Ein Ende der Zwillinge von Lichthexe_Rika (zweite Version von "Ein Ende von Liebe bewegt") ================================================================================ Das Ende -------- Ein Ende von Liebe bewegt Langsam betrete ich dein weißes Reich. Alles ist weiß, die Wände, der Boden, die Decke. Auch das Bett in dem du liegst ist weiß. Selbst deine Haut ist weiß geworden, so dass es scheint als wachsen weiße Schlangen aus deinen Armen, doch es sind die Schläuche, die dich in dieser Welt halten. Und auch die bräunlichen Punkte auf deiner Haut scheinen nicht mehr da zu sein, sie sind weiß geworden. Alles ist weiß, nur dein Haar, das rot um deinen Kopf herumlodert sticht aus all dem Weiß heraus. Und doch ist das Feuer fast erloschen, strahlt nur noch schwach Wärme aus, mit der du mich sonst so erfüllt hast. Meine Tränen tropfen auf deine Decke und verfärben sie grau. Tag für Tag komme ich wieder und stelle dieselben Fragen. Warum öffnest du die Augen nicht? Ich will, dass du mich siehst! Warum hörst du nicht? Ich will dir was erzählen! Warum sagst du nichts? Ich will dir zuhören! Warum lächelst du nicht? Ich will nicht mehr weinen wegen dir! Warum tust du nichts? Ich will, dass du mit mir kommst! Warum kämpfst du nicht? Ich will nicht länger warten! Warum höre ich dein Herz nur noch ganz leise? Ich will, dass du wieder aufwachst! Doch meine Fragen bleiben unbeantwortet im Raum hängen. Jeden Tag gehe ich aus deinem Reich hinaus, doch es wird immer schwerer wieder zu kommen. Aber die Hoffnung, dass du eines Tages deine Augen öffnest, treibt mich wieder zu dir. „Hör auf zwischen Leben und Tod zu schweben, komm mit mir und lass uns leben.“ Ich sitze hier in meinem schwarzen Reich und starre einfach nur die Wand an, an der dein Bild hängt. Oder ist es der Spiegel? Unsere Freunde waren heute hier, aber ich weiß nicht mehr, was sie sagten. Vielleicht sagten sie auch gar nichts. Jetzt sitze ich nur da und warte, dass die Zeit vergeht. „Die Verzweiflung, sie schleicht und schleicht, bis sie irgendwann mein Herz erreicht.“ Jetzt sehe ich in den Spiegel, doch ich kann mich nicht erkennen, mir steht eine fremde Gestalt gegenüber, ich weiß nicht, wer sie ist. Sie lächelt mir zu und nennt mich bei einem vergessenen Namen. Erst nach einiger Zeit erkenne ich, dass du es bist, wie du mal warst. Warum erkannte ich dich nicht sofort? Du bist doch mein Ebenbild. Aber auch ich habe mich verändert, mein Feuer ist nicht mehr da, denn ihm fehlte der Sauerstoff. Und der bist du. Und der Name? Gehört er zu mir? Ja, so hast du mich immer genannt. Er wäre mir schon fast entfallen. Es ist so lange her. Zu lange. „Einst habe ich dir was geschworen, doch ich habe längst verloren.“ Ich liege hier und kämpfe, damit ich endlich wieder aufwache. Jede Nacht sehe ich dich in meinem Traum, du lächelst mir zu, doch wenn ich nach deiner Hand greifen will, dann drehst du dich um und lässt mich alleine. Alleine in der Kälte, die in meinem Herzen herrscht. Kein Feuer da, das mich wärmt. Ich schreie und doch schreie ich nicht, denn über meine Lippen rinnt kein Laut. Ich spüre wie lange, schwarze Fäden sich langsam um meine Beine schlängeln. Jetzt kann ich dir nicht einmal mehr nachlaufen. Plötzlich stehst du wieder vor mir, aber ich kann nicht nach dir greifen, denn die Fäden halten mich fest. Langsam kommst du auf mich zu. Deine Haut ist blass, ich habe mich an dieses Bild gewöhnt. Ihr fehlt das Feuer. Deine Lippen kommen meinen näher und ein rosiger Schimmer legt sich auf deine Wangen. Du schließt die Augen und ich kann deinen Atem auf meinen Lippen spüren. Doch jedes Mal, wenn sich unsere Lippen berühren wollen, wache ich auf. Es darf nicht sein. Es ist verboten. Schweißgebadet liege ich auf meinem Bett, der Mond scheint durch das Fenster und verfärbt meine Haut weiß wie deine. Wo ist das Feuer? Erloschen? Ich drehe mich wieder um und schließe die Augen, obwohl ich genau weiß, was passieren wird. „Wenn ich gehe durch Scherben, würde ich dann sterben?