Dark Age of Camelot von Lanefenu (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Morgen in Hibernia --------------------------------- Hell tönte das Klirren von Stahl auf Stahl. Ein paar Vögel schreckten auf und suchten unter protestierendem Gekrächze das Weite. Alazais saß auf einem umgestürzten Baumstamm und sah halb bewundernd, halb amüsiert zu, wie die beiden Schwertmeister seit nunmehr fünfzehn Minuten aufeinander einschlugen. So ein Duell am Morgen weckte vermutlich die Lebensgeister, doch ob die daraus resultierenden blauen Flecke und Prellungen auch den restlichen Tag versüßen würden, bezweifelte er dann doch. Der jüngere der beiden Kontrahenten schlug sich recht wacker, allerdings war es bereits jetzt zu sehen, dass seine Kräfte erloschen und er als Verlierer aus diesem Schaukampf hervorgehen würde. Und kaum hatte Alazais den Gedanken zu Ende gedacht, da klirrte es auch schon besonders laut und zwei Klingen flogen in hohem Bogen ins Unterholz. Der Verlierer stolperte und entging im letzten Moment der Schmach, sich auch noch auf den Hosenboden zu setzen. Wie um das Maß voll zu machen, setzte der rothaarige Kelte ihm jetzt auch noch eines seiner Schwerter an die Kehle und fixierte ihn einen Moment lang mit durchdringendem Blick. Dann begann er zu grinsen, und der Jüngere tat es ihm nach einem Moment gleich. "Das war aber schon besser, Cheres. Wenn du so weitermachst, muss ich auf unehrenhafte Tricks zurückgreifen," schmunzelte der Kelte. Cheres schob sich erschöpft eine kupferfarbene Haarsträhne hinter die ausgeprägten Spitzohren. "Ich fürchte, in dem Fall muss ich meine Beine in die Hand nehmen und dich irgendwann aus dem Hinterhalt überraschen." Der Kelte lachte und schlug ihm kräftig auf die Schulter. "Dann fürchte ich, dass ich dir in dem Falle den Hintern versohlen muss. So, und nun gönn einem alten Mann sein Frühstück. Wir können es ja nachher noch einmal versuchen. Machts gut, Kinder," er ließ ein freundliches Nicken sehen, was auch Alazais mit einbezog. Der Elf erwiderte es höflich, schwang die Beine vom Baumstamm und trottete gemächlich auf Cheres zu, der seinem Duellpartner hinter dessen Rücken eine freche Grimasse zog und sich dann mit einem Stoßseufzer umdrehte. "Langsam wird es peinlich," maulte er, bevor Alazais irgend etwas sagen konnte. "Er hat schon wieder einen Narren aus mir gemacht!" sein Freund lächelte und strich über einen harmlosen Kratzer, der Cheres' rechte Wange zierte. "Aber er hat recht, du wirst immer besser. Er hat zwar nur zwei oder drei Treffer abgekriegt, aber immerhin zwei oder drei mehr als letzte Woche." Cheres trat ihm nicht gerade sanft auf den Fuß. "Hör auf, mich zu verspotten." Alazais kicherte. "Ansonsten?" Cheres bedachte ihn mit einem bösen Grinsen, war mit zwei Schritten bei ihm und packte ihn, ehe er ihn sich wie einen Getreidesack über die Schulter warf. "Hey," protestierte der Elf amüsiert. "Was soll das?" Cheres stapfte gemächlich zum Seeufer, und Alazais, der nun ahnte, was sein Freund vorhatte, begann erfolglos zu strampeln und des anderen Schultern mit den Fäusten zu betrommeln. "Ich warne dich, wenn du das...nicht!" seine Worte wurden von einem lautschen 'Platsch' erstickt. Cheres schüttelte sich vor Lachen und zeigte mit dem Finger auf den Unglücklichen, der wie ein begossener Pudel im seichten Wasser hockte und ihn finster anstarrte. Noch immer grinsend trat er ans Ufer und schaute spöttisch auf seinen Freund