Das Schicksal von Luzziemaus (Was ist die stärkste Macht auf Erden?) ================================================================================ Kapitel 4: Die Wiedererweckungszeremonie ---------------------------------------- Nach einer endlosen Reise durch dunkle Gänge und lange Steinflure hatte mich Odion endlich bis zu einer gewaltigen Tür aus dunklem Holz geführt. Dort ließ er mich stehen, mit den Worten: „Wartet hier einen Moment mein Pharao, ich muss Meister Marik erst Bescheid sagen. Ich verspreche euch, das ihr nicht lange warten müsst.“ Er verbeugte sich tief vor mir und verschwand durch die Tür, die von innen wie von Geisterhand geöffnet wurde und ins Schloss fiel, bevor ich einen Blick erhaschen konnte. Da stand ich nun, etwas verloren, zwischen Hieroglyphen und dicken Sandsteinwänden. Die ersten verstand ich nicht, die anderen machten mir Angst. Ich hatte zwar noch nie Platzangst, aber während ich hier stand, wurde ich mir eines mulmigem Gefühls im Magen bewusst. Ich lehnte mich gegen die Wand neben der Tür und schloss die Augen. Irgendwie fühlte ich mich verdammt müde, aber das war es wert. Ich freute mich schon auf Yamis Gesicht, wenn er plötzlich in seinem realen Körper aufwachen würde. Als ich die Augen wiederwillig wieder öffnete, weil ich Gefahr lief einzuschlafen, stellte ich fest, das vor mir einige der Leute, die mir schon vorhin aufgefallen waren, stehen geblieben waren und mich seltsam anstarrten. Es musste sich um die Raritätenjäger handeln, die Yamis Grab bewachten. Was wollten die von mir? Mein treuer Odion kniete vor mir und wartete, bis ich ihn ansprach, genau wie es das Protokoll vorschrieb. Das alles ödete mich so furchtbar an, am liebsten hätte ich laut geschrieen. Doch das verdiente Odion nicht, er hatte immer wie ein großer Bruder für mich gesorgt und es war ja schließlich nicht seine Schuld, das ich all diese schrecklichen Regeln zu befolgen hatte. Doch die Verbitterung war nach der Erleichterung über die Befreiung von meiner dunklen Seite wieder gewachsen und löschte jedes rationale Denken, also ließ ich ihn noch eine Zeit lang dort knien und tat so, als wäre ich äußerst beschäftigt mit den Rechnungen. Doch nach 2 Minuten in denen er sich nicht rührte, meldete sich schließlich mein schlechtes Gewissen, denn ich wusste nur zu gut, wie weh es tat auf diesen blanken Steinböden zu knien. „Erhebe dich Odion. Was gibt es denn“ „Ich wollte euch nur sagen, das Yugi Muto und der Pharao soeben eingetroffen sind. Sie warten vor der großen Tür auf euch, Meister.“ „ Was? Er ist schon da!“ Sch...öne Schande. (1.Regel der Grabwächter: Nie fluchen) Ich hatte echt vergessen, den Pharao abholen zu lassen. Hoffentlich war er nicht sauer. Und dann stand er auch noch ausgerechnet im Gang vor der großen Tür, wo die ganzen niederrangigen Rare Hunters rumliefen. Das war gar nicht gut. Ich sollte ihn da schnell herausholen, sonst merkten diese Idioten am Ende noch, wer er wirklich war. „Führ mich zu ihm!“ befahl ich so würdevoll, wie es bei meiner Aufregung ging. Als wir durch das große Portal gingen, sah ich schon, das der Pharao von einigen kleinen Taschendieben umringt war, die eifrig auf ich einredeten. Doch da er ziemlich verunsichert wirkte und allem Anschein nach kein Wort verstand, schloss ich, das es sich hier wohl um die Seele Yugi Mutos handeln musste. Als ich auf die Menschenmenge zulief und einige Befehle schrie, stob sie sehr schnell auseinander. „Yari!“ rief ich einem Schmuggler zu, einem äußerst fähigem Mann, der versuchte, sich aus dem Staub zu machen um, weiteren Ärger zu vermeiden. Sofort blieb er stehen und verbeugte sich. „Meister Marik?“ Er war noch nie ein Mann vieler Worte gewesen. Ich deutete mit meinem Millenniumsstab auf Yugi, der sich immer noch verwirrt umsah und mich noch nicht bemerkt zu haben schien. „Was denkst du über unseren Gast?