“ Es ist morgen und ich gehe zu dir. Kälte schlägt mir entgegen und langsam fallen Schneeflocken auf die Stadt nieder. Ob du es in deinem weißen Reich geahnt hast? Wie damals, als du mich in den Arm nahmst und sagtest: „Heute Nacht werden Schneeflocken auf die Stadt niederfallen.“ Am nächsten morgen war alles weiß. Obwohl es noch kälter ist als die letzten Tage, friere ich nicht. Ein wohlig warmes Gefühl durchströmt meinen Körper. Ist es wieder da? Dein Feuer? Unser Feuer? Ich gehe weiter, bis ich wieder bei dir bin. Doch etwas ist anders, es liegt wie ein Schatten über dir. „Spürst du den Schmerz? Er sticht mir ins Herz!“ Du liegst dort und tust nichts. Ich beuge mich zu dir hinunter, doch deine Lippen sind kalt und ich kann deinen Atem nicht mehr spüren. „Er ist tot. Sein Herz hat versagt.“ Eine Fremde Stimme dringt in mein Ohr, aber es klingt, als komme sie von weit her. Es ist erloschen. Für immer. „Siehst du diese Tränen nicht? Wie sie schimmern im hellen Licht?“ Du bist tot, hast endgültig diese Welt verlassen. Warum nur hast du mich allein gelassen? Die letzte Hoffnung hast du mir entrissen, wie soll ich ohne sie, ohne dich leben? Ohne das Feuer, das mich wärmt? „Du gabst mir diesen Hoffnungsschimmer, zu bewahren ihn in meinem Herzen, für immer.“ Ist es Glück das du empfindest, da du jetzt tot bist? Oder spürst du gar nichts mehr? Wie ist es für dich, ist es schön? Vermisst du mich? Du liegst da und tust nichts, du atmest nicht, du siehst nicht, du hörst nicht. Und ich? Warum lebe ich noch? „Du musstest über mich entscheiden, und deine Wahl fiel auf mein Leiden.“ Ich stehe vor deinem Grab und alles ist weiß, nein auf deinem weißen Grabstein ist eine rote Rose eingraviert worden, in Erinnerung an deine schönen Haare. An das Feuer. Ein Spruch steht daneben, doch ich kann ihn nicht lesen, so stark trüben meine Tränen meine Sicht Doch es soll das letzte Mal sein, dass ich hier stehe und weine. Ich halte einen goldenen Schlüssel in der Hand, ein Fremder hat ihn mir gegeben. Ich kann dich zurück in meine Arme holen, oder für immer alleine bleiben. „Befand sich je ein Mensch in meiner Lage? Wer kennt die Antwort auf diese Frage?“ Schließlich öffne ich meine Hand und lasse den Schlüssel zum Leben in den Schnee auf dein Grab fallen. Leise schreite ich hinfort, weg von dieser Welt, denn ich habe mich anders entschieden. Hier ist kein Feuer mehr, es wäre sinnlos. Wirst du mir verzeihen können? „Die Chance, ich lasse sie fallen wie Glut, dabei fehlt mir einigallein ein wenig Mut.“ Ein kühler Wind lässt mein rotes Haar auf und ab wehen. Es sieht wie loderndes Feuer aus. Doch es ist erloschen. Schon lange. Länger als deines. Wie friedlich die Stadt aussieht, überall kann ich die Lichter der Weihnacht sehen. Schön, so schön, dass selbst der Sternenhimmel verblasst. In dieser Zeit warst du immer am glücklichsten. Ist es heute noch so? Aber ohne dich hat mein Leben kein Sinn. Keine Wärme. Ich sehe ein letztes Mal vom Big Ben auf die Stadt herab und von irgendwoher ertönt ein bekanntes Lied. Doch noch nie war es mir so nah wie jetzt. „Ich mach die Augen zu und lasse mich fallen, ich hoffe jemand fängt mich auf. Ich dreh mich im Kreis mit verbundenen Augen, bis mit jemand die Richtung zeigt. Ich mach die Augen zu und lasse mich fallen, denn ich weiß du fängst mich auf. Ich dreh mich im Kreis mit verbundenen Auge, bis du mir die Richtung zeigst.