "Hast du verstanden, was ich davor gesagt habe?", fuhr Kai fort und Aoi brauchte einen Moment, bis er verstand, dass der andere die Worte meinte, die er ihm im Club an den Kopf geworfen hatte. Nur ungern erinnerte er sich an das Gefühl zurück, das er dabei gespürt hatte, und noch widerwilliger daran, wie Kai ihn angesehen hatte, welche Wut und welcher Schmerz in ihm gekocht und wie viel Mühe es ihm bereitet hatte, nicht vollkommen die Kontrolle über sich zu verlieren. Einen Augenblick überlegte er, ob er lügen sollte, um vielleicht so herauszufinden, was Kai vor ihm verbergen wollte, dann entschied er sich aber für die Wahrheit. Die Wahrheit war sowieso etwas, was in letzter Zeit viel zu selten gesagt wurde. Und er war die Spielchen und Täuschungen leid. "Nein", antwortete er so und sah, wie Kai erleichtert aufatmete. Erneut legte sich Schweigen über sie, und Aoi schien es, als würde es den anderen viel Mühe kosten, seine nächsten Worte zu formulieren. Er konnte sich beinahe schon denken, was er ihn fragen wollte, doch noch bevor er sich einen Weg überlegen konnte, wie er es vermeiden konnte, sprach Kai die Frage aus. "Was ist zwischen dir und Uruha geschehen?" Aoi biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, zum ersten Mal froh darüber, dass man in der Düsternis so wenig erkennen konnte. "Nichts", antwortete er leise, den Groll spürend, der in ihm hochsteigen wollte, wenn er an den anderen Gitarristen dachte. "Ein Kuss, mehr war nicht. Das Arschloch hat es doch tatsächlich fertig gebracht, sich von einem Gogo einen blasen zu lassen, während wir auf der Tanzfläche ..." Er ballte die Fäuste und versuchte seine beschleunigte Atmung zu beruhigen, doch es wollte nicht funktionieren. Stattdessen tauchten mit einem Mal Bilder vor seinem inneren Auge auf, Bilder von Uruha und dem halbnackten Jüngling aus dem Käfig, den dieser bei ihrer Ankunft so ungeniert angestarrt hatte; Bilder, wie Uruhas Kopf in den Nacken sank, wie sich seine Lippen öffneten und nach Luft schnappten, während er an den kühlen Fliesen der Toilettenwand lehnte und in seinem Schoß ein dunkler Haarschopf auf- und abtanzte. Bilder, wie sich die blasse Haut rot färbte und schweißglitzernde Spuren über seinen Körper wanderten, wie sich die kräftigen Schenkel anspannten, ehe er mit einem leisen Aufschrei kam, keinen Gedanken daran verschwendend, dass sich Aoi im selben Moment nach ihm verzehrte ... "Dieser Perverse, diese selbstgefällige Schlampe!" Aoi spürte, wie die Wut langsam in ihm zu überwiegen begann, obwohl er noch nicht einmal wusste, gegen wen sie sich richtete. Gegen Uruha, dafür, dass er keinen Gedanken daran verschwendete, was er anderen antat, gegen sich selbst, weil er so dumm gewesen war, sich in einen solchen Menschen zu verlieben, oder gegen ... "Wie bist du eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen, dass die Aktion auf der Tanzfläche irgendetwas bringen könnte?!", fuhr er Kai mit einem Mal an, der erschrocken aufblickte und den Mund öffnete, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, schimpfte Aoi auch schon weiter. "Hast du jemals daran gedacht, dass alles nur noch schlimmer werden könnte? Die Dinge wären wesentlich besser, wenn du dich nicht ständig einmischen würdest! Wer ist auf die bescheuerte Idee mit der Kamera gekommen? Das war nicht Uruha! Wenn du nicht gewesen wärst, würde das Video überhaupt nicht existieren! Und Uruha würde nicht denken, ich wäre eine billige Schlampe, die sich an jeden ranschmeißt, obwohl sie einen Freund hat, was die nächste deiner glorreichen Ideen war, die überhaupt nichts gebracht hat! Du bist an allem schuld!" Aois Puls raste, während er beobachtete, wie Kai schwer nach Luft rang, doch in dieser Sekunde kümmerte es ihn nicht. Ein Teil von ihm wusste, dass seine Vorwürfe nicht gerechtfertigt waren, doch ein noch viel größerer Teil war einfach nur verzweifelt, ausgebrannt und hatte jede Hoffnung darauf verloren, dass sich alles noch zum Guten wenden würde. Er wusste, er würde noch viel schlimmere Dinge sagen, wenn er nicht sofort den Wagen verlassen würde, doch wohin? Er wusste noch nicht einmal, wo er sich befand, geschweige denn, wie er wieder in die Innenstadt kommen sollte. Doch alles war besser, als noch länger hier zu verweilen und vielleicht etwas zu sagen, das noch viel dümmer und viel verhängnisvoller war als alles zuvor. "Ich muss hier raus!", keuchte er und öffnete mit zitternden Händen die Wagentür, bevor er beinahe aus dem Auto herausfiel und hastig wegstolperte. Doch er schaffte nur ein paar Schritte, da hatte Kai ihn eingeholt und riss ihn am Handgelenk herum, so dass Aoi vor Schmerz die Zähne zusammenbiss. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und hallte so laut in seinem Kopf wider, dass er nichts anderes mehr zu hören glaubte, als er im trüben Licht der wenigen Sterne sah, wie sich eine klare Flüssigkeit aus Kais Augenwinkel löste und seine Wange hinabrann. Die Brust des Drummers hob und senkte sich unregelmäßig, sein Körper bebte und Aoi konnte spüren, wie er sich nur mühsam kontrollieren konnte, während der Griff um sein Handgelenk so fest wurde, dass das Blut wich. "Willst du dich nicht rechtfertigen?", rief Aoi und lachte zynisch auf, als er sah, wie Kai sich noch im selben Augenblick auf die Unterlippe biss. "Los, sag endlich, was Sache ist! Ich weiß überhaupt nicht, was du willst! Willst du mir helfen oder macht es dir bloß Spaß zu sehen, wie alle nach deiner Pfeife tanzen, egal was passiert, solange du nur ein gutes Video davon bekommst!" Kais Augen weiteten sich entsetzt und Aoi wusste, dass er mit den letzten Worten eindeutig zu weit gegangen war, doch er konnte und wollte sich nicht länger beherrschen. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, packte er den anderen mit seiner freien Hand am Hemdkragen und drängte ihn zurück an die Wagenseite, bevor er ihn grob schüttelte. "Los, sag einmal, was du wirklich denkst!", zischte er bedrohlich. "Nicht was deiner Meinung nach für mich gut ist, oder für die Band! Nicht was du denkst, was ich hören will! Sag einmal, was ›du‹ willst!" Seine Hand zitterte und plötzlich rieselte ein unangenehmer Schauer über Aois Rücken, als ihm klar wurde, dass er vielleicht soeben eine Freundschaft zerstört hatte, doch noch bevor er überhaupt daran denken konnte, sich zu entschuldigen, wurde er gepackt und herumgewirbelt, so dass sein Rücken an die Seite der Motorhaube knallte und nach hinten auf das noch warme Metall knickte. Er versuchte sich zu lösen, doch er schaffte es lediglich, ein paar Zentimeter zur Seite zu rücken, dann war Kai schon wieder über ihm und presste ihn mit dem Gewicht seines ganzen Körpers zurück. "Mit dir zu tanzen, war purer Eigennutz!", zischte er so nah an Aois Ohr, dass dieser erschauderte und auf der Stelle zu Eis gefror. "Ich wollte ein Mal das bekommen, was du mir nie freiwillig gegeben hättest! Und selbst dabei waren deine Gedanken nur bei Uruha! Was denkst du überhaupt, wie ich mich dabei fühle?" Aoi schluckte trocken und stemmte mühsam seine Arme gegen Kais Schultern, um ihn wegzudrücken. Er hatte noch nie daran gedacht, wie sich der andere bei ihrem ganzen Schauspiel fühlte, sondern war stets davon ausgegangen, dass er ihm nur helfen wollte. Dass er mit seinem Verhalten auf Kais Gefühlen herumtrampelte, war ihm keinen Moment lang klar gewesen. "Du willst wissen, was ich will?", fuhr dieser fort und packte Aoi am Nacken, so dass der Gitarrist unterdrückt aufstöhnte, bevor sich Kais Lippen auf die seinen pressten und den Laut verschluckten. Doch so schnell, wie ihn der Kuss überrumpelt hatte, war er auch schon wieder vorbei. Aoi schnappte nach Luft, ehe er Kai überrascht anstarrte, doch auszuweichen, kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Er spürte, wie eine Gänsehaut über seine nackten Arme kroch, als er dem anderen in die Augen sah, dessen Blick so düster war, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Die Lippen des Drummers waren leicht geöffnet, glänzten verlockend von ihrem Kuss, und sein Brustkorb hob und senkte sich so unregelmäßig, als wäre er soeben einen Marathon gelaufen. Aoi biss die Zähne zusammen, als sich Fingernägel in seine Haut gruben, doch Kai schien noch nicht einmal zu bemerkten, mit welcher Kraft er seine Handgelenkte festhielt, bevor er sie beinahe brutal von seinen Schultern losriss und auf die Motorhaube drückte. "Ich will nur dich!", zischte er leise und presste seine Lippen erneut auf Aois, ehe er seinen Kopf in dessen Nacken vergrub und die Zähne in die weiße Haut senkte, so dass sich Aois Lippen zu einem harschen Atemzug öffneten. Sein Körper krümmte sich gegen den Drummer, doch dessen Gewicht drückte ihn sofort zurück auf das warme Metall, während er weiterhin mit Lippen, Zähnen und Zunge seinen Hals bearbeitete. "Kai, was soll ...", begann Aoi atemlos, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, als ein heißer Mund den seinen verschloss und im selben Augenblick eine Hand seine Seite entlang bis zu seinem Po wanderte und sich besitzergreifend auf diesen legte. Fingernägel kratzten über den dunklen Jeansstoff, und ließen ihn in den Kuss aufkeuchen, als er spürte, wie Kais Oberschenkel sich in seinen Schritt schob und diesen zu reiben begann. Erst jetzt wurde Aoi klar, dass Kai eines seiner Handgelenke losgelassen hatte und er sich verteidigen konnte, doch der Gedanke daran, diesen Moment zu beenden, war so fern, dass er ihm noch nicht einmal in den Sinn kam. In jeder Sekunde, in der ihn der Brünette stärker gegen die Motorhaube drückte, in der seine Hand über seinen Leib glitt und ihn mit der selben sinnlichen Brutalität eroberte, wie sie es auch schon in der Nacht in Uruhas Schlafzimmer getan hatte, wurde sein innerer Widerstand geringer, bis er schließlich vollkommen gebrochen war. Doch gerade in dem Moment, in dem er alle Hemmung über Bord werfen und Kai an sich reißen wollte, stoppte dieser und löste seine Lippen von Aois. Sein Atem war schwer, zitterte leicht bei jedem Zug, und obwohl er von Aoi abgelassen hatte, ruhte sein Gewicht noch immer auf ihm. "Es tut mir leid ...", flüsterte er kaum hörbar in das Ohr des Gitarristen, ehe er seinen Kopf in dessen Halsbeuge vergrub. Seine Finger entließen Aois Handgelenk, verschwanden von seinem Körper und verharrten einen Moment unschlüssig in der Luft, ehe er sie auf der Motorhaube abstützte, um seinen Körper leicht wegzuschieben. "Ich wollte doch nicht ...", fuhr er fort und Aoi konnte hören, wie viel Mühe es ihn kostete, die Worte zu formulieren. "Ich bin auch nicht besser als der Kerl von vorhin ... Aber ich würde niemals ..." Seine Stimme brach ab und er biss die Zähne zusammen, doch Aoi wusste, auch ohne dass er den Satz vollendete, was er sagen wollte. Kai würde ihn niemals zu etwas zwingen, egal wie sehr er es selbst wollte. Er sorgte sich stets um die anderen Bandmitglieder, vergrub sich in Arbeit, damit es allen gut ging, verzichtete auf seinen Urlaub, um die neusten Tracks ein letztes Mal am PC zu überarbeiten, und er hätte es sicher niemals so weit kommen lassen, wenn Aoi ihn nicht provoziert hätte. Er hatte eine einmalige Chance – und er nutzte sie nicht. Aoi schluckte und leckte sich über die feuchten Lippen, über die der Wind unangenehm kühl hinwegwehte, während er ohne sich zu regen auf Kais rasselnde Atemzüge lauschte. Er konnte beinahe noch das Prickeln spüren, das dessen Hände auf seinem Körper hinterlassen hatten, der jedes Mal ein wenig sensibler zureagieren schien, wenn ihn der Drummer berührte; konnte seinen Kuss fühlen, die tiefe Verzweiflung darin schmecken, und etwas in ihm sehnte sich danach, ihn erneut zu kosten. "Stoß mich weg, denn ich kann es nicht", hörte er mit einem Mal Kais Stimme, und das flüchtige Gefühl der Lippen, die über seinen Hals streiften, ließ ihn erschaudern. "Schrei mich an und nenn mich ein selbstgefälliges Arschloch, dass ich dich dazu gebracht habe, zu behaupten, wir wären ein Paar, nur um einmal spüren zu können, wie es wäre, mit dir zusammen zu sein. Und dafür, dass ich dich in den Club geschleift habe, nur um mit dir tanzen zu können. Dafür, dass ich versucht habe, dich für mich zu gewinnen, obwohl du nur Uruha willst, und dafür, dass ..." "Sch ..." Aoi biss sich auf die Unterlippe, bevor er eine Hand hob und sie sanft über Kais Rücken gleiten ließ. Er sollte wütend sein, wütend darüber, dass ihn schon wieder jemand belogen hatte. Vielleicht sollte er Kai wirklich anschreien, doch die Worte des anderen ließen ihn keinen vollständigen Satz bilden. Er spürte, wie dieser sich versteifte, als er ihn berührte, vorbereitet darauf, weggestoßen zu werden, und gleichzeitig voller Angst davor. Doch Aois Hand strich einfach weiter. Die Wirbelsäule hinauf, über die kräftigen Schulterblätter, den Nacken entlang, bis sie schließlich in Kais Haaren ankam und dessen Kopf zu sich bogen, bevor seine Lippen die des anderen einfingen. Er spürte Kai überrascht einatmen, sah, wie sich seine Augen im schwachen Licht weiteten, bevor er die Lieder schloss und ihn wieder auf sich zog. Kai mochte zwar behaupten, er habe eigennützig gehandelt, doch er hatte stets versucht, Aoi das zu geben, was dieser wollte – Uruha. Wie schwer es ihm auch gefallen war. Und obwohl Aoi wusste, dass er sich noch immer nach dem unterkühlten, anzüglichen und selbstverliebten Gitarristen sehnte, wollte er ihn in diesem Moment einfach vergessen. Seine Hände glitten zurück auf den Rücken des Drummers, kosten sanft darüber, bis sie schließlich den unteren Rand seines Hemds erreicht hatten und darunterschlüpften. Noch im selben Moment hörte er Kai überrascht in seinen Mund aufkeuchen, spürte, wie sich der Körper des anderen einen Moment versteifte, bis er sich entspannte und gegen ihn sinken ließ. Der Wind fegte kühl über Aois nackte Arme, doch er kümmerte sich nicht darum. Seine Hände wanderten die warme Haut des anderen entlang, als hätte er ihn noch nie zuvor berührt, fuhren die Wirbelsäule hinauf, bis er mit einem Mal stockte, als er Spuren von Grind unter seinen Fingerspitzen fühlte. Erstaunt hielt er inne, dann fiel ihm siedendheiß ein, dass er dafür verantwortlich war, als er auf der Tanzfläche die Kontrolle über sich verloren hatte. Sofort wollte er den Kuss brechen und sich dafür entschuldigen, doch Kai ließ ihn nicht entweichen. Seine Hand fuhr in Aois Nacken, grub sich in seinen Schopf und zog ihn an sich, bevor er den Kuss mit Geschick zu vertiefen begann, so dass Aoi nach wenigen Sekunden vollkommen vergessen hatte, was er zuvor tun wollte. Ein heiseres Keuchen entwich seinen Lippen, als Finger über seinen Hals hinab auf seine Brust glitten, über den Stoff seines Tanktops hinab, bevor sie es in die Höhe schoben. Im selben Augenblick löste sich Kai von ihm und auch das Gewicht seines Körpers verschwand, doch als Aoi verwirrt die Augen öffnete und protestieren wollte, legte er ihm nur einen Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf, bevor ihn ein Stück mit sich zog und an der Vorderseite der Motorhaube wieder nach hinten drückte. Ein Schauer rieselte über den Rücken des Gitarristen, als sein Kopf auf dem warmen Metall zum Ruhen kam, denn nun konnte er sich durch die größere Neigung des Autos beinahe nicht mehr aus eigener Kraft in die Höhe stemmen, wenn Kai ihm dies nicht erlaubte. Doch noch bevor er wirklich darüber nachdenken konnte, war der andere auch schon wieder über ihm und presste seine Lippen auf die seinen, so dass Aoi überrumpelt über die plötzliche Rohheit aufkeuchte und seine Hände in die Oberarme des anderen krallte. Kai lächelte gegen seine Lippen, ehe er Aois Handgelenke ergriff und seine Arme über seinem Kopf auf das Metall drückte. Einen kurzen Moment hielt er inne und betrachtete den anderen, dann küsste er ihn erneut, diesmal stürmischer als zuvor, plündernd und besitzergreifend, so dass jeder klare Gedanke einfach aus Aois Kopf gewischt wurde. Die Hände wichen von seinen Gelenken, glitten über seinen Oberkörper und zurück unter sein Shirt, das sie bis kurz unter Aois Kinn hochschoben, um jeden Zentimeter der aufgeheizten Haut zu erkunden. Spätestens in diesem Moment war der Schwarzhaarige froh, das er mehr lag als stand, denn das Schwindelgefühl, das sich mit einem Mal in ihm ausbreitete, wäre stark genug gewesen, um ihn zu Boden gehen zu lassen. Abwesend spürte er, wie sich die feinen Härchen an seinem Körper durch die kühle Nachtluft aufstellten, doch anstatt unangenehm zu sein, machte sie das Gefühl von Kais heißen Fingern nur noch prickelnder und intensiver. Sie strichen seine angespannten Muskeln entlang, fuhren unter seinen Rücken und hoben ihn sanft an, und als Kais Lippen schließlich von den seinen wichen und sich auf seine Brustwarzen legten, kippte Aois Kopf ohne Widerstand in den Nacken, so dass er mit einem leisen Laut auf der harten Motorhaube aufschlug. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, irgendetwas, doch die Art, mit der Kai ihn Sekunde für Sekunde stärker vereinnahmte, ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Und plötzlich verstand er, was dies alles zu bedeuten hatte. Diesmal würde sie niemand stören. Diesmal würden sie nicht aufhören, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatten. Diesmal würden sie es zu Ende bringen. Aoi war innerlich auf Sex vorbereitet gewesen, als er an diesem Abend seine Wohnung verlassen hatte, doch hatte er damit gerechnet, dass es mit Uruha geschehen würde und nicht mit Kai – und schon gar nicht im Nirgendwo auf der Motorhaube dessen Wagens. Doch auch wenn er es zuvor nicht für möglich gehalten hatte, kümmerte ihn dieser Umstand herzlich wenig. Er wollte Kai, jetzt und sofort! Die Umstände waren egal, sein Körper verzehrte sich viel zu stark nach dem anderen und blendete selbst die leise Stimme in seinem Kopf aus, die ihn davor warnte, was ›danach‹ geschehen würde ... "Kai ...", seufzte er atemlos, als der andere sanft in seine Brustwarze biss, sogleich mit der Zunge darüberkosend, um den Schmerz zu tilgen. Als er seinen Namen hörte, stockte er einen Wimpernschlag, doch seine Antwort war umso stürmischer. Seine Lippen und Hände schienen plötzlich überall zu sein, ließen Aoi aufstöhnen und sich winden, während sie ihn geschickt unter Kontrolle hielten und gerade so viel Freiraum ließen, wie unbedingt nötig war. Der Gitarrist spürte, wie seine Beine angehoben wurden, und ohne sich darum zu kümmern, wie sein Verhalten wirken könnte, schlang er sie um Kais Becken, um ihn näher an sich heranzuziehen. Ein leichter Rotschimmer flog über seine Wangen, als er die deutliche Härte in der Hose des anderen fühlte, die sich gegen seinen Unterleib presste und ihm nur allzu deutlich klar machte, dass es kein Zurück mehr gab. Doch er wollte auch kein Zurück mehr. Er wollte Haut, viel mehr Haut, Küsse und das Gefühl, jede Sekunde das Bewusstsein verlieren zu können und gleichzeitig für jeden Sinnsreiz so wach zu sein wie niemals zuvor. "Zieh das aus!", presste er heiser heraus und riss die Druckknöpfe von Kais Hemd mit einem Ruck auf, bevor er ihm das Kleidungsstück förmlich von den Schultern zerrte, sich nicht darum kümmernd, dass es dabei auf dem staubigen Untergrund landete. Er hörte, wie Kai ein dunkles Grollen von sich gab, sein Becken stärker gegen Aois presste und es daran zu reiben begann, so dass dieser nach Atem rang, als er spürte, wie seine Hose langsam unangenehm eng wurde, während sich seine Beine wie Schraubstöcke um Kai schlossen, um ihn auf keinen Fall entweichen zu lassen. Seine Hände suchten nach jedem Stück Haut, das sie erhaschen konnten, glitten ruhelos auf und ab und verstrichen die feine Schweißschicht, die sich auf der Haut des anderen gebildet hatte. Das Gefühl der Hitze eines anderen Körpers und gleichzeitig der Kälte der Nacht schien seine Wahrnehmung zu schärfen und machte ihn andererseits ganz wirr, so das er überhaupt nicht bemerkte, wie Kai ihm das Tanktop über den Kopf zog und es fallen ließ. Erst, als er seine Gürtelschnalle und den Reißverschluss seiner Jeans öffnete, war er plötzlich wieder hellwach und spürte unangenehm berührt, wie sein Herzschlag schneller wurde. Er hatte dies schon vorher gemacht, schon viel schlimmere Dinge! Warum auf einmal war er so aufgeregt, dass er sein eigenes Blut hinter seinen Ohren rauschen hörte? Vielleicht, weil dies anders war. Es war nicht verdorben und erzwungen, Kai verlangte nicht von ihm, dass er Sachen tat oder sagte, die er nicht wollte. Stattdessen verwöhnte er ihn mit jeder Berührung, entlockte ihm einen wollüstigen Laut nach dem anderen, so dass Aoi sich beinahe für seine Hemmungslosigkeit schämte. Und dennoch rupften seine Hände an seiner Hose, als Kai sein Becken ein Stück anhob und sich von ihm löste, um ihn aus dem Kleidungsstück zu schälen. Er kam gerade dazu, es über ein Bein zu ziehen, als Aoi ihn auch schon wieder auf sich zog und seine Lippen zu einem Kuss einfing, während seine Finger am Gürtel des anderen zu zerren begannen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er ihn schließlich gelöst hatte und die Jeans ungeduldig herabzog. Er machte sich nicht die Mühe, sie ganz auszuziehen, sondern schob sie nur bis kurz unter den Po hinunter, dass seine Hände ohne Probleme in die Unterwäsche des Drummers tauchen konnten, der überrascht aufkeuchte, als sich Aois Hand ohne Scham um sein Glied schloss und es zu reiben begann. Kais heißer Atem an seiner Haut, als dieser ihren Kuss löste und sich stattdessen seinem Hals zuwandte, machte ihn halb wahnsinnig, die kaum hörbare Stimme, die seinen Namen in sein Ohr hauchte, die weichen Lippen, die rastlos über seine Haut strichen, als könnten sie sich nicht entscheiden, was sie zuerst berühren sollten, und schließlich Kais warme Hände, die seine Beine ergriffen und seine Schenkel zur Seite drückten, bevor der Drummer ihre Lippen auseinander riss und vor ihm auf die Knie sank. Aoi warf seinen Kopf mit einem gurgelnden Laut nach hinten, als Kais Zunge über seine Panty fuhr und durch sie hindurch über die Spitze seines Gliedes leckte, bis der Stoff ganz feucht war. Währenddessen wanderten seine die Fingerspitzen unter den Gummibund, hoben diesen leicht an und ließen ihn zurückschnippen, so dass sich Aoi auf die Unterlippen biss, um nicht aufzustöhnen. Er wusste selbst nicht, warum er immer noch versuchte, sich nicht gehen zu lassen, obwohl es hier niemanden gab, der sie entdecken konnte. Doch trotzdem hallte jeder Laut, jedes Seufzen und Keuchen so weit durch die kühle Nachtluft, dass es ihm jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Doch als Kai endlich das Stück Stoff über seine Hüfte zog, die süße Qual beendete und seine Zunge über den steifen Schaft gleiten ließ, konnte er sich einen leisen Aufschrei nicht verwehren. Sein Rücken krümmte sich der Berührung entgegen, seine Finger suchten hilflos auf der glatten Motorhaube nach Halt und seine Zähne gruben sich so fest in seine Unterlippe, dass er glaubte, die Haut müsse jeden Augenblick platzen. Kais Zunge schlängelte sich um sein heißes Fleisch, neckte ihn beinahe spielerisch und gleichzeitig so quälend langsam, dass Aoi sich nur mit Mühe davon abhalten konnte, ihn am Schopf zu packen und in seinen süßen Mund zu stoßen, um sich das zu holen, was er so dringend brauchte. Stattdessen rang er mit zitterndem Atem nach Luft, tastete nach allen Seiten, um etwas zu finden, woran er sich festhalten konnte, und fand schließlich über seinem Kopf die kleine Ritze unter der Fensterscheibe, in der die Kühlerhaube im Rest des Autos endete, erleichtert aufatmend, dass er etwas hatte, das ihn nicht vollkommen wie ein Käfer auf dem Rücken erscheinen ließ – hilflos allem ausgeliefert, was Kai mit ihm tun wollte. Dessen Hände wanderten über seine Seiten, fuhren seinen schmalen Brustkorb auf und ab, um ihn zu wärmen, und legten sich schließlich auf seine Pobacken, um diese fest zu massieren, während er seinen Mund weitete und sein Glied vollkommen in sich aufnahm, so dass Aoi einen erstickten Laut von sich gab. Er glaubte jede Bewegung der Zunge, jedes angedeutete Schlucken so intensiv zu spürten wie niemals zuvor, eine Flut von Sinnesreizen und Emotionen, die von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, bis sie ihn zu überrollen drohte, doch genau in dem Moment, in dem Aoi spürte, wie sich alles in seiner Beckengegend zusammenzuziehen begann und seine Zehen sich verkrampften, ließ Kai von ihm ab. Aoi brauchte einen Moment, um zu begreifen, was gerade geschehen war, doch als sich der Schleier, der ihn für kurze Zeit von der Wirklichkeit getrennt hatte, zu lichten begann, fühlte er, wie seine Beine angehoben und seine Knie in Richtung seines Brustkorbs geschoben wurden. Finger glitten über seine Schenkel, strichen über die angespannten Muskeln und versuchten ihn zu entspannen, doch Aoi wollte sich überhaupt nicht beruhigen. Jeder hastige Atemzug brannte sich in seinen Körper ein, die Luft, die in seine Lungen flutete, kühlte ihn aus, so dass er Kais Hände nur noch heißer auf seinem Leib spürte, und als sich dessen Lippen über die Haut seiner Beine hinweg zu seinem Po tasteten und er zu ahnen begann, was der andere vorhatte, glaubte er beinahe zu verbrennen. Ein heiserer Aufschrei entschlüpfte ihm, als Kai seine Pobacken spreizte und mit seiner Zunge über die enge Muskelöffnung fuhr, die sich auf der Stelle zu verkrampfen begann. Vorsichtig drängte er sie hinein, während er mit der anderen Hand Aois Beine gegen dessen Brustkorb drückte, so dass der Gitarrist vollkommen bewegungslos war. Mit angehaltenem Atem und zusammengekniffenen Lidern lauschte er auf seinen eigenen, rasenden Herzschlag, erzitterte jedes Mal ein Stück mehr, wenn Kais Zunge tiefer in ihn eindrang, während in seinem Kopf die Bilder aus dem Club zu tanzen begannen. Er glaubte die Menschenmassen erneut zu spüren, die sich um ihn drängten, die heiße Luft, die ihm den Atem abschnürte und ihn ganz benommen machte. Er spürte nur noch Kai, seinen Körper, seine Hände, seinen Mund, so dass er nicht mehr wusste, wo die Realität endete und die Fantasie begann. Ein leises Japsen kroch von seinen Lippen, als der andere seine Pobacken noch ein Stück weiter spreizte und mit seiner Zunge so tief in ihn eindrang, wie er konnte, bevor er sich von ihm löste und Aoi betrachtete. Dieser öffnete verwirrt die Augen, als er keine weiteren Berührungen mehr spürte, und blickte den anderen mit unfokussiertem Blick und flatternden Lidern an, während sich seine Lippen stumm bewegten, unfähig, einen vollständigen Satz zu formulieren. Kais Finger strichen kaum spürbar über seinen zitternden Brustkorb, verwischen den glänzenden Schweiß, der sich auf der Haut gebildet hatte und im schwachen Licht der Nacht schimmerte, ehe sie hinauf zu seinem Hals und über seinen Adamsapfel fuhren, bis sie schließlich an seinen Lippen Halt machten. Doch anstatt in Aois Mund einzudringen, fuhren sie nur zaghaft über die Unterlippe, spielten mit dem Piercing und verweilten schließlich bewegungslos. Und Aoi verstand. Ohne zu Zögern nickte er und fühlte, wie sein Herz vor Aufregung schneller zu pochen begann, als sich ein wohlwollendes Lächeln auf Kais Lippen bildete und der Drummer über seine Wange streichelte, bevor er eines seiner Knie auf den Kühler aufstützte, die Finger in die Ritze der Motorhaube krallte und sich daran auf den Wagen zog. Er rutschte so weit vor, wie es ihm möglich war, während Aoi eine Hand löste, die Panty nach unten zog und nach seinem Glied griff. Er musste den Kopf etwas recken und den Rücken durchbiegen, doch als sich seine Lippen schließlich um die pochende Härte des anderen schlossen und dieser mit einem unterdrückten Keuchen auf seine Unterarme sank, vergaß er die unbequeme Position, in der er sich befand. Er saugte stärker und ließ seine Zunge um die sensible Eichel kreisen, atemlos jedem Laut lauschend, den Kai von sich gab. Sein Blick war starr auf den Oberkörper des anderen gerichtet, wollte keine Bewegen, kein Beben verpassen, und je mehr er entdeckte, umso stärker intensivierte er seine Bemühungen, süchtig nach Kais Reaktion und der Bestätigung, die darin lag. "Aoi ...", seufzte der andere mit zitternden Lippen, und schnappte nach Luft als dieser seine Zungenspitze in die kleine Öffnung an der Spitze seines Gliedes presste. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Haare klebten an der geröteten Haut und seine Augen waren genüsslich zusammengepresst, so dass er so verrucht aussah, wie Aoi ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Er wusste, dass Kai es nicht so geplant hatte, aber er wollte ihn zum Kommen bringen, wollte sehen, wie er sich verspannte und zu zittern begann, wie er den Kopf in den Nacken warf und auf ihm zusammenbrach, doch als habe der andere gemerkt, was er vorhatte, entzog er sich ihm und rutschte von ihm herunter. Er hatte sichtlich Mühe, einen sicheren Stand zu finden, doch das wilde Verlangen, das in seinen Augen brannte, ließ ihn keine Sekunde Atem schöpfen. Beinahe grob drängte er Aois Beine zurück an dessen Körper und lächelte düster, als dieser erwartungsvoll die Schenkel spreizte und die Augen schloss. "Mach schon!", flüsterte der Schwarzhaarigen heiser, selbst erstaunt darüber, wie dringend er den Körperkontakt brauchte und wie willig er sich darbot, obwohl er sich vor noch nicht allzu langer Zeit geschworen hatte, nie wieder leichte Beute zu sein. Doch bei Kai hatte er im Gegensatz zu Uruha nicht das Gefühl, dass er ›Beute‹ war. Kai wollte ihn, aber nicht um jeden Preis. Und genau dies war es, das Aoi dazu brachte, sich fallen zu lassen. Seine Lippen öffneten sich zu einem harschen Luftzug, als er spürte, wie der andere sich an ihm positionierte und sich in ihn zu drängen begann, langsam, aber dennoch so nachdrücklich, dass Aoi die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Sein Atem wurde hastig, während sein Herz zu rasen begann, als würde es durch seinen Brustkorb springen wollen, doch er ignorierte den kurzen Schmerz und biss die Zähne zusammen, während er seine Finger in die Motorhaube krallte. Er wollte mehr, er wollte viel mehr! Ohne nachzudenken, stützte er sich mit den Händen an der Fensterscheibe ab und stieß sich so ruckartig gegen Kai, dass dieser unterdrückt aufschrie, als er mit einer einzigen, fließenden Bewegung in Aoi versank. Der Gitarrist krümmte sich leicht, japste nach Luft, doch genau dies hatte er gewollt! Er wollte sich nicht mehr zurückhalten, wollte nicht daran denken, was geschah, wenn diese Nacht vorbei war. Und schon gar nicht wollte er, dass Kai auf ihn Rücksicht nahm! "Beweg dich!", keuchte er atemlos und schob sich dem anderen entgegen, dessen Hände sein Becken packten und ihn auf der schweißverschmierten Kühlerhaube hielten, bevor er sich aus Aoi zurückzog und wieder in ihn schob. Seine Muskeln waren bis zum Anschlag angespannt, denn jedes Mal, wenn er zu einem neuen Stoß ansetzte, rutschte ihm der Gitarrist ein Stück entgegen, so dass er ihn mit seiner ganzen Kraft zurückschieben musste. Doch Aoi störte es nicht, dass er sich auf diese Art und Weise jedes Mal selbst pfählte, machte es den Kontakt doch noch viel intensiver, als er sowieso schon war. Nur am Rande nahm er wahr, wie er sich herumwarf, seine Finger in Kais Oberarme krallte und diesen auf sich zog, so dass er nach seinen Lippen haschen konnte. Seine Muskeln verkrampften sich bei jedem Stoß, seine Beine zitterten vor Kälte und Erregung und seine Haut war gerötet und glitzerte vor Schweiß. Das rutschige Metall in seinem Rücken gab ihm keinerlei Halt, so dass er widerstandslos jeder Bewegung folgte, die Kai ihm vorgab, dem Rhythmus des anderen vollkommen ausgeliefert. Und er genoss jede Minute davon. Genoss den sanften Nachdruck, mit dem sich Kai Stoß für Stoß in ihm versenkte, ohne ihm das Gefühl zu geben, er würde sich nur an ihm befriedigen; genoss die warmen Hände, die über seinen Körper huschten, die heiße Zunge, die über seine Schlüsselbein glitt und den Schweiß von seinem Hals leckte, und als sich Kais Lippen schließlich auf die seinen senkten, küsste er ihn so stürmisch, dass der Drummer überrascht in seinen Mund aufkeuchte, ehe er ebenso leidenschaftlich antwortete. In Aois Kopf begann sich alles zu drehen. Er öffnete die Augen, doch außer bunten Farben und schattenhaften Bewegungen konnte er nichts erkennen. Kais Haare kitzelten über seine Wange, die feuchte Zunge in seinem Mund ließ ihm keine Zeit, um nach Luft zu schnappen, ehe sich die Finger des anderen mit den seinen verflochten und seine Stöße intensiver und schneller wurden, als habe er es aufgegeben, sich zurückzuhalten. "Aoi ...", keuchte er immer und immer wieder, schnappte mit seine Lippen und Zähnen nach dessen Piercing und zog sanft daran, bevor er ihn küsste, als würde er nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen. Aoi konnte fühlen, wie seine Bewegungen ruckartiger wurden, wie er sich immer härter in ihn stieß, vollkommen verloren in dem Strudel an Gefühlen, die wie eine Droge durch sein Blut flossen, doch auch er selbst konnte sich schon lange nicht mehr zurückhalten. Ohne Rücksicht auf die Grenzen seines Körpers warf er sich dem anderen entgegen, bäumte sich auf, als dieser zwischen seine Beine griff und sein Glied im Takt seiner Stöße zu massieren begann, schon lange nicht mehr in der Lage, seine Bewegungen zu koordinieren. Er ließ sich leiten, vertraute darauf, dass Kai das Richtige tun würde, dessen Atem mit einem Mal so schnell ging, als würde ihm jemand die Luft abschnüren, bevor er sich so fest in Aoi rammte, dass dieser gurgelnd den Kopf in den Nacken warf. Ein spürte, wie sich heiße Flüssigkeit in ihm verteilte, wie sich Fingernägel in seine Beine krallten und das Blut weichen ließen, während sich die Hand in seinem Schoß so schnell bewegte, dass er nicht mehr atmen konnte, bis die Erregung so plötzlich wie eine Flutwelle über ihn hinwegrauschte. Ein verzerrtes Wimmern verließ seine Lippen, schallte hundertfach in seinem Kopf nach, als er sich hilflos auf dem glitschigen Untergrund wand und in einem beinahe unmöglichen Winkel krümmte, bevor alle Kraft aus seinem Körper wich und ihn erschöpft zusammensinken ließ. Nur Kais Leib, der schwer auf dem seinen lastete, hinderten ihn daran, von der Motorhaube zu rutschen. Aoi spürte, wie sich sein Schließmuskel noch immer im Sekundentakt verkrampfte und entspannte, doch als Kai sich aus ihm zurückziehen wollte, hielt er ihn zurück. Er wollte nicht, dass es vorbei war! Er wollte sich nicht den Problemen stellen, die diese Nacht mit sich brachte, denn alles, was geschehen war, fühlte sich so richtig an, so makellos, obwohl es vollkommen falsch war. Kais Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und es schien Aoi, als würde der Takt auf seinen eigenen Herzschlag übergehen. Er konnte ihn in sich fühlen, ihn auf seinen Lippen schmecken, den leichten Geruch nach Schweiß, After Shave und Sex riechen, der auf ihm ruhte. Er fühlte die Finger, die noch immer mit den seinen verflochten waren und ihn nicht einmal losgelassen hatten, spürte den angenehmen Hauch seines Atems an seinem Hals und das Gefühl seiner Haare an seiner Wange – und alles zusammen ließ ihn vollkommen ruhig werden und erschöpft die Augen schließen. Der kühle Nachtwind fegte ungebremst über sie hinweg, kitzelte die schweißgebadete Haut, doch wohl ihm hätte kalt sein müssen, fühlte sich Aoi im Schutz von Kais Körper warm und geborgen. Vorsichtig hob er seinen freien Arm und schlang ihn um den Rücken des anderen, sanft darüberstreichend, um ihn zu wärmen. Er hörte Kai leise lachen, spürte, wie dessen Lippen sanft seinen Hals berührten und er seine Hand drückte. Doch erst in dem Moment, in dem er spürte, wie seine eigene Hand den Druck sanft erwiderte, wurde im klar, dass er vielleicht einen schrecklichen Fehler begangen hatte. ******************* tbc. Das Ende von Love Education ist noch lange nicht erreicht. Ich denke, es werden so 10 Kapitel werden. Also kann noch ne gaaaaanze Menge passieren. Verzweifelt nicht, ihr Uruha/Aoi Fans ^_~ Es haben mir einige Leute gesagt, ich soll doch mal ein Buch schreiben. HAB ICH SCHON!!! *ggg* Sogar mehrere. Natürlich Yaoi! Guckt mal auf meine Homepage http://www.raphael-asdrai.de.vu Da findet ihr alle Infos! Kapitel 7: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 7/10 Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (kommt aufs Kapitel drauf an) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht ************************************ Kapitel 7 Eine seltsame Stimmung lag in der Luft, als Aoi am nächsten Morgen das Hauptgebäude der PS Company betrat. Beinahe sofort, als er die Tür des Probenraumes öffnete, spürte er, wie sich Rukis durchdringender Blick auf ihn richtete, und auch wenn dieser versuchte, sich unauffällig zu verhalten, konnte Aoi beinahe körperlich fühlen, was der andere dachte. Ruki hatte die äußerst unpraktische Eigenschaft, sich auch dann noch an Dinge zu erinnern, wenn er sie im größten Suff erlebt hatte, so dass der vergangene Abend sicher alles andere als aus seinem Gedächtnis verschwunden war. Doch Aoi wollte nichts erklären. Froh darüber, dass die Anwesenheit von Reita, der an den Mechaniken seines Basses herumschraubte, und Uruha, dessen Finger lautlos über die Saiten seiner E-Gitarre glitten, den Sänger zurückhielt, stellte er seinen Rucksack und seine Gitarrentasche auf dem Boden ab und grüßte kurz, bevor er sich ein Bündel Kabel schnappte und damit hinter seinem Verstärker verschwand. Im Schutz des großen schwarzen Kastens schloss er für einen Moment die Augen und seufzte tief durch. Hätte er doch bloß das kleine rote Licht an seinem Anrufbeantworter ignoriert, als er in den frühen Morgenstunden nach Hause gekommen war. Doch es hatte ihn so mahnend angelacht, und da er wusste, dass nur eine Handvoll Personen diese Nummer kannten, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil seine Vorgesetzten waren, und seine Freunde eher sein Handy anwählen würden, hatte er schließlich nachgegeben, nur um zu hören, dass für den nächsten Tag kurzfristig eine Session angesetzt worden war, um einige Stellen der neuen Lieder zu überarbeiten. Wie gerne hätte er sich einfach für den Rest der Woche und am besten auch für die folgenden Monate in seinem Zimmer vergraben. Nachdem Kai ihn vor seiner Wohnung abgesetzt hatte, war er wie betäubt unter die Dusche gestolpert und danach ins Bett gefallen, doch schlafen können hatte er nicht. Seine Gedanken kreisten nur um das, was sie getan hatten. Schweiß, Hände, Haut und der brennende Geschmack von Kais Lippen auf den seinen, bevor alles in einem Strudel aus Verzweiflung, Lust und Wut verschwunden war. Ja, Wut. Aoi war nicht klar gewesen, wie viel Wut sich in den letzten Stunden in ihm angestaut hatte. Wut auf Uruha, dass er auch nach ihrem Kuss im Club nicht begriffen hatte, was er für Aoi bedeutete; Wut auf sich selbst, dass er noch immer an dem Gitarristen hing, obwohl er ihn so schlecht behandelte, und nicht zuletzt Wut auf Kai. Doch nicht dafür, dass er ihn hintergangen und über seine wahren Motive im Unklaren gelassen hatte. Es überraschte Aoi selbst, wie egal es ihm war, dass Kais Idee, sich als Pärchen auszugeben, alles andere als der selbstlose Akt eines guten Freundes gewesen war. Nein, er war wütend auf ihn, dass er die Gelegenheit, die sich ihm in der letzten Nacht geboten hatte, einfach hatte verstreichen lassen. Er war beinahe wie immer gewesen, nachdem er Aoi schließlich aus seiner Umarmung entlassen hatte. Er war freundlich gewesen, zuvorkommend, doch Aoi hatte deutlich gemerkt, wie schwer es dem Drummer gefallen war, ihm in die Augen zu sehen. Es war, als hätte er sich mit aller Kraft dazu zwingen wollen, nicht schon wieder die Kontrolle über sich zu verlieren und etwas Dummes zu tun. Doch obwohl es im ersten Moment so gewirkt hatte, als würde er bereuen, dass er sich so hatte gehen lassen, war Aoi die Sehnsucht in seinen heimlichen Blicken, als sie schweigend nach Hause gefahren waren, nicht entgangen. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn Kai ihn einfach an sich gerissen und verlangt hätte, Uruha für ihn zu vergessen. Vermutlich hätte er es in diesem Moment mit Leib und Seele geschworen, doch der andere hatte die Gelegenheit nicht genutzt. Und dafür war Aoi wütender auf ihn, als er je auf Uruha und sich selbst hätte sein können. "Kommst du noch mal hinter dem Teil vor?", holte ihn mit einem Mal Reitas Stimme aus seinen Gedanken hervor, und als er erschrocken aufblickte, sah er das Gesicht des Bassisten vor sich, der ihn skeptisch musterte. Und erst da wurde Aoi klar, dass er die letzten Minuten bewegungslos hinter seinem Verstärker gehockt und die Kabel noch nicht einmal bewegt hatte. "Ähm ...", murmelte er ertappt und spürte die Hitze in sein Gesicht steigen, doch Reita grinste nur und tätschelte ihm verständnisvoll die Schulter. "Was denkst du, wie schwer ich heute aus dem Bett gekommen bin", meinte er schmunzelnd und fuhr sich durch die ungestylten blonden Haare. "Ich wäre in der U-Bahn beinahe eingeschlafen und hab noch nicht mal gemerkt, dass mich irgendein alter Sack betatscht hat. Ich dachte, es wäre Ruki und hab gesagt, wenn er mir schon einen runterholen will, soll er mir wenigstens einen blasen!" Er lachte unterdrückt, als Aoi schockiert die Augen aufriss und der Sänger etwas brummte, das sich verdächtig nach ›Ich bringe den Perversen um!‹ anhörte. "Ich bin eben begehrt!", witzelte Reita mit einem selbstgefälligen Grinsen, als er sich umdrehte, und piekte Ruki, der mit einem Beutelchen Plektren spielte, mit der Fingerspitze in die Seite, bevor er die Flucht ergriff und hinter Kais Drumset verschwand, das verwaist an der anderen Seite des Raumes stand. "Ihr seid solche Kinder!", meldete sich Uruha zum ersten Mal an diesem Tag zu Wort und sah von seiner Gitarre auf, als ihn ein Plektrum am Kopf traf und in seiner Frisur stecken blieb. Reita hielt sich den Bauch vor Lachen, während Ruki ein weiteres Plättchen in Richtung des Brünetten schnippte, jedoch weitaus ungeschickter als beim letzten Versuch, so dass der andere noch nicht einmal ausweichen musste. Sein mahnender Blick reichte vollkommen, um das Grinsen aus dem Gesicht des Sängers zu treiben, der das Beutelchen seufzend sinken ließ und die Augen verdrehte. "Alles Spielverderber hier!", murrte er und zog sich einen Hocker heran, bevor sein Gesicht mit einem Mal nachdenklich wurde. "Wo ist eigentlich Kai?", sprach er die Frage aus, die Aoi schon auf der Seele brannte, seitdem er den Raum betreten und den Drummer nicht vorgefunden hatte. Auch wenn Kai sehr vergesslich war, war er doch immer der Erste, der zu den Proben erschien, und ein offiziell von der PS Company angekündigtes Meeting würde er nicht ohne triftigen Grund verpassen. "Hat ihn einer von euch gesehen?", fuhr Ruki fort und der Blick, den er Aoi schenkte, ließ diesen hart schlucken. Ruki billigte keinen Betrug. Trotz seines ungewöhnlichen Arrangements mit Reita war dies allen klar, die ihn kannten. Nichts geschah ohne das Wissen oder das Einverständnis des Partners. Und die Szene, in der er Uruha und Aoi erwischt hatte, war so eindeutig gewesen, dass er gar keinen andere Schluss hätte ziehen können, als dass Aoi dabei gewesen war, Kai zu betrügen. Er konnte nur hoffen, dass er es nicht direkt zur Sprache bringen würde. "Nope", meinte Uruha beiläufig und fischte sich das Plektrum aus den Haaren, um es nach Ruki zu schmeißen. "Wahrscheinlich hat er sich irgendjemanden aufge-" Er stockte und räusperte sich, bevor ein Fleck auf seiner Gitarre mit einem Mal ungemein interessant zu werden schien. Und obwohl Aoi wusste, dass es die pure Gewohnheit gewesen war, die aus Uruha gesprochen hatte, und nicht etwa eine böse Absicht, hätte er ihn am liebsten geschlagen. Uruha war noch nie sonderlich sensibel gewesen, was die Gefühle anderer anging, auch wenn er sich teilweise sehr bemühte. Und manchmal war seine Zunge einfach schneller als seine Gedanken. "Er kommt sicher noch", warf Reita ein, um die unangenehme Spannung zu zerstören, die sich mit einem Mal über sie gelegt hatte. "Vielleicht steckt er einfach nur im Stau fest. Da sieht man mal, wie zuverlässig die U-Bahn im Vergleich zum Auto in solchen Dingen ist! Ich bin pünktlich!" "Darf ich dich daran erinnern, dass du gestern in einer Tour geschimpft hast, als wir mit der Bahn nach Hause mussten, weil wir nicht mehr genügend Geld für ein Taxi dabei hatten?", grinste Ruki und verschränkte die Arme vor der Brust, als der Bassist die Backen aufblies und die Hände in die Seite stemmte. "Sagt derjenige, der daran schuld ist, dass ich nicht mehr ordentlich stehen, geschweige denn laufen konnte!", empörte er sich, während sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legte. "Immerhin hattest du nicht das Problem, dass deine Beine bei jedem Schritt fast weggeknickt wären!" "Du verträgst eben einfach nicht mehr so viel wie früher. Ich glaube, du wirst alt!" Rukis Grinsen wurde noch ein Stück breiter, als Reita empört die Luft einsog, bevor er sich mit einem Angriffsschrei auf den anderen stürzte und ihn mitsamt des Hockers zu Boden riss. Uruha verdrehte die Augen, doch als er sah, wie Ruki unter dem aufgebrachten Bassisten zappelnd um Luft kämpfte, musste auch er lachen. Aoi musterte die Szene abwesend, wenn auch froh darüber, das unangenehme Thema über Kais Verbleib hinter sich gelassen zu haben. Mit jeder Sekunde, in welcher der andere nicht auftauchte, wurde er unruhiger, als würde er eine dunkle Straße entlanggehen und genau wissen, dass ihm hinter irgendeiner Ecke jemand auflauerte. Er hatte gedacht, Kai verstehen zu können, den netten, zu allen freundlichen, ein wenig schussligen und doch herzensguten Bandleader, den er seit Jahren kannte, doch seit letzter Nacht war er sich darüber nicht mehr so sicher. Kai hatte ihm eine andere Seite von sich gezeigt und ebenso wie Aoi diese Seite faszinierte, erschreckte sie ihn auch. Er musste sich auf etwas anderes konzentrieren! Er durfte nicht länger zwischen Uruha und Kai in Versuchung geraten. Denn ebenso wenig wie er wusste, was die beiden von ihm wollten und über ihn dachten, wusste er, für wen er sich entscheiden würde, sollte er jemals vor die direkte Wahl gestellt werden. Uruha und Kai waren so verschieden, dass sie sich beinahe komplett ausschlossen, und dennoch waren sie wie die zwei Seiten einer Medaille, die nur zusammen perfekt waren. Für einen konnte er sich unter diesen Umständen niemals entscheiden. War es da nicht besser, ganz zu verzichten? Wen auch immer er wählte, es würde nicht so sanft an der Band vorbeigehen, wie Reitas und Rukis Beziehung es tat. Vielleicht war er stark genug, es einfach zu vergessen und sich auf etwas Wichtigeres zu konzentrieren. Und irgendwann würde er darüber lachen können, dass er einmal so verwirrt gewesen war. Aoi seufzte und schüttelte innerlich den Kopf. Wie sollte das bloß funktionieren? Doch die Idee, sich etwas anderem zuzuwenden, war noch nicht einmal schlecht. Und wenn es etwas gab, das Zuwendung verlangte, dann war es das Video, das noch immer verschwunden war. "Was ist denn hier los?" Eine tiefe Stimme aus Richtung der Tür ließ ihn aufschrecken, und als er den Blick hob, sah er Kai, der verwundert die Szene auf dem Boden musterte. Ruki lag platt wie eine Flunder auf dem Bauch, einen Arm auf dem Rücken verdreht, mit dem anderen fuchtelte er mit hochrotem Gesicht hilflos in der Luft herum, um Reita von sich zu stoßen, der auf seinem Hinterteil Platz genommen hatte und es allen Anscheins nach sehr genoss, den Sänger, der immer von sich behauptete, stärker zu sein als der Rest der Band, endlich einmal gezeigt zu haben, wer hier der Boss war. "Er büßt für meinen wunden Arsch", war Reitas einziges Kommentar, bevor er Rukis Arm noch ein Stück weiter nach hinten bog, so dass der Sänger zu jaulen begann. Uruha, der sich inzwischen auf einem Stuhl niedergelassen hatte, um das Geschehen in seiner ganzen Pracht genießen zu können, grinste breit, dann wurde er sich jedoch Kais mahnenden Blickes bewusst und kickte mit der Fußspitze leicht gegen den Bassisten, so dass sich dieser nach ein paar Momenten murrend erhob und sein Opfer endlich frei ließ. "Wir haben schon auf dich gewartet. Wo warst du?", meinte Reita, als er sich den Schmutz von den Kleidern klopfte, und ignorierte Rukis spitzen Schreckensschrei und die leisen Flüche, die dieser ausstieß, während er mit zitternden Fingern vor seinem Handspiegel an seinen ramponierten Dreadlocks herumzupfte. "Kopfscherzen", antwortete der andere knapp und lächelte verlegen, doch Aoi, der die Szene aufmerksam beobachtet hatte, bemerkte die Lüge sofort. Unschlüssig, was er tun sollte, und zu seiner eigenen Bestürzung aufgeregt, hob er die Hand zum Gruß und versuchte seinen beschleunigten Puls nicht zu beachten, doch als Kai ihm lediglich ein kurzes Lächeln zuwarf und sofort danach beschämt den Kopf abwandte, fühlte er sich, als habe sein Herz plötzlich zu schlagen aufgehört. Die Luft in seinen Lungen schien mit einem Mal knapp zu werden, und es dauerte ein paar Sekunden, bis er in dem Wirrwarr, das sich so schnell in seinem Kopf gebildete hatte, einen klaren Gedanken finden konnte. Bereute Kai, was sie getan hatte? Wieso, verdammt noch mal? Wenn jemand das Recht hatte zu bereuen, dann war er es selbst, da er sich damit von Uruha entfernt hatte, und nicht Kai, der ihm zuvor sogar seine Liebe gestanden und dann genau das bekomme hatte, was er wollte. Spielte die Welt auf einmal verrückt? Aoi biss die Zähne zusammen und krallte die Finger in sein Knie, während die Worte, die ihr Leader an sie richtete, einfach an ihm vorbeizogen. Hatte er sich nicht noch vor ein paar Minuten vorgenommen, nicht mehr in die Zwickmühle zwischen den beiden Männern zu geraten? Und gerade in dem Moment, in dem er sich beinahe sicher gewesen war, wen er wollte, zerstörte dieser es. Es war beinahe zynisch, dass er immer an jene geriet, die nicht zu merken schienen, was er wollte, und die immer genau in den Momenten Abstand nahmen, in denen er sie brauchte. Doch dies war das letzte Mal gewesen, dass er in eine solche Situation kam! Entschlossen zog Aoi die Brauen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Ab jetzt würde er die Sache selbst in die Hand nehmen und sich darauf konzentrieren, endlich das Video zu finden. Es war schuld an dem ganzen Spuk und wenn es vernichtet war, würde vielleicht endlich alles wieder so werden wie früher. Doch mit Kais bedingungsloser Unterstützung konnte er in Anbetracht der Tatsache, dass er ihm nach ihrer gemeinsamen Nacht noch nicht einmal in die Augen schauen konnte, nicht mehr rechnen, also war es nur recht und billig, dass sich der andere Schuldige endlich an der Suche beteiligte. Sein Blick wanderte zu Uruha, dessen braune Haare ihm tief ins Gesicht hingen, während er konzentriert seine Gitarre stimmte, und allein bei dem Gedanken, allein mit ihm in fremden, leeren Wohnungen herumzustöbern, wurde ihm ganz mulmig. Nein, dies war keine gute Idee. Sie brauchten einen dritten Verbündeten. "Ich muss dich kurz sprechen! Kommst du mit?" Erwartungsvoll blickte er Uruha an, der verwirrt aufsah, bevor er unschlüssig mit dem Finger auf sich deutete. "Ich?", fragte er und seinem Gesichtsausdruck war deutlich anzusehen, dass er sich nicht vorstellen konnte, was Aoi mit ihm zu besprechen hatte. Dieser atmete tief durch, um die leichte Wut zu besiegen, die in ihm hochsteigen wollte, dann nickte er und deutete auf die Tür. "Jetzt!", befahl er mit fester Stimme und griff den anderen kurzerhand am Arm, um ihn mit sich hinauszuziehen, sich nicht darum kümmernd, was Ruki, Reita und Kai über seinen spontanen Entschluss denken mochten. Wenn er es jetzt nicht tat, dann würde er es nie tun. "Was ist denn los?" Uruha blickte ihn verwirrt an und blickte auf die geschlossene Tür, ehe er seinen Gitarrengurt löste und das Instrument an die Wand lehnte. "Hast du sie noch alle? Wir haben eine Probe und müssen gleich neue Tracks einspielen! Wenn das das Management erfährt, was denkst du, was dann ..." "Halt die Klappe!" Aoi wischte sich eine Strähne aus der Stirn und schloss für einen Augenblick die Lider, bevor er Uruha so durchdringend anblickte, dass dieser überrascht einen Schritt zurückwich. Er wollte es ihm sagen, sofort! Wollte ihm an den Kopf werfen, dass das alles seine Schuld war, dass er ohne ihn niemals in all diese Schwierigkeiten gekommen war, doch kurz bevor die Worte über seine Lippen kommen konnten, biss er die Zähne zusammen. "Wir müssen zu Shou! Los!" Ohne sich weiter um Uruha verwirrtes Gesicht zu kümmern, zog er ihn mit sich, selbst verwundert, wie entschlossen er auf einmal war. Wenn ihnen jemand helfen konnte, dann Shou. Er war der Einzige, der in die Sache eingeweiht war, den sie aber nicht direkt betraf, und somit die einzige Person, der er blind vertrauen konnte, dass sie nicht nur ihre eigenen Interessen vertrat. So wie Kai, als er ihm angeboten hatte, mit ihm das Video zu suchen, nur um mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Hatte er von Anfang an geplant, Aoi damit näher zu kommen, sein Vertrauen zu gewinnen und nur lange genug mit ihm ein Paar zu spielen, bis er ihn schließlich an sich gebunden hatte? Und was, wenn es nicht funktioniert hätte? Oder wenn sie das Band schon viel früher entdeckt hätten? Und was, wenn es überhaupt nicht verschwunden gewesen wäre; was wenn ... Aoi stockte so plötzlich in seinem Schritt, dass Uruha, der nicht darauf gefasst gewesen war, mit einem überraschten Laut in ihn hineinrannte. Doch Aoi merke es noch nicht einmal. In seinem Kopf begannen sich die Gedanken mit unglaublicher Geschwindigkeit zu drehen, bis ihm ganz schwindlig wurde, doch er konnte nicht stoppen, was soeben begonnen hatte. Der Verdacht, so widersinnig er auch war, bohrte sich in seinen Kopf und wurde immer mächtiger, bis er auf einmal vollkommen logisch erschien. Kai hatte es selbst gesagt. Sein Plan war der pure Eigennutz gewesen, um Aoi nah zu sein. Doch wie weit würde er wirklich gehen? So weit, das Video selbst zu stehlen und den Verdacht auf jemand anderen zu lenken, nur um ihm bei der Suche als einziger Vertrauter zur Seite zu stehen? Shou war in Kais ursprünglichen Plan sicher nicht vorgekommen, also wären nur sie zwei eingeweiht gewesen. Sie spielten ein Paar, teilten ein Geheimnis und Kai vermochte es wie kein anderer, ihn zu beruhigen und ihm das Gefühl der Sicherheit zu geben, das er bei Uruha nie finden würde. Früher oder später hätte er ihm verfallen ›müssen‹. Und nun war es beinahe geschehen ... "Aoi, bist du okay?", hörte er Uruhas besorgte Stimme. Noch immer in Gedanken wendete er ihm den Kopf zu und nickte, doch sein Blick war vollkommen leer, während sich das Gedankenkarussell unaufhaltsam weiterdrehte. Kai ein Verräter? Er hatte ihn nie so eingeschätzt, dass er jemanden betrügen könnte. Kai verzauberte mit seinem jungenhaften Charme alle, die ihm begegneten, doch er war auch gleichermaßen beherrscht und ehrgeizig. Aoi wusste, was für großes Unbehagen es dem anderen bereitete, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Er hatte es selbst in der Nacht erlebt. Vielleicht hatte dies auch zum Plan gehört ... Bei Uruhas Vorliebe für spontane Abenteuer und der Kombination mit paarungswilligen Clubbesuchern, lauter Musik und Alkohol war es nicht schwer zu erraten gewesen, dass er sich in eine unglückliche Situation bringen und somit das ›Ziel‹ des Abends unbewusst sabotieren würde. Doch warum verhielt sich Kai so seltsam, nachdem er bekommen hatte, was er wollte? Oder hatte er es noch nicht bekommen ... Wartete er darauf, dass Aoi zu ihm kam? "Aoi?" Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht hin und her und Uruhas Blick wurde zunehmend besorgter. "Wenn es dir nicht gut geht, soll ich dich vielleicht nach Hause ..." "Nein!" Aoi atmete zittrig aus und ballte seine freie Hand zur Faust, ehe er entschlossen die Schultern straffte und sich in Bewegung setzte, Uruha wie zuvor einfach mitzerrend. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich die langen Gänge von den Studios zum Haupttrakt zurückgelegt hatten, eine Ewigkeit, in der Aoi klar wurde, dass er noch nicht einmal wusste, ob sich Shou überhaupt im Gebäude aufhielt, doch als er schließlich außer Atem die Tür zur Cafeteria aufriss und den hellbraunen Schopf des Sängers über einem Stapel von bekritzelndem Papier brüten sah, konnte er sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen. "Mitkommen!", fuhr er Uruha an, der ihm ohne Widerworte wie ein verwirrtes Hündchen folgte, und rannte die letzten Meter beinahe, ehe er sich schwer atmend neben Shou auf einen Stuhl fallen ließ. Dieser blickte erschrocken über die plötzliche Unterbrechung auf und setzte sein Soja-Milch Trinkpäckchen ab, als er sah, wie aufgewühlt der andere war. "Aoi! Was ..." "Hast du kurz Zeit?" Aoi hatte Mühe, seine Stimme zu kontrollieren, und seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte herum. Shou schickte einen fragenden Blick zu Uruha, doch dieser zuckte nur hilflos mit den Schultern. "Sicher doch ...", meinte der Sänger schließlich und packte den Stapel Blätter in seine Tasche, auch wenn ihm deutlich anzusehen war, dass er nicht wirklich wusste, was Aoi so aufgeregt haben mochte. "Uruha wird ab jetzt mitmachen", eröffnete ihm dieser ohne Umschweife und griff nach dem Trinkpäckchen, um einen tiefen Schluck zu nehmen. "Wobei?", fragte Uruha überrascht, doch die anderen beiden beachtete ihn nicht. Es dauerte ein paar Momente, doch dann zeigte sich Erkenntnis auf Shous Gesicht und er hob ungläubig eine Augenbraue. "Hast du dir das auch gut überlegt?", wollte er vorsichtig wissen, deutlich weniger begeistert von der Idee als Aoi, aber dieser ließ sich nicht beirren. "Oh ja, das habe ich! Es wird allmählich Zeit, dass sich etwas in der Sache tut!", erwiderte er und nickte nachdrücklich. "Wir können nicht ewig warten!" "Welche Sache?" Uruhas Miene wurde immer verdutzter, doch Shou schenkte ihm nur einen kurzen Blick, bevor er sich leicht zu Aoi beugte. "Weiß Kai, was du vorhast?", fragte er leise, doch laut genug, dass Uruha es hören konnte. Dieser zog irritiert die Brauen zusammen und schüttelte Aois Hand von seinem Arm, mit der ihn dieser bis jetzt festgehalten hatte, bevor er sich auf einen freien Stuhl setzte. "Nein, weiß er nicht. Und er wird es auch nicht erfahren, verstanden?" Aois Blick war so durchdringend, dass Shou lediglich nickte und nichts erwiderte, doch ihm war deutlich anzusehen, wie sehr ihn die neue Situation überforderte. Mit abschätzendem Blick musterte er Uruha, der sich sichtlich unwohl dabei fühlte, als Einziger nicht zu wissen, worum es ging, wo er sonst immer der Erste war, der neue Dinge erfuhr, und sich auch nicht scheute, seine Nase überall hineinzustecken. "Erklärt mir langsam mal jemand, was hier vor sich geht?", verlangte er beleidigt nach einer Erklärung und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust, doch weder Aoi noch Shou machten Anstallten, ihm den Sinn ihrer Unterhaltung zu erklären. "Je mehr es wissen, umso komplizierter wird es", gab der Sänger zu bedenken, die Augen abwesend auf den brünetten Gitarristen gerichtet, dessen volle Lippen zu einem Schmollmund verzogen waren. "Ich weiß", antwortete Aoi und nickte ernst. Er verstand Shous Einwände und wenn er ehrlich war, wusste er noch nicht einmal, ob nicht Uruha der Übeltäter war, nach dem sie suchten. Immerhin hatte er es nicht geschafft, sein Schlafzimmer zu durchsuchen, als er mit Kai ... Nein, er wollte gar nicht erst daran denken! Sie mussten handeln, so lange es noch möglich war. "Wenn ich nicht auf der Stelle erfahre, worum es geht, dann verschwinde ich, kapiert?", meldete sich Uruha erneut zu Wort und Aoi horchte überrascht auf, als er den gekränkten Unterton in der Stimme des anderen vernahm. Vorsichtig blickte er sich um, doch abgesehen von Miyavi, der am anderen Ende der Cafeteria unter heftiger Gegenwehr versuchte, Naoran mit Natto zu füttern, war der Raum leer. "Versprich, dass du nichts ausplauderst!", beschwor er den Brünetten und dieser nickte, auch wenn er dabei wie ein bockiges Kind wirkte. "Raus mit der Sprache!", murrte er sichtlich unzufrieden, doch obwohl Aoi nicht erwartet hatte, den anderen tatsächlich zu beleidigen, berührte ihn dies erstaunlich wenig. "Du erinnerst dich sicher noch an den Keller, nicht wahr?", begann er und sah, wie der Brünette zusammenzuckte. "Du weißt schon, da wo du mich an die Decke gehängt und dann bei meiner Vergewaltigung geholfen hast. Das Video ist verschwunden und du wirst mir helfen, es zu suchen!" Ein Schlag mit einem Baseballschläger gegen die Schläfe hätte wohl nicht effektiver sein können. Aoi lehnte sich zufrieden zurück, als er sah, wie Uruhas Gesichtszüge entgleisten und der Gitarrist erstarrte, während alles Blut aus seiner Haut zu weichen schien und ihn fahl wie eine Wand werden ließ. Seine Lippen öffneten sich zu einem rasselnden Atemzug, doch anstatt etwas zu erwidern, schloss er sie wieder und krallte stattdessen seine Finger in die Tischkante. "Seit wann?", hauchte er so leise, dass Aoi ihn kaum verstehen konnte, bevor seine Stimme wieder erstarb. "Keine Ahnung. Es war weg, als ich zurückkam", antwortete er knapp, jede Reaktion des anderen mit Argusaugen beobachtend. Was er tat, war Rache, oh ja! Das war ihm mit absoluter Gewissheit klar. Er hätte Uruha nicht so gegen den Kopf stoßen brauchen, doch ein kleiner Teil ihn ihm hatte genau danach verlangt. Und die Befriedigung, die es ihm brachte, war unvorstellbar. Doch so sehr er den Moment auch genoss, so offenbarte er ihm noch etwas weitaus Wichtigeres: Hätte Uruha das Band genommen, hätte er mit Sicherheit nicht auf diese Weise reagiert. Denn in dem Blick, mit dem er Aoi ansah, stand Angst geschrieben, Reue und nicht zuletzt Scham – doch keine Schuld. Nein, Uruha hatte das Band nicht genommen. Er nutzte sein gutes Aussehen und seinen Charme, um zu bekommen, was er wollte, doch er war ehrlich. Und er bereute. "Aoi, es tut mir ..." Uruha schluckte trocken, ehe seine Finger nach Aois Hand griffen und sich in diese krallten, doch nach einem Blick auf Shou zog er sie ertappt zurück und senkte den Kopf. "Was tun wir jetzt?", murmelte er leise und zupfte ungewohnt verunsichert an seinem Pony herum, nicht wagend, den Blick erneut zu heben. Und mit einem Mal bedauerte Aoi, dass er ihn auf so harte Art eingeweiht hatte. Uruha hatte sich bereits entschuldigt und er war bereit gewesen zu sühnen. Doch Aoi hatte ihn zurückgewiesen. "Wir durchsuchen die Wohnungen derjenigen, die auf dem Band sind", erklärte Shou, der bis jetzt stumm gelauscht hatte, und zog eine kleine Liste aus seinem Geldbeutel hervor. "Aoi, Uruha, Reita, Ruki, Kai, Hiroto, Saga, Keiyuu – zudem noch Tora, Nao und Miyavi in anderen Videos, aber auf der selben DVD. Es besteht zumindest die kleine Chance, dass dies alles nichts mit den Geschehnissen im Keller, sondern mit einer der anderen Aufnahmen zu tun hat." Aois leises Schnauben zeigte sehr deutlich, wie sehr er diese Möglichkeit in Betracht zog, und Shou seufzte tief, bevor er fortfuhr: "Nao und Tora haben ich bereits abgearbeitet. Sie haben es nicht. An Hirotos Haus ist schwer heranzukommen wegen seiner Familie, aber ich glaube nicht, dass er so dumm wäre, es dort zu verstecken, wenn jederzeit ein putzwütiger Familienangehöriger darüber stolpern könnte. Den Rest müssen wir noch durchsuchen. Abgesehen von ... na ja ..." Er warf Aoi einen bedeutungsvollen Blick zu und dieser kaute betreten auf seiner Unterlippe herum, als ihm klar wurde, worauf der Sänger anspielte. Doch Uruha schien die plötzliche Wendung nicht bemerkt zu haben, denn sein Blick war weiterhin gesenkt und seine Finger spielten nervös mit den ausgefransten Löchern seiner Jeans. "Und was soll ich bei der ganzen Sache machen?", fragte er leise. "Mitsuchen?" "Erfasst!" Aoi nickte bestimmt und atmete innerlich tief durch, dass Uruha nicht die Idee gekommen war zu fragen, ob sie auch seine Wohnung durchsucht hätten. Dies hätte ein paar sehr unangenehme Fragen und ein paar noch unangenehmere Erinnerungen aufgeworfen. "Als nächstes ist Kai dran!" "Kai?" Shou blickte überrascht von der List auf und auch Uruha hob verwundert den Blick. "Wieso Kai? Immerhin ist er auf unserer Seite und hatte überhaupt erst die Idee, die Wohnungen zu durchsuchen! Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass er dir so etwas antun würde, wo er doch ..." Shou stockte und biss sich auf die Unterlippe. Ein Schatten flutete sein Gesicht und einen Moment schien er wie ausgewechselt, doch dann setzte er sein gewohntes Lächeln wieder auf und nickte. "Okay, das ist nur fair", meinte er, doch Aoi sah genau, dass etwas nicht stimmte. Und plötzlich erinnerte er sich daran, wie Shou Kai zurückgehalten hatte, als sie Uruhas Wohnung verlassen hatten. Und wie er sich noch vor kurzem beim Fotoshooting für Hyena mit Kai unterhalten hatte, ohne dass jemand dabei gewesen war. Was genau ging zwischen den beiden vor? "Und wann?", meldete sich Uruha zu Wort und schreckte Aoi aus seinen Gedanken auf. Er brauchte einen Moment, bis er den Sinn der Frage verstanden hatte, dann sah er auf die Uhr und zog die Stirn in Falten. "So früh wie möglich. Nach der Probe müssen wir ein paar Sachen einzeln einspielen. Die Drums dauern für gewöhnlich am längsten. Wenn wir beide zuerst spielen und dann sofort gehen, könnten wir es schaffen. Kai bleibt immer länger, um am Ende noch alles abzumischen, das dürfte uns genug Zeit geben, wenn wir zu dritt suchen." Shou nickte nachdenklich und griff nach seinem Trinkpäckchen, um es geräuschvoll zu leeren und dann in einen Papierkorb zu werfen. "Klingel mich an, wenn ihr fertig seid", sagte er und hob die Hand zum Abschied, als Aoi zustimmend nickte. Uruha lächelte leicht, als der Sänger an ihm vorbeiging, doch ihm war noch immer anzusehen, wie sehr ihn die Entwicklung der letzten Minuten schockiert hatte. Und als Aoi ihn antippte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, zuckte er erschrocken zusammen. "Noch Fragen?", wollte der Schwarzhaarige wissen und erhob sich, als Uruha abwesend den Kopf schüttelte. "Dann gehen wir besser zurück. Ich will nicht, dass das Donnerwetter noch größer wird, weil wir einfach aus der Probe verschwunden sind!" Er zwinkerte dem anderen aufmunternd zu und klopfte ihm auf die Schulter, sich selbst wundernd, wie normal er plötzlich wieder mit ihm umgehen konnte. Vielleicht funktionierte es wirklich, dass er sich sowohl Uruha als auch Kai abgewöhnen konnte. Immerhin waren sie schon vorher Freunde gewesen, bevor die ganzen Komplikationen begonnen hatten, so konnten sie vielleicht auch wieder dahin zurückkehren, die anderen auch nur als solche zu betrachten. Auch wenn es ein großes Opfer war, Aoi war bereit, alles zu verzeihen und zu vergessen, selbst wenn Kai das Video gestohlen haben sollte, solange sie nur wieder in die Zeit zurückkehren konnten, die das Foto in Uruhas Schlafzimmer festhielt. Die Band und das, was sie miteinander teilten, bedeutete ihm alles – sogar mehr als sein eigener Stolz. Entschlossen und erheblich erleichterter als noch vor ein paar Minuten straffte er die Schultern und drehte sich zu dem anderen um, der ihm schweigend folgte, die Stirn in Falten gezogen und die Schultern gebeugt, als würde er sich verstecken wollen. Doch gerade als Aoi sich dazu entschlossen hatte, ihn durch irgendetwas aufzuheitern, hob er den Blick und musterte ihn so durchdringend, dass der Schwarzhaarige irritiert die Brauen zusammenzog. "Was?", fragte er und fühlte sich plötzlich erschreckend unwohl. "Habt ihr meine Wohnung auch durchsucht?" Uruhas Augen waren klar und sein Blick so fest, als würde er alle Kraft darauf verwenden, Aoi nicht merken zu lassen, was er wirklich dachte. Dieser überlegte einen Moment, doch dann entschied er sich, die Wahrheit zu sagen, und nickte. Uruha schluckte trocken und für einen Wimpernschlag schien er die Kontrolle über seine Mimik zu verlieren, dann jedoch hatte er sich wieder gefangen. "Alles, jedes Zimmer?", wollte er wissen und Aoi nickte erneut, sich innerlich fragend, was das Ganze zu bedeuten hatte. "Auch das Schlafzimmer? Jeden Winkel?" ›Noch nicht einmal die Nachttischschublade‹, wäre die Antwort gewesen, die Aoi ihm hätte geben sollen, doch das Verhalten des anderen machte ihn so neugierig, dass er noch einmal nickte. Was hatte Uruha zu verbergen, dass er sich solche Sorgen machte und sich so verdächtig benahm, dass sämtliche Alarmsensoren in Aoi ansprangen? Irritiert beobachtete er, wie sich Uruhas Körper eine Sekunde lang versteifte und Panik in seinen Augen aufglomm, bevor er seine Schultern kraftlos sinken ließ und sich fahrig über die Augen wischte. "Dann hast du es also gesehen", stellte er mit leiser Stimme fest und seufzte schwer, bevor er sich gegen die nächste Wand lehnte, als bräuchte er etwas, an dem er sich abstützen konnte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Augen waren auf seine Schuhspitzen gerichtet, schienen jeden Millimeter des dunklen Leders abzutasten, bevor er den Blick hob und Aoi fragend anblickte. Und erst jetzt wurde diesem klar, dass Uruha auf seine Antwort wartete. Doch was sollte er gesehen haben? Das Chaos in Uruhas Wohnung, seine Leidenschaft für das Sammeln von allen unmöglichen Dingen, die man nur auftreiben konnte? Er war schon vorher in Uruhas Wohnung gewesen, und auch wenn es dort bei weitem nicht so schlimm ausgesehen hatte wie das letzte Mal, war seine Unordentlichkeit etwas, für das sich der Gitarrist niemals so stark schämen würde. "Ja, habe ich", antwortete er ohne darüber nachzudenken und versuchte seine Mimik unter Kontrolle zu halten, so dass der andere nicht merkte, dass er nicht den leisesten Schimmer hatte, wovon er gerade sprach. Was war an dem Schlafzimmer so besonders? Dass es nur ein Einzelbett hatte? Dass keine Ketten von den Wänden hingen, so wie jeder erwartete, der einmal mit Uruha Sex gehabt hatte? War dies etwas, wofür man sich schämen musste? Uruha nickte nur betreten und schlang die Arme um seinen Oberkörper, als würde er frieren, während seine Zähne seine volle Unterlippe malträtierten. In seinem Kopf schienen die Gedanken so schnell zu fliegen, dass er sie nicht in Worte fassen konnte, doch nach etlichen erfolglosen Versuchen, in denen er immer wieder ansetzte, schaffte er es schließlich, einen Satz zu formulieren, der Aoi noch mehr verwirrte als all seine Aussagen zuvor. "Lachst du jetzt über mich?" Ein vages Grinsen deutete sich an seinen Mundwinkeln an, doch es erstarb nur Sekunden später, als er den Blick hob und Aoi so verunsichert anblickte, dass jener es nicht fassen konnte, dass dies der selbe Uruha war, der sonst keine Probleme hatte, jeden in seiner Umgebung mit seinen anzüglichen Sprüchen und freizügigen Erzählungen über sein Sexualleben und ebenso das anderer Leute vor den Kopf zu stoßen, oder einfach grundlos gegen die nächste Wand zu pinnen und die Kleider vom Leib zu reißen. "Nein, ich lache nicht über dich!", antwortete er ernst, während er angestrengt überlegte, was es sein könnte, was der andere vor allen anderen zu verbergen versuchte. Hätte er nur ein bisschen länger gesucht, dann würde er es vielleicht wirklich wissen und müsste dies nicht nur vorgeben! Doch war es überhaupt fair, dass er dies tat, wenn Uruha sich allen Anscheins so sehr dafür schämte? "Wirst du es den anderen erzählen?", fragte dieser weiter und Aoi schüttelte den Kopf. Selbst wenn er es gewusst hätte, er war kein Mensch, der seine Freunde verriet. Die Erleichterung und Dankbarkeit, die sich auf Uruhas Gesicht widerspiegelte, war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Der brünette Gitarrist, den er bis vor wenigen Momenten noch für den Menschen mit dem wohl größten Ego auf diesem Planeten gehalten hatte, begann sich langsam wieder zu fangen, doch als er seine Arme um Aoi schlang und ihn an sich drückte, konnte dieser spüren, wie der Körper des anderen noch immer leicht zitterte. "Danke", hörte er eine leise Stimme an sein Ohr murmeln und spürte, wie der Druck von Uruhas Armen einen kurzen Augenblick stärker wurde. "Ich weiß es zu schätzen, dass du es für dich behältst, obwohl du alles Recht dieser Welt hättest, mich damit bloßzustellen. Du bist ein echter Freund, Aoi ..." Er lächelte schwach, als er sich von dem Kleineren löste und ihm dankbar zunickte, bevor er sich abwandte, um den Weg zurück zu ihrem Probenraum einzuschlagen. Aoi sah ihm wie abwesend nach und erst, als er einen Schmerz an seinen Händen spürte, wurde ihm klar, dass er die ganze Zeit die Fingernägel in die Handflächen gepresst hatte, so dass das Blut halbmondförmigen weißen Flecken gewichen war. Die Kühle der Klimaanlage, die leise an der Decke summte, ließ ihn frösteln, obwohl er sie zuvor nicht einmal bemerkt hatte, doch Uruhas Wärme hatte ihn so sehr überrascht und erschlagen, dass jeder Zentimeter seiner Haut, den der anderen berührt hatte, nun da er nicht mehr da war, zu explodieren schien. So mysteriös ihr Wortwechsel auch gewesen war, eines stand fest: Uruha hatte allen Anscheins nach eine Schwachstelle. Und Aoi würde nicht eher ruhen, bis er sie aufgedeckt hatte. ******************* tbc. Wie immer: wer mir einen Kommantar hinterlässt, bekommt beim nächsten Mal eine Info-ENS. Es sei denn, ihr entdeckt das neue Kapitel schneller als ich auf Mexx *ggg* Es gibt übrigens einen Ride the Rockers Zirkel: http://animexx.onlinewelten.com/community.php/RideTheRockers/ Ich gestehe, ich lese öfter mal mit *gggg* Würde mich freuen, wenn noch ein paar Leute eintreten würden. Kapitel 8: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 8/10 Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (kommt aufs Kapitel drauf an) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht ************************************ Kapitel 8 Wie auch beim ersten Mal an diesem Tag, als Aoi den Probenraum betreten hatte, schnellte Rukis mahnender Blick zu ihm, sobald er in der Türöffnung erschien. Doch es kümmerte ihn bei weitem nicht so viel wie zuvor. Wortlos schloss er die Tür hinter sich und Uruha und griff nach seiner Gitarre, den Blick gedankenversunken auf den Rücken des anderen Gitarristen gerichtet, der sich mühevoll ein Grinsen auf die vollen Lippen gezwungen hatte und Reita in die Seite boxte, um diesen von seinem Hocker zu vertreiben. Der Bassist murrte kurz, dann gab er den Platz frei, um sich unter Uruhas triumphierendem Grinsen zu seinem Verstärker zu verziehen und auf Kais Einsatz zu warten. Die zwei angezählten Takte, die der Drummer vorgab, gingen beinahe an Aoi vorbei, dessen Finger wie von selbst über die Saiten seiner Gitarre glitten, während seine Gedanken noch immer um die verwirrende Unterhaltung im Gang kreisten. Uruha tat, als wäre nichts geschehen, und vielleicht sollte er dies auch tun und sich auf ihren ursprünglichen Plan konzentrieren, das Band in Kais Wohnung zu suchen. Doch so sehr es Aoi auch unter den Fingern brannte, herauszufinden, ob sein Verdacht berechtigt war, so schwer viel es ihm auch, den beschämten Gesichtsausdruck des Brünetten aus seinem Gedächtnis zu verbannen. In Kais Wohnung konnte er sich oft aufhalten, doch ein Vorwand, um sich bei Uruha umzusehen, war nicht einmal annähernd so leicht gefunden. Er musste die Chance nutzen, solange er sie hatte. »Aoi, dein Part ist in E-Moll«, riss ihn auf einmal Rukis Stimme aus den Gedanken, und als er ertappt aufblickte, sah er den Sänger vorwurfsvoll den Kopf schütteln. »Was spielst du eigentlich? Konzentrier dich auf die Probe und sei nicht nur körperlich anwesend! – Das ganze noch mal von vorn, und diesmal bitte richtig!« Aoi schluckte trocken und nickte stumm, bevor er sich zusammenriss und auf die Probe konzentrierte. Rukis Tonfall war schärfer gewesen als sonst, und auch wenn dieser immer mal dazu neigte, seine Bandkollegen zu kritisieren, spürte Aoi deutlich, dass hier noch etwas anderes mitschwang. Doch wie konnte er Ruki etwas vorwerfen? Von seinem Standpunkt aus musste es einfach so aussehen, als ob Aoi dabei war, Kai mit Uruha zu betrügen. Wie konnte er auch wissen, dass alles nur ein Spiel war? Ein Spiel, das langsam aber sicher außer Kontrolle zu geraten schien ... Die Zeit, in der sie die neuen Stücke immer und immer wieder probten, schien sich endlos hinzuziehen, so dass sich Aoi schon bei dem Gedanken ertappte, den Ständer seiner Akustikgitarre ganz zufällig so umzuwerfen, dass er gegen seinen Ventilator auf dem Boden knallte und einen Kurzschluss verursachte. Doch irgendwann schrammten auch die letzten Töne von seinen Saiten und verklangen an den hohen Wänden, bevor Ruki zufrieden sein Mikro ausschaltete. »Wenn das so weitergeht, wird die neue Single ein riesiger Erfolg«, meinte er mit einem breiten Grinsen und griff nach seiner Wasserflasche, um einen tiefen Schluck zu nehmen. »Wir machen kurz Pause und dann spielen wir die Teile noch mal einzeln im Tonstudio ein. Die Leadgitarre zuerst, dann Aoi und Reita, Gesang und Drums machen wir wie immer zuletzt. Ihr könnt schon anfangen und du, Reita, kommst mit mir mit zu den Stylisten. Und Gnade deinem Arsch, wenn sie meine Haare nicht mehr retten können!« Er fuhr sich durch die zerzausten Dreadlocks und schickte dem Bassisten einen finsteren Blick, welcher trocken schluckte und sich hinter Uruhas Rücken versteckte, doch dieser lachte nur und tätschelte ihm den Schopf, bevor er ihn in Richtung Tür schob. »Lebe mit deinen Taten und ertrage Rukis Schwanz wie ein Mann, Soldat!«, grinste er schadenfroh und sprang unelegant nach hinten, als ihn eine Faust in die Seite boxte, ehe Reita mit hochrotem Gesicht aus dem Raum gezerrt wurde. »Uruha, du bist pervers!«, meinte Kai kopfschüttelnd, doch man konnte ihm deutlich ansehen, wie schwer es ihm fiel, ernst zu bleiben. »Und genau dafür liebt ihr mich doch!«, konterte der andere, bevor er dem Drummer scherzhaft die Zunge herausstreckte und dann in seine Tasche griff, um ein Päcken Zigaretten herauszufischen. »Ich geh eine rauchen, bin in 5 Minuten wieder da«, erklärte er, bevor er aus der Tür verschwand. Aoi blickte ihm mit gemischten Gefühlen nach, bevor ihm plötzlich klar wurde, dass er sich nun mit Kai alleine im Raum befand. Sein Herz begann unangenehm schnell gegen seinen Brustkorb zu klopfen, als er sich zu dem anderen umdrehte, innerlich auf alles gefasst, doch Kai werkelte an den Schrauben seiner Becken, als hätte er die Situation überhaupt nicht begriffen. Und allein diese Geste der Nichtbeachtung vermochte es, Aoi erneut aus dem Konzept zu werfen. Was zur Hölle ging hier eigentlich vor? Warum tat Kai, als wäre nichts geschehen, wo er doch so viel Energie darauf verwendet hatte, ›dass‹ es geschah? Hatte er ihm nicht seine Liebe gestanden? Wieso behandelte er ihn auf einmal wie einen normalen Bandkollegen. »Kai?«, begann er leise und atmete tief durch, um sich Mut zu machen, als der andere von seinem Drumset abließ und sich zu ihm wandte, um ihn mit fragendem Blick zu mustern. Aoi öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die tausend Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten, kamen einfach nicht über seine Lippen. Er sah, wie angespannt Kais Körper war, sah, wie sich dieser mühsam zusammenreißen musste, seine Atmung zu kontrollieren und seinen Fingern das Zittern zu verbieten, und vor allem sah er, wie unangenehm es dem anderen war, ihm direkt in die Augen zu blicken. »Ich geh Kaffee holen, willst du auch einen?«, hörte er sich selbst sagen, und es kam ihm vor, als würde er sich in diesem Moment von oben betrachten, eine handlungsunfähige Marionette in einem bizarren Konflikt irgendwo zwischen Täuschung und Realität. Kai schüttelte den Kopf und obwohl es überhaupt nichts mit der Situation zu tun hatte, traf Aoi diese Ablehnung so stark, als habe ihn der andere vor die Tür gesetzt. Was auch immer in Kais Kopf vor sich ging, in diesem Moment verstand er ihn nicht. »Dann bin ich gleich wieder da«, flüsterte er, bevor er beinahe aus dem Raum flüchtete. Er schaffte es gerade noch um die nächste Ecke des Flurs, weg von den Studios und den Aufnahmeräumen, ehe er sich an eine Wand fallen ließ und langsam auf den hellen Fußboden hinabrutschte. Sein Puls raste so schnell wie nach einem Marathon, seine Halsschlagader klopfte unangenehm präsent gegen seine Haut und als er die Finger darauf presste, um das unangenehme Gefühl zu unterdrücken, spürte er seine eigene Aufregung nur noch schlimmer als sonst. Was geschah hier eigentlich mit ihm? Wann genau hatte er die Kontrolle über sich verloren, so dass ihn jede Reaktion des anderen vollkommen aus er Bahn warf? Mit zitternden Fingern fischte er sein Handy aus seiner Hosentasche und suchte im Speicher nach Uruhas Nummer. Zu seiner Erleichterung dauerte es nur Sekunden, bis sich der andere am anderen Ende der Leitung meldete. »Am besten, du gehst sofort zu Kai, wenn du mit Einspielen fertig bist«, meinte er ohne weitere Vorwarnung, erstaunt über sich selbst, dass er noch über so viel Beherrschung verfügte, um seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich sag Shou bescheid, dass ihr euch dort trefft. Den Schlüssel besorge ich gleich. So könnt ihr schon mit Suchen anfangen, bis ich nachkomme.« Er nickte erleichtert, als Uruha zustimmte, bevor er mit der roten Taste das Gespräch beendete und Shous Nummer anwählte. Er würde bestimmt nicht sofort zu Kais Wohnung fahren. Nein, er würde die Zeit nutzen, um Uruhas Geheimnis herauszufinden, während der Gitarrist und Shou so viel Vorarbeit leisteten, dass sie fertig werden würden, bevor der Drummer nach Hause kam. So kühl und abgebrüht dieser Entschluss auch war, es störte Aoi nicht. Es störte ihn nicht einmal, dass er in diesem Moment seine Freunde belog, denn wenn jemand das Recht dazu hatte, dann wohl er. Er würde sich ganz sicher nicht zum Opfer seiner widersprüchlichen Gefühle machen lassen! »Shou, hör mir genau zu ...«, begann er mit fester Stimme, als sich der andere meldete, bevor er ihm die selben Anweisungen wie Uruha gab. Es wäre ja gelacht, wenn er sein Leben nicht wieder unter Kontrolle bringen könnte! ~*~ Er schaffte es beinahe ohne Fehler, seinen Part einzuspielen, auch wenn er zwischenzeitlich der Meinung gewesen war, nur noch eine Note davon entfernt zu sein, das Instrument auf den Boden zu werfen und zur nächsten U-Bahn zu sprinten. Nachdem das rote Aufnahmenlämpchen endlich erloschen war, nahm er sich noch nicht einmal die Zeit, sich von allen gründlich zu verabschieden, raffte stattdessen seine Sachen in Rekordtempo zusammen und sauste zum Fahrstuhl. Erst, als sich die schweren Türen hinter ihm schlossen, gönnte er sich ein paar Sekunden der Entspannung und zog den Schlüsselbund aus der Tasche, den er Kai stibitzt hatte, als dieser damit beschäftigt gewesen war, Reita davon zu überzeugen, wieder aus der Toilette herauszukommen, in die der Bassist vor Rukis Wut geflüchtet war, nachdem die Stylisten dem Sänger eröffnet hatten, dass seine Haarpracht nicht mehr zu retten sei. Er hatte den Schlüssel zu Kais Wohnung abgelöst und Uruha gegeben, doch anstatt den Bund zurückzulegen, hatte er ihn in seiner Hosentasche verschwinden lassen. Bei der Schussligkeit ihres Leaders würde dieser sicher keinen Verdacht schöpfen, wenn er seinen Schlüsselbund schon wieder einmal verlegt hatte – wenn nur ein einzelner Schlüssel fehlen würde jedoch bestimmt. Versonnen betrachtete er den kleinen roten Plüschanhänger, der zwischen den Schlüsseln baumelte – ein Geschenk von Nao –, bevor er den Bund zurück in die Tasche steckte. Wer konnte wissen, wozu er ihn an diesem Tag noch brauchen würde? Wenn Kai das Video besaß, dann würde er es sicher wegschließen und nicht offen in der Wohnung herumliegen lassen. Doch Uruha und Shou vertraute er nicht genug, um ihnen Zugriff auf Kais gesamte Privatsphäre zu verschaffen. Das leise ›Pling‹ des Fahrstuhls kündigte ihm an, dass er das Erdgeschoss erreicht hatte. Nur noch eine halbe Stunde Fahrt mit der Bahn, dann würde er endlich wissen, was Uruha vor ihm verbarg. Die U-Bahn schien noch voller zu sein als gewöhnlich, so dass ihm ein riesiger Stein vom Herzen fiel, als er endlich vor dem unscheinbaren Häuserkomplex stand, in den er schon vor einigen Tagen gemeinsam mit Kai eingebrochen war. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, als er die Treppen hinaufschlich, um im Fahrstuhl nicht von einem anderen Hausbewohner gesehen zu werden und sich somit am Ende noch zu verraten. Das Gefühl wich auch dann nicht, als er den kleinen Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür zur Wohnung des anderen geräuschlos öffnete, bevor er einen letzten Blick in den verwaisten Flur warf und die Tür dann hinter sich schloss. Sofort wollte er in Richtung des Schlafzimmers sprinten, doch nach wenigen Schritten machte er kehrt und schloss die Tür von innen ab. Den Schlüssel ließ er in weiser Voraussicht stecken, denn die unangenehmen Erinnerungen an die Erfahrung, als er das letzte Mal in Uruhas Wohnung überrascht worden war, waren noch zu präsent, um sie zu ignorieren. Einen Moment verweilte seine Hand noch an dem Schlüssel, dann drehte er sich um und schaltete das Licht ein. Es schien sich nichts verändert zu haben. Noch immer türmten sich Berge von Noten, Kleidung und leeren Pizzaschachteln an den Wänden auf; die Türen standen offen und aus der Küche drang der schwache Geruch von Angebranntem, als habe Uruha versucht zu kochen und wäre dabei kläglich gescheitert. Aoi schluckte trocken, als sein Blick auf die Tür zum Schlafzimmer fiel. Noch vor wenigen Minuten war er so wild darauf gewesen, das Geheimnis zu lüften, dass er das Türschloss zur Not auch mit bloßen Händen herausgerissen hätte, doch nun, da er so nah war und ihn niemand stören würde, machte sich auf einmal ein beklemmendes Gefühl in ihm breit, das er zuvor noch nicht gespürt hatte. Vorsichtig trat er in den Raum ein und suchte nach dem Lichtschalter, um ihm Halbdunkel etwas zu erkennen. Der Gedanke, Uruhas private Sachen zu durchsuchen, störte ihn mit einem Mal, ebenso wie die Angst davor, dass er das, was er finden würde, nicht mögen würde. Wenn es ein dunkles Geheimnis war, wollte er es wirklich wissen? Vor allem wenn er Uruha danach nie wieder im selben Licht sehen könnte? Aoi seufzte schwer, als ihm klar wurde, worüber er sich gerade Gedanken machte, bevor er die Schultern straffte und sich nach potentiellen Verstecken umsah. Doch außer dem kleinen Nachttisch und dem Paravan, hinter dem Uruha seine Kleider aufbewahrte und hinter dem Aoi sich mit Kai verborgen hatte, gab es in dem Zimmer keinerlei Möglichkeiten, etwas zu verbergen. Die Nachttischschublade ergab nicht viel, ebenso wenig der Kleiderständer, so dass sich Aoi nach wenigen Minuten ratlos um Zimmer umsah, bis sein Blick schließlich an Uruhas Bett hängen blieb. Es hatte ein normales Gestell und man konnte daruntersehen, doch auf den ersten Blick sah es nicht so aus, als habe der andere etwas darunter gebunkert. Trotzdem sank Aoi auf die Knie und hob den Stoff des Lakens an, das ein Stück über die Matratze hing, ehe er mit konzentriert zusammengekniffenen Lidern in die Dunkelheit spähte. Und tatsächlich konnte er nach wenigen Momenten einen flachen Karton ausmachen, der fast vollständig verborgen in der rechten Ecke an der Wand stand. Er musste sich flach auf den Bauch legen und recken, um ihn zu erhaschen, doch schließlich hatte er ihn herausgezogen und betrachtete ihn mit klopfendem Herzen, die Hände unschlüssig am Deckel, während er sich fragte, was ihn um alles in der Welt noch davon abhielt, diesen auf der Stelle abzureißen. Doch als er es schließlich tat, den Karton vorsichtig öffnete und ins Licht rückte, um zu sehen, was sich so Furchtbares darin verbarg, für das sich Uruha so sehr schämte, dass es seine ganze selbstherrliche Fassade bröckeln ließ, verschlug es ihm die Sprache. Ungläubig betrachtete er den Inhalt, gleichzeitig fassungslos als auch verwirrt, und hob eine Hand, um mit den Fingerspitzen danach zu tasten, bevor er erschrocken zusammenzuckte, als ein schriller Ton erklang. Er brauchte einige Sekunden, um zu registrieren, dass es der Klingelton seines Handys war, dann fuhr er in die Höhe und zog das Telefon aus seiner Hosentasche, nur um rasselnd die Luft einzuziehen, als er sah, wer ihn anrief. »Moshimoshi«, meldete er sich und räusperte sich, als er seine belegte Stimme vernahm. »Aoi, bist du fertig?«, erklang Uruhas Stimme und ein heißer Schauder durchfuhr Aoi, beschleunigte seinen Herzschlag für einige grausame Momente, bevor er begriff, dass Uruha die Studioaufnahme meinte und überhaupt nicht wissen konnte, dass er sich in seiner Wohnung befand. Trotzdem brauchte er einige Augenblicke, bevor er eine Antwort zustande brachte. »Äh, ja«, meinte er, während sein Blick erneut zu dem Karton wanderte, zu dem seltsamen Inhalt, den er noch nicht einmal ansatzweise erwartet hatte. Er hatte sich ja einiges ausgemalt, aber ›das‹ überraschte ihn vollkommen. »Ich muss noch kurz was machen, dann komm ich zu Kais Wohnung. Fangt am besten schon mal mit Suchen an!«, fuhr er fort, auch wenn es ihm schwer fiel, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. »Okay«, kam die Antwort gedämpft durch den Lautsprecher. »Shou ist übrigens auch noch nicht da. Ich hab versucht, ihn anzurufen, aber er geht nicht ans Telefon. Vielleicht ist er gerade in der Bahn und hört es nicht. Bis nachher!« Aoi nickte abwesend, bis ihm einfiel, dass Uruha diese Geste nicht sehen konnte. »Ja, bis nachher«, sagte er schnell, bevor ihm ein leiser Piepton verriet, dass Uruha aufgelegt hatte. Unangenehm berührt merkte er, dass sich eine feine Schweißschicht auf seiner Oberlippe gebildet hatte und seine Kehle unangenehm trocken war, doch er schüttelte nur den Kopf, bevor er das Handy wegsteckte und nach dem Karton griff. Er durfte sich jetzt nicht aus der Bahn werfen lassen – so seltsam es auch gewesen war, mit Uruha zu sprechen, während er im selben Augenblick sein größtes Geheimnis lüftete, das er wer weiß wie lange vor dem Rest der Band geheim gehalten hatte, ohne dass jemand auch nur ansatzweise Verdacht geschöpft hatte. Und dennoch konnte er nicht verstehen, warum sich Uruha dafür schämte. Noch nicht einmal Aoi würde sich dafür schämen. Nachdenklich musterte er die Gebilde, die in der flachen Kiste lagen, bevor er eines herausnahm und den schmalen Dildo von allen Seiten betrachtete, bevor er ihn wieder zurücklegte und nach dem nächsten griff, der ebenso unscheinbar war wie der erste. Gerade so breit wie ein Zeigefinger, von matter Farbe, ohne Rillen oder Noppen, ohne Vibration – harmlos. Irritiert runzelte Aoi die Stirn, als er auch nach näherem Hinsehen nichts Unnormales erkennen konnte, bevor er das andere Spielzeug in dem Karton betrachtete, alles ausnahmslos Dildos von unterschiedlicher Länge und Dicke, jedoch abgesehen von den zwei dünnsten noch in der Originalverpackung und allen Anscheins nach unangetastet. Was zur Hölle war daran geheimnisvoll? Ein wenig enttäuscht griff Aoi nach einer Tube Gleitgel, die sich zwischen dem Spielzeug befand, und drehte sie gedankenversunken in der Hand, bevor er sie beinahe verärgert wieder hineinwarf. »›Das‹ ist das große Geheimnis, für das du dich so schämst?!«, rief er mit mürrisch zusammengezogenen Augenbrauen und zog für einen Augenblick die Möglichkeit in Betracht, dass Uruha ihn nur veralbert hatte oder er die falsche Kiste gefunden und irgendwo im Zimmer noch etwas ganz anderes versteckt war, doch dann schüttelte er den Kopf. Die Kiste war so versteckt gewesen, sie musste es einfach sein. Und weder hatte Uruha vorher wissen können, dass er ihm offenbaren würde, dass sie seine Wohnung durchsucht hatten, noch hätte er nach der Probe die Zeit gehabt, nach Hause zu fahren, um extra für ihn etwas zu verstecken. Und selbst, wenn dies der Fall gewesen war – Aoi erinnerte sich nur zu gut an die Reaktion des Gitarristen, die Mühe, die es ihn gekostet hatte, sich nicht vollkommen die Blöße zu geben, und nicht zuletzt an die Angst, die in seinem Blick gestanden hatte. Und diese war nicht gespielt gewesen. Warum schämte sich Uruha für den Besitz von Sextoys? Es war ja nicht so, dass er diese nicht ständig an irgendjemandem benutzte. Aoi hätte eher erwartet, dass er ihnen einen komplette Glasvitrine in seinem Schlafzimmer widmete, anstatt sie wie eine scheue Jungfrau unter seinem Bett zu verstecken. »Lächerlich«, murmelte er und wollte den Karton schon wieder schließen, als ihm ein Buch auffiel, das unter den Verpackungen mit dem Buchrücken zu ihm lag. Skeptisch nahm er es heraus und betrachtete es, bevor es ihm bei dem Titel die Sprache verschlug. ~*~ Während Aoi noch in Uruhas Wohnung war, ahnte dieser wenig davon. Nachdem sich Shou auch nach weiteren Versuchen, ihn zu erreichen, nicht am Handy gemeldet hatte, hatte es der Gitarrist aufgegeben und war allein in die Wohnung des Drummers gegangen. Ein wenig mulmig war ihm schon zumute, als er die Tür hinter sich schloss und sich umblickte, unsicher, wo genau er beginnen sollte, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und streifte sich die Schuhe von den Füßen, ehe er ins Wohnzimmer trat und die auf dem Sofatisch liegenden Zeitungen durchblätterte, um sich danach einem der Schränke zuzuwenden. Er ließ sich ohne Mühe öffnen, doch in ihm befanden sich lediglich alte Gundam-Sammelfiguren und jede Menge Mangas. »Oh Gott, muss ich die etwa jeden einzeln durchblättern?«, stöhnte Uruha und fuhr sich durch die braunen Haare, ehe er geschlagen seufzte und den ersten herausnahm, ihn knickte und wieder hineinstellte, um sich den nächsten zu greifen. Kai schien eine Leidenschaft für Dragonball zu haben, wie Uruha schnell feststellen musste, denn er hatte jeden Band der Reihe ordentlich aufgestapelt, zudem noch die komplette Slam Dunk Reihe, so dass sich der Gitarrist nach einer Viertelstunde sicher war, dass sein Bedarf an explodierenden Energiekugeln und Basketbällen für die nächsten zehn Jahre gedeckt sei. Seufzend schloss er die Schranktür, um die nächste zu öffnen, als ihn ein leises Lachen hinter sich zusammenfahren ließ. Im festen Glauben, Shou wäre endlich gekommen, wollte er sich umdrehen und den anderen anfahren, doch als er Kai erblickte, der sich sichtlich amüsiert auf seinem Sofa niederließ, entgleisten ihm die Gesichtszüge. »Was ...«, hauchte er ertappt, schloss den Mund jedoch wieder, als Kai eine Hand hob. »Setz dich!«, meinte dieser, als wäre es das Normalste der Welt, dass er einen Bandkollegen dabei erwischte, wie er seine Schränke durchsuchte, ehe er sich ein Glas mit Wasser füllte und einen Schluck trank. Als Uruha nicht reagierte, sondern noch immer wie versteinert an seiner Stelle stand, rückte er ein Stück zur Seite und klopfte einladend neben sich auf das Sofa. »Du kannst dich beruhigen, ich bin nicht sauer«, meinte er nach einer kurzen Weile des Schweigens und lehnte sich mit einem Schulterzucken zurück, als er einsah, dass sich Uruha nicht bewegen würde. »Ich habe damit gerechnet, dass Aoi früher oder später auf diese Idee kommt. Außerdem war es meine Idee, deine Wohnung zu durchsuchen, somit sind wir quitt. – Übrigens solltest du mal wieder aufräumen! Dein Wohnzimmer ist alles andere als ein schöner Ort.« Er lächelte und strich sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn, bevor er Uruha ein weiteres Mal den Platz neben sich anbot. Dieser zögerte einen Moment, sichtlich vor den Kopf gestoßen, dann ließ er sich auf der Couch nieder. Kai schmunzelte beim Anblick des Gitarristen, der auf dem Möbelstück hockte, als hätte ihm jemand ein Brett an den Rücken genagelt, ehe er den Kopf schüttelte und ihm auf die Schulter klopfte. »Außerdem ist es nicht so, als würde ich irgendwas haben, was ich vor dir verbergen muss«, fuhr er fort, bevor sich ein versonnener Ausdruck auf sein Gesicht schlich. »Heute ebenso wenig wie früher ...« »Lass bitte die alten Geschichten da raus!« Uruha verzog unangenehm berührt das Gesicht und rutschte nervös auf der Sofakante hin und her, bevor sein Blick ernst wurde. »Hast du das Video, das verschwunden ist?«, fragte er mit fester Stimme und blickte den anderen durchdringend an. »Denn wenn du es hast, dann weiß ich nicht mehr, was ich von dir denken soll.« Kai musterte ihn einen Augenblick verdutzt, dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen und er strich sich gedankenvoll über sein Kinn. »Nein, ich habe es nicht«, antwortete er leise und leerte sein Glas, ehe er sich wieder Uruha zuwendete. Sein Gesicht wirkte trotz des Lächelns mit einem Mal ungewöhnlich fahl und blass, und er schien sichtlich Mühe zu haben, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Ich weiß nicht, wer es hat. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich mich gefragt habe, wie ich es in der Kamera vergessen konnte, warum ich es überhaupt aufgenommen habe! Ich weiß es nicht mehr ... Ich weiß nur, dass ich es finden muss, denn wenn nicht, werde ich Aoi nie wieder in die Augen sehen können ...« »Aoi ...« Uruha nickte betreten und senkte den Blick, während seine Schultern schlaff wurden und er in sich zusammensank. »Ihr scheint ein echt gutes Paar abzugeben. Er scheint dich zu lieben und du ihn auch ... Jetzt hab ich wahrscheinlich zwei von diesen kitschigen, Händchen haltenden und ständig miteinander flirtenden Pärchen am Hals. Vielleicht sollte ich mein Jagdgebiet auf andere Bands verlagern!« Er grinste selbstgefällig wie immer, doch obwohl seine Worte leichtfertig und spaßend geklungen hatten, ließ sich Kai nicht von ihnen hinters Licht führen. »Du willst Aoi, nicht war?«, fragte er ohne Vorwarnung und beobachtete aufmerksam Uruhas Reaktion, der ihn überrascht über die Frage musterte, bevor er sich räusperte und die Stirn in Falten zog. »Wie kommst du darauf?«, erwiderte er mit belegter Stimme, doch noch bevor er sich in irgendeiner Art und Weise verteidigen konnte, schnitt ihm Kai das Wort im Munde ab. »Aber weißt du was?«, begann er kühl, beinahe schnippisch, so dass Uruha aufblickte und den anderen Mann erstaunt musterte, in dessen Gesicht ein ungewohnter Ausdruck der Entschlossenheit erschienen war. »Es ist egal, ob du ihn willst oder nicht. Denn ich werde ihn nicht so einfach hergeben! Aoi kann sich vielleicht nicht entscheiden, was er will, aber wenn er noch länger braucht, dann werde ich ihm die Entscheidung einfach abnehmen!« Er atmete tief durch und senkte die Hand, die er während seiner letzten Worte zur Faust geballt hatte, sich selbst bewusst werdend, wie irritierend diese Geste auf den Brünetten gewirkt haben musste. Und tatsächlich starrte ihn dieser mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen an, bevor sich mit einem Mal Unverständnis in seiner Miene breit machte und er abwehrend die Hände hob. »Hey, hey, ganz ruhig!«, begann er langsam und rückte leicht eingeschüchtert ein Stück ab. »Was ist eigentlich dein Problem? Immerhin bist du mit Aoi zusammen! Was habe ich überhaupt mit der ganzen Sache zu tun? Du weißt genauso gut wie ich, dass ich niemals eine Beziehung kaputt machen würde, und überhaupt – wie kommst du auf die Idee, dass ich eine Gefahr für dich sein könnte? Nach all dem, was wir zusammen ...« Er stockte und verzog unangenehm berührt die Lippen, als alte Erinnerungen in ihm auftauchten, die er lieber schnell wieder vergessen wollte. »Du weißt schon, was ich meine ...«, fuhr er fort und wischte sich die Haare aus dem Gesicht, zu spät merkend, dass Kai sein Versuch, somit seine zitternden Hände zu verbergen, sofort durchschaut hatte. Doch anstatt ihn darauf anzusprechen und zu necken, wie er es sonst immer tat, verschränkte der Drummer lediglich die Arme vor der Brust, noch immer den selben kühlen Ausdruck in den Augen, auch wenn er sich ein wenig beruhigt zu haben schien. »Ich dachte, du wolltest die alten Geschichten nicht aufrollen«, warf er ein, bevor er humorlos lachte und das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurücklenkte. »Und dass du keine Gefahr bist, ist alles andere als wahr. Was denkst du, was Aoi will? Er will dich, er wollte dich schon immer! Ich weiß es, er weiß es und ich bin ganz sicher, dass du es auch weißt! Aber es ist mir egal ... Ich wollte ihm helfen, dich zu bekommen, weil ich dachte, dass es das ist, was ihn glücklich macht. Es war mir sogar egal, wenn ich dabei auf der Stecke bleibe, aber inzwischen habe ich begriffen, dass du dich in einem Punkt niemals ändern wirst.« Er hatte ruhig und besonnen gesprochen, doch auch wenn seine Worte keine direkte Drohung enthalten hatten, starrte Uruha ihn so entsetzt an, als würde er jeden Augenblick mit einem Messer auf ihn losgehen. »Wage es nicht, das gegen mich auszuspielen!«, flüsterte er so leise, dass es beinahe nicht mehr hörbar war, während seine Schultern zu beben begannen. Er ahnte Schlimmes und die Entschlossenheit in Kais Stimme war ein allzu starker Indikator dafür, dass dessen Gedanken genau in die Richtung gingen, die er befürchtete. »Wage es nicht, das in mein Gesicht zu werfen, obwohl du ganz genau weißt, wie sehr es mich ...« »... beschämt?« Kai lachte zynisch, als sich Uruha auf die volle Unterlippe biss und vom Sofa rutschte, um sich gegen die nächste Wand zu lehnen, die Hände hinter dem Rücken verborgen und die Augen so schmal zusammengekniffen, dass man das Weiß kaum noch erkennen konnte. Er wirkte wie ein in die Ecke getriebenes Tier, sich seiner auswegslosen Situation bewusst, jedoch trotzdem bereit, jederzeit zu einem letzten verzweifelten Angriff nach vorn zu springen. »Keine Angst, ich habe nicht vor, es irgendjemandem zu erzählen. Du hast Jahre gebraucht, um deine Fassade aufzubauen und ich bin noch lange nicht wütend genug auf dich, um sie niederreißen zu wollen. Egal, wie sehr du mir auch im Weg bist – wir sind Freunde. Nicht wahr? Und wenn es anders gelaufen wäre, wären wir sicher nicht nur Freunde.« Seine Mundwinkel bogen sich ein winziges Stück nach oben, als er sah, wie sich ein roter Schatten auf Uruhas Wangen legte, ein deutliches Zeichen dafür, dass er mit seinem letzten Kommentar ins Schwarze getroffen und nicht zuletzt einen wunden Punkt berührt hatte. »Und was willst du stattdessen tun?«, presste der Gitarrist zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während seine Schultern vor Anspannung bebten. »Willst du mich damit erpressen?« »Nein ...« Kai schüttelte ernst den Kopf und erhob sich, um auf Uruha zuzugehen. Der andere beobachtete jede seiner Bewegungen skeptisch, doch er rührte sich nicht, auch dann nicht, als Kais Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, bevor der Kleinere plötzlich den Kopf wand und seine Lippen seinem Ohr näherte. »Du bist ein Streuner, Uruha«, flüsterte er leise und ignorierte das leichte Zittern, das den Brünetten bei seinen Worten durchfuhr. »Du wirst nie bei einem Menschen bleiben können, weil sich im selben Augenblick, in dem du dich jemandem verpflichtest, eine Schlinge um deinen Hals legt und so fest zuzieht, bis du keine Luft mehr bekommst und etwas furchtbar Dummes tust, nur um dich von ihr befreien zu können. Selbst wenn du dich auf Aoi einlässt und versuchst, ihn nicht zu verletzen, wirst du es tun. Ich weiß das und du weißt das auch. Weil du dich viel zu sehr schämst, zu zeigen, wer du wirklich bist. Und solange du das nicht kannst, kannst du dich niemals einem anderen Menschen vorbehaltlos hingeben.« Eine warme Hand strich über Uruhas Wange und dieser zuckte erschrocken zusammen, als Kais Lippen so nah kamen, dass sie bei jedem Wort sein Ohr berührten, während ihn die sanfte und gleichzeitig erschreckend bedrohliche Bewegung dessen Finger zu Stein erstarren ließ, so dass er kaum zu atmen wagte. »Deshalb interessiert es mich nicht, ob du ihn willst«, fuhr Kai leise fort, unaufhaltsam und in einer beinahe liebevollen Weise Uruhas weiche Haut streichelnd. »Weil ich dafür sorgen werde, dass er dich nicht mehr will. Ich werde es vielleicht nie ganz schaffen, dass er dich vollkommen vergisst, aber ich werde alles dafür tun, den Platz in seinem Herzen einzunehmen, den du bis jetzt für dich beansprucht hast, so dass er dich irgendwann nur noch als einen Freund sehen wird, in den er vor langer Zeit einmal verliebt war. – Verstehst du, was ich sagen will, Uruha?« Seine Hand glitt tiefer, weiche Fingerspitzen kosten über die angespannte Nackenmuskulatur des Größeren, bevor sie sich schließlich auf sein Kinn legten und seinen Kopf so bewegten, dass er ihm in die Augen sehen konnte. Uruhas Blick war wie ein unstetes Feuer im Wind, flackerte unruhig hin und her, nach einer Fluchtmöglichkeit suchend und gleichzeitig im vollen Wissen, dass es keine gab. Er antwortete nicht, schluckte nur trocken und versuchte seinen Kopf zu entziehen, aber Kais Griff wurde so fest, dass er lediglich vor Schmerz die Lippen verzog. Doch als habe der andere bemerkt, dass er sich in diesem Moment auf dünnes Eis wagte, nahm er seine Hand beiseite, grub sie stattdessen in Uruhas Schopf und zog ihn zu einem sanften Kuss näher, den der andere regungslos ertrug. Kai lachte leise, als er spürte, dass seine Berührung nicht erwidert wurde, bevor er die Hände an der Wand abstützte, die Arme so, dass Uruha nicht flüchten konnte, ohne ihn wegzustoßen. »Ich will damit sagen, ich werde Aoi bekommen«, lächelte er leise, den Blick warm auf den Gitarristen gerichtet und sich nicht darum kümmernd, wie seine Worte auf diesen wirken mussten. »Und wenn ich dich dafür als ewige Konkurrenz in meinem Leben dulden muss. Denn wir teilen ein Geheimnis, Uruha ... Und dieses Geheimnis wird dafür sorgen, dass wir uns stets nah sind, egal was auch passieren wird. Ich werde Aoi nicht aufgeben ... – und dich auch nicht ...« Ein leicht wehmütiger Ausdruck ließ seine Mundwinkel abfallen, als er seine Lider senkte und seine Wange an Uruhas bettete, ganz sacht, gerade so stark, dass er die Wärme des anderen spüren konnte, ohne ihn dabei zu sehr zu bedrängen. Uruhas Lippen öffneten sich zu einem harschen Atemzug, entließen die Luft, die er die vergangenen Momente angehalten hatte, und sogen rasselnd frischen Sauerstoff in seine Lunge, während er spürte, wie sich eine von Kais Händen sanft auf seinen Brustkorb legte und dort verweilte. Doch anstatt sie wegzustoßen, tasteten seine Finger danach, legten sich vorsichtig darüber und drückten sie an sich, ehe er die Augen schloss. »Hätte ich damals nicht ...«, begann er leise und versuchte die Unsicherheit in seiner Stimme zu verbergen. »Wären wir dann jetzt keine Konkurrenten, sondern ...« Er spürte, wie sich Kais Wange bewegte, als dieser ungewollt lächeln musste, bevor er mit den Schultern zuckte und vorsichtig das Gesicht wandte. »Ich weiß nicht ... Wären wir?«, flüsterte er zurück, bevor sich seine Lippen erneut auf Uruhas legten und sanften Druck ausübten. Und diesmal erwiderte der andere den Kuss. Vorsichtig, beinahe so leicht wie die Berührung einer Feder und kaum spürbar koste er über Kais Lippen, stupste sie an, bis sie sich für ihn teilten, doch anstatt mit seiner Zunge hineinzugleiten, nippte er nur an ihnen, spürte die Weichheit, mit der sie jedes Mal ein Stückchen mehr nachgaben, wenn er sie berührte, und legte eine Hand in den Nacken des anderen, um ihn näher zu ziehen. Seine andere Hand drückte Kais Hand stärker an sich, und als dieser die Finger spreizte, glitten die seinen dazwischen und verflochten sich mit ihnen, bevor er den Kuss brach und den anderen mit seinem freien Arm in eine enge Umarmung zog. »Ich hasse es, dass wir Konkurrenten sind«, wisperte er kaum hörbar und lächelte matt, als Kais Daumen als Antwort lediglich seine Hand streichelte, ehe er den Kopf an Uruhas Brust bettete. Seine Augen waren geöffnet, doch sein Blick leer und unfokussiert, tanzte ziellos über Möbel und Wände, während seine Finger über Uruhas Schopf strichen und abwesend mit einzelnen Haarsträhnen spielten. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf seine Züge, als er den hastig klopfenden Herzschlag des anderen bemerkte, und er öffnete die Lippen, um etwas zu sagen, doch noch bevor die Worte seinen Mund verlassen konnten, erstarrte er und sog hörbar die Luft ein, während sein Körper zu Eis gefror. »Aoi ...« ******************* tbc. uiuiui ...... wann werden endlich die vielen Geheimnisse gelöst? Ich verrat's euch: im nächsten Kapitel ^_~ Kapitel 9: ----------- Titel: Ride the Rockers - Love Education Teil: 9/10 Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (kommt aufs Kapitel drauf an) Fandom: the GazettE (Gazette), Alice Nine, J-Rock, Visual Kei Warning: Comedy, Lemon, Lime, Drama (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. Aber ich will trotzdem Uruha und Saga! Gebt sie mir!! *puppy doggy eyes* Inhalt: also, INZWISCHEN sollte eigentlich jeder wissen, worum es geht *********************** Widmung: für Shiye als kleine Entschuldigung. Sie weiß schon warum ^^ Special Thanks to: Anika fürs Beta-Lesen. Sonst macht es immer Corina (hiermit Dank für alle vorigen Kapitel ^^) *********************** Kapitel 9 »Aoi ...« Der Name verhallte an den hohen Wänden, bevor Kai nach Luft rang und aufsprang, die Augen starr auf die schlanke Gestalt im Türrahmen gerichtet, deren Finger sich in das dunkle Holz verkrampft hatten, während zwei Augen wie Feuer brannten. Aoi konnte nur mühsam den Zorn kontrollieren, der in ihm brodelte, ein stechender Schmerz, der jeden Augenblick wie ein Feuerwerk in ihm explodieren und sich auf die beiden Männer entladen würde, die er nur Momente zuvor in einer Situation erwischt hatte, welche eindeutiger nicht sein könnte. »Was zur Hölle geht hier vor?«, zischte er leise und trat einen Schritt nach vorn, die Hände zu Fäusten ballend und die Stirn in tiefe Falten gezogen, dass Kai erschrocken einen Schritt zur Seite wich, während sich Uruha langsam an der Zimmerwand hinaufschob und dann wie paralysiert stehen blieb, als habe er die Situation noch gar nicht richtig verarbeiten können. Aoi kümmerte sich nicht darum, dass er in diesem Augenblick wie eine eifersüchtige Ehefrau wirken musste, die ihren Mann mit der Geliebten erwischte. Er konnte nicht fassen, was er sah. Nachdem er Uruhas Apartment verlassen hatte, war er so schnell wie möglich in die U-Bahn gesprungen, um Uruha und Shou beim Suchen nach dem Video zu helfen, doch anstatt beide anzutreffen, hatte er nur Uruha vorgefunden – mit Kai. Und obwohl er sich in den letzten Monaten daran gewöhnt hatte, immer wieder in alle möglichen grenzwertigen Aktivitäten seiner Bandmitglieder zu stolpern, war dies eine Szene, die er nicht erwartet hatte – und die er auch nicht sehen wollte. Denn trotz der Tatsache, dass es in der PS Company schon beinahe zum guten Ton gehörte, sich miteinander zu vergnügen und sich dabei nicht nur auf ›einen‹ Spielgefährten festzulegen, schmerzte es Aoi gerade bei Uruha und Kai mehr, als er selbst für gut empfand. Und etwas tief in ihm schrie laut und deutlich: Betrug! »Aoi, ich ...«, begann Kai und hob abwehrend die Hände, doch obwohl er lange nicht so vor den Kopf gestoßen schien wie Uruha, schien er tatsächlich die Fassung verloren zu haben. Seine Lippen öffneten und schlossen sich unkoordiniert, konnten keinen klaren Satz formulieren und auf seinem Gesicht hatte sich ein leichter Rotschimmer ausgebreitet, als wäre ihm erst in diesem Moment klar geworden, wie falsch das war, was er getan hatte. »Aoi, wir haben nicht ... und wir hatten auch nicht vor ...«, stammelte er weiter, bevor er sich auf die Unterlippe biss und den Kopf senkte, als er sah, dass seine Worte den Gitarristen nur noch mehr erzürnten. Dessen Blick huschte zwischen Kai und Uruha hin und her, während seine Hände zitterten und sich seine Fingernägel in seine Handflächen gruben, doch anstatt zu versuchen, sich zu entspannen, ballte er die Fäuste nur noch stärker. Ihm war klar, wenn er sich jetzt nicht zügelte, würde er auf beide losgehen und ihnen ein für alle Mal klar machen, dass sie so etwas nicht zu tun hatten. Weder vor seinen Augen noch hinter seinem Rücken. Er wusste noch nicht einmal, was genau ihn so erzürnte: Die Tatsache, dass sich Uruha schon wieder jemanden zum Verühren gesucht hatte, oder dass es ausgerechnet Kai war. Oder noch schlimmer: dass sich Kai so leicht in Uruhas Bann ziehen ließ und keine Scham hatte, ihn zu betrügen, obwohl er eigentlich ihm, Aoi, gehören sollte. Und in diesem Moment wurde Aoi klar, welches Gefühl ihn so stark aus der Bahn geworfen hatte, dass es ihn fast zu Boden drückte. Es war keine Eifersucht. Es war Hilflosigkeit. Hilflosigkeit darüber, dass er Kai verloren hatte. Und dieses Gefühl, das alle Mimik aus seinem Gesicht weichen ließ, war beinahe mehr, als er ertragen konnte. »Aoi, es ist wirklich nichts zwischen uns passiert!«, unterbrach Kai mit einem Mal seinen Gedankengang und wollte zu ihm eilen, doch eine abwehrende Bewegung von Aoi ließ ihn auf der Hälfte des Weges stutzen. Kai schien sich wieder halbwegs gefangen zu haben und begriff, was er angerichtet hatte, auch wenn Aois Verhalten einen kleinen Funken Verwirrung in seinem Blick erscheinen ließ. »Wir machen so was doch immer! Das ist doch normal!«, verteidigte er sich weiter, doch ein Blick in Aois Augen verriet ihm deutlich, dass ihm dieser die Entschuldigung nicht abkaufte. Er hatte deutlich gesehen, was zwischen ihnen vorgefallen war, und so viel Zuneigung, so viel Zärtlichkeit in einem einzigen, unschuldigen Kuss war nicht normal. Kais Arme sanken nach unten und er wischte sich resignierend über die Augen, Aois emotionsloses Gesicht eingehend betrachtend, ehe er kurz zu Uruha sah und dann mit den Schultern zuckte. »Wir waren vor ewigen Zeiten mal zusammen, das war es aber auch schon«, erklärte er mit leiser Stimme und aus der Art und Weise, wie sein Blick beschämt auf seine Fußspitzen gerichtet war, konnte Aoi erkennen, dass es die Wahrheit war. Trotzdem brauchte er einen Moment, bis er die Information verarbeitet und ihre Bedeutung realisiert hatte. »Ihr ward was?!«, keuchte er fassungslos und wich einen Schritt zurück, die Augen weit aufgerissen und zuerst auf Kai gerichtet, dann auf Uruha, der bei Kais Worten aus seiner Starre aufgeschreckt war, im Gegensatz zu diesem aber den Blick nicht abwendete, sondern wie ein Kaninchen vor der Schlange auf Aoi starrte. Ein leichter Hauch von Panik lag in seinem Blick, doch der Schwarzhaarige war viel zu erschüttert, um diesen überhaupt wahrzunehmen. »Wann? Wie lange?«, purzelten die Fragen aus seinem Mund, während sich in seinem Kopf die Gedanken zu drehen begannen, bis nur noch wüstes Chaos bestand. Er wollte seine Faust in die Wand rammen, wollte die Wut von sich stoßen, die sich wie ein Ungetüm in seinem Körper aufbäumte, doch er stand nur wie versteinert da und biss die Zähne zusammen. »Vielleicht ein halbes Jahr«, meinte Uruha leise und strich sich über die Haare, so dass ihm sein Pony tief in die Stirn hing und seine Augen verdeckte. »Kurz nachdem Yune die Band verlassen hatte. Kai wurde unser neuer Drummer und irgendwie ... hat es gefunkt. – Aber wir sind nicht mehr zusammen! Wir sind nur noch Freunde, die manchmal gemeinsam mit anderen Sex haben! ... Aber nicht jetzt! Und wir hatten auch nicht vor ...« Er biss die vollen Lippen zusammen, als ihm die Kontrolle über seine Worte entglitt, und scharrte nervös mit dem Fuß auf dem Boden herum, hilflos den Blick zu Kai wendend, der stumm nickte und dann auf Aoi zutrat. »Wir hatten uns schon lange getrennt, bevor etwas zwischen dir und mir vorgefallen ist«, erklärte er und in seinem Blick lag so viel Ernsthaftigkeit, dass Aoi es ihm beinahe glaubte. Doch der Zweifel saß zu tief, um die Fakten zu ignorieren. Ihm war nie in den Sinn gekommen, dass er die beiden Menschen, die ihm am meisten bedeuteten, aneinander verlieren könnte. Er hatte gedacht, Uruha könnte niemanden lieben und Kai würde nur ihn, Aoi, wollen. Doch der zarte Kuss, den er beobachtet hatte, und die Art, wie Uruha ihn erwidert hatte, schien nur eine Interpretation übrig zu lassen. Die beiden empfanden noch etwas füreinander – ob sie es nun wahrhaben wollten oder nicht. »Warum?«, fragte er mit belegter Stimme und ließ sich gegen die Zimmerwand hinter ihm sinken, erleichtert, dass ihm diese den Halt zurückgab, der bei jedem Wort seiner beiden Bandkollegen aus seinen Beinen gewichen war. Kai zögerte einen Moment und sein Blick huschte zu Uruha, doch dann beantwortete er die Frage. »Das hatte keinen speziellen Grund. Es hat einfach nicht funktioniert. Wir haben beschlossen, es bei einer Freundschaft zu belassen.« »Friendship with benefits«, stellte Aoi trocken fest und schnaubte angewidert, auch wenn er wusste, dass er über diese Tatsache noch nicht einmal erstaunt, geschweige denn empört sein durfte. Nicht nur dass er wusste, dass Uruha und Kai die fleischlichen Gelüste keineswegs verachteten, er war auch schon dabei gewesen. Er befand sich nicht in der Position, dies zu verurteilen. Doch die Tatsache, dass die beiden einmal zusammen gewesen waren, ließ alles in einem vollkommen anderen Licht erscheinen. Und obwohl er nicht das Recht dazu hatte, fühlte sich Aoi hintergangen. »So wie fast alle in der PS Company eine friendship with benefits haben«, fügte Uruha hinzu und Aoi musste sich widerwillig eingestehen, dass dies zutraf. »Und nur gut, dass ich ihn rechtzeitig rausgeworfen habe. Immerhin durchwühlt er inzwischen meine Wohnung«, warf Kai grinsend ein und wandte sich zu dem brünetten Gitarristen. »Wer weiß, was alles passiert wäre, wenn wir noch zusammen wären. So ist es mir sehr viel lieber. Wenn ich ihn nämlich nicht mehr will, kann ich ihn ganz einfach vor die Tür setzen und von innen abschließen. Dabei fällt mir ein ...« Er streckte die Hand aus und blickte Uruha erwartungsvoll an. »Meinen Wohnungsschlüssel bitte. Nicht sehr freundlich, ihn mir zu stehlen. Hätte ich keinen Zweitschlüssel in der PSC, wäre ich nicht mal in den Flur gekommen.« »Versuch nicht das Thema zu wechseln!«, empörte sich Aoi, doch weder Kai noch Uruha achteten auf ihn. Der Gitarrist verzog die Lippen zu einer Schnute, dann zog er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und drückte ihn dem anderen in die Hand. »Den Rest bitte auch!«, fuhr dieser fort, und erst in diesem Moment wurde Aoi klar, dass er Uruha nur einen Schlüssel gegeben und selbst den kompletten Bund eingesteckt hatte. Missmutig zog er diesen aus seiner Hosentasche hielt ihn Kai hin, der ihn verwirrt anblickte, bevor er den kleinen Schlüssel zurück an den Bund hängte und damit im Flur verschwand. Aoi hatte gesehen, dass Kai nicht verstand, warum er den Bund hatte, doch er sah sich nicht dazu verpflichtet, es ihm zu erklären. Dass er in Uruhas Wohnung gewesen war, würde sein Geheimnis bleiben. Zudem war er nicht derjenige, der sich zu rechtfertigen hatte. »Willst du mir irgendwas sagen?«, fragte er in die Richtung des brünetten Gitarristen, der noch immer verunsichert an der anderen Wand lehnte und leicht aufschreckte, als Aoi so unerwartet das Wort an ihn richtete. Stumm schüttelte er den Kopf, einen Ausdruck der Furcht in den Augen, die Aoi nicht wirklich zuordnen konnte, bis ihm mit einem Mal ein Gedanke kam. »Willst du Kai etwa noch?«, hauchte er angsterfüllt und spürte ein unangenehmes Ziehen in seinem Magen, als Uruha einige Sekunden zögerte, ehe er schließlich den Kopf schüttelte. Aoi schluckte trocken und trat langsam auf den anderen zu, unschlüssig, was er als nächstes tun sollte. Wenn Uruha noch immer in Kai verliebt war, war er machtlos. Gegen den schönen Gitarristen mit den sündigen Lippen und dem verführerischen Blick, der mit Kai viel mehr teilte als er, konnte er absolut nichts ausrichten. Vor allem, da er selbst sehr gut nachvollziehen konnte, wie leicht man ihm verfiel. »Hör zu, Aoi, es gibt einen Grund, warum ich nicht mehr mit Kai zusammen bin«, begann der andere abwehrend und wich einen weiteren Schritt zur Seite, als Aoi ihm zu nah kam. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich versuche, ihn dir wegzunehmen. Das will ich nicht!« »Denkst du, das glaube ich dir?« Aoi lächelte kühl und biss die Zähne zusammen, als er spürte, wie sich ein Klos in seinem Hals bildete. »Nach so einem Kuss?! Ich hab doch Augen im Kopf!« »Wir mögen uns mehr als normale Freunde, aber ja, du kannst mir ruhig glauben!« Eine steile Falte bildete sich auf Uruhas Stirn, wie sie es immer tat, wenn er sich ungerechtfertigt in die Enge getrieben fühlte, und seine Lippen verzogen sich zu einem kindlichen Schmollmund, als er aufgebracht weitersprach: »Ich kann dich nicht zwingen, aber denkst du wirklich, ich habe es so nötig, dass ich mich in deine Beziehung dränge und die Band kaputt mache, wegen einer alten Verliebtheit, die sowieso keine Zukunft hat?« »Du gibst also zu, dass du immer noch in ihn verliebt bist?!«, keuchte Aoi schockiert und erzitterte, als ein kalter Schauer über seinen Rücken sauste. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm auf, und es war ihm vollkommen egal, was Uruha von ihm denken musste, als er ihn am Kragen packte und nach hinten drückte, so dass der Kopf des Gitarristen mit einem dumpfen Laut gegen die Wand schlug. Dieser zischte leise vor Schmerz und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Aoi schnitt ihm das Wort im Mund ab. »Willst du ihn mir wegnehmen?«, rief er aufgebracht und schüttelte den anderen, vollkommen blind für die Tatsache, dass seine Beziehung mit Kai nur ein Spiel gewesen war und er sich in diesem Moment so verhielt, als wäre sie real. »Er hat dich abserviert und du rennst ihm noch Jahre später hinterher, weil du ihn nicht vergessen kannst? Oder geht es dir nur um den Sex? Hast du Angst, dass du plötzlich einen Partner weniger im Bett hast oder war der Sex mit Kai tatsächlich etwas ›Besonderes‹?!« Seine letzten Worte waren so verächtlich gewesen, dass Aoi sie bereute, sobald er sie ausgesprochen hatte, doch die Bestürzung in Uruhas Augen konnte er nicht mehr rückgängig machen. Und langsam wandelte sich dessen Ausdruck in Trotz. »Hast du jemals gesehen, dass ich Sex mit Kai hatte?!«, fragte er grimmig und riss sich aus Aois Griff los, bevor er diesen von sich schubste. »Du warst doch oft genug dabei und du hast sicher schon das ein oder andere Video gesehen. Hast du jemals irgendwo die Aufschrift ›Uruha x Kai‹ oder ›Kai x Uruha‹ entdeckt? Wohl kaum! Das kann es nicht geben, weil ich noch nie mit Kai Sex hatte!« Er verschränkte die Arme vor der Bust und pustete sich eine Strähne aus dem geröteten Gesicht, während Aoi, der noch vor wenigen Augenblicken am liebsten auf den anderen losgegangen wäre, so plötzlich erstarrte, als hätte man ihn mit Eiswasser übergossen. Ungläubig blickte er den anderen an, dessen Gesicht noch an Farbe gewann, als ihm klar wurde, was er soeben gesagt hatte. »Aber ihr hattet doch Sex!«, widersprach Aoi, während sein Kopf zu arbeiten und nach Szenen zu suchen begann, die die Lüge des Brünetten aufdecken würden. »Blowjobs und einen runterholen – das kann man ja kaum als Sex bezeichnen!«, erwiderte Uruha mit glühenden Wangen und blickte hilfesuchend zu Kai, der unbemerkt zurück ins Zimmer gekommen war und die Situation still verfolgt hatte. »Wir hatten auch früher keinen Sex«, sagte der Drummer leise, so dass Aoi, der tief in Gedanken versunken war, hochschreckte. »Daran ist es auch gescheitert. Zum Teil ...« Er warf Uruha einen bedeutungsvollen Blick zu, doch dieser war viel zu aufgeregt, um etwas davon zu bemerken. »Und selbst wenn, ich würde niemals mit Kai ins Bett gehen, wenn du das nicht wollen würdest!«, verteidigte sich der Gitarrist weiter, inzwischen wild gestikulierend. »Und auch wenn ich es wollen würde, könnte ich es überhaupt nicht, weil ... weil ...« Er stockte und biss sich auf die Unterlippe, bevor sich sein Körper verspannte, als er die Erkenntnis in Aois Augen sah, der mit einem Mal zu verstehen begann. Der Blick des Schwarzhaarigen huschte zu Kai und als er sah, wie sich dieser verlegen den Nacken rieb und Uruha einen halb bedauernden, halb mitleidigen Blick schenkte, wusste er, dass auch dieser das Geheimnis des Gitarristen kannte. »Ich gehe!«, presste Uruha zwischen zusammengebissenen Zähne hervor und noch bevor Aoi reagieren konnte, hatte ihn der andere zur Seite gestoßen und war in den Flur geflüchtet, doch die Wohnungstür ließ sich nicht öffnen, so sehr er auch an der Klinke zerrte und rüttelte. Ein panischer Ausdruck erschien auf Uruhas Gesicht, als er sich nach dem Schlüssel umblickte, und die Farbe wich von seinen Wangen, als er ihn schließlich an Kais Finger baumeln sah, bevor ihn der Drummer wieder in seiner Hosentasche verschwinden ließ. »Du wirst nicht gehen, bevor wir nicht endlich alles geklärt haben!«, meinte er ruhig aber bestimmt und hob mahnend den Finger, als Uruha widersprechen wollte. »Du kannst mit Kai keinen Sex haben wegen der Kiste unter deinem Bett?«, fragte Aoi leise und versuchte das unangenehme Kribbeln in seinem Bauch zu unterdrücken, das er in dieser Form sonst nur kurz vor Konzerten spürte. »Wegen deinem großen Geheimnis, das niemand wissen soll, weil du sonst deinen Ruf als größter Macker der PS Company verlieren könntest?« Er sah Uruha fragend an, doch seine Worte waren eher eine Feststellung gewesen. Die Miene des anderen Gitarristen war versteinert. Keine Regung zeigte an, welche Wirkung Aois Aussage in ihm ausgelöst hatte, aber die Art und Weise, in der seine Hand noch immer die Türklinke umklammerte, sprach für sich. »Du weißt es?«, meldete sich Kai überrascht zu Wort, doch als er die unangenehme Spannung bemerkte, die sich zwischen den beiden anderen Männern gebildete hatte, verstummte er. »Wage es nicht, das gegen mich auszuspielen!«, flüsterte Uruha kaum hörbar die selben Worte, mit denen er noch nicht einmal eine halbe Stunde zuvor Kai in seine Schranken verwiesen hatte, doch diesmal lag eine drohende Warnung in ihnen, die nicht zu unterschätzen war. Aoi jedoch hob nur unbeeindruckt eine schmale Braue und trat auf den anderen zu, der so weit an der Wand entlangrutschte, wie Kais Wohnung es zuließ, doch als sein Rücken gegen die Ecke des Flures stieß, war seine Flucht vorbei. Dennoch drückte er sich so weit hinein, wie es nur irgendwie möglich war, die Augen weit aufgerissen und die Hände abwehrend erhoben, aber Aoi ließ sich nicht zurückdrängen. Stattdessen kam er so nah, bis sein Körper Uruhas beinahe berührte und er sich nur leicht vorzuneigen brauchte, um ihm die nächsten Worte ins Ohr zu flüstern. »Ich habe gesagt, ich halte mein Wort und verrate dich nicht«, wisperte er so leise er konnte, deutlich spürend, wie Uruha bei jeder Silbe leicht erzitterte. Aoi wünschte sich, seinen Blick sehen zu können, doch er war sich sicher, selbst wenn er es versucht hätte, hätte ihm der andere diesen Wunsch verwehrt. Uruha so zu erleben, war beängstigend, doch in Anbetracht der Tragweite des Geheimnisses konnte er nur allzu gut nachvollziehen, wie schlimm es für den anderen sein musste, es ausgesprochen zu hören. »Ich habe das Spielzeug unter deinem Bett gefunden und ich weiß, was es bedeutet«, fuhr er fort, »und wenn du nicht langsam aufhörst, alle anzulügen, wir das irgendwann ein böses Ende nehmen!« »Ich weiß nicht, wovon du redest!«, zischte Uruha leise, doch Aoi lachte nur zynisch auf. Dachte der andere tatsächlich, es würde etwas bringen, wenn er sich jetzt dumm stellte? »Dann ist das Buch über Selbsttherapie bei Entspannungsproblemen also nur zufällig in dein Schlafzimmer gekommen? Du hast die Stellen über Muskelverkrampfungen beim Sex sogar rot angestrichen! Und was tust du mit den Dildos? Üben?!« Er biss sich auf die Unterlippe, als er spürte, wie ein Zittern durch Uruha ging, bevor ihn der Gitarrist von sich stieß und mit der flachen Hand ausholte. Ein kurzes Brennen, mehr war es nicht, was Aoi spürte, bevor er sich plötzlich auf dem Boden wiederfand. Seine Finger tasteten nach der zwirbelnden Stelle auf seiner Wange, an der das Blut gegen seine Haut pulsierte, während sich seine Augen erschrocken weiteten, als er Uruhas verzerrtes Gesicht erblickte. Die Lippen des anderen waren zu zwei blutleeren Strichen zusammengepresst, sämtliche Farbe schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein und in seinen Augen brannte so viel Zorn und Enttäuschung, dass sich Aoi am liebsten in den Hintern getreten hätte. Sein Blick schnellte zu Kai und er brauchte nur eine Sekunde, um in dessen verblüfften Gesichtsausdruck zu erkennen, dass seine letzten Worte zu laut gewesen waren. Der Blick des Drummers wanderte zwischen ihm und Uruha hin und her, dessen Hände sich zu Fäusten verkrampft hatte, bevor er wackligen Schrittes auf Kais Minibar zusteuerte und ein paar hastige Schlucke aus einer der halb geöffneten Flaschen mit Hochprozentigem nahm, die von der letzten Bandparty übrigen geblieben waren. »Uruha ...«, begann Aoi und hob die Hände, doch der andere ließ ihn seine Entschuldigung noch nicht einmal beginnen. »Na und, dann hab ich eben ein Problem!«, rief er aufgebracht und stellte die Flasche mit einem Knall ab, die Brauen grimmig zusammengezogen und mit so viel Entschlossenheit im Blick, wie sie nur jemand zeigte, der nichts mehr zu verlieren hatte. »Ich kann mich beim Sex nicht entspannen, also ficke ich lieber andere, als dass sie es bei mir tun! Denkst du, ich will, dass sie mich auslachen, nur weil ich eine halbe Stunde Vorbereitung brauche, bis sie einen Finger in mich reinkriegen, geschweige denn mehr? Es tut mir scheiß weh, alles zieht sich zusammen und ich kann nicht mehr atmen – und das wegen etwas, das alle anderen beinahe jeden Tag ohne Probleme mit sich machen lassen! Was denkst du, wie bescheuert ich mich dabei fühle?!« Er rang schwer nach Luft, die Stirn inzwischen hochrot angelaufen und von einer feinen Schweißschicht überzogen, während seine Schultern zitterten wie nach einer Runde richtig heftigem Sex, doch Aoi sah deutlich, dass ihm noch nicht einmal ansatzweise Verlangen danach im Blick stand. Er wusste nicht, ob es der Alkohol war, der aus Uruha sprach, denn so viel wie sonst hatte der andere bei weitem nicht getrunken, aber er schien zumindest seine Zunge zu lösen. »Es ist viel leichter zu behaupten, ich würde es nicht wollen, als mit der Demütigung zu leben, wenn es noch mal jemand versucht und daran scheitert!«, fuhr Uruha mit verbitterter Stimme fort und hob die geballten Fäuste, bevor sein Blick kurz zu Kai huschte, der die Situation mit ernster Miene verfolgte, dann zurück zu Aoi, der den ersten Schrecken überwunden hatte und sich langsam aufrichtete. In dessen Kopf fügten sich die widersprüchlichen Informationen auf einmal mit erschreckender Schnelligkeit zu einem Gesamtbild zusammen: Uruhas Macho-Gehabe; die Art und Weise, wie er seinen Hintern verteidigte; die Panik, die in ihm aufgestiegen war, als Aoi bei ihrem ersten Sex in Reitas Hotelzimmer seinen Finger in ihn eingeführt hatte und nicht zuletzt der Grund, warum Uruha und Kai sich getrennt hatten, auch wenn sie noch etwas füreinander empfanden. Uruha hasste es, Schwäche zu zeigen. Und wenn die Scham und der Hass auf sich selbst so groß waren wie bei dem hübschen Brünetten, dann brach er lieber alle Brücken hinter sich ab, als sich diese Schwäche einzugestehen. Und noch ein Bild erschien in Aois Kopf, eine Erinnerung, die überhaupt nicht zu den Informationen passen wollte, die er soeben erhalten hatte. Er konnte es so deutlich sehen, als wäre es direkt vor ihm. Nur wenige Stunden nach den Geschehnissen im Keller: Uruhas nackter Rücken, die Hände flach an der Wand, das Gesicht gesenkt und die Beine bereitwillig geöffnet, um Aois Rache über sich ergehen zu lassen. Er hatte sich in diesem Moment opfern wollen, hätte alles auf sich genommen, um Aois Freundschaft nicht zu verlieren, doch dieser hatte abgelehnt und ihn vor die Tür gesetzt. Und in diesem Augenblick war er so froh wie nie zuvor, der Versuchung nicht nachgegeben zu haben. »Und, willst du es jetzt auch noch dem Rest der PS Company erzählen, damit sie über mich lachen können?«, riss ihn Uruhas Stimme aus seinen Gedanken, und als er den Kopf hob und den aufgelösten Gitarristen sah, wurde ihm erst richtig klar, was für eine große Wunde er Uruhas Ego zugefügt hatte. »Am besten du fängst bei Saga an, denn wenn er es erst weiß, dann vergeht höchstens eine halbe Stunde, bis sich selbst das Management über mich lustig macht! Oder du lässt es über die Lautsprecher ausrufen. Oder noch besser, du gibst eine offizielle Meldung über die Homepage heraus, so dass auch alle ...« »Hör auf!« Uruhas Augen weiteten sich erschrocken, doch er klappte den Mund anstandslos zu, während sein Körper erschlaffte. Aoi atmete tief durch, unangenehm berührt über die Tatsache, dass seine Stimme etwas schroffer geklungen hatte als beabsichtigt, doch er hätte keine Sekunde länger mit anhören können, wie sich Uruha in eine Absurdität nach der anderen hineinsteigerte. »Denkst du wirklich, ich würde das machen?«, fragte er, mühsam die Aufregung in sich unterdrückend, denn es war keine gute Idee, Uruha noch weiter anzustacheln. »Ich habe dir versprochen, dass ich es niemandem sage! Kai wusste es schon, also habe ich mein Versprechen gehalten! Und wenn er es die ganzen Jahre für sich behalten konnte, kann ich das auch!« Er atmete tief durch und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und ins Wohnzimmer ging, um eines der Fenster aufzureißen. Erst als ihm die kühle Abendluft um die Nase wehte, wurde er wieder etwas klarer im Kopf. Es erstaunte ihn selbst, wie er es überhaupt fertig gebracht hatte, nicht zu verraten, dass er das Geheimnis erst vor kurzer Zeit entdeckt hatte, und nicht wie Uruha dachte schon vor mehreren Tagen. Was passiert wäre, wenn dieser erfahren hätte, dass er selbst es gewesen war, der ihn auf die entscheidende Spur gelenkt hatte, wollte er gar nicht wissen. »Kommt rein und setzt euch hin!«, forderte er die beiden anderen auf, und zu seinem Erstaunen dauerte es wirklich nur ein paar Augenblicke, bis er leise Schritte auf dem Laminatfußboden hörte und sich erst die Couch und dann einer der Sessel bewegte. Aoi hätte am liebsten gelacht, als er die betreten gesenkten Köpfe seiner Bandkollegen sah, doch er brachte noch nicht einmal ein Grinsen zustande. Die ganze Situation war zu ernst, obwohl er sie einfach nur lächerlich gefunden hätte, wäre er nicht selbst beteiligt gewesen. Denn noch immer wusste er nicht, was Kai oder Uruha wollten – auch wenn ihm immer klarer wurde, was er selbst begehrte. Langsam stieß er sich vom Fensterbrett ab und ließ sich auf die Couch neben Uruha sinken, der nur leicht zusammenzuckte, als er ihn bemerkte, jedoch ruhig sitzen blieb. Aoi wusste nicht, ob der andere sich lediglich nicht traute, ein Stück von ihm abzurücken, als er eine Hand auf seinen Oberschenkel legte, oder ob er diese stille Geste als die Unterstützung verstand, als die sie gemeint war, doch er war froh darüber, dass sich der andere zuminderst ein Stück abgeregt zu haben schien. »Du weißt schon, dass es Poppers gibt, die extra zur Muskelentspannung in solchen Situationen gedacht sind«, meinte er leise, auch wenn er sich ziemlich seltsam vorkam, dass ausgerechnet ›er‹ Uruha Aufklärungsunterricht in Sachen chemischer Hilfsmittel beim Geschlechtsverkehr gab. Eine leichte Röte legte sich auf die blassen Wangen des Gitarristen, bevor er nickte, dann jedoch den Kopf schüttelte. »Medikamente zu schlucken, wäre Schummeln«, erwiderte er zaghaft und vergrub das Gesicht in den Händen, ehe er humorlos lachte. »Ich fasse es nicht, dass wir tatsächlich über so was reden! Es wäre viel einfacher, wenn du mich auslachen würdest! Dann könnte ich dich verprügeln und es wäre gegessen! Hör auf, so nett zu mir zu sein!« Aois Mundwinkel hoben sich zu einem angedeuteten Lächeln, doch es erstarb sofort wieder, als sein Blick zu Kai wanderte. Der Blick des Drummers schien abwesend, unfokussiert auf Uruha und ihn gerichtet, doch Aoi konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Kai in den letzten Minuten ungewohnt still gewesen war, aber als sich Uruhas Hand langsam auf die seine schob und der Gitarrist seinen Kopf an Aois Schulter bettete, verstand dieser, was in Kai vor sich ging. Er war dabei, seine Niederlage gegen Uruha zu akzeptieren. »Ich geh dann mal lieber«, meinte Kai, als habe er geahnt, an was Aoi dachte, und erhob sich aus seinem Sessel, ein freundliches Lächeln auf den Lippen, wie er es immer hatte, doch der Blick, mit dem er Aoi ansah, war leer und beinahe tot. »Ihr könnt hier bleiben; ich schlüpfe bei Nao unter. Sprecht euch aus ...« Seine Worte hatten leichtfertig geklungen, doch Aoi wurde beinahe schlecht bei ihnen. Wie konnte Kai auch nur daran denken, gegen Uruha zu resignieren?! Er wollte nicht, dass er ging! Seine Abweisung während der Probe hatte ihn hart genug getroffen, doch nun miterleben zu müssen, wie er seine eigene Wohnung verließ, um ihn mit Uruha zurückzulassen, war zu viel! Uruhas Hand drückte die seine und Aoi spürte mit einem leichten Schauder, wie die vollen Lippen des Gitarristen seinen Hals streiften, doch obwohl ihm klar war, dass er diese Gelegenheit vielleicht nie wieder bekommen würde, konnte er sich nicht daran erfreuen. Uruhas Ego war geschwächt, sein Geist leicht vom Alkohol vernebelt, aber noch wach genug, um für seine Entscheidungen verantwortlich zu sein. Er war ein leichtes Ziel, das um Zuneigung und Bestätigung förmlich bettelte, doch mit Kais Augen und der Gewissheit, einen seiner besten Freunde so schäbig zu benutzen, im Hinterkopf würde er die Nacht nie genießen können. »Wo willst du hin?«, fragte er mit belegter Stimme und hob die Hand, den warmen Schauer ignorierend, der ihm über den Rücken rieselte, als sich Uruhas Hand um seine Hüfte legte. Der Drummer blickte ihn verständnislos und leicht amüsiert an, bevor er den Kopf schüttelte und mit den Schultern zuckte. »Denkst du, ich war nicht dabei, als er sich dir hingeben wollte, Aoi?«, antwortete er leise. »Er vertraut dir mehr als mir, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er verstehen würde, dass er dich will. Ich habe dir versprochen, ich gebe ihn dir, und ich habe vor, mein Versprechen zu halten. Denn du willst ihn und nicht mich. Also zwing mich bitte nicht, dabei zuzusehen, wie er sich das nimmt, was ich ...« Er lächelte wehmütig und schüttelte den Kopf, bevor er nach seiner Jacke griff und sich abwandte. Aoi schluckte trocken und biss die Zähne aufeinander, um das unangenehme Prickeln zurückzudrängen, das sich in seinem Körper ausbreitete, als würde ein Bienenstock in ihm explodieren, während im selben Moment alle Luft aus seiner Lunge gepresst wurde. Das Bedürfnis, aufzuspringen und seine Hand in die Wand zu rammen, wurde beinahe übermenschlich stark, und Uruhas Finger, die sich langsam unter sein Oberteil tasteten, als hätte der Brünette die letzten Worte noch nicht einmal registriert, machten es nur noch schlimmer. Und im selben Augenblick, in dem die weichen Fingerspitzen seine nackte Haut berührten und ein Feuerwerk von funkelnden Sinnesreizen durch seine Nervenbahnen jagten, brach etwas in Aoi. »Kai, bleib!« Die Worte purzelten aus ihm heraus, ohne dass er sie beeinflussen konnte, und erst, als sich der Drummer überrascht umdrehte, wurde ihm klar, was er soeben gesagt hatte. Uruha stockte in seiner Bewegung und hob ebenso erstaunt den Kopf, doch er regte sich nicht, als Aoi keine Anstalten machte, ihn von sich zu stoßen, stattdessen die Hand hob und Kai zu sich winkte. »Ist dir klar, was du gerade tust?«, fragte dieser, unsicher im Türrahmen verharrend, doch Aoi nickte nur nachdrücklich. Ihm war nicht nur klar, was er tat. Zum ersten Mal seit Wochen wusste er genau, was er wollte. Es war, als wäre ein Wind durch ihn hindurchgefegt und hätte all seine widersprüchlichen Gefühle mit einem Mal weggeblasen, so dass er plötzlich so klar sehen konnte, als würde er durch eine Glasscheibe blicken. Er würde nicht so dumm sein, es sich ein weiteres Mal durch die Finger gleiten zu lassen. Und als Kai nur wenige Sekunden später vor ihm auf den Fußboden sank, die Hand in seinem Nacken vergrub und seine Lippen auf die seinen presste, wusste er, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. tbc. ****** Ist das Ende nun schon klar oder kommt im letzten Kapitel doch noch einmal alles anders, als wir gedacht haben ... ? Wer weiß, wer weiß ... Stay tuned! Und by the way: Ride the Rockers ist ein Jahr alt geworden! Happy Birthday Ride the Rockers! Kapitel 10: ------------ Header siehe vorige Kapitel ****************************+++ Kapitel 10 Kais Lippen waren weich, sein Kuss nachdrücklich und fordernd – genau so, wie Aoi ihn in Erinnerung hatte. Finger krallten sich in seine Haare, fuhren seinen Nacken auf und ab, so dass ihm ein Schauer über den Rücken kroch, während jeder Zentimeter Haut, den die Fingerspitzen berührten, zu brennen begann, als habe sie sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Auf den Moment, in dem Aoi endlich begriff, was er wollte – ›wen‹ er wollte. Kai. Und die Art, wie Kai ihn küsste, zeigte ihm deutlich, dass dieser ihn verstanden hatte. Ein leises Seufzen kroch von seinen Lippen, als der Drummer sanft an seinem Piercing zog, mit den Zähnen über die sensible Haut schabte, bevor nur Sekunden später seine Zunge erneut in Aois Mund tauchte und ihn beinahe verzweifelt zu küssen begann, so dass der Schwarzhaarige zurücksank. Intuitiv schnellten seine Hände nach hinten, um sich abzufangen, doch erst, als er das weiche Material der Couch fühlte, wurde ihm klar, dass an dieser Situation etwas nicht stimmte, dass nur Minuten früher etwas an dieser Stelle gewesen war, das ihn gehalten hatte. »Uruha?«, hauchte er, unangenehm berührt errötend, als er den Gitarristen nur ein kleines Stück weiter weg auf dem Sofa entdeckte. Dessen Kopf war gesenkt, die Hände unschlüssig auf dem Schoß verweilend und sein Körper angespannt, als würde er jeden Moment aufspringen und vor der seltsamen Situation flüchten wollen, doch er regte sich kein Stück, spähte nur ab und an verlegen durch die tief ins Gesicht hängenden Haarsträhnen hindurch auf die beiden anderen Männer. Die Verwirrung über die plötzliche Wendung der Situation war ihm deutlich anzusehen, ebenso wie eine leichte Kränkung, und erst jetzt realisierte Aoi mit Schrecken, dass er Uruha zum zweiten Mal abgelehnt hatte. Er hatte sich ihm zwar nicht ganz so deutlich angeboten wie damals in seiner Wohnung, doch das Ergebnis blieb das selbe. »Ich gehe ... denke ich«, murmelte Uruha verlegen, als er sich Aois Blicken bewusst wurde, und erhob sich langsam, die Hände lässig auf der Lehne aufstützend, doch Aoi sah genau, dass er dies nur tat, um sein Zittern zu verbergen. Sein Blick huschte zu Kai, dessen Finger noch immer in seinem Nacken ruhten, zurück zu Uruha und wieder zu Kai, und irgendetwas in ihm ließ ihn förmlich daran verzweifeln, dass die Nacht so enden sollte. Er wollte Uruha nicht kränken, wollte nicht, dass er sich davonschlich wie ein getretener Hund, nachdem all seine Geheimnisse enthüllt worden waren und ausgerechnet die einzigen beiden Menschen zueinander fanden, denen er sich jemals zu öffnen versucht hatte. Er wollte sich nicht schuldig dafür fühlen, dass es dem anderen schlecht ging, wo er selbst die Macht hatte, dies zu ändern. Doch Kai ein weiteres Mal durch Dummheit von sich zu stoßen, wollte er nicht riskieren, auch wenn ein kleiner Teil tief in ihm verzweifelt danach verlangte, Uruha zurückzuhalten. Doch noch bevor er sich darüber klar werden konnte, was er tun sollte, nahm ihm Kai die Entscheidung ab. »Die Tür ist abgesperrt«, sagte er mit ruhiger Stimme und erhob sich langsam, als Uruha in seiner Bewegung inne hielt und ihn verwirrt musterte. »Gibst du mir den Schlüssel?«, fragte der Gitarrist leise und streckte die Hand aus, die Augen starr auf Kai gerichtet, um Aoi nicht ansehen zu müssen. Diese Geste, so unauffällig sie auch war, schickte diesem einen Stich durch den Magen. Er biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, selbst nicht wissend, warum ihn diese plötzliche Ablehnung so wütend machte, doch nur Sekunden später zuckte die Erinnerung wie ein Blitzschlag durch seinen Geist. Das selbe Gefühl hatte er schon einmal gespürt, als Kai ihn ignoriert hatte, und auch wenn es nicht ganz so schmerzhaft war, reichte seine Intensität aus, um ihn schuldbewusst den Kopf abwenden zu lassen. Das durfte nicht passieren! Er hatte sich entschieden! Wie konnte es sein, dass Uruha noch immer solche Macht über ihn hatte? Er wollte Kai, nicht den selbstverliebten, hochmütigen Gitarristen, der zum Schutz seines Egos nicht einmal davor zurückschreckte, seine Freunde anzulügen und vor den Kopf zu stoßen. Wie gerne hätte er es auf die lange Zeit geschoben, in der er Uruha hinterhergelaufen war, auf die Gewohnheit, ihm verfallen zu sein, doch dies war es nicht ... »Den Schlüssel bitte!«, schreckte ihn Uruhas Stimme aus seinen Gedanken auf. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch noch bevor er die Worte formuliert hatte, setzte sich Kai in Bewegung, griff nach dem Schlüsselbund in seiner Hosentasche und löste seinen Wohnungsschlüssel davon ab, bevor er das Fenster öffnete und ihn hinausfallen ließ. Aois Unterkiefer klappte nach unten und seine Augen purzelten beinahe aus seinem Kopf, als er das gedämpfte Geräusch des Metalls vernahm, das auf dem asphaltierten Bürgersteig aufschlug, ehe Kai das Fenster wieder schloss und sich umdrehte, als sei nichts geschehen. »Möchtest du etwas trinken?«, fragte er Uruha, dessen Blick nicht minder entsetzt war als Aois, und holte ein Glas aus dem Schrank, welches er mit einer klaren Flüssigkeit aus seiner Minibar füllte. Ohne auf seine Antwort zu warten, drückte er es ihm in die Hand und wartete, bis dieser es hastig geleert hatte, bevor er sich zu Aoi umwandte und ihn ernst anblickte. »Brauchst du auch was oder bist du auch so in der Lage zu tun, was ich dir jetzt sage?« Ein Blick war so durchdringend, dass Aoi erschauderte, doch anstatt nach einer Erklärung für die seltsamen Handlungen des anderen zu verlangen, schüttelte er lediglich den Kopf und sank ein Stück tiefer in die Couch, als wolle er darin verschwinden. Eine böse Vorahnung begann sich in seinem Kopf zu formen und hätte ihn beinahe verraten lassen, dass er sehr wohl wusste, dass Kai noch einen Zweitschlüssel für seine Wohnung hatte, doch Uruha schien viel zu schockiert zu sein, um sich an diese Tatsache zu erinnern. »Bist du verrückt geworden?«, platzte es mit einem Mal aus diesem heraus, als habe er erst jetzt realisiert, was geschehen war, bevor er das Glas auf den Tisch knallte und zum Fenster sprintete, nur um Sekunden später in die andere Richtung zu rennen und an der Türklinke zu rütteln. »Wieso hast du uns eingeschlossen? Wir sind im vierten Stock! – Ich rufe Ruki an, der soll uns hier rausholen!« Hastig begann er in seinen Taschen zu suchen, doch Kais Hand, die sich auf seine Schulter legte, stoppte ihn. »Wenn du nicht willst, dass ich auch noch dein Handy aus dem Fenster werfe, dann würde ich das an deiner Stelle lieber lassen!«, meinte er freundlich, doch in seiner Stimme lag eine stille Warnung, die Uruha erschrocken die Augen weiten ließ, bevor er das Telefon widerstandslos aus seiner Hosentasche zog und auf dem Tisch legte. »Was hast du vor?«, fragte er misstrauisch und blickte Hilfe suchend zu Aoi, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Auch wenn sich in seinem Kopf langsam eine Ahnung zu bilden begann, was dies alles zu bedeuten hatte, konnte er vollkommen falsch liegen. Kai hatte es schon öfter fertig gebracht, ihn vollkommen aus dem Konzept zu werfen, und diesmal schien er sich darin selbst übertroffen zu haben. Denn Uruha so stark zu verunsichern, war eine Leistung, die bis jetzt noch nie jemand geschafft hatte. »Aoi, du und ich, wir sind in einer Band«, begann der Drummer mit ruhiger Stimme und griff nach der Flasche, um das Glas ein weiteres Mal zu füllen. »Das bedeutet, wir proben zusammen, wir komponieren zusammen, wir nehmen zusammen auf, haben Fotoshootings und gehen zusammen auf Tour. Es gibt nur wenige Leute, die sich schlechter aus dem Weg gehen können als wir – und ich habe keine Lust darauf, dass Gazette an absolut überflüssigen persönlichen Konflikten zerbricht. Oder besser gesagt daran, dass ihr beide Sex miteinander wollt und euch nur wegen mir dazu zwingt, es nicht zu tun.« Der Blick, mit dem er zuerst Uruha und dann Aoi musterte, war so klar und durchdringend, dass der schwarzhaarige Gitarrist nur noch mehr in sich zusammensank. Er konnte förmlich spüren, wie sich Blut in seinen Wangen zu sammeln begann und ihm der Schweiß auf die Stirn trat, doch so sehr er sich auch zu beherrschen versuchte, es half nichts. Es erschreckte ihn, dass Kai ihn so durchschauen konnte, doch noch mehr erschreckte es ihn, wie direkt ihn dieser darauf hinwies. Vorsichtig hob er den Blick, um zu Uruha zu spähen, und obwohl dieser das Gesicht abgewendet hatte, konnte er seine Röte deutlich erkennen. Kai hatte sie vollkommen bloßgestellt. »Wie auch immer«, fuhr dieser unbeeindruckt fort, »mir ist ebenso klar, dass sich die Anziehung zwischen euch nicht nur auf das Körperliche beschränkt. Ich habe gedacht, wenn ich Aoi nur lange genug von dir fernhalte, Uruha, legt sich dies. Doch ich habe mich wohl geirrt.« Ein leicht melancholisches Lächeln legte sich auf seine Züge, doch nur Augenblicke später hatte er seine Mimik wieder unter Kontrolle gebracht. »Es ist ja nicht so, dass ich es nicht nachvollziehen könnte«, fügte er leise an und strich sich verlegen durch die braunen Haare, ehe er auf Uruha zutrat, dessen Kinn mit der Fingerspitze anhob und ihn zwang, ihm in die Augen zu sehen. »Glaub mir, keiner kann besser nachvollziehen als ich, wie es ist, dir zu verfallen«, flüsterte er so leise, dass nur Uruha es hören konnte, bevor er ihm einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Doch anstatt sich wieder von ihm zu lösen, lächelte er nur und wisperte leise: »Ebenso wie ich nachvollziehen kann, was du von Aoi willst. Doch ich habe nicht vor, ihn mit dir zu teilen – außer heute. Ihr bekommt diese eine Nacht und danach wirst du die Finger von ihm lassen! Deal?« »Hast du sie noch-«, wollte sich Uruha empören, doch noch ehe er den Satz ausgesprochen hatte, presste sich ein Finger auf seinen Mund und hinderte ihn am Weitersprechen. »Eine Nacht, in der du austesten kannst, ob du von Aoi das bekommst, was ich dir nicht geben konnte!«, zischte er so bedrohlich, dass der andere auf der Stelle erstarrte. »Doch egal, was du dabei herausfindest, du wirst ihn danach aufgeben und nicht mehr versuchen, ihn zu verführen, und du wirst ihn zurückweisen, wenn er auf dich zukommt! Tust du, was ich sage, verlässt dein kleines Geheimnis niemals diesen Raum. Tust du es nicht, musst du mit den Konsequenzen leben. Ich will dich nicht öffentlich demütigen, aber wenn du mir Aoi wegnimmst, werde ich es tun. Ebenso wenn du ihm von unserem kleinen Deal erzählst. Haben wir uns verstanden?« Sein Blick war so tief und düster, dass Uruha nur trocken schluckte, bevor er wie betäubt nickte. Und im selben Moment wich der feindselige Ausdruck von Kais Gesicht, als habe er eine Maske abgestreift, und machte dem freundlichen Lächeln platz, mit dem er jeden sofort wieder auf seine Seite ziehen konnte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er seine Fingerspitzen über Uruhas gerötete Wange gleiten, hinab zu seinem Hals und seiner Brust, bevor er ihn ein letztes Mal küsste und sich dann zu Aoi umwandte. »Dir ist recht, wenn Uruha heute bei uns bleibt, nicht wahr?«, flüsterte er leise und sank vor dem Schwarzhaarigen auf die Knie, der ihn verwirrt musterte, nicht wissend, was er zu der befremdlichen Situation sagen sollte. Er hatte deutlich gemerkt, dass zwischen Kai und Uruha etwas vor sich gegangen war, doch keiner von beiden schien die Absicht zu haben, ihn darüber aufzuklären. Und als sich Kais Hand langsam unter den Stoff seines Shirts schob und weiche Fingerkuppen über seine Haut glitten, wusste er, dass dieser Ernst machen würde – und dass der Abend nur einen einzigen Ausgang haben konnte. »Das ist irgendwie ...«, begann er verstört, unentschlossen, was er tun sollte, doch ein Blick in Kais dunkle Augen hielt ihn davon ab, seinen Satz zu vollenden. »Du willst ihn doch, nicht wahr?«, hauchte der Drummer mit einem verruchten Lächeln auf den Lippen, bevor er sich Aois Ohr näherte und die weiche Haut zwischen den Zähnen drehte. »Du willst ihn unter dir, willst seine Beine öffnen und sehen, wie sich seine Lippen teilen, wenn du in ihm versinkst. Du willst spüren, wie er sich um dich verkrampft, wie er bei jedem Stoß erzittert und die Zähne aufeinander beißt, um nicht laut zu schreien, während du ihn mit jeder Sekunde stärker vereinnahmst, so dass du alles bist, was er noch spürt ...« Seine Hand fuhr hauchzart über Aois nackte Haut, kroch unter seinem Shirt seinen Rücken hinauf, bevor sie wieder hinabwanderte und über seine Oberschenkel streichelte, so dass dieser spürte, wie sich jedes Härchen an seinem Körper aufrichtete. Er wusste nicht, ob es Kais Berührungen waren, die ihn so erregten, seine Worte, die schwer und süß wie Honig über seine Lippen glitten, oder die Vorstellung von Uruha unter ihm, die Gewissheit, der Erste zu sein, der seinen Widerstand brach ... Doch was es auch war, es verlangte nach seiner ganzen Selbstbeherrschung, sich nicht auf der Stelle die inzwischen unangenehm spannende Hose von den Beinen zu reißen und Uruha gegen die nächste Wand zu drängen, um ihn hart und unbarmherzig zu nehmen, bis er sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnerte. Doch so sehr es auch in Aoi brodelte, er musste kein Genie sein, um zu wissen, dass diese Art des Sex bei dem brünetten Gitarristen alles andere als angebracht war. Wenn er Uruha wollte, musste er anders vorgehen. Und obwohl er im Gegensatz zu einigen anderen Mitgliedern der PS Company durchaus auch sanft vorgehen und dabei Spaß haben konnte, hatte er nicht die leiseste Ahnung, wie er sich in Anbetracht von Uruhas Problem verhalten sollte. Schon gar nicht, wenn Kai jede seiner Bewegungen verfolgte. Das leise Lachen des Drummers verriet ihm, dass dieser sein Zögern richtig interpretiert hatte, und nur Momente später wurde er in die Höhe gezogen, ehe Kai hinter ihn trat und ihre Hände miteinander verschlang, bevor er ihn sanft in Uruhas Richtung schob. »Niemand weiß besser, wie man ihn anfasst, als ich«, flüsterte er leise in Aois Ohr, so dass dieser erschauderte, als der leichte Luftzug seine Haut kitzelte. »Ich werde deine Hände sein, wenn du nicht weiterweißt. Er ist angetrunken, aufgeregt und willig – du wirst merken, wenn er bereit ist ... Und dann will ich, dass du mit ihm schläfst, ohne dich darum zu kümmern, was ich darüber denken könnte. Versprichst du mir das?« Aoi spürte, wie sein Hals plötzlich enger wurde, als er die letzten Worte hörte, die ihm mit erschreckender Gewissheit klarmachten, dass Kai ein weiteres Mal seine Gedanken vorhergeahnt hatte. »Ich würde niemals mit ihm schlafen, wenn du es nicht wollen würdest. Ich will nur dich ...«, flüsterte er ebenso leise zurück, halb hoffend, dass Kai nur auf diese Worte gewartet hatte und ihn aus der skurrilen Situation erlösen würde, doch dieser drückte seine Hände nur ein wenig stärker. »Ich weiß ... Und genau deshalb gebe ich dir die Erlaubnis ...« Weiche Lippen streiften Aois Wange, verweilten einen Moment auf seiner geröteten Haut, bevor sie verschwanden und er weitergeschoben wurde, als wären ihre letzten Worte niemals ausgesprochen worden. Den warnenden Blick, den Kai Uruha über seine Schulter hinweg schenkte, konnte Aoi nicht sehen, auch bemerkte er nicht, wie sich dieser einen Augenblick lang versteifte, bevor er ein Nicken andeutete und die Hand nach Aoi ausstreckte, um sie zaghaft auf dessen Brustkorb zu legen. Die Berührung war seltsam, fühlte sich unerwartet falsch an, auch wenn im selben Moment ein warmer Schauder über Aois Rücken kroch, der ihn schmerzlich daran erinnerte, dass dies genau das war, was er sich immer erhofft hatte. Doch es fühlte sich nicht nur falsch an, er wusste mit beinahe unumstößlicher Gewissheit, dass es auch falsch ›war‹. Trotzdem stieß er Uruha nicht weg, sondern rückte näher, sich ein letztes Mal durch den Druck von Kais Hand versichernd, dass er die Erlaubnis hatte, ehe er sich leicht auf die Zehenspitzen stellte, die Augenlider zudriften ließ und Uruhas Lippen mit den seinen verschloss. Die weichen, vollen Samtkissen gaben genau so nach, wie er es in Erinnerung hatte, ließen ihn fast in ihnen versinken, während er sich näher schob und eine Hand von Kais löste, um sie über Uruhas Wange streichen zu lassen und ihn zurückzudrängen, bis der andere mit dem Rücken gegen die Wand stieß und an dieser leicht hinabrutschte. Dieser wusste beinahe nicht, wie ihm geschah, als sich eine warme Hand um seine Hüfte legte und sein Shirt nach oben schob, während seine eigene Hand von Kais angehoben und auf Uruhas Oberkörper gelegt wurde, von wo aus sie sanft zu dessen Hals glitt, die angespannten Sehnen entlang, bis sie in seinem Nacken angekommen war und seinen Kopf zu ihm biegen konnte, um den Kuss zu vertiefen. Er wollte nicht mehr denken, als er seine Lippen vorsichtig öffnete und seine Zunge über Uruhas volle Unterlippe gleiten ließ, und in dem Moment, in dem dieser seinen Mund mit einem beinahe lautlosen Seufzen öffnete, waren alle Bedenken restlos aus seinem Kopf hinweggefegt. Ohne noch weiter auf Kais Anleitung zu warten, vergrub er seine Hand in Uruhas Schopf und presste sich an ihn, den letzten Zweifel ignorierend, als er spürte, wie der Körper des anderen weich wurde und seine Lippen hungrig nach Antwort suchten. Er konnte den Alkohol schmecken, der noch auf Uruhas Zunge lag, die Unnachgiebigkeit, mit welcher dieser seinen Geist zu benebeln begann, als sei alles, was jemals zwischen ihm und Kai vorgefallen war, in diesem einen Moment nichtig und vergessen. Das Einzige, was er noch spürte, war Uruhas Kuss, die Wärme seines Körpers, die Weichheit seiner Haut unter seinen Fingerspitzen, welche durch die braunen Haare wühlten und an ihnen zausten, als ihr Kuss mit jeder Sekunde intensiver wurde und seine Selbstbeherrschung zu zerbröckeln drohte. Er wollte Uruha! Er wollte ihn so sehr, dass jede Faser seines Körpers zu zerbersten drohte, sollte er ihn nicht sofort bekommen. Sein Kuss machte ihn trunken, als würde purer Alkohol seine Kehle hinabrinnen, ließ ihn verwirrt und aufgeregt zurück, gleichzeitig wütend auf sich selbst, obwohl er nicht einmal wusste, woher dieses Gefühl so plötzlich kam. Kais Finger hielten die seinen noch immer umschlossen, leiteten ihn, ohne dass er es merkte, während Uruhas Hand an seinen Seiten entlangglitt und sein Shirt Stück für Stück höher schob, bis er Aoi mit einem Ruck von sich stieß und es ihm über den Kopf zerrte, bevor er ihn wieder an sich riss und ihre Lippen erneut verschmelzen ließ. »Aoi ...«, hauchte er beinahe tonlos in den Kuss, Aoi an sich pressend, als würde er ihn nie wieder gehen lassen wollten, bevor seine Finger über dessen nackte Haut zu hasten begannen, jeden Zentimeter, den sie berührten, mit einer Gänsehaut überziehend. Es war beinahe so, als würde sich all die Spannung, die Aoi in den letzten Wochen in sich aufgestaut hatte, mit einem Mal entladen, als er ihre Lippen auseinander riss und Uruha kurzentschlossen am Handgelenk packte, um ihn ohne Erklärung in Kais Schlafzimmer zu zerren und auf das breite Bett zu werfen. Und noch bevor Uruha die Gelegenheit hatte, etwas zu sagen, war er über ihm, riss die Druckknöpfe seines Hemdes auf und ließ seine Zunge über die weiche Haut gleiten. Wohlwollend registrierte er, wie sich die Lippen des Gitarristen zu einem hastigen Atemzug öffneten, während sich sein Leib nach oben wölbte, bevor er zurück auf die Matratze sank und mit den Händen nach Aois Schultern griff, um sich an ihnen festzuhalten. Es hätte diesen erstaunen sollen, wie schnell sich Uruha ihm unterordnete, mit welcher Nachgiebigkeit er sich von ihm dominieren ließ, doch Aoi wollte keinen Gedanken daran verschwenden, ebenso wenig, wie er daran denken wollte, wie lange dies noch andauern mochte. Kais warmer Körper schmiegte sich von hinten an seinen Rücken, griff nach seinen Händen und begann sie über Uruhas nackte Brust zu lenken, während Aoi mit Lippen und Zunge dessen Hals erkundete, die ungewohnten Laute genießend, die er dem sonst so selbstbeherrschten Gitarristen entlockte, der sich meist nur erlaubte, sich gehen zu lassen, wenn er selbst der dominierende Part war. Und auch, wenn Aoi es anfänglich seltsam gefunden hatte, dass er nicht mit ihm allein war, war er nun für Kais Anwesenheit dankbar. Zwar war es nicht das erste Mal, dass er Uruha berührte, doch die Sicherheit, mit der Kai seine Hände genau zu den Stellen lenkte, an denen sie gebraucht wurden, gab ihm ein Gefühl der Überlegenheit, die er unter anderen Umständen wohl nicht verspürt hätte. Er fühlte, wie Uruha erzitterte, sah, wie dessen Augen zudrifteten und seine Pupillen stecknadelklein wurden, während sich ein zarter Schweißfilm auf der weißen Haut bildete. »Du hast mir nicht nur Alkohol gegeben, oder?«, presste der Gitarrist mit einem Mal heraus und leckte sich einen glänzenden Tropfen von der Oberlippe, während seine Augen über Aois Schulter hinweg nach Kai suchten. Doch auch, als sie ihn gefunden hatten, konnte er ihn nicht richtig fokussieren. Aoi hob verwirrt eine Augenbraue und blickte den Drummer misstrauisch an, doch dieser schmunzelte nur leicht und löste eine Hand von Aois, um sie über die sich hastig hebende und senkende Brust des Brünetten gleiten zu lassen. »Oh doch, es war nur Alkohol«, meinte er mit weicher Stimme, doch Aoi sah deutlich, wie es in seinen Augenwinkeln schelmisch aufblitzte. »Entspann dich, Uruha ... Du willst es, nicht wahr? Du bist nur ein klein wenig empfindlicher geworden, als du vorher warst ...« Das Lächeln auf seinen Lippen wurde noch ein Stück breiter, bevor er es in Aois Halsbeuge versteckte und sanft an der weichen Haut dort zu saugen begann, so dass der Schwarzhaarige leicht erschauderte. Doch er ließ sich nicht weiter beirren, auch nicht von den Händen, die mit einem Mal über seinen Oberkörper wanderten und seine Brustwarzen vorsichtig zwischen den Fingerspitzen drehten. Stattdessen beugte er sich herab und drückte einen Finger auf Uruhas Mund, um ihn am Weitersprechen zu hindern, bevor er dessen Hosenstall öffnete und mit einer Hand unter den Bund tauchte. Ein heiseres Keuchen entwich Uruha, und seine Hände krallten sich in das weiße Laken, bevor er schwer atmend zurücksank, leicht errötend, als sich seine Beine wie von selbst öffneten und nach Berührung verlangten. »Euch ist klar, dass das Rache bedeutet«, keuchte er atemlos und biss sich auf die Unterlippe, als Aoi kurz aber fest über seinen Schritt rieb. »Niemand setzt mich ungestraft unter Drogen! Ihr hättet mich auch einfach fragen können, ob ich einwillige!« Aois ungläubig gehobene Augenbraue zeigte deutlich, was er von dieser Aussage hielt, doch auch er war nicht wirklich damit einverstanden, etwas gegen Uruhas Willen zu tun, nur weil Kai meinte, dass es angemessen sei. »Hast du ihm wirklich etwas ins Glas getan?«, flüsterte er leise zu diesen, so dass nur er es hören konnte. Ein unterdrücktes Lachen antwortete ihm, ehe Kai von seinem Hals abließ und seine Lippen Aois Ohr näherte. »Keinen Tropfen«, antwortete er in gedämpftem Ton und ließ seine Hände nach unten wandern und über Aois Oberschenkel streichen. »Er bildet sich das wahrscheinlich nur ein. Oder er braucht es als Ausrede, um sich nicht einzugestehen, dass er es freiwillig tut! Doch was auch immer es ist, du solltest dich nicht darüber beklagen. Diese Chance wird so schnell nicht wieder kommen.« Seine Fingernägel kratzten über den rauen Stoff von Aois Jeans, bevor er sich wieder dessen Hals zuwendete und das Thema damit beendete. Aoi überlegte noch ein paar Sekunden, doch der Anblick von Uruha unter ihm, die halb geschlossen schmalen Augen, die sonst immer viel zu stark von Make-up betont waren, die verführerisch gerötete Haut und die unterwürfige Haltung, mit der er sich darbot, waren zu viel, um sich lange Gedanken zu machen. Beinahe hastig begann er, den Jeansstoff von den Beinen des anderen zu zerren und ließ ihn achtlos zur Seite fallen, bevor er dessen Beine ein Stück weiter auseinander schob und sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn sinken ließ, so dass Uruha die Luft aus der Lunge gepresst wurde. Dennoch beschwerte er sich nicht, ließ stattdessen den Kopf in den Nacken sinken, als sich Aois Lippen auf die sensible Haut seines Halses senkten, um nur Sekunden später zu seinem Schlüsselbein zu wandern, während sich seine Hüften im selben Augenblick gegen das Becken des anderen Gitarristen zu drängen begannen. Doch nur Augenblicke später wurde ihm klar, dass er dies nicht hätte tun sollen. Ein erschrockenes Keuchen, mehr erlaubte sich Uruha nicht, bevor er die Zähne zusammenpresste und die Lippen verschloss, die Hände vom Laken lösend und gegen Aois Schultern stemmend, der erstaunt in seiner Bewegung inne hielt, bis er plötzlich bemerkte, dass etwas nicht mehr stimmte. Uruhas Wangen glühten in tiefem Rot, seine Fingernägel krallten sich so fest in Aois Haut, dass die Knöchel weiß hervortraten, und sein Brustkorb zitterte unter seinen ungleichmäßigen Atemzügen, die die Luft so abgehackt in seine Lunge pumpten und wieder entließen, als sei er soeben einen Marathon gerannt. Seine Augen, zwei kaum zu erkennende Schlitze, waren beinahe gänzlich zusammengepresst, doch anstatt der Lust, die noch soeben in ihnen geglommen hatte, waren sie so kühl und entschlossen, dass Aoi erschrocken zurückwich, nur um sich im nächsten Augenblick in Kais Armen wiederzufinden, als Uruha ihn von sich herunterstieß und bis an das Kopfende des Bettes flüchtete. »Finger weg von mir!«, zischte er feindselig und raffte die Bettdecke um sich, um seinen Körper zu verhüllen, der nur noch von seinem geöffneten Hemd und seiner Unterwäsche verdeckt wurde. Und in diesem Moment wurde Aoi klar, was geschehen war – er war zu schnell gewesen. Er hatte Uruha in eine Ecke getrieben. »Ich denke, ich gehe besser«, fuhr dieser fort und strich sich die wirren Haare zurecht, bevor er hastig aus dem Bett stolperte und nach seiner Hose griff. »Das alles war eine schlechte Idee und hätte sowieso nicht funktioniert. Vergessen wir einfach, dass es passiert ist!« Ungelenk versuchte er, in seine Jeans zu krabbeln, doch seine Finger zitterten zu stark, so dass er es nach einigen Versuchen aufgab und stattdessen die Schlafzimmertür ansteuerte, um zumindest den Raum zu verlassen. Doch noch bevor er die Türschwelle erreicht hatte, war Aoi schon bei ihm und schlang die Arme von hinten um seinen Körper, so dass er nicht weiter fliehen konnte. »Denk nicht, dass du so einfach verschwinden kannst«, flüsterte er leise, doch obwohl seine Worte hart geklungen hatten, war sein Tonfall so bittend, dass Uruha nur überrascht die Augen weitete und dann einfach stehen blieb. Aoi lächelte leicht, als er dies bemerkte, und bettete seine Wange am Rücken des anderen, bevor er weitersprach: »Komm wieder zurück ... Wir machen alles in deinem Tempo ...« »Red nicht mit mir, als wäre ich eine unerfahrene Jungfrau!«, murrte Uruha und verzog die Lippen, doch an seinem Tonfall erkannte Aoi deutlich, dass er die aktuelle Gefahr abgewendet hatte. Jetzt ging es nur noch darum, Uruhas sensiblen Stolz nicht zu verletzen. Ein intrigantes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als ihm ein Gedanke kam. »Okay, dann bist du ab jetzt nicht mehr ins Geschehen einbezogen«, sagte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den perplexen Ausdruck auf Uruhas Gesicht sah. »Richtig verstanden!«, fuhr er fort und zog den anderen mit sich, um ihn auf seinen Stuhl zu drücken und ihm einen Kuss auf die geröteten Lippen zu hauchen, bevor er sich Kai zuwandte, der sich auf dem Bett niedergelassen hatte und interessiert beobachtete, was sich vor seinen Augen abspielte. »Erinnerst du dich noch, als wir zusammen mit den anderen in den Club gegangen sind?«, meinte Aoi, beiläufig das Licht dimmend, ehe er auf Kais Stereoanlage zuging und eine CD heraussuchte. »Es scheint dich ziemlich heiß gemacht zu haben, was auf der Tanzfläche zwischen mir und Kai abging. Ruki konnte seine Klappe nicht halten und hat verraten, dass du wenige Minuten, nachdem es richtig losging, geflüchtet bist und den Gogo-Tänzer auf der Toilette vernascht hast. Ich will nicht eitel sein, aber immerhin scheint dich so eine Situation angeturnt zu haben.« Er drehte sich mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen um und blickte Uruha direkt an, der zwar noch sichtlich aus der Fassung gebracht war, sich jedoch nicht mehr ganz so unwohl wie noch vor ein paar Minuten fühlte. »Und da wir hier keinen Club haben, müssen wir improvisieren. Ich nehme an, das ist dir lieber, als wenn der Abend in Blümchensex enden würde, nur weil wir auf dich Rücksicht nehmen müssen!« Eine von Uruhas elegant geschwungenen Augenbrauen wanderte in die Höhe, doch der zuversichtliche Ausdruck auf Aois Gesicht wich nicht, ebenso wenig wie das amüsierte Grinsen, das sich auf Kais Lippen gebildet hatte. Und spätestens in dem Moment, in dem Uruha das Laken zur Seite fallen ließ, sich zurücklehnte und erwartungsvoll die Arme vor der Brust verschränkte, wusste Aoi, dass sein Plan aufgegangen war. Uruha wie ein rohes Ei zu behandeln, war definitiv die falsche Strategie gewesen. Wenn er ihn entspannen wollte, musste er ihn geil machen. »Dann zeig mal, was du kannst!«, forderte ihn der brünette Gitarrist auf, sich in der Rolle des Bedienten sichtlich wohl fühlend. »Und keine Zurückhaltung! Ich will was sehen, was ich noch nicht kenne!« Aoi schnaubte abfällig, doch er ließ sich nicht beirren und drückte die Play-Taste, so dass nur wenige Sekunden später die ersten rockigen Beats aus den Lautsprechern dröhnten – aufwühlend, treibend und zu Bewegungen verleitend, die ganz sicher nicht jugendfrei waren. Ohne Uruha noch eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich Kai zu und ließ sich geschmeidig wie eine Katze auf den anderen gleiten, der seinen Plan verstanden zu haben schien, denn er ließ sich ohne Widerstand auf die Matratze drücken, bevor sein Kopf in den Nacken sank. Aoi achtete genau darauf, dass Uruha jeder seiner Bewegungen sah, als sich seine Zähne in die weiße Haut des Drummers gruben, dessen Oberkörper sich ihm entgegenwölbte, bevor Aoi ihn mit beiden Händen packte und in der Luft hielt, während seine Lippen die Bissspuren zu umschmeicheln begannen. Seine Hüften bewegten sich beinahe von selbst im Takt der Musik, kreisten gegen das Becken des anderen, und das Wissen, Uruhas Blick genau auf sich zu haben, stachelte ihn nur noch mehr an. Wenn Uruha eine Show wollte, dann sollte er sie bekommen! Aoi war nicht umsonst der unumstrittene König auf der Bühne, wenn es darum ging, die Fangirls mit seinen Bewegungen um den Verstand zu bringen! Er würde Uruha schon noch dazu bringen, sich vor ihm auf den Rücken zu werfen und die Beine zu spreizen! Kais Fingernägel, die über seinen Rücken kratzten, entlockten ihm ein heiseres Keuchen, das sich in ein zufriedenes Lächeln wandelte, als er erkannte, dass der andere nicht vorhatte, ihn seinen Plan allein ausführen zu lassen. Und nur Sekunden später hatte ihn der Drummer herumgeworfen und seine Arme an den Seiten festgepinnt, bevor sich seine Zunge über Aois Brust zu schlängeln begann, die ausgeprägte Muskulatur entlangfuhr, bevor sie in seinen Bauchnabel tauchte und seine Zähne an der sensiblen Haut rissen, so dass sich Aoi mit einem dunklen Knurren nach oben krümmte. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte sein Blick zu Uruha, dann wendete er sich zufrieden zu Kai zurück. Er hatte richtig gewettet. Seine Lippen formten lautlos einige Worte, da es eh sinnlos war, gegen die Lautstärke der Beats anzubrüllen, und Kai nickte verstehend, ehe er von Aoi abließ und diesen mit sich auf die Beine zog, um ihn gegen die nächste Wand zu drängen und seine Beine mit seinem Knie auseinander zu schieben. Der Schwarzhaarige grinste, als er sah, wie Uruha trocken schluckte, bevor er sich geschmeidig zu bewegen begann, die Lider bis auf einen kleinen Spalt geschlossen, die glänzenden Lippen delikat geöffnet und seinen Körper schmeichelnd gegen den Drummer bewegend, als wäre er nicht länger in dessen Schlafzimmer, sondern in einem stickigen, lauten Club voller Menschen, die ihm keinen Platz ließen, so dass er hilflos gegen seinen Tanzpartner gepresst wurde, dessen Händen und Lippen vollkommen ausgeliefert. Kais Oberschenkel drückte sich gegen seinen Schritt, bewegte sich rhythmisch gegen den gespannten Stoff, der jede Sekunde enger zu werden schien, bis Aoi es beinahe nicht mehr ertragen konnte und die Fingernägel in Kais Hintern rammte, um ihn gegen sich zu pressen und sich hemmungslos gegen ihn zu reiben, wie er es das letzte Mal in der Menschenmasse getan hatte, als wie jetzt Uruhas Blicke auf ihnen gelegen hatten. Doch diesmal war er sich der Blicke weitaus deutlicher bewusst. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Gitarrist sich über die vollen Lippen leckte, und obwohl er nach außen hin völlig unbeeindruckt wirkte, konnte Aoi das gierige Funkeln in seinen Augen deutlich erkennen. Zu behaupten, dies würde ihn nur ein wenig anheizen, wäre maßlos untertrieben gewesen. Der Bass dröhnte in seinen Ohren, vibrierte in seinem Magen und ließ ihn sich immer zügelloser gegen Kai bewegen, der ebenso viel Spaß an der ganzen Aktion zu haben schien wie Aoi selbst. Einen Augenblick fragte sich dieser, ob Kai sein Vorhaben, seine Wände für private Bandsessions schalldicht zu versiegeln, wahr gemacht hatte, denn sonst hätten sie spätestens in ein paar Minuten die aufgebrachten Bewohner des Hauses vor der Tür stehen. Doch schon im nächsten Moment hatte er ganz andere Sachen im Kopf. Kais Hände glitten wie Feuerzungen über seinen entblößten Oberkörper, hinterließen Kratzspuren auf ihrem Weg zu seinem Hals, ehe sie sich in seinen dunklen Haarschopf gruben und ihn zu einem beinahe brutalen Kuss heranzogen, während er seine Beine plötzlich zusammendrückte und dann mit einem Mal von ihm abließ und vor ihm in die Knie sank. Aoi konnte gar nicht so schnell schalten, da spürte er auch schon, wie seine Hose von seinen Beinen gezogen wurde und sich eine heiße Zunge über seine Oberschenkel schlängelte. Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er den Kopf gegen die Wand kippen ließ und sein Gesicht Uruha zuwandte, während er ohne Scham mit einer Hand Kais Kopf in die Richtung drückte, in der dieser dringend gebraucht wurde. Seine Augen waren fast schwarz, seine Lippen vom Küssen ebenso wie die aufgekratzte Haut auf seiner Brust gerötet, und er wusste ganz genau, wie verrucht sein Anblick auf den Brünetten wirken musste, dessen Fingernägel sich in die weiße Haut seiner Oberschenkel gegraben hatten, um die Spannung zurückzuhalten, die sich in ihm gebildet hatte. Nur noch wenige Minuten, dann hatte er Uruha genau an dem Punkt, an dem er ihn wollte. Aufgeheizt, ungeduldig und bereit, seinen Stolz über Bord zu werfen, um nur endlich Befriedigung zu erhalten. Oh nein, er hatte bei weitem nicht vor, ihn zu irgendetwas zu zwingen oder grob zu ihm zu sein, aber er würde ihn auch nicht bitten. Und er wusste nur zu gut, wie unwichtig Schmerzen oder Angst werden konnten, wenn man geil genug war, um jeden Augenblick zu explodieren. Ein Zittern grub sich durch seinen Leib, als er Kais Zunge an seiner Körpermitte spürte, doch er wendete den Blick nicht von Uruha ab, auch dann nicht, als er Drummer sein Glied vollkommen in sich aufnahm und zu saugen begann, so dass es Aoi seine ganze Selbstbeherrschung abverlangte, nicht zu Boden zu sinken. Seine Hände suchten blind nach etwas, an dem er sich festhalten konnte, und fanden schließlich die Ecke eines Regals, an der er sich dankbar festkrallte. Seine Atmung ging rasselnd, als Kai ihn immer wieder im Takt der Musik in sich aufnahm und aus sich gleiten ließ, während in seinem Kopf die Bilder des Clubs vorbeirasten und was sie darin getan hatten. Die Hitze von damals schien sich durch seine Adern zu fressen, ihn zu überwältigen, so dass er seinen Blick nicht mehr fokussieren konnte und stattdessen nur noch bunte Farben sah, nichts mehr spürend außer Kais Lippen und Zunge, die ihn viel zu gekonnt vergessen ließen, dass sich außer ihnen noch jemand im Raum befand. Er wurde sich dessen erst wieder bewusst, als sich volle Lippen auf die seinen pressten und eine Hand über die aufgekratzten Stellen auf seiner Brust glitt, schmeichelnd, doch so nachdrücklich, dass er ihr nicht entweichen konnte. Und in diesem Augenblick konnte er die Spannung nicht mehr länger zurückhalten. Mit einem gurgelnden Aufschrei, welcher von der Musik und Uruhas Kuss vollkommen geschluckt wurde, krümmte er den Rücken nach vorn und presste die Lider so fest aufeinander, wie er nur konnte, atemlos dem Knistern der Blitze lauschend, die von seiner Körpermitte aus durch seine Adern rasten, bis sie schließlich in seinem Bauch zu explodieren schienen und ihn kraftlos nach unten sinken ließen. Er spürte, wie Hände ihn auffingen und er gegen Kais Brust gezogen wurde, doch es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder soweit klar denken konnte, dass er verstand, was gerade passiert war. Warme Hände schlüpften zwischen ihn und den Drummer und verstrich den Schweiß auf seiner Bauchdecke, während sich ein nackter Oberkörper gegen seinen Rücken presste und sich Lippen auf seine Schulter legten, bevor sie über ihn hinweg nach Kai schnappten und den Drummer in einen zügellosen Kuss verwickelten. Ein dünner weißer Faden zog sich von dessen Mundwinkel hinab bis zu seinem Hemdkragen, und Aoi errötete tief, als er erkannte, was es war. Irgendwie war sein Plan ein wenig außer Kontrolle geraten. Denn dies hatte er gewiss nicht im Sinn gehabt. Doch der Anblick wie Kai und Uruha sich küssten, wie die delikaten Lippen miteinander kämpften, während sie ihn zwischen ihren erhitzten Körpern einschlossen und ihm keinen Augenblick der Ruhe gönnten, sondern mit hastigen Fingern nach allem griffen, was sie von ihm und einander erhaschen konnten, war Entschädigung genug. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn so anturnen würde, die beiden so zu sehen. Und langsam, ganz langsam, begann in seinem Kopf ein Bild zu entstehen. Oh ja, er würde diesen Abend sehr auf seine Kosten kommen. Vielleicht war es an der Zeit, den Plan ein wenig abzuändern. +++ tbc. Ein Kapitel kommt noch. Kapitel 11: ------------ Header siehe vorige Kapitel ******************************************* Kapitel 11 Hände huschten über Aois Körper, malten mit den Fingerspitzen Muster auf seinen Armen, seinem Hals, seiner Brust und allem, was sie sonst noch ertasten konnten. Die Hitze der beiden Leiber, die sich an ihn pressten, ließen ihn erschaudern und die Augen schließen, so dass er nur noch fühlen konnte, nur noch genießen, wie sein nachgiebiger Körper zwischen Uruha und Kai hin und her geschoben wurde, als würden sie ihn wie eine Wachsfigur formen wollen. Er konnte durch die Musik nichts hören, doch er fühlte allein durch ihre Bewegungen, wie ihre Lippen miteinander kämpften, konnte den Schweiß riechen, der an ihrer Haut klebte und sich mit dem seinen vermischte, den unverkennbaren Geruch nach Verlangen und Sex, während in seinem Kopf alles blank und leer wurde, als wären alle rationalen Gedanken verschwunden. Das Gefühl von nackter Haut ließ ihn ganz wirr werden, so dass der Plan, den er sich ausgedacht hatte, für einen Moment in Vergessenheit geriet, doch spätestens in dem Moment, in dem er spürte, wie sich etwas Hartes von hinten an seinen Po drängte, wurde ihm wieder klar, was er wollte. Ohne Zögern bewegte er sein Becken, verschmitzt lächelnd, als er Uruhas gedämpftes Keuchen vernahm, bevor sich dieser näher schob und ihm deutlich zeigte, was er am liebsten mit ihm tun würde. Doch Aoi hatte nicht vor, es dazu kommen zu lassen. Er würde ihn heiß machen, noch williger, als er jetzt schon war, und dann würde er sich das holen, wonach er sich schon seit Monaten vergeblich verzehrte. Er würde Uruha unter sich haben, spüren, wie sich die weichen Schenkel um seine Hüfte wickelten und ihn näher zogen, so tief in den engen Körper hinein, bis er das Gefühl nicht mehr ertragen könnte, während sich Uruha unter ihm stöhnend bog und wand. Leise aufseufzend biss sich Aoi auf die Unterlippe und versuchte die Bilder, die vor seinem inneren Auge vorbeizogen, zu verdrängen, doch er konnte nicht verhindern, dass sein Körper beinahe augenblicklich darauf reagierte. Er hörte Kai leise lachen, bevor eine von dessen Händen in seinen Schritt wanderte und ihn dort ungeniert zu reizen begann, doch er wollte nicht schon wieder kommen. Mit einem Ruck stieß er den Drummer von sich fort, so dass dieser überrascht ein paar Schritt zurückstolperte, doch noch bevor er sich wieder gefangen hatte, war Aoi auch schon bei ihm, griff nach seinem T-Shirt und zerrte es ihm beinahe grob über den Kopf, bevor er ihn auf die Matratze des Bettes drängte. Unangenehm berührt spürte er, wie seine Finger zitterten, als er die Gürtelschnalle aufnestelte, doch nur Sekunden später hatte er sie geöffnet und presste seine Lippen auf Kais, während er dessen Hüfte leicht anhob und ihm den Stoff von den Beinen pellte. Er machte sich nicht die Mühe, ihn vollständig auszuziehen, sondern schob die Hose nur bis zu den Knöcheln hinunter, deutlich spürend, wie sehr er Kai mit seinem fordernden Vorgehen überrumpelt hatte. Aber es kümmerte ihn nicht, was dieser von ihm denken musste. Der Drummer konnte nicht erwarten, dass er ihn so aufheizen konnte, und dann ungestraft davon kam! Ohne darauf zu warten, dass sich dessen Lippen öffneten, drängte er sie auseinander und schlüpfte mit seiner Zunge in die warme Höhle, sein Becken im gleichen Moment gegen den Schritt des anderen drängend, dessen Kopf mit einem heiseren Laut in den Nacken kippte. Kais Hände tasteten blind über seinen Körper, gruben sich in seine Schultern und zogen ihn näher, während er die Hose von seinen Fußgelenken strampelte und die Beine für Aoi öffnete, der mit einem wohlwollenden Laut zwischen sie sank. Die Bereitwilligkeit, mit der sich ihm Kai unterordnete, turnte ihn mehr an, als er für möglich gehalten hatte, so dass er selbst Uruha für einen Moment vergaß, bis sich volle Lippen auf seinen Hals legten und ihn daran erinnerten, was das Ziel des Abends war. »Willst du mich vollkommen ignorieren?«, raunte der andere Gitarrist in sein Ohr, seine Ungeduld nur mühsam zügelnd, und presste seinen Leib an Aois Rücken, so dass dieser seine Erregung deutlich spüren konnte. Doch er erlaubte sich nur ein leises Aufseufzen gegen Kais Lippen, eine Sekunde der Abgelenktheit, ehe ein intrigantes Lächeln seine Mundwinkel nach oben bog. So sehr er auch der Versuchung erliegen wollte, sich gehen zu lassen, diese Nacht würde nach seinen Regeln ablaufen! »Denk nicht mal dran!«, zischte er in Uruhas Richtung, als dessen Hände zu seinem Po wanderten, und stieß ihn grob von sich, ehe er ihm ein überlegenes Lächeln schenkte. »Ich sagte doch, du bist nur Zuschauer! Und du wirst so lange zuschauen, bis ich dir etwas anderes sage! Verstanden?« Aoi hätte am liebsten laut losgelacht, als er den verdutzten Ausdruck auf dem Gesicht des anderen sah, doch zu seinem Erstaunen nickte dieser nur kleinlaut und erhob sich vom Bett, um sich sichtlich irritiert zurück auf seinen Stuhl zu setzen. Die Mühe, die offensichtliche Beule in seiner Panty verbergen, machte er sich nicht, und der hungrige Blick in den dunklen Augen zeigte Aoi deutlich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der andere seinen Stolz über Bord werfen und alles dafür tun würde, um endlich Befriedigung zu erhalten. »Hände an die Seiten!«, befahl er, als er sah, wie sich Uruhas Finger in dessen Schritt legen wollten. Der Brünette sah ihn entsetzt an, als könne er nicht glauben, was Aoi von ihm verlangte, doch dann biss er die Zähne zusammen und gehorchte ohne Widerworte, den Kopf senkend, als er Aois triumphierenden Blick spürte. Dieser überlegte einen Moment, dann erhob er sich und griff nach Kais Gürtel. Und noch bevor Uruha reagieren konnte, hatte er ihn um dessen Körper und die Lehne des Stuhls geschlungen und zurrte ihn an der Rückseite fest, so dass der andere perplex die Luft einsog. Doch da hatte Aoi die Schnalle schon im letzten Loch geschlossen. Zufrieden trat er einen Schritt zurück und betrachtete amüsierte, wie Uruha zu zappeln begann und seine Arme zu befreien versuchte, aber er konnte sie noch nicht einmal ein Stück bewegen, da der Gürtel so tief saß, dass er sie kurz über seinen Armbeugen an die Stuhllehne fesselte. »Aoi, mach mich los!«, fluchte der Gitarrist verzweifelt und ruckelte mit seinem ganzen Körper hin und her, ebenso wütend wie frustriert, als er einsehen musste, dass ihm jegliche Möglichkeit verwehrt war, sich Aois Wünschen zu widersetzen und sich selbst zu berühren. »Arschloch!«, schimpfte er, als er das Lächeln auf dem Gesicht des anderen sah, als sich dieser zu ihm beugte und ihm einen federleichten Kuss auf die Wange hauchte. »Ich will mich nicht rächen – ich will nur, dass du lernst, dass du nicht sofort alles bekommen kannst, was du willst. Stattdessen wirst du ein bisschen zusehen«, sagte er und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, als er als Antwort nur ein dunkles Grollen vernahm. Doch Uruha schien nicht wirklich zornig auf ihn zu sein, denn seine Gegenwehr wich sofort, als Aoi ihm die Panty von den Beinen zog und eine Hand um sein geschwollenes Glied legte. Doch anstatt sich weiter um ihn zu kümmern, rieb er es nur kurz, bevor er wieder von ihm abließ und sich zum Bett zurückwandte, von wo aus Kai seine Aktion sichtlich interessiert beobachtet hatte. »Aoi!«, jammerte Uruha leise, als der Schwarzhaarige ihm den Rücken zudrehte, doch dieser grinste nur, ehe er sich geschmeidig wie eine Katze auf Kai gleiten ließ, sorgfältig darauf achtend, dass der Gitarrist von seinem Platz aus einen perfekten Blick auf alles hatte, was weiter geschah. »Lust auf ein kleines Experiment?«, hauchte er mit verführerischer Stimme in Kais Ohr und lächelte, als dieser argwöhnisch eine Augenbraue hob, dann jedoch nickte. Doch nur Sekunden später wurden seine Augen groß und sein Unterkiefer klappte herunter, als Aoi ihm so leise, dass Uruha es nicht hören konnte, erklärte, was er sich ausgedacht hatte. »Ist das dein Ernst?«, fragte er ungläubig und sichtlich unwohl, so dass das Lächeln von Aois Gesicht wich. »Wenn du nicht willst, lassen wir es«, sagte er sofort und hob beschwichtigend die Hände, ehe sein Blick kurz zu Uruha und dann zurück zu Kai huschte. Doch dieser musterte ihn nur amüsiert, bevor er die Hände hob und seine Finger mit Aois verschränkte, um ihn zu sich zu ziehen und seine Lippen mit den seinen zu verschließen. »Wenn du es willst, dann tun wir es«, flüsterte er leise in den Kuss und streckte die Arme nach den Seiten aus, so dass Aoi den Halt verlor und zwischen Kais Beine sank, die sich sofort um seine Hüfte schlossen. Ein erfreutes Grinsen bildete sich auf Aois Gesicht, als er spürte, wie sich der andere gegen ihn zu bewegen begann, seine Hände losließ und über seinen Rücken kratzte, bevor er seine Finger in die festen Pobacken des Gitarristen grub und diesen mit einem wollüstigen Laut noch näher an sich heranzog. Scheinbar wollte nicht nur er eine Show abziehen! Oh ja, sie würden Uruha noch sehr leiden lassen! Aois Lippen entwich ein atemloses Keuchen, als er Kais Erregung durch den dünnen Stoff dessen Unterwäsche gegen seinen Schritt pressen fühlte, und seine Hände wanderten beinahe automatisch zu dem schmalen Gummibund, bevor er stockte, den Stoff stattdessen nahe der hinteren Naht packte und mit einem Ruck auseinander riss. Er spürte, wie Kai überrascht einatmete, und als sein Blick zu Uruha wanderte, sah er mit großem Gefallen, wie sich dessen Zähne in seine Unterlippe gruben und sein Blick so starr auf die neu entblößte Haut gerichtet war, als würden ihm jeden Moment die Augen herausfallen wollen. Aoi lachte leise auf, doch der Laut wurde von der Musik, die noch immer aus den Lautsprechern drang, vollkommen verschluckt. Ohne die Panty vollkommen zu zerreißen, zog er den Stoff so weit auseinander, dass Kais Po vollkommen enthüllt war und sich der Stoff an den Seiten in seine helle Haut schnitt, bevor er sich aufrichtete und auf die Knie hockte. Mit einem koketten Nicken winkte er den anderen zu sich und wartete, bis sich dieser erhoben und auf einem seiner Oberschenkel niedergelassen hatte, bevor er dessen Schritt an sich drückte und sich gegen ihn zu bewegen begann, so dass Kais Kopf mit einem unterdrückten Seufzen an seine Schulter sank. Beinahe widerstandslos konnte er den Köper des anderen bewegen, dessen Arme sich um ihn gewickelt hatten, konnte ihn nach Belieben formen, ihn reizen und gleichzeitig foltern, während sein Blick über Kais Schulter hinweg starr auf Uruha gerichtet war. Die Lippen des brünetten Gitarristen waren zu zwei blutleeren Strichen zusammengepresst, sein Körper war vor Anspannung von Kopf bis Fuß gerötet, und nur an den Stellen, an denen der Gürtel in seine Arme schnitt, war alle Farbe gewichen, so dass die Haut fast vollkommen weiß schien. Sein Glied war steif aufgerichtet und auf der Spitze glänzte die Feuchtigkeit, bei deren Anblick sich Aoi unbewusst über die Lippen leckte. Er konnte sich gut vorstellen, wie ihr Anblick auf Uruha wirkte. Denn das, was sie jetzt taten, überschritt den Clubbesuch um Längen. Und er hatte vor, es noch sehr viel weiter zu treiben. Denn obwohl er zuvor etwas anderes behauptet hatte, lag ein klein wenig Rache in seinen Taten. Aber zu einem viel größeren Teil genoss er es, die Situation in der Hand zu haben und nicht fürchten zu müssen, was als nächstes mit ihm passierte. Wenn die ›Spiele‹ der Band von Anfang an so abgelaufen wären, hätte er sich vielleicht sogar damit anfreunden können. »Alles okay?«, raunte er leise in Kais Ohr und fühlte nur Sekunden später, wie der Drummer leicht nickte, bevor er sich gegen Aois Oberschenkel zu bewegen begann, zuerst langsam, doch zusehends stürmischer, bis Aoi seine Hüfte packe und ihn mit Gewalt davon abhalten musste, sich zu früh Erleichterung zu verschaffen. Ein enttäuschter Laut antwortete ihm, doch Kai ließ sich nicht lange beirren, senkte stattdessen seine Lippen auf Aois Hals und begann so fest an diesem zu saugen, dass die Haut nach wenigen Sekunden in einem dunklen Rot-Ton schimmerte. Währenddessen fuhren seine Hände unentwegt über den Rücken des anderen, verstrichen die glänzende Schweißschicht, zogen die Konturen der Schulterblätter nach und versanken schließlich in Aois Schopf, um diesen an sich zu ziehen und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln, so dass dem Schwarzhaarigen die Luft zum Atem fehlte. Er spürte deutlich, wie Kai immer mehr die Kontrolle über sich zu verlieren schien, wie er versuchte, ihn auf die Matratze zu drücken und wieder den dominanten Part einzunehmen, doch Aoi ließ sich nicht überrumpeln. Er sog jede Bewegung in sich auf, jedes Beben, jeden Atemhauch, der durch Kais Lippen schlüpfte, während seine Hände zurück zu dessen Hintern wanderten und den Stoff der Panty noch ein Stück weiter auseinander zu zerren, so dass sich nur noch der Gummibund und die Nähte an den Beinöffnungen in die Haut schnitten. Sein Blick wanderte zu Uruha und ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, als dessen Augen im selben Moment, in dem er Kais Pobacken spreizte, so groß wie Untertassen wurden. Der Drummer stöhnte unterdrückt in den Kuss auf und kniff die Lider zusammen, doch er wehrte sich nicht, als ein Finger über seine Öffnung strich und diese sanft reizte, ehe Aoi nach der kleinen Tube Gleitgel griff, die ein wenig versteckt hinter der Lampe auf dem Nachttisch lag. Doch noch bevor er sie aufmachen konnte, griff der Drummer nach seiner Hand und lenkte sie zu seinem Mund, der sich nur Augenblick später um seine Finger schloss und an diesen zu saugen begann. Aoi schluckte trocken, als die weiche Zunge um seinen Mittelfinger schmeichelte, als sei dies ein ganz anderes Körperteil von ihm, doch noch bevor er es richtig genießen konnte, entließ ihn Kai und führte seine Hand zurück zu seinem Po, bevor er diesen in die Höhe reckte und im selben Augenblick mit seinem Oberkörper nachgiebig gegen Aoi sank. War dieser nicht lange zuvor noch unsicher gewesen, ob Kai nicht nur ihm zu liebe in seinen Plan eingewilligt hatte, waren diese Zweifel nun zerstreut. Die Lippen des anderen, die fahrig über sein Schlüsselbein huschten, verwirrten seine Gedanken wie unwirkliche Fetzen; Uruhas Augen, die so starr auf ihn gerichtet waren, als würden sie sich in seine Seele brennen, ließen ihn erschaudern, und spätestens in dem Augenblick, in dem sein feuchter Finger in den engen Muskelring zwischen Kais Beinen tauchte und er den Körper des Drummers erzittern fühlte, war alles andere unwichtig. Er spürte die Muskeln kontraktieren, als er sich unaufhaltsam seinen Weg in den schlanken Körper bahnte, fühlte den hastigen Atem des anderen an seiner Haut, während dessen unterdrückte Laute in seinem Bauch zu vibrieren schienen. Kais Becken schob sich seinem Finger so willig entgegen, wie Aoi nie erwartet hatte, doch der Drummer schien jede Sekunde zu genießen und schon nach wenigen Momenten schien ihm die Stimulation nicht mehr zu reichen. »Mehr!«, keuchte er gegen Aois Hals, und obwohl dieser nur die Berührung spürte, wusste er sehr genau, was Kai wollte. Einen kurzen Moment suchte er nach Uruhas Blick, um sich zu versichern, dass dieser auch genau beobachtete, was er tat, dann zog er seinen Finger zurück und griff nach der Tube Gleitgel, um dieses auf seinem Glied zu verteilen, bevor er seine Daumen in den Bund von Kais Panty hakte und mit den anderen Fingern dessen Pobacken so weit spreizte, wie es möglich war. Nur ein leises Stöhnen, mehr gab der Drummer nicht von sich, als sich Aoi mit einer fließenden Bewegung in ihn schob und bis zum Ansatz in ihm versank. Sein Kopf kippte widerstandslos in den Nacken und sein Körper verspannte sich, so dass Aoi unsicher in seiner Bewegung stockte, doch nur nach wenigen Sekunden begann sich Kai von selbst gegen ihn zu bewegen. Er spreizte seine Beine, mit den Knien nach Halt auf der Matratze suchend, ehe er sich nach oben drückte und wieder auf Aoi zurücksinken ließ. Seine Augen waren halb geschlossen, die Lider flatterten unregelmäßig und seine Finger gruben sich in Aois Schultern, während seine Zunge seine trockenen Lippen, durch die er in unregelmäßigen Abständen nach Luft schnappte, mit Feuchtigkeit benetzte. Die Sinnlichkeit von Kais Anblick und das nachdrückliche Fordern, mit dem sich dieser genau das holte, was er wollte, ließ Aoi für einen Augenblick alles um sich herum vergessen. Er bewegte sich kaum, genoss nur mit zusammengebissenen Zähnen die Enge, die ihn immer wieder umschloss und entließ, still auf die Laute des Drummers lauschend, die zuerst unterdrückt, dann aber immer deutlicher an sein Ohr drangen. Die Musik hatte irgendwann in den letzten Minuten aufgehört zu spielen. Aoi hatte es noch nicht einmal bemerkt, doch das Konzert der kleinen Seufzer und des immer lauter werdenden Stöhnens war viel reizvoller, als jedes Lied es hätte sein können. Und die Gewissheit, dass er es war, der Kai diese Töne entlockte, war beinahe mehr, als er ertragen konnte. Er wollte jeden Augenblick in sich aufsaugen, jede Berührung, jedes Zittern, jeden Atemzug. Seine Hände fuhren den schweißglänzenden Körper auf und ab, zogen Kai so nah, dass ihre Oberkörper zusammenklebten und sich die Erregung des anderen durch den verbliebenen dünnen Stoff gegen seinen Bauch drückte. Doch als er seine Hände von Kais Rücken lösen und ihn damit verwöhnen wollte, hielt ihn dieser zurück, schüttelte nur den Kopf und begann sich stärker zu bewegen, pfählte sich immer wieder und rieb sich gleichzeitig an Aoi, so dass dieser nach kurzer Zeit vollkommen benebelt wurde. Er merkte nicht einmal, wie er sich in den anderen zu rammen begann und seine Finger sich in dessen Schulterblätter verkrampften, ehe er mit seinen Lippen nach ihm schnappte und ihn in einen rauen Kuss verwickelte. Er spürte deutlich, wie Kai erschauderte, als sich ihre Zungen berührten, wie er sein Becken so fest gegen Aoi drängte, dass dieser glaubte, jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren zu müssen. Hände fuhren in seinen Nacken, wühlten in den Haarsträhnen, die an seiner Haut klebten, bevor sie sich um seinen Rücken schlangen und Kai den Kuss löste, um seinen Kopf in Aois Halsbeuge zu vergraben. Seine gehetzten Atemzüge schallten hundertfach in dessen Kopf wider und ließen sein Herz unangenehm stark pochen. Er hatte die Verzweiflung in ihrem Kuss deutlich gespürt, die Zügellosigkeit, mit der sich Kai gehen ließ, als würden dies die letzten Minuten in seinem Leben sein, und nicht zuletzt die Enge, mit der er ihn hielt, als befürchte er, Aoi würde verschwinden, wenn er ihn losließe. »Kai ...«, hauchte er atemlos gegen dessen Ohr, doch anstatt ihm eine Antwort zu geben, krallte sich der andere nur noch fester an ihn, bevor seine Bewegungen mit einem Mal unkoordiniert und abgehackt wurden. Seine Finger rissen an Aois Schopf, während sich sein gesamter Körper verspannte und von einem tiefen Zittern überfallen wurde, doch anstatt aufzuhören sich zu bewegen, rammte er sich noch ein letztes Mal gegen Aoi, ehe sich sein Rücken durchkrümmte und sein Kopf in den Nacken kippte. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, doch kein Ton kam über seine Lippen, als er sich so stark verspannte, dass Aoi die Zähne zusammenbiss. Er spürte, wie warme Flüssigkeit den Stoff von Kais Panty durchdrang, bevor dessen Körper mit einem Mal vollkommen schlaff wurde und nach hinten sank. Sein Kopf rollte zur Seite, seine Arme fielen wie die Gliedmaßen einer Puppe von Aoi ab und blieben auf der Matratze liegen. Dieser brauchte einige Momente, bis er begriff, dass dies nicht die natürliche Erschöpfung war, die auch er nach dem Sex verspürte. Dann weiteten sich seine Augen entsetzt und er löste sich hastig von dem anderen. »Kai? Kai?!«, rief er und rüttelte ihn erschrocken, doch der Brünette regte sich nicht mehr. Durch seine Lippen drangen rasselnde Atemzüge und sein Brustkorb hob und senkte sich in so ungleichmäßigen Abständen, dass es Aoi mit der Angst bekam. Hatte er es übertrieben? War er zu hart vorgegangen? Doch Kai hatte selbst das Tempo bestimmt! »Kai?«, wiederholte er ängstlich und kam nicht einmal auf die Idee, Uruha um Hilfe zu bitten. Aber gerade als er drauf und dran war, aufzuspringen, um ein Glas Wasser zu holen, schlug der andere die Lider auf und blickte ihn mit glasigen Augen an. »Nein«, brachte er mühsam über die Lippen und zwang sich ein Lächeln auf, ehe er sich die Reste seiner Panty von den Beinen strampelte. »Es ist nur ein bisschen her, dass ich das letzte Mal so gefordert wurde.« Er rollte sich ein Stück zur Seite und versuchte sich aufzurichten, gab es jedoch nach kurzem wieder auf. »Alles in Ordnung«, versicherte er, doch Aoi glaubte ihm nicht. Es war nicht normal, dass er sich beim Sex ohne auf die Grenzen seines Körpers zu achten, verausgabte. Und eine leise Stimme in Aoi flüsterte ihm zu, dass alles etwas mit Uruha zu tun hatte. »Dann solltest du dich das nächste Mal nicht so anstrengen«, meinte er mit einem Augenzwinkern und schob sich auf den Drummer, um ihn sanft zu küssen. Wenn Kai so tat, als wäre seine Reaktion normal gewesen, konnte er nichts tun. Zudem schien sich der andere auch schon wieder zu erholen, denn nur wenig später spürte Aoi, wie sich zwei Hände auf seinen Po legten und Kai gegen seine Lippen zu grinsen begann. »Wehe, ihr bespringt euch schon wieder!«, ertönte mit einem Mal Uruhas Stimme und ließ Aoi aufschrecken. Obwohl er Uruha nicht vergessen hatte, hatte er sich von dem Moment doch zu stark ablenken lassen. Ein leicht gekränkter Ausdruck lag auf dem Gesicht des Gitarristen, und Aoi konnte sich bei dem verkrampften Eindruck, den der andere ihm bot, das Grinsen nicht verkneifen. Uruha schien den Gürtel, der sich in seine Haut schnitt, gar nicht mehr zu spüren, und auf seiner Stirn glänzte der Schweiß, während in seinem Lendenbereich deutlich zu sehen war, was die sündige Live-Show in ihm ausgelöst hatte. »Mach mich auf der Stelle los!«, schimpfte der Brünette weiter und zerrte an seiner Fessel, so dass Aoi ehrliches Mitleid mit ihm bekam – auch wenn Uruha dieses in Anbetracht seiner früheren Aktionen mit Fesselwerkzeug sicher nicht verdient hatte. Doch er wusste, wie schwer es dem anderen fiel, nur zuzusehen, deshalb erbarmte er sich, nachdem er sich mit einem kurzen Blick zu Kai versichert hatte, dass sich dieser erholte, bevor er aufstand und mit einem intriganten Grinsen auf Uruha zuging. »Ungeduldig?«, fragte er scheinheilig und beugte sich vor, um mit seiner Zunge einen Schweißtropfen von der vollen Oberlippe zu lecken. »Hat dir gefallen, was du gesehen hast? So ist es, wenn ich jemanden ficke. Heiß ...« Sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter, als er sah, wie Uruha schlucken musste und den Blick abwendete. »Wenn du es erst einmal versuchst, wirst du gar nicht genug davon bekommen«, flüsterte er weiter, ließ sich auf Uruhas Oberschenkeln nieder und griff um dessen Rücken herum nach der Gürtelschnalle. Er löste sie besonders langsam, deutlich die Nervosität des anderen genießend, die Macht, die er über ihn in diesem Moment, wo er ihm so nah war, ihn aber doch nicht berühren konnte, hatte. In Uruha brodelte es unübersehbar, und kaum, dass er seine Hände wieder bewegen konnte, hatte er Aoi auch schon gepackt und an sich gepresst. Der Schwarzhaarige konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sich volle Lippen auf die seinen pressten und sich eine Zunge in seinen Mund schob, während Uruha sein Becken packte und gegen seinen Schritt zog. Das dunkle Grollen des Brünetten vibrierte in Aois Kehle nach, und er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um sich nicht einfach fallen zu lassen, als Uruhas Zähne nach seinem Piercing schnappten und daran zogen. Doch dies gehörte nicht zu seinem Plan. »Mitkommen!«, hauchte er in den Kuss und löste Uruhas Hände von sich, um sich zu erheben. Er wartete nicht, dass der andere ihm folgte, sondern ging geradewegs zum Bett, da er genau wusste, dass Uruha keine weitere Aufforderung brauchte. Und nur wenige Sekunden später bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, als sich Arme von hinten um ihn schlossen und eine heiße Zunge über seine Schulter fuhr, bevor er umgedreht und aufs Bett gedrückt wurde. Uruhas flinke Lippen ließen ihm keine Zeit zum Aufatmen, so dass er gerade noch bemerkte, wie sich Kai mit einem Lächeln zu ihm wendete, ehe sich ein weiteres Paar Lippen auf seine Haut senkte und seinen Oberkörper verwöhnte. Mit einem gedämpften Stöhnen warf Aoi den Kopf zurück und genoss es für einen Augenblick, das Objekt der Begierde der beiden schönen Männer zu sein, dann packte er Uruha im Nacken und zog ihn von sich weg. Mit einem diabolischen Funkeln in den Augen warf er sich mit ihm herum, so dass Uruha ihn perplex anblickte, als er plötzlich unter ihm lag, doch als er sich aufbäumen wollte, war Kai schon über ihm und hielt seine Hände über seinem Kopf fest, während sich Aois Lippen auf seinen Hals legten und an diesem zu saugen begannen, so dass es nicht lange dauerte, bis Uruha seine Position vollkommen egal wurde und er sich in die Berührung schmiegte. »Aoi ...«, seufzte er kaum hörbar, doch seinen Namen von den verführerischen Lippen zu hören, jagte diesem einen Schauer über den Rücken und ließ ihn seine Bemühungen noch intensivieren. Blind tastete er nach Kai und griff seine Hand, um ihre Finger für einen kurzen Moment zu verschränken, bevor er ihn näher zu Uruha zog. Dieser nahm nur am Rande wahr, wie seine Hände losgelassen wurden, da wurden seine Beine auch schon auseinandergedrängt und Aoi krabbelte von ihm herunter, um Kai Platz zu machen, der ohne zu zögern seine Lippen um die Erregung des Gitarristen schloss. Aoi schmunzelte gegen Uruhas Hals auf, als er dessen Stöhnen hörte, das deutlich zeigte, wie sehr der andere schon die Kontrolle über sich verloren hatte, wenn ihn ein so leichter Reiz schon so laut werden ließ. Was auch immer Kai in seinen Drink gemixt hatte, es schien noch immer zu wirken. »Kai lässt dich nicht kommen«, flüsterte er ihm ins Ohr und kratzte mit den Zähnen über das empfindliche Ohrläppchen, so dass Uruha gequält die Zähne zusammenbiss. »Nur wenn ich in dir bin, darfst du kommen! Vergiss deinen Stolz endlich ... Denk nicht daran, was früher geschehen ist. Du hast gesehen, wie es Kai gefallen hat. Dir wird es genauso gefallen!« Er lächelte siegessicher, als Uruha ein gedämpftes Keuchen von sich gab und seine Wangen ein gesundes Rot annahmen, bevor er fortfuhr, jedes einzelne Wort betonend: »Willst du nicht spüren, wie ich mich in dir bewege ... Ganz ... langsam ... bis du explodierst ...« Uruhas Atem begann zu zittern und seine Zähne gruben sich so tief in seine Unterlippe, dass Aoi glaubte, jeden Moment müsse die Haut brechen. Er sah, wie es im Kopf des anderen arbeitete, wie er die vielen unterschiedlichen Gedanken zu sortieren versuchte, und auch wenn er sich beinahe sicher war, dass die Lust in Uruha gewinnen würde, wusste er es erst, als der andere plötzlich schwer schluckte und dann nickte. »Tu es!«, keuchte er kaum hörbar und wendete den Blick zur Decke, um Aoi nicht in die Augen sehen zu müssen. »Aber sei nicht enttäuscht, wenn es nicht funktioniert ...« Der Schwarzhaarige lächelte matt, als er die Unsicherheit in den letzten Worten hörte, und auch wenn er sich ein wenig davor fürchtete, was passieren würde, wenn Uruha Recht behielt, würde er keinen Rückzieher machen. Er wollte Uruha! Und die Gewissheit, dass auch dieser ihn wollte, ließ ihn all seine Bedenken vergessen. »Lenk ihn weiter ab«, flüsterte er Kai ins Ohr und dieser nickte verstehend, während er sich ohne die Bewegung seiner Lippen zu beenden an Uruhas Seite bewegte, so dass Aoi ungehindert an seine Beine konnte. Die straffen Oberschenkel waren leicht gespreizt, eine cremefarbene Verführung, die kaum merklich erzitterte, als Aoi sie noch ein Stück weiter auseinander schob, bevor er nach dem Gleitgel griff und eine großzügige Menge davon auf seinen Fingern verteilte. »Entspann dich«, raunte er leise und griff mit der anderen Hand nach Uruhas, dessen Finger sich sofort mit den seinen verschränkten. In jeder anderen Situation hätte Aoi wohl ungläubig die Augen geweitet, denn Uruha war niemand, der seine Furcht so offen zur Schau stellte, doch jetzt drückte er die Hand nur fest und streifte mit seinen Lippen über die weiche Haut der Schenkel. Seine Finger wärmten das Gleitgel, doch anstatt direkt in den kleinen Muskelring einzudringen, fuhren sie nur spielerisch darüber und massierte stattdessen die Hoden, ehe sie erneut darüberstrichen, diesmal etwas fordernder als zuvor, doch auch jetzt wichen sie wieder, während sich Aois Zunge ihren Weg zu Uruhas Körpermitte bahnte und einmal über den gesamten Schaft leckte. Kurz traf er Kais Zunge und umschmeichelte mit ihr zusammen das heiße Fleisch, so dass Uruhas Kopf mit einem Stöhnen in den Nacken kippte und er gar nicht bemerkte, wie sich Aois Finger mit einem Mal in ihn schob. Es überraschte diesen, wie wenig Uruha reagierte, als er sich schließlich vorsichtig in ihm zu bewegen begann, ganz langsam und auf jede Reaktion des anderen genau bedacht. Doch Uruha keuchte nur gepresst auf und krallte seine Finger fester um Aois. Ansonsten schien er sich fest vorgenommen zu haben, sich dieses Mal nicht unterkriegen zu lassen. Der Schwarzhaarige lächelte leicht und strich mit seinem Daumen beruhigend über den Handrücken des anderen, während sich sein Finger tiefer in diesen bewegte und suchend nach etwas tastete. Er wusste, dass er es gefunden hatte, als sich Uruha plötzlich verspannte und ihn in sich einkerkerte, während sich sein Rücken im selben Moment nach oben krümmte und er einen gurgelnden Laut ausstieß, bevor er mit flatternden Lidern zurück in die Kissen sank und sich dem Finger entgegenschob, merklich erzitternd, als dieser die Stelle ein weiteres Mal berührte. »Genug, sonst kommt er noch zu früh«, flüsterte Aoi zu Kai und dieser nickte, ehe er seine Lippen von dessen Glied löste und sich stattdessen seinen Brustwarzen zuwandte und diese liebkoste. Uruhas freie Hand griff nach seinem Haarschopf und bog diesen zu sich heran, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Und auch wenn Aoi bei diesem Anblick einen leichten Stich in der Brust verspürte, versuchte er sich nicht weiter darum zu kümmern, sondern rieb ein weiteres Mal über die Stelle, bevor er einen zweiten Finger in die Öffnung zwängte und sie vorsichtig zu weiten begann. Er wusste schon jetzt, dass es für Uruha nicht schmerzlos werden würde, denn dieser war so eng, dass er schon mit zwei Fingern große Probleme hatte, und jede Muskelkontraktion machte es noch schwieriger. Dennoch nahm er mit Erleichterung wahr, wie sich der andere nicht gegen ihn wehrte und sich jedes Mal, wenn Aoi gegen den süßen Punkt in seinem Inneren drückte, ein bisschen mehr entspannte, anstatt in Panik zu verfallen, wie er es das letzte Mal getan hatte. Es kostete Aoi all seine Selbstbeherrschung, sich nicht sofort in den verlockenden Körper zu versenken, doch ihm war klar, was die Konsequenz wäre, wenn er dies täte. Doch überraschend nahm ihm Uruha die Entscheidung ab, indem er seine Beine plötzlich so weit spreizte wie nur möglich und Aoi mit einem Ruck auf sich zerrte. »Fick mich endlich, oder willst du, dass ich platze?!«, zischte er mit hochroten Wangen und wendete den Blick beschämt ab, als ihm klar wurde, was er soeben gesagt hatte. Sowohl Aoi als auch Kai blickten ihn erstaunt an, doch während Aoi sichtliche Probleme hatte, die Aussage zu verarbeiten, hatte sich der Drummer schnell wieder gefangen. »Du hast ihn gehört, tu es!«, befahl er und nickte nachdrücklich, bevor er Aois Finger aus Uruha herauszog und sein Glied mit der anderen Hand mit Gleitgel bedeckte. Der Gitarrist konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Kai ihn auch schon gegen Uruhas Öffnung drückte und dessen Beine für ihn aufhielt. »Fick ihn für mich!«, wies er ihn mit bestimmtem Tonfall an, so dass Aoi nicht einmal auf den Gedanken kam zu widersprechen, ehe er sich langsam in Uruha schob. Die Enge, die ihn schon nach wenigen Zentimetern umfing, ließ ihn gepresst ausatmen und inne halten, doch Kais Körper, der sich plötzlich von hinten an ihn presste, verwehrte ihm die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. »Weiter!«, flüsterte der Drummer in sein Ohr und schob sein Becken nach vorn, so dass Aoi nichts tun konnte, als sich weiter zu bewegen. Ängstlich blickte er in Uruhas Gesicht und der Schmerz, der sich darin widerspiegelte, ließ ihn gepeinigt die Zähne zusammenbeißen. Die Haut des anderen war rot angelaufen, Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und aus seinen fest zusammengepressten Augen löste sich eine klare Flüssigkeit, die an seinen Schläfen hinabrann und in seinen wirren Haaren versank. Er atmete nicht aus, sog nur in hastigen, kurzen Atemzügen die Luft ein, als würde er nicht genügend Sauerstoff bekommen. »Kai, lass mich zurück!«, keuchte Aoi erschrocken, doch zu seinem Erstaunen schüttelte Uruha den Kopf und krallte seine Finger so fest in seine Hand, als würde er sie brechen wollen. »Geht schon!«, presste er mühsam heraus und versuchte seine Atmung zu normalisieren, ehe er zittrig nickte. »Mach weiter!«, befahl er und japste nach Luft, als Kai Aoi im selben Moment ein Stück weiter nach vorn schob, bis dieser schließlich komplett in ihm versunken war. Dieser hätte den Drummer am liebsten dafür geschlagen, doch Uruhas Hände, die blind nach seinen Schultern tasteten und ihn an sich zogen, zeigten ihm deutlich, dass er einverstanden war. Widerstandslos sank Aoi auf den anderen herab, bewegungslos in ihm verweilend, während sich Uruhas Arme um ihn legten und ihn in einer so intimen Umarmung umfingen, wie er sie bei dem sonst so emotional distanzierten Gitarristen noch nie erlebt hatte. Uruhas Lippen öffneten sich, als würde er etwas sagen wollen, doch dann schloss er sie wieder und ließ den Kopf nach hinten sinken. Seine Atmung beruhigte sich langsam, doch als Aoi sich nur ein Stückchen bewegte, biss er die Zähne wieder zusammen und gab einen gequälten Laut von sich, so dass der Gitarrist hilflos zu Kai sah. Die Ungeduld ließ ihn beinahe wahnsinnig werden, doch er konnte sich nicht einfach an Uruha bedienen, ohne auf diesen Rücksicht zu nehmen. »Was soll ich tun?«, flüsterte er heiser und strich vorsichtig über Uruhas gerötete Wange, die sich sogleich in die Bewegung schmiegte, bevor er seinen Blick wieder dem Drummer zuwandte, dessen Stirn in tiefen Falten lag. Ein Gedanke schien ihn nicht loszulassen, bis ein Ruck durch seinen Körper ging und er Uruhas Beine packte. »Halt sie hoch!«, wies er Aoi an, der sogleich nach den straffen Schenkeln griff und sie über seine Schultern legte, unangenehm erschaudernd, als Uruha bei der plötzlichen Bewegung leise ächzte. Er blickte Kai fragend an, doch dieser nickte nur zuversichtlich, bevor er sich rittlings auf den Bauch des brünetten Gitarristen hockte und sich zu diesem hinabbeugte, um mit den Zähnen nach seiner Oberlippe zu schnappen. »Denk nicht, dass ich das für dein Wohlergehen tue!«, flüsterte er mokant, hob sein Becken und grinste, als der andere verwirrt ein Auge öffnete, bevor die vollen Lippen mit einem Mal auseinander flogen und ein Grollen aus seiner Kehle erklang, das so anrüchig war, wie Aoi es noch nie zuvor von irgendjemandem gehört hatte. Ungläubig starrte er auf Uruhas Glied, das Stück für Stück tiefer in Kai verschwand, doch der Drummer ließ sich nicht beirren, bis er vollends gefüllt war und schwer atmend an Aois Brust in seinem Rücken sank. »Jetzt kannst du dich bewegen – er ist abgelenkt«, grinste er mit roten Wangen und gab ein leises Keuchen von sich, ehe er sich auf die Knie stemmte, nur um sich in der nächsten Sekunde zurücksinken zu lassen. Aoi konnte nicht fassen, was sich vor seinen Augen abspielte, doch die Art und Weise, wie sich Uruha bei jeder von Kais Bewegungen um ihn verkrampfte, ließ ihn auch den letzten rationalen Gedanken vergessen. Vorsichtig begann er sein Becken zu bewegen, die Finger in Uruhas weiße Schenkel gekrallt, die schwer auf seinen Schultern lasteten, zog sich probeweise sein Stück zurück, bevor er sich wieder in der pulsierenden Enge versenkte. Kais Hinterkopf ruhte auf seiner Schulter, ließ ihm einen perfekten Blick auf den schönen Körper unter sich, dessen Zähne fest in die volle Unterlippe gegraben waren, während seine Hände an den Armen des Drummers Halt suchten, um ihn zu dirigieren. Ein amüsiertes Grinsen erschien auf Aois Lippen, als er erkannte, dass Uruha selbst jetzt noch versuchte, des Tempo anzugeben, doch nur wenige Stöße später war ihm egal, was der andere tat, solange er sich nur weiter in ihm bewegen konnte. Er spürte die Enge um sich, spürte, wie ihm die Luft abgedrückt wurde, als hätte ihn jemand in den Schwitzkasten genommen, während sein Becken wie von selbst zu stoßen begann und immer weitere unterdrückte Laute aus dem anderen herauslockte, die ihn nur noch mehr anstachelten. Er konnte sehen, wie sich Uruha jedes Mal ein bisschen mehr entspannte, wenn Kai sich auf ihn senkte, wie die Gegenwehr, die sein Körper am Anfang noch geleistet hatte, verblasste, bis er so weich wurde, dass sich Aoi nur noch mit Mühe davon abhalten konnte, sich nicht einfach brutal an ihm zu befriedigen und ihn zum Schreien zu bringen. Er biss die Zähne zusammen, als er spürte, wie sich sein Unterleib viel zu früh zusammenzog und verlangsamte sein Tempo, auch wenn ihn die Spannung beinahe umbrachte. »Aoi«, hörte er Uruhas Stimme, ein atemloses Keuchen, kaum deutlich genug, um es zu verstehen, bevor der andere über Kai hinweg nach seiner Schulter griff und seine Fingernägel in das helle Fleisch grub. Seine andere Hand umklammerte noch immer den Arm des Drummers, fuhr ihn hastig auf und ab und hinterließ rote Striemen auf der Haut, doch diesen schien es nicht zu stören. Seine Finger hatten sich um sein Glied gelegt und massierten es fahrig, während er Uruha immer schneller ritt, bis dieser plötzlich den Kopf mit einem gurgelnden Laut in den Nacken warf. Sein Bauch begann zu zittern, seine Zehen krümmten sich und sein Becken zuckte so unregelmäßig, dass Aoi Mühe hatte, ihn zu halten, bevor sich der andere so eng um ihn verkrampfte, dass ihm schwarz vor Augen wurde. Er hörte noch, wie Uruha aufschrie, spürte, wie dessen Fingernägel seine Haut aufrissen, bevor die Welt in einem bunten Strudel aus Farben und Formen verschwamm und er von dem Gefühl, das im selben Augenblick in seinem Unterleib explodierte und seinen Körper wie ein Blitzschlag durchraste, überwältigt wurde. Uruhas Beine glitten von seinen Schultern und fielen widerstandslos auf die Matratze, während er selbst nach hinten sank. Die Luft, die seine hungrigen Lungen aufsaugten, schien kochend heiß zu sein, brannte sich ihren Weg durch seine Atemröhre und lähmte seine Glieder, so dass er sich nicht wehren konnte, als Kai mit einem Mal aufschrie und nur wenige Sekunden später schwer auf ihn sank und ihn unter sich begrub. Nur langsam schlich sich die Realität wieder in Aois Bewusstsein zurück. Das Gewicht verschwand von ihm und als er träge die Augen öffnete, sah er, dass sich der Drummer von ihm runtergerollt hatte und schwer atmend neben ihm lag. Er hatte sich von Uruha gelöst, doch Aoi verweilte noch immer in dem Gitarristen. Mühsam und mit ungelenken Bewegungen richtete er sich auf und wollte sich aus dem anderen zurückziehen, doch dessen Hände hielten ihn davon ab, und nur wenige Sekunden später wurde er gegen einen warmen Brustkorb gezogen. »Der Deal ist mir egal, ich will dich nicht nur für eine Nacht«, hörte er leise Worte an seinem Ohr und runzelte verständnislos die Stirn, doch Uruha erwartete scheinbar keine Antwort von ihm. »Es ist mir egal, was danach passiert«, flüsterte er weiter und fuhr mit zittrigen Fingerspitzen durch Aois Nackenhaare. »Und wenn es alle erfahren sollten, es kümmert mich nicht. Ich lass dich nicht mehr los ... Ich lass dich nie mehr los ...« Ein warmer Schauer rieselte über Aois Rücken, als er die letzten Worte vernahm und langsam deren Bedeutung realisierte. Doch diese zu akzeptieren, kostete ihn mehr Mühe, als er sich jemals vorgestellt hatte. Das war der Moment, auf den er immer gehofft hatte, von dem er niemals geglaubt hatte, dass er tatsächlich passieren würde. Er hatte sich so oft ausgemalt, was er darauf antworten würde, doch nun brachte er kein Wort heraus, starrte nur ungläubig ins Leere, während er spürte, wie Uruhas Körper in jeder Sekunde, in der er keine Reaktion von sich gab, stärker zu zittern begann. Aber gerade in dem Moment, in dem er endlich den Mund öffnete, schüttelte der andere hastig den Kopf. »Sag jetzt bloß nichts!«, flüsterte er erstickt und versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen. »Ich erschlage dich, wenn du auch nur daran denkst, dich über mich lustig zu machen – oder jemandem zu erzählen, was du mit mir gemacht hast! Oder dass ich nach dem Sex kuschle ...« Sein Oberkörper vibrierte leicht, als er zynisch lachte. Aoi hörte, dass es aufgesetzt war, doch er sagte nichts. Stattdessen bettete er seinen Kopf an Uruhas Brust und lauschte auf den noch immer hastig klopfenden Herzschlag, der ihm verriet, wie sehr sich der andere verausgabt hatte. »Tu einfach für die nächsten Minuten so, als würdest du mich lieben und nicht Kai ...«, drang mit einem Mal die Stimme des Brünetten so leise an sein Ohr, dass Aoi ein paar Sekunden brauchte, bis er begriff, dass er sie sich nicht nur eingebildet hatte. Dann weiteten sich seine Augen ungläubig. Seine Lippen öffneten sich und schlossen sich wieder, während in seinem Kopf eine Flut von Gedanken zu tanzen begann. Der letzte Satz hatte ihm schlichtweg die Sprache verschlagen. Was zur Hölle ging in Uruhas Kopf vor?! Wie konnte jemand nur so wenig von Gefühlen verstehen?! »Ich liebe dich«, hörte er sich plötzlich flüstern und sog hastig die Luft ein, als er begriff, was er soeben ausgesprochen hatte. »Was?«, fragte der andere ungläubig, doch Aoi schüttelte nur hilflos den Kopf, als könne er sich selbst nicht verstehen. »Ich liebe dich, Uruha«, wiederholte er so nur und erschauderte, als sich der andere verkrampfte, bevor sich dessen Arme um ihn schlossen. Hätte sich Aoi in diesem Moment von außen gesehen, wäre er über sich selbst und die gesamte Situation in schallendes Gelächter ausgebrochen, doch so verweilte er nur still und lauschte auf Uruhas Atem, der in gleichmäßigen Zügen an sein Ohr drang, bis ihm plötzlich bewusst wurde, dass sie nicht allein waren. Erschrocken fuhr er in die Höhe und glitt aus Uruha heraus, spürend, wie sich sein Herz für einen Moment verkrampfte, als er Kai neben dem Bett erblickte, der ihn traurig musterte und nach seinem T-Shirt griff. Der Drummer hatte sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben, doch in seinen Augenwinkeln glänzte es verräterisch und an seinem Kinn erkannte Aoi deutlich, dass er die Zähne mit aller Kraft zusammenbiss. »Der Plan hat funktioniert«, sagte Kai schließlich leise und versuchte ein Lächeln, doch es erstarb nach noch nicht einmal einer Sekunde auf seinen Lippen. »Ich habe Uruha gesagt, er bekäme dich nur für eine Nacht. Sollte er sich nicht daran halten, würde ich den anderen von seinem Problem erzählen. Wenn du ihm wichtiger wärst als sein Stolz, würde er sich nicht darum scheren, was geschieht. Und genau das ist passiert. Versteh mich nicht falsch, ich werde dich nicht aufgeben – niemals. Aber ich weiß jetzt wenigstens, was du wirklich fühlst ...« Er lachte leise, doch es klang falsch, ehe er auf Aoi zuging und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. Dieser starrte ihn wie versteinert an, gleichzeitig wütend, verzweifelt und leer, während er spürte, wie sich sein Innerstes zusammenzog und ihm die Luft abschnürte. Kais Lippen waren kühl und bewegungslos, doch als sie sich von ihm lösten, zitterten sie leicht. »Auf Wiedersehen, Aoi«, murmelte er beinahe lautlos und wollte sich umdrehen, da schnellte Aois Hand hervor und packte ihn am Arm. »Ich liebe dich«, stotterte er so hastig, dass er die Worte selbst nicht richtig verstand. Kai blickte ihn verwirrt an und runzelte die Stirn, und auch Uruha gab einen irritierten Laut von sich, doch Aoi bekam von alledem nichts mit, so schnell rasten die Gedanken in seinem Schädel umher und ließen sein Gehirn kaum folgen. Und mit einem Mal begann er zu lachen und den Kopf zu schütteln, selbst nicht begreifend, was gerade passierte. »Ich liebe dich und ich liebe Uruha, und ich kann mich nicht zwischen euch entscheiden! – Das macht mich wohl zu dem armseligsten Menschen auf diesem ganzen Planeten!« Er biss sich auf die Lippe und senkte den Blick, als er spürte, wie das Bild vor seinen Augen zu verschwimmen begann, doch er konnte die Tränen zurückdrängen, bevor sie ihn überwältigten. Es machte die Situation beinahe noch lächerlicher, als sie sowieso schon war, dass er noch immer zwischen Uruhas geöffneten Beinen hockte. Hilflos zuckte er mit den Schultern und rollte sich zur Seite, um das Gesicht in den Kissen zu vergraben. Selbst wenn Uruha und Kai noch nicht einmal annähernd so schlecht über ihn denken konnten wie er über sich selbst, konnte er ihnen jetzt nicht in die Augen blicken. Er hatte alles kaputt gemacht. »Kai und ich waren sechs Monate lang ein Paar – denkst du wirklich, wir halten dich für armselig?«, holte ihn Uruhas warme Stimme unerwartet aus seinen Gedanken zurück. »Wir wissen ziemlich gut, wie es ist, in den anderen verliebt zu sein.« Der Blick des Brünetten wurde für einen kurzen Moment hart, als er Kai ansah, doch dann schüttelte er den Kopf und strich mit den Fingerspitzen über Aois Schulter, bevor er still wurde. Minutenlang sprach keiner von ihnen ein Wort, bis Uruha schließlich erneut seine Stimme erhob. »Ich kann ihn teilen«, meinte er mit ernstem Gesichtsausdruck zu Kai, einen prüfenden Ausdruck in den dunklen Augen. »Wie ist es mit dir?« »Bitte was? Bist du verrückt?!« Der andere sah ihn entsetzt an und auch Aoi horchte überrascht auf. Hatte er sich gerade verhört? »Du willst ihn also aufgeben?« Uruhas Tonfall war provozierend, und er verfehlte seine Wirkung nicht. Kai schnappte empört nach Luft und stemmte die Hände die in die Seite. »Das habe ich doch gerade gesagt!«, verteidigte er sich. »Ich werde ihn niemals aufgeben!« »Also was hält dich dann davon ab, ihn mit mir zu teilen? Keiner von uns will ihn hergeben – und durchschneiden können wir ihn wohl kaum!« Uruhas Augen funkelten entschlossen und seine Hand verstärkte den Druck auf Aois Schulter, eine deutliche Geste dafür, dass er nicht vorhatte, sich verdrängen zu lassen. »Warum soll ich der Einzige sein, der heute über seinen Schatten springt und seinen Stolz vergisst«, fügte er trotzig hinzu, bevor sein Gesichtsausdruck weicher wurde und er die Hand nach Kai ausstreckte. »Es ist ja nicht so, als würdest du mit mir einen Feind vor dir haben ...« Kai erwiderte nichts, und als Aoi schließlich den Mut fasste, sich umzudrehen, sah er deutlich, wie es im Kopf des Drummers arbeitete, während er wie versteinert auf Uruhas ausgestreckte Hand starrte. Er schien nicht zu wissen, was er erwidern sollte, und auch Aoi fühlte sich beinahe noch hilfloser als vor ein paar Minuten. In jeder anderen Situation hätte er sich darüber empört, wie Uruha es einfach wagen konnte, über seinen Kopf hinweg Verhandlungen zu führen, doch er schwieg, spürend, dass jedes Wort, das er hätte sagen können, fehl am Platz war. »Ich will Aoi nicht verlieren«, sagte Uruha leise, den Blick verlegen auf den Boden gerichtet, ehe er die Lider hob und Kai direkt ansah. »Ebenso wenig, wie ich dich verlieren will ... Also sag einfach ja ... Bitte ...« Kais Augen weiteten sich, als er die letzten Worte hörte, bevor er nach Luft rang und dann kaum merklich nickte. Ein weiches Lächlen schlich sich auf Uruhas Lippen, als er den anderen am Handgelenk griff und ihn so nah an sich heranzog, dass er ihn küssen konnte. Ihre Lippen berührten sich nur hauchzart, dann ließ er von Kai ab und zog ihn zurück auf das Bett. »Oder würdest du lieber keinen von uns haben wollen?«, fragte er Aoi, der bis jetzt erstaunt zugesehen hatte, mit ruhiger Stimme und verschränkte seine Finger mit dessen, um ihn zu sich zu ziehen, bevor er vorsichtig über ihn herüberkroch, so dass Aoi zwischen ihm und Kai lag. »Dachte ich mir doch«, murmelte er, als der Schwarzhaarige den Kopf schüttelte, und lächelte leicht, ehe er seinen Kopf auf dessen Brust bettete. »Was denkst du, Aoi?«, fragte Kai, und Aoi konnte die Unsicherheit in seiner Stimme deutlich hören. Doch er wollte keine Argumente gegeneinander abwägen, wollte nicht mehr an seinen Grübeleien verzweifeln. So irrsinnig Uruhas Vorschlag auch war, so gut fühlte sich der Gedanke an, keinen der beiden Männer, die er so weit in sein Herz gelassen hatte, entbehren zu müssen. »Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Uruha zu solchen geistigen Höchstleistungen fähig ist«, meinte er und schmunzelte, als er sah, wie sich ein Lächeln auf Kais Gesicht bildete, als dieser verstand. »Das habe ich gehört!«, brummte Uruha leise, doch dann schloss er die Augen und kuschelte sich näher an den anderen Gitarristen heran. »Ich muss mich trotzdem irgendwann entscheiden!«, fügte Aoi schnell hinzu, doch Kai nickte nur amüsiert. »Warum verschiebst du deine Entscheidung nicht einfach um die nächsten paar Monate?«, schlug er vor und schlang einen Arm um ihn, so dass seine Fingerspitzen auch ein klein wenig Uruhas Hand berührten. »Und wenn du dann immer noch nicht weiter weißt, kannst du so lange nachdenken, wie du willst. Bis dahin kannst du uns gerne ›testen‹ – und einfach in uns beide verliebt sein ...« Er lachte leise, als er sah, wie sich ein verruchtes Lächeln auf Aois Gesicht bildete, vor dessen innerem Auge eindeutige Bilder vorbeizogen, was dieses ›Testen‹ alles umfassen könnte. »Und wenn ich mich nicht entscheiden kann?«, fragte er neckend und schmunzelte, als er das spitzbübische Funkeln in Kais Augen sah, bevor ihm dieser einen Kuss auf die Lippen drückte. »Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als uns beide zu behalten!«, meinte er augenzwinkernd und griff nach Uruhas Hand, so dass sich Aoi nicht mehr aus ihrer Umarmung befreien konnte. Doch dieser lächelte nur, ehe er sich zurücklehnte und die Augen schloss. »Ich glaube, damit kann ich leben!« ************************************************ In Zukunft werde ich es leider nicht mehr schaffen, zu jedem neuen Kapitel eine Info-ENS zu verschicken. Wer jedoch trotzdem informiert werden möchte, kann sich auf meiner Webseite http://www.raphael-asdrai.de.vu für meinen Newsletter eintragen. Dann bekommst du automatisch eine Mail, wenn es auf meiner Webseite ein Update/neues Kapitel/neue FF gibt. Ein paar Tage danach stelle ich die neuen Sachen auch auf Mexx on. LG, Rapha Epilog: -------- Epilog Als Aoi am nächsten Tag die Haupttür des PS Company Gebäudes öffnete, hatte er ein flaues Gefühl im Magen. Vorsichtig blickte er sich nach allen Seiten um, bevor er in das Foyer schlüpfte, und auch Uruha, der ihm auf dem Fuße folgte, suchte den Raum komplett mit den Augen ab, bevor er eintrat. »Was meinst du, wo die anderen sind?«, fragte er Aoi leise und dieser zuckte mit den Schultern. Er wusste selbst nicht, warum er sich vor deren Reaktion fürchtete. Doch selbst wenn sie es schaffen würden, den anderen zumindest bis zum Beginn des angesetzten Meetings aus dem Weg zu gehen – irgendwann würden sie zumindest Ruki und Reita erzählen müssen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Aber wenn die beiden es erst mal wussten, wussten es sicher bald alle – und obwohl ein Teil von Aoi am liebsten laut hinausgeschrieen hätte, dass er nun sogar mit ›zwei‹ der anziehendsten Männer Japans das Bett teilte, hatte wenig Lust darauf, sich für den Rest des Jahres Sagas obszöne Kommentare anhören zu müssen. »Keine Ahnung, wo die sind. Hoffentlich noch zu Hause oder im Studio«, antwortete er ebenso gedämpft und steuerte den Fahrstuhl an, als ihn ein lautes Bimmeln wie ein Kanninchen zusammenzucken ließ. »Ihr verhaltet euch wie die kleinen Kinder!« Kai, der nur wenige Schritte hinter ihnen ging, rollte mit den Augen, ehe er sein klingelndes Handy aus der Tasche zog. »Moshimoshi«, meldete er sich und warf Aoi und Uruha einen mahnenden Blick zu, welche sich sichtlich unwohl anblickten und sich dann auf den weichen Sesseln in der Halle niederließen. Aoi schmunzelte leicht, als er sah, wie Uruha ihm zuzwinkerte, auch wenn die Nervosität im Blick des anderen deutlich zu erkennen war. Es war seltsam gewesen, am Morgen zwischen seinen beiden Bandkollegen aufzuwachen, wohl wissend, dass diese nun alles andere als nur ›Kollegen‹ für ihn waren. Uruhas Kopf hatte schwer auf seiner Brust geruht und seine Arme und Beine waren wie Schlingpflanzen um ihn gewickelt gewesen, während Kai ihn zu seiner Linken nur verschmitzt angelächelt und ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt hatte. Die Wärme der beiden Körper war so angenehm gewesen, dass er noch Stunden so hätte liegen können. Es erschien ihm beinahe lächerlich, wie er sich jemals selbst so hatte einengen können, dass ihm die einfachste aller Lösungen noch nicht einmal in den Sinn gekommen war. »Grübelst du schon wieder?«, holte ihn Uruhas Stimme aus seinen Gedanken, und als er aufblickte, sah er den Brünetten breit grinsen. »Wenn du immer noch zweifelst, lass dir eines gesagt sein: Sich nicht entscheiden zu können, ist nicht armselig. Aber sich deshalb das Leben schwer zu machen und allein zu bleiben, wenn man stattdessen zu dritt sein könnte, schon. Scheiß drauf, dass es nicht normal ist! Als ob wir das jemals gewesen wären!« Er lächelte siegessicher, als er sah, wie Aoi bei seinen Worten stutzte, bevor der Schwarzhaarige plötzlich zu lachen begann. »Du meinst damit wohl, an dir ist genug für zwei dran«, witzelte er und grinste noch ein Stück breiter, als Uruha die Arme vor der Brust verschränkte und demonstrativ nickte. »Erfasst!«, antwortete er und rutschte mit seinem Sessel zu Aoi heran, um besitzergreifend einen Arm um ihm zu legen. »Das heißt natürlich auch, dass ich sehr viel Zuwendung brauche, wenn ich mich nur noch auf zwei Partner beschränken muss«, fuhr er mit gespielt unschuldiger Miene fort, so dass Aoi skeptisch eine Augenbraue hob. »Ich brauche mindestens zwei Mal pro Tag Sex – und das bitte nicht zu kurz! Also stell dich darauf ein, mich ausreichend zu befriedigen, denn sonst werde ich sehr schnell ...« »... notgeil und somit eine Plage für die Menschheit?« Kai räusperte sich und steckte sein Handy zurück in die Tasche, während er missbilligend den Kopf schüttelte. »Und das soll sich in wieweit von deinem Normalzustand unterscheiden?« »Danke Kai, ich liebe dich auch!« Uruha schnaubte gespielt beleidigt und streckte dem Drummer die Zunge heraus, doch nur Sekunden später wurde er ganz friedlich, als ihm dieser ein paar leise Worte ins Ohr flüsterte, die ein breites Grinsen auf das Gesicht des Brünetten zauberten. »Dann sieh zu, dass du nach dem Meeting noch Kokosflocken und Ananasscheiben besorgst«, raunte er ebenso leise zurück und zwinkerte Aoi, der ihn mit verwirrtem Gesichtsausdruck musterte, verschwörerisch zu. »Langsam zweifle ich daran, dass es gut war, sich auf zwei Irre wie euch einzulassen«, seufzte dieser und fuhr sich durch die ungestylten Haare, bevor er mit einem Mal zusammenzuckte, als die Tür der Feuertreppe aufflog und Saga herausstürzte, dicht gefolgt von Shou, der ihn nach wenigen Schritten eingeholt und am Schlafittchen gepackt hatte, ehe er verwirrt stockte, als er die großen Augen der anderen drei sah. »Hey, was macht ihr schon so früh hier?!«, fragte er außer Atem und Aois Augenbraue wanderte nach oben, als ihm auffiel, dass das Hemd des blonden Sängers fast bis zum Bauchnabel aufgeknöpft war und Sagas Frisur verdächtig wirr aussah. »Ich sollte lieber fragen, was du hier machst!«, murrte Uruha und erhob sich, ehe er die Hände in die Seiten stemmte und sich aufplusterte. »Du hast mich gestern wie einen Idiot vor Kais Wohnung rumstehen lassen! Gib zu, dass das ein abgekartetes Spiel war!« Ein Schmunzeln schlich sich auf Shous Lippen, als sein Blick zuerst zu Aoi und dann zu Kai wanderte. »Hat es denn funktioniert?«, fragte er den Drummer und grinste breit, als dieser nickte. »Dann hast du ja scheinbar keinen Grund, dich zu beschweren«, fuhr er an Uruha gewendet fort und kickte Saga, dessen Finger auch noch den letzten Knopf seines Hemdes öffnen wollten, mit dem Ellenbogen in die Seite, so dass sich der Bassist mit einem leisen Murren zu Uruha und Aoi trollte. »Warum habe ich das Gefühl, dass schon wieder einmal alle wissen, was los ist, nur ich nicht?!«, beschwerte er sich und verzog die Lippen zu einer Schnute, bevor sein Blick mit einem Mal misstrauisch wurde. »Hat das vielleicht was damit zu tun, dass ihr heute alle zusammen in Kais Auto gekommen seid? Ich hab euch vom Fenster aus gesehen!«, hakte er nach und maß die drei Gazette-Mitglieder mit prüfenden Blicken. »Ich finde es nicht fair, dass ihr eine Orgie feiert und mich nicht dazu einladet!« »Saga, du musst nicht immer alles wissen! Gewöhn dir ab, immer so verdammt neugierig zu sein!« Shou rollte mit den Augen, doch der Bassist ließ sich von seinem Einwurf nicht beeindrucken. Aber noch bevor er etwas zu seiner Verteidigung sagen konnte, öffnete sich die Fahrstuhltür mit einem leisen ›Pling‹, und Yasunos pinker Haarschopf erschien, dicht gefolgt von Mai und Yuura, die jeder einen großen Karton schleppten und verwundert stutzten, als sie die Versammlung im Foyer sahen. »Was ist denn hier los?«, fragte der große Drummer verwundert und schüttelte den Kopf, als ihn nur wenige Sekunden später der Zustand von Shous Hemd auffiel. »Ich verstehe schon – etwas, womit wir lieber nichts zu tun haben wollen!«, murmelte er missbilligend und seufzte schwer. »Wenn meine Mutter wüsste, dass sie beinahe Recht hatte, als sie meinte, Musiker, die mehr Make-Up und Schmuck als jede Frau trügen, wären definitiv schwul und nur einen Schritt davon entfernt, von ihrem Plattenlabel als Hosts an meistbietende Konzerthallenbesitzer verschachert zu werden ...« »Solange sie uns dafür vor den irren Fans beschützen ...«, murmelte Saga und zuckte mit den Schultern, als würde er die Idee gar nicht so schlecht finden, so dass sich Yasuno bestürzt an die Stirn griff. »Okay, wir verschwinden hier, bevor wir noch länger diesem schlechten Einfluss ausgesetzt sind!«, wies er seine beiden Bandkollegen an und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum, als Uruha neugierig näher trat, um einen Blick in die Kartons zu werfen. »Ist da Sex-Spielzeug drin?«, wollte er interessiert wissen und reckte den Kopf, um besser sehen zu können. »Ganz bestimmt!«, mischte sich Saga ein, sichtlich angetan von der Idee, und huschte um Mai herum, um ihm den Karton zu entreißen und mit diesem auf den ersten Absatz der Treppe zu flüchten, noch bevor ihn jemand aufhalten konnte. »Ich fasse es nicht, was sie alles für Leute in die PS Company lassen«, stöhnte Shou und verdeckte peinlich berührt seine Augen, während sich Aoi und Kai zweifelnd anblickten, allen Anscheins nach mit einem ähnlichen Gedanken wie der Sänger. »Gib den wieder her!«, rief Mai entsetzt, doch Saga war schneller als er und zog mit großen Augen den ersten Gegenstand aus dem Karton heraus. »Was ist denn das für ein Fetisch?!« Argwöhnisch musterte er die Pikachu-Stoffpuppe und warf sie Mai zu, bevor er weiterkramte und noch ein Plüschtier hervorholte, diesmal ein übergroßes rosa Pummeluff, um dessen Hals eine Kette aus Pokebällen baumelte. »Habt ihr sie noch alle?«, fragte er und musterte die drei Kra-Mitglieder, als würde er ernsthaft an deren geistiger Zurechnungsfähigkeit zweifeln. »Im Gegensatz zu euch haben wir normale Hobbys!«, verteidigte sich Yuura mürrisch und sprintete die Treppe hinauf, um die Kiste an sich zu bringen. »Nicht alles, was man zusammen unternehmen kann, hat was mit Sex zu tun! Auch wenn das wahrscheinlich die wenigsten in der PSC wissen ...« Er schnaubte und warf einen abfälligen Blick in Uruhas Richtung, welcher verteidigend die Hände hob. »Hey, wer sich bei Geburtstatgspartys zulaufen lässt und deswegen auf dem Tisch tanzt, hat kein Recht sich zu beschweren, wenn er am nächsten Morgen nicht in seiner eigenen Unterwäsche aufwacht!« Aois Kiefer klappte nach unten, doch nur Sekunden später schüttelte er nur den Kopf und seufzte tief. Etwas anderes hätte er von Uruha überhaupt nicht erwarten sollen. Wusste er doch so gut wie jeder andere, dass der hübsche Brünette der Letzte war, der sich eine Gelegenheit entgehen ließ. »Lasst die Armen doch in Ruhe!«, mahnte er und fühlte sich plötzlich furchtbar erwachsen, als sowohl Uruha als auch Saga eine Schnute zogen, jedoch keinen weiteren Versuch unternahmen, die Kartons zu plündern. »Dankeschön!«, nickte Yuura erleichtert, nahm die Kiste an sich und grinste, ehe er eine DVD-Hülle daraus hervorzog und diese in der Luft schwenkte. »Der Pokemon Staffel 2 steht nun nichts mehr im Weg! Auf zu mir nach Hause, Jungs, bevor uns Kagrra auf die Schliche kommen!« Mai strahlte von einem Ohr zum anderen und nickte eifrig, während Yasuno Uruha zur Seite schob und sich den Weg zur Tiefgarage bahnen wollte, als Kai mit einem Mal aufsprang und Yuura zurückhielt. »Wieso Kagrra?«, fragte er misstrauisch und schnappte sich die DVD, um nur Sekunden später fassungslos die Augen aufzureißen. »Das ... das ...«, brachte er nur heraus, dann verschlug es ihm endgültig die Sprache. Aoi runzelte die Stirn und verengte die Augen, um zu erkennen, was Kai so aus der Ruhe gebracht hatte, doch noch bevor er ein Wort sagen konnte, war Shou schon bei dem Drummer und riss ihm die DVD aus der Hand, um einen Schrei des Entsetzens auszustoßen, als er den Titel las. »Das ist sie, oder?! Das ist sie doch?!«, keuchte er und drehte die durchsichtige Hülle ungläubig in den Händen, bevor er sie Aoi zuwarf, dessen Augen so groß wie Untertassen wurden, als er begriff. Die kleinen, mit schwarzem Stift geschriebenen Zeichen, eindeutig in Naos Handschrift, begannen vor seinem Blick zu verschwimmen, sein Herz klopfte plötzlich so laut wie ein Vorschlaghammer gegen seinen Brustkorb und seine Hände wurden so feucht, dass ihm die DVD beinahe entglitt. Er konnte nicht fassen, was er gerade sah. Da hatten sie Tage damit verbracht, Wohnungen zu durchwühlen, Verdächtigungen aufzustellen und beinahe daran zu verzweifeln, dass es unter ihren Freunden einen niederträchtigen Dieb gab, und dann tauchte die DVD in den Händen der Personen auf, von denen sie es am wenigsten erwartet hatten. »Jetzt tut nicht so entsetzt«, murrte Yuura beleidigt und hangelte nach der DVD, doch Kai schubste ihn zurück, bevor er ihn am Kragen packte und ein Stück in die Höhe riss. »Ihr habt den Schrank in Kagrras Probenraum aufgebrochen?!«, zischte er mit funkelnden Augen, so dass der Bassist erschrocken zurückweichen wollte, doch Kai hielt ihn mit eisernem Griff fest. »Hast du jemals erlebt, dass die ihre Sachen teilen?«, verteidigte er sich mürrisch, jedoch auch sichtlich von Kais Reaktion irritiert. »Wir hatten schon bei Isshis Slam Dunk Mangas kein Glück, und die Pokemon DVDs haben sie sogar in einer kleinen Festung versteckt – obwohl sie nur gebrannt sind. Denkst du, wir hätten was erreicht, wenn wir gefragt hätten? Außerdem hätten wir sie wieder zurückgelegt! Die paar DVDs wären doch überhaupt nicht aufgefallen!« »Sag bloß, ihr verpetzt uns jetzt bei ihnen?«, mischte sich nun auch Mai ein und stemmte die Hände in die Seiten, als Kai auf ihn einzureden begann, doch Aoi bekam von alledem nur noch wenig mit. Wie paralysiert klappte er die Hülle auf und starrte er auf die kleine silberne Scheibe in seinen Händen, drehte sie leicht und musterte sein Spiegelbild, das ihn reflektiert von den vielen kleinen Rillen entgegenblickte, während sein Kopf so leer wurde, als habe ein Windstoß alle Gedanken einfach herausgeblasen. Er leckte sich über die trockenen Lippen und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen, dankbar dafür, dass er saß und nicht auf die Standfähigkeit seiner Beine angewiesen war, bevor er plötzlich aufschreckte, als sich Uruha neben ihn kniete und nach seiner Hand griff. »Es tut mir leid«, sagte der Gitarrist leise, und in seinen Augen stand die selbe Reue geschrieben, die Aoi in den letzten Tagen schon so oft gesehen hatte. Doch diesmal schüttelte er schlichtweg den Kopf und lächelte nur leicht. »Ist verziehen«, murmelte er und spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung machte, als Uruha erleichtert aufatmete und ihn in die Arme schloss, ohne sich auch nur einen Moment darum zu kümmern, was die anderen davon halten mussten. »Danke«, hörte er ihn an sein Ohr wispern und strich sanft über die weichen braunen Haare, während die aufgebrachten Stimmen um sie herum einfach aus seinem Bewusstsein verschwanden. Er bemerkte nicht, wie Saga sie verwirrt musterte, bemerkte nicht, wie Shou zufrieden die Arme vor der Brust verschränkte und schmunzelte, und ebenso nicht, wie sich Mais Augen entsetzt weiteten, als sich Aois Hände um die DVD schlossen und sie mit einem leisen Knack in der Mitte durchbrachen. »Hast du sie noch alle?«, keuchte der Gitarrist entsetzt und warf die Arme in die Luft, während auch Yuura und Yasuno begriffen, was soeben passiert war. »Kagrra bringen uns um!« Doch Aoi ignorierte ihn schlichtweg. Vorsichtig löste er sich von Uruha und erhob sich, bevor er die kaputte DVD ein weiteres Mal durchbrach, spürend, wie das Gewicht, das sich in den letzten Wochen auf seinen Schultern gesammelt hatte, bei dem Laut des berstenden Kunststoffes von ihm fiel. »Ist mir egal«, meinte er nur trocken und wandte sich zu Kai, der den zappelnden Yuura freigelassen hatte und mit vom Kampf wirren Haaren zu ihm kam. »Sie haben sie weder angesehen noch wissen sie, was drauf ist«, sagte er und klopfte Aoi auf die Schulter, während er sich das Pony ordentlich strich. »Es ist beinahe zum Lachen ...« Er seufzte tief und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, doch Aoi sah deutlich, wie viel Mühe es den Drummer kostete, gute Miene zu dem bösen Spiel zu machen, das er ebenso wie Uruha und alle anderen Beteiligten zu verantworten hatte. Und auch jetzt, da es endgültig beendet war, schien ihn seine Mitschuld noch zu plagen. Aber Aoi hatte ihm schon lange vergeben. »Kauft euch das nächste Mal eigene DVDs von eurem Gehalt«, rief er in die Richtung der drei verärgerten Kra-Mitglieder, die ihm nur einen säuerlichen Blick zuwarfen, bevor sie ihre Kisten schnappten und sich trollten. Er atmete deutlich auf, als die Tür hinter ihnen zuklappte, und nahm sich vor, sich irgendwann für seinen barschen Tonfall zu entschuldigen, doch jetzt wollte er die so unerwartet eingetretene Erleichterung vollends genießen. »Könnte mir bitte mal jemand erklären, was hier eigentlich los ist?«, platzte Saga mit einem Mal heraus, die Stirn in tiefe Falten gezogen und die Arme vor der Brust verschränkt, währends sein Blick über die vier Männer wanderte, die alle mehr zu wissen schienen als er. Und wenn es etwas gab, das Saga gar nicht vertragen konnte, dann waren es Geheimnisse, in die er nicht eingeweiht wurde. »Das ist eine Sache zwischen Uruha, Aoi und mir«, antwortete Kai, doch das Einzige, was er damit bewirkte, war, dass Sagas Empörung noch wuchs. »Und wie kommt es, dass Shou es weiß?!«, beschwerte er sich, bevor sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal veränderte und er mit schwingenden Hüften auf den brünetten Gitarristen zuging und sich an ihn schmiegte, wohl wissend, dass er aus diesem meist herauskitzeln konnte, was er wissen wollte. »Mir kannst du es doch sagen, Uruha«, schnurrte er mit laszivem Augenaufschlag und ließ seine Finger über die Wange des anderen gleiten, doch dieser hob nur unbeeindruckt eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. »Das kannst du dir abschminken«, fertigte er ihn freundlich aber bestimmt ab, so dass Saga verärgert schnaubte und von ihm abließ. »Spielverderber!«, murrte er und klatschte ihm mit der flachen Handfläche auf den Po, erstaunt die Augen weitend, als Uruha ein leises Zischen von sich gab und das Gesicht verzog, nur um sich erschrocken auf die Unterlippe zu beißen, als er begriff, dass ihn seine Reaktion verraten hatte. »Ha!« Sagas Augen begannen zu funkeln, während seine Hände wild in der Luft gestikulierten. »Ha! Du bist geknackt! Ich wusste, dass es irgendwann passiert! Ich wusste es!« Er boxte mit der Faust in die Luft und hüpfte aufgeregt auf und ab, so dass Shou schon zum zweiten Mal an diesem Tag peinlich berührt die Hand vors Gesicht schlug. Doch der Bassist ließ sich davon kein bisschen beeindrucken. »Wer war es?!«, fuhr er aufgebracht fort, die tödlichen Blicke, die Uruha ihm zuwarf, vollkommen ignorierend. »Wer war es? Aoi? Kai? – Moment, sind die beiden nicht zusammen und seid neustem monogam?« Er runzelte die Stirn und blickte verwirrt zu den beiden anderen, die nur die Augen verdrehten, bevor auf Aois Lippen plötzlich ein intrigantes Lächeln erschien. »Erfasst, ich bin mit Kai zusammen«, grinste er und drückte diesem einen Kuss auf die Lippen, bevor er auf Uruha zuging und seine Hand aufreizend über dessen Oberkörper gleiten ließ, sichtlich Sagas verständnislose Blicke genießend. »Was für eine Idee hattet ihr noch mal mit den Kokosflocken und den Ananasscheiben?«, fragte er so laut, dass auch der Bassist ihn deutlich verstehen konnte, und Uruhas Mundwinkel bogen sich amüsiert nach oben. »Oh, das wirst du noch früh genug merken«, antwortete er und legte einen Arm um Aois Schulter, bevor er sich mit einem Nicken von Shou verabschiedete und Saga dann frech zuzwinkerte. »See ya! Und stirb nicht vor Neugierde!« Er lachte, als dem anderen sämtliche Gesichtszüge entgleisten, bevor er empört die Backen aufblies, doch da hatte sich Uruha schon abgewendet und schob Aoi vor sich her in Richtung des Fahrstuhls, dicht gefolgt von Kai, während Shou zu Saga eilte, um ihn daran zu hindern, den dreien zu folgen. »Wer hat ihn denn nun geknackt?«, hörte Aoi noch Sagas Stimme, bevor sich die Fahrstuhltüren hinter ihm, Uruha und Kai schlossen. Einen Moment blickten sie sich wortlos an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. »Oh mein Gott«, brachte Aoi schließlich heraus, als sie in der Etage angekommen waren, in der das Meeting stattfinden sollte, und ließ sich erschöpft gegen die Flurwand sinken, um sich von der Anstrengung zu erholen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so herzhaft gelacht hatte. »Der arme Saga! Oder besser gesagt, der arme Shou! Saga wird ihn löchern, bis er ihm auch das letzte Detail erzählt hat!« »Schlecht für ihn, dass Shou selbst nur die Hälfte weiß«, grinste Kai und biss die Zähne zusammen, um nicht erneut lachen zu müssen. »Irgendwann müssen wir es ihnen erzählen, aber bis dahin sollen sie ruhig noch ein bisschen grübeln. Vor allem Saga!« »Der kann sich abschminken, dass er von mir auch nur einen Piep erfährt!«, murrte Uruha und kniff mürrisch die Augen zusammen. »Mich ›knackt‹ man nicht!« »Wir können ihn ja mal zu uns einladen. Vielleicht findet er es im Laufe des Abends selbst heraus!« Aoi rieb sich nachdenklich das Kinn und grinste, als er die verständnislosen Blicke der anderen sah, bevor er sich aufrichtete und sich lasziv eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht strich. »Hey, ich habe nie gesagt, dass ich Orgien prinzipiell ablehne«, verteidigte er sich mit belustigter Stimme und zwinkerte den beiden anderen zu. »Solange mich niemand an irgendwelchen Ketten aufhängt oder zu anderen Sachen zwingt, die ich nicht machen will, habe ich nichts gegen gelegentliche ›Gruppenaktivitäten‹ einzuwenden. Ihr hättet mich vorher einfach nur fragen müssen!« Er wippte frech mit den Augenbrauen, als er sah, wie Kai und Uruha beinahe synchron die Kinnlade herunterklappte, bevor er sich abwandte und triumphierend grinste. Oh ja, diese Beziehung würde definitiv noch sehr unterhaltsam werden! Ende. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ In Zukunft werde ich es leider nicht mehr schaffen, zu jedem neuen Kapitel eine Info-ENS zu verschicken. Wer jedoch trotzdem informiert werden möchte, kann sich auf meiner Webseite http://www.raphael-asdrai.de.vu für meinen Newsletter eintragen. Dann bekommst du automatisch eine Mail, wenn es auf meiner Webseite ein Update/neues Kapitel/neue FF gibt. Ein paar Tage danach stelle ich die neuen Sachen auch auf Mexx on. Es kommt übrigens bald die nächste FF (ist schon geschrieben). Ein PSC-Weihnachts-Special. LG, Rapha Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)