“ Er sah ihn noch einmal kritisch an und ordnete seine Gedanken. „Erst dachte ich, er könnte vielleicht der Pharao sein, weil er ihm so ähnlich sieht, aber da er unsere Sprache nicht beherrscht, denke ich, das er es nicht sein kann, er wirkt zu naiv. Dürfte ich fragen, wozu er hier ist?“ „Nein, darfst du nicht! Zurück an deine Arbeit!“ fauchte ich. Ärgerlich, das solche Leute immer in den unpassendsten Momenten gesprächig wurden. Das gerade war sicher die längste Unterhaltung seines bisherigen Lebens gewesen. Ich kann es nicht leiden, wenn diese niederen Angestellten neugierig werden. Dann setzte ich ein freundliches Lächeln auf und ging auf den kleinen Yugi zu. Wie konnte sich der Pharao nur einen solchen Schwächling als Partner aussuchen ?! Na endlich, da war Marik ja. Ich hatte mich schon gefragt, ob er mich schon wieder vergessen hatte. Aber da er mich vor diesen seltsamen Typen rettete, die mich hier mit Fragen bestürmt hatten seit Odion gegangen war, verzieh ich ihm die lange Wartezeit und die Tatsache, das ich nur dadurch, dass er mich nicht hatte abholen lassen, von diesem Seth überfallen worden war. „Hallo Marik!“ rief ich und ging auf ihm zu, worauf er mir freundlich die Hand schüttelte. „Yugi, es tut mir wirklich furchtbar leid, dass ich dich vergessen habe, aber ich hatte viel zu tun.“ „Schon vergessen, keine Sorge! Ich erzähl ’s auch Yami nicht, versprochen.“ Ich zwinkerte ihm ausgelassen zu, konnte dann aber ein Gähnen nicht unterdrücken. „Wow, das war heute ziemlich anstrengend. Sag mal, stört ’s dich, wenn ich jetzt schlafen gehe? Diese Verfolgungsjagd vorhin hat mich ziemlich fertig gemacht.“ Marik warf Odion einen überraschten Blick zu. Hatte er noch nichts davon gewusst? „Seth!“ Das war das einzige, was Odion sagte. Es schien zu reichen, denn Marik stieß etwas auf ägyptisch aus, das sich sehr nach einem Fluch anhörte. „ Wer ist denn nun dieser Seth?“ fragte ich, erstaunt über diese heftige Reaktion. Marik fuhr sich jedoch nur mit einem erschöpften Seufzer über die Augen. „Erklär ich dir später...“ war seine einzige Antwort. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und den Weg in Mariks Gemächer suchte, die Richtung durch die dunklen Steingänge einschlug, die er mir noch am Tag zuvor gezeigt hatte, hatte ich noch nicht wieder von Yami gehört. Das war auch das nächste, wonach mich der Grabwächter fragte, doch er war nicht wieder erschienen, entweder er war beleidigt oder zu erschöpft, um selbst Kontakt zu mir aufzunehmen, nur so konnte ich mir das erklären. Na toll, der Pharao wollte nicht rauskommen. Irgendwie kam mir das seltsam vor, nach dem was gestern passiert war, konnte es durchaus sein, das er nicht in der besten Verfassung war. „Ich denke, wir sollten uns mit der Zeremonie beeilen.“ murmelte ich. Darauf sah mich Yugi etwas verstört an. „Glaubst du es geht ihm gut?“ „Keine Panik, er ist immerhin der bedeutendste Pharao, den es in Ägypten je gab. Ich denke nur, das die ganze Sache für ihn sicher sehr kraftaufwendig wird, je mehr wir es beschleunigen müssen, und deshalb sollten wir gleich anfangen.“ Das war alles gar nicht gut. Wenn sich der Geist des Pharaos nicht in seinem leistungsfähigsten Zustand befand, konnte es sein, das er sich nach der Übertragung nicht in seinem Körper halten konnte. Aber was sollte ich denn machen? Ihn zu einen Seelendoktor schicken? Ich musste mit der Übertragung anfangen, bevor sich sein Zustand vielleicht noch weiter verschlimmerte, das war seine einzige Chance je wieder einen Körper zu erhalten. Und sobald er endlich wieder Pharao war, würde er mir meine große Aufgabe erleichtern und ich würde vielleicht endlich ein normales Leben führen können. Doch in diesem Moment platzte Odion ins Zimmer. Er stürmte auf Yugi zu und wirkte höchst aufgeregt. „Yugi, dein Großvater, er.....