“ Sag mir, kannst du es hören? Warte auf mich, denn gleich bin ich bei dir. Langsam wage ich den letzten Schritt in Richtung Glück. Weiße Flügel wachsen aus meinem Rücken heraus, die nur Menschen meines Herzens sehen können. Fühlt sich so fliegen an? Der Wind spielt mit meinem Haar, während ich zur Erde falle. Ein letztes Mal höre ich die Stimme meines besten Freundes, der meines Todes Zeuge wird. „Warum nur hast du es wahr gemacht?“ Seine Worte hallen in meinem Kopf wider. Doch meine Antwort wird ihm ewig verwehrt bleiben. „Meines Glückes Schmied ist mein Tod und mein Blut ist vor Liebe so rot.“ Weißt du, was das schöne am Tod ist? Niemand wird uns noch umbringen können. Unsere Liebe wird nicht mehr verfolgt. Wie auf der Erde. Sie fanden es falsch. Nur weil du mein Bruder bist. Mein Zwilling. Mein Leben. Mehr als mein Leben. Mein Feuer. Aber jetzt können wir zusammen sein. Nicht bis der Tod uns scheidet wird unsere Liebe dauern. Wenn er uns zusammenbringt, fängt sie erst an. „Blutschande genannt, der Liebe ein Gewand.“ Endlich bin ich bei dir. Es ist schön hier, doch du bist immer noch der Schönste. Ich kann von hier aus die Welt betrachten. Und mein Grab, nein es ist unser Grab. Denn jetzt stehen zwei Namen auf dem Stein. Siehst du die Rose, die die rote umarmt? Sie ist weiß, weiß wie meine, den verbitterten Herzen, verwehrte Flügel, die ich am Anfang meines Endes ausgebreitet habe. Wie lange habe ich darauf gewartet, dass du wieder in meiner Umarmung liegst, wie unsere Rosen. Deine Haut ist so wie früher und deine Augen glänzen schöner als die hellsten Sterne am Firmament. Es brennt wieder. „Das du mein Gott bist, ich hoffe das du’s nie vergisst.“ Du liegst ruhig auf deinem Wolkenbett und ich bewache deinen himmlischen Schlaf. Träumst du von mir? Träumst du vom Feuer? Wie es brennt? Heller als je zuvor? Ohne die Enge des Verbotenem. Bekannte Fragen schwirren mir durch den Kopf und ich habe nach so langer Zeit ihre Antworten gefunden. Warum öffnest du die Augen nicht? Weil du von mir träumst! Warum hörst du nicht? Weil du weißt, was ich sagen will! Warum sagst du nichts? Weil ich dich auch so verstehen kann! Warum lächelst du nicht? Weil der Wind mir verrät, dass du glücklich bist! Warum tust du nichts? Weil du lieber in meinen Armen liegst! Warum kämpfst du nicht? Weil du es hier nicht zu tun brauchst! Warum hör ich dein Herz nur noch ganz leise? Weil du die herrlich Ruhe nicht stören willst! Siehst du unsere Freunde? Erkennst du wie sie um uns trauern? Aber das sollen sie doch nicht, wir sind doch glücklich hier! Verstehen sie es nicht? Nein warte, sie schauen zu uns hoch, ob sie uns sehen können? Schau, sie lachen! Ihre Herzen haben ihnen es gesagt. Lass uns nicht mehr länger hier bleiben, lass uns wegfliegen. Lass uns einen Ort finden, den niemand je bewachte. Dort soll unser Glück erblühen, so stark wie es einst verwelkte. Du gibst mir deine Hand und wir fliegen fort, für immer? Nein, vielleicht werden wir eines Tages mit mehr Glück im Herzen wiedergeboren. „Das Licht des Lebens wird ewig vergehen, doch die Flamme der Liebe wird immer bestehen.“ Ich hoffe es hat euch gefallen, ich bedanke mich fürs Lesen und würde mich über einen Kommi freuen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)