hinunter. "Ich hoffe, Ihr habt daraus was gelernt, mein Herr." Alazais schüttelte den Kopf, hechtete nach vorn und umschlang Cheres' Hüften, um ihn dann mit einem kräftigen Ruck aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Schwermeister gab einen erschrockenen Laut von sich und stürzte kopfüber ins nicht gerade tiefe Wasser. Prustend kam er wieder hoch und blinzelte sich die Tropfen aus den Augen. Die beiden Elfen sahen sich einen Moment lang an und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Die untoten Skelette und ihr Meister, ein vor Urzeiten in die Schatten gestürzter Beschwörer, warfen ihnen nur stumpfe, desinteressierte Blicke zu. "Ob wir eigentlich je erwachsen werden?" fragte Alazais kritisch, als er aufstand und sich das Wasser aus den hellblonden Haaren wrang. "Glaub ich nicht," erwiderte sein Freund achselzuckend und patschte ans Ufer. "Bei Dana, wir sehen wirklich schlimm aus. Komm, ehe uns jemand so sieht. Mir wärs zwar egal, aber du machst aus deiner übertriebenen Würde ja keinen Hehl." Alazais bedachte ihn mit einem gespielt hochmütigen Blick und runzelte dann die Stirn, als seine scharfen Augen eine Gestalt erfassten, die mit schnellen Schritten zielstrebig in ihre Richtung eilte. "Es sieht aus, als würden wir Besuch bekommen," stellte er fest. Cheres folgte seinem Blick und nickte. "Der gute alte Madran. Scheint ja gerade so, als hätte er es eilig." Die beiden Elfen warteten gelassen, bis der Neuankömmling in Rufreichweite kam. Alazais hob die Hand zum Gruß, doch Cheres ließ ein für ihn typisches, spöttisches Grinsen aufblitzen. "Ist dein Pfeifenkraut alle, Badetag oder was bringt dich dazu, schon vor Mittag das Bett zu verlassen?" Madran blieb keuchend vor den beiden stehen und stemmte die Hände auf die Knie. "Nicht lustig," sagte er atemlos. "Aber von dir erwarte ich sowieso keine Freundlichkeit." Cheres' Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Alazais strafte ihn mit einem missibilligenden Blick und wrang einen letzten Rest Wasser aus den Haaren. "Guten Morgen, Madran. Was ist denn los? du siehst aus, als hätte dich das Barbarenheer persönlich gejagt." Der Kelte hob den Kopf und funkelte die beiden an. Seine Stimme zitterte vor unterdrückter Erregung, als er antwortete: "Du hast es beinahe auf den Punkt gebracht, mein Lieber. Barbarenheer ist schonmal nicht schlecht." Er grinste knapp und holte nochmals tief Luft. Cheres wurde ungeduldig und stemmte eine Hand in die Hüften. "Komm zum Punkt, ja?" Madran schlug mit der flachen Hand auf den Knauf des Schwertes, welches mit passender Scheide an seiner linken Seite baumelte. "Königin Brigit ruft alle Männer und Frauen zu den Waffen. In genau vier Wochen marschieren wir mit einem kompletten Heer gegen Midgard und nehmen ihre Relikte! nun, was sagt ihr jetzt?" ein träumerisches Lächeln spielte auf seinen Lippen. "Das wird meine erste richtige Schlacht. Ich habe es eben erst erfahren, dabei spricht schon ganz Mag Mell davon. Bei Dana und Llyr, wehe, die nehmen uns nicht mit!" er sah die Beiden mit plötzlicher Besorgnis an. "Wir dürfen sie doch wohl begleiten, oder? wir sind ja wohl alt genug." Cheres feixte. "Gute Frage. Wie alt warst du? vierzehn?" Madran grunzte und schlug nach dem anderen, doch der Elf wich dem Hieb mit Leichtigkeit aus. "Ich werde demnächst siebzehn, elendes Spitzohr. So, und nun werde ich mein Zeug in Reperatur geben, lieber ein wenig zu früh als zu spät, und ich muss dringend nochmal auf dem Markt vorbeischauen.Wir sehen uns dann." Er winkte kurz und trottete zurück in Richtung Mag Mell, wobei er bereits leise die anstehenden Preise berechnete. Alazais sah ihm nachdenklich hinterher, doch Cheres klatschte einmal kurz in die Hände. Sein Gesicht drückte Zufriedenheit aus. "Nun, was sagst du?" fragte er und klang dabei kaum weniger begeistert als Madran. Alazais hob sachte die Schultern. "Ich weiß nicht," sagte er träge. "Vermutlich dürfen wir das Heer sowieso nicht begleiten. Laut Gesetz sind wir beide noch nicht befugt, das Große Grenzreich zu verteidigen." Cheres schnaubte. "Denjenigen, der mir das vorhält, den will ich erstmal sehen. So, ich werde auch noch ein paar Kleinigkeiten besorgen. Kommst du mit?" Alazais seufzte still. "Sicher." Noch während Cheres seine 'Kleinigkeiten' besorgte, wünschte sich Alazais, er wäre daheim geblieben. Gottergeben sah er seinem Freund zu, der sich in dem Bemühen, sein Geld auf schnellstmögliche Weise loszuwerden, wieder einmal selbst übertraf. "Ich will ja nichts sagen," warf er sanft ein, "aber wir rennen nun seit gut zwei Stunden wie die Verrückten von einem Händler zum nächsten. Meinst du nicht, dass du allmählich genug gekauft hast?" Cheres strich über eine matt schimmernde Armschiene und bedachte seinen Freund mit einem beinahe mitleidigen Blick. "Für eine gute Ausrüstung kann man nie genug Geld haben," versetzte er. Trocken fügte er hinzu: "Und da die Damen und Herren Bannzauberer sowieso nie Zeit haben, muss ich mir eben Alternativen suchen." Alazais grinste schwach. "Indem du dein Geld zum Fenster rauswirfst?" der Schwertmeister schnaubte nur. "Was ist eigentlich los mit dir? seit Wochen bist du schon so...ich weiß nicht...lustlos? du tust überhaupt nichts mehr. Trainierst nicht, kämpfst nicht und wann wir das letzte Mal zusammen in der Taverne saßen, ist auch schon wieder eine Ewigkeit her." Alazais zuckte lächelnd die Schultern und betrachtete das stattliche Haus, dessen Händler seinen Herren mit Cheres' Geld vermutlich sehr zufrieden machen würde. "Wahrscheinlich werde ich alt," antwortete er. Cheres tippte sich an die Stirn, erstand die von ihm betrachtete Armschiene und beförderte sie zu den anderen zahlreichen Utensilien. "Gut, nun hab ich wirklich fast nichts mehr. Wo wir eben bei der Taverne waren...glaubst du, du bist noch grün genug, um einen letzten Schluck mit mir zu trinken, Großväterchen?" Alazais schmunzelte, warf noch einen letzten Blick auf den teilweise arg überteuerten Tand und nickte sachte: "Wir können es ja zumindest versuchen." Cheres bedankte sich artig bei dem Händler, welcher über das gemachte Geschäft höchst zufrieden wirkte und den Elfen einlud, bald wieder vorbeizuschauen. Der Schwertmeister versprach es, packte seinen Freund am Ärmel und zog ihn auf ein anderes, wesentlich kleineres Haus zu. "Was denn, ich dachte, du bist für heute bedient?" fragte Alazais und hob eine Augenbraue. Cheres seufzte wehmütig. "Bin ich. Aber wenn wir an alten Traditionen festhalten wollen, gehen wir in Tir na nOgh einen heben. Und da kommt man nunmal am schnellsten per Teleport hin. Zufällig wohnt in der Hundehütte da vorn ein alter Freund von mir," grinsend förderte er einen schweren Eisenring voller Schlüssel aus seinen Taschen und wedelte damit vor Alazais' Nase herum, "und ich hab Zugang zu seinem Refugium. Komm mit." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)