“ begann er, stoppte aber, als er meinen eiskalten Blick bemerkte. Wie konnte er nur die Regeln vergessen?! Dafür würde er später eine Strafe erhalten, auch wenn es das erste Mal war. Sofort fiel er vor mir auf die Knie und senkte den Kopf. „Verzeiht Meister Marik“ flüsterte er reumütig, doch er war so unruhig wie nie zuvor und das verwunderte mich, denn er war ein sehr zurückhaltender und kontrollierter Mensch. Die unmittelbare Folge daraus war, das es sich hier um etwas sehr wichtiges handeln musste. „Sprich!“ Sagte ich majestätisch, als ich Yugis verwirrten Blick bemerkte. „Wir erhielten gerade einen Anruf aus Domino, euer Großvater wurde überfallen und niedergeschlagen!“ sprudelte es aus Odion heraus und ich sah den Partner des Pharaos zusammenzucken. Ich konnte sogar mit ihm mitfühlen, immerhin musste er sich sozusagen zwischen seinem letzten noch lebendem Verwandten und seinem besten Freund, ja, seinem großen Bruder gewissermaßen entscheiden. „Yugi...“ ich legte ihm mitfühlend meine Hand auf die Schulter und sah dem Jungen fest in die Augen. „Ich kann Yami auch ohne dich in seinen Körper zurückholen. Es wird sowieso einige Tage dauern, bis die Zeremonie beendet ist und du könntest in dieser Zeit nur warten. Und das kannst du doch in Domino genauso gut wie hier.“ Seltsam, wie einfühlsam ich doch sein konnte. „Bist du sicher, dass ihr mich nicht braucht! Wäre es für Yami nicht leichter, wenn ich hier bin?“ Ich sah die innere Zerrissenheit in seinen violetten Augen und schüttelte, sanft lächelnd, den Kopf. „Los, geh und beeil dich, der alte Mann braucht dich jetzt mehr als der Pharao. Odion, besorg ihm einen Flug nach Hause.“ Es war mir ganz Recht, das er nicht da sein würde, er hätte mich nur wieder ewig mit Fragen gelöchert und die Zeremonie gestört. Nun ja! Jetzt konnte sie ja endlich beginnen. Wieder träumte ich. Wieder war da der Junge mit den schönen schwarzen Haaren und den stolzen Augen. Er sah mich an, Verwirrung, ja, Verzweiflung war in seinem Gesicht zu lesen. Er streckte die Hand nach mir aus, als wolle er, das ich ihn festhalte. Auch ich streckte meine Hand aus, wollte ihm helfen, ihn beschützen, aber irgendwie entfernte er sich immer weiter von mir, als würde eine unsichtbare Macht ihn mir entreißen. Auf einmal glaubte ich zu sehen, dass sich ein Strudel hinter ihm auftat, etwas wie ein schwarzes Loch. Ich wollte ihn warnen, doch kein Laut drang über meine Lippen und schließlich saugte das dunkle Etwas ihn ein und ich blieb allein zurück. Wie jedes Mal in meinem Leben. Etwas riss mich aus meinem Puzzle, erst verschwanden die Steinwände und ich fand mich im schwarzen Nichts wieder. Dann meinte ich, Kaiba vor mir zu erkennen und streckte rein instinktiv die Hand nach ihm aus, als ich spürte, wie ich auch aus dieser Welt gezogen wurde. Dann verschwand das Nichts und als nächstes sah ein verschwommenes beige-schwarzes Bild vor mir, mein Kopf schien zu rotieren und ein unvorstellbarer Druck lastete auf meiner Brust. Ich hörte Rufe, verstand sie aber nicht, es wurde alles noch verworrener und das Gewicht auf meiner Brust schien schwerer zu werden. Da tauchte plötzlich ein Gesicht vor mir auf, Marik, und er packte mich grob an der Schulter. „Verdammt, du musst atmen!“ schrie er mit hochrotem Gesicht, die Haare schweißnass an die Stirn geklebt. Atmen? Warum sollte ich atmen? Ich bin ein Geist ohne Körper, ich muss nicht atmen. Der Schmerz in meinem Kopf wurde stärker und schien sich auf meinen ganzen Körper auszubreiten, selbst Mariks Gesicht verschwamm nun. Na gut, ich kann’s ja mal probieren. Probeweise holte ich tief Luft, musste husten und merkte plötzlich, dass ich kurz davor gewesen war, zu ersticken. Dann wurde mir grob eine Sauerstoffmaske auf Nase und Mund gedrückt und ich atmete erleichtert tief und genüsslich ein. Ich kann atmen. Warum? Mein Körper schmerzte, ich konnte mich nicht bewegen und das grelle Licht stach in meine Augen. Aber ich hatte noch nie Schmerz empfunden, wie denn auch, wenn man keinen Körper